Angeama - Es war einmal von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 3: Aschenputtel - Die Dienstmagd und der Prinz ------------------------------------------------------ Ein Sog erfasste Son Goku und Vegeta. Es war ihnen, als würde der Wind, welcher ihnen erst entgegen geblasen hatte, nun von hinten kommen und in ihren Rücken drücken, sie in das helle Eck der Türe hineinschieben. Beide verloren den Boden unter den Füßen, trudelten umher. Son Goku schrie Vegetas Namen und versuchte nach dem Prinzen zu greifen, während auch Vegeta seine Hand nach Goku ausstreckte. Es ging ja nicht an, dass sie sich verloren! Wer wusste schon was Kakarott ohne ihn anstellen würde? Am Ende säßen sie gleich länger als eine Stunde hier fest und die Sache würde sich endlos in die Länge ziehen. Knapp verpassten sich ihre Fingerspitzen und ein erneuter Wirbel riss sie endgültig auseinander, trieb sie in verschiedene Richtungen davon. Das Schwarz hinter der Türe, durch die sie herein gekommen waren, wurde immer kleiner und Son Goku verlor es aus den Augen, ebenso wie Vegeta. Mit einem Schlag, der all seine Knochen erschütterte und seine Zähne unsanft aufeinander prallen ließ, landete Goku auf dem Rücken und rollte sich stöhnend und den Hinterkopf haltend zusammen. „Au...verfluchter Mist tut das weh.“ Fest presste er die Augen zusammen um die Tränen, die ihm bei dem heftigen Schmerz seines Schädels in die Augen schossen, zu unterdrücken. Wann hatte er nur zum letzten Mal solche Schmerzen gehabt? Er konnte sich wirklich nicht daran erinnern … und dass bei einem simplen Sturz. Eine weibliche, sehr hohe und unangenehme Stimme drang penetrant in seine Ohren. „Und das ist dafür, dass du den Ruß aufgewirbelt hast! Sieh nur! Mein neues Kleid! Der gute Stoff! Alles ruiniert! Und dass wegen deiner Ungeschicklichkeit!“ Ein weiterer, ziehender Schmerz, traf ihn zwischen seinen Schulterblättern und ließ die Haut darunter pochen, als hätte er sich an einem heißen Eisen verbrannt. Als zwei weitere Schläge, von etwas Dünnem, Länglichem, seine Seite trafen, hatte er genug. Ruckartig sprang er auf, Stoff schwang um seine Beine, verhedderte sich und ehe Goku wusste wie ihm geschah, landete er erneut auf dem Boden. Die hohe Stimme kreischte erneut: „Wahhh! Du ungeschickter Tölpel! Jetzt hast du noch mehr Dreck aufgewirbelt! Du bist doch wirklich zu Nichts zu gebrauchen!“ Vorsichtig den Kopf hebend, beschloss Son Goku sich erst einmal umzusehen, bevor er ein zweites Mal versuchte auf die Beine zu kommen. Er befand sich in einer altertümlichen Stube mit Holzboden auf dem ein großer, weicher Teppich unter einem Bett lag, welches reich mit wunderschönen Blumenschnitzereien verziert war. Gekalkte, weiße Wänden und eine niedrige Holzdecke rundeten das Bild einer mittelalterlichen Schlafstube ab. Ausnahmslos alle Möbel, welche er erblickte waren aus Holz hergestellt. Die zwei Stühle, der kleine, runde Tisch und die drei großen, mit Eisen beschlagenen Truhen. In einem kleinen Kamin prasselte ein Feuer und in gusseisernen Wandhalterungen, befanden sich Kerzen. Als er den Kopf ein Stückchen weiter drehte, kam der grüne Saum eines Kleides und zwei recht große Schühchen in sein Blickfeld. Seine Augen folgten dem Kleid nach oben und befanden die junge, blonde Frau darin als ganz ansehnlich. Das Kleid erinnerte ihn an Kostüme aus einem dieser langweiligen Filme, die seine Frau Chichi so gerne ansah und sich dabei die Augen schluchzend ausheulte. Irgendetwas mit Rittern, Liebe und solchen Sachen, er hatte da nie wirklich zugehört. Was Son Goku aber auffiel, war der lange, hölzerne Stock, den diese Frau in der Hand hielt und der sehr gut zu dem immer noch pochenden Schmerz zwischen seinen Schultern passte. „Willst du jetzt wohl endlich aufstehen und den Dreck weg machen, den du verteilt hast?!“, keifte sie in einer Tonlage, die ihn sehr an Chichi erinnerte. „Ja...äh, was das angeht...ich äh...war das nicht?“, versuchte er sich zu verteidigen, während er aufstand. Denn er war sich keiner Schuld bewusst. „Und wie nennst du das?!“, fragte die Frau erbost und zeigte mit dem Stock auf einen verbeulten Eiseneimer am Kamin, der umgefallen und die darin befindliche Asche über einen sehr großen Bereich verteilt hatte. „Äh...“ Unsicher sah der Saiyajin zwischen der Asche und der Frau hin und her. Er hatte grade fürchterliche Schwierigkeiten überhaupt zu begreifen was hier vor sich ging. Auf der Tür hatte Aschenputtel gestanden … und Opa hatte erklärt, dass sie die Geschichten erleben, spielen würden. Das musste bedeuten … er war schon in dieser Geschichte drin. Genau, er war schon drin und hatte eine Rolle zu spielen und diese Rolle hatte etwas mit Asche zu tun … also vielleicht, wenn er die Asche einfach weg machte, könnte es ja eventuell sein, das diese Episode schon enden würde. Bei diesem Gedanken musste er grinsen. Damit würde Vegeta mit Sicherheit nicht rechnen, das ER diese Geschichte so schnell beenden würde. Sich lächelnd zu der Frau umwendend sagte er: „Klar, mach ich sofort weg! Kein Problem.“ „Bring den Dreck nach draußen und danach wischst du hier alles sauber! Wenn ich wieder komme und ich sehe auch nur noch ein Staubkorn, dann setzt es wieder etwas mit dem Stock!