Die letzte Ehre von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 7: 7. Reisestart mit Zwischenfällen ------------------------------------------- „… und aus diesem Grund werde ich nach Mendong reisen“, beendete Shen seine Ausführungen. Jetzt da jeder wusste, dass er einen Brief erhalten hatte, blieb ihm nichts anderes übrig als auch die anderen von der Nachricht zu unterrichten. Jetzt standen sie alle in der Vorhalle im Erdgeschoss des Palastes und seine Zuhörer waren zutiefst bestürzt. „Ist Mama etwas passiert?“, hakte Jian besorgt nach. Shen schwieg. Er wusste doch selber nicht was los war. Wie konnte er einem Vierjährigen da genau antworten? „Ach, was“, meinte Po und legte beruhigend eine Hand auf die Schulter des Jungen. „Er möchte nur nachsehen, ob auch alles in Ordnung ist. Bestimmt geht es ihr gut.“ „Wenn es ihr gut geht, wieso muss er dann zu ihr?“ „Ist Mama krank?“, fing jetzt auch Shenmi an, was Shen jetzt am allerwenigsten gebrauchen konnte. „Jetzt hört zu!“, rief er. „Es bringt nichts herumzuraten.“ Er klatschte laut in die Hände. Und es dauerte nicht lange und eine Gazelle erschien. „Wache, du gehst zum Hafen und besorgt das beste Schiff für mich. Die Reise geht in die Stadt Mendong in Nordchina.“ Der Wächter nickte und entfernte sich. Vielleicht hätte einer der Anwesenden noch etwas gesagt, doch Shen machte jeden weiteren Gesprächsversuch zunichte. „Ich werde jetzt meine Sachen packen. Und ihr, während ich weg bin, werdet ihr hier solange warten. Ich werde euch dann Nachricht schicken.“ Po wollte gerade den Mund aufmachen, doch Shen wandte sich blitzschnell ab und verschwand in die obersten Stockwerke. Enttäuscht ließ der Panda die Schultern sinken. Shen brauchte weniger als ein paar Minuten, um seine Reisetasche zu packen. Normalerweise musste er für sieben weitere Personen mitdenken, wenn es auf eine Reise ging, doch da er alleine war, ging das zusammentragen der wichtigen Sachen viel, viel schneller. „Sollte nicht jemand dabei sein?“ Der weiße Lord schrak zusammen, als die Stimme der Ziege so plötzlich hinter ihm auftauchte. Doch er fasste sich sofort wieder. Ihm war nicht verborgen geblieben, wie sehr sie das Wort „jemand“ betonte. „Nein, ich gehe alleine.“ Damit schnappte er sich eine weitere Robe vom Kleiderschrank, stopfte sie in den Reisesack und band ihn zu. „Shen, du erscheinst mir in letzter Zeit ein bisschen zu erschöpft“, fuhr die Ziege fort. Shen stieß ein genervtes Knurren aus. „Was willst du damit sagen?“ „Ich kenne solche Schwächeanfälle von dir. Als Kind hattest du…“ „Hör auf damit! Es ist nichts! Mir geht es gut!“ „Mag ja sein. Doch ich finde im Falle eines Falles solltest du jemanden bei dir haben…“ „Ich brauche keinen, der auf mich aufpasst!“ „Aber du solltest ihn mitnehmen.“ „Wen?“ „Du weißt schon, wen ich meine.“ „Kommt gar nicht in Frage!“ „Das wäre doch nicht eure erste gemeinsame Reise…“ „Das letzte Mal war das letzte Mal!“ „Und was ist, wenn irgendetwas unterwegs passiert?“ Shen stierte die alte Ziege wütend an. „Ich bin über 20 Jahre auf mich allein gestellt gewesen! Falls du das vergessen haben solltest. Und hab es geschafft eine eigene Kampftruppe zusammenzustellen. Dazu mit unzähligen Waffen...“ „Und bist am Ende gescheitert mit allem. Es hätte noch mehr passieren können, wenn dir nicht jemand zur Seite gestanden hätte.“ „Zum letzten Mal, der kommt mir nicht mit auf die Reise!“ Die Wahrsagerin wandte sich mit gesenktem Kopf ab. „Dann werde ich aber kein Auge zu bekommen. Jede Nacht. Dann bin mich übermüdet, und kann nicht besonders gut auf die Kinder aufpassen.