Ragnarök - Chains of Destiny von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 3: Die Sandfelder ------------------------- 4. Die Sandfelder Die Sandfelder. Der wohl trostloseste Ort auf einem Planeten, der seinen Bewohnern eh schon nichts bietet außer den Sand und die Hitze eines Wüstenplaneten. Aber im Vergleich zu den Sandfeldern ist der Rest das reinste Paradies. Sie umschlossen den Planeten genau in seiner Mitte und zu einer ganz bestimmten Tageszeit brannte dort die Sonne so heiß, das sie den Sand zu Glas und manchmal auch zu Kristallen und Edelsteinen schmolz. Dies ist der einzige Grund, warum in dieser Todeszone überhaupt jemand lebt. Leben muss. Die Arbeiter, Sklaven, die in kleinen Lagern auf den ganzen Sandfeldern, die wiederum in einzelne Besitztümer unterteilt sind, arbeiten haben keine Wahl. Würden sie fliehen, wären sie innerhalb des nächsten Tages verbrannt. Nur durch besondere Schilder werden die Lager, die aus mehreren Baracken und einem palastähnlichen Haus bestehen, geschützt. Die Baracken sind für die Arbeiter und ein Teil des Hauses ist für die Wachen. Der Rest gehört dem Besitzer, der jedoch meist überhaupt nicht im Haus ist sondern irgendwo auf dem Planeten und sein kleines Königreich verwaltet. Die einzige Verbindung zur Außenwelt sind die Karawanen die einmal im Monat kommen um die Steine zu holen, doch diese werden so stark bewacht das es unmöglich ist sich ihnen anzuschließen. Wer hierher kommt, der ist Verloren. Die Sklaven, der Willkür der Soldaten ausgeliefert, die sie bewachen und in jedem Lager stationiert sind, um den Abbau zu überwachen sind in ihren jeweiligen Bereichen wie Götter. Wenn Sie etwas wollen, dann bekommen sie es, egal was. Es ist ein Ort der Verdammten, ein Ort der für jeden der ihn erreicht zur Hölle wird. Selbst Nachts, wenn es auf dem Rest des Planeten kühl wird, sorgt das reflektierte Sonnenlicht der drei Monde dafür, das es unerträglich heiß bleibt. Die Zeit, in der die Arbeit auf den Feldern beginnt. Lunara stand auf einem Hügel nahe einer dieser Arbeitsgruppen und sah durch ihr Fernglas. Dann hob sie einen kleinen Stein hoch und starrte konzentriert darauf. Nichts. Entmutigt machte sie kehrt und ging zu ihrem Raumschiff zurück. Sie klopfte Reg auf die Schulter der wache hielt und ging in den Laborbereich. Als die Tür wieder hinter ihr zu glitt hob Liiren den Kopf und lächelte sie an. „Und?“ Fragte er. Doch Lunara schüttelte nur den Kopf und ging an die zwei Britchen die in dem Raum standen. „Nichts, keine Reaktion.“ Sie sah auf die zwei Körper herunter, die an Dioden angeschlossen vor ihr lagen. „Bist du sicher, das sie uns hierher geführt haben?“ Liiren nickte. „Die Messungen sind unverkennbar. Irgendwo auf diesem Planeten müssen ihre Nachkommen leben.“ Ein zynisches Lächeln umspielte seinen Mund, als er weiter sprach. „Es würde passen.“ Lunara nickte und fragte sich jedoch gleichzeitig, ob sie sich nicht im Kreis bewegten. Sie suchten jetzt schon über einem Monat auf diesem Planeten, hatten Lager um Lager abgesucht, aber keinerlei hinweiße darauf gefunden, das sie sich hier befanden, außer die Reaktionen ihrer Körper, die in elektrischen Impulsen beruhten, die sie ausstrahlten. Nachdem sie mit ihnen aus der Ruine zurück gekehrt war, waren sie nach etlichen Jahren wieder in den Hauptstützpunkt der Rebellen zurück gekehrt. Dort hatte sie sich mit einigen der anderen Kommandanten unterhalten. Die Meisten waren dagegen gewesen weiter zu suchen, wie immer. Sie hielten es für zu riskant weiter Leben für eine Sache einzusetzen, deren Ausgang so ungewiss war. Schließlich hatte Lunara ihnen wenigstens wieder ein Schiff abringen können und die Erlaubnis jene mitzunehmen, die es auch wirklich wollten. Es waren jene, die sie auch schon in den Tempel begleitet hatten. Sie ging von den beiden Saiyajin weg und an die Sprechanlage. „Mas.