Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 23: Liebe und Blut -------------------------- Sie alle taten, was sie konnten. Aber es brachte keinerlei Erfolg. Alec schlief kaum in diesen Tagen. Tagsüber war er ganz offiziell an der Seite seines Vaters und der anderen leitenden Schattenjäger unterwegs und unterstützte die Ermittlungen. Man hatte die örtliche Polizei hinzugezogen. Das war sicher mehr oder weniger eine Formsache, denn man konnte natürlich den Leuten von der Polizei nicht erzählen, was für ein Fall hier tatsächlich vorlag. Für die indonesischen Behörden blieb das ganze ein „ganz normaler“ Mord. Und auch für die Familie der Toten. Damit war Alec nicht sonderlich glücklich, der eher der Meinung gewesen war, dass man den Angehörigen der armen jungen Frau, es waren da eine alte Mutter und eine Schwester, die Wahrheit sagen sollte. Aber er musste einsehen, dass das nicht sonderlich klug gewesen wäre. Die Frau selber hatte nicht gewusst, dass ein Großteil der Gäste hier an ihrem Arbeitsplatz alles andere als gewöhnliche Menschen waren, oder das gar ein Teil der anderen Angestellten Schattenwesen waren. Ja, das so etwas wie die Welt der Schatten überhaupt existierte. Man hielt dieses Wissen so gut es ging im eigenen Kreise, und Alec musste zugeben, dass nun, bei einem solchen tragischen Ereignis, nicht der richtige Zeitpunkt war, Uneingeweihten davon zu erzählen. Gut fand er das dennoch nicht. Abends, wenn das Tagwerk erledigt und auch das gemeinsame Familienessen hinter ihm lag, versuchte Alec, zu Magnus zu gelangen. Dieses Familienessen wurde weiterhin im Hauptgebäude im Speisesaal abgehalten. Ermittlungen hin oder her, der Vater bestand auf diese gemeinsamen Tischzeiten, und, zugegeben, die meisten anderen Gäste hielten es ebenso. Man versuchte, weiter zu machen, als sei nichts geschehen. Und vielleicht war das auch das Vernünftigste so. Es hatte natürlich auch die gegeben, die versucht hatten, vorzeitig abzureisen. Auch das konnte man keinem verdenken. Aber Robert, als Leiter des wichtigsten und angesehensten Instituts, verweigerte das, und niemand wagte es, sich ihm in der Hinsicht zu widersetzen. Nun, wie gesagt, Alec versuchte, sich abends mit Magnus zu treffen. Es gelang ihm, nur heute, am dritten Abend nach Beginn der Ermittlungen, nicht. Heute hatte Robert eine Krisensitzung einberufen. Daran sollten er selbst und Luke, Monsieur de Blanchet und Sandra Oberlindt teilnehmen. Carola Oberlindt und Jocelyn Garroway hatten sich mit Alecs Mutter hier im Bungalow zusammen gefunden, da niemand allein bleiben sollte. Man wollte nichts riskieren. Die Jungen Leute, Alec, Izzy, Jace, Clary sowie Pierre de Blanchet, saßen zusammen in Alecs Schlafraum und beratschlagten ihrerseits. Auch sie hatten das strenge Verbot, sich allein auf dem Gelände zu bewegen. Simon Lewis, der junge Bandleader, hatte sich zu ihnen gesellt und saß nun neben Isabelle. Alec schmunzelte, als sein Blick auf ihrer beider Hände fiel: sie hielten sich aneinander fest. „Wir sind keinen einzigen Schritt weiter“, murmelte Pierre mit seinem entzückenden französischen Akzent. „Ich weiß“, sagte Jace. „Es sei denn, ihr habt Erkenntnisse, und behaltet die für euch?!