Flucht von KatieBell (Ein Lächeln verändert alles) ================================================================================ Kapitel 4: Gedanken ------------------- Er wusste nicht wie lange er sie hielt. Fest umklammernd stand er mit ihr in seiner Eigentumswohnung. Mitten im Wohnzimmer. Sie hatte ihn nicht weggeschubst, krallte sich in sein schwarzes Hemd und hatte ihren Kopf an seine Brust gedrückt. Den Blick gen Boden gerichtet. Und sie weinte. Weinte so bitterlich, dass er dachte, er würde an ihrem herzzerreißendes Schluchzen, sterben. Er wollte nicht, dass sie so sehr litt unter all den Ereignissen. Sie sollte wieder lachen und glücklich sein. Aufgeweckt, stürmisch, von ihm aus, konnte sie auch Stur sein. Aber bitte nicht so zerrissen, wie sie gerade in seinen Armen lag. Das war ein klassischer Magieausbruch, den er so noch nie erlebt hatte. Ausgelöst durch seine eigene Dummheit. Hätte er sich einfach nicht darauf eingelassen und sie direkt nach Hause gebracht. Dann wäre das gar nicht passiert. Er dachte nur,... vielleicht würde es besser werden, wenn sie erst einmal anfing zu reden. Ohne ihre Mithilfe, würde sich nie etwas ändern. Sicher. Er kannte Wege, ihre Gedanken zu lesen. Legilimentik beherrschte er, aber das wäre ein Vertrauensbruch ihr gegenüber gewesen. Sie hatte sowieso schon so wenig Vertrauen in sich selber, da wollte er nicht auch noch ihr Vertrauen an ihn erschüttern. Also verwarf er die Möglichkeit. „D-dein... tut mir leid...“, stammelte sie auf einmal und er schob sie kurz von sich, hielt sie aber immer noch an ihren Oberarmen, „Das ist meine Schuld.“ Er sah sie verwirrt an und schüttelte zugleich seinen Kopf. „Nichts davon ist deine Schuld.“, sagte er zielsicher, doch sie riss sich aus seinen Armen und legte ihre Hand auf seine Seite. Sie drehte ihn zur Seite und dann spürte er wieder einen Schmerz auf seinem Rücken, gerade als sie eine Hand an diesen erhob. Er sah verwirrt über seine Schultern und konnte nur halbwegs erkennen, dass sich kleine Glassplitter in seiner Haut verkeilt hatten. Daher kam der Schmerz. Musste bei dem Glassprung passiert sein. „Merlin, du blutest...“, zitterte sie erneut panisch und er wandte sich wieder ihr zu. „Ist nicht schlimm. Nur ein paar Kratzer. Ich mach das gleich.“, antwortete er ihr ruhig und gesonnen. Er lächelte leicht. Es war wirklich nicht so schlimm. Das Adrenalin das durch seinen Körper schoss, unterdrückte sowieso das meiste. Katie schien nicht zufrieden damit zu sein, aber ein bisschen ruhiger wurde sie dennoch. Marcus überredete sie, dass sie sich ein bisschen hinlegen sollte und verfrachtete sie auch gleich ins Bett. Nachdem sie ihren Pullover ausgezogen hatte und nur noch in ihrem Top und einer bequemen Leggins sich hinlegte, deckte er sie ordentlich zu. „Marcus...“ „Ja?“ „Ach nichts.“ Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter. Sie wandte sogar ihren Blick von ihm ab. Wie gern er doch wüsste, was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging... „Ich bin gleich neben an. Wenn was ist, ruf, ja?“, sagte er zu ihr und sie nickte zögerlich, sah ihn aber immer noch nicht an. Der Schwarzhaarige stand auf und war schon bereits an der Schlafzimmertür, als er ihre Stimme doch noch einmal vernahm. „Warum...“, sagte sie leise und er ging wieder zurück zu ihr, „... machst du das alles?“ Er setzte sich erneut an ihre Seite, während sie ihre Finger in die Bettdecke gekrallt hatte. „Wie meinst du das jetzt?“ „Ich...“, sie schluckte nervös und sah ihn wieder in die grünen Augen, „Sieh mich doch an, ich... bin total kaputt und-“ „Stopp, stopp, stopp. Katie... du bist nicht...“, unterbrach er sie, „... kaputt. Du bist vom Weg abgekommen, aber da finden wir schon wieder hin, okay?“, lächelte er und strich ihr ein paar Haarsträhnen beiseite. „Und wenn das nie wieder... so wird, wie früher?“, fragte sie ängstlich und er atmete tief durch. „Ist egal.