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Angeama - Es war einmal

von
Koautor:  -Alice-

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Aschenputtel - Wie der Schuh verloren ging und was Saiyajins daraus lernen

Son Goku rannte panisch mit gerafften Röcken aus dem Ballsaal. Sein Rücken schmerzte höllisch von den Wunden auf die Vegeta unwissentlich gedrückt hatte und in seinem Kopf drehte sich ein Karussell, welches einfach nicht anhalten wollte. Hatte Vegeta wirklich versucht ihn zu KÜSSEN?! Hatte er tatsächlich Worte wie VERLIEBT benutzt?!

Schlitternd und in den hohen Schuhen, kaum die Balance haltend, stürzte Goku um die nächste Ecke. Ihm war egal wohin, ihm war egal wer ihn sah oder ob es dem Märchen entsprach, Hauptsache weg von diesen Leuten, weg vom diesem Ball und auch weg von Vegeta. Der hatte doch nen Dachschaden! Nur weil er der Prinz war, konnte er sich nicht alles erlauben! Und ihn küssen schon mal gleich gar nicht!

Vor Goku erschienen mehrere hohe, geöffnete Glastüren, welche auf eine Terrasse hinausführten, durch die er schnell hindurch huschte. Die frische Luft tat seinen Gedanken gut, als er einen tiefen Atemzug nahm. Das Korsett stach sofort schmerzhaft in seine Hüften und Rippen und Son Goku fluchte lästerlich. Das war aber auch ein bescheuertes Teil! Aber davon hatte Vegeta natürlich keine Ahnung … was er in diesem Moment erlitt, erlitten hatte … er war ja der PRINZ. DER PRINZ! Und als solcher musste natürlich alles mal wieder genau so ablaufen, wie er sich das vorstellte. 'Aschenputtel' war in diesem Moment nach schreien zumute. Vegetas Vorstellung vom Ausgang dieses Märchens war ja das Letzte! Absolut das Letzte! Wie konnte er sich einbilden, zu wissen was er zu tun hatte, was er ihm zu sagen hatte und wie … wie … wie … ungewollter weise dachte er in diesem Moment an die Augenblicke, in denen sie sich in die Augen gesehen hatten. Ihm war plötzlich heiß und kalt gleichermaßen geworden und das Herz war ihm in die Hose gerutscht. Aber gleichzeitig war er auch wütend geworden, dass der andere das einfach beschlossen und nicht mal seine Antwort abgewartet hatte. Zusammen mit dem Schmerz in seinem Rücken, der Tatsache, dass er langsam begriff, wie sehr sie in die Rollen rutschten, die sie spielten und dass sie wohl auch einige der Charakterzüge und Ansichten derer übernahmen, war ihm das alles zu viel geworden.

Mit diesen Gedanken beschäftigt schaute er sich auf der Terrasse um.

Duftende Blumen standen in großen Kübeln an einem steinernen Geländer und eine breite Treppe führte in den mit Fackeln erhellten Garten. Alles hätte traumhaft sein können, wenn nicht hinter ihm eine erboste Stimme erklungen wäre.
 

„Kakarott! KAKAROTT! Wo zur Hölle steckst du?! Schieb deinen Arsch sofort wieder her, dass wir dieses scheiß Märchen endlich verlassen können!“

Zornig schnaubend wandte sich Goku der Treppe zu. Das könnte ihm so passen! Ihn selbst hier ständig rumkommandieren wollen! Wer war denn hier die Hauptperson? Vegeta oder er? Dann konnte er ja wohl auch entscheiden, wann und wie er das Märchen und somit das Kapitel zu Ende bringen würde. Und überhaupt … was bildetet sich Vegeta eigentlich ein? Als ob der Ältere auch nur die geringste Ahnung von Märchen haben würde! Der konnte ihm viel erzählen! Es konnte ja auch gut sein, dass es nach diesem Ball und Entscheidungszeug noch weiter ging und 'Aschenputtel' gar nicht hier enden würde.
 

„KAKAROTT! Da bist du ja!“

Son Goku zuckte zusammen und fuhr mit raschelnden Röcken zum Prinzen herum, der wütend in der gläsernen Balkontür stand. Verflixt, er hatte zu viel Zeit mit seinen Gedanken verplempert! Schnell wollte er die Terrasse über die Treppe verlassen, da packte ihn Vegeta am Arm und hielt ihn fest, drehte ihn zu sich um.

„Du bleibst hier!“

„Ich denk ja nicht dran!“ Die beiden Saiyajins funkelten sich an.

„Kakarott, wir kommen hier nie raus, wenn du nicht mitspielst.“, versuchte es Vegeta zähneknirschend noch ein aller letztes Mal mit Ruhe und Vernunft, soweit ihm das überhaupt noch möglich war.

„Das weißt du doch gar nicht!“, beschwerte sich Goku.

„Und wie ich das weiß!“

„Ach ja? Woher denn?

„Weil es die einzig logische Erklärung ist!“

„Seit wann bist du denn hier der Märchenexperte von uns?!“

„Und seit wann zickst du rum wie ne Frau?!“

Der Größere richtete sich kerzengerade auf und drückte seine Brust durch. Mit vor Inbrunst überzeugter Stimme sah er auf Vegeta herab und antwortete: „Seit ich eine Frau bin!“

Viel hätte in diesem Moment nicht gefehlt und Vegeta hätte ihn vor Schock losgelassen. War Kakarott nun endgültig verblödet? Er war ja schon früher nicht der Hellste gewesen, aber das schlug dem Fass echt den Boden aus. Sich nicht weiter mit diesem … zickigen Weibsbild abgebend, drehte er sich zur Tür um und zerrte ihn am Arm mit.

„Du kommst jetzt mit zurück, gibst mir diesen scheiß Kuss und wir können hier endlich raus! Was zur Hölle ist daran so schwer zu verstehen?!“

„Verdammt, lass mich los! DU TUST MIR WEH!!“

Irritiert über die schmerzverzerrte Stimmlage Kakarotts, lockerte Vegeta instinktiv seinen Griff, wobei sich Goku sofort losriss und umdrehte. Ehe es sich der Prinz versah, war Goku schon auf der Treppe und aus seinem Sichtfeld verschwunden. Er hechtete ans Geländer und sah nach unten.

„KAKAROTT! Bleib…bleib sofort stehen!“

„Den Teufel werd ich!“, brüllte jener zurück und raffte die Röcke noch etwas höher. Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte Goku die Treppe runter … und knackste prompt um. Fluchend und zeternd auf dem gesunden Bein hüpfend zog er sich diese beschissenen, hohen Schuhe aus. Wie konnten Frauen damit überhaupt laufen?

„KAKAROTT! Du kommst jetzt sofort hier her! Ich befehle es dir!“

„Du kannst mir gar nichts befehlen!“

„Und wie ich das kann! Ich bin dein Prinz und du hast mir zu gehor...“ Reflexartig duckte sich Vegeta, als er etwas auf sich zufliegen sah. Hinter ihm klirrte eine Scheibe, doch das kümmerte ihn nicht. Blinzelnd und perplex sah er wieder zurück zu Kakarott, der die Stufen weiter hinunter humpelte und in Ermangelung einer Ki-Attacke einfach den Schuh nach Vegeta geworfen hatte.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“, schrie Vegeta ihm noch hinterher, doch Goku reagierte nicht auf ihn und verschwand im Garten.
 

Den Impuls dem Größeren noch weiter hinterher zu laufen unterdrückte Vegeta. Das geziemte sich für seinen Stand einfach nicht! Außerdem würde Kakarott sowieso zurückkommen. Er würde schon einsehen, dass er recht hatte. Den er HATTE recht! Also blieb er an dem steinernen Geländer stehen und hatte das Bedürfnis jenes, mit seinen bloßen Händen, auseinander zu nehmen und sich dabei vorzustellen es wäre Kakarotts Hals. Erst die ruhige und besonnene Stimme des Königs, der unbemerkt neben ihn getreten war, riss Vegeta aus seinen mordlüsternen Gedanken.

„Mein Sohn.“ Er zuckte zusammen, fuhr herum, wollte die betreffende Person anschreien und schluckte alles hinunter als er sah, dass es der König, sein Märchenvater, war.

