Nach all der Zeit von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- 02. September “Eins, zwei, drei, vier!”, schallten die Stimmen der Kickers über den Schulhof, als sie, jeder mit seiner Tasche über der Schulter, gemeinsam los liefen. Elsa, die neben Henry stand und dessen Arm immer noch um ihre Taille lag, blickte zu den Fußballern. In vorderster Reihe erkannte sie den schwarzen Haarschopf ihres Bruders. Natürlich war er immer ganz vorne dabei. Nur einer lief noch vor ihm. Ihr Blick richtete sich auf die grüne Kappe des Kapitäns der Kickers. Sie schnaubte auf. “Elsa?”, erklang die Stimme ihres Freundes und sie sah fragend zu ihm auf. “Ja?” Hatte er bemerkt, wie sie reagiert hatte? Vermutlich, wie sie seiner gerunzelter Stirn entnahm. “Entschuldige bitte, ich habe nicht aufgepasst”, richtete sie an ihn und lächelte ihn entschuldigend an. Henry schmunzelte einen Moment. “Darren”, er deutete auf den Baseballspieler, der neben ihm stand, “hat gefragt, ob wir beide Samstag in zwei Wochen Lust haben, mit ihm und Sandra auf ein Konzert von One Ok Rock zu gehen. Was meinst du? Hast du Lust?” “Oh, Samstag in zwei Wochen?”, fragte die junge Frau nach. Als ihr Freund nickte, sah sie ihn erneut entschuldigend an. “Da feiert Gregor seinen siebzehnten Geburtstag, da sollte ich dabei sein. Entschuldige bitte.” Man konnte die Enttäuschung erkennen, die einen Moment über Henrys Gesicht huschte, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er wand sich seinem Freund und Mannschaftskollegen zu. “Okay, Darren, wie du hörst verzichten wir. Aber danke fürs fragen.” Elsa legte ihre Hand auf seine Brust. “Henry, du kannst gerne mit zu dem Konzert gehen. Du musst nicht unbedingt zu Gregors Geburtstag gehen. Er hat sicher Verständnis dafür, so oft ist One Ok Rock ja nicht in unserer Nähe.” Ihr Freund sah sie an und man erkannte den Kampf, den er innerlich ausfocht. Das Konzert … oder der Geburtstag des jüngeren Bruders seiner Freundin. “Henry, es ist wirklich in Ordnung.” Als sie ihn so anlächelte, entschied er sich. “Okay, Darren”, er wand sich seinem Freund zu, “besorg für mich auch eine Karte, ich komme mit euch mit.” “Mega.” Darren schlug ihm auf die Schulter, ehe er sich Elsa zuwand. “Super Sache von dir, Elsa. Schade dass du nicht mit kannst, aber cool, dass du Henry mitgehen lässt.” Die Angesprochene lachte auf. “Darren, ich kann Henry nichts verbieten, schlussendlich ist es seine Entscheidung, wenn er gehen will. Aber ich freue mich, dass er mich um meine Meinung bittet.” Sie lächelte ihren Freund an, der sie eng an sich zog und ihr einen Kuss auf die Schläfe hauchte. “Hey Elsa, kommst du endlich?”, erklang ein lauter Ruf, in dessen Richtung sie sich wand. Sie winkte ihrer Mannschaftskameradin zu, ehe sie sich erneut an ihren Freund wand. “Ich muss. Bis nachher?” Henry beugte sich zu ihr und küsste sie. “Bis nachher. Wir warten einfach hier aufeinander, je nachdem, wer von uns als erstes fertig ist.” Elsa lief zu ihrer Leichtathletikgruppe, die bereits mit dem Training begann. “Na junge Dame, konntest dich nicht von deinem Herzblatt trennen?”, fragte ihre Freundin und Klassenkameradin Hina sie und grinste sie dabei breit an. “Das kann ich verstehen. Wäre Henry mein Freund, könnte ich meine Finger nicht von ihm lassen”, fügte die daneben stehende Miyu hinzu und zwinkerte Elsa zu. Die schüttelte grinsend ihren Kopf. “Anscheinend doch, sonst wäre ich nicht hier, oder?” Sie streckte ihren Freundinnen ihre Zunge heraus. ”Wirklich sehr erwachsen.” Ein Arm legte sich um Elsas Schultern und drückte diese leicht hinunter. Natsuka war einen Kopf größer als ihre Freundin, so dass ihr das problemlos möglich war. Elsa und ihre Freundinnen lachten laut, bis ein Satz von der Seite ihre Aufmerksam auf sich zog. “Ja wirklich sehr erwachsen.” Der Blick der vier Leichtathletinnen richtete sich auf Wane, ein weiteres Mitglied der Leichtathletik-AG, früheres Mitglied von Marios Fanclub und Freundin von Ellen, Marios Freundin. “Was genau meinst du damit?”, fragte Elsa. Sie hatte schon öfter bemerkt, dass das Mädchen sie nicht besonders mochte. Doch ihr hatte das bisher nichts ausgemacht. Zu Beginn hatte es sie gestört und sie hatte sogar noch versucht, gut mit Wane klarzukommen, aber irgendwann hatte sie sich gesagt, dass man nunmal nicht jeden mochte und hatte ihre bis dato fehlgeschlagenen Freundschaftsversuche gelassen. Wane sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Dein Beuteschema ist klar.” “Was willst du damit sagen?”, fragte Miyu und verschränkte ihre Arme vor ihrem Oberkörper. “Das ist doch klar, meint ihr nicht?”, erwiderte das jüngere Mädchen. “Jetzt sag einfach, was du sagen willst und dann lass uns in Ruhe”, richtete Natsuka an die Leichtathletin. Diese zuckte mit ihren Schultern. “Wenn ihr es unbedingt hören wollt. Elsa krallt sich wohl gerne die Kapitäne der Mannschaften. Erst war Mario dran und jetzt Henry. Wahrscheinlich will sie immer die gutaussehenden, sportlichen Männer abgreifen, um etwas von deren Ruhm abzubekommen.” Elsa sah die Jüngere mit großen Augen ungläubig an. Wie kam sie denn auf so haarsträubende Ideen? “Hör gar nicht zu, die ist doch nur eifersüchtig!”, rief Hina und trat neben ihre Freundin. “Ja, sie hat Mario damals schon nicht abbekommen und dann hat jetzt auch noch ihre Freundin, angebliche Freundin, wer weiß wie das mit Ellen und ihr inzwischen ist, das Rennen bei ihm gemacht. Sie ist neidisch!” “Von wegen neidisch! Du wirst schon sehen, irgendwann fliegen dir deine Fehler um die Ohren!” Wane knirschte wütend mit ihren Zähnen. Elsa verschränkte ihre Arme und hob ihre Augenbrauen, während ihr Blick fest auf die Jüngere gerichtet war. “Henry kannst du aus dem Spiel lassen, denn er hat damit nichts zu tun. Ich bin mit ihm zusammen, weil wir beide das wollen, weil wir uns etwas bedeuten. Darüber kannst du gar nicht reden, denn du hast keine Ahnung davon. Ich habe in meinem Leben nur einen einzigen Fehler gemacht. Und der heißt Mario Hongo.” Mit diesen Worten drehte sie sich herum und ging auf ihre Lehrerin zu. Wane stand hinter ihr, die Fäuste aus Wut zusammengeballt. Elsas Freundinnen wechselten noch einen kurzen Blick miteinander, dann folgten sie ihr. Auf solch ein Gespräch würden sie sich nicht herunterlassen. Und dass Elsa auf ihren Ex-Freund nicht gut zu sprechen war, wussten alle. ~~~ “Und jetzt immer zu zweit zusammen. Versucht euch gegenseitig den Ball abzunehmen.” Mario sah zu, wie seine Freunde taten, was er gesagt hatte, ehe er zu Benjamin ging, der dieses Mal sein Partner sein würde. Gregor kämpfte schon mit Kevin um den Ball. Die beiden gaben sich nichts. Mario grinste zufrieden, als er das sah. Genau so sollte das doch sein. “So, jetzt noch ein kleines Trainingsspiel. Benjamin, Christoph, Tommy, ganz normal in die Verteidigung. Philipp und Sascha davor. Der Rest greift uns an.” Etwas später deutete Mario auf das aufgemalte Tor auf der Mauer. Sie hatten es vor vielen Jahren das erste Mal aufgemalt und seitdem immer wieder nachgezogen. Der Torwart ging zu seinem Platz und zog seine Handschuhe nochmal fest, ehe er seinen Blick auf Kevin richtete, der hinter dem Fußball stand. “Bereit?”, rief dieser. Mario hob einen Daumen, woraufhin Kevin nickte. “Dann los!” ~~~ Die Kickers machten sich auf den Nachhauseweg, Gregor blieb neben seinem besten Freund stehen, der auf dem Boden kniete und seinen Schuh zu band. “Triffst du dich heute nicht mit Conny?”, fragte Mario als er wieder aufstand und seine Tasche über die Schulter warf. “Sie kann heute nicht. Sie hat nächste Woche ein Vorspiel und deshalb hat sie extra Klavier-Übungsstunden”, antwortete Gregor und zuckte mit seinen Schultern. “Das ist ja verständlich. Wobei Conny so gut ist, vermutlich bräuchte sie gar keine Übung mehr.” Gregor lachte zu den Worten seines besten Freundes. “Das sage ich ihr auch immer wieder, sie kontert dann aber damit, dass ich dann auch aufhören könnte zu trainieren.” Nun lachte auch Mario. “In Ordnung, sie soll üben, du trainierst weiter. Du bist unsere Wunderwaffe gegen alle unsere Gegner, du musst fit bleiben.” Der Jüngere kratzte sich am Hinterkopf, verlegen über das Kompliment. “Ach was. Ohne die anderen wären wir bei weitem nicht so gut. Und würdest du unseren Kasten nicht sauber halten, wären wir aufgeschmissen.” Mario grinste breit. “Das klingt richtig.” Sie liefen die lange Treppe im Park hinunter. “Du Mario, du kommst doch zu meinem Geburtstag im zwei Wochen, oder?”, fragte der Jüngere. Der Angesprochene nickte. “Natürlich.” “Meine Schwester ist natürlich auch da, das ist dir klar, oder?” Marios Gesichtsausdruck verfinsterte sich. “Sie bleibt auf ihrer Seite, ich auf meiner. Dann wird das schon irgendwie gehen. Ich muss schließlich nicht mit ihr reden und von wollen müssen wir gar nicht erst anfangen. Außerdem muss ich sie jeden Tag in der Schule sehen, das reicht eigentlich aus. Aber du bist mein bester Freund, das bekomme ich schon hin. Einmal im Jahr wird das schon gehen.” Gregor seufzte auf. “Wie sieht es mit Ellen aus? Bringst du sie mit?” Mario zuckte mit den Schultern. “Vermutlich. Ich habe sie noch nicht gefragt. Passt das für dich?” “Klar. Ich meine, sie ist deine Freundin, da ist sie natürlich auch eingeladen. Aber auf ein paar Sprüche von den anderen musst du dich sicher gefasst machen. Die meisten verstehen immer noch nicht, warum du mit ihr zusammen bist.” Gregor warf seinem besten Freund einen kurzen Blick von der Seite aus zu um zu sehen, dass dieser nur genervt die Augen verdrehte. “Ellen und ich sind seit zehn Monaten zusammen. Sollten die sich nicht langsam daran gewöhnt haben? Außerdem geht es keinen von ihnen etwas an, weshalb ich mit ihr zusammen bin. Sie ist meine Freundin und das haben alle zu akzeptieren.” Gregor warf ihm einen kurzen Blick von der Seite aus zu. “Ich sehe es wie du. Ich verstehe auch nicht, warum die so Probleme mit Ellen haben. Ich meine, das zwischen Elsa und dir ist ja auch schon zwei Jahre her.” Mario blieb wie angewurzelt stehen. “Was