“, sagte er und nahm ihre rechte Hand in die seine, „Ich liebe dich.“, sagte er deutlich, „Und daran wird sich nie etwas ändern.“ Beide sahen sich lange an und kurz dachte Marcus tatsächlich, dass er ein sanftes Lächeln wahrnahm. Zumindest hatten sich ihre Mundwinkel minimal hochgezogen. Sie würden das schon schaffen. Irgendwie. Zusammen. „Miau.“, kam es plötzlich hinter ihm und er begann noch breiter zu lächeln. Eine getigerte Katze sprang auf ihr Bett und legte sich zugleich quer auf Katies Körper. Kaum ein paar Sekunden später begann diese zu schnurren, als Katies linke Hand über das Fell strich. „Du hast ja die beste Gesellschaft.“, kam es nun fast schon grinsend von ihm und er ließ ihre Hand los, „Schlaf jetzt ein bisschen.“, hängte er mit dran, beugte sich noch einmal zu ihr hinunter und hinterließ einen federleichten Kuss auf ihrer Wange. Ein paar Stunden später, nachdem er die kleinen Splitter aus seiner Haut gezogen hatte, machte er sich daran, ihre beiden Sachen zu packen. Dabei war er nicht wirklich systematisch. Er warf einfach alles in den Koffer, was er gerade erblickte und dachte, es könnte nützlich sein. Sogar seinen Nimbus 2001 hatte er verkleinert und ihn in eine Sporttasche hineingelegt. Seine Gedanken waren dabei jedoch eher auf den Vormittag bezogen. Ihre Worte. Ihre Frage. Es hatte ihn ein wenig schockiert, dass sie so dachte. Aber lange darüber konnte er auch nicht nachdenken. In einem auf den anderen Moment, kam sein bester Freund Adrian vorbei. Er hatte völlig vergessen, dass er mit ihm verabredet war. Der ganze Vorfall hatte ihn mürbe gemacht. Jetzt schon. Marcus hoffte nur, dass er niemals die Nerven verlor, wenn er mit Katie alleine unterwegs und dabei durch ein fremdes Land wanderte. Das könnte katastrophale Auswirkungen haben. „Willst du was Trinken?“, kam die Frage von dem Schwarzhaarigen, als er mit Adrian das Wohnzimmer betrat. „Nein. Lass... mal. Was bei Salazar veranstaltest du hier?!“, stieß er verwirrt seine Frage aus, als er das ganze Chaos sah. Zugegeben. Er war noch nie ein ordentlicher Mensch gewesen. Aber dass seine Wohnung aussah wie ein Schlachtfeld, das gab es nicht. Mal hier ein Handtuch, oder da die Schuhe einzeln irgendwo hin gekickt. Jetzt. Schränke die offen standen. Klamotten die dabei halb heraushingen. Ein Stuhl der mitten im Raum stand, worauf sich Bücher stapelten, die er unbedingt noch in irgendeine Tasche packen musste. Jemand, der Marcus kannte, war das ein eher unüblicher Anblick. „Ich packe.“, sagte er kurz und knapp. „Du willst das echt durchziehen?“, stellte er prompt die nächste Frage, als er Marcus dabei zusah, wie weiter im Raum auf und ab lief. „Ich will das nicht nur, ich muss. Sie ist hier nicht mehr sicher, Adrian.“ „Aber sie ist doch ein Halbblut. Da wird es keine Probleme geben.“ „So einfach ist das nicht.“, murmelte Marcus und sah sich um, bevor er an eine Kommode ging und die Schubladen aufriss. „Du wirst mir nicht erzählen, was daran nicht einfach ist, oder?“ „Je weniger zu weißt, umso besser.“, sagte er zugleich. Vor Adrian hatte er noch nie Geheimnisse gehabt. Allein, dass er wusste, was er ungefähr mit Katie vor hatte, war das einzige, was er ihm anvertrauen konnte. Wie er dabei tatsächlich vorgehen würde, dass behielt er für sich. Nicht, weil er ihm nicht vertraute, sondern weil er ihn nicht in seine Sache hineinziehen wollte. „Und... wie geht es ihr so?“, hörte er ihn fragen, als er gerade den ersten Koffer schloss und eine neue Tasche an sich heranzog. Der Schwarzhaarige drehte sich zu seinem langjährigen Freund herum und er musste es schon an seinem Blick erkennen, wie er zu der Frage stand. „Nicht gut?“, fragte er nachträglich nach. „Den Umständen entsprechend.“, seufzte er und nahm vom Wohnzimmertisch das schwarze Notizbuch in die Hand, „Hier.“, sagte er nur und drückte es Adrian in die Hände. „Was ist das?“ „Man könnte es als Zeichenbuch abstempeln. Aber eigentlich ist es mehr ein Therapie- oder Tagebuch. Irgendetwas dazwischen.“, murmelte er. Er sah wie Adrian wild in den Seiten herumblätterte, bis er auf keuchte. „Beim blutigen Baron... sag mir nicht,... das hat sie gezeichnet?“ Er sagte nichts und der Dunkelblonde fiel direkt darauf ein. „Das ist krank. Wieso malt sie... fuck.“ „Jap. Das hab ich auch gedacht, als mir das Buch das erste Mal in die Hände fiel.“ „Du wusstest davon gar nichts?“ „Nein. Emily hat mir das verschwiegen. Ich wusste ja, dass sie momentan psychisch nicht ganz klar im Kopf ist. Ich mein... sie hat viel erlebt in den letzten Monaten. Du weißt es selbst. Aber das... das war mir komplett neu!“ „Sie braucht dringend Hilfe, Marc.“ „Ja... sobald wir... da ankommen, wo wir hinwollen, leite ich alles in die Wege.“, seufzte er, „Das...“, seine Stimme zitterte, „Mit ihren emotionalen Ausbrüchen, komme ich... klar. Die hat sie kaum mehr noch, seit sie bei mir ist. Aber das...“, und deutete auf das Notizbuch, „Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen.“ Tatsächlich wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. Er erkannte sie kaum wieder. Sie war ängstlich, manchmal panisch und dann wieder völlig in ihrer Welt versunken. Er bohrte aber auch nicht mehr nach. Das hatte ihn der heutige Tag gezeigt, dass es keine gute Idee war. Auch hatte er Angst, alte Wunden erneut aufzureißen, die er dann nicht wieder schließen könnte. Das Zeichnen... war dennoch ein klarer Hilfeschrei. Aber er war nicht in der Lage, das aufzuarbeiten, was ihr passiert war. Nicht ohne Hilfe. Er würde sie nicht im Stich lassen, das auf keinen Fall. Aber... sie brauchte so schnell es ging, professionelle Hilfe. Sobald sie in Spanien wären, würde er sich darum kümmern. Er hatte schon von hier aus, einige Dinge recherchiert und ein paar Praxen ausfindig gemacht, die eventuell für Katies seelisches Problem in Frage kämen. Aber bis dahin, musste er alleine mit ihr da durch. „Hör zu Adrian, die Sache ist wirklich angespannt. Du weißt nicht wie das ist... entweder sie hängt dauernd nur am Fenster und starrt auf die Straße, oder sie kommt gar nicht aus dem Bett raus." „Ich versteh ihre Angst ehrlich gesagt, nicht so ganz...“, murmelte sein Gegenüber. „Ich kann dir das nicht erklären. Es ist für mich schon schwer genug, da noch durchzublicken. Ich will sie einfach nur in Sicherheit wissen.“ „Meinst du nicht,...“, begann er vorsichtig, „... ihr überstürzt das ein wenig?“ „Jetzt sag ich dir mal was.“, kam es sauer aus ihm raus, "Du hast keine Probleme. Du und Spinnet seid beide reinblütig. Ihr habt nichts zu befürchten! Aber Katies Status ist gefährdet.“, sagte er deutlich, „Ihre Mutter hat mir ihre Tochter anvertraut und ich liebe sie. Ich mache alles, was dafür sorgt, dass sie in Ruhe und ohne Angst leben kann und...“, sagte er eindringlich, „... das sie wieder gesund wird.“ „Ich will mich nicht einmischen, Marc. Ich... du hast Recht. Ich bin nicht involviert darin, aber... du wirfst dein Leben auch völlig über den Haufen damit. Was ist denn mit Quidditch?! Die Falmouth Falcons haben dir doch eine Zusage gegeben und-“ „Das ist jetzt nicht dein ernst?! Was interessiert mich jetzt noch Quidditch?! Adrian!“, zischte er und kam auf ihn zu, „Jeden Tag... jede Stunde verschwinden Menschen. Manche tauchen unter, andere werden verschleppt und warum? Weil sie von Muggel abstammen, sich gegen das neue Regime wehren, oder weil sie vermutlich Spaß daran haben, ihre Macht auszunutzen! Ich werde nicht zulassen, dass ihr noch mehr passiert. Sie hat schon genug Scheiße durch!“, schrie er ihn fast an und hoffte im selben Augenblick, dass er Katie damit nicht geweckt hatte, „Ich bring sie raus aus dem ganzen Chaos und nichts wird mich davon abhalten!“, wurde er dann wieder leiser. „Schon gut.“, hob er die Hände zur Verteidigung, „Ich will nicht mit dir streiten. Ich... bin dein Freund, Marc. Also... akzeptier ich deine Entscheidung, auch wenn ich nicht alles nachvollziehen kann.