Zum Inhalt der Seite

Die letzte Ehre

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

16. Ein verfluchter Ort

„Wenn der König uns hier findet, dann gibt das einen Riesenärger“, äußerte Liu ihre Bedenken, nachdem die Stimmen im Keller hinter der Wand verklungen waren. „Und was wird dann aus Ihnen?“

Doch Xiang schenkte ihr keine Beachtung. Er schob das Holzbrett einfach zurück, nahm die Laterne in den Flügel und humpelte wieder den Gang hinunter.

„Was machen wir jetzt?“, fragte die Pfauenhenne nervös.

Wieder erhielt sie keine Antwort.

„Was haben Sie denn jetzt vor?“

„Halt die Klappe!“, fauchte Xiang sie an. „Halt einfach die Klappe!“

Liu wich erschrocken zurück. Xiangs Federfinger krallten sich regelrecht in die Wand. Er war mit so viel Hass geladen, dass er am liebsten das ganze Gebäude zu Schutt und Asche hätte zerschlagen können. Doch der Pfau beherrschte sich wieder und ging mit schlurfenden Schritten weiter. Liu folgte ihm im sicheren Abstand.
 

Po schnupperte interessiert, musste aber zu seiner Enttäuschung feststellen, dass in der Küche niemand kochte. Dennoch musste er zugeben, dass sie x-mal größer war, als die von seinem Vater. Mr. Pings Restaurant würde bestimmt vier- oder fünfmal hineinpassen. Von oben bis unten standen Regale mit allerlei Töpfen und Pfannen. Dazu die schönsten Servier-Schüsseln, Teller, Gläser, Tassen…

Po bekam richtig Angst davor aus Versehen irgendwo gegen zu kommen. So ungeschickt wie er sich manchmal in Mr. Pings Küche verhielt, so könnte hier jeden Moment ein Scherbenhaufen entstehen. Neben Ofen und Herd, gab es auch allerlei Arbeitstische. Das Einzige was hier nur fehlte war das Personal.

„Außer mir, wohnt keiner hier“, erklärte Huan ihm die leere Küche. „Es sei denn der Putzdienst kommt mal vorbei. Aber das passiert nur ein paar Mal im Jahr.“

„Heißt, dass, Sie kochen dann hier ganz allein für sich?“, fragte Po, dem ein Essen ohne Gesellschaft recht eintönig vorkam.

Der Stier zuckte die Achseln. „Wen soll ich schon einladen? Früher, als das Königtum noch in der Blüte stand, fanden hier regelmäßig Feste statt. Doch das hat sich im Laufe der Jahre stark reduziert. Selbst Xiang hat so gut wie keine Veranstaltungen erlaubt. Er hat immer extrem zurückgezogen gelebt.“

Shenmi, die immer noch an Shens Flügel ging, blieb vor Staunen der Mund offen. „Die Küche ist noch größer als die bei uns Zuhause.“

Shen, dem der ganze Prunk von Xiang auf die Nerven ging, rümpfte nur den Schnabel. „Da gibt es bestimmt bessere auf der Welt. Und außerdem, Küchen sind nicht alles.“

Po verzog den Mund. Er liebte Küchen, allerdings musste er zugeben, dass die Schönste kein gutes Essen ersetzte.

„Okay, also, wo ist denn die Vorratskammer?“, wechselte der Panda das Thema.

Wenigstens mangelte es nicht an Nahrungsmitteln und Po bot sich sofort an die Küche zu übernehmen. Er war zwar müde von der Reise, aber beim Kochen sagte er nie „Nein“.

Im Nu hatte er alles für eine gute Suppe zusammengestellt und servierte alles in sauberen Schüsseln, von denen er sich jedes Mal fragte, wie teuer die wohl waren.

Beim Essen redeten sie nicht viel miteinander. Shen war lediglich damit beschäftig darauf zu achten, dass Shenmi ihr Hemd nicht vollkleckerte. Doch ansonsten war es recht ruhig. Po zuckte die Achseln. Wenigstens konnte man sich nicht übers Essen beschweren.

Als sie das Suppenessen fast beendet hatten, klopfte es im Türrahmen und ein Ochsenwächter kam in die Küche.

König Wang erhob sich von seinem Platz am Tisch. „Was gibt es?“

„Da sind ein paar Gepäckträger am Tor eingetroffen“, berichtete der Wärter. „Sie sagten, sie kommen für den Lord.“

Shen stand auf. „Ja, ich hab angewiesen, dass man mir das Gepäck nachbringen sollte. Ich hoffe, Sie hatten nichts dagegen.“

Wang zuckte die Achseln. „Ganz und gar nicht.“
 

Vor dem Haupteingang des kolossalen Palastes standen drei Antilopen, die sich müde die Hufe rieben. Also Po die erschöpften Seeleute sah, runzelte er mitleidig die Stirn.

