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Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten

von

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Schreck und Vernunft

Dann geschahen wieder einmal mehrere Dinge gleichzeitig.

Vor den Augen des entsetzten Alec bot sich ein hektisches Durcheinander.

Die glühenden Augen, die ihn aus Simons Gesicht entgegen starrten, waren blutunterlaufen. Spitze Eckzähne blitzten aus der Reihe seiner sonst so harmlos wirkenden, leicht unebenen Zähne hervor. Das Fauchen klang im ersten Augenblick gierig und bösartig, wandelte sich dann jedoch in ein verzweifeltes, beinahe flehendes Geräusch um.
 

„Simon, nein!“, schrie Isabelle. Sie hatte den jungen Musiker an seinem Oberarm gepackt und versuchte, ihn festzuhalten. Jace seinerseits hatte sich auf Simon gestürzt und versuchte, ihn an jeder Bewegung zu hindern. Doch der blutgierige Ausdruck in Simons Gesicht wich, und seine Augen, eben noch die bösartigen Augen einer Kreatur der Nacht, schimmerten kurz darauf in Tränen, und sein Gesicht zeigte wieder den weichen, freundlichen Ausdruck, den man von ihm gewöhnt war.
 

„Nein, Jace lass ihn!", rief Isabelle. „Er wird niemandem etwas tun!"

„Bitte", schluchzte Simon, der nun offenbar wieder ganz er selbst war und sich furchtbar fühlte.

„Isabelle, was ist hier los!?", schrie Jace.

Simon weinte nun unkontrolliert. Er hatte seinen Kopf auf Isabelles Schulter gelegt und schluchzte. Isabelle strich ihm sanft durch das Haar.

Jace hatte ihn losgelassen.
 

Alec, der nun die Sprache wiederfand, schaute von Simon zu seiner Schwester, von seiner Schwester zu seinem Bruder.

„Ja, verdammt, was ist hier los? Warum ist Simon ein Vampir? Und warum, beim Engel, wissen wir nichts davon!?", rief er.

„Und du, Isabelle? Hast du das etwa gewusst?"

Isabelle nickte.
 

Der junge Franzose war inzwischen aufgesprungen.

„Schnell, jemand muss Luke, Robert und meinen Vater holen!"

„Nein ", schrie Isabelle. „Versteht doch, Simon ist ein Vampir, ja. Er hat es verschwiegen, aber er hat niemandem etwas getan! Er ist für den Mord nicht verantwortlich! So glaubt mir doch!"

Es war offensichtlich, dass Isabelle mehr für den jungen Mann empfand, nun, für den jungen Vampir musste man wohl sagen, als sie bisher zum Ausdruck gebracht hatte. Sie hielt ihn fest in ihren Armen und blickte wild entschlossen im Raum umher, sie würde nicht zulassen, dass irgendjemand Simon ein Leid zufügte.
 

„Gut. Nun beruhigen wir uns alle erst einmal." Alec versuchte Ruhe in die Runde zu bringen.

„Izzy, Simon ist offensichtlich gerade nicht in der Lage zu sprechen. Erkläre uns bitte was hier Sache ist."

Isabelle holte tief Luft.

„Simon hat mir alles erzählt. Er will doch einfach nur mit seiner Musik Geld verdienen. Als er erfahren hat, dass Luke einen Musiker suchte, der mit seiner Band hier für die passende Urlaubsstimmung sorgt, da hat er sich ihm vorgestellt. Er hatte vorher schon viel von Luke gehört und wusste, dass der nicht viel Respekt für Schattenwesen übrig hat. Simon wollte die Stelle unbedingt. Also hat er verschwiegen, dass er ein Vampir ist."
 

„Das mag ja gut und schön sein", sagte Jace, „aber ein Vampir ist nun einmal Vampir. Und ein Vampir braucht Blut. Ist er also regelmäßig los gezogen, um seinen Hunger in den umliegenden Dörfern zu stillen, und hat nun nicht mehr die Kontrolle gehabt, so dass er sich jemanden hier im Ressort gegriffen hat?"

