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Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten

von

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Paris und Berlin

Sie saßen gemeinsam um einen runden Tisch im Speisesaal und trugen ernste Mienen zur Schau: die hochrangigsten der zur Zeit in Garroway's Resort anwesenden Schattenjäger hatten sich zusammen gefunden, um das furchtbare Verbrechen zu besprechen und zu planen, wie man weiter vorgehen sollte.

Da waren zum einen Luke und Jocelyn Garroway selber. Als Besitzer der Anlage waren sie selbstverständlich bei dieser Art „Ältestenrat“ dabei. Schließlich waren sie für das Wohlergehen der Gäste aber auch der Angestellten verantwortlich, und beide waren, wenn sie sich auch inzwischen zurückgezogen hatten aus dem aktiven Dienst und sich weitestgehend nur noch um das Resort kümmerten, einst große Schattenjäger gewesen und hatten viele erfolgreiche Missionen durchgeführt und bitte Kämpfe erfolgreich gefochten.
 

Da war natürlich Robert Lightwood, der als Leiter eines des größten Instituts einen der höchsten Ränge überhaupt außerhalb von Idris inne hatte. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, Alec, seinen Sohn und Nachfolger mit hinzuzuziehen, was Alec einerseits erfreute, andererseits erstaunte. Und ein wenig beängstigte; hieß es doch für ihn, sich weiter und tiefer in die ihm vorbestimmte Karriere hinein zu knien, und er war sich nun mal nicht mehr sicher, ob er das noch wollte … sei’s drum, hier ging es nicht um ihn, es ging um etwas viel wichtigeres. Und Alec mochte jung sein, aber er er war gut in dem, was er tat.
 

Dann waren die Hauptleute der Institute aus Paris und aus Berlin hier: Monsieur Jaques de Blanchet und sein Sohn Pierre sowie Sandra Oberlindt und ihre Frau Carola. Die beiden Deutschen wurde von Robert mit scheelen Blicken beäugt. Zwei lesbische Frauen, und sie leiteten ein Institut! Wo war die Welt nur hingekommen.
 

„Nun“, sagte Luke und sah in die Runde.

„Sie alle haben mitbekommen, was letzte Nacht geschehen ist, und wir müssen nun gemeinsam festlegen, was wir tun. Zuerst aber möchte ich eine Bitte hier in die Runde äußern.“

Er räusperte sich.

„Da wir aktuell niemanden vom Rat aus Idris vor Ort haben und auch keinen aus den Reihen der stillen Brüder, möchte ich anregen, es dabei auch zu belassen.“

Die Leute in der Runde warfen sich erstaunte Blicke zu.

„Sie wollen ein’ Untersuchung … inoffiziell?“, fragte de Blanchet, dessen Englisch einen deutlichen Akzent auswies.

„Nein“, ruderte Luke zurück und schien sich sichtlich unwohl zu fühlen. „Wenn die anderen darauf bestehen, können wir natürlich sofort dem Rat Bescheid geben. Allerdings denke ich, dass wir zu schnelleren Ergebnissen kommen, wenn wir die Wellen nicht so hoch schlagen lassen.“
 

"Nun …“, Setzte Robert an, schwieg dann jedoch.

„Ein Mensch ist gestorben“, sagte Alec verärgert. „Ist das nicht das wichtigste? Das, was unsere Handlungen diktieren sollte?“

„Mr. Lightwood hat recht“, sagte Carola Oberlindt.

„Sicher“, sagte Luke und lockerte sich mit der Hand seinen Hemdkragen, „das ist richtig …“

Er schwieg ebenfalls.
 

„Also“, sagte Robert, „ich denke, wir sollten Lukes Einwand ernst nehmen. Wenn wir den Rat herbeirufen, wird es dauern, bis ein Vertreter aus Idris hier eintrifft und ins Bild gesetzt worden ist. Wenn wir sofort handeln, es in unsere eigenen Hände nehmen, haben wir vielleicht das Problem viel schneller gelöst.“

Er sah seinem Sohn direkt ins Gesicht.

„Wir haben das gleiche Ziel, Alec.“
 

Alec zuckte mit den Schultern.