„Oh weh. Hier muss wirklich mal ein Lift eingebaut werden.“

Shen zahlte den Leuten ihren Lohn aus und packte sofort sein Lanzenschwert heraus. Po verdrehte die Augen. „War ja klar. Nimmst du das eigentlich überall hin mit dir mit?“

Demonstrativ schwang der Pfau die scharfe Waffe. „Im Gegensatz zu dir, muss ich mir meine Verteidigungskraft anschaffen.“

Po verzog den Mund. „Also wenn du dein Kung Fu mehr praktizieren würdest, dann würdest du auch ohne diese scharfen Dinger dich gut verteidigen können.“

Shens Gesichtszüge verdunkelten sich. „Deiner Meinung nach mag Kung Fu ja eine mächtige Waffe sein…“

Po stieß einen erstickten Schrei aus, als Shen nur um Haaresbreite mit der Lanzenspitze vor seiner Nase zum Stillstand kam. Die Augen des Pandas wanderten von der Klinge zu Shen, der ihn mit bohrendem Blick ansah.

„…aber ist dein Kung Fu auch so mächtig, um deinen Gegner Angst einzujagen?“, beendete der Pfau seine Ausführungen. Dann wendete er das Schwert in seinem Flügel. „Angst ist eine mächtige Waffe“, fuhr Shen mit einem dunklen Lächeln auf dem Schnabel fort. „Hat die Furcht deinen Rivalen erst mal ergriffen, hast du schon zur Hälfte gewonnen.“

Er nahm den Griff des Schwertes in beide Flügel und rieb mit seinen Federfingerspitzen darüber. Diese Waffe schien ihm wirklich sehr viel zu bedeuten. „Aus diesem Grund, zieh ich den Kampf mit scharfen Waffen vor.“

Sein zufriedener Blick wanderte wieder zu dem Panda, der ihn mit großen Augen ansah. Dann nickte Po. „Okay, ich werde darüber nachdenken.“

Shens Blick wanderte zu Shenmi. „Und irgendwann, wer weiß, vielleicht wirst du es irgendwann mal anwenden.“

Er reichte seiner Tochter das Schwert. Shenmi sah es unsicher an. Selbst von weitem konnte man sehen wie scharf die Klinge war.

„Sieht gefährlich aus“, murmelte sie.

Ihr Vater lächelte ihr aufmunternd zu. „Eben deshalb wird es dir irgendwann mal nützlich sein.“

Po gefiel diese Vorstellung gar nicht, weshalb er Shenmi ein kleinwenig von der Waffe wegschob. „Also ich denke, dass… sie dafür noch etwas zu… ich meine, das Teil ist doch noch viel zu groß für sie. Da sollte sie doch lieber mit etwas kleinerem anfangen.“

„Wie das hier?“

Verwundert starrte Po in Shenmis Flügel. „Was ist das denn?“

Shenmi hielt den Gegenstand zwischen zwei Federfingern hoch. „Daddys Schwert, nur viel kleiner.“

Vorsichtig nahm Po dem Mädchen das kleine Papierschwert ab. Natürlich war es wie immer in Origami gefaltet und gerade fast so lang wie Pos längster Finger.

„Oh, du bastelst gerne Origami?“, fragte Huan, was Shenmi mit einem Kopfnicken bestätigte.

„Dann komm mal mit. Ich glaube, da hätte ich was Interessantes für dich.“

Der Verwalter führte die Gruppe in einen bestimmten Raum, der zum Glück nicht weit vom Haupteingang entfernt war. Dort angekommen stieß der Stier zwei Flügeltüren auf.

Dahinter tat sich ein heller Raum auf, der so groß war, dass man meinen könnte man würde eine Bibliothek betreten. Nur war diese nicht mit Büchern sondern mit allerlei Sachen zum Malen und Gestalten gefüllt. Auf einer Seite standen Regale mit Pinsel, Malpapier, Farbeimer und auf der anderen Seite sogar eine Ecke fürs Töpfern. Die Wände waren grau weiß angestrichen und eine Wendeltreppe führte zu einer terrassenähnlichen Holzetage, von wo aus man zusätzlich durch weitere Fenster schauen konnte. Po fiel sofort ein Bild neben der Tür auf, die einen schönen Ausblick auf die Stadt zeigte. Vermutlich wurde es von hier durch einen Blick aus diesem Raum gemalt.

