Flucht von KatieBell (Ein Lächeln verändert alles) ================================================================================ Prolog: Dunkle Zeiten erfordern dunkle Pläne -------------------------------------------- Mitten in der Nacht stand Emily Bell in einer Seitengasse nahe Londons Zentrum. Sie war in ihrer dunklen Robe gehüllt und hielt sich bedeckt, vor den Menschen, die an ihr vorbeigingen. London war in Aufruhr. Erst letzte Woche gab es einen Anschlag mitten in diesem Zentrum. Eine Shopping-Mal wurde in Brand gesetzt und vollkommen dadurch zerstört. Es gab mehrere Verletzte, leider auch einige Tote. Die Muggel waren verwirrt und zerstreut seitdem. Sie selbst wusste, dass es ein Anschlag der Todesser war. Sie hatte einige Brandopfer im St. Mungo behandelt. Und dann vor ein paar Tagen... ein paar Straßen weiter von ihrem Haus, wurde eine Familie mit Gewalt herausgezerrt. Es war eine Zaubererfamilie, die sich in dem Muggelvorort versteckt hielten. Sie kannte die Familie nicht, aber sie ging davon aus, dass sie ebenso schon auf der Flucht vor der Justiz waren. Das Leben war gefährlich geworden und seitdem fürchtete sie auch um die Sicherheit ihrer Familie, wie so viele andere auch. „Emily.“, nannte jemand flüsternd ihren Namen und sie wandte sich zu der Gestalt um, „Bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ist was passiert?“ Sie sah ihn kurz lächelnd an, bevor sie den Kopf schüttelte und merkte, wie der junge Mann vor ihr erleichternd die Schultern sinken ließ. „Noch nicht. Aber wir müssen unseren Plan vorziehen.“ „Vorziehen? Hast du ihr schon gesagt, dass-“, warf er ein, doch sie schüttelte erneut den Kopf. „Nein. Wir stellen sie einfach vor vollendeten Tatsachen. Ist besser.“ „Ich finde das nicht gut, Emily. Sie würde niemals mitgehen.“ „Wir haben das doch schon zu genüge ausdiskutiert. Mir fällt es auch schwer, aber ich muss andere Wege gehen mit Juan. Ich kann nicht beide beschützen und mein Mann ist der einzige, ohne einen Zauberstab.“ „Ich weiß,... aber... du weißt, wie sehr sie es hasst, übergangen zu werden und-“ „Marcus.“, sagte sie zielsicher und legte ihre Hände auf seine breiten Schultern, „Ich habe keine Wahl. Katie ist bei dir besser aufgehoben. Du hattest zugestimmt, sie nach Spanien zu unseren Verwandten zu begleiten. Sie als Halbblut hat eher die Chance das Land zu verlassen, gerade wenn sie in Begleitung eines Reinblutes ist.“ Sie sah ihm an, dass er mit sich haderte. Aber wie sie ihm schon sagte. Sie hatte keine Wahl. Sie wusste das irgendwann auch das Ministerium vor ihrer Tür stehen würde. Eher früher, als später. Emily war zwar eine geborene Reinblüterin, aber hatte sich bereits mit 16 ihrer Familie entzogen, um die Heirat mit einem Muggel, nach Vollendung der Volljährigkeit einzugehen. Juan, den sie aus Liebe geheiratet hatte, machte die Sachlage nur noch ernster für diese dunkle Zeiten. „Ich kann niemanden mehr Vertrauen. Aber dir traue ich, Marcus. Du bist der einzige, dem ich meine Tochter, in diesen dunklen Zeit noch anvertrauen kann.“ „Ich... du weißt, ich liebe deine Tochter, aber sie liebt auch euch. Was ist wenn sie sich wehrt, oder abhaut? Ich könnte sie nie zwingen.“ „Ich könnte es mir auch nie verzeihen, wenn ihr etwas zustößt. Die Situation wird immer bedrohlicher. Du kennst meine Vergangenheit. Sie werden nie aufhören nach mir zu suchen, um das Recht von damals durchzuprügeln. Sie wäre bei mir immer in Gefahr. Bitte...“ Sie musste ihn einfach überzeugen. Ihre kleine Maus... Nur bei ihm war sie in Sicherheit. Keine Ahnung was sie getan hätte, wenn Marcus nicht zu ihrer Familie gehören würde. Was sie hätte tun müssen, um ihre Tochter vor der Justiz zu verstecken. Sie wollte nicht daran denken. Es musste einfach Schicksal gewesen sein, als ihre Tochter ihr von ihm erzählt hatte. Die beiden lebten jahrelang aneinander vorbei, als sie beide noch in Hogwarts zur Schule gingen. Als Slytherin hatte er nie Notiz von Katie genommen, außer wenn sie im Quidditch gegeneinander spielten. Aber gegen Ende ihres fünften Jahres wurde dann irgendwie alles anders. Emily kannte die Geschichte nicht, wie ihre Tochter sich in den Schwarzhaarigen verliebt hatte, aber sie war glücklich darüber, dass er ihre Gefühle erwiderte. Auch wenn er um fast drei Jahre älter war, befürwortete sie diese Beziehung. Er tat ihr gut, wie auch andersherum. „Okay, okay...“, knickte er ein. „Wann...“, seufzte er tief durch, „Wann sollen wir es durchziehen?“ „In drei Tagen bringe ich sie dir.“, sagte sie und nahm ihre Arme herunter. „Drei Tage? Das ist ziemlich knapp bemessen...“, erwiderte er. „Die einzige Chance die wir haben.“, sagte sie leise, „Ich habe vielleicht einen Kontakt, der mir helfen kann illegal mit einem Schiff nach Amerika zu gelangen. Aber es muss schnell gehen.“ „Einverstanden. Ich werde Katie sicher nach Aranda de Duero bringen. Du kannst dich auf mich verlassen.“ „Ich weiß.“, lächelte sie zuversichtlich, bevor sie sich abwandte und kurze Zeit später disapparierte. Kapitel 1: Getrennte Wege ------------------------- Ein richtiger Alptraum. Katie hatte so viel Angst vor dem Kommenden und ihre Familie erkannte sie kaum mehr wieder. Ihre Mutter wurde zunehmend paranoid und ihr Vater traute sich nicht einmal mehr aus dem Haus. Auf sie passten sie ganz besonders auf. Seit sie im letzten Schuljahr das Opfer eines Fluches wurde, waren ihre Eltern strickt dagegen, dass sie jemals wieder zurück nach Hogwarts ging. Besonders seit dem Tod von Albus Dumbeldore. Es war so schrecklich gewesen, als sie im Schlosshof auf einer der Bänke saß und gerade einen Brief an ihren Freund verfassen wollte. Seit sie aus dem Koma erwacht war, ging kein Tag vorüber, ohne dass sie ihm schrieb. Er hatte sich solche Sorgen um sie gemacht und konnte doch nicht einmal zu ihr in die Schule kommen. Ihm wurde der Zugang verweigert, aufgrund der erhöhten Sicherheitsmaßnahmen. Und dann... hörte sie Raben krähen. Wild und durcheinander, die durch irgendetwas aufgescheucht wurden. Ein heller, grüner Blitz, der die dunkle Nacht erhellte und daraufhin ein dumpfer Knall. Sie war wie erstarrt gewesen, als etwas vom Himmel fiel, ein paar fünfzig Meter vor ihr und dann auf dem Boden aufprallte. Sie hatte geschrien. So laut und schrill, dass sie dachte, sie würde die Fenster des Schlosses in tausende Teile zerbersten lassen. Sie erinnerte sich kaum daran, wie Professor McGonagall sie von hinten zurückzog und sie ihren Blick von der Person abwandte, die leblos auf dem Pflaster lag. Nur um dann bitterlich zu weinen. Seit dieser Nacht, war nichts mehr wie früher. Ihre Eltern hatte sie am nächsten Tag persönlich abgeholt, wie so viele andere Schüler auch. Sie lag Leanne ewig in den Armen, als sie sich verabschieden sollte und auf der Heimfahrt war sie so sehr in sich gekehrt gewesen, wie noch nie. Es waren schreckliche zehn Wochen gewesen. Sie hatte angefangen sich überall einzuschließen. Ob im Bad, oder in ihrem Zimmer. Manchmal träumte sie von all dem erlebten. Von der verfluchten Kette, die sie fast umgebracht hätte. Oder von Dumbledores Tod. Oder von den Todessern, die in dieser Nacht durch das Schloss herumirrten und so viel Unheil angerichtet hatten. Wenn sie wieder einmal schweißgebadet aufwachte, bekam sie ihre Angst und Panik nur dann in den Griff, wenn sie sich in ihren Kleiderschrank einsperrte. Ihr war es klar gewesen, dass sie nicht mehr ganz dicht war, aber bisher hatte sie mit niemanden darüber geredet. Nicht mit ihrer Mum... und schon gar nicht mit ihrem Dad. Sie hatte es versucht. Aber...wenn sie auch nur anfing von dieser Nacht zu erzählen, sah sie in seine Augen, die angsterfüllt geweitete waren und dann brachte sie es nicht mehr übers Herz. Auch gegenüber ihrem Freund schwieg sie. Er kam regelmäßig zu ihr nach Hause. Aß mit ihrer Familie, kümmerte sich um sie. Katie war ihm dankbar für die Zeit, die er ihr schenkte. Ihr war es bewusst, dass sie ein seelisches Wrack war und trotzdem, war er immer da, wenn sie ihn gebraucht hatte. Sie wusste nicht, was sie ohne ihn machen würde. Es klopfte und Katie erschrak, als die Tür zu ihrem Zimmer aufging. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, doch beruhigte sich zugleich wieder, als sie ihren Vater erkannte. „Schätzchen, kommst du? Das Essen ist fertig.“ Sie nickte nur, ohne ein Wort zu sagen, klappte ihr Zeichenbuch zu, in das sie bis dato noch gezeichnet hatte. Ihre Mum lag ihr ewig in den Ohren, dass sie über die Ereignisse mit jemanden reden musste und wenn sie dazu noch nicht bereit wäre, dann sollte sie sich zumindest ihre Gedanken losmachen. Mit dem Zeichnen fand sie einen Weg, ihre Gefühle und Gedanken zu ordnen und das schlimme in ihrem bisherigen Leben loszulassen. Was nur minder half, aber sie hatte immerhin eine Beschäftigung, in der Zeit, in der sie Zuhause eingesperrt war. Sie stand auf und folgte ihrem Vater runter ins Esszimmer. Sie sah auf den Tisch und wunderte sich, wieso nur für zwei Personen gedeckt war. „Wo ist Mum?“, fragte sie sichtlich ängstlich. „Noch... Besorgungen machen.“ „Jetzt noch?“, sagte sie irritiert und sah aus dem Fenster. Es war bereits stockdunkel und normalerweise wäre sie um die Uhrzeit längst Zuhause. „Mach dir keine Sorgen, Schätzchen. Es ist alles gut.“ In Katie schrillten die Alarmglocken. Es war ein innerer Impuls, den sie seit ihrem abrupten Ende des sechsten Schuljahres entwickelt hatte. „Nichts ist gut!“, fuhr sie ihn an, „Wo ist Mum?!“ „Katie... bitte beruhig dich.“, versuchte ihr Vater ruhig auf sie einzuwirken und legte seine  Hände auf ihre Schultern, „Mama ist gleich da. Versprochen.“ „Wo... ist... sie?“, fragte sie leise zischend und sie fühlte den Ausbruch in ihren Adern bereits. Ein weiterer Punkt, den sie nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ihre Magie machte sich seit neustem fast schon selbstständig. Wenn sie aufgeregt, oder sich ein ungutes Gefühl in ihr ausbreitete, verfiel sie in eine Art dunkles Loch. Sie hatte den Heiler ganz genau darüber reden gehört. Hatte ihrer Mum versucht zu erklären, dass das durch ein Traumata ausgelöst wurde. Das erste Mal war das im Auto auf dem Weg nach Hause passiert. Sie kamen an dem Standort der ehemaligen Brockdale Bridge vorbei, die schon ein Jahr zuvor von den Todessern zum Einsturz gebracht wurde. Keine Ahnung, wie sie das hatte triggern können, aber das einzige was sie wusste war, dass sie ihren Vater angeschrien hatte, das er anhalten sollte. Ihre Eltern waren völlig überfordert damit gewesen und das Ende vom Lied war, dass sie die Fenster des Autos in Scherben legte. Ihr Vater hätte fast dadurch einen Unfall gebaut. Gleich am nächsten Tag kam dann ein Kollege ihrer Mutter zu ihnen nach Hause, die sie eingehend untersuchte und eben diese Diagnose stellte. Zur Sicherheit wurde ihr Zauberstab von ihrer Mum abgenommen. Da hatte sie auch getobt und in ihrem Wutanfall die Möbel und Schränke umgeworfen, ohne einen Zauberstab. Es war ein reines Chaos gewesen. Und jetzt? Sie fühlte sich kaum sicher in ihrem eigenem Haus. Schon gar nicht, wenn man ihr das einzige nahm, was ihr Sicherheit bot. Ihr Vater wich augenblicklich von ihr ein Stück weg, als die Deckenlampe anfing gefährlich zu flackern. Sie wollte nicht so ausarten, aber diese ganze Situation brachte sie noch um. Keiner verstand, was in ihr vorging und jeder betütelte sie. Sagte, das alles gut war. Aber nichts war gut! Sie wurde regelrecht hier eingesperrt. Nicht einmal in den Garten durfte sie und zu ihre Freundin Leanne hatte sie auch seit zehn Wochen keinen Kontakt mehr. Sie war es leid. Katie wollte nicht mehr. Sie wollte nur noch dass all das Grauen aufhörte. „Katie... bi-bitte komm runter. Es-“ Doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu vollenden. Im selben Moment zersprang das Glas der Deckenlampe und alle Gläser und Flaschen auf dem Esszimmertisch. Die Teller brachen einmal quer in der Mitte, und die Stühle flogen im hohen Bogen durch den Raum. „Katie!“ Die Stimme ihrer Mutter ließ all die Magie im Raum verschwinden. Wie als würde etwas verpuffen. Wenige Sekunden später spürte sie die Arme ihrer Mum um sich, die sie hielt und über ihren Kopf strich. „Alles gut, ich bin da.“ Sie fing an zu weinen, wie immer, wenn ihr bewusst geworden war, dass sie wieder einmal die Kontrolle über sich und ihrer Magie verloren hatte. „Komm, ich glaube, du brauchst frische Luft.“, wisperte ihre Mum und zog sie an ihrem Vater vorbei, Richtung Haustür. Sie nahm ihre Jacke und zog diese ihr über. Sie konnte kaum reagieren. Wusste nicht was mit ihr geschah, aber sie ließ ihre Mutter einfach machen. Sie fühlte sich wieder so weit weg, von allem und doch konnte sie noch die Wortfetzen hören, die ihr Vater zu ihrer Mutter sagte. „Wo bringst du sie hin?“ „Frische Luft. Du weißt schon. Es wird Zeit.“ „Jetzt?“ Ihre Mum antwortete nicht, stattdessen hörte sie ihren Vater erneut. „Ich hol ihre Sachen.“ Dann hörte sie die Treppenstufen. Doch darauf konnte sie nicht achten, da ihre Mum sie abermals in die Arme nahm. „Es wird alles irgendwann wieder gut, Katie. Ich verspreche dir das. Bei allem, was mir heilig ist, du wirst... wieder gesund und all die schlimmen Dinge die passieren, werden irgendwann aufhören.“ „Mum... was...“, stotterte sie, doch sie ließ sie nicht aussprechen. „Vergiss nie, dass wir dich lieben.“ In ihr Blickwinkel, wenn auch verschwommen, sah sie ihren Vater, der sie versuchte anzulächeln und doch kläglich dabei versagte. Sie machte ihm Angst. Das wurde ihr jetzt gerade in dem Moment klar. Ihr eigener Vater hatte Angst vor ihr. Es war eine Tatsache, die sie nun völlig aus der Bahn warf. Ihrer Mutter wurden einige Taschen in die Hände gedrückt. Gleich darauf spürte sie einen Sog, der sie mit sich riss... Im nächsten Moment spürte sie einen kühlen Luftzug um ihren Körper. Sie war immer noch völlig aufgewühlt, aber auch so unendlich müde, dass sie erst zu spät bemerkte, wie starke Arme sie an sich zogen. „Bei Merlin,... Emily! Was-“, hörte sie die bekannte Stimme ihres Freundes und sie versuchte aufzusehen. Doch ihr Körper weigerte sich. Ihr tat auf einmal alles weh. „Sie hatte gerade wieder einen emotionalen Ausbruch.“ „Schon wieder? Ihr habt das nicht in den Griff bekommen?“ „Wann denn und wie? Sie hier zu behandeln, würde zu viel Aufmerksamkeit erregen und mit uns redet sie nicht.“ Sie fühlte sich wie in Watte gepackt, aber dennoch konnte sie das Gespräch zumindest im Unterbewusstsein verfolgen. „Hier. Ihr Zauberstab. Gib ihn ihr erst, wenn du sicher bist, dass sie ihn nicht gegen sich selber richtet.“ „Du glaubst,...“, begann er, doch schüttelte seinen Kopf, „Das du ihr überhaupt den Stab abgenommen habt, ist unverantwortlich.“ „Ich habe sie nur vor sich selbst schützen wollen. Die Ausbrüche sind nicht mehr so stark ausgeprägt, seitdem sie ihn nicht mehr bei sich hatte.“, erläuterte sie und stellte die Taschen vor ihm ab, „Du musst dich beeilen, bevor uns noch jemand sieht.“ „Emily... ich weiß nicht, ob es nicht doch noch einen anderen Weg gibt.“ „Wenn du etwas konkretes hast, dann sag es. Ich kenne keinen.“ „Keine Ahnung, aber das sollte nur der letzte Ausweg sein.“ „Es ist der letzte Ausweg, Marcus. Sie wird es verstehen. Irgendwann.“, flüsterte sie, „Kümmer dich um meine Kleine, ja?“, lächelte sie wehmütig, und Katie spürte kurz eine warme Hand an ihrer Wange, bevor sie einen weiteren Luftzug spürte. „Mama...“, hauchte sie schwach, doch irgendwie kam nichts zurück. „Hauen wir ab,...“, murmelte Marcus, nahm die Taschen, die ihm hingestellt worden sind und disapparierte mit Katie auf den Armen. Kapitel 2: Unter dem Gesetz --------------------------- Marcus verschwendete keine unnötige Zeit. Seit dem Katie bei ihm in der Eigentumswohnung war, hatte er sich einen Zeitplan zurecht gelegt. Alles musste Punkt genau klappen, ohne Zwischenfälle. Doch leider, obwohl er eigentlich guter Dinge war, wurde er prompt eines besseren belehrt. Als Katie am Morgen wach wurde und das in einem völlig fremden Raum, wurde sie zunächst panisch. Sie war die ganze Zeit über, seit Ende ihres sechsten Jahres, nur Zuhause gewesen. Auch wenn er Emily öfters überreden wollte, sie doch wenigstens zu ihm zu lassen. Damit sie mal rauskommen würde, hatte das ihre Mutter immer verneint. Es wäre zu gefährlich und sie sei nicht stabil genug dafür. Also war er viel zu oft bei den Bells im Haus gewesen. Einfach nur, damit er ihr nah sein konnte. Er hatte alles stehen und liegen gelassen, als er von dem Anschlag auf Dumbledore las. Und das erst im Tagespropheten. Er war direkt zu Katies Elternhaus appariert und hatte sturmgeklingelt. Als er sie sah, völlig apathisch, zerbrach etwas in ihm. Nicht, dass sie schon durch den einen Anschlag an Weihnachten vieles durchgemacht hatte und sie sich doch relativ gut davon erholt hatte. Dass sie indirekt dabei gewesen war, wie der alte Schulleiter vom Astronomieturm fiel, das hatte sie zerstört. Seit dem hatte sie ihr Lächeln verloren, dass er doch eigentlich so sehr liebte an ihr. Stattdessen waren da diese Magieausbrüche. Die zwar ernst genommen wurden, aber momentan war es einfach nicht möglich, ihr die nötige Hilfe zur Seite zu stellen. Zu aller erst, mussten sie aus dem Land raus. Alles andere müsste man hinten anstellen, auch wenn es weh tat, nichts für sie tun zu können. Außer zu versuchen, ihr die Sicherheit und den Halt zu geben. Jedenfalls, war es schwierig gewesen Katie aus ihrer Manie herauszuziehen. Erst hatte sie ihn gar nicht richtig wahrgenommen und hatte sogar regelrecht Angst vor ihm gehabt. Bis er sie einfach in den Arm nahm. Sie hatte sich zuerst gewehrt, aber er ließ nicht locker und irgendwann wiegte er sie sanft hin und her, bis sie sich beruhigte. Die darauffolgende Tage waren still gewesen. Zu still für seinen Geschmack. All die Horrorgeschichten, die Emily ihm erzählt hatte, zeigte sich nur sehr selten. Nur einmal musste er seine Badezimmertür aufbrechen, als sie sich stundenlang darin aufhielt und er einfach Panik bekommen hatte, als er das Wasser laufen gehört hatte. Unaufhörlich. Und kurz kam der Gedanke, dass sie sich wirklich etwas antun könnte. Stattdessen hatte sie einfach nur vor der Badewanne, auf dem Boden gesessen und vor sich hingestarrt. Das Wasser war dabei schon über den Wannenrand hinweg gestiegen. Marcus versuchte immer ruhig mit ihr umzugehen, auch wenn er gerne mal seine Verzweiflung Luft machen würde. Er war strikt damit überfordert gewesen. Aber irgendwie musste er dadurch. Wen hatte sie denn noch, außer ihn? Ihre Eltern waren seines Wissen schon abgetaucht und die einzigen Verwandten, die sie hatte, lebten in Spanien. Wo er sie auch hinbringen wollte. Fernab von all diesem Schrecken, der gerade in Großbritannien seinen Lauf nahm. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schlimm werden würde. Als er einmal in der Winkelgasse ein paar Einkäufe erledigen wollte, hatte er das Ausmaß das erste Mal hautnah miterlebt. Die kunterbunte Zauberergasse war nicht mehr dieselbe, wie früher. Alles dunkel und grau. Die meisten Geschäfte waren geschlossen. Einige sahen sogar regelrecht auseinandergenommen aus. Ganz besonders hatte es Olivanders erwischt. Der Zauberstabladen war ausgebrannt worden, bis auf die Grundmauern. Er war vorbeigegangen und hatte versucht das alles nicht so sehr an sich heranzulassen. Andauernd wurde er beobachtet von den zwielichtigen Gestalten, die nun hier herumlungerten. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und er war froh, als er bei Gringotts ankam. Aber auch hier schien sich viel verändert zu haben. Die Kobolde waren ja schon immer unangenehm und miesepetrig drauf gewesen, aber nun... An jeder Theke stand zusätzliches Personal. Sie sahen aus, wie abbestellt vom Ministerium. Die Embleme auf ihren Hemden kannte er aus der Kanzlei seines Vaters, die er auch ab und an dort gesehen hatte. Sie gehörten zur Staatsgewalt. Gerade als er ein paar Galleonen aus seinem Verließ abholen wollte, hörte er hinter sich ein Geschrei und er schaute vorsichtig über seine Schultern. Eine Frau mittleren Alters wurde von einer anderen Theke von einem der Männer in Uniform weggezerrt und sie schrie und weinte. Neben ihr ein Mann, der nur stocksteif daneben stand und es einfach geschehen ließ. Ihre Worte, die sie ihm zurief, lösten eine Gänsehaut auf seiner Haut aus. „Nein, bitte. Bitte, ich bin eine Hexe! Ich schwöre, ich bin eine Hexe!“ Er wandte den Blick ab und schloss kurz seine Augen, um tief durchzuatmen. Gerne würde er dort dazwischen gehen. Aber das hier war nicht einfach nur eine normale Rangelei, wegen einem minderschweren Fall. Nur zu gut kannte er die Plakate, die überall aufgehängt wurden. Die neuen Gesetze. Registrierungskommission für Muggelstämmige. Eine rassistische Politik. Muggelstämmige Hexen und Zauberer wurden dazu aufgefordert sich registrieren zu lassen und dann mussten sie auch noch beweisen, dass sie ihre Zauberkräfte von einem ihrer Vorfahren geerbt haben. Was für ein Bullshit. Als ob Muggelstämmige das wussten. Durchaus war ihm bewusst, dass Muggelstämmige mit Sicherheit, irgendwo in ihrem Stammbaum magische Menschen aufweisen könnten. Aber wer außer Reinblüter hatten einen lückenlosen Stammbaum, viele Generationen zurückliegend, den sie dann auch noch vorlegen könnten? Es war eine unmögliches Unterfangen. Zumal man dafür nicht ewig Zeit hatte. Wenn nichts dergleichen vorgelegt werden könnte, wurden sie als „überführt“ dargestellt. Sie würden verfolgt, festgenommen und in Askaban eingesperrt werden oder gar getötet. Er hätte so kotzen können. Wie weit war die magische Gesellschaft gesunken? Er verstand es nicht. Auch wenn seine Familie ihn auch immer sehr streng erzogen hatten und immer über die vielen Muggelgeborenen sich ausließen. Er ließ sich davon nie beeinflussen. Er war jetzt mit niemanden enger befreundet, der Muggelstämmig war, aber dennoch hatte er sich über die Jahre ein eigenes Bild über sie gemacht. Zum Glück waren seine Gedanken zu dem Thema unantastbar. Immer wieder wenn er in diesen Teil von London unterwegs war, verschloss er seinen Kopf vor anderen. Okklumentik. Eine überaus praktische Methode, um nur stiller Beobachter zu bleiben und seinen Teil dazu zudenken. Dazu gehörte auch seine Ansichten. Er bildete sich nicht viel auf seine Blutlinie ein. Vielleicht als Kind mehr, als heute. Mensch war Mensch. Egal, ob magisch oder nicht. Das hätte er spätestens dann eingesehen, als er die Bekanntschaft von Katies Vater machte. Juan war... ein sehr liebevoller Vater. Stets bemüht, seiner Familie alles zu bieten. Er hatte es mit Sicherheit nicht leicht gehabt, in einem Haus voller Hexen, aber er hatte sich gut damit arrangiert. Sicher. In manchen Situation schien er überfordert gewesen zu sein. Gerade wegen den jüngsten Ereignissen. Aber mit den Folgen von Dumbledores Tod, waren sie alle überfordert. Nicht zuletzt Marcus selbst und vor allem seit er wusste, dass Severus Snape, sein jahrelanger Hausprofessor diesen Mord zu verantworten hatte. Ihm ging es nicht in seinen Kopf rein. Snape war streng gewesen und vielleicht auch hatte er nicht die Beziehung zu Schülern, wie zum Beispiel Katies Hauslehrerin. Aber Snape war auch ein guter Lehrer gewesen und sicher hatte er einige Lieblinge, die er öfters etwas durchgehen ließ, als andere. Was andere auch taten. Hin und wieder. Snape lebte es nur mehr aus. Aber das er wirklich gemordet hatte und das ausgerechnet seinen eigenen Mentor? Das konnte er einfach nicht glauben. Er kannte plötzlich das Gefühl, welches Emily seit jeher beeinflusste. Den Verlust des Vertrauens. Sie konnte niemanden vertrauen, seit dem das Ministerium jagt auf Muggelgeborene machte, oder die Menschen verfolgte, die sich gegen das Regime wehrten. Er vertraute hingegen nur noch eine Handvoll Menschen. Adrian und Graham gehörten auch nach seinem Schulabschluss zu seinen besten Freunden und er würde seinen Zauberstab zerbrechen auf ihre Freundschaft. Wie es der Sprechende Hut es einmal sagte. „In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden, doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden.“ Genauso vertraute er Emily. Obwohl... mittlerweile war er sich da nicht mehr so sicher, ob er ihr wirklich blind vertrauen sollte. Ja, sie war Katies Mutter und immerhin war sie es, die ihm gleich einen Platz in der Familie gab. Sie hatte ihn schon fast als Schwiegersohn angesehen, ohne viel von ihm zu wissen. Aber da war auch die andere Seite der Medaille. Es paar weitere Tage vergingen. Marcus hang über eine große Landkarte und ließ seine Augen darüber schweifen. Hier und da schrieb er mit Feder und Tinte etwas auf ein Pergamentblatt. Er notierte sich Straßennamen und Orte. Verschiedene Hotels. Er legte die Feder beiseite und seufzte, als er sich einen Stift aus Katies Mäppchen nahm, welches neben ihm auf dem Tisch lag. Er markierte auf der Karte eine Route, als er sein Augenmerk zu Katie wandern ließ. Er verharrte, als er sah, dass sie schon wieder, wie wild geworden mit dem schwarzen Buntstift in ihr kleines Buch kritzelte. Es machte ihm Sorgen, dass sie so schwer damit zu kämpfen hatte. Er hatte vor ein paar Tagen, das kleine Zeichenbuch selbst in der Hand gehabt. Es hatte ihn neugierig gemacht, da Katie es immer vor seinen Augen versteckt hielt. In einer Nacht, als sie schlief, hatte er es dann unter die Lupe genommen. War sicherlich nicht fair ihr gegenüber, aber er wusste sich nicht mehr anders zu helfen. Er versuchte doch nur irgendwie an sie heranzukommen, oder zumindest zu verstehen, was sie so sehr bedrückte. Als er hineinsah, konnte er erst nicht wirklich erkennen, was sie da andauernd zeichnete. Aber je mehr er blätterte, umso mehr bekam er Angst. Angst um ihren tatsächlichen Zustand. Es waren heftige Bilder darunter und er musste ein paar Mal mehr schlucken, als er sich den Skizzen widmete. Auf einer Seite hatte sie Krähen gezeichnet, mit fester Stiftführung. Die Augen, nicht weiß, sondern in einem tiefen rot. An ihren Krallen hangen Fetzen von... keine Ahnung, wie er das benennen sollte. Haut? Papier? Stoff? Irgendetwas davon. Auf einer anderen Seiten sah man einen dunklen Himmel, in dem sie das giftig grüne, dunkle Mal gezeichnet hatte. Und dann war da diese Zeichnung, die eindeutig Albus Dumbledore darstellen sollte. Die Pflastersteine auf dem Boden hervorgehoben und deutlich die starren, leblosen, offenen Augen ihres ehemaligen Schulleiters. Zersplittertes Glas quer über das Bild eingezeichnet... Das kleine Buch war etwas, dass Emily ihm verschwiegen hatte. Er wusste nichts davon, verdammt! Er dachte bis dato immer nur, dass sie, in Anführungsstrichen, nur unter ihren Magieausbrüchen zu leiden hätte. Dass was sie versuchte zu zeichnen,... sie versuchte ihre Gedanken eine Form zu geben. Vielleicht auch ihren Ängsten. Er hatte sie darauf angesprochen und sie war recht schweigsam gewesen. Sie öffnete sich selbst dann nicht ihm. Egal, wie oft er es schon versucht hatte. Katie war nicht mehr das Mädchen, wie vor diesem schrecklichen Schuljahr. Sie war nicht mehr das glückliche Mädchen, dass sich freute, wenn sie für ein paar Wochen Zeit zusammen genossen. Er vermisste diese schönen Momente mit ihr. Wenn auch manchmal befremdlich für ihn, wenn Katie ihn in den Muggelteil mitnahm und sie ihm die Bedeutung von Kino-gehen versuchte nahezubringen. Oder als sie in den Sommerferien vor ihrem sechsten Schuljahr, bei ihm Zuhause war. Er hatte ihr versprochen, ihr Nachhilfe zu geben, für die Nachprüfung in Zaubertränke. Nur zum Lernen kamen sie nicht wirklich. Es war berauschend gewesen, sie so nah bei sich zu haben. Ihren leichten Schlaf zu beobachten, wenn sie neben ihm lag. Oder wenn er am nächsten Morgen aufwachte, während er sie schon an der Küchenzeile fröhlich herumsummen hörte und sie dabei war ihm Frühstück zu machen. Der Gedanke, ihr noch näher als eh schon, zu kommen war lange da gewesen. Aber er wollte ihr immer die Zeit lassen. Sie sprachen offen darüber, wenn auch ihr das tierisch unangenehm war. Marcus zeigte Verständnis. Ein Tag bevor sie zurück nach Hogwarts musste, hatte sie wieder bei ihm übernachtet und sie waren einen Schritt weitergegangen. Nicht zu weit. Nur einen minimalen Schritt. Der Schwarzhaarige konnte selbst nicht glauben, dass er sich so gut unter Kontrolle hatte. Früher dachte er immer, er könnte ohne das Eine, keine zwei Wochen überleben. Katie drehte diese Theorie ins genaue Gegenteil um. Wenn sie noch nicht bereit dafür war, dann war es das eben. Für sie würde er warten, hatte er sich damals geschworen. Marcus seufzte innerlich, als er ins Hier und Jetzt zurückkehrte und wieder zur Landkarte schaute. Doch kurz dachte er an seinen Schwur an damals zurück. Seit diesem Tag, waren sie sich nie mehr so nah gewesen. Natürlich ließ sie die Zuneigung zu, aber mehr als ein Kuss hier, oder dort, war nicht mehr geschehen. Er wollte sie auch nicht bedrängen. Sie hatte definitiv mehr mit sich selbst zu kämpfen, als dass er jetzt daran denken konnte. Wieder seufzte er, bevor er den Stift beiseite warf und aufstand. „Magst du auch noch einen Kaffee?“ „Mhm...“, murmelte sie, sah jedoch nicht von ihrem Buch auf. Er stiefelte in die Küche, bewaffnet mit seiner Tasse und ihrer, die er sich zuvor noch vom Tisch geschnappt hatte und schlurfte zur Kaffeekanne. Der Kaffee floss wenig später in die Tassen und kurz bevor er wieder zurück ins Wohnzimmer ging, blieben seine grünen Augen auf einem Foto hängen. Es klebte an einer der Hängeschränke. Es zeigte ihn selbst und Katie, die einer ihrer Arme um ihn gelegt hatte. Ihre dunkelblonden Haare wehten im Wind. Sie lächelte so breit, als ob es kein Ende geben würde. Da waren sie am Derwent Water. Einer der größten Seen Englands. Sie saßen beim Sonnenaufgang auf diesem Steg. Sie musste immer alles fotografieren mit diesem Muggelding, dass sie Smartphone nannte. Und er erinnerte sich an den Vormittag zurück, an dem er sie zum Zug brachte. „Katie. Es ist halb elf. Der Zug wartet nicht auf dich.“, rief er ihr hinter sich, als sie schon wieder irgendwo hängen blieb. „Warte... ich muss da noch Mal rein.“, sagte sie und als er zurück ging und ihr nur betroffen nachsah, ging sie gerade in dieses Drogeriegeschäft hinein. Er folgte ihr nicht. Fand das ganze mehr als nervig. Das war das erste und letzte Mal, dass er sie zum Zug brachte. Eine reine Katastrophe. Ständig sah sie etwas anderes, worauf sie ihre Aufmerksamkeit lenkte. Jetzt wusste er auch, wieso Emily so hocherfreut war, dass er das übernahm. Verdammte Hexe. „Da bin ich schon wieder!“, kam es von seiner linken Seite. „Können wir jetzt zum Gleis?“, fragte er erneut genervt. „Noch nicht ganz!“ „Beim blutigen Baron... du... du machst mich wahnsinnig!“, zischte er leise und sah sich dauernd um, damit ihr Gespräch auch unter ihnen beiden blieb. Im nächsten Moment hatte sie sich umgedreht und holte aus ihrem Rucksack einen dicken schwarzen Stift heraus. „Was machst du da?!“ Doch sie antwortete ihm nicht. Er konnte sehen, dass sie etwas schrieb, nur nicht auf was. Einige Sekunden später, wandte sie sich ihm wieder zu und hielt ihm etwas vor sein Gesicht. „Was-“ „Damit du mich nicht vergisst.“ Von der einen Minute zur anderen verstummte er. Halb abwesend nahm er das Foto entgegen, dass sie ihm hingehalten hatte. Es war das Foto, dass sie von sich beiden am Derwent Water gemacht hatte und in schwarzer Schrift stand auf dem unteren Bereich des Fotos, ihre Worte: „Ich liebe dich.“ „Katie...“, hauchte er, bevor er lächelte und sie kurz zu sich zog, „Als könnte ich dich Nervensäge vergessen...“, grinste er und legte seine Lippen auf die ihre... Marcus lächelte. Da war noch alles normal. Die Welt in der sie lebten war noch in Ordnung. Hätte er damals gewusst, was passieren würde... was mit ihr geschehen würde, hätte er sie nie in diesen Zug steigen lassen. Kapitel 3: Die ersten Schritte ------------------------------ Nervös saß er im Wartebereich des Portschlüsselamtes. Die Papiere in einer Akte, die er in seinen Händen hielt. Katie neben ihm, die nicht nur nervös war, sondern halb nah an einem Nervenzusammenbruch stand. Sie hatte panische Angst, dass es ihnen verwehrt bleiben würde, das Land zu verlassen. Die Möglichkeit bestand immerhin minimal. Damit sie mehr Chancen hatten, hatte er deswegen vorgestern Katie als seine Verlobte eintragen lassen. Sie war nicht so angetan davon gewesen. Nicht weil sie es nicht wollte, sondern viel eher, weil es aus einem anderen Grund geschah. Ihm war das auch alles mehr als merkwürdig. Immerhin waren sie erst seit knapp zwei Jahren ein Paar. An eine gemeinsame Zukunft dachte da noch niemand, auch wenn er sie aufrichtig liebte und alles für sie tun würde. Wie auch jetzt. Der Plan ihrer Mutter, sie zu der Familie ihres Vaters zu bringen, die in Aranda de Duero lebten. In Spanien wäre sie erst einmal sicher vor den englischen Behörden. Denn auch wenn ihr Status nicht allzu kritisch war. Halbblüter wurden meistens geduldet, jedoch war das in Katies Familienfall anders zu betrachten. Die Familie ihrer Mutter war das Problem. Emily hatte ihn vor ein paar Wochen ins Vertrauen gezogen. Da sie damals mit 16 von Zuhause ausriss und sich fast ein Jahr ihrer Familie entzog, hatte ihr Vater das zur Veranlassung genommen, nicht nur eine Vermisstenanzeige aufzugeben, sondern auch Strafantrag gegen Juan zu stellen. Sie waren davon überzeugt, dass Emily nicht freiwillig gegangen war und er sie entführt hätte. Was vollkommen an den Haaren herbeigezogen war, aber alte Reinblüter tickten nun mal so, wenn es hier um Familienehre ging. Er kannte das nur zu gut. Genau das war das heikle an der Sache. Die Behörden würden Katie aus der Familie zerren, jetzt wo andere Regelungen gelten. Wenn das wieder auf den Tisch kam, würde ihr der Halbblutstatus aberkannt werden. Egal, mit was sie es begründen würden. Das Ministerium würde irgendetwas finden. Sie würden sie behandeln, wie eine Muggelgeborene. Wenn das geschehen würde... nein, daran wollte er nicht einmal denken. Die einzige Verbindung, die sie retten konnte, war die zu ihm. Er als Reinblut, einer sehr alten und resümierten Familie, könnte ihr Leben retten. Wenn sie also, auf dem Pergament seine Verlobte war, war sie unantastbar und jeglicher Vorwurf dürfte nicht einmal vortreten. Keine Recherchen, keine Anklage, rein gar nichts. Er würde sie vor dem sicheren Tod bewahren. „Mr. Flint?“ Er hörte seinen Namen und stand auf. Sah zu Katie, nahm ihre Hand sanft in die seine und zog sie ebenso von ihrem Stuhl hoch. Sie folgten dem Beamten in ein Büro. „Sie haben einen Antrag gestellt auf Ausreise, liege ich da richtig, Mr. Flint?“, fragte er und deutete auf zwei Stühle, „Bitte setzen Sie sich.“ Der Aufforderung kamen sie ihm nach und setzten sich an den Tisch. „Ja, Sir. Ich und meine Verlobte wollen ein paar Wochen für uns. Sie... wissen schon. Vor der Hochzeit.“ „Ah...“, kam es aus dem bürokratischen Beamten heraus und sah von ihm zu Katie hin und her, „...ja... Ihr Name, Miss...?“ „Bell. Katie Bell.“ sagte sie unsicher und recht leise von sich gebend. „Blutstatus?“ Sie stockte und Marcus bemerkte ihren Blick auf sich ruhen. Merlin, sie war so eingeschüchtert von all dem ganzen hier... „Halbblut.“, kam es daher über seine Lippen, um, ihre vermutlich zittrige Stimme, zu entlasten. „Halbblut?“, fragte er nach und man konnte ihm ansehen, wie seine Gehirnzellen ratterten. „Ist das ein Problem?“, fragte Marcus gleich nach und straffte seine Schultern. Er wusste, wie man mit solchen Menschen umging. Seine Autorität raushängen lassen, darin hatte er Erfahrung. Schon damals in der Schule traute sich keiner mehr, wenn er das Wort erhob. Als Kapitän der Quidditchschulmannschaft hatte man ihm schon so oder so, den nötigen Respekt erwiesen. „Nein. Nein. Wo soll es denn hingehen?“, fragte er weiter. Neben ihn hörte er Katie leise ausatmen. Zum Glück hatte der Mann, der kaum mehr Haare auf dem Kopf hatte, keine Notiz davon genommen. Wenn sie sich nicht zusammenriss, sah er sich schon mit einem Fuß in Askaban. „Frankreich, um genau zu sein, in einen Vorort von Paris.“ „Schön, schön...“, murmelte der Beamte, „Wie lange soll der Aufenthalt sein?“ „Zwei Wochen. Ich habe ein Haus am See, die Dokumente dazu habe ich Ihnen mitgebracht.“, sagte er und holte die Akte hervor, öffnete diese und gab dem Mann die genannten Unterlagen. Dieser nahm die Papiere entgegen und sah akribisch darüber. Marcus hoffte, dass er nichts vergessen hatte. Es kam ihnen zu Gute, dass das Haus tatsächlich in seinem Besitz war. Sie brauchten diese offizielle Ausreisebestätigung. Natürlich könnte es auch anders gehen, aber er wollte das Katie nicht zumuten. Illegal aus dem Land fliehen war kein Zuckerschlecken und viel zu gefährlich. Wenn ihnen diese Ausreise aber gestattet werden würde, wären sie zwei Wochen aus der Schussbahn. Sie würden jedoch nicht auf seinem Grund und Boden bleiben. Geplant war es, von Frankreich aus, durchs Land zu reisen, bis zur spanischen Grenze. Den Landübertritt dort wäre leichter. Es würde keiner nachfragen, woher sie kamen oder wieso sie dort hin wollten. Schon gar nicht war es relevant, welchen Blutstatus seine Freundin hatte. Wären sie dann erst einmal in Spanien selbst, wären sie in Sicherheit und eine Verfolgung des Ministeriums wäre dann zumindest auch nicht mehr möglich. „Die Unterlagen scheinen korrekt zu sein.“, hörte er den Beamten sagen. Innerlich schickte er Stoßgebete gen Himmel. „Aber... auch wenn die Frage zu persönlich erscheint. Wie lange sind Sie beide schon verlobt?“ „Offiziell...“, atmete er ein, „... seit gestern, Sir.“, antwortete er wahrheitsgetreu und er bemerkte abermals den stechenden Blick von Katie auf sich, „Aber wir haben uns schon vor etwas längerem verlobt, nur für den offiziellen Weg hatten wir bis dato keine Zeit gehabt.“ „So, so... ja gut. Dann spricht eigentlich nichts dagegen.“, sagte sein Gegenüber und schob ihm ein Pergament über den Tisch, „Dann bräuchte ich nur noch Ihrer beiden Unterschriften.“ Zügig nahm Marcus die Feder in die Hand, die neben ihm auf dem Tisch in einem Tintenfassglas stand und unterschrieb eilig. Danach schob er es Katie zu, die eher abweisend wirkte. „Liebes...“, sprach er sie vorsichtig an und sie schrak hoch. „Oh... eh...“ „Deine Unterschrift.“, sagte er und nun bemerkte er den skeptischen Blick des Beamten auf die dunkelblonde Hexe. „Geht es Ihnen nicht gut, Miss Bell?“ „Oh... eh, doch, doch. Ich-“ „Entschuldigen Sie, Sir. Die Nacht war lang.“, grinste er kurz zu ihm rüber, der direkt zwischen die Zeilen lesen konnte. Denn er grinste ihm unverschämt entgegen und nickte langsam. Katie wurde leicht rot um die Nase und er wusste, am liebsten würde sie ihm eine runterhauen, für die Aussage. Aber hätte er sagen sollen, dass sie nervös war, wegen seiner Person? Dass sie Angst hatte jede Minute abgeführt zu werden? Oder dass sie an ihre Familie dachte, die vermutlich gerade versuchten illegal nach Amerika zu gelangen? Wäre eine ziemlich dumme Idee. Zittrig unterschrieb die Gryffindor auf dem Pergament und schob es zu dem Mann, hinter dem Schreibtisch zurück. „Dann haben wir alles. Ich eule ihnen den Ort und die Zeit, sobald Ihr Portschlüssel bereit ist.“ „Vielen Dank, Sir.“, lächelte Marcus und erhob sich. Katie ebenso, etwas schneller als er. Sie wollte offenbar nur noch schnell hier raus. Er kam kaum hinterher... Draußen an der frischen Luft angekommen, begann sie plötzlich zu hyperventilieren. Er strich ihr über den Rücken, doch sie legte sofort die linke Hand auf seinen Arm und schob ihn auf Abstand. „Geht schon. Ich hab mich gleich wieder.“, hauchte sie außer Atem. „Sicher?“ „Ja, ja... mir... mir wurde da drin nur gerade schlecht.“ „Ich weiß, die...“, er sah sich um und zog sie etwas weiter von der Telefonzelle davon, aus der sie eben hoch gefahren kamen und sprach dann leise weiter, „... Situation ist nicht einfach für dich. Es tut mir leid, dass ich dir das heute aufbürden musste.“ Sie schien nicht richtig anwesend zu sein. Ihr Blick haftete auf dem Boden und wieder einmal fragte er sich, wieso ausgerechnet ihr das passieren musste. „Da war ein Bild.“, flüsterte sie dann. „W-was? Ein Bild?“ „Mhm...“, nickte sie und suchte nach Worten, „Ein Foto auf dem Schreibtisch,... ich...“, sie schluckte, „Ich hab ihn erkannt.“ „Wen hast du erkannt?