Flucht von KatieBell (Ein Lächeln verändert alles) ================================================================================ Kapitel 10: Peinlichkeiten -------------------------- „Expecto Patronum.“, sagte er entschlossen und richtete seinen Zauberstab, ausgestreckt von sich. Ein kleiner weißblauer Schleier kam heraus und der Schwarzhaarige grinste bereits zufrieden. Doch das Grinsen über seinen angeblichen Erfolg erstarb augenblicklich, als sich der Schleier direkt wieder verzog. „Fuck! Wieso funktioniert der Scheiß nicht?!“, fluchte er und wedelte seinen Stab missmutig hin und her. Seit Stunden war er nun hier draußen im Garten und versuchte sich am Patronuszauber. Der Himmel wurde sogar schon leicht hell und der Sturm hatte längst aufgehört sein Unwesen zu treiben. Er musste es einfach einsehen. Der Patronus war nicht seine Stärke. Vielleicht hätte er auch einfach im Unterricht besser aufpassen sollen. Beim blutigen Baron, wie lang war das her? In seinem sechsten Jahr hatte Professor Lupin den Patronuszauber auf den Schulplan gesetzt und damals war er nicht gerade erpicht darauf, dem Unterricht zu folgen. Das rächte sich jetzt. „Okay. Nochmal. Eine schöne Erinnerung...“, murmelte er und lockerte seine Haltung. Marcus war schon lange bewusst, dass die schönsten Erinnerungen mit Katie zusammenhingen. Was schöneres war ihm bisher nicht in seinem Leben passiert. Wood in Quidditch zu schlagen und den Pokal in den Händen zu halten, gehörte zwar zu einem schönen Moment, aber dass führte ganz sicherlich nicht zu einem erfolgreichen Patronus. Es musste ja auch kein gestaltlicher sein. Ein Faden von Rauch würde ausreichen, um eine Nachricht zu übermitteln. Aber er hatte schon so viele Erinnerungen durch, dass ihm allmählich die Ideen ausgingen. Er dachte schon an den Ausflug am Derwent Water, an die Momente, in der sie beide die Zweisamkeit genossen, oder an den Tag, an dem er ihr seine Liebe gestand. Aber nichts davon half wirklich. „Komm schon, Marcus... das kann doch nicht so schwer sein!“, ermutigte er sich selbst. „Was kann nicht so schwer sein?“ Abrupt wandte er sich um und keuchte erschrocken auf. In der Terrassenschiebetür stand seine Katie. Sie hatte die Arme ineinander verwinkelt und sie sah so unsagbar müde aus. Ihre Haare lagen wild um ihre Schultern und ihre gesamte Erscheinung war kraftlos und ernüchternd. „Nichts.“, sagte er, als er sich an ihre Frage erinnerte, „Nichts... ehm... wie geht es dir?“, fragte er einfach und kam auf sie zu, während er seinen Zauberstab in der Hosentasche verstaute, „Hast du gut ge-“ „-schlafen? Was denkst du denn?“, warf sie dazwischen und ihre Worte erwischten ihn kalt. Er stand ihr mittlerweile gegenüber und schaute betroffen zu Boden. „Sorry. War unüberlegt.“, schluckte er und befeuchtete seine Lippen, „Du... erinnerst dich?“, fragte er leise und kickte einen kleinen Kieselstein zur Seite. „Ich... bevor du was sagst,... ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist. Ich-“ „Schon gut. Du kannst nichts dafür.“, sagte er ruhig und sah wieder zu ihr auf, „Aber wir müssen darüber reden, Katie. Ich weiß,... du hast Angst davor. Ich wollte dich nicht drängen, aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll.“, sagte er und gestikulierte mit seinen Armen auf und ab, „Ich kann dir nicht sagen, ob es hilft, wenn du dich mir anvertraust.“, sagte er ehrlich, „Aber dann hätte ich zumindest eine Anlaufstelle. Wenn du... das weiter in dich hineinfrisst, eskaliert das irgendwann.“ Nun sah sie betroffen zu Boden. „Dein Unterbewusstsein arbeitet bereits gegen dich. Wenn du dich weiterhin dagegen wehrst...“, sagte er und legte beide Hände auf ihre Wangen, bevor er ihr Gesicht zu ihm hochzog, „Ich... will dich nicht verlieren.“ „Ich weiß,.. ich... weiß nur nicht wie. Ich will darüber nicht nachdenken.“, sagte sie leise, „Immer... wenn ich gedacht habe, ich könnte, hab ich den Mund nicht mehr aufbekommen.“ „Okay. Pass auf, ich mach dir erst einmal Frühstück, einverstanden? Du musst was essen, sonst fällst du mir noch vom Besenstil.