„Majestät.“, brachte er gepresst hervor.

„Nicht so förmlich mein Sohn.“, winkte der König lächelnd ab und sah hinab in den Garten. „Sie ist dir davongelaufen?“

Sollte er ihm darauf antworten? Er wollte es nicht…aber es wäre definitiv besser. „Ja.“, knurrte er deswegen schließlich.

„Warst du ungehobelt zu ihr?“

„Was? Ich?! Ungehobelt?! Wenn hier jemand ungehobelt war dann er…sie. Ach verdammt!“ Vegeta warf die Arme in die Luft und marschierte einmal am Geländer entlang und wieder zurück. Warum er plötzlich das Bedürfnis hatte dem König, alles mitzuteilen, wusste er nicht. Aber die Worte begannen einfach so aus ihm heraus zu sprudeln.

„Ich komme mit ihm…ihr einfach nicht klar! Ständig bringt er, sie, SIE mich auf die Palme. Wir halten es keine zehn Herzschläge in einem Raum aus, ohne dass wir uns streiten und ständig stellt sie mich und meine Autorität in Frage und hinterfragt einfach ALLES was ich tue. Und auf mich hören, oder mir mal zuhören...ohhhhh nein, davon sind wir Jahrzehnte entfernt!“

Der König sah seinem Sohn zu, wie dieser hin und her lief und sich über das Mädchen aufregte, für das er sich offensichtlich entschieden hatte. Ihm war während des Balles durchaus aufgefallen was für eine … außergewöhnliche Person diese Frau war. Sie schien ihrem Sohn nichts durchgehen zu lassen und stellte sich ihm entschlossen entgegen. Wenn die beiden eine gemeinsame Vertrauensbasis finden würden, dann konnte er sich sehr gut vorstellen, dass sie eine wundervolle Königin für seinen Sohn abgeben würde. Und erst die Enkelkinder … der alte König lächelte bei dieser Vorstellung.

„Mein Sohn“, sagte er schließlich. „Es mag zwar nicht immer den Anschein haben, aber auch deine Mutter war hin und wieder ein wahres Temperamentsbündel, wenn sie mit etwas nicht einverstanden war. Vor dem Volk und allen Würdenträgern hat sie meine Entscheidungen stets unterstützt, doch hinter verschlossener Tür musste auch ich so manchem Gegenstand ausweichen.“ Mit diesen Worten stellte er den Schuh vor Vegeta auf das Geländer. „Frage dich doch einmal was dir lieber wäre. Eine starke und gleichwertige Königin, die deine Entscheidungen hinterfragt, dir aber bedingungslos den Rücken stärkt, oder eine schwächliche Königin, welche still und schweigsam neben dir auf dem Thron sitzt und dir keinerlei Herausforderung bietet.“

Mit einem liebevollen Lächeln legte der König die Hand auf Vegetas Schulter, drückte sie kurz ermutigend und ließ seinen Sohn mit den gestellten Fragen alleine.

Vegeta ballte die Hände und starrte den Schuh an, als wäre alles seine Schuld.
 

Son Goku humpelte blindlings durch den Garten und etwas, was er niemals für möglich gehalten hatte, passierte. Er wischte sich Tränen von den Wangen. TRÄNEN! Er HEULTE weil ihn Vegeta derart aufregte … und er verstand einfach nicht, warum das nicht aufhörte und warum es überhaupt angefangen hatte. Konnte es vielleicht sein, dass das auch etwas damit zu tun hatte, dass er eine Frau war? Hatte er nicht nur das Aussehen und die Stärke … oder wohl eher die Schwäche … der Person abbekommen, in die er sich verwandelt hatte, die er spielen musste, sondern auch Teile ihres Charakters … und ihrer Gefühle? Das wäre zumindest eine Erklärung, woher dieses absolut unnatürliche Verlangen kam die ganze Zeit zu heulen.

Schniefend wischte er sich über die Augen. Vegeta dieses Arschloch! Vielleicht hätte es auch einfach gereicht sich nur vor den König zu stellen und zu verkünden, dass er ihn heiraten wollte. Warum musste Vegeta immer gleich alles überspitzen? Warum konnte der Ältere nicht einfach einen Mittelweg finden? Warum gab es bei ihm immer nur ganz oder gar nicht? Verflucht, ihm rauchte schon der Kopf von diesen ganzen Gedanken und er wusste auch gar nicht mehr wo er war. Verwirrt richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und sah sich um. Er war abseits der beleuchteten Wege und nur noch spärlich konnte er die Umrisse von Büschen und anderen Pflanzen ausmachen. War das dort vorne eine Bank? Langsam humpelte er auf den Schatten zu und seufzte erleichtert auf, als sich der Schemen wirklich als Sitzgelegenheit entpuppte, auf die er sich mit raschelnden Röcken niederließ. Er musste sich beruhigen. Irgendwie musste er sich beruhigen und dafür sorgen, dass diese Tränen endlich aufhörten über seine Wangen zu laufen.

Ein stechender Schmerz schoss sein Kreuz hinauf, als er sich setzte. Das Gerenne hatte eindeutig nicht dafür gesorgt, dass es seinen Wunden besser ging und der Schmerz erinnerte ihn an das, was überhaupt erst zu ihm geführt hatte. Er begann erneut am ganzen Körper zu zittern. Verflucht nochmal war das lästig!
 

Eine ganze Weile saß er so im Schatten des Gartens, sah über die Hecken und Büsche, die beleuchteten Fenster des Schlosses und hörte ganz leise die Musik, welche im Saal gespielt wurde. Auch die entfernten Fackeln, welche einen Großteil des Gartens erhellten, konnte er erkennen und die Leute, welche ihn in ihrem Schein gemeinsam durchschritten. Es wäre echt schön gewesen, jetzt nicht alleine zu sein und er ertappte sich bei dem Gedanken, dass er sich wirklich darüber freuen würde, wenn Vegeta ihm nachgelaufen wäre. Doch das würde der Ältere garantiert nicht tun … niemals.

Plötzlich raschelte der Kies in seiner Nähe und Son Goku hörte eindeutig Schritte, sein Herz schlug schneller. „Vegeta?“, fragte er die Schwärze zwischen den Büschen hoffnungsvoll.
 

Vegeta wanderte mit einer Fackel in der Hand durch den Garten und suchte Kakarott. Es war unglaublich … aber er lief diesem Idioten tatsächlich hinterher! Die Worte des Königs hatten ihn nachdenklich werden lassen und ob es nun zu dieser Geschichte gehörte oder nicht, er hatte sich wirklich Gedanken über seine Beziehung zu Kakarott gemacht. Was an sich eigentlich schon lachhaft war! Die Beziehung zu Kakarott war ihm immer schon egal gewesen und er hatte sich einen Dreck um sie geschert. Doch des Königs Worte hatten ihn plötzlich einige Punkte in einem anderen Licht sehen lassen. Ohne dass er dieses Bild bewusst heraufbeschworen hatte, war Kakarott vor ihm aufgetaucht, als er das erste Mal auf ihn getroffen war. Jung, arrogant, selbstsicher. Was wäre aus ihnen geworden, wenn Kakarott sich ihm ergeben und ihm die Treue gehalten hätte? Wenn er mit ihm und Nappa zurück zu Freezer gegangen wäre? Wie würde sein Leben dann heute aussehen? Wäre er auch ein Super Saiyajin? Hätte er auch diese Kräfte? Wäre er frei? Wäre Freezer tot? Oder müsste er ihm immer noch dienen?

Fluchend hatte er sich den Schuh und eine Fackel gegriffen und war in den Garten gestiefelt um nach dem Jüngeren zu suchen. Einen starken und gleichwertigen Partner, der einem bedingungslos den Rücken stärkte und einen herausforderte. Der König hatte mit diesen Worten so zielgenau ins Schwarze getroffen, was ihre Beziehung anging, dass es Vegeta für einen Moment kalt den Rücken hinab gelaufen war. So sehr es ihn nervte, dass Kakarott ihn besiegt hatte, dass er ihm immer einen Schritt voraus war … ohne diese Pestbazille, wäre er heute nicht an dem Punkt, an dem er war. Ohne Kakarott, wäre er niemals so stark geworden ...