“ Die Nase in den Himmel reckend, verließ sie daraufhin stolzierend das Zimmer und ließ Son Goku alleine. Jener kratze sich am Hinterkopf, sah sich verloren in dem Zimmer um und entdeckte einen alt anmutenden Besen und eine Schaufel. Schnell machte er sich daran, die Asche wieder zurück in den Eimer zu befördern, mit dem Wissen, dass sich Vegeta bei ihm würde entschuldigen müssen, wenn er nun die Geschichte beendete. Kurze Zeit später, die Fäuste in die Hüften gestemmt und zufrieden den sauberen Boden ansehend, nahm er den Eimer auf und ging auf die einzige Tür zu, die der Raum besaß. Er gelangte auf einen schmalen Gang, stieg eine enge, ebenfalls hölzerne Treppe hinunter und kam in einen größeren Raum, der recht edel eingerichtet war. Auch hier waren alle Möbel aus Holz, verziert mit Schnitzereien. Teppiche lagen auf dem Boden und Stoffe hingen an den Wänden. Er durchmaß den Raum mit wenigen, langen Schritten, kam an einem Fenster vorbei, durch welches er nach draußen auf einen betriebsamen Hof schauen konnte. Männer und Frauen wanderten umher, alle waren geschäftig unterwegs, altertümlich und recht ärmlich gekleidet und Hühner, Schweine und Ziegen liefen frei umher. Grade wollte er sich abwenden, als er eine Reflexion in dem nicht ganz sauberen Glas sah und verharrte. Irritiert brachte er seinen Kopf etwas näher an die Fensterscheibe, blinzelte, dann schepperte der Eimer zu Boden. Er fasste sich hektisch in sein Gesicht, tastete nach seinen Haaren, sah an sich hinab, wieder in das Fenster. Bewegte seine Hand, vor dem Glas hin und her und wenige Sekunden später erklang ein Schrei, der weit über die Grenzen des Raumes hinaus zu hören war. Und dort draußen, weit entfernt, sodass dieser panische Schrei zum Glück nicht bis dorthin reichte, schlug Vegeta seine Augen auf. Alles fühlte sich weich unter ihm an. Er starrte auf roten, wallenden Stoff über sich, der über vier goldene Säulen gespannt war. Kakarotts Name schoss ihm durch den Kopf. Sofort richtete er sich auf und blickte sich hektisch um. Doch Goku war in diesem riesigen Zimmer nicht auszumachen. Stattdessen fielen ihm diese äußerst eleganten Möbelstücke ins Auge. Sie waren in Weiß gehalten und reichlich mit Gold verziert. Überall waren in demselben Edelmetall gehaltene Kerzenständer, auf den Kommoden und an den Wänden. Jetzt realisierte er auch, dass er in einem gigantischen Himmelsbett lag, unter Stoffen, die so weich waren, dass nicht einmal diese hochwertigen Ultrastoffe, die Bulma immer anschleppte, mit ihnen mithalten konnten. Er zog sich zum Rand des Bettes und ließ sich sachte auf den Boden gleiten. Dort standen auf Hochglanz polierte, schwarze Herrenschuhe. Er trat mit seinen nackten Füßen daneben auf und richtete seinen Körper auf. Überrascht stellte er fest, dass er ein weißes Kleid trug und riss es panisch von sich. Warf es achtlos aufs Bett und wich einige Schritte zurück. Hatte er da gerade ernsthaft ein Kleid getragen? Er überlegte fieberhaft. Sie waren also nun Personen in dieser Geschichte. Er würde für die anderen so aussehen, wie jemand anders, nur für Kakarott würde er so aussehen, wie er tatsächlich war. Er inspizierte seine Hände, seine Brust, seine strammen Oberschenkel und stellte zufrieden fest, dass das hier sein Körper war. Dann sprang ihm ein Spiegel ins Auge, der auf einer Kommode stand „Na mal sehen, wer ich in dieser Geschichte bin…“, murmelte er zu sich selbst und stellte sich vor die reflektierende Glasscheibe. Er verzog angewidert das Gesicht als er in braune Augen blickte, die eindeutig nicht die seinen waren. Da war braunes Haar auf seinem Haupt, dass völlig leblos wirkte und scheinbar abgeschleckt zur Seite getragen wurde. Er verdrehte die Augen und sah sich wieder im Raum um. Neben dem Bett entdeckte er etwas, das ihm vorhin wohl entgangen war. Ein Ständer, auf der fein säuberlich eine weiße Uniform hing, ebenfalls mit goldenen Stickereien verziert und darunter war eine blutrote Hose, an deren Seiten ebenfalls goldene Streifen eingenäht waren. Das sah doch wahrlich edel aus. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Das hier schien gar nicht mal so schlecht zu beginnen. Währenddessen stolperte Goku von der Glasscheibe zurück, stieß gegen einen massiven, hölzernen Tisch und eine reichlich verzierte Porzellanschale fiel auf den Boden und zersprang. Mit schnell schlagendem Herz besah er sich die Scherben, wandte sich jedoch ab und ging noch einmal ans Fenster. Da war immer noch dieses Mädchen, mit den blonden, hoch gesteckten Haaren, die nur an den Seiten unter einem Tuch hervorlugten und das ihn erneut mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Noch einmal vergewisserte er sich, dass er keine Wölbungen auf seiner Brust hatte, indem er über seinen Oberkörper strich. Erleichtert seufzte er auf. Doch jetzt, als er da so an sich hinabblickte, wurde ihm klar, dass er nicht nur ein anderes Spiegelbild hatte, sondern auch nicht mehr in seinem orangenen Trainingsanzug steckte. Er konnte seine Knöchel unter dem Saum eines schmutzigen, grauen Stofffetzens ausmachen, welchen er rund um seine Hüften trug und seine Füße steckten in hölzernen Pantoffeln. Irgendwie war hier wohl alles aus Holz. Doch bevor er weiter über sein Aussehen rätseln konnte, erschien in der Tür eine etwas molligere, ältere Frau, mit bereits gräulich werdenden Haaren. „Was war das für ein ohrenbetäubender Schrei! Erst das Gezeter mit diesem nutzlosen Aschenputtel und nun schon wieder Lärm?