“ Marcus fragte sich, auf was sie hinauswollte. Er hatte nicht wirklich aufgepasst. Hatte er ihre Nervosität und ihre Abwesenheit vielleicht völlig falsch interpretiert? „Der Mann auf dem Foto war... in ...“ Abrupt wurde ihm klar, was sie ansprach. Auf was sie abzielte und über seine Haut zog sich eine Eisschicht. Wieder sah er sich um. „Okay, pass auf. Was hältst du davon, wenn wir noch einen Kaffee trinken gehen? In... Muggellondon und dann erzählst du mir mehr davon, ja?“ Sie nickte zögerlich, aber sie war einverstanden. Ein erster Lichtblick, den er einfach am Schopfe packen musste. Bisher hatte sie noch nie von damals gesprochen. Wenn sie jetzt reden wollte, wäre es fatal, wenn er das ablehnen würde. „Komm.“, sagte er leise, nahm ihre Hand, die sie ihm diesmal nicht entzog und er stellte sich näher an sie heran, bevor er mit ihr Seit-an-Seit apparierte. Es war merkwürdig, als sie hier in diesem Café saßen und sie lustlos ihr Röhrchens im Glas umher stochern ließ. Der Latte Macchiato sicherlich schon kalt. Die Sahne eingefallen. Der Keks neben dran nicht angerührt. Wieso konnte er denn nichts sagen? Ja, sie hatte zugestimmt, ihm mehr zu erzählen, aber jetzt bekam sie kaum wieder ein Wort heraus. Am liebsten würde sie aufstehen und gehen. Weit weg. Abhauen. Sie stellte es sich vor, aber sie wusste genauso gut, dass sie nicht weit kommen würde. Vorsichtig sah sie von unten zu ihm hoch. Marcus saß ihr gegenüber, doch er hatte den Blick auch in seine Kaffeetasse zugewandt. Diese Stille ertrug sie noch weniger, als ihre Angst davor, bei den Erzählungen in ihren Erinnerungen ganz abzutauchen. Dabei wollte sie sich wirklich jemanden anvertrauen. Gegenüber ihren Eltern hatte sie das nicht geschafft, aber bei Marcus sollte es doch machbar sein, oder? Sie würde es nie herausfinden, wenn sie es nicht wenigstens probierte. „Ehm...“, kam es unsicher aus ihr heraus und sie sah im Augenwinkel, wie er zu ihr aufsah. Sie hatte sich ihre Worte genau überlegt, was sie sagen wollte. Doch gerade als sie weitersprechen wollte, unterbrach sie die Bedienung, die an ihren Tisch kam. „Darf ich Ihnen noch etwas bringen?“ „Nein, danke.“, lächelte Marcus, worauf die Bedienung zurück lächelte und wieder verschwand. Durch die Unterbrechung hatte Katie natürlich den Faden verloren. Oder ihren Mut. Wie man es nahm. Wieso war das alles so schwierig? Sie hasste ihren Zustand und verstand ihre Gefühle kein bisschen mehr. „Wir können auch über etwas anderes reden.“ Sie sah überrascht zu ihm auf und in ihr machte sich die Schuld breit. Schuld daran, dass er hier mit ihr war. Schuld daran, dass sie sein Leben aus den Fugen riss und Schuld daran, dass sie nicht mehr diejenige war, in die er sich verliebt hatte. Rational betrachtet war es nicht ihre Schuld, aber sie konnte nicht mehr rational denken. Andauernd verfolgten sie diese Schwärze in ihren Träumen, die sie auch ab und an in der Realität einholten. Eben gerade, in diesem Büro auf dem Portschlüsselamt, fühlte sie sich so weit weg. Monate später zurückgeschleudert. Ein Flashback, welches sie in Angst und Schrecken versetzte. In eine Art Schockstarre. Sie fühlte nichts und hörte die Stimmen in diesem Raum nur dumpf und abgehackt. Es hatte ihr die Luft zum Atmen genommen. „Katie...“ „Eh... nein, schon gut.“, murmelte sie. „Ich weiß, wie schwer es für dich ist, aber...“, sagte er und sie merkte zugleich seine Hand, die sich auf ihre legte. Er hatte seinen Arm über den Tisch gleiten lassen und sie war gerade froh, dass ihr Platz in diesem Café weit hinten in einer Ecke war. „Ich bin immer für dich da. Ich fang dich auf. Ich versprech's. Nur...“, druckste er leise, „... du musst mich an dich heranlassen.“ Schwer. Es fiel ihr so unsagbar schwer darüber zu reden. Ihre Mum sagte immer, dass es ihr besser gehen würde, wenn sie nur mal einen Anfang fand. Aber diesen Anfang zu finden, zu wissen, wo sie anfangen sollte. Das fand sie unheimlich schwer. Wo sollte sie denn beginnen? Es war so viel passiert. Angefangen 1996 kurz vor Weihnachten. Sie war mit Leanne in Hogsmead gewesen. Wollten Weihnachtsgeschenke besorgen und nach einem anstrengenden Tag in dem kleinen Zaubererdorf, waren sie in den Drei Besen abgestiegen. Es war alles wie immer. Alles normal. Der Pub war voller Schüler. Madame Rosmerta die von einem Tisch zum anderen wackelte, um den Wünschen ihrer Gäste gerecht zu werden. „Ich... ich weiß nicht,... ich...“, murmelte sie und entzog sich Marcus' Hand abrupt. Sie hörte ihn Seufzen und es tat ihr so weh, ihm nicht einfach das sagen zu können, was sie eigentlich wollte. Es machte sie verrückt und als sie ihren Blick durch ein Fenster auf die Straßen gleiten ließ, hörte sie plötzlich ein Geräusch. Das kleine Glöckchen über der Tür des Cafés erklang und ihr wurde auf einmal schwarz vor Augen. Sie schnaufte tief durch die Nase, aber es half nicht. Sie sah bildlich die Drei Besen vor sich. Den Innenraum. Das Glöckchen auch in diesem Pub hörte sie erneut und dann... schoss ihr nur noch ein Gedanke durch den Kopf. Flucht. Der Stuhl auf dem Katie zuvor saß fiel abrupt rücklings zu Boden und der kleine eckige Tisch begann kurz zu wackeln. Marcus konnte gar nicht so schnell schalten, da war sie auch schon panisch aus dem Café gelaufen. Er stand sofort mit auf, schnappte sich seine Jacke und auch ihre, die er vom Boden aufgabelte und lief ihr hinterher. An der Theke vorbei, legte er noch ein paar Pfund auf diesen und rief der Bedienung ein „Stimmt so.“ zu, bevor er die Tür aufzog und ebenso das Café verließ. Auf der Straße wandte er seinen Kopf nach rechts und links, als er Katie gerade um die linkere Ecke bogen sah. Er sprintete erneut hinterher. Um die Ecke blieb er jedoch sofort stehen. Katie lehnte sich an den Betonpfeiler einer Einkaufspassage und atmete heftig ein und aus. „Katie...“, hauchte er, doch sie reagierte nicht. Ihre Hände lagen press an dem Pfeiler und sie hatte die Augen geschlossen. Wieder sprach er sie an, aber sie schien ihn nicht zu bemerken, oder wollte es auch nicht. Vorsichtig hob er seinen Arm und seine Finger berührten nur kurz ihren Arm, da war sie auch schon zurückgeschreckt. „Nicht.“, kam es unkontrolliert über ihre Lippen und er ließ seinen Arm wieder an seine Seite fallen. Marcus schluckte nervös. So abstoßend war sie bisher nie gewesen. Er war Schuld. Er hatte sie mit Sicherheit viel zu sehr unter Druck gesetzt. „Komm... wir... lass uns nach Hause gehen.“, sagte er leise und nur langsam sah sie zu ihm hoch. Zwar sah sie ihn an, aber dann doch irgendwie nicht. Ihr Blick glitt wie durch ihn durch. Ihre braunen Augen hatten keinen Glanz. Sie wirkten ausgelaugt, matt und... panisch. Er konnte die Situation nicht richtig erfassen. Erst als er das leichte brechen des Glases eines Fensters neben sich wahrnahm. Seine grünen Augen huschten kurz zu dem Fenster und erkannte viele kleine Risse, die immer größer wurden. Wieder das Augenmerk auf die Hexe gelenkt, sah er dann ihr Zittern an ihren Händen. Marcus konnte eins und eins auf einmal zusammenzählen. Gerade noch rechtzeitig, denn von der einen Sekunde auf die andere, brach das Glas plötzlich und er warf sich zwischen Fenster und seiner Freundin. Seine Arme umschlossen ihren Körper und trotz eines Schmerzes im Rücken, konzentrierte er sich und apparierte mit ihr. Kapitel 4: Gedanken ------------------- Er wusste nicht wie lange er sie hielt. Fest umklammernd stand er mit ihr in seiner Eigentumswohnung. Mitten im Wohnzimmer. Sie hatte ihn nicht weggeschubst, krallte sich in sein schwarzes Hemd und hatte ihren Kopf an seine Brust gedrückt. Den Blick gen Boden gerichtet. Und sie weinte. Weinte so bitterlich, dass er dachte, er würde an ihrem herzzerreißendes Schluchzen, sterben. Er wollte nicht, dass sie so sehr litt unter all den Ereignissen. Sie sollte wieder lachen und glücklich sein. Aufgeweckt, stürmisch, von ihm aus, konnte sie auch Stur sein. Aber bitte nicht so zerrissen, wie sie gerade in seinen Armen lag. Das war ein klassischer Magieausbruch, den er so noch nie erlebt hatte. Ausgelöst durch seine eigene Dummheit. Hätte er sich einfach nicht darauf eingelassen und sie direkt nach Hause gebracht. Dann wäre das gar nicht passiert. Er dachte nur,... vielleicht würde es besser werden, wenn sie erst einmal anfing zu reden. Ohne ihre Mithilfe, würde sich nie etwas ändern. Sicher. Er kannte Wege, ihre Gedanken zu lesen. Legilimentik beherrschte er, aber das wäre ein Vertrauensbruch ihr gegenüber gewesen. Sie hatte sowieso schon so wenig Vertrauen in sich selber, da wollte er nicht auch noch ihr Vertrauen an ihn erschüttern. Also verwarf er die Möglichkeit. „D-dein... tut mir leid...“, stammelte sie auf einmal und er schob sie kurz von sich, hielt sie aber immer noch an ihren Oberarmen, „Das ist meine Schuld.“ Er sah sie verwirrt an und schüttelte zugleich seinen Kopf. „Nichts davon ist deine Schuld.“, sagte er zielsicher, doch sie riss sich aus seinen Armen und legte ihre Hand auf seine Seite. Sie drehte ihn zur Seite und dann spürte er wieder einen Schmerz auf seinem Rücken, gerade als sie eine Hand an diesen erhob. Er sah verwirrt über seine Schultern und konnte nur halbwegs erkennen, dass sich kleine Glassplitter in seiner Haut verkeilt hatten. Daher kam der Schmerz. Musste bei dem Glassprung passiert sein. „Merlin, du blutest...“, zitterte sie erneut panisch und er wandte sich wieder ihr zu. „Ist nicht schlimm. Nur ein paar Kratzer. Ich mach das gleich.“, antwortete er ihr ruhig und gesonnen. Er lächelte leicht. Es war wirklich nicht so schlimm. Das Adrenalin das durch seinen Körper schoss, unterdrückte sowieso das meiste. Katie schien nicht zufrieden damit zu sein, aber ein bisschen ruhiger wurde sie dennoch. Marcus überredete sie, dass sie sich ein bisschen hinlegen sollte und verfrachtete sie auch gleich ins Bett. Nachdem sie ihren Pullover ausgezogen hatte und nur noch in ihrem Top und einer bequemen Leggins sich hinlegte, deckte er sie ordentlich zu. „Marcus...“ „Ja?“ „Ach nichts.“ Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter. Sie wandte sogar ihren Blick von ihm ab. Wie gern er doch wüsste, was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging... „Ich bin gleich neben an. Wenn was ist, ruf, ja?“, sagte er zu ihr und sie nickte zögerlich, sah ihn aber immer noch nicht an. Der Schwarzhaarige stand auf und war schon bereits an der Schlafzimmertür, als er ihre Stimme doch noch einmal vernahm. „Warum...“, sagte sie leise und er ging wieder zurück zu ihr, „... machst du das alles?“ Er setzte sich erneut an ihre Seite, während sie ihre Finger in die Bettdecke gekrallt hatte. „Wie meinst du das jetzt?“ „Ich...“, sie schluckte nervös und sah ihn wieder in die grünen Augen, „Sieh mich doch an, ich... bin total kaputt und-“ „Stopp, stopp, stopp. Katie... du bist nicht...“, unterbrach er sie, „... kaputt. Du bist vom Weg abgekommen, aber da finden wir schon wieder hin, okay?“, lächelte er und strich ihr ein paar Haarsträhnen beiseite. „Und wenn das nie wieder... so wird, wie früher?“, fragte sie ängstlich und er atmete tief durch. „Ist egal.“, sagte er und nahm ihre rechte Hand in die seine, „Ich liebe dich.“, sagte er deutlich, „Und daran wird sich nie etwas ändern.“ Beide sahen sich lange an und kurz dachte Marcus tatsächlich, dass er ein sanftes Lächeln wahrnahm. Zumindest hatten sich ihre Mundwinkel minimal hochgezogen. Sie würden das schon schaffen. Irgendwie. Zusammen. „Miau.“, kam es plötzlich hinter ihm und er begann noch breiter zu lächeln. Eine getigerte Katze sprang auf ihr Bett und legte sich zugleich quer auf Katies Körper. Kaum ein paar Sekunden später begann diese zu schnurren, als Katies linke Hand über das Fell strich. „Du hast ja die beste Gesellschaft.“, kam es nun fast schon grinsend von ihm und er ließ ihre Hand los, „Schlaf jetzt ein bisschen.“, hängte er mit dran, beugte sich noch einmal zu ihr hinunter und hinterließ einen federleichten Kuss auf ihrer Wange. Ein paar Stunden später, nachdem er die kleinen Splitter aus seiner Haut gezogen hatte, machte er sich daran, ihre beiden Sachen zu packen. Dabei war er nicht wirklich systematisch. Er warf einfach alles in den Koffer, was er gerade erblickte und dachte, es könnte nützlich sein. Sogar seinen Nimbus 2001 hatte er verkleinert und ihn in eine Sporttasche hineingelegt. Seine Gedanken waren dabei jedoch eher auf den Vormittag bezogen. Ihre Worte. Ihre Frage. Es hatte ihn ein wenig schockiert, dass sie so dachte. Aber lange darüber konnte er auch nicht nachdenken. In einem auf den anderen Moment, kam sein bester Freund Adrian vorbei. Er hatte völlig vergessen, dass er mit ihm verabredet war. Der ganze Vorfall hatte ihn mürbe gemacht. Jetzt schon. Marcus hoffte nur, dass er niemals die Nerven verlor, wenn er mit Katie alleine unterwegs und dabei durch ein fremdes Land wanderte. Das könnte katastrophale Auswirkungen haben. „Willst du was Trinken?“, kam die Frage von dem Schwarzhaarigen, als er mit Adrian das Wohnzimmer betrat. „Nein. Lass... mal. Was bei Salazar veranstaltest du hier?!“, stieß er verwirrt seine Frage aus, als er das ganze Chaos sah. Zugegeben. Er war noch nie ein ordentlicher Mensch gewesen. Aber dass seine Wohnung aussah wie ein Schlachtfeld, das gab es nicht. Mal hier ein Handtuch, oder da die Schuhe einzeln irgendwo hin gekickt. Jetzt. Schränke die offen standen. Klamotten die dabei halb heraushingen. Ein Stuhl der mitten im Raum stand, worauf sich Bücher stapelten, die er unbedingt noch in irgendeine Tasche packen musste. Jemand, der Marcus kannte, war das ein eher unüblicher Anblick. „Ich packe.“, sagte er kurz und knapp. „Du willst das echt durchziehen?“, stellte er prompt die nächste Frage, als er Marcus dabei zusah, wie weiter im Raum auf und ab lief. „Ich will das nicht nur, ich muss. Sie ist hier nicht mehr sicher, Adrian.“ „Aber sie ist doch ein Halbblut. Da wird es keine Probleme geben.“ „So einfach ist das nicht.“, murmelte Marcus und sah sich um, bevor er an eine Kommode ging und die Schubladen aufriss. „Du wirst mir nicht erzählen, was daran nicht einfach ist, oder?“ „Je weniger zu weißt, umso besser.“, sagte er zugleich. Vor Adrian hatte er noch nie Geheimnisse gehabt. Allein, dass er wusste, was er ungefähr mit Katie vor hatte, war das einzige, was er ihm anvertrauen konnte. Wie er dabei tatsächlich vorgehen würde, dass behielt er für sich. Nicht, weil er ihm nicht vertraute, sondern weil er ihn nicht in seine Sache hineinziehen wollte. „Und... wie geht es ihr so?“, hörte er ihn fragen, als er gerade den ersten Koffer schloss und eine neue Tasche an sich heranzog. Der Schwarzhaarige drehte sich zu seinem langjährigen Freund herum und er musste es schon an seinem Blick erkennen, wie er zu der Frage stand. „Nicht gut?“, fragte er nachträglich nach. „Den Umständen entsprechend.“, seufzte er und nahm vom Wohnzimmertisch das schwarze Notizbuch in die Hand, „Hier.“, sagte er nur und drückte es Adrian in die Hände. „Was ist das?“ „Man könnte es als Zeichenbuch abstempeln. Aber eigentlich ist es mehr ein Therapie- oder Tagebuch. Irgendetwas dazwischen.“, murmelte er. Er sah wie Adrian wild in den Seiten herumblätterte, bis er auf keuchte. „Beim blutigen Baron... sag mir nicht,... das hat sie gezeichnet?“ Er sagte nichts und der Dunkelblonde fiel direkt darauf ein. „Das ist krank. Wieso malt sie... fuck.“ „Jap. Das hab ich auch gedacht, als mir das Buch das erste Mal in die Hände fiel.“ „Du wusstest davon gar nichts?“ „Nein. Emily hat mir das verschwiegen. Ich wusste ja, dass sie momentan psychisch nicht ganz klar im Kopf ist. Ich mein... sie hat viel erlebt in den letzten Monaten. Du weißt es selbst. Aber das... das war mir komplett neu!“ „Sie braucht dringend Hilfe, Marc.“ „Ja... sobald wir... da ankommen, wo wir hinwollen, leite ich alles in die Wege.“, seufzte er, „Das...“, seine Stimme zitterte, „Mit ihren emotionalen Ausbrüchen, komme ich... klar. Die hat sie kaum mehr noch, seit sie bei mir ist. Aber das...“, und deutete auf das Notizbuch, „Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen.“ Tatsächlich wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. Er erkannte sie kaum wieder. Sie war ängstlich, manchmal panisch und dann wieder völlig in ihrer Welt versunken. Er bohrte aber auch nicht mehr nach. Das hatte ihn der heutige Tag gezeigt, dass es keine gute Idee war. Auch hatte er Angst, alte Wunden erneut aufzureißen, die er dann nicht wieder schließen könnte. Das Zeichnen... war dennoch ein klarer Hilfeschrei. Aber er war nicht in der Lage, das aufzuarbeiten, was ihr passiert war. Nicht ohne Hilfe. Er würde sie nicht im Stich lassen, das auf keinen Fall. Aber... sie brauchte so schnell es ging, professionelle Hilfe. Sobald sie in Spanien wären, würde er sich darum kümmern. Er hatte schon von hier aus, einige Dinge recherchiert und ein paar Praxen ausfindig gemacht, die eventuell für Katies seelisches Problem in Frage kämen. Aber bis dahin, musste er alleine mit ihr da durch. „Hör zu Adrian, die Sache ist wirklich angespannt. Du weißt nicht wie das ist... entweder sie hängt dauernd nur am Fenster und starrt auf die Straße, oder sie kommt gar nicht aus dem Bett raus." „Ich versteh ihre Angst ehrlich gesagt, nicht so ganz...“, murmelte sein Gegenüber. „Ich kann dir das nicht erklären. Es ist für mich schon schwer genug, da noch durchzublicken. Ich will sie einfach nur in Sicherheit wissen.“ „Meinst du nicht,...“, begann er vorsichtig, „... ihr überstürzt das ein wenig?“ „Jetzt sag ich dir mal was.“, kam es sauer aus ihm raus, "Du hast keine Probleme. Du und Spinnet seid beide reinblütig. Ihr habt nichts zu befürchten! Aber Katies Status ist gefährdet.“, sagte er deutlich, „Ihre Mutter hat mir ihre Tochter anvertraut und ich liebe sie. Ich mache alles, was dafür sorgt, dass sie in Ruhe und ohne Angst leben kann und...“, sagte er eindringlich, „... das sie wieder gesund wird.“ „Ich will mich nicht einmischen, Marc. Ich... du hast Recht. Ich bin nicht involviert darin, aber... du wirfst dein Leben auch völlig über den Haufen damit. Was ist denn mit Quidditch?! Die Falmouth Falcons haben dir doch eine Zusage gegeben und-“ „Das ist jetzt nicht dein ernst?! Was interessiert mich jetzt noch Quidditch?! Adrian!“, zischte er und kam auf ihn zu, „Jeden Tag... jede Stunde verschwinden Menschen. Manche tauchen unter, andere werden verschleppt und warum? Weil sie von Muggel abstammen, sich gegen das neue Regime wehren, oder weil sie vermutlich Spaß daran haben, ihre Macht auszunutzen! Ich werde nicht zulassen, dass ihr noch mehr passiert. Sie hat schon genug Scheiße durch!“, schrie er ihn fast an und hoffte im selben Augenblick, dass er Katie damit nicht geweckt hatte, „Ich bring sie raus aus dem ganzen Chaos und nichts wird mich davon abhalten!“, wurde er dann wieder leiser. „Schon gut.“, hob er die Hände zur Verteidigung, „Ich will nicht mit dir streiten. Ich... bin dein Freund, Marc. Also... akzeptier ich deine Entscheidung, auch wenn ich nicht alles nachvollziehen kann.“, kam es über seine Lippen, „Wann haut ihr ab?“ „Sobald der Portschlüssel bereit ist, dass kann morgen sein, oder erst in ein paar Tagen. Keine Ahnung. Deswegen packe ich ja schon einmal alles zusammen.“ „Aber... ihr habt nur eine gewisse Zeit beantragt, oder...“ „Ja...“, sagte er langsam und wandte sich ab, um wieder zur Schublade der Kommode zurückzukehren. „Dass heißt,... das Ministerium ist der Annahme, dass ihr wieder zurückreist.“, sagte Adrian vorsichtig, „Das werdet ihr aber nicht, oder?“ Marcus schwieg, was für den dunkelblonden, ehemaligen Slytherin klar und deutlich war. „Kann ich... irgendetwas für euch tun?“ „Sie werden auf dich zurückkommen, wenn wir den Portschlüssel nach London nicht benutzen.“, kam es nun wieder mit ruhiger Tonlage über seine Lippen. „Verstehe. Klar. Sie werden alle befragen, die mit euch im Kontakt waren und sich die Frage stellen, wo ihr abgeblieben seid.“ „Wahrscheinlich werden Sie auch Veritaserum verwenden, ob mit oder ohne Einverständnis der Betroffenen.“ „Deswegen sagst du auch nichts konkretes, aber ich weiß ja, dass ihr nur zum Schein nach Frankreich reist. Wenn sie mir den Trank unterjubeln, hilft noch nicht mal Okklumentik dagegen.“ „Deswegen... dachte ich, ich setz dir eine falsche Erinnerung ein.“, sagte er dann und drehte sich erneut zu ihm um. „Du willst meine Gedanken manipulieren?!“ „Ich kann dich nicht zwingen, Adrian.“, seufzte er und hob kurz seine Arme zur Seite, nur um sie direkt wieder fallen zu lassen, „Es geht natürlich auch ohne. Dann finden sie das eben raus, aber ich will nicht, dass du wegen uns in Schwierigkeiten gerätst.“ „Puh.“, schnaufte er aus und rieb sich den Hinterkopf, „Von mir aus. Mach's.“, sagte er dann, „Wenn es euch ein bisschen Puffer verschafft, dann sei es so.“ „Das rechne ich dir wirklich hoch an.“ „Wie lange sind wir nun schon befreundet?“, grinste der junge Mann, „Sind durch dick und dünn gegangen. Ich und Graham haben eure Beziehung sogar vor unseres Gleichens gedeckt. Ich lass dich nicht im Stich, wenn du meine Hilfe brauchst.“ „Wenigstens kann ich mich auf dich verlassen.“, seufzte er und warf erneut einige Shirts in den Koffer. „Immer noch keine Nachricht deiner Eltern?“, fragte Adrian vorsichtig. „Nein.“, schüttelte er den Kopf, „Ich mein, es war klar. Ich dachte nur... sie könnten vielleicht darüber stehen.“ Kurz erinnerte er sich an seine letzte Begegnung mit seinem Vater. Die war nicht schön gewesen. Marcus hatte endlich den Mut dazu gefunden, seinen Eltern zu erzählen, dass er mit Katie zusammen war. Zu dem Zeitpunkt führten sie gerade mal drei Monate diese Beziehung. Davor, wusste nur Adrian und Graham etwas von ihrer Verbindung und natürlich Katies Familie. Die einzigen Menschen, die nichts gegen diese Beziehungen hatten. Im Gegensatz zu seinem Vater. Seine Mutter hatte da keine eigene Meinung. Sie würde eh immer hinter ihrem Ehegatten stehen. Sein alter Herr hatte ihn beschimpft und die Beziehung als Familienschande bezeichnet. Er hatte ihm nahegelegt, sich zu trennen. Als sich der 19-jährige sich vehement dagegen äußerte, kam er dann an mit dem Argument, dass sie nur hinter seinem Erbe hinterher war. Aber Katie war das schon immer alles egal gewesen. Sie hatte ihm den frischen Wind in sein Leben gebracht. Ohne sie, würde er noch genauso sein, wie früher. Er war in der Schule ein Draufgänger, hatte nichts anbrennen lassen, aber eine richtige Beziehung kam für ihn nie in Frage. In der Schule gab es eh niemand, der mehr seine Aufmerksamkeit verdiente. Alles nur dumme Hühner, die viel zu sehr oberflächlich dachten und nie hinter die Fassade blickten. Dachte er. Katie hatte er nie beachtet, sie war nur eine Gryffindor die zufällig im Quidditchteam spielte, aber eine schicksalhafte Begegnung ließ ihn dann doch auf sie aufsehen... Kapitel 5: Wie alles begann... ------------------------------ 1996. Hogwarts. 9 Wochen vor Ende seines 7. Schuljahres Die ganzen Quidditchteams waren in Aufruhr. Die letzten Spiele standen an und der Kampf um den Quidditchpokal. Ganz besonders er und Wood bekriegten sich seitdem noch mehr, als jemals zuvor. Immerhin war es die letzte Chance für Marcus den Pokal zu gewinnen in seiner Schulzeit. Für Wood wäre es der dritte Pokal in Folge und das könnte ihn niemand mehr wegnehmen, wenn er dann erst einmal seinen Abschluss in der Tasche hatte. Gryffindor und Slytherin waren Favorit, während Ravenclaw und Hufflepuff sich um den dritten Platz stritten. Natürlich hatte Marcus viel Wind um das Spiel gegen Gryffindor gemacht. Er hatte viele Trainingsstunden angesetzt, aber war dennoch fair gegenüber seinen Spielern. Anders wie es Wood tat. Er erinnerte sich noch sehr gut daran, als er gerade aus der Umkleidekabine kam. Er hatte eine Freistunde und hatte sich daher etwas mehr Zeit genommen, um noch ausgiebig zu duschen. Auf dem Flur wurde er dann Zeuge einer heftigen Auseinandersetzung zweier Gryffindorspieler. „Was soll das heißen, du kannst nicht zum Training kommen?!“ „Das heißt, was es heißt, Oliver! Ich weiß, dir ist das wichtig mit dem Spiel gegen Slytherin, aber mir sind meine Noten auch wichtig! Und ich kann nicht jeden Tag vier Stunden Zeit an Quidditch verschwenden, wenn darunter meine ZAGs in Mitleidenschaft gezogen werden!“ „Das kann nicht dein ernst sein, Katie! Du wusstest davon, wie viel Zeit das ganze Training in Anspruch nimmt. Komm mir nicht jetzt mit deinen fadenscheinigen Ausreden!“ „Das ist keine Ausrede! Ich hab einfach etwas Besseres zu tun! Beim Spiel bin ich dabei, keine Frage, aber die ganzen Extrastunden zerreißen mich, Oliver. Ich kann mich nicht zweiteilen!“ „Dann bleib doch komplett fern vom Training! Ich werd dich gern deinen Pflichten entlassen.“, spuckte er ihr entgegen. „Gut.“, sagte sie entschlossen und verschränkte ihre Arme, „Dann wirf mich doch gleich direkt raus. Ich will gerne mal sehen, wie du in drei Wochen einen neuen Jäger ranschaffen willst.“ Marcus staunte nicht schlecht, als er das Streitgespräch mit anhörte. Bell war ihm bisher noch nie so energisch aufgefallen. Sie war mehr die Stille in Woods Team gewesen. Diejenige, die sich dem Gryffindorkapitän eher unterordnete, solange es um Quidditch ging. Wohingegen sie auf dem Spielfeld nicht zu unterschätzen war. Auch wenn er es ungern zugab, aber die Kleine wusste wie man Quidditch spielte. Die Ansage an Wood war daher sehr gewagt. Aber das sie den Mumm hatte, ihn auf die Art zu erpressen, fand er dennoch außergewöhnlich erfrischend. Sonst würde er eher von Spinnet und Johnson in die Schranken gewiesen werden. Man sagte den beiden sowieso nach, dass sie einer Kratzbürste gleichkamen. „Also dann, Oliver. Ich muss los. Ich wollte noch in der Bibliothek lernen.“, sagte sie, schulterte ihre Schultasche und war schon bereit zu gehen, als Wood nach ihr griff. „Aber... das Training! Du kannst nicht-“ „Du siehst doch, dass ich es kann.“, warf sie dazwischen, riss sich los, „Du kannst mich ja immer noch rauswerfen, der Deal steht.“, und schritt ohne weiteres Kommentar von dannen. Keine Ahnung was ihn geritten hatte, ihr hinterher zu gehen. Er hatte eigentlich gar keine Zeit für so etwas. Normalerweise hätte er gleich Zaubereigeschichte, aber wenn er sich entscheiden würde, zwischen einem langweiligen, monotonen Vortrag seines Professors oder ob er der fünfzehnjährigen Gryffindor hinterherging, war es relativ einfach. Vor allem da die dunkelblonde Hexe nicht den Weg zur Bibliothek nahm. Völlig in die entgegengesetzte Richtung zu den Gewächshäusern schlug sie den Weg ein und Marcus Neugier wuchs. Sie verschwand eilend im Gewächshaus zwei, von dem er wusste, dass dieses Haus derzeit gesperrt war. Irgendwie wegen Umbauten. Marcus schlich sich an ein Fenster, um zu schauen, was sie hier tat. Doch dank der milchigen Gläser, konnte er kaum etwas erkennen. Sie schien auf jeden fall hin und her zu laufen, wie ein aufgescheuchtes Huhn. Seine Neugier war viel zu groß, als dass er jetzt einfach verschwinden würde. Also ging er zur Tür des Gewächshauses und öffnete diese leise. Sein Blick wanderte hindurch und im selben Moment schepperte es gewaltig. Ebenso bemerkte er, wie ein Regal gefährlich schwankte. Dieses drohte dann direkt in den Rücken der Gryffindor zu kippen, die von all dem gar nichts mitbekommen schien. Seine Schritte waren schnell und gerade noch rechtzeitig hatte er das Regal zu fassen bekommen, bevor es mit allesamten Utensilien auf die Dunkelblonde herabfiel. Ihr Schrei war dennoch laut und dröhnend in seinem Kopf hallend, als einige Keramiktöpfe auf dem Boden zerschellten. „Bei Salazar, schrei doch nicht so schrill.“, zischte er, als er das Regal zurück an ihren Platz drückte und sich zu ihr umwandte. „Flint... was... was machst du denn hier?!“, keuchte sie erschrocken. Oder auch ertappt. So genau war das nicht aus ihrer Stimme herauszuhören. „Das könnte ich dich auch fragen. Die Gewächshäuser sind tabu, ohne Aufenthaltsgenehmigung eines Professors.“ „Das geht dich einen Scheiß an!“, giftete sie zurück. Er wollte gerade erneut etwas darauf erwidern, als ein ängstliches Maunzen zuhören war, woraufhin sich Bell panisch umsah. Die Gryffindor ignorierte ihn ab dem Zeitpunkt völlig und suchte jede Ecke des Raumes ab. Er kam sich vor, wie fehl am Platz und kurz dachte er sich, dass er das Regal einfach hätte umfallen lassen sollen. „Da bist du.“, hörte er sie dann und suchte ihre Person, die mittlerweile auf dem Boden kniete und unter ein Schrank schaute, „Komm raus, ich tu dir doch nichts.“ „Was wird das, Bell?“ „Sei doch still!“, zischte sie kurz zu ihm rüber, bevor sie sich wieder dem Boden zuwandte, „Komm... brauchst keine Angst haben.“ Er hob eine Augenbraue und normalerweise hätte er sicherlich jetzt das Weite gesucht. Besser wäre das allemale gewesen, aber heute war schon so viel passiert, was so gar nicht nach ihm kam. Da konnte er auch noch die Lage mehr begutachten. „Ist da eine Katze?“ „Miau...“, kam es als Antwort unter dem Schrank und kurze Zeit später schob sich tatsächlich eine Katze darunter hervor. Die Katze, deren Fell braun und schwarz getigert war, schmuste sich an Bells Schuluniform. Dabei bemerkte er, dass das Tier leicht mit der hinteren Pfote humpelte. „Ist gut.“, murmelte Bell und streichelte die Katze weiterhin. Der Schwarzhaarige war still geblieben und beobachtete die Szene vor sich. Seine Gedanken völlig wirr und chaotisch. Der wohl intensivste Gedanke dabei war wohl, dass er begann Bell mit anderen Mädchen zu vergleichen. Sie war so anders, wie all die, die er andauernd um sich hatte. Klar, sie war erst fünfzehn, aber doch schon viel reifer für ihr Alter, als andere die schon auf dem Pergament älter waren. Sie machte sich nichts daraus, auf dem Boden rumzurutschen und sich dabei dreckig zu machen. Es schien sie nicht einmal zu kümmern, dass ihre Schulrobe überaus staubig war. Dass sie Quidditch spielte sprach auch dafür, dass sie sich um ihr Aussehen keine großen Sorgen machte. Auch was ihre Kleidung außerhalb des Unterrichts betraf. Er erinnerte sich daran, sie letztes Wochenende in Hogsmead gesehen zu haben. Umringt von ihren Freundinnen, die allesamt aufgebrezelt waren. Nur sie passte da, mit einem überaus großen schwarzen Hoodie und einer schwarzen Jeans bekleidet, überhaupt nicht rein. Aber es schien ihr nichts auszumachen. Von Make-Up, die sich seine Betthäschen jede Menge ins Gesicht klatschten, benutzte sie das wohl auch nicht. Sie war auch so schön, von Natur aus. Abrupt schüttelte er den Kopf. Was dachte er denn da? Er konzentrierte sich wieder auf den Moment vor ihm. Bell war gerade im selben Zuge aufgestanden, mit der Katze auf dem Arm. Setzte das Tier auf den Tisch ab, woraufhin sich die getigerte Katze prompt hinlegte. „Was tust du da?“, fragte er, als er seine Stimme wiederfand und sie gerade die hintere Pfote der Katze begutachtete. Sie schnaufte laut aus und legte ihre beide Hände auf die Tischkante. „Sagte ich doch schon. Geht dich nichts an.“ „Ich kann dich auch verpetzen. Du bist unerlaubt hier drin. Was auch immer du machst, ein Professor interessiert sich sicherlich sehr dafür.“ „Merlin, Flint!“, zischte sie und drehte ihren Kopf zu ihm, „Schön. Ich... ich hab sie gefunden in Hogsmead... letztes Wochenende. Da hat sie schon gehumpelt und... ich hab einen Spreißel aus ihrer Pfote gezogen, aber es wird einfach nicht besser.“, seufzte sie, „Zufrieden?!“ „Und wie kommt die Katze hier hin? Das Gewächshaus zwei ist doch schon seit Wochen abgesperrt worden.“ „Habsieaufgemacht.“, nuschelte sie unverständlich und er hob eine Augenbraue. „Wie bitte?“ „Du bist nervtötend, hat dir das schon Mal wer gesagt?!“ Er antwortete ihr nicht. Was sollte er auch dazu sagen? Aber was er tat, war ihr einen skeptischen Blick zu zuwerfen. „Sieh mich nicht so an. Ich hab sie hier hin gebracht, eben weil hier gerade niemand reinkommt, okay?“ „Du bist eingebrochen.“, stellte er fest. „D-das stimmt so nicht! Ich... die Tür war offen.“, sagte sie, immer noch recht nervös, was ihn zur Annahme trieb, dass sie ihn gerade dreist anlog, „Okaaay... ich hab sie auf gezaubert. Aber ich hab nichts kaputt gemacht.“ „Bis auf die Töpfe von eben.“, konterte er prompt. „Das war keine Absicht! Ich wollte mir ihre Pfote ansehen, aber kaum dran, ist sie vom Tisch runter und ist im Dreieck gesprungen. Dabei... ist sie sicherlich ans Regal gekommen und... ich reparier das später... Bitte verpfeif mich nicht!“ Ehrlich gesagt, dachte er keinen Moment daran, sie bei einem Lehrer zu melden, auch wenn er es angedroht hatte. Wenn sie einem anderen Slytherin in den Weg gelaufen wäre, dann würde ihr das sicherlich blühen. Aber... zu sehen, wie sie sich gegen Woods Trainingswahn sträubte, hatte ihn auf eine merkwürdige Art und Weise imponiert. Sein Blick wanderte zur der Katze, die beide argwöhnisch musterte und ihren Schweif gefährlich auf und ab schwingen ließ. Vorhin mit Wood hatte sie erwähnt, dass sie lernen müsste, offenbar war das eine Lüge gewesen. Aber vielleicht war Wood nicht anders beizubringen, dass sie für sein überaus anstrengendes Extratraining nicht zur Verfügung stand. Ihm zu sagen, dass sie eine streuende Katze pflegte war sichtlich keine so schlaue Ausrede. „Es wird nicht besser, hast du gesagt?“, sagte er dann einfach und trat einen Schritt näher an sie heran. „Ehm... ja.“ „Lass mal sehen.“ Sie schien überfordert mit seiner Reaktion zu sein, doch er ließ sich nicht beirren. Die Katze maunzte leise, als er sich über das Tier beugte. „Sie hatte einen Spreißel drin?“ „Ja... ein Holzsplitter, keine Ahnung wo sie sich den zugezogen hatte.“ Er sah sich die Pfote vom Nahen an, ohne die Katze wirklich zu berühren. Nicht, dass sie noch einmal das Weite suchte. Sicherlich war das ganze nicht angenehm für das Tier. „Sieht entzündet aus.“, murmelte er dann. „Das kann nicht sein. Ich hab es desinfiziert und eine Heilsalbe drauf gemacht.“ „Welche Salbe?“ „Für offene Wunden... keine Ahnung, ich hab es bei Poppy mitgehen la-“ „Du hast einfach eine Salbe bei Poppy geklaut? Geht's noch?!“, fuhr er sie an und schaute zu ihr. „Eh... was kommst du mir denn jetzt so blöd von der Seite?!“, zischte sie zurück. Er schnaufte laut aus und versuchte runterzukommen. Vielleicht war sie doch nicht so reif, wie er zuerst dachte. In der Hinsicht war sie eher naiv, als erwachsen. „Hab... hab ich's schlimmer gemacht?“, hörte er sie leise flüstern und er sah zu ihr auf. Nervös knetete sie ihre Hände ineinander. „Nein. Die Wundsalbe, die Poppy immer benutzt, war wahrscheinlich nur für das menschliche Organismus konzipiert. Sie hatte einfach keine Wirkung. Dadurch das die Pfote nicht abgebunden wurde, hat es sich schlussendlich entzündet.“, erklärte er ruhig. „Also hab ich es doch schlimmer gemacht.“ „Konntest du nicht wissen. Das ist Siebtklassstoff. Wir... nehmen das ganze gerade in Kräuterkunde durch. Warte eine Sekunde.“, sagte er, hob kurz einen Finger, bevor er das Gewächshaus verließ. Er lief eilig rüber in ein anderes Gewächshaus. Seinen Zauberstab holte er kurz hervor und wandte den Alohomora an, um hinein zu gelangen. Gleich darauf schritt er an ein hohes Regal heran. „Hier irgendwo... muss es doch stehen.“, murmelte er, bis sein Blick auf ein kleines, dünnes Buch aufmerksam wurde, „Ah da.“ Marcus zog es heraus, blätterte darin herum, bevor er wieder das Gewächshaus sieben, in dem er den Kräuterkunde Unterricht hatte, verließ, wieder die Tür zuschloss und zu der Gryffindor zurückkehrte. „Hier, ich hab-“, begann er, doch stoppte direkt. Er blickte zu ihr auf und blieb ebenso abrupt stehen. Die Situation, die sie ihm bot, nahm ihm völlig den Wind aus den Segeln. Ihre Arme hatte sie auf den Tisch gelegt und lächelte einfach nur. Ihr Kopf war auf der selben Höhe, wie die Katze und ab und an stieß die Katze mit ihrem Kopf ihr entgegen. Es war so banal, aber zeitgleich wurde er unsagbar nervös. Als sie ihn dann auch noch bemerkte und zu ihm hochsah, immer noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht, merkte er, wie sein Herz anfing schneller zu pochen. „Was hast du da?“ „Ehm... hier.“, fasste er sich wieder und legte ihr das Kräuterbuch für Wundheilung speziell für Tiere, auf den Tisch, „Seite 17.“, sagte er knapp und wandte sich direkt wieder ab. Er hörte, wie sie seinen Namen rief, aber er drehte sich nicht noch einmal um. Er musste nur hier raus. Das enge Gefühl, welches sich in seiner Brust breit machte, konnte er nicht zuordnen. Aber es schnürte ihm fast die Luft ab. Kaum draußen an der frischen Luft, atmete er tief durch und machte sich zügig auf den Weg zu Zaubereigeschichte. Er war sicherlich schon eine halbe Stunde drüber, aber er hoffte einfach, das Professor Binns mal wieder über seinem eigenen Vortrag eingeschlafen war... 1996. Hogwarts. 7 Wochen vor Ende seines 7. Schuljahres Was im Gewächshaus passiert war, das ließ Marcus auch Wochen später nicht los. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er seine grünen Augen, nach der der Gryffindor absuchte. In der Großen Halle, auf dem Schulgelände, oder wenn sie sich nahe des Quidditchfeldes begegneten. Er konnte einfach nicht widerstehen, ihr hinterherzusehen. Katie Bell brachte ihn völlig durcheinander. Dabei war noch nicht mal groß was geschehen! Einfach... ihr Lächeln hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt, dass er selbst in seinen Träumen nicht losbekam. Und nicht nur das. Er wusste nicht, ob ihr das aufgefallen war, wie er sie beobachtete, aber sie tat auch nichts dagegen, dass er damit aufhörte. Im Gegenteil. Gestern stand sie plötzlich vor dem Zaubertränkeraum. Er war sichtlich überrumpelt gewesen, als sie an der gegenüberstehenden Wand sich anlehnte und wartete, bis er herauskam. Natürlich hätte er auch einfach mit seinen Jungs abhauen können, aber seine Neugier, was sie hier wollte, war größer. Er hielt sich absichtlich im Hintergrund und täuschte vor allem Adrian und Graham vor, dass er etwas im Klassenzimmer vergessen hätte und das er nachkommen würde. Die beiden zogen also von dannen, ohne ihn. Als sie um die Ecke bogen, kam er dann auf sie zu. Sie schien unsicher zu sein, als er in einem gewissen Abstand zu ihr stehen blieb. „Was willst du hier? Hast du keinen Unterricht?“, fragte er und verstaute seine Hände in seiner Stoffhose. Sie schüttelte den Kopf und hielt ihm plötzlich ein kleines Buch entgegen. Es war dasselbe Buch, dass er aus dem Gewächshaus sieben geholt hatte, damit sie diese Katze richtig behandeln konnte. „Wollte dir das nur wiedergeben.“, murmelte sie. „Hat's geholfen?“, fragte er vorsichtig, als er eine Hand aus der Hosentasche herauszog und das Buch aus ihren Händen nahm. „Mhm... Danke dafür.“ „Kein Ding. Aber bei der nächsten Tierrettung solltest du vielleicht einen Professor zur Rate ziehen, oder frag Poppy direkt.“ „Jap. Ich klau auch keine Heilmedikamente mehr, versprochen.“ „Mir egal, was du tust.“, grinste er und sie begann zu lächeln, was sein Herz schon wieder völlig aus den Fugen brachte. „Eh... gut. Ich... ich muss los, ehm... Quidditchtraining und so...“, kam es leise von der Dunkelblonden und er konnte sehen, wie sie sich immer wieder ein paar Strähnen hinters Ohr klemmte. Sie wandte sich abrupt um, als er ihr erneut hinterher blickte und dann doch nochmal das Wort an sie erhob. „Lass dich nicht unterkriegen.“ Bell wandte sich irritiert um, doch er war bereits in die andere Richtung davon gelaufen. Keine Ahnung, was ihn geritten hatte, ihr das entgegen zu bringen. Aber... rückgängig machen, würde er es auch nicht. Kapitel 6: Nur ein Lächeln -------------------------- 1996. Hogwarts. 6 Wochen vor Ende seines 7. Schuljahres Es verging eine weitere Woche, in der er immer mehr ein Auge auf sie warf. Sie schien es nun definitiv gemerkt zu haben, denn ab und an kreuzten sich ihre Blicke. Immer wieder lächelte sie ihm zu, was er aus einem inneren Reflex erwidert hatte. Natürlich blieb das ganze nicht unbemerkt. Ausgerechnet Adrian hatte das öfters mitbekommen und ihn ohne Umschweife die offensichtliche Tatsache vor den Latz geknallt. „Du hast dich verguckt in die Kleine.“ Er hatte ihm den Vogel gezeigt und alles direkt abgestritten. Aber selbst Graham, der das Gespräch zwischen den beiden Freunden mitbekam, hatte sich mit eingemischt. „Alter, Marc. Das würde selbst Trelawney sehen, ohne ihren Teetassensatz! Ich mein,... Bell ist schon 'ne Süße.