Das Tagebuch von Palantay von Rikarin (Die Geschichte der Saiyajins) ================================================================================ Kapitel 5: Kriegsende --------------------- Cress und seine Mannen verließen das Dorf der Aosaru, wo Palantay lebte, um sich mit den anderen Kriegern ihrer Seite zu treffen. Seine geheimnisvollen Worte, dass der Krieg bald enden würde, sorgte für Hoffnung aber auch Beunruhigung bei den Daheimgebliebenen. Was für einen Plan hatte der junge Krieger? Aber wer immer den Krieg auch gewann, die Gegenseite würde einen hohen Tribut an die Gewinner zahlen müssen. Für die Saiyajins gab es nur zwei Kostbarkeiten in ihrem Leben: Nahrung und Frauen. Daraus würde in erster Linie der Tribut bestehen. In den Dörfern der Aosaru waren Mitglieder aller Stämme versammelt. Bislang hielten sich die Flüchtlinge an den Regeln ihrer Gastgeber, doch Tag für Tag erhöhte sich die Spannung, ausgelöst durch die Sorge an kämpfende und sterbende Familienmitglieder und Freunde, sowohl der Gefahr des Winters. Die Vorräte wurden rationiert, Felle und warme Decken waren knapp. Nur dank den heißen Quellen würde man die Kälte überstehen können, doch angesichts der vielen Saiyajins wurde auch die Zeit darin limitiert. Die Alten und Kindern war es erlaubt, am längsten drin zu bleiben, ansonsten galten keine Ränge, es gab keine Privilegien. Ein jeder hatte sich dem Wohle der Gemeinschaft zu fügen. Das gefiel so einigen nicht, die anderes gewohnt waren. Bei den anderen Stämmen galt das Recht des Stärkeren. Die Angst, zu kurz zu kommen ging Hand in Hand mit dem alten Instinkt, sich zu nehmen, was man wollte, notfalls mit Gewalt. Die Krieger der Aosaru hatten jeden Tag viel zu tun, um Streitereien zu schlichten, Diebstähle zu verhindern oder Racheaktionen auszubremsen. Der Ältestenrat, der für die Rechtsprechung zuständig war, musste ebenfalls oft intervenieren und Strafen aussprechen. Der Winter hatte gerade erst angefangen, es lag noch wenig Schnee und die Alten sorgten sich, wie sie die nächsten Monate überleben sollten. Doch mit Hartnäckigkeit und guten Willen schafften sie es. Besonders Topina und ihre Eltern, die nach dem Verlust ihrer zwei Söhne deren Arbeit weiterführen wollten, konnten so manchen Zwist beenden. Angesichts ihres Verlustes hatte so mancher Saiyajin damit gerechnet, dass sie voller Rache gegen die anderen Stämme waren, doch im Gegenteil. Obwohl nicht sicher war, welche Seite am Tod der Sanitäter schuld gewesen war, machten Topinas Eltern niemanden Vorwürfe. Jedoch nutzten sie ihren Verlust, jeden Streitenden daran zu erinnern, was er verlieren könnte, wenn er sich nicht an die Regeln der Aosaru hielt. Sie weckten das schlechte Gewissen und die Scham bei den Streitenden und konnten Zwist schnell beenden. Niemand wollte sich mit Topina und ihren Eltern anlegen. Palantay war beeindruckt von der Gnade seiner Onkel und Tante und davon, wie Topina ungerührt ihre Arbeit als Heilerin tat. Als er sie dafür lobte, winkte sie gleichmütig ab. „Meine Brüder sind in diesen dummen Krieg gestorben, nur weil ein paar Idioten nicht teilen konnten. Das passiert, wenn man in der Not nicht zusammenhält. Wenn wir die Streithähne daran erinnern, hören sie sofort auf und ziehen sich mit schlechtem Gewissen zurück. Jeden Tag muss ich andere daran erinnern, wie meine Brüder gestorben sind. Aber wie geht es mir damit?! Ich kann die Sache nicht begraben, weil ich meine Wunde selbst immer wieder aufreiße. Einerseits wünsche ich mir, es endlich zu verdrängen oder nicht mehr darüber zu sprechen. Aber anderseits lenkt die Arbeit vom Schmerz ab. Das größte Problem aber ist, wie lange wir noch als Heiler arbeiten können.“ Sie zeigte auf die fast leeren Regale in ihrer Höhle, die sonst gefüllt waren mit Bündel von getrockneten Pflanzen. Ihre Vorräte an Medizin gingen jetzt schon zu Ende und während der kargen Winterzeit gab es keine Möglichkeit, neue zu beschaffen. „Allmählich hoffe ich, dass sich diese Prophezeiung von Cress bewahrheitet und der Krieg bald beendet ist. Die Saiyajins müssen wieder zurück in ihre jeweiligen Gebiete“ sagte sie düster. „Wir haben keinen Platz und keine Nahrung für weitere Flüchtlinge.“ „Tja, aber wie sieht ihre Heimat jetzt aus, wo die Ozaru gewütet haben?“ gab Palantay besorgt zu bedenken. Sollten die Flüchtlinge im Frühling wieder zurückkehren können, würden sie nur noch vor den Trümmern ihres Besitzes stehen. Palantay dachte an seine beiden Frauen mit seinen Söhnen. Eigentlich hoffte er darauf, dass diese bei ihm blieben, obwohl auch ihre Höhle nicht von kleinen Streitereien und Zickenkriege ausgenommen war. Seine Gefühle für die Mütter seiner Söhne waren abgekühlt, nicht jedoch für seine Kinder. Es wurde ihm das Herz brechen, würden sie ihn verlassen. Doch Elery und Sabi wussten auch, wie viel Aufbauarbeit ihnen noch bevorstand, sollten sie gehen, während sie bei ihm einen sicheren Platz hatten. Die Motivation, bei ihm zu bleiben, war damit höher. Bestimmt wären alle wieder entspannter und fröhlicher, wenn der Frühling kam, es wärmer wurde und jeder genug zu essen hatte. Ja, sobald der Krieg zu Ende war, wären sie wieder eine glückliche Familie. Dann kam die Nacht der „Mutter“, die einzige Nacht im Jahr, wo der größte Mond von Sadal als Vollmond erscheinen würde. Die „Mutter“ war der langsamste Mond, dafür stand sie aber auch am längsten am Himmel. Es war die Nacht, die Palantay als der Umschwung des Krieges besonders im Gedächtnis bleiben würde. Da die Aosaru die einzigen waren, die das Mondlicht ertragen konnten, ohne sich zu verwandeln, galt in dieser Nacht ein Ausgeh-Verbot für jeden außer ihnen. Normalerweise war die Ankunft der „Mutter“ ein Freudenfest bei den Aosaru und symbolisierte den Jahreswechsel, doch da es eh kaum Vorräte gab, wurde darauf verzichtet. In der Nacht wurde Palantay durch furchtbares Gebrüll geweckt und durchs Beben der Erde. Staub rieselte von der Höhlendecke. Alarmiert sprang er auf. „Ein Erdbeben?! Raus hier!“ befahl er seinen Frauen. Sie schnappten sich die Säuglinge und rannten nach draußen, in der Furcht, die Höhle würde einstürzen. Ängstlich versammelten sie sich mit weiteren Saiyajins vor den Höhlen. „Achtung, die „Mutter“ steht noch am Himmel! Schaut ja nicht nach oben“ riefen die weisen Ältesten. Ein paar Saiyajins rissen sich schnell Stofffetzen aus ihrer Kleidung, um sich und ihren Kindern die Augen zu verbinden. Nur Aosaru wie Palantay verzichteten drauf und konnten sich unbesorgt umsehen. Das Beben nahm ab, dafür hörte man von weitem tiefes Grollen wie Gewitter. Doch der Himmel war klar. Hell leuchtete der riesige Vollmond aus der klaren Winternacht herab. So hell, dass Palantay die Gesichter von seinen Stammesmitgliedern gut erkennen konnte. Jeder sah mit dem gleichen Unglauben in den Himmel. Sie konnten mehrere helle Lichttreifen erkennen, ähnlich Kometenstreife. Doch anstatt von Himmel zu fallen, flogen sie ihm entgegen. Jeder dieser Lichtstreife war ein Ki-Angriff eines Ozarus, der wild abgefeuert wurde und wirkungslos verschwand. Von denjenigen, die ihr Ziel trafen, kam das Zischen, Knallen und anschließende Beben der Erde. „Sie haben das Tabu gebrochen“ flüsterte Palantay mit Schrecken. „Sie haben sich tatsächlich alle verwandelt.