“, rief sie aus und ihre Augen blieben an seiner Gestalt hängen und wurden sofort schmal. Irgendwie hatte sie eine gewisse Ähnlichkeit, mit der jungen Frau, die ihn geschlagen hatte. Ihr Körper war in ein bodenlanges, rotes Kleid gehüllt und unter ihrem Hals war eine grün schimmernde Brosche angebracht. „Und schon wieder bist du die Ursache. Was hast du diesmal angestellt, Aschenputtel?“ Der Blick der alten Dame huschte über den Boden und blieb an den Porzellanscherben hängen. „Hast du das hinuntergeworfen?“, fragte sie diesmal in einem ruhigen, fast freundlichen Tonfall, bei dem in Goku alle Alarmglocken zu läuten begannen, denn ihr Blick war eiskalt als sie ihre Augen wieder auf ihn richtete. „Ähm…ich bin dagegen gestoßen. Aber ich werde es gleich wegmachen. Oh und…die Asche hab ich auch schon weggemacht. Alsooo…“, begann Goku zu erklären und versuchte ein Lächeln aufzulegen. „Das war das Lieblingsporzellan meiner Tochter.“ „Was? Oh, das tut mir leid, ich...“ „Mach es weg, du Tölpel. Und wenn du fertig bist, wirst du dich bei ihr entschuldigen.“ „Oh ja, sicher, also dürfte ich nur ganz kurz-“ Doch die streng aussehende Dame unterbrach Goku sofort wieder. „Danach kümmerst du dich endlich um die Wäsche. Und vergiss nicht die Kleider für meine Töchter herauszulegen, bald kommt der königliche Bote vorbei. Die Schuhe musst du auch noch putzen. Und den Schmuck zurechtlegen, das Wasser für das Bad erhitzen und die Wanne befüllen.“ Goku stand mit offenem Mund da und starrte die alte Dame an, die noch einige Dinge aufzählte, die er zu tun hätte, die er jedoch nicht mehr so richtig mitbekam, da er gerade noch versuchte, sich die vorherigen einzuprägen. Danach verschwand die Frau wieder und ließ Goku allein in dem großen Raum. „Ähm…was war noch gleich das Zweite…?“ Mist, was war noch gleich das Vierte, das man ihm aufgetragen hatte? Aber was war mit der Asche? Er blickte zu dem Eimer, den er vorhin fallen gelassen hatte. Einige der grauen Partikel waren dabei aus dem Eimer gefallen und befand sich nun auf dem darunterliegenden Teppich. Langsam beschlich ihn das Gefühl, dass er nicht nur die Asche würde wegmachen müssen. Unterdessen war Vegeta von Dienern in die Uniform gekleidet worden und hatte sich auf Erkundungstour begeben. Er strahle über das ganze Gesicht, während er sich immer mehr in den angrenzenden Räumlichkeiten verlor. Einer prächtiger als der andere. Schließlich ging er einen langen Gang entlang, rechts gesäumt von bodentiefen Fenstern. Auf dem Boden lag ein roter Teppich, der eines Königs würdig gewesen wäre. Plötzlich blieb er stehen. Sah an sich hinab, musterte die goldene Kordel, die quer über seine Brust gespannt an ihm hinab hing, dann blickte er aus dem Fenster. Dort machte er einen saftig grünen Garten aus, dessen Büsche perfekt in Form geschnitten waren und von kunstvoll angelegten Wegen durchzogen war, ausgefüllt mit weiß glänzendem Kies. Seine Augen weiteten sich. Konnte … es wahr sein? War er … ein König? Seine Augen begannen zu leuchten. „Mein werter Prinz, da seid ihr ja.“ Vegeta fuhr herum und ein abgehetzter schwarzhaariger Mann kam schnellen Schrittes auf ihn zu. „Euer Vater möchte Euch sehen.“ „Mein Vater?“ „Ja, mein verehrungswürdiger Prinz.“ Das Herz des Prinzen schlug immer schneller in seiner Brust. Dann war er eben kein König. Aber irgendwie ... er wusste es einfach, er wusste, dass Angeama seine königliche Herkunft würdigen würde. Wie anders konnte man sich diese Überlappung von Geschichte und der Realität erklären? Ein breites, verschlagenes Grinsen legte sich auf seine Lippen als er dem Diener folgte. Jener führte ihn durch den langen Gang, dann eine gigantische, weit ausladende Treppe nach oben und schließlich in einen Saal, in welchem ein langer Tisch, um den unendlich viele Stühle aufgereiht waren, stand. Das Kopfende wurde von einem besonders imposanten Stuhl besetzt, auf welchem ein älter wirkender Mann, mit ergrautem, braunem Haar und strengen, aber freundlichen, braunen Augen saß, dessen Haupt eine Krone trug. Langsam schritt Vegeta näher und blieb in einem, seiner Meinung nach, respektablen Abstand stehen. Es war für Zwei gedeckt worden, wenn aber die Protokolle in dieser Geschichte nur halb denen glichen, welche er noch aus seiner Kindheit kannte, dann war es besser einen Moment abzuwarten, bis der König ihn bemerkte und zu sich bat. Seine Voraussicht wurde nicht enttäuscht. Der König hob den Kopf, nickte ihm lächelnd zu und winkte ihn heran. „Mein Sohn“, begann er zu sprechen und wies huldvoll auf den Stuhl zu seiner Rechten. „Setz dich. Es gibt einige Dinge um die du dich kümmern musst.“ Der Geste mit der gebotenen Vorsicht folgend, ließ sich Vegeta auf dem angebotenen Stuhl nieder und sofort war ein Diener zur Stelle, der ihm eine Auswahl an Speisen auf den Teller legte. Ja, Vegeta kam sich seiner Position und seines Ranges endlich mal gewürdigt vor. „Vater?“, setzte er dann prüfend an, um zu sehen wie die Reaktion des Königs ausfiel und ob wirklich alles so funktionierte wie es der Opa ihnen erklärt hatte. Der Mann neben ihm hob fragend den Kopf und sah ihn an und Vegeta beschloss, dass hier Schnelligkeit am ehesten zum Ziel führte. Je früher er wusste, was zu tun war, umso schneller konnte er Kakarott suchen, bevor der etwas vermasselte und sie ans Ziel dieser Geschichte bringen. „Ihr wolltet mir Dinge mitteilen?