“ Er schüttelte nur den Kopf, doch zu einer Antwort kam er nicht. „Ganz ehrlich. Wie lange hattest du keinen Sex mehr? Drei... vier Wochen? Das ist Rekordzeit bei dir.“, sprach Adrian wieder. „Tracey hast du auch keines Blickes mehr gewürdigt, obwohl sie ständig halb nackt vor dir herumstolziert.“ „Ihr habt doch nicht mehr alle Klatscher in der Truhe!“, zischte er zurück, „Da läuft nichts.“ „Aber du würdest gerne...“, grinste Graham wissentlich. „Nein...“, sagte er, jedoch wohl nicht überzeugend genug, worin er dann doch einknickte, „Vielleicht. Man... ich hab keine Ahnung, warum das so ist! Aber es geht nicht. Sie ist fünfzehn und... in Gryffindor, nicht zu vergessen im Quidditchteam.“ „Na und?“, fragte Adrian und Graham fast zeitgleich, wobei sie sich auch direkt ansahen. „Ich bin... drei Jahre älter, mache in einem knappen Monat meinen Abschluss und... meine Familie wird das alles andere so locker sehen, wie ihr.“ „Die müssen es ja nicht erfahren. Du bist volljährig, Marc. Scheiß doch drauf, was deine Familie davon hält. Oder... denkst du, dass es bei ihr nicht so ist und du nur Angst vor einem Korb hast?“, fragte Adrian und hob eine Augenbraue. „Keine Ahnung. Ich...“ „Stell dir vor, Adrian... der Flirtkönig hat Angst vor einem Korb.“, kicherte Graham, woraufhin er einen missbilligend Blick von Marcus selbst kassierte. „Sorry, man. Aber sieh dich an! Du warst noch nie so, wie jetzt. Wenn es dir ernst ist, dann mach ihr das klar. Du bist doch sonst nicht so scheu. Sie ist auch nur ein Mädchen. Die machst du schneller klar, als Malfoy den Schnatz fängt.“ „Das ist was anderes, Graham...“, seufzte er. „Gerade deswegen solltest du zu Potte kommen! Man, bald sind wir hier weg und wer weiß, ob du sie je wiedersiehst.“ Adrians letzter Satz ließ ihn schlucken. Vielleicht hatten die beiden Recht. Er sollte einfach... mit offenen Karten spielen. Was hatte er denn schon zu verlieren? „Zufällig...“, begann Graham erneut, „... weiß ich, dass Wood das Feld für heute Abend wieder beansprucht hat. Extratraining. Der drillt seine Mannschaft bis aufs Blut...“ „Wird ihm trotzdem nichts nützen. Gryffindor kann dieses Jahr einpacken...“, kam es als Zwischenruf von dem Dunkelblonden. „Sie wird da nicht sein.“, murmelte Marcus seufzend. „Und wieso nicht?“, kam es dann wieder von Graham. „Hab... mitbekommen, dass sie im Krankenflügel war. Ehm... hatte sich wohl beim letzten Training eine Rippe gebrochen.“ „Du bist sowas von in sie verknallt.“, schoss Adrian direkt heraus, „Du weißt ja über alles bescheid, was sie angeht.“ Er antwortete nicht darauf. Aus der Nummer kam er eh nicht mehr raus. Er stand von der Ledercouch auf. Egal, wo sie war. Er würde sie jetzt suchen gehen und... alles ansprechen, was ihm auf der Seele lag. Er war gerade an der Großen Halle vorbei gekommen, als er Bells Hufflepuff-Freundin begegnet war. Ohne Umschweife hatte er nach ihr gefragt, egal, wie merkwürdig das auch aussah. Doch was sie erzählte war mehr als beunruhigend. Wood und Bell hatten sich offenbar erneut gestritten. Schlussendlich hatte er sie runter zum Quidditchfeld gezerrt. Das ihre Freundin da nicht hinterher gekommen war, konnte er beim besten Willen nicht nachvollziehen. Aber das war jetzt nicht relevant. Er sprintete aus dem Schloss runter zum Feld. Er sah einige Gryffindors schon auf ihren Besen, aber darunter war keine Katie Bell. Auch Wood war nicht anwesend. Die Idee, bei den Umkleiden nachzuschauen, kam ihm direkt in den Sinn. Als er dann dort unten bei den Räumlichkeiten ankam, hörte er schon Woods Brüllen. „Mach das du jetzt da rein gehst oder ich zerr dich auf den Besen!“ „Hast du mir nicht zugehört?! Ich kann nicht! Falls du es vergessen hast, hab ich mir gestern eine Rippe gebrochen, weil du Fred unbedingt zeigen wolltest, wie hart man den Klatscher schlagen kann!“ „Du stellst dich an... mit Skele-Wachs hätte Poppy das im Nu wieder hingekriegt.“ „Das ist klar, dass du das so siehst. Aber da mach ich nicht mehr mit! Du hast meine Gesundheit aufs Spiel gesetzt, nur wegen diesem scheiß Pokal!“, schrie sie ihn an. „Mach jetzt kein Drama, du konntest ja auch wieder wunderbar im Gemeinschaftsraum herumspringen, dann kannst du dich auch auf deinen verkackten Besen setzen!“, spie er zurück. „Nein! Ich hab keinen Bock mehr! Ständig dein Drill und Wahn und nichts ist gut genug. Ich spiel nicht erst seit gestern Quidditch, Oliver! Aber mit deinen Methoden erreichst du genau das Gegenteil. Ich zieh darunter jetzt ein Strich! Sieh zu, wie du morgen zurecht kommst! Ich bin raus!“, fuhr sie ihn scharf an und wollte sich abdrehen, als er sie zurückhielt. „Vergiss es!“, sprach er wütend aus, „So kommst du mir nicht davon! Los! Umziehen!“ Ziemlich grob versuchte Wood, die Jüngere in die Umkleidekabine der Gryffindors zu schubsen. „Au... lass das! Aua... du tust mir weh!“, hörte er sie wütend und schmerzlich aussprechen und er löste seine Schockstarre. Mit schnellen Schritten kam er auf beide zu und als er in Reichweite war, drängte er sich sofort zwischen Wood und Bell. „Lass deine Griffel von ihr.“, zischte er bedrohlich und kurz schritt Wood auch zwei Schritte von ihm weg. „Was suchst du denn hier, Flint? Los, zisch ab. Das ist meine Angelegenheit!“ „Sie hat ihren Standpunkt klar gemacht. Akzeptier das und geh raus zu deinem Haufen, bevor der auch noch das Weite sucht.“ „Einen Dreck mache ich!“, spuckte er ihm entgegen und kam wieder näher. „Dann komm doch...“, provozierte er den Braunhaarigen, „Trau dich, Woodyboy.“, grinste Marcus herausfordernd, „Wenn du das Echo verträgst.“ Minutenlang starrten beide junge Männer sich an, bevor sich der im roten Quidditchgewand, mit einem letzten Blick auf die Hexe, doch endlich abwandte. Kaum als Wood in Richtung Quidditchfeld verschwand, drehte er sich zu ihr herum. „Alles okay?“, fragte er vorsichtig, woraufhin sie nur nickte. Aber gut sah sie dennoch nicht aus. Sie wirkte regelrecht eingeschüchtert. „Komm mit.“, sagte er und ohne Gegenwehr ließ sie sich von ihm führen. Er hatte die Gryffindor zügig runter in die Kerker gebracht, um genau zu sein in den Zaubertränkeraum. Er setzte sie auf der vorderen Bank ab, bevor er sich vor sie kniete. „Tut's noch weh?“ „Ein... bisschen, aber geht schon.“ „Lass mal sehen.“ „Eh... w-was... ehm so schlimm ist das nicht.“, versuchte sie ihn abzuwimmeln, doch er ließ sich nicht beirren. „Das ist kein Spaß, Bell. Wenn sich deine Naht wieder gelöst hat, durch abrupte Bewegungen, kippst du mir gleich weg.“ „Woher weißt du... dass...“, begann sie unsicher und er hätte fast laut aufgestöhnt. Super gemacht, Marcus. Reib ihr noch unter die Nase, dass er ein zu gutes Auge, in den letzten Wochen, auf sie geworfen hatte. „Egal. Lass mich einen Blick drauf werfen.“, sagte er bestimmend, setzte jedoch ein „Bitte.“, dahinter. Es war ihm klar, dass ihr das unangenehm war. Ihm ging es da auch nicht anders. Aber er versuchte seine Nervosität herunterzuschrauben. Das alles war jetzt nebensächlich. Noch immer hielt sie sich schmerzlich die Seite und Marcus kannte die Risiken. „Ich will es mir wirklich nur ansehen. Ich mache nichts, was du nicht willst, einverstanden?“ „Na... na gut.“, gab sie dann zögerlich nach. Sie nahm die Hand von der Seite und er krempelte ihren Rollkragenpulli etwas hoch. Das Zittern seiner Hände versuchte er unter Kontrolle zu bringen. Was gar nicht so einfach war. Ihr so nah zu sein, löste erneut ein Kribbeln unter seiner Haut aus. Er musste das Gefühl so schnell es geht loswerden, daher versuchte er mit einem Gespräch sie beide abzulenken. „Ist er dich schon öfters so angegangen?“, murmelte er, als er die Stelle ihrer Verletzung erreichte. Der Verband war großzügig über ihren Körper gebunden worden, so dass er zumindest nicht in eine weitere peinliche Situation hineinrutschte. Aber eindeutig war dennoch zu sehen, wie an ihrer linken Seite, frisches Blut durch sickerte. „N-nein.“, antwortete sie unsicher. „Wirklich nicht?“, bohrte er nach und sah ihr in die Augen. „Wirklich nicht. Ich... mein, ja er ist ein bisschen aufbrausender, als früher, aber das liegt nur an dem morgigen Spiel.“ „Trotzdem hat er nicht das Recht, dich so anzupacken. Du solltest das melden.“ „Wer glaubt mir denn...“, murmelte sie und ließ ihren Kopf hängen, „McGonagall lobt ihn ständig in den höchsten Tönen. Wenn ich damit jetzt ankomme... außerdem ist das spätestens übermorgen eh Geschichte.“ „Darum geht es nicht.“, sagte er und sah von ihr ab, „So geht man nicht mit einer Frau um.“, murmelte er leise. Sie schien nichts mehr dazu sagen zu wollen und auch er war froh darüber, dass er das Thema nicht weiter ausführen brauchte. „Wie ist... das passiert?“, fragte er dann und nickte zu der Stelle, die unter dem Verband lag. Auch wenn er im Groben wusste, was geschehen war. Immerhin hatte er Poppy darüber reden hören. Er hatte Kräuterkunde gehabt und der Krankenschwester gerade eine Kiste Baldrian aus den Gewächshäusern bringen wollen, da hatte er sie und Professor Sprout darüber diskutieren gehört. Nur zögerlich sagte sie, dass die Weasley Zwillinge nicht ganz bei der Sache waren und Wood das auffiel. In einer Situation, bei dem der Klatscher fast an ihm vorbeischwebte, hatte er dem einen Weasley den Schläger aus der Hand gerissen und mit voller Wucht demonstriert, wie er sich das vorstellte. Dabei hatte er gar nicht darauf geachtet, dass sie im selben Moment vorbeiflog und sie damit vom Besen haute. Mal abgesehen davon, dass Wood sich nicht unter Kontrolle hatte, kamen Unfälle im Training immer mal wieder vor. Nur was sie dann von sich gab, löste in ihm den Drang aus, Wood Krankenhausreif prügeln zu wollen. „Ich bin... minutenlang auf dem Boden liegen geblieben und... er hat mir nicht mal geholfen. Selbst den anderen hatte er verboten, das Luftgebiet zu verlassen. Er... er meinte, ich würde simulieren.“ „So ein Mistkerl...“, murmelte Marcus. „Erst Harry hat sich durchgerungen und hat mich dann auch zum Krankenflügel gebracht.“ „Okay... pass auf. Die Naht scheint ein bisschen aufgegangen zu sein. Wir sollten zu Poppy...“ „Nein, bitte nicht.“, kam es prompt und in völliger Panik aus ihr heraus. „Wieso nicht?“ „Dann... drückt sie mir doch noch das Skele-Wachs auf.“ „Und das willst du nicht... aus welchem Grund?“, fragte er nach. Es war ihm ein Rätsel. Ja, Skele-Wachs Behandlung waren schmerzhaft, aber sie würde schneller schmerzfrei sein, als wenn sie das normal auskurieren lassen würde. „Ich... ich hätte dann keine Ausrede mehr...“, atmete sie tief ein, „... morgen nicht mitzuspielen.", und aus. „Du willst nicht spielen?“, fragte er verblüfft nach. Sie schüttelte den Kopf. „Warum?“, schoss er direkt heraus. „Weil es nicht mehr dasselbe ist, wie früher.“, schnaufte sie, „Ich spiele Quidditch aus Spaß, aber mit Oliver ist das alles nur noch ein reiner Krampf geworden. Ich hab das nicht mehr ausgehalten und habe angefangen... die Trainingseinheiten zu schwänzen.“ „Hat nicht so funktioniert, was?“ „Nein.“, schüttelte sie den Kopf, „Entweder er hat mir aufgelauert mit dem gesamten Team im Rücken, oder mich aus dem Unterricht rausgezogen für das beschissene Extratraining.“, seufzte sie, „Deswegen... hab ich mich auch manchmal absichtlich daneben benommen, damit ich Nachsitzen muss.“ „Wieso machst du sowas? Du hättest doch einfach aussteigen können...“ „Ich dachte, er kriegt sich ein, wenn ich ihn damit unter Druck setze, dass ich eventuell... aufhöre. Dass er dann einen Gang zurückschaltete, wenn er merkt, ich meine es ernst. Ich hätte es ja nie gemacht, auch um die Anderen nicht einfach sitzen zulassen.“ „Wood zu erpressen, damit hast du das alles nur noch mehr angefeuert.“, murmelte Marcus. „Du hast doch gesagt, ich soll mich nicht unterkriegen lassen.“ Plötzlich verstummte er. Ja, das hatte er gesagt und hatte es auch so gemeint, aber dass das solche Ausmaße annahm, das wollte er ganz sicher nicht. Immerhin, lag sie deswegen im Krankenflügel und hatte jetzt einen wildgewordenen Woodyboy an der Backe. Der Schwarzhaarige wusste von was er sprach. Schon seit dem 1. Schuljahr waren er und Wood Erzfeinde Nummer eins. Sie hatten sich oft in den Haaren gehabt und ihre Zauberstäbe haben sich öfters als nur einmal gekreuzt, als ihm manchmal lieb war. Warum das so was... vielleicht lag es an der Häuserrivalität, oder einfach an der Tatsache, dass Wood schon immer raushängen ließ, dass er besser Quidditch spielte, als er. Als 11-jähriger ließ man das nicht einfach so auf sich sitzen. Das einzige Gute an der Sache war es, dass sie in zwei verschiedenen Häusern unterteilt waren. Mit der Zeit war man sich also einfach aus dem Weg gegangen und nur hier und da, kamen ein paar Sticheleien. Aber sie... sie musste diesen Volltrottel wahrscheinlich den ganzen Tag um sich herum ertragen. Er sah sie tief einatmen und erneut zusammenzucken. Immer noch schien sie Schmerzen zu haben. „Wärst du... damit einverstanden, wenn ich was versuche, damit du wenigstens ein bisschen schmerzfrei bist?“ „Ehm... o-okay.“, nickte sie leicht, bevor er aufstand und sich an der Vorratskammer von Snape zu schaffen machte. Marcus holte einige Zutaten hervor und entzündete dann einen kleinen Ersatzkessel, der ebenso im Regal stand. Nach und nach warf er eins nach dem anderen in den brodelnden Kessel. Dabei bemerkte er den Blick der Gryffindor auf sich, doch er versuchte es auszublenden. Was auch relativ gut gelang, doch ihre Stimme konnte er weniger ausweichen. „Woher kamst du eigentlich? Es ist doch bald Sperrstunde...“ Sollte er direkt mit der Tür ins Haus fallen? Oder zumindest ansatzweise ihr die Wahrheit sagen? Vorhin hatte er den Entschluss gefasst, ihr zu sagen, was sich in den letzten Wochen bei ihm aufgebaut hatte. Aber wie er das alles anfangen sollte, darüber hatte er sich keine Gedanken gemacht. Marcus wusste nicht, wie er das am besten anstellen sollte. Ein Mädel einfach so anzusprechen und mit ihr zu flirten, war eine Sache. Diese in sein Bett zu kriegen, auch ein einfaches Unterfangen, aber tiefere Gefühle zugeben, darin fühlte er sich tatsächlich unwohl. Darin hatte er keine Erfahrung. „Flint?“ „Eh... ich bin deiner Hufflepuff Freundin über den Weg gelaufen.“, kam es dann einfach unüberlegt aus ihm heraus. „Und... Leanne hat dir einfach... so gesagt, was passiert ist?“, bohrte sie nach. „Ja. Sie war sehr hysterisch.“ Das stimmte ja auch. Trotzdem machte ihn die Tatsache nervös, dass sie das so genau wissen wollte. „Und... wieso-“, begann sie erneut, als es einfach aus ihm herausgesprudelt kam. „Ich hab dich gesucht.“ „Oh...“ Die Stille trat wieder ein, doch er merkte, wie Bell nach Worten suchte. Sicherlich wollte sie fragen, wieso er sie gesucht hatte. Aber sie blieb stumm und Marcus konzentrierte sich wieder auf die Heilmixtur. Nach nur wenigen Minuten war er damit fertig und ließ die dickflüssige Masse abkühlen, bevor er mit einem Schopflöffel, eine Ladung auf eine Petrischale laufen ließ. Damit ging er wieder zu ihr rüber und stellte die Schale auf den Tisch ab. „Der...“, er räusperte sich kurz, „Der Verband muss runter. Ist das okay?“ Sie nickte erneut leicht und er begann die Mullbinde zu lösen. Dabei versuchte er auszublenden, dass er immer mehr von ihr entblößte. Er schluckte einmal schwer, als ihm bewusst wurde, wie weiblich sie für ihre fünfzehn Jahre eigentlich schon war. Wie konnte sie das die ganze Zeit unter ihrer Kleidung verstecken? Oder wäre die bessere Frage nicht; Wieso versteckte sie es überhaupt? Wieder musste er feststellen, dass sie ganz anders war, wie all die Anderen. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, als der Verband nun völlig gelöst war und er dann die Schale nahm. Die dicke Flüssigkeit war schon gut abgekühlt und er nahm zwei Finger, um das auf den dunklen, fast schwarzen Fleck, rund um die Naht, einzureiben. „Das stinkt bestialisch.“, war ihr Kommentar und kurz lächelte er, „Was ist das?“ „Eine Alternative zum Skele-Wachs. Es... wird deine Verletzung nicht heilen, aber es nimmt dir die Schmerzen.“, sagte er, „Versprich mir nur, dass du morgen nach dem Spiel zu Poppy gehst und dir den Skele-Wachs geben lässt.“ „Okay.“, sagte sie sanft und er versuchte sich auf das Verteilen der Paste zu konzentrieren. Ihre Haut war so weich, dass er kurz davor war seine Selbstbeherrschung zu verlieren. Aber er fuhr sein Gemüt herunter. Alles was er jetzt nicht wollte war, sie zu verschrecken, wenn er in die Offensive gehen würde. „Aua.“, zuckte sie zusammen. „Entschuldige,...“, murmelte er und sah zu ihr hoch. Braun traf auf Grün und seine Atmung wurde unregelmäßiger. Je länger er in ihre Augen sah, erkannte er kleine bernsteinfarbene Flecken in ihrem Braun, dass ihn ungemein faszinierten. Ihm wurde gar nicht bewusst, wie er den Abstand verkürzte. Ein süßer Duft stieg ihm in die Nase und kurz spürte er ihren Atem auf seinem Gesicht. Doch im selben Moment wurde ihm wieder klar, was er hier gerade tat. Schnell zog er sich zurück. „Ich... ich näh dir die Naht noch richtig zu.“, schluckte er nervös und wollte aufstehen, um die Utensilien zu holen. Snape bewahrte sowas hier ebenfalls immer auf. Unfälle gab es hier auch zu genüge, wie auf dem Sportplatz. Doch er kam nicht sehr weit. Er spürte ihre Hand auf seinem Oberarm und plötzlich stand sie an seiner Seite. Sie gab ihm keine Möglichkeit zu fragen, was sie da im Begriff war zu tun, da hatte sie sich schon auf ihre Zehnspitzen gestellt und in einem Bruchteil einer Sekunde spürte er ihre weichen Lippen auf den seinen. Jede noch so kleine Mauer, die er versuchte aufrecht zu erhalten, brach in sich zusammen. Seine Hände legte er auf ihren Wangen ab, zog sie mehr an sich und leidenschaftlich erwiderte er ihren Kuss. Das war der Startschuss für ihn und Katie gewesen. Er würde nie vergessen, wie sie ihn verzaubert hatte. Marcus hatte sich wegen ihres Lächelns in sie verliebt. Bei ihr bekam er die Schmetterlinge im Bauch. Bei ihr fühlte sich alles so richtig an. Selbst, als er den Quidditchpokal für Slytherin holte, wollte er es nicht mehr für sich, oder für das Team. Sondern er tat es für sie und natürlich, um Wood damit einen reinzuwürgen. Seit diesem Vorfall trafen sie sich immer wieder. Zwar heimlich, aber es war in Ordnung, von beiden Seiten aus. Oft saßen sie zusammen in der Bibliothek und lernten zusammen. Er für seine Abschlussprüfung, sie für ihre ZAGs. Er hatte sogar seine alten Prüfungen der Fünften rausgekramt und sie ihr überlassen. Zwar bezweifelte er, dass es immer noch die selben Aufgaben waren, aber damit konnte sie immerhin besser lernen. Und wer wusste schon, vielleicht würde sich die eine oder andere Frage ja auch wiederholen. Es war unbefangen mit ihr umzugehen, seit dem er den Mut hatte ihr zu sagen, dass er mit ihr zusammen sein wollte. Doch auch wenn sie glücklich darüber war, drang immer mehr das Ende des Schuljahres in den Vordergrund und damit auch, dass er die Schule hinter sich lassen würde. Während sie noch zwei Jahre die Schulbank drücken musste. 1996. Hogwarts. Ein Tag vor Ende seines 7. Schuljahres Am Tag des Abschlussballes, war er nur kurz da, um sein Zeugnis entgegen zunehmen. Danach hatte er sich klang und heimlich von dem Fest entfernt. Sicher hätte er Katie fragen können, ob sie ihn begleitete, aber sie war sich unsicher wegen ihrer Verbindung. Keiner außer Adrian und Graham wusste davon und ehrlich gesagt, war ihm dabei auch nicht wohl dabei. Auf dem Ball waren auch Journalisten anwesend, die ihn hätten mit ihr ablichten können. Und das Letzte was er wollte war es, dass sein Vater von dieser Beziehung erfuhr, bevor er es ihm selbst sagen konnte. Also hatte er sie nicht gefragt, aber sich dennoch mit ihr verabredet auf dem Quidditchfeld. Sie saß auf dem Feld, angelehnt an den Torrahmen, die zu den Umkleidekabinen führte und hielt ein Blatt Pergament in ihren Händen. Er lächelte, als er sie erblickte und seine Schritte wurden schneller. Wie sein Herz, dass unaufhörlich in seiner Brust schlug. „Hey... sorry, hat länger gedauert. Dumbledores Rede war wieder zum Einschlafen.“, sagte er, als er bei ihr ankam und sich im nu neben sie pflanzte. „Schon gut...“, murmelte sie, doch sah nicht auf. „Was ist los?“, fragte er zugleich, „Dein Zeugnis nicht so gut ausgefallen?“ Die Zeugnisse der anderen Klassen wurde, soweit er wusste, heute Morgen bereits ausgeteilt. „Doch... schon...“, druckste sie herum und Marcus zog eine Augenbraue nach oben. „Zeig her.“, sagte er und nahm ihr das Papier direkt aus ihren zarten Händen. Er ließ ihr gar nicht die Chance, ihm das zu verwehren, daher überflog er die Fächer und deren Noten in Windeseile, bis er bei Zaubertränke hängenblieb. „Ein Mies?! Wie konnte das denn passieren? Wir hatten doch gerade das durchgepaukt?“ „Snape war wieder überaus entspannt...“, murmelte sie sarkastisch. „Was ist passiert?“, fragte er hellhörig. „In... der Praxis... er hat mich nervös gemacht, weil er mich ständig beobachtet hatte und dann hab ich die Zutaten im Regal vertauscht und...“, erzählte sie aufgewühlt, bevor sie den Rest des Satzes vor sich hin nuschelte, „... gingaucheinigeszubruch.“ „Oh, Katie...“ „Ich hab's verbockt. Mit der Note kann ich im nächsten Jahr, Zaubertränke nicht wieder belegen.“ „Jetzt schau nicht so, wie sieben Tage Regenwetter. Zaubertränke liegt dir halt nicht. Kein Beinbruch.“, wollte er sie aufmuntern, doch der Versuch ging völlig daneben, wie er zugleich feststellen musste. „Du verstehst das nicht! Das wirft alles über den Haufen!“, fuhr sie ihn an. „Nichts wirft das über den Haufen, Liebes. Nächstes Jahr steigst du wieder in die Quidditchsaison ein, unter der Leitung eines neuen Kapitäns, der es auch nebenbei zu schätzen weiß, was er an dir hat...“, ließ er in den Satz mit einfließen, „Und dann wirst du viel interessanter für die großen Vereine. Dafür brauchst du keine gute Note in Zaubertränke.“ „Und was ist, wenn ich gar nicht Quidditch spielen will?!“ „Willst du nicht?“, stellte er die Gegenfrage und sie sah von ihm ab. Nervös zupfte sie an dem grünen Rasen herum, bis sie das Wort wieder erhob. „Ich wollte immer... wie Mum, Heilerin werden.“ „Heilerin? Du? Die... die nicht einmal Nieskraut von Wolfswurz unterscheiden kann?“ „Mach dich nur über mich lustig...“, murmelte sie abweisend. „Ich mach mich nicht...“, sagte er prompt, doch beendete seinen Satz nicht, „Ich weiß nur, wie schwer du dir damit tust.“, sagte er ehrlich und seufzte, „Willst du das,...“, fragte er dann vorsichtig, „... oder ist das nicht viel eher der Wunsch deiner Mutter?“ „Keine Ahnung. Mir kam nie etwas anderes in den Sinn.“, sagte sie leise, „Was machst du denn jetzt,... nach der Schule?“, fragte sie dann zögerlich. „Ich mach weiter mit Quidditch, denke ich. Ist allemal besser, als in Vaters Kanzlei einzusteigen.“, seufzte er, „Auch wenn er davon eher weniger begeistert sein dürfte.“ Er atmete tief ein und aus, bevor er sich noch einmal ihr Zeugnis ansah, während Katie sich über seines beugte. „Wie kannst du bitte in fast allen Fächern ein Ohnegleichen haben?“ „Du vergisst, dass ich die Siebte wiederholt hab. Das gleicht eher einer Wiederholung vom ganzen Stoff.“ „Wie kann man überhaupt sitzen bleiben?“, murmelte sie fast flüsternd, doch er hatte sie sehr wohl verstanden. Er schnaufte. War klar, dass die Frage irgendwann mal kommen würde. Seine besten Freunde hatten ihn auch ewig lang damit aufgezogen und es kurierten viele Gerüchte darum. Insbesondere in den anderen Häusern. Er hatte dazu immer geschwiegen. Es ginge auch niemanden etwas an, aber zu Katie war er stets ehrlich gewesen und daher würde er ihr das auch nicht verheimlichen. „Letztes Jahr... da war ich sehr unvernünftig und bockig. Vater wollte dass ich eine Ausbildung in seiner Kanzlei mache und ich wollte nicht. Stattdessen hab ich einfach alles auf Quidditch gesetzt. Ich hab die Schule vernachlässigt, weil ich mit einem schlechten Zeugnis niemals bei ihm ankommen könnte.“ „Was hat sich geändert?“, fragte sie nach, „Jetzt willst du doch auch immer noch nicht, trotz guter Noten.“ „Mir ist klar geworden, dass mich keiner zwingen kann, was ich mit meinen Leben anfange.“, sagte er klar und deutlich, „Und wenn ich Quidditch professionell spielen will, dann werde ich alles daran setzen, egal was meine Familie dazu denkt oder sagt.“, und sah zu ihr, „Das gleiche gilt auch für uns.“ Katie sah überrascht zu ihm auf und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, welche ihr ins Auge fiel. „Ich werde es ihm sagen, sobald ich Zuhause bin, bevor er noch mit einer arrangierten Ehe um die Ecke kommt.“ „Arrang...“, begann sie, doch schüttelte direkt den Kopf, „Das ist illegal.“ „Denkst du, das interessiert ihn?“ Daraufhin schwieg sie. Es war ein Thema, dass er bisher nur selten ansprach. Sein Vater wäre alles andere begeistert, wenn er von der Beziehung mit ihr erfuhr. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf Katies Blutstatus. Ja, sie war ein Halbblut. Wuchs aber zwischen zwei Welten auf. In ihrer Kindheit besuchte sie sogar eine Muggelschule, zumindest hatte sie das irgendwann mal erwähnt. Nicht gerade die perfekte Wahl für seinen Vater, wenn er vorsichtig darüber nachdachte. Seine Familie waren immerhin reinblütig und hielten fest an dem alten Standard. Aber seit er Katie besser kannte, war ihm das egal. Er wollte an dieser Beziehung festhalten. Und ganz ehrlich... sie war genauso eine vollwertige Hexe, wie er ein reinblütiger Zauberer war. „Zurück zu deinem Notenproblem...“, sagte er dann, um das Thema zu wechseln, „Wie ich sehe, hast du ein Ohnegleichen in Pflege magischer Geschöpfe. Knüpf doch daran an.“ „Was soll ich daran denn anknüpfen?“ „Du kannst gut mit Tieren und sie können gut mir dir. Ich sag nur die nervige Katze, die seit dem ihre Pfote wieder gesund ist, dir nicht mehr von der Seite weicht.“, lächelte er und kurz sah er ihr Lächeln, „Wenn es für Heilerin nicht reicht, dann... Tierheilerin? Ich kenn die genaue Berufsbezeichnung nicht.“ „Brauch ich dafür denn nicht auch Zaubertränke?“ „Schon... aber mindestens nur ein Annehmbar, glaube ich. Du könntest eine Nachprüfung machen.“ „Das geht?“, fragte sie vorsichtig. „Ja, ein... Ferienprogramm. Sprich mit McGonagall darüber. Die leitet das ganze. Hab ich auch mal gemacht.“ „Wenn ich es jetzt nicht geschafft habe, wieso sollte ich es dann schaffen?“ „Weil ich dir helfe. Du... du kannst in den Ferien zu mir kommen und ich gebe dir Nachhilfe. Komm schon, Katie, dass kriegen wir hin.“ „O-okay.“ „Das klang nicht gerade überzeugend.“, sagte er und schubste sie leicht mit seinem Arm gegen ihre Schulter, „Wo ist dein Gryffindormut geblieben?“, grinste er und entlockte ihr damit wieder ein sanftes Lächeln. „Einverstanden.“, lächelte sie nun sicherer, „Aber ich habe eine Bedingung.“, grinste sie ihn nun an und ihm schwante Böses. „Die da wäre?“, fragte er vorsichtig nach. „Kannst du... Mizzi... mitnehmen?“ Mizzi. Er hatte sich echt zusammenreißen müssen, als sie ihm das erste Mal erzählt hatte, dass sie die streunende Katze, Mizzi getauft hatte. Sein Lachen ging in einem Husten damals über. „Wohin... mitnehmen?“, fragte er dann verwirrt nach, als die Stille zu lang wurde und hob eine Augenbraue nach oben. „Sie hat sich schon so sehr an mich gewöhnt und... ich will sie nicht hier lassen.“ „Dann nimm du sie doch mit.“ Er verstand nicht, worauf sie hinaus wollte. „Geht nicht.“, druckste sie herum, „Dad hat eine Katzenhaarallergie. Der würde mich einen Kopf kürzer machen...“ Marcus seufzte und bemerkte den deutlichen Blick seiner Freundin auf sich ruhen. „Bitte. Sie wäre ganz alleine, acht Wochen lang. Da kann sonst was passieren. Sie könnte sich erneut verletzen, oder könnte gar verhungern, oder-“ „Schon gut, schon gut.“, warf er dazwischen, „Ich nehm sie mit.“, gab er nach und im selben Moment spürte er ihre Arme um seinen Hals. „Danke, danke, danke!“ „Ka...tie... du... erdrückst mich!“, keuchte er, woraufhin sie ihn losließ. „'tschuldige...“, nuschelte sie, wie immer, wenn ihr etwas unangenehm war. „Hast du ein Glück, dass ich mich schon um eine eigene Wohnung gekümmert hab.“, murmelte er, als sie ihn unverschämt angrinste. Er hob seine Hand und strich ihr einige dunkelblonden Haarsträhnen beiseite, die ihr erneut ins Gesicht fielen. Er beugte sich zu ihr, um ihr einen zärtlichen Kuss aufzudrücken, der von ihr direkt erwidert wurde. Marcus seufzte in den Kuss hinein, als er bemerkte, wie überschwänglich sie sich auf seinen Schoß setzte und direkt löste das in ihm ein anderes Gefühl aus. Wie weggefegt waren die Gedanken über die Zukunft und er legte seine beiden Hände auf ihren Hals, um sie noch näher zu an sich zu drücken. Doch die innige Zweisamkeit unterbrach sie leider viel zu zügig. Er sagte jedoch nichts, als sie ihren Kopf auf seine Schulter bettete, während er seine Arme um sie legte. „Wie soll ich die zwei Jahre nur ohne dich aushalten...“ Der Schwarzhaarige wusste, dass es für sie nicht einfach werden würde. Einmal hatte sie erzählt, dass sie kaum Freunde in ihrem Jahrgang hatte. Die einzige Freundin, die im selben Alter war wie sie, war Leanne gewesen. Aber sie war eine Hufflepuff. In ihrem Haus hatte sie bisher sich nur gut mit Spinnet und Johnson verstanden. Aber die beiden hatten dieses Jahr auch ihren Abschluss. Vielleicht zählte sie auch die Weasley Zwillinge zu ihren Freunden, aber die beiden hatten sich ja vor gut einer Woche verpisst. Mit einem riesen Feuerwerkspektakel. Sie würde also schlussendlich zurückbleiben... „Hey,... du schaffst das schon und...“, murmelte er und flüsterte ihr leise zu, „Du kannst mir immer schreiben und wir können uns sehen, wenn du Hogsmead-Wochenende hast, oder in den Ferien.“ „Wirklich?“, hauchte sie und sah zu ihm hoch. „Klar. Wann immer du dich einsam fühlst.“ Katie lächelte ihm entgegen und er konnte es sich nicht nehmen lassen, erneut seine Lippen auf ihre zu legen. Abseits vom Spielfeld lief ein Schwarzhaariger grinsend zurück zum Schloss. Adrian kam ihm gerade entgegen, als dieser ihm zurief, ob er denn endlich ihren Kapitän gefunden hatte. „Jep.“ „Und? Wo ist er?“ Er zeigte hinter seine Schulter und grinste noch breiter. „Was stehst du dann noch hier rum?! Holen wir ihn, damit wir endlich anstoßen können auf unsere Freiheit!“ „Nope.“, sagte Graham und schnappte sich Adrians Schultern, um ihn wieder zum Schloss zu drehen. „W-was aber-“ „Die Turteltauben turteln gerade.“ „Oh.“ „Jep. Also lassen wir die beiden. Ist schließlich ihr letzter Abend zusammen.“ „Und was sagen wir jetzt den anderen?“ „Nichts. Wir sagen einfach, wir haben ihn nicht gefunden.“, erwiderte Graham und schob Adrian weiter nach vorne. „Dann machst du das aber, du bist der bessere Lügner.“ „Ja, ja...“ Kapitel 7: Aufbruch mit Hindernissen ------------------------------------ Eilig lief er durch die Straßen Londons. An seiner Seite, die dunkelblonde Hexe, die mehr in sich gekehrt war, als die letzten Tage schon zuvor. Der Schwarzhaarige hatte ihre Hand in der seinen und zog sie durch die Stadt. Vor einer halben Stunde hatten sie seine Wohnung verlassen. Die Eule, die den Portschlüssel angekündigt hatte, kam gestern Abend und noch heute sollte es damit direkt nach Paris gehen. Die Sachen die er gepackt hatte, hatte er mittels einem Dehnungszauber in eine einzige Sporttasche geworfen. Er wollte nicht mit zu viel Gepäck gesehen werden. Zu groß war die Angst, dass sie jemanden begegnen könnten, die sie kannten. Damit wollte er alle Fragen aus dem Weg gehen. Immerhin etwas, das er ausweichen konnte. Nicht so wie seine Träume, die ihn schwer schlafen ließen. Die letzten zwei Tage, nach Adrians Besuch waren recht wortkarg verlaufen. Katie schlief viel, was nicht besonders erholsam war. Denn selbst wenn sie schlief, wälzte sie sich hin und her und er musste sie öfters aus einem Alptraum rausholen. Was nicht immer ein einfaches Unterfangen war. Einmal hatte sie wild um sich geschlagen und dabei geschrien. Hatte ihn nicht mal erkannt und ein anderes Mal brachte sie kein Laut heraus. Wirkte apathisch und wie nicht richtig geistig da. Marcus fühlte sich noch nie so hilflos, wie derzeit mit Katies Psyche. Aber da gab es auch noch die anderen Nächte, in denen er Katies Bewusstsein deutlich spürte. Und kurz lächelte er in Gedanken, wenn er sich daran erinnerte, wie sie sich an ihn kuschelte. Sie war jedes Mal wach, wenn er zu Bett ging. Redeten nicht wirklich miteinander, aber er wusste, dass sie da war. Körperlich, als auch seelisch. Das machte ihm klar, dass seine Freundin immer noch im Inneren, sie selbst war und es richtig war, nicht an ein Aufgeben zu denken. Er würde sie schon zurück ins Leben holen und selbst, wenn er sich selbst darin verlor. Sie sollte leben. Denn das alles hatte sie nicht verdient. Abrupt wurde er gestoppt. Seine linke Hand straff nach hinten gezogen. Er wandte sich mit dem Gesicht zu seiner Partnerin herum. „Was ist los?“, fragte er zugleich und zog sie etwas zur Seite, damit die Passanten an ihnen vorbei gehen konnten. „Ich... ich will das nicht.“ „Was?“ „Das... wieso... wieso können wir nicht hier bleiben?“ „Katie...“, seufzte er, „Du weißt warum. Es ist zu gefährlich für dich.“ „Andere tauchen auch nur ab und verlassen nicht gleich das Land.“ „Deine Mutter wollte das so.“ „Was ich will interessiert niemanden, oder?“ „Liebes...“, begann er und kam noch einen Schritt auf sie zu. Er legte seine Hände auf ihre Schultern ab und fuhr sanft auf und ab. „... mir gefällt das auch nicht. Aber ihre Erklärungen, wieso du hier nicht mehr sicher bist, sind einleuchtend. Aber trotz allem sind wir doch zusammen. Das wolltest du doch.“ „Wie lange wusstest du das schon?“, fragte sie völlig aus dem Kontext heraus. „Eh... was?“ „Wie lange du schon wusstest, dass ich mit dir England verlassen soll. Sie hat mir nichts gesagt. Rein gar nichts. In... in der Nacht ging ich noch davon aus, dass ich mit Mama und Dad nach Amerika geh. Aber sie brachte mich zu dir.“ Er schluckte. Wieso musste sie die Frage jetzt stellen? Die ganze Zeit über hatte sie kein Wort darüber verloren. Wieso jetzt, wenn sie gerade noch eine Stunde Zeit hatten, zu dieser bescheuerten Gartenschau zu kommen. Irgendwo in nähe des Big Bens war ein Festival, an dem der Portschlüssel auf sie wartete. „Können wir das später bereden? Wir haben kaum mehr Zeit für-“ „Nein. Jetzt.“, sagte sie energischer und schubste seine Hände von ihren Schultern, „Dauernd werde ich hin und her geschubst. Als... eine Sache, die man nicht haben will.“ „Das stimmt nicht...“ „Du hast keine Ahnung, wie das ist...“, sagte sie leiser, „Dad ist mir die ganze Zeit über Zuhause aus dem Weg gegangen. Mama war die meiste Zeit unterwegs und wenn sie da war, dann hat sie mich nie richtig gesehen. Sie hat mit mir gesprochen, ja... aber es war nicht... nicht echt, greifbar, als würde auch sie mir ausweichen. Keiner wollte mich in der Nähe haben.“ Ein Seufzer kam über seine Lippen und seine rechte Hand fuhr über seine schwarzen Haare. „Jeder hat mich übergangen. Hast du das auch?“, fragte sie nun kaum hörbar und mit einer verzweifelten Stimme. „Na gut.“, seufzte er, „Ich wusste es zwei Monate davor schon.“ „Wow...“, atmete sie schwer aus, „Wir haben so oft miteinander geschrieben und du hast nie ein Wort darüber gesprochen.“ „Ich wollte, Katie. Aber deine Mutter meinte, sie würde das selber machen. Ich hab mich auf ihr Wort verlassen. Als du in der Nacht zu mir kamst, hattest du einen heftigen Magieausbruch und sie sah keinen anderen Ausweg mehr, dass alles noch weiter aufzuschieben. Die Zeit dafür war einfach nicht da, dir alles zu erklären.“ Im Nachhinein hätte er es natürlich ansprechen müssen. Aber er dachte nicht sehr weit. Sie hatte nicht damit angefangen und er dachte, es wäre vielleicht zu viel für sie gewesen. Wollte nicht, dass sie sich darüber aufregte, oder dass noch andere Unfälle passierten. „Die Zeit ist nie da.“, hörte er sie murmeln, bevor sie sich von ihm abwandte und den Gehweg weiterging. „Warte...“, rief er ihr hinterher und holte sie auch kurze Zeit später wieder ein, „Es tut mir leid, wirklich... ich-“ „Ist schon gut.“, sagte sie tonlos. Doch Marcus hörte es anhand ihrer Stimmlage, dass sie es eher beiläufig aussprach. Als wäre sie schon wieder so weit entfernt von dem Hier und Jetzt. Er schluckte nervös und der Griff an seiner Tasche wurde fester. „Wo soll der Portschlüssel sein?“ „Ehm... Bei dieser Gartenschau am Big Ben. Ein... ehm... eine Stehlampe mit fliederfarbenen Schirm.“ „Okay.“ „Geht's dir gut?“, fragte er vorsichtig nach, als er mit ihr an der Seite, weiterging. „Klar.“, kam es prompt zurück, aber Marcus glaubte ihr kein Wort. Mittlerweile hatte er eine gewisse Ahnung entwickelt, wenn sie nicht die Wahrheit sagte. Entweder sie schwieg, oder sie antwortete viel zu schnell. Beides waren Symptome dafür, dass sie jetzt nicht darüber reden wollte. Er fragte aber auch nicht mehr nach. Die Erkenntnis, dass sie noch zu spät kommen würden, drängte sich leicht in den Vordergrund und still schweigend liefen sie einfach weiter. Katie sprach kein Wort mehr und es gefiel ihm nicht. Immer wenn sie so still war, brachten ihn seine Gedanken fast um. Er konnte sie nicht mehr einschätzen. Etwas was ihn mehr als störte. Marcus war so sehr in seinen Gedanken versunken, dass er erst gar nicht bemerkte, dass sie auf den großen Platz vor dem Big Ben angekommen waren. Der New Palace Yard war voll mit Menschen. Das gute Wetter lud viele dazu ein, aus ihren Häusern raus zukriechen. Untypisch für Englands Wetterlage. Sonst regnete es gerne mal sieben Tage die Woche. Aber heute sah alles ziemlich friedlich aus. Marcus grüne Augen huschten von einer Seite zur Anderen. Ehrlich gesagt, war ihm dieser Umstand der friedfertigen Muggel zu ungewöhnlich. Immer mal wieder, seit den letzten Wochen gab es Anschläge. Terroranschläge nannten es die nicht-magischen Menschen, die davon ausgingen, dass dies von irgendeiner Terroristen Gruppe aus dem Irak stammten. Marcus wusste es besser. Todesser die sich einen Spaß an dem ganzen Chaos machten und die Menschen gerne in Panik sahen. Das Zaubereiministerium tat dagegen natürlich nichts. Wie denn auch? Seit der Übernahme des Ministeriums interessierten sich nur noch wenige dafür. Das ganze System war doch verseucht von all denen, die das auch noch förderten. „Katie? Bist du das?“ Irritiert wandten sich Marcus und auch Katie zur linken Seite um. Er sah eine männliche Gestalt auf sie beide zukommen. Die Sonne war strahlend auf ihrem hellsten Punkt und durch das einfallende Licht, konnte Marcus auch nicht direkt sehen, wer sie da angesprochen hatte. „Du bist es tatsächlich!“, hörte er denjenigen erfreut ausstoßen und der Schwarzhaarige hob seine rechte Hand an die Stirn, um besser sehen zu können. „Oliver...“, hörte er Katie dann unsicher sagen. Er hatte den Impuls sich sofort wieder zwischen ihr und dem Braunhaarigen zu stellen, wie zwei Jahre davor schon. Aber er hielt sich zurück. Sie waren hier mitten in der Öffentlichkeit und er wollte nicht zu viel Aufsehen erregen. Außerdem schien sein ehemaliger Konkurrent ihn noch gar nicht bemerkt zu haben. Erst einmal beobachten und zur Not dann zu schnappen, wie eine Schlange eben. „Hey, was für ein Zufall, dich hier zu sehen.“ „Ehm... ja.“ „Was machst du hier? Hast du keine Schule?“ „Ehm... nein. Ich...“, begann sie nervös nach Worten zu suchen. Marcus hielt sich weiterhin ruhig im Schatten von Katies Rücken und zum Glück schien Wood nur Augen für Katie zu haben. Was ihn jedoch immer mehr wurmte. Der Drang sich bemerkbar zu machen, wurde immer größer. Früher hätte er das als „Reviermarkierung“ bezeichnet, heutzutage war es mehr ein „Beschützerinstinkt“. Er erkannte Anhand Katies Körperhaltung, dass sie von der Situation mehr als überfordert war und er hatte kein gutes Gefühl dabei. Wenn man sich vor Augen hielt, dass Katie derzeit unberechenbar war. „Ich lasse das Jahr ausfallen, wegen... letztes Jahr...“, murmelte sie und knetete nervös ihre Finger ineinander. „Ah, ja... ich weiß. Angelina hat es mir erzählt. Furchtbare Sache. Aber dir geht’s gut, oder?“ „Sicher.“, kam es, wie aus einem Zauberstab geschossen. Marcus seufzte innerlich, da er hinter Katies Aussage schon wieder eine Lüge herauslas. „Also... was machst du hier? Genießt du das schöne Wetter?“ „Eh... Gartenschau. Wir... wir wollten uns ein bisschen umsehen.