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Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten

von

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Wucht und Wolfsgeheul

Der Schatten, was immer es auch war, warf sich mit voller Wucht gegen die Flanke des Vampirs, der dadurch zurück geworfen wurde und auf dem Rücken landete. Sofort war der Schatten über ihm. Doch Vampire sind schnell und stark, und so ließ Raphael sich nicht einfach überwältigen. Ein wildes Gerangel entstand, ein Durcheinander aus Knurren, Zischen, Fauchen, Aufschreien und Jaulen.
 

Alec, der sich inzwischen wieder aufgerappelt und sich aufgesetzt hatte, starrte wie versteinert auf das kämpfende Knäuel da vor ihm. Ein Knäuel, bestehend aus dem Vampir und - einem Werwolf.
 

Es war ein großes, prachtvolles Tier mit grauem, dichtem Fell, soweit man das in der Dunkelheit der Nacht erkennen konnte. Es hatte einen mächtigen Kopf und einen gewaltigen, von dichtem, gesträubtem Fell umwachsenen Nacken. Seine Rute peitschte aufgeregt und drohend.

Schließlich gewann der Wolf die Oberhand. Gerade in dem Augenblick, als er sich anschickte, mit seinem mächtigen Fang die nun ungeschützte Kehle des Vampirs zu zerreißen, kam Alec zur Besinnung. Er kam auf die Beine, machte einen Satz auf die beiden Kontrahenten zu und schrie: „Nein!“

Der Wolf hielt inne. Er presste den Vampir mit seinem Körper nieder, so dass dieser nicht gegen ihn ankam und keine Chance hatte, sich zu befreien; doch er hielt inne und ließ ab von dessen Hals.
 

Er wandte den prachtvollen Kopf, sah Alec mit großen, vor Kampfeslust glühenden Augen an. Dann hob er den Kopf gen Himmel und begann zu heulen. Ein lang gezogenes, durch Mark und Bein gehendes Wolsheulen.

Es musste auf Meilen zu hören sein.
 

Nun würden sie also nicht mehr lange allein hier sein, das Heulen würde vermutlich das gesamte Resort alarmiert haben.

Aber das war gut, den Alec fühlte sich der Lage allein nicht gewachsen. Er würde … er brauchte …
 

„Alec? Alec!“

Sieh an, der erste, der zu ihnen stieß, war Magnus.
 

Magnus starrte entsetzt auf das Geschehen vor ihm.

Alec wandte sich zu ihm.

„Hilf dem Wolf! Wir haben den Vampir überwältigt!“

Magnus erfasste sofort die Lage. Er kniete sich zu den beiden Kämpfenden. Raphael versuchte ein letztes Aufbäumen, denn er erkannte, dass seine Lage schwierig, mehr als schwierig sein würde, wenn es ihm nicht gelänge, sich jetzt aus dem Staub zu machen. Aber der Werwolf ließ ihm keinen Millimeter Spielraum.
 

Aus Magnus’ Fingerspitzen sprühten indessen magische Funken.

Er murmelte irgendeine Art von Beschwörung und hatte die Augen geschlossen. Sein ganzer Körper begann zu glühen, zu beben, und ein Licht begann von seinem Körper aus zu dem des Vampirs zu fließen. Dort bündelte es sich zu dünnen, leuchtenden Bändern, die den Vampir umwanden.

Als Magnus schließlich erschöpft zusammensank, atmete er schwer. Doch er bedeutete dem Wolf, von Raphael abzulassen.

Der Wolf knurrte, es klang skeptisch. Er wandte den Blick zu Alec und schien auf seine Erlaubnis zu warten.
 

Alec schluckte.

Das Tier schien Vertrauen in ihn zu haben. Nun, er wiederum hatte Vertrauen in Magnus. Also nickte er.

Der Wolf schob sich langsam, aber den Vampir fixierend und nicht aus den Augen lassend, von ihm herunter.

Er knurrte immer noch leise und drohend.

Doch das erwies sich als überflüssig. Magnus hatte ganze Arbeit geleistet. Der Vampir war vollständig bewegungsunfähig.
 

Inzwischen waren von überall herum Schritte und Stimmen zu hören. Das ganze Resort schien auf den Beinen, und nach und nach strömten die Menschen zu ihnen. Unter ihnen natürlich die Institutsvorstände; Clary und Jocelyn; Jace; Isabelle. Sogar Simon. Izzy hatte ihn nicht allein lassen wollen. Simon war bleich wie Magerquark; Izzy stützte ihn und hielt seine Hand.
 

Und natürlich waren auch Robert und Maryse hier. Sie waren unter den ersten, die ankamen, und kaum, dass er die Szene vor sich sah, glomm in Roberts Augen wieder der Hass auf.

Maryse stürzte zu ihrem Sohn.

„Alec! Junge! Geht es dir gut?!“

Alec nickte.

„Ja, Mutter. Ich bin unverletzt.“

Maryses Knie zitterten vor Erleichterung.
 

Jetzt hatte Robert die Sprache wiedergefunden.

„Unverletzt!“, keifte er. „Da sieht man mal, was geschieht, wenn man sich mit diesem Gelichter einlässt! Vampir, Werwolf und Hexenmeister! Da ist es ein Wunder, dass sie dich nicht zerfleischt haben!“

„Nein so ist das nicht…“, wollte Alec richtig stellen, aber wie immer hörte Robert nicht zu.

„Was mich noch viel mehr wundert“, schrie er giftig, „ist, dass sie noch unverletzt sind! Bist du denn so schwach, dass du es nichts schaffst, drei von ihnen zu erlegen? Auch ohne deinen Bogen? Hab ich dich so schlecht trainiert, dass du mit deiner Seraphenklinge so nutzlos bist?!“

Er wollte Alec zur Seite stoßen.

„Lass mich zu Ende bringen wofür mein Sohn zu schwach ist!“

Und er zog seine Klinge, die er immer bei sich trug, und wollte damit auf Magnus los gehen, der noch immer erschöpft am Boden hockte.
 

Alec hielt ihn mit eisernem Griff fest.

„Vater? Es reicht jetzt!“

Seine Stimme klang schneidend und kalt wie Stahl.

Robert war überrascht. Auch wenn Alec sich in den letzten Tagen überaus renitent gezeigt hatte - so kannte er ihn nicht.
 

„Siehst du nicht, dass von Magnus und dem Wolf keine Gefahr ausgehen? Der Wolf hat mich gerettet, ohne ihn wäre ich jetzt tot! Und Magnus hat den Vampir gebunden, so dass wir ihn verhören können! Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich persönlich möchte anstatt wilden Hass gegen alles und jeden zu versprühen, lieber wissen, warum Raphael sich die Urlauber ausgerechnet hier in Garroways Resort als Snack auserkoren hat!“
 

„Ra… Raphael …?!“

Die Stimme, die leise und entsetzt ertönte, war Izzys. Sie hatte sich die ganze Zeit mehr um Simon gekümmert als um alles andere, daher war ihr Blick erst, als Alec den Namen aussprach, auf das Gesicht des Vampirs gefallen.

Fassungslos erkannte sie den jungen Kellner, der sich als Elf getarnt und an sie heran gemacht hatte und mit dem sie ein paar mal ausgegangen war. Bis er ihr zu eigenartig, zu verblendet in seinen Ansichten gegenüber den Mundis erschienen war. Da hatte sie seine Avancen begonnen, abzuweisen. Und hatte sich Simon zugewandt. Simon, der so ganz anders war.
 

Das ganze war in diesem Augenblick zu viel für sie, und mit einem dumpfen Plumpsen sackte sie ohnmächtig zu Boden.



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