“ „Ja, natürlich mein Sohn. Deine Mutter und ich denken, es wäre eine imponierende Geste und für dich eine Möglichkeit des frühen Ausschlusses, wenn du den Boten, welcher die Einladungen deines Verlobungsballes überbringt, begleiten würdest. Zumindest zu den naheliegenden Gehöften.“ Vegeta konnte es in diesem Moment dem aufgespießten Fleischstück auf seiner Gabel nachempfinden. „Verlobungs...ball?“, ächzte er und starrte den König ungläubig an. „Natürlich mein Sohn. Darüber haben wir doch nun wirklich lange und ausführlich gesprochen. Wenn du vorher einige der geladenen Damen schon einmal in Augenschein nimmst, dann wird es dir auf dem Ball in einigen Tagen nicht so schwer fallen deine Entscheidung zu treffen.“ Gemächlich griff der König nach seinem Weinbecher und trank einen Schluck daraus. „Außerdem wird es dem Adel guttun, zu sehen, dass du dich für ihre Belange interessierst. Hab ein offenes Ohr, sei höflich und freundlich um dir ihre Gunst zu sichern und bestimmend dort, wo du denkst das es angebracht ist.“ Mit deutlicher Anstrengung schluckte Vegeta den Bissen in seinem Hals hinunter. Verlobungsball … die als sehr angenehm empfundene Geschichte hatte soeben einen herben Beigeschmack bekommen und irgendwie befürchtete Vegeta, dass er hier auch schon das Ziel dieser Geschichte präsentiert bekam. Der Prinz brauchte eine Braut. Die Gabel mit dem Fleisch zurück auf den Teller legend, erhob er sich, was den König verwundert aufblicken ließ. „Bist du schon fertig mein Sohn?“ „Mir ist der Appetit vergangen.“, presste er hervor, erinnerte sich an weitere Protokolle der alten saiyajinischen Etikette und bekam mit viel Überwindung so etwas wie den Hauch einer Verbeugung zustande, ehe er schnellstmöglich den Raum verließ. Verlobung … was für ein Scheiß! Hoffentlich würde es dabei bleiben und nicht auch noch zur Heirat kommen. Wo war das Feuer? Wo war die Asche? Wo das brennende Inferno, in welchem er gedacht hatte Kakarott rösten zu können? Gab es in diesen Märchen nicht auch immer Ungetüme? Irgendwelche Monster die erschlagen werden mussten? Mit ein wenig Glück würde ein solches vielleicht noch auftauchen. Son Goku ließ sich völlig fertig auf eine kleine Bank an der Stallwand nieder und wischte sich über die Stirn. Er war fix und fertig. Sein Rücken tat ihm weh, seine Füße in diesen fürchterlichen Holzschuhen, brachten ihn schier um und er hatte das Gefühl, dass sein Magen noch nie so leer gewesen war. Aber er brauchte jetzt einfach ein paar Minuten um seine Gedanken zu ordnen. Er war eine Frau … definitiv eine Frau … das alleine trieb ihm ja schon den Angstschweiß auf die Stirn. Aber wenn er an sich selbst hinabblickte, und auch anfasste, dann war er ein Mann. Alles war gleich bis auf diesen überdimensionierten Kartoffelsack den er trug, die Schuhe und die Haube. Das war einfach alles so … verwirrend. Dazu kam noch, dass die Asche zu entsorgen diese Geschichte nicht beendet hatte. Auch nicht, das putzen, das Wasser warm machen, das Scherben auflesen, oder irgendetwas anderes, was er in den letzten Stunden geleistet hatte. Und er hatte bisher immer gedacht, dass die Feldarbeit nervend war. Aber hier … so wie jetzt gerade - es war völlig egal wo er hin kam … plärrte ständig jemand 'Aschenputtel' und ehe er sich versah hatte er schon wieder irgendeine Arbeit an der Backe. Wie sollte er denn so das Ende dieses Märchens finden? Und überhaupt? Wann gab es hier mal was zu essen? „Aschenputtel!“, schrie die Stimme der jungen, blonden Frau, Viktoria, wie er mittlerweile in Erfahrung gebracht hatte, aus einem der oberen Fenster des Herrenhauses. „Was sitzt du da so faul auf der Bank? Spute dich! Ich brauche jemanden der mir mit den Kleidern hilft und mir die Haare richtet! Der Bote des Königs kann jeden Moment hier eintreffen!“ Son Goku stöhnte genervt, legte die Hände zu einem Trichter an seinen Mund und brüllte genauso laut zurück: „Kannst du das nicht alleine? Anziehen und Haare kämen ist jetzt wirklich nicht so schwer!“ Mit einem Mal kam Goku etwas komisch vor … und als er sich umsah, merkte er, dass sämtliches emsiges Treiben auf dem Hof innegehalten hatte und all diese Menschen ihn mit weit geöffnetem Mund, entsetzt ansahen. Er begann zu schwitzen und zog den Kopf zwischen die Schultern ein. „Äh...ich komme?“ Und so schnell ihn seine geschundenen Füße tragen konnten, lief er zurück in dieses schweißtreibende Haus. Zögerlich stand er vor Viktorias Gemächern, nicht wissend, was ihn da drin jetzt erwarten würde. Nach den Gesichtern der Leute aus dem Hof zufolge, dürfte er sich ja gewaltig falsch verhalten haben. Er hoffte inständig, dass er damit nicht die Geschichte ruiniert hatte. Vegeta würde ihn köpfen. Wobei … wo war der überhaupt?! Hatte Opa nicht gesagt, sie würden sich gegenseitig erkennen? Hier sah keiner aus wie Vegeta! Wo zum Henker war er nur, wo er selbst so hart schuftete um sie hier raus zu bekommen?! Sich in Rage gedacht öffnete Goku die Eichenholztür etwas grob und polterte in das dahinterliegende Zimmer. Viktoria fuhr erschrocken herum und sofort verfinsterte sich ihre Miene, die ihr eigentlich hübsches Gesicht zu einer hässlichen Grimasse verzog. „Oh Aschenputtel…diesmal bist du zu weit gegangen.