“, stammelte sie und zeigte mit einer leichten Handbewegung zu ihm nach hinten. Von Null auf Hundert hob der Braunhaarige seinen Kopf und Marcus entgegnete ihm mit einem gleichgültigen Blick. „Flint?!“ Schon wie er seinen Namen ausspuckte, war er alles andere als erfreut, ihn zu sehen. Kam noch dazu, dass er überrascht darüber war, dass er mit seiner ehemaligen Jägerin unterwegs war. Marcus trat an Katies Seite. Selbstbewusst, wie eh und je. „Wood.“ „W-was... machst du hier und das mit Katie?!“ Er sah im Augenwinkel, wie die Dunkelblonde schon ansetzen wollte, doch er ließ sie gar nicht erst antworten. „Du hast doch meine Freundin gehört. Wir sehen uns die Gartenschau an.“, sagte er und konnte sich ein überhebliches Grinsen nicht verkneifen. Er wusste nicht, wieso er diese Gestik so ausfallen ließ. Aber es war ihm ein Bedürfnis gewesen, ihm das so unter die Nase zu reiben. Von den ganzen Leuten von der Schulzeit wussten wie gesagt nur Graham und Adrian von ihrer Beziehung. Nicht einmal Leanne hatte eine Ahnung, dass sie seit ihrem fünften Jahr zusammen waren. Die einzige Außenstehende, die es mittlerweile wusste, war Alicia Spinnet. Aber auch nur, da sich ihre Wege mit denen von Adrian im letzten halben Jahr wieder gekreuzt hatten und die beiden... eine merkwürdige Art von Beziehung führten. Eine On-Off Beziehung, wie es einmal Adrian genannt hatte. Sie konnten nicht miteinander, aber auch nicht ohne. Irgendwie so. Er hatte nicht weiter nachgefragt. „Ist das verboten?“, setzte er noch nach, als keine Reaktion kam. „Du... du und Katie?!“, stieß er unglaubwürdig aus und sein Blick fing den von der Dunkelblonden auf, „Katie... das ist nicht wahr, oder?“ Allein wie Wood reagierte, kam in Marcus eine Erkenntnis auf, die er nie für möglich gehalten hätte. Aber ein Funke Eifersucht konnte er in seinen braunen Augen erkennen und es gefiel ihm nicht. Wem würde das auch gefallen, als Freund des Mädchens, dass man liebte? „Ehm...“, sie schluckte, „Ja... Marcus und... und ich.“ Salazar. Katie stotterte immer mehr vor sich her. Wäre sie nicht psychisch so angeschlagen, würde sie diesem Holzkopf mit all ihrer energischen Kraft vor den Latz knallen, dass es ihm einen Scheiß angehen konnte, mit wem sie zusammen war. Das wäre zumindest seine Katie von früher gewesen. Jetzt... Er musste das hier beenden. Sie hatten schon wieder viel zu viel Zeit eingebüßt. „Wie auch immer.“, murmelte Marcus und nahm Katies Hand in die seine, „Wir müssen weiter, Wood.“, sagte er bestimmend und begann sie schon weiterzuziehen. Wäre da nicht Wood, der diesen Abgang nicht einfach so dulden wollte. Er sah im Augenwinkel, wie der Braunhaarige Katies Handgelenk umfasste und spürte bereits das bekannte Zittern durch ihrer andere Hand, wie kurz vor einem Magieausbruch. Im Nu hatte er Woods Hand von Katies Gelenk gelöst und sich schützend vor sie gestellt. „Ich hab dir schon einmal gesagt, du sollst deine Griffel von ihr lassen!“, zischte er nun bedrohlich in seine Richtung. Man hätte meinen können, in dem Moment schossen unsichtbare Blitze zwischen den zwei unterschiedlichen Augenpaaren. Braun zu Grün und umgekehrt. Vielleicht reagierte er auch über, aber es war ihm gerade herzlich egal. Marcus hatte nicht vergessen, wie Wood sie schon einmal angepackt hatte. Gegen ihren Willen. Sie verletzt hatte. Er würde nicht zusehen, wie das noch einmal geschah. Schon gar nicht bei ihrer momentanen Gefühlslage. Das könnte eine Kettenreaktion auslösen und das in mitten von Muggeln. „Was ist eigentlich dein Problem, Flint? Ich unterhalte mich gerade nur mit Katie. Du hast sie einfach weitergezerrt.“, zischte er zurück. „Mein Problem bist du. Verpiss dich einfach.“ „Als ob du das entscheiden könntest...“, spuckte er ihm entgegen und in Marcus kam kurz der Gedanke, ihn zu verfluchen. Nur einmal. Ganz kurz. Einen unaussprechbaren Zauber. Er könnte es ohne viel Aufsehen zu erregen. Was würden schon ein paar mehr Pickel in seinem Gesicht ausrichten? Oder doch ein paar Furunkel? Dicke Eiterbeulen? Sein Kopf war voll von solchen Dingen und er wog tatsächlich ab, was ihm besser stand. Doch der stille und bedrohliche Gedankenkampf wurde je unterbrochen. Es knallte plötzlich weiter vor ihnen. Er hörte Schreie. Wild durcheinander und dann spürte er Katies Hände in seinen Rücken krallen. Er wandte sich sofort zu ihr um. Im ersten Moment dachte er tatsächlich, dass Katie wieder einen Magieausbruch hatte. Aber es war nicht seine Freundin, die die Kontrolle verloren hatte. Seine grünen Augen schauten in Richtung des Big Bens und er keuchte fast, als die große Uhr gerade auf den Boden, direkt auf die vielen kleinen Stände aufprallte. Staub und Feuer breitete sich aus und Sirenen hörte er im Anschluss. „Bei Merlin...“, kam es von Wood, der das Schauspiel auch gerade mitbekam. „Fuck.“, stieß der Schwarzhaarige stattdessen aus. „Wir müssen hier weg! Komm Kat-“, begann Wood erneut und wollte schon wieder nach Katies Handgelenk greifen, doch diesmal war Marcus schneller. „Fass sie noch einmal an und ich hex' dich ins nächste Jahrhundert!“, fuhr er ihn hart an und schubste ihn ebenso von ihr und sich auf Abstand. „Alter, was ist dein scheiß Problem?! Das ist ein weiterer Anschlag, falls dir das nicht bewusst ist. Ach was sag ich da,... wahrscheinlich steckst du da ja sowieso tief mit drin. Ganz die Schlange, wie alle anderen auch!“ „Tickt's bei dir noch richtig?!“, zischte er zurück und war sofort wieder auf Hundertachtzig. Wie konnte er denn so etwas vom Stapel lassen? Zugegeben. Viele seiner ehemaligen Mitschüler waren in dunkle Kreise geraten. Aber seine Familie gehörte da noch lange nicht dazu! Vielleicht hielten sie an dem alten Standard fest, aber sie würden nie hinter einem Massenmord stehen. Niemals. Egal, wie zerstritten er und seine Eltern derzeit waren. Das würde er ihnen niemals zutrauen. „Du und deine Slytherin-Brut. Alle von einem Schlag. Kam mir gleich so komisch vor. Katie in Begleitung mit dir... willst du sie entführen, du miese Kakerlake?! Ist das hier nur ein Ablenkungsmanöver?!“ „Was für Pilze hast du dir denn reingepfiffen?!“ Wood war noch nie besonders eine helle Leuchte gewesen, aber so dumm hatte er ihn jetzt auch nicht eingeschätzt. Am liebsten würde er ihn... Marcus hatte selbst nicht bemerkt, wie seine Hand zu seinem Zauberstab unter der Jacke wanderte. Währenddessen hatte er das Chaos um sie drei herum völlig außer Acht gelassen. Er war wie im Tunnelblick, als er begann seinen Stab herauszuziehen. „Aufhören!“ Beide Männer sahen sich irritiert um. Katie hatte sich sich ungesehen zwischen die beiden geschoben. Unzufrieden damit, dass sie sich erst zu Wood umdrehte, kommentierte er dies nur mit einem Schnauben und ließ seinen Zauberstab wieder in seiner Innentasche verschwinden. „Ich bin freiwillig bei ihm. Ich... ich vertrau ihm, Oliver.“ „Aber Katie-“ „Ich kann dir nicht erklären, wieso wir hier sind und nicht, was los ist. Aber, was ich sagen kann ist, dass ich ihn liebe und... er würde nie etwas tun, was mir schaden könnte.“, sagte sie bestimmend, sicher, wie noch nie seit ihrer Verfluchung und drehte sich zu Marcus um, „Bitte, bring mich hier weg.“ Er nickte wie mechanisch und erst jetzt wurde ihm wieder bewusst, in welcher Situation sie sich befanden. Er reichte ihr seine Hand, die sie auch annahm und er sie zu sich zog. Kurz sah Marcus noch einmal auf Wood, der nicht zu begreifen schien, was hier geschah, aber es kümmerte ihn auch nicht. Marcus wandte sich von ihm ab und ging mit Katie zügig durch die Menschenmenge, die den New Palace Yard panisch verließen. Katies Hand war heiß und schwitzig zugleich. Kurz dachte er auch, dass sie ihm wegkippen könnte, doch nichts dergleichen geschah. Sie liefen den Menschen entgegen und er verfestigte den Griff um ihre Hand, um sie nicht zu verlieren. Da vorne war eine Ansammlung von Dingen, die wahllos am Rand lagen. Eine große Mülltonne stand daneben und er übersprang die Distanz mit einem kurzen Apparieren. Dabei war es ihm egal, ob hier Muggel waren. Momentan hatte eh keiner ein Auge auf sie beide. Es wäre so oder so untergangen. Doch er hörte Katie kurz keuchen, da sie darauf wohl nicht gefasst war. Er zog sie zugleich näher an seinen Körper. „Lass nicht los.“, sagte er hektisch, als er nur noch eine Handbreite von der Stehlampe entfernt war. Er wollte eigentlich nur ihre Zustimmung abwarten, jedoch kam etwas anderes aus ihrem Mund. „Nur... wenn du mich nie mehr anlügst, oder mir etwas verschweigst.“, hauchte sie und sah zu ihm hoch. „Niemals wieder. Versprochen.“ Katie nickte und er spürte ihre Arme um seinen Hals, nachdem sie seine Hand losgelassen hatte. Er streckte seine Hand zur Lampe aus, doch davor spürte er kurz ihre sanften Lippen auf den seinen. Das Chaos verschwand im selben Augenblick um sie herum und der Strudel riss sie mit sich. Weit weg. Kapitel 8: Versuch gescheitert ------------------------------ Katie fühlte sich nicht gut. Schon die ganze Zeit nicht. Sie merkte immerzu den sorgsamen Blick von Marcus auf sich, egal wo sie sich befand, oder was sie tat. Diese ständige Kontrollblicke machten sie krank. Aber genauso gut wusste sie auch, dass er es nur gut meinte. Sie fühlte sich hin und her gerissen. Auf der einen Seite wollte sie wieder so wie früher sein, aber dann waren da diese Alpträume, die sie Nacht für Nacht wach hielten und die es ihr unmöglich machten, normal zu sein. Benennen konnte sie es nicht, was sie in ihren Träumen sah. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wenn sie dadurch wach wurde. Es machte ihr einfach viel zu viel Angst. Im Verdrängen war sie schon immer gut gewesen. Seit drei Tagen verweilten sie nun in der Blockhütte in Frankreich. Sie hatte nicht mal gewusst, dass Marcus so etwas besaß. Er hatte nie davon gesprochen. Es war... wehmütig. Sie fühlte sich irgendwie leer. Denn eigentlich war es recht schön hier. Es war alt, so wie es von außen aussah und auch die Einrichtung war recht altmodisch gehalten. Es hatte zwei Stockwerke. Oben befand sich Bade- und Schlafzimmer, während unten sich die Wohnstube, mit einem kleinen Kamin befand, der mit Feuerholz beheizt wurde. Durch die Stube, kam man dann in eine kleine Küchennische, zu der man dann auch zum Garten hinauskam. Der Garten war jetzt nicht wirklich schön mit anzusehen, um ehrlich zu sein. Überall wuchs das Unkraut aus allen Ecken und Kanten. Die Koniferen waren hochgewachsen und hatten sicherlich mal einen Kurzschnitt nötig. Aber ein kleiner See, der dahinter lag, machte alles wieder wett. Ab und an sah sie Enten darauf, die ihre Köpfe ins Wasser tauchen ließen, oder hörte das Quaken von Fröschen. Wenn es dunkel war, hörte sie die verschiedenen Lauten von Eulen, die in den Wipfeln der Bäume saßen und sie lauschte ihnen so gerne. Es war so friedlich und sie konnte das Chaos in ihrem Kopf für einen Moment vergessen. Wenn sie nicht der Tierwelt zuhörte, saß sie am Kamin und kritzelte immer öfters in ihrem Buch. Das Zeichnen war ihr ständiger Begleiter geworden. Manchmal schrieb sie auch Worte nieder, die ihr durch den Kopf gingen. Zeilen, die ein Außenstehender sicherlich als Gedicht abtun würde. Für sie war es eine Entlastung ihrer Gefühle. Sie wusste nicht was passieren würde, wenn sie dieses Ventil nicht hätte. Katie wusste, sie hatte in London fast wieder einen Ausbruch gehabt. Alles nur, weil Oliver sie berührt hatte... Ungefragtes Anfassen. Darauf reagierte ihr Körper. Sie hatte es schon Zuhause bemerkt. Sie konnte auch nicht von ihren Eltern berührt werden. Immer dann wenn es geschah, spürte sie die Welle ihrer Magie bereits aus ihren Poren strömen. Der einzige, von dem sie die Nähe zuließ, war die zu Marcus. Er löste in ihr eine wohlige Atmosphäre aus. Eine innere Ruhe. Das Auftauchen von ihrem ehemaligen Kapitän hatte sie dagegen schier überfordert und eine Unsicherheit machte sich in ihr breit. Da waren diese vielen Gedanken, um ihr früheres Leben und wie sie war. Nun... war sie irgendwer. Nur nicht sie. So fühlte es sich an. Sie erkannte sich selbst nicht wieder. Marcus hatte das sicherlich auch schon bemerkt und immer wieder kam ihr in den Sinn, wieso er sich das antat. Auch wenn er zu ihr sagte, dass er sie liebte, egal was kommen würde, war sie mittlerweile an einen Punkt angekommen, an dem sie es nicht mehr glauben konnte. Furchtbar, oder? Sie liebte ihn, wie sie noch nie jemanden geliebt hatte. Na gut. Vor dem Schwarzhaarigen gab es da auch nie wirklich einen, dem sie sich so geöffnet hatte. Sie war zwar mal mit Lee für ein paar Monate zusammen, aber sie hatte gleich bemerkt, dass das nicht passte. Er war lieb, keine Frage, aber viel zu stürmisch und laut. So laut, dass sie damals lieber einen Anschiss von Snape bevorzugte, als Lee ständig darüber reden zu hören, wie er die Weasley-Zwillinge bewunderte. Es ging ihr irgendwann nur noch auf die Nerven. Also hatte sie Schluss gemacht. Katie hatte keine weiteren Erfahrungen mit Jungs. Damals hatte sie nicht einmal annährend darüber nachgedacht, dass sich außer Lee, überhaupt jemand für sie interessierte. Und dann war da dieser Slytherin, der sich heimlich in ihr Herz geschlichen hatte. Mit seiner ruhigen, etwas zurückhaltenden Art, wurde sie auf ihn aufmerksam. Sie dachte früher immer, gerade jemand wie Marcus Flint würde sie nicht einmal bemerken, wenn sie direkt in ihn hineinlaufen würde. Aber sie täuschte sich. Er hatte sie bemerkt. Mehr noch. Er war plötzlich einfach da gewesen. In Situationen, in denen sie sich unwohl fühlte und hatte ihr den Halt gegeben, den sie brauchte. Zuerst hatte sie das nicht einordnen können. Diese besondere Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte. Denn davor hatte er ihr eher nur auf dem Quidditchfeld gezeigt, dass er sie wahrnahm. Zum Beispiel, wenn sie wieder sein Fuß in ihrem Rücken spürte, wenn er sie bei einem Spiel versuchte zu foulen. Ein Lächeln huschte kurz über ihre Mundwinkel. Das fühlte sich auch merkwürdig an. Sie lächelte nur noch selten und gerade, wenn sie an die gemeinsame Schulzeit mit Marcus dachte, konnte sie nicht anders als genau das zu tun. Was jedoch nicht unbemerkt blieb. „Da lächelt ja jemand...“, hörte sie ihn und Katie sah auf. Marcus saß die ganze Zeit neben ihr und hatte vor sich einige Pergamentbögen auf den massiven Holztisch liegen. „An was hast du gedacht?“ „An... nichts.“, murmelte sie, doch konnte es nicht verhindern, dass sie weiter lächelte. „Komm, erzähl. Ich brauch sowieso Ablenkung.“ „Wieso?“ „Ich komm hier nicht weiter. Die Route scheint mir nun doch nicht ganz so sicher, wie es zuvor den Anschein machte.“, seufzte er, „Vorhin beim Einkaufen hab ich überall zwielichtige Gestalten gesehen. Vielleicht sehe ich auch nur Gespenster.“, murmelte er hintendran. Sie sah wie er sich müde über sein Gesicht fuhr. Auch er schlief schlecht. Er dachte wohl, sie würde es nicht mitbekommen, aber genauso wie Marcus ein Auge auf sie warf, merkte sie auch die Anspannung bei ihm. Unheimlich, wie genau sie sich gegenseitig beobachteten. Wie aufeinander geeicht. „Also... welche positiven Gedanken kamen dir durch deinen hübschen Kopf?“, fragte er wieder und setzte sich seitlich zu ihr. Sein linkes Bein winkelte er an, so dass es auf der Sitzfläche der Couch zum erliegen kam, während sein rechter Fuß auf dem Boden stand. Er legte seinen linken Arm über die Lehne und rutschte sogar näher zu ihr. „Ich hab an... früher gedacht.“, sagte sie dann leise, sah aber wieder auf ihr Buch. „An was genau?“ „Früher halt.“, wiederholte sie und Katie schielte kurz zu ihm. Er hatte den Kopf schief gelegt und schien darüber nachzudenken, was sie damit meinte. Gut, dass er nicht in ihren Kopf schauen konnte. Denn darin würde er nur einen Haufen Chaos vorfinden. „Das ist mir zu ungenau.“, sagte er erneut und rückte noch näher an sie heran, so dass sie bereits sein Knie, an ihrem Oberschenkel spürte. Sein linker Arm rutschte ebenfalls näher zu ihr und sie merkte, wie er seine Finger durch ihr offenes Haar fahren ließ. Ein leichtes Gefühl stieg in ihr auf und sie genoss für einen Moment seine Zuwendung, die er ihr schenkte. „Komm schon, Katie. Was bringt dich zum Lächeln?“ Sie presste ihre Lippen fest aufeinander. Unsicher, ob sie das preisgeben konnte. Er würde sie sicherlich noch mehr als verrückt halten. „Ich...“, begann sie zitternd, „Ehrlich gesagt, dachte ich daran, wie du mich in der Dritten mega mies gefoult hast.“ Abrupt ließ er seine Hand fallen und erst dachte sie, er würde jetzt wieder von ihr abrücken. Doch das Gegenteil war der Fall. Sein angewinkeltes Bein rutschte nur von der Couch und er lehnte sich mit dem Rücken seufzend gegen die Lehne. „Daran erinnerst du dich noch?“ „Kaum vorstellbar, wie man das vergessen kann. Ich lag eine Woche im Krankenflügel deswegen.“ „So schlimm war es dann ja wohl nicht, wenn dich das zum Lächeln bringt.“, sah sie ihn nun grinsen. Irgendwie... hatte er schon Recht damit. Eigentlich hörte sich das brutaler an, als es im Endeffekt war. Nur Poppy hatte es aussehen lassen, wie eine Katastrophe und hatte sie eine Woche behalten, um auf Nummer sicherzugehen. Sie hatte sich ja noch nicht einmal was gebrochen. Da war nur ein riesiger, blauer Fleck, der nach ein paar Tagen sogar lila wurde. Kurz musste sie erneut schmunzeln. „Du tust es schon wieder.“, stellte er fest, doch sie erwiderte nichts darauf, „Es ist schön dich wieder lächeln zu sehen. Dir scheint es hier besser zu gehen.“ Gedanklich ließ sie seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Besser? Nun ja. Offenbar sah er nicht richtig hin, aber sie machte ihm keinen Vorwurf. Eigentlich... spielte sie ihm vieles nur vor. Sie konnte einfach nicht über die Nächte reden, die sie verfolgten. Dabei hatte sie doch Marcus das Versprechen auferlegt, dass er immer ehrlich zu ihr war und dass er nichts mehr vor ihr verschwieg. Und was machte sie? Sie wich ihm aus. Erzählte nicht was sie bedrückte, stellte eine Barrikade auf zu ihren Gedanken. Allein dafür verachtete sie sich allmählich selbst. „Mir... mir ist egal, wo ich bin.“, sagte sie dann, um den negativen Aspekt zu verdrängen und spürte erneut seine Hand, jedoch diesmal auf ihrer Wange. Er strich sanft darüber und sie konnte nicht anders, als sich an ihn zu lehnen, wobei seine Hand von ihrer Wange rutschte und auf ihrem Rücken Platz nahm. Ihre Hände legte sie dafür auf seine Brust ab. „Hauptsache du bist da.“, hauchte sie. „Ich bin immer für dich da.“, murmelte er und strich behutsam über ihren Rücken, „Wir schaffen das schon, Katie. Du wirst sehen.“, sagte er ruhig und sie spürte einen zarten Kuss auf ihrem Haar. Er war so lieb zu ihr und verständnisvoll. Normal hätte er es verdient, dass sie ihm etwas entgegenkam. Sollte sie vielleicht, die friedliche Stimmung nutzen und... es auf einen Versuch ankommen lassen? „Marcus?“, fragte sie dann leise, nach einer Weile. „Hm?“ Sie spürte seine grünen Augen auf ihr und ihre Härchen auf dem Arm stellten sich auf. Sie merkte wie ihr Herz plötzlich schneller schlug. Das Pochen war kaum auszuhalten. „Damals... also...“, stotterte sie und versuchte ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen. Aber irgendwie schien das nicht zu helfen. Ihre Hände wurden schwitzig und ihre Füße fühlten sich plötzlich so eisig an. Obwohl die Kuschelsocken, die sie trug, bis eben noch die Wärme hielten. „Was ist?“ „Ehm... mir war bisher nie klar, wieso du damals an den Gewächshäusern warst.“, sagte sie dann plötzlich und verfluchte sich selbst erneut. Verdammt. Sie konnte es einfach nicht. Egal, wie oft sie es sich schon vorstellte, ihm zu erzählen, was mit ihr los war. Woran sie litt, aber sie bekam es nie über ihre Lippen. Stattdessen fragte sie so etwas Banales. Doch er schien nicht davon ausgegangen zu sein, dass Katie etwas anderes ansprechen wollte und sie atmete auf der einen Seite erleichtert aus. Auf der anderen Seite,... war sie aber auch irgendwie enttäuscht, dass er ihre innere Zerrissenheit nicht wahrnahm. „Du meinst mit Mizzi?“, stellte er nur die Gegenfrage. „Mhm...“ Auch wenn es nicht ihre eigentliche Obsession war, ihn danach zu fragen, hatte sie da auch noch nie durchgeblickt. Sie hatte aber auch nicht nachgefragt, weil es ihr unangenehm war, die genauen Herangehensweise ihres Freundes zu ergründen. Sie war nur glücklich damals gewesen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Sie sprang einfach auf den Zug auf, was nicht heißen würde, dass sie sich darüber schon das eine oder andere Mal, Gedanken machte. Sie hörte ihn seufzen. „Ich hab dich und Wood vor den Umkleidekabinen gesehen, wie du ihn erpresst hast, oder... es zumindest versucht hast.“, stieß er lachend aus, „Gerade du,... die so still war und jedes Training immer über sich ergehen ließ. Aber da hast du die Krallen ausgefahren und... ich war neugierig.“ „Nur Neugier?“ „Du hast ihm gesagt, du müsstest lernen und bist dann aber zu den Gewächshäusern runter. Ich dachte nicht, dass du ihn anlügen würdest. Außerdem hatte ich die Wahl zwischen dir oder Professor Binns.“, grinste er und zog sie noch enger an sich heran, „Keine Ahnung, du hast mich einfach fasziniert.“, flüsterte er dann, „Ich hab's nicht bereut.“ Katie lächelte wieder zaghaft und schmiegte sich noch näher an. „Sag mal,...“, begann er jedoch gleich wieder und Katie horchte auf, „Lief da mal was zwischen dir und Wood?“ Abrupt löste sie sich von ihm und stemmte ihre linke Hand gegen seine Brust. Verwundert sah sie zu ihm, als er diese Frage stellte. Sie konnte nicht glauben, dass sich Marcus darüber Gedanken machte. Oliver und sie? Was für ein... Hirngespinnst. „Nein.“, sagte sie dann langsam, aber sicher in ihrer Stimme, „Oliver und ich hatten nur Quidditch was uns verband. Er war mein Kapitän und außerhalb des Feldes hatte ich wirklich kaum was mit ihm zutun.“ „Okay.“, murmelte er nickend. „Wieso...“, kam es leise aus ihr heraus, „Hast du etwa gedacht, dass-“ „Ich dachte nur,... als wir ihm begegnet sind, war er ganz und gar nicht angetan davon, dass wir zusammen sind.“ „Wundert dich das? Alicia hat mir auch nicht glauben können und wahrscheinlich wird das bei jedem, den wir beide kennen, genauso ablaufen.“, murmelte sie. „Nein, dass meine ich nicht. Er...“, zögerlich ließ er seine Hand von ihrem Rücken los und atmete tief durch. Katies Blick war immer noch leicht verstörend, aber immer noch ruhig. Auch wenn das Gespräch nicht besonders zu ihren Lieblingsthemen gehörte, war das immer noch besser, als über ihr akutes Problem zu reden. Hierbei fühlte sie sich nicht unsicher. Die einzige Situation in der sie sich jemals unsicher fühlte, war damals in ihren Sommerferien gewesen, als sie bei ihm war. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie in diesen Augenblick irgendwie... reingerutscht war. Sie hatte es nicht kommen gesehen und sicherlich war ihm das auch nicht so bewusst. Sie waren sich körperlich näher gekommen. Sie lagen zusammen im Bett und es war bis zu einem bestimmten Moment schön gewesen, ihm auf diese Weise nahe zu sein. Aber so wirklich konnte sie sich da auch wieder nicht einlassen. Katie hatte ihn dann einfach aus einem Impuls heraus gestoppt, als er gerade dabei war, sie auszuziehen. Marcus war sehr einfühlsam und überhaupt nicht beleidigt, oder gar eingeschnappt gewesen. Er hatte ihre Grenze ohne „Wenn und Aber“ akzeptiert, als sie unter mehrmaliges Stottern zugab, dass sie noch Jungfrau war und sie das jetzt nicht wollte. Katie war das alles peinlich gewesen, weil sie genauso gut wusste, dass er da mehr Erfahrung hatte. Immerhin hatte sie so einige Dinge über ihn erfahren, als sie noch zur Schule ging. Mehr unabsichtlich, weil sie die Gespräche ihrer Freundinnen nie richtig ausblenden konnte. Wie oft war sie hörbar Zeuge davon geworden, wie Angelina und Alicia öfters im Gemeinschaftsraum der Gryffindors darüber sprachen, dass sie ihn zusammen mit Romilda Vane gesehen hatten. Oder mit Tracey Davis, einer Slytherin und das in einer eindeutigen Situation. Katie wollte das sicherlich nicht mit anhören. Für sie war das Thema total peinlich und darüber reden wollte sie auch nie. Sie erinnerte sich an eine weitere Situation. An den Geburtstag der Zwillinge und wie dumm und dämlich sie alle im Sitzkreis saßen. Fast alle Quidditchspieler auf einem Fleck und dadurch dass Fred und George in der Hauselfenküche den Elfenwein stahlen, war die Hälfte natürlich längst gut angeheitert gewesen. Das Thema das immer und mehr in den Vordergrund stach, war natürlich nichts anderes als Jungs, Dates und... nun ja, das was körperlich eben dazu gehörte. Merlin, sie war so verklemmt... „-wie ich es tue.“, riss Marcus sie aus den Gedanken. Katie zog eine Augenbraue nach oben und konnte gerade noch so ein dümmliches „Was“ verschlucken. Merlin, sie war so abgelenkt gewesen, dass sie gar nicht mitbekam, dass er anscheinend weiter mit ihr sprach. Jetzt hatte sie den Salat. „Ehm... wie... du was tust?“, fragte sie nervös nach und sie bemerkte zugleich seinen Blick auf sich ruhen. „Du hast nicht zugehört.“, kommentierte er prompt. „Tut mir leid, ich... war gerade...“, schluckte sie, „...woanders.“, entschuldigte sie sich, „Was hast du gesagt?“ „Nicht so wichtig..“, seufzte er und stand von der Couch auf, „Hast du Hunger? Ich hab deine Lieblingspizza besorgt.“, lächelte er nun und schob die Pergamentblätter auf einen Haufen. „Prosciutto?“, fragte sie hellhörig nach. „Jep. Also, Ofen anwerfen?“ „Gerne.“ Er sagte dazu nichts mehr und verschwand zugleich in der Küche. Katie seufzte auf und setzte sich etwas auf. Ihre braunen Augen huschten über die Blätter, auf denen Marcus zuvor so eifrig geschrieben hatte. Bisher hatte sie nie so genau auf seine Pläne ein Auge geworfen. Aber gerade war es perfekt, um auf andere Gedanken zu kommen. Der Schwarzhaarige hatte einige Orte untereinander aufgeschrieben und manchmal gewisse Details in Klammern gesetzt. Interessiert las sie seine Notizen durch. x x x Paris (Apparieren) nach Orléans (von dort aus Mobil? Mietauto?) Bordeaux (nur Richtung, kein Zwischenhalt) Parc Landes de Gascogne (zu Fuß durch das Naturschutzgebiet) Lourdes (Unterkunft suchen) Nationalpark Pyrenäen (über das franz.-spanisches Gebirge? Oder doch bei Bayonne über die Grenze?) . . . Aranda de Duero (Ziel) x x x Ab hier hörten seine Notizen auf. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Keiner der Orte sagten ihr etwas, außer vielleicht Paris und Orléans. Aber das war auch gut so, dachte sie sich. Umso weniger man diese Orte mit ihnen beiden in Verbindung brachte, umso sicherer war ihr Weg. Ein langer Weg. Immerhin waren das fast 700 Meilen, bis zu ihrem Ziel. Marcus hatte heute Morgen irgendwann mal gemeint, dass sie in spätestens zwei Tagen aufbrechen sollten, damit sie wenigstens ein bisschen Zeit hatten, sich ins Inland zu flüchten, bevor das Ministerium auf sie aufmerksam wurde. Katie war jedoch bewusst, dass sie innerhalb einer Woche, nicht einmal die Hälfte der Strecke schaffen würden. Es wunderte sie zum Beispiel auch, dass er in Erwägung zog die erste Station mit dem Apparieren zu überbrücken. Letztens hieß es noch, dass er so gut wie es ging, auf Zaubermittel verzichten wollte, da sie so noch weniger aufspürbar wären. Nur für den Fall eben, dass sich tatsächlich jemand auf die Suche nach ihnen machten. Gerade auch, weil sie noch minderjährig war und sie die Spur auf sich hatte. Der einzige positive Effekt, dass sie derzeit keinen Zauberstab führte. Auch wenn es ihr gegen den Strich ging, dass ihre Mutter ihr den Stab weggenommen hatte, fand sie es mittlerweile nicht mehr so schlimm. Sie kam auch gut ohne zurecht. Sie war sogar schon an den Punkt angelangt, dass sie ihn gar nicht mehr wollte. Katie seufzte und ihr Blick fiel wieder auf ihr Buch. Sie nahm es in die Hand und schnappte sich einen Bleistift vom Tisch, bevor sie sich in die Couch zurücklehnte. Kurz starrte sie nur auf die weiße Seite, bis der Bleistift mit fließenden Handbewegungen über das Papier sich bewegten. Wort um Wort schrieb sie auf, was ihr gerade durch den Kopf ging... Kapitel 9: Atemlos ------------------ Lautes Poltern riss ihn aus dem, ohnehin schon unruhigen Schlaf. Sein Kopf wandte sich direkt zu seiner rechten Seite, nur um im nächsten Moment sich stocksteif aufzusetzen. Die andere Bettwäsche war aufgewühlt zur Seite geworfen worden. Das Laken war zerknittert und das Kopfkissen lag auf dem Boden. Aber von seiner Freundin war keine Spur zu sehen. „Katie?“, rief er zugleich und sah sich hin und her im Schlafzimmer um, „Katie?!“ Eilig strampelte er sich aus seiner Bettdecke heraus und setzte seine nackten Füße auf den kalten Holzboden. Im nu stand er auf, ohne darauf zu achten wohin er lief. In der Dunkelheit sah er nicht viel und knallte auch prompt gegen die Kante des Nachttisches. „Fuck.“, zischte er und hielt sich sein Knie, welches schmerzte. Er rieb kurz über sein Gelenk, bevor er seine Hand auf den Nachttisch wandern ließ und seinen Zauberstab zu fassen bekam. Erneut sah er auf und rief Katies Namen. Doch sie erwiderte nichts und Panik machte sich in ihm breit. Er tastete sich vor bis zur Tür. Gerade erreichte er die Türklinke und drückte diese herunter, als er ein Scheppern vernahm. „Katie?“, rief er erneut nach ihr. Marcus stolperte den Flur entlang, bis er zur Treppe kam. Die Dunkelheit vor seinen Augen verschwand allmählich, da sich seine Augen mittlerweile daran gewöhnt hatten. Trotzdem hob er seinen Zauberstab und flüsterte ein „Lumos“, woraufhin sich eine kleine Leuchtkugel an der Spitze seines Stabes sichtbar machte. In der rechten Hand hielt er seinen Zauberstab fest umklammert, während seine linke Hand an der Wand sich abstützte und er die einzelnen Stufen hinabstieg. Kaum die letzte Treppenstufe erreicht, hörte er ein dumpfen Knall und ein Klirren. Als ob etwas schweres, metallisches auf den Boden fiel. Eindeutig kam das aus der Küche. Er hastete durch den Flur, durch das Wohnzimmer, bis er die Küchennische sah und abrupt stehen blieb. Seinen Zauberstab in die Richtung der Küche haltend. Er sah ihre zierliche Gestalt, wie sie völlig in Panik die Schubladen aufriss. Soweit rauszog, dass die Schubladen aus ihren Halterungen fielen und ungehindert auf die Fliesen knallte. Das Besteck fiel heraus und verstreute sich komplett auf dem Boden. „Katie! Was-“, begann er, doch seine nächsten Worte blieben ihm im Hals stecken. Das Licht des Lumoszauber leuchtete auf ihre Gestalt. Viel eher auf ihre Kleidung. Da waren kleine Bluttropfen auf ihrem T-Shirt. Wo kamen die denn her verdammt? Hatte sie sich verletzt? Aber wo... er konnte nicht sehen, dass sie offene Wunden hatte. „Katie?“, kam es nun etwas vorsichtiger aus seinem Mund. Doch sie reagierte nicht auf ihn. Weiter durchwühlte sie die Schubladen und Schränke. Wirkte dabei völlig fahrig und unkontrolliert, aber Marcus bemerkte keine Anzeichen eines Magieausbruches. Sie war sichtlich durch den Wind und gar nicht richtig sie selbst, aber keine Anzeichen, dass hier Magie am Werk war. „Katie?“, hauchte er wieder und kam langsam näher, „W-was... was hast du?“ Er war schon so nah bei ihr, dass sein Augenmerk plötzlich auf ihren Hals fiel. Er keuchte auf, als er die vielen blutigen Striemen sah, die senkrecht unterhalb ihres Kinns begannen und kurz vor ihrem Kragen des Shirts aufhörten. „Verdammt, Katie!“, stieß er nervös aus und er legte ohne zu überlegen seine rechte Hand, mit dem er immer noch seinen Stab hielt, auf ihre Schulter. Urplötzlich riss sie sich von ihm los. Sie trat einige Schritte zurück und stieß mit ihrem Kreuz gegen die Arbeitsplatte. Ihre Pupillen huschten von links nach rechts und wieder zurück. Sah ihn jedoch weiterhin nicht an. Marcus konnte nichts erwidern, als sie sich erneut von ihm abwandte und sich auf den Boden warf. Wild das Besteck hin und her schob und sie zum ersten Mal etwas von sich gab. „Muss weg... Aufhören...“, es war ein reines Flüstern, in völliger Panik, „Ich kann nicht mehr... Will nicht mehr...“ Marcus schluckte und konnte nicht einfach mehr dem ganzen Wahnsinn zusehen. Er ging erneut auf sie zu. Fiel fast vor ihr auf die Knie und wollte sie erneut unterbrechen. Er ließ den Zauberstab fallen, der klackernd zu Boden fiel und umfasste ihre beiden Schultern mit seinen Händen. Doch abermals schüttelte sie seine Hände von sich und von einem Moment zum nächsten, hatte sie ein Küchenmesser in der Hand. Der Schwarzhaarige schreckte zurück, als sie es ihm entgegenhielt und fiel nach hinten. „Whow...“, und hob die Hände in die Höhe, „Ich bin es doch... Katie, du musst dich beruhigen.“ „Ich will das es aufhört!“, schrie sie ihm entgegen in ihrer wirren Manie. Marcus atmete heftig aus der Nase. Sie war komplett von der Rolle. Was war passiert, dass sie so durchdrehte? Seine grünen Augen blickten zu seinem Zauberstab, der verlassen an der Seite, genau zwischen ihm und Katie lag. Er schluckte. Wenn er ihr nur einen Anreiz geben könnte, sich zu wehren, käme er nie schnell genug an seinen Stab heran, um sie zu entwaffnen. Er musste das irgendwie anders angehen. „Liebes,... bitte, leg das Messer weg.“, sagte er sachte und schob sich vorsichtig auf seine Füße. Nur keine schnelle Bewegung. Ruhig. Auch wenn er gerade alles andere als ruhig war. Sein Herz klopfte laut unter seiner Haut. Sein Blut in den Adern konnte er fast brodeln hören. Sein Puls raste. „Es... es muss aufhören...“, schluchzte sie auf einmal auf und ihre Hände begannen zu zittern. Das Zittern war deutlich ein Vorbote eines Ausbruchs. Marcus kannte die Anzeichen zu genüge. Er musste sie unbedingt beruhigen, denn um ehrlich zu sein... konnte er diesmal nicht vorhersehen, wie ein weiterer Magieausbruch in ihrem derzeitigen Zustand aussehen würde. Ganz zu schweigen, was hier gerade alles herumlag. Bisher hatte Katie sich nie selbst verletzt, aber ihre Wunden am Hals sprachen Bände, dass die Hemmschwelle längst gesunken war. „Ich weiß. Es wird... wieder alles gut. Nur leg das Ding weg, Katie.“, sagte er bestimmend. „Sie gehen nicht weg!“ Zentimeter um Zentimeter kam er ihr näher. Krabbelte schon fast auf allen Vieren ihr entgegen und das in Zeitlupe. Er war sogar mittlerweile auf der Höhe seines Zauberstabes, aber er schenkte diesem keine Beachtung. Er musste das ohne Zauber regeln. Allein deswegen schon, dass er Angst hatte, er könnte sie vielleicht dadurch verletzten. „Was... geht nicht weg?“, fragte er leise. Katie reagierte auf seine Frage langsam. Sie ließ die Hand mit dem Messer sinken und Marcus sah seine Chance. Er überbrückte die letzten Zentimeter und nahm ihr das Messer direkt aus der Hand. Warf es weit hinter sich und zog sie in die Arme. Sie weinte so bitterlich und drückte ihr Gesicht in seine Brust. Ihre Hände lagen dabei jedoch kraftlos nach unten geneigt und er schluckte, als er einen Blick darauf warf. Ihre Fingernägel waren Blut unterlaufen, als hätte sie sich damit ihre Wunden am Hals zugefügt. Er drückte sie mehr an sich und strich ihr über den Rücken. Legte seine Stirn auf ihren Kopf ab und wog sie hin und her. „Bitte mach, dass... dass es aufhört.“, wimmerte sie dann. „Das was aufhört?“, flüsterte er und hoffte, dass sie nicht wieder direkt abblockte. Es war nicht fair von ihm, dass er ihren aufgelösten Zustand gerade ausnutzte, um etwas in Erfahrung zu bringen. Aber sie sprach nicht mit ihm, wenn sie bei vollem Bewusstsein war. Also war das die einzige Möglichkeit und Merlin stand ihm wohl bei. Denn Katie ließ zum ersten Mal ihre Mauern fallen... „Die...“, schluchzte sie wieder auf, „Finsternis... ich hör sie flüstern... die ganze Zeit, in meinem Kopf.“, wimmerte sie und ihr ganzer Körper begann erneut zu zittern, „Ich... es... es nimmt mir die Luft zum Atmen.“ „Schhhh...“ „Krieg keine Luft.“, keuchte sie atemlos. Katies Hände erhoben sich plötzlich und gerade noch rechtzeitig konnte er sie zufassen bekommen. „Lass mich...“, wimmerte sie und versuchte sich aus seinen Griffen zu befreien. Doch er hielt ihr stand. Ließ sie nicht gewähren. „Es ist da... da... unter meiner Haut.“, kam es erstickt aus ihr heraus und er schüttelte den Kopf. Er war nicht im Stande darauf zu antworten. „Marcus...“, wimmerte sie erneut, „Bitte mach es weg.“ „Ich finde eine Lösung. Ich verspreche es dir.“, kam es sofort über seine Lippen und drückte sie noch fester an sich. Noch lange wog er sie hin und her, bis er ihre leichten Atemzüge hörte. Er sah auf sie herunter, bevor er sich zu seinem Stab beugte. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, murmelte er einige Heilzauber und richtete diese auf ihren Hals. Die blutigen Striemen verschwanden nach und nach, bis nichts mehr übrig blieb. Er seufzte erleichtert aus. Sein Glück, dass er mit Heilzaubern noch nie Probleme hatte. Aber auch dachte er nie, dass er das einmal so aktiv anwenden müsste. Er seufzte laut aus, nahm seinen Zauberstab quer in den Mund, bevor er sich langsam mit ihr erhob. Vorsichtig wich er den Gegenständen am Boden aus um trug sie durch das Wohnzimmer, durch den Flur, die Treppen hoch. Im Schlafzimmer legte er sie auf seine Seite des Bettes und deckte sie gut zu. Danach ging er ans Bettende, nahm seinen Stab, warf ihn neben sich aufs Bett und setzte sich dazu. Seine beiden Hände legten sich auf sein Gesicht und ließ diese nach oben fahren. Über sein Haar, bis sie im Nacken liegen blieben. Er schnaufte tief durch und kurz sah er über seine Schultern, nachdem seine Hände an seinen Seiten hinabfielen und sich auf das Bett abstützten. Katie schlief, wie als hätte sie das die ganze Zeit schon. Aber so war es nicht. Sie musste sicherlich wieder einen Alptraum gehabt haben und er hatte es nicht rechtzeitig mitbekommen. Verdammt! Dabei hatte er doch, genau wie sie, einen leichten Schlaf. Aber diesmal hatte er es nicht bemerkt, dass sie das Bett verlassen hatte. Bei Salazar... was da alles hätte passieren können! Sie war völlig im Wahn gewesen. Nicht sie selbst. Als würde sie jemand steuern. Finsternis. Unter ihrer Haut. Er hatte keine Ahnung was sie damit meinte. War etwas in ihrem Körper? Das bisher niemanden auffiel? Nein. Das bezweifelte er. Er kannte ihre Krankenakte zwar nicht, aber sie wurde ja immerhin gut durchleuchtet. Damals von Poppy und auch von Emilys Heiler Kollegen. Das wäre doch aufgefallen, oder? Oder... was wäre wenn Emily ihn in diesem Bezug auch etwas verschwiegen hatte?! Nein, nein, nein. So etwas Gravierendes hätte sie erwähnt. Oder? Zugegeben. Katies Zeichnungen hatte sie ihm auch verschwiegen, aber dass stand nicht im Vergleich zu dem, was in dieser Nacht geschah. „Durchatmen, Marc.“, seufzte er und fuhr sich erneut durchs Gesicht. Wenn er jetzt bei jeder Gelegenheit an Emilys Aussagen zweifelte, käme er nie wieder auf einen grünen Zweig bei ihr. Immerhin sollte er Katie zu Juans Schwester bringen, auf Emilys Bitten hin. Wenn er an ihr zweifelte, konnte er auch nicht Juan vertrauen, oder gar der ganzen Familie. Dann wäre sie in Spanien auch nicht sicher. Scheiße. „Bewahr' einen kühlen Kopf.