Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 26: Kälte und Entschlossenheit -------------------------------------- Blitzschnell drehte Magnus sich um. Sein Blick suchte Alec, der ihn ebenso erschrocken, aber offenbar unversehrt, anstarrte. Dem Engel sei Dank. „Komm!“, rief Magnus und rannte los, in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Er streckte seine Hand nach Alec aus, und der junge Schattenjäger folgte ihm, ohne zu zögern. Sie rannten ein paar Schritte einen Kiesweg entlang. Um ein Gesträuch herum. Dort vor ihnen, vom fahlen Mond und den Gehwegslaternen in ein unwirkliches Licht getaucht, lag jemand. Eine Frau, klein, schmal, mit der Bekleidung der Angestellten des Resorts. Eine der Reinigunsgkräfte der Nachtschicht. Und sie blutete aus einer Wunde an Hals … „Verdammt!“, schimpfte Magnus. Er hockte sich zu ihr, Alec an seiner Seite. Alec fühlte ihren Puls. Sie lebte. Seine Augen blickten flehend zu dem Hexenmeister. „Kannst du etwas für sie tun?!“ Magnus atmete tief ein. „Ich kann es versuchen!“ Er konzentrierte sich, legte seine Hände über die Wunde und über ihr Herz. Dann begann er, irgendeinen Spruch zu murmeln. Das Gesicht der Frau, das bis eben noch zutiefst blass gewesen war, wurde etwas rosiger. Es schien also ein wenig Besserung zu bringen. Inzwischen waren um sie herum andere Leute eingetroffen. Unter ihnen auch Clary und Jace. Die Oberlindts. Pierre und sein Vater. Und etliche andere. Monsieur de Blanchet fragte aufgeregt etwas auf französisch, und Pierre antwortete. Man redete hektisch durcheinander. Dann teilte sich die Gruppe und Luke Garroway mit seiner Frau Jocelyn kam dazu. Luke war blass und entsetzt, Jocelyn klammerte sich an ihm fest. „Alexander“, fragte Luke, „was macht Bane da?!“ „Ich wusste es!“ Die scharfe Stimme von Robert Lightwood durchschnitt das aufgeregte Gerede der Leute. Wie ein Peitschenknall durchschnitt die Kälte und der Hass in seinen Worten die Nacht. „Ich wusste, dass der Hexenmeister in die Sache verwickelt ist. Man kann diesen Schattenwesen einfach nicht trauen. Einer wie der andere sind sie durchweg schlecht.“ „Vater!“ Alec war empört aufgesprungen. „Siehst du denn nicht, dass Magnus alles tut, um sie zu retten?“ „Hat er dir also wirklich Sand in die Augen gestreut ja? Junge! Da hören wir einen Schrei in der Nacht, und was finden wir vor? Magnus Bane, über das blutende Opfer gebeugt und Zaubersprüche murmelnd. Da ist doch wohl klar, was hier geschieht!“ Carola Oberlindt, die sich zu Magnus gekniet hatte und sich das Oper genau angeschaut hatte, warf nun ein: „Das hier war eindeutig ein Vampir, wie schon zuvor. Und Bane ist ein Hexenmeister, und keiner von diesen Blutsaugern.“ Nun, nicht, dass sie Magnus Bane besonders mochte. Aber ganz offensichtlich ungerechtfertigte Anschuldigungen mochte sie noch weniger. Robert war nicht zu bremsen. „Das ist doch nur Augenwischerei!“ Er wandte sich an Luke. „Wir müssen dagegen vorgehen.“ Luke nickte. „Ja, ich denke auch, wir sollten Bane festsetzen.“ Luke zückte, ebenso wie Robert, seine Stele. Magnus hatte inzwischen das schlimmste verhindert. Er hatte mitbekommen, was um ihn herum geschah, doch er war zu erschöpft, um dagegen etwas zu tun. Die Rettung der Frau hatte ihn viel Kraft gekostet. Aber nun sollte sie es eigentlich schaffen. „Jemand muss einen Arzt rufen“, schnaufte er und ließ sich auf das Gras neben Alecs Füßen plumpsen. Pierre de Blanchet war bereits am Handy und klingelte den resorteigenen Doktor aus dem Bett. Alec dagegen hatte sich schützend vor Magnus gestellt. „Ihr lasst die Finger von ihm“, sagte er bestimmt. „Gehe zur Seite, Junge.“ Roberts Stimme war immer noch eiskalt. Maryse versuchte, auf ihn einzureden, er wischte ihre Worte mit einer ungeduldigen Geste an die Seite. Jocelyn sagte nichts, sie zitterte nur. „Nein.“ Alec war entschlossen. Diesmal würde er sich nicht vom Vater herumkommandieren lassen. Diesmal nicht. „Magnus hat nichts schlimmes getan. Er hat die Frau gerettet!“ „Geh an die Seite Alec!“ „Nein!“ Es war ein entscheidender Moment. Das spürte Alec. Ein Augenblick, in dem er Farbe bekennen, in dem er Stellung beziehen musste. Wenn er jetzt wieder, um keinen Ärger zu provozieren, dem Vater willfahren würde, konnte das weitreichende Folgen haben. Für ihn, für sein Leben. Aber eben nicht nur für ihn. Auch und vor allem für Magnus. Für den Mann, den er liebte. Es war ein Moment, an dem der Weg sich teilt, den man in Zukunft beschreiten wird, und wo man sich entscheidet, welche Richtung man wählt. Alec hatte sich entschieden. „Magnus hat nichts böses getan! Das könnte er gar nicht! Er ist dazu gar nicht fähig, so gut kenne ich ihn inzwischen! Und außerdem …“ Alec schluckte. „… kann er das gar nicht gewesen sein. Ich …“ „Das kannst du nicht wissen, Junge! Er hat dich nur verhext!“ „Nein, Vater! Ich weiß es! Ich war den ganzen Abend mit ihm zusammen!“ Die Stimmen der Leute traten in den Hintergrund. Nur Maryses verblüfftes „Was?!“ war für Alec zu hören. Und Magnus’ erschöpftes Atmen. „Du bist was?!“, fragte nun auch Robert. Kalt. Schneidend. „Ich bin den ganzen Abend bei ihm gewesen. Wir sind …“ Nun sag es ihm schon, trat Alec sich selbst in den Hintern. Jetzt ist doch schon alles egal! „Wir sind zusammen. Wir lieben uns, und ich war bei ihm.“ Robert Lightwood sprachlos. Das gab es auch nicht oft, aber in diesem Augenblick schien es ihm tatsächlich die Sprache verschlagen zu haben. Jedenfalls für ein paar Momente. Und auch keinem der anderen schien eine Antwort auf die Lippen zu kommen. Doch das dauerte wirklich nur Augenblicke. Dann begann Roberts Gesicht, langsam aber sicher eine ungesunde Röte anzunehmen. Der metaphorische Dampf schien ihm aus den Ohren zu quellen, als er nach Luft schnappte und seinen Sohn mit einem Blick bedachte, der sich regelrecht in Alecs Haut brannte. Alec wappnete sich für das Gewitter, was nun über ihn herein brechen würde. Egal, was jetzt käme, er würde zu Magnus stehen. Zu sich selbst stehen. Es gab für ihn kein zurück mehr, zum Teufel mit den Konsequenzen. Doch mit Roberts nächsten Worten hätte er dann doch nicht gerechnet: „Alexander! Hast du etwa mit diesem - Ding - da … gevögelt?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)