„Der Kunstraum“, stellte Huan vor. „Hier finden Sie alles was man mit Kunst gestalten kann.“

Shenmis Blick blieb sofort auf den ganzen Malutensilien hängen. „Das würde Fantao gefallen.“

Der Stier führte die Gruppe in eine Ecke, wo neben einem Holztisch mehrere Regale mit farbigem Papier standen. Begeistert riss Shenmi sich von Shens Flügel los und rannte an den mit Farbe gefüllten Regalen entlang. Der weiße Pfau ließ das Mädchen nur ungern für einen Moment los, ließ sie aber laufen.

„Darf ich?“, fragte das Mädchen.

Der Stier zuckte die Achseln. „Nur zu. Benutzt eh keiner mehr.“

Aufgeregt zog sie sofort ein paar blaue Seiten heraus. Dann setzte sie sich auf den Boden und begann zu falten. Po schaute ihr interessiert über die Schulter. Dieses Mädchen war wirklich geschickt mit den Händen. Im Nu hatte sie eine Figur gebastelt.

„Was ist das?“ Prüfend nahm Po es in die Hand und wendete das Papierfigürchen. „Ein blauer Fisch?“

Shenmi lächelte verlegen. „Ich mag blau.“

„Alles schön und gut“, unterbrach sie Shen. „Aber wir müssen weiter nach deiner Mutter suchen.“

„Darf ich nicht hierbleiben?“, bat das Mädchen.

„Nein!“, ging Shen entschieden dazwischen. „Nicht an diesem Ort!“

Po hob entsetzt den Kopf. „Aber Shen, wir haben doch keinen Anhaltspunkt. Wo sollen wir den anfangen? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man doch eh schon alles durchsucht hat…“

„Panda!“ Po zog erschrocken den Kopf ein, als er Shens wütendes Gesicht sah. „Ich dachte du wolltest mir aushelfen!“

Verlegen legte Po die Finger zusammen. „Na ja, also, eigentlich…“

„Dann richte dich auch danach!“ Er nahm Shenmi an die Hand und nur widerwillig ließ das Mädchen alles liegen. Nur ein Stück blaues Papier ließ sie noch unter ihrem Mäntelchen verschwinden.
 

Die Pfauenhenne spürte sie wie zu frösteln begann. Es war nicht gerade warm hinter den Mauern. Sie waren jetzt schon eine ganze Weile unterwegs. Und weil Xiang alleine auf nur einem Bein hinkte, dauerte das Ganze nochmal so lang, wobei Liu überhaupt keinen blassen Schimmer hatte, wohin der Pfau eigentlich hinwollte.

Auf einmal hielt Xiang an. Liu musste den Mund festzuhalten, um keine Frage zu stellen. Zuerst dachte sie er wollte nur eine Pause einlegen, doch dann drehte dich der Pfau nach links und schob erneut ein Schiebebrett an der Wand zur Seite. Wieder schaute er durch zwei Ritzen und spähte in einen Raum.

„Was ist hinter dieser Wand?“, wollte Liu wissen.

Schnell schob Xiang das Brett wieder zu. „Geht dich nichts an!“

„Allmählich nervt mich dieser Satz“, platzte es aus ihr heraus, bereute ihn aber sofort wieder.

Xiang verengte böse die Augen. „Nochmal so einen frechen Satz und du kannst verschwinden.“

Er wandte sich wieder zum Gehen. Liu folgte ihm, konnte es aber nicht unterlassen nicht doch einen Blick zu riskieren. Schnell schob sie das Brett zur Seite und schaute durch einen Spalt. Doch der Raum dahinter lag fast vollständig im Dunkeln. Die Pfauenhenne kniff die Augen zusammen. Es drang nur sehr schwaches Licht in das Zimmer und sie meinte ein großes Bett darin zu erkennen.

„Federn weg!“

Erschrocken wich Liu zurück, während Xiang aggressiv das Brett zuschob.

„Niemand darf da rein!“, herrschte er sie an.

„Warum nicht?“, fragte sie vorsichtig.

„Verbotene Zone!“, fuhr Xiang sie an. „Für jeden!

Mit diesen Worten wandte er sich ab und der Marsch ging von vorne los. Seufzend ging Liu ihm wieder hinterher. Nach einer Weile begann Liu sich zu fragen, wann sie endlich ihr Reiseziel erreicht hätten. Doch zu ihrem Glück, dauerte es nicht mehr lange. Irgendwann tauchte rechts in der Wand eine Holztür auf. Xiang schob einen Riegel zur Seite und betrat einen kleinen Raum. Im Inneren befanden sich eine Menge Holzkisten. Liu hob einen der Deckel hoch. Die Kiste war vollgestopft mit Proviant. Liu vermutete, dass es so was wie ein Notfallschutzraum war.

