Eins mit dem Tier von ValnarsKatze ================================================================================ Kapitel 15: Untergang --------------------- Wochen später. Alaine wartete sehnsüchtig auf Valnar. In einer Woche war ihre Hochzeit mit Morlon, aber da wollte sie überhaupt nicht dran denken. Sie wollte an gar nichts denken und mit ihrem Geliebten alles vergessen.   Sie knotete die Schnüre ihres schlichten weißen Kleides zusammen, aber nur leicht, damit ihr Liebster sie schneller öffnen konnte. Bei dem Gedanken grinste sie unanständig.   Weitere zehn Minuten vergingen, aber er war immer noch nicht da. Wo steckte er denn schon wieder?   Nach weiteren zwanzig Minuten wollte sie ihn suchen, doch bevor sie die Tür öffnen konnte, kam schon jemand hinein. Vorfreude machte sich in ihr breit, aber dann starrte sie in Morlons Gesicht. Sie fluchte innerlich; diesen Kerl zu sehen, hätte sie gut drauf verzichten können.   Er trat hinein und schloss die Tür, gab Alaine ein Lächeln. »Alles in Ordnung? Habt Ihr jemand anderen erhofft zu sehen?«   »Ach, nein, ich wollte nur gerade ... in den Thronsaal.« Sie wollte aus dem Zimmer fliehen, aber er hielt sie am Handgelenk fest.   »Natürlich. In den Thronsaal.« Sein Ton gab ihr einen Schauer über den Rücken. »Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch nicht mit Eurer Affäre treffen wolltet?«   Alaine drehte sich sofort um und starrte ihn überrascht an. »Natürlich nicht«, stritt sie ab, versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen. Wenn er davon erfuhr, war alles aus.   »Ihr habt mit ihm den Beischlaf vollzogen«, knurrte er.   Sie stieß ein ungläubiges Lachen aus, musste die Wahrheit weiter verschweigen. »Was redet Ihr da? Habt Ihr den Verstand verloren?«   »Schweigt, Weib! Haltet mich nicht zum Narren!«, brüllte er und zog sie an sich. »Ich habe Euch mit ihm gesehen. Hier im Zimmer!«   Alaine war so schockiert, dass sie keinen Ton herausbrachte und sie erinnerte sich sofort an den Tag, an dem Valnar und sie sich vertragen hatten.   Er war es, dessen Geräusche sie gehört hatte!   Bevor sie sich wehren konnte, schlug er ihr schon ins Gesicht. Für einen Moment verlor sie die Orientierung, spürte, wie das Tier in sie hochschoss, aber konnte es nicht begreifen.   Dann fing Morlon an, ihr sanft über den Kopf zu streicheln. »Aber seid unbesorgt. Ihr werdet dafür bezahlen und die gesamte Macht Iranis spüren. Und ratet mal, wer mir dabei behilflich sein wird.«   Alaine keuchte, als ihr die Haare im Gesicht hingen, hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Diesmal packte sie die Angst, auch wenn die innere Stimme nach ihrer Wut greifen wollte. Morlon packte ihre Haare feste und sie fletschte die Zähne vor Schmerz.   »Erinnert Ihr Euch an Molana? Und an all den anderen Vampiren, an denen Ihr angeblich experimentiert habt?« Dann ließ er sie wieder los. »Sie werden mir mit Freuden helfen, Euch büßen zu lassen. Doch noch werde ich Euch nicht töten. Ihr sollt für all das leiden, was Ihr getan habt.«   Das Tier in Alaine fing an, ihren Überlebenstrieb anzukurbeln.   Spring auf! Töte ihn, bevor er dich vernichtet!   Sie fauchte und machte sich bereit, aber da biss Morlon ihr schon in den Hals; sie wollte schreien, aber kein Ton kam aus ihrer Kehle und sie konnte fühlen, wie gierig er ihr Blut saugte, wer er schmerzvoll in ihren Geist eindrang. Das Tier versuchte sie zu beschützen, ließ ihren Zorn aufkochen und füllte ihre Adern, aber es war zwecklos! Sie war wie gelähmt und konnte sich nicht aus dem Griff des verhassten Vampirs befreien.   Gewaltvoll erkundete Morlon jede Ecke ihres Inneren und stöhnte. Die Schmerzen waren unvorstellbar und trieben ihr die blutigen Tränen in die Augen. Wenn er weiter so machte, dann ...   Ihre Augen rissen auf; ihr Tier tat alles, um sie zu schützen, doch der König ertastete die Präsenz ihres Kindes. Irritiert ließ er von ihr ab, schmiss sie fast auf den Boden.   »Ihr bekommt ein Kind ...«, keuchte er. Doch sofort wurde er wütend und seine Augen leuchteten rot auf. Hasserfüllt fauchte er sie an. »Es ist von diesem Straßenköter, nicht wahr? Ihr wolltest es mir am Ende unterjubeln?«   Sein Ton war mehr als schauderhaft und Alaine packte wieder die Panik, musste sich schleunigst von seinem Eindringen in ihrer Seele erholen.   Morlon fasste ihr an die Kehle und drückte sie gegen die Wand. Sie hustete und versuchte ihn von sich zu stoßen, appellierte an ihr Tier, ihr mit neuer Stärke zu helfen.   »Eigentlich wollte ich es Euch nicht erzählen, aber Ihr sollt wissen, dass ich mich an euch beide rächen werde für diesen Verrat.« Er fing an, irre zu lachen. »Ich habe diesen Kerl in irgendeinem Turm festgekettet. Wenn wir angreifen, wird es zu spät sein, aber vielleicht findest du seine Leiche irgendwo in den Trümmern Asrans, wenn wir mit der Stadt fertig sind. Zumindest Euer Gesichtsausdruck wird köstlich sein.«   Nein! Nicht Valnar! An den Gedanken, dass er sterben würde, rastete Alaine aus. Mit einer gewaltigen Explosion füllte das Tier all ihre Muskeln mit seiner Kraft, schärfte all ihre Sinne erneut. Wie eine sofortige Regeneration spürte sie die gesamte Macht.   Mit einem Schrei drückte sie Morlons Hand an ihrer Kehle so feste zu, dass dieser schmerzvoll brüllte und sie losließ. Sie schlug ihm ins Gesicht und schrie weiter, verlor sich fast in Raserei, während ihre Haare wie wild durcheinander flogen. Die innere Stimme nährte den Hass, ließ sie sie noch weiter treiben, als sie ihm die Wange zerkratzte und sein Blut durch die Gegend spritzte.   Aber Morlon packte ihren Körper und sie strampelte kreischend in seinen Armen, versuchte sich mit aller Gewalt loszureißen.   »Alaine??« Beide starrten zur Tür herüber und sahen Vincent dort stehen. »Was hat das zu bedeuten?!« Er rannte auf sie zu und befreite sie aus den Armen des Königs.   »Wie könnt Ihr es wagen, meine Nichte zu verletzen?!«, brüllte er aufgebracht.   »Ihr steht im Weg, alter Mann!« Morlon zog sein Schwert aus der Scheide und enthauptete Vincent mit so einer außergewöhnlichen Kraft, dass sein Kopf gegen die Wand klatschte und den halben Raum in Blut ertrank.   Alaine schrie auf, wollte ihrem Onkel zur Hilfe eilen, aber ihr Tier trieb sie an, zur Vernunft zu kommen und die Chance zu nutzen. Er wurde enthauptet! Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Sie griff nach dem Sessel und schmiss ihn gegen den König; er schlug so gewaltig mit dem Schwert danach, dass es feststeckte. Schleunigst rannte sie aus dem Zimmer, so schnell sie konnte, weit weg von diesem Mörder.   »Onkel ...«, weinte sie, aber sie konnte nicht zurück.   Sie musste Valnar retten.   *   Draußen konnte sie schon die Angriffe hören. Asran wurde von den Kriegern Iranis belagert, und als sie aus dem Fenster sah, konnte sie sehen, wie aus der Menschenstadt Rauch aufstieg.   »Nein ...« Alaine hielt sich den Mund. Es war zu spät für sie.   Das war alles ihre Schuld! Die armen Menschen ... völlig ungeschützt.   Aber sie konnte nicht zu ihnen; sie musste Valnar finden! Sie rannte aus dem Palast über die Mauer entlang, um von dort in eines der etlichen Türme zu gelangen. Es könnte jeder von ihnen sein, aber sie hatte keine Wahl, verzweifelte fast. Wenn er starb, würde sie sich das niemals verzeihen.   Plötzlich tauchten vor ihr die Krieger Iranis auf. Alaine drehte sich um, um zu fliehen, aber dort standen Weitere von ihnen.   Sie war völlig umzingelt und unbewaffnet.   »Euer Land ist dem Untergang geweiht. Gebt auf, Hohepriesterin.«   Das Tier pochte in ihrer Brust und sie schaute die Mauer hinunter. Wenn sie sprang, könnte sie sich retten, aber dann würde Valnar sterben.   