Vor sich hin murrend schwenkte er die Fackel in alle Richtungen. „Kakarott?“ Keine Antwort. Das war wieder typisch. Bestimmt saß der Jüngere in einer Ecke und schmollte und dieser Garten war einfach riesig! Es würde Ewigkeiten dauern, bis er ihn hier finden würde. Wenn er doch nur fliegen könnte!

„KAKAROTT!“, brüllte er erneut, doch eine Antwort blieb auch diesmal aus. Plötzlich hörte er etwas und drehte sich um. „Kakarott?“
 

„Ach nein, sieh mal einer an, wer sich hier versteckt hat, das Aschenputtel. Na, ist dir dein Prinz davongelaufen?“ Viktoria lächelte kalt und herablassend, als sie mit Katharina aus den Schatten der Büsche trat und die kleine Laterne hochhielt. Deren Licht fiel auf Son Gokus Gestalt, der bei der Stimme sichtlich zusammenzuckte und die beiden Frauen nun mit großen Augen musterte. Sein Herz hämmerte in der Brust und sein Rücken begann zu pochen. Da war es wieder, dieses lähmende Angstgefühl, welches ihn erstarren und keinen klaren Gedanken fassen ließ. Fühlte es sich wirklich so an, wenn man eine Frau war, die nicht kämpfen konnte? Die keine Kraft hatte? Was für ein beschissenes Gefühl. Obwohl seine Instinkte ihn anschrien, er solle sofort aufspringen und davonlaufen, konnte er sich einfach nicht bewegen. Viktoria und Katharina umkreisten die Bank auf der er saß und stellten sich dicht vor ihn, ihm damit endgültig seine Fluchtmöglichkeit abschneidend.

„Das war es für dich Aschenputtel. Was kümmert es uns, dass Mutter dich verkauft hat. Wenigstens wird sie dich diesmal nicht retten kommen.“, drohte Viktoria erhobenen Hauptes. Ihr herablassendes Lächeln war verschwunden und hatte purer Bosheit Platz gemacht. Gokus Augen huschten panisch zu Katharina, die ihr Gesicht jedoch abgewandt hatte. Sie schien sich unwohl in ihrer Haut zu fühlen. Schnell sah ‚Aschenputtel‘ wieder zu ihrer blonden Stiefschwester als er eine Bewegung in seinem Augenwinkel wahrnahm, doch der schallenden Ohrfeige konnte er nicht mehr ausweichen und sein Gesicht wurde zur Seite geschleudert. Wie war es nur möglich, dass diese an sich zierliche Person so viel Kraft hatte?

„Sobald wir zuhause sind, wirst du den Keller nie wieder verlassen, darauf kannst du Gift nehmen, du wertlose, dumme Gans. Zumindest wirst du ihn nicht mehr…lebend verlassen.“

Gokus Augen weiteten sich entsetzt, sein Herz pochte ihm bis zum Hals, seine Hände zitterten und seine Beine fühlten sich nur noch wie Pudding an. Als er gleich darauf grob an seinem Oberarm gepackt und nach oben gezerrt wurde, wusste er, wenn er sich nicht bald in den Griff bekam, wäre es das gewesen. Aus. Vorbei. Er würde hier sterben. Und woran dachte er die ganze Zeit? Wo … wo war Vegeta nur? Wo war der Prinz, der ihn … der ihn doch, laut Rebekka, aus dieser Hölle befreien und ihm ein wundervolles Leben bereiten sollte?
 

„Mach schon, Katharina! Worauf wartest du denn?!“, fauchte Viktoria ihrer Schwester zu, die nun auch endlich aufsah und Son Goku am anderen Arm packte.

„Was…wollt ihr von mir?“, fand er endlich seine Stimme wieder und versuchte sich mit seinen Beinen gegen den weißen Kies zu stemmen, doch er fand keinen Halt, sein nackter Fuß tat höllisch weh vom Umknicken und die beiden Frauen rissen und zerrten so an ihm, dass er stolpernd mit ihnen gezogen wurde. Er konnte sich einfach nicht losreißen. Wieso konnte er sich denn nicht aus diesen klammernden Griffen losreißen?! Es tat so höllisch weh … sein Rücken … sein Gesicht … die Nägel, die sich in seine Oberarme bohrten. Sein Herz, dass so schnell und panisch in seiner Brust schlug, dass er das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen.

Viktoria zerrte ihn unnachgiebig und schweigend weiter, bis die Büsche weniger wurden und sie durch ein kleines, schmiedeeisernes Tor gingen, welches den Garten von einem kleinen Vorplatz trennte. Dort wartete bereits ihre Kutsche auf sie und mit ihr Hans. Der Anblick des tumben, großen Mannes, schüchterte Goku auf eine Art ein, die er nicht in Worte fassen konnte. Panik, kopflose, blanke Panik ermächtigte sich seiner erneut. Sein Blick verschwamm, Tränen rannen seine Wange hinab. Warum hatte Vegeta ihn einfach gehen lassen? Warum war er bloß vor ihm davongelaufen? Warum … warum rettete er ihn denn nicht?

„Bi…bitte…nicht.“, flehte er mit zittriger Stimme als Hans vor ihn trat, er von den beiden Frauen losgelassen wurde und nur noch sah wie der blonde Knecht mit seiner Hand zu einem Schlag ausholte.
 

Ein Hofdiener stürzte aus den Büschen zu Vegetas Füßen und versuchte seinen verhedderten Fuß frei zu bekommen. Hoffentlich hatte er ihn sich nicht verletzt, denn er hatte es furchtbar eilig. Einer der Wachen in den Gängen hatte ihm gesagt, dass der Prinz zuletzt gesehen worden war, wie er mit einer Fackel in den Garten ging. Also hatte der Knecht sich so schnell er konnte auf den Weg gemacht, dieses helle Licht, indem sonst dunklen Garten zu suchen. Er musste dem Prinzen unbedingt sagen, dass er gesehen hatte, wie zwei Frauen und ein Mann, das wunderschöne Mädchen, mit welchem er den Prinzen hatte tanzen sehen, zu einer Kutsche geschleift und geschlagen hatten. Irgendetwas konnte da nicht mit rechten Dingen zu gehen und der Prinz musste das erfahren!

Als er nun auf dem Boden lag, weil er an diesem blöden Busch hängengeblieben war, durch den er sich gezwängt hatte, erkannte er vor seinem Gesicht vornehme, schwarze Lackschuhe. Hektisch richtete er sich auf und blickte in die fragenden Augen seines Prinzen.

„Eure…eure Majestät! Sie…sie schleppen sie weg!“

Vegeta zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. „Wie bitte?“

„Das…das Mädchen…in dem silbernen Kleid!“

Mädchen? Silbernes Kleid? Wegschleppen? Vegetas Augen weiteten sich. Das konnte doch nur Kakarott sein! Er packte den Hofdiener am Kragen und zog ihn auf seine Beine. „Was sagst du da? Sie schleppen Kakarott weg? Wer? Wohin?!“

„Zwei…zwei Frauen schleppten sie zu einer Kutsche und…und da war ein Mann, eure Majestät.“ Er zitterte leicht unter Vegetas festem Griff. Noch nie hatte der Knecht jemals das Wort an den Prinzen richten dürfen.

„Verdammter Mist!“, fluchte Vegeta und ließ von seinem Diener ab. „Los, mitkommen!“, befahl er nur, machte auf dem Absatz kehrt und steuerte mit schnellen Schritten die Stallungen an, wurde immer schneller und lief schließlich los, den Hofdiener dicht an seinen Fersen. Wieso musste es immer … IMMER … in einer völligen Katastrophe enden, wenn er mit Kakarott zusammen war?!

Kaum war er bei den Stallungen angekommen, schwang er sich auf ein Pferd, welches gerade für die allabendliche Patrouille gesattelt worden war und schlug mit seinen Hacken in dessen Seiten. Etwas in ihm war nervös. So nervös als würde es hier um Leben und Tod gehen. Als hinge alles an ihm, am Prinzen, der seine … Braut retten musste.

