Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 11: Golfcourt und Goldfisch ----------------------------------- Sie schliefen recht lange am nächsten Morgen, da sie bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert hatten. Der nächste Tag versprach, recht ruhig und entspannt zu werden, da keiner von ihnen tagsüber Pläne hatte. Maryse und Robert waren nach dem Frühstück zum Golfcourt aufgebrochen, man würde sie wohl erst zum Abendessen wiedersehen. Alec war das ganz lieb, denn er wollte nachdenken und für sich sein. Der gestrige Abend hatte einiges in ihm durcheinander gerüttelt, was er als unverrückbar feststehend erachtet hatte, und das alles wollte er sich durch den Kopf gehen lassen. Die Beziehung seiner Eltern, die wohl nicht von Liebe geprägt war, wie er immer geglaubt hatte. Sein Vater, der wohl eine tiefgründigere Geschichte hatte, als Alec bewusst gewesen war. Seine eigene Zukunft, bisher in Stein gemeißelt … er begann, daran zu zweifeln … Und dann war da nicht zuletzt Magnus Bane. Ja, der Mann hatte ihn nun einmal beeindruckt. Und wie auch nicht: er war eine schillernde Erscheinung, das ließ sich nicht leugnen. Er hatte viele Blicke auf sich gezogen. Sein Auftreten, sein Aussehen, seine Bewegungen, seine Geschmeidigkeit … und nicht zuletzt die Augen. Gott, diese Augen! So ganz war Alec sich nicht sicher: sollte er wirklich zu der Party heute Abend gehen? Ja, natürlich, er wollte gerne, aber war das auch vernünftig? Sein Herz tat seltsame Dinge mit ihm. Die Schwärmerei für Jace begann zu verblassen … nun, er liebte Jace immer noch wie einen Bruder, einen Parabatai. Es gibt niemanden, der einem Schattenjäger näher steht. Aber das andere… das verblasste, und ein neues Gesicht schob sich vor sein Inneres Auge, wenn er einfach vor sich hin träumte. Magnus. Und etwas dümmeres hätte sein Herz doch nicht tun könne, oder? Alec seufzte, als er gemächlich den Pfad zwischen den herrlich duftenden Hibiskusbüschen hindurch schlenderte. Er hatte kein bestimmtes Ziel. Zum Strand wollte er nicht; dort war es ihm zu belebt, ebenso am Pool. Und er wollte lieber allein sein. Also lief er, wohin ihn die Füße trugen. Aber ehrlich, war sein Herz etwa dabei, sich in Magnus zu verlieben? Ihm wurde heiß, als er seine verworrenen Gefühle zum ersten Mal so beim Namen nannte. Ausgerechnet Magnus Bane. Zum einen die schillerndste Persönlichkeit der ganzen Anlage, die mit Sicherheit keinen zweiten Blick auf jemanden simples wie Alec verschwenden würde. Auf der anderen Seite ein Schattenwesen und damit in den Augen seines Vaters und anderer Hardliner automatisch weniger wert als er, Alec … Sich in ihn zu verlieben wäre wirklich äußerst dumm. Nun, das Herz macht, was es will, und fragt nicht nach Vernunft oder Regeln. Alec war ohne auf den Weg zu achten bei den Fischteichen angekommen. Eine Anlage aus mehreren kleinen künstlich angelegten Gewässern, in denen Goldfische lebten. Sie waren mit bambusartigen Gewächsen umgeben und von kleinen Holzstegen durchzogen, über die man spazieren konnte und dabei die hübschen Wasserbewohner beobachten konnte. Alec lief auf einen der Stege und streifte nach einem Augenblick zögern die leichten Leinenschuhe ab, in die er heute morgen geschlüpft war. Er ließ sich auf dem von der Sonne aufgeheizten Holz nieder und hängte die Füße ins Wasser. Durfte man das hier überhaupt? Oder störte das die Fische? Seine Schultern verspannten sich ein wenig. Dann dachte er: vielleicht sollte ich einfach aufhören, mich in jeder Situation des Lebens zu fragen, ob man das oder das tatsächlich darf … Er schüttelte sich und genoss die Kühle, die nun seine Füße umspülte. Tja, also Magnus. Wieder drifteten seine Gedanken zu dem Manne ab, der ihn gestern Abend in einem Tanze durch den Saal gewirbelt hatte, der nicht nur seinen Kopf schwindelnd und schwirrend zurück gelassen hatte. Also noch mal, liebes Herz: verliebst du dich gerade? In den Mann mit den Augen, die in jeder Stimmung anders schimmern? In den Mann, dachte Alec, der so weit außerhalb meiner Reichweite steht, in so vieler Hinsicht? Ach, dummes Herz. Pumpe doch einfach Blut durch die Adern meines Körpers, das ist schließlich dein Job, und lass mich mit solchen Tollheiten in Ruhe. Wieder seufzte er, denn er war sich klar, dass das so nicht funktionierte. Wäre er doch besser nie mitgekommen. Hätte er sich doch geweigert, mit der Familie nach Indonesien zu fliegen, hätte er doch Lernstoff vorgeschoben, Pflichten, sonst etwas, und wäre in New York geblieben! Aber das half nun nichts. Er war nun einmal hier und würde mit der Situation zurecht kommen müssen. Er plätscherte ein wenig mit den Füßen im Wasser. Ein keiner Roter Fisch kam neugierig heran geschwommen und ließ ein paar winzige Blasen zur Oberfläche des Teiches ersteigen. Alec grinste. „Na kleiner? Du hast also auch etwas dazu beizutragen, ja?“ Ein erneutes Plätschern mit den Zehen, und schwupp, schon war der Fisch mit einer aberwitzigen flinken Wendung davon gehuscht und unter einem der Seerosenblätter verschwunden. „Schon gut“, lachte er leise. „Keine Angst, ich tue dir doch nichts!“ In diesem Augenblick fiel ein Schatten über seinen Nacken. Ein Gewicht drückte die etwas lockere Planke herauf, auf der Alec saß. „Na, wer unterhält sich denn hier mit der heimischen Tierwelt?“, fragte jemand mit einem deutlich hörbaren Amüsement in der Stimme. Alec drehte sich um, Hitze und Röte überzog sein Gesicht, und er blickte genau in die faszinierenden Augen von Magnus Bane. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)