Die Krieger schauten sie schon siegessicher an. Alaines Kleid und Haare wehten im Wind und in der Ferne schallte das Kriegsgeschrei, bis sie einen lauten Knall hörte und der Burghof anfing zu brennen. Weitere Schreie waren zu hören; Schwerter, die auf Schwerter prallten.   Eine Welle der Verzweiflung überflutete sie und Panik machte sich in ihr breit. Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Alles schien aussichtslos.   Wir können all das verhindern.   Alaine schloss die Augen, achtete nur auf die Präsenz ihres Kindes und des Tiers. Immer weiter nährte sich das Tier an ihrer Verzweiflung. Die Krieger kamen immer näher und das war der Moment, wo sie sich entschieden hatte.   »Valnar ...«, flüsterte sie schmerzerfüllt, dachte an ihr Kind und ihr Folk. »Es tut mir so leid, Vater.«   Sie fauchte und breitete die Arme aus. Die innere Stimme schürte ihre Wut, ließ sie immer größer werden und fing an, sich mit ihr zu vereinen. Alaines Tätowierung brannte und sie hielt es nicht auf. Ihr Verstand wurde mit Zerstörungswut überflutet; Hass und Zorn war alles, was sie kannte. Wie konnten sie ihr das nur antun? Alles, was ihr im Weg stand, musste sterben.   Die Feinde erkannten bereits, was passieren würde und versuchten zu fliehen.   Die Schmerzen wurden mit einem Mal unermesslich, sodass sie anfing zu schreien. Ihre Arme verlängerten sich und feuerrote bis gelbe und magenta Federn ragten aus ihnen hervor, so wie auf ihrem gesamten Körper, als er wuchs. Glühende Feuerrunen erschienen auf ihrem Federkleid; ihr Mund wurde ein langer Schnabel. Die Qual schoss durch all ihre Knochen und Muskeln, als sie größer und stärker wurden. Sie nahm nichts wahr, außer den Schmerz, und sie würde alles und jeden für ihr Leid büßen lassen.   Ein lautes Kreischen kam aus ihrem Rachen, als die Verwandlung vollendet war. Aus Instinkt schlug sie mit den Flügeln und Funken von Glut fielen an ihrem Leib herunter.   Unter ihr liefen die kleinen Vampire und das Tier wollte alles und jeden töten, egal ob Freund oder Feind. Alaine hatte keine Kontrolle mehr, ließ ihre innere Stimme sie leiten.   Aber sie ... sie musste sich wehren! Oder ... Nein! Jeder musste leiden! Alle waren schuld an ihrem Unglück! Sie öffnete ihr Maul und ein gigantischer Feuerstrahl schoss heraus, verbrannte hunderte Krieger Iranis'. Der Geruch von Tod trieb sie weiter an und sie schlug die kräftigen Flügel, um in den Himmel emporzusteigen, rammte ihre Klauen mit Leichtigkeit in einem der Türme und zerstörte ihn.   Töten! Wir müssen töten und FRESSEN! Blut soll fließen, aus welchem Leib auch immer!   Der Burghof stand halb in Flammen, während die Vampire versuchten zu flüchten. Die Trümmer des Turms landeten auf den Boden und vergruben viele von ihnen. Eine Aura breitete sich aus dem Körper des Phönixes aus und ihre Feinde fingen an zu husten und zu röcheln, fielen eins nach dem anderen zu Boden; selbst ihre eigenen Krieger wurden nicht verschont.   Jeder Tod wird unser Leid lindern.   Alaine glaubte alles, was das Tier ihr riet, tat alles, um sich zu retten. Niemand konnte ihr etwas anhaben! Niemand war so stark wie sie!   Der Palast ging in Flammen auf; der Tempel war längst vernichtet. Sie machte alles, was sie sah dem Erdboden gleich. Doch langsam machte sich die Erschöpfung breit. Das Tier hatte seine Zerstörungswut und Alaines Rachegelüste befriedigt, lechzte sich an den Geruch von Blut und Tod vieler Vampire und die Zerstörung der Gebäude.   Es war ein wahres Schlachtfeld, doch das Tier weigerte sich, zu sterben. Alaines Aura wurde immer schwächer, als sich die innere Stimme ihre Kraft nahm, um zu überleben. Klarheit machte sich wieder in ihrem Verstand breit.   Sie hatte ihren Geliebten verloren, sie hatte ihr Folk vernichtet, und sie und ihr Kind würden sterben.   Genauso wie ihr Vater.   So sehr hatte sie gehofft, sie hätte sich für einen Augenblick beherrschen können, um Valnar zu retten. Doch diese Verwandlung ... sie war wahrlich das Ende. Nun verstand sie, aber es war viel zu spät.   