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Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten

von

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Donner und Dammbruch

Im Bungalow hatte Robert sich mit finsterem Gesicht auf den Stuhl gesetzt, der irgendwie die Mitte des Raumes ausmachte: den Stuhl an der Stirnseite des Tisches im Wohnraum. Robert konnte nicht aus seiner Haut: er hatte instinktiv den Platz gewählt, der ihm so etwas wie den Vorsitz gewährte.

Maryse setzte sich an seine Seite und knetete nervös ihre Hände. Was hier geschah, gefiel ihr ganz uns gar nicht. Aber sie war sich der Tatsache im klaren, dass manches, was heute geschehen war, einen Verlauf nehmen würde, der nicht mehr aufzuhalten war. Und auch wenn sie darüber nicht glücklich war, wusste sie doch, dass man sich, wenn ein Damm einmal gebrochen war, den Wassermassen am besten nicht einfach aus purer Borniertheit entgegen stemmen sollte.
 

Luke hatte erst gezögert, hatte sich dann jedoch lässig gegen die Wand zur Terrasse hin gelehnt. Er hatte die Beine überschlagen und wirkte äußerlich, als könne nichts und niemand ihn aus der Ruhe bringen. Wer ihn jedoch genauer kannte, so wie Jocelyn und Clary, sah ihm an, wie sehr es in ihm arbeitete.

Er hatte Jocelyns Hand genommen und hielt sie fest, sie klammerte sich regelrecht an ihn, so dass ihre Fingerknöchel ganz weiß waren.

Sie hatte Angst. Schlicht und ergreifend Angst. Nicht vor Luke, ach was, nein, vor dem, was hier zur Sprache kommen würde.
 

Und irgendwie, weil die beiden Männer sich mit ihren Frauen an der Seite so offensichtlich verbündet hatten, hatten sich auch die jungen Leute zu Paaren zusammen gefunden.

Hier war schnell klar, wer zu wem gehörte und gehören wollte.
 

Alec saß am Tisch, den Eltern gegenüber: Auf dem Stuhl neben ihm saß, Roberts entsetzten und bösen Blicken ungeachtet, Magnus und hielt Alecs Hand.
 

Izzy setzte sich auf die schmale Chaiselongue und zog Simon mit sich. Es war nicht klar, wer von den beiden mehr zitterte. Sie drückten sich aneinander und man sah, wie sehr sie die Gegenwart des anderen gerade brauchten.
 

Tja, und Jace … nun Jace zögerte einen Augenblick, doch dann dachte er: Scheiß drauf. Und er legte seinen Arm um Clary. Unmissverständlich, nicht wie Freunde oder Kumpel.
 

Roberts Augen weiteten sich bei dem Anblick, sein Blick wurde noch wütender, doch noch bevor er etwas sagen konnte, ging Luke dazwischen:

„Lass gut sein, Robert!“

Doch Robert war nicht gewillt, zuzugestehen, dass er über das, was hier geschah, nicht mehr die Kontrolle hatte.

Noch immer hielt er an dem Trugbild fest, dass ihm die Zukunft und auch Gegenwart für seine Kinder vorgaukelte, die er sich wünschte. Das Trugbild, das doch so offensichtlich vor aller Augen von Sekunde zu Sekunde mehr in sich zusammen fiel, so dass jedem von ihnen, selbst Maryse, klar war, dass hier einiges anders laufen würde und es eine Menge zu klären gab.
 

Er war nicht gewillt, und so giftete er los:

„Nein! Hier ist nichts gut! Mein eigener Sohn ist eine Schwuchtel, der sich noch dazu lieber mit einem Schattenwesen einlässt, als eine Frau zu heiraten, die unserer Familie würdig ist! Der Mann, der früher mal mein bester Freund war, ist auch so ein Schattenvieh, ein blutrünstiges Monster; und seine Tochter eine Hure, die sich an keine Abmachung hält…“
 

Jocelyn, die ruhige, liebe, freundliche Jocelyn hatte nun genug. Sie war bei seinen Worten zusammen gezuckt, hatte sich dann über den Tisch geworfen und Robert eine Ohrfeige verpasst, dass es nur so schallte.

Sie zitterte vor Zorn, und Tränen der Wut liefen ihr über das Gesicht, als sie zischte:

„Du wirst nie wieder -… nie wieder, hörst du … so über die Menschen reden, die ich liebe, ist das klar!?“

Robert starrte sie zutiefst verblüfft an.

„Und auch nicht über meine“, sagte nun Maryse. „Unsere Kinder sind wunderbare Menschen. Und wenn sich Jace eben zu Clary hingezogen fühlt und umgekehrt auch; Wenn Alec eben Magnus mag und Izzy eben Simon, dann bedauere ich sicher manches daran, das will ich gar nicht bestreiten. Aber dann ist das eben so, und niemand wird sie deswegen beschimpfen. Auch du nicht, Robert.“
 

Verärgert schüttelte Robert den Kopf. Ihm schwammen die Felle davon. Auf einem reißenden Fluss mit rasend schneller Strömung.

„Ich verstehe es nicht“, knurrte er. „Siehst du denn nicht, was hier passiert, Maryse? Unser ältester Sohn wirft alles hin, was vor ihm liegt! Ich habe ihn doch, seit er klein ist, auf die Institutsleitung vorbereitet, und nun, kurz vor seinem Studium, das alles zu dem ersehnten Ziel bringen soll, wirft er alles hin! Und das nur, weil ein Hexenmeister ihn umgarnt und seine Verlobte ihn hintergeht und sich unserem anderen Jungen an den Hals wirft! Und das findest du in Ordnung?“
 

„Ich…“ Alec räusperte sich.

„Das stimmt so nicht, Vater. Clary und ich waren uns vom ersten Tag an einig, dass wir nicht füreinander bestimmt sind. Mich hat hier niemand hintergangen.“

Er sah zu Magnus. Dann wieder zu seinem Vater.

„Und ich … ich werfe nicht alles hin. Ich verstehe nicht, warum. Ich möchte bei dir studieren und Leiter des Instituts werden, so wie ich es schon immer wollte. Und ich sehe keinen Grund, warum ich das nicht tun sollte - mit Magnus an meiner Seite.“

Magnus lächelte leise.

Es tat ihm gut, wie Alec seine Hand hielt.
 

„Mit einem Mann an deiner Seite wäre schon schlimm genug. Aber auch gleich noch ein Hexenmeister! Alec, siehst du denn nicht, dass …“

„Nein!“

Alecs Stimme war nun fest und unerschütterlich.

„Nein. Ich sehe nicht, wie eines von beiden ein Problem sein sollte.“
 

„Ich werde das nie akzeptieren! Und selbst wenn. Der Rat in Idris wird das nicht hinnehmen, Alec. Werde doch vernünftig!“

„Pah!“, sagte Luke. „Der Rat in Idris hat die Ehe der Oberlindts akzeptiert!“

„Zwei lesbische Frauen!“ Aus Roberts Mund klang das wie etwas ekliges, das man ausspucken musste.

„Das allein schon hätte der Rat nicht genehmigen dürfen. Aber ein Hexenmeister! Das ist viel schlimmer! Das werden Sie nicht …“
 

Luke holte tief Luft.

„Carola Oberlindt … sie hängen das nicht an die große Glocke, Robert. Aber sie verschweigen es auch nicht. Carola Oberlindt ist eine Elfe. Und der Rat weiß davon.“
 

Robert blickte wie vom Donner gerührt drein. Ihm war, als würde seine sorgsam gehegte Welt in tausend Scherben zerbersten.



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