“, murmelte er und sein Blick fiel wieder auf die dunkelblonde junge Frau. Am liebsten... würde er jetzt gerne Adrian schreiben. Aber das ging nicht. Er hatte ja unbedingt diesen Gedächtniszauber an ihm anwenden müssen. Er hatte seine Erinnerungen etwas verdreht und er wusste nur noch, dass er und Katie Urlaub in Frankreich machten. Er vergaß jedoch dabei alles was mit Katies Erkrankung zutun hatte. Marcus fand es besser. Für den Fall, dass das Ministerium seinen besten Freund doch ausfragen würde und so durch Katies Zustand erfuhren. Außerdem war ein Brief schreiben auch ziemlich riskant. Das Schreiben könnte abgefangen werden von den falschen Leuten und dann war da auch noch die Frage... Wem könnte er sich denn noch anvertrauen? Graham? Nein, den wollte er komplett aus der Sache rauslassen. Er wusste bis dato nicht einmal, dass er mit Katie abgehauen war. Spinnet? Bloß nicht. Sie hatte auch keine Ahnung von Katies Problem. Zumindest hatte Adrian ihm versprochen, ihr nichts zu sagen. Emily und Juan zu erreichen war genauso sinnlos und vergeudete Mühen. Wohin hätte er die Eule losschicken sollen? Und dass er Emily nicht mehr alles glaubte, schloss sie sowieso aus. Seinen Eltern? Nein. Auf gar keinen Fall. Die würden ihm nicht in tausenden von Jahren helfen, wenn es um Katie ging. Für seinen Vater war Katie nur ein... eine Person, die seiner nicht würdig war. Auf Hilfe konnte er da nicht hoffen. Marcus verzweifelte. Dabei war ihm klar geworden, er musste irgendetwas unternehmen. Katie brauchte Hilfe. Nicht irgendwann, nicht später. Jetzt. Wer wusste schon, was auf der Reise nach Spanien noch alles passieren würde? Wenn er wirklich mal zu spät war und sie sich beim nächsten Mal lebensbedrohlich verletzte? Was dann? Er könnte sich das niemals verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen würde, weil er nicht rechtzeitig gehandelt hatte. Marcus atmete tief durch und sein Blick wanderte zum Fenster. Die Nacht war stürmisch. Die Tannenspitzen bogen sich fast bis zum Boden und Äste flogen durch die Gegend. Er stand auf und öffnete das Fenster. Ihm war so warm geworden, dass ihm die kalte Luft gerade entgegen kam. Kaum geöffnet hörte er ein Miauen in den Büschen. Er schärfte seinen Blick und sah eine schwarze Katze, die gerade sich am See bediente. Ein Lächeln huschte über seine Lippen und seine düsteren Gedanken verschwanden kurz. Er dachte an die getigerte Katze, die bei ihm ein neues Zuhause fand. Auf Katies Wunsch hin. Wäre Mizzi jetzt hier, wäre Katie vielleicht nicht so depressiv, wie im Moment. Das Tier hatte eine seltsame Wirkung auf sie, dass hatte er schon früh bemerkt. Und Katie hatte eh schon allgemein eine Affinität zu Katzen entwickelt. Sie war unendlich traurig gewesen darüber, dass sie Mizzi nicht mitnehmen konnten, aber es ging nicht anders. Er brauchte all seine Konzentration. Da konnte er nicht auch noch auf eine Katze aufpassen. Immerhin hatte es sie beruhigt, dass Adrian alle zwei Tage nach ihr sah. Er würde sie sicherlich auch nach ihrem „Verschwinden“ weiter versorgen. Im selben Augenblick hob die schwarze Katze ihren Kopf und drehte sich zu ihm um. Sie musste seine Anwesenheit gespürt haben und die gelben Augen sahen ihm entgegen. Sie sah ihn so durchdringend an, dass Marcus seinen Kopf leicht schief legte. Etwas an der Katze und ihren Blick,... erinnerte ihn an etwas. Nein. An jemanden. „Ich hab's!“, stieß er leise aus und kehrte dem Fenster den Rücken zu. Noch im Laufen, schnappte er sich seinen Zauberstab und verließ leise das Schlafzimmer. Kapitel 10: Peinlichkeiten -------------------------- „Expecto Patronum.“, sagte er entschlossen und richtete seinen Zauberstab, ausgestreckt von sich. Ein kleiner weißblauer Schleier kam heraus und der Schwarzhaarige grinste bereits zufrieden. Doch das Grinsen über seinen angeblichen Erfolg erstarb augenblicklich, als sich der Schleier direkt wieder verzog. „Fuck! Wieso funktioniert der Scheiß nicht?!“, fluchte er und wedelte seinen Stab missmutig hin und her. Seit Stunden war er nun hier draußen im Garten und versuchte sich am Patronuszauber. Der Himmel wurde sogar schon leicht hell und der Sturm hatte längst aufgehört sein Unwesen zu treiben. Er musste es einfach einsehen. Der Patronus war nicht seine Stärke. Vielleicht hätte er auch einfach im Unterricht besser aufpassen sollen. Beim blutigen Baron, wie lang war das her? In seinem sechsten Jahr hatte Professor Lupin den Patronuszauber auf den Schulplan gesetzt und damals war er nicht gerade erpicht darauf, dem Unterricht zu folgen. Das rächte sich jetzt. „Okay. Nochmal. Eine schöne Erinnerung...“, murmelte er und lockerte seine Haltung. Marcus war schon lange bewusst, dass die schönsten Erinnerungen mit Katie zusammenhingen. Was schöneres war ihm bisher nicht in seinem Leben passiert. Wood in Quidditch zu schlagen und den Pokal in den Händen zu halten, gehörte zwar zu einem schönen Moment, aber dass führte ganz sicherlich nicht zu einem erfolgreichen Patronus. Es musste ja auch kein gestaltlicher sein. Ein Faden von Rauch würde ausreichen, um eine Nachricht zu übermitteln. Aber er hatte schon so viele Erinnerungen durch, dass ihm allmählich die Ideen ausgingen. Er dachte schon an den Ausflug am Derwent Water, an die Momente, in der sie beide die Zweisamkeit genossen, oder an den Tag, an dem er ihr seine Liebe gestand. Aber nichts davon half wirklich. „Komm schon, Marcus... das kann doch nicht so schwer sein!“, ermutigte er sich selbst. „Was kann nicht so schwer sein?“ Abrupt wandte er sich um und keuchte erschrocken auf. In der Terrassenschiebetür stand seine Katie. Sie hatte die Arme ineinander verwinkelt und sie sah so unsagbar müde aus. Ihre Haare lagen wild um ihre Schultern und ihre gesamte Erscheinung war kraftlos und ernüchternd. „Nichts.“, sagte er, als er sich an ihre Frage erinnerte, „Nichts... ehm... wie geht es dir?“, fragte er einfach und kam auf sie zu, während er seinen Zauberstab in der Hosentasche verstaute, „Hast du gut ge-“ „-schlafen? Was denkst du denn?“, warf sie dazwischen und ihre Worte erwischten ihn kalt. Er stand ihr mittlerweile gegenüber und schaute betroffen zu Boden. „Sorry. War unüberlegt.“, schluckte er und befeuchtete seine Lippen, „Du... erinnerst dich?“, fragte er leise und kickte einen kleinen Kieselstein zur Seite. „Ich... bevor du was sagst,... ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist. Ich-“ „Schon gut. Du kannst nichts dafür.“, sagte er ruhig und sah wieder zu ihr auf, „Aber wir müssen darüber reden, Katie. Ich weiß,... du hast Angst davor. Ich wollte dich nicht drängen, aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll.“, sagte er und gestikulierte mit seinen Armen auf und ab, „Ich kann dir nicht sagen, ob es hilft, wenn du dich mir anvertraust.“, sagte er ehrlich, „Aber dann hätte ich zumindest eine Anlaufstelle. Wenn du... das weiter in dich hineinfrisst, eskaliert das irgendwann.“ Nun sah sie betroffen zu Boden. „Dein Unterbewusstsein arbeitet bereits gegen dich. Wenn du dich weiterhin dagegen wehrst...“, sagte er und legte beide Hände auf ihre Wangen, bevor er ihr Gesicht zu ihm hochzog, „Ich... will dich nicht verlieren.“ „Ich weiß,.. ich... weiß nur nicht wie. Ich will darüber nicht nachdenken.“, sagte sie leise, „Immer... wenn ich gedacht habe, ich könnte, hab ich den Mund nicht mehr aufbekommen.“ „Okay. Pass auf, ich mach dir erst einmal Frühstück, einverstanden? Du musst was essen, sonst fällst du mir noch vom Besenstil.“, sagte er und versuchte leicht zu lächeln, was eher mäßig gelang. Sie nickte und er kurz überbrückte er die Distanz, um ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. Nachdem Frühstück hatte er den Tisch relativ langsam abgeräumt. Er hätte sicherlich seinen Zauberstab verwenden können, aber er zwang sich dazu, so wenig wie möglich damit zu agieren. Wenn sie erst einmal sein Anwesen verließen, musste er eh darauf verzichten. Umso weniger Magie angewandt wurde, umso niedriger hinterließen sie eine Spur. Es war nicht gerade einfach für Marcus. Der Drang seiner Magie nachzugeben war noch nie so schwer auszublenden, wie jetzt. Er wuchs mit der Magie auf, hatte noch so kleine Dinge damit bewegt und selbst wenn es nur das Sportmagazin war, dass er sich hat zu sich schweben lassen, weil er zu faul war aufzustehen. Er musste sich einfach ablenken. Daher auch das eher langsame Abräumen und das Abwaschen des Geschirrs. Als das Wasser in die Spüle lief, drehte er sich zu Katie um. Sie saß, mit angewinkelten Beinen, auf dem Stuhl und starrte schon wieder Löscher in den Boden. Sie mussten definitiv reden. Das konnte nicht so weitergehen. Er musste sich sicher sein, dass er einer eventuellen nächsten Katastrophe abwenden konnte. Dafür musste er jedoch einen Zugang zu Katie bekommen und auch nur, wenn sie es zuließ. Sein Blick wanderte zurück zur Spüle und nur mit einem Seufzer, zog er dann doch seinen Zauberstab, schwang ihn kurz und ließ die Teller und die Tassen, sich selbst reinigen. Und Tschüss, Selbstbeherrschung. Er verstaute seinen Stab und atmete tief durch, als er zu ihr zurück ging. Er blieb neben ihr stehen, woraufhin sie zu ihm aufsah. Katies Augen strahlten so viel Unsicherheit aus, was in ihm ein Unwohlsein auslöste. Aber er musste das jetzt ausblenden. „Magst du noch was? Einen Tee, oder-“ „Nein.“ Marcus seufzte, griff nach einer anderen Stuhllehne und zog ihn zu sich herum. Er setzte sich auf den Stuhl, während sie den Blick weiter zu Boden gerichtet hatte. „Also gut...“, schluckte er, „Beginnen wir...“, sagte er leise, „Mit dem Morgen vor Weihnachten.“ Er sah sie unentwegt an. Beobachtete ihre Mimik. Sie saßen mindestens drei Minuten einfach nur ruhig da, ohne etwas zu sagen. Er rückte näher mit dem Stuhl zu ihr heran und schnappte sich ihre Hände. „Katie... bitte. Wir können auch so viele Pausen machen, wie du brauchst. Nur sag irgendetwas.“ Erst dachte er, sie würde ihre Hände aus seinen entziehen. Jedoch tat sie es nicht, im Gegenteil. Tatsächlich spürte er einen leichten Druck und er fuhr mit seinen Daumen über ihre Handrücken. „Es... es war Nachmittag.“, sprach sie leise, „Leanne wollte unbedingt nach Hogsmead, weil... ihr Tintenfass am vorigen Tag kaputt gegangen war und... ich dachte, es sei eine gute Idee mitzugehen.“ Sie machte eine ebenso lange Pause, wie zuvor auch schon. Marcus sagte nichts. Wollte sie nicht unterbrechen. Vielleicht brauchte sie nur eine Zeit, um sich ihre Worte zurecht zulegen. Seine Geduld machte sich bezahlt. „Wir sind... ehm... in Schreiberlings Federladen und in...“, sie schloss die Augen, „ehm... in...“ „In?“ „Ehm... nun...“ Marcus zog eine Augenbraue hoch und legte seinen Kopf zur Seite, so dass er ihr besser ins Gesicht sehen konnte. Sie war nervös. Ja. Okay. Das war er auch. Aber... ihre plötzliche Schweigsamkeit kam nicht von ihrer Angst. Soweit er das beurteilen konnte. „Ist ja auch egal.“, sagte sie abrupt und entzog sich seinen Händen noch dazu, „Danach-“ „Moment... warte. Wo wart ihr nach dem Schreibwarenladen?“ „Ist egal...“, knirschte sie und wich seinem Blick nun auch noch aus. „Hey... es ist wichtig, dass du nichts auslässt. Egal, wie klein das Detail für dich auch ist und-“ „Das ist nicht wichtig.“, murmelte sie und begann ihre Finger ineinander zu verknoten. „Aber vielleicht-“ „Glaub mir doch! Das. Ist. Nicht. Wichtig!“, fuhr Katie ihn lautstark an, so dass er in seine Stuhllehne zurückwich. Er atmete tief ein und seine grünen Augen huschten unbemerkt im Raum um. Nichts bewegte sich, nichts knatterte, oder klirrte, oder... nein. Kein Ausbruch. Salazar, er wurde schon richtig paranoid. „Okay...“, atmete er aus, sah wieder zu ihr zurück und ihm fiel etwas in ihrem Gesicht auf, „Sag mal,... wirst du rot?“ In dem Moment, als er es sagte, drehte sie ihren Kopf von ihm weg und schüttelte sich, so dass ihre Haare bis ins Gesicht fielen. „Hey...“, murmelte er, hob seine linke Hand und strich ihr einige dunkelblonde Strähnen hinters Ohr. Mit einem Mal schlug sie ihm auf die Finger und stand von ihrem Stuhl auf. „Hey,... was ist denn los?“ „Können... kannst... du das bitte lassen?!“, zischte sie über ihre Schultern. „Was denn?“ „Das! Es ist nicht wichtig und ich will nicht darüber reden. Lass uns über alles reden, aber nicht darüber!“ Nun stand er auch auf. Ging auf sie zu und wollte sie beruhigen. Doch sie ließ sich nicht beruhigen. Immer wieder schritt sie von ihm weg, ließ sich nicht einmal berühren. „Okay... in welchem Laden warst du, dass du alles andere plötzlich vorziehen willst?“ „Bitte, Marcus!“, knirschte sie abermals. „Wenn es nicht wichtig ist, dann kannst du es doch einfach-“ „Bei Medusa!“, rief sie laut, „Ich war bei Besenknechts Sonntagsstaat, okay?!“ Kurz blieb er still, während Katie auf die Terrassentür zu ging und ihre Arme ineinander verschränkte. Er hingegen überlegte, wieso sie da drin war. Da gab es doch eigentlich nur jede Menge schräges Zeug. Socken, die schreien, wenn sie stinken, Klamotten, die ihre Farbe, je nach Gemüt änderten, oder Abendkleider, der Extraklasse. Für das sie absolut nicht das Geld übrig hatte. Was wollte sie also da drin? „Ich versteh nicht, wieso du da so ein Geheimnis draus machen wolltest?!“, sagte er ruhig und blieb an ihrer Seite stehen. „Es... ist mir peinlich...“, sagte sie leise. „Was denn? Das du dir Klamotten kaufst?“, begann er zu lächeln und versuchte ihr abermals ins Gesicht zu sehen. „Es waren nicht... irgendwelche... Klamotten.“, sagte sie so leise, dass er sie kaum verstand, „Ich...“, schluckte sie nervös, „Eigentlich... wollten wir Silvester doch zusammen verbringen und... ich dachte... also...“ Er erinnerte sich, als sie es ansprach. Er hatte vorgehabt Katie abzuholen und sie wollten zum Jahresbeginn zusammen sein. Das letzte Mal, dass er sie sah war in den Sommerferien gewesen. Monate her. Das war der Plan gewesen, was... ja nicht so gekommen war. Aufgrund der ganzen Katastrophen, die sich danach ereigneten. „Was... haben deine Klamotten mit Silvester zu tun und mit dem, was dir passiert ist?“ „Merlin, das hat nur was mit Silvester zu tun!“ „Dann sag es mir. Ich steig da voll nicht durch, was du mir damit sagen willst...“ Er verstand es wirklich nicht. Selbst wenn er alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Sie kaufte anscheinend irgendetwas ein, bei diesem mega schrillen Klamottenladen. Was ihr zudem noch tierisch peinlich war und es hatte nichts mit dem anderen Hauptproblem zu tun, dafür aber mit ihren damaligen Silvesterplänen. Er musste so verwirrt dreingeschaut haben, dass ihr offenbar seine Begriffsstutzigkeit auf den Senkel ging. Was sie nämlich als nächstes ihm entgegen schrie, nahm ihm jeden Wind aus den Segeln. „Es war Unterwäsche, bei Merlins Bart!“ Er wollte was sagen, aber mehr als ein „Oh“ kam nicht wirklich viel dabei raus. Dass ihr das peinlich war, war ihm jetzt auch bewusst und trotzdem konnte er es nicht verhindern daran zu denken, dass es bei Besenknechts Sonntagsstaat nur diese eine Art von... nun ja... von weiblicher Unterwäsche gab. „Du... ehm...“, begann er nun nervös. Er wusste, dass er begann langsam zu Grinsen, was definitiv nicht gut war. Aber er konnte es einfach nicht aufhalten und als der Gedanke kam, dass sie etwas Bestimmtes an Silvester vor gehabt hatte, ließ ihn nur noch mehr die Mundwinkel hochziehen. „Du... hast also... Dessous gekauft?“, räusperte er sich grinsend dann, worauf er direkt einen Schubser von ihr kassierte. „Du bist ein Vollidiot!“, kam es mit zitternder Stimme aus ihr hervor, wandte sich ab von der Terassentür und lief eilend zur Treppe. „Katie!“, rief er ihr nach und seufzte. Man... dass er auch nie seine Fresse halten konnte. Er wusste doch am besten, dass Katie um das Thema immer wieder, wie ein Goldfisch im Teich herumschwamm. Stattdessen musste er so heftig ins Fettnäpfchen treten. Marcus seufzte erneut, bevor er ihr hinterher ging. Er nahm zwei Treppenstufen auf einmal und sah kurz ins Badezimmer, welches jedoch leer war. Also wandte er sich dem Schlafzimmer zu. Er klopfte vorsichtig... Kapitel 11: Einzigartig ----------------------- Sie hörte ihn klopfen. Einmal. Zweimal... bis sie ihn hörte, ob er reinkommen dürfte. Sie antwortete nicht. Soll er bloß draußen bleiben. Hatte sie vorhin noch gedacht, dass ihr Gespräch in einer Katastrophe enden würde, hatte sie insofern richtig gelegen. Nur mit dem Hintergrund, dass es anders ausfiel, als sie vermutet hatte. Katie hatte nicht nachgedacht, als Marcus darum bat, zu erzählen, wie der ganze Hogsmead Ausflug angefangen hatte und erst als sie den Federladen erwähnt hatte, fiel es ihr wieder ein. Sie wollte es umgehen. Denn das hatte wirklich so wenig mit ihren Panikattacken zu tun, wie Butterbier mit Kaffee. Nämlich rein gar nichts. Immerhin hatte sie das auch Professor McGonagall und Poppy verschwiegen. Es war ihr einfach so peinlich darüber zu reden. Aber Marcus musste ja unbedingt darauf herumreiten und ließ sich nicht davon abbringen. Und dann... kam es aufgeregt über ihre Lippen. Verdammt. Ausgerechnet ihm gegenüber hatte sie das fallen gelassen. Sie hatte all die Zeit nicht mehr daran gedacht. Sie wollte in erster Linie Weihnachtsgeschenke kaufen. Für ihre Eltern hatte sie einen schönen Fotorahmen gekauft, der jedes Bild, welches sich in diesem Rahmen befand, vom Kontrast verstärkte, je körperlich näher der Gezeigte ihnen war. Für Angelina hatte sie einen neuen Federkiel gekauft. Sie hatte sogar einen Sauberwisch 7 darauf eingravieren lassen. Angelinas Besen, der sie über die ganze Quidditchzeit in Hogwarts begleitet hatte. Alicia hingegen hatte sie das Buch „Quidditch-Mannschaften Großbritanniens und Irlands“ besorgt. Selbst nach der Schule hing sie noch sehr an Quidditch. Zwar spielte sie nicht mehr selber, dafür aber machte sie sich im Sportjournalismus breit und ging darin auch total auf. Auch für Marcus wollte sie was kaufen, sie wusste nur nicht was. Über was hätte er sich gefreut? Mit was hätte sie ihn überraschen können? Sie wusste, dass er sie am 30. des Monats abgeholt hätte und sie wäre bei ihm beim Jahreswechsel gewesen. Als sie damals an Besenknechts Sonntagsstaat vorbei gingen, blieb sie stehen und hatte plötzlich den fixen Gedanken, dass es nur eines gab, was ihn wirklich glücklich machen würde. Der Gedanke ihm nah zu sein, war so groß gewesen und sie hatte oft darüber überlegt, wieso sie in ihren Sommerferien diesen Rückzieher gemacht hatte. Mittlerweile war sie zu dem Zeitpunkt schon soweit, dass sie es bereute, ihn abgewiesen zu haben. Oder... zumindest die Sache ansich abwies. Aber sie sehnte sich danach und wollte ihm den letzten Rest endlich anvertrauen. Leanne hatte sie dann einfach schnell zugerufen, dass sie sich in den Drei Besen treffen, sie müsse noch schnell was erledigen. Und so hatten sie sich schlussendlich für kurze Zeit getrennt, nur damit Katie unbefangen... etwas geeignetes finden konnte. Im Nachhinein war ihr schon der Besuch mega peinlich gewesen. Wie die Verkäuferin sie ansah, als sie vor der Auswahl der Reizwäsche stand und ihr diesen wissenden Blick zugeworfen hatte. „Liebes,...“, riss sie der Schwarzhaarige aus ihren Gedanken, der sich unbewusst nun ohne ihr Einverständnis, das Zimmer betreten hatte. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich dich hereingebeten habe.“, sagte sie leise, sah aber nicht zu ihm auf. Trotzdem spürte sie, wie die Matratze sich nach unten bog und sie wusste, dass er sich neben sie gesetzt hatte. „Genau genommen... hast du gar nichts gesagt.“, kommentierte er und sie schnaufte lange durch die Nase. „Hör mal,... sorry wegen-“ Doch sie ließ ihn grad nicht erst aussprechen. Ihr war das wirklich peinlich und am liebsten würde sie jetzt gerne sich in Luft auflösen. „Vergiss einfach, was du gehört hast... bitte.“ Doch er schien redseliger zu sein, als sonst wann... „Mir tut es echt leid, dass ich deine Worte nicht ernst genommen habe. Ich wollte nicht, dass du dich... so... so fühlst, wie du dich eben jetzt fühlst. Ich dachte wirklich, es würde mit deiner Panik und Angst zu tun haben und dass du es deswegen weglassen wolltest.“, redete er in einem Schwall und Katie versuchte nicht völlig auszuflippen. Eigentlich war sie schon weit genug weg von dem Gedanken, ihm den Mund zu zuhalten. Stattdessen fixierte sie das Fenster und hatte schon den perfiden Plan gestrickt, dass sie bald aus diesem springen würde, wenn er nicht bald damit aufhörte, darüber zu reden. „Was... also... Bei Salazar, du weißt gar nicht, was für Bilder mir gerade durch den Kopf gehen.“ Hatte sie schon gesagt, dass ihr das peinlich war?! Marcus Äußerungen machten die ganze Sache nicht viel besser. Sie schloss aufgeregt ihre Augen. Sie versuchte sein Grinsen von vorhin auszublenden. Denn es hatte ihr mal wieder gezeigt, dass er immer noch ein kleines bisschen Slytherin war. In gewisser Weise mochte sie das auch an ihm. Sie verstand nur nicht, wieso es ihm so viel einfacher war, über so etwas offen zu reden. Während sie gerne im Boden versinken würde. „Ich versteh, wenn du mich gleich verprügeln willst, aber ich muss dich das einfach fragen.“, sagte er dann und sie spürte seine Hand auf ihrem Knie, „Hab ich dich irgendwie... unwissentlich dazu gedrängt, dass du... dachtest, du müsstest das machen?“ Oh Gott. Im Gedanken schrie sie ihn an, er solle doch bitte endlich dieses Thema sein lassen. Sie wollte nicht darüber reden. Alles viel zu peinlich. Mit Sicherheit war sie schon tief rot im Gesicht. „Katie,... wenn ich da irgendein falsches Signal verschickt hab... dann war das wirklich nicht so gemeint. Ich hab das akzeptiert, dass du noch nicht soweit dafür warst. Und... ich warte darauf, das hab ich dir doch versprochen.“ Mit einem Ruck stand sie auf, wobei seine Hand von ihrem Knie rutschte. „Hör einfach auf!“, spuckte sie laut ihm diese Worte vor die Füße, „Was an... 'Will ich nicht darüber reden' hast du nicht verstanden?!“ Die wiederkehrende Stille war einerseits befriedigend, aber auch genauso peinlich. In dem Moment vermisste sie ihren Zauberstab. Denn sie würde ihm gerne diese Erinnerung nehmen. Dann wäre so vieles einfacher. „Sorry.“, hörte sie ihn dann leise sagen und Katie schnaufte kurz durch, bevor sie sich dazu durchrang sich wieder aufs Bett an seine Seite zu setzen, „Ich hab echt ein Talent für sowas.“, murmelte er und innerlich stimmte sie ihm zu. Die weitere Stille war genauso unangenehm und je mehr keiner ein weiteres Wort sagte, hatte sie schon die Idee gehabt, einfach wieder zu flüchten. Das alles... war einfach so neu mit dem sie nicht umgehen konnte. Am liebsten würde sie- „Du bist nicht die einzige, die unsicher ist.“, zerriss Marcus ein weiteres mal die Stille, „Ich weiß manchmal einfach nicht, wie ich auf dich reagieren soll. Vielleicht denkst du, dass alles zieht nur an mir vorbei, aber so ist das nicht. Du machst mich nervös, in jeder Situation.“, sagte er leise und Katies Kopf drehte sich leicht zu seiner Gestalt, „Früher hat sich mein Leben nur um mich selbst gedreht, oder um Quidditch, oder um irgendwelche Wetten zwischen mir und Adrian...“, zählte er auf, „Ich... ich hätte damals nicht gedacht, dass du meine Welt so in Schwanken bringen könntest. Und plötzlich war nichts einfach mehr.“, sagte er und nun sah er sie auch endlich an, „Die Welt hat sich nur noch um dich gedreht. Ich will will dich beschützen, Katie und deswegen trete ich vermutlich in so viele Fettnäpfchen rein, wie es nur geht, weil ich oft nicht zuerst nachdenke, sondern einfach immer versuche mit meiner alten Masche, die Dinge zu regeln. Aber du bist nicht wie all die anderen.“ Katies Mund stand halb offen. Wusste nicht was sie darauf antworten sollte. Sollte sie überhaupt etwas dazu sagen? Darüber nachdenken schaffte sie nicht mehr, da sie plötzlich eine Bewegung feststellte und kurz darauf spürte sie seine Hand auf ihrer linken Wange. „Du bist einzigartig.“, flüsterte Marcus, bevor er sich zu ihr beugte, „Für mich.“, und seine Lippen auf ihre legte. Kurz spürte sie ihn, jedoch dafür umso sanfter, so dass ihr Herz von ganz alleine zu flattern begann und sie vergaß in dem Moment das peinliche Gespräch, den er verdeckte einfach alles mit seiner Nähe... Tausende Kilometer entfernt auf dem nordatlantischen Ozean, einem kleinen Passagierschiff stand eine Frau an der Reling. Gedanken verloren starrte sie in die pralle Sonne und schien weit abseits des Geschehens auf diesem Schiff zu sein. Ein Mann stellte sich an ihre Seite und legte eine Hand auf ihre rechte Schulter. „Ihr wird es schon gut gehen, Em.“ „Das bezweifle ich auch nicht, aber... vielleicht hätte ich wenigstens Marcus die volle Wahrheit sagen sollen.“, sagte sie leise und sah zu ihm. „Die volle...?! Du warst der Meinung, es wäre besser.“ „Ich weiß... ich weiß.“, seufzte sie, „Aber eine Restunsicherheit bleibt eben dennoch. Rational betrachtet, war es besser und sicherer für sie. Gerade in ihrem Zustand. Sie würde es nicht verkraften.“ „Das weißt du doch gar nicht.“ „Doch. Es würde ihre gesamte Welt auf den Kopf stellen. Bei Merlin, ich will gar nicht daran denken, wenn sie geschnappt wird. Wenn es rauskommt...“ „Hör auf damit, Em. Das wird sicherlich nicht passieren. Marcus würde das nicht zulassen.“ „Aber verhindern... kann er es vielleicht auch nicht! Ich habe ihm da eine Bürde aufgelastet, die ihm sein Leben kosten könnte und habe ihm nicht einmal alles gesagt. Ach, Juan..“, seufzte sie abermals, nur diesmal tiefer und ausgelaugter, „Ich bin einfach ein schlechter Mensch, genauso wie ich eine miserable Mutter bin.“ „Sag so etwas bitte nicht.“, erwiderte er direkt darauf, „Du tust alles, um sie vor den Gefahren zu schützen und ich sagte dir damals schon, dass ich jede Entscheidung mit dir gehe. Egal, wie schwierig es werden würde. Dafür sind wir eine Familie.“ „Eine... Familie, die ich so nie erfahren habe. Woher soll ich wissen, ob das der richtige Weg ist? Woher soll ich wissen, ob das gut so ist? Ob wir alles getan haben, was nötig war? Ich könnte nicht damit weiterleben, wenn ihnen etwas geschieht, was auf meinem Fehler damals hin gemacht wurde. „Du hast keinen Fehler gemacht. Du hattest nur keine Wahl.“, sagte er einfühlsam und nahm seine zweite Hand dazu, um sie zu sich herumzudrehen und sie in den Arm zu nehmen, „Dein Kind ist stark.“ „Unser.“, lächelte sie leicht und drückte sich näher und bestimmter in seine Umarmung. „Unsere Kleine.“, hörte sie ihren Mann flüstern, bevor er sie entließ und seine Stimme wieder anhob, „Komm, lass uns unter die Leute mischen, sonst fallen wir hier zu sehr auf.“, sagte er und zog sie über das Deck, hinein ins Innere. Kapitel 12: Hoffnung -------------------- Eilig schloss der Schwarzhaarige die Tür, des Muggel Motels und zog die Vorhänge an den Fenstern zu. Kurz hob er einen Finger und schob die zwei Seiten jedoch wieder auseinander, um hinaus zu schauen. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Hauptstraße. Die Laternen leuchteten so grell, dass es schon einem Flutlicht glich. Er zog seinen Finger wieder zurück und schaute über seine Schultern. Marcus grüne Augen beobachteten die Dunkelblonde, wie sie verloren in diesem Einzelzimmer stand und nicht wusste, was sie jetzt machen sollte. Die beiden waren jetzt kurz vor Bordeaux, in einer etwas kleinerem Städtchen namens Périgueux. Schon seit ein paar Wochen waren sie unterwegs, ohne das irgendetwas vorgefallen war. Die Ausreisezeit jedoch längst überschritten. Das Ministerium war dieser Umstand sicherlich auch schon aufgefallen und demnach musste er noch mehr als sonst, seine Sinne schärfen, um eventuellen Gefahren aus dem Weg zu gehen. Was leichter gesagt, als getan war. Katie wirkte mit jedem Tag unruhiger, je weiter sie ins Land Innere geflüchtet waren. Sie wusste, genauso wie er, dass sie nun Flüchtlinge waren und zwischen Frankreich und Großbritannien leider ein Auslieferungsvertrag bestand. Wenn irgendjemand hier davon Wind bekäme,... nein, daran sollte er besser nicht denken. Positive Gedanken zu formen war jedoch genauso schwer. Über den Tag in Hogsmead hatten sie leider nicht mehr weiter angeknüpft. Er hatte es mal wieder aufgeschoben, um auf sie Rücksicht zu nehmen. Hoffte dabei nur, dass er damit kein Fehler machte. Aber andererseits,... was brachte es, sie dazu zu zwingen? Sie müsste das aus freien Stücken tun. Dann wäre es einfacher für sie beide. „Wieso ein Einzelzimmer?“, hörte er sie fragen und er holte sich selbst aus seinen Gedanken. „Weil es unauffälliger ist, Kate.“ „Aber wir haben zu zweit eingecheckt.“ „Der Typ hat nicht mal richtig hingesehen. Mach dir keine Sorgen.“, erwiderte er und ließ seine Tasche neben dem Bett fallen. „Das... ist ziemlich klein.“, sagte sie wieder und er sah, wie sie auf das Bett deutete. „Deswegen nimmst du es auch. Du bist hier der Winzling.“ „Winz- Hallo?!“, schnaufte sie eingeschnappt, woraufhin er nur ein Grinsen über seine Mundwinkel huschen ließ. Immerhin war sie weniger wortkarg. Manchmal hatte er sogar die Empfindung, dass sie mehr wieder wie früher war. Aufmüpfig, rebellischer. Gefiel ihm. Wenn es nur ewig so bergauf gehen könnte. Die Nächte allerdings waren genauso schlimm, wie die vorigen davor auch schon. Sie schlief kaum. Hielt sich sogar mit Absicht wach. Wahrscheinlich um den Alpträumen auszuweichen. Was auf Dauer natürlich nicht gut war. „Und... wo schläfst du?“ „Sessel.“ „Nimm doch das Bett, ich kann sowieso nicht schlafen.“, sagte sie dann und sah zu ihm. „Du willst nicht, das ist ein Unterschied.“, seufzte er und ging auf sie zu, „Du hast schon im Bus von Orléans bis hierhin kein Auge zugemacht und das waren immerhin vier lange Stunden.“ „Woher willst du das wissen? Du bist zweimal eingenickt.“, konterte sie, wandte sich von ihm ab und ließ sich aufs Bett fallen. Wieder seufzte er und ließ das Thema ruhen. Denn schließlich wollte er jetzt keinen Streit diesbezüglich anzetteln. Er hatte nämlich noch etwas vor. Eine Sache,... die ihr ebenso wenig gefallen könnte. Wenn sie es denn wüsste. „Hast du Hunger?“, fragte er dann aus dem Kontext gerissen. „Ein bisschen vielleicht.“ „Okay, ich besorg etwas. Auf was hast du Lust?“, fragte er weiter und bückte sich zur Tasche, um frische Klamotten für sich herauszuholen. „Ein... Salat?“ Der Schwarzhaarige schaute genervt auf. „Du musst was ordentliches Essen. Wir bleiben hier nicht ewig. Übermorgen fahren wir weiter nach Parc Landes de Gascogne. Und der Fußmarsch durchs Naturschutzgebiet wird kein Zuckerschlecken. Also iss jetzt noch das gute Zeug, bevor wir uns nur noch von Dosenfutter ernähren müssen.“ „Na gut, dann...“, seufzte sie diesmal, „Chinesisch? Knusprige Ente mit Reis und Erdnusssoße.“, überlegte sie, „Und Süß-Sauersoße extra dazu.“ „Wieso zwei Soßen?“ „Na... die Erdnusssoße für die Ente und Süß-Sauer für den Reis.“, erwiderte sie, „Du wolltest es doch ausführlich. Also meckere nicht.“ Er hob die Hände zu seiner Verteidigung und schritt zügig ins Bad, um sich umzuziehen. Unbedingt musste er aus den Klamotten raus. Die vier Stunden in diesem stickigen Bus hatte er kaum ausgehalten. Sein Shirt klebte bereits, wie eine zweite Haut an ihm. Schnell schälte er sich aus seinem T-Shirt und der dunkelblauen Jeans, bevor er eine weitere Jeans, diesmal eine verwaschene Schwarze, anzog. Ein hellblaues Hemd folgte und er knöpfte es eilig zu. Kurz sah er auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass er schon viel zu spät dran war. Schnell schlüpfte er in weiße Sportschuhe und wusch ebenso rasch noch einmal seine Hände, bevor Marcus das Bad wieder verließ. „Ich geh dann,... du... kommst alleine zurecht?“ „Klar. Ich bin keine fünf.“ „Das hab ich nicht gemeint.“, murmelte er und bückte sich erneut zur Tasche, um seinen Geldbeutel herauszuholen, „Ich beeil mich.“, sagte er, als er wieder stand, zu ihr an die Seite trat und ihr einen leichten Kuss auf die Stirn gab. „Lass dir ruhig Zeit. Ist ja nicht so, als wäre hier kein Fernseher...“, sagte sie und er sah, wie sie zu einer Fernbedienung griff und den kleinen, schwarzen Kasten einschaltete, „...der offenbar nur drei Sender hat. Wundervoll.“ „Ich beeil mich.“, grinste er noch kurz, bevor er das angemietete Zimmer verließ. Er wusste, es war ihr gegenüber nicht fair und dass er ihr geschworen hatte, keine Geheimnisse mehr vor ihr zu haben. Aber er konnte ihr jetzt nicht sagen, wohin seine Beine ihn tragen würden. Der ehemalige Slytherin traf sich nämlich mit jemanden. Jemand, den sie beide kannten und sie wäre vermutlich überhaupt nicht angetan davon. Aber nach diesem Treffen würde er ihr reinen Wein einschenken. Wenigstens das war er ihr schuldig. Auf der Busfahrt war er vielleicht wirklich eins-zwei Mal eingenickt, aber ebenso hatte er die Patronusgestalt wahrgenommen, die nur für ihn bestimmt gewesen war. Katie hatte die weiße, leuchtende Gestalt, in Form einer Katze nämlich nicht gesehen. Davon war er überzeugt. Vor etwa vier Tagen hatte er es endlich geschafft einen eigenen Patronus heraufzubeschwören. Keinen gestaltlichen, leider. Aber immerhin ein Rauch eines Fadens und es reichte aus, eine Nachricht zu übermitteln. Um Hilfe zu bitten. Und offenbar kam der Hilferuf an, denn der Patronus hatte ihm zugesichert, dass sie sich unterhalten könnten. Er bekam eine Anschrift eines verzauberten Kamins, dem ihm leider unbekannt war. Aber das war egal. Zum Gute kam ihm, dass er sich noch Zuhause darüber erkundigt hatte, wo es in Frankreich Möglichkeiten gab, sich per Kamin zu unterhalten. Katie dachte vermutlich das Périgueux nur zufällig gewählt worden war, da er in keine größere Stadt mehr wollte, aber tatsächlich war das genau sein Plan gewesen. Périgueux war nämlich zum Teil magisch. Hier lebten Muggel und magische Leute zusammen, wenn auch die Muggel nichts von dem anderen Teil wussten. Daher gab es einen speziellen Ort, in dem man verschiedene Kamine nutzen konnte, für eine reine, einfache Kommunikation. Und dorthin führte nun sein Weg. Schon eine Weile lief er eine Hauptstraße aufwärts, bis er sich kurz umsah und dann in einer engen Seitengasse einkehrte. Nur ein paar Meter weiter, sah er sich erneut um, zückte dann seinen Zauberstab, als die Luft rein war und tippte bestimmte Backsteine an der Wand an. Sie waren mit Moos bedeckt, nicht so wie die restlichen Steine. Erst tat sich nichts, bis die Steine und ein paar mehr, zu wackeln begannen und sich magisch nach innen verschoben. Eine kleine Luke wurde sichtbar. Marcus duckte sich, öffnete diese und ging in gebückter Haltung hindurch. Die Holz Luke knallte hinter ihm zu und er sah sich neugierig um. Vor ihm hatte sich ein langer, dunkler Weg offenbart. Die Steine waren fas schwarz, eher dunkelblau, hochpoliert und leicht glitzernd. Er strafte seine Schultern und ging wieder in aufrechter Stellung weiter. Seinen Zauberstab wieder in seiner Jeans verscharrt, kam er dem Ende immer näher. Er erreichte eine Tür, die er auch sofort öffnete und kurz staunte er nicht schlecht, als er sich in einer großen Halle befand. Trotz der Größe blieb es jedoch recht dunkel und nur das Leuchten der verschiedenen Kamine, die von einigen wenigen benutzt wurde, erhellten die Halle. Ab und an sah er zu seinen Seiten und beobachtete die Hexen und Zauberer, die diesen Dienst nutzten. Viel war hier nicht los. Aber das sollte ihm bloß Recht sein. Marcus fühlte sich hier leicht unwohl. Schon viel zu lange war er nicht mehr in Gesellschaft seines Gleichens gewesen. Kaum zu glauben, dass ihm mittlerweile die Muggel lieber waren. Sie waren nicht so neugierig, wie sonst so mancher Zauberer. Genauso wie dieser Rezeptionist in dem Muggel Motel. Wie er auch schon zu Katie erwähnt hatte, hatte der Typ nicht einmal zu ihnen aufgesehen, als er die Schlüssel abgab. Nicht einmal, als er die Regeln heruntergerasselt hatte, kam er auf die Idee, sich seine Besucher genauer anzusehen. Als wäre es ihm egal, wer hier in diesem Loch abstieg. Der Schwarzhaarige erreichte einen Informationsstand, an der eine junge, blonde Frau stand, die gerade irgendetwas auf ein Pergamentstück schrieb. Angekommen, legte er sein linken Arm auf die Theke und die junge Blondine sah auf. „Bonjour Monsieur. Comment puis-je t'aider?“, fragte sie übertrieben freundlich auf französisch. „Parlez vous anglais?“, stellte er die Gegenfrage, ob sie auch Englisch könne. Marcus konnte zwar recht gut französisch, aber es wäre ihm dennoch lieber, wenn er in seiner Muttersprache sich unterhalten könnte. „Natürlich. Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Ich würde gerne einen Auslandsanruf tätigen.“ „Sehr gerne. Für den Kamin zahlen Sie einmalig einen Grundpreis von 14 Sickel und 5 Knut. Nach ihrer Kontaktaufnahme fällt dann noch die Gesamtdauer an. Wir berechnen für die erste halbe Stunde 1 Galeone, 4 Sickel und 22 Knut. Für jede weitere angefangene Stunde einen Aufpreis von 9 Sickel und 10 Knut.“ „Bin ich mit einverstanden.“ Sie nickte und notierte sich wieder etwas, bevor sie auf einen Kamin deutete, der ziemlich in der Nähe der Rezeption stand. „Sie können diesen hier nutzen.“ Er sah hinüber und sah direkt neben diesem besagten Kamin eine Hexe, die in einer hitzigen Diskussion war. „Entschuldigen Sie,... wäre es möglich einen Kamin... etwas abseits zu mieten?“ „Also mit höherer Diskretion? Das würde allerdings Extrakosten verursachen.“ „Gold spielt keine Rolle.“, erwiderte er zügig. „Dann nehmen Sie bitte Kamin 213. Dieser befindet sich in der unteren Etage. Ich schreibe Ihnen das Passwort auf.“, sagte sie, nahm ein weiteres, leeres Pergament zur Hand und schrieb nur ein kurzes Wort auf, welches sie ihm über die Theke gab, „Am Ende ihrer Sitzung können Sie dann bezahlen.“ „Danke vielmals.“, lächelte er und verabschiedete sich, nachdem er sich von ihr den Fahrstuhl hat zeigen lassen. Marcus atmete tief durch. Dass es wirklich zu diesem Treffen kam, beflügelte ihn ein bisschen. Es gab ihm Hoffnung. Einen Schritt weiterkommen. Informationen bekommen, die er sonst aus niemanden anderen herausbekommen würde. Vielleicht bekäme er auch so endlich mehr Hintergrundwissen zu all den Geschehnissen, die in der Vergangenheit passiert waren. Die er nicht beigewohnt hatte. Auch wenn dies hieße, er müsse sich mit seiner unliebsamen, ehemaligen Verwandlungslehrerin unterhalten. Kapitel 13: Lodernde Flammen ---------------------------- Sein Herz klopfte wie wild, als er die Anschrift laut sagte und danach das Flohpulver in die orange-gelben Flammen warf. Sofort veränderten sich die Farben zu einem saftigen Grün, doch mehr geschah erst einmal nichts. Marcus übte sich in Geduld. Sie hatten zwar eine ungefähre Uhrzeit ausgemacht, aber er wusste schließlich nicht, ob er den Zeitpunkt genau richtig gewählt hatte. Vielleicht war sie auch gerade verhindert. Es kam irgendetwas dazwischen, hatte vielleicht doch die Adresse falsch abgelesen, oder- „Mr. Flint. Es ist schön Sie zu sehen.“, erklang es abrupt in seinen Ohren und er schaute auf. Da war ihr Kopf in den Flammen aufgetaucht. Das schrumpelige, faltenreiche Gesicht, welches sich nach seinem Schulabschluss überhaupt nicht verändert hatte. Die Professorin, die er in Hogwarts am allermeisten damals gehasst hatte. Verwandlung war nicht gerade eines seiner Lieblingsfächern, zudem war sie auch noch die Hauslehrerin von Gryffindor. Eine Kombination, die er nicht mochte. „Professor McGonagall.“, nickte er dann, als die Pause zu lang werden drohte. Egal, wie sehr er diese Person zu Schulzeiten nicht abhaben konnte. Hier in diesem Fall, war sie die Einzige, die ihm helfen konnte. Er wusste, dass sie im Orden war und ihr Gespräch diskret behandeln würde. Sie war immer fair geblieben und eine ehrliche Person. Wenn auch streng. Und... sie war Katies Lehrerin. Stellvertretende Schulleiterin gewesen. Sie musste einfach mehr wissen. Minerva McGonagall war für ihn die einzige Person, die mehr über das Attentat und höchstwahrscheinlich auch über Dumbledores Tod wusste. Die noch dazu, Emily, Katies Mutter als Schülerin in Hogwarts erlebt hatte. Die unsinnige Frage, die sich in seinem Kopf spann, wie alt die alte Schreckschraube überhaupt war, versuchte er zu unterdrücken. „Es hat mich ehrlich gesagt überrascht, einen Patronus von Ihnen zu erhalten. Nach meinem letzten Stand, haben sie die Prüfung zu dieser Fertigkeit nie abgeschlossen.“ „Es ist ja auch schon einige Zeit vergangen seit damals.“, erwiderte er, als er sich gefangen hatte. „Das stimmt. Offenbar hat die Zeit sie reifer werden lassen, wenn sie schon in Betracht ziehen, mich um Rat zu fragen. Also, kommen wir zum eigentlichen Thema. Womit kann ich Ihnen denn helfen?“ „Es... geht um etwas Persönliches.“ „So?“, fragte sie interessiert nach, „Wie darf ich dies einschätzen?“ Marcus begann zu schwitzen. Als er den Patronus im Bus wahrgenommen hatte und wusste, er würde bald mit ihr sprechen, hatte er sich genau überlegt, was er sagen und fragen wollte. Jetzt jedoch, in ihre grünen Augen zu sehen, fiel ihm nicht ein, wie er überhaupt anfangen sollte. „Mr. Flint. Meine Zeit ist begrenzt.“, drängte sie ihn. Seine Zeit ja auch. Er durfte sich nicht beirren lassen und diese Zeit vergeuden lassen. Ungern wollte er Katies Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn er zu lange brauchen würde, für ein bisschen Essen holen. Er sollte es einfach raushauen. Wie er auch sonst nie ein Blatt vor den Mund nahm. „Es geht um Katie, Professor.“ „Katie Bell?“, fragte sie argwöhnisch nach und er konnte sehen, wie ihre Brille nach vorne rutschte, „Was bewegt Sie, nach ihr zu fragen?“ „Sie ist meine Freundin.“, sagte er eilig und wandte den Blick von ihr ab. Nicht weil er sich für die Beziehung schämte, sondern weil es ein Thema war, welches so intim für ihn war, dass er mit seiner ehemaligen Professorin darüber reden musste. „Wir sind schon einige Jahre zusammen. Schon zu meiner Hogwartszeit. Hören Sie,...