Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 32: Rebell und Nacktheit -------------------------------- Blitzschnell hatte Maryse sich zu ihrer Tochter gehockt, doch sie wurde zur Seite gescheucht, denn auch der Resort-Arzt war da und kümmerte sich um Izzy. Er fühlte ihren Puls, leuchtete in ihre Pupillen und schickte dann einen der umstehenden los, ein Glas Wasser zu besorgen. Mit ein paar leichten Schlägen auf die Wange beförderte er Isabelle wieder ins hier und jetzt, dann gab er ihr vorsichtig das Wasser zu trinken, das man ihm reichte. Simon hatte sich auf Izzys andere Seite niedergelassen und hielt ihre Hand. Der junge Vampir starrte mit weit aufgerissenen Augen auf seine Freundin und hoffte einfach nur, dass alles gut ausginge und niemand ihm und Isabelle etwas zuleide tat. Robert hatte sich, nachdem er seine Tochter versorgt sah, wieder Alec zugewandt. Noch immer kochte der Zorn in ihm, der Abscheu gegen das, was hier geschah. Doch Alec machte nicht den Eindruck, als würde er sich von ihm in die Schranken weisen lassen. Dieser ganze verdammte Urlaub war ein Fehler gewesen. Seit sie hier waren, seit Alec aus den strengen und eng gesteckten Strukturen des Instituts heraus gekommen war, hatte er sich verändert, war von seinem wohlerzogenen Erben und pflichtbewussten Schattenjäger zu … ja zu was eigentlich geworden? Einem Rebell. Einem Querkopf. Jemandem, der den eigenen Kopf durchsetzen wollte. Der sich nicht mehr nur ohne zu hinterfragen an die althergebrachten Regeln hielt, sondern eigene schaffen wollte. Eigene Ideen durchsetzen. Pah! Robert schnaubte unwillig. Doch ganz tief hinten in seinem Kopf, verborgen unter dem Schutt der Jahrzehnte, muckte sich ein winziger Gedanke. ‘Jemand - so wie du selbst es warst - damals - als du …’ Und wider jede Konvention, ungeachtet der Situation, ja beinahe wider seinen eigenen Willen musste Robert einen winzigen Moment lang lächeln … Doch dann riss er sich zusammen. Er war schließlich nicht mehr der unreife und ungeschliffene Bengel von kaum zwanzig Jahren. Er war ein erwachsener Mann, ein erfahrener Kämpfer gegen die Schattenwelt, der die Dummheiten der Jugend hinter sich gelassen und die richtigen, die althergebrachten Wege eingeschlagen hatte. Und genau so würde es auch Alec tun. Es war an der Zeit, dass Alec Clary heiratete, dass man nach New York zurück kehrte und der Junge sich tief in seine Studien vergrub, so dass für derlei Narreteien keine Zeit mehr blieb. „Du weißt ja nicht, was du tust“, sagte er daher kalt und abschätzig zu seinem Sohn. „Derlei Gelichter muss man töten. Kurz und schmerzlos meinethalben, aber man muss sie töten. Ganz gleich ob Vampire, Werwölfe, Hexen … selbst die Elfen, sie alle sind nur noch auf dieser Welt, weil wir sie nicht umgebracht haben. Und wenn es nach mir ginge, sähe das anders aus. Aber glaube mir, mein Junge. Wenn solche Gestalten meiner Familie zu nahe kommen, dann kenne ich kein Erbarmen.“ Er schwang noch immer drohend seine Seraphenklinge. Alec aber wich keinen Millimeter. Er stand schützend vor Magnus und war bereit, eher selber zu sterben, als seinen Vater an ihn heran kommen zu lassen. Nun, Robert schien das zu begreifen, denn er wandte sich den anderen beiden Wesen zu und bewegte sich drohend in Richtung des Vampirs und des Wolfes. Der Wolf hielt ihn im Blick seiner gelben, glühenden Augen. Seine Rute peitschte angriffslustig. Doch dann begann er, sich zu wandeln. Anstatt sich gegen Robert zur Verteidigung bereit zu machen, nahm er in der dramatischen Art und Weise, in der das immer geschieht, seine menschliche Form wieder an. Nun, der Abend hatte schon viele Überraschungen mit sich gebracht. Er hatte Robert einen Wutanfall, Maryse beinahe einen Herzinfarkt, Isabelle eine Ohnmacht und vielen anderen zutiefste Verblüffung beschert. Es sollte sich zeigen, dass das noch lange nicht alles war. Dass dieser Abend noch deutlich mehr in Petto hatte. Das Fell des Wolfes begann zu glimmen, magischer Staub wirbelte darum herum. Seine Gestalt richtete sich auf die Hinterpfoten auf. Die lange, buschige Rute schrumpfte, ebenso die lange, wolfsartige Schnauze. Die spitzen Ohren rundeten sich und wurden kleiner. Die Fangzähne wichen zurück. Die Figur straffte sich, die Beine wurden gerade, die Vorderbeine mit den Pfoten zu Armen mit Händen. Die Taille straffte sich und vor ihnen erschien die nackte, schlanke, muskulöse Gestalt eines Mannes. Das Gesicht formte sich zuletzt. Robert blieb der Mund offen stehen, als er sah, wen er da vor sich hatte. Das durfte doch nicht wahr sein! „Lu… Luke?!“ Jemand rannte los zu einer der Liegen dort hinten am Pool, die jetzt in der Nacht nicht besetzt waren, wo aber allerlei herum lag und kam wenige Augenblicke später mit einem Handtuch zurück. Luke nahm es dankbar entgegen und schlang es sich um die Hüften. Jocelyn und Clary starrten ihn fassungslos an. Sie hatten sich bei der Hand genommen. Clary zitterte. Jocelyn ebenso. Sie hatte keine Angst vor ihrem Mann. Gott, das war immerhin noch Luke! Aber sie war erschüttert … sie hatte es nicht gewusst! Warum hatte er ihr nichts gesagt? Luke räusperte sich. „Ich hab das Gefühl, Robert, dass du nicht klar denken kannst. Wir sollten reden. In Ruhe.“ Robert war noch immer nicht in der Lage, etwas zu erwidern. Luke sprach die anderen Institutsvorstände an. „Kümmert euch bitte darum, dass Raphael weggesperrt wird. Wenn ich das alles richtig verstehe, haben wir den Mörder der Angestellten.“ Sandra Oberlindt nickte und machte sich mit ihrer Frau daran, das notwendige zu veranlassen, während die de Blanchets es in die Hand nahmen, den Rat in Idris zu informieren. „Und wir“, sagte Luke zu Robert, „gehen jetzt in euren Bungalow für ein paar längst überfällige Gespräche. Du, ich unsere Frauen, unsere Kinder. Und …“ Er zögerte, aber nur einen Augenblick. „… Magnus.“ Robert wollte sich wehren, aber er kam nicht zu Wort. Die anderen ließen es nicht zu, sie schoben und schubsten ihn regelrecht in Richtung des Lightwood’schen Bungalows. Izzy ließ dabei Simon nicht von der Hand. Sie stützte sich auf ihn. Und so kam auch Simon mit. Irgendwie, dachte Izzy, gehört er auch schon zu unserer Familie. Und wenn noch nicht heute, dann aber jedenfalls bald. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)