“ „Ja?“ „Lass uns starten.“ „Wieder nichts?“ „Nein.“ Sie drehte sich zu Liiren. „Du sagst mir, wenn sich was ergibt?“ Er streckte den Daumen nach oben. „Du bist die Erste die es erfährt.“ Mit einem traurigen Lächeln ging sie aus dem Raum und Liiren wendete sich wieder den Instrumenten zu. Dann stand er auf, vergewisserte sich, das Niemand in der Nähe war und ging zu den beiden Kriegern. Einen Augenblick zögerte er noch, dann legte er ihnen die Hand auf die Brust, schloss die Augen und konzentrierte sich. Er wusste, er durfte es eigentlich nicht. Wenn sein Bruder heraus bekam was er hier tat, dann war er tot. Doch eigentlich hatte er ihn erst zu den Rebellen geschickt um sie im Auge zu behalten und mittlerweile war sich Liiren gar nicht mal so sicher, ob es so falsch war, was sie taten. Er schüttelte solche Gedanken ab und konzentrierte sich wieder. Sollte Lunara sie doch erwecken. Ohne den Kristall stellten sie eh keine Gefahr da. Liiren konzentrierte sich erneut und plötzlich hatte er das Gefühl, als würde eine Druckwelle durch das Schiff laufen und auf ihn einströmen. Die Instrumente auf den Geräten fingen an zu piepsen und auszuschlagen. Liiren öffnete die Augen und ging zu ihnen, warf einen kurzen Blick auf sie und schaltete die Sprechanlage ein. „Lunara.“ „Was gibts?” „Ich empfange was.“ „Siehst du ihn?“ Liiren nickte und reichte Lunara wieder das Fernglas zurück. Sie blickte abermals hindurch. „Wenn er das nicht ist, dann weiß ich auch nicht.“ Sie verfolgte mit den Augen weiter die Person, die sie im Lager ausgemacht hatten. Er war jung, maximal achtzehn, wenn man von Menschenjahren ausging. Doch das war ihr ziemlich egal, viel wichtiger war diese unglaubliche Ähnlichkeit. Auch ohne die Geräte, die wie wild ausschlugen hätte sie sofort erkannt, wen sie vor sich hatte. Der Junge blieb plötzlich stehen und wendete den Kopf in ihre Richtung. Für einen Augenblick hatte Lunara das Gefühl, das er geradezu in ihre Richtung starrte, doch das war absurd. Er wendete auch wieder den Kopf und verschwand in einer der Baracken. Lunara setzte den Feldstecher ab und betrachtete noch einen Moment die Szenerie. Dann wand sie sich mit Liiren ab und betrat das Schiff. Nun gab es einiges Vorzubereiten, denn einen Angriff konnten sie sich nicht leisten. Rott machte sich Sorgen. Geta hatte sich zwar schon oft mit den Wachen angelegt, aber so schlimm wie diesmal hatten sie ihn noch nie verprügelt. Im ersten Augenblick als sie ihn zurück in die Baracke gebracht hatten, hatte er geglaubt Geta wäre nicht mehr am Leben. Ihre Situation war eh schon schwer genug, auch ohne das Geta sich dauernd in Schwierigkeiten brachte. Überhaupt, war solch ein Maß an Stolz für einen Sklaven einfach nicht angebracht. Und doch, so sehr Rott versucht es zu verdrängen, manchmal brach in ihm das Gefühl durch, das sie eigentlich mehr waren als Sklaven, als menschlicher Abschaum, als Gegenstände, viel mehr. Er schüttelte den Kopf über solche Gedanken. Das war lächerlich und genau das waren auch die Gedanken, die Geta immer wieder in diese Schwierigkeiten brachten. In Schwierigkeiten, die sie beide schon mehr Narben gekostet hatten als so manch altem Sklaven in diesem Lager. Einer der Gründe, warum sich Niemand mit ihnen einlassen wollte. Das Rott die Umschläge für Geta bekommen hatte, hatte ihn schon gewundert und es war auch mehr gewesen als er erwartete. Aber der Alte, wie er von allen nur genannt wurde, war schon immer freundlicher zu ihnen gewesen als die Übrigen. Es war seltsam, Rott hatte manchmal das Gefühl ihn schon ... . Er wendete den Kopf und verharrte im Schritt. Jemand starrte ihn an. Seine Augen wanderten über das weit entfernte Plateau und für einen Augenblick glaubte er ein kurzes Funkeln zu sehen. Doch das war Irrsinn. Dort oben konnte Niemand überleben und für die Karawane war es noch zu