„Nun, dann … aber was tun wir jetzt? Wo setzen wir an?“
 

„Zuerst“, sagte Jocelyn, „müssen wir uns klar werden, wie es einem Vampir gelungen ist, hier in das Resort zu kommen. Mitten unter Schattenjäger.“

„Ich vermute“, sagte Luke, „Dass es jemand ist, der hier … lebt.“

Er seufzte.

„Es kann niemand von außerhalb sein. Wer hier rein kommt, wird genau überprüft. Lieferanten werden an der Hauptpforte abgefertigt. Wir legen auf Sicherheit wert, gerade weil hier Schattenjäger ein und ausgehen.“

„Und Schattenwesen“, sagte Alec.

„Was?“ Luke schien nicht zu verstehen.

„Schattenwesen“, sagte Alec. „Das ganze ist doch auch zu deren Schutz? Immerhin arbeiten sie hier?“

„Ja, natürlich“, sagte Luke. Dann fuhr er fort:
 

„Einer der Gäste kommt nicht in Frage. Die meisten, die hier sind, sind Schattenjäger und somit über jeden Zweifel erhaben, und die wenigen Mundis sind solche, die um die Welt der Schatten wissen und die Wesen der Nacht sehen können. Sie sind in unseren Kreisen bekannt und für jeden einzelnen lege ich meine Hand ins Feuer.“

Er blickte in die Runde.

„Es besteht also nur die Möglichkeit, dass eines der Wesen, die hier arbeiten, dafür verantwortlich ist.“

„Sie meinen also, Monsieur Garroway“, sagte Pierre de Blanchet, dessen Englisch deutlich klarer war als das seines alten Herren, „dass einer ihrer Angestellten den Vampir eingelassen hat? Also doch jemand von außen?“

„Hm“, sagte Luke. „Das, oder … jemand von ihnen ist nicht der, der er zu sein vorgibt.“
 

„Sie meinen“, Sandra Oberlindts Stimme überschlug sich beinahe, „ein Vampir ist hier vor Ort und gibt sich den Anschein, etwas anderes zu sein? Geht das denn überhaupt!?“

Alec warf der Frau einen erstaunten Blick zu. Diese Frage war doch einer Institutsleiterin unwürdig …

„Ja“, sagte er. „Mit den entsprechenden Vorkehrungen und den richtigen Zaubersprüchen …“

„Das heißt“, sagte Luke und nickte, „ein Hexenmeister muss in die Sache verwickelt sein.“
 

Alec rutschte beinahe das Herz in die Hose.

Roberts Blick, den er im nächsten Moment zugeworfen bekam, sprach denn auch Bände.

„Vielleicht begreift mein Herr Sohn ja jetzt, dass es immer schlecht endet, wenn man sich mit derlei Gelichter befasst“, brummte der Vater.

Alec verschluckte sich beinahe vor Zorn. Wie konnte Robert es wagen …!
 

„Niemand verurteilt hier jemanden, bevor wir keine Beweise haben“, sagte nun Luke und Alec war ihm dankbar dafür. „Wir werden jeden meiner Angestellten verhören, allen voran den einzigen anwesenden Hexenmeister, Magnus Bane. Und wir werden das Gelände abriegeln. Niemand darf raus, niemand rein, bevor diese Sache nicht geklärt ist. Des weiteren erlasse ich für die Angestellten eine Art Ausgangssperre: Sie dürfen, außer für ihren Dienst, ihre Quartiere nicht verlassen, bis das hier vorüber ist.“
 

In Alec brodelte es. Er wollte wie jeder andere hier, dass der Täter gefunden und weitere Angriffe verhindert werden würden. Aber diese Art und Weise, diese Einseitigkeit der Verdächtigungen, das ging eindeutig zu weit.

Was sollte er tun?

Den Mund auf machen? Dem Vater und Luke sagen, was er davon hielt?
 

Ach. Das würde doch nichts als Ärger bringen.

Er seufzte.

Er musste versuchen, mit Magnus zu reden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DieLadi
2021-09-06T14:17:03+00:00 06.09.2021 16:17
Magnus lässt ihn jedenfalls nicht im Regen stehen
Von:  Aracona
2021-09-06T05:13:09+00:00 06.09.2021 07:13
Wie ich dieses engstirnig Denken hasse, wird Zeit das Alec zeigt was in ihm steckt und den Fall hoffentlich mit Magnus zusammen löst


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