„Eure…EURE MAJESTÄT!“, rief ihm der Diener nach, doch Vegeta galoppierte bereits los. Gleichzeitig verfluchte er alles und jeden und insbesondere die Tatsache, dass er in diesem beschissenen Märchen kein Ki wahrnehmen konnte. Das Hufgetrappel der anderen Patrouillenpferde mit ihren Reitern, die ihm folgten, nahm er gar nicht wahr, denn Kakarotts Worte hallten permanent durch seinen Kopf, während er einfach blindlings in die Nacht ritt.

‚So wie du mich nicht hast hängen lassen?!‘ Vegetas Blick wurde finster. Diesmal nicht. Diesmal würde er sich das nicht von dem Jüngeren vorwerfen lassen! Er war ein genauso starker und gleichwertiger Partner in dieser verkorksten … was auch immer das zwischen ihnen auch war!
 

Son Goku saß zusammengekauert auf dem Boden der Kutsche, zu Füßen von Viktoria und Katharina. Hans hatte ihn fast bewusstlos geschlagen und in die Kutsche geschleift, dies hatte er in einem benommenen Zustand noch mitbekommen. Danach waren ihm die Hände zusammengebunden worden, ein Knebel war ihm in den Mund, fast bis in den Rachen gedrückt worden, die beiden Frauen waren zu ihm eingestiegen und nachdem Hans auf dem Kutschbock saß, hatte sich das Gefährt rumpelnd in Bewegung gesetzt. Er selbst war still liegen geblieben aus Angst … ja verflucht nochmal aus ANGST, dass Viktoria sonst etwas mit ihm anstellen würde, wenn er sich auch nur rührte. Wenn er still blieb, dann gäbe es vielleicht noch einen Aufschub bis dahin, wohin sie unterwegs waren und wer weiß … vielleicht … vielleicht würde Vegeta doch noch auftauchen.

„Was meinst du Katharina? Was sollen wir mit Aschenputtel anstellen? Sollen wir ihr vielleicht das Gesicht zerschneiden? Oder die Fußsohlen verbrennen? Die Nägel und die Zähne ausreißen?“ Son Goku erbleichte bei diesen Schilderungen und presste die Augen zusammen.

„Ich weiß nicht Viktoria, findest du nicht, dass dies ein Fehler ist?“

„Was soll denn hieran ein Fehler sein?“

Katharina sah zu Son Goku hinab. „Aschenputtel zu schlagen, während sie in unseren Diensten stand ist eine Sache, aber sie vom Ball des Prinzen zu entführen, wo dieser doch so offensichtlich Gefallen an ihr gefunden hat, das ist etwas vollkommen anderes.“

Viktoria lächelte dies mit einer hochmütigen Bewegung ab. „Sei nicht so ängstlich Katharina. Der Prinz wird sie ganz schnell vergessen, wenn sie nicht mehr zurückkommt und sich eine Neue aussuchen. Da bin ich mir ganz sicher. Was soll denn an der da“, und Goku bekam einen Tritt in die Seite. „So besonders sein, dass sie aus der Masse an Heiratskandidatinnen heraussticht.“

„Aber haben wir damit nicht auch unsere Chancen vertan Königin zu werden? Und was wird Mutter sagen, wenn sie erfährt, dass wir einfach die Kutsche genommen haben?“

„Du machst dir viel zu viele Gedanken!“

„Aber...“

„Nichts aber!“, fauchte Viktoria und sah ihre Schwester streng an. „Dafür ist es jetzt zu spät.“

Die beiden Schwestern verfielen in Schweigen und es dauerte lange bis Katharina dieses wieder brach. „Hörst du das?“

„Nein. Was denn?“, wollte Viktoria wissen.

„Ich höre Rufe … Pferde.“

„Das bildest du dir nur ein.“

Doch Katharina mahnte ihre Schwester still zu sein. „Nein, hör doch.“ Mit einem besorgten Blick öffnete sie einen der Vorhänge und die Geräusche wurden lauter. Man konnte deutlich die Stimmen von mehreren Männern hören, die ihre Pferde anspornten.

„Verflucht nochmal!“, schimpfte nun auch Viktoria, öffnete den Vorhang auf ihrer Seite und schob den Kopf hinaus. Tatsächlich, hinter ihnen kam eine ganze Gruppe von Männern auf Pferden heran geritten. Aber nicht nur irgendwelche Männer. Das, was sie im Licht des Mondes erkennen konnte, war eindeutig die Uniform der Palastgarde und weit voran, fast nur noch eine Pferdelänge von der Kutsche entfernt, ritt der Prinz … und er sah alles andere als freundlich aus.

Die beiden Schwestern zogen ihre Köpfe wieder in die Kutsche und während Katharina hysterisch anfing zu plappern, dass sie doch gewusst hatte, dass dies ein Fehler war und was sie nun wohl erwarten würde, fokussierte Viktoria das am Boden liegende Aschenputtel. Goku, der diesen Blick deutlich spürte und der instinktiv wusste, dass er sich nun nicht mehr bewusstlos stellen konnte, hob den Kopf und erwiderte den Blick. Dabei konnte er jedoch ein Zittern seines Körpers nicht verbergen.

„Was machen wir denn jetzt? Was machen wir denn jetzt?“, zeterte Katharina und rüttelte an Viktorias Arm. Diese jedoch beugte sich in aller Seelenruhe nach unten, betätigte ein Geheimfach unter den Sitzen und zog einen langen Dolch heraus. Nicht nur Gokus Augen weiteten sich erschrocken, auch Katharina sah ihre Schwester geschockt an. „W...was hast du denn vor? Viktoria!“

„Wenn ich den Prinzen nicht haben kann, dann sorge ich wenigstens dafür, dass sie ihn auch nicht bekommt!“

„Bist du verrückt?! Wenn du sie umbringst, wird uns das der Prinz niemals verzeihen!“

„Das wird er auch so schon nicht!“

„Aber...aber...aber...“, stammelte Katharina und brachte kein vernünftiges Wort mehr heraus, während sich ihre Schwester auf den Boden der Kutsche zu Goku niederließ und den Dolch hob. Die Pferde hörte man immer näherkommen.

„Stirb Aschenputtel!“, schrie sie und der Dolch schoss auf den gefesselten Goku nieder, der sich geistesgegenwärtig auf dem Boden zur Seite warf und mit dem Rücken an die Tür stieß. Er schnaufte heftig, versuchte Luft zu bekommen, suchte mit seinen Augen die Kutsche ab, suchte nach einem Ausweg, den es einfach nicht zu geben schien. Viktoria beugte sich wieder über ihn, den Dolch in der Hand erhoben, der Blick vor Wut völlig zerfressen, die scharfe Klinge sauste herab, ein Ruck ging durch die Kutsche und … der Dolch verfehlte um Haaresbreite Gokus Hals, ritzte nur die Haut ein Stück auf und Viktoria, durch den abrupten Halt des Gefährts aus dem Gleichgewicht gebracht, landete auf ihm. Dann wurde die Tür in seinem Rücken geöffnet und zusammen verloren sie ihren Halt.

Goku fiel aus der Kutsche, landete unglücklich auf seinem Rücken, schrie auf, doch der Schrei erstarb gleich wieder als nun auch noch Viktoria auf ihm landete und er nur noch Sterne sah. Der zusätzliche Druck auf seinen Wunden hätten ihn fast das Bewusstsein verlieren lassen. Doch der Körper auf ihm wurde sogleich von ihm gerissen und er hörte nur noch Viktorias Stimme, die schmerzverzerrt aufschrie. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er ein Bein über sich, dass auf der untersten Stufe der Kutsche stand, dessen zugehöriger Oberkörper im Inneren verschwunden war. Unter flehendem, angsterfülltem Gebettel wurde Katharina aus der Kutsche gezerrt und über seinen Körper hinweg auf den Boden geworfen. Neben ihre Schwester, die immer noch den Dolch in ihren zitternden Händen hielt. Als Gokus Blick die Beine des Mannes nach oben wanderte, der nun zwischen ihm und den beiden Frauen stand, erkannte er endlich, dass es sich dabei um Vegeta handelte. Ein Lächeln huschte über seine Lippen als er erleichtert die Augen schloss. Vegeta war hier. Er … hatte ihn gerettet. Er war endlich … in Sicherheit.
 