soll denn das heißen? Was hat Elsas und meine Beziehung damit zu tun?” “Äh … hehe …” Gregor kratzte sich unsicher am Hinterkopf. Warum hatte er nicht seine Klappe halten können? “Gregor?”, fragte Mario. “Ähm … naja … ich glaube, die meisten von den Anderen verstehen einfach immer noch nicht, warum du und Elsa euch damals getrennt habt. Und ich glaube, manche sehen in euch immer noch das ideale Paar …” Der Torwart schüttelte ungläubig den Kopf, ehe er schnaubte. “Das ideale Paar? Die haben aber schon mitbekommen, dass Elsa und ich uns nicht mehr wirklich ausstehen können? Ich mag sie nicht, sie mich nicht. Fertig aus. Das mit uns als Paar war damals eine ganz dumme Idee von uns, in die wir uns verrannt haben. Ich bin froh, dass sich das geklärt hat. Und wenn ich das sonst ungern zugebe, in dem Fall bin ich mir sicher, dass deine Schwester das sieht wie ich.” Er ging weiter die Treppen hinunter, seine Hände immer noch zu Fäusten geballt. Gregor seufzte leise, als er ihm auf den Rücken sah, beeilte sich dann jedoch, zu ihm aufzuschließen. “Wir alle haben uns für euch gefreut, als ihr nach der langen Zeit zusammen gekommen seid. Und dann, nach wieviel Zeit? Zwei Jahren? Irgendwie sowas, kommt Elsa abends heim und erklärt mir, dass ihr nicht mehr zusammen seid.” “Es wären fast zwei Jahre gewesen”, murmelte Mario. Gregor sah ihn kurz an und nickte, ehe er weiter redete. “Naja, und du kommst am nächsten Tag zum Training und sagst genau dasselbe. Ihr beide wart derart bescheiden drauf und Elsa hat viel geweint. Doch ihr habt beide kein Wort darüber verloren, was passiert ist. Keiner von uns weiß, weshalb ihr euch getrennt habt. Aber seit diesem Zeitpunkt wart ihr wie Katz und Maus. Und wo ihr beide eigentlich immer sehr ruhig und zurückhaltend wart, seid ihr plötzlich regelrecht in die Luft gegangen, wenn ihr euch gesehen habt. Und so ist es auch heute noch. Wehe einer von euch beiden sagt etwas falsches, dann explodiert der andere. Ihr wart mal solche ruhigen, schon fast schüchternen Menschen. Glaube mir, Mario, ich will niemals mit euch beiden alleine in einem Raum eingesperrt werden.” Mario runzelte seine Stirn. Gregor hatte ja recht. Elsa und er waren nicht wie Feuer und Wasser, sie waren wie Feuer und Benzin. Immer noch hatte er ihre Worte im Kopf, die sie ihm vorgeworfen und damit ihre Beziehung beendet hatte, oder zumindest das Ende eingeläutet hatte. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt ihrer Beziehung fast nur noch gestritten, doch an diesem Tag war Elsa ausgerastet und hatte ihn angebrüllt und ihm einiges an den Kopf geworfen. Er war nicht besser gewesen und hatte zurück gefeuert … und das war heute noch so. Fast zwei Jahre waren seit dem Tag ihrer Trennung vergangen, aber seit diesem Tag hielten sie es nicht mehr miteinander aus. Fast zwei Jahre waren sie zusammen gewesen … und dann nicht mehr. Sie waren vierzehn gewesen, als sie zusammengekommen waren, mit sechzehn Jahren hatten sie sich wieder getrennt. Er war im April achtzehn geworden und Elsa im Juli. So wie es jetzt war, war es gut. Wie hieß es? Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Nein, es war eindeutig die richtige Entscheidung gewesen. Und Gregors Geburtstag würde er auch rum bekommen, ohne dass er Zeit mit Elsa verbringen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)