“, sagte er und versuchte leicht zu lächeln, was eher mäßig gelang. Sie nickte und er kurz überbrückte er die Distanz, um ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. Nachdem Frühstück hatte er den Tisch relativ langsam abgeräumt. Er hätte sicherlich seinen Zauberstab verwenden können, aber er zwang sich dazu, so wenig wie möglich damit zu agieren. Wenn sie erst einmal sein Anwesen verließen, musste er eh darauf verzichten. Umso weniger Magie angewandt wurde, umso niedriger hinterließen sie eine Spur. Es war nicht gerade einfach für Marcus. Der Drang seiner Magie nachzugeben war noch nie so schwer auszublenden, wie jetzt. Er wuchs mit der Magie auf, hatte noch so kleine Dinge damit bewegt und selbst wenn es nur das Sportmagazin war, dass er sich hat zu sich schweben lassen, weil er zu faul war aufzustehen. Er musste sich einfach ablenken. Daher auch das eher langsame Abräumen und das Abwaschen des Geschirrs. Als das Wasser in die Spüle lief, drehte er sich zu Katie um. Sie saß, mit angewinkelten Beinen, auf dem Stuhl und starrte schon wieder Löscher in den Boden. Sie mussten definitiv reden. Das konnte nicht so weitergehen. Er musste sich sicher sein, dass er einer eventuellen nächsten Katastrophe abwenden konnte. Dafür musste er jedoch einen Zugang zu Katie bekommen und auch nur, wenn sie es zuließ. Sein Blick wanderte zurück zur Spüle und nur mit einem Seufzer, zog er dann doch seinen Zauberstab, schwang ihn kurz und ließ die Teller und die Tassen, sich selbst reinigen. Und Tschüss, Selbstbeherrschung. Er verstaute seinen Stab und atmete tief durch, als er zu ihr zurück ging. Er blieb neben ihr stehen, woraufhin sie zu ihm aufsah. Katies Augen strahlten so viel Unsicherheit aus, was in ihm ein Unwohlsein auslöste. Aber er musste das jetzt ausblenden. „Magst du noch was? Einen Tee, oder-“ „Nein.“ Marcus seufzte, griff nach einer anderen Stuhllehne und zog ihn zu sich herum. Er setzte sich auf den Stuhl, während sie den Blick weiter zu Boden gerichtet hatte. „Also gut...“, schluckte er, „Beginnen wir...“, sagte er leise, „Mit dem Morgen vor Weihnachten.“ Er sah sie unentwegt an. Beobachtete ihre Mimik. Sie saßen mindestens drei Minuten einfach nur ruhig da, ohne etwas zu sagen. Er rückte näher mit dem Stuhl zu ihr heran und schnappte sich ihre Hände. „Katie... bitte. Wir können auch so viele Pausen machen, wie du brauchst. Nur sag irgendetwas.“ Erst dachte er, sie würde ihre Hände aus seinen entziehen. Jedoch tat sie es nicht, im Gegenteil. Tatsächlich spürte er einen leichten Druck und er fuhr mit seinen Daumen über ihre Handrücken. „Es... es war Nachmittag.“, sprach sie leise, „Leanne wollte unbedingt nach Hogsmead, weil... ihr Tintenfass am vorigen Tag kaputt gegangen war und... ich dachte, es sei eine gute Idee mitzugehen.“ Sie machte eine ebenso lange Pause, wie zuvor auch schon. Marcus sagte nichts. Wollte sie nicht unterbrechen. Vielleicht brauchte sie nur eine Zeit, um sich ihre Worte zurecht zulegen. Seine Geduld machte sich bezahlt. „Wir sind... ehm... in Schreiberlings Federladen und in...“, sie schloss die Augen, „ehm... in...“ „In?“ „Ehm... nun...“ Marcus zog eine Augenbraue hoch und legte seinen Kopf zur Seite, so dass er ihr besser ins Gesicht sehen konnte. Sie war nervös. Ja. Okay. Das war er auch. Aber... ihre plötzliche Schweigsamkeit kam nicht von ihrer Angst. Soweit er das beurteilen konnte. „Ist ja auch egal.“, sagte sie abrupt und entzog sich seinen Händen noch dazu, „Danach-“ „Moment... warte. Wo wart ihr nach dem Schreibwarenladen?“ „Ist egal...“, knirschte sie und wich seinem Blick nun auch noch aus. „Hey... es ist wichtig, dass du nichts auslässt. Egal, wie klein das Detail für dich auch ist und-“ „Das ist nicht wichtig.“, murmelte sie und begann ihre Finger ineinander zu verknoten. „Aber vielleicht-“ „Glaub mir doch! Das. Ist. Nicht. Wichtig!“, fuhr Katie ihn lautstark an, so dass er in seine Stuhllehne zurückwich. Er atmete tief ein und seine grünen Augen huschten unbemerkt im Raum um. Nichts bewegte sich, nichts knatterte, oder klirrte, oder... nein. Kein Ausbruch. Salazar, er wurde schon richtig paranoid. „Okay...“, atmete er aus, sah wieder zu ihr zurück und ihm fiel etwas in ihrem Gesicht auf, „Sag mal,... wirst du rot?“ In dem Moment, als er es sagte, drehte sie ihren Kopf von ihm weg und schüttelte sich, so dass ihre Haare bis ins Gesicht fielen. „Hey...“, murmelte er, hob seine linke Hand und strich ihr einige dunkelblonde Strähnen hinters Ohr. Mit einem Mal schlug sie ihm auf die Finger und stand von ihrem Stuhl auf. „Hey,... was ist denn los?“ „Können... kannst... du das bitte lassen?!“, zischte sie über ihre Schultern. „Was denn?“ „Das! Es ist nicht wichtig und ich will nicht darüber reden. Lass uns über alles reden, aber nicht darüber!“ Nun stand er auch auf. Ging auf sie zu und wollte sie beruhigen. Doch sie ließ sich nicht beruhigen. Immer wieder schritt sie von ihm weg, ließ sich nicht einmal berühren. „Okay... in welchem Laden warst du, dass du alles andere plötzlich vorziehen willst?“ „Bitte, Marcus!“, knirschte sie abermals. „Wenn es nicht wichtig ist, dann kannst du es doch einfach-“ „Bei Medusa!“, rief sie laut, „Ich war bei Besenknechts Sonntagsstaat, okay?!“ Kurz blieb er still, während Katie auf die Terrassentür zu ging und ihre Arme ineinander verschränkte. Er hingegen überlegte, wieso sie da drin war. Da gab es doch eigentlich nur jede Menge schräges Zeug. Socken, die schreien, wenn sie stinken, Klamotten, die ihre Farbe, je nach Gemüt änderten, oder Abendkleider, der Extraklasse. Für das sie absolut nicht das Geld übrig hatte. Was wollte sie also da drin? „Ich versteh nicht, wieso du da so ein Geheimnis draus machen wolltest?!“, sagte er ruhig und blieb an ihrer Seite stehen. „Es... ist mir peinlich...“, sagte sie leise. „Was denn? Das du dir Klamotten kaufst?“, begann er zu lächeln und versuchte ihr abermals ins Gesicht zu sehen. „Es waren nicht... irgendwelche... Klamotten.“, sagte sie so leise, dass er sie kaum verstand, „Ich...“, schluckte sie nervös, „Eigentlich... wollten wir Silvester doch zusammen verbringen und... ich dachte... also...“ Er erinnerte sich, als sie es ansprach. Er hatte vorgehabt Katie abzuholen und sie wollten zum Jahresbeginn zusammen sein. Das letzte Mal, dass er sie sah war in den Sommerferien gewesen. Monate her. Das war der Plan gewesen, was... ja nicht so gekommen war. Aufgrund der ganzen Katastrophen, die sich danach ereigneten. „Was... haben deine Klamotten mit Silvester zu tun und mit dem, was dir passiert ist?“ „Merlin, das hat nur was mit Silvester zu tun!“ „Dann sag es mir. Ich steig da voll nicht durch, was du mir damit sagen willst...“ Er verstand es wirklich nicht. Selbst wenn er alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Sie kaufte anscheinend irgendetwas ein, bei diesem mega schrillen Klamottenladen. Was ihr zudem noch tierisch peinlich war und es hatte nichts mit dem anderen Hauptproblem zu tun, dafür aber mit ihren damaligen Silvesterplänen. Er musste so verwirrt dreingeschaut haben, dass ihr offenbar seine Begriffsstutzigkeit auf den Senkel ging. Was sie nämlich als nächstes ihm entgegen schrie, nahm ihm jeden Wind aus den Segeln. „Es war Unterwäsche, bei Merlins Bart!“ Er wollte was sagen, aber mehr als ein „Oh“ kam nicht wirklich viel dabei raus. Dass ihr das peinlich war, war ihm jetzt auch bewusst und trotzdem konnte er es nicht verhindern daran zu denken, dass es bei Besenknechts Sonntagsstaat nur diese eine Art von... nun ja... von weiblicher Unterwäsche gab. „Du... ehm...“, begann er nun nervös. Er wusste, dass er begann langsam zu Grinsen, was definitiv nicht gut war. Aber er konnte es einfach nicht aufhalten und als der Gedanke kam, dass sie etwas Bestimmtes an Silvester vor gehabt hatte, ließ ihn nur noch mehr die Mundwinkel hochziehen. „Du... hast also... Dessous gekauft?“, räusperte er sich grinsend dann, worauf er direkt einen Schubser von ihr kassierte. „Du bist ein Vollidiot!“, kam es mit zitternder Stimme aus ihr hervor, wandte sich ab von der Terassentür und lief eilend zur Treppe. „Katie!“, rief er ihr nach und seufzte. Man... dass er auch nie seine Fresse halten konnte. Er wusste doch am besten, dass Katie um das Thema immer wieder, wie ein Goldfisch im Teich herumschwamm. Stattdessen musste er so heftig ins Fettnäpfchen treten. Marcus seufzte erneut, bevor er ihr hinterher ging. Er nahm zwei Treppenstufen auf einmal und sah kurz ins Badezimmer, welches jedoch leer war. Also wandte er sich dem Schlafzimmer zu. Er klopfte vorsichtig... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)