„Nein!" Isabel schnaubte.

„Ich ...", schniefte nun Simon, „ich habe ausschließlich von Blutkonserven gelebt. Habe genügend dabei. Das müsst ihr mir bitte glauben!"
 

Alec seufzte. Er konnte sich Simon nun wirklich nicht als kaltblütig mordenden Vampir vorstellen. Andererseits hatte der eben beim Anblick von Alecs Blut durchaus heftig reagiert. Man konnte also nicht ausschließen, dass Simon verantwortlich war, ohne dass er es wirklich beabsichtigt hatte. Und Isabelle war offensichtlich so verliebt, dass man ihrem Urteil aktuell nicht trauen konnte.

Moment.

Was hatte er da gedacht?

Er schüttelte innerlich den Kopf über sich selber.

Das, was ihm da gerade durch den Kopf gegangen war, war doch in etwa dasselbe, was Robert in einer solchen Situation denken würde. Was er sicherlich auch über ihn, Alec, denken würde, wenn es sein Urteil über Magnus betraf.

Einen Augenblick lang hasste Alec sich selber dafür.

Dennoch.

„Hör zu Isabelle, ich verstehe, dass du fest an Simons Unschuld glaubst. Und ehrlich gesagt, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Simon die Frau umgebracht haben soll. Dennoch. Wir müssen sichergehen."

Er blickte in die Runde.

„Wenn ihr alle einverstanden seid, werden wir Maßnahmen ergreifen. Aber wir werden Luke, meinen Vater und die anderen Ältesten da raus lassen.“
 

Die jungen Leute nickten. Isabelle heftig, Pierre zögerlich, Jace mit einem finsteren Grimm im Gesicht.

„Ich bin einverstanden", sagte Jace, "aber nur, wenn wir dafür sorgen, dass Simon hinter Schloss und Riegel kommt, und nichts anstellen kann. Solange, bis wir des Rätsels Lösung auf die Spur gekommen sind."

Er sah Alec und Isabel herausfordernd an.

„Einverstanden“, sagte Isabell. „Es tut mir so leid, dass ich es euch verheimlicht habe", sagte Simon, der sich nun etwas beruhigt hatte.

„Ich bin inzwischen seit ein paar Jahren Vampir. Und ich habe selbst in den ersten Wochen, wo ich noch gar nicht wusste, was mit mir los war, niemandem etwas getan. Niemandem, versteht ihr? Ich könnte das gar nicht!"

„Schon gut", sagt der Alec.
 

Sie diskutierten, was sie nun mit Simon machen sollten man. Der saß wie ein Häufchen Elend auf seinem Stuhl, Isabelle ganz nah neben sich, die ihre Arme fest um ihn geschlungen.

„Ich denke, Simon sollte sich krank melden“, sagte Alec, „und Isabelle, du solltest die ganze Zeit bei ihm bleiben. Versiegele den Raum, indem er sich aufhält, mit einer Kerkerrune. Und du bist dafür verantwortlich, dass Simon nicht eine Sekunde lang diesen Raum verlassen kann."

Isabel nickte.

Alec schaute in die Runde, ob alle einverstanden waren. Offensichtlich hatte niemand etwas dagegen einzuwenden.
 

„Gut“, sagte er, „dann werden wir das jetzt veranlassen. Jace und Pierre, bitte kümmert euch darum. Ich muss und möchte jetzt zu Magnus. Ist das für euch in Ordnung?“

Niemand hatte dagegen etwas einzuwenden. Und so machte sich Alec, nachdem die anderen versprochen hatten, alles in die Wege zu leiten, durch das Fenster auf den Weg zu Magnus.
 

Sein Kopf schwirrte.

Er hatte Magnus so viel zu erzählen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Aracona
2021-09-13T05:02:55+00:00 13.09.2021 07:02
Au man, Simon hat sich echt gut versteckt gehalten, wenn selbst Luke nicht weiß das er ein Vampir ist. Ich glaub ich selber würde ihn irgendwann von Magnus verstecken lassen, aber Izzy als Gefängniswärterin ist auch nicht schlecht


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