Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 19: beglückt und berauscht ---------------------------------- Von da an trafen sich Alec und Magnus so oft es nur ging. Es war nicht jeden Abend möglich, denn es gab offizielle Veranstaltungen, an denen Alec teilnehmen musste. Hin und wieder bestanden die Eltern auch einfach darauf, dass die jungen Leute einen Abend mit ihnen gemeinsam verbrachten. Davon waren weder Alec noch Jace oder Izzy sonderlich begeistert, doch man tat den Eltern ihren Willen, um an den anderen Abenden um so mehr Freiheit zu genießen. Zwischen Alec und Magnus wuchs die Vertrautheit mit jeder Minute, die sie gemeinsam verbringen konnten. Die Sache zwischen Jace und Clary wurde auch recht ernst, erstaunlich eigentlich, wenn man bedachte, dass man hier von Jace „Jede Woche eine andere“ „Ein ganzer Club voll weiblicher Bewunderer“ Wayland Herrondale Lightwood sprach. Doch Clary schien für ihn die Eine zu sein. Izzy dagegen hatte sich eine Zeit lang ausgiebig mit Raphael verabredet. Zu Beginn der dritten Woche jedoch war sie plötzlich abends nicht mehr ausgegangen. Alec hatte gefragt, was denn los sei. Sie hatte nur geantwortet, dass sie Raphael wohl falsch eingeschätzt habe, jedenfalls wäre er nicht der, für den sie ihn zuerst gehalten hätte, und im übrigen wäre sie nicht bereit, darüber mit ihm oder sonst irgendjemandem zu reden. Nun, Alec war viel zu sehr mit sich und seinem Liebesleben beschäftigt, um sich allzu sehr um seine Schwester zu sorgen. Zum ersten Mal in seinem Leben nahm er seine eigenen Gefühle und Wünsche wichtiger als die seiner Mitmenschen. Und die eigenen Gefühle waren überwältigend. Magnus war überwältigend. Sie hatten nach jenem ersten Abend noch ein paar Mal Sex gehabt, und das war aufregend und bezaubernd. Aber das war es natürlich nicht allein. Magnus war liebevoll und charmant. Alec kannte das nicht: jemand, der seine, Alecs Bedürfnisse an die erste Stelle rückte. Magnus gab ihm, was er brauchte, sei es Zärtlichkeit, sei es wilde, raue Leidenschaft. Oder sei es einfach nur ein im Arm halten. Reden. Beieinander sein. Füreinander da sein. Magnus kochte für ihn, und Himmel, der Mann konnte kochen! Nicht nur traditionelle indonesische Küche, sondern auch großartige Gerichte aus aller Herren Länder. Aber selbst ein simples Sandwich schmeckte aus Magnus Händen, als wäre es von einem himmlischen Büfett gestohlen worden. Magnus tanzte mit ihm. Und Himmel, der Mann konnte tanzen! Aber das war ja nun inzwischen für Alec nichts neues mehr, das erstaunliche war nur, dass Magnus es schaffte, dass auch er, Alec, jeden Tanz hinbekam, wenn nur Magnus ihn führte. Die Zeit war wie ein Traum, ein Wirbel aus Liebe und Lust, Urlaub und Freiheit, Schönheit und Lebensfreude. Ein Rausch aus Farben, Düften und Klängen. Und Alec hatte das Gefühl, noch nie in seinem Leben so glücklich gewesen zu sein. Nun ja. Es gab auch die bittersüßen Momente. Die Augenblicke, wo eben nicht nur alles eitel Freude und Glück war, sondern sich so ein kleines schmerzhaftes Ziepen in das Herz stahl. Das war immer dann, wenn Alec begann, sich für Augenblicke aus dem Hier und Jetzt zu lösen und an die Zukunft zu denken. Und die Momente, wo er spürte, dass auch Magnus nicht frei davon war. „Ich will nicht, dass nach deinen Ferien alles endet“, sagte Magnus eines Abends leise und rührte mit dem gläsernen Strohhalm in seinem Cocktail. Sein Blick schien traurig, er hatte die Augen zu Boden gesenkt. Alec wusste nicht, was er antworten sollte. Er wollte das ja auch nicht. Das, was er für Magnus empfand, war nichts, was man nach ein paar Wochen Liebelei hinter sich ließ und als schöne Erinnerung bewahrte. Es war etwas, was einen zerreißen würde, wenn man es einfach so beendete. Aber er hatte keine Ahnung, wie er das alles bewältigen sollte. Magnus sah ihn an und sah die Hilflosigkeit in Alecs Augen. „Verzeih mir“, sagte Magnus. „Ich will dich nicht unter Druck setzen oder so etwas. Es ist nur …“ Er nahm einen Schluck Cocktail. „ … ich wünschte mir so sehr, du könntest mich deinem Vater vorstellen. Könntest ihm sagen, Vater, das hier ist mein Freund. Und dann würde dein Vater lächeln und uns zur gemeinsamen Kaffeetafel bitten, oder so …“ Er seufzte. Alec seufzte auch. Was für ein schöner Traum. Ein Traum, dem zwei Dinge im Weg standen: Magnus war ein Hexenmeister. Und Magnus war ein Mann. Nein, das war unfair. Es war nicht Magnus, der das Problem war, es war sein Vater. Sein Vater, der gleichgeschlechtliche Beziehungen verabscheute und der Schattenwesen als minderwertig betrachtete. Verdammt. Alec nahm Magnus’ Hände. „Gib mir Zeit“, sagte er leise. „Alle Zeit die du brachst“, sagte Magnus. „Und wenn es nach den Ferien eben vorbei ist, dann werde ich … dich in guter Erinnerung behalten. Ich verlange nichts von dir, was du nicht bereit bist, zu tun.“ Alec schauderte. War dieser Mann wirklich ein Hexenmeister, oder nicht vielmehr ein Engel? O Gott, das würde Vater als Blasphemie bezeichnen … Vater, Vater, dachte Alec, wütend über sich selbst. Immer nur Vater. Warum bringe ich den Mut nicht auf, zu tun, was ich für richtig halte und auf Vater zu pfeifen? Er legte seinen Arm um Magnus. „Ich liebe dich“, sagte er. „So oder so.“ „Ich dich auch“, sagte Magnus. „Komm, lass es mich dir zeigen …“ Und dann sanken sie zurück auf das Sofa und liebten sich bis in die frühen Morgenstunden hinein. Magnus hatte so viel zu geben, und Alec war ein gelehriger Schüler. Als er schließlich durch die dunkle Nacht zurück zum elterlichen Bungalow huschte, blieben seine Gedanken bei Magnus zurück. * * * Am nächsten morgen erwachte Alec völlig übernächtigt durch das panische Rufen seiner Schwester, die versuchte, ihn aus dem Schlaf zu rütteln. „Alec! Alec! Wach auf! Es ist etwas schreckliches passiert!“ Er fuhr aus dem Bett hoch, und sein erster Gedanke galt Magnus. Isabelle war bleich wie die Wand. „Izzy, was ist los!“ Seine Schwester schluckte. „Jemand hat eine der Frauen, die hier sauber machen, ermordet! Sie ist hier aus dem Dorf, und hätte früh heute morgen im Haupthaus … und dort liegt sie … blutüberströmt …“ Izzy zitterte. „Alec, das hat ein Vampir getan!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)