früh. Nein, er musste sich geirrt haben. Rott setzte seinen Weg fort und betrat die kleine Baracke die er sich mit Geta teilte. Sofort umfing ihn eine angenehme Kühle, die zwar nur zwei, drei Grad weniger betrug als draußen. Doch schon dieser kleiner Unterschied machte in einer Welt wie dieser enorm viel aus. Einen kurzen Moment brauchten seine Augen um sich an das schummerige Licht zu gewöhnen, aber dann setzte er seinen Weg fort und beugte sich zu Geta, der auf dem Boden lag. Er schlief und Rott machte sich daran mit einem Lappen das Blut von seinem Rücken zu wischen. Wasser war zu kostbar um es für so etwas zu verschwenden und so musste sich Rott mit einem trockenen Lappen begnügen. Als er versuchte die eingetrockneten Stellen sauber zu bekommen wachte Geta schließlich auf. „Was tust du da?“ Er wendete den Kopf um Rott anzusehen. „Was werd ich wohl tun? Ich versuch deine Wunden zu verbinden.“ Geta ignorierte den barschen Ton seines Freundes, da er wusste, das dieser nur von der Sorge her rührte. „Lass das. Du weißt, das ich das nicht mag.“ Er versuchte aufzustehen, aber Rott drückte ihn unsanft auf die Erde. „Ja weiß ich! Aber was ich nicht weiß ist, warum ich mir immer noch Sorgen um dich mache! Verdammt Geta, was hast du getan, das sie dich fast zu Tode geprügelt haben?“ Getas Mine verfinsterte sich und er wand den Kopf ab. „Du kennst doch Lin noch, oder?“ „Ja, als wir noch kleiner waren haben wir immer zusammen gespielt. Warum?“ „Einer von ihnen hat versucht sie zu vergewaltigen.“ Rott hörte auf Geta das Blut vom Rücken zu wischen und sah auf seine Freund hinunter. Geta fuhr fort. „Ich weiß ja, dass das normal ist. Sie sind die Wachen und was sie haben wollen, das bekommen sie auch. Verdammt noch mal, aber wir sind doch keine Gegenstände! Wir sind auch Lebewesen, mit Gefühlen! Und als ich um die Ecke gebogen bin und die Wache gesehen hab, wie sie Lin an die Wand gedrückt hat, da bin ich einfach nur unglaublich wütend geworden. Lin weinte und ich rannte auf sie zu, versuchte mich zwischen sie und die Wache zu schieben. Doch er holte aus und versuchte nach mir zu schlagen.“ Geta schüttelte den Kopf. „Ich weiß auch nicht, wie es passiert ist, aber ich sah den Schlag kommen und bin ihm einfach ausgewichen. Die Faust des Soldaten krachte an die Wand und ehe ich auch nur merke was passiert ramm ich ihm mein Knie in den Magen und schlug zurück. Er krachte in die Wand hinter sich und blieb liegen.“ „Du hast ihn bewusstlos geschlagen?“ Geta versucht mit den Schultern zu zucken. „Ich weiß doch auch nicht, was in mich gefahren ist. Ich hab einfach nur reagiert, obwohl ich einfach nicht begreifen kann, wie ich es schaffen konnte. Sie sind doch normalerweise viel stärker als wir.“ Rott starrte noch einen Moment auf Getas Rücken, dann fing er an die Umschläge auf die Wunden zu legen und sie zu verbinden. „Du hast verdammtes Glück gehabt, weißt du das?“ Geta zog eine Augenbraue nach oben. „Warum?“ „Sie hätten dich töten können.“ „Ich weiß. Aber daran hab ich in dem Moment gar nicht gedacht. Ich war einfach nur wütend, so unglaublich wütend auf den Kerl. Am liebsten hätte ich ihn umgebracht.“ Rott nickte und gab Geta zu verstehen das er fertig war. Jener setzte sich auf. „Du musst doch auch manchmal das Gefühl haben, dass alles hier falsch ist und das du am liebsten wegrennen möchtest.“ „Schon, aber wo sollen wir denn hin? Wir sind bloß Menschen. Wir können gar nichts, weder von hier weg, noch uns gegen die Wachen wehren. Wir sind Sklaven und werden es immer bleiben.“ „Verdammt Rott! Warum denkst du so? Ich kann dich nicht verstehen. Dich und all die anderen! Ihr sagt immer das wir nur wertlose Menschen sind und nur dazu gut Missbraucht zu werden! Aber wer hat uns dazu gemacht? Warum ist das so? Warum müssen wir Generation um Generation hier arbeiten, obwohl wir nichts verbrochen haben?