Während nun endlich auch die Palastwachen zu ihnen aufschlossen und sich rund um Vegeta, die Kutsche und den beiden Frauen versammelte, fiel dem Prinzen der Dolch ins Auge. Sein ohnehin wütendes Gesicht wurde noch finsterer. Mit einem schnellen Schritt war er bei Viktoria, packte ihr Handgelenk, zerrte sie nach oben und riss ihr den Dolch aus der Hand und warf ihn im hohen Bogen in die Finsternis. Danach stieß er sie von sich, sodass sie wieder auf ihrem Hintern neben ihrer Schwester landete.

„Das…DAS IST ALLES DEINE SCHULD!“, brüllte Katharina plötzlich los und schubste ihre Schwester.

„MEINE Schuld?!“ Viktoria stieß mit ihrer Hand gegen Katharina, die zur Seite fiel, sich gleich wieder aufrichtete und erneut ihrer Schwester einen Stoß verpasste. „JA DEINE SCHULD!“

„DU…! DU DUSELIGE KUH! Wegen dir lebt Aschenputtel noch!“

„WAS?! Du warst doch zu blöd, um sie abzustechen!“

„Ich hör ja wohl nicht richtig! DU…DU BLÖDE ZIEGE!“

„SELBER ZIEGE, DU DOOFE NUSS!!“

Eine Ader pulsierte gefährlich auf Vegetas Stirn, während sich die beiden Schwestern vor seinen Füßen tatsächlich einfach zu zanken und schubsen begannen, wie kleine verzogene Gören. Moment ... wie war das? Abstechen? Der Dolch, den er der blonden Furie vorhin aus der Hand gerissen hatte … bedeutete das etwa, dass … dass … dass er nur um Haaresbreite verhindert hatte, dass diese Verrückten Kakarott … SEINEN Erzrivalen … seine BRAUT … abgestochen hätten, wenn er sie nicht rechtzeitig eingeholt hätte?! Es irritierte ihn sichtlich, dass diese Geschichte so … brutal von statten ging. Seit wann waren Kindergeschichten, Märchen … seit wann war so etwas auf der Erde brutal?

Das Gekeife vor ihm nahm einen neuen Höhepunkt an und ihm reichte es endgültig. „HALTET DIE KLAPPE!“ Es wurde schlagartig still, während zwei Palastwächter Hans vom Kutschbock zogen und ihn festhielten.
 

Viktoria und Katharina saßen mit Dreck besudelt auf der Erde und starrten mit großen Augen zu ihrem Prinzen hoch, der sie ansah, als würde er sie am liebsten auf der Stelle zerreißen. Die Palastwächter hatten einen Kreis um sie gebildet und es gab keine Chance zur Flucht. Son Goku richtete sich mühsam auf seine Knie auf um dem Geschehen zu folgen. Er musste ihm einfach folgen, er musste es wissen, musste sich sicher sein, dass es endgültig vorbei sein würde mit diesem Horror.

„B...bitte...mein Prinz“, stotterte Katharina und verneigte sich im Knien, drückte ihre Stirn auf den Boden. Ihr ganzer Körper zitterte und die zerzausten Haare fielen ihr über den Rücken. „I...ich wollte Aschenputtel nie etwas Böses tun. Es war alles Viktorias Idee! Sie hat Schuld!“

„WAS?!“, kreischte Viktoria auf, packte ihre Schwester an den Haaren, zerrte ihren Kopf nach oben und schlug ihn wieder auf die Erde. „Du behauptest, dass dies ALLES meine Schuld ist?! Wer hat sich denn vorgedrängelt um mit dem Prinzen zu tanzen?! Wer war denn so zögerlich, als es darum ging endlich zu handeln?! Wer musste denn immer zum Stock greifen, um die Bediensteten zu erziehen? ICH! Ich hab mir die Hände schmutzig gemacht! Ich habe immer ALLES gemacht, damit DU ein schönes Leben hattest!“

Katharina wimmerte unter dem Griff ihrer Schwester und Vegeta massierte sich die Stirn. „Fein, dann wäre die Frage nach der Schuldigen auch schon geklärt.“ Die beiden Schwestern verstummten.

Viktoria blinzelte, sah zum Prinzen hoch und ihr wurde erst in diesem Moment klar, dass sie soeben alles zugegeben hatte. Wut und Zorn, aber auch Tränen traten ihr in die Augen und sie setzte dazu an, nach den Stiefeln des Prinzen zu greifen, um ihn bettelnd darum zu bitten Gnade walten zu lassen, doch der Prinz machte einen Schritt zurück, entzog sich ihr und nickte seiner Garde zu.

„Schafft sie weg! Werft dieses Gesindel in den Kerker! Und lasst sie verdammt nochmal irgendwelche niederen Arbeiten verrichten! Schweine hüten oder was auch immer, was ihrem verabscheuungswürdigen Charakter entspricht. Und … sorgt dafür, dass sie sich eine Zelle teilen.“

Der Oberst der Palastwächter nickte, verneigte sich vor dem Prinzen und wies seine Soldaten an, Viktoria, Katharina und Hans wegzuschaffen. Kaum hatte Vegeta zu Ende gesprochen ging das Gezanke der beiden Schwestern schon wieder los, in welchem nun Katharina Viktoria ob ihrer Dummheit alles zu gestehen beschimpfte. Die Gardisten hatten alle Hände voll zu tun, die beiden aufeinander Losgehenden zu trennen. Die zeterten wie die Rohrspatzen, beschuldigten sich weiterhin gegenseitig, traten, schlugen und spuckten nacheinander, als wären sie die ältesten Waschweiber der Welt und nicht wohlerzogene Damen aus gutem Hause. Selbst als man sie auf die Pferde verfrachtete und sie davonritten, sie schon lange nicht mehr zu sehen waren, klangen ihre sich überschlagenden Stimmen noch durch die Dunkelheit.
 

Son Goku musste lächeln. Wäre die Situation zwischen ihnen eine andere gewesen, dann hätte er dies durchaus als komisch empfinden können. So aber war er einfach nur heilfroh, sie wohl nie wieder sehen zu müssen. Als Vegeta auf ihn zukam lächelte er noch mehr und streckte ihm bittend die gefesselten Hände entgegen. Stumm und immer noch mit ernstem, wütendem Gesicht löste der Prinz sie und warf sie in dieselbe Richtung, in die er auch den Dolch geworfen hatte, davon. Der Jüngere rieb sich sogleich erleichtert die Handgelenke und entfernte den Knebel aus seinem Mund.

Als er plötzlich ein weißes Stofftaschentuch vor seinem Gesicht hatte, blickte er fragend zu Vegeta auf.

„Du blutest.“, meinte dieser und mit einer eindeutigen Geste forderte er Kakarott auf das Tuch zu nehmen. Seine Stimme klang genauso ernst wie er schon die ganze Zeit dreinblickte. Etwas zögerlich nahm Goku den Stoff und hielt ihn sich an seinen blutenden Hals.

„…bist du JETZT endlich zufrieden?!“, fauchte der Prinz, noch aufgepeitscht vom Adrenalin.

Verwirrt richtete Goku seinen Blick wieder nach oben. „Was?“

Vegeta warf seine Hände in die Luft, drehte sich um, ging kopfschüttelnd auf und ab, bis er wieder vor Son Goku anhielt und noch finsterer dreinblickte als zuvor. „Die Wahnsinnige hätte dich abstechen können! ABSTECHEN! Und dann?! Dann wärst du verdammt nochmal tot, Kakarott! TOT! Und warum?! WEIL DU EINFACH NICHT AUF MICH HÖRST!“ Vegeta begann erneut mit fuchtelnden Armen vor Goku auf und ab zu laufen, der immer kleiner wurde. „Nein, der Herr muss ja IMMER seinen verfluchten DICKSCHÄDEL durchzusetzen! IMMER muss sich alles um ihn drehen!“ Er blieb wieder stehen und funkelte Kakarott an. „Nicht nur, dass du STÄNDIG alles in Frage stellen musst, was ICH dir sage, du hättest auch noch draufgehen können!! Dann hätte ich hier festgesessen!!“

„Das…das weißt du doch…gar nicht…“

„Fängst du schon wieder an?!“

Goku neigte seinen Kopf zur Seite und musterte Vegeta eine Weile, der schnaubend und mit erhobener Faust vor ihm stand. „Sag mal…kann es sein, dass du dir einfach grad…Sorgen um mich gemacht hast?“ Dabei legte er ein fast unschuldig aussehendes Lächeln auf, während dem Prinzen die Kinnlade nach unten fiel.

„Ob ich mir…? Es…es ist mir doch…VOLLKOMMEN EGAL ob du…ob du…VERDAMMT NOCHMAL!“ Vegeta verschränkte eingeschnappt seine Arme und drehte Goku den Rücken zu. Mühsam kämpfte sich der Jüngere auf seine Beine und humpelte an Vegetas Seite, legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Danke.“

„Tz.“ Vegeta riss sich unter Gokus Griff weg. „Ich hoffe dieses Thema, ich hätte dich im Stich gelassen, hat sich damit erledigt.“, grummelte der Prinz leise.

Langsam ließ der jüngere seine Hand wieder sinken. „…denke…denke schon.“

Da war sie wieder. Diese Schwäche in Kakarotts Stimme, die Vegeta deutlich heraushören konnte. Widerwillig, aber einfach nicht anders könnend, wandte er sich dem Jüngeren zu. „Was…“ Vegeta biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich wollte er es doch gar nicht wissen. Eigentlich war es ihm doch vollkommen egal … und trotzdem. Er MUSSTE es einfach wissen. „Was ist passiert…als ich dich dort…zurückgelassen hab?“

„Naja…sie haben mich ganz schön zugerichtet. Haben mich im Keller angekettet, fast ertränkt…“ Bei diesem Wort legte Goku unwillkürlich seine Hand an seine Brust, weil ihn sofort wieder das Gefühl des Erstickens beschlich. „…und ausgepeitscht. Ich mein…ja…wir hatten schon viel schlimmere Verletzungen, schon klar, es ist nur…diese Schwäche…“ Der Jüngere blickte auf seine Hände hinab und ballte sie zu Fäusten. „…du kannst dir nicht vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn man so…hilflos ist. Ich hatte wirklich…Angst.“

„Angst?“

„Ja, Angst verdammt nochmal!“ Plötzlich wurden seine Beine zittrig und er sank auf den Boden nieder, starrte blicklos vor sich auf die Erde. „Ich weiß nicht warum oder wieso...woher...vielleicht liegt es an meiner Figur, vielleicht liegt es an Aschenputtel, aber...da war so blanke Angst und Panik, wie ich sie noch nie empfunden habe und...ich wusste einfach, dass ich dagegen nichts tun konnte. Verflucht nochmal ich hab sogar GEHEULT!“ Scheiße noch eins war ihm das peinlich dies auch noch zuzugeben.
 

Vegeta betrachtete Gokus zusammengesackte Gestalt und überdachte dessen Worte. Am liebsten hätte er angefangen zu lachen, ihm dieses Geständnis unter die Nase gerieben, es mit höhnischen Worten abgetan und ihn diese Schande niemals mehr vergessen lassen. Aber der Jüngere sah wirklich … jämmerlich aus. Wie er da so zerzaust, in zerrissenen Klamotten und schniefend … Moment, SCHNIEFEND?! Vegeta blinzelte, sah nochmal hin und Goku hob in diesem Moment das Taschentuch und wischte sich wütend über die Augen, aber es half nichts. Da waren tatsächlich Tränen in seinen Augen und auf seiner Wange. TRÄNEN!

Das konnte doch einfach nicht…! Vegeta hatte Kakarott noch nie weinen sehen. Er selbst hatte schon einmal Tränen vergossen, damals auf Namek, als er so unglaublich wütend darüber gewesen war, dass es ihm nicht gelungen war sein Volk zu rächen. Aber diese Tränen waren anders. Sie liefen Kakarott einfach über die Wangen und hörten nicht mehr auf, obwohl Vegeta deutlich sehen konnte, wie wütend und frustriert Kakarott darüber war.

Der Prinz erinnerte sich ... es hatte noch einen Moment gegeben, indem er Tränen vergossen hatte und er konnte es nicht glauben, dass er das jetzt wirklich tun würde, was er dann tat. Er ließ sich mit einem Seufzen neben Kakarott auf der Erde nieder. Die Palastwächter drehten sich diskret um, starrten in die Dunkelheit und bildeten einen Schutzwall zwischen ihr, dem Prinzen und seiner Auserwählten.

„Ich fass es nicht, dass ich dir das jetzt sage...aber...ich kenne so eine...Schwäche.“, kam es stockend von Vegeta und Goku hob seinen Kopf an.

„Wirklich?“

„Ja.“

Pause.

„Woher?“

Vegeta atmete tief ein. „Freezer.“

„Oh.“

„Ja.“ Wieder trat Stille ein, in der Vegetas Augen zu Kakarott huschten, der nachdenklich das Taschentuch in seinen Händen betrachtete. Dabei fiel sein Blick auf die blutenden Schrammen, welche auf Gokus Rücken unter dem verrutschten Kleid zu sehen waren. Oh ja und wie er diese Schwäche kannte. Ohne es zu wollen hob er eine Hand und legte sie auf seine eigene Schulter.

„Vegeta?“

„Was denn?“

„Diese Schwäche...fühlt sich das an, als wäre der Körper zu Eis erstarrt? Als würde man...“ Goku suchte nach Worten.

„...als würde man keine Luft mehr bekommen und als wäre jeder Gedanke in deinem Kopf eingefroren?“, beendete Vegeta den Satz und der Jüngere sah überrascht zu ihm, weil der Ältere genau das beschrieb, was er gefühlt hatte.

„Ja.“

„Tut es.“, bestätigte Vegeta und wieder entstand zwischen ihnen eine Stille, in welcher der Prinz der Saiyajins an die Zeit zurückdachte, in der er diese Empfindungen gehabt hatte und Goku langsam klar wurde, warum Vegeta manchmal war, wie er nun mal war.

„Deswegen also...“

„Deswegen was, Kakarott?“

„Deswegen bist du also so davon besessen, der Stärkste zu sein. Weil Schwäche einem…dieses Gefühl beschert und das Leben kosten kann.“

Vegeta blinzelte und wusste nicht, was ihn mehr verwunderte. Das Kakarott da überhaupt drauf gekommen war, oder dass er darauf jetzt erst gekommen war. Er hielt es jedoch für besser nichts mehr dazu zu sagen und wandte einfach nur seinen Blick ab.

„Vegeta?“

„Was?!“, kam es nun genervter vom Prinzen, dem es langsam zu gefährlich wurde noch weiter zu reden, da die Themen in Richtungen gingen, die er nicht erörtern wollte. Also erhob er sich und sah zu Kakarott hinab.

„Meinst du, wir sind deswegen in dieser Geschichte?“

„Weswegen?“

„Na...damit du mir das sagen konntest.“ Vegeta blinzelte abermals und Goku sprach weiter. „Der Opa hat doch gesagt, dass wir irgendwie in diesen Geschichten etwas...erfahren würden, lernen, mitnehmen. Zumindest hab ich das so verstanden.“

Der Prinz schnaubte. „Was weiß ich.“ Er wandte Kakarott den Rücken zu. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses bescheuerte Buch wollen würde, dass er Kakarott auch nur irgendetwas aus seiner Vergangenheit geschweige denn über seine … seine Gefühle erzählte. Was wusste das Buch denn schon von ihm?! Er verschränkte seine Arme. Und dennoch … diese Geschichte … dieser kurze Einblick in das Leben, dass man als Prinz führen würde … und gleichzeitig die Tatsache, dass dieses Erdenmärchen einem weismachen wollte, dass ein Rang unwichtig sei und sogar eine Dienstmagd einen Prinzen bekommen konnte – sofern er mit seiner Vermutung immer noch richtig lag – ließen ihn einfach nicht los. Seine Augen huschten zu Kakarott, der nachdenkend am Boden saß. Unterklasse … Prinz – Dienstmagd … Prinz. Vegeta schüttelte seinen Kopf. So … so etwas Bescheuertes.
 

