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Die letzte Ehre

von

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11. Gefährliche Flussfahrt

Es war schon nach Mittag. Po hatte sich zu einem Mittagsschläfen zwischen ein paar Kisten zurückgezogen und ließ den Tag nur so an sich vorbeiziehen.

Shen hatte sich wieder an den vordersten Teil des Schiffes aufgestellt und beobachtete die Umgebung. Nur ab und zu warf er einen Blick nach hinten. Es wunderte ihn, dass der Panda so gut schlafen konnte. Er selber war es gewohnt ständig auf der Hut zu sein. Besonders auf Shenmi hatte er immer ein wachsames Auge, die, wie so oft, damit beschäftigt war Figuren aus Papier zu falten.

Gerade als sie mit einer Papierfigur fertig war, stand sie auf und rannte auf den schlafenden Panda zu. Po murmelte etwas im Schlaf, als das weiße kleine Pfauenmädchen ihn am Fuß antippte. Als das Mädchen ihn anfing zu kitzeln, prustete Po vor Lachen.

„Haha, nicht, aufhören! Das kitzelt!“

Überrascht sah er Shenmi an.

„Guck mal, das hab ich für dich gemacht.“ Mit einem Lächeln hielt sie ihm eine Papierfigur hin.

Amüsiert betrachtete Po das gefaltete Papier, die aussah wie ein dicker Bär.

„Wow, was ist das?“, fragte er.

„Das bist du.“

Mit großen Augen kam Po mit seinem Gesicht näher. „Wow, das ist richtig gut. Du bist wirklich…“ Er hielt inne und sah sich verwundert um. „Huch, wir sind ja gar nicht mehr auf dem Meer.“

„Ist dir das auch endlich mal aufgefallen, Panda?“, tadelte ihn Shen und kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. „Wir haben schon vor einer Stunde die Flussmündung passiert.“

„Wirklich? Oh, das muss ich verschlafen haben.“

Shen rümpfte die Nase. „Sehr nachlässig von einem sogenannten Krieger wie dich…“

„Wow!“ Po sprang auf und rannte an die Reling. „Nicht zu fassen! Das letzte Mal waren wir vor über 5 Jahren auf diesem Fluss gewesen. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht. Mir kommt es vor als wäre es erst gestern gewesen.“

Shen rollte die Augen.

„Was denn?“, fragte Po irritiert. „Ist doch so? Hältst wohl nicht viel von Nostalgie, oder?“

„Nostalgie versperrt den Blick auf die Zukunft“, meinte Shen in einem arroganten Ton.

Po seufzte genervt. „Schon wieder dein Zukunftskoller? Den kriegst du wohl nie weg, oder?“

Der Panda kicherte.

„Guck mal, Papi, was ich gemacht hab.“

Stolz hielt Shenmi ihrem Vater die kleine Panda-Papierfigur hin.

Mit einem Lächeln kniete Shen sich zu ihr hinab. „Das ist sehr nett, mein Kind. Aber vielleicht solltest du deine Zeit nicht mit…“

„Sollten wir sie nicht noch anmalen?“, fragte Po schnell und erntete dabei einen vernichteten Blick vom Pfau.

Verlegen legte der Panda die Fingerspitzen aneinander. „Ich mein ja nur.“ Er lächelte breit.

Shen hätte ihn vielleicht in einem Privatgespräch zur Rechenschaft gezogen, wenn Shenmi nicht zum Spielen aufgelegt wäre.

„Spielst du mit mir?“, fragte Shenmi den Panda.

„Spielen?“ Po spürte immer noch den Muskelkater vom Wasserrutschenspiel. „Was denn für ein Spiel?“

Doch die kleine Shenmi ergriff den Panda am Finger und zog ihn mit sich mit. In einer Ecke hatte sie noch mehr Tierpapierfiguren gebastelt, die aufgereiht nebeneinanderstanden.

Po blieb der Mund offen. „Das hast du alles selber gefaltet?“

Shenmi lächelte schüchtern. „Mmhhm.“

„Wow, du bist ja wirklich talentiert. Stimmt’s Shen?“

Er warf dem Pfau einen bittenden Blick zu, dass er dasselbe sagen sollte. Der Pfau seufzte tief, als er das Gesicht seiner Tochter sah, die sich unbedingt etwas Lob von ihrem Vater erhoffte.

„Ja, das hast du“, sagte er schließlich und entfernte sich wieder von den beiden.

„Also, was genau willst du spielen?“, fragte Po das Mädchen und setzte sich auf den Boden.

Shen verzog die Mundwinkel. Dieser Panda war immer noch so kindisch wie früher. Er gehörte wohl zu der Sorte, die nie erwachsen wurde. Im Gegensatz zu ihm, er wollte als Kind immer sofort an die Spitze der Erwachsenenwelt gelangen. Und das so schnell wie möglich.

Schweigend begab er sich wieder auf seinen Beobachtungsposten und ließ seinen Blick schweifen.
 

Das Schiff fuhr immer weiter flussaufwärts und es wurde schon ein bisschen dämmrig. Der Himmel war teilweise mit Schleierwolken verhangen und minderte etwas die Abendsonnenstrahlen.

Po hatte es sich inzwischen wieder in seiner Schlafecke gemütlich gemacht und schnarchte.

Shenmi lag neben ihm im Arm und schlief ebenfalls.

Das Schiff fuhr an ein paar Städten vorbei, später an nur vereinzelten Dörfern vorbei, bis sich alles in einer einsamen Landschaft verwandelte.

Shen fühlte sich zwar wieder etwas müde, wollte aber kein Nickerchen machen. Dieser Fluss barg keine guten Erinnerungen, was sich tief in seinem Verteidigungsinstinkt eingebrannt hatte.

Auf einmal stellte der Pfau seinen Kamm auf. Irgendetwas stimmte nicht. Zwar sah er niemanden, aber er spürte, dass sich in seiner Umgebung etwas verändert hatte.

Da Pfaue ein extrem gutes Gehör besaßen, ließ ihn ein Knarren an der Seite des Schiffes aufhorchen. Sofort rannte er auf die Schiffsseite, wagte sich aber nicht sofort an die Reling. Stattdessen schlich er erst in geduckter Haltung, dann hob er den Kopf und lugte ganz, ganz vorsichtig über den Rand des Schiffes.

Plötzlich schnellte etwas nach oben, als würde ein großer Fisch aus dem Fluss springen.

Das große Etwas wirbelte durch die Luft und landete mit lautem Krachen auf den Holzplanken des Schiffes.

„Ist heute doch unser Glückstag!“, rief das gelandete Krokodil triumphierend.

Shen hatte sich sofort wieder von dem Schrecken erholt und bäumte sich zornig vor dem Reptil auf. „Wie kannst du es wagen mein Schiff zu betreten?!“

Po war durch den Aufprall des blinden Passagiers wach geworden und sah sich noch ganz verschlafen um. „Wer, wo, was…? Sind wir schon da…?“

Das Krokodil grinste breit. „Ja, beim Zollbezahlen.“

Im nächsten Moment sprang ein weiterer Schatten an Bord, der sich als ein Waran entpuppte.

Po hob ruckartig den Kopf. „Hey, Moment mal. Dich kenn ich doch.“

Der Waran zischelte amüsiert. „Na sieh mal einer an. Wenn das nicht der Schwabbel von vor ein paar Jahren ist.“

Po verzog den Mund.

„Ach, und hast du eine Falte mehr im Gesicht gekriegt oder irre ich mich?“

Die beiden Reptilien fauchten böse.

„Schluss jetzt!“, kommandierte der Waran. „Das Schiff gehört jetzt uns.“

Shen hatte sich in der Zwischenzeit Shenmi geschnappt und sie auf dem hintersten Teil des Schiffes hinter einer Kiste versteckt. Dann sprang er nach vorne und holte sein Schwert hervor.

„Ihr verschwindet jetzt sofort!“, drohte er eisern.

Der Waran zischte. „Ach, will das Vögelchen wieder spielen?“

Po räusperte sich. „Ich würde an deiner Stelle besser tun was er sagt. Immerhin sind wir stärker als ihr und ihr seid nur zu zweit.“

Der Waran kicherte amüsiert. „Wer sagt denn, dass wir nur zu zweit sind?“

Im nächsten Moment begann das Wasser um das Schiff herum zu brodeln. Dann krochen nach und nach viele Warane und Krokodile die Schiffswand hoch.

Dieser Machtwechsel ernüchterte den Panda erst einmal. „Oh, diesmal hat er eine ganze Armee.“

Shen sah sich angespannt um. Seine Flügel klammerten sich enger um sein in Stellung bereites Schwert.

Plötzlich ließ ihn ein Kinderschrei zusammenfahren. Einer der Krokodile war gerade über die Reling am Ende des Schiffes hochgeklettert und hielt ein Federknäul in den Krallen.

„Seht mal was ich gefunden habe“, lachte das Reptil. „Sieht nach einer kleinen Zwischenmahlzeit aus.“

Shens Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen.

„LASS SIE LOS!“

Sofort stürmte er nach vorne. Für Po war dies ein Zeichen sich ebenfalls ins Gefecht zu stürzen. Wobei er hauptsächlich auf sich allein gestellt war, denn die wenigen Antilopen an Bord waren keine gut ausgebildeten Kämpfer.

Shen boxte sich durch die ganzen auf ihn zuspringenden Reptilien, wich ihnen mehrere Male aus und versetzte hier und da einen Hieb mit seiner Lanze. Als er nicht mehr weit von Shenmi und dem Krokodil entfernt war, warf er die Messer auf das Reptil. Doch seine Messer verursachten auf der dicken gepanzerten Reptilienhaut lediglich nur ein paar kaum ernstzunehmende Kratzer.

Das Krokodil kicherte. „Du willst spielen? Bitte sehr.“

Er holte mit der besetzten Hand aus. Shens Augen weiteren sich entsetzt.

„SHENMI!“

Shenmi wurde durch die Luft geschleudert und vom nächsten Waran aufgefangen.

Shen sprang sofort hinterher, doch im Flug verschwamm vor seinen Augen plötzlich die Sicht. Shen blinzelte kräftig. Doch den plötzlichen Schwindelanfall konnte er nicht vertreiben.

Im nächsten Moment traf ihn eine riesige Faust, die ihn über die ganze Schiffsfläche schleuderte.

„Hey!“ Empört packte Po das Krokodil am Kragen. „Niemand schlägt meine Freunde!“

Er versetzte dem Reptil einen harten Kick in den Bauch. Das Krokodil sackte stöhnend zusammen, doch im nächsten Moment tauchten fünf weitere große Reptilien auf und packten den Panda an Ohren, Armen und Beinen.

„HEY! Unseren Kumpel schlägt man auch nicht!“

„AAHHH!“ Diesmal war es Po der durch die Luft segelte und fiel durch die Ladeluke in den Schiffsbauch, wo ihn mehrere harte Holzkisten auffingen.

„Autsch! Oh, mein Kopf, mein Rücken… autsch, mein armer Hintern.“ Prüfend befühlte er eine der Kisten, die durch seinen Sturz aufgeplatzt war.

„Huch, was ist das denn?“

Er griff nach dem heraushängenden Gegenstand.

Es war ein Feuerwerkskörper.

Po legte die Stirn in Falten, dann hellte sich ein Gesicht auf.
 

Nachdem Po alles für seinen Plan bereitgemacht hatte, kletterte er an den Kisten hoch und lugte über den Rand der Luke. Ihm blieb der Mund offen.

Mehrere Echsen hatten sich auf Shen gestürzt. Shenmi zappelte in einem der Griffe von einem Krokodil und musste hilflos zusehen wie die Reptilien ihren wehrlosen Vater am Boden festhielten.

„Wir haben eine Regel, Kumpel“, knurrte der Waran. „Meuterei wird bei uns nicht geduldet.“

Er holte sein breites, großes Schwert hervor und strich über die messerscharfe Klinge.

„Sieht so aus als gäbe es heute noch einen Vogelbraten.“

„Tut Papa nicht weh!“, rief Shenmi verzweifelt.

Shen schaffte es sein Kopf in ihre Richtung zu drehen und lächelte ihr zu. „Hab keine Angst. Mir passiert schon nichts.“

„Ach ja?!“ Brutal drückte der Waran mit seiner Pranke auf den Hals des Pfaus. „Wer soll uns denn davon abhalten, hä?“

„Hey, Leute!“ Alle Augen wanderten zur Schiffsluke auf dem der Panda stand. „Ihr wollt unsere Schiffsladung? Bitte das könnt ihr haben!“

Damit holte er mehrere Feuerwerkskörper hervor und richtete sie auf die Echsen.

„Grüße aus Gongmen!“

Er zündete ein Streichholz an und die ersten Raketen rasten los. Die Echsen wichen aus. Die erste krachte gegen die Reling. Doch Po feuerte immer mehr Raketen ab, dass sich die Reptilien kaum noch davor retten konnten. Einer ließ vor Schreck Shenmi fallen.

Shen riss sich von den Griffen los und fing das Mädchen auf.

Schließlich sprangen die Echsen vom Schiff in den Fluss und schwammen davon.

Po jagte ihnen bis an den Schiffsrand hinterher. „Und wenn das nicht reicht, haben wir noch mehr auf Lager!“

Triumphierend hob er die Brust. „Und wieder einmal hat der große Drachenkrieger den Tag gerettet! Hey, Leute, gebt mir…“

Ernüchtert ließ Po die Arme sinken, als ihm wieder bewusstwurde, dass seine Freunde nicht da waren, um den Sieg mit einem Handschlag zu bejubeln.

„Na ja, auch egal.“

Seine Aufmerksamkeit wurde von Shens leisem Stöhnen abgelenkt. Der Pfau stand an der Reling gelehnt und rieb sich heftig über die Augen. Shenmi stand neben ihm und zog ihrem Vater an der Robe. „Papa, geht es dir gut?“

„Shen? Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte sich jetzt auch der Panda besorgt.

„Es geht schon wieder…“, wehrte Shen ab.

Po rannte auf ihn zu und richtete Shens Oberkörper auf. „Ist wirklich alles okay? Kann ich irgendetwas für dich…“

„Mit geht es gut!“, schrie der Pfau und stieß den Panda von sich.

„Sah aber vorhin nicht so aus“, bemerkte Po trocken.

Doch dann wanderte sein Blick auf die vom Feuerwerk und Reptilien zerschmetterte Reling.

„Oh weh, die Außenseite ist etwas beschädigt. Wir sollten sie besser reparieren lassen, bevor wir noch auf Grund laufen.“
 

Sie besprachen die Sache mit dem Antilopen-Kapitän. Der wiederum zeigte sich einverstanden. „Nicht weit von hier liegt ein Dorf. Wir könnten dort anlegen…“

„Ein Dorf?“ Po war sofort hellhörig. „Was für ein Dorf?“

„Soweit mir bekannt ist leben dort Bergschafe…“

„Bergschafe?! Wow, könnte das etwa das Dorf von damals sein? Wow, heute haben wir echt einen Nostalgietag, was?“

„Ganz toll“, bemerkte Shen trocken.



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