Flucht von KatieBell (Ein Lächeln verändert alles) ================================================================================ Kapitel 8: Versuch gescheitert ------------------------------ Katie fühlte sich nicht gut. Schon die ganze Zeit nicht. Sie merkte immerzu den sorgsamen Blick von Marcus auf sich, egal wo sie sich befand, oder was sie tat. Diese ständige Kontrollblicke machten sie krank. Aber genauso gut wusste sie auch, dass er es nur gut meinte. Sie fühlte sich hin und her gerissen. Auf der einen Seite wollte sie wieder so wie früher sein, aber dann waren da diese Alpträume, die sie Nacht für Nacht wach hielten und die es ihr unmöglich machten, normal zu sein. Benennen konnte sie es nicht, was sie in ihren Träumen sah. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wenn sie dadurch wach wurde. Es machte ihr einfach viel zu viel Angst. Im Verdrängen war sie schon immer gut gewesen. Seit drei Tagen verweilten sie nun in der Blockhütte in Frankreich. Sie hatte nicht mal gewusst, dass Marcus so etwas besaß. Er hatte nie davon gesprochen. Es war... wehmütig. Sie fühlte sich irgendwie leer. Denn eigentlich war es recht schön hier. Es war alt, so wie es von außen aussah und auch die Einrichtung war recht altmodisch gehalten. Es hatte zwei Stockwerke. Oben befand sich Bade- und Schlafzimmer, während unten sich die Wohnstube, mit einem kleinen Kamin befand, der mit Feuerholz beheizt wurde. Durch die Stube, kam man dann in eine kleine Küchennische, zu der man dann auch zum Garten hinauskam. Der Garten war jetzt nicht wirklich schön mit anzusehen, um ehrlich zu sein. Überall wuchs das Unkraut aus allen Ecken und Kanten. Die Koniferen waren hochgewachsen und hatten sicherlich mal einen Kurzschnitt nötig. Aber ein kleiner See, der dahinter lag, machte alles wieder wett. Ab und an sah sie Enten darauf, die ihre Köpfe ins Wasser tauchen ließen, oder hörte das Quaken von Fröschen. Wenn es dunkel war, hörte sie die verschiedenen Lauten von Eulen, die in den Wipfeln der Bäume saßen und sie lauschte ihnen so gerne. Es war so friedlich und sie konnte das Chaos in ihrem Kopf für einen Moment vergessen. Wenn sie nicht der Tierwelt zuhörte, saß sie am Kamin und kritzelte immer öfters in ihrem Buch. Das Zeichnen war ihr ständiger Begleiter geworden. Manchmal schrieb sie auch Worte nieder, die ihr durch den Kopf gingen. Zeilen, die ein Außenstehender sicherlich als Gedicht abtun würde. Für sie war es eine Entlastung ihrer Gefühle. Sie wusste nicht was passieren würde, wenn sie dieses Ventil nicht hätte. Katie wusste, sie hatte in London fast wieder einen Ausbruch gehabt. Alles nur, weil Oliver sie berührt hatte... Ungefragtes Anfassen. Darauf reagierte ihr Körper. Sie hatte es schon Zuhause bemerkt. Sie konnte auch nicht von ihren Eltern berührt werden. Immer dann wenn es geschah, spürte sie die Welle ihrer Magie bereits aus ihren Poren strömen. Der einzige, von dem sie die Nähe zuließ, war die zu Marcus. Er löste in ihr eine wohlige Atmosphäre aus. Eine innere Ruhe. Das Auftauchen von ihrem ehemaligen Kapitän hatte sie dagegen schier überfordert und eine Unsicherheit machte sich in ihr breit. Da waren diese vielen Gedanken, um ihr früheres Leben und wie sie war. Nun... war sie irgendwer. Nur nicht sie. So fühlte es sich an. Sie erkannte sich selbst nicht wieder. Marcus hatte das sicherlich auch schon bemerkt und immer wieder kam ihr in den Sinn, wieso er sich das antat. Auch wenn er zu ihr sagte, dass er sie liebte, egal was kommen würde, war sie mittlerweile an einen Punkt angekommen, an dem sie es nicht mehr glauben konnte. Furchtbar, oder? Sie liebte ihn, wie sie noch nie jemanden geliebt hatte. Na gut. Vor dem Schwarzhaarigen gab es da auch nie wirklich einen, dem sie sich so geöffnet hatte. Sie war zwar mal mit Lee für ein paar Monate zusammen, aber sie hatte gleich bemerkt, dass das