“, nahm er den Faden wieder auf und sprang über seinen Schatten, um ihr wieder ins Gesicht zu sehen, „Es geht um genau zu sein, um den Anschlag auf sie, in ihrem 6. Schuljahr. Ich steh vor einem Rätsel, ich... weiß nicht was ich machen soll und das derzeitige Chaos in England macht alles nur noch komplizierter.“ „Wie meinen Sie das?“ „Ich kann ihnen doch vertrauen, oder?“ „Mr. Flint. Sie haben mir eine Nachricht zukommen lassen. Also hatten sie zumindest schon in diesem Moment, Vertrauen in mich.“ „Schon... aber-“ „Sehen Sie...“, begann sie vorsichtig, „Ich war zuerst unsicher, ob ich auf Ihre Kontaktaufnahme überhaupt reagieren sollte. Aber dadurch, dass sie im Stande waren, einen Patronus heraufzubeschwören, von dem wir wissen, das dieser einer der mächtigsten Verteidigungszauber ist, der existiert. Zwar extrem schwierig und kompliziert, aber der eine positive Energiekraft voraussetzt, vertraue ich auch Ihnen.“, warf sie dazwischen und er atmete tief ein und aus. Marcus tat sich echt schwer darin mittlerweile zu vertrauen. Die letzten Ereignissen hatten ihn einfach zu sehr im Griff. Aber McGonagalls Antwort auf diese Vertrauensfrage, ließ in ihm weitere Hoffnung keimen, dass er offen und ehrlich sein konnte. „Wir sind auf der Flucht vor dem Ministerium. Wegen... Katies Blutstatus, Sie wissen doch, dass alles ziemlich aus dem Ruder läuft.“ „Verstehe. Also hat die Familie sich wirklich für diesen Schritt entschieden.“, hörte er sie nachdenklich sagen. „Emily hat mit Ihnen gesprochen?“, horchte er auf. „Nun... gesprochen würde ich es nicht nennen. Zufällig fallen gelassen, als ich mich einmal nach Miss Bells Zustand erkundigen wollte.“ „Ach so...“, murmelt er für sich, „Sie hat Ihnen also nicht erzählt, was ihre Beweggründe waren?“ „Nein. Darüber haben wir nicht geredet. Ich habe mich nur nach ihrer Tochter erkundigt. Es ist schlimm was passiert war und ich sorge mich um meine Schüler, auch wenn sie sicher in den Händen ihrer Familien sind.“, erklärte sie, „Miss Bell geht es offenbar nicht so gut, wenn ich mich Sie so anschaue.“ „Nein. Ganz und gar nicht. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Sie redet nicht mit mir. Sie vertraut sich niemanden an. Nicht mal ihren Eltern hat sie etwas erzählt.“ „Wo sind Mr. und Mrs. Bell?“ „Wir sind alleine unterwegs. Unsere Wege haben sich noch in London getrennt. Emily meinte, es wäre zu gefährlich, wenn wir alle auf einem Haufen fliehen. Ich bin mit Katie gerade in-“ „Stopp. Ich will es nicht wissen.“, hinderte sie ihn am Weiterreden und er verstand. Es war kein Einschreiten, dass es ihr egal war, sondern darum, dass sie solche speziellen Informationen nicht haben wollte. Zur Sicherheit von allen. „Sie möchten also mehr über den Anschlag wissen, sehe ich das richtig, Mr. Flint?“ „Ja, Professor. Sie... hat Ausbrüche in Form von unkontrollierter Magie entwickelt und mir kam der Gedanke, dass es vielleicht mit dem Anschlag zutun hatte. Ob die verfluchte Kette das ausgelöst hat...“ „Möglich. Sicher kann ich Ihnen das nicht sagen. Die Untersuchung der Kette hat damals Professor...“, kurz schwieg sie, bevor sie ihren Satz erneut aufnahm, „Professor Snape geleitet. Ich habe nicht allzu viele Informationen darüber und seitdem...“, kam wieder eine Pause, „Seitdem sich hier so einiges verändert hat, bin ich auch nicht in der Lage, mit ihm darüber zu reden. Ehrlich gesagt, will ich es auch nicht.“ Er konnte sich gut vorstellen warum. Die Erkenntnis, dass Snape wohl oder übel auf der dunklen Seite stand, hatte er in den letzten Wochen ehrlich gesagt verdrängt. Oder zumindest nicht weiter darüber nachgedacht. „Irgendwie... habe ich mir mehr von Ihnen erhofft. Ich bin wirklich ratlos, Professor. Es kommt selten vor, aber wenn, dann hat sie sich nicht unter Kontrolle und ich weiß einfach nicht, wie ich dagegen steuern kann.“ „Wie äußern sich diese Ausbrüche?“, fragte sie nach. „Immer dann, wenn wir über die Vergangenheit reden, oder es zumindest versuchen. Ihre Mutter meinte, wenn sie sich unsicher fühlt, tritt es stärker auf, was aber auch mit der Vergangenheit zutun haben könnte.“ „Das klingt einleuchtend.“ „Wie soll ich damit umgehen? Reden hilft nicht. Weder wenn ich sie darauf anspreche, noch wenn ich ihr die Chance gebe, selbst damit anzufangen.“ „Versuchen Sie ruhig und ohne Druck zu agieren. Miss Bell braucht eindeutig Hilfe, aber ich bezweifle, dass Sie ihr diese geben können.“ „Aber ich kann doch nicht zusehen, wie sie innerlich daran zerbricht?!“, schraubte er seine Stimme eine Oktave höher. „Das meinte ich nicht, Mr. Flint.“, seufzte die Professorin, „Ich kann mir vorstellen, wie sehr Sie an ihre Grenzen kommen. Sie sind beide noch ziemlich jung und ich wünschte, Sie müssten sich nicht mit diesen Problemen auseinandersetzen, aber weder Sie noch ich sind Heiler. Sie werden das nicht aufarbeiten können.“ „Und bis dahin? Ich- Sie hat Alpträume, die sie Nachts unkontrolliert agieren lassen.“ „Wie sieht das aus?“ „Katie ist wie in Trance... sie... sie hat sich schon einmal selbst verletzt dabei. Sie faselt Dinge vor sich hin und... ich habe Angst, Professor.“ So deutlich hatte er es noch nie ausgesprochen. Schon gar nicht einer anderen Person gegenüber. Angst war noch nie Teil seines Lebens gewesen, auch wenn er keine so tolle Kindheit hatte. Aber seit Katie in sein Leben getreten war, war eh alles anders geworden. „Tut sie auch Schlafwandeln?“, kam eine weitere Frage und Marcus überlegte kurz, bevor er antwortete. „Schlafwandeln? Ehm... nein. Nein, das war kein Schlafwandeln... glaub ich.“ Sie murmelte etwas, was er diesmal nicht verstand und er fragte daher nach. „Hat sie sich... mit ihrer eigenen Magie verletzt?“ „Ne-nein. Sie kratzt sich meistens auf. Ich muss dazu sagen, sie ist gerade nicht im Besitz eines Zauberstabes.“ „Wieso das?!“, keuchte Professor McGonagall erschrocken. „Ihre Mutter... meinte es wäre besser. Die magischen Ausbrüche wären dann nicht so schlimm und man könnte so größere Gefahren aus dem Weg gehen.“ „Geben Sie ihr diesen zurück. Ich weiß nicht, wie Mrs. Bell zu der Annahme kam, dass wäre gut. Gerade in ihrer Hilflosigkeit ihren Zauberstab zu entwenden, fächert ihre Angst nur noch mehr an. Sie braucht etwas, an dass sie sich klammern kann, dass sie in der Lage ist, sich selbst zu schützen.“ Das hatte er auch im Sinn gehabt. Aber wie immer hatte er sich Emilys Anweisungen unterzogen. Immerhin war sie doch ihre Mutter und Mütter wussten doch eigentlich immer, was gut für ihr Kind war, oder nicht? Mittlerweile war er sich da nicht mehr so sicher. „Und... ganz unter uns.“, nahm sie das Gespräch wieder auf, „Miss Bell war noch nie gut mit Verteidigungszaubern.“, sagte sie sanftmütig, „Wenn Sie das üben, im Beisammensein mit Ihnen, gibt ihr das vielleicht auch ein Stück Selbstbewusstsein zurück.“ „Das... ist ein guter Tipp. Sagen Sie,... eines noch.", meinte er und knete seine Hände ineinander, „Ich kenne die genaue Krankheitsakte nicht, ehm... Sie haben doch mit Sicherheit mehr Kenntnis darüber, was Pop- ich meine, Madame Pomfrey diagnostiziert hatte, oder?“ „Sie wissen doch genau, dass ich Ihnen nichts dazu sagen darf, aus rechtlichen Gründen.“ „Wir sind verlobt.“, sagte er prompt und hob seine rechte Hand hoch, an dem ein schlichter, silberner Ring zu sehen war. Marcus schluckte hart. Er fühlte sich so schlecht dabei, dieses Argument vorzubringen. Wusste er doch am besten, dass ihre Verlobung nur zum Schein war. Auch wenn er sich tatsächlich vorstellen könnte, mit ihr diesen Schritt irgendwann bewusst zu gehen. „Verlobt?“, fragte die ältere Hexe und richtete ihre Brille auf der Nase zurecht, „Dann meinen herzlichen Glückwunsch, zu ihrer Verlobung, Mr. Flint.“, lächelte McGonagall, "Es freut mich sehr, dass sich in meiner Professorenzeit solch eine Konstellation ergeben hat. Gerade zwischen einer Gryffindor und einem ehemaligen Slytherin.“ „Ja, ja. Dankeschön.“, sagte er eilend, „Aber können Sie mir nicht jetzt einfach sagen, was Poppy festgestellt hat?“ Sie schnaufte laut aus und tadelte ihn fast mit ihrem Blick, wie zu Schulzeiten. Wenn er mal wieder in einer der hintersten Reihen, Pergamentschnipsel zusammen geknüllt hatte und diese Wood an den Hinterkopf warf. „Nun gut.“, seufzte sie, „Durch die Verfluchung, wurde sie in einen Schockzustand versetzt. Miss Florence berichtete, dass sie aussah, als würde sie etwas sehen, was ihr wohl ziemlich viel Angst gemacht hatte. Wir wissen nur leider nicht, was sie genau in diesem Zustand sah. Miss Bell sagte damals bei der Befragung, dass sie nichts mehr wüsste, was nach ihrem Toilettengang in den Drei Besen geschehen war.“, erklärte sie ruhig, „Was auf einen Imperiusfluch zurückzuführen war, deswegen haben wir auch von einer Erinnerungsdurchleuchtung abgesehen. Es hätte keinen Einfluss darauf.“ „Der Imperio?!“, keuchte er schockierend, „Sie ist damit in Berührung gekommen?!“ „Zu meinem Bedauern.“, bestätigte Professor McGonagall. Marcus stand die ganze Zeit vor dem Kamin, aber nun ließ er sich ungehindert auf den Boden fallen. Seine Hände legten sich auf sein Gesicht. Wieder etwas, was er nicht gewusst hatte. Langsam fragte er sich, was Emily noch alles verschwiegen hatte. Immerhin... war er doch der Freund ihrer Tochter. Derjenige, der sich die ganze Zeit um sie gekümmert hatte. Der nie von ihrer Seite wich. Derjenige, der sogar seine Heimat für sie verließ und sein komplettes Leben für sie aufs Spiel setzte. War es denn zu viel verlangt, dafür ein bisschen mehr Vertrauen zu ernten?! „Das war der psychische Teil.“, hörte er McGonagall erneut, „Durch den Sturz, den sie danach erlitten hatte, hatte sie einige Knochenbrüche, darunter auch eine Schädelfraktur, weswegen die Heiler es für besser empfanden, Miss Bell in ein künstliches Koma zu versetzen. Ihre Verletzungen konnten daher relativ gut und schnell abheilen, da der Körper in dieser Ruhephase weniger zutun hatte.“ „Und... ehm...“, er sortierte seine Gedanken, „... danach... gab es da Anzeichen auf einen seelischen Schaden?“, versuchte er es zu umschreiben. „Nein. Sie war... relativ normal.“, erwiderte die ältere Hexe, „Gut, ein wenig neben der Spur, aber Miss Bell lag gut zwei Monate im Koma. Das steckt man nicht so einfach weg. Madame Pomfrey war jedoch sehr gewissenhaft und hat sie genaustens Untersucht. Sie hatte weder Panikattacken, noch diese Magieausbrüche, von denen Sie erzählt haben.“ „Dann hängt es vielleicht gar nicht mit der Verfluchen zusammen...“, murmelte er leise, doch die Frau vor ihm hatte ihn offenbar dennoch gehört. „Das muss nicht so sein.“, warf sie direkt wieder ein, „Sehen Sie,... es ist auch gut möglich, dass es erst eine Zeit in Anspruch nahm und sie das im Unterbewusstsein entwickelte. Es könnte sein, dass das Ereignis mit Professor Dumbledore, ihr Trauma schlussendlich getriggert und ausgelöst hat.“ „Sie war dabei gewesen, oder? Als es passierte, meine ich.“, hauchte er und sah im Augenwinkel zum Kamin. „Indirekt.“, kam es knapp über ihre Lippen, „Sie hat den Fall gesehen. Ich hätte das gerne verhindert, so... wie vieles andere auch.“, murmelte sie ernüchternd, „Hören Sie. Ich weiß nicht, wo Sie gerade sind. Aber sie braucht Hilfe. Dringend. Diese Kontrollverluste können eine Gefahr, für andere und auch für sie selbst sein. Ich habe in meiner ganzen Laufbahn noch nie von so einem Fall gehört. Aber es gibt immer etwas, von dem wir keine Ahnung haben.“ „Ich weiß, ich... es ist nur gerade zu diesem Zeitpunkt nicht möglich und... ich mache mir die ganze Zeit schon Gedanken darum, wie ich sie ein bisschen entlasten kann. Vielleicht hilft ein Schlaftrank? Damit sie wenigstens ruhig schla-“ „Davon würde ich abraten, Mr. Flint.“, unterbrach sie ihn, „Ohne gesundheitliches Wissen über ihren tatsächlich Zustand, könnte das auch genau das Gegenteil bewirken.“ „Aber irgendetwas muss ich doch tun!“, zischte er, „Ich werde noch verrückt.“ „Sie lieben sie aufrichtig.“, lächelte sie sanft, „Das ist das, was sie jetzt am meisten braucht. Liebe. Verständnis.“. blinzelte sie ein paar Mal mehr, doch auf einmal schien sie abgelenkt zur Seite zu schauen. Marcus irritierte das, doch er kam nicht dazu, sie zu fragen, was los sei. „Ich muss unser Gespräch leider beenden. Versuchen Sie das mit dem Verteidigungstraining. Geben Sie ihr das Selbstbewusstsein zurück. Vielleicht...“, plötzlich begann sie zu flüstern, „... versuchen Sie sie abzulenken. Unternehmen Sie etwas mit ihr. Etwas, woran sie Freude empfinden könnte.“ Er wollte gerade nickend zustimmen, als das Feuer aufloderte und seine ehemalige Verwandlungslehrerin in den Flammen verschwand. Kapitel 14: Zeit zum Tanzen --------------------------- Gelangweilt drehte Katie eine Strähne ihres Haars um ihre Finger. Sie wusste einfach nichts mit sich anzufangen. So langweilig war ihr noch nie gewesen. Nicht nach all der Zeit, in der sie mit Marcus alleine unterwegs war. Aber dieses Zimmer engte sie ein. Manchmal dachte sie, die Wände kämen auf sie zu und würden sie noch dazu auslachen. Der Fernseher war schon lange aus. Sie hatte einmal durchgezappt, doch als Marcus das Zimmer verließ, direkt ausgeschaltet. Seitdem lag sie hier auf dem viel zu kleinen Bett und blies Trübsal. Einmal hatte sie aus der Reisetasche ihr Notizblock herausgeholt und ein bisschen gekritzelt. Nicht das Übliche. Sie malte einfach drauf los und am Ende stellte sie selbst fest, dass sie das Quidditchfeld in Hogwarts gezeichnet hatte. Wie sie Quidditch vermisste. Vor allem das Fliegen. Es hatte ihr immer ein Gefühl von Freiheit vermittelt, was ihr gerade jetzt extrem fehlte. In dem Anwesen von Marcus Ferienhaus hatte sie wenigstens noch sich frei bewegen können. Was hier sicherlich nicht der Fall war. Marcus hatte ihr zwar nicht verboten, das Zimmer zu verlassen, aber was sollte sie draußen bloß machen? Löcher in die Luft starren konnte sie auch hier und der Lärm draußen auf der Hauptstraße zu zuhören war jetzt auch nicht ihre Obsession. Mit einem Ruck öffnete sich die Tür und sie sah abrupt auf. „Sorry, dass ich so lange gebraucht habe. Ich hab einfach kein Chinarestaurant in der Nähe gefunden.“, schnaufte der Schwarzhaarige und stellte eine Plastiktüte auf einen Tisch ab, „Bin fast bis ans andere Ende des Dorfes gelaufen.“ Katie lächelte, obwohl ihr ganz anders war. Sie war vielleicht nicht immer auf der Höhe, aber das hieß noch lange nicht, dass sie blöd war. Er hatte also keinen Chinesen gefunden? Sie war der Meinung gewesen, dass sie vorhin an einem vorbei gekommen waren, bevor sie hier eincheckten. Der musste in irgendeiner Seitenstraße gewesen sein. Dennoch erwähnte sie es nicht und machte gute Miene, zum bösen Spiel. „Hauptsache du hast meine Ente.“, sagte sie daher. Er drehte sich grinsend zu ihr um, nachdem er eine Papierschachtel aus der Tüte nahm und es ihr reichte. „Klar. Sogar mit deinem Extrawunsch.“, sagte er und nahm nun auch seine Portion aus der Tüte, bevor er sich neben sie aufs Bett setzte. Marcus reichte ihr die Stäbchen und beide begannen zu essen. Es war ziemlich still im Raum. Er sagte absolut kein Wort, bis er plötzlich doch seine Stäbchen herabsinken ließ. „Sag mal,... deine Mum hat doch einen ihrer Kollegen über dich drüber schauen lassen, oder?“ „Ja.“, sagte sie leise und sah zu ihrer rechten, um ihn anzusehen, „Warum fragst du?“ „Du... weißt nicht zufällig, was dabei rum kam?“ „Nein. Mum hat alles von mir ferngehalten. Ich... ich wollt's auch nicht wissen.“ „Verstehe...“ Irgendwie fand sie es merkwürdig, dass er danach so plötzlich fragte. Sie sah in ihre Papierschachtel und auf einmal war ihr der Appetit vergangen. Katie seufzte und stellte das Essen beiseite. Sie sah erneut zu ihm rüber, wie er eine Frühlingsrolle nach der anderen hinunterschlang, bis sie es nicht mehr aushielt den Mund zu halten. „Wo warst du wirklich?“ „Wo war ich wann?“, kam prompt die Gegenfrage. Die Dunkelblonde stellte ihre Essenschachtel auf ihren Nachttisch ab und sah mit ernster Miene nun zu ihm rüber. „Vielleicht bin ich winzig,... aber nicht dumm. Du verheimlichst mir was, dabei hast du versprochen, dass du mir alles erzählst.“ „Das weiß ich doch...“, murmelte er und fing nun an in seinem Essen herumzustochern. „Also... wo warst du so lange?“ Er seufzte schwer, bevor auch er seine Schachtel sinken ließ. „Na gut, ich wollte es dir sowieso erzählen... nachdem Essen.“ „Mir was erzählen?“ „Ich weiß nicht, was du weißt, aber ich hab... keine Ahnung was die in Hogwarts über dich diagnostiziert hatten. Deine Mutter hat mir nie deine genaue Diagnose vorgestellt. Und du sagst nicht, was dich so beschäftigt. Da... da hab ich nach einer Lösung gesucht, um mehr zu erfahren.“ „Mum hat dir nie... hast du denn nie nachgefragt?“, zog sie eine Augenbraue nach oben. „Doch schon. Aber sie ist dem Thema immer ausgewichen. Sie hat nur erzählt, was passiert war im Groben. Aber nie, was die genauen Umstände waren, oder was es mit dir gemacht hatte.“ „Und... wo warst du, weil über das ganze Dorf bist du nicht fürs Essen gelaufen. Bind mir keinen Hippogreif auf die Nase!“ „Ich hab... McGonagall kontaktiert.“ „Du hast was?!“, fuhr sie hoch und sprang vom Bett, „Wie kamst du denn auf diese bescheuerte Idee?!“ „So bescheuert war das gar nicht. Wenigstens hab ich von ihr die Informationen bekommen, die ich von deiner Familie nie erhalten hätte.“, sagte er nun auch aufgebrachter, doch seine Stimme fuhr sanft wieder herunter, „Ich wollte doch nur wissen, was Poppy festgestellt hatte. Mehr nicht. Bitte setz dich wieder, ich erzähl dir auch alles, wenn du es wissen willst.“ Auch wenn Katie es nicht verstehen konnte, wieso er ihr wieder einmal etwas verschwiegen hatte, setzte sie sich wieder an seine Seite. „Was hat sie gesagt?“ „Sie hat mir nur deine Krankenakte widergespiegelt und... wir haben über deine Ausbrüche geredet und... deine Alpträume. Ich-“, sagte er und stoppte, um eine Pause zu machen, „Ich versuch nur dir irgendwie zu helfen. Mir zu helfen, ich fühl mich machtlos, weil du seit Tagen nicht richtig schläfst.“ „Wie hast du sie erreicht?“, hauchte sie neugierig. „Patronuszauber.“ „Du kannst den Patronus?“, fragte sie überrascht nach. „Von Können kann keine Rede sein. Es ist nur ein Faden gewesen, aber es hatte ausgereicht.“, seufzte er abermals, „Bist du sauer? Weil... ich dir nichts gesagt habe?“ Zuerst war sie wirklich wütend gewesen darüber, dass er ihr schon wieder etwas verheimlicht hatte. Aber ihre Wut verrauschte sofort wieder. Irgendwie... konnte sie ihn ja verstehen. Sie trug nicht wirklich dazu bei, ihr Problem anzugehen. Da war es nur verständlich, dass er nach anderen Wegen suchte. Aber dass er tatsächlich ihre alte Hauslehrerin kontaktierte. Diesen Schritt hatte sie ihm nicht zugetraut. „Nein. Schon gut.“, kam es ehrlich über ihre Lippen und sie lehnte sich an ihn, „Aber... ab jetzt wirklich.“, sagte sie ernst und sah zu ihm hoch, „Keine Geheimnisse mehr. Ich reiß dir schon nicht den Kopf ab.“ „Als ob du das könntest.“, grinste er und sie konnte nicht anders, als mit ihrem Ellenbogen auszuholen und ihm diesen in die Seite zu rammen. „Aua! Für was war-“, zischte er und wandte gerade seinen Kopf zu ihrem Gesicht. Doch den Satz konnte er nicht mehr beenden, da sie sich ein wenig erhoben hatte und einfach ihre Lippen auf die seine setzte. Sie merkte, wie sichtlich überrascht er darüber war, wohingegen sie sich nichts anmerken ließ und den Kuss vertiefte. Kurz darauf spürte sie seine eine Hand in ihrem Nacken und es fühlte sie so an wie früher. Marcus löste sich als Erster und sie hörte ihn nur flüstern, da sie ihre Augen immer noch geschlossen hatte. „Bist du schon müde?“ „Nein.“, hauchte sie zugleich. „Hast du Lust auszugehen?“ Im nu öffnete sie nun doch ihre braunen Augen und sah in seine grünen. „Ausgehen? Bist du sicher, dass das so eine gute Idee ist? Immerhin... sind wir auf der Flucht und-“ „Scheiß drauf. Einen Abend mal nicht daran denken, Katie.“ „Und... wo willst du hin? Wir kennen uns hier überhaupt nicht aus.“ „Auf dem Weg zurück, bin ich an einem Dorffest vorbei gekommen. Da könnten wir hin. Ich find sicherlich den Weg wieder.“, sah sie ihn grinsen und auch wenn es wahrlich keine gute Idee war, dachte sie im Moment wohl dasselbe, wie er. Scheiß drauf. Marcus hätte nicht gedacht, wie leicht sie sich überreden ließ. Die Idee war ihm einfach durch den Kopf geschossen, als er sich daran erinnerte, dass McGonagall meinte, etwas mit ihr zu unternehmen, was sie glücklich stimmen könnte. Normalität war das was sie brauchte. Kein Käfig, in der sie ihre Ängste nur noch mehr füttern könnte. Es brauchte nur eine halbe Stunde, als sie auf dem Fest angekommen waren. Neugierig beobachtete er sie, wie sie sich sichtlich angetan umschaute. Überall waren kleinere Läden aufgebaut worden, in dem man etwas kaufen konnte. Von Essbarem bis hin zu Dekoartikel. Rund herum waren Tische und Stühle aufgebaut, welches gut belegt war von Einheimischen oder Durchreisende, wie sie beide. In der Mitte der Sitzgelegenheiten waren Menschen, jung und alt am tanzen, zu einer fröhlichen, gelassenen Musik. Katie hatte sich mittlerweile einem bestimmten Laden zugewandt, worauf sie ihn kurz am Ärmel zu sich zog. „Schau mal. Kommt dem Gemeiner Walisischer Grünling ziemlich nahe, oder?“, fragte sie leise, als er seine Augen auf einen grünliche Drachenfigur lenkte. „Stimmt. Nur, dass der Echte nicht glitzert.“, sagte er lächelnd und er sah, wie sie die Augen rollte. Es war wirklich erstaunlich, wie nahe diese Statue dem Original ähnelte. Sicherlich hatten Muggel eine Affinität zu mystischen Dingen, aber eben entsprang dies alles nur aus ihrer Fantasie. Daher wohl auch das Glitzern. Es sah schöner aus. Wenn sich Marcus an das Bild in seinem Monsterbuch der Monster erinnerte, war der Gemeiner Walisischer Grünling eben grasgrün, mit stechenden gelben Augen. Die Figur hatte fast einen gefährlichen Blick, doch der Echte war dagegen eher friedfertig und ernährte sich ausschließlich von Schafen. Den Kontakt zu Menschen mied er im übrigen und griff nur an, wenn er sich bedroht fühlte. Minutenlange starrte Katie die Figur an, doch als er sie fragte, ob sie die Drachenfigur haben wollte, schüttelte sie den Kopf, winkte ab und ging einfach weiter. Marcus sah ihr hinterher, schaute noch einmal zu der Figur zurück, bevor er ihr dann doch hinterher ging. Die Stimmung war irgendwie geknickt, auch wenn er sah, dass ihr der Ausflug gefiel. Irgendwie... musste er sie aus diesem Trotz rausholen und er hatte da schon eine weitere Idee. Der Schwarzhaarige holte sie ein. „Hey... was hältst du davon,... wenn wir uns unter die Leute mischen.“ „Und dann?“, fragte sie, doch sah ihn nicht dabei an. „Lass uns tanzen.“ Abrupt sah sie zu seiner Seite hoch. „Tanzen? Hast du mich mal angeguckt?!“, kam es empört aus ihrem Mund, „Ich trag Hoodie und eine ausgefranste Jeans. Ich falle doch da total auf!“ „Ich schau dich jeden Tag genau an.“, lächelte er und stellte sich vor ihr, bevor er ihr die Hand reichte, „Bitte. Ich hatte schon nicht die Chance, dich zu meinem Abschlussball an meiner Seite zu haben. Das will ich nachholen.“ „Marcus...“ „Nur ein Tanz, Katie.“ Sie seufzte, doch zögerlich legte sie dennoch ihre Hand in die seine. „Das Argument, dass ich eine absolute Niete im Tanzen bin, zählt nicht?“ „Du hast Recht. Zählt nicht.“, lachte er und zog sie auf die Tanzfläche. Unumstritten war Katie keine Tanz Fee gewesen, aber es war ihm egal. Es reichte ihm aus, sie im Arm zu haben und mit ihr zusammen im Takt der Musik hin und her zu schwingen. Das beste an der Sache war jedoch, dass sie endlich wieder anfing zu lächeln. Ihr auf dieser Weise wieder nah zu sein, tat so verdammt gut. Einmal nicht daran zu denken, dass sie vom englischen Ministerium gejagt wurden, oder über Katies Erkrankung nur einen Gedanken zu verschwenden. Sie lachte wieder. Alles was für ihn zählte. Marcus und Katie völlig versunken in ihrer Zweisamkeit, bemerkten nicht, wie sich ein Patronus Faden unter einem der Tische manifestierte. Ein kleines Babykätzchen setzte sich und hatte die zwei fest im Blick... Kapitel 15: Der Zauberstab sucht sich die Hexe ---------------------------------------------- „Wie weit denn noch?“, hörte er Katies keuchende Stimme, etwas weiter hinter sich. „Noch ein bisschen. Wenigstens die 25 Meilen pro Tag sollten wir schaffen, sonst kommen wir nie voran.“, rief er über seine Schultern, bevor er sich wieder der Landkarte widmete, die er in seinen Händen hielt. „Können wir nicht apparieren?“, maulte sie weiter. „Nein, Katie. Je weniger magische Spuren wir hinterlassen, umso besser. Ich hab dir gesagt, dass es kein Zuckerschlecken wird durch das Naturschutzgebiet.“ „Eh... ich hab dir gesagt, bla bla.“, äffte sie ihn nach und er ließ die Karte sinken, bevor er sich umwandte. „Das sollte doch für dich gar kein Problem sein. Das wären fünf Runden laufen auf dem Quidditchfeld.“, sagte er und wartete, bis sie endlich bei ihm ankam, „Wood hat euch doch immer 20 Runden laufen lassen.“ „Mit dem Unterschied, dass es eine gerade Fläche war. Hier laufen wir über Stock und Stein. Auf und abwärts. Weißt du eigentlich, dass sich die spitzen Steine durch meine Schuhsohlen regelrecht bohren?!“ „Stell dich nicht so an.“, sagte er, ohne Nachgeben zu wollen, „Nur noch ein Stückchen. Es sollte gleich eine freie Fläche kommen, davor können wir rasten.“ „Trägst du mich?“, fragte sie und Marcus wich ihrem lieblichen Blick aus. „Vergiss es. Du hast zwei gesunde Beine.“, wandte sich ab und stiefelte weiter, über Stock und Stein. Er hörte sie beleidigt aufstöhnen, doch er ließ sich nicht umstimmen. Seit ein paar Tagen durchsteiften sie nun schon das Naturschutzgebiet „Parc Landes de Gascogne“. Waren schon ziemlich weit drin und durchquerten alles zu Fuß. Nicht ohne Grund. Bevor sie aus dem kleinen Dorf aufgebrochen waren, hatte Katie plötzlich bemerkt, dass sie verfolgt wurden. Nur mit einem Auge hatte er auf den Verfolger geblickt, ihn dadurch aber leider nicht erkannt. Es war ein schlaksiger, älterer Mann mit einem Vollbart, der sich auffällig immer umwandte und immer dann stehen blieb, wenn sie stehen blieben. Marcus Sinne waren seit diesem Zeitpunkt mehr als geschärft als jemals zuvor. Zum Glück konnten sie den Mann kurz vor dem Naturpark abhängen. Die dichten Bäume gaben den Zweien den Schutz zu entkommen. Die Gefahr war wieder so allgegenwertig, wie schon lange nicht mehr. Sonnenklar war es, dass dieser jemand, ihnen nicht wohlgesonnen war. Die französischen Behörden hätten sie direkt angesprochen und sie nicht bis an den Waldrand verfolgt. Also musste der Typ aus England kommen. Todesser bezweifelte Marcus jedoch. Solche Beschattungen waren eher Aufgaben für Greifer. Die wirkliche Frage, die ihn beschäftigte war eher: Wie konnte man sie finden? Er hatte nicht umsonst eine Strecke ausgewählt, die Kreuz und Quer durch Frankreich ging, so dass man nicht vorhersehen konnte, welches Ziel sie wirklich verfolgten. Also... wie kamen sie auf ihre Spur? „Marcus...“, stöhnte Katie erneut und er seufzte ergeben. „Na schön.“, kam es aus ihm heraus und blieb stehen, „Wir übernachten hier.“, sprach er weiter und reichte ihr die Landkarte, sowie legte er seine Tasche auf dem Boden ab, „Ruh dich aus, ich umzäune das Gebiet eben mit den Schutzzaubern.“ Sie erwiderte nichts, doch ließ sich zugleich auf einen Baumstumpf fallen, bevor sie ihre Beine durchstreckte. Er hingegen zückte seinen Zauberstab aus seiner Lederjacke und ging einige Meter weiter, bevor er den ersten Zauber sprach. „Protego totalum.“, sagte er leise und richtete den Zauberstab direkt über seinen Kopf. Die Luft schillerte leicht und umgab das Gebiet mit einem Schutzwall, mit ihm als Mittelpunkt, in der Form einer Kuppel. „Repello muggeltum. Muffliato.“, entfalteten sich zwei weitere Zauber, „Salvio Hexia.“, flüsterte er dazu und führte vor seinem Gesicht, eine „X“ Bewegung mit seinem Stab aus, „Kannst du schon mal das Zelt auspacken?“, rief er zu Katie rüber, als er in nördlicher Richtung weiterstapfte, um die Zaubersprüche dort ebenfalls noch einmal zu wiederholen. Dies tat er in allen Himmelsrichtungen und noch einige weitere Schutzzauber, wie den Desillusionierungs-Zauber, oder dem Cave Inimicum-Zauber, der im Allgemeinen ein Schutz gegen Feinde war. Als er zurück bei seiner Freundin war, lag das Zeltgewand schon auf dem Boden ausgebreitet. Eigentlich wäre es nur ein weiterer Schwenker seines Zauberstabes gewesen, aber als er zu Katie sah, zögerte er. Das Gespräch mit McGonagall kam ihm wieder in den Sinn. Schon seit Katie bei ihm war, war es ein unwohles Gefühl gewesen, immer und überall ihren Zauberstab mit sich zu führen. Er hätte diesen auch sicherlich in der Sporttasche verstauen können, aber das fand Marcus immer als unwürdig. Und gerade jetzt in ihrer Situation, in denen sie offenkundig schon verfolgt wurden. Die Leute schon so nah an sie heran gekommen waren, wäre jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, Zauberstab und Träger wieder zusammenzuführen. Kurz darüber nachgedacht, führte er schon seine linke Hand, in seine innere rechte Brusttasche und zog ihren Zauberstab heraus. Im Gegensatz zu seinem, war ihrer um einiges kleiner. 10 ¼ Zoll. Er war zudem extrem leicht, hatte eine mittelbraune Färbung und war dunkelbraun meliert. Die Form ihres Zauberstabes war wellig und lief zum Ende hin spitz zu. Über die magischen Eigenschaften wusste er ebenso bestens bescheid. Kastanienholz und der Kern bestand aus Einhornhaar. Die Dunkelblonde hatte ihm mal erzählt, was Ollivander damals zu ihr sagte, als sie den Zauberstab kaufte. Gerade Kastanienstäbe dienten hervorragend Menschen mit großer Liebe zu magischen Tieren, Freude an Kräuterkunde und wenn sie gute Flieger waren. In Kombination mit einem Einhornhaar, standen Träger immer für Recht und Ordnung ein. Darüber musste man nicht lange nachdenken, um zu wissen, dass dieser Zauberstab, wie gemacht für Katie war. Ihn daher noch länger zu behalten, fühlte sich einfach schlecht an. Besonders wenn man bedachte, dass sein Zauberstab genau das Gegenteil verkörperte. Während Katies Stab eher friedfertig war, war seiner aggressiver. Marcus besaß einen Ebenholz-Zauberstab. Man sagt diesem Holz oft nach, dass sie unangepasst, eigen und glücklich mit dessen Dasein als Außenseiter sind. Der rabenschwarze Stab war von beeindruckender Präsenz und entsprechendem Image, richtig gut für kämpferische Zauber aller Art zu sein. Sie fühlen sich am wohlsten mit einem Träger, der den Mut hat, er selbst zu sein und der sich nicht so leicht von seinen Zielen abbringen lassen würde. Als Kern diente Drachenherzfaser, die einige Zauberstäbe zu einem mächtigen Werkzeug machte. Besonders da man sie auch für die dunklen Künste gut einsetzen konnte. Der einzige positive Effekt, er würde sich nie gegen den Willen seines Meisters wenden. Er trat aus seinen Gedanken und überbrückte die Distanz zwischen sich und Katie, bevor er ihr ihren einzigartigen Zauberstab reichte. „Magst du nicht das Zelt aufbauen?“ Schnell hob sie ihren Kopf. Er konnte regelrecht dabei zusehen, wie ihre Pupillen zwischen ihrem Stab und seinen Augen hin und her schwang. Als ob sie am überlegen war, ob er gerade bei Sinnen war. „Ich kann währenddessen nach Brennholz suchen.“, drückte er die nächste Aussage nach, um sie zu einer Reaktion zu bewegen. Doch stattdessen, dass sie seine Bitte nachkam, schüttelte sie auf einmal ihren Kopf. „Mach lieber du.“ „Komm schon, Katie. Das ist nur ein-“ „Nein. I-ich kann nicht.“, sagte sie zögerlich und wandte den Blick wieder gen Boden. Marcus seufzte, doch ging er in die Hocke vor sie und hielt seinen Arm immer noch zu ihr ausgestreckt. „Aber du nimmst ihn an dich, okay?“ Wieder schwieg sie und konnte auch eine Abwehrhaltung ausmachen, als sie ihre Arme ineinander verschränkte. „Liebes-“ „Ich... ich will ihn nicht.“, hauchte sie dann und wich seinem Blick penetrant aus. Das hatte er fast befürchtet, dass das passieren könnte. Wie lange trug Katie nun ihren Stab nicht mehr bei sich? Eine viel zu lange Zeit, in der sie sich entfremdet haben könnte. Oder gar das Vertrauen verloren haben könnte. Sie war so lange von ihren Eltern abgeschirmt worden, dass sie keinen Zauberstab brauchte. Zumindest nicht wirklich und seit er mit ihr unterwegs war, war er ihr Schutzschild. Aber die Dinge haben sich gravierend verändert. „Bitte. Ich würde besser schlafen, wenn ich weiß, dass du deinen Zauberstab hast.“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Katie...“, seufzte er, „Ich weiß, du willst ihn wieder haben. Du hast dich am Anfang immer darüber beschwert.“ „Weil man ihn mir abgenommen hat, ohne mein Einverständnis!“, zischte sie plötzlich wütend. „Ich weiß,... es war nicht in Ordnung. Das ändern wir jetzt. Bitte nimm ihn.“ „Aber... vielleicht ist es doch gut so. Ich bin wahrscheinlich eine tickende Zeitbombe. Wenn ich wieder einen Ausbruch habe-“ „Der letzte Ausbruch ist Wochen her.“, unterbrach er sie direkt, „Du bist schon viel ruhiger geworden.“ „Ich... lass mich damit in Ruhe.“, sagte sie harsch und stand vom Baumstumpf auf, um dieser Situation aus dem Weg zu gehen. „Katie... Katie!“, rief er ihr hinterher, „Hey...“ „Bitte. Lass mich damit in Frieden.“, rief sie zurück über ihre Schultern. „Nein. Dein Zauberstab gehört zu dir.“, sagte Marcus bestimmend und erhob sich. Immer noch hielt er ihren Zauberstab in ihre Richtung. „Aber vielleicht... gehöre ich nicht mehr zu ihm.“, drehte sie sich erneut zu ihm um und schlug ihre Hände über den Kopf zusammen. „Wie... wie meinst du das?“ „Es... es ist ein Gefühl. Mr. Ollivander sagte immer, das der Zauberstab sich sein Träger aussucht, nicht umgekehrt. Es fühlt sich nicht mehr so an, als ob ich ein Recht darauf habe. Es ist abstoßend, okay. Ich kann einfach nicht.“, wieder wandte sie sich ab, „Ich such Feuerholz.“ Missmutig ließ er sie gehen und senkte seinen Arm. So viel zu dem Thema, ihr das duellieren beizubringen. Wie sollte er ihr das Selbstbewusstsein zurückbringen, wenn sie sich so dagegen wehrte? Ganz zu Schweigen zu dieser ganzen Bedrohung. Zwar gab er nie gerne damit an, aber er war schon immer ein ausgezeichneter Duellant gewesen und das war gerade sehr hilfreich. Kannte viele Zauber und Flüche, die er auch ohne zu zögern anwenden würde, wenn er damit Katies Leben retten konnte. Dennoch war es nicht dasselbe. Sie war viel zu tief drin in ihrem Schneckenhaus und hatte womöglich einfach schon resigniert. In diesem Moment war sie einfach eine leichte Beute. Was wiederum er ausgleichen musste. Marcus seufzte und drehte sich zum Zelt um, welches immer noch verlassen auf dem Waldboden ausgebreitet lag. Er verstaute ihren Kastanienholzstab wieder in seiner Lederjacke, bevor er seinen erneut erhob. Mit einem großen Schwung ließ er das Zelt sich erheben und selbstständig aufbauen. Kapitel 16: Frei sein --------------------- Ohne dass er es bemerkte, beobachtete sie ihn. Katie saß im Schlafraum auf ihrem Bett und konnte durch die offenen Vorhänge wunderbar bis in den Küchenabschnitt schauen. Marcus stand an der Arbeitsplatte, vor einem Gasbrenner und rührte einen Kochlöffel im Topf herum, der auf diesem Brenner stand. Neben ihm standen zwei geöffnete Dosen Ravioli, die er zuvor in den Topf gegeben hatte. Katie seufzte und ließ ihre Schultern hängen, während ihr Blick wieder auf ihr Notizbuch fiel. In ihrer rechten Hand hielt sie einen Bleistift. Ihr linker Ellenbogen stützte sich auf ihr Bein ab, während die Hand ihren Kopf hielt. In ihren Gedanken schwirrten so viele Gedanken umher, die sie kaum ordnen konnte. Also hatte sie wieder angefangen einfach drauf los zu schreiben. Und aus willkürlichen Worten, fiel ihr währenddessen einige Zeilen eines Liedes ein, welches sie sich Zuhause öfters angehört hatte. In der Zeit daheim,... hatte sie sich nicht nur barrikadiert, sondern war auch regelrecht am Laptop ihres Vaters versunken. So kam es, dass sie auf Amewu stieß. Einen Muggel-Musiker, dessen Lied „Wenn“ ihr so aus der Seele sprach, dass sie es immer und immer wieder angehört hatte. Und wie von selbst, schrieb sie die Zeilen in ihr Buch, die sie zumindest noch zusammenbekam. Wenn bunte Farben in deinen Augen nur grau erscheinen. Und alle außer dir einfach durch diese Mauer schreiten. Wenn deine Bauarbeiten ersetzt werden durch Trauerzeiten. Wenn nichts das Nichts davon abhält, sich weiter auszubreiten. Wenn Himmel Hölle ist und Erde irgendwas dazwischen. Gewinn die Völker frisst, und Werte durch Wirtschaft verwischen. Wenn meine Stimme bricht bei dem Versuch, es auszusprechen. Und ich noch innerlich versuche, etwas rauszupressen. Wenn Wellen brechen, was dein war, weil sie zu riesig sind. Wenn der Boden bebt, als ob plötzlich ein Krieg beginnt. Wenn Luft dich tötet, obwohl du sie doch zum Atmen brauchst. Wenn eine falsche Sonne scheint und dir die Nacht als Tag verkauft. Sie stoppte, als sie den Punkt gesetzt hatte. Wie nah diese Worte, ihre Seele widerspiegelten, wurde ihr erst jetzt wirklich bewusst. Obwohl sie keine fröhliche, bunten Farben sah und auch kein grau. Eher ein Dunkelgrau, bis schwarz. Und jedes Mal wenn sie überlegte, Marcus mehr zu erzählen, verwarf sie den Versuch wieder, da es so unfassbar schwer war, über ihre Ängste zu sprechen. Bisher schlug sich der ehemalige Slytherin ziemlich tapfer. So ganz nicht Slytherin-like. Aber was wäre, wenn er es erfahren würde? Er würde sie vermutlich für verrückt erklären. Durchgeknallt. Eine Irre. Katie hatte vor seiner Reaktion am meisten Angst. Die Furcht davor, nicht verstanden zu werden und dass er dann doch das Weite suchte. Sie alleine ließ. In der Nacht, in der sie sowieso nie schlafen konnte. Wann hatte sie das letzte Mal richtig tief geschlafen? Als sie im Koma lag vermutlich. Tagebuch hat sie darüber nicht geschrieben. Ihre Kräfte hatte sie schon längst verloren. Ein Grund mehr, wieso sie sich nicht bereit fühlte, ihren Zauberstab an sich zu nehmen. Das letzte was sie wollte war, einen Ausbruch mit Stab zu erleiden. Sie könnte Marcus verletzen. Oder sich selber. Sie konnte sich einfach nicht mehr selbst einschätzen. Ihr daher einen Zauberstab in die Hand zu drücken, war mehr als unverantwortlich. „Hier.“, durchfuhr Marcus Stimme ihren Gedankenfluss und panisch schlug sie das Notizbuch zu, bevor sie aufschaute. Der Schwarzhaarige hatte ihr einen Teller hingehalten, gefüllt mit dampfenden Maultaschen und Tomatensoße. „Danke.“, sagte sie leise, bevor sie den Teller nahm, das Buch auf einen Nachttisch warf, um dann das Essen auf ihren Beinen ab stellte. Er lächelte kurz, bevor er sich an ihre Seite setzte. Ebenso mit einem Teller Ravioli bewaffnet. Sie aß ohne weiteren Kommentar. Immerhin kam allmählich ihr Appetit zurück. Nach diesem langen Fußmarsch, war das langsam echt nötig. Marcus sah sie eh immer viel zu skeptisch an, sobald es ums Essen ging. Als würde er denken, sie würde bald von der Stange fallen. Zugegeben. Sie hatte deutlich abgenommen, was ihr Unwohlsein immer mehr verstärkte. Wahrscheinlich war sie mittlerweile auch untergewichtig. Ein Rippengestell und absolut nicht schön anzusehen. Ganz zu Schweigen von ihren tiefen Augenringen. Ein Wrack sozusagen. Und während sie einen Löffel nach dem anderen in den Mund schob, fragte sie sich erneut, womit sie Marcus Geduld verdient hatte. Jeder andere wäre schon kreischend davon gelaufen. So jemand wie sie, brauchte doch niemand. „Wenn du noch Hunger hast, für einen Teller hab ich noch was.“, erhob er erneut seine Stimme, doch sie schüttelte den Kopf. „Danke, aber das reicht. Du machst eh schon mehr bei mir drauf.“ „Das ist dir aufgefallen?“, lächelte er kurz und kratzte gerade die Tomatensoße zusammen. Katie sah zu seiner Seite auf und fragte sich auch, wie er so unbeschwert manchmal sein konnte. Sicherlich überspielte er auch einige Dinge. Aber er versuchte immer sie mit etwas Witz aus der Reserve zu locken. „Wenn wir nach Hause kommen, muss ich sicherlich wieder Kalorien anfressen, um im Quidditch überhaupt zu bestehen.“, grinste er weiter und sie ließ den Löffel klirrend in den Teller fallen. Abrupt sah er nun ebenso zu ihr auf, doch sie wich ihm direkt aus. „Was ist los?