“ Also das war Cress großer Plan gewesen?! Sic in der heiligsten aller Nächte in den Ozaru zu verwandeln? Ausgerechnet in der Nacht der „Mutter“, der Nacht mit dem am längsten andauernden Vollmond?! Selbst wenn ein Saiyajin die Nacht als Ozaru überlebte, wie würde er die darauffolgenden Tagen überstehen? Der Nahrungsbedarf war gewaltig. Palantay schüttelte sich angeekelt bei der Erinnerung an die Sage von den Saiyajins, die sich in solchen Momenten des Hungers von ihren toten Kameraden ernährten. Würde der Frevel noch schlimmer werden? Die Erde bebte erneut. Steine rieselten vom Hang herab. „Alle müssen aus den Höhlen raus. Da ist es nicht sicher“ riefen die ersten Aosaru erschrocken. „Aber sie müssen sich die Augen verbinden, sonst verwandeln sie sich auch!“ Palantay rannte zu Elery und Sabi, die fest ihre Augen geschlossen und gleichzeitig ihren Söhnen eine Hand vor den Augen hielten. Sie zitterten und krümmten sich furchtsam, doch die Lider blieben zu. Ängstlich schrien die Säuglinge, wie auch alle anderen Kinder. Palantay riss sein Hemd in Streifen, um den beiden Frauen die Augen zu verbinden und zur Sicherheit auch den Kleinen. Dann nahm er sie an der Hand und führte sie an einen sicheren Platz. „Bleibt hier zusammen, ich suche nach meinen Eltern und meiner kleinen Schwester“ raunte er und rannte dann suchend los. Zwar musste er sich keine Sorgen machen, dass sich seine Familienangehörige verwandeln würde, aber seine Schwester war noch jung und seien Eltern nicht gerade rüstig. Er fand sie und führte sie an die Stelle, wo die anderen waren. Die Familie war zusammen. Palantay bemerkte, wie andere Aosaru sich ebenfalls um die übrigen Saiyajins kümmerten, ihnen die Augen verbanden und an Stellen abseits des Felsenhangs führten, damit niemand von herunterfallenden Gesteinsbrocken getroffen wurde. Die Heiler versorgten ein paar Verletzte, doch bislang hatte man Glück gehabt und keine Höhle war eingestürzt. Palantay sah sorgenvoll in den Himmel. Der Gang des Vollmondes war erst zur Hälfte rum, die Ozarus würden noch eine Weile wüten. Solange konnte kein Saiyajin in die unsichere Höhle zurück. Immer wieder bebte die Erde. Zitternd in der Kälte, eng aneinandergerückt, mussten die Saiyajins diese Nacht überstehen, bis endlich der Mond versank und das erste Licht der Morgenröte anbrach. Mit kalten, starren Gliedern standen sie auf, nahmen ihre Augenbinde ab und sahen sich gegenseitig besorgt an. Wer hatte gewonnen? Zu welchem Preis? Zwei Tage hörte man keine Nachricht von der Front. Anstatt selbst nachzusehen, war man mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Einige der kostbaren, heißen Quellen sowie Vorratskammern waren verschüttet worden und manche Höhlen mussten neu gesichert oder gleich aufgegeben werden, da es nicht mehr sicher war, sie zu bewohnen. Die zahlreichen Erschütterungen hatten zu Rissen in den Gewölben geführt. Die Zivilisten waren zuerst mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt. Das Fehlen von Quellen und Höhlen sorgte dafür, dass man noch weniger Platz hatte und mehr zusammen rücken musste. Doch am dritten Tag wusste man, wer den Bruderkrieg gewonnen hatte. Plötzlich erschienen sie am Himmel und landeten mitten auf den Versammlungsplatz vor den Höhlen: es waren fünf Krieger mit schwarzen Haaren und Augen, sowie drei weiteren mit rotbraunen Haar. Ihre Rüstungen waren blutbefleckt, sie waren mit Narben übersät und ihr Blick war wild und selbstbewusst, wie es nur Sieger sein konnten. „Die Kurosaru und Akasaru haben gewonnen und nun gehört ihnen der Besitz der Verlierer“ verkündeten