“ Sie bedeckte ihr Gesicht mit einem Huf. „Ich hoffe nur, dass du gut schlafen kannst, mit dem Gedanken, nicht in der Nähe deiner Kinder zu sein.“ Sie schickte sich an den Raum zu verlassen. Shen war nachdenklich geworden. Natürlich behagte ihm der Gedanke gar nicht, seinen Nachwuchs unbeaufsichtigt zu lassen. Doch Yin-Yu war ihm auch nicht unwichtig. Schnell packte er die Ziege am Kleid. „Dann stell ich eben eine Armee auf die Beine!“, sagte er entschlossen. „Meine Freunde und ich könnten doch auch auf sie aufpassen.“ Überrascht sah der Pfau auf. Po stand im Türrahmen des Zimmers und tippte die Fingerspitzen aneinander, als der Lord ihn so empört ansah. „Äh, ich meine, sie sind gute Baby… äh… Kindersitter, wenn’s drauf ankommt. Vielleicht könnten sie ihnen auch ein paar Kung Fu Tricks beibringen. Zum Beispiel die Kicks des Tigers, die Gewandtheit der Schlange, die Schnelligkeit des Affen… Und zusammen mit den zwei großen Meistern werden sie so sicher sein, wie sonst nirgendwo auf der Welt.“ „Die Meister?“ Die hatte Shen fast schon wieder vergessen und der Konflikt mit Meister Ochse flammte wieder in ihm auf. Bei dem Gedanken, dass dieser gehörnte Meister seiner Tochter weiterhin Flausen in den Kopf setzte, drehte sich bei ihm der Magen um. „Shen?“ Die Stimme der Ziege holte ihn wieder aus seinen düsteren Grübeleien heraus. „Ganz gleich was hier auch geschehen mag, aber deine Frau ist im Moment wichtiger. Ich werde schon aufpassen, dass er nicht viel mit ihr redet.“ Sie lächelte ihn an, was Shen nur halbwegs beruhigte. Doch andererseits hatte sie bis jetzt immer ein Versprechen gehalten. „Na schön“, meinte er schließlich. „Wenn du mir das versprichst…“ Damit schnappte er sich seine Reisetasche und zog sie hinter sich her. Doch ein Räuspern der Ziege hielt ihm erneut davon ab den Raum verlassen zu können. Mit einem tiefen Seufzer musste er anhalten und erst mal einen kräftigen Atemzug nehmen, bevor er den Flügel hob und auf den Panda zeigte. „Panda.“ Po sah auf. „Was ist?“ „Du wirst…“ Er kämpfte mit sich selber, um die nächsten Worte auszusprechen. „… wirst mich begleiten.“ Po stand für einen Moment da wie betäubt. Doch dann schien er es kapiert zu haben. Er riss die Hände in die Luft und hüpfte auf und ab. „WOOOHO! Ich hab eine Mission! Ich hab eine Mission!“ Blitzschnell rauschte er an dem niedergeschlagenen Lord vorbei, um die frohe Nachricht seinen Freunden mitzuteilen. Shen stieß einen tiefen Seufzer aus. Er konnte nur hoffen, dass der Tag nicht noch schlimmer werden würde. Es dauerte nicht lange und alle hatten sich am Hafen versammelt. Das Schiff, ein einfaches Segelschiff, aber groß genug, dass darauf mindestens 100 Leute Platz gehabt hätten, war bereit zum Auslaufen. Doch nicht nur Shens Kinder, sondern auch die zwei Meister, die Wahrsagerin, Po und seine fünf Freunde hatten sich am Pier eingefunden. Pos Freunde waren anfangs nicht gerade allzu begeistert zu hören, dass sich ihr Urlaub nicht nur verschob, sondern Po wieder einmal ohne sie auf Mission ging. „Und wann kommst du wieder, Po?“, erkundigte sich Monkey. Sein Freund zuckte die Achseln. „Wissen wir noch nicht. Wir werden aber mindestens zwei Tage oder mehr brauchen bis wir in Mendong sind.“ „Hättest du uns nicht vorher fragen sollen, ob wir überhaupt wollen die Kinder zu beaufsichtigen?“, meinte Crane vorwurfsvoll. Mantis stimmte ihm zu. „Ja, es wäre nicht das erste Mal, dass mir ein Kind Puppenkleider anzieht.“ Viper musste bei dieser Vorstellung Kichern. „Also, ich fand es süß. Vor allem mit dem Schleifchen.“ „Po“, mischte sich auch jetzt Tigress in die Unterhaltung ein. „Bist du dir sicher, dass es eine gute Idee ist mitzugehen?“ Po sah seine Freundin verwundert an. „Na klar, warum denn nicht?“ „Du weißt nicht, womit du es zu tun hast“, gab die Tigerin zu bedenken. „Vor allem bei den Lords. Royals haben sich im Laufe der Jahre viele mächtige Feinde angeeignet. Woher willst du wissen, dass du mit diesem Fall alleine klarkommst?“ „Aber ich bin doch nicht allein.“ Po lächelte sie an. „Er kommt doch mit.“ Er deutete auf Shen. „Und zusammen mit seiner Kampfkunst sind wir ein unschlagbares Team…“ „Ähem!“ Ein Räuspern von Shen ließ den Panda kurzfristig in seiner Rede verstummen. Der weiße Lord hatte sich vor die Kung Fu Krieger gestellt und räusperte sich erneut. „Also, da ich euch mit der Aufsicht der Kinder betraut habe“, begann der Lord mit gehobener, mahnender Stimme. „So seid ihr auch dazu verpflichtet die entsprechenden Regeln einzuhalten.“ Monkey kratzte sich am Kopf. „Regeln?“ Shen nickte. „Ganz genau. Und ich habe ein paar wichtige Punkte zusammengestellt.“ Mit diesen Worten holte er ein Stück Pergament aus dem Ärmel und entrollte es. Die Augen der Freunde weiteten sich. Das Papier reichte fast bis zum Boden. „Und was sind das für Regeln?“, wollte Viper wissen. „Nur das Wichtigste“, erläuterte Shen. „Zum Beispiel soll jeder darauf achten, dass Jian keine Erdnüsse isst. Darauf reagiert er allergisch. Fantao darf nicht unbegrenzten Zugang zu Malfarben haben, vor Zedong muss die Waffenkammer immer abgeschlossen werden, vor Sonnenuntergang müssen alle im Bett sein, dreimal täglich eine Mahlzeit am Tag, bei Shenmi darf der Reis nicht zu hart sein, Jian hat die Pflicht sein Musikinstrument nicht unters Kopfkissen zu legen… um nur ein paar wichtige Grundregeln zu nennen.“ Er rollte das Papier zusammen. „Ziege, du sorgst dafür, dass die ganzen Vorschriften befolgt werden. Wort für Wort.“ Mit diesen Worten hielt er ihr die zusammengerollte Liste entgegen, die sie auch sofort an sich nahm. Dann ging Shen bis ans Ende der Reihe, um sich von seinen Kindern zu verabschieden. Die Wahrsagerin steckte seufzend das Papier ein. „Wenn er mich doch bei meinem Namen nennen würde“, dachte sie. „Ich bin für ihn immer noch teilweise wie eine Fremde.“ Shen war inzwischen bei den Kindern angekommen, die nebeneinander sich aufgestellt hatten. Shens erster Blick galt Sheng. „Sheng, du und Xia, ihr seid die Ältesten. Passt gut auf die Kleinen auf.“ „Ja, Vater.“ Sheng nickte ihm zu. Neben ihm stand Zedong. Wie immer. „Und pass besonders auf deinen Bruder auf“, fügte Shen hinzu. „Trainiert nicht immer zu lange.“ Der gescheckte große Pfau nickte. „Machen wir.“ Dann beugte sich der weiße Herrscher zu seinem kleinen gescheckten Sohn herab. „Und tu mir den Gefallen und trete nicht immer jeden, wenn er dich schief anschaut. Falls doch, dann wirf ihm wenigstens einen bösen Blick zu.“ Zedong nickte. „Alles klar, Dad.“ Als nächstes war Fantao an der Reihe. Shen verschränkte die Flügel und sah mahnend auf ihn herab. „Fantao, während meiner Abwesenheit bemalst du nicht schon wieder die ganzen Mauern. Wände sind nicht zum malen da. Und wenn, dann benutz wenigstens abwaschbare Farbe.“ Fantao grinste. „Okay, kein Problem.“ Und wedelte mit seinem Pinsel, den er immer bei sich trug. Als nächstes waren Xia und Jian an der Reihe. „Und was dich angeht Jian, übertreib es nicht schon wieder mit deinen Musikstunden. Dein Training kommt immer zuerst.“ Sein Blick wanderte zu Xia. „Du sorgst dafür, dass er nicht zu laut spielt. Ich will nicht, dass er die anderen ablenkt.“ Seine ältere Tochter nickte. „Mach ich.“ Als letztes war Shenmi an der Reihe. Fast schon wehmütig, sah Shen auf seine kleine weiße Tochter herab. Schließlich kniete er sich vor sie hin, legte beide Flügel auf ihre Schultern und sah sie eindringlich an. „Und du passt gut auf dich auf. Halte dich immer an die anderen.“ Er holte tief Luft. „Und vernachlässige dein Training nicht.“ Das Pfauenmädchen senkte den Blick. „Papa, kann ich mitkommen?“ Entsetzt riss Shen die Augen auf. „Was?! Nein, das kommt gar nicht in Frage! Du bleibst hier!“ „Und was ist, wenn du nicht mehr wiederkommst?“ „Was redest du denn da?“ „Meister Ochse hat gesagt, dass es vielleicht jemand sein könnte, der sich an dir rächen will. Er sagt, du wärst schon ziemlich oft fast gestorben. Vielleicht passiert es jetzt.“ Shens zorniger Blick wanderte zum Ochsen. Dieser verschränkte grimmig die Arme. „Ich hab nur eine Vermutung geäußert. Das Gespräch galt auch nur ihm.“ Er deutete auf Meister Kroko. „Woher sollte ich denn wissen, dass sie in der Nähe stand?“ Shen stieß ein böses Knurren aus. „Schluss jetzt! Ich garantiere euch, dass mir nichts passieren wird!“ „Ganz genau“, mischte Po mit. „Vor allem, da ich ihn begleiten werde. Mit mir an seiner Seite kann doch gar nichts schief gehen.“ Shen war nicht davon begeistert, wollte gegenüber den anderen aber keine Zweifel säen. Stattdessen nahm er Shenmi hastig in die Arme. „Du kannst ganz beruhigt sein. Ich komme so schnell wie möglich wieder. Versprochen.“ Nach diesem schaffte es der Herrscher sich von seinen Kindern loszulösen und den Gang aufs Schiff anzutreten. Po blieb kurz auf der Brücke stehen und winkte seinen Freunden zu. „Auf Wiedersehen, Leute! Und nur keine Sorge, wir werden schon aufpassen.“ „PO!“, schrie Monkey. „Du hast deine Tasche vergessen!“ „Oh, ja, natürlich.“ Schnell machte Po kehrt und rannte zu seiner riesigen Reisetasche, die von Viper und Crane bereits gezogen wurden. „Meine Güte!“, keuchte Viper. „Was hast du denn da drinnen?“ „Na, mein Notproviant“, erklärte Po und schulterte den Reisesack über die Schultern. „Macht’s gut!“ Er eilte über die Brücke aufs Schiff. Endlich konnten die Seeleute die Brücke einziehen, den Anker einholen, die Seile lösen und die Segel setzen. Die Zurückgebliebenen am Steg winkten ihnen nach. „Ich hoffe, es passiert nichts schlimmes“, hoffte Xia insgeheim. „Wie genau sieht eigentlich unsere Reiseroute aus?“, fragte Po nach einer Weile. Shen hatte auf einer Seekiste eine Karte ausgebreitet, um sie nochmal durchzugehen. „Wir segeln erst mal an der Küste entlang Richtung Norden“, erklärte Shen und zeigte mit den Federfinger über das blaue Feld. „Ab hier biegen wir dann in den Fluss ins Landesinnere ein. Der wird uns dann auf direkten Wege nach Mendong bringen.“ „Ist das nicht der Fluss, den wir schon damals benutzt hatten?“ „Ja, das ist er.“ „Oh, das weckt Erinnerungen, nicht wahr?“ Po grinste breit. Das Abenteuer im Hunnenreich hatte er bis heute nicht vergessen. Besonders da dies auch für Shen ein ganz besonderer Tag gewesen war. Doch Shen ging nicht weiter darauf ein und packte die Seekarte weg. „Na schön“, meinte Po. „Diese Meeresluft macht ganz schön schläfrig. Ich mach mal ein Nickerchen.“ Damit begab sich der Panda in eine ruhige Ecke und war auch sofort eingeschlagen, was dem Lord nur recht sein konnte. Je weniger er redete, desto besser. Es vergingen mehrere Stunden, bis Po von seinem grummelnden Bauch geweckt wurde. „Oh man, eine solche Schiffsreise macht ganz schön hungrig.“ Er erhob sich, ging zu seinem Proviantsack und öffnete ihn. „Mm, lecker. Pfirsiche.