“ Nach Hause kommen. Kamen sie überhaupt jemals wieder nach Hause? Diese Frage hatte sie sich bisher noch nie gestellt. Obwohl es nun schon so lange her war, dass sie in ihrem eigenen Bett geschlafen hatte. „Katie?“, fragte er erneut nach, „Hab ich was falsches gesagt?“ Sie atmete tief durch, bevor sie ihre Gedanken offen aussprach. „Meinst du, wir kommen je wieder nach Hause?“ Sie sah im Augenwinkel, wie er ebenso den Löffel senkte. Es dauerte einige Zeit, bis er antwortete. „Sicher. Mach dir keine Sorgen darum. Das Gute gewinnt immer, oder?“ Sie rutschte mit ihrem Körper zur Seite, in seine Richtung. „Ich fühl mich mies.“, schoss es so schnell über ihre Lippen, dass sie es nicht aufhalten konnte. „Wegen?“ „Ich... bin hier. Wir sitzen hier fest, während alle anderen dagegen kämpfen. Das ist nicht... richtig.“ „Wir hatten keine Wahl, Katie. Du bist alles andere, als dazu fähig in einen Krieg zu ziehen.“, murmelte er und lenkte seinen Blick gen Teller, „Es ist besser so.“ „Aber-“ „Was würdest du denn machen?“, stellte er die Gegenfrage und sah wieder zu ihr, „Stablos. Nicht fähig rational zu denken. Taktisch. Hier geht es weder um einen Pokal, noch um irgendeine Prüfung, Liebes.“, sagte er ernst und seufzte, „Es ist gut so, wie es ist. Ehrlich gesagt,... wenn du... nicht so eingeschränkt wärst, wäre es mir eh lieber gewesen, dich nicht an vorderer Front zu sehen.“ „Weil du es mir nicht zutraust.“, deutete sie seine Worte. „Nein.“, kam es energisch zurück, „Weil ich Angst habe, dich zu verlieren. Das ist es mir nicht wert. Lieber würde ich... auf einen anderen Kontinent mit dir fliehen, als dass du mitten im Krieg stehst.“ „Wenn aber-“, begann sie erneut, doch wieder unterbrach er sie direkt. „Nichts aber. Diese Debatte steht gar nicht zur Verfügung, okay. Wir sind nicht in der Situation, in der wir es uns aussuchen können.“ „Aber nur... rein rhetorisch gesehen...“ Sie konnte das Thema jetzt nicht sein lassen. Immerhin war es endlich eine Sache, mit der sie mit ihm offen darüber reden konnte. Marcus seufzte und stellte seinen Teller auf den Boden ab, bevor er mit seinen Händen durch seine Haare fuhr und lautstark seufzte. „Gut. Wahrscheinlich würde ich auf deinen wundervollen Dickschädel treffen, mit der man Titanwände einschlagen könnte und am Ende, würden wir mitten in einer Schlacht stecken. Zufrieden?“ „Ja.“, nickte sie und konnte sich dann, merkwürdigerweise ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Und selbst dann, würd ich dein Leben, immer über das meine stellen.“ Ihr Kopf hob sich erneut zu seinem und wieder lächelte er, wenn auch seine Mimik eine leichte Spur von Ernsthaftigkeit hatte. Katie wollte etwas darauf erwidern, doch plötzlich stand er auf. Sie sah ihm irritiert hinterher. Er verschwand kurz in einem Nebenzimmer, in denen sie ihre Reisesachen verstaut hatten, als er kurze Zeit wieder vor ihr stand. Sie wollte fragen, was los war, als er ihr dann etwas reichte. Ein unförmiges Päckchen in blauem Geschenkpapier eingepackt, mit weißen Alpakas darauf. Sie zog eine Augenbraue noch oben. „Was zum-“ „Es ist Mitternacht. Happy Birthday.“ Sie blinzelte ein paar Mal mehr, als gewöhnlich und sah zu ihm auf. „Du hast daran gedacht?“, hauchte sie, als Marcus ihr das Geschenk einfach in den Schoß drückte. „Natürlich.“, grinste er wieder unverschämt und setzte sich erneut neben sie, „Denkst du ich vergesse deinen Geburtstag, nur weil wir in der Pampa sitzen?!“ „Na ja... ehrlich gesagt, hab ich das selbst vergessen.“ „Tja...“, zuckte er mit den Schultern, „Los pack aus.“ Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie war in letzter Zeit vieles. Nachdenklich, melancholisch, oft unzufrieden mit dem Lauf der Dinge. Aber das hier, ließ sie breiter lächeln und kurz diese gesamte Situation vergessen. Wie ein kleines Kind, zerriss sie das Geschenkpapier und keuchte, als etwas starres, glitzerndes, grünes Etwas in ihr Auge stach. Kurz huschte ein Blick zu Marcus, der sie nur weiterhin grinsend ansah, bevor sie das restliche Papier entfernte. Zum Vorschein, kam die Drachenfigur, die sie noch auf dem Dorffest so bewundert hatte. „Marcus...“ „Ich wusste dir gefällt's.“, grinste er immer noch über beide Ohren. Wie Recht er damit hatte. „Wie hast du...“ „Du hast es ewig angestarrt, aber du sagst nie gerade heraus, was du willst. Ich muss ständig raten, was dich anspricht.“, sagte er, „Eigentlich... wollte ich Karten für die Holyhead Harpies besorgen zu deinem 17. Geburtstag. Mit VIP-Plätzen, Rundum Komfort. Übernachtung, Frühstück. Ein Wochenende nur wir beide. Aber... na ja... fiel ins Wasser...“, sagte er leise zum Schluss, „Also... die Figur. Notlösung. Ich hab mich daran erinnert, wie irre du abgegangen bist beim Trimagischen Turnier, als die Drachen in der Arena waren.“, sagte er und ihre Augen weiteten sich. „Das war... ein Jahr bevor du mich überhaupt wahrgenommen hattest.“, sagte sie argwöhnisch. „Und? Deine laute Rufe, mit den Weasley Zwillingen, konnte man kaum überhören.“ Es war lange her, dass sie rot anlief. Aber das hier war so ein Moment. Sie erinnerte sich ebenfalls gut daran, wie sie mit Fred und George über die Zuschauertribünen gelaufen war und die Wetteinsätze begutachtet hatte und wie sie am Ende bei Harrys Prüfung den Ungarischen Hornschwanz angefeuert hatten... Im Nachhinein war das mega peinlich. Aber hey, sie war ein Teenager und absolut Drachenfanatisch. Dass er das allerdings mitbekommen hatte, gab der Sache noch eine extra Note von Scham dazu. „Du bist verrückt.“, murmelte sie und versuchte diesen peinlichen Moment zu übergehen, indem sie die Figur in ihren Händen drehte. „Verrückt nach dir.“ Sie stoppte in der Bewegung und sah ihn wieder so sanft lächeln, dass es schwer in ihrem Herzen wurde. Der nächste Impuls kam so schnell, dass sie es selbst nicht begreifen konnte. Sie stellte die Figur hinter ihrem Rücken auf das Bett ab, so dass sie ihre Hände frei hatte und legte diese auf seinen Hals ab. Sie zog ihn einfach zu sich und er ließ es geschehen. Ihre Lippen, rau und spröde, aber mit so viel Leidenschaft traf sie seine. Ihr Kuss wurde im nu erwidert und sie spürte zugleich seine Hände auf ihrer Taille. Hielten sie fest und sie fühlte sich wie zurückgeschleudert in die Vergangenheit. In das Klassenzimmer von Zaubertränke. Als sie ihn das erste Mal geküsst hatte. Es war wie früher. Als alles noch in Ordnung war. Als sie die Schmetterlinge in ihrem Bauch fand, wenn sie an ihn dachte und... an die Sommerferien, nach seinem Abschluss. Marcus zog sie näher zu sich, sodass ihr Oberkörper seine Brust berührte und spürte, wie er den Kuss vertiefte. So schön und... auf einmal wollte sie mehr als das. Am liebsten wäre es, er würde sie nie mehr loslassen. Sie würden einfach hier alles vergessen und- Doch abrupt löste er schwer atmend den Kuss. „Ich hab... noch eine kleine Überraschung.“, hauchte er leise. „Hä?“, kam es nur wirr aus ihrem Mund, da sie die plötzliche Kehrtwende von ihm nicht nachvollziehen konnte. Als sie in den Sommerferien bei ihm war, fing es genauso an und sie war es damals gewesen, die das ganze dann unterbunden hatte. Jetzt war sie schon so weit in ihren Gedanken, dass alles über Bord zu werfen und was tat er? Es verwirrte sie schlicht und einfach. „Ich... hab deine Zeichnung gesehen.“ „Welche...“, sie räusperte sich und schluckte den Kloß hinunter, „... Zeichnung?“ „Die vom... Quidditchfeld. Du vermisst das Fliegen, oder?“ „Bisschen.“, gab sie kleinlaut zu und nun entfernte sie sich selbst von ihm. Diese Situation war ihr nun zu merkwürdig. „Ich hab meinen Besen dabei. Wenn du willst,... kannst du morgen ein paar Runden darauf fliegen.“ „Du lässt nie jemand auf deinen Besen.“, hakte sie wissentlich nach. „Ausnahmen bestätigen die Regel.“, zuckte er mit den Schultern, „Er ist mir heilig, ja. Aber-“ „Heilig warum? Weil du ihn von Malfoys Vater gesponsert bekommen hast?“, fragte sie erneut nach und verschränkte ihre Arme ineinander. „Nei- ja. Gut. Erwischt. Aber du musst mir schon zustimmen, dass mir schwarz steht.“ „Blödmann.“, grinste sie dann doch und schubste ihn leicht, bevor sie noch einmal nachfragte, „Morgen? Vor... oder nach dem Frühstück?“ „Weder noch...“, sagte er dann jedoch vorsichtig, „Es gibt eine Voraussetzung.“ „Welche?“ Okay, jetzt wurde ihr doch wieder mulmig zumute. Der Nimbus 2001 war nicht ohne Grund sein wertvollster Besitz, wenn es auch mittlerweile schnellere Besen gab. Und auch, wenn sie es ihm nie unter die Nase reiben würde. Schwarz stand ihm verdammt gut. „Du trainierst mit mir.“ „Quidditch?“ „Nein.“, schüttelte er direkt den Kopf, „Verteidigungszauber. Duellieren. Ich bring dir alles bei, was ich weiß. Jeden Zauber, jeden Fluch...“, er stoppte kurz, bevor er seine Aussage definierte, „Okay, nicht jeden Fluch...“ Ihre Nackenhaare stellten sich bei dem Gedanken sofort wieder auf. „Vergiss es.“, schaltete sie direkt auf Notschalter. „Katie...“ „Ich kann das nicht.“ „Doch, du kannst. Nein, du musst.“, korrigierte er sich, „Wir fangen auch klein an. Das ist die einzige Bedingung, die ich habe.“ Sie befeuchtete ihre Lippen und sah ihn skeptisch an. „Ich weiß, du hast Angst, dass du dich entfremdet haben könntest, aber das stimmt nicht. Du brauchst einfach nur ein bisschen mehr Selbstvertrauen. Wir kriegen das schon wieder hin.“ „Wie sieht... klein aus?“, kam es leise über sie. „Normale Selbstverteidigung. Damit du dich wehren kannst, für den Notfall. Mehr will ich gar nicht.“ Sie schluckte zögerlich. Es war für sie eine Horrorvorstellung morgenfrüh ihren Zauberstab wieder in den Händen halten zu müssen. „Angenommen... du merkst, wie ich Anzeichen zeige eines Ausbruchs-“ „-hören wir sofort auf.“, versicherte er ihr. Aber wenn sie dafür wenigstens ein bisschen sich frei fühlen durfte. Danach? „Und ich darf auf deinem Nimbus fliegen?“, fragte sie noch einmal deutlich nach. „Paar Runden. Kurz Höhenluft schnuppern.“ Würde sie es in Kauf nehmen. „Abgemacht.“ Kapitel 17: Innere Qualen ------------------------- „Okay, folgende Situation.“, sagte Marcus und trat hinter Katie, „Dein Gegner steht hier, wie ich jetzt.“, erklärte er ruhig und umfasste ihre Handgelenke, die er auf ihrem Rücken zusammenhielt, „Hat dich fest mit einer Hand im Griff. Mit der anderen Hand, hat er seine Zauberstabspitze hier.“, sagte er und deutete mit seinem rechten Zeigefinger auf ihren Hals, „Was machst du, um aus dieser Position auszubrechen?“ „Ohne Zauberstab?“, sagte sie leise, aber fest in ihrer Stimme. „Ja. Ich sagte doch, wir fangen klein an. Selbstverteidigung, Katie. Was tust du?“ „Keine Ahnung... das ist doch unmöglich. Sobald ich... mich wehre, verflucht er mich.“ „Überleg doch mal.“, flüsterte er leise in ihr Ohr, „Was würde eine Frau machen...?“ Er ließ die Frage auf sie wirken. Gab ihr die Zeit. Wenn sie nicht von sich aus darauf kam, dann hatte er verdammt viel aufzuholen. Doch plötzlich merkte er, wie sie versuchte mit ihrem Ellenbogen auszuholen. Doch er konnte es ziemlich schnell abfangen und ihr Einhalt gebieten. „Netter Versuch, aber du hast keine Gewalt in deinen Armen, Süße. Dafür müsstest du weiter ausholen. Kannst du nicht. Also...?“ „Also doch unmöglich.“ Er seufzte lautstark. „Welche Körperteile hat der Angreifer nicht abgedeckt?“ „Ich weiß nicht, auf was du hinauswillst.“, gab sie knirschend zurück und er trat leicht gegen ihre Beine, mit seinem rechten Fuß. „Beine.“ „Darauf stehe ich.“ „Das ist mir bewusst.“, kommentierte er trocken, „Heb dein Fuß.“ „Egal mit welchem?“ „Mit dem Fuß, mit dem du am meisten Kraft hast.“ „Also rechts?“ „Wenn das dein starker Fuß ist, ja.“, antwortete er, mit einem genervten Unterton. Katie gehorchte. Etwas wacklig stand sie auf nur einem Bein, doch er hob sie fest, so dass sie nicht das Gleichgewicht verlor. „Und was ist das jetzt? Der sterbende Schwan?“, zickte sie erneut sarkastisch. „Wir sind heute aber besonders witzig.“, konterte er und schüttelte dann doch den Kopf, „Du musst dich befreien und das schaffst du nur mit einem gekonnten Tritt auf die Zehenspitze. Nimm die Ferße. Bein Anziehen, mit voller Wucht runter. Dein Gegner wird damit nicht rechnen. Schon gar kein Greifer.“ „Wieso bist du dir so sicher?“, fragte sie und setzte ihren Fuß langsam wieder auf den Boden ab. „Die sind dumm wie Stroh. Sie fühlen sich mächtig mit einem Zauberstab und denken, sie wären dir überlegen, aber sie wissen nicht, wie schmerzhaft so ein Tritt sein kann. Du nutzt also den Überraschungseffekt...“, nahm er den Unterricht wieder auf und drehte sie zu sich herum, „... sobald er dich loslässt, umdrehen, Knie hoch. Zwischen rein halten.“, wies er an, nahm dazu ihr Knie zu sich hoch und stoppte diesen Teil ihres Körpers, kurz vor seiner Mitte. „Und wenn es eine Frau ist?“, zog sie das Knie zurück. „Tu das selbe. Da unterscheidet sich nicht viel.“ „Woher-“ „Quidditch, Katie. Ich will mich ja nicht mit den Fouls brüsten...“ „Die waren schon oft unter der Gürtellinie.“ „Aber sie waren wirkungsvoll.“ „Bei manchen Manöver hätte man euch disqualifizieren sollen! Ihr habt Angelina einmal in die Tribüne reinknallen lassen, weil sie nicht mehr ausweichen konnte und ihr sie eingeklemmt hattet!“ „Sie hätte ausweichen können. Nach oben, oder unten. Johnson hatte einfach nur nicht aufgepasst, wie nah sie den Zuschauertribünen schon war. Nicht mein Problem.“ „Du... du...“ „Wollen wir uns weiter streiten, was früher war? Oder machen wir hier weiter? Ich meine, ist deine Zeit. Je länger wir brauchen, desto weniger Zeit auf dem Besen.“ „Hmpf.“, kam es stumpf über ihre Lippen, „Schön. Mach weiter.“ Er atmete tief durch, bevor er sie erneut zur Anfangsposition zurückdrehte. „Ein schneller Durchlauf. Los.“ „Jetzt?“ „Nein, übermorgen. Natürlich jetzt. Überrasch mich.“, grinste er und tatsächlich versuchte sie ihr Glück. Leider war sie viel zu langsam. Nun gut, er war ja auch vorgewarnt. Aber sie lernte schnell, in dem sie es auch einmal mit dem linken Fuß probierte. Manchmal war es wirklich haarscharf gewesen, dass sie seinen Fuß traf. Aber nie kam sie soweit, dass sie ihr Knie erheben konnte. „Okay, gut... gut soweit. Gehen wir einen Schritt weiter, nachdem du deinem Gegner in die Weichteile getreten hast.“ „Da geht es noch weiter?“ „Dein Gegner hat immer noch einen Zauberstab. Den musst du ihm abnehmen. Und damit meine ich nicht, dass er ihn fallen lässt, oder du ihm diesen aus der Hand schlägst. Wegnehmen Katie. Wichtig.“ „Auch das, ohne eigenen Stab?“ „Wenn er dich schon im Schwitzkasten hatte, hast du deinen Zauberstab ganz gewiss nicht mehr in der Hand.“, sagte er ernst, „Also... wenn er zu Boden geht, kann es sein, dass er den Stab fallen lässt, aber er wird ihn definitiv locker in der Hand haben. Nimm ihn einfach und bring Abstand zwischen dir und dem Greifer.“ „Und wenn es mehrere sind?“ „Schwieriger. Dafür musst du an deiner Schnelligkeit arbeiten, oder du wartest auf einen günstigen Moment, wenn es auch heißen mag, dass du dich vorerst verschleppen lässt. In der Gruppe sind sie stark, einzeln kaum würdige Gegner. Selbst für dich.“ „Sehr motivierende Worte.“, murmelte sie beleidigt und er ließ sie los. „Ich sag nur die Wahrheit. Das ist kein Spiel, Katie. Jede Entscheidung die du triffst, kann auch vollkommen nach hinten losgehen. Du musst dir deine Sache sicher sein.“, sagte er und trat wieder vor sie, „Üben wir ein bisschen deine Reflexe.“, sagte er und drehte ihr den Rücken zu. „Was ist... wenn es kein Greifer ist?“, kam es unsicher von ihr und er wandte sich halb zu ihr um. „Todesser?“, fragte er zurück, „Dann tust du nichts dergleichen.“, bevor er ihr den Rücken wieder zudrehte und einige Steine vom Waldboden aufhob. „Wie bitte?! Wofür machen wir dass Theater dann?“ „Das sind Maßnahmen, wenn du Unbewaffnet bist. Gegen einen Todesser machst du gar nichts ohne Zauberstab.“ „Das ist nicht dein ernst?“ „Doch. Mein voller ernst.“, hob er die Arme zu beiden Seite hoch, „Die ticken anders. Ein Greifer würde dich nie lebensbedrohlich verletzen, weil sie dafür nicht abgestellt worden sind. Das machen die dicken Fische. Sie würden sich mit so einem Verhalten selbst exekutieren.“, sagte er und kam erneut auf sie zu, „Ein Todesser,... wird keine Sekunde zögern. Wenn du ihm auf den Geist gehst...“, blieb er vor ihr stehen, „... dann wird er dich töten.“ Marcus sah, wie Katie über seine Worte schluckte. Eigentlich wollte er das Thema nur kurz anschneiden, aber mitten im Satz, war er dann doch drastischer geworden. Er musste es ihr einfach begreiflich machen, in welcher Gefahr sie schwebte, wenn sie sich weiterhin gegen den Zauberstab sträubte. „Ich habe keine Lust deine Eltern an dein Grab zu führen, nur weil du gedacht hast, einen Todesser ohne Stab zu überlisten.“ „Ist ja gut, ich hab's kapiert.“, hörte er sie leise murmeln. „Versteh mich nicht falsch. Ich hoffe einfach, dass so ein Fall nie eintreten wird. Ich werde immer an deiner Seite sein und jeder der an dich ran will, muss erst an mir vorbei.“, wählte er seine Worte mit bedacht, „Aber wenn du in so einer Situation drin bist. Unternimm nichts. Mach was sie sagen und hoff auf das Beste. Das ist die einzige Chance zu überleben, Katie.“ „Okay.“ „Gut. Reflexe üben.“, murmelte er und ging wieder einige Schritte zurück, „Ich werfe, du fängst.“ „Wird das... jetzt doch Quidditchtraining?“ „Nein.“, lächelte er dann doch wieder sanft, um den Moment zu entspannen, „Ich will nur sehen, wie schnell du reagierst. Das ist später wichtig, wenn wir zum Duellieren kommen.“ Er sah sie leicht Nicken, bevor er den ersten kleinen Stein warf. Wie erwartet fing sie diesen ohne mit der Wimper zu zucken. Wenigstens etwas, worin er sich nicht getäuscht hatte. Auch mit dem nächsten Stein hatte sie keinerlei Probleme. Genauso als er das Tempo erhöhte und die Steinchen mal mehr und mal weniger zu ihren Seiten warf. Ihre Jägerqualitäten kam immer noch in ihr hervor. Was ihn auch schwer verwundert hätte, wenn es anders gewesen wäre. Immerhin war sie die Talentierteste in Gryffindor gewesen. Kaum zu Glauben, dass ihr das den Vorteil verschaffen sollte. Würde sie sich so auch duellieren; schnell, taktisch, sicher. Wäre es ein leichtes, ihr das gewisse Know-How zur richtigen Stabführung beizubringen. Dazu müsste sie nur noch ihren Zauberstab akzeptieren... Stunden später konnte Marcus sein Feingefühl kaum selbst glauben. Irgendwie hatte er es geschafft Katie den Kastanienstab in die Hand zu geben. Sie war vorsichtig, aber sie vertraute auf seine Worte, dass nichts Schlimmes passieren würde. Sie flüsterte einmal, dass sie Angst hatte, der Zauberstab könnte sich in Form von explosiver Magie äußern. Aber die Sorge war völlig unbegründet. Sie blühte regelrecht auf. Besonders, als er ihr einige Verteidigungszauber beibrachte. Natürlich ging der eine oder andere Zauber daneben, oder wurde falsch ausgeführt. Aber nichts, was man nicht üben könnte. „Okay, kommen wir zu den aggressiven Zauber.“, sagte er dann und wie schon bei den einzelnen Schutz- oder Parierzauber, stellte er sich neben sie, „Der Schockzauber.“. „Der Stupor?“ Er sah anerkennend zu ihr herab, da er immer noch einen ganzen Kopf größer war. „Du kennst ja doch was.“ „Harry hat schon versucht mir den nahezulegen. Hat nie funktioniert.“ „Potter?“ „Mhm... nachdem Umbridge uns nur die Theorie aufschwatzen wollte.“ „Die Geschichte... verstehe.“, murmelte nun er und hob seinen Zauberstab, „Gut, hör zu. Es muss ruckartig kommen. Kein langes Zögern, keine Unsicherheiten. Kraftvoll und es braucht eine deutliche Aussprache. So in etwa.“, endete er und zog seine Hand, in dem er seinen Zauberstab hielt, weit an seinen Körper, bevor er zügig diesen wieder nach vorne schnellen ließ, „Stupor!“ Ein weiße Kugel, mit einem blauen Schimmer trat aus seiner Stabspitze hervor und steuerte in einem Affenzahn auf einen Baum zu. Es knallte kurz und zurück blieb ein dunkler brauner Fleck. „Das krieg ich nie hin.“ „Du vertraust dir und deinen Fähigkeiten immer noch nicht. Du kannst so vieles mehr, wenn du es dir nur zutrauen würdest.“ „Nein, du irrst dich. In sowas war ich schon immer scheiße. Den einzigen Zauber den ich kann, ist der Patronus.“ „Besser als ich?“, grinste er dann und er sah, wie ein Rotschimmer über ihre Wangen huschte. „Es ist ein Fuchs.“, gab sie kleinlaut zu und er zog beide Augenbrauen nach oben. In erster Linie wusste er nicht, was er dazu jetzt sagen sollte. Er mühte sich wirklich Wochen ab mit dem Patronuszauber und sie war in der Lage sogar einen Gestaltlichen heraufzubeschwören. Dabei traute sie sich nichts anderes zu? Woher kam nur dieses Missvertrauen in ihre eigene Magie? Na gut, wenn er es sich recht überlegte. Katie war schon immer unsicher gewesen. Wenn er allein daran dachte, dass sie in Zaubertränke einfach alles vermasselte, was man nur vermasseln konnte. Und selbst McGonagall sagte ja, dass sie in der Verteidigung eher das schwache Glied ihres Jahrganges war. Aber verdammt... „Du kriegst einen gestaltlichen Patronus hin und zweifelst an einen lächerlichen Schockzauber?! Was stimmt denn mit dir nicht?“, keuchte er dann verwirrt. „Aber nur weil ich monatelang nichts anderes geübt habe.“ „Genau das versuche ich dir die ganze Zeit über klarzumachen. Es ist alles eine Sache der Übung, Liebes.“ „Hast du richtig zugehört? Monate... für einen Verteidigungszauber. Ich hab für all das keine Monate Zeit, Marcus. Du machst das aus dem Stehgreif. Einfach so, als wäre es angeboren. Ich kann das nicht. So... bin ich einfach nicht!“ „Okay, pass auf.“, sagte er und senkte seinen Stab, bevor er seine Hände auf ihre Schultern legte, „Wir machen hier nur einen Crashkurs, Katie. Für den Notfall. Ich verlange nicht von dir, dass du von heute auf morgen ein Ass im Duellieren wirst. Das sind jahrelange Erfahrungen, die ich mitbringe. Ich hab das auch nicht mit der Muttermilch einfach so aufgenommen.“ „Dafür wirkst du ziemlich sicher, in dem was du tust.“, murmelte sie und fing an, am Ende ihres Pullover zu rupfen. „Weil ich musste und es hier und jetzt muss. Du kannst das auch. Deine Magie kommt nicht von irgendwo...“ „Aber ich bin nur zur Hälfte-“ „Stopp. Vage es nicht, den Satz auszusprechen. Das hier ist kein Ding deines Blutstatus, verstanden?!“ „Aber-“ „Nein. Hör auf so einen Bullshit zu reden.“, sagte er fast schon wütend, über ihre anfängliche Aussage, „Ein Beispiel. Granger. Muggelgeborene und trotzdem hat sie die besten ZAG's gehabt, seit einem Jahrhundert. Ein anderes Beispiel. Gregory Goyle. Reinblut, völlig hohl in der Birne, kann noch nicht mal richtig Lesen.“, zählte er die Fakten auf, doch als sie weiterhin so betrübt wirkte, platze für einen Moment sein Nervenkostüm. Er zog seinen Zauberstab und murmelte einen kleineren Schnittzauber, den er auf seine Handinnenfläche sich entfalten ließ. „Merlin, was tust du denn da!?“, kam endlich eine Reaktion ihrerseits, doch er war noch lange nicht fertig. Er packte etwas fester nach ihrer Hand und zog nur ganz kurz, aber mit bestimmender Härte, seine Spitze über die Mitte ihrer Handfläche. „Aua...“, zischte sie und wollte schon die Hand zurückziehen, doch er ließ sie nicht aus seinem Griff. „Sorry, aber ich weiß nicht, wie ich dir das sonst begreiflich machen soll. Deine Magie kommt nicht hier von.“, sagte er und hob ihre Hand vor ihr eigenes Gesicht, „Dein Blut ist weder braun, noch schwarz und meines ist nicht blau, grün, oder von mir aus lilablaßblau. Es ist rot, wie deines.“, und ließ ihre Hand abrupt los, bevor er seine unverletzte Hand auf die Stelle ihres Herzens legte, „Hier kommt sie her. Nirgendswo anders, Katie. Natürlich hat der eine oder andere eine gewisse Begabung für manche Dinge, aber es ist nicht essenziell wichtig. Du musst endlich anfangen darauf zu vertrauen, was du kannst. Was du bisher geschafft hast.“ Die Worte kamen wie ein sprudelnder Geysir über seine Lippen, die er schon lange in sich hatte, aber es bisher nie aussprach, weil er ihr diese Dinge nicht einfach so an den Kopf knallen wollte. Aber das alles musste einfach endlich raus! „Sieh dich an. Vor Monaten wäre das, was wir hier machen, nicht möglich gewesen. Du hast kaum gesprochen, warst ständig in deiner eigenen Welt versunken. Manchmal dachte ich daran, dass du dir irgendwann etwas antust, weil du damit nicht klarkommen würdest. Aber du hast dich zusammengerissen. Du bist hier. Wir reden offen und ehrlich über die Dinge, die dich belasten. Lass es nicht daran scheitern, nur weil deine Angst, dein Vertrauen an dich selber überstimmt.“ „Marcus...“, wimmerte sie und erkannte Tränen in ihren Augen. „Du... musst deine Angst endlich loslassen. Ich kann das abhaben. Friss nicht alles in dich hinein.“, wurde er etwas leiser und strich ihr die Tränen beiseite, „Wie sagen die Muggel immer... geteiltes Leid, ist halbes Leid?“, lächelte er sanftmütig. Eine Antwort bekam er nicht. Nur eine Reaktion, in Form einer heftigen Umarmung. Sie warf sich regelrecht in seine Arme und begann dann erst richtig an zu Schluchzen. „Ich... ich hab... das Gefühl... als würde ich eingehen.“, weinte sie und benetzte seine Pullover mit ihren Tränen. „Es... sind die Träume, oder?“, fragte er behutsam und Marcus merkte, wie sie ihren Kopf hoch und runter bewegte, während sie ihre Finger in sein Oberteil krallte. „Auch.“, schluchzte sie und sah zu ihm hoch, „Ich hab sie gesehen.“ „Wen?“ „Ich... ich bin ihnen über den Weg gelaufen, als... als Dumbledore starb und... ich war wie eingefroren.“ Sie musste es nicht aussprechen. Das nicht. Er wusste so oder so, wen sie damit meinte. Todesser. „Diese Blicke verfolgen mich in den Träumen, deswegen schlaf ich nicht. Ich hab so eine Panik davor, dass ich.... dass ich Angst habe, mein Herz bleibt stehen.“ „Du hast niemanden davon erzählt?“, murmelte er und drückte sie näher an sich, als sie heftig ihren Kopf schüttelte. „Ist das... schlimm?“ „Quatsch. Alles gut.“, sagte er und schob sie nur ein wenig von sich, „Hauptsache du sagst es jetzt endlich.“, kam es behutsam und strich weiterhin seine Hände über ihr Rücken, während er seine Stirn gegen ihre legte. Marcus schloss seine Augen und er sah noch beim zumachen, wie sie es ihm gleichtat. Als er anfing mit ihr zu arbeiten, hatte er nicht daran gedacht, dass er heute so weit in ihre Psyche eindringen würde. Dass sie es sogar zuließ und sie endlich dieses bitterliche Schweigen brach. Heute fielen unendlich viele Vorhänge und er würde es nicht zulassen, dass sie diese jemals wieder vor ihm hochzog. „Und die Alpträume?“ „Die... sind anders.“ „Inwiefern anders?“ Er hörte sie laut ausschnaufen und spürte ihre Finger viel härter in seine Brust. Er sagte nichts und von ganz alleine, begann sie leise zu erzählen. „Es ist nichts, was aktiv passiert ist. Also... denke ich. Ich... weiß nicht.“, hauchte sie, „Es ist ein Raum und es ist stickig und warm, aber eklig warm, unerträglich.“, kamen die Worte unkontrolliert über ihre Lippen, „Der Boden ist kein Boden und die Wände sind keine Wände... ich...“, plötzlich schob sie sich aus seiner Umarmung und hielt sich auf Abstand, „Du hältst mich für irre, wenn ich dir das erzähle.“ „Nein, nein, nein... ganz und gar nicht. Katie,...“, flüsterte er und öffnete seine Augen, „Dir ist etwas Schlimmes widerfahren und es ist völlig okay, wenn dich das aus der Spur haut.“, sagte er und griff sanft nach ihren Händen. Die eine Hand, in der er vorhin einen Schnitt verursacht hatte, war schon längst wieder versiegt und nur das dunkelrote, getrocknete Blut konnte man sehen. Genauso, wie seine Wunde gerann. „Teufelsschlingen.“, hauchte sie dann abrupt heraus und er zog eine Augenbraue nach oben. „Teufelsschlingen?“, fragte er verwirrt nach. „Ja... nein, irgendwie so. Es sieht so aus, von der Form her. Der Boden und die Wände sind voll davon, aber...“, sie stockte kurz, „Es ist nicht grün, wie Pflanzen sind, sondern... beige. Orange, leicht rosa. Wie... wie...“, sie suchte nach einem Wort, dass sie vermutlich als Vergleich nehmen könnte, „Wie eine Verletzung. Wie die offene Wunde vom 5. Schuljahr. Du weißt schon,... als Oliver mich vom Besen schlug.“ „Wie... meinst du das? Eine Wunde?“ „Das Innere davon und es wird immer enger und... kommt näher und... als würde es versuchen, mich zu ersticken.“ Er versuchte ihre Worte zu folgen, aber er bekam keinen Reim darauf. Katie träumte also von... einer Fleischwunde, in der sie steht? Das ergab alles überhaupt keinen Sinn. „Oh Gott,... ich glaube, mir wird schlecht.“, hörte er sie auf einmal murmeln. Mit einem Mal riss sie sich gänzlich von ihm los. Eilig waren ihre Schritte, bis hin zu dem Baum, an dem er vorhin noch den Schockzauber vorführte. Sie lehnte sich mit Wucht dagegen. Ihr Kopf viel nach vorne und sie erbrach sich kurz darauf hemmungslos. „Shit...“, stieß er atemlos aus und trat hinter sie. Er nahm instinktiv ihre Haare, die durch den Schwung ebenso nach vorne gefallen waren und flocht sie zusammen, um diese aus ihrem Gesicht zu halten. „Tut mir Leid.“, stotterte sie langsam. „Es gibt nichts, für was du dich entschuldigen musst. Vielleicht... sollten wir hier aufhören.“ „Nein... warte.“, stockte sie und er sah, wie sie noch einmal kurz den Speichel ausspuckte, „Da gibt’s noch etwas und bevor ich den Mut dazu verliere...“, begann sie und drehte sich zu ihm herum, „Da sind Stimmen.“ Sein Mund stand kurz offen, als sie ihm diese drei Wörter offenbarte. Auf einmal kam ihm wieder in den Sinn, was in der Ferienhütte passiert war. Damals sagte sie schon, dass sie Stimmen hörte in ihrem Kopf. Die ihr irgendetwas zuflüsterten und sie in so eine Panik versetzte, dass sie zu ersticken drohte. „Ich... hab sie öfters in meinem Kopf. Und... erst wusste ich nicht, was das alles bedeutet, wer sie sind... Immer dann wenn ich nicht schlafen konnte, hab ich versucht mich daran zu erinnern, um mich vom Schlafen abzulenken.“ „Bist du auf was gestoßen?“ „Ich... ich denke, die eine Stimme habe ich erkannt.“, hauchte sie vorsichtig. Marcus schloss seinen Mund wieder und schluckte. „Du... erkennst eine Stimme? Wer?“ „Ich... ich glaube, es ist Mama.“, kam es fast schon zu leise über ihre Lippen, als würde sie es selbst nicht glauben. Und auch der Schwarzhaarige konnte sich nicht vorstellen, dass sie hier richtig lag. Wie sollte denn... Emily in diese ganze Sache verstrickt sein? Sie hatte doch überhaupt nichts damit zutun, wie es Katie derzeit erging. Sie war weder beim Anschlag anwesend, noch in Hogwarts, als Dumbeldore ermordet wurde. Das... „Du musst dich irren.“ „Ich bin mir... ziemlich sicher. Klar... es ist nicht eins zu eins ihre Stimme. Aber... ich hab das im Gefühl... sie klingt... höher und... jünger... ich weiß doch auch nicht.“, schüttelte sie ihren Kopf und hielt sich ihre Hände vor ihr eigenes Gesicht. Höher, jünger... Er sagte es nicht laut, aber das war verrückt. Das war für ihn zu hoch. Da gab es keine Verbindung, oder doch? Übersah er hier etwas? Kurz zuckte ein Gedanke durch seinen Hirn. Wenn er doch nur einmal kurz in ihre Gedanken eintauchen könnte. In ihren Kopf gucken. Nach dem Rechten sehen. Vielleicht war es ja eine Erinnerung an Katies frühster Kindheit, die ihr jetzt nicht mehr bewusst war? Immerhin... erinnert man sich später als Erwachsener, nicht mehr an alles, was im Kindesalter passiert war. Die Lösung war zum Greifen nah, aber er verschwieg ihr diesen Weg. Bisher war er nur in Köpfe eingetaucht, die psychisch bei Sinnen waren. Was er damit in ihrem Kopf anrichten könnte,... da sollte er lieber die Finger von lassen. Er atmete tief durch, als er einen anderen Strang aufnahm. „Und... die andere Stimme?“ „Sie ist... eindeutig männlich. Aber keine Ahnung,... ich kenn sie definitiv nicht.“ „Was sagen sie so?“, fragte er und strich erneut einige Strähnen aus ihrem Gesicht. „Vieles ist undeutlich und... ich spüre Finsternis und da ist so viel Schmerz...“, krächzte sie wirr und sah auf ihre Schuhe, „Er ruft immer etwas, aber das verstehe ich nie, weil die Wände schon so nah sind, dass ich einen ohrenbetäubendes Klopfen höre.“, erklärte sie und schaute wieder zu ihm auf, „Ergibt das irgendeinen Sinn für dich?“ „Nein. Keine Ahnung. Eine Erinnerung vielleicht...“, murmelte er. „Aber dann würde ich die andere Stimme doch kennen?!“ „Nicht unbedingt,...“, murmelte er, „Egal erst mal. Wir machen hier jetzt Schluss.“, sagte er dann und er sah hoch in den Himmel, „Die Sonne geht bald unter und...“, kam es über seine Lippen, bevor er aus seiner Jogginghose, etwas Kleines herauszog, „... bei Nacht, lass ich dich nicht fliegen.“, lächelte er, als er ihr die Miniatur seines Nimbus 2001 in ihre Hände legte. Sie sah erstaunt in ihre Hand und dann wieder zurück in seine grünen Augen. „Jetzt?“ „Wann sonst? Du brauchst eine Pause.“, seufzte er, „Wenn mir der Kopf früher fast geplatzt wäre, hat Fliegen schon immer geholfen. Na los, bevor ich es mir anders überlege.“ Er sah ein leichtes Lächeln auf ihren zarten Lippen und es entspannte ihn auf der Stelle. Er begann ebenso an zu Lächeln und drehte sich zum Zelt herum, als ihre Stimme ihn im Gehen erreichte. „Wa-warte! Du musst ihn noch vergrößern!“ „Das machst du schon.“, rief er grinsend über seine Schulter und verstaute seine Hände in den Hosentaschen, während er sie lautstark meckern hörte... Kapitel 18: Die Nähe des Anderen -------------------------------- „Das machst du schon.“, hatte er ihr nur stumpf zugerufen. Vor ein paar Minuten wollte sie noch in seiner Nähe sein. Jetzt würde sie gerne ein paar kleine Steinchen an seinen Hinterkopf werfen. Auch wenn Katie ziemlich aufgewühlt war. Immer noch. Dennoch wurde der Platz in ihren Gedanken schon für das Fliegen geräumt. Marcus hatte eine seltsame Art, sie aus den Geschehnissen wieder herauszuholen. Und... sie war ihm unendlich dankbar dafür. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass sie ihm wirklich über ihre Träume aufgeklärt hatte. Es hatte ihr ungeheuerlich viel Mut gekostet, aber zum ersten Mal fühlte sie sich befreit davon. Sie war jetzt nicht mehr alleine damit. War sie eigentlich nie. Der ehemalige Slytherin gab ihr von Anfang an den Halt und die Zuversicht, sie wollte es nur nicht sehen. Aus Angst, oder Scham... oder weil sie sich damit so verletzlich zeigen musste. Ihr Blick fiel wieder auf diese Miniatur seines Besens und überlegte fieberhaft, wie der Zauberspruch hieß, zum Vergrößern von Gegenständen... Insgesamt hatte es fast zwanzig Minuten gedauert, bis sie endlich bereit war ihre Gedanken loszulassen. Sieben Minuten hatte es gebraucht, bis sie auf den richtigen Zauber kam und die restliche Zeit hatte sie damit verbracht, seinen Besen in die Normalgröße zu versetzen. Entweder es tat sich gar nichts, oder einmal hatte sie den Besen zu groß verwandelt und ihn danach aus versehen wieder in die Miniaturform zurück gezaubert. Andauernd hatte sie Marcus Blick im Nacken gespürt. Vielleicht hatte er auch gegrinst, weil sie echt ein hoffnungsloser Fall war. Doch jetzt war sie schon so gut wie in der Luft. Sie musste nur noch warten, bis der Schwarzhaarige das okay gab. Er hatte gemeint, er würde erst die Lichtung überprüfen, bevor sie aus dem Schutzzauber heraustreten dürfte. Also wartete sie... ungeduldig. Andauernd hippelte sie von einem Fuß auf den anderen, während sie beide Hände fest um den Nimbus 2001 geschlungen hatte. Die glatte Oberfläche des Stils beruhigte sie auf eine gewisse Art und Weise und trotzdem schien sie ein wenig nervös zu sein. Ob sie überhaupt noch Fliegen konnte? Ihre Mum würde wahrscheinlich sagen, dass man es nicht verlernt. Wäre wie Fahrrad fahren... „Okay, sieht alles ruhig aus.“, riss Marcus Stimme sie aus ihrer Starre. „Eh... gut. Kann ich... dann?“, fragte sie langsam und er nickte, bevor er den Arm in Richtung der Lichtung ausstreckte. Sie ging voraus durch die Barriere und mit einem Mal kam ein kräftiger Windzug, der durch die Blätter der Bäume fegte. Ihre Haare tanzten offen wild umher und sie zog eine Portion der frischen Luft in sich hinein. Es tat ungeheuerlich gut raus aus der Schutzkuppel zu sein. Die Luft war irgendwie sauberer, hatte sie zumindest im Gefühl, auch wenn es eher ein Hirngespinst war. Sie sah zu Marcus, der an ihrer Seite stand. „Ich... kann wirklich?“ „Klar. Allerdings... nur zehn Minuten, Katie. Ich will unser Glück nicht herausfordern.“ „Zehn?!“, fragte sie empört nach, „Komm schon,... ich bin ewig nicht mehr geflogen! Das letzte Mal... am Anfang des 6. Schuljahres.“, setzte sie dazu, „Halbe Stunde, ja?“ „Ich werde das nicht mit dir ausdiskutieren. Vor ein paar Tagen wurden wir noch verfolgt.“, schüttelte er sofort den Kopf. „Fünfzehn?“, fragte sie nun etwas sanfter und setzte ihren lieblichen Blick auf, von dem sie wusste, dass er einknicken würde. „Sieh mich nicht so an...“, kam es gequält über seine Lippen. „Bitte...“ Merlin, dass sie ihn mal darum anbetteln musste, ihre Beine über den Besen schwingen zu dürfen, war so fernab von jeder Realität. Aber was tat man nicht alles dafür? Katie liebte das Fliegen. Klar sie liebte auch Quidditch, aber das Fliegen gab ihr schon als Kind ein Gefühl von Freiheit. Und das war etwas, was momentan wirklich nicht gegeben war. Auf einer Flucht war man nicht frei... „Na schön...“, seufzte er, „Fünfzehn Minuten von mir aus.“ Sie quiekte kurz fröhlich auf und umarmte ihn stürmisch. Ließ ihn aber kurze Zeit später wieder los, um sich direkt auf den Besen zu setzen, als er sie abermals abhielt. „Warte... bist du schon mal auf einem Nimbus geflogen?“ „Nein. Wo denkst du hin...“, sagte sie prompt, „Die sind viel zu teuer...“ „Okay... dann... sei vorsichtig. Er hat einen schnellen Start und... keine Experimente.“, warnte er sie eindringlich. Offenbar bekam er nun doch ein klein wenig Panik davor, dass sie seinen Besen fliegen würde. Aber er würde schon sehen, dass sie ein Naturtalent war! „Ich bin keine Anfängerin.“, konterte sie daher. „Unterschätz das bitte nicht, Katie. Wenn-“, begann er erneut, doch plötzlich brach er mittendrin ab und schaute irritiert zu einer großen Tanne hoch. Katie folgte seinem Blick und legte den Kopf schief. Auf einem dicken Ast hatten Katies braune Augen einen Adler entdeckt, der merkwürdig zu ihnen beiden herunterstarrte. „Wow... der ist schön...“, murmelte sie, doch hörbar für Marcus. „Schön, aber ungewöhnlich.“, erwiderte er, „Ist ein Riesenseeadler.“ „Was ist daran ungewöhnlich?“ Er drehte seinen Kopf wieder zu ihr. „Sie beheimaten eigentlich Flüsse und Küsten des pazifiknahen Russlands. Der sollte nicht hier sein.“ „Vielleicht... überwintert er hier?“ Nun legte Marcus seinen Kopf schief, sah sie allerdings eher grimmig dabei an. „Die Standorte, in denen sie überwintern wäre eher im asiatischen Bereich. Japan oder Korea... nicht Frankreich.“, erklärte er, „Egal, mach das du in die Luft kommst. Fünfzehn Minuten, sonst hol ich dich auf die unsanfte Art wieder runter.“ „Schon gut, schon gut...“, sagte sie hektisch und schloss kurz ihre Augen. Mit einem freien Kopf, stieß sie sich vom Boden ab und es fühlte sich so gut an, als sie sich frei in der Luft bewegte... Während Katie in der Luft war hatte Marcus neues Feuerholz gesammelt. Hatte aber dennoch immer einen Blick auf die Gryffindor. Ab und zu waren seine Gedanken jedoch bei dem Seeadler, der zwar mittlerweile seine Position gewechselt hatte, aber dennoch um ihre Nächtigungsstelle umher flog. Er bekam das Gefühl nicht los, scharfsinnig beobachtet zu werden von diesem Vogelvieh. Vielleicht wurde er auch nur langsam paranoid. Er hatte seit Wochen keine andere Menschen um sich gehabt, außer Katie. Hatte vor Monaten seine Heimat hinter sich gelassen und war auf der Flucht vor der Justiz. Natürlich würden da seine Nerven irgendwann blank liegen und hinter jedem wehenden Blatt eine Gefahr sehen. Er schüttelte den Kopf, um seine wirren Gedanken loszuwerden. Erneut sah er stattdessen in den Himmel und sah, wie Katie gerade ein paar Loopings drehte. Marcus konnte sie lachen hören. Es tat so gut, ihre fröhliche Stimme zu lauschen. Sie glücklich zu sehen. Wie schon lange nicht mehr. Als er diese Reise angetreten war, wusste er nicht genau, wie das alles sein würde. Und manchmal hatte er die Befürchtung, er könnte irgendwann einmal durchdrehen. Zum Glück machten genau solche Momente alles wieder wett. Klar,... mit Katie war nichts einfach. Schon vor dem Anschlag auf sie. Sie war eben nicht wie die anderen Mädchen, die er um sich herum gehabt hatte. Aber genau das war es, was sie so interessant machte. Marcus hatte diese Herausforderung genossen. Tat es heute noch umso mehr. Wieder durchbrach ihr lautes Stimmchen die Stille und er befeuchtete seine Lippen. „Geht's noch ein bisschen lauter, damit sie uns noch besser finden?!