Der Halloween-Kostüm-Ball von Iwa-chaaan (Was passiert, wenn man jemanden ohne Vorurteile kennenlernt?) ================================================================================ Kapitel 2: Die Ruhe des Astronomieturms --------------------------------------- Draco lehnte an einer Säule auf dem Astronomieturm und starrte in die Ferne. Er trug seinen schwarzen Anzug mit einem Mantel darüber, da es schon Herbst war und somit ziemlich kalt draußen. Naja, es war nicht nur die äußere Kälte, die er nicht spüren wollte. Doch gegen die innere hatte er noch kein wirksames Mittel gefunden – falls es überhaupt eins gab. Der Astronomieturm war einer seiner Lieblingsorte in Hogwarts, war er doch meist verlassen, weit oben und abgelegen. Erst einmal war er hier anderen Schülern begegnet, die sofort abgehauen waren, als sie ihn gesehen hatten. Seitdem war es der Platz, wo er abschalten konnte und Draco war dankbar, dass er wenigstens einen gefunden hatte. Im Kerker hielt er es meist keine drei Minuten aus, weil ein Teil der anderen Schüler ihn verehrte und der andere ihn immer so seltsam anschaute, als wäre er ein Grindeloh und frisch aus dem See entstiegen, um sie heimzusuchen. Er war die Blicke und das Getuschel hinter seinem Rücken so satt. Keiner von ihnen wusste, wie es in ihm aussah oder was bei ihm zu Hause abging. Also sollten sie ihre Mäuler halten und sich um ihren eigenen Kram kümmern. Der Wind peitschte durch seine Haare, ein Greifvogel kreischte und flog im Kreis über Hogwarts, darauf wartend, dass ein Beutetier unvorsichtig wurde und er es erlegen konnte. Draco seufzte leise und strich sich über das Gesicht, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte. Langsam musste er mit dem Verschwindekabinett mal vorankommen. Sonst würde der dunkle Lord ungeduldig werden und das wollte er – wenn möglich – vermeiden. Am Anfang hatte er sich ja noch gefreut, Todesser zu werden und dann auch noch zum Auserwählten aufzusteigen, aber jetzt war er nicht mehr sicher, ob das nicht seine Fähigkeiten überstieg. Natürlich würde er das niemals zugeben. Dann müsste er sich eingestehen, dass er schwach war. Aber Zweifel plagten ihn innerlich schon. Zum Glück schaffte er es, diese Zweifel meistens in die hinterste Ecke seines Kopfes zu verbannen. Nur wenn er mal alleine war und Zeit zum Nachdenken hatte, dann kamen diese Gedanken wie ein Gift in sein Inneres und er konnte sie stundenlang nicht loswerden. Seufzend stieß sich der Slytherin von der Säule ab und lehnte seine Unterarme auf die Brüstung. Er verschränkte seine kalten Finger und beobachtete noch immer die Landschaft, die sich vor ihm erstreckte. Sie war einzigartig und er mochte den Anblick von hier oben. So etwas gab es sonst einfach nirgends. Die Täler, der See, die Wolken, der Himmel … Alles war hier einmalig. Genauso wie Voldemort es auch war … Er seufzte verbittert auf. Wenn er starb dann nur wegen ihm. Da war er sich sicher. Doch er kämpfte für die richtige Sache. Sie mussten endlich wieder rein werden! Diese ganzen Muggel hier auf dieser Schule widerten ihn an. Erst recht Granger. Das Weib von Potter und Weasel-bee … Ein elendiges besserwisserisches, arrogantes Schlammblut. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und seine Laune wurde schlechter. Dieses Mädchen hatte er echt gefressen und es würde ihm eine wahre Freude sein, sie persönlich mit einem unverzeihlichen Fluch zu töten. Neben Potter hatte sie es auf jeden Fall am meisten verdient. Dann würde Weasley, diesen Versager, bestimmt versuchen, sich zu rächen und dabei sterben. Das wären schon zwei Probleme weniger. Potter würde er dann zum Schluss zum dunklen Lord bringen, denn das war allein seine Angelegenheit, da würde er sich nicht einmischen. Seine Anweisungen waren da unmissverständlich gewesen. Nachher starb er auch noch, weil er diesen verdammten Ausgewählten was getan hatte, obwohl Voldemort darauf bestand, das zu tun. Darauf konnte er verzichten. Seinetwegen konnte der dunkle Lord auch Bellatrix aus dem Weg räumen, der würde er keine Träne nachweinen. Die Frau war eine Irre! Die hatte nicht alle Latten am Zaun, seiner Meinung nach. Hexe hin oder her, diese Frau sollte dringend mal mit sich selbst klar kommen. Das Voldemort sie noch nicht als Gefahr eingestuft hat, wunderte Draco irgendwie. Zwar war sie dem Lord treu ergeben, dennoch benahm sie sich so, als würde sie keine Befehle kennen und einfach machen, was sie wollte. Seine Gedanken wanderten immer weiter und schlussendlich blieben sie bei diesem Halloween-Kostüm-Ball hängen. Was das nun wieder sollte, war ihm noch immer schleierhaft, aber eine Wahl hatte er nicht. Snape hatte ihm schon eingetrichtert, dass auch er sich nicht darum drücken konnte. Dabei hätte er genau das gerne getan! Aber nein, Schulpflichtveranstaltung! Idiotisch war das. Und wehe, das Mädchen, mit dem er dahin musste, war irgendwie muggelstämmig oder sogar dieses Grangerweib. Wenn sich das die Lehrer trauen sollten, dann gnade ihnen Merlin! Er wusste nicht, was er dann tun würde, aber er würde garantiert etwas tun und zu 99,9% wäre es auch etwas sehr Dummes, was ihn in Schwierigkeiten bringen würde. Aber Snape würde schon dafür sorgen, dass er ein einfaches Mädchen von Hufflepuff oder Ravenclaw kriegen würde. Mit denen hatte er sowieso nicht so viel am Hut und einen Abend würde er schon aushalten. Seufzend entschloss er sich dazu, den Rückweg anzutreten, denn mittlerweile dämmerte es schon ein wenig und wenn er zu spät zum Kerker gehen würde, hätte er nur Ärger mit Filch am Hals und darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Auf dem Rückweg kam er an der Bibliothek vorbei und ehe er beiläufig reingucken konnte, kam ihm auch schon das Schlammblut entgegen. War ja klar, dass sie bis jetzt noch in der Bibliothek war. Das passte zu ihr. „Na Schlammblut? So spät noch unterwegs?“ „Ja, du ja anscheinend auch, Frettchen“, erwiderte sie bissig und sah ihn herausfordernd an. Ihre Augen funkelten ein wenig und Draco lächelte nur überlegen. Sie konnte ihm gar nichts. Er war ihr in jeder Hinsicht überlegen, da konnte sie sich noch so aufspielen. „Hoffentlich kriegen dich die bösen Kreaturen der Nacht hier dran und ich muss dich nie wieder sehen, Granger.“ Dann wäre wenigstens das Problem schon mal beseitigt, schoss es ihm durch den Kopf. Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte er entspannt weiter in Richtung des Kerkers. Er konnte Grangers eiskalten, tödlichen Blick förmlich in seinem Rücken spüren, doch das störte ihn nicht. Es war ihm egal. Draco war nur froh, wenn sie endlich tot war. Aber auch das war ja nur eine Frage der Zeit. Merlin sei Dank und dann würde hier bald wieder Ordnung herrschen und vor allen Dingen wäre nichts Muggelartiges mehr hier. Das war eine sehr angenehme Vorstellung. Er konnte ihnen einfach nichts abgewinnen. Sie waren schwach und schwach sein war etwas, auf das sich ein Draco Malfoy so gar nicht verstand. Aber das