“ Rott starrte in eine Ecke des Raumes und Geta fuhr fort. „Versteh mich doch, ich will nicht mein ganzes Leben hier verbringen. Ich weiß das es falsch ist. Ich spüre es. Wir können mehr Rott, viel mehr als man uns das immer weiß machen will. Ich weiß es.“ Rott starrte weiter vor sich hin und Getas Worte machten ihn traurig. Sicher, in seinem Inneren spürte er, das Geta in allem was er sagte recht hatte, aber das änderte nichts daran, das sie hier gefangen waren. Und gleichzeitig wusste Rott, das er Geta irgendwann verlieren würde. Geta würde es versuchen. Früher oder später würde er sich für den Weg durch die Wüste entscheiden und dann würde er unweigerlich sterben, denn in dieser Hölle konnte Niemand überleben. Nicht einmal er. Als Rott wieder zu seinem Freund blickte sah er, dass Geta sich seine Seite hielt. Also hatte ihn sein Gefühl doch nicht getäuscht. Geta hatte mindestens eine gebrochene Rippe und das was er gerade gesagt hatte, hatte wohl auch nicht dazu beigetragen das er sich beruhigt hatte. Rott sah seinen Freund schwanken. Doch noch bevor er umkippen konnte fing er ihn auf und bettete Getas Kopf in seinen Schoß. „Ruh dich erst mal aus, bevor du wieder solche Reden schwingst.“ „Kann ich denn so liegen bleiben?“ Fragte Geta mit schläfriger Stimme. „Ja, ruh dich aus. Ich bleib bei dir.“ Über Getas Gesicht huschte ein Lächeln als sich seine Augen endgültig schlossen und während sie das taten kamen leise Worte über seine Lippen. „Danke Kakarott.“ Geta erwachte von etwas warmen, was in sein Gesicht tropfte. Müde und noch nicht dazu bereit die Augen zu öffnen räkelte er sich und versuchte seine Position zu ändern. Doch egal wie er sich bewegte, das Tropfen hörte nicht auf und so sah er sich dann doch genötigt die Augen zu öffnen. Zuerst sah er alles nur verschwommen, aber als sich sein Blick klärte, erkannte er Rotts Gesicht und dessen Wange, in der ein blutender Schnitt klaffte. „Rott?“ Seien Stimme immer noch schläfrig ging in einem plötzlichen Gelächter unter. Getas Sinne kehrten schlagartig zurück und nun nahm er auch die Wachen war, die in der Baracke standen und von denen das Gelächter kam. „Sag das noch mal Sklave!“ Getas Augen wanderten zu Rotts Gesicht. „Ich habe gesagt das er nicht arbeiten kann.“ Die Wache machte einen weitern Schritt in die Baracke und griff nach Rotts Kehle um ihn hoch zuheben. Geta rollte zur Seite und rappelte sich auf die Knie hoch. Sein Blick lag auf dem Wächter der Rott gepackt hatte. „Das hast du nicht zu entscheiden Made!“ Er ließ Rott los und während Rott fiel trat er ihm in die Seite. Rott krachte zu Boden und spuckte Blut aus. „Last ihn in Ruhe!“ Der Kerl drehte sich zu Geta um. „Wenn du noch mal dein Maul aufmachst, dann bring ich dich um und jetzt raus mit euch oder ich helf nach!“ Der Wächter packte Geta an den Haaren und schleifte ihn vor die Tür, wo er ihn unsanft in den Sand stieß. Einige der anderen Sklaven drehten sich um und maßen sie mit kurzen abschätzigen Blicken. Geta beachtete ihr Blicke nicht und stemmte sich wieder auf die Beine hoch. Er kannte es schon. Die Köpfe die sich weg drehten und über ihn herzogen. Bemitleidende Blicke und in vielen Gesichtern sogar Vorwurf, weil sie Angst hatten, das sein Verhalten auch ihnen das Leben schwerer machen konnte. Es interessierte ihn nicht. Sie taten nichts gegen ihr Schicksal, ergaben sich hilflos in es und er wollte ebenso wenig etwas mit diesen Feiglingen zu und haben wie sie mit einem Aufrührer. Geta warf dem Wächter hasserfüllte Blicke hinterher. Doch ihn jetzt anzugreifen, ihm jetzt in den Rücken zu fällen wäre einem Todesurteil gleich gekommen. Nichts desto trotz brannte alles in Geta es zu tun, doch sein Verstand schaffte es noch einmal in zur Räson zu rufen. Irgendwann. Irgendwann, das schwor er sich würde er ihn umbringen und allen hier zeigen, was sie nicht sehen wollten. Das sie kämpfen konnten, das sie stark waren und das es nichts gab, was man nicht schaffen konnte, wenn man nur den Mut hatte es zu versuchen. „Geta?“ Der Angesprochene drehte sich zu Rott um der ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Geta nickte abgehakt und begab sich dann mit Rott zu den anderen um sich in die Schlange der Arbeiter einzureihen. Es war warm in dieser Nacht, fast schon heiß und Rott blickte sehnsüchtig auf den Stand der drei Vollmonde die wie jede Nacht rund am Himmel standen. Ein mal nur ein einziges Mal wünschte er sich der Wind würde eine sanfte, kühle Brise mit sich führen und nicht den Sand, der sich in jede Ritze des Körpers zu setzten schien. Eine Peitsche knallte und Rott beugte sich wieder über den verhassten Sand um weiter nach Steinen zu suchen. Doch egal wie sehr er sich darauf konzentrierte, dauernd rutschte der Sand wieder zurück in die Löcher die er gerade gegraben hatte und nahm wertvolle Steine mit sich. Rott wischte sich den Schweiß von der Stirn, als er brennend in seine Augen lief. Es ging nicht, er konnte machen was er wollte, aber seine Gedanken und Gefühle waren überall nur nicht bei der Sache. Etwas blitzte. Rott richtete sich auf und sah genauer hin. Wieder brach sich das Licht des Mondes irgendwo auf einer spiegelnden Oberfläche und wenn er sich nicht irrte, dann war es die selbe Stelle, an der er schon am Mittag eine Spiegelung gesehen hatte. Fragend und konzentriert starrte er auf die Stelle und tatsächlich, das Blitzen wiederholte sich ein weiteres Mal. Irgendetwas war dort oben, nur konnte sich Rott beim besten Willen nicht erklären was es sein konnte. Keiner hielt sich freiwillig in diesem Teil der Welt auf und wer es doch tat, der musste wahnsinnig sein. Schritte hinter ihm verrieten ihm, das er gut daran täte, sich wieder auf das zu konzentrieren was seine Arbeit war und so beugte er sich schnell wieder über das Loch, das er gegraben hatte. Doch seine Furcht bewahrheitete sich nicht. Die Schritte galten nicht ihm. Die Wache ging nur an ihm vorbei und Rott warf ihr von unten einen Blick hinterher. Sie hob ein Fernglas an die Augen und beobachtete die gleiche Stelle, die ihm auch aufgefallen war. Wenigstens hatte er sich alles nicht nur eingebildet. Plötzlich drehte sich die Wache um und maß ihn mit ärgerlichen Blicken. „Was ist Sklave? Warum arbeitest du nicht?“ Sie entrollte ihre Peitsche und schwang sie vor Rotts Augen hin und her. „Willst du wieder Bekanntschaft damit machen?“ Rott senkte rasch den Kopf und versuchte zu graben, doch laufend rutschten ihm die Steine aus den zitternden Händen. Die Peitsche knallte und Rott schrie auf, doch das schien dem Wächter nicht zu reichen. Er machte noch einen Schritt auf Rott zu, packte ihn an den Haaren und zog seinen Kopf zu sich hoch. „Glaubst du, du kannst mich verarschen? Du sollst die Steine sammeln und nicht verlieren!“ Doch Rott achtete gar nicht auf die Worte. Dadurch das die Wache ihn an den Haaren gepackt hatte, konnte er über deren Schulter sehen und das was er erblickte ließ ihn die Worte ignorieren. Von dem Punkt aus, wo er bis eben noch das Glitzern gesehen hatte, schlängelte sich nun ein heller, gelber Streifen über den nächtlichen Himmel und je länger Rott diese Spur mit den Augen verfolgte, um so sicherer war er sich, das er direkt auf die kleine Gruppe zuhielt. Und plötzlich explodierte die Hölle um ihn herum. Die erste Explosion riss Geta nur zu Boden und deckte ihn mit Sand zu, aus dem er sich mühsam und nach Luft ringend wieder hoch arbeitete. Doch kaum war er wieder auf den Beinen, sah er einen weiteren Kondensstreifen, der auf ihn zu hielt und unweit von ihm in einem gewaltigen Feuerball explodierte. Diesmal schleuderte ihn die Druckwelle fort und als er unsanft wieder in den Sand fiel, rollte er einige Meter weit bis er endlich liegen blieb. Blut rann seine Schläfe hinab und verklebte sich mit dem feinen Sandstaub, der die Luft erfüllte und jeden einzelnen Atemzug zur puren Qual machte. Geta hustete und versuchte etwas zu erkennen, doch seine Augen waren ebenso machtlos wie seine Lungen. Die Erde bebete erneut, als immer mehr und mehr Geschosse in den Boden einschlugen und das Gebiet in dem sie gearbeitet hatten in ein Schlachtfeld der Hölle verwandelten. Absolut orientierungslos drehte sich Geta im Kreis und Panik überfiel ihn. Sie wurden angegriffen, das war zwar ungewöhnlich, kam aber immer mal vor. Doch noch nie hatte er solch eine Hölle erlebt. Überall Sand und explodierende Feuersäulen die mit ihren Lichtblitzen die Sehnerven verwirrten. Er hatte Angst, panische Angst. Um sich, aber auch um Rott und als wäre dieser Gedanke der Anstoß hörte Geta irgendwo seinen Namen. Er wand sich in die Richtung und versuchte etwas zu erkennen. Ein weiteres mal wurde sein Name geschrieen und plötzlich bemerkte Geta, dass er in dem ganzen Aufruhr nicht einmal an Rott gedacht hatte. Alles worum sich seine Gedanken im ersten Moment gedreht hatten waren sein eigenes, nacktes Überleben gewesen und diese plötzliche Erkenntnis beschämte ihn. Denn im Gegenzug schien sein Freund sehr wohl an ihn gedacht zu haben. „Roooottttt!“ Keine Antwort. Doch gerade als er sich wieder in Bewegung setzten wollte und eine weitere Explosion unmittelbar in seiner Nähe erfolgte, wurde er von jemandem angerempelt und fast umgeworfen. Doch der selbe jemand hielt ihm am Arm fest und zog ihn zu sich herum. Geta starrte in die verspiegelte Sichtklappe eines Helmes und verzerrt klang daraus eine Stimme an sein Ohr, die aber nicht ihm zu gelten schien. „Ich hab ihn.“ Kurz schien die Person zu zögern, dann drehte sie sich einfach um und zog Geta mit sich. Viel zu verblüfft um sich dagegen zu wehren folgte er dem Fremden, durch den Sandorkan und die immer wieder einschlagenden Geschosse. Doch keine der Explosionen schienen ihnen mehr nahe zu kommen. Undeutlich erkannte er vor dem Fremden, der ihn einfach mit sich zog, noch eine andere Gestallt durch den Sandsturm laufen, die jedoch mit jedem Meter den sie vorwärts kamen an Konturdichte gewann. Da begriff Geta das die Zwei ihn aus dem Sandsturm weg führten und plötzlich passierten sie tatsächlich eine unsichtbare Grenze und Geta konnte das Schiff sehen, das auf einem Hügel unweit von ihnen gelandet war und auf das ihn die beiden Gestalten zuzogen. Jetzt, wo er nicht mehr Gefahr lief jeden Moment zu ersticken wurde ihm auch die eigentliche Situation bewusst in der er schwebte. Mit einer entschlossenen Bewegung riss er sich aus dem Griff los und blieb stehen. Der Fremde drehte sich um. „Was hast du? Los komm, wir haben keine Zeit!“ Doch Geta blieb stehen. „Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?“ Die Person hob eine Hand an ihr Ohr, so als würde sie auf einen Funkspruch lauschen, dann klappte sie das Visier hoch und Geta blickte in zwei wasserblaue Augen. „Hör zu, ich hab keine Zeit dir jetzt alles zu erklären, aber du musst mit uns kommen wir brauchen dich!“ „Ihr ... was? Ich verstehe nicht!“ Die Stimme klang aufs äußerste Angespannt und drängend als sie antwortete. „Du musst auch Nichts verstehen, noch nicht. Ich erkläre dir alles was du wissen musst, später. Doch jetzt müssen wir erst mal hier weg!“ Sie griff nach Getas Arm und wollte ich mit sich ziehen, doch wieder versteifte er sich. „Ich kann nicht! Rott ist noch ... .“ „Dein Freund,“ unterbrach Lunara ihn. „Ist ebenfalls bereits auf dem Weg zu unserem Schiff und Mas kann den Beschuss nicht mehr lange aufrecht erhalten. Also entweder du kommst mit uns und wir erklären dir alles oder du bleibst hier!“ Sie wartete nicht ab, wie er sich entschied sondern wendete sich um und lief auf das Schiff zu. Kurz zögerte Geta noch und sah sich einmal kurz zu der dichten Sandwolke um, die sich über das Tal gelegt hatte. Doch dann wendete er sich davon ab und rannte den Beiden hinterher. Egal wer sie sein mochten, sie schienen diesen Angriff durchgeführt zu haben um ihn und Rott zu holen und mal abgesehen davon, überall war es besser als hier! Keuchend erreichte er das Schiff und folgte den Beiden über die Luke in das Innere. Die Frau die mit ihm gesprochen hatte, hatte den Helm abgesetzt und schrie in ihr Mikro. „Beeilt euch verdammt noch mal, wir haben nicht ewig Zeit!“ „Lunara!“ Ein menschlicher Junge steckte den Kopf durch eine Tür und die Frau, Lunara drehte sich zu ihm um. „Was?“ „Wir kriegen Gesellschaft!“ Sie pfefferte den Helm in die Ecke. „Verdammt!“ Und wieder ins Mikro. „Liiren! Wo bleibt ihr?“ Wieder zu Mas. „Wie viele?“ „Fünf Gleiter, schwer bewaffnet. Sie kommen vom Lager!“ „Oh Scheiße! Ich komme! Und du,“ damit drehte sie sich zu Geta. „Bleibst genau hier!“ Geta nickte stumm, noch gar nicht begreifend, was um ihn herum passierte. Er ging einfach ein paar Schritte rückwärts, bis er gegen die Wand stieß und versuchte sich ruhig zu halten. Plötzlich glitt eben genau jene Wand hinter seinem Rücken weg und er wurde mit einem Rüden „Mach Platz Kleiner!“ von einem Werwolf? Beiseite gestoßen. Doch kaum hatte er auf dem wackeligen Untergrund, denn das Schiff schien sich in Bewegung gesetzt zu haben, wieder einigermaßen sein Gleichgewicht gefunden wurde er wieder zur Seite gestoßen und fand sich schließlich auf dem Boden in einer Ecke wieder, einen nicht minder verwirten Rott neben sich und zwei weiter Gestalten, in den komischen Anzügen, vor sich. Mit einem Summen glitt die Luke nach außen zu und das unstete Brummen, dass durch das Schiff gelaufen war wurde stärker. Neben ihnen knallten zwei Helme auf den Boden und der männliche der beiden neuen Gestallten verschwand sofort wieder in einer der anderen Türen. Die Frau, Geta fand das sie menschlich aussah, drehte sich zu ihnen um. „Hört zu ihr Beiden, ihr müsst ziemlich verwirrt sein, doch dafür haben wir keine Zeit. Das einzige was ich euch sagen kann ist, das wir hier sind um euch zu holen und das wir uns nun auf einen Kampf mit euren Wachen freuen dürfen.“ Sie zeigte auf eine Tür. „Am Besten, ihr geht ins Labor, dort könnt ihr am wenigsten stören. Wundert euch über Nichts was ihr dort seht und vor allem fast Nichts an!“ „Aber was soll ... .“ Setzte Geta an, doch die Frau schnitt ihm das Wort ab. „Später, wenn wir eure Wachen los geworden sind, werdet ihr alle kennen lernen und wir werden euch alles erklären!“ Damit verschwand auch sie in einer der Türen und ließ die Beiden, bis zur Fassungslosigkeit verwirrt, zurück. Geta blickte fragend zu Rott, doch dieser zuckte nur mit den Schultern und so nährte er sich der Tür auf die die Frau gezeigt hatte und fand sich schließlich in einem Raum wieder, in dem viele komische Geräte auf Konsolen verteilt waren, die alle blinkten. Kaum das Geta einen Fuß über die Schwelle der Tür gemacht hatte wurde ihm schwindlig. Seine Hand fuhr zu seiner Schläfe und er versuchte das Dröhnen in seinem Kopf zu unterdrücken. „Geta, was hast du?“ Rott klang besorgt und machte einen Schritt auf seinen Freund zu und dieser Schritt brachte ihn ebenfalls über die Türschwelle und augenblicklich ergriff auch von ihm das Schwindelgefühl. Geta machte einen weiteren Schritt in den Raum und musste sich auf einer der Konsolen abstützen, um nicht zusammen zubrechen. Was war das nur? Sein Herz klopfte wie wild und vor seinen Augen begann sich alles zu drehen. Nur mit Mühe konnte er sich auf die Anzeigen der Konsolen konzentrieren. Da war etwas, etwas das an ihm zu ziehen schien, unaufhörlich. Etwas wollte aus ihm heraus, doch Geta wusste beim besten Willen nicht was das sein könnte. Er schloss die Augen und vor ihm breitete sich Schwärze