“, rief er sarkastisch zu ihr laut hoch und sie stoppte dadurch abrupt in der Luft. „Sorry.“, rief sie laut genug, für ihr zurück. Wieder schüttelte er den Kopf. „Zwei Minuten noch, Katie.“ „Ja, ja...“ Marcus seufzte. Während er das Feuerholz zum Zelt brachte, überlegte er sich schon, welche Möglichkeiten er hatte, sie wieder aus der Luft zu bekommen, wenn sie nicht von alleine käme... Traurig darüber wieder den Boden unter ihren Füßen zu spüren, aber zeitgleich zufrieden damit, dass sie es überhaupt so weit gebracht hatte, ließ sie sich erschöpft auf den Waldboden nieder. Den Besen hatte sie achtlos neben sich fallen gelassen. Zum Glück sah sie Marcus nirgends. Ihr Freund hätte sicherlich einen Anfall bekommen, wenn er das gesehen hätte. Aber darüber dachte Katie nicht wirklich nach. Es war berauschend gewesen, den frischen Luft um ihre Ohren zu spüren und einfach diesen inneren Drang nachzugehen. Was gab es schöneres als das Fliegen?! Wenn sie jemand fragen würde, was sie am meisten an der Zauberei zu schätzen wüsste, wäre es genau das. Auf einem Besen fliegen, so klischeehaft es auch war. Katie liebte es. Nun... vielleicht würde sie auch gerne mal auf einem Drachen fliegen. Aber das war wohl fernab von jeder Realität. „Kra-kra-kra.“, hörte sie den lauten Ruf eines Tieres und wandte ihren Kopf nach links. Mit einmal mal erschrak sie, als sich der Adler von vorhin, etwa zwei Meter, neben sie auf das Laub am Boden setzte. „Du schon wieder.“, murmelte sie etwas leise zu sich und richtete sich wieder gerade auf. Der Vogel sah sie starr an, blinzelte jedoch eins-zweimal bevor sein Blick sich plötzlich auf den Besen senkte. „Für dich ist das wohl alltäglich, was?“, fragte sie aus heiterem Himmel, „Fliegen ist so schön. Ich beneide dich, dass dir das in die Wiege gelegt worden ist.“, kam es einfach so über ihre Lippen. Der Riesenseeadler legte seinen Kopf schief und Katie konnte nicht anders als leise darüber zu kichern. „Ich weiß,... total komisch mich auf einem Besen fliegen zu sehen. Du siehst wohl nicht oft magische Menschen.“ „Kyow-Kyow.“ „Ja, das dachte ich mir. Aber weißt du, es gibt so viel mehr auf diesem Planeten! Dinge, die nicht jeder sieht, oder gar versteht. Aber trotzdem gibt es sie.“, lächelte sie, „Und das ist gut so. Sonst wäre das Leben ja ziemlich eintönig, oder?“ Das Tier vor ihr legte seinen Kopf nun auf die andere Seite, bevor er mit seinem Schnabel auf dem Boden herumpickte. Katie sah es eher, wie eine Zustimmung ihrer Worte. Dennoch seufzte sie plötzlich auf und ein ganz anderer Gedanke schlich sich in ihrem Kopf ein. „Mein Leben ist ziemlich eintönig geworden, weißt du. Ich erkenn mich selbst manchmal nicht wieder und... hab Angst, dass es immer so sein wird. Dabei...“, sprach sie leise, „... will ich so viel mehr im Leben.“, sagte sie und sah zum Adler zurück. Dieser hatte wieder den Kopf gehoben und sah sie fast nachdenklich an. „Ich will wieder normal werden. Keine Angst mehr haben und... ich muss mir einfach mehr zutrauen. Ich bin schließlich eine Hexe. Das ist mir vorhin beim Fliegen umso mehr bewusster geworden.“, sagte sie nun sicherer und standhafter, „Marcus hat schon Recht. Ich darf mich von meiner Angst nicht leiten lassen. Manchmal... muss man auch was riskieren, um wieder glücklich zu sein.“, endete sie und wie, als würde der Vogel ihr zustimmen, erhob er seine Flügel kurz zur Seite und flatterte ihr ein wenig Luft zu. „Du versteht das.“, lächelte sie erneut. „Katie?!“, hörte sie plötzlich Marcus genervte Stimme, sah ihn jedoch nirgends. „Oh je... ich sollte jetzt lieber.“, murmelte sie, stand vom Boden auf und klopfte sich den Staub von ihrer Kleidung. Doch kurz nachdem sie Marcus Besen auch wieder in die Hand genommen hatte, sah sie noch einmal auf den Adler zurück, der sich zwar kein bisschen bewegt hatte, aber wieder seine Flügel an seine Seite presste. „Du darfst ruhig hier weiter rumfliegen. Ich leg' ein gutes Wort für dich bei Marucs ein.“, lächelte sie, „Danke für's zuhören.“, sagte sie lächelnd, wandte sich ab und schritt Richtung Zelt zurück. Gedankenverloren starrte Katie auf ihre Drachenfigur, während sie am Esstisch saß. Vor ihr klepperte das Geschirr, welches durch Marcus Zauber, sich selbst abspülte. Er hingegen stand am Zelteingang und hatte die Arme verschränkt, während er andauernd seinen Blick gen Himmel richtete. Wahrscheinlich suchte er immer noch nach einer Antwort, warum dieser Adler sich so auf sie beide versteift hatte. Kurz dachte sie auch darüber nach, ob dieser Vogel nichts Gutes bedeuten könnte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Sie war mit dem Tier alleine gewesen. Hatte sogar sich mit ihm unterhalten. Na, ja... nur sie hatte geredet. Hatte ihre Gedanken laut ausgesprochen, aber es fühlte sich so an, als ob er wirklich interessiert wäre. Es war einfacher ihre Sorgen einem Tier anzuvertrauen, das nicht widersprechen könnte, oder eine eigene Meinung mit einfließen lassen konnte. Als mit jemanden zu reden, der ihrer Sprache mächtig war und der ebenso involviert in dieser ganzen Sache war. Wieder sah sie zu dem Schwarzhaarigen, der seinen Blick nicht vom Himmel abgewandt hatte. Jedenfalls hätte der Adler genügend Zeit gehabt, sich ihr negativ zu zuwenden. Hatte es aber nicht getan. Man konnte über Katie sagen was man wollte. Sie war vielleicht manchmal verpeilt und unsicher. Hatte nicht so viel Ahnung von Zaubertrank Zutaten, oder wie man eine Katze in einen Kessel verwandelte. Aber die Körpersprache der Tiere verstand sie schon immer gut. Als Kind hatte sie mal ein Kaninchen gehabt. Ihr Name war Queeny. Sie wusste immer, wie es ihr ging und was sie sich am meisten wünschte. Wie oft war sie mitten in der Nacht durchs Haus geschlichen, mit Queeny auf dem Arm und hatte sie für eine halbe Stunde im Garten herumhoppeln lassen. Weil sie wusste, dass sie das frische Gras liebte. Und wie fröhlich sie wirkte, als sie wieder in ihrem Kinderzimmer war. Als wollte sie „Danke“ sagen. Katie seufzte. Jetzt da sie an Queeny dachte, kam der Gedanke an Mizzi zurück. Wie es ihr wohl gerade ging? Sie vermisste ihre Katze, mit der sie so viele schöne Erinnerungen verband. Ihr hatte sie auch immer ihre Gedanken anvertraut und es schmerzte irgendwie, sie in London zurücklassen zu müssen. Marcus hatte zwar gemeint, dass er Pucey darum bat, nach der Katze zu sehen, aber wer wusste schon was gerade alles in England passierte? Sie hatte ja so gar keine Ahnung, wie es derzeit dort drüben aussah. Und noch immer plagten sie ihre Schuldgefühle, dass sie sich einfach so aus dem Staub gemacht hatten. Sie fragte sich, ob es Alicia, Leanne und Angelina gut ging. Natürlich dachte sie auch kurz an die Zwillinge, aber die beiden waren schon immer taff gewesen. Um die sollte sie sich am aller wenigsten sorgen machen. Wahrscheinlich heiterten die beiden alle anderen auf, mit ihren Witzen und Späßen, um sie bei Laune zu halten. Katie lächelte insgeheim. Ja,... das war gut möglich. Wieder sah sie zu Marcus auf, der endlich seine Starre gelöst hatte. Er ging kurz rüber ins Schlafzimmer und sie sah aus dem Augenwinkel, wie er seine Lederjacke von einem Stuhl griff. Er zog sich diese über und richtete kurz den Kragen, als in Katie ein völlig anderer Gedanke sich breit machte. Sie rief sich das Gespräch mit dem Adler wieder in den Kopf. Sie hatte gesagt, dass sie wieder normal sein möchte. Dass sie keine Angst mehr haben will. Es gab viele Dinge, vor denen sie Angst hatte. Wahrlich Angst, dass sie davor sogar erzitterte. Aber eine andere Angst, die sie vor ihrem Schicksalsschlag schon immer begleitet hatte, war gerade viel präsenter. Nein, das war falsch. Gerade jetzt, wenn sie Marcus so ansah, durchströmte viel eher der Mut einer Gryffindor durch ihre Adern. Katie rutschte mit ihrem Stuhl nachhinten und stand vorsichtig auf. Die Drachenfigur längst vergessen. Ihre Gedanken um ihre Haustiere, oder über diesen Adler, losgelöst. Ihre Augen hafteten nur noch an den ehemaligen Slytherin. Sie wollte was ändern. Ihre Probleme angehen und sich nicht mehr davor verstecken. Und... sie wollte sich wieder normal fühlen. Wie er es verdient hätte... Sie schluckte ihren Kloß herunter und trat auf leisen Socken auf ihn zu. Gerade dann, als sie schon hinter ihm stand, drehte er sich um und erschrak dabei leicht. „Beim blutigen Baron, schleich dich doch nicht so an.“, sagte er leise, doch mit so einer Sanftheit in der Stimme, dass ihr warm ums Herz wurde, „Alles okay?“ Sie nickte erst aus Reflex und Marcus wollte sich schon an ihr vorbeistehlen, als sie ihn aufhielt, in dem sie ihre Hände auf seinen Oberkörper legte. Nun schüttelte sie doch den Kopf. „Was ist denn?“ „Ehm... ich...“ Oh je. In ihrem Kopf war das doch ganz einfach gewesen. Wieso kam sie nun wieder nicht dazu, dass zu sagen, was sie wirklich wollte? „Also...“ „Komm, setz dich erst mal.“, sagte er dann und drückte sie zur Seite, zum Stuhl gewandt, „Du siehst aufgewühlt aus. Ich geh eben nur die Schutzzauber auffrischen. Dann können wir reden.“ Reden? Sie wollte doch nicht reden! Jedenfalls, nicht nur. Unwirsch schlug sie seine Hände von sich und er zuckte dabei erneut kurz zusammen. Doch sie ging gar nicht wirklich auf seine Reaktion ein. Sie trat einen Schritt näher zu ihm und verdrängte die Scham, die gerade in ihr hochkam. Wenn sie etwas ändern wollte, dann musste sie einfach etwas riskieren. „Ich... ich will keine Angst mehr davor haben.“, sagte sie frei raus. „Katie... ich weiß, aber... lass uns gleich reden darüber, ja?“ „Ich will nicht reden, verdammt nochmal!“ „Was willst du denn dann?“, fragte er verwirrt nach. Merlin, wieso war er wieder so begriffsstutzig?! Sonst dachte er doch auch immer direkt daran... oder... dachte sie zumindest. Wenn man sich einmal auf die Gedanken des Slytherins verlassen könnte, wäre all das jetzt vielleicht nicht so peinlich für sie. Katie merkte, dass sie mit Worten hier nicht weiterkam. Er konnte ihr nicht folgen, also war die einzige Chance ihm zu zeigen, was sie gerade so dringend brauchte. Mit allem Mut zusammen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf die seine. Sie merkte, wie sehr sie ihn damit überrumpelte, aber es war nur ein Moment. Denn er fing sich schneller als sie, deren Herz tausende von Loopings schlug. Leidenschaftlich erwiderte er ihren Kuss, der ihre gesamte Scham und viele weitere Peinlichkeiten einfach vergessen ließ. Sie spürte seine Hände auf ihrer Hüfte und kurz dachte sie auch, dass er sie mehr zu sich zog. Doch stattdessen drückte er sich von ihr weg und der Kuss endete genauso abrupt. „Katie... die... ehm die...“, kam es stockend über seine Lippen. Offenbar hatte er endlich mal verstanden, was dieses ganze Theater sollte. Doch anders als sie dachte, bemerkte sie, wie er auf Abstand ging. Es tat weh. Das erste Mal, dass Marcus Tun ihr weh tat. Was sollte das denn? Sie warf sich ihm praktisch an den Hals und gab ihm gerade den Freifahrtschein! Ihre Gedanken wollten gerade nichts anderes, als genau das. Die eine Sache, die er schon mal von ihr wollte, aber ihre Entscheidung damals respektiert hatte. Wieso konnte er nicht einfach- „Die Schutzzauber brauchen eine Erneuerung. In zehn Minuten bin ich wieder da und-“, ratterte er hinunter und unterbrach ihren inneren Konflikt, den sie nun auch einfach offen aussprach. „In zehn Minuten hab ich... vielleicht nicht mehr den Mut dazu.“, hauchte sie und sah in seine grüne Augen, die sie so sehr liebte. Sie schluckte, als sie in sein Gesicht sah. Er schien zwiegespalten zu sein. Hatte sie ihn vielleicht verschreckt? Vielleicht... war das völlig der falsche Moment. Andererseits... wann gab es dafür den richtigen Moment? Sicherlich war das auch nicht der Ort für so etwas. Aber... wo war der richtige Ort dafür? Solange sie sich doch bei ihm wohlfühlte, war der Ort an dem es passierte, doch total egal. Dennoch war ihr mulmig zumute, als Marcus einfach nichts mehr sagte und sie begann ganz automatisch zurückzurudern. „Vergiss es.“, räusperte sie sich, „War eine blöde Idee.“, und trat nun selbst von ihm zurück. Doch plötzlich reagierte der Schwarzhaarige. Er hob sein Arm und griff mit der Hand, nach ihrer. Sie konnte gar nicht so schnell schalten, als er sie zu sich zog und diesmal zuerst seine Lippen auf ihre legte. Zugleich spürte sie, wie er den Kuss sofort vertiefte und Katie konnte nicht anders als kurz in dessen leidenschaftlichen Kuss zu stöhnen. Marcus Hände ließen ihre Hände los, legte sie erneut auf ihren Seiten, bevor er diese weiter höher wandern ließ. Bis er ihren Kopf hielt und erst dann löste er den so intensiven Kuss sanft. „Nur wenn du dir sicher bist.“, hatte er leise geflüstert, „Und nicht, weil du denkst, du müsstest das tun.“ „Ich...“, hauchte sie und befeuchtete ihre Lippen, „Ich will das.“ Erst dachte Katie, dass er nun wieder ewig lange Schweigen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Mit einem Mal zog er seine Hände zurück, ging kurz vor ihr ein Stück herunter, bevor er seine Hände diesmal unter ihre Kniekehlen legte. Er hob sie ohne Probleme hoch und aus einem Reflex heraus, legte sie ihre Arme um seine Schultern. Katie konnte nicht genau sagen, was sie fühlte, als er abermals seinen Mund auf ihren presste und er mit ihr, sich zum Bett umdrehte. Da war kein Unwohlsein, oder Angst, weil sie wusste was sie im Begriff war zutun. Das einzige war sie spürte war das pure Glück. Dass sie bei jemanden war, der alles für sie tat. Der immer alles nach ihr ausrichtete und... der sie aufrichtig liebte. Sie fühlte sich frei in seinen Armen und alles was sie brauchte, war diese Nähe zu ihm. Wenn sie an vorhin zurückdachte, dass das Fliegen alles für sie war, hatte sie sich selbst belogen. Denn... sie brauchte Marcus mehr, als das Fliegen. Kapitel 19: Es kommt immer anders, als man denkt ------------------------------------------------ Auf der Seite liegend strich er mit seinen Fingern sanft über ihren linken Arm, woraufhin sie sich nur näher an ihn drückte. Ihre dunkelblonden Haare kitzelten ihn leicht am Halsansatz, doch es störte ihn wenig. Alles in diesem Moment schien perfekt. Auch wenn Marcus dieses Ende des Tages, immer noch nicht recht erklären konnte. Diese abrupte Wendung über ihre Bestimmtheit hatte ihn wortwörtlich den Wind aus den Segeln genommen. Für den Moment wusste er wirklich nicht, was er davon halten sollte. Ob sie es ernst meinte, oder ob sie vielleicht einfach nur einen Nervenzusammenbruch hatte. Zuerst hatte er Nummer zwei vermutetet. Denn er hatte seit dem Gespräch in der Ferienhütte ständig diese Gedanken, ob er sie diesbezüglich vielleicht unbewusst beeinflusst hatte. Weiter darüber geredet hatten sie nämlich nicht. Deswegen war er auch so überrascht gewesen, als sie so in die Offensive ging. Ihm war einfach auch nicht bewusst, dass sie solche Gefühle hegte, ihm nun doch näher zu kommen. Hatte es nicht bemerkt. Entweder sie versteckte es gut, oder es kam aus einem Impuls heraus. Katie hatte jedenfalls einfach nicht mehr abgelassen und er war schlicht damit überfordert gewesen. Er dachte über viele Dinge nach in letzter Zeit, aber nicht darüber, ihr in kurzer Zukunft so nah zu sein, dass es soweit ging. Dass sie sogar miteinander schlafen würden. Selbst noch mittendrin hatte er immer wieder nachgefragt, ob es „Okay“ war und wenn sie doch Zweifel hatte, versprach er ihr, sofort aufzuhören. Egal, wobei sie gerade waren. Auch wenn es bedeuten würde, dass er sich auf der Toilette erleichtern müsste. Ehrlich gesagt, verschwendete er vorher keine Sekunde daran, mit ihr wirklich intim zu werden. Nicht, weil er es nicht wollte, sondern da er es unpassend fand. Nicht mir ihrer Psyche und nicht in dieser Situation. In einem magischen Zelt, irgendwo im Nirgendwo. Schon gar nicht, wenn es ihr Erstes Mal war. Er hätte für sie, das alles viel lieber schöner gestaltet. Damals in den Sommerferien arbeitete er daraufhin. Ja. Er hatte so viele Geschütze aufgefahren, was er bisher nie für eine Frau getan hätte. Ursprünglich war sie ja nur bei ihm, um ihr beim Lernen zu helfen. Für die Nachprüfung in Zaubertränke. Aber natürlich hatte er Hintergedanken. So typisch für einen Slytherin, wenn er jetzt so darüber nachdachte. Marcus hatte sie zum Essen in ein überaus teures Restaurant ausgeführt. Hatte ihre Lieblingsblumen besorgt. Roter Hibiskus. Er hatte sogar seine verdammte Wohnung aufgeräumt, weil er wusste, dass sie sonst darüber meckern würde und dieses Gesprächsthema den Rest vom Abend bestimmt hätte. Wäre keine so gute Aussicht darauf gewesen, ihre Beziehung zu vertiefen. Kurz grinste er, was Katie jedoch nicht sah, da sie immer noch ihr Gesicht gegen seine Brust drückte. Ihre linke Hand lag auf seiner Seite und es tat so gut ihre Haut auf seiner zu spüren. Fast drei Jahre waren sie jetzt schon zusammen und hatte dabei ganz vergessen, wie es war einer Frau so nah zu sein. Dennoch war es anders. Vertrauter. Tiefer. Intensiver. Was er eben mit ihr erlebt hatte, konnte man nicht mal im entferntesten Sinne mit dem vergleichen, was er früher hatte. Vor der Beziehung mit der Gryffindor. Wenn ihn jemand damals erzählt hatte, dass es einen Unterschied gab, zwischen Sex ohne irgendwelche Gefühle und das Eine mit diesem besonderen Extra, hatte er immer nur gelächelt und denjenigen für einen Witzbold gehalten. Er war wahrlich ein Troll gewesen, in dieser Hinsicht. Es machte nämlich einen gewaltigen Unterschied. „Mir ist kalt.“, hörte er sie murmeln und automatisch zog er die Decke etwas höher und enger um sie beide herum. „Vielleicht solltest du dir etwas anziehen, Liebes.“, sagte er daraufhin leise. Denn noch immer lagen sie beide unbekleidet unter der Decke. Doch auch er merkte langsam, wie die Kälte durch den Zelteingang drang. „Vielleicht will ich aber gar nicht.“, säuselte sie, fast schon dösig in seinen Armen. „Solltest du aber. Es wird nachts ziemlich eisig. Nicht das du dich noch erkältest.“, lächelte er verschmilzt und schaute über sie hinweg. Seine grünen Augen suchten den Boden ab nach ihrer Kleidung. Kurz richtete er sich auch ein Stück auf, um besser den Überblick zu bekommen. Und tatsächlich sichtete er zumindest ihr T-Shirt und ihre Leggins. Keine Ahnung jedoch, in welche Ecke er ihre Unterwäsche hingepfeffert hatte. Egal. Das sollte erst einmal reichen. Nach dem Rest konnte er später noch suchen. Um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, löste er sich aus ihrer Umarmung und beugte sich über sie. Zu seiner erneuten Überraschung kam er nur nicht allzu weit. Gerade als er über ihr war und sich mit einer Hand neben ihren Kopf abstützte, hatte sie schon wieder ihre Arme um seinen Hals gelegt und zog ihn direkt zu sich herunter. „Kat-“, stöhnte er leicht gequält, doch seine Worte verstummten direkt, da sie schon ihre Lippen auf seine gesetzt hatte. Nur kurz gab er dem nach, auch wenn es viel zu schön war, um sich von ihr zu lösen. Doch er schaffte es den Kuss zu unterbrechen und sich abermals aus ihren Armen zu befreien. Er griff mit seiner rechten Hand zuerst zu ihrer Leggins, dann zu ihrem Shirt, bevor er sich zurückdrückte und ihr die Klamotten auf ihren Oberkörper warf. „Zieh dich bitte an.“, sagte er nun etwas strenger. „Marcus...“, seufzte sie leicht beleidigt, nahm jedoch ihre Sachen in die Hand, bevor auch sie sich endlich aufsetzte. „Eine Erkältung können wir echt nicht gebrauchen, Liebes.“, seufzte er, als er sich wieder zu seiner Seite warf. Doch zugleich schnappte er auf seiner Seite seine Shorts und Jogginghose, die er sich relativ zügig drüber zog. Marcus war schon dabei aufzustehen, als er abermals ihre Hand an seinem Handgelenk bemerkte. „Wo willst du hin?“, fragte die Dunkelblonde und er hörte deutlich ihre Müdigkeit heraus. „Die Schutzzauber, Katie. Ich muss die wirklich auffrischen.“, sagte er nur schnell und wollte sich ihr erneut entziehen, doch sie ließ nicht los und zog ihn wieder zurück ins Bett. Natürlich wäre er stärker gewesen, aber den Anblick, den sie ihm bot... Verdammt, er war auch nur ein Kerl. Denn sie hatte sich noch kein einziges Teil übergezogen. „Das... kannst du doch auch... morgenfrüh machen.“, murmelte sie in Abständen und hatte ihren Kopf auf seine Brust gebettet, während sie ihre Hände erneut um seinen Körper legte, „Bitte bleib bei mir.“ Er seufzte und stellte seine Versuche aufzustehen ein. Wieder drehte er sich zur Seite in ihre Richtung, so dass sie von seinem Körper rutschte. Nun konnte er es sich nicht nehmen lassen und neigte sein Gesicht zu ihren Schultern, auf denen er leichte Küsse hinterließ. „Aber nur, wenn du dir was anziehst, sonst kann ich nicht schlafen.“, murmelte er dann und schaute zu ihrem Gesicht hoch. Ein sanftes Nicken ihrerseits nahm er war, bevor er seine Lippen auf ihre legte. „Du bringst meinen ganzen Zeitplan durcheinander.“, seufzte Marcus erneut leise, als er sich kurz löste und ergab sich schlussendlich seinem Schicksal. Marcus war hellwach hochgeschreckt, als er einen lauten Knall vernahm und zugleich ihm ein beißender Geruch in die Nase stieg. Doch viel nachdenken konnte er dabei nicht. Denn im selben Atemzug sah er eine dunkel gekleidete Person im Zelteingang stehen. Er wollte zu seinem Nachttisch greifen, auf dem eigentlich immer sein Zauberstab liegen sollte. Doch er griff ins Leere. Panik! Da kam schon ein roter Lichtblitz von einer Sekunde auf die andere auf ihn zu und er konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Mit voller Wucht traf ihn der Fluch in die Brust. Warf ihn regelrecht in die Ecke des Zeltes. Knallte dabei gegen eine Kommode und ein stechender Schmerz durchzog seine Seite, welches ihm auch die Luft zum Atmen nahm. Der Geruch wurde schlimmer und er petzte die Augen zusammen. Marcus bekam daher überhaupt nicht mit, wie die Person näher auf ihn zukam. Ebenso nicht, wie weitere Männer das Zelt betraten. Sie stürmten regelrecht hinein und erst als er Schreie vernahm, kam er wieder einigermaßen zu sich. Denn es waren Katies Schreie. „Katie?!“, rief er laut und versuchte sich aufzurichten und seine Augen zu öffnen, „Katie!“ „Marcus!“, hörte er sie abermals nach ihm schreien, „Hilf mir! Mar-mhmm-“, verstummte ihre Stimme abrupt. Gerade als er endlich wieder auf seinen Beinen stand, leuchtete ihm ein Zauberstab entgegen und nur schemenhaft konnte er hinter dem Mann sehen, wie andere zwei Personen die Dunkelblonde aus dem Zelt herauszerrten. Im Sprung wollte er an ihm vorbei. Eigentlich hätte er es besser wissen müssen, aber rational Denken war nicht mehr möglich. In seinem Kopf war nur noch Katie. Katie. Er musste Katie beschützen. Er musste Katies Leben retten. „KATIE!“, schrie er und bekam sofort einen Faustschlag mitten ins Gesicht. Er taumelte erneut nach hinten, fing sich aber diesmal relativ schnell wieder. Adrenalin schoss durch seine Venen und impulsiv griff er den Henkel, einer Öllampe, die hinter ihm auf dem Nachttisch stand und pfefferte diese im hohen Bogen gegen den Kopf des Mannes im dunklen Gewand. Diesmal taumelte dieser zurück, brach vor ihm zusammen und man konnte nur noch hören, wie ein Zauberstab auf den Boden klackerte. Marcus sah seine Chance und stolperte auf den Stab zu. Doch gerade als er das Holz nur knapp berührte, wurde er zur Seite getreten. Der Mann war so schnell über ihn, dass er die Schläge, die zudem auf ihn zukamen, auch nicht mehr ausweichen konnte. „So ein Drecks Blutsverräter!“, spuckte der Unbekannte ihm entgegen, als er weiterhin auf ihn einschlug. Marcus stöhnte schmerzhaft auf, aber versuchte den Angreifer von sich zu schubsen. Doch seine Kraft ließ nach. Dabei durfte er nicht einfach aufgeben. Sein Kopf legte er zur Seite, in Richtung des Zelteingangs. Doch was er sah, brach in ihm der Wille überhaupt weiterzukämpfen. Der Zelteingang war leer. Dafür sah er, dass außerhalb des Zeltes irgendwo Feuer ausgebrochen war. Aber keine Spur von Katie. Plötzlich ertönte ein lautes, schrilles Krähen und kurz danach sah er etwas mit rauschendem Tempo durch den Eingang des Zeltes fliegen. Marcus schaute zurück seinem Angreifer, der abrupt aufsah. Ein weiterer Schrei klang in seinen Ohren. Es war der Mann auf ihm, der schützend seine Arme hochgerissen hatte. Erst jetzt erkannte der Schwarzhaarige, dass sich der weiß, schwarze Rieseseeadler auf den Greifer gestürzt hatte. Der Zauberer versuchte das Tier abzuschütteln, doch vergebens. Er fiel nach hinten auf den Rücken und weitere quälende Schreie kamen über dessen Lippen. „AH! Meine Augen! Meine Augen!“ Geschockt sah Marcus dem Spektakel zu, wie der Adler ohne Gnade mit seinen Klauen auf den Kopf des Angreifers einschlug. Wie sein Schnabel auf den Körper hämmerte, bis kein Laut mehr über ihn kam, bis er regungslos auf dem Boden liegen blieb. Nur die überaus große Blut Lage, die sich auf dem Boden ausbreitete, deutete auf den genauen Zustand hin. Marcus atmete unregelmäßig und kurz kam erneut Panik in ihm hoch, als sich das Tier zu ihm umdrehte. Er wich von ihm zurück. Schaute sich nach dem Zauberstab um, den der andere hatte fallen lassen. Jedoch lag dieser viel zu weit weg. Die Augen des Adlers folgte seinem Blick, bevor er seine Flügel bedrohlich ausbreitete. Verdammt, war der groß. Locker zweieinhalb Meter Spannweite. Marcus wich erneut zurück. Robbte schon fast auf dem Boden hintersich, bis das Tischbein ihn aufhielt. Doch anstelle, dass der Adler sich nun auf ihn stürzte, verformte sich plötzlich seine Form und unglaubwürdig beobachtete er die Veränderung. Schlussendlich erkannte er einen schwarzen Anzug, an einem älterer Mann, mit leichtem gräulichem Haar, der nun vor ihm stand und sich gerade die Ärmel zurückschlug. „Du?!“, stieß Marcus geschockt aus. Marcus traute seine Augen nicht. War er vielleicht noch zu benommen? Hatte man ihm etwa schon unter Drogen gesetzt, dass er nun halluzinierte? Es kam ihm vor, als würde er in sein zukünftiges Spiegelbild blicken. Er starrte auf den Mann, den er schon sein ganzes Leben lang kennen sollte. Und doch kam ein Gefühl in ihm hoch, dass er ihn wohl nicht wirklich gekannt hatte. Es waren so viele Fragezeichen in seinem Kopf aufgetaucht, dass er nicht wusste, welche er zuerst aussprechen sollte. „Was... ich... was machst du hier?!“, entschied er sich dann. Und zum ersten Mal richtete der ältere Mann seine Worte an ihn. „Meinst du, ich sehe zu, wie mein einziger Sohn, sich sein eigenes Grab schaufelt?“, kam es mit dunkler, rauer Stimme über seine Lippen, bevor dieser ihm die Hand reichte. Magnus Liam Flint war niemand, den Marcus in dieser Situation erwartet hätte. Nicht nach allem, was er sich von ihm anhören durfte. Wenn ihn jemand fragte, welchem Teil seiner Familie er näher stand, dann war es wohl eher seine Mutter. Zu seinem Vater hatte er immer schon ein kühleres Verhältnis gehabt. In Trance nahm er die Hand seines Vaters dennoch an und wurde auch prompt auf seine Füße gezogen. Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihn erneut an der Seite, doch er achtete nicht wirklich darauf. Noch immer konnte er es nicht fassen, dass wirklich sein Vater vor ihm stand. „Du... du warst der Riesenseeadler... aber... Seit wann bist du ein Animaga?“, stellte er dann atemlos die nächste wirre Frage. „Du weißt eben nicht alles.“, sagte er mit gedämpfter Stimme, so als ob er das Thema nicht weiter ausführen wollte, „Wir sollten keine Zeit verstreichen lassen. Sie können noch nicht weit gekommen sein. Lass uns auf Greiferjagd gehen.“, grinste er lässig und war sich seiner Sache mehr als sicher. Kapitel 20: Die Jagd ist eröffnet --------------------------------- Irgendwie fühlte er sich wie in einer Blase. Nicht richtig anwesend. Vor ihm schritt sein Vater durch das Lager, dass er und Katie aufgeschlagen hatten und hatte dabei seinen Blick auf den Boden gewandt. Ab und an ging er in die Knie und überprüfte mit seinem Zauberstab, einige Stellen am Boden. Doch auch er sah leicht verwirrt aus, als er seinen Kopf zu allen Seiten warf, bis sein Blick auf ihn fiel. „Geht's dir gut?“, fragte er und Marcus sah, wie er nun auf ihn zukam. „Ja... geht schon.“, murmelte er, doch im selben Moment hatte er das Gefühl, als würde sich alles drehen. Marcus hob seine rechte Hand und legte diese auf seine Schläfe. Torkelte auch ein wenig zur Seite, bis er die Hand seines Vaters auf seiner Schulter spürte. „Du scheinst doch mehr abbekommen zu haben. Hast du irgendwelche Heiltränke hier?“ Er schüttelte, mit zusammen gepressten Augen, den Kopf. Magnus seufzte, murmelte etwas vor sich hin, was sich angehört hatte wie: „Auf der Flucht und noch nicht mal Heiltränke dabei...“ Doch Marcus war das alles völlig egal. Er musste jetzt unbedingt funktionieren. Scheiß auf jede Verletzung. Er musste Katie finden. Mühsam riss er sich zusammen und ging ein paar Schritte. Er sah sich das Ausmaß genauer an, was die Greifer angerichtet hatten. Noch immer brannte es an einigen Stellen und an den Stellen, wo es gebrannt hatte, waren tiefe schwarze Feuerbrandmale. Sie hatten hier alles auf links gedreht. Wie es wirklich im Zelt aussah, wollte er zu diesem Zeitpunkt erst gar nicht so genau wissen. „Appare Vestigium.“, hörte er seinen Vater erneut. Magnus nahm gerade seinen Zauberstab wieder zurück und Marcus erkannte plötzlich wie auf dem Boden viele goldene Fußspuren sichtbar wurden. Zudem leuchteten sie grell. „Was... ist das für ein Zauberspruch?“ „Er macht Spuren sichtbar, die vor kurzem erst entstanden sind. Hier schau...“, sagte er und deutete auf drei Paar Schuhabdrücke, die in Richtung Zelt zugingen, „Es sind nur drei ins Zelt gekommen, aber hier...“, sagte er erneut und zeigte mit seiner Hand in eine andere Richtung, „... ist auch noch ein Paar und auf der anderen Seite.“ „Also waren es... fünf?“ „Mindestens. Ich wette, sie haben in der Umgebung noch weitere abgestellt. Wir sollten daher von mehr als fünf ausgehen.“ „Und das ist für was wichtig? Ich... ich kann hier nicht rumstehen und darauf warten, dass irgendetwas vom Himmel fällt!“ Abrupt wandte sich sein Vater zu ihm herum. „Ich warte auf nichts, Marcus. Es ist nur wichtig, seine Gegner zu kennen. Vor allem wie viele es sind.“, sagte er deutlich, „Es bringt uns nichts irgendwo hineinzustürmen, ohne einen Plan. Auch wenn es nur Greifer sind, aber da könnte sonst etwas geschehen und du willst doch nicht, das ihr etwas passiert, oder?“ „Nein, natürlich nicht.“ „Dann lass uns erst einmal den Spuren folgen, wenn es dir soweit gut geht...“, sagte er wieder und sah ihn mit einem besorgten Blick an. Es behagte ihm nicht, dass er ihn so anschaute. Daher schluckte er und nickte nur. „Dann los.“ Sie waren vielleicht zehn Minuten zu Fuß unterwegs, doch für Marcus kam es vor wie Stunden. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sein Vater war sichtlich derjenige, der hier die Führung übernommen hatte und von ganz alleine kam etwas in ihm hoch, dass ihn schon ein ganzes Leben lang begleitet hatte. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Das war er noch nie, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Er dachte immer, dass er das schon machen würde. Einzelgänger zu sein hatte ihm zu Schulzeiten nie was ausgemacht. Oft tat er nur, als ob er sich integrieren würde. Immerhin führte er eine Quidditchmannschaft und wollte nichts anderes machen, als genau das. Quidditch spielen. Vielleicht, weil er sich selbst etwas beweisen wollte. Damit man ihm nicht nachsagen konnte, er würde sich auf das Erbe seiner Familie ausruhen, oder das er eine hohe Anstellung irgendwo nur erreicht hätte, weil sein Nachname eben Flint war. Er wusste was die Leute von einem hielten, wenn sie wussten aus welcher Abstammung man kam. Wer sein Vater war. Was sie erwarten würden. Bisher hatte er nichts davon erreicht. Nicht einmal seine eigene Freundin hatte er beschützen können. Er hatte sich das alles so einfach vorgestellt. So leicht. Auch wenn ihm immer noch schummrig im Kopf war, wusste er, dass er Scheiße gebaut hatte. Wie immer... „Katie...“, flüsterte er leise und sein Blick wanderte zu seinem Vater, der gerade schon wieder unzählige Stellen am Boden untersuchte. Marcus blieb stehen und irgendwie kam es, als würde ein Damm in ihm brechen. „Ich bin schuld.“, murmelte der Schwarzhaarige. Verwundert blieb Magnus stehen und er sah im Augenwinkel, wie er zu ihm sah. „Wie bitte?“ „Ich bin schuld.“, sagte er lauter, „Wie konnte ich nur denken, dass ich das hinkriege?!“, und hob wütend seine Arme zu den Seiten, die er jedoch zugleich wieder fallen ließ, „Ich war naiv zu glauben, ich könnte sie beschützen! Ich könnte sie sicher hier raus schaffen!“ „Was redest du da?“, fragte Magnus und kam näher zu ihm, bis er vor ihm stehen blieb. „Sie hat nach mir geschrien... und ich... ich kam nicht einmal annähend in ihre Nähe. Wie konnte ich glauben, sie beschützen zu können davor?! Ich war... blauäugig und naiv, ein Versager und-“, abrupt stoppte Marcus, als er einen Schmerz an seiner linken Wange spürte. „Jetzt reiß dich mal zusammen!“, fuhr der Ältere ihn an, nachdem er die Hand wieder herunternahm. Etwas perplex starrte er seinen Vater an. „Es... es wäre utopisch zu sagen, dass du keine Fehler gemacht hast, aber du hast alles getan, was in deiner Macht stand.“ „Aber ich...“ „Nichts aber!“, herrschte er ihn an, „Fehler machen wir alle und zu jeder Zeit, Marcus. Aber das macht uns menschlich.“, sagte er etwas ruhiger und lächelte sogar ein klein wenig. Marcus atmete unkontrolliert ein und aus, doch die Worte seines Vaters holten ihn wieder aus dieser Bewusstlosigkeit zurück ins Hier und Jetzt. Es brachte ihm nichts, in der Vergangenheit zu schwelgen und zu überlegen, was er falsch gemacht hatte. Es zählte nur eines und in dieser Sekunde flüsterte sein Vater die selben Worte, die er dachte. „Sie braucht dich.“ Diese drei Worte reichten aus, um Marcus' Kopf abzukühlen. „Pass auf, da vorne häufen sich die Schuhabdrücke. Ihr Lager muss also irgendwo... 20, 25 Meter entfernt sein. Komm schon.“ Der Schwarzhaarige nickte und folgte wieder seinem Vater. Seinen Zauberstab nun fest in seiner Hand haltend. Kaum ein paar weitere Schritte gegangen, hielt Magnus an einer alten Fichte an und legte seine linke Hand dagegen, bevor er in die Hocke ging. Marcus tat es ihm gleich, nur auf der rechten Seite und sah vor sich einige Zelte stehen, die mit Fackeln abgesteckt worden waren. Auf Anhieb konnte Marcus zwei Greifer erblicken, die offenbar eine feste Position hatten, da sie sich nicht bewegten, jedoch ihre Sicht fest im Blick hatten. Ein weiterer Mann im schwarzen Umhang lief hingegen das Lager auf und ab. „Wie...“, begann Marcus, „... sieht dein Plan aus?“, fragte er und sah zu seinem Vater. Doch dieser erwiderte zuerst nicht und starrte weiter hinunter ins Lager der Greifer. „Du hast doch einen Plan, oder?!“, kam es etwas energischer von ihm und Magnus blickte zu ihm. „Sicher. Aber ich glaube, der wird dir nicht gefallen...“ Er hob eine Augenbraue. Wusste nicht was er meinte, bis sein Vater wieder das Wort leise erhob. „Wir müssen herausfinden, in welchem Zelt sie ist. Einfach rein zurennen bringt uns gar nichts. Viel zu auffällig. Sie könnten Alarm schlagen und Verstärkung rufen.“ „Und wie finden wir das raus?“ „Ein Lockvogel.“, sagte er dann und sah ihm starr in die Augen, „Und damit meine ich, nicht mich.“ „Du willst mich da rein schicken? Alleine?“ „Wenn ich jetzt nicht hier wäre, was hättest du dann getan?“, fragte er, doch offenbar wollte er keine Antwort, „Du gehst unbewaffnet da rein und stellst dich. Wenn du drin bist, hast du einen besseren Überblick, in welchem Zeit die Kleine ist.“ „Ohne Zauberstab? Bist du bescheu-“ „Den gibst du mir.“, sagte er unbeeindruckt und hob sein Arm zu ihm. Marcus schnaubte, gab ihm aber seinen Stab. „Wenn sie dich untergebracht haben, befreist du dich...“, kam es von ihm, als er Marcus' Stab in seinen Umhang verstaute und zugleich eine... Nagelfeile herauszog? „Nimm das dafür und verstecke es gut. Sie werden dich nicht weiter durchsuchen, wenn du schon kein Zauberstab am Mann trägst.“ „Eine Nagelfeile? Wo hast du die denn-“, begann er, doch wurde zugleich unterbrochen. „Ein Accessoire deiner Mutter.“, stieß er schnell aus, „Frag besser nicht nach.“, hing er dazu, bevor er einfach weiter fortfuhr, „Sobald du frei bist, such nach ihr. Aber lass dich nicht erwischen.“, erklärte er weiter, „Wenn du bei ihr bist, gib mir ein Zeichen. Ich hol euch da schon raus.“ Er sprach ihn nicht auf die Nagelfeile an. Er konnte sich schon denken, dass seine Mutter über die Beschattungen seines Vaters Bescheid wusste und ihm irgendwie Beiseite stehen wollte. Etwas beitragen wollte. Seine Mutter war keine talentierte Hexe, wenn es um das Duellieren ging. Das hatte er eher von seinem Vater geerbt, würde er behaupten. Aber eine andere Sache würde er definitiv ansprechen. Allein die Vorstellung, sich abführen zu lassen, wie ein trojanisches Pferd, gefiel ihm nicht. Schon gar nicht ohne ein Zaubermittel. „Das ist geisteskrank... wir wissen gar nicht wie viele es wirklich sind und-“ „Du hast sowieso keine Wahl, als mir zu vertrauen.“, sagte er schneidend, „Wenn wir hier nicht eingreifen, wird sie nach England zurück verschleppt und sie daraus zubekommen ist unmöglich. Ihr beide werdet gesucht, ist dir das eigentlich wirklich bewusst? Wegen Hochverrat. Das ist nicht einfach Azkaban. Hier steht die Todesstrafe aus.“ Marcus seufzte lautlos. Natürlich war ihm das bewusst. Trotz allem packte ihn die Angst. Wenn dabei irgendetwas schief ging?! Er hatte zu Katie gesagt, er wollte ihre Eltern nicht an ihr Grab bringen müssen. Er wollte aber auch nicht schuld daran sein. „Marcus.“ „Ja... ja schon gut.“, sagte er eilig und stand langsam auf, bevor er sich auf dem Weg hinunter den Abhang machte, ohne dabei seinen Vater noch einmal ins Gesicht zu sehen. Der Schwarzhaarige schluckte den Kloß hinunter. Es fühlte sich an, als würde er selbst zum Schafott gehen. Jedoch rief er sich in Gedanken, dass er jetzt unbedingt die Nerven behalten musste. Immerhin ging es hier um Katie. Sein Atem war heiß, als er auf dem sphärischen Weg ankam und seinen Blick hob. Die Nagelfeile hatte er zwischen seinen Schuhsohlen versteckt. Die fielen eh schon auseinander und es hatte sich eine Sohle bereits an der Spitze, vom restlichen Schuhwerk gelöst. Noch einmal atmete er tief durch, bevor er langsam auf die Zelte zuging. Er kam noch nicht einmal wirklich weit, denn plötzlich spürte er eine Zauberstabspitze an der Seite seines Halses. Die Gestalt neben ihm rief nach seinen Kollegen und keine zehn Sekunden später war er umzingelt von weiteren Greifern. Zu seinem Glück schien kein richtiger Todesser unter ihnen zu sein, was die Sache weniger gefährlich machte. Dennoch sollte er hier mit Vorsicht herangehen. „Durchsucht ihn.“, sprach ein Mann direkt vor ihm, der sich hinter der Mannschaft versammelt hatte. Unsanft wurde er auf penible Art und Weise durchsucht. Er ließ es über sich ergehen, auch wenn er in seinem Inneren gerne einmal um sich geschlagen hätte. „Er ist sauber.“, kam es relativ schnell rechts von ihm. Der Mann hinter der Gruppe, der offenbar der Anführer des gesamten Haufens war, nickte und schwang seinen Zauberstab einmal im Uhrzeigersinn. Seile schlangen sich um seine Handgelenke. „Hätte nicht gedacht, dass du so schnell zu brechen drohst, nur weil wir dieses Halbblut aus deiner Nähe gerissen haben. Aber umso besser.“, sagte er und kam auf ihn zu. Seine dunklen blaue Augen, starrten in die seine grüne. Marcus erwiderte nichts, aber sein Blick sprach sowieso unendlich viele Facetten, auch ohne seine Zunge zu lockern. „Bringt unseren Gast in seine Unterkunft. Wir brechen in zwei Stunden auf...“, sagte er, wich seinem Blick aber nicht aus, „... zurück in die Heimat.“ Abrupt wurde er von hinten geschubst. Stolperte einige Schritte, bevor er sich jedoch fing bekam er einen Zauber in den Rücken geschossen. Noch bevor es komplett schwarz um ihn herum wurde, hörte er noch dumpf die Stimme des Anführers. „Seht zu, dass wir an das Mädchen ran kommen. In ihrem derzeitigen Zustand brauchen wir erst gar nicht aufzubrechen...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)