“, kam es über seine Lippen, „Wann haut ihr ab?“ „Sobald der Portschlüssel bereit ist, dass kann morgen sein, oder erst in ein paar Tagen. Keine Ahnung. Deswegen packe ich ja schon einmal alles zusammen.“ „Aber... ihr habt nur eine gewisse Zeit beantragt, oder...“ „Ja...“, sagte er langsam und wandte sich ab, um wieder zur Schublade der Kommode zurückzukehren. „Dass heißt,... das Ministerium ist der Annahme, dass ihr wieder zurückreist.“, sagte Adrian vorsichtig, „Das werdet ihr aber nicht, oder?“ Marcus schwieg, was für den dunkelblonden, ehemaligen Slytherin klar und deutlich war. „Kann ich... irgendetwas für euch tun?“ „Sie werden auf dich zurückkommen, wenn wir den Portschlüssel nach London nicht benutzen.“, kam es nun wieder mit ruhiger Tonlage über seine Lippen. „Verstehe. Klar. Sie werden alle befragen, die mit euch im Kontakt waren und sich die Frage stellen, wo ihr abgeblieben seid.“ „Wahrscheinlich werden Sie auch Veritaserum verwenden, ob mit oder ohne Einverständnis der Betroffenen.“ „Deswegen sagst du auch nichts konkretes, aber ich weiß ja, dass ihr nur zum Schein nach Frankreich reist. Wenn sie mir den Trank unterjubeln, hilft noch nicht mal Okklumentik dagegen.“ „Deswegen... dachte ich, ich setz dir eine falsche Erinnerung ein.“, sagte er dann und drehte sich erneut zu ihm um. „Du willst meine Gedanken manipulieren?!“ „Ich kann dich nicht zwingen, Adrian.“, seufzte er und hob kurz seine Arme zur Seite, nur um sie direkt wieder fallen zu lassen, „Es geht natürlich auch ohne. Dann finden sie das eben raus, aber ich will nicht, dass du wegen uns in Schwierigkeiten gerätst.“ „Puh.“, schnaufte er aus und rieb sich den Hinterkopf, „Von mir aus. Mach's.“, sagte er dann, „Wenn es euch ein bisschen Puffer verschafft, dann sei es so.“ „Das rechne ich dir wirklich hoch an.“ „Wie lange sind wir nun schon befreundet?“, grinste der junge Mann, „Sind durch dick und dünn gegangen. Ich und Graham haben eure Beziehung sogar vor unseres Gleichens gedeckt. Ich lass dich nicht im Stich, wenn du meine Hilfe brauchst.“ „Wenigstens kann ich mich auf dich verlassen.“, seufzte er und warf erneut einige Shirts in den Koffer. „Immer noch keine Nachricht deiner Eltern?“, fragte Adrian vorsichtig. „Nein.“, schüttelte er den Kopf, „Ich mein, es war klar. Ich dachte nur... sie könnten vielleicht darüber stehen.“ Kurz erinnerte er sich an seine letzte Begegnung mit seinem Vater. Die war nicht schön gewesen. Marcus hatte endlich den Mut dazu gefunden, seinen Eltern zu erzählen, dass er mit Katie zusammen war. Zu dem Zeitpunkt führten sie gerade mal drei Monate diese Beziehung. Davor, wusste nur Adrian und Graham etwas von ihrer Verbindung und natürlich Katies Familie. Die einzigen Menschen, die nichts gegen diese Beziehungen hatten. Im Gegensatz zu seinem Vater. Seine Mutter hatte da keine eigene Meinung. Sie würde eh immer hinter ihrem Ehegatten stehen. Sein alter Herr hatte ihn beschimpft und die Beziehung als Familienschande bezeichnet. Er hatte ihm nahegelegt, sich zu trennen. Als sich der 19-jährige sich vehement dagegen äußerte, kam er dann an mit dem Argument, dass sie nur hinter seinem Erbe hinterher war. Aber Katie war das schon immer alles egal gewesen. Sie hatte ihm den frischen Wind in sein Leben gebracht. Ohne sie, würde er noch genauso sein, wie früher. Er war in der Schule ein Draufgänger, hatte nichts anbrennen lassen, aber eine richtige Beziehung kam für ihn nie in Frage. In der Schule gab es eh niemand, der mehr seine Aufmerksamkeit verdiente. Alles nur dumme Hühner, die viel zu sehr oberflächlich dachten und nie hinter die Fassade blickten. Dachte er. Katie hatte er nie beachtet, sie war nur eine Gryffindor die zufällig im Quidditchteam spielte, aber eine schicksalhafte Begegnung ließ ihn dann doch auf sie aufsehen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)