“ Ein lautes Seufzen war aus dem inneren einer prunkvollen Kutsche zu hören. Vegeta zog ein langes Gesicht und stierte aus dem Fenster des rollenden Gefährts. Er hockte nun schon den ganzen Tag in dieser Kutsche und wurde von einem Gehöft zum nächsten befördert. Es war so lächerlich. Fliegend, oder wenigstens mit Pferden, wären sie mit Sicherheit schneller gewesen. Nach jedem Besuch seiner Untergebenen stiegen sie erneut in diese gottverdammte Kutsche, umfuhren blühende Felder, mussten sich an gepflasterte Wege halten, während der direkte Weg querfeldein einen Bruchteil der Zeit in Anspruch genommen hätte. Dann trompetete einer der Diener, die ihn begleiteten, lautstark, die Türen wurden feierlich geöffnet. Er stieg aus der Kutsche. Verbeugungen überall. Dann war da sein nächster Gefolgsmann, der eine Festtagsschrift entrollte, dass dort Geschriebene lautstark verkündete, ein Brief wurde übergeben mit der offiziellen Einladung und schließlich verbeugte sich Vegeta höflich. Fragte wie das werte Befinden sei, wie es den Töchtern ginge, die dann hübsch vor ihm aufgereiht wurden. Dann seine Begleiter, die ihn aufmerksam musterten. Es war Vegeta nicht nur einmal passiert, dass er angewidert das Gesicht verzogen hatte und man der Familie die Einladung sofort wieder entrissen hatte. In dieser Hinsicht musste er sich wirklich zusammenreißen, nicht, dass er unbeabsichtigt die richtige Braut dadurch von diesem lächerlichen Ball auslud und so den Ausgang der Geschichte zunichte machte. Auf keinen Fall würde er sich diese Blöße vor Kakarott geben, dass er Schuld an … auch nur IRGENDETWAS war! Und wieder stieg er in die Kutsche, nachdem er dieser Familie ein freundliches Lächeln geschenkt hatte, als man ihm deren schwarzhaarige, viel zu junge Tochter präsentierte hatte. Sie war doch fast noch ein Kind und trotzdem bot man sie ihm an. Die Menschen hier mussten wahrhaft verzweifelt sein. Als ob die Heirat mit einem Prinzen all ihre Sorgen in Luft auflösen würde. Vegeta schüttelte seinen Kopf. Das … konnte ihm doch egal sein! Doch dieses beklemmende Gefühl wollte ihn die weitere Fahrt hindurch nicht mehr loslassen… „Tut mir leid, Viktoria, ich wollte nicht frech sein. Jetzt bin ich ja da, also…Kleider? Haare? Was zuerst?“ „Oh Aschenputtel, Aschenputtel, Aschenputtel.“ Viktoria schüttelte ihren Kopf jedes Mal hin und her. „Du scheinst schon wieder vergessen zu haben, wo sich dein Platz in dieser Familie befindet. Mutter war so gnädig und hat dich nicht aus dem Haus gejagt, als dein Vater gestorben ist und so dankst du es ihr jetzt? Indem du frech zu ihren geliebten Töchtern bist? Hast du schon vergessen, dass du dir deinen Schlafplatz hier in unserem Hause zu verdienen hast?“ „…was? Äh…schätze nicht.“, antwortete Goku unsicher. „Ich mache ja auch meine Arbeit. Das vorhin“ „Schweig!“, fuhr ihm die blonde Frau dazwischen. „Sobald der Königsbote weg ist, werde ich dir deinen Platz in Erinnerung rufen!“ Goku wurde das Gefühl nicht los, dass das nicht mit Boden schrubben erledigt sein würde… „KINDER!! Beeilt euch! Mir wurde grade gemeldet, dass die königliche Kutsche zu sehen ist!! UND DER PRINZ IST DABEI!!“, drang die Stimme der Hausherrin zu ihnen nach oben, die sich beim Wort ‚Prinz‘ selbst überschlug und Viktoria stand sofort blanke Panik ins Gesicht geschrieben. „Oh nein! Oh nein!! Ich bin noch nicht fertig!! Los! Schnell!! Mein Kleid! Die Haare!“ Während Goku nun krampfhaft versuchte irgendetwas mit Viktorias Haaren zu machen, wobei er davon einfach absolut keine Ahnung hatte und sich immer wieder verzweifelt in Erinnerung zu rufen versuchte, wie Chichi ihre Haare immer zu einem einzigen gewaltigen Knoten auf ihrem Kopf gebunden hatte, fiel sein Blick zum Fenster hinaus. Die blonden Haare glitten ihm aus den Fingern und seine Augen standen weit aufgerissen. Viktoria, Goku anfauchend, wie unfähig er war, bemerkte seinen schockierten Blick durch den Spiegel hindurch, vor dem sie saß. „Oh nein! Ist der Prinz schon da?!“ Sie sprang auf und sah aus dem Fenster. „ER IST DAAAA!“, rief es von unten. „Oh weh!“, fluchte Viktoria erneut, band sich selbst eine Schleife um ihr Haar und lief aus dem Zimmer. Gokus Blick war immer noch aus dem Fenster gerichtet. Und ein Lächeln zierte sein Gesicht, während er leise flüsterte: „War klar, dass du der Prinz bist Vegeta.“ Vegeta atmete sehr tief ein und ließ die Prozedur des Trompetens und Vorlesens über sich ergehen. Vor ihm stand eine ältere, mollige Dame und neben ihr eine hoch gewachsene, junge Frau, die man mit viel gutem Willen als Durchschnitt bezeichnen konnte. Ihre Nase war zu lang, ihr Augen standen zu weit auseinander und ihr Kinn hatte eine eckige Form. Für die würde sich ein Prinz ganz sicher nicht entscheiden. In diesem Moment, erklang hinter den beiden Damen Gepolter und in Windeseile kam eine junge Frau aus der Hauspforte gestürzt und ließ sich wie die anderen beiden Damen in einen Knicks sinken, so tief, dass ihr Kopf auf der Höhe seiner Hüften war. „Madame Roswitha und ihre Töchter Katharina und Viktoria.