Gleichzeitig grübelte Goku mit gerunzelter Stirn über alles nach, was sie bisher gesprochen und erlebt hatten. Was ihm in diesem Märchen klar geworden war, was er zu empfinden gelernt hatte und was das wohl für eine Bedeutung haben mochte. Schließlich aber ... hatte er sich entschieden und sein Gesicht erhellte sich, während er aufsprang. „Also schön, Vegeta. Probieren wir es.“

Aus seinen Gedanken gerissen, fragte der Prinz mit erhobenen Augenbrauen ob der plötzlich so fröhlichen Stimmlage des Jüngeren: „Was meinst du?“

„…na…dieses ver…verliebte Kussding. Wenn du recht hast, dann…dann müsste uns das doch hier rausbringen.“

„Das hätten wir aber auf dem Ball tun müssen.“

„Ist er denn schon aus?“

„Nein. Denke nicht.“

„Worauf warten wir dann?“

Goku schnappte sich Vegetas Handgelenk und zog ihn in Richtung der Pferde.
 

Vegeta, sichtlich total überrumpelt von dieser plötzlichen Einsicht Kakarotts, blieb stehen wo er war und der Jüngere drehte sich in seinem berückenden Silberkleid zu ihm um. „Worauf wartest du?“

„Woher dieser Sinneswandel, Kakarott?“, fragte der Prinz skeptisch und mit zusammen gekniffenen Augen.

„Vielleicht bin ich einfach zu dem Schluss gekommen, dass du recht haben könntest?“

„Ach?“

„...ach?“, fragte Goku nach.

„Ja, ach.

„Ach was...?“

„Ach, wie schön, dass ich das noch erleben darf, dass DU mir recht gibst.“

Son Goku rieb sich verlegen über den Hinterkopf. „Vielleicht hab ich das hier ja gelernt?“

Vegeta schnaubte. „Vergiss es nicht so schnell wieder.“

„Du wirst mich schon daran erinnern.“, grinste Goku zurück, während Vegeta bereits an ihm vorbei ging.

„Worauf du dich verlassen kannst!“, erwiderte dieser bestimmt.

Noch breiter grinsend beobachtetet Son Goku wie Vegeta seinen Wachen den Wink zum Aufsteigen gab und sich geschickt selbst auf ein Ross schwang. Goku unterdessen hüpfte auf den hinteren Teil eines anderen Pferdes und wollte sich hochziehen, sackte jedoch gleich wieder nach unten.

„Das gibt’s doch einfach nicht! Kann dieses Mädchen sich nicht mal irgendwo hochziehen?!“, fluchte er und wollte schon erneut zu einem Sprung ansetzen.

„Kakarott.“

Goku stoppte seinen Anlauf und blickte zum Prinzen, der ihm seine weiß behandschuhte Hand entgegenstreckte. Unwillkürlich huschte ein erneutes Lächeln über Son Gokus Lippen, dann trat er an Vegeta heran und ergriff seine Hand. Mit einem gekonnten Ruck zog der Prinz Kakarott zwischen seine Beine, der einen überraschten Laut wegen der unerwarteten Stärke Vegetas von sich gab und schlang reflexartig seine Arme um den Prinzen.

Gokus Beine baumelten über Vegetas Oberschenkel an der Seite des Pferdes hinab und als er realisierte, dass Vegeta bereits die Zügel in der Hand hielt und dem Pferd unter ihnen die Fersen in die Seite stieß, ging es in einem wilden Galopp auch schon los. Dabei konnte er einfach nicht aufhören zu lächeln. Es hatte gut getan sich endlich einmal halbwegs normal mit Vegeta zu unterhalten. Während er sich immer fester an ihn klammerte, da Vegeta das Pferd immer mehr antrieb, beschlich den Jüngeren das Gefühl, dass da noch so einiges war, dass es über ihn zu wissen gab und dass ihn diese Schwäche, die er hier erlebt hatte, Vegeta tatsächlich irgendwie näher gebracht hatte. Bis jetzt hatte er sich noch nie Gedanken darüber gemacht, warum … warum der Ältere so besessen davon war, stärker als er zu sein. Er hatte es immer diesem Stolz zugeschoben, von dem Vegeta ständig sprach, den er nie wirklich verstanden hatte, aber da war definitiv mehr dahinter. Dabei war er doch stark. So … ein starker Prinz. Goku schüttelte irritiert seinen Kopf als er merkte, dass er im Anblick Vegetas versunken war. Verdammt. Diese bescheuerten Frauengefühle. Genervt, mit glühenden Wangen, wandte er seinen Blick ab und versuchte sich auf die Lichter der Stadt, derer sie immer näherkamen, zu konzentrieren.
 

Der Ritt zurück zum Schloss dauerte zum Glück nicht allzu lange. Zumindest kam es Son Goku vor, als wären sie schon nach einigen Minuten durch die großen Schlosstore geritten. Als sie von dem Ross abstiegen, waren sofort Diener da, welche die Pferde in Empfang nahmen und wegführten. Eine Wache trat an Vegeta heran, flüsterte ihm zu, dass seine Befehle bezüglich Viktoria und Katharina ausgeführt worden waren und die beiden Frauen demnächst für die königlichen Schweineställe arbeiten würden. Goku, der diese Worte hörte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und er lächelte so lange, bis Vegeta ihm seinen Arm hinhielt. Sich bei ihm einhängend, denn nach wie vor konnte er nur humpeln, gingen sie gemeinsam die lange Treppe hinauf und fanden sich auf der großen Terrasse vor dem Haupteingang wieder.

„W...warte. So kann ich doch nicht zu dem Ball zurück. Mein Kleid…und…mir fehlt mein zweiter Schuh.“

Vegeta musterte Goku von oben nach unten. „Das…kriegen wir hin.“ Er trat näher an den Jüngeren heran, strich ihm vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht und befestigte sie unter seiner silbernen Schleife, was Goku wieder diese seltsame Wärme in seine Wangen schießen ließ, die ihn auch auf dem Pferd in Vegetas Armen überkommen hatte. Schnell fixierte er eine der großen Blumentöpfe auf dem steinernen Geländer, welches die große Terrasse umzäunte. Danach riss Vegeta die Fetzen an Kakarotts Rock herab und da dieses Meer aus Rüschen aus mehreren Schichten bestand, fiel es kaum mehr auf, dass einige nun fehlten. Er trat einen Schritt zurück und musterte Kakarott noch einmal.

„Ja…das sollte gehen. Und…“ Er schnippte mit dem Finger und einer der Reiter, der sie zum Schloss begleitet hatte, kam schnellen Schrittes heran. Vegeta öffnete nur seine Hand und die Wache stellte ihm den Schuh auf seine Handfläche. Mit einer stummen Kopfbewegung deutete der Prinz an, dass er sie nun wieder alleine lassen konnte. „…mit deinem fehlenden Schuh kann ich dir auch behilflich sein. Aschenputtel.“

Grinsend sank Vegeta vor Goku auf ein Knie hinab, der mit einem Lächeln im Gesicht seinen Rock raffte und sein Bein anhob, an dem ihm der Schuh, den er nach dem Älteren geworfen hatte, fehlte. Vorsichtig streifte der Prinz ‚Aschenputtel‘ den Schuh über. Er passte wie angegossen. Vegeta richtete sich wieder auf und blickte Kakarott in die Augen. „Mylady?“ Er grinste immer noch und bot Goku seinen Arm an, der ihn am liebsten gleich genommen hätte, doch er ließ seine bereits gehobene Hand wieder sinken.