Der Phönix krachte auf einen der Türme und das Tier saugte weiter an ihrem Leben. Es fühlte sich an wie ein Ziehen an all ihren Knochen und Muskeln und sie keuchte, als drohte sie zu ersticken. Plötzlich bekam sie einen pochenden Schmerz in der Magengegend und ihr Körper verwandelte sich zurück.   Das Tier ließ komplett von ihr ab und umwickelte die Seele ihres Kindes. Sie flehte es an, dass es aufhören sollte, aber es gehorchte nicht.   Immer weiter nährte es sich, bis die Aura ihres Nachwuchses erlosch. Alaine heulte auf, fühlte, wie eine Blutlache sich unter ihr bildete, und sie atmete schwer.   Dann brach sie zusammen, rollte das Dach des Turms herunter. Sie versuchte sich noch festzuhalten, aber sie fiel hinab und krachte auf ein weiteres Dach. Für einen Augenblick verlor sie die Orientierung und stöhnte vor Schmerz.   Sie griff sich am Bauch und schrie auf, vor Schmerz und vor Trauer. Ihr Baby war fort; es hatte sich geopfert, um sie zu retten. Nun wurde ihr klar, wie gefährlich diese Verwandlung wirklich war, wie unglaublich stark. Es war kein Wunder, dass sie nie eine Lösung gefunden hatten, es zu kontrollieren. Das Tier war eine viel zu hohe Macht und seine Verwandlung benötigte die gesamte Lebenskraft eines Vampirs.   Und dieser Vampir war ihr Kind mit Valnar gewesen.   Überall war ihr Blut verteilt und der Geruch von Rauch füllte ihre Nase. Das Feuer kam immer näher.   Alaine zwang sich auf die Beine, auch wenn alles wehtat, und sie schaute sich um. So viel Zerstörung und Tod; das war alles ihr Verdienst gewesen.   »Ich ... ich wollte das nicht«, weinte sie, aber stockte dann, als sie ein Lachen aus dem nahe liegenden Turm hörte.   Sie kletterte mit letzter Kraft zurück hinauf. Konnte das sein? Hoffnung machte sich in ihr breit, trotz ihrer gesamten Lage, und sie versuchte, nicht an ihr Kind zu denken, an gar nichts. Nur noch an Valnar.   Hastig öffnete sie die Tür zum Turm und sah die blonden Haare von Molana, dann Valnar, der an einem Mast gekettet und voller Blut war.   »Alaine?! Du lebst! Wie ist das möglich?«, keuchte er, als er sie erblickte.   »Valnar!«, schrie Alaine, aber Molana stellte sich ihr in den Weg.   »Ihr!«, fauchte Alaine. »Lasst ihn gehen!«   »Ich weiß zwar nicht, wie ihr die Verwandlung überlebt habt, aber es ist schön Euch wieder zusehen«, knurrte Molana und ignorierte ihre Aufforderung.   »Alaine, verschwinde von hier«, hustete Valnar, aber das kam für sie überhaupt nicht infrage!   »Nicht ohne dich!«   »Süß«, lachte Molana. »Aber niemand wird hier lebend rauskommen. Heute werdet Ihr endlich für das büßen, was Ihr uns mit Euren Experimenten angetan habt, Hohepriesterin! Euer Schattenpriester hat schon dafür bezahlt! Und sein Blut war köstlich gewesen.«   Valnar schaute sie verwundert an. »Was? Was redet sie da?«   Tränen bildeten sich wieder in Alaines Augen. »Ich ... ich wollte es dir schon solange beichten. Es tut mir leid. Ich wollte das alles nicht.«   Molana kam näher und schubste sie. »Aber Ihr habt es getan! Ihr wolltet Gott spielen und habt uns alle verkrüppelt! Uns unsere Macht genommen und uns dann verbannt! Und Ihr seid nicht nur eine Schlächterin, nein! Ihr betrügt auch noch den Mann, dem ihr versprochen seid, mit einem unbedeutenden Krieger!«   Sie musterte Valnar. Blut lief an seinem Kopf herunter und er versuchte sich loszureißen. Alaine wollte ihn beschützen, aber sie wusste, wenn sie ihn Beachtung schenkte, würde Molana ihm noch mehr antun.   »Wir haben nur an machthungrigen Kriminellen wie Euch experimentiert!«, versuchte sie sich zu verteidigen. »Wir wollten die Verwandlung zum Wohle aller Vampire kontrollieren lernen!«   »Nächstes Mal nehmt Ihr am besten Euch selbst!«   »Das habe ich bereits ...«, flüsterte Alaine so leise, dass nur sie es hören konnte. Molana sprang wie aus dem Nichts auf sie zu und packte ihre Handgelenke. Fauchend versuchte Alaine sich zu befreien, beschwor ihr Tier.   