“, flüsterte ihm sein Diener zu und wie schon bei den anderen, beugte sich Vegeta leicht nach vorne, reichte ihnen die Hand und erlaubte so, dass sie sich erheben durften. Die Einladung wurde der Mutter in die Hand gedrückt, welche mit tausend Dankbekundungen wieder in einen tiefen Knicks sank und die Töchter hinter vorgehaltener Hand erröteten und leise kicherten. Dabei schlugen sie kokett die Augen nieder und Vegeta hätte, ob dieses gespielten Verhaltens, beinah angewidert das Gesicht verzogen. Im selben Moment, da er den Mund öffnen wollte, um einige Floskeln los zu werden, wurde über ihnen ein Fenster aufgerissen und jemand streckte den Kopf heraus. Nein … nicht jemand! Vegeta fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er das grinsende Gesicht von Kakarott sah, der ihm zuwinkte. „Vegeta!“, brüllte er laut und beugte sich noch weiter aus dem Fenster. „Da bist du ja endlich! Gott seid Dank! Ich hab mich schon gefragt wo du steckst. Warte, ich komm runter.“ Die empörten Gesichter, mit den offenen und ungläubigen Mündern zeigten Vegeta, dass dies ganz sicher nicht der vorgesehene Verlauf der Geschichte sein sollte. Er sah noch, wie das blonde Mädchen, die zitternden Fäuste ballte und 'Aschenputtel' murmelte, während ihre Schwester und Mutter einfach nur kalkweiß anliefen, da setzte Kakarott, dieser Trottel, doch tatsächlich sein Bein auf den Fenstersims und sprang. Vegeta blinzelte und ihm kam es vor, als würde Kakarott wie in Zeitlupe aus dem Fenster fallen … hatte der anderer Saiyajin da tatsächlich ein Kleid an?!, schoss es ihm unpassend durch den Kopf, ehe ihm klar wurde, dass Kakarott grade drauf und dran war sich umzubringen. Entsetzte Schreie ertönten, Menschen sprangen auf, das Bild verlangsamte sich noch mehr. Kakarotts strahlendes Grinsen verwandelte sich in eine entsetzte Maske, das Kleid verhedderte sich an einem der Eisenbeschläge des Fachwerkhauses, brachte ihn ins Trudeln, er drehte sich in der Luft und noch bevor Vegeta überhaupt begriff was er tat, spurtete er los. Das nächste was ihm bewusst wurde war, dass er im Matsch des Hofes saß, ihm sein Hintern höllisch weh tat und er ein Gewicht im Schoß hatte. Die Augen öffnend, sah er in Kakarotts breites Grinsen, der die Arme um seinen Hals geschlungen hatte und sich mit heftig bebender Brust an ihn klammerte. „Oh man Vegeta...das war knapp! Danke.“, hörte der Prinz dicht an seinem Ohr die Stimme des Jüngeren und befreite sich schnellstmöglich von diesen erdrückenden Armen. Er sah Kakarott wütend an, wollte etwas sagen, doch Kakarott kam ihm zuvor: „Bin ich froh dich zu sehen! Du glaubst gar nicht, was die einem hier alles an Arbeit aufladen! Und ich dachte schon die Feldarbeit wäre viel, aber das ist kein Vergleich zu der ganzen“ „Kakarott...“ „Arbeit die man hier erledigen muss! Und erst diese Holzschuhe! Die SCHUHE! Ich...“ „Kakarott!“ „hab noch nie so unbequeme Schuhe angehabt. Da war ja jedes Training mit dir das totale...“ „KAKAROTT!“ Endlich drang seine Stimme zum Jüngeren durch, der ihn verdutzt anblinzelte, immer noch auf seinem Schoß sitzend und an seinem Hals hängend. „Geh. Gefälligst. Von. Mir. Runter!“ „Oh...oh, klar, sofort...ich...“ Weiter kam Son Goku nicht, denn er wurde an den Haaren nach oben gezerrt und stieß einen Schmerzensschrei aus. Das waren ja höllische Schmerzen! „ASCHENPUTTEL!!! Bist du von Sinnen?! Wie kannst du nur?! Dafür wirst du den Stock spüren, dass verspreche ich dir! Du kannst froh sein, wenn du dafür nicht hingerichtet wirst!“ Die alte Frau hielt Kakarott an den Haaren fest, der die Augen zusammengekniffen hatte und wurde dann von ihr in die Arme eines grobschlächtig aussehenden, tumben Kerls gestoßen. „Schaff sie uns aus den Augen!“ Mit zutiefst besorgtem Blick, ließ sie sich vor Vegeta auf die Knie fallen. „Ich bitte Euch, Majestät, verzeiht diesem dummen Ding. Sie ist nicht ganz richtig im Kopf und wird angemessen bestraft werden.“ Nach Vegeta griffen Hände um ihm aufzuhelfen, eine ganze Schar an Dienern umschwärmte ihn und seine Eskorte drängten die Frau und alle anderen von ihm weg, die Lanzen drohend gegen sie ausgestreckt. Sein Senegal brüllte allerlei Drohungen und Verwünschungen gegen Roswitha und ihre Töchter, dass man sie wegen Angriff auf den Prinzen zur Rechtschaffenheit ziehen würde. Durch all dieses Chaos hindurch konnte Vegeta sehen, wie Kakarotts Körper, nach einem Schlag in den Magen, zusammensackte und er zur Seite kippte. Grade wollte der tumbe Kerl mit dem Fuß zu einem Tritt ausholen, da machte sich Vegeta von seinen ganzen Dienern los und durchbrach den Schutzwall an Soldaten, der ihn umgab. „Halt!“, donnerte er und schob alle beiseite, die ihm im Weg standen. So sehr er es auch genoss mitanzusehen, wie Kakarott eine aufs Maul bekam, war es mit Sicherheit keine schlechte Idee, die Chance zu nutzen, um mit ihm zu reden, bevor Kakarott dafür sorgte, dass sie schon im ersten Kapitel feststeckten. Er stampfte entschlossen auf die beiden zu. Auf eine hektische und herrische Geste von Roswitha hin wich der gedrungene Kerl schnell von Kakarott zurück und senkte den Kopf. „Mit Verlaub...die Bestrafung würde ich gerne selbst erledigen.“ Vegeta packte 'Aschenputtel' unsanft am Oberarm und zerrte 'sie' auf die Beine, warf seiner Eskorte, die protestierend angerannt kam, eindeutige Blicke zu und befahl ihnen bei der Kutsche zu bleiben. Die ganzen irritierten Gesichter ignorierend, schleifte Vegeta Kakarott hinter den nächstbesten Schuppen und gab ihm einen ordentlichen Stoß, der ihn taumeln ließ. Son Goku, der das Gefühl hatte keine Haare mehr auf dem Kopf zu haben, dessen Magen höllisch schmerzte und der das Gefühl hatte seine Beine wären Wackelpudding, schaffte es irgendwie nicht umzufallen. Mit schmollendem Gesicht drehte er sich zu Vegeta um. „Das wäre auch etwas sanfter gegangen.“, beschwerte er sich und rieb sich über den Oberarm, wo Vegeta ihn gepackt hatte. Langsam überkam ihn das Gefühl, dass sich die Schmerzen hier viel schlimmer als sonst anfühlten. Der Prinz verschränkte die Hände und musterte den schmollenden Kakarott in diesem braunen, verdreckten Sack. Es gab zwar nicht viel, was ihn jemals wirklich amüsiert hatte, aber dieser Anblick ließ ihn belustigt grinsen. Die Tatsache allerdings, dass Kakarott wohl Aschenputtel war, ließ dieses Grinsen recht schnell wieder verschwinden. „War ja klar, dass DU wieder mal die erste Geige spielen musst.“ „Hä?“ Son Goku hörte auf das Kleid abzuklopfen, um es von Dreck zu befreien und sah Vegeta fragend an, der nur die Augen verdrehte. „Erste Geige? Hauptperson?“, versuchte es Vegeta noch mal und erntete nur einen weiteren fragenden Blick. „Aschenputtel? Der Name auf der Tür?“, wagte er einen dritten Versuch mit dem gleichen Ergebnis und gab auf. „Vergiss es einfach.“ In diesem Moment verstand Son Goku, was Vegeta ihm sagen wollte. „Oh...ach das.“ Er grinste verlegen und rieb sich über den Nacken. „Dafür bist du hier wieder der Prinz. Ist doch nett, oder?“ „Tzz.“ „Nicht?“ „Besser als die Dienstmagd. Aber Kakarott?“ Vegeta rieb sich tief Luft holend über das Gesicht. „Bist du eigentlich komplett bescheuert, da einfach aus dem Fenster zu springen?! Lebensmüde oder was?“ „Ja...haha...ich wollte eigentlich schweben, aber das hat nicht funktioniert.“ „Und ist in dieser Geschichte auch ganz sicher nicht vorgesehen! Verflucht nochmal! Hast du komplett vergessen, was der Opa uns gesagt hat?“ „Nein?“ „Warum verhältst du dich dann so dämlich?“ „Ich wollte nur schnell zu dir, mit dir reden.“ „Was garantiert auch nicht vorgesehen ist in der Geschichte.“ „Wie kommst du darauf?“ Vegetas Braue zuckte. War das wirklich Kakarotts Ernst? Mit einer eindeutigen Geste zeigten Vegetas Hände auf sich. „Prinz.“ Dann zeigten sie auf Kakarott. „Dienstmagd. Prinz.“ Er wiederholte die Geste. „Dienstmagd. Klingelt da vielleicht was bei dir?“ Goku legte seinen Kopf schief. „Nein.“ Auf Vegetas Schläfe begann eine Ader gefährlich zu pulsieren. „DIENSTMÄGDE REDEN NICHT MIT PRINZEN!!“ „Wieso nicht? Ist doch nichts dabei. Prinzen sind auch nur“ Goku unterbrach sich schnell selbst. „…ähm…“ „Nur WAS, Kakarott?“ Vegeta hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und trommelte ungeduldig mit einem Fingern auf seinen Oberarm. Na DAS konnte ja interessant werden. Jetzt hörte er endlich mal was sein tolles, letztes Rassenmitglied wirklich über ihn dachte. „…also…naja…ihr seid doch…auch nicht anders als…wir.“ Sofort verengten sich Vegetas Augen zu schmalen Schlitzen. War ja klar, dass Kakarott so dachte. „Tja und genau WEIL du so denkst, sollten Dienstmägde NICHT mit Prinzen reden!“ „Ach komm schon, Vegeta! Das ist lächerlich!“ „Lä…Lächerlich?!“, fast hätte sich die Stimme des Prinzen überschlagen. „ICH SAG DIR MAL WAS LÄCHERLICH IST!! DU! Du in nem verdammten KLEID!“ Goku blickte an sich hinab. „…also eigentlich ist so ein Ding recht bequem.“ Er blickte zu Vegeta auf und grinste. „Ziemliche Beinfreiheit.“ Vegetas Kinn klappte nach unten. Er setzte zum Reden an, als schreckliche Bilder durch seinen Kopf jagten, die er garantiert nie wieder los werden würde. „Solltest es auch mal ausprobieren.“ „Das…! DAS WERD ICH SICHER NICHT!!“ „Vielleicht bist du aber in der nächsten Geschichte auch ne Frau.“ Goku grinste ihn immer noch an. „Wenn du so weiter machst, bist du vorher tot…“, knurrte Vegeta gereizt. „Aber mal ernsthaft, Vegeta. Ich bin zwar Aschenputtel, aber ich hab echt keinen blassen Schimmer, wohin diese Geschichte führen soll. Zuerst dachte ich, ich muss nur die Asche weg machen, in der ich gelandet bin, aber das hat überhaupt nichts gebracht. Und dann hat mich diese furchtbare Frau zu hunderten Arbeiten verdonnert. Ich musste den Boden schrubben, den Mist von den Tieren wegmachen, die…“ Während Goku all die Dinge aufzählte, die er hatte machen müssen, weiteten sich Vegetas Augen immer mehr. Nicht, weil er es so schrecklich fand, was Kakarott alles hatte erledigen müssen, sondern weil ihm plötzlich etwas klar wurde. Wie war das gewesen? Sie waren die Hauptfiguren? Kakarott war … Aschenputtel. Die Person, nach der die Geschichte benannt war und er war der Prinz, der … heiraten sollte. Entsetzen breitete sich in seinen Augen aus. Er taumelte zurück. Nein. Nein! NEIN!!! „Okay, vielleicht habe ich ein klein wenig übertrieben. Sooo schlimm war es jetzt auch wieder nicht, Viktoria und Katharina in ihre Kleider zu quetschen.“ Goku schrägte den Kopf und dachte daran, wie er ihnen hatte helfen müssen sich zu entkleiden und dann auch wieder anzuziehen, dabei schlich sich eine verräterische Röte auf seine Wangen. „Äh...also...nein, war wirklich nicht schlimm.“ Er rieb sich grinsend über den Hinterkopf. „N…Nein…“, murmelte Vegeta völlig abwesend und den Boden vor seinen Füßen anstarrend. „Mh…? Was?“ Goku legte seinen Kopf schief und sah Vegeta fragend an, dessen Augen nun zu ihm zurückruckten. „NEIN! Das…ich…! NIEMALS!“ „Vegeta?“ Goku machte einen Schritt auf ihn zu, doch das war zu viel für den Prinzen. „Vergiss es! Das werde ich ganz sicher nicht machen…“ „Hä?