“ Freudig griff er danach. Doch dann hielt er inne. Da war etwas Weißes unter dem Obst. Po runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht daran erinnern sowas wie Klöße oder Reis eingepackt zu haben. Zögernd befühlte er es. Es war weich und flauschig. Plötzlich bewegte es sich und ein Gesicht kam zum Vorschein. Der Panda riss die Augen auf. „Was machst du denn da?“ „Psst!“ Das Pfauenmädchen hielt mahnend einen Finger vor dem Schnabel. Im nächsten Moment ertönte Shens Stimme hinter ihm. „Panda, was machst du da?“ Erschrocken schloss Po den Sack wieder und drehte sich zu Shen um. „Ich… ich mache gar nichts!“, stotterte der Panda. „Ich hab doch was gehört“, zischte Shen und sah sich suchend um. „Was war das eben für ein Geräusch?“ „Eine Möwe“, sagte Po schnell. Shen sah ihn skeptisch an. „Eine Möwe?“ „Äh, ja… Die ist hier… irgendwo herumgeflogen… Über unsere Köpfe. Ich meine, wo sollten Möwen sonst sein?“ Po war nicht gerade ein Meister im Lügen oder Schwindeln. Das bemerkte der weiße Lord sofort. Und das Po auch noch ein breites Grinsen aufsetzte, verstärkte seinen Verdacht nur noch mehr. Plötzlich schnitt Shen mit seinen Federmessern ein paar Mal in den Proviantsack und ein kleiner Schneeball kullerte über den Holzboden. „Shenmi!“ Empört sah Shen auf seine kleine Tochter. „Wie kommst du hierher? Ich hatte dir doch verboten mitzukommen.“ „Tut mir leid, Papa“, entschuldigte sie sich. „Aber ich hatte Angst, dass du…“ „Das reicht jetzt!“, schnitt Shen ihr das Wort ab und nahm sie an der Hand. „Du kehrst sofort nach Gongmen zurück!“ „Aber wie denn, Shen?“, wandte Po ein. „Wir sind schon viel zu weit weg. Wenn wir jetzt zurückfahren, dann verlieren wir mindestens einen halben Tag. Und woher willst du wissen, ob mit jeder weiteren Minute nicht die Chancen schwinden, dass Yin-Yu unverletzt bleibt…“ Po stockte, als er Shenmis geschocktes Gesicht bemerkte. „Ich meine“, versuchte Po sich zu korrigieren. „Sie macht sich bestimmt schon Sorgen, weil wir uns unnötige Sorgen um sie machen. Sie wartet garantiert schon in Mendong auf uns. Da wollen wir sie doch nicht unnötig warten lassen, oder? Tja, dann muss sie wohl mitkommen.“ Shen wurde bleich unter den Federn. „Aber, das können wir doch nicht…“ „Bitte, Papa!“, bat Shenmi. „Ich bin auch artig…“ „Es könnte gefährlich für dich werden“, mahnte ihr Vater. „Nein, wir kehren um! Und wenn es mich sogar zwei Tage kosten würde!“ „Aber Papa! Was ist, wenn Mama was passiert?“ „Dann wir das deine Schuld…“ Er biss sich auf die Unterlippe. So wütend er auch auf sie war, die Schuld konnte er ihr nicht zuschieben. Hilflos sah er sich um. Aber es war nicht mal ein großer Vogel an Bord, der sie zurückbringen könnte. „Bitte, Papa! Bitte, lass mich mitkommen!“ Shen machte den großen Fehler ihr in die großen Augen zu schauen. „Aber, aber… das geht doch nicht…“ „Bitte!“ „Ja, bitte!“, bettelte jetzt auch Po und sah ebenfalls mit großen Pupillen zu Shen. Shen bekam Bauchschmerzen, als er nach einem inneren Kampf nickten musste. „Jipiee!“, jubelte Po. Er hob Shenmi hoch und wirbelte sie ein paar Mal herum. „Spielst du wieder Wasserrutsche mit mir?“, bat Shenmi. „Wasserrutsche?“ Po holte tief Luft. „Na schön. Also los.“ Und schon rannte er mit ihr auf dem Deck herum und schwang sie hoch und runter. „Wasserrutsche! Wasserrutsche!“ Shen sah ihnen zu und verbarg niedergeschlagen das Gesicht mit dem Flügel. Er konnte jetzt nur noch darum beten, dass das Verschwinden von Yin-Yu nur ein Missverständnis gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)