Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 5: Cocktail und Cola ---------------------------- An einem Ende wurde der hoteleigene Strand von einem langen Steg begrenzt, der ein Stück weit in die Bucht hinein ragte. An seinem Ende befand sich ein tatsächliches Bootshaus, oder besser ein Bootsverleih, wo man Mortorboote und Wasserski, kleine Segelkatamarane und anderes ausleihen konnte. Man konnte auch Tauchfahrten buchen oder Ausflüge auf diesen unsäglichen Glasbodenbooten. Entlang des recht breiten Steges befand sich eine Cocktailbar, die ebenfalls den Namen „Bootshaus“ trug. An einem der Tische dieser Bar wartete Clary auf Alec. Um diese Zeit, kurz nach dem Abendessen, war es hier vergleichsweise leer, so dass sie ein wenig abseits von anderen Gästen saß. Das war gut so, denn es sollte nicht jeder ihr Gespräch mit anhören können. Alec entdeckte Clarys roten Haarschopf sofort. Sie saß dort wie einem Werbeplakat für Urlaub unter Palmen entsprungen: Die Sonne ließ ihr Haar funkeln; eine Sonnenbrille hatte sie in die Stirn geschoben. Ihre Haut glänzte mit einem leichten bronzenen Schimmer und vor ihr auf dem Tisch stand ein Cocktail in kräftigen, bunte Farben. Er schillert ein wenig nach Muschelglanz und über der Flüssigkeit glitzerten ein paar winzige Funken. Klar, ein Elfencocktail, mit Elfenmagie gemixt. „Clary“, grüßte Alec höflich und setzte sich zu der jungen Frau, die nach Wunsch seiner Eltern seine zukünftige Verlobte und Gattin war. Sie nickte ihm zu. „Alec. Gut, dass du gekommen bist.“ Eine junge Elfe trat an den Tisch, um Alec die Cocktailkarte zu reichen. „Nein Danke“, sagte er und bestellte sich nur eine Cola. Er vertrug einfach keinen Alkohol und fand auch nicht wirklich Geschmack daran. Die Cola kam, die Kellnerin verschwand hinter dem Tresen und Alec ließ einen Schluck des kalten Getränkes seine Kehle hinunter rinnen. Dann sah er Clary an. „Du wolltest mich sprechen“, sagte er. „Was kann ich also für dich tun?“ Clary zögerte einen Moment, dann platzte sie geradezu heraus: „Damit das ein für alle mal klar ist, ich werde dich nicht heiraten!“ Alec fiel beinahe die Kinnlade runter. „Na“, sagte er dann grinsend, „das mit dem ‘mit der Tür ins Haus fallen’ hast du echt drauf!“ Clary schnaubte unwillig. „Hör zu, Alec. Das hat nichts mit dir persönlich zu tun. Ich meine, wie auch, wir kennen uns ja kaum. Aber du scheinst ein netter Kerl zu sein, jedenfalls ist das bisher mein Eindruck, und du bist auch durchaus nicht unattraktiv, also um genau zu sein, du bist ziemlich heiß, aber …“ Heiß? Alec schluckte. Nein, das war er nicht. Er sah eher langweilig aus. „ … es geht einfach darum“, fuhr Clary fort, „dass es mich total nervt, dass meine Eltern meinen, sie könnten einfach mal über meinen Kopf hinweg entscheiden, mit wem ich mein Leben zubringen werde. Dieser ganze Mist von wegen alte Schattenjägerfamilie, reiner Stammbaum, Ehre und so weiter … dabei geht es hier um mein Leben! Hätte ich dich unter anderen Umständen kennen gelernt, wäre ich vielleicht nicht mal abgeneigt, aber so?“ Sie funkelte ihn jetzt regelrecht wütend an. „Nein, nein, ich will mir den Mann, den ich irgendwann mal heirate, verdammt noch mal selbst auswählen!“ Sie knallte zornig mit der Hand auf den Tisch. „Clary …“, setzte Alec an, aber das rothaarige Temperamentbündel fiel ihm ins Wort. „Nein, Alec, du brauchst gar nicht auf mich einreden!“ „Clary …“ „Keine Chance, mich zu überzeugen!“ Ihr standen beinahe Tränen in den Augen. „Clary!!“ Entgegen seiner Gewohnheit war Alec laut geworden. Erschrocken sah sie ihn an. „Clarissa Garroway. Glaubst du wirklich bei mir ist das anders? Meine Eltern sind, so sehr ich sie liebe, in diesem Punkt vermutlich noch anstrengender als deine! Sie legen so großen Wert auf diese ganze Schattenjägerehre, dass ich mich manchmal frage, ob sie nicht einfach verbohrt …“ Er schwieg. Verflixt, so redete man nicht über die eigenen Eltern. Die respektierte man schließlich. „Entschuldige“, sagte Clary leise. „Es ist einfach nur … Mom und Dad waren nie so streng in der Hinsicht. Erst seit ein paar Monaten … von mir aus dürfen sie ja konservative Ansichten haben, wenn sie wollen. Aber wenn es mich und mein ganzes künftiges Leben betrifft, vermag ich das nicht mehr so gelassen zu sehen.“ Alec nahm einen weiteren Schluck von seiner Cola, um einen Augenblick lang Zeit zu gewinnen. Sollte er Clary gegenüber offen und ehrlich sein? Sie würde ihn nicht an die Eltern verraten und auch an sonst niemanden, da war er sich sicher. Sie beide standen auf der selben Seite, das wollte er ihr gern klar machen. Er sah sie eindringlich an. „Clary, ich kann das gut verstehen, dass du selber entscheiden möchtest, welchen Mann du eines Tages heiratest.“ Er holte tief Luft. „Genau das möchte ich nämlich auch.“ Sie nickte, und es dauerte einen Moment, bis sie verstand, was er da gesagt hatte. Erstaunt sah sie auf. „Du … auch? Welchen Mann …?“ Er nickte und wurde rot. „Oh …“, sagte Clary und war einen Augenblick sprachlos. „Clary, bitte, das darf vorerst niemand erfahren“, sagte Alec. „Vor allem unsere Eltern nicht.“ Clarys Blick war bohrend. „Nein, natürlich, Alec, von mir erfährt niemand etwas. Aber, wie soll das weiter gehen?“ „Ich weiß nicht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wenn ich Institutsleiter werden will … und beim Engel, das will ich … dann werde ich wohl irgendwann eine Frau heiraten müssen, die meine Eltern auswählen.“ Clary schnaubte. „Ich werde das nicht sein.“ Alec nickte. Dann sagte er zögernd: „Können wir vorerst einmal … unseren Eltern verschweigen, dass wir uns in dem Punkt einig sind? Ich meine, können wir erst mal so tun, als ob wir uns näher kommen würden? Damit wir ein bisschen Ruhe haben, und andererseits Zeit gewinnen? Wer weiß, was uns noch einfällt, um eine Lösung zu finden.“ Clary nickte. „Einverstanden. Das ist wahrscheinlich das beste. Und dann überlegen wir gemeinsam, was wir tun.“ Alec stand auf. „Wir sehen uns dann morgen auf dem Ball“, sagte er. „Ja“, sagte die junge Frau. „Aber ich warne dich, Clary, ich kann nicht tanzen.“ Sie lachte. „Überlasse mir die Führung, dann geht das schon!“ „Also dann!“, sagte Alec und lief mit einer Mischung aus Erleichterung und Sorge den Steg entlang zurück in Richtung Bungalow. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)