Die Pfauenhenne fuhr kurz hoch, als es auf einmal etwas heller im Raum wurde. Xiang hatte weitere Laternen gefunden und angezündet. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner Tisch. Ansonsten gab es außer kahlen Wänden nichts Weiteres zu entdecken.

Etwas müde ließ Liu sich auf einer Kiste nieder und beobachtete Xiang. Sie machte sich Sorgen, dass er sein Bein überanstrengen könnte. So viel war er an einem Tag noch nie gelaufen.

„Wollen Sie sich nicht mal kurz ausruhen?“, fragte sie.

Doch Xiang knallte einfach die Laterne auf den Tisch und sagte gar nichts. Stattdessen humpelte er zu einer Truhe, die mit einem großen Tuch bedeckt war. Er schob die Decke zur Seite und öffnete sie. Liu reckte den Hals, konnte aber nicht sofort erkennen, nach was er darin wühlte. Erst als er den gesuchten Gegenstand hervorholte, stockte ihr der Atem.

Es war ein Dolch mit vergoldetem Griff.

„Was wollen Sie damit?“, fragte sie ängstlich.

Der Pfau erhob sich mühsam. Sein Bein war es gar nicht gewohnt so viel zu laufen ohne Gehhilfe. Dennoch schaffte er es gerade zu stehen, den Dolch hielt er fest im Flügel.

„Du bleibst hier!“, befahl er.

Lius Blick war immer noch auf den Dolch gerichtet. „Was haben Sie vor?“

Doch statt einer Antwort humpelte er nur auf sie zu und drückte seinen Flügel auf ihre Schulter. „Du rührst dich nicht von der Stelle. Ich komme gleich wieder.“

„Sind Sie sicher, dass Sie…“

Ein strenger Blick von ihm und Liu war gezwungen den Mund zu schließen. Also blieb sie gehorsam sitzen und sah den Pfau durch die Tür hinkend verschwinden. Sie schluckte. Wenn er schon die ganze Zeit es in Kauf nahm nur auf einem Bein zu humpeln, dann musste eine extreme Motivation dahinterstecken. Und sie wusste, dass es keine positive Kraft war, die ihn antrieb. Nervös rieb sie die Flügel aneinander. Sie konnte nur hoffen, dass er keine Dummheit machte.
 

„Es ist schon spät. Wir sollten morgen weitermachen“, schlug Po vor, dem das ganze Räumedurchsuchen extrem zu schlauchen begann. Erschöpft setzte er sich auf den Boden eines langen Korridors. Allerdings stieß dieser Vorschlag bei Shen nicht auf Beifall.

„Wir suchen solange bis wir sie gefunden haben“, meinte Shen entschieden.

„Aber Shen“, versuchte Po es erneut. „Shenmi ist auch schon richtig kaputt.“

Wie aufs Stichwort musste Shenmi gähnen.

„Wir brauchen alle eine Pause“, ergänzte der Panda seine Bitte.

Eigentlich hatte Shen andere Pläne gehabt, doch es wurde draußen schon dunkel und Yin-Yu wäre wohl auch nicht damit einverstanden gewesen soviel von Shenmi abzuverlangen. Theoretisch hätte der Pfau auch ohne sie die ganze Nacht suchen können, doch er wollte sie keine Minute alleine lassen.

„Es gibt hier schöne Gästezimmer“, bot Huan an. „Da könntet ihr übernachten.“

Für Po tat sich ein Lichtblick am dunklen Firmament auf. „Das wäre zu schön. Wo denn?“

„Fünf Stockwerke weiter oben auf der anderen Seite des Palastes.“
 

„Oh, meine Füße haben Blasen auf den Blasen“, jammerte Po nachdem er sich auf einem Bett niedergelassen hatte. Mühsam hob er einen Fuß und massierte die Fußsohle. Er war so sehr mit seinem Leiden der Füße beschäftigt, dass er nicht die Einrichtung genießen konnte. Das Zimmer hatte hellblaue Wände mit vergoldeten Vierecken, dazu einige chinesische gemalte Bilder und sogar der Boden war schön gemalt und mit einer glänzenden Schicht überzogen. Es gab auch ein kleines Zimmerchen mit Bad und Spiegel und einen angeschlossenen Raum mit Tisch, Stühlen für den Essbereich und ein kleines Wohnzimmer.