sie und sahen begierig auf die Frauen der verlorenen Stämme, die nun Vater-, Bruder und Gefährtenlos waren. Bei ihren Worten jubelten nur ihre Stammesangehörige auf und rannten in ihre Höhlen, um ihren kargen Besitz einzupacken und den Kriegern zu folgen. Gierig wollten sie auch mitplündern und sich etwas vom Kuchen sichern. Endlich war der Krieg vorbei und sie konnten diesen Ort verlassen. Sie beachteten kaum die zitternde Saiyajins der verlorenen Stämme, die Frauen, Kinder und Alten, die nicht wussten, was mit ihnen geschehen sollte. Nur wenige hatten Mitleid für sie übrig. Aber sie verzichteten darauf, sie zu beleidigen, zu verhöhnen oder gleich auszurauben; nicht unter den Augen ihrer Gastgeber. Doch die Aosaru versuchten zu verhandeln. „Sie unterstehen unseren Schutz“ versuchten sie einzuwenden. „Solange sie in unseren Höhlen wohnen, sind sie ein Teil unseres Stammes.“ Doch die fremden Krieger lachten nur hämisch. „Sie sind keine Aosaru. Sie sind Verlierer. Wir werden ihnen dasselbe antun, was ihre Männer unseren Frauen angetan hätten“ ein paar von ihnen leckten sich hungrig über die Lippen und sahen sich nach Frischfleisch um. Die jungen Frauen der besiegten Stämme fingen ängstlich an zu zittern. Es bestand die Gefahr, dass sie als Kriegsbeute mitgenommen wurden. Wehe denen, die bereits Kinder hatten: das hielt die Gewinner nicht auf und wenn man Glück hatte, wurden diese nicht aus „Gnade“ getötet. Nur die stärksten Waisen könnten sich selbst versorgen, da war ein schneller Tod doch einem langsamen Hungerkampf zu bevorzugen? Die Ältesten der Aosaru sahen sich besorgt an und verhandelten mit den Kriegern: Sie boten ihnen den Rest ihrer Vorräte an, wärmende Felle, sowie Salben und Verbände zum Verbinden von Wunden. Diese waren für die siegreichen, doch verletzten Krieger doch bestimmt wichtiger als noch mehr hungrige Mäuler? Dieses „Friedensangebot“ sollte die Gewinner gnädig stimmen. „Hm, na gut, wir nehmen das mit. Mal sehen, was unsere Anführer sagt“ mit gespielten großzügigen Gesten wurde die Bestechung eingesackt und mit wagen Worten verließen die Kuro- und Akasaru den Ort. Mit gemischten Gefühlen sahen die Zurückgebliebenen ihnen nach. Endlich waren die Höhlen leerer, es gab weniger Mäuler zu füttern, doch wann würden die Sieger wieder zurückkehren? Palantay hielt Elery und Sabi in seinen Armen, die leise schluchzten und trauerten. Für sie war es ein ganz besonders schwarzer Tag: sie hatten garantiert Familie verloren, ihr Stamm war vernichtet und sie mussten sich um ihre Zukunft sorgen. „Palantay, was immer auch geschieht, du kümmerst dich um deine Söhne“ baten sie ihn tränenüberströmt. Palantay nickte und rieb ihnen aufmunternd den Rücken, obwohl ihm keine tröstenden Worte einfielen. Er wusste nicht, wie er sie schützen konnte. Dieselbe Sorge trieb auch andere Aosaru um, die sich mit den Flüchtlingen angefreundet und teilweise auch verpaart hatten. Der Krieg war zwar vorbei, aber jetzt begann das Plündern. Die fremden Krieger hatten hämisch gelacht und etwas von einem neuen, jungen, starken Anführer erzählt: der Sohn des Stammesanführers der Kurosaru. Es war wohl seiner Stärke und Taktik zu verdanken, dass ihre Seite den Krieg gewonnen hatte. Mit dem Tod seines Vaters war er der neue Anführer geworden, sowohl von den Kuro-, als auch von den Akasaru. Er herrschte damit über einen neuen Stamm von gierigen, starken Saiyajins. „Wenn ihr Glück habt, dürft ihr mit ihm demnächst verhandeln“ hatten die Krieger zum Abschied gelacht. „Oder wenn ihr Pech habt…unser Anführer ist unersättlich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)