“ Sein Blick lag fragend auf Alec. Alec wurde rot. „Nein, haben wir nicht“, fauchte er. „Schon gut, Jace meint es nicht so“, sagte Clary. „Ich wünschte, es wäre anders“, sagte Alec. „Das schlimmste ist ja, dass wir wissen, wie Vampire sind: es wird nicht bei dem einen Opfer bleiben. Und ich bin nicht sicher, ob ich hoffen sollte, dass der fragliche Vampir weiter gezogen ist. Denn das würde bedeuten, dass er nun anderswo sein Unwesen treibt und tötet. Hier haben wir immerhin noch eine Chance, ihn zu fassen. Andere wären ihm schutzlos ausgeliefert.“ Jace nickte. „Das ist wahr. Und, Alec, es ist ja nicht so, dass nur der Kreis um Vater versucht, hier herauszufinden, was los ist. Wir anderen sind ebenfalls auf die Spurensuche gegangen.“ „Das ist gefährlich …“ „Mach dich nicht lächerlich, Alec“, schnaubte Jace. „Ich bin genau so ein Schattenjäger wie du, Izzy ist das auch, wir wissen, was wir tun.“ „Hey“, schimpfte Clary. „Mag ja sein, dass ich nie ein Institut besucht habe. Aber Mutter hat mich trainiert, auch wenn Vater das nie gerne gesehen hat. Ich weiß mit einer Stele ebenso umzugehen wie mit einem Schattendolch.“ Jace grinste. Er mochte es, dass Clary sich nicht unterbuttern ließ. Pierre nickte. „Das glaube ich euch gern“, sagte er, „aber ich gehe davon aus, auch ihr habt nichts heraus gefunden?“ Kopfschütteln. Ratlose Blicke. Simon hatte noch kein Wort gesagt. Er war kein Schattenjäger. Er wollte hier doch einfach nur Musik machen. Einen Job zu haben, wo er vom Musik machen leben konnte - das war ihm als Glücksgriff erschienen. Zuerst jedenfalls. Doch nun … Nein, das war nicht fair. Immerhin hatte er Isabelle gefunden. Dem Engel sei Dank hatte die sich nicht, wie es zu Anfang erschienen war, Raphael zugewandt. Sondern ihm. Und er genoss das Glück, diese tolle Junge Frau an seiner Seite zu haben. Er würde nach der Saison ohnehin wieder zurück nach New York gehen, immerhin war er dort zu Hause. Und dann konnte man das, was sich hier zwischen ihnen entspann, weiter entwickeln. Würde Izzys Vater ein Problem daraus machen? Sicherlich. Aber Izzy hatte klar gestellt, dass ihr das reichlich egal war. Sie war eine Frau, die ihr Ding durchziehen würde und da würde er, Simon, nicht hinter ihr zurück stehen. Er seufzte. Er wollte Izzy. Wollte ihre Liebe. Aber … nun, alles andere würde sich finden. Sein Magen knurrte. Er hatte Hunger. Nun, das würde warten müssen. Erst einmal wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Runde vor ihm zu. Alec schien unruhig, das spürte Simon. „Ich würde …“ setzte der junge Lightwood an, schwieg dann jedoch. Jace verdrehte die Augen. „Du willst zu Magnus, oder?“ Alec nickte. „Hau ab durchs Fenster“, sagte Jace. „Wir halten dir den Rücken frei.“ Alec wurde erneut rot. Es war doch zu peinlich, sich so davon zu schleichen … er sollte den Rücken gerade bekommen und vorne durch die Tür marschieren, mochte die Mutter doch noch so sehr zum Vater rennen, mochte der Vater doch noch so sehr ausrasten… Nun, er würde das tun. Aber noch nicht heute. Er öffnete das Fenster. Ein winziger Splitter hatte sich vom hölzernen Fensterrahmen gelöst und fuhr Alec, der in Gedanken und unachtsam war, schmerzhaft in die Hand. „Verdammt“, schimpfte er. Es tat weh. Ein Blutstropfen erschien und begann, seinen Daumen hinunter zu laufen. Genervt führte Alec den Daumen an seine Lippen, um den kleinen Tropfen abzulecken - Speichel trägt bei so winzigen Wunden zur Heilung bei - da hörte er hinter sich ein gefährlich klingendes Fauchen. Ein paar erschrockene Schreie. Er drehte sich um. Vampirzähne - glühende Augen - in einem ihm inzwischen vertrauten Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)