nicht passte. Er war lieb, keine Frage, aber viel zu stürmisch und laut. So laut, dass sie damals lieber einen Anschiss von Snape bevorzugte, als Lee ständig darüber reden zu hören, wie er die Weasley-Zwillinge bewunderte. Es ging ihr irgendwann nur noch auf die Nerven. Also hatte sie Schluss gemacht. Katie hatte keine weiteren Erfahrungen mit Jungs. Damals hatte sie nicht einmal annährend darüber nachgedacht, dass sich außer Lee, überhaupt jemand für sie interessierte. Und dann war da dieser Slytherin, der sich heimlich in ihr Herz geschlichen hatte. Mit seiner ruhigen, etwas zurückhaltenden Art, wurde sie auf ihn aufmerksam. Sie dachte früher immer, gerade jemand wie Marcus Flint würde sie nicht einmal bemerken, wenn sie direkt in ihn hineinlaufen würde. Aber sie täuschte sich. Er hatte sie bemerkt. Mehr noch. Er war plötzlich einfach da gewesen. In Situationen, in denen sie sich unwohl fühlte und hatte ihr den Halt gegeben, den sie brauchte. Zuerst hatte sie das nicht einordnen können. Diese besondere Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte. Denn davor hatte er ihr eher nur auf dem Quidditchfeld gezeigt, dass er sie wahrnahm. Zum Beispiel, wenn sie wieder sein Fuß in ihrem Rücken spürte, wenn er sie bei einem Spiel versuchte zu foulen. Ein Lächeln huschte kurz über ihre Mundwinkel. Das fühlte sich auch merkwürdig an. Sie lächelte nur noch selten und gerade, wenn sie an die gemeinsame Schulzeit mit Marcus dachte, konnte sie nicht anders als genau das zu tun. Was jedoch nicht unbemerkt blieb. „Da lächelt ja jemand...“, hörte sie ihn und Katie sah auf. Marcus saß die ganze Zeit neben ihr und hatte vor sich einige Pergamentbögen auf den massiven Holztisch liegen. „An was hast du gedacht?“ „An... nichts.“, murmelte sie, doch konnte es nicht verhindern, dass sie weiter lächelte. „Komm, erzähl. Ich brauch sowieso Ablenkung.“ „Wieso?“ „Ich komm hier nicht weiter. Die Route scheint mir nun doch nicht ganz so sicher, wie es zuvor den Anschein machte.“, seufzte er, „Vorhin beim Einkaufen hab ich überall zwielichtige Gestalten gesehen. Vielleicht sehe ich auch nur Gespenster.“, murmelte er hintendran. Sie sah wie er sich müde über sein Gesicht fuhr. Auch er schlief schlecht. Er dachte wohl, sie würde es nicht mitbekommen, aber genauso wie Marcus ein Auge auf sie warf, merkte sie auch die Anspannung bei ihm. Unheimlich, wie genau sie sich gegenseitig beobachteten. Wie aufeinander geeicht. „Also... welche positiven Gedanken kamen dir durch deinen hübschen Kopf?“, fragte er wieder und setzte sich seitlich zu ihr. Sein linkes Bein winkelte er an, so dass es auf der Sitzfläche der Couch zum erliegen kam, während sein rechter Fuß auf dem Boden stand. Er legte seinen linken Arm über die Lehne und rutschte sogar näher zu ihr. „Ich hab an... früher gedacht.“, sagte sie dann leise, sah aber wieder auf ihr Buch. „An was genau?“ „Früher halt.“, wiederholte sie und Katie schielte kurz zu ihm. Er hatte den Kopf schief gelegt und schien darüber nachzudenken, was sie damit meinte. Gut, dass er nicht in ihren Kopf schauen konnte. Denn darin würde er nur einen Haufen Chaos vorfinden. „Das ist mir zu ungenau.“, sagte er erneut und rückte noch näher an sie heran, so dass sie bereits sein Knie, an ihrem Oberschenkel spürte. Sein linker Arm rutschte ebenfalls näher zu ihr und sie merkte, wie er seine Finger durch ihr offenes Haar fahren ließ. Ein leichtes Gefühl stieg in ihr auf und sie genoss für einen Moment seine Zuwendung, die er ihr schenkte. „Komm schon, Katie. Was bringt dich zum Lächeln?“ Sie presste ihre Lippen fest aufeinander. Unsicher, ob sie das preisgeben konnte. Er würde sie sicherlich noch mehr als verrückt halten. „Ich...“, begann sie zitternd, „Ehrlich gesagt, dachte ich daran, wie du mich in der Dritten mega mies gefoult hast.