„Vegeta…“

„Was denn?“

Goku deutete mit seinem Kopf hinter den Prinzen. „…die starren uns alle durch die Scheiben an…“

Ohne seinen Blick von Kakarott abzuwenden, fragte er gleichgültig: „Ja und?“

„Naja…“ Goku wandte sein Gesicht ab und sah nervös wirkend zu Boden. „Können wir…dieses…ähm…naja…dieses Kusszeug nicht einfach…hier machen? Sie sehen uns ohnehin zu…autsch.“ Ein stechender Schmerz hatte seinen Knöchel durchzogen als Son Goku sein Körpergewicht ungünstig auf ihn verlagert hatte. Er humpelte ein paar Schritte zu dem steinernen Geländer. „Ich…ich mein ja nur…“, begann er noch einmal stockend, während er sich auf dem Geländer, zwischen zwei Tonblumentöpfen niederließ, um sein pochendes Fußgelenk zu entlasten. „…dann müssen…naja…dann müssen wir das nicht da drin machen, während die uns da alle…umzingeln…“ Mit verlegenen, geröteten Wangen und unsicher, ob Vegeta ihn deswegen nicht gleich wieder anschnauzen würde, blickte er zu ihm auf, doch der Ältere starrte ihn einfach nur stumm an.

Dieses nervöse Herumgebrabbel von Kakarott hatte Vegeta stutzig werden lassen und so langsam wurde es auch ihm bewusst. Sie … sie standen kurz davor sich zu küssen. KÜSSEN. Kakarott und er. Küssen. Ohne es zu wollen hatte sich sein Herzschlag beschleunigt und er schluckte nervös einen Kloß in seinem Hals nach unten. Diese Situation, hier auf der Terrasse, mehr oder weniger allein, war eine völlig andere als noch vor ein paar Stunden, als er diesen bescheuerten Kuss einfach nur schnellstens hinter sich bringen wollte. Diesen … diesen dämlichen Liebesbeweis, den er in seinen Augen einfach unter Zeugschaft der höfischen Gesellschaft zu erbringen gehabt hätte. Kurz seine Lippen zwischen den anderen Tanzpaaren auf Kakarotts pressen. Fertig. Und jetzt?

Er schluckte erneut. „Von…von mir aus. Machen…wir es halt…hier.“ Verdammt begann er gerade selbst zu stottern?! Vegeta verfluchte sich selbst ob seiner etwas zu hohen Stimmenlage. Wieso klang ER denn jetzt so beschissen nervös? Der Ältere räusperte sich leise. Das war doch bescheuert! Er konnte das hier doch genauso schnell hinter sich bringen! Also dann! Lippen drauf, fertig! Er drückte sein Kreuz durch und trat an Kakarott heran, dessen Mund leicht offenstand und dessen Augen unruhig zwischen seinen hin und her huschten als er zu ihm hinabblickte.

„U…und du bist dir…sicher…Vegeta…?“ Goku senkte seinen Blick schnell, konnte den Älteren nicht mehr ansehen. Als er jedoch eine Hand an seinem Hals spürte, Vegetas Daumen an seinem Kinn, der sein Gesicht wieder nach oben drückte, dabei direkt in diese pechschwarzen Augen blickte, spürte er ohne es zu wollen erneut diese Hitze in seine Wangen steigen. Konnte sein eigenes Herz viel zu schnell an seiner Halsschlagader pulsierend wahrnehmen, auf der die Hand des Älteren lag. Dazu kam auch noch dieser verdammt angenehme Schauer, der Gokus gesamten Körper durchströmte als sich Vegetas Gesicht dem seinen näherte. Langsam. Ohne seinen Blick abzuwenden. Küssen … gleich würde er seinen Prinzen küssen. Nur noch ein paar Zentimeter trennten sie voneinander, während Vegeta seine Augen mit den Seinen gefangen hielt. Der Atem des Älteren streifte Gokus Lippen und er wollte es. Er wollte es ... diesen Kuss ... so sehr. Wollte seinen Prinzen …
 

Doch noch bevor sich ihre Lippen berührten, begann die Welt um sie herum zu zerfließen und Vegeta zuckte erschrocken zurück, was Goku enttäuscht aufkeuchen ließ. Die Mauern des Schlosses, mit ihren hell erleuchteten Fenstern, der Boden unter ihnen, Vegetas Garderobe … alles sah aus, als würde es von Regen davon gewaschen werden. Die Farben und Formen flossen ineinander, wurden unscharf, verschwammen, lösten sich auf. Dahinter kam Schwärze zum Vorschein, eine endlose Schwärze. Plötzlich gab auch das Geländer, an welches sich Goku die ganze Zeit gelehnt hatte nicht mehr und er fiel nach hinten über. Unsanft landetet der große Saiyajin auf seinem Hintern, stellte fest, dass er wieder seine normalen Klamotten trug und dass auch die Schmerzen in seinem Körper nicht mehr da waren. Ungläubig starrte er an sich herab auf Vegeta, der halb auf und zwischen seinen Beinen gelandet war und ihn ebenso fragend anstarrte. Auch er hatte wieder seine normale Kleidung an. Aber das, was Goku am meisten überraschte war das plötzliche Gefühl der Stärke in seinen Armen, in seinen Händen, in seinem ganzen Körper. Da war sie wieder, seine gesamte Kraft!

Noch etwas ungläubig hob er seine Hand, öffnete und schloss sie. Es war ein altbekanntes Gefühl, welches er aber niemals wirklich realisiert hatte und mit einem erleichterten Seufzen schloss er seine Augen. Vegeta auf ihm rappelte sich hoch und sah zu ihm hinab.

„Was zur Hölle ist nun wieder passiert?! Sind wir aus dem Märchen raus? Ist es vorbei?“ Der Saiyajinprinz erhob sich und sah sich in der Schwärze um. „Wir waren doch noch gar nicht soweit...hoffentlich hast du es nicht wieder verbockt Kakarott und wir müssen das alles nochmal machen!“

Noch … nochmal?! Goku wurde bei diesen Worten kreidebleich. Das alles NOCHMAL durchleiden? Diese echt verflucht verwirrenden Gefühle und Gedanken, die ständig durch seinen Kopf geschwirrt waren und zum Glück vollkommen verschwunden waren? Und erst diese Schmerzen! Oh nein … und diese furchtbare Schwäche? Ihm wurde übel und er musste mit einem Mal wissen, sich sicher sein, absolut sicher, dass seine Kraft wieder da war und es nicht gleich von Neuem beginnen würde. Seine Augen richteten sich auf Vegeta.
 

„Siehst du hier etwas Kakarott? Vielleicht den Opa, oder einen anderen Anhaltspunkt?“ Als Kakarott still blieb, drehte sich der Prinz zu ihm um und … sah nur noch Kakarotts Faust auf sein Gesicht zufliegen, spürte den Schmerz in seinem Schädel explodieren und wurde von dem Schlag durch die Luft katapultiert.

Goku indes grinste bis zu beiden Ohren und starrte mit dem glückseligsten Lächeln, welches es gab, auf seine Faust. JA! Er war definitiv wieder er selbst! Sein Lächeln währte allerdings nur so lange, bis sich Vegeta aufgerappelt hatte und eine Energiekugel in seiner Hand entstehen ließ. Dabei fixierte er Kakarott.

Goku schluckte. „Scheiße...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ChailaMing
2021-07-15T08:00:35+00:00 15.07.2021 10:00
Hallo :)
Bisher gefällt mir die Story sehr gut, es ist mal was anderes!
Ich bin echt gespannt, wie es weiter geht.

Lg Chaila
Antwort von:  hatchepsut
21.07.2021 07:56
Hey,
vielen Dank für dein Kommi. :)
Super nett, dass sie das geschrieben hat, oder Alice? *zu ihr rüber schau*
Und auch super toll, dass es dir natürlich auch so gut gefällt. Ja, etwas anderes, das dachten wir uns auch, als uns die Idee dazu kam. Nicht Alice?

Allerdings, Hatchepsut, da geb ich dir vollkommen recht. Und gerade das macht uns ja auch so unfassbar viel Spaß beim Schreiben. =)
Also, liebe Chaila, es freut auch mich wirklich sehr, dass dir die Geschichte bis jetzt so gut gefällt und hoffe, also wir hoffen, dass sie dir auch weiterhin zusagen wird.

GlG von
hatchepsut und Alice


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