“ Während sich Goku noch fragte, wovon Vegeta da eigentlich redete, machte dieser auf dem Absatz kehrt und stapfte davon. „Dann verrotten wir hier eben!!“, rief er noch, wedelte aufgebracht mit seinen Armen in der Luft und verschwand aus Gokus Blickfeld. Der wollte ihm nachgehen, doch plötzlich hörte er das Knacken eines Zweiges hinter sich und als er sich zu der Geräuschquelle umdrehte, sah er nur noch einen Holzpfosten auf sein Gesicht zufliegen. „Los! Wir fahren! Sofort!“, rief Vegeta indes seinem Gefolge zu. „Eure Exzellenz. Wir haben diesem Gesindel selbstverständlich die Einladung zu Eurem Ball entzogen. Wir bitten Sie vielmals um Verzeihung, dass Sie so einer Schmach ausgesetzt wurden.“, sprach ihn sein Herold von der Seite an als er sich in die Kutsche schwang. „Alles Bestens.“ Die Tür seiner Kutsche wurde von außen geschlossen. Sein Gefolge schwang sich bereits auf ihre Pferde. Vegeta trommelte aufgebracht, nervös, verstört mit seiner Hand gegen seinen Oberschenkel. Das konnte doch einfach nicht der Sinn dieser Geschichte sein! Eine Dienstmagd, die einen Prinzen bekam? Unterste Schicht und die Elite der Gesellschaft?! Das…! Seine Hand klatschte gegen sein Gesicht. Sein ganzer Körper sträubte sich gegen diese Vorstellung. Die Kutsche setzte sich in Bewegung. Das konnte einfach nicht wahr sein! Aber etwas in ihm wusste, dass es genau das war. Die Ähnlichkeit zu ihrer eigentlichen, realen Situation war einfach unverkennbar. Eine Dienstmagd und ein Prinz … Unterklasse und Elitekrieger. Vegeta vergrub sein Gesicht in den Händen und beugte sich vor, rubbelte sich über die Stirn und fuhr sich durch die Haare. Die Kutsche rumpelte über die unebene Pflasterstraße. Verflucht nochmal! Wenn das wirklich der Sinn dieser Geschichte war, ihnen aufzuzeigen, dass ihre … Zusammenarbeit … ihre … genötigte Partnerschaft in ihren bisherigen Kämpfen etwas war, was es auch schon Jahrhunderte früher gegeben hatte, oder was den Kindern dieses Planeten als Gutenachtgeschichte erzählt wurde, dann … dann … war er grade dabei, das vorbestimmte Ende dieser Geschichte zu verhindern, indem er mit seinem Gefolge davon rauschte. Das Kakarott es selbst beinahe ruiniert hatte, weil er es gewagt hatte, sich vor dieser Familie und seinen Hofdienern so respektlos zu verhalten, versuchte er auszublenden. Einfach dem Prinzen um den Hals fallen! Vegeta schüttelte seinen Kopf. Eigentlich sollte er Kakarott dafür köpfen lassen. Oder ihm zumindest die Arme abhacken. Aber … alles deutete doch darauf hin, dass sie sich auf diesem Ball hätten näher kommen sollen … dass sich der Prinz dort in die Magd ver…verlie… Vegeta konnte das Wort nicht einmal in seinen Gedanken zu Ende bringen. „Grr…so ein verdammter Mist!“ Er klopfte gegen das Dach dieses zurückgebliebenen Gefährts und der Kutscher zog die Zügel an. Brachte die Kutsche zum Stehen. „Mein Prinz?“, fragte einer der Gefolgsmänner, der sogleich die Tür der Kutsche geöffnet hatte und sich tief verbeugte. Bevor Vegeta ihm antwortete, schloss er die Augen und atmete tief durch. Ja. Er WÜRDE Kakarott in Stücke reißen, wenn sie jemals aus Angeama entkommen würden… „Gebt der Familie die Einladung zurück. Ich will sie auf meinem Ball haben.“ „Wie meinen?“, fragte der Diener überrascht. „Du hast mich schon verstanden.“ Vegeta zog nun selbst die Tür der Kutsche wieder zu, verschränkte seine Arme vor der Brust und schloss seine Augen. Er würde das bereuen. Er würde das ganz sicher bereuen. Son Gokus Schädel brummte tierisch. Jedes noch so kleine Geräusch, das zu seinen Ohren durchdrang, verursachte höllische Schmerzen. Nur unter größter Anstrengung schaffte er es seine Augen zu öffnen. Das Licht flackerte in rot tanzenden Farben über den steinernen Boden, der leicht vor seinen Augen verschwamm. „Bist du endlich wach?“, drang eine, Goku mittlerweile bekannte Stimme, an sein Ohr. „Vi…Viktoria…? Was…ist passiert…?“ „WAS PASSIERT IST?!“ Goku kniff seine Augen zusammen als die blonde Frau zu kreischen anfing. „Beruhig dich, meine Liebe.“ Nun war es die Stimme Katharinas die im Raum erklang. „Aschenputtel ist diese Aufregung nicht wert. Mutter hat gesagt, sie erlaubt uns nur dabei zu sein, wenn wir darauf achten, nicht unsere Kontenance zu verlieren. Das schadet nur unserem Auftreten.“ Viktoria atmete tief ein, was ihre Brust bedrohlich im engen Mieder des Kleides nach oben wandern ließ. „Nun gut.“ Sie ging auf Kakarott zu, der nach wie vor auf dem Boden lag und den Worten völlig verwirrt gelauscht hatte. Mit der Spitze ihres Schuhes drückte sie ihn an der Schulter auf den Rücken. „Du wirst dir noch wünschen, du hättest dir den Hals bei dem Sturz gebrochen! HANS!“ Immer noch gegen den Schmerz in seinem Kopf ankämpfend reckte Goku seinen Hals und sah aus den Schatten des kleinen, dunklen Raumes den tumben, gedrungenen Kerl vom Hof auf ihn zu kommen. Eine Gänsehaut, gleich einem Ameisenheer wanderte über seine Wirbelsäule und irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass sich so wahrhaftige Angst anfühlte. Als Hans eine lange, geflochtene Lederschnur aus seiner Tasche zog, wurde Kakarott noch etwas klar. Er hatte nicht schweben können, er spürte Schmerzen viel stärker als sonst und er hatte keinerlei Ki zur Verfügung. Er konnte hier sterben … und Vegeta auch. Davon hatte Opa nichts gesagt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)