“ Abrupt ließ er seine Hand fallen und erst dachte sie, er würde jetzt wieder von ihr abrücken. Doch das Gegenteil war der Fall. Sein angewinkeltes Bein rutschte nur von der Couch und er lehnte sich mit dem Rücken seufzend gegen die Lehne. „Daran erinnerst du dich noch?“ „Kaum vorstellbar, wie man das vergessen kann. Ich lag eine Woche im Krankenflügel deswegen.“ „So schlimm war es dann ja wohl nicht, wenn dich das zum Lächeln bringt.“, sah sie ihn nun grinsen. Irgendwie... hatte er schon Recht damit. Eigentlich hörte sich das brutaler an, als es im Endeffekt war. Nur Poppy hatte es aussehen lassen, wie eine Katastrophe und hatte sie eine Woche behalten, um auf Nummer sicherzugehen. Sie hatte sich ja noch nicht einmal was gebrochen. Da war nur ein riesiger, blauer Fleck, der nach ein paar Tagen sogar lila wurde. Kurz musste sie erneut schmunzeln. „Du tust es schon wieder.“, stellte er fest, doch sie erwiderte nichts darauf, „Es ist schön dich wieder lächeln zu sehen. Dir scheint es hier besser zu gehen.“ Gedanklich ließ sie seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Besser? Nun ja. Offenbar sah er nicht richtig hin, aber sie machte ihm keinen Vorwurf. Eigentlich... spielte sie ihm vieles nur vor. Sie konnte einfach nicht über die Nächte reden, die sie verfolgten. Dabei hatte sie doch Marcus das Versprechen auferlegt, dass er immer ehrlich zu ihr war und dass er nichts mehr vor ihr verschwieg. Und was machte sie? Sie wich ihm aus. Erzählte nicht was sie bedrückte, stellte eine Barrikade auf zu ihren Gedanken. Allein dafür verachtete sie sich allmählich selbst. „Mir... mir ist egal, wo ich bin.“, sagte sie dann, um den negativen Aspekt zu verdrängen und spürte erneut seine Hand, jedoch diesmal auf ihrer Wange. Er strich sanft darüber und sie konnte nicht anders, als sich an ihn zu lehnen, wobei seine Hand von ihrer Wange rutschte und auf ihrem Rücken Platz nahm. Ihre Hände legte sie dafür auf seine Brust ab. „Hauptsache du bist da.“, hauchte sie. „Ich bin immer für dich da.“, murmelte er und strich behutsam über ihren Rücken, „Wir schaffen das schon, Katie. Du wirst sehen.“, sagte er ruhig und sie spürte einen zarten Kuss auf ihrem Haar. Er war so lieb zu ihr und verständnisvoll. Normal hätte er es verdient, dass sie ihm etwas entgegenkam. Sollte sie vielleicht, die friedliche Stimmung nutzen und... es auf einen Versuch ankommen lassen? „Marcus?“, fragte sie dann leise, nach einer Weile. „Hm?“ Sie spürte seine grünen Augen auf ihr und ihre Härchen auf dem Arm stellten sich auf. Sie merkte wie ihr Herz plötzlich schneller schlug. Das Pochen war kaum auszuhalten. „Damals... also...“, stotterte sie und versuchte ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen. Aber irgendwie schien das nicht zu helfen. Ihre Hände wurden schwitzig und ihre Füße fühlten sich plötzlich so eisig an. Obwohl die Kuschelsocken, die sie trug, bis eben noch die Wärme hielten. „Was ist?“ „Ehm... mir war bisher nie klar, wieso du damals an den Gewächshäusern warst.“, sagte sie dann plötzlich und verfluchte sich selbst erneut. Verdammt. Sie konnte es einfach nicht. Egal, wie oft sie es sich schon vorstellte, ihm zu erzählen, was mit ihr los war. Woran sie litt, aber sie bekam es nie über ihre Lippen. Stattdessen fragte sie so etwas Banales. Doch er schien nicht davon ausgegangen zu sein, dass Katie etwas anderes ansprechen wollte und sie atmete auf der einen Seite erleichtert aus. Auf der anderen Seite,... war sie aber auch irgendwie enttäuscht, dass er ihre innere Zerrissenheit nicht wahrnahm. „Du meinst mit Mizzi?“, stellte er nur die Gegenfrage. „Mhm...“ Auch wenn es nicht ihre eigentliche Obsession war, ihn danach zu fragen, hatte sie da auch noch nie durchgeblickt. Sie hatte aber auch nicht nachgefragt, weil es ihr unangenehm war, die genauen Herangehensweise ihres Freundes zu ergründen. Sie war nur glücklich damals gewesen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Sie sprang einfach auf den Zug auf, was nicht heißen würde, dass sie sich darüber schon das eine oder andere Mal, Gedanken machte. Sie hörte ihn seufzen. „Ich hab dich und Wood vor den Umkleidekabinen gesehen, wie du ihn erpresst hast, oder... es zumindest versucht hast.“, stieß er lachend aus, „Gerade du,... die so still war und jedes Training immer über sich ergehen ließ. Aber da hast du die Krallen ausgefahren und... ich war neugierig.“ „Nur Neugier?“ „Du hast ihm gesagt, du müsstest lernen und bist dann aber zu den Gewächshäusern runter. Ich dachte nicht, dass du ihn anlügen würdest. Außerdem hatte ich die Wahl zwischen dir oder Professor Binns.“, grinste er und zog sie noch enger an sich heran, „Keine Ahnung, du hast mich einfach fasziniert.“, flüsterte er dann, „Ich hab's nicht bereut.“ Katie lächelte wieder zaghaft und schmiegte sich noch näher an. „Sag mal,...“, begann er jedoch gleich wieder und Katie horchte auf, „Lief da mal was zwischen dir und Wood?“ Abrupt löste sie sich von ihm und stemmte ihre linke Hand gegen seine Brust. Verwundert sah sie zu ihm, als er diese Frage stellte. Sie konnte nicht glauben, dass sich Marcus darüber Gedanken machte. Oliver und sie? Was für ein... Hirngespinnst. „Nein.“, sagte sie dann langsam, aber sicher in ihrer Stimme, „Oliver und ich hatten nur Quidditch was uns verband. Er war mein Kapitän und außerhalb des Feldes hatte ich wirklich kaum was mit ihm zutun.“ „Okay.“, murmelte er nickend. „Wieso...“, kam es leise aus ihr heraus, „Hast du etwa gedacht, dass-“ „Ich dachte nur,... als wir ihm begegnet sind, war er ganz und gar nicht angetan davon, dass wir zusammen sind.“ „Wundert dich das? Alicia hat mir auch nicht glauben können und wahrscheinlich wird das bei jedem, den wir beide kennen, genauso ablaufen.“, murmelte sie. „Nein, dass meine ich nicht. Er...“, zögerlich ließ er seine Hand von ihrem Rücken los und atmete tief durch. Katies Blick war immer noch leicht verstörend, aber immer noch ruhig. Auch wenn das Gespräch nicht besonders zu ihren Lieblingsthemen gehörte, war das immer noch besser, als über ihr akutes Problem zu reden. Hierbei fühlte sie sich nicht unsicher. Die einzige Situation in der sie sich jemals unsicher fühlte, war damals in ihren Sommerferien gewesen, als sie bei ihm war. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie in diesen Augenblick irgendwie... reingerutscht war. Sie hatte es nicht kommen gesehen und sicherlich war ihm das auch nicht so bewusst. Sie waren sich körperlich näher gekommen. Sie lagen zusammen im Bett und es war bis zu einem bestimmten Moment schön gewesen, ihm auf diese Weise nahe zu sein. Aber so wirklich konnte sie sich da auch wieder nicht einlassen. Katie hatte ihn dann einfach aus einem Impuls heraus gestoppt, als er gerade dabei war, sie auszuziehen. Marcus war sehr einfühlsam und überhaupt nicht beleidigt, oder gar eingeschnappt gewesen. Er hatte ihre Grenze ohne „Wenn und Aber“ akzeptiert, als sie unter mehrmaliges Stottern zugab, dass sie noch Jungfrau war und sie das jetzt nicht wollte. Katie war das alles peinlich gewesen, weil sie genauso gut wusste, dass er da mehr Erfahrung hatte. Immerhin hatte sie so einige Dinge über ihn erfahren, als sie noch zur Schule ging. Mehr unabsichtlich, weil sie die Gespräche ihrer Freundinnen nie richtig ausblenden konnte. Wie oft war sie hörbar Zeuge davon geworden, wie Angelina und Alicia öfters im Gemeinschaftsraum der Gryffindors darüber sprachen, dass sie ihn zusammen mit Romilda Vane gesehen hatten. Oder mit Tracey Davis, einer Slytherin und das in einer eindeutigen Situation. Katie wollte das sicherlich nicht mit anhören. Für sie war das Thema total peinlich und darüber reden wollte sie auch nie. Sie erinnerte sich an eine weitere Situation. An den Geburtstag der Zwillinge und wie dumm und dämlich sie alle im Sitzkreis saßen. Fast alle Quidditchspieler auf einem Fleck und dadurch dass Fred und George in der Hauselfenküche den Elfenwein stahlen, war die Hälfte natürlich längst gut angeheitert gewesen. Das Thema das immer und mehr in den Vordergrund stach, war natürlich nichts anderes als Jungs, Dates und... nun ja, das was körperlich eben dazu gehörte. Merlin, sie war so verklemmt... „-wie ich es tue.“, riss Marcus sie aus den Gedanken. Katie zog eine Augenbraue nach oben und konnte gerade noch so ein dümmliches „Was“ verschlucken. Merlin, sie war so abgelenkt gewesen, dass sie gar nicht mitbekam, dass er anscheinend weiter mit ihr sprach. Jetzt hatte sie den Salat. „Ehm... wie... du was tust?“, fragte sie nervös nach und sie bemerkte zugleich seinen Blick auf sich ruhen. „Du hast nicht zugehört.“, kommentierte er prompt. „Tut mir leid, ich... war gerade...“, schluckte sie, „...woanders.“, entschuldigte sie sich, „Was hast du gesagt?“ „Nicht so wichtig..“, seufzte er und stand von der Couch auf, „Hast du Hunger? Ich hab deine Lieblingspizza besorgt.“, lächelte er nun und schob die Pergamentblätter auf einen Haufen. „Prosciutto?“, fragte sie hellhörig nach. „Jep. Also, Ofen anwerfen?“ „Gerne.“ Er sagte dazu nichts mehr und verschwand zugleich in der Küche. Katie seufzte auf und setzte sich etwas auf. Ihre braunen Augen huschten über die Blätter, auf denen Marcus zuvor so eifrig geschrieben hatte. Bisher hatte sie nie so genau auf seine Pläne ein Auge geworfen. Aber gerade war es perfekt, um auf andere Gedanken zu kommen. Der Schwarzhaarige hatte einige Orte untereinander aufgeschrieben und manchmal gewisse Details in Klammern gesetzt. Interessiert las sie seine Notizen durch. x x x Paris (Apparieren) nach Orléans (von dort aus Mobil? Mietauto?) Bordeaux (nur Richtung, kein Zwischenhalt) Parc Landes de Gascogne (zu Fuß durch das Naturschutzgebiet) Lourdes (Unterkunft suchen) Nationalpark Pyrenäen (über das franz.-spanisches Gebirge? Oder doch bei Bayonne über die Grenze?) . . . Aranda de Duero (Ziel) x x x Ab hier hörten seine Notizen auf. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Keiner der Orte sagten ihr etwas, außer vielleicht Paris und Orléans. Aber das war auch gut so, dachte sie sich. Umso weniger man diese Orte mit ihnen beiden in Verbindung brachte, umso sicherer war ihr Weg. Ein langer Weg. Immerhin waren das fast 700 Meilen, bis zu ihrem Ziel. Marcus hatte heute Morgen irgendwann mal gemeint, dass sie in spätestens zwei Tagen aufbrechen sollten, damit sie wenigstens ein bisschen Zeit hatten, sich ins Inland zu flüchten, bevor das Ministerium auf sie aufmerksam wurde. Katie war jedoch bewusst, dass sie innerhalb einer Woche, nicht einmal die Hälfte der Strecke schaffen würden. Es wunderte sie zum Beispiel auch, dass er in Erwägung zog die erste Station mit dem Apparieren zu überbrücken. Letztens hieß es noch, dass er so gut wie es ging, auf Zaubermittel verzichten wollte, da sie so noch weniger aufspürbar wären. Nur für den Fall eben, dass sich tatsächlich jemand auf die Suche nach ihnen machten. Gerade auch, weil sie noch minderjährig war und sie die Spur auf sich hatte. Der einzige positive Effekt, dass sie derzeit keinen Zauberstab führte. Auch wenn es ihr gegen den Strich ging, dass ihre Mutter ihr den Stab weggenommen hatte, fand sie es mittlerweile nicht mehr so schlimm. Sie kam auch gut ohne zurecht. Sie war sogar schon an den Punkt angelangt, dass sie ihn gar nicht mehr wollte. Katie seufzte und ihr Blick fiel wieder auf ihr Buch. Sie nahm es in die Hand und schnappte sich einen Bleistift vom Tisch, bevor sie sich in die Couch zurücklehnte. Kurz starrte sie nur auf die weiße Seite, bis der Bleistift mit fließenden Handbewegungen über das Papier sich bewegten. Wort um Wort schrieb sie auf, was ihr gerade durch den Kopf ging... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)