aus. Gähnende, lautlose Schwärze und doch war sie nicht ganz dunkel. Wie in weiter Ferne glaubte er in dem Nichts seines geschlossenen Augen eine Person zu erkenne, eine Person die einfach nur da stand und zu ihm her sah und obwohl sich die Gestallt nicht bewegte, kam sie unaufhaltsam näher. Doch je näher sie kam um so schneller wurde sie und plötzlich rauschte das Bild an Getas geistigem Auge vorbei ohne das er es richtig erfassen konnte. Doch der Schmerz der dabei durch seinen Kopf schoss veranlasste ihn die Augen wieder zu öffnen. Unmöglich! Das Bild das er gesehen hatte war unmöglich! So sah er nicht aus, das war nicht er gewesen! Ganz sicher nicht! „Geta!“ Der Angesprochene drehte sich zu Rott um, der weiter in den Raum vorgedrungen war und dessen Schatten Geta hinter einer leicht durchschaubaren Wand ausmachen konnte. „Was ist?“ Doch Rott antwortete nicht und so sah sich Geta genötigt seinen einigermaßen sicheren Stand an den Konsolen aufzugeben und sich zu Rott aufzumachen. Was die zunehmenden Kopfschmerzen und das Schaukeln des Schiffes nicht gerade einfacher machten. Kaum das er bei Rott angekommen war und zu ihm hochsah, merkte er, das etwas nicht stimmen konnte. Sein Freund blickte kreidebleich vor sich, was Geta dank der Tatsache, das Rott größer war als er, nicht erkennen konnte. Mit einiger Willensanstrengung schaffte er es dann aber doch noch seinen Freund bei Seite zu schieben um sich über den Auslöser der Erstarrung seines Freundes ein Bild zu machen. Mit dem Ergebnis, das Geta selbst zu sprichwörtlichen Salzsäule erstarrte. Nein! Geta weigerte sich einfach zu akzeptieren was er da sah. Das alles hier war definitiv nie passiert! Geta war sich nun sicher, das alles nur ein Traum sein konnte, aus dem er jeden Moment erwachen würde, um sich wieder in der schäbigen Baracke zu finden und um von den Wachen gequält zu werden. Ein Traum! Keine andere Möglichkeit ließ sein Verstand zu. Wie oft hatte er sich schon gewünscht, von diesen verhassten Sandfeldern zu fliehen, wie oft sich seien Flucht schon im Geiste ausgemalt, nur um enttäuscht und eine weiter Hoffnung weniger wieder aufzuwachen! Nein! Es konnte nicht wahr sein! Er sah sich hier nicht selbst. Weder sich noch Rott! Das waren Puppen, Nachbildungen ihrer Fantasie, Hirngespenst, aber nicht die Realität! Nie! Niemals! „Leben sie?“ Rotts Stimme riss ihn aus dem Strudel des Wahnsinns, der von ihm Besitz ergriffen hatte und Geta konnte nicht anders, als seinen Freund anzustarren. Jener stand neben ihm, zwar kreidebleich und auch nicht in der Lage sich zu rühren, doch schien er wesentlich ruhiger. Geta schluckte, verdrängte das immer stärker werdende Pochen seines Kopfes und zwang sich in aller Ruhe wieder auf sein eigenes Gesicht zu blicken. „Ich weiß nicht.“ Gab er schließlich mit zitternder Stimme Antwort und dann tat Rott etwas mit dem Geta niemals gerechnet hätte. Er trat an seine Kopie heran und legte ihm die Hand auf den Kopf. Fast Augenblicklich verzerrten sich seine Gesichtszüge unter Schmerzen und er brach zusammen. „Rott!“ Geta rannte um die Bare mit seinem Spiegelbild herum und wollte sich zu Rott beugen, doch ein plötzlicher Stoß ließ das Schiff schaukeln und Geta wurde nach hinten geschleudert. Er berührte den warmen Körper und augenblicklich hatte er das Gefühl, das etwas in seinem Kopf explodierte. Benommen sank auch er auf den Boden und versuchte den Schmerz auszublenden. Rott regte sich neben ihm. Das war gut, wenigstens war er nicht tot. „Ist alles in Ordnung?“ Fragte Rott und Geta nickte nur langsam. Vorsichtig wanderte Rotts Hand zur Kannte der Bare und er zog sich wieder auf die Beine. Geta tat es ihm gleich und schließlich standen sie beide mit dem Rücken zueinander neben ihren Spiegelbildern ... ... die sie aus tiefschwarzen Augen benommen ansahen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)