Erst fühlte sie nichts, fand es nirgendwo in ihrem Inneren. Molana trat ihr in den Magen, sodass Alaine hustete und fast umkippte. Eine weitere Welle des Schmerzes machte sich in ihr breit; sie war so schwach und erschöpft, konnte keine Kraft mehr aufbringen.   »Alaine!«, rief Valnar ihr zu. Sie schaute ihn gerade noch an, als Molanas Faust schon ihr Gesicht traf und sie erneut zurücktaumelte.   Mit einem Knurren sprang sie auf Molana und dann schoss das Tier aus ihr hervor, gab ihr neue Stärke. Sie hielt ihre Widersacherin unter ihrem Gewicht fest, schlug ihr immer wieder ins Gesicht und fauchte vor Wut. Nur langsam pochte die innere Stimme im Einklang mit ihr und Molana schaffte es, sie von sich zu stoßen.   Aber statt Alaine weiter anzugreifen, sprang sie aus dem Fenster und flüchtete. Es war Alaine in diesem Augenblick egal! Sie musste Valnar hier rausbringen und rannte auf ihn zu, aber der Boden wackelte gefährlich und sie fiel mit einem Aufschrei hin, dann hörte sie etwas in der Nähe zusammenbrechen.   »Alaine! Geht es dir gut?«, rief Valnar ihr wieder zu. Sie stützte sich an der Wand ab und humpelte zu ihm herüber.   »Wir müssen hier raus!« Mit einem Ruck riss sie die Ketten aus der Wand heraus und sie lösten sich. Valnar nahm den Rest und schmiss ihn in die Ecke, griff Alaines Gesicht und küsste ihre Lippen. Ungeschickt erwiderte sie den Kuss und war so erleichtert, dass es ihm halbwegs gut ging.   Dann wieder ein Krachen. Valnar reagierte schnell und packte Alaine, dann sprang er aus der Tür hinaus.   Er blickte nach oben und sie tat es ihm gleich. Der Turm war kurz davor zusammenzubrechen.   »Halte dich gut fest!«, brüllte er, und sie gehorchte und klammerte sich an ihm. Er sprang runter aufs Dach und rannte so schnell er konnte davon.   Der Turm brach auseinander, stürzte auf das Dach und vernichtete es. Es verfehlte die beiden nur knapp. Die Wucht des Aufpralls war so stark, dass Valnar und Alaine einige Meter weit flogen und hart auf den Boden landeten.   Sie zitterte und öffnete wieder die Augen, sah, dass sie in Valnars Armen lag, der sie vor dem Sturz bewahrt hatte.   »Bist du in Ordnung?«, fragte sie und konnte den Schmerz in seinem Gesicht sehen, aber er nickte nur.   »Alles gut. Lass uns schnell von hier verschwinden.« Er stand auf und Alaine wollte es ihm gleich tun, aber dann zuckte sie schmerzerfüllt zusammen. Erst in dem Moment erinnerte sie ihr Körper wieder daran, was sie gerade durchgemacht hatten.   »Was ist los?« Valnar hielt sie fest, bevor sie umkippte.   »Die Verwandlung, sie-« Sie biss sich auf die Zähne, hatte Angst fortzufahren.   »Du ... du hast sie überlebt«, fügte er hinzu, dann rissen seine Augen weit auf. »Bitte Alaine, halte durch! Ich will dich nicht daran verlieren.«   Alaine sah die Todesangst in seinen Augen und fing an zu weinen.   »Es ist vorbei. Nur wegen unserem Kind ... Es hat mich beschützt. Es- es tut mir so leid, ich war schwanger, ich-« »Was?!«, stieß er fassungslos aus.   »Ich wusste nicht, dass das passiert, ich wollte dich retten! Ich- ich ...« Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte, wusste, welche Enttäuschung nun folgen würde. Es war alles so furchtbar schrecklich und sie war kurz davor komplett zusammenzubrechen.   Aber Valnar legte die Arme um sie, drückte sie fest an sich. Erst reagierte Alaine nicht, dann schmiegte sie sich an ihm, weinte völlig aufgelöst.   »Ich bin hier. Du bist nicht alleine«, flüsterte er immer und immer wieder, küsste ihr Gesicht. »Wir werden das gemeinsam überstehen.«   Sie nickte ihm zu, während sie Asran beobachtete. Überall lagen Leichen von beiden Seiten; ihr Feuer zerstörte fast alles, was ihr etwas bedeutet hatte.   Alaine konnte sich nicht vorstellen, dass sie diese Zerstörung jemals wiedergutmachen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)