musste er auch nicht, denn er war es nicht. Er war stark und er würde Voldemorts Aufgaben erfüllen und sich Ehre verdienen. Dann wäre er auch endlich besser als sein Vater. Das einzige, was er dafür tun musste, war das Verschwindekabinett reparieren, damit Todesser ins Schloss eindringen konnten und Dumbledore töten… Töten. Er hatte noch nie jemanden umgebracht und eigentlich wollte er das auch gar nicht. Vieles konnte er, aber einem anderen Zauberer das Leben aushauchen? Und dann auch noch einem der größten Zauberer? Einen Muggel würde er töten, ohne mit der Wimper zu zucken, das war keine große Sache, aber die reinblütigen Zauberer mussten doch zusammenhalten. Zusammenhalt. Noch so etwas, wovon er nichts verstand. Aber das waren Dinge, die man ihm einfach nicht beigebracht hatte. Dabei war er sich relativ sicher, dass das den Kampf vereinfachen würde. Doch diese Mittel standen ihm nicht zur Verfügung, also würde er es so schaffen müssen. Eigentlich war das alles auch völlig unwichtig. Also ging er in Richtung des Kerkers, durchquerte schnell den Gemeinschaftsraum und wollte sich direkt schlafen legen, als er Zabini im Augenwinkel auf dem Sofa sitzen sah. Statt also den Schlafraum zu betreten, trat er an seinen Kumpel heran. „Noch wach?“, fragte Draco desinteressiert und setzte sich neben ihn. Schweigend beobachtete er einen Moment die anderen, die sich noch hier tummelten, aber keiner schien von ihm Notiz zu nehmen. Das war natürlich falsch, denn jeder hatte ihn bemerkt, doch sie ignorierten ihn und würden sich ihre Mäuler zerreißen, sobald er im Schlafsaal war. Blaise schaute den jungen Malfoy von der Seite an und er wusste den Blick nicht so richtig zu deuten, weshalb er weiter auf eine Reaktion wartete. „Ja. Keine Lust zu schlafen. Außerdem nervt mich dieser bescheuerte Ball. Ich mein, was soll der Dreck überhaupt!? Nachher renn ich da mit sonst wem rum, ehrlich… Das hätte sich Dumbledore schenken können“, plapperte Blaise genervt und Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Du machst dir ja ziemlich ins Hemd wegen dieses Balls… Solange es keine Muggelstämmige ist, ist es mir herzlich egal, mit wem ich da hingehe. Einen Abend lang kurz tanzen, ein paar Worte wechseln und dann wieder zurück in den Kerker. Ist doch keine große Sache“, entgegnete der Blonde schulterzuckend und sein Gegenüber nickte langsam. Wie es aussah, hatte er wirklich ein sehr mieses Gefühl, was die Veranstaltung betraf. Er hingegen war sich sicher, dass sie es nicht wagen würden, eine Muggelstämmige zu opfern, nur um ihn zu ärgern. Dementsprechend sah er der ganzen Angelegenheit recht gelassen entgegen, so unnötig sie auch sein mochte. „Nächste Woche ist großes Abendessen in der Manor…“, murmelte Blaise und Malfoy zog eine Augenbraue hoch. „Ja, ich weiß. Was ist damit?“ „Ich will da nicht hin. Es gibt keinen Ort, wo ich mich unwohler fühle.“ Verstehend nickte er und sein Blick wurde leer. Sein Zuhause hatte sich stark verändert, seit es das Hauptquartier der Todesser war. Und das definitiv nicht zum Besseren … „Kann ich verstehen, aber wir müssen das jetzt durchziehen. Wir haben keine Wahl. Also bis morgen, ich leg mich hin“, erwiderte Draco, stand auf und verschwand in ihrem Schlafsaal. Wortlos zog er sich um und zog die Vorhänge um sein Bett zu. Er würde den Lord stolz machen und seinen Vater übertreffen. Mit diesem Gedanken war er keine halbe Stunde später im Reich der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)