Po reckte die Hände in die Luft und gähnte laut.

„Panda!“

Po blieb das Gähnen im Hals stecken und schloss den Mund schnell wieder. „Tut mir leid.“

Shen stand zwischen den Räumen Esszimmer und Schlafzimmer und kam gerade mit Shenmi wieder aus dem Bad. Der weiße Pfau winkte nach hinten.

„Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn du auf dem Sofa schläfst.“

Der Panda stöhnte leise. Er hatte eigentlich gehofft heute keinen Schritt mehr machen zu müssen, doch er konnte verstehen, dass Shen seiner Tochter ein normales Bett für die Nacht anbieten wollte.

„Okay“, murmelte Po. „Hab schon kapiert.“

Mit schlurfenden mühseligen Schritten tapste der Panda die kurze, aber für ihn lange Strecke Richtung Wohnzimmer.

Mit einem Kopfschütteln führte Shen seine Tochter ans Bett und wischte mit dem Flügel über die Decke. Er konnte nur hoffen, dass der Panda sich ab und zu mal wusch. Wer weiß wie oft solche Dorfleute mal ein Bad nahmen. Dann schob er das Bettlacken beiseite und setzte seine Tochter rein. Brav legte sich das Mädchen hin und ließ sich zudecken. Während ihr Vater die Decke glattstrich, holte sie das Papier aus ihrem Mantel hervor und betrachtete es nachdenklich. Was für eine Figur sollte sie damit falten?

„Shenmi!“ Seufzend steckte das Mädchen das Papier wieder weg, als ihr Vater mahnend ansah. „Es ist Zeit zu schlafen.“

„Kommt Mama denn bald wieder?“, fragte Shenmi.

Shen seufzte, versuchte aber ein trauriges Gesicht zu vermeiden. Behutsam strich er ihr über den Kopf. „Ja, das wird sie.“

„Ups!“ Im Nebenzimmer rumpelte es kurz und jemand ging mit einem lauten Plums zu Boden. Schnell verließ Shen das Schlafzimmer und schaute rüber ins Wohnzimmer. Po lag auf den Boden mit einer Vase in den Pfoten, die er ihm Halbschlaf fast zertrümmert hätte.

Mit einem verschmitzten Lächeln erhob der Panda sich aus seiner misslichen Lage und stellte die Vase wieder auf ihren Platz auf einem kleinen Tisch. „Sorry. Die stand im Weg.“ Betreten legte Po die Hände zusammen, konnte sich aber eine Frage nicht verkneifen.

„Shen? Denkst du es macht noch Sinn hier zu suchen?“

Shen schaute schnell hinter sich, nur um sicher zu gehen, dass Shenmi nichts mitbekommen hatte. Das Mädchen lag friedlich im Bett. Shen pustete ein paar Kerzen aus, sodass das Zimmer im Halbdunklen lag und wandte sich dann dem Panda zu.

„Wenn dir die Suche nicht behagt, Panda“, zischte der Pfau. „Dann kannst du auch gerne wieder in die Ferien verschwinden.“

Po seufzte schwer. „Ich meine ja nur. Es ist nur, ich hab so das Gefühl, dass das ganze Durchforsten der Zimmer einfach nichts bringt. Wer weiß, vielleicht ist sie ja auch nicht mehr hier.“
 

Shenmi gähnte. Die Gespräche der Erwachsenen im Nebenraum bekam sie gar nicht mehr so richtig mit. Sie drehte sich auf die Seite und kuschelte sich in die Decke. Dass sich an der Wand, nicht weit von ihrem Bett, etwas bewegte, bemerkte sie gar nicht. Eine dunkle Gestalt tauchte in der Ecke des Zimmers auf und ging so leise wie möglich auf sie zu. Es fiel ihr zwar extrem schwer sich auf nur einem Bein zu halten und musste sich an einem Tisch abstützen. Die Person kniff die Augen zusammen. Ihr giftiger Blick ruhte auf dem kleinen Mädchen. Es musste sehr schnell gehen. Das Bett war zu seinem Glück nicht weit vom Geheimgang entfernt. Als er endlich das Bett erreicht hatte, hob er die Flügel und war für den Sprung zurück bereit.

Shenmi schrie auf, als die Flügel sie packten und aus dem Bett rissen.

Shen und Po sprangen wie elektrisiert auf.

„Shenmi!“

Shen war als Erster im Zimmer, doch alles was er vorfand war nur ein leeres Bett.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück