Ich wollte niemals von euch fort von OmShantiOm ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Spielt im Jahr 17 vor Zeitrechnung Erschöpft sank Kasumi auf die Knie und atmete schnell. Ihr Gesicht wurde von zwei Strähnen ihres kinnlangen schwarzen Haares verdeckt, das sie im Nacken kurz trug. „Ich glaube wir sollten unser Training für heute beenden“, sagte der Junge, der vor ihr stand. Erschöpft hob sie den Kopf und schaute ihn mit einem halb geöffneten Auge an. „Ich versteh nicht, wieso du ruhig bist, während ich gerade am sterben bin!“ Kasumi ließ sich auf die Seite fallen und gab einen röchelnden Laut von sich. Kurz zuckte es um die Mundwinkel ihres Trainingspartners. „Das liegt wohl am Alter“, erwiderte er ruhig und setzte sich neben sie. „Ja, weil du ja auch so alt bist“, spottete das Mädchen und blickte ihn an. Hatake Kakashi. Ihr bester Freund und der beste Trainingspartner, den man sich wünschen konnte. Mit ihm an ihrer Seite würde sie noch groß rauskommen. Sie würde ihrem Vater beweisen, was in ihr steckte. Eine Weile saßen sie schweigend beisammen und beobachteten den – sich im Sonnenuntergang verfärbenden – Himmel. „Sag mal, Kasu“, fing Kakashi an. „Hm?“, erwiderte Kasumi träge. Sie war halb eingeschlafen. „Musst du nicht langsam nach Hause?“ „Ah." Mit einem Schrei setzte sie sich auf. „Warum hast du denn nicht früher etwas gesagt?“, rief sie entsetzt und starrte auf den dunkelblauen Himmel, an dem die Sonne noch ein paar Wolken in Rot- und Gelbtönen anstrahlte. Kakashi zuckte schweigend mit den Schultern und als Antwort darauf gab Kasumi ihm eine Kopfnuss. „Du bist Schuld, wenn ich morgen nicht zum Training kommen kann“, rief sie ihm zu, während sie über die Wiese nach Konoha rannte. Kakashi rieb sich nachdenklich den Kopf und schaute ihr lange hinterher. ~. . . ~ Kasumi lief durch die verlassenen Straßen des Viertels, welches der Uchiha-Clan bewohnte. Da es am Rand von Konoha lag, musste sie das ganze Dorf durchqueren. In der Zwischenzeit war es ganz dunkel geworden und die ersten Sterne zeigten sich am Himmel. In einzelnen Häusern brannte bereits Licht. Sie beeilte sich noch ein bisschen mehr. Sie wusste, es würde heute Abend Ärger geben, weil sie spät nach Hause kam. Vorsichtig stieß sie das große Holztor auf und betrat die Gartenanlage, die sich rund um das Haus zog. Kasumi schloss das Tor hinter sich und zuckte zusammen, als es leise und gequält quietschte. Einige Sekunden verharrte sie, dann atmete sie erleichtert aus. Eventuell hatte sie Glück und ihr Vater war noch nicht zu Hause, denn dann konnte sie behaupten, dass sie die ganze Zeit in ihrem Zimmer gewesen war. Die Steinpagoden am Wegesrand waren beleuchtet. Wahrscheinlich hatte ihre Mutter das für sie getan. Geschwind lief sie über den schräg verlaufenden Steinpfad, der das Gartentor mit dem Hauseingang verband, auf die Veranda zu. Links neben ihr lag der gewaltige Teich mit den großen Steinen und seinen alten Kiefern, die sich verkrüppelt über das Wasser beugten. Gerade war der Mond aufgegangen und spiegelte sich im Wasser des Teiches. „Da bist du ja, Kasumi! Wo warst du so lange?“ Erschrocken schaute das kleine achtjährige Mädchen auf. „Ich war trainieren, Vater“, antwortete Kasumi leise. „Mit wem?“, wollte er wissen. „Mit Hatake Kakashi.“ Uchiha Fugaku runzelte missbilligend die Stirn. Er sah es nicht gern, wenn seine Tochter mit diesem Hatake-Bengel zusammen war. Auch, wenn sie trainierten. Allerdings ging er heute nicht näher darauf ein. Er trat aus dem Schatten einer Kiefer und blieb mit verschränkten Armen vor seiner Tochter stehen. „Geh ins Haus und hilf deiner Mutter“, sagte er streng. „Hai, Vater“, murmelte Kasumi leise, denn ihr Vater machte ihr Angst. Bevor sie das Haus betrat, zog sie sich im ungedielten Vorflur ihre Schuhe aus und legte die Tasche auf einen kleinen Schrank. Über zwei Stufen betrat sie das Vorzimmer mit seinen Strohmatten und öffnete die Schiebetüren aus mit Papier bespannten Holzrahmen. Dann ging sie mit nackten Füßen über den Korridor zu ihrer Mutter in die Küche. Der Holzfußboden dort war durch jahrelanges Laufen glatt. „Kasumi, da bist du ja.“ Mikoto machte sich die Hände an der Schürze sauber, während sie sich lächelnd zu ihrer Tochter umdrehte und vor ihr in die Hocke ging. „Wie war dein Tag, Schatz?“ Sie drückte Kasumi an sich. „Mutter! Nicht doch! Ich bin doch schon Genin“, rief die Kleine empört. „Na und?“, entgegnete Mikoto und kitzelte sie. „Du bist immer noch mein kleines Mädchen.“ Kasumi kicherte und versuchte zu entkommen. Plötzlich stutzte sie und lauschte. Sie hörte Babyweinen. „Oh. Itachi ist wach geworden. Ich schaue nach ihm. Ruh du dich aus, Mutter. Ich kümmere mich gleich um das Essen.“ Kasumi ging ins Wohnzimmer wo Itachi in seinem Bettchen lag und schrie. Dabei fuchtelte er mit seinen kleinen Fäustchen wütend in der Luft herum. „Hallo, otouto-chan.“ Sie beugte sich über die Wiege und strich ihrem kleinen Bruder über die noch schlafwarme Wange, bevor sie ihn hochnahm und ihn behutsam in ihre Arme legte. „Ich glaube dein Bruder hat Hunger“, meinte ihre Mutter, nahm ihn ihr ab und setzte sich auf ein Sitzkissen. Während sie Itachi fütterte, musterte sie ihre Tochter liebevoll. „Und, was hast du heute gemacht?“ „Ich habe heute mit Kakashi trainiert“, antwortete Kasumi vage, während sie im Zimmer hin und her huschte und aufräumte. „Oh, lass das nicht deinen Vater hören“, meinte ihre Mutter besorgt. Kasumi seufzte. „Er weiß es bereits!“, erwiderte sie resigniert. „Was hat er denn nur gegen Kakashi?“, rief sie plötzlich aufgebracht. „Er ist mein bester Freund. Außerdem ist er schon Chunin!“ Mikoto seufzte leise und strich Itachi eine Strähne aus dem kleinen Gesicht. Schließlich sah sie ihre Tochter an. Kasumi stand mit geballten Fäusten da und ihre Augen funkelten wütend. Dann sagte Mikoto leise: „Sein Vater, Hatake Sakumo, stellte das Leben seiner Kameraden über den Missionserfolg. Es gelang ihm zwar, diese zu retten, aber seine Mission scheiterte. Was zur Folge hatte, dass viele Menschen starben. Die Konsequenz daraus war, dass er von allen Menschen in Konoha verspottet und verleumdet wurde. Sogar von denen, die er gerettet hatte. Mit dieser Situation konnte Sakumo nicht umgehen und er nahm sich das Leben.“ Kasumi stand da wie erstarrt. „Armer Kakashi“, flüsterte sie und hatte Tränen in den Augen. „Aber was hat das mit ihm zu tun, Mutter?“ „Sakumo war das Oberhaupt des Hatake-Clans und er brachte damit Schande über seine Familie. Diese Bürde liegt jetzt auf seinem Sohn.“ Nachdem Mikoto sich erhoben hatte, legte sie Itachi zurück in seine Wiege. „Du darfst niemals Schande über deinen Clan bringen. Hast du mich verstanden, Kasumi?“, fragte sie eindringlich. „Ja, Mutter“, antwortete sie leise und senkte den Kopf. Niemals, niemals in ihrem Leben würde Kasumi ihren besten Freund im Stich lassen, schwor sie sich stumm. Und für einen kurzen Moment blitzte zum ersten Mal ihr Sharingan mit einem Tomoe auf. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- 3 Jahre später In dem dichten Wald, der Konohagakure umgab, sprang die elfjährige Kasumi hoh in der Luft über die Äste. Ihre schulterlangen Haare wehten hinter ihr her und nur das Stirnband ihres Heimatdorfes verhinderte, dass ihr die Haare ins Gesicht fielen, als sie den Kopf suchend drehte. Wo steckte er bloß? Schnell sah sie sich im Dickicht um, als sie auf dem dicken Ast einer mächtigen Buche stand. Dank ihres Sharingans sah sie plötzlich hinter sich mehrere Shuriken fliegen. Sie konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und drei davon trafen sie in den Rücken, so dass sie durch den Schwung des Einschlages durch das Geäst geschleudert wurde. Plötzlich tauchte Kakashi neben ihrem reglosen Körper auf, der auf dem Boden lag. „Du bist erledigt, Kasumi“, sagte er zufrieden, wich aber erschrocken zurück, als anstelle Kasumis ein Baumstamm erschien. „Mist“, murmelte er. „Das Kawarimi no Jutsu in Kombination mit dem Henge no Jutsu.“ „Denkst du, ich mache es dir so einfach?“, lachte Kasumi vergnügt, die auf einem Ast weit über ihm stand. Kakashi musterte sie. Ihre Augen trugen das Sharingan mit zwei Tomoe pro Auge, indes sie in einem schwarzen ärmellosen Trägerkleid – das bis zu den Hüften geschlitzt war – am Stamm lehnte. Darunter trug sie eine ebenfalls schwarze kurze Hose, das rechte Bein war bandagiert und hatte ein Shurikenholster am Oberschenkel. Ihre Füße steckten in normalen Sandalen. An der Hüfte trug sie rechts und links ebenfalls zwei Taschen. Außerhalb seines Blickfeldes prangte das Wappen ihre Clans auf dem Rücken ihres Kleides. „Glaub bloß nicht, dass das schon alles war“, warf er angriffslustig ein. „Du willst mich besiegen? Dann zeig, was du kannst“, forderte Kakashi sie heraus. Sofort ging Kasumi in den Angriff über, öffnete ihre Tasche, fischte ein paar Shuriken heraus und warf sie gezielt nach ihm. Aber Kakashi wich ihnen spielend aus. Er formte schnell die Fingerzeichen für das Ayatsuito no Jutsu und sofort schossen extrem dünne Drahtseile um Kasumi und fesselte sie fest an dem Stamm. Doch Kasumi lächelte nur leicht und benutze die Technik des Körperflimmers bevor sie ihre Hände nicht mehr bewegen konnte. Kakashi löste das Jutsu auf und machte sich an die Verfolgung. Er rannte schnell über den bemoosten Waldboden, sprang über große hervorstehende Wurzeln und stürmte blinzelnd ins grelle Sonnenlicht. Kurz kniff er die Augen vor der Sonne zusammen, bevor er Kasumi über die flach abfallende Wiese folgte und sie schließlich auf dem Fluss einholte. „Das wird dein Ende sein, Kakashi“, schnaufte sie und fing an die Fingerzeichen für das Katon: Goryuka no Jutsu zu machen, während gleichzeitig Kakashi anfing, die Fingerzeichen für das Wasserdrachengeschoss zu bilden. Kasumi verschoss einen Feuerball aus ihrem Mund, der die Form eines Drachenkopfes hatte, während Kakashi seinen Wasserdrachen auf sie losließ. Beide Drachen prallten zusammen und rangen miteinander. Schließlich besiegte Kakashis Jutsu den Feuerdrachen und es bildete sich eine riesige Nebelwand. Feine Wassertröpfchen blieben an Kasumis Haaren und Wimpern hängen. Hektisch blickte sie sich um. Verdammt, aus welcher Richtung würde Kakashi sie nun angreifen? Plötzlich spürte sie ein Kunai am Hals. „Nicht schlecht für ein elfjähriges Mädchen“, sagte er und man hörte die Belustigung aus seiner Stimme. Kasumi erstarrte. „Für einen elfjährigen Chunin, bitte!“, ereiferte sie sich. „Wie auch immer. Du hast verloren, dein Chakra ist verbraucht.“ Der Wassernebel hatte sich in der Zwischenzeit aufgelöst und Kasumi drehte sich empört um. Während Kakashi ungerührt sein Kunai von ihrem Hals nahm und in das Holster an seinem Bein steckte hörten sie auf einmal Klatschen. Beide drehten sich überrascht um. Sie waren so vertieft in ihren Kampf gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatten, dass noch jemand anwesend war. Der Sandaime Hokage Sarutobi Hiruzen trat aus dem Schatten der Bäume und ging den leichten Hang bis zum Ufer hinab. „Ui. Der Hokage!“, flüsterte Kasumi ehrfurchtsvoll und versteckte sich halb hinter ihrem Freund, während sie sich an seine Weste krallte. „Was er wohl von dir will?“, fragend blickte sie Kakashi an. Dieser aber ging – unbeeindruckt von ein paar kleineren Wellen – über den Fluss, sprang auf ein paar Gesteinsbrocken und schließlich ans Ufer. Kasumi beeilte sich ihm zu folgen, hielt sich aber lieber im Hintergrund. „Ich bin beeindruckt“, bemerkte der Hokage. „Danke, Hokage-sama." Kakashi verbeugte sich leicht, während der Sandaime näher kam. „Ich bin beeindruck“, wiederholte er und schwieg einen kurzen Moment bedeutsam. „Von euch beiden!“ Schließlich bedeutete er Kasumi näher zu kommen. Sie hielt sich immer noch hinter Kakashi versteckt und zögerte vorzutreten, aber ihr bester Freund gab ihr einen sanften Schubs. „Du bist doch Uchiha Kasumi, richtig? Die Tochter von Fugaku.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage des Hokage. Kasumi nickte schüchtern, immerhin stand sie vor dem mächtigsten Mann im Dorf. Plötzlich besann sie sich ihrer guten Erziehung und hauchte ein leises: „Ja.“ „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Hiruzen lächelte sie freundlich an. „Ich würde mich gerne etwas ausgiebiger mit dir unterhalten. Würdest du mich ins Dorf zurückbegleiten?“ Sie zögerte einen Moment und blickte zweifelnd und unsicher zu Kakashi hinüber. „Geh nur“, ermunterte er sie. „Ich trainiere noch etwas und treffe mich dann noch mit Minato-sensei.“ Mit diesen Worten drehte er sich um verschwand im Wald. Eine Weile blickte Kasumi noch hinter Kakashi her, drehte sich dann aber wieder um und lief neben dem Hokage hinunter ins Dorf. Hiruzen zündete sich seine Pfeife an und schob seinen Hut etwas weiter ins Gesicht, damit ihn die Sonne nicht so blendete. Danach verschränkte er die Hände hinter dem Rücken und paffte für eine Weile schweigend an seiner Pfeife. „Ich bin wirklich von deinen Fähigkeiten beeindruckt. Du kannst ein paar sehr mächtige Jutsus für dein Alter“, fing er endlich das Gespräch an. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Verblüfft schaute Kasumi auf, konnte aber den Gesichtsausdruck des Hokage nicht erkennen. „Vielen Dank, Hokage-sama. Ich trainiere sehr hart“, gab Kasumi zu. „Deine Senseis halten dich auch für eine sehr begabte Kunoichi.“ Hiruzen schritt langsam über den unebenen Weg voran. Bei seinen letzten Worten blieb das junge Mädchen verblüfft stehen und runzelte die Stirn. „Was wollt ihr mir damit sagen, Hokage-sama?“ Sie rannte hinter ihm her und hatte ihn schnell wieder eingeholt. „Ihr seid doch aus einem bestimmten Grund hier.“ Der Sandaime lachte leise. Sehr pfiffig. „Ja, ich bin aus einem sehr bestimmten Grund zu euch beiden raus gekommen. Ich habe mit deinem Sensei gesprochen, ich habe mit Mitgliedern der ANBU gesprochen und mit deinem Vater.“ Er hielt an und schwieg einen Moment. Schließlich blickte er Kasumi direkt an. „Und jetzt mit dir, Kasumi.“ Kasumi verstand nicht worauf der Hokage hinaus wollte. Erwartungsvoll sah sie ihn an. „Ich will, dass du ein Mitglied der ANBU-Einheit wirst.“ Ihr war es als hallte dieser Satz laut nach. ‚Ich will, dass du ein Mitglied der ANBU-Einheit wirst. Ich will, dass du ein Mitglied der ANBU-Einheit wirst. Ich will, dass du ein Mitglied der ANBU-Einheit wirst.' „Ein ANBU?“ Sie keuchte entsetzt auf. „Ich? Aber ...“ Plötzlich hallten die Worte ihrer Mutter ihr im Kopf. ‚Du darfst niemals Schande über deinenClan bringen. Hast du mich verstanden, Kasumi?' Und wie vor drei Jahren flüsterte sie auch jetzt: „Ja, Mutter.“ „Du hast erfolgreich deine Prüfung zum Chunin bestanden und hast somit die Möglichkeit ein Mitglied zu werden.“ Er schwieg einen Moment und klopfte nachdenklich seine Pfeife auf einem Stein aus. „Ich frage dich hiermit, wirst du – Uchiha Kasumi – mein Angebot annehmen und ein Mitglied der ANBU-Einheit werden?“ Kasumi schwieg eine Zeit lang, während sie dabei war, das Für und Wider abzuwägen. Mit „Es ist mir eine große Ehre, Hokage-sama“, nahm sie sein Angebot ruhig an. Innerlich schrie sie jedoch auf. Was ist mit mir? Ich bin doch noch ein Kind. Aber das zählte nicht, der dritte Ninja-Weltkrieg hatte längst begonnen. Hiruzen nickt zufrieden. Er war erleichtert das Kasumi zugestimmt hatte. Da es Konoha an militärischen Ressourcen fehlte, mussten im Zuge dieses Konfliktes viele junge Ninjas zu Chunin oder Jonin befördert werden und er war froh, in ihr eine so talentierte Kunoichi zu haben. Schweigend gingen sie weiter und erreichten bald darauf das Dorf. Unterwegs wurden sie immer wieder von den Dorfbewohnern angesprochen, die sich freuten den Sandaime Hokage zu sehen. Der alte Mann nahm sich für jeden Zeit und hatte ein paar nette Worte für die Menschen um ihn herum, schließlich aber kamen sie an der Residenz des Hokage an. Kasumi staunte nicht schlecht über das gewaltige Gebäude. Sie hatte die Residenz immer nur von Weitem gesehen, aber drinnen ... drinnen war sie noch nie gewesen. Hiruzen führte sie nicht hoch in sein Büro, sondern hinab in die unterirdischen Räume. Dort warteten schon drei ANBU auf sie. Kasumi stand zögernd in der offenen Tür und starrte in den dunklen Raum vor ihr. ‚Du darfst niemals Schande über deinen Clan bringen.', hallte es in ihrem Kopf. Entschlossen reckte sie das Kinn vor und ging auf die drei Männer zu. Einer von ihnen bedeutete ihr, sich in der Mitte des Raumes auf einen Stuhl zu setzen. Dann verschwanden sie in der Dunkelheit. Einzig der Stuhl auf dem Kasumi saß wurde von einer Lampe erhellt. Plötzlich ertönte aus den Schatten eine Stimme und zählte ihre Fähigkeiten auf. „Deine Stärke liegt im Ninjutsu. Du kannst die gängigen E-Rang Jutsus wie Henge no Jutsu, Kawarimi no Jutsu und Bunshin no Jutsu aber auch Kage Bunshin no Jutsu was ein B-Rang Jutsu ist. Ist das soweit richtig?“ Kasumi nickte schweigend. Sie fragte sich warum er all ihre Jutsus aufzählte. Sie kannte sie doch selbst. „Des Weiteren die folgenden Katon Jutsus“, ertönte plötzlich eine andere Stimme hinter ihr. Erschocken drehte sie sich nach der körperlosen Stimme um, sah aber niemanden. „Katon: Gokakyu no Jutsu, Katon: Hosenka no Jutsu und Katon: Ryuka no Jutsu. Alle drei C-Rang Jutsus sowie das Katon: Goryuka no Jutsu ein B-Rang Jutsu.“ Die körperlose Stimme verstummte. Es war ja kein Wunder das sie die Katon Jutsus beherrschte. Das war die Spezialität ihres Clans. „Weiterhin sind deine Fähigkeiten in Taijutsu sehr gut und in Genjutsu beachtlich, dank deines Sharingans. Du wirst somit in den Rang eines Jonin erhoben und Mitglied der ANBU. Du unterstehst dem direkten Befehl des Hokage und deines Teamleaders. Fürs Erste wirst du ein ANBU-Lehrling sein und verstärkt an deinen Fähigkeiten arbeiten und neue Jutsus lernen. Solange bis wir der Meinung sind, dass du ein ANBU wirst.“ Die dritte Stimme verstummte wieder. „Jetzt strecke deinen linken Arm aus. Ich werde dir das Zeichen der ANBU aus Konohagakure eintätowieren.“ Einer der drei ANBU trat aus der Dunkelheit und brachte einen Tisch mit diversen Utensilien. „Streck deinen Arm aus“, wies er Kasumi an und fügte dann hinzu: „Es wird weh tun.“ „Ist schon in Ordnung“, murmelte sie und beobachtete, wie er alles vorbereitete. Als er mit dem ersten Stich anfing, schossen ihr die Tränen in die Augen. Nein, sie durfte nicht weinen. Entschlossen blinzelte sie sie weg und blickte starr geradeaus. Trotzdem rannen sie ihr vereinzelt über die Wange. Während der ganzen Prozedur gingen ihr die Worte ‚Du darfst deinem Clan keine Schande machen.' ‚Du darfst deinem Clan keine Schande machen.' ‚Du darfst deinem Clan keine Schande machen.' durch den Kopf. Als der ANBU fertig war, prangte ein verschlungenes Symbol auf ihrem Arm. „Es wird noch ein paar Tage empfindlich sein. Du solltest das Zeichen verbergen, am besten mit deinem Stirnband.“ Kasumi nahm ihr Stirnband ab und drehte es unschlüssig hin und her, schließlich legte sie es mit dem Symbol Konohas auf das ANBU-Zeichen und befestigte es. Als sie wieder aufblickte, war der ANBU verschwunden und der Hokage stand vor ihr. „Es ist spät geworden, Kasumi. Du solltest jetzt heimgehen, denn morgen wird ein anstrengender Tag. Morgen wirst du einem ANBU-Mitglied zugeteilt, der dich trainieren und dir neue Jutsus beibringen wird. Aber bevor du gehst, werde ich dir noch etwas mitgeben.“ Und mit diesen Worten überreichte der Hokage ihr eine Weste und Armschienen sowie die Maske und ein Katana. „Danke, Hokage-same.“ Sie verbeugte sich vor ihm und nahm das Bündel entgegen. „Dein Sensei wird Tora sein. Komm im Morgengrauen an den Trainingsplatz drei. Er wird dich dort erwarten. So, nun lauf aber nach Hause mein Kind.“ Kasumi verbeugte sich erneut vor ihrem Hokage und machte sich auf den Weg nach Hause. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Es war dämmrig, als sie schließlich zu Hause ankam. Schweigend schloss sie das Tor hinter sich und drehte sich um. Ihr Vater wartete schon auf sie. Fugaku nickte seiner Tochter wortlos zu. Er war stolz auf sie, konnte es aber ihr gegenüber nicht zeigen. Mir ihrer Hilfe konnte der Clan seiner misslichen Lage wirklich entgehen und seinen Einfluss noch erhöhen. Sie würden einen Putschversuch starten und die Kontrolle über Konoha übernehmen, um wieder mehr Ansehen und Macht zu bekommen. Mit Kasumi in den ANBU-Reihen konnten sie die Führungspositionen in Konoha bespitzeln und den Staatsstreich vorbereiten um den Sandaime Hokage zu stürzen und die Machtstrukturen in Konoha zu ihren Gunsten zu verändern. „Du bist jetzt also ein ANBU-Mitglied“, sprach er sie an. „Ja Vater.“ „Sehr gut.“ Kasumi schien es, als wollte er noch etwas hinzufügen, aber in dem Moment erschall ein freudiges Quietschen. „Onee-san!“, rief der kleine Itachi und rannte aus dem Haus und auf Kasumi zu. Er hielt ihre Beine umklammert, während er mit großen Augen zu ihr aufsah. „Trainierst du mit mir?“ „Verzeih mir Itachi, ein anderes Mal“, erwiderte Kasumi und tippt ihm auf die Stirn. „Heute nicht mehr, es ist schon spät. Morgen, versprochen.“ Itachi nickte enttäuscht, rannte dann aber wieder ins Haus. „Du verwöhnst ihn zu sehr.“ Fugaku stand mit vor der Brust verschränkten Armen neben seiner Tochter und schaute seinem Sohn hinterher. Seine Worte klangen fast missbilligend. Kasumi richtete sich auf. Und du zu wenig, dachte sie. Schweigend ging sie ins Haus und zogen sich im Flur die Schuhe aus. Kasumi öffnete gerade die Schiebetür, als sie auch schon freudig von ihrer Mutter begrüßt wurde. „Kasumi!“, rief sie strahlend. „Ich bin ja so stolz auf dich. Jetzt wird sehr viel hartes Training auf dich zukommen.“ Kasumi erwiderte die Umarmung und presste ihr Gesicht ganz fest an ihre Mutter. Einen kurzen Moment der Schwäche gönnte sie sich, bevor sie sich schließlich wieder aufrichtete. „Ich hab Hunger.“, sagte sie und versuchte zu grinsen. „Dann komm. Itachi sitzt auch schon. Ich hole nur noch deinen Vater.“ „Nicht nötig. Ich bin schon da“, ertönte die ruhige Stimme von Fugaku. Das Abendessen war eine schweigsame Angelegenheit, nur unterbrochen von Itachis fröhlichem Geplapper. Schließlich legte Kasumi die Stäbchen neben ihre leere Schüssel. „Ich bin müde. Ich würde gerne schlafen gehen.“ „Geh nur“, beantwortete ihre Mutter Kasumis unausgesprochene Frage. „Ruh dich für morgen aus.“ „Danke.“ Kasumi stand auf und räumte ihre Sachen weg. „Gute Nacht Vater, Mutter.“" Sie ging um den Tisch herum. „Gute Nacht, Itachi“", sagte sie und kniff ihm liebevoll in die Wange. „Gute Nacht, onee-san.“ Kasumi trat auf den Flur und schloss hinter sich wieder die Schiebetür. Sie ging in ihr Zimmer und stand eine Weile unschlüssig da. Schließlich öffnete sie die Schiebtür zur Veranda und trat hinaus. Erschöpft schloss sie die Augen. Es war ein kräftezehrender Tag gewesen. Ihr linker Arm schmerzte immer noch und sie spürte ein unangenehmes Pochen dort. Schließlich öffnete sie ihre Augen einen Spalt und starrte blicklos vor sich hin. Erst als sie den Ruf eines Nachtvogels hörte, kam sie wieder zu sich. Sie sprang von der Veranda hinab und störte sich nicht an dem Kies, der sich in ihre nackten Fußsohlen bohrte. Nach wenigen Schritten war sie am Teich und kniete sich in das feuchte Gras. Sie schaute sich die Maske der ANBU, die einer Kitsune, zum ersten Mal richtig an. Vorhin beim Hokage hatte sie nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen. Schließlich setzte sie sich die Maske auf und blickte in ihr Spiegelbild. Sie kam sich damit richtig komisch vor. Als ob da jemand Fremdes aus dem Wasser zu ihr aufsehen würde. Die Maske verdeckte ihr gesamtes Gesicht und leuchtete hell im Mondlicht. Nur ihre Haare fielen ihr jetzt ungehindert über die Schultern, während sie unbewegt auf die ruhige Wasseroberfläche blickte. Jetzt war sie also ein ANBU-Lehrling. Was sollte sie noch alles tun? Kasumi seufzte frustriert auf. Sie wollte doch nur ein Kind sein, so wie all ihre Freunde auch. Doch Kindereien, welcher Art sie auch immer sein mochten, würde ihr Vater niemals dulden. Deswegen musste sie ihr Verlangen nach Freiheit tief in ihrem Herzen vergraben. Sie musste groß sein. Stark und erwachsen. Nur, um es ihm eines Tages recht machen zu können. Was auch immer sie das kosten würde. Nach einer Weile nahm sie die Maske wieder und stand auf. Sie klopfte sich kurz etwas Schmutz ab, bevor sie wieder die Veranda betrat und in ihr Zimmer ging. Dort schob sie die Fensterläden aus Holz vor, bevor sie die Schiebetüren schloss. Dann machte sie das Licht an, holte sich ihr Futon aus dem Wandschrank und legte die Schlafunterlagen auf die Strohmatten, darüber breitete sie die Bettdecke aus. Dann zog sie ihr Nachtgewand, einen weißen schlichten Kimono mit verstärktem Kragen, an und kniete sich auf den Fersen sitzend vor den kleinen Altar. Drinnen standen eine kleine Buddhastatue und eine Totentafel. Sie stellte etwas grünen Tee und Reis davor, zündete ein Räucherstäbchen an und betete. Schließlich erhob sie sich wieder, löschte das Licht und legte sich schlafen. Unruhig warf sie sich hin und her. Was sollte sie morgen nur Kakashi sagen? Wie würde er darauf überhaupt reagieren? ~. . . ~ „Mist“, murmelte Kasumi. Sie war so was von spät dran. Ihr Training mit Tora-sensei hatte viel länger gedauert als gedacht und nun kam sie zu spät zu ihrem Treffen mit Kakashi. Kasumi lächelte. Tora-sensei war zwar ein strenger, aber sehr guter Lehrer. Innerhalb eines Tages hatte sie mit Hilfe ihres Sharingans das Kanashibari no Jutsu gelernt. Und zwar an ihrem Sensei selbst. Erst konnte sie ihn nur über eine kurze Distanz lähmen und aus dieser konnte er sich befreien, aber am Ende des Tages beherrschte sie dieses Jutsu perfekt. Tora-sensei konnte sich über eine mittlere Reichweite nicht mehr befreien und sie musste erst dieses Jutsu lösen. Während sie über die Dächer Konohas sprang sah sie in den Himmel. „Oh, man. Kakashi wird wieder genervt schauen“, murmelte Kasumi und beeilte sich noch mehr. Da vorne war schon die große alte Eiche. Kräftig stieß sie sich vom letzten Haus ab und landete federnd auf dem weichen Gras. Dabei fielen ihre Haare wirr auf die Schultern. Schnell rannte sie den Hang hinauf und blieb heftig atmend, mit auf die Knie gestemmten Händen, stehen. Kakashi lehnte am Stamm und sah auf. „Du bist zu spät“, bemerkte er, aber Kasumi winkte nur ab und rang nach Atem. „Was ist diesmal deine Ausrede?“ „Na hör mal!“, schnaufte sie und richtete sich auf. Dabei strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. „Ich bin doch nicht Obito!“ Kasumi ging langsam auf und ab, um wieder zu Atem zu kommen. „Ihr gehört aber zum selben Clan“, entgegnete er unbeeindruckt. Sie streckte ihm die Zunge heraus. „Baka!“ Kakashi beobachtete sie aufmerksam. Kasumi sah heute irgendwie anders aus als sonst. Er musterte sie, während sie vor ihm auf und ab ging. Was war es nur? Plötzlich blieb sein Blick auf ihrem Stirnband hängen. Verwundert runzelte er die Stirn. „Ich glaube ich muss dir gratulieren“, murmelte er. „Was meinst du?“ Kasumi blieb vor ihm stehen. Kakashi zeigte nur auf ihr Stirnband und meinte trocken: „Du solltest darauf achten, dass das ANBU-Zeichen nicht sichtbar ist.“ Schnell blickte sie auf ihren Arm. Tatsächlich war der untere Bogen zu sehen. Sie versuchte es zu richten, aber er stieß sich vom Baumstamm ab, trat hinzu und öffnete den Knoten, damit er das Band neu befestigen konnte. „Soviel zur Geheimhaltung!“, nuschelte Kasumi frustriert. „Aber damit hat sich auch mein Problem erledigt.“ Sie grinste ihn frech an. Kakashi zog fragen eine Augenbraue hoch. „Nun ja, ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte.“ „Du weißt schon, dass es ein Geheimnis ist, wer die Mitglieder der ANBU sind?!“, belehrte er sie, während er den Knoten festzog. „Ich weiß!“ Sie winkte unwirsch ab und legte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen ins Gras. „Aber du bist mein bester Freund, ich habe keine Geheimnisse vor dir.“ Kasumi beobachtete die vorbeiziehenden Wolken am Himmel und bemerkte nicht, wie rot Kakashi bei ihren Worten geworden war. Er setzte sich neben sie. „Dann brauchst du mich also nicht mehr“, stellte er fest. Kasumi setze sich abrupt auf und starrte ihn entsetzt an. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kasumis schwarzen Augen waren schreckgeweitet. „Natürlich brauche ich dich!“, rief sie entsetzt aus. „Wir sind doch Freunde!“ „Ich meinte zum trainieren!“, berichtigte er sie. Kasumi seufzte erleichtert und legte sich wieder hin. „Es ist mir egal, was wir machen, Hauptsache wir verbringen Zeit miteinander.“ Schweigend saßen sie zusammen und beobachteten, wie die Sonne unterging. Schließlich richtete Kasumi sich auf und wandte sich an Kakashi. „Ich muss jetzt gehen. Ich habe gestern Itachi versprochen, mit ihm zu trainieren.“ „Ich begleite dich.“ Kakashi stand auf und reichte ihr die Hand. Kasumi nahm sie, runzelte aber besorgt die Stirn, während er sie hochzog. „Kakashi, mein Vater ...“, fing sie an, aber er unterbrach sie. „Natürlich nicht bis nach Hause!“, erwiderte er fast bedauernd, aber ihr Lächeln entschädigte ihn dafür. „Na, dann bin ich ja erleichtert. Ich dachte schon ich müsste mir Sorgen machen“, neckte sie ihn. Langsam gingen sie durch das abendliche Konoha. Die Ladenbesitzer räumten ihre Ware weg und schlossen die Läden. Ein paar Hunde querten ihren Weg, aber ansonsten war es richtig friedlich. Man konnte sich gar nicht vorstellen, dass vor den Toren Konohagakures ein Krieg tobte. Kakashi blieb an der Wegkreuzung unter einer Lampe stehen. „Na dann“, fing er an. „Gute Nacht, Kasumi.“ „Bleibt es bei morgen?“, wollte sie wissen. Kakashi schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir leid. Morgen bin ich mit Minato-sensei, Rin und Obito auf einer Mission.“ „Schade.“ Kasumi schaute traurig. „Pass auf dich auf, ja? Und grüß mir Obito.“ „Mach ich“, nickte Kakashi. „In fünf bis sechs Tagen bin ich wieder da.“ Er winkte zum Abschied und ging weiter, die Hände schob er in die Hosentaschen. Kasumi schlug den anderen Weg ein und ging bald darauf durch den Torbogen, der das restliche Konoha vom Uchiha-Viertel trennte. „Hallo Oba-san. Hallo Oji-san.” Sie begrüßte Uchiha Uruchi und Teyaki, die eine Konditorei im Viertel betrieben und gerade dabei waren vor der Tür zu kehren. „Hallo Kasumi, Kleines. Na, auf dem Weg nach Hause?“, fragte ihre Tante und stützte sich auf dem Besen ab. „Ja, ich habe Itachi versprochen mit ihm zu trainieren“, antwortete sie. „Fleißig, fleißig. Na dann, viel Spaß noch“, lachte ihr Onkel, der gerade aus dem Laden trat. „Danke.“ Kasumi verbeugte sich und rannte nach Hause. Kaum hatte sie das Grundstück betreten flog ihr Itachi entgegen. „Da bist du ja endlich, onee-san. Trainieren wir jetzt?“ „Natürlich. Lauf schon mal vor.“ Sogleich rannte Itachi ums Haus auf einen kleinen Übungsplatz. Der Platz war mit Kies ausgelegt und dort waren an fünf Baumstämmen Zielscheiben befestigt. „So, nun zeig mir mal wie gut du schon mit den Kunai umgehen kannst.“ Sie reichte ihm ihre Kunai. Itachi stellte sich in Position und warf ein Kunai. Dies blieb zitternd im Ziel stecken. Kurz darauf flogen die vier anderen in kurzen Abständen hinter her. Sie trafen ebenfalls ihr Ziel. „Ich bin beeindruckt, otouto-chan. Du hast fleißig geübt seit dem letzten Mal, nicht wahr?“ „Ja, Mama hat mit mir trainiert“, erklärte er stolz. So, so. Mutter also, dachte sie. „Weißt du was ich mir überlegt habe?“, fragte Kasumi. Itachi schüttelte den Kopf. „Da du ja schon so gut mit den Kunai und den Shuriken umgehen kannst, will ich dir heute ein Jutsu zeigen.“ Itachi bekam große Augen. „Ein Jutsu? Toll!“, hauchte er. „Ja und zwar das Henge no Jutsu. Ich zeig es dir.“ Kasumi formt die Zeichen Uma, Inu, I, U, Hitsuji und mit einem leisen ‚Plopp' nahm sie das Aussehen ihres kleinen Bruders an. „Das ist die Technik der Verwandlung. Damit kann man, wie du siehst, das Aussehen eines anderen Lebewesen oder Objektes kopieren, seine Gestalt annehmen und seine Stimme verändern“, erklärte Kasumi mit der kindlichen Stimme ihres Bruders. Sie löste das Jutsu wieder auf. „Allerdings verändern sich nicht dein Wissen und deine Fähigkeiten. Also musst du viel trainieren, damit du ein großer Shinobi wirst.“ Itachi nickte heftig und begann die Fingerzeichen zu machen. „Warte, warte“, lachte Kasumi. „So geht das nicht. Du musst das so machen.“ Und langsam führte sie ihm die Fingerzeichen vor. Sie übten noch ein bisschen weiter, bis ihre Mutter sie zum Essen rief. „Kasumi, Itachi! Kommt rein, das Essen ist fertig.“ „Wir kommen“, rief Kasumi zurück und zog ihre Kunai aus den Zielscheiben. „Itachi, wenn du fleißig übst und das Jutsu beherrscht, dann zeig ich dir ein anderes.“ „Versprochen, onee-san?“, verlangte er zu wissen. Kasumi lachte und tippte ihn an die Stirn. „Versprochen, otouto-chan. Aber erst wenn du dieses Justu auch wirklich beherrschst.“ ~. . . ~ Die Tage verliefen gleichmäßig stressig für Kasumi. Die meiste Zeit war sie bei Tora-sensei und trainierte hart oder auf ein paar Missionen mit ihrem Team und wenn sie abends noch etwas Zeit hatte, dann trainierte sie mir ihrem kleinen Bruder. Die Zeit flog nur so dahin. Aus Minuten wurden Stunden, aus Stunden wurden Tagen und ehe sie sich versah, war Kakashi von seiner Mission zurück. Tora trainierte gerade das Kaijin no Jutsu mit ihr, das von jedem ANBU gelernt wird. Wenn ein ANBU Gefahr läuft in Gefangenschaft zu geraten oder zu sterben, bevor er seinen Körper in Sicherheit bringen kann, benutz er diese Technik um sich selbst in Chakra auszulösen. Dadurch wird verhindert, dass Geheimnis, die der Körper des Ninjas beinhaltet in feindliche Hände geraten könnte. Der letzte Ausweg eines Shinobis. Erschöpft nach dem harten Training stand Kasumi zitternd in ihrem Zimmer. Sie hatte es heute nicht geschafft sich mit Kakashi zu treffen. Schnell formte sie die Fingereichen für einen Schattendoppelgänger. „Hallo“, sagte Kasumis Doppelgänger und winkte fröhlich. „Geh ... Schlafen“, erwiderte Kasumi erschöpft und zeigte auf das Futon. Nachdem der Doppelgänger unter der Decke verschwunden war, öffnete sie die Schiebetür zur Veranda und huschte nach draußen. Es war tiefste Nacht, als sie über die Dächer Konohagakures sprang. Die Sterne funkelten am Himmel und der Mond strahlte hell. Schließlich landete sie leise auf der Dachschräge vor Kakashis Fenster. Er lag auf dem Rücken, ein Arm quer über seinem Gesicht, das eine Bein angewinkelt in den zerwühlten Lacken und schlief tief und fest. Kasumi klopfte leise an die Scheibe. Nichts rührte sich drinnen. Sie klopfte etwas energischer. Kakashi zuckte zusammen und war mit einem Satz aus dem Bett. Desorientiert schaute er sich um, die Hand mit dem Kunai kampfbereit erhoben. Dann fiel sein Blick aufs Fenster und auf Kasumis Gesicht. Verwirrt runzelte er die Stirn. Was machte sie da draußen? Oder war es ein Traum? „Kakashi!“, stöhnte sie genervt. „Jetzt lass mich endlich rein.“ Er zuckte etwas zusammen, als er ihre Stimme hörte. Also doch kein Traum. Er legte das Kunai weg und ging zum Fenster um es zu öffnen. „Was macht du denn um diese Zeit hier?“, wollte er verwundert wissen. „Na dich besuchen.“ Kasumi kletterte hinein und schwankte plötzlich leicht. Sofort schoss seine Hand vor und hielt sie fest. Dann schloss er wieder das Fenster und zog die Vorhänge vor. Er ging zum Bett und knipste eine Lampe an. Der sanfte Schein erhellte ein bisschen das Zimmer. Als er sich zu Kasumi umdrehte, sah er sie entsetzt an. „Wie siehst du denn aus?“, rief er. „Ich dachte gerade da steht ein Geist.“ „Na vielen Dank auch“, erwiderte Kasumi. Zu mehr aber war sie nicht in der Lage. „Komm, setzt dich.“ Er musterte sie besorgt. „Du übertreibst es mit deinem Training.“ „Nein!“ Sie sah ihn überrumpelt an. „Das schaffe ich schon alles. Ich bin eine Uchiha.“ „Verdammt, hör auf mit dem Unsinn. Sieh dich doch bloß mal an! Du bist nur noch Haut und Knochen, schlafen tust du anscheinend auch nicht mehr richtig.“ „Nein, das ist nicht ...“ „Lüg mich nicht an“, unterbrach er sie grob. „Ich kann nicht weiterhin zulassen, dass du dich so fertig machst. Ich ... ich ...“ Er brach ab. „Ja?“ Kasumi schaute ihn fragen an, sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und stand abwartend vor ihm. Kakashi wandte sich ab. „Ich hol dir etwas zu trinken. Hast du in letzter Zeit überhaupt mal ordentlich gegessen?“, rief er aus dem anderen Raum. „Wenig. Ich hatte zu viel zu tun.“ Kasumi schaute sich aufmerksam um und setzte sich dann auf das Bett. Auf seinem Nachttisch stand ein Foto seines Teams mit Minato-sensei, Obito, Rin und ihm selbst. Dahinter eines von ihm und seinem Vater. Kasumi nahm es in die Hand und schaute es sich an, dann stellte sie es wieder hin und lehnte sich zurück. Das Bett war so weich und sie so müde. Für einen kleinen Moment konnte sie doch mal die Augen zu machen und etwas entspannen. Kakashi kam mit einem Glas und einem Teller Essen ins Zimmer zurück und fand Kasumi schlafend in seinem Bett. Er war versucht sie zu wecken, aber sie sah so erschöpft aus, dass er sie lieber schlafen ließ. Er stellte das Glas und den Teller ab und deckte sie zu. Sie sah richtig süß aus, so wie sie da in seinem Bett lag und schlief. Hoppla! Wohin gingen da nur seine Gedanken? Sie war doch nur seine beste Freundin. Oder? Kakashi seufzte. Und was sollte er jetzt tun? Eigentlich war er ja auch erschöpft. Kurz entschlossen legte er sich ebenfalls ins Bett. Es war ja groß genug für sie beide. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Leises, stetiges Klopfen weckte Kasumi. Verschlafen schlug sie die Augen auf. Wo war sie? Das Zimmer war ihr fremd und das hartnäckige Klopfen hörte einfach nicht auf! Sie brummte leise, schloss wieder die Augen, gähnte und streckte sich. Sie wollte es zumindest, aber irgendetwas hielt sie fest umschlungen. Verwundert schlug sie die Augen wieder auf und blickte direkt in Kakashis Gesicht. „Na, gut geschlafen?“, fragte er schmunzelnd. Sie vermutete zumindest, dass er grinste. „Wie ein Stein“, erwiderte sie perplex. Bis ihr plötzlich etwas einfiel. „Oh, nein! Ich bin einfach eingeschlafen und dabei wollten wir doch reden.“ Sie sah ihn entsetzt an und wandte dann verunsichert den Blick ab. „Du hast den Schlaf gebraucht.“ Kakashi umfasste sanft ihr Kinn und drehte ihr Gesicht prüfend hin und her. „Du siehst schon wieder viel besser aus. Allerdings solltest du wirklich mehr schlafen.“ „Ich habe das erst mal seit Langem wieder richtig durchgeschlafen“, bekannte sie verlegen. „Vielleicht solltest du öfter vorbei kommen“, schlug er leichthin vor und stand auf. „Darauf komme ich gerne zurück“, grinste Kasumi und sprang ebenfalls aus dem Bett. Dann riss sie den Vorhang beiseite und ließ das frühe Morgenlicht herein. Sie öffnete das Fenster weit und bald war das ganze Zimmer von der würzigen Luft eines neuen Tages erfüllt. Sie kletterte auf den Fenstersims, hockte sie hin und drehte sich halb um. „Danke, dass ich heute Nacht bei dir schlafen konnte.“ Die Morgensonne zauberte ein sanftes Licht auf ihre immer noch sehr blassen Wangen und der frische Wind spielte mit ihren offenen Haaren. „Schon gut.“ Er ging auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen. „Ich bin heute mir Tora-sensei am trainieren und heute Abend helfe in Mama und Itachi. Kann ich heute Nacht wieder kommen?“ Kasumi wich seinem prüfenden Blick aus und biss sich verlegen auf die Unterlippe. „Komm, wann du willst“, sagte er leichthin. Kasumi schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. Kakashi ließ beide Arme hängen, ballte unbewusst die Hände zusammen und erwiderte die Umarmung nicht, wurde aber ganz rot im Gesicht. „Danke, Kakashi“, murmelte sie, bevor sie ihn losließ und davon hüpfte. Kakashi sah ihr besorgt nach. Sie teilte sich zu sehr auf. Irgendwann würde sie daran kaputt gehen. Kasumi sprang fröhlich und erholt über die Dächer Konohas und lächelte leicht vor sich hin. Der Tag hatte so gut begonnen. Schnell lief sie über das letzte Dach, sprang und landete leichtfüßig auf der Veranda. Leise schob sie die Tür auf und huschte in ihr Zimmer. Als Erstes löste sie ihren Schattendoppelgänger auf, dann öffnete sie weit die Schiebetür und die Fensterläden vor dem Fenster und der Schiebetür. Sie legte ihr Futon zusammen und verstaute es wieder im Wandschrank. Erst nachdem alles aufgeräumt war, begann sie sich frisch zumachen und zog danach frische Kleidung an. Ihre Haare kämmte sie kräftig durch, bis sie seidig schimmerten, erst dann band sie sich zwei Zöpfe und ließ ein paar Strähnen frei hängen. Kurz schaute sie sich im Spiegel an. Sie war zufrieden damit. Schnell befestigte sie noch die zwei Taschen an der Hüfte und verließ dann ihr Zimmer. „Guten Morgen Mutter, Vater“, begrüßte Kasumi ihre Eltern, während sie sich setzte. Mikoto lächelte ihrer Tochter zu und stellte ihr eine Schüssel Reis hin. „Guten Morgen, du kleiner Frechdachs“, neckte sie ihren Bruder. „Guten Morgen, onee-san“, krähte er fröhlich. Kasumi lächelte ihn liebevoll an und griff nach dem Tee. „Was wirst du heute machen?“, wollte Mikoto wissen und setzte sich ihr gegenüber. „Tora-sensei erwartet mich am Trainingsplatz. Er hatte heute vor mich im Umgang mit dem Katana zu testen. Es könnte etwas später werden, aber ich helfe dir danach noch im Haushalt. Danach werde ich noch mit Itachi trainieren. Ich hab ihm versprochen ihm ein weiteres Jutsu zu zeigen, wenn er das Henge no Jutsu beherrscht.“ „Ich kann es, onee-san“, rief er aufgeregt dazwischen. „Soll ich es dir zeigen?“ Kasumi lachte und winkte ab. „Nein, otouto-chan. Heute Abend.“ Sie tippt ihm auf die Stirn. „Da hab ich mehr Zeit, versprochen.“ Sie stand auf und räumte ihre Schüssel weg. „Ich muss gehen. Wir sehen uns heute Abend.“ Sie zog im Flur ihre Sandalen an, befestigte ihr Katana und rannte raus. „Sie ist viel zu erwachsen für ihr Alter“, murmelte ihre Mutter, als sie Kasumi hinterher schaute. Schweigend legte Fugaku die Stäbchen auf seine Schüssel. ~. . . ~ Tora-sensei erwartete sie schon am Trainingsgelände. Sie erkannte ihn an seinem beigefarbenen Mantel und der ANBU Tigermaske. Sie hatte ihn noch nie ohne gesehen. „Guten Morgen, Tora-sensei.“ Sie verbeugte sich vor ihrem Lehrer. „Guten Morgen, Kasumi-chan“, erwiderte er und zog ein paar weiße, leere Zettel hervor. „Was ist das, Sensei?“, fragte sie und legte den Kopf schief. Tora hielt die weißen, quadratischen Zettel gefächert vor sich. „Das ist Chakrapapier. Das ist eine besondere Art von Papier, das dazu verwendet wird die Affinität einer Person zu einem Chakraelement herauszufinden. Die Person sammelt Chakra in ihrer Hand, welches das Papier spürt und auf das Chakra reagiert. Bei Suiton wird es nass, bei Katon brennt es, bei Doton zerfällt es, bei Raiton zerknittert es und bei Futon reißt es.“ Er hielt ihr einen Zettel hin. Ich dachte er wollte mich mit dem Katana testen? Verwundert runzelte sie die Stirn, nahm aber das Papier entgegen. „Ich will wissen, welche Elemente du genau beherrschst.“ Kasumi starrte eine Weile das Papier vor sich an, dann sammelte sie Chakra in ihrer rechten Hand und kurz darauf fing die eine Hälfte an zu brennen und die andere zu zerknittern. „Katon und Raiton. Wie interessant“, murmelte Tora. „Hmm. Zeig mir mal all deine Katon Jutsus.“ Kasumi nickte und sprang von ihm weg in die Mitte des Trainingsgeländes. Dann fing sie mit den Fingerzeichen Katon: Endan an und feuerte einen Feuerball aus dem Mund. Rasend schnell dahinter folgte ein stärkerer Feuerball, das Katon: Dai Endan. Tora wich vor der Hitze des Feuergeschosses an den Rand des Waldes zurück. Nachdem die Flammen erloschen waren, sprang Kasumi in die Luft und feuerte drei riesige Feuerbälle auf einen Punkt, wo eigentlich ein Gegner stehen müsste. Dann explodierten die Feuerbälle. Der Schein der Explosion spiegelte sich auf Toras Maske wieder. „Das Katon: Goenka beherrscht sie perfekt.“ Tora beobachtete das junge Mädchen genau. „Kasumi, wie sieht es mit dem Katon: Goenkyu aus?“, rief er ihr zu. Kasumi nickte und begann mit den Vorbereitungen, da schickte ihr Tora einen Schattendop-pelgänger. „Nimm den als Gegner“, wies er sie an. Kasumi spuckte eine große kugelförmige Flamme auf den Doppelgänger. Dieser wurde von der Feuerwucht mitgerissen und ging dann in einer Explosion hoch. Tora schickte ihr weitere Doppelgänger, die sie jetzt angriffen, aber Kasumi wich aus, formte die Fingerzeichen Hitsuji, Uma, Mi, Ne, Tatsu, Ushi, Tora und spuckte einen Feuerstrahl auf den einen Gegner, der die Form eines Drachen annahm. Dann wich sie dem Angriff eines anderen Doppelgängers aus und begann mit einer Kombination, in dem sie einen brennbaren Nebel auf die Gegner pustete und ihn mit einem Katon Jutsu entzündete. Der dadurch entstandene riesige Flammenkegel walzte über die restlichen Doppelgänger hinweg. Mit einem leisen ‚Plopp' lösten sich die Doppelgänger in den Flammen auf. Nachdem sie die letzten Schattendoppelgänger erledigt hatte, atmete sie schwer. Erschöpft schloss sie die Augen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Sehr gut, Kasumi.“ Tora kam auf sie zu. „Du hast große Fortschritte gemacht“, lobte er. „Danke, Tora-sensei.“ Sie richtete sich wieder auf. „Ich habe allerdings noch Probleme beim Katon: Zukokku. Ich bekomme die Größe und die Zerstörungskraft nicht hin.“ „Hmm, vielleicht solltest du ...“, begann Tora, wurde jedoch durch das Erscheinen von Baku unterbrochen. „Tora! Du musst sofort mitkommen“, rief er hektisch und nickte Kasumi kurz zu. „Der Sandaime Hokage wünscht, uns zu sehen. Shinobi aus Iwagakure sind in das Grasreich eingefallen!“ „So ein Mist“, fluchte Tora. „Ich komme. Kasumi, finde jemanden der mit dir Raiton trainiert. Wir werden sicher bald deine Fähigkeiten brauchen“, befahl er, während er auf Baku zueilte und mit ihm in einer Rauchwolke verschwand. Kasumi strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und starrte ihnen hinterher. Ich sollte mal Kakashi fragen, dachte sie. Er beherrscht doch auch Raiton. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kakashi, Obito und Rin traten gerade aus Ichirakus Rãmen Stand, als Kasumi vorbei ging. „Hallo Leute!“ Sie rannte zu den Dreien rüber und lachte fröhlich. „Kasumi-san! Was machst du denn hier?“, wollte Obito wissen und drängte sich zwischen Kakashi und Rin durch, um sich vor ihr aufzubauen. Rin gesellte sich zu ihnen, nur Kakashi hielt sich im Hintergrund. Kasumi scherzte etwas mit ihrer Freundin und legte ihr lachend eine Hand auf die Schulter, während sie sich zu Rin vorbeugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Daraufhin wurde Rin rot und wandte sich verlegen ab. Kasumi kicherte etwas, während ihre Haare im Wind tanzten. Dann wandte sie sich Obito zu, der schon fast schmollte. „Eigentlich wollte ich Kakashi fragen, ob er mit mir trainiert.“ „Mit Kakashi? Du kannst doch auch mit mir trainieren, itoko-san.“ Kakashi lachte leise. „Tut mir leid, Obito. Du beherrschst leider kein Raiton“, konterte sie kichernd. Kakashi zog eine Augenbraue hoch und bevor Obito noch etwas sagen konnte, nahm er Kasumi am Arm und zog sie mit sich. Kasumi winkte den zwei anderen noch vergnügt zu, dann lief sie neben ihm her. „Raiton?“, brummte er. „Ja, Tora-sensei gab mir heute Chakrapapier und ....“ Sie zuckte etwas hilflos mit den Schultern. „Na ja, jetzt bin ich hier und brauche ich deine Hilfe, weil mein Sensei anderweitig beschäftigt ist.“ Kasumi schaute ihn an und grinste. Kakashi musterte sie schweigend von der Seite, während sie zu einem etwas abgelegenen Trainingsgelände gingen. Irgendwie fühlt er sich befangen in ihrer Nähe. Lag das an heute Morgen? Als sie bei dem Trainingsgelände angekommen waren bedeutete Kakashi ihr sich zu setzten, während er ihr gegenüber Platz nahm. „Kaminari ist die Blitznatur und Seishitsuhenka mit dieser Natur nennt man Raiton. Dass Raiton steht über dem Doton und unter dem Futon, was es effektiv gegenüber Erdjutsu, aber anfällig gegenüber Windjutsu macht. Dieses Chakra ist leicht zu zerstreuen und passt gut zu Kämpfen für mittlere und weite Distanzen. Setzt du es beim Gebrauch mit Metallwaffen ein, kann man so tödliche Kräfte und einen elektrischen Schlag hervorrufen. Ich zeige dir mal Chidori.“ Er machte die Fingerzeichen Saru, Tatsu, Ne, Tori, Ushi, Mi, Inu, Tora, Saru und in seiner Hand bündelte sich Chakra welche mit elektrischer Energie umhüllt wurde. „Ich kann durch das Ändern der Chakramenge in meiner Hand die Stärke und Größe des Chidori verändern, allerdings verursacht das Chidori durch die Bündelung des Chakras einen hohen Chakraverbauch. Deswegen würde eine mehrfache Anwendung dieses Jutsus dein Chakra komplett verbrauchen und du somit sterben.“ „Na toll!“, murmelte Kasumi sarkastisch und stand auf. Dann machte sie in schneller Abfolge die Fingerzeichen von Kakashi nach ... und brachte einen kläglichen kleinen Chidori zustande. Sie seufzte frustriert auf und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann versucht sie es weiter. ~. . . ~ „Ich bin ein hoffnungsloser Fall, Kakashi“, lachte Kasumi bedrückt am Abend. „Katon geht mir so leicht von der Hand, ich lerne die Jutsus fast im Schlaf. Aber mit Raiton quäle ich mich.“ Bedrückt starrte sie auf ihre Hand. „Mach dir nichts daraus, Kasu.“ Kakashi nahm sie in den Arm und legte sein Kinn auf ihren Kopf. „Du musst halt nur etwas mehr mit mir trainieren.“ Kasumi schlang ihre Arme um ihn und seufzte leise. Plötzlich ließ er sie abrupt los und ging ein paar Schritte rückwärts. „Lass uns morgen Abend wieder hier treffen“, rief er ihr im Weggehen zu. „Zum trainieren?“, schrie sie ihm hinterher. Kakashi schüttelte den Kopf. „Dazu habe ich morgen keine Zeit. Machs gut.“ Er winkte ihr noch, dann war er verschwunden. „Merkwürdig“, nuschelte sie. ~. . . ~ Am nächsten Morgen kam Kasumi gähnend in die Küche. „Guten Morgen, mein Schatz.“ Wurde sie von ihrer Mutter begrüßt. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“ Mikoto umarmte ihre Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „D ... Da ... Danke“, stotterte Kasumi. Sie hatte ihren 12. Geburtstag total vergessen. „Onee-san!“, lärmte Itachi und rannte auf sie zu. „Herzlichen Glückwunsch, onee-san.“ Er überreichte ihr ein kleines Päckchen. „Los, mach schon auf“, drängte er sie und hüpfte aufgeregt von einem Bein auf das andere. Kasumi lachte auf, machte sich aber schnell daran sein Geschenk zu öffnen. Darin lagen einige Shuriken. „Oh. Vielen Dank, Itachi. Die kann ich immer gebrauchen.“ Sie wuschelte ihm durch die schwarzen Haare. Von ihren Eltern erhielt sie einige neue Kunais und Senbons. „Wo ist Vater?“, wollte Kasumi dann beim Frühstück wissen. „Auf der Polizei.“ „Hmm.“, brummte Kasumi und versuchte nicht zu enttäuscht zu sein. Während sie sich einen gebratenen Fisch in den Mund schob, ging ihr das seltsame Verhalten von Kakashi noch mal durch den Kopf. Jetzt, glaubte sie, ergab es einen Sinn. Beschwingt aß sie zu Ende und machte sich anschließend auf den Weg zum Training. Da ja ihr Sensei unterwegs war, versuchte sie sich alleine mit Chidori rumzuschlagen. ~. . . ~ „Ahhh!“, schrie Kasumi frustriert auf. Es war zum Verzweifeln! Es war zum Haare raufen! Sie war doch eine Uchiha. Warum bekam sie Chidori einfach nicht richtig hin? Genervt ließ sie sich bei der alten Eiche rückwärts ins Gras fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ich war heute so was von unproduktiv“, murmelte sie vor sich hin. Vater durfte das niemals erfahren. Sie kicherte leise. Wie sollte er auch? Kasumi seufzte leise auf. Wo Kakashi bloß blieb? Es war doch sonst nicht seine Art zu spät zu kommen. Sie richtete sich auf, zog ihre Beine an und schlang ihre Arme darum. Plötzlich hörte sie ein Rascheln hinter sich und drehte sich um. Da sprang er gerade elegant vom nächsten Baum. „Kakashi! Ich dachte schon du hättest mich versetzt“, neckte sie ihn. „Dich doch nicht“, erwiderte er ernst. Als er schließlich vor ihr stand, wurde es Kasumi unter seinem starren Blick mulmig. Bevor sie aber etwas sagen konnte, holte er einen länglichen Gegenstand hinter seinem Rücken hervor und reichte ihn Kasumi. „Herzlichen Glückwunsch, Kasu.“ Dabei beugte er sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Kasumi riss die Augen auf und wurde rot. „D ... Da ... Danke“, stotterte sie und nahm das Päckchen. „Was ist es?“, wollte sie dann neugierig wissen. „Mach es auf“, forderte Kakashi sie auf und ließ sich ihr gegenüber nieder. Sie kniete sich in das Gras, legte das Päckchen zwischen sie beide und öffnete den Knoten an der schmalen Holzkiste. Dann schob sie den Deckel hoch. Ihr stockte der Atem und sie warf ihrem Freund einen verunsicherten Blick zu. „Kakashi ... was ist das?“ „Das ist ein Katana. Ein Langschwert mit einer bestimmten geschwungenen Schwertform und einfacher Scheide. Sein Name ist Sujin." „Ich weiß, was das ist!“, entgegnete sie unwirsch. „Ich meinte, warum schenkst du mir das? Das ist doch viel zu teuer!“ Vorwurfsvoll sah sie ihn an. „Es ist ein altes Familienstück. Ich habe es heute gereinigt und geschärft. Und es ist nicht halb so wertvoll wie das Hakko Chakra To, das weiße Chakraschwert das schon seit Generationen in meinem Clan weiter vererbt wird“, wiegelte er ab. „Aber wenn du es nicht willst ...“ Er machte Anstalten die Kiste wieder an sich zunehmen. „Vergiss es!“ Kasumi kam ihm zuvor und hob das Schwert in seiner weißen Holzscheide heraus. Dann zog sie es heraus und hielt es vor sich. Es war 100 cm lang und aus 12-mal gefaltetem Stahl. Die Griffumwicklung war aus weißer Baumwolle und in den Griff waren zwei goldene Menukis eingelegt. „Es ist wunderschön“, hauchte sie und bewegte das Katana hin und her. „Vielen, vielen Dank, Kakashi.“ Sie fiel ihm um den Hals. „Ich werde es in Ehren halten und gut darauf aufpassen. Versprochen“, schwor sie flüsternd. Kakashi wurde das unangenehm und er löste sich sanft aus ihrer Umarmung. „Du kannst ja mal probieren, dein Raiton Chakra durch die Klinge leiten zu lassen und ...“ Er brach stockend ab. „Was schaust du denn so komisch?“ Kasumi kniete wieder vor ihm und hatte Sujin auf ihren Beinen abgelegt. „Ich überlege mir gerade, was ich dir zum Geburtstag schenken kann. Du hast ja schon in 1 ½ Monaten.“ „Vergiss es! Ich will nichts!“, wehrte er entsetzt ab. Kasumi schwieg eine Weile und starrte ihn an, dann nickte sie. „OK“, sagte sie ruhig. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Im Jahr 13 vor Zeitrechung Kasumi saß am späten Nachmittag vor ihrem Zimmer im Schatten auf der Veranda und wischte gerade mit einem weichen, trockenen Baumwolltuch die Klinge Sujins ab. Dann nahm sie eine Puderquaste und klopfte leicht in kurzen Abständen auf die Klinge um das Puder gleichmäßig zu verteilen. Sie legte die Quaste wieder weg und nahm ein Stück Reispapier und polierte damit die Klinge von beiden Seiten. Nachdem das Puder vollständig verrieben war, öffnete sie ein kleines Ölfläschchen und gab einige Tropfen davon auf die Klinge. Wieder nahm sie ein Stück Reispapier und verteilte das Öl damit auf der ganzen Klinge. Prüfend hielt sie das Katana ins Licht und drehte es hin und her. Als sie mit dem Zustand zufrieden war, schob sie Sujin wieder in seine Schwertscheide zurück. „Uchiha Kasumi?“ Kasumi schaute von der Pflege ihres Katana auf und sah sich einem ihr unbekannten ANBU gegenüber. Sie legte die Scheide auf ihre Knie ab und blickte ruhig dem ANBU entgegen. „Ja?“ „Der Hokage schickt nach dir. Er hat eine Mission für dein Team und dich.“ Kasumi nickte. „Ich komme.“ Während sie aufstand und ihre Sachen zusammenpackte, verschwand der ANBU in einer kleinen Rauchwolke. Sie räumte die Pflegeutensilien weg, befestigte Sujin auf ihrem Rücken und zog sich die Sandalen an. Dann verschwand sie ebenfalls in einer Rauchwolke und klopfte kurz darauf an die Tür des Sandaime Hokage. „Herein“, ertönte die ruhige Stimme des Sandaime Hokage. Kasumi trat ein und blieb vor dem Schreibtisch stehen. Hinter Hiruzen Sarutobi erstreckten sich die Dächer des Dorfes. Der Hokage schaute von dem Bericht, der vor ihm lag, auf. „Ah, Kasumi. Da bist du ja.“ Hiruzen lehnte sich zurück und zündete sich seine Pfeife an. „Ich habe einen Spezialauftrag für dich, da du nun ja ein vollwertiges ANBU-Mitglied bist. Du wirst dich mit zwei weiteren Mitgliedern auf den Weg zu Orochimaru machen. Und auch der Densetsu no Sannin Jiraiya wird euch begleiten. Ich will, dass ihr ihn gefangen nehmt und nach Konoha zurück bringt.“ Der Hokage stand auf und begann hinter seinem Schreibtisch hin und her zu laufen. „Orochimaru?“, fragte Kasumi verwundert. „Aber er ist doch ein Sannin ...“ „Das ist wohl wahr, aber er führt schreckliche Experimente an Menschen durch, um ihre Möglichkeiten zu testen. Er fasste den Entschluss alle Jutsus zu beherrschen. Dazu bräuchte er allerdings sehr viel mehr Zeit, als eine durchschnittliche Lebensspanne dauert. Deswegen forscht er immer weiter an Methoden sein Leben zu verlängern und mehr Macht zu erlagen.“ Der Hokage seufzte. „Orochimaru ist nicht länger tragbar für dieses Dorf. Er hat Anko, seine Schülerin, mit dem Juinjutsu infiziert. Sie überlebte diesen Versuch und floh. Jetzt ist sie im Krankenhaus von Konoha.“ Er setzte sich wieder und zog an seiner Pfeife. „Bei einem Experiment, das er durchführen wollte, stürmten zwei ANBU und ich sein Labor um ihn fest zunehmen. Aber er griff uns an und tötete beide. Leider schaffte ich es nicht ihn anzugreifen.“ Fast entschuldigend sah er Kasumi an. „Er entkam aus dem Labor und es kam zum Kampf mit Jiraiya, den Jiraiya zwar verlor, aber überlebte. Ich habe Orochimaru daraufhin zum Nukenin erklärt und ich will, dass ihr ihn aufhaltet und zurückbringt, um ihn für seine Taten zur Rechenschaft zu ziehen.“ „Wann brechen wir auf und wer sind die anderen ANBU-Mitglieder?“, wollte Kasumi ruhig wissen. „Sei zum Sonnenaufgang wieder hier.“ Kasumi nickte und machte sich dann auf den Weg nach Hause, um sich auf die Mission vorzubereiten. Von unterwegs schickte sie Kakashi eine dringende Nachricht. Er sollte sich mit ihr eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang an der alten Eiche treffen. Zu Hause bereitete sie sich vor und packte Kunais, Shuriken und Senbons in eine Tasche und Blendgranaten, Kibakufuda (Haftmine), Hikaridam (kleine Bomben), Makibishi (Streumesser) und Makimo (Schriftrollen) in eine andere. Ihre Eltern waren an diesem Abend auf einer Versammlung und würden erst spät nach Hause kommen. Itachi verbrachte die Nacht bei Onkel und Tante, deswegen legte Kasumi sich gleich schlafen. Morgen hatte sie ihre allererste Mission als vollwertiges ANBU-Mitglied. Sie schwor sich ihr Bestes zu geben. ~. . . ~ Es war noch dunkel als Kasumi am nächsten Tag die Augen aufschlug. Sie gähnte und streckte sich. Dann stand sie schnell auf und zog sich an. Sie befestigte ihre Taschen rechts und links hinten an der Hüfte und Sujin trug sie auf dem Rücken; der Schwertgriff ragte griffbereit hervor. Kasumi öffnete noch die Schiebtüren vor ihrem Fenster und räumte ihr Futon weg, bevor sie ihr Zimmer verließ. Bevor sie auf ihre Mission ging, wollte sie noch Kakashi sehen. Sie wusste nicht wie lange sie dauern würde, darüber hatte gestern der Hokage nichts gesagt. „Wo willst du hin?“ Wurde Kasumi von der Stimme ihres Vaters aufgehalten, der auf der Veranda stand. „Ich habe eine Mission, Vater.“ Er nickte schweigend und nahm ihr Erscheinungsbild in sich auf. „Hast du dich von deiner Mutter verabschiedet?“, wollte er wissen. „Natürlich. Und von Itachi.“ Sie schwieg eine Weile und schaute in den Garten. „Ich wollte nicht, dass sie mit rauskommen. Da hätte ich fast das Gefühl, ich würde nicht wieder zurückkommen.“ Sie grinst etwas unbeholfen und ging ein paar Schritte vor. „Komm gesund wieder zurück“, sagte Fugaku hinter ihr. Erstaunt drehte sich Kasumi um. Das hätte sie jetzt nicht von ihrem Vater erwartet. „Das werde ich Vater“, erwiderte sie in die Stille und verbeugte sich in Richtung des Clanoberhauptes, aber ihr Vater war schon längst wieder hineingegangen. Kasumi verließ das Uchiha-Anwesen und ging durch das stille und friedliche Viertel. Sie hatte noch Zeit und würde rechtzeitig zu ihrem Treffen mit Kakashi kommen. Der Himmel begann sich schon etwas zu verfärben, als sie bei dem alten Baum ankam. In einem Hohlraum unter einer Wurzel des Baumes hatte sie ein Päckchen für Kakashi versteckt. Sie holte es gerade hervor, als hinter ihr die Zweige raschelten. „Was ist los, Kasu? Ist etwas passiert? Deine Nachricht klang ...“ Kakashi stockte. „... so dringend“, schloss er leise. Kasumi hatte sich zu ihm umgedreht. Sie trug die spezielle Kleidung der Jagd-ANBUs, bestehend aus einer schwarzen langen Hose, einem ebenfalls schwarzen Top und schwarzen Armstulpen. Darüber trug sie an Armen und Beinen einen Schutz, der aus demselben Material war wie die Schutzweste. Das Konohastirnband verbarg ihr ANBU-Zeichen auf dem linken Arm und an der Hüfte war ihre ANBU-Maske befestigt. Sujin steckte in seiner weißen Holzscheide auf ihrem Rücken. Am rechten Oberschenkel war ein Shurikenholster befestigt, rechts und links trug sie jeweils eine Materialtasche. Sie sah aus, als ob sie in den Kampf zog. Kakashi blickte ihr ins Gesicht. Sie lächelte. Sie lächelte? Verwundert schüttelte er den Kopf. „Warum lachst du?“, wollte er wissen. „Weißt du noch, wie ich dir versprochen habe, dir nichts zu schenken?“, fragte sie vergnügt lächelnd und ging auf ihn zu. „Ja“, erwiderte er vorsichtig. „Ich habe mein Versprechen gehalten. Trotzdem schenke ich dir heute etwas.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich wollte die Erste sein, die dir gratuliert. Herzlichen Glückwunsch, Kakashi. Du bist jetzt ein Jonin.“ Sie lachte leise und ihre Augen funkelten vergnügt, als sie seinen verblüfften Gesichtsausdruck sah und überreichte ihm ein Päckchen. „Mach es auf“, forderte sie ihn auf. Er öffnete es so vorsichtig, als könnte es jeden Moment explodieren. Aber zum Vorschein kam ... „Ein Fusha Shuriken?“, murmelte er erstaunt. „Ja. Wie du siehst ist es im Vergleich zu anderen Wurfsternen etwas größer und seine vier Klingen kann man zusammenklappen um Platz zu sparen“, erklärte Kasumi aufgeregt und zeigte es ihm. Kakashi starrte das Fusha Shuriken in seiner Hand stumm an. Er war gerührt. Er musste, nein er wollte Kasumi noch so viel sagen! Er seufzte. Aber das hatte Zeit. Nur eine Sache trug er schon viel zu lange mit sich herum. Er klappte das Shuriken zusammen. Kakashi schwieg so lange, das Kasumi befürchtete, dass er gar nichts mehr sagen würde. Sie blickte durch die Zweige in den Himmel. Es wurde Zeit, sie musste gehen. Mit der rechten Hand auf der Kitsune drehte sich Kasumi um. „Kasumi!“, entfuhr es Kakashi und er packte ihren linken Arm, riss sie zu sich herum und zog sie an seine Brust. Seine linke Hand fuhr in ihre Haar und beugte ihren Kopf näher. Dann küsste er sie. Kasumi riss erstaunt die Augen auf, aber dann erwiderte sie den Kuss vorsichtig. Sie seufzte protestierend auf, als er sie in die Arme zog und sein Kinn auf ihren Kopf legte. „Ich liebe dich, Kasu“, flüsterte er. Sie schlang ihm die Arme um den Körper und presste ihr Gesicht an seine Brust. „Oh, Kakashi!“, nuschelte sie gegen seine Brust. „Ich liebe dich auch. Von ganzem Herzen.“ Eng umschlungen standen sie eine Weile stumm beisammen, genossen einfach die Nähe des anderen. Aber schließlich löste sie Kasumi von ihm. „Ich muss gehen.“ Kakashi nahm ich Gesicht in beide Hände und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Pass auf dich auf und komm gesund wieder ... zurück.“ Er wollte eigentlich ‚zu mir zurück' sagen, unterdrückte aber den Drang. „Versprochen.“ Lächelte Kasumi und ihre Augen strahlten, dann setzte sie die Maske auf und verschwand mit einem leisen ‚Plopp'. Kakashi starrte noch eine Weile auf die Stelle an der Kasumi eben verschwunden war, dann hob er das Fusha Shuriken auf, das er vorhin hatte fallen lassen und machte sich auf den Weg zurück ins Dorf. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Jiraiya und die beiden anderen ANBUs waren schon im Zimmer des Sandaime Hokage versammelt und warteten, als Kasumi erschien. Gerade rechtzeitig, die Sonne ging eben über den Dächern Konohas auf und tauchte den Himmel in ein feuriges Rot. Hiruzen Sarutobi sah auf. „Nun, da alle Mitglieder des Teams versammelt sind, kann eure Mission beginnen“, sagte er. „Hai!“, riefen alle aus einem Mund. „Ich wünsche euch viel Glück.“ Der Hokage zündete sich seine Pfeife an und starrte lange tief versunken auf die Stelle, wo eben noch sein ehemaliger Schüler und die drei ANBUs gestanden hatten. Dann seufzte er laut auf. Währenddessen hatten die vier Ninjas schon die Wälder Konohagakures erreicht und machten sich auf den Weg Richtung Tsuchi no Kuni, dem Land der Erde. Auf den Weg dorthin hatte sich Orochimaru gemacht, nachdem er das Dorf verlassen hatte. „Jiraiya-sama“, rief Kasumi und schloss zu dem Sannin auf, der als Teamführer an der Spitze ihres Teams über die Äste sprang. „Ja?“ Fragend blickte er sich zu ihr um. „Seit wann ist Orochimaru schon bei Akatsuki?“, wollte Kasumi von ihm wissen. „Das weiß ich nicht genau. Mir ist nur bekannt, dass er schon länger vorhatte, ein Mitglied der Akatsuki zu werden. Jetzt, nachdem er unser Dorf verraten hatte, ist er offiziell ein Mitglied bei ihnen und bildet mit Akasuna no Sasori ein Team.“ Jiraiya legte noch etwas mehr an Tempo zu und sie flogen regelrecht über den Boden. Der Wind peitschte um sie herum und wirbelte kleine Äste und Blätter auf. „Wir müssen ihn unbedingt alleine treffen. Gegen beide Akatsuki Mitglieder hätten wir keine allzu große Chance.“ Kasumi schwieg eine ganze Weile über diese Neuigkeiten. Sie hatte sich gestern noch mit Orochimarus Fähigkeiten auseinandergesetzt und wägte ihre Chancen in einem Kampf mit ihm ab. Und zu einem Kampf würde es auf jeden Fall kommen. Ohne ihr Sharingan wäre sie keine allzu große Hilfe für ihre erfahrenen Kameraden. Am Abend, kurz nachdem sie die Tenchikyo-Brücke passiert hatten – die das Feuerreich mit dem Grasreich verband – machten sie eine Rast im Kusa no Kuni, dem Land des Grases. Sie aßen schweigend in einen Bambushain eine Kleinigkeit und tranken etwas Tee aus Bambusgefäßen. Baku, einer der beiden ANBU, schaute besorgt in den Himmel. Kasumi vermutete es jedenfalls, da sie nicht hinter seine Maske schauen konnte. „Wir sollten uns beeilen und das Grasreich noch heute durchqueren. Die Zeit drängt, je länger wir warten, desto schwieriger wird es Orochimaru zu finden.“ „Nein“, widersprach Jiraiya. „Wir verbringen die Nacht hier. Es bringt nichts, uns jetzt zu beeilen. Wenn wir ihn treffen und zu erschöpft sind, hat Orochimaru ein viel zu leichtes Spiel mit uns.“ Baku wollte etwas erwidern, unterließ es jedoch. „Du hast Recht, Jiraiya-sama. Du kennst ihn viel länger und besser wie wir.“ Er biss von seinem Reisbällchen ab. „Ich werde die erste Wache übernehmen.“ ~. . . ~ Die Nacht verlief friedlich und sie wurden von keinen feindlichen Ninjas angegriffen. Schweigend und in aller Eile räumten sie am frühen nächsten Morgen ihren Lagerplatz und rannten los. Die taufeuchten Bambusblätter klebten an ihren Schuhen fest, als sie über den Blätterboden rannten. Die vier Ninjas aus Konohagakure beeilten sich; rannten noch schneller und achteten trotzdem auf ihre Kräfte. Sie durften sich nicht zu sehr anstrengen, falls es zu einem überraschenden Angriff kommen sollte. Ninjas aus Iwagakure fielen gerne in das Land des Grases ein, um das Feuerreich anzugreifen. Wenn sie jetzt auf diese Ninjas stoßen sollten, wäre das ein großes Problem. Aber sie passierten ohne Zwischenfälle das Grasreich und gelangten an die Grenze des Tsuchi no Kuni, dem Land der Erde. Kasumi blickte auf die Felsmassive, die wie eine Wand an der Landesgrenze zwischen Erdreich und Grasreich verlaufen. Die vier Ninjas rannten auf das Felsmassiv zu und sprangen eine steile Felswand hoch. Ab da, wo sie keinen Halt mehr hatten, sammelten sie ihr Chakra in den Füßen und rannten weiter den Berg hinauf. Auf einem Felsplateau angekommen, wehte der Wind feine Steine auf und bedeckte die vier Menschen aus Konoha mit einer dünnen Schicht Staub. „Der Felsregen“, keuchte Ushi und schüttelte den Kopf, wobei die Steinchen nur so flogen. Kasumi war froh, dass sie ihre Haare zu zwei Zöpfen gebunden hatte. Somit konnten sich die kleinen Steinchen nicht so festsetzten. Der Wind wurde immer stärker und die Sicht immer schlechter, als sie über die Hochebene rannten. „Wohin sollen wir gehen, Jiraiya-sama?“, brüllte Kasumi gegen das Heulen und stemmte sich gegen den Wind. Schützend hob sie einen Arm hoch. Sie kämpften sich mühsam vorwärts, bis sie eine Nische gefunden hatten, die sie notdürftig vor dem Wind und den darin umher fliegenden Steinen schütze. Schützend kauerten sie sich zusammen, als plötzlich eine Stimme aus dem Sturm ertönte. „Willst du noch einmal versuchen mich zu besiegen, Jiraiya?“ Jiraiya sprang auf und starrte hinaus. Ein schwacher menschlicher Umriss zeichnete sich im Zwielicht ab. Der lange schwarze - mit roten Wolken verzierte - Mantel flatterte im Wind. „Orochimaru!“, zischte er. Kasumi und die anderen sprangen auf und stellten sich neben den Sannin. „Du hast dir sogar Hilfe geholt um mich zu besiegen. Wie erbärmlich!“ So plötzlich, wie er gekommen war, so hörte der Felsenregen auch wieder auf. Nun standen sich die beiden Sannins gegenüber und musterten sich abschätzend. Orochimaru in seinem Akatsuki-Mantel und Jiraiya in seiner Kampfmontur mit Arm- und Brustschutz. Unterschiedlicher hätten die beiden ehemaligen Freunde und Sannins nicht sein können. „Bringen wir es hinter uns“, murmelte Jiraiya und wandte sich an die drei ANBUs. „Wir greifen ihn alle gleichzeitig an." „Hai.“ Wie auf Kommando sprangen alle auf Orochimaru zu. Kasumi aktivierte ihr Sharingan, zog Sujin und verschwand flimmernd im Nichts, während Baku, Ushi und Jiraiya den Sannin direkt angriffen. Orochimaru machte in schneller Abfolge ein paar Fingerzeichen und ein starker Windstoß erwischte die drei Ninjas aus Konoha frontal, riss sie mit sich und schmetterte sie gegen eine Felswand. Jiraiya rappelte sich auf, schwankte etwas und wischte sich Blut vom Mundwinkel. „Verdammt“, fluchte er. Währenddessen tauchte Kasumi hinter Orochimaru auf und griff ihn mit ihrem Katana an. Der Sannin aber wirbelte blitzschnell herum und parierte ihren Angriff mit seinem Kusanagi no Tsurugi das er gezogen hatte. Dabei erblickte er das Sharingan seines Gegners. „Das Sharingan!“ Entzückt starrte er sie an. „Du besitzt dieses einzigartige Kekkei Genkai. Also bist du ein Mitglied des Uchiha-Clans."“ Sie standen sich mit gekreuzten Klingen gegenüber. „Richtig!“, fauchte Kasumi. „Und dein Ende.“ Sie riss ihr Katana herum, wirbelte einmal um sich selbst und griff ihn von der anderen Seite her an. Aber wieder parierte er ihren Angriff mit Leichtigkeit und als ihre Schwerter sich berührten, sprühten sie Funken. Orochimaru schlug ihr das Schwert aus der Hand und als er sie frontal angreifen wollte, hechtete Kasumi aus seiner Reichweite. Sie schaute sich nach Sujin um. Es steckte auf der anderen Seite von dem Sannin im Boden fest. Zur gleichen Zeit griff Jiraiya seinen ehemaligen Kameraden mit einer wilden Bestie, bestehend aus seinen immer länger werdenden Haaren, an. Sie umschlang Orochimaru und spießte ihn auf. Aber anstelle des Sannins wurde sein Erd-Doppelgänger angegriffen und löste sich auf. Baku griff nun Orochimaru mit Futon: Kazekiri no Jutsu (Windfreisetzung: Technik es Windschnittes) an. Die scharfe Windsichel zerschnitt sogar die Felsen in der näheren Umgebung und ließ diese herunterfallen. Aber gegen das Kusanagi konnte die Windsichel nicht bestehen. Der Sannin schlug den Angriff einfach mit dem Schwert zurück und Jiraiya und die anderen mussten sich in Sicherheit bringen. Orochimaru ließ nun aus seinem Mund unzählige Schlangen kommen, aus deren Mündern jeweils eine Schwertklinge schaute. Sie erhoben sich wie eine riesige Welle und griffen die benommenen Shinobi an. Schnell ließ Jiraiya seine Haare länger und stacheliger werden und legte sie zum Schutz vor diesem Angriff um die drei ANBUs und sich selbst. Der Angriff prallte an seinem stacheligen Haarkleid ab. Flink sprang Kasumi aus der Deckung und griff Orochimaru mit einem riesigen Feuerball an, der auf den Sannin zurollte und alles in der Umgebung verbrannte. Kurz bevor diese Feuerswucht ihn erreichte erschien ein riesiges Tor, an dem die Feuerwand abprallte. „Verdammt!“, schimpfte die junge Kunoichi wütend und kehrte zu ihren Kameraden zurück. „Er ist einfach nicht zu besiegen.“ Der Kampf währte schon Stunden und sie alle waren erschöpft. „Jiraiya-sama, könnt ihr ihn ablenken, damit ich an Sujin komme? Ich will ein neues Jutsu ausprobieren.“ „Machen wir“, nickte er und gleich begann er mit den Fingerzeichen für Doton: Yomi Numa, während Baku und Ushi Orochimaru von der Seite mit der Windsichel angriffen. Der Sannin ließ Schlangen aus seinem Körper schießen, die die beiden ANBU angriffen und sie würgten, sodass sie sich nicht mehr bewegen konnten. Währenddessen sprang Kasumi zu Sujin und riss es aus dem Boden. Unterhalb von Orochimaru entstand unterdessen ein Sumpf, in dem er versank und sich erst einmal nicht mehr bewegen konnte. Bevor er diesen Angriff kontern konnte, griff ihn Kasumi mit Sujin an, indem sie Chakra in das Katana leitete, was die Schärfe und die Schneidekraft der Klinge drastisch erhöhte. Außerdem wäre sie damit in der Lage Orochimaru mit einem direkten Treffer zu paralysieren. Aber sie kam nicht dazu. Während ihrem Angriff streckte der Sannin plötzlich seinen Hals und griff nun seinerseits Kasumi an, in dem er ihr in den Nacken biss. „Ahh!“ Kasumi entfuhr ein leises Stöhnen, während sie in die Knie sank. „Kasumi! Nicht!“, schrie Jiraiya entsetzt. Orochimaru zog seinen Hals wieder ein und oberhalb von der Bissstelle erschien das Mal des Fluchsiegels. Unvorstellbare Schmerzen schossen pfeilartig durch Kasumis Körper. Sie presste ihre Hand auf die Stelle und schrie vor Schmerzen laut auf, bevor sie das Bewusstsein verlor. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kakashi betrachtete das Shuriken, dass Kasumi ihm geschenkt hatte. Kasumi. Er seufzte leise und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Es waren nun schon vier Tage her, seitdem sie zu ihrer Mission aufgebrochen war. Er steckte das Fusha Shuriken in die Tasche zu den anderen. Wenn er sich nicht beeilte, würde er wie Obito zu spät zum Treffpunkt kommen. Sein Team hatte die Mission erhalten die Kannabikyo Brücke im Grasreich zu zerstören, damit der gegnerische Nachschub abgeschnitten wurde. Er befestigte die zwei Shuriken Holster an seinen Hüften und nahm das Hakko Chakra To hervor. Er betrachtete die Klinge prüfend und als er zufrieden damit war, steckte er es in die Scheide, die auf seinem Rücken befestigt war. Anschließend machte er sich auf den Weg. Minato-sensei saß auf einem großen Felsen und schaute schweigend über die Waldlichtung und Rin kramte in ihrem Rucksack, als Kakashi aus dem Dickicht trat. Nur von Obito war mal wieder weit und breit nichts zu sehen. Kakashi seufzte genervt auf und stellte sich mit verschränkten Armen neben Rin, die gerade ihren Rucksack schloss und ihn aufsetzte. Zeitgleich mit Kakashis genervtem Seufzer sprang Obito panisch in den Baumwipfeln umher. Hoffentlich schaff ich es noch rechtzeitig. Dachte er mit zusammengebissenen Zähnen. Wenn nicht, würde es mächtigen Ärger geben. „Ich muss mich beeilen“, murmelte er, sprang zum nächsten Ast, stieß sich ab und blieb prompt an einer Liane hängen. „Ahhhh.“ Kopfüber fiel er schreiend zu Boden, überschlug sich dreimal und blieb schließlich im Staub liegen. Benommen richtete er sich auf, als er in der Nähe Schritte hörte. „Hab ich es noch rechtzeitig geschafft?“, fragte er und blickte zu Kakashi auf, der mit einem abschätzenden Blick auf ihn herabsah. „Ja, und zwar wie immer zu spät zu kommen!“ Er beugte sich zu ihm hinunter. „Was hast du denn gedacht, wann wir uns treffen wollten? Um ein guter Ninja zu werden, musst du dich an die Regeln halten!“ Obito rappelte sich auf die Knie auf und starrte ihn wütend an. „Ich wurde aufgehalten! Eine alte Frau hat mich nach dem Weg gefragt“, verteidigte er sich. „Und außerdem habe ich etwas ins Auge bekommen.“ Minato lächelte bei dem Wortgefecht der zwei Jungs still in sich hinein und drehte sich ihnen halb zu. „Was für eine blöde Ausrede“, erwiderte Kakashi. „Reg dich nicht so auf, Kakashi“, beruhigte der Jonin seinen Schüler, aber dieser drehte sich wütend zu Minato um. „Du bist zu nachsichtig mit ihm, Minato-sensei!“, beschuldigte er den Älteren. „Ein guter Ninja sollte sich an die Regeln halten. Das muss ich dir ja wohl nicht erklären.“ Minato lachte nur gutmütig über diesen kleinen verbalen Anschlag Kakashis auf. „Regeln sind dazu da, auch mal nicht befolgt zu werden“, warf Obito aufgebracht ein. Rin schaute zwischen ihren beiden Teamkameraden hin und her. Sie mochte es nicht, wenn sie sich so stritten. Wenn Kasumi doch hier wäre, dann wäre Kakashi nicht so gereizt. Sie seufzte leise. „Jetzt hört bloß auf zu streiten“, mischte sie sich ein. „Wir sind doch ein Team.“ „Dann hätte Obito ruhig mal pünktlich sein können“, konterte Kakashi gereizt. „Außerdem ist heute ein sehr wichtiger Tag, Rin.“ „Das weiß ich doch auch“, lächelte sie sanft. „Ach ja? Warum?“, wollte Obito verwirrt wissen. Minato sprang vom Felsen herunter und ging auf die drei zu. „Kakashi ist von heute an ein Jonin und kann somit sein eigenes Team führen. Deswegen werden wir uns bei dieser Mission auch aufteilen.“ Er blickte ernst in die Runde. „Wir sollen uns aufteilen?“ Zweifelnd sah Obito seinen Sensei an. „Ja, Kakashi wird das Dreierteam führen und ich werde alleine agieren.“ Rin drehte sich zu Obito um. „Hast du an das Geschenk für Kakashi gedacht?“ „Hmm ...“ Er starrte Kakashi von der Seite her an. „Nein.“ Minato schmunzelte und überreichte Kakashi ein Kunai das anders als die anderen war. „Das ist mein Geschenk für dich. Die Form ist zwar sehr speziell, aber wenn du dich daran gewöhnt hast, dann wirst du es lieben.“ Er warf ihm das Kunai zu und Kakashi fing es geschickt auf. „Danke, Minato-sensei.“ Hastig nahm Rin ihren Rucksack von der einen Schulter und holte ein Päckchen heraus. „Das ist von mir, ein Verbandskasten für dich. Ich habe ihn ein bisschen verändert, damit die Handhabung leichter ist.“ Sie strahle Kakashi an. „Danke, Rin.“ Nun drehte er sich erwartungsvoll zu Obito um und streckte die Hand aus. „Lass das!“, rief Obito. „Ich habe kein Geschenk für dich.“ „War ja klar“ entgegnete Kakashi abschätzig und drehte sich wieder um. „Ich brauche nichts, was nicht nützlich ist. Und von dir wäre nichts anderes gekommen.“ Bei diesen Worten sah Obito rot. „Ich verstehe überhaupt nicht, wie so einer wie du, es zum Jonin gebracht hat“, brüllte er wütend. „Und das gerade von dir.“ Herablassend sah Kakashi ihn an. „Ich bin Uchiha Obito, vom Uchiha-Clan. Es wird der Tag kommen, an dem ich dich besiege.“ „Also nie“, reizte Kakashi ihn weiter. „Könnt ihr nicht endlich mal aufhören?“ Auch Rin wirkte langsam wütend. Das ewige Gezanke ging ihr auf die Nerven. „Es wird Zeit, dass wir mal über die Mission reden“, warf Minato ein und hatte somit die volle Aufmerksamkeit seines Teams. Er breitete eine Landkarte zwischen ihnen aus. „Unser Ziel ist die Kannabikyo Brücke. Um den Feind aufzuhalten, bräuchte man unheimlich viele Ninjas, aber um einen Sabotageakt auszuführen, reicht ein kleines Team.“ „Die Brücke“, murmelte Kakashi gedankenverloren. „Wir schlagen zu und verschwinden wieder.“ Er blickte seinen Sensei an. „Hmhm.“ Minato blickte ernt. „So machen wir es. Die Brücke muss komplett zerstört werden, damit der Feind weder Waffen noch Verstärkung transportieren kann. Ihr werdet sofort zurückkommen, wenn ihr das erledigt habt.“ „Hai“, erwiderten alle drei Schüler gleichzeitig. „Äh, Sensei.“ Obito schaute ihn fragend an. „Was wirst du eigentlich tun?“ „Ich werde versuche mich zum Gegner durchzuschlagen und unseren Truppen helfen.“ Minato schwieg einen Moment. „Bis zur Grenze werden wir gemeinsam gehen, danach trennen wir uns.“ „Verstanden.“ Sie packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg zur Grenze. Kakashi als neuer Teamführer lief an der Spitze. Bis sie einen dichten Wald erreichten, verlief alles ruhig, doch plötzlich blieb Kakashi stehen und befahl mit einer Handbewegung seinem Team Stellung zu halten. Die vier Ninjas aus Konoha wurden von einem feindlichen Shinobi aus Iwagakure beobachtet. Mahiru presste sich gegen einen dicken Ast und linste hinunter. „Sie haben irgendetwas bemerkt“, flüsterte er und erstarrte plötzlich, als er Minato erblickte. „Nein, das kann nicht sein.“ Entsetzten machte sich in ihm breit. Kakashi und sein Team gingen in Deckung. „Es sind mehr als 20 feindliche Shinobis“, schätzte er. „Ihr müsst sehr vorsichtig sein“, warf Minato ein. „Vielleicht sind es nur Schattendoppelgänger.“ „Mag sein“, erwiderte Kakashi. „Ich werde sie angreifen, gib mir Rückendeckung.“ Während Rin ihn entsetzt anstarrte begann Kakashi mit den Fingerzeichen für Chidori. „Sei nicht leichtsinnig, mein Freund“, versuchte Minato ihn zurückzuhalten. „Ich bin heute der Teamführer“, grinst Kakashi übermütig. „Außerdem will ich euch mein Chidori zeigen.“ In seiner Hand erschien Chidori und als er gerade losstürmen wollte, streckte Minato seinen Arm vor und verhinderte so einen Angriff. „Minato-sensei!“ Kakashi starrte den älteren Jonin an. „ICH bin Teamführer und was der Teamführer sagt, muss befolgt werden. So sind die Regeln!“" Minato schaute ihn schweigend an und nahm schließlich den Arm wieder runter. Sofort stürmte Kakashi auf seine Gegner zu, die ihn mit Shuriken und Kunais angriffen. Sein Sensei gab ihm dabei Deckung und währte die feindlichen Angriffe ab. Einer nach dem anderen der Kage Bunshin wurde von Kakashi zerstört und immer weiter arbeitete er sich zum echten Gegner vor. „Übernimm dich bloß nicht“, schrie Mahiru ihm zu und trat vor. Alarmiert drehte Minato den Kopf in die Richtung und sah wie der Shinobi Kakashi mit seinem Katana angriff. Blitzschnell war er zur Stelle und riss seinen Schüler vor diesem Angriff zurück und der Schwerthieb ging ins Leere. Minato sprang zu Rin und Obito zurück und richtete sich langsam auf. Ruhig nahm er seinen Rucksack ab. Nun konnte der Ninja vor ihm nicht mehr entkommen. Er hatte ihn mit seinem speziellen Jutsu markiert. Sein Rucksack hatte noch nicht den Boden berührt, da war er auch schon verschwunden und tauchte hinter Mahiru wieder auf, in dem er ihm ein Kunai an die Kehle hielt. „Ich habe schon von dir gehört“, sagte Mahiru ruhig und verhielt sich still. „Du bist der blonde Blitz von Konoha." Er schwieg einen Moment und schloss ergeben die Augen. „Jetzt weiß ich auch warum.“ Kreischend flogen die Vögel auf, als der leblose Körper von Mahiru auf den Waldboden aufschlug. Minato kehrte sofort zu seinem Team zurück und bekam mit wie sich Kakashi und Obito schon wieder stritten. „Es reicht langsam mit euch“, fiel er in ihren Streit ein. Überrascht blickten sie auf und sahen sich einen ziemlich wütenden Minato gegenüber. „Obito, hör sofort auf zu streiten und du Kakashi, pass gut auf. Ich will dass du erst einmal dein neues Jutsu nicht mehr anwendest. Deinen Angriff konzentrierst du auf einen Punkt, was ihn schnell und effektiv macht. Aber darin liegt auch der Nachteil, du kannst nicht schnell genug auf einen Gegenangriff reagieren. Daran musst du arbeiten“, wies er sie zurecht. Minato schaute sie streng an, aber schließlich wurde sein Blick weich. „Bevor wir uns trennen, noch eine Sache. Das Wichtigste ist Teamwork. Vergesst das niemals.“ „Hai“, nuschelten die drei jungen Shinobis bedrückt. ~. . . ~ Die Nacht verbrachten sie friedlich zwischen den Wurzeln eines großen Baumes. Minato saß auf einer und hielt Wache, aber sie wurden nicht angegriffen. Der nächste Morgen brach kühl und klar an und Rin verband Kakashi noch mal die Wunde, die er von seinem letzten Kampf mit Mahiru erhalten hatte. Minato schulterte seinen Rucksack und blickte sich aufmerksam um. „Wir brechen gleich auf. Beeilt euch ein bisschen.“ Die drei jungen Shinobis nickten und begannen hastig ihre Sachen zusammenzupacken. Sie waren immer noch von der Rüge ihres Senseis getroffen und schweigend marschierten sie los. In einem Bambushain, der typisch für das Grasreich war, trennten sich die drei von ihrem Sensei. Ernst sah Minato sie an. „Viel Glück euch drei. Passt auf euch auf und seid wachsam. Der Ninja aus Iwagakure war nur ein Wachposten und allein. Ab hier werdet ihr auf Teams treffen.“ Kakashi nickte entschlossen. „Ausschwärmen“, befahl Minato und Kakashi und sein Team trennten sich dort von ihrem Sensei und rannten durch den dichten Bambuswald auf die Kannabikyo Brücke zu. Sie sprangen über Felsen, umgingen Fallen, ließen den Bambuswald hinter sich und überquerten einen Fluss. Von der anderen Flussseite wurden sie von Taiseki und Kakko, den zwei anderen Mitgliedern von Mahirus Team, beobachtet. „Was soll das?“, murmelte Kakko. „Mahiru war doch als Wachposten im Bambushain. Was wollten diese drei Konoha Ninjas hier?“ „Ich kann sie ja mal danach fragen.“ Taiseki grinste böse und begann sich genau seiner Umgebung anzupassen; damit war er so gut wie unsichtbar. Abrupt blieb Kakashi mitten auf dem ruhig fließenden Fluss stehen. Vorsichtig schnüffelte er im Wind und gab sofort seinem Team das Zeichen zum Anhalten. Wie aus dem Nichts kamen angespitzte Bambuspfähle auf die drei Shinobis zugeflogen. Obito reagierte schnell und schoss eine Feuerkugel auf die Pfähle ab. Rin und Kakashi duckten sich vor den herunterfallenden Bambusstücken. Die Wasseroberfläche dampfte auf und erschwerte ihnen die Sicht auf ihre Angreifer. Rin stand wie paralysiert hinter ihren Kameraden und bemerkte nicht, wie sich Taiseki anschlich. Zeitgleich wurden die Ninjas von vorne von Kakko angegriffen. Sofort zückte Kakashi zwei Kunai und sprang auf den Ninja aus Iwagakure zu. Es begann ein Kampf zwischen den beiden, dass die Funken nur so flogen, wenn sich ihre Waffen trafen. Obito blickte starr nach oben und verfolgte den Kampf, bis ein Schrei von Rin ihn dazu veranlasste sich herumzudrehen. Taiseki hielte die bewusstlose Kunoichi im Arm und auch Kakko kehre zu seinem Teamkameraden zurück. Sofort wollte Obito auf die zwei Ninjas zustürmen, aber Kakashi hielt ihn zurück und kurz darauf waren die beiden Shinobi in einer Rauchwolke verschwunden. „Rin! Nein!“ Verzweifelt schrie Obito auf und rannte los. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- „Nicht Obito! Du darfst sie nicht verfolgen“, hielt Kakashi ihn scharf zurück. Entsetzt starrte Obito ihn an. „Ich darf sie nicht verfolgen?“, brüllte er. „Wir müssen Rin helfen.“ „Nein“, widersprach Kakashi entschlossen. „Wie müssen die Mission beenden, bevor der Feind die Bewachung der Kannabikyo Brücke verstärkt.“ „Du überlässt sie dem Feind?“ „Ihr wird schon nichts passieren. Wenn sie nichts verrät, ist sie in Sicherheit“", erwiderte Kakashi ungerührt. „Würdest du dasselbe auch über Kasumi sagen?“, fauchte Obito und bemerkte befriedigt das Kakashi entsetzt die Augen aufriss. „Kasumi spielt hier keine Rolle“, wiegelte er ab. „Oh doch. Antworte mir gefälligst, Kakashi.“ Obito packte ihn am Kragen und hielt ihn eisern fest. „Kasumi ist eine sehr gute Kunoichi. Sie kann für sich selbst sorgen.“ Er blickte Obito nicht an. „Und Rin ist es ebenfalls.“ Nun erwiderte er Obitos Blick. „Du entscheidest über ihre Sicherheit nur auf der Basis von Vermutungen?“ Er ließ Kakashi aufgebracht los. „Ihre Sicherheit hat oberste Priorität!“ „Hör auf dich von deinen Gefühlen zu Rin leiten zu lassen!“, herrschte Kakashi ihn an. „Ich bin der Teamführer! Ich entscheide, was wir tun! Hast du mich verstanden?!“, fauchte er. Schweigend standen sich die beiden Shinobi gegenüber. „Ich werde Rin helfen“, sagte Obito schließlich und wandte sich von ihm ab. „In unserer Welt sind die Ninjas, die sich nicht an die Regeln halten ganz üble Verräter. Aber ...“ Obito drehte leicht den Kopf in seine Richtung. „... für mich ist jemand der seinen Freunden nicht helfen will, der größere Verräter.“ Kakashi atmete zischend ein und starrte Obito mit entsetztem Blick an. „Ich stehe zu meinen Freunden.“ Mit diesen Worten ging er von ihm fort und nur noch der Wind rauschte in den Blättern und wirbelte sie herum. ~. . . ~ Kakashi war nach dem Streit mit Obito alleine unterwegs und dachte über seine Worte und die Worte seines Senseis nach. Was würde er tun, wenn es Kasumi wäre? Was wäre wenn Kasumi verschleppt worden wäre? Kakashi kauerte auf einem Ast und starrte blicklos vor sich in den Wald. Ergeben schloss er die Augen. Er hätte sie gerettet. Er hätte Kasumi auf jeden Fall gerettet. Entschlossen stand er auf und sprang. ~. . . ~ Obito saß in einiger Entfernung von dem Versteck der Iwagakure Ninjas und starrte den Eingang an. Ich schaffe das. Er atmete tief ein. Gefunden habe ich sie ja schon mal, dachte er und verlagerte sein Gewicht etwas. In der Höhle der feindlichen Ninjas drehte sich Kakko alarmiert von der gefesselten Rin weg und starrte lauschend auf den Ausgang. „Ich kümmere mich darum“, beantwortete Taiseki die stumme Frage seines Kameraden und nutze wieder das Jutsu der Tarnung. Kaum draußen materialisierte er sich hinter Obito, der so unvorsichtig war und ihn nicht bemerkte und griff den jungen Shinobi an. Panisch drehte sich Obito um und blickte direkt in die kalten Augen seines Gegners, bevor er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Bevor das Kunai Taisekis sein Ziel treffen konnte, sprang Kakashi mit seinem Schwert auf den Gegner zu und verletzte ihn an der Brust so schwer, dass es blutete, aber nicht lebensgefährlich war. Taiseki brachte sich mit Mühe auf einem entfernten Baum in Sicherheit und mustere nun seinen neuen Gegner. „Bist du Konohas weißer Reißzahn?“, wollte er von dem jungen Shinobi wissen. „Ich bin sein Sohn“, entgegnete Kakashi ruhig und richtete sich langsam auf. „Ja wenn du nur der Sohn bist ...“ Taiseki lachte abfällig auf und verschwand. „Verdammt!“, fluchte Kakashi und sah sich aufmerksam um. „Wir müssen auf seine Bewegungen achten, Obito.“ Der Uchiha schaute sich suchend um. „Wo ist er?“ Instinktiv drehte sich Kakashi um und sah eine schwache Bewegung. „Obito!“, rief er und sprang los. „Hinter dir!“ Er warf sich zwischen den Angriff von Taiseki. Ein stechender Schmerz fuhr durch sein linkes Auge. Glühend heiße Schmerzwellen rasten durch sein Gesicht, während er zu Boden fiel. Fassungslos starrte Obito auf seinen Freund, der seine Hand auf die Wunde presste. „Kakashi!“, entfuhr es ihm entsetzt und eilte auf seinen Freund zu. Blut lief Kakashi zwischen den Fingern hindurch, als Obito ihn aufrichtete. Er zitterte vor unterdrückten Schmerzen und begann gleich darauf wieder Taiseki zu suchen. Vorsichtig ließ er die Hand sinken und der Uchiha konnte den langen Schnitt über Kakashis linkem Auge sehe. Entschlossen richtete Obito sich auf. Er würde jetzt gegen Taiseki kämpfen und seine Freunde beschützen. Viel zu lange schon hatte er sich hintern den anderen versteckt und sie kämpfen lassen. Unbemerkt schlich sich Taiseki an Obito an, er würde nun die beiden Shinobis aus Konoha-gakure töten. Zielsicher hob er den Arm, um hinterrücks den Jungen zu erstechen. Blitzschnell drehte Obito sich um und rammte Taiseki sein Kunai in den Bauch. „Stirb“, schrie er auf. „W ... Wie?“, keuchte Taiseki und sein Jutsu löste sich auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte er auf den Jungen hinab. Obito hob langsam seinen Blick und schaute seinen Feind mit kaltem Blick an. „D ... Du kannst ... m ... mich un ... unmöglich gesehen haben“, stammelte der Ninja. Auch Kakashi sah überrascht auf. „O ... Obito? ... Du? D ... Deine Augen!?“ Taiseki schwankte etwas und fiel dann langsam zu Seite und verschwand in den Tiefen des Waldes. Verblüfft starrte Kakashi seinen Freund an, als er das Kunai ungerührt in sein Holster zurück schob. „Obito? Was ist mit deinen Augen?“ „Ich ... ich glaube ... ich besitze jetzt das Sharingan“, murmelte dieser leise. „Ah ...“, stieß Kakashi leise hervor und sofort eilte Obito besorgt zu seinem Freund. Der Jonin holte mit zitternder Hand den Verbandskasten von Rin hervor und bat Obito sein linkes Auge zu verbinden. „Beeil dich. Wir müssen Rin retten“, drängte er, als Obito ihm vorsichtig den Verband anlegte. ~. . . ~ Ein leiser Windhauch wehte in das Versteck der Ninjas aus Iwagakure, in dem sich Kakko über Rin beugte. „Na sieh einer mal an“, murmelte er und richtete sich auf. „Kakashi“, flüsterte Obito. „Rin ist in einem Genjutsu gefangen.“ „Na hoffentlich wurden ihr keine Geheimnisse entlockt. Sei bloß vorsichtig Obito, der Gegner ist sehr flink.“ „Hai.“ Kakashi zog sein Schwert und Obito hielt sein Kunai in der Hand. Plötzlich stürmte Kakko auf die beiden Shinobis zu und zog seine Waffen. Kakashi und Obito wichen aus und lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch. Haarscharf zog eine Klinge Kakkos über Kakashis Kopf und er verlor ein paar Haare. Obito griff den Ninja nun von der Seite her an, aber Kakko wich dem Kunai schnell aus, sprang hoch und schlug nach Kakashi. Dann stürmte er auf Obito zu und griff ihn frontal mit seinen Schwertern an. Der junge Shinobi ließ sich nach hinten fallen und entging somit knapp einem direkten Treffer. Während Kakashi von hinten auf Kakko zu rannte, stützte sich Obito mit einer Hand auf dem Boden ab und fixierte die Arme von seinem Gegner mit den Beinen. Somit hatte sein Teamkamerad zwar eine erstklassige Angriffsmöglichkeit, traf Kakko dann aber leider doch nur an der Schulter. Mit einem dumpfen Schlag kam der Ninja auf dem Boden auf und blieb regungslos liegen. Sofort eilten die beiden auf Rin zu und Kakashi löste als Erstes das Genjutsu auf. Rin erwachte aus ihrer Starre und schaute ihre Freunde erschöpft an. „Rin, du bis in Sicherheit.“ Obito war erleichtert. „Lasst uns schnell von hier verschwinden“, warf Kakashi ein und half der Kunoichi auf die Beine. In dem Moment bewegte sich Kakko wieder und richtete sich schwankend auf. „Ihr nervt, ihr Bälger!“, keuchte er und begann mit den Fingerzeichen Tora, Ne, Mi und hieb mit der Faust auf den Boden. Gleich darauf begann die Decke der Höhle gefährlich an zu wackeln und es bildeten sich Risse. Staub, Geröll und kleine Steinchen begannen herunter zu fallen. Immer heftiger wackelte die Decke und größere Brocken lösten sich nun. „Nichts wie weg hier“, brüllte Kakashi gegen das Donnern der Steine an und rannte los. Die Sicht war schlecht und dichter Staub waberte durch die Höhle. Kakashi konnte fast Rin und Obito nicht mehr neben sich erkennen, während sie den Steinen auswichen und auf den Ausgang zu rannten. Ein Gesteinsbrocken löste sich aus der rissigen Decke und erwischte Kakashi an der Schläfe. Mit einem Aufschrei brach er zusammen. Allarmiert drehte Rin sich um und eilte zu ihm zurück. Obito reagiert blitzschnell, schnappte sich den bewusstlosen Jonin und warf ihn zur Seite, bevor er selbst von einem riesigen Felsbrocken erwischt wurde. Nun brach die Höhle komplett zusammen und als sich der Staub nach einer Weile wieder gelegt hatte erklang Obitos schwache Stimme. „Ist ... ist alles ... in ... in Ordnung mit euch?“ Kakashi und Rin bewegten sich und als sie sich langsam aufrichteten, fielen kleine Steinchen klirrend zu Boden. Der Jonin schaute sich um und als sein umherirrender Blick auf Obito fiel, riss er entsetzt sein Auge auf. Der Uchiha war halb unter einem riesigen Felsbrocken begraben. Seine gesamte rechte Seite war zerquetscht worden. Blut rann ihm aus dem Mundwinkel. „Obito!“, krächzte Kakashi und Rin stieß einen schwachen Schrei aus. Hastig rappelte sich der Jonin auf und eilte zu seinem Freund; verzweifelt versuchte er den schweren Brocken wegzuschieben. Aber er versagte. „Du kannst mir nicht mehr helfen, Kakashi.“ Mit starrem Blick schaute Obito ihn an. „Ich werde sterben. Also hör auf damit.“ Resigniert ballte Kakashi die Fäuste. „Nein“, flüsterte er. Rin schlug sich die Hand vor den Mund und weinte stumme Tränen. „Warum nur?“, schluchzte sie und Obito spuckte Blut. „Obito!“, schrie sie verzweifelt auf. Kakashi sank neben seinem Freund auf die Knie und hieb immer wieder mit der rechten Faust auf den Boden. Immer verzweifelte wurden seine Schläge. „Nein! Nein! Nein!“, schluchzte er. „Warum habe ich nur nicht auf dich gehört?“ Langsam ging Rin auf Obito zu und sank ebenfalls neben Kakashi auf die Knie. „Wenn wir Rin nur früher befreit hätten, dann wäre das alles niemals so passiert!“ „Fast ... hätte ich ... es ... es vergessen“, murmelte Obito schwach und lächelte dabei sanft. „Ich habe ... intensiv ... darüber nachgedacht ... welches Geschenk ich dir ... machen kann ... Und ... keine Sorge, es ... es ist bestimmt nichts... un ... unnützes.“ Erstaunt richtete Kakashi sich auf. „Es ... ist das ... wert ... wertvollste was ich dir bieten kann ... Mein Sharingan.“ Kakashi riss bestürzt sein Auge auf. „Nimm ... bitte mein ... Ge ... Geschenk an.“ Rin schluchzte bei Obitos Worten auf und wischte sich dann energisch über die Augen. „Rin“, keuchte Obito. „Bitte ... tu es ... Für mich. Es möge ihm helfen.“ Er hustete wieder Blut und keuchte auf. Die Kunoichi nickte entschlossen und wandte sich um. „Kakashi“, rief sie. „Komm bitte sofort her. Ich muss mich beeilen.“ Aber Kakashi konnte sich nicht rühren, er zitterte am ganzen Körper und war wie erstarrt. Er wandte den Blick ab und senkte den Kopf. Das konnte er nicht machen. Er war nicht würdig ein Jonin zu sein und er konnte das nicht seinem Freund antun. Obito merkte sein Zögern und sprach drängend auf ihn ein. „Ich ... werde das ... sicher nicht ... über ... überleben. Aber ... ich kann zu deinem Auge werden ... und für dich ... in ... in die Zukunft sehen.“ Bei diesen Worten richtete Kakashi sich auf und blickte entschlossen auf Obito hinab. Obito. Er würde immer bei ihm sein. Sein Freund. ~. . . ~ Kakko saß in der Zwischenzeit draußen auf einer Wurzel und wartete entspannt auf seine Kameraden. Plötzlich gab es hinter ihm eine Explosion und aus dem Rausch und den Trümmern erschien ein zu allem entschlossener Kakashi. Er starrte Kakko wütend an und ignorierte das Geschwätz dieses Ninjas. Er hatte nun eine neue Mission und er gedachte, diese auszuführen. Hinter Kakashi in der Höhle hielt Rin krampfhaft Obitos Hand umklammert und schaute hinauf. „Kakashi. Hör mir zu.“ Er hustete gequält. „Kümmere dich um Rin.“ „Das verspreche ich dir, mein Freund“, erwiderte Kakashi ernst und zog sein Schwert. Er zögerte keine Sekunde und machte sich zum Angriff bereit, in dem er auf den feindlichen Ninja zu sprang. Er griff ihn direkt an, aber Kakko parierte seinen Angriff und in diesem Moment zerbrach das Erbstück seinen Clans in tausend Stücke. Ärgerlich kniff Kakashi die Augen zusammen und katapultierte sich aus der Reichweite des Shinobi. Kaum hatte er den Boden berührt fing er mit den Fingerzeichen für Chidori an und noch bevor ein Bruchstück des Hakko Chakra To den Boden berührte fand Kakashis Chidori sein Ziel. Atemlos warteten Rin und Obito auf Kakashi. Die Kunoichi keuchte erschrocken auf und packte Obitos Hand fester, als Kakkos Kopf am Rand erschien. „Hab ... keine Angst ... Rin.“ Keuchend stieß Kakashi den leblosen Körper des Shinobis von sich und atmete heftig. „Flieh ... Bitte flieh mit Rin ... Kakashi. Der Gegner wird mit Verstärkung kommen.“ „Obito!“, rief Rin flehend aus, aber dieser entriss ihr seine Hand und sie fiel kraftlos zu Boden. Als Rin danach greifen wollte, wies er sie ab. „Geht jetzt.“ „Rin!“ Kakashi streckte die Hand nach ihr aus. Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch und zuckte zusammen. Die Verstärkung der Iwa Nins war eingetroffen und bereitete sich auf den Angriff auf die Konoha Ninjas vor. Alle zusammen lösten ein schweres Erdbeben aus, in dem die Erde aufriss und die Höhle zum beben brachte. „Rin! Jetzt nimm endlich meine Hand“, drängte Kakashi. „Rin“, bat Obito leise. Die junge Kunoichi schluchzte auf und streckte zögernd den Arm nach Kakashi aus und ließ sich hochziehen. In diesem Moment brach die Höhle mit lautem Getöse zusammen und begrub Obitos Körper vollständig unter sich. „Obito!“, schrie Rin verzweifelt, aber Kakashi brachte sie aus der Gefahrensituation. Überall um die beiden Ninjas erschienen auf einem Mal alle feindlichen Shinobis. In Kakashis linker Hand erschien Chidori und mit der rechten umklammerte er das Kunai von Minato. „Flieh, Rin. Los, beeil dich. Ich werde versuchen sie auf zuhalten.“ „Warum?“ „Ich habe Obito ein Versprechen gegeben und das werde ich halten. Ich werde dich beschützen.“ Er schwieg einen Moment. „Obito hat dich sehr geliebt.“ Rin schluchzte leise auf, als sie überraschend von allen Seiten her angegriffen wurden. „Lauf Rin!“ Kakashi stürzte sich auf seine Gegner. Er kämpfte mit allen Mitteln und hieb nach allen Seiten aus, aber irgendwann war sein Chakra verbraucht und seine Kräfte verließen ihn. Ihm wurde schwarz vor Augen. Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Kasumi lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen unter einem großen Baum. Das rechte Bein hatte sie auf dem angewinkelten linken Bein abgelegt, sie hielt die Augen geschlossen und kaute an einem Grashalm herum. Sujin lag neben ihr im Gras, genau wie ihre ANBU Maske. Die Sonne schien warm durch die Blätter des Baumes und zauberte Lichtreflexe auf ihren Körper. Ein paar leichte Wölkchen zogen am Himmel entlang, es wehte eine sanfte Briese und die Vögel zwitscherten. Es war angenehm warm, ein leichter Lufthauch ließ die Gräser und Blumen auf der Wiese im Wind tanzen. Es war ein friedliches und idyllisches Bild, fand Kakashi, der sie betrachtete. Obwohl er draußen im Sonnenschein stand war ihm kalt, sein Auge schmerzte und er hatte das Gefühl, dass kein Knochen in seinem Körper mehr ganz war. Leicht schwankend ging er auf das Mädchen, das er liebte, zu. „Kasumi“, flüsterte er schwach, kaum dass er den Schatten des Baumes betreten hatte. Auf einmal war ihm, als ob eine eiskalte Hand nach seinem Herz griff und keuchend holte er Luft. Kasumi schlug ihre Augen auf, als sie ihren Namen hörte. Sie drehte den Kopf und schenkte Kakashi ein strahlendes Lächeln. „Komm zu mir.“ Sie richtete sich auf und lehnte sich an den Stamm des Baumes. Kakashi trat langsam näher und ging vor ihr in die Knie. Zart fuhren ihre kühlen Fingerspitzen über sein Gesicht, wischten die Blutspur an seinem Mundwinkel ab und küsste sanft seine Lippen. Behutsam löste sie den Verband über seinem Auge und hauchte ihm auf seine Verletzung einen Kuss. „Öffne die Augen für mich!“ Kakashi, der immer noch vor ihr kniete, öffnete zögernd die Augen und schaute sie mir dem Sharingan ausdruckslos an. „Lebe wohl, Obito“, hauchte Kasumi und strich sanft über die Wunde. „Du musst erschöpft sein. Komm, ruh dich etwas aus.“ Kakashi legte sich auf das weiche Gras und bettete seinen Kopf auf ihren Schoß. Eine Zeit lang saßen sie schweigend beieinander. Er hielt die Augen geschlossen und spürte, wie alle Schmerzen von ihm abfielen. Kasumi strich ihm zärtlich durch die Haare, dabei suchte sie seine Hand und hielt sie ganz fest. Schließlich seufzte Kakashi auf und öffnete sein unverletztes Auge. Er beobachtete sie, konnte ihr Gesicht aber nur im Profil sehen. „Du bist tot, nicht wahr?“ Keine Gefühlsregung ging über sein Gesicht, es war als trüge er eine erstarrte Maske. Kasumi wandte sich ihm zu und schaute auf ihn hinab. Außer ein kurzes Zucken ihrer Hand, zeigte sie keine Regung. Auf einmal begann sie geheimnisvoll zu lächeln und beugte sich zu ihm hinab. Kakashi richtete sich auf, in dem er sich auf seinen rechten Arm abstützte. Schließlich trafen sich ihre Lippen zu einem sanften Kuss. Kasumi hatte ihre Hand noch immer in seinem Haar vergraben, richtete sich etwas auf, schaute ihn an und flüsterte an seinen Lippen: „Ich liebe dich Kakashi. Bis über den Tod hinaus.“ Sie küsste ihn wieder. „Und jetzt schlaf“, hauchte sie, bevor sie zart mit ihrer Zunge über seine Lippen fuhr und um Einlass bat. Kakashi vertiefte den Kuss und schlüpfte mit seiner Zunge in ihrer Mundhöhle. Überrascht keuchte Kasumi auf. Als sie sich von einander lösten, atmeten beide schwer. „Schlaf Kakashi. Kakashi. Kakashi! KAKASHI!!!!“ Erschrocken riss er die Augen auf und sah nur Schwärze. Kurz darauf schob sich ein Kopf in sein beschränktes Gesichtsfeld. „Rin?“, krächzte er. „Er ist aufgewacht, Minato-sensei!“ Rin blickte aufgeregt über die Schulter. „Nicht“, bat sie. „Hör auf damit.“ Sanft hielt sie seine Hand fest, als er mit ihr über den Verband tastete. Resigniert ließ er sie sinken, drehte den Kopf weg und schaute seinem Sensei direkt ins Gesicht. „Wie geht es dir?“ Minato beugte sich besorgt vor. Kakashi zögerte einen Moment. Wie es ihm ging? Beschissen! Wie sollte es ihm schon gehen? Er war allein. Sein Vater schon seit Jahren Tod, die Mutter hatte er kaum gekannt. Sein bester Freund, der für ihn gestorben war und das Mädchen, das er liebte, war ebenfalls ein Opfer dieses verdammten Krieges geworden. „Gut“, flüsterte er dann heißer. Ein Ninja zeigte keinen Schmerz. „Warum weinst du dann?“ Rin wischte ihm sanft eine Träne ab, die ihm über die Wange rollte. Er weinte? Verwundert blinzelte Kakashi und spürte dann die Tränen auf seinem Gesicht. „Es ist nichts.“ „Aber Kaka ...“ „Rin. Lass ihn“, unterbrach Minato das Mädchen und bedeutete ihr sie allein zu lassen. „Ruh dich noch etwas aus. Im Morgengrauen kehren wir nach Zerstörung der Brücke nach Konoha zurück.“ Minato legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter und stand dann auf. ~. . . ~ Schweigend starrte der Hokage seinen ehemaligen Schüler ernst an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, Jiraiya.“ Bestürzt ließ Hiruzen den Kopf in die Hand fallen. „Ich befürchte ... ja, Hokage-sama.“ „Das ist ein Desaster“, brachte der Sandaime Hokage hervor. Er faltete die Hände zusammen und bettete sein Kinn darauf. „Schlimmer konnte es gar nicht kommen. Gerade Kasumi.“ Er seufzte auf. Gerade einer Uchiha musste das passieren. Das würde das Verhältnis des Uchiha-Clans gegenüber Konohagakure nicht gerade verbessern. Auch Senju Tobirama hatte mit der Gründung der Konoha-Polizei das Verhältnis nicht stabilisiert. Gut, es würdigte offiziell den Uchiha-Clan, aber inoffiziell war es damals nur ein Trick gewesen um den Clan so weit wie möglich vom Mittelpunkt Konohas und somit von der Leitung fernzuhalten. Hiruzen schloss müde die Augen. Es würde eine sehr schwierige Aufgabe werden, dies Fugaku mitzuteilen. „Wie geht es Anko?“ Hiruzen zuckte etwas zusammen und wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er blickte Jiraiya an, der erschöpft vor ihm stand. „Unverändert. Sie liegt immer noch im Krankenhaus und wacht nicht auf.“ „Verdammt“, murmelte der Sannin und blickte zur Seite. Er machte sich Vorwürfe, dass er Orochimaru nicht besser durchschaut hatte. Er hätte wissen müssen, was dieser plante. Er wusste doch um seine Experimente. „Und du weißt nicht, wohin er mit ihr verschwunden ist?“ „Nein, nachdem er Kasumi das Juin gegeben hatte, ist er verschwunden. Leider konnten wir ihm nicht schnell genug folgen.“ Betrübt schüttelte er den Kopf. „Es tut mir leid, Hokage-sama.“ Hiruzen winkte ab. „Ich mache dir keine Vorwürfe, Jiraiya. Ich hätte es selbst ahnen müssen. Ich hätte es wissen müssen, worauf Orochimaru es abgesehen hatte. Er war schon immer davon besessen, alle Jutsus der Welt zu beherrschen. Wie ginge es besser, als mit dem Sharingan?“ Hiruzen brach ab und erhob sich steif aus seinem Sessel. Müde drehte er sich um und schaute aus dem Fenster, blickte über die Dächer Konohas, die in der Sonne glänzten. „Es wäre das Beste für sie, wenn sie das Fluchsiegel nicht überlebt“, murmelte er gedankenverloren. „Hiruzen!“ Jiraiya war sprachlos. Das meinte der Hokage doch wohl nicht im Ernst? Der Sandaime griff abwesend nach seinem Hut und setzte ihn sich bedächtig auf. „Du bist erschöpft, Jiraiya. Ruh dich bitte aus.“ „Und was wirst du jetzt tun?“ „Ich gehe zu Fugaku. Ich muss mit ihnen über Kasumi sprechen. Sie müssen es erfahren.“ „Du wirst aber nicht alleine gehen!“, brachte Jiraiya entsetzt aus. „Ich begleite dich.“ „Nein! Arata und Saburo werden mich begleiten.“ Jiraiya nickte knapp und verbeugte sich dann. „Viel Glück“, murmelte er, bevor er in einer Rauchwolke verschwand. Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Hiruzen verließ kurz nach Jiraiya den Raum und ging langsam die lange Treppe hinunter. Als er das Gebäude verlassen hatte, tauchten zwei ANBU vor ihm auf. Sie knieten vor ihm nieder, bevor sie sich synchron erhoben und lautlos hinter dem Hokage Stellung bezogen und ihm in einem gewissen Abstand schweigend folgten. Sie verließen das Gelände des Hokage und liefen durch die Straßen Konohas. Hiruzen fiel jeder Schritt schwerer, je näher sie dem Uchiha-Viertel kamen. Er hatte eine schwere Aufgabe vor sich. Er musste Eltern den wahrscheinlichen Tod ihres Kindes mitteilen. Und keiner sollte sein Kind zu Grabe tragen müssen. „Guten Abend, Hokage-sama.“ Uchiha Uruchi riss ihn aus seinen Gedanken. „Oh ... Guten Abend, Uruchi-san.“ Uruchi stützte sich auf ihren Besen ab. „Es ist selten, dass ihr in unser Viertel kommt. Wohin geht ihr?“ Neugierig sah sie ihn an. „Ich bin auf dem Weg zu Fugaku.“ Kurz flackerte ihr Blick zu den zwei ANBU. „Ist etwas passiert?“ Besorgt blickte sie den Hokage an. „Nein, nein“, lächelte Hiruzen verkrampft. „Ich möchte nur kurz etwas mit ihm besprechen.“ Er wandte sich zum Gehen. „Grüßen sie ihren Mann von mir.“ Uruchi nickte verblüfft. „Auf Wiedersehen, Hokage-sama“, rief sie ihm noch nach und blickte ihm stirnrunzelnd hinterher. Kurze Zeit später erreichten sie das Anwesen des Clanoberhauptes und Hiruzen entwich ein leiser Seufzer, bevor er das Holztor aufstieß. Innerhalb des Anwesens empfing ihn eine friedliche Atmosphäre. Nachdem das Tor wieder geschlossen war, blieben die Straßengeräusche draußen und wurden von den hohen Mauern verschluckt. Die Sonne schien noch in den Garten und es wehte eine laue Abendbrise. Der Sommer neigte sich schon wieder fast seinem Ende zu. Schritte über dem Kies ertönten und der Sandaime Hokage wandte den Blick von dem Teich ab. Mikoto Uchiha kam gerade durch einen Torbogen und trug ein kleines Bonsaipflänzchen in einer schön verzierten Schale. „Hokage-sama!“, entfuhr es ihr verblüfft und Mikoto starrte den alten Mann an. Schließlich gewannen ihre guten Manieren wieder die Oberhand und sie ging lächelnd auf den Hokage zu. „Willkommen.“ Sie verbeugte sich vor ihm, wobei sie darauf achtete, dass der frisch eingetopfte Bonsai nicht aus seiner Schale fiel. Hiruzen bedachte sie mit einem fragenden Blick und Mikoto hob lächelnd das Pflänzchen. „Der ist für Kasumi. Es ist ihr Geburtstagsgeschenk.“ Mikoto lächelte liebevoll. „Sie liebt doch Pflanzen über alles. Sie wird sich bestimmt sehr darüber freuen.“ Sie drückte sanft die lockere Erde um den schmalen Stamm fest. „Wie unhöflich von mir!“, rief sie plötzlich erschrocken aus. „Kommt doch herein.“ „Ich müsste mit euch reden. Ist Fugaku auch da?“, wollte er mit ernster Miene wissen. „Nein, er ist noch arbeiten. Ich schicke ihm sofort eine Nachricht.“" „Das ist nicht nötig“, lehnte der Hokage dankend ab. „Arata, geh bitte und hole das Clan Oberhaupt.“ Sofort löste der ANBU sich in einer Rauchwolke auf und verschwand. Danach wandte sich Hiruzen wieder Mikoto zu und folgte ihr ins Haus. Im Vorflur schlüpfte er aus seinen Zõri und lief auf den Tabi Socken Mikoto hinterher, die ihn in das Empfangszimmer führte. Sie bat ihren Gast sich nieder zulassen und huschte schnell in die Küche und stellte geistesabwesend den Bonsai auf der Anrichte ab. Dann füllte sie frisches Wasser in ein steinernes Wasserbassin und wusch sich flink die Hände. Sie nahm eine kleine Flasche Sake und ein Schälchen und brachte es dem Hokage, der gerade interessiert ein paar alte Kunstgegenstände in der Bildnische studierte. Als Mikoto den Raum betrat ließ er sich mit dem Rücken davor nieder. „Fugaku wird wahrscheinlich gleich da sein. Hier, nehmt doch etwas Sake zu euch.“ „Das ist doch nicht ...“ Doch Mikoto verließ den Raum wieder und schloss die Schiebetür hinter sich. „... nötig“, beende Hiruzen den Satz leise. Seufzend blickte er nach draußen in den Garten und schenkte sich etwas Sake ein. Mikoto holte derweil die schönsten Teeschalen hervor und legte die Gerätschaften für die Zeremonie dazu. ~. . . ~ Fugaku blickte genervt von seinen Unterlagen auf, als Yashiro seinen Kopf durch die Tür streckte. „Fugaku-sama, da ist ein ANBU der dich sprechen möchte.“ Kurz zuckte Fugaku zusammen, dann legte er die Papiere zusammen und verstaute sie in seinem Schreibtisch. „Schick ihn rein.“ Yashiro nickte und verschwand. Kurz darauf ertönte ein leises ‚Plopp' und der ANBU stand vor ihm. „Der Hokage wünscht euch zu sprechen, Fugaku-sama. Er erwartete sie in eurem Anwesen.“ Fugaku runzelte die Stirn. „Hat das nicht Zeit?“, fragte er unwirsch. „Ich habe jede Menge Arbeit.“ Er deutete mit einer weit ausholenden Handbewegung auf seinen Tisch. „Nein, tut mir leid. Es ist sehr wichtig“, entgegnete der ANBU ungerührt. „Soll ich warten?“ „Nein! Ich komme gleich“, herrschte Fugaku ihn an. Er würde sich nicht gängeln lassen. Knapp nickte der ANBU und kehrte zu seinem Herrn zurück. Langsam stand Fugaku auf und räumte sorgfältig alle wichtigen Unterlagen weg und schloss sie ein, dann machte er sich auf den Weg. Mit verschränkten Armen lief er durch Konoha und dachte angestrengt nach. Was wollte der Hokage von ihm? Waren sie aufgeflogen? Nein! Das konnte nicht sein. Dann hätten sie ihn abgeführt und ihn nicht nach Hause gebeten. Aber was war es dann? Verstimmt zog er seinen Zõri aus und schob die Schiebetüren auf. Im Flur kam ihm seine Frau entgegen. „Fugaku! Der Hokage wartet im Empfangszimmer. Geh bitte schon mal vor. Ich komme gleich für die Teezeremonie“, flüsterte Mikoto ihm aufgeregt zu und gab ihm einen flüchtigen Kuss, bevor sie in die Küche zurückging. Ihr Mann folgte ihr und wusch sich im Wasserbassin die Hände. Anschließend begab er sich in den Raum, wo der Hokage wartete. „Guten Abend, Hokage-sama.“ „Guten Abend, Fugaku-san.“ Wehmütig schaute Hiruzen hinaus und bemerkte nicht den verkniffenen Blick seines Gastgebers. „Was führt euch zu mir?“ „Warten wir doch bitte noch auf Mikoto-san.“ Schweigend setzte sich Fugaku neben den Hokage und mit dem Rücken zum Garten. Kurz darauf öffnete Mikoto die Schiebetür und brachte ein Tablett mit drei Teeschalen, einer Teedose, dem Teebambuslöffel und dem Teebesen herein. Sorgfältig platzierte sie alle Utensilien vor sich, dann kniete sie sich hin. Sie nahm die Teedose und den Bambuslöffel und entnahm etwas Teepulver, bevor sie es anschließend vorsichtig in die Teeschale gab. Mit der linken Hand nahm Mikoto den Schöpflöffel und griff mit der anderen Hand nach dem Deckel des Wasserkessels, den sie vorher schon hereingebracht hatte. Sie hob ihn ab, ließ ihn abtropfen und legte ihn neben sich hin. Langsam tauchte sie den Schöpflöffel in das heiße Wasser und gab dieses in die bereitgestellte Teeschale. Nachdem Aufguss, schlug sie mit dem Teebesen den dickflüssigen Tee schaumig. Sie legte den Teebesen wieder nieder, drehte die Schale, damit sie mit der schönen Seite überreicht werden konnte und reichte sie dann an den Hokage weiter. Hiruzen nahm die Teeschale mit beiden Händen entgegen und verbeugte sich. Dann drehte er die Schale dreimal, damit die schöne Seite Mikoto gegenüberlag und nahm einen kleinen Schluck. Währenddessen machte Mikoto eine weitere Schale Tee für ihren Mann und dann eine für sich selbst. Schweigend tranken sie ihren Tee. Im Garten ging langsam die Sonne unter und die Vögel zwitscherten ihr Lied. Eine sanfte Brise trug den Duft von frisch gemähtem Gras herein. Nur in diesem Zimmer herrschte eine unangenehme Stille. „Nun, Hokage-sama“, begann Fugaku und trommelte gereizt mit den Fingern auf der Tischplatte herum. „Sagt ihr uns jetzt, was so Dringendes ist?“ „Gleich, sobald Mikoto wieder da ist.“ Mikoto schob die Türe zu und kniete sich ihrem Mann gegenüber hin. Hiruzen schaute von einem zum anderen und begann schließlich zu sprechen. „Es geht ... um die Mission, auf die ich Kasumi geschickt habe.“ Fugaku runzelte die Stirn, aber bevor er etwas sagen konnte, sprach der Hokage schon weiter: „Sie ist gescheitert.“ „Was ist geschehen?“, verlangte Fugaku zu wissen. „Das Team um Kasumi sollte Jiraiya begleiten um Orochimaru zu fangen und zurückzubringen. Im Erdreich lieferten sich die Vier sich einen heftigen Kampf mit ihm. Dabei griff Kasumi Orochimaru frontal an, leider konnte sie den Angriff nicht ausführen, da er ihr das Fluchsiegel gab.“ „Was wollt ihr damit sagen?" „Das Kasumi vermutlich tot ist.“ In diesem Moment fiel die kleine Schale mit dem Bonsaipflänzchen, das Mikoto in der Eile unachtsam abgestellt hatte, zu Boden und zerbrach in tausend Scherben. „Nein!“, schrie Mikoto auf und presste eine Hand auf den Mund. Ihre Augen waren schreckgeweitet und Tränen liefen ihr die Wange hinab. „Nein! Nicht meine Tochter! Nicht Kasumi!“ „Wie kommt ihr zu dieser Annahme?“, begehrte Fugaku kalt zu wissen. „Bis jetzt hat noch keines seiner Opfer das Juin überlebt.“ Hiruzen warf einen bestürzten Blick auf die völlig aufgelöste Mikoto, um die sich ihr Mann gerade gar nicht kümmerte. „Selbst seine Schülerin Anko liegt noch im Koma.“ Er sprang schnell auf, als Mikoto zusammenbrach. „Arata, Saburo!“ Sofort erschienen die beiden ANBU und verbeugten sich. „Holt mir sofort ein Iryonin Team hier her!“, befahl er und hielt die junge Frau sanft in seinen Armen. Fugaku kniete sich neben seine Frau und hielt ihre verkrampften Hände. In diesem ganzen Chaos bemerkte niemand das verängstigte Augenpaar des kleinen Itachi, der durch den Türspalt lugte. Kurz darauf erschien das Iryonin Team und kümmerte sich um Mikoto, in dem man sie in einen leichten Heilschlaf versetzte. Niemand vermisste Itachi, der sich verstört in das Zimmer seiner Schwester zurückgezogen hatte. Hier sah alles wie immer aus, die Fenster waren weit geöffnet, in einer Ecke lag ihre Tasche und vor dem kleinen Altar lag noch die Asche von dem letzten Räucherstäbchen. „Onee-san!“, schluchzte er leise. Er hatte es nicht richtig verstanden, was die Erwachsenen gesagt hatten. Er hatte nur verstanden, dass seine geliebte Schwester nie mehr nach Hause kommen würde. Immer wieder stieß er verzweifelt ihren Namen hervor und hieb mit seinen kleinen Fäusten auf den Boden ein. Seine Schluchzer gingen irgendwann in einen Schluckauf über, bevor er erschöpft einschlief. ~. . . ~ Laute Stimmen weckten Itachi im nächsten Moment und verwundert schlug er die Augen auf. Helles Sonnenlicht strahlte ins Zimmer und er rieb sich verschlafen die Augen. „Du weißt ja noch nicht einmal wo Itachi steckt!“, schrie eine schrille Frauenstimme. Mama? Dachte er verwundert. „Du gehst da nicht hinein!“ Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen. „Itachi!“ Mikoto stürzte auf ihren Sohn zu und riss ihn förmlich an sich. „Mein Kleiner“, murmelte sie in seine Haare. Sein Vater stand mit grimmiger Miene in der Tür und verschränkte die Arme. „Ich will, dass dieses Zimmer nie mehr betreten wird. Ich will dass alle Sachen verschwinden. Kasumi existiert in diesem Haus nicht mehr! Sie hat nie existiert!“, befahl Fugaku kalt und drehte sich um. „Fugaku!“, rief Mikoto aufgebracht und drückte Itachi fest an sich. Mit zitternden Fingern strich sie ihrem Sohn eine Strähne aus dem Gesicht und flüsterte immer wieder: „Es wird alles gut! Es wird alles gut!“ „Mama? Was ist mit Kasumi? Kommt sie wirklich nie wieder?“ Mikoto schluchzte auf und küsste ihrem Sohn auf die Stirn. „Deine Schwester ist tot. Sie starb bei einer Mission. Sie starb für ihr Dorf.“ Mikoto versuchte tapfer zu lächeln. Schließlich schob sie ihn von sich und musterte ihn prüfend. „Du bist bestimmt hungrig.“ Wie zur Bestätigung knurrte Itachis Magen laut auf. „Komm.“ Mikoto stand auf und hob ihren Sohn hoch. Für Itachi musste sie stark sein. Für ihn musste sie da sein. Fugaku war schon aus dem Haus, als sie die Küche betrat. Das war gut so. Auf ihn war sie überhaupt nicht gut zu sprechen. Er sollte ihr in der nächsten Zeit bloß nicht unter die Augen kommen. Mikoto stockte kurz. Da lagen noch die Scherben von ... von Kasumis Geburtstagsgeschenk. Sie schluckte und Tränen traten ihr in die Augen. Hastig blinzelte sie diese weg und holte tief Luft. Sie setzte Itachi ab und bereitete ihm schnell eine Kleinigkeit zu. Sie selbst hatte keinen Hunger. Schließlich begann sie die Scherben einzusammeln und warf sie weg. Der kleine Bonsai war beim Aufprall in der Mitte durchgebrochen. Tot, genauso wie Kasumi. Dachte Mikoto und ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Plötzlich hörte sie ein Geräusch von draußen. Es klang als ob jemand das große Tor am Eingang aufstieß. „Ist es wahr?“, brüllte eine Stimme aufgebracht, kaum dass derjenige das Uchiha Anwesen betreten hatte. Mikoto eilte aus der Küche hinaus, bemerkte in ihrer Aufregung nicht, wie Itachi vom Stuhl hopste und ihr folgte. „Ist es wahr?“, keuchte die Stimme verzweifelt. Mikoto erstarrte kurz, schlüpfte in ihre Schuhe und rannte auf ihn zu. „Oh Kakashi!“, schluchzte sie, sank vor ihm in die Knie und hing an ihm wie eine Ertrinkende. Zögernd schloss er die Arme um sie und starrte über ihre Schultern in das ausdruckslose Gesicht Itachis, der wenige Meter hinter ihr stand. Kakashi musterte den kleinen Jungen. Keine Regung zierte sein Gesicht, obwohl er doch eigentlich irgendetwas empfinden musste. Irgendwas. Kasumi. Kakashi schluckte und umarmte Mikoto fester, während er weiterhin Itachi anstarrte. Sie hatten beide die wichtigste Person in ihrem Leben verloren. Er die geliebte Freundin und Itachi die große Schwester. Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Im Jahr 0 vor Zeitrechnung 13 Jahre später Kasumi lief durch einen spärlich von Fackeln beleuchteten Gang. Hin und wieder zweigten dunkle – wie es schien – im Nichts verlaufende Wege ab. Sie hielt ein altes, verbrauchtes Katana locker in der linken Hand und trug dunkle Kleidung, sodass sie im schwachen Licht fast nicht zu erkennen war. Schnelle Schritte ertönten aus dem dunklen Gang, den sie gerade passiert hatte, aber sie beachtete sie nicht und lief weiter. „Kasumi!“ Die junge Frau blieb abrupt stehen, drehte sie aber nicht zu der Person hinter ihr um, deren Schritte verstummt waren. „Wie ich sehe, warst du erfolgreich.“ Kasumi warf einen gleichgültigen Blick über ihre Schulter und lächelte überheblich, was einer stummen Frage „Hattest du etwa etwas Anderes erwartet?“ an ihren Verfolger gleichkam. Kabuto, dem der dunkle tropfenförmige Fleck auf ihrer rechten Wange nicht entgangen sein konnte gab ein kurzes „Gut“ von sich und schob seine Brille die Nase hoch. „Meister Orochimaru hat sich auf den Weg ins Reich der Reisfelder gemacht, um dort sein Augenmerk auf Otogakure zu lenken.“ Kasumi blickte wieder nach vorne. Das interessierte sie alles gar nicht. Was Orochimaru tat oder nicht tat, war ihr egal. „Du wirst hier im Minami Ajito, dem Südversteck, bleiben und die Gefangenen bewachen. Orochimaru wird sie früher oder später noch brauchen.“ Er lachte leise und zuckte mit den Schultern. „ICH werde Meister Orochimaru in den nächsten Tagen folgen.“ Kasumi warf Kabuto wieder einen ausdruckslosen Blick zu, bevor sie ihn kommentarlos stehen ließ und weiterging. Kurz darauf schloss sie leise die Tür ihres Zimmers hinter sich und ging durch den schwarzen Raum. Sie blieb vor dem kleinen Holztisch stehen und zündete die Kerze die darauf stand an, damit sanftes Licht den Raum in ein wenig Helligkeit tauchte. Kasumi warf das Katana achtlos in eine Ecke, dann begann sie, sich ihrer Kleidung zu entledigen. Der Schein der Kerze beleuchtete ihre von altem, eingetrocknetem Blut besudelte Kleidung. Sie hasste den Geruch von Blut. Sie hasste das Gefühl, wenn es auf ihrer Haut und auf ihrer Kleidung trocknete und anfing zu reißen, wenn sie sich bewegte. Sie hasste ihr ganzes Leben. Kasumi ließ das Oberteil, dass jede Menge dunkler Flecken aufwies, von den Schultern gleiten. Das Blut hatte ihren Kimono durchtränkt und war durch die Bandagen, die um ihren Oberkörper geschlungen waren, bis auf die Haut gedrungen. Sie hatte seinen Kopf an ihre Brust gepresst, als sie ihm mit dem Kunai die Kehle aufgeschnitten hatte. Dabei war sein Blut beim Durchtrennten der Hauptschlagader herausgespritzt. Es zog unangenehm, als sie die Bandagen abstreifte. Dann streifte sie sich die ebenfalls schwarze Hose von den Hüften und stieg aus dem Kleidungsberg, der sich um ihre Füße gebauscht hatte. Während sie nackt ins angrenzende Bad ging, öffnete Kasumi ihren fest zusammen gebundenen Zopf und ihre nachtschwarzen Haare fielen ihr offen bis zur Hüfte hinab. Sie schüttelte sie leicht und fuhr mit den Fingern hindurch, danach steckte sie im Bad ebenfalls eine Kerze an, damit sie wenigstens etwas Licht hatte. Schließlich trat sie unter den Wasserstrahl der Dusche, der sich aus der gemauerten Wand ergoss. Sie stemmte sich mit beiden Händen an der rauen Wand ab und legte den Kopf in den Nacken. Kasumi schloss die Augen, als das warme Wasser über ihren nackten Körper rann. Sie bewegte ihren Kopf nach rechts und links und ließ die Gelenke knacken. Dann öffnete sie wieder ihre Augen und starrte auf den Boden, beobachtete, wie das rostbraune Wasser gurgelnd im Abfluss verschwand. Eine lange Strähne ihres nassen Haares rutschte bei dieser Bewegung über die Schulter und hing nun frei in der Luft. Das Wasser lief daran herunter und tröpfelte lautlos zu Boden. Orochimaru war also nicht hier. Deswegen auch dieses komische Gefühl, kaum das sie über die Schwelle getreten war. Weg. Er war nicht hier. Ihr Meister. Kasumi schnaubte abfällig und zog ärgerlich die Brauen zusammen. War das die Gelegenheit, auf die sie so lange gewartete hatte? Die Möglichkeit zu fliehen? Und wenn ja, wann? Orochimarus kleiner Liebling war ja nicht ohne Grund hier geblieben, statt seinem Herrn sofort zu folgen. Sie vertrauten ihr immer noch nicht. Kasumi lachte ironisch auf. 13 Jahre und immer noch kein Vertrauen? Dabei hatte sie immer getan, was er von ihr verlangt hatte. Wie erbärmlich! Sie griff nach Bürste und Seife und schrubbte das Blut von ihrem Körper, bis die Haut rot wurde von ihren harten Bewegungen. Dabei entdeckte sie einige Verletzungen, die ihr im Kampf nicht aufgefallen waren. Ihr Opfer hatte sich aggressiver gewehrt, als sie erwartet hatte. Schmutzig. Kasumi fühlte sich so schmutzig und das schon seit Jahren. Wie sehr sie auch schrubbte, der Dreck ging nie richtig ab. Im Gegenteil, er wurde immer mehr. Nachdem ihre Haut schon unangenehm brannte und an manchen Stellen leicht blutete, stieg sie aus der Dusche und langte nach einem Handtuch. Sie wischte mit einer fahrigen Bewegung die Spiegelscherbe sauber, die vom Wasserdampf beschlagen war und betrachtete sich kritisch. Ihre Wangen waren eingefallen, unter ihren schwarzen Augen – die riesig in ihrem blassen Gesicht wirkten – hatten sich dunkle Ringe gebildet. Unterhalb ihres ANBU Zeichens verlief ein frischer Schnitt, der leicht blutete. Ein kleines Rinnsal lief ihren Arm hinab. Wehmütig strich Kasumi mit den Fingerspitzen darüber. Ihr Blick verschleierte sich etwas, als sie an diese Zeit dachte. „Kakashi.“ Kasumi atmete tief ein, bevor sie die Luft energisch wieder ausstieß. Ärgerlich blinzelte sie die Tränen weg, die sich in ihren Augenwinkeln gebildet hatten. Dabei fiel ihr Blick auf das Fluchsiegel. Schmerzhaft begann es zu pochen und Kasumi krallte die Finger in ihre rechte Schulter und stützte sich ab. Nein! Dachte sie erbost. Du kontrollierst mich nicht! Ich habe die Kontrolle. Ich beherrsche DICH. Der Schmerz ließ langsam nach und an seine Stelle traten nun nagende Kopfschmerzen. Kasumi wusste, dass diese später nur noch schlimmer wurden. Gedankenverloren rieb sie die Stelle, in der sie ihre Fingernägel gegraben hatte und ging in ihr angrenzendes Zimmer zurück. Achtlos ließ sie unterwegs das Handtuch fallen, als sie zu dem einzigen Schrank in dem Zimmer ging. Ihre feuchten Haare kringelten sich und kitzelten sie bei jeder Bewegung. Kasumi zog eine kurze schwarze Hose hervor und schlüpfte hinein, nachdem sie sich einen Slip angezogen hatte. Sie band sich neue, weiße Bandagen um den nackten Oberkörper und schlüpfte in einen schwarzen Kimono, mit weiten Ärmeln und Stehkragen. Sie fischte die dicke Kordel aus dem Wäschestapel und band sie um ihre schlanke Taille. Sie würde fliehen. Jetzt gleich, bevor die Kopfschmerzen noch schlimmer wurden. Hartnäckig spürte sie das Pochen hinter ihrer Schläfe. Sie drehte ihre Haare zusammen und umwickelte den dicken Strang mit einem Band, damit sie ihr bei einem Kampf nicht im Weg wären. Das Katana ließ sie in der Ecke liegen. Es gehörte ihr nicht, war nicht Teil ihres Körpers. Als Erstes würde sie Sujin holen, denn sie würde das weiße Schwert Kakashis auf gar keinen Fall zurücklassen. Dies war ihre Waffe; Teil ihres Körpers im Kampf. Die Verlängerung ihres Schwertarmes und eine tödliche Waffe. „Sujin“, murmelte sie und lief geschmeidig durch die leeren Gänge. Sie wusste genau, wo es war, aber früher hatte sich nie eine passende Gelegenheit ergeben. Orochimaru hatte Sujin bewusst zurückgehalten und als Anreiz gesehen. Er hatte sofort gemerkt, wie viel ihr dieses Schwert bedeutete. Solange die Hoffnung bestand Sujin wieder zu bekommen und damit indirekt Kakashi nahe zu sein, hatte sie alles getan, was diese Schlange von ihr verlangt hatte. Nun nicht mehr. Nun war sie frei. Orochimaru wusste gar nicht, wie stark sie wirklich war. Sie hatte mit Absicht ihre Fähigkeiten unterdrückt und die Züchtigungen in Kauf genommen. Sie blieb vor einer unscheinbaren Tür stehen. Langsam drückte sie die Klinke herunter und stieß sie lautlos auf. Im Innern herrschte das reinste Chaos, überall lagen Gegenstände wahllos herum. Verdammt. Kasumi biss sich ärgerlich auf die Lippe. Das konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen. Sie stieg über Kisten und wich einem herabfallenden Riesenshuriken aus, bevor sie es geschickt auffing und weglegte. Plötzlich blitzte etwas auf und Kasumi blickte sich suchend um. Sujins Griff ragte unter einem Berg alter Decken und vergammelter Kisten hervor. Eilig stieg sie über das Gerümpel, blieb irgendwo hängen und erreichte endlich das Schwert. Vorsichtig versuchte sie es hervorzuziehen, doch die Klinge löste sich mit einem leisen Schaben aus der Holzscheide. Sujin schimmerte im schwachen Licht, das vom Gang hereinfiel. Die Klinge war sauber und scharf. Die Jahre in Gefangenschaft waren gut an ihm vorbeigegangen. „Hallo mein Freund“, flüsterte Kasumi und tastete nach der Schwertscheide. „Wird Zeit, dass wir gehen.“ Sie schob das Katana in ihren Gürtel und verließ den Raum. „Das habe ich mir gedacht!“, ertönte Kabutos Stimme hinter ihr, als sie die Halle durchquerte. Langsam drehte sie sich zu ihm um und musterte ihn kalt, als er hinter einer Säule hervor kam. „Kabuto! Meinst du, du kannst mich aufhalten?“ „Ich vielleicht nicht“, räumte er ein und begann böse zu lachen. „Aber die gut drei Dutzend Gefangenen hier schon. Wenn Orochimaru schon nicht dein Sharingan bekommt, dass von Itachi sicher ... oder das von Sasuke!“ „Sasuke?“ Kasumi runzelte die Stirn. Sie wusste, dass Itachi vor sechs Jahren ihren gesamten Clan ausgelöscht hatte. Ihre Eltern, Tanten, Onkel ... Sie alle waren tot. Orochimaru konnte gar nicht anders, als sie mit diesen Neuigkeiten zu quälen. Sie und Itachi waren die letzten ihres großen Clans. „Dein jüngerer Bruder.“ Kabuto schien es zu genießen ihr diese Neuigkeiten häppchenweise zu präsentieren. „Er ist ein gutes Jahr nach ... deinem Verschwinden zur Welt gekommen. Wie es scheint, haben deine Eltern nicht sehr um dich getrauert.“ Er lachte auf und Kasumi sah in diesem Moment rot. Heiß schoss das Blut in ihre Wangen, sie starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Hör auf! Hör sofort auf damit!“ Kasumi zitterte vor Wut, ihr Magen verkrampfte sich vor Schmerz, als sie an ihre Eltern dachte. Ihr Kopf fing an zu dröhnen, die Schmerzen wurden immer stärker und sie begann nur noch verschwommen zu sehen. Kasumi legte ihre Hand auf Sujins Griff und zog ihn langsam ein wenig heraus. „Was ist Kasumi? Schmerzt die Wahrheit?“ Sie schloss die Augen und verspürte den Drang das Fluchsiegel zu aktivieren, um ihre Wut freien Lauf lassen. Sie wollte blindlings auf Kabuto zustürmen und ihn töten. Ihn vernichten für alles, was er getan hatte. Ruhig und besonnen glitt Sujin ganz aus der Holzscheide und glänzte im Licht. „Ich werde gehen, Kabuto. Ich war lange genug euer Sklave, den ihr für eure Zwecke missbrauchen konntet. Solltest du dich mir in den Weg stellen, töte ich dich.“ Sie musste hier raus. Raus um Itachi zur Rede zu stellen. Warum hatte er das getan? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr kleiner Bruder zu so einer Tat fähig war. Er hatte seine ganze Familie abgeschlachtet wie Vieh. Itachi. Ihr kleiner unschuldiger Bruder. Warum nur? Und Sasuke. Wenn es wahr war, was Kabuto gesagt hatte, dann hatte sie noch einen Bruder. Er musste jetzt ungefähr 11 Jahre alt sein. Sie musste hier raus um ihre kleine Familie zu retten. Sie schluckte. Sasuke. „Versuch es doch. Wie willst du gegen drei Dutzend Gefangene auf Stufe zwei bestehen? Das ist dein Ende.“ Kabuto lachte so hämisch auf, dass es in der hohen Halle schallte. Die eisernen Zellentüren öffneten sich quietschend. Nichts regte sich in der Dunkelheit, bis vorsichtig einer nach dem anderen heraus trat. „Hört mir zu, Gefangene“, rief Kabuto und trat vor sie. Kasumi nutze die Chance und warf einen Blick über die Schulter. Weit war es nicht mehr. Am Ende der Halle begann der steile Gang hinaus. Vielleicht einen guten Kilometer. „Verdammt“, flüsterte sie und fuhr mit der Hand über ihr rechtes Auge. Sie verlor einen Teil ihrer Wahrnehmung. Keine guten Voraussetzungen für einen Kampf. „... besiegt sie und ihr könnt gehen.“ Kasumi wandte sich Kabuto zu und sah, wie er auf sie deutete. Die verwahrlosten Männer starrten sie misstrauisch an. Kabuto drehte sich um und grinste hinterhältig. „Viel Spaß, Clanerbin.“ Er verbeugte sich höhnisch und verschwand in der Menge. Kasumi blinzelte und schüttelte leicht den Kopf. Ihre Sicht war nicht besser. Sie konnte die Gefangen fast nicht erkennen. Die Männer begannen zu murmeln und tuschelten miteinander. „Frei ...“ „... wenn wir sie besiegen.“ „Ein Mädchen ...“ „... so jung und zierlich ...“ „... so ein leichter Gegner.“ Kasumi öffnete ihre Augen und blitzten dämonisch auf. Ihre Iris hatte sich rot verfärbt und sie trug das Sharingan, damit blickte sie von einem Mann zum anderen. „Fangt an“, befahl sie ruhig, während die Schwertspitze Sujins zu Boden zeigte. Die Gefangen schaute sich gegenseitig an und begann dann zu lächeln. Mit diesem Mädchen würde der Kampf ein Kinderspiel werden. Sie stürmten zusammen auf Kasumi zu und sprangen hoch. Kasumis Blick war zu Boden gerichtet, als sie eine halbe Rechtsdrehung vollführte und Sujin dabei hochriss. Das Schwert glitt weich durch die Körper der Männer. Mit einem dumpfen Schlag fielen die leblosen Körper zu Boden. Kasumi blickte – mit Blutspritzern besprenkelt – über die Schulter und führte ihre Schwerthand zum Mund. Genüsslich leckte sie sich Blut vom Handrücken. Ihre Gegner wichen langsam vor ihr zurück. So einfach war es nicht, dieses Mädchen zu besiegen. „Da waren es nur noch 20! Wollen wir spielen, meine Herren?“ Kasumi ging gemächlich auf die Gefangenen zu. Wie erstarrt blickten sie ihr entgegen. „Wenn ihr glaubt, hier raus zukommen, in dem ihr mich besiegt, dann seid ihr falsch informiert. Mich könnt ihr nicht besiegen ... Besonders nicht solche Schwächlinge wie ihr es seid.“ Die Männer starrten sich verunsichert an. „Die blufft doch nur!“, schrie einer aufgebracht. „Das war doch nur Zufall.“ Ein anderer. „Wir sind in der Überzahl. Sie ist hoffnungslos unterlegen.“ Das Fluchsiegel breitete sich über ihren Körper aus und erhöhte ihre Kräfte. Mit neuer Energie griffen sie wieder zusammen an und attackierten Kasumi von allen Seiten. Kasumi bewegte sich blitzschnell mitten durch sie hindurch, sah ihre Bewegungen voraus und konterte diese mit Sujin, bevor die Männer auch nur wussten, wie ihnen geschah. Polternd fielen einige tödlich getroffen zu Boden, die restlichen Überlebenden scharrten sich zusammen. Kasumi stützte sich währenddessen auf Sujin ab und atmete schnell. Leise stöhnend fiel sie auf ein Knie. Der Kopfschmerz pulsierte heftig hinter ihren Augen, die körperliche Anstrengung war nicht gut für diese Attacke. Ihre komplette rechte Seite war davon betroffen und diese Körperhälfte deswegen auch von den Angriffen nicht verschont geblieben. Sie merkte, wie ihr schlecht wurde und unterdrückte den Drang sich übergeben zu müssen und richtete sich schwankend auf. Der Boden der Halle war von Toten bedeckt, nur noch sieben Männer waren übrig geblieben. Das Fluchsiegel hatte ihre Körper radikal verändert und somit auch ihre Kräfte verzehnfacht. Jetzt musste es schnell gehen. Kasumi wusste, dass sie nicht mehr lange diesen Angriffen standhalten konnte. „Nur dieses eine Mal“, keuchte sie und aktivierte ihr eigenes Juin. Feine Linien zogen sich über ihren Körper und sie spürte die Kraft, die sie damit bekam. Sie leitete Raiton-Chakra in ihr Katana, packte den Griff mit beiden Händen und rannte los. Zeitgleich mit ihr, begannen die übrig gebliebenen Männer sie anzugreifen. Durch ihr eingeschränktes Sehfeld konnte einer von ihnen sie an der Hüfte schwer verletzen. Mit einem Zischen wirbelte Kasumi herum und schlitzte ihn mit dem Schwert auf. Noch bevor er fiel, sprang sie hoch und erwischte den Rest im Flug. Regungslos blieben sie liegen, als Kasumi zwischen ihnen landete. Erschöpft schloss sie die Augen. Das Fluchsiegel zog sich langsam von ihrem Körper wieder zurück, während einige von den verletzten versuchten fort zu kriechen. Kasumi richtete sich auf und ging auf sie zu. Emotionslos trieb sie Sujin durch ihre Körper. Einer von ihnen starrte sie an, während er darauf wartete, von ihr getötet zu werden. „Warum ... w ... Weinst du?“, röchelte er mit flatternden Liedern. „Weil ihr nun frei seid. Frei von Orochimarus Knechtschaft.“ Er schloss die Augen und ein sanftes Lächeln erhellte seine Gesichtszüge. „Lebe wohl“, hauchte sie und stieß ihm Sujin in den Körper. Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Kenshin summte zufrieden vor sich hin. Er hatte heute bei dem schönen Wetter einige seiner Reisfelder abernten können. Nun war er auf dem Heimweg und wollte vorher noch seine zwei Ochsen zum Bach führen. Er schaute hoch in den Himmel. Hier zwischen den Bäumen war es angenehm kühl, aber auch schon sehr dunkel. Der alte Mann führte seine Tiere zur Furt, als diese plötzlich scheuten und panisch muhten. Sie warfen die Köpfe hoch und rollten mit den Augen, bis nur noch das Weiße darin zu sehen war. Kenshin hatte alle Mühe seine aufgeregten Tiere zu beruhigen und versuchte sie daran zu hindern durchzugehen. Er sprach besänftigend auf sie ein und kraulte sie zwischen den Augen, während er einen argwöhnischen Blick über den Fluss, den angrenzenden Wald und das hiesige Flussufer gleiten lies. Irgendetwas hatte sie beunruhigt, ja richtig in Panik versetzt. Ein Tier etwa? ~. . . ~ Mit zitternden Fingern formte Kasumi die Fingerzeichen und jagte eine riesige Feuerkugel durch die Tiefen des Versteckes. Dies würde nie mehr eine Rückzugsmöglichkeit für Orochimaru darstellen. Schwankend schleppte sie sich Richtung Ausgang, während hinter ihr eine Feuersbrunst von unvorstellbarem Ausmaß tobte. Die Kopfschmerzen hatten ihren Höhepunkt erreicht. Jeder Schritt war eine Qual für sie, immer wieder wurde ihr schwarz vor Augen. Mit einer Hand stütze sie sich an der Wand ab und ruhte sich etwas aus. Ihr war so furchtbar schlecht. Ihr Puls dröhnte unangenehm hinter der Schläfe und drückte auf die Augen. Mühsam stemmte sie sich von der Wand ab und schleppte sich weiter. Immer mit einer Hand an der Wand entlang. Verschwommen vor sich sah sie einen langsam größer werdenden hellen Fleck. Der Ausgang. Dachte sie und schleppte sich vorwärts. Sujin zog sie neben sich her. Sie war zu kraftlos um ihn zurückzustecken. Kurzzeitig blendete die Sonne sie, als sie das unterirdische Versteck verließ. Kasumi stöhnte schmerzhaft auf und tappte blind weiter, bevor sie erschöpft stehen blieb. Sie legte Sujin auf den harten Boden ab und machte flink die Fingerzeichen um ihren vertrauten Geist zu rufen und biss sich in den Finger. Dann bücke sie sich und presste ihre Handfläche auf den Boden. Hinter ihr drangen dunkle, schwarze Rauchwolken aus dem Eingang des Versteckes, als vor ihr die vertraute Gestalt Sans erschien. Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie erhob sich und zog Sujin mit hoch. „Vorsicht, Kasumi!“ San bleckte die Zähne und knurrte bedrohlich. Verwirrt hob die junge Frau den Blick und schaute zu der großen Wölfin hoch. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung war, aber sie war zu langsam. Kabuto stürzte sich rasend schnell auf Kasumi und griff sie mit Chakra umflossenen Händen an. Wie mit einem Skalpell schnitt er sich durch ihre Kleidung und verwundete Kasumi gefährlich am Rücken. Von zwei langen und tiefen Wunden am Rücken ging ein unbeschreiblicher Schmerz aus. Kasumi hatte das Gefühl, als ob ihre Haut in Fetzen hinge. Sie spürte, wie ihr eigenes Blut ihre Kleidung tränkte und ihr den Rücken hinab lief. Sie biss so fest die Zähne zusammen, dass sie das Gefühl hatte, man höre ihre Zähne knirschen. Sie riss Sujin in dem Moment hoch, als Kabuto zurückwich, um sie erneut anzugreifen. Ein teuflisches Lächeln erhellte seine Züge, dass erstarb, als sie ihn am Brustkorb erwischte. Wie schwer Kabuto verletzt war, wusste Kasumi nicht. Sie fiel kraftlos gegen San und schaffte es gerade noch so sich auf den Rücken der Wölfin zu ziehen. „Bring mich weg von hier, San. Weit weg.“ Kasumi sank schon in tiefe Bewusstlosigkeit, als San mit riesigen Sprüngen über die Insel flitzte und auf das Ufer zu rannte. Hinter ihr rumpelte es laut, als das Versteck Orochimarus zusammenbrach. Sie stieß sich ab und landete weit draußen auf dem Meer. Das Wasser war ruhig und so konnte die weiße Wölfin ohne Probleme rennen. ~. . . ~ San rannte ohne Unterlass und hatte am Abend schon lange das blaue Meer hinter sich gelassen. Nun tapste sie selbst erschöpft mit ihrer leichten Last in einem lichten grünen Wald umher. Die Dämmerung setzte ein und die Vögel begannen, ihr Abendlied zu singen. Das Gras unter ihren Pfoten fühlte sich angenehm kühl an und es wehte ein sanfter Wind. Auf einmal hörte San etwas, sie blieb stehen und spitze die Ohren. Wasser! Definitiv das Geräusch plätschernden Wassers. Es war zwar noch etwas entfernt, aber mit einigen Sprüngen würde sie den Bach erreicht haben. Die weiße Wölfin spannte die Muskeln in ihren Hinterläufen an und sprang los. Sie selbst hatte großen Durst, doch viel mehr Sorgen machte sie sich um Kasumi. Ihre Freundin war bis jetzt nicht aufgewacht und San fühlte die heiße Temperatur, die von ihrem Körper ausging. Die Hitze, die Kasumi ausstrahlte, drang durch ihren dichten Pelz bis auf die Haut durch. San sprang einen Abhang hinunter und ließ Kasumi vorsichtig von ihrem Rücken gleiten. Die junge Frau stöhnte leise auf, als sie auf dem weichen Waldboden aufkam, wachte davon aber nicht auf. Vorsichtig schnüffelte die Wölfin an Kasumis Rücken und verzog die Lefzen. Dann nieste sie einmal. Der Geruch gefiel ihr überhaupt nicht. Leider wusste sie nicht, wie sie ihr helfen sollte. Sie war nicht der Heiler ihres Rudels. San tappte zum Bach und wollte gerade ein Maul voll Wasser holen und es Kasumi bringen, als sie in ihrer Bewegung erstarrte. Sie kauerte am Ufer, den Kopf gesenkt und lauschte. Der Wind frischte auf und wirbelte ein paar lose Blätter herum, die im ruhig dahin fließenden Bach landeten, auf der Wasseroberfläche kleine Wellen bildeten und drehend davon trieben. Die Wölfin hob witternd den Kopf. Ganz in der Nähe hörte sie das Stampfen von Hufen. Nicht weit entfernt quietschten die Räder eines Karrens und sie hörte das Summen eines Menschen. Dies konnte vielleicht ihre Rettung sein. Ein paar Schritte weiter sah San einen einfachen Weg, der zu einer Furt führte. Wie hatte sie nur so blind sein können? Sie schüttelte ihr riesiges Haupt über sich selbst. Als San sich sicher war, dass der Mensch den Weg zum Bach folgte, warf sie noch einen kurzen Blick auf Kasumi, die sich noch immer nicht geregt hatte und löste sich dann in einer Rauchwolke auf. ~. . . ~ Sein Blick blieb an einer Gestalt, halb verdeckt im hohen Gras, hängen. Für einen kurzen Moment erstarrte er, bevor er eilig auf den bewegungslosen Körper zueilte. Vorsichtig näherte er sich ihr. Man konnte nie wissen. Kawa no Kuni – das Land der Flüsse – war zwar klein und unbedeutend, lag aber zwischen zwei Großmächten. Vor Kenshin lag eine junge Frau, das Gesicht halb durch herausfallende Strähnen ihres Zopfes verborgen. Er kniete sich neben sie und legte eine Hand auf ihren Rücken. Sogleich zog er sie wieder zurück. Sie war voller Blut. Sanft tastete Kenshin nach einem Puls. Schwach spürte er das hektische Flattern unter seinen rauen Fingerspitzen. Was auch immer mit ihr geschehen war, wer sie auch immer war, Kenshin konnte sie nicht einfach hier sterbend liegen lassen. Er sprang so schnell auf, wie es seine müden Knochen zuließen und holte den Wagen. Ächzend hob er die junge Frau hoch. Ihr entwich ein Stöhnen, als er sie behutsam auf dem rauen Holz des Karrens ablegte. Kenshin deckte sie mit einem zerschlissenen Wolltuch zu und ging um den Wagen. Da fiel ihm ein Gegenstand ins Auge, der anscheinend neben der jungen Frau gelegen hatte. „Bei Kami!“, flüsterte er, als er das Katana betrachtete. Was für ein fantastisches Schwert. Er sah sofort die hervorragende Handschmiedekunst. Es war noch von einem sehr alten Meister seines Faches geschmiedet worden. Nachdenklich blickte er auf die junge Frau hinab. Hoffentlich beging er keinen Fehler, wenn er sie mitnahm. Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Naruto hatte eine Hand am Gurt seines Rucksackes, mit der anderen winkte er heftig. Kakashi, Sakura und Sasuke standen etwas abseits und wollten nach Hause. Es war noch ein langer Weg vom Nami no Kuni – dem Land der Wellen – bis nach Konohagakure. Kakashi seufzte und dachte sehnsüchtig an die neuste Ausgabe von Icha Icha. „Dank euch ist unsere Brücke endlich fertig!“ Tazuna legte eine Hand auf Inaris Kopf. „Ihr werdet uns fehlen.“ „Vielen Dank für alles“, erwiderte Kakashi, während Naruto überdreht grinste. „Keine Sorge, Inari. Wir kommen euch besuchen.“ „Wirklich?“ Inaris Lippen zitterten verdächtig und auch Naruto unterdrückte nur mit Mühe seine Tränen. „Du kannst ruhig heulen, Inari“, quetsche der blonde Shinobi hervor. „Ich heule nicht! Du kannst selbst heulen“, rief Inari unter Tränen. Abrupt wandte Naruto sich um. „Gut, dann also tschüss ...“ Sakura warf ihm einen prüfenden Blick zu. Kindsköpfe, dachte sie und schüttelte den Kopf, während Naruto lautlos heulte. „Macht es gut Freunde. Bis bald!“ Seine Tränen abwischend drehte Naruto sich um. „Lasst uns gehen, echt jetzt.“ Sasuke verdrehte nur die Augen, als Naruto an ihm vorbei marschierte. „Wenn du nicht so einen Aufstand gemacht hättest, wären wir schon längst unterwegs“, fauchte Sakura. „Nicht wahr, Sasuke?“ „Beeilt euch! Ich könnte jetzt eine Nudelsuppe von Ichiraku vertragen!“, brüllte Naruto und rannte los. „Warte gefälligst, Naruto!“ Sakura rannte hinter ihm her. „Tse.“ Sasuke steckte die Hände in die Hosentaschen und lief los. Kakashi und er folgten den beiden anderen schweigend. Ihre Reise verlief gemächlich, bis auf einmal Naruto hibbelig wurde. „Kakashi-sensei! Ich muss mal austreten.“ Er hüpfte aufgeregt auf und ab. Kakashi seufzte. „Dann geh. Wir warten hier.“ Naruto rannte erleichtert in den Wald und verschwand hinter einem Baum. Kurz darauf war nur noch ein erleichtertes Seufzen zu hören und dann wie der Reißverschluss hochgezogen wurde. Grinsend kam er um den Baum herum und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Plötzlich knurrte sein Magen laut und Naruto verzog bekümmert sein Gesicht, bis sein Blick an ein paar saftigen Beeren hängen blieb. Eine besonders Große leuchtete ihm entgegen. Begeistert rannte er auf den Busch zu und riss die Früchte ab. Auf einmal sah er sich Auge in Auge einem riesigen ausgewachsenen Bären gegenüber. Vor Schreck ließ er dessen Nase los, trat vorsichtig zwei Schritte zurück, bevor er sich umdrehte und losrannte. Verdutzt starrte der Bär ihm hinterher, doch ehe er sich besann, war Naruto schon um den nächsten Baum verschwunden. Schließlich setzte der Bär sich in Bewegung und legte an Tempo zu. Schlitternd rannte er um den Baum und sah den blonden Ninja keine 50 Meter vor sich. Er brüllte begeistert auf, worauf Naruto ein erschrockenes Kreischen von sich gab und einen Zahn zulegte. „Lauft Leute! Lauft!“, brüllte Naruto Sakura, Sasuke und Kakashi panisch zu, bevor er an den Dreien vorbei rannte. Kakashi lehnte an einem Baum und las in seinem Buch, Sakura saß auf einem Felsen am Wegesrand und schaute verträumt über die Wiese und Sasuke lehnte am Baum neben ihr. Er hatte ein Bein am Stamm angelehnt, die Hände in den Taschen und die Augen geschlossen. Bei Narutos Geschrei blickten die Drei ihm verblüfft hinterher, wie er an ihnen vorbei rannte und eine Staubwolke hinterließ. Dann blickten sie sich verständnislos an, bevor sie in die Richtung schauten, aus der Naruto kam ... und sahen sich einen wütenden Bären gegenüber. Sie rissen vor Schreck die Augen weit auf, Sakura stieß einen schrillen Schrei aus und schon rannten sie Naruto hinterher. Der Bär jagte sie den ganzen restlichen Tag kreuz und quer durch die Wälder, bevor die vier Ninjas sich mit einem Sprung über ein in die Felsen gegrabenes Flussbett retteten. Auf der anderen Seite lachte Naruto auf und begann den wütenden Bären zu verarschen. Sakura sah in diesem Moment rot und verpasste ihm mit aller Kraft eine Kopfnuss. Naruto ging jammernd in die Knie und hielt sich den schmerzenden Kopf. „Das ... hast ... du verdient!“, schnaufte die Kunoichi wütend und stützte sich auf den Knien ab. „Wo sind wir hier?“ „Wir essen hier erst einmal etwas, bevor wir weiter gehen“, entschied Kakashi nach einer Weile und nahm den Rucksack ab. Sasuke blickte sich - während er in sein Reisbällchen biss – suchend um und entdeckte einen Feldweg, der sich durch den Wald und dann über die Felder schlängelte und stumm wies er seine Kameraden daraufhin. Die vier Ninjas machten sich schweigend und ziemlich betrübt auf den Weg und folgten der Straße. Durch diesen Umweg würden sie die Nacht im Freien verbringen müssen. Eine ganze Weile liefen sie schweigen dahin, bis hinter ihnen Hufgetrappel und das leise Quietschen sich drehender Räder ertönte. Kakashi drehte sich um und sah einen Ochsenkarren auf sie zukommen. „Wartet mal.“ Die Vier warteten, bis der Wagen langsam auf ihrer Höhe war. „Hallo Fremde.“ Der alte Mann begrüßte sie freundlich. „Wohin des Weges?“ „Wir wollen nach Konoha zurück, haben uns aber verlaufen.“ Kakashi rieb sich verlegen den Kopf und warf dann Naruto einen bösen Blick zu. Dieser lache vergnügt und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. „Ihr könnt bei mir übernachten“, bot der Alte ihnen an. „Ich bin Kenshin. Springt auf, mein Haus ist gleich da vorne.“ Er zeigte den Weg entlang und tatsächlich konnte Kakashi die feine Rauchsäule über einem, in der Senke liegendem, Haus erkennen. Das Gefährt knarrte und ächzte, als Kenshin schnalzte und die Ochsen schwerfällig die Straße hinabtrotteten, vorbei an Reisfeldern und Teeplantagen. „Mein Name ist übrigens Hatake Kakashi. Das sind Uzumaki Naruto, Uchiha Sasuke und Haruno Sakura.“ Er deutete auf die jungen Leute, die auf dem Heuberg saßen. Naruto winkte fröhlich und Kenshin grinst ihn an. „Ich bin froh, ein paar so junge Leute im Haus zu haben. Es ist doch ziemlich ruhig sonst“, erzählte Kenshin läutselig. „Und ihr kommt aus Konoha?“ „Ja. Wir hatten eine Mission im Land der Wellen und sind jetzt auf dem Heimweg.“ Kakashi bewegte sich etwas und veränderte seine Sitzposition auf der harten Fläche. „Hinter dem Wald liegt das Dorf. Wenn ihr weiter reist, müsst ihr da entlang. In die andere Richtung würdet ihr nur tiefer in die Berge kommen.“ Kakashi blickte sich um und sah in der Ferne Berge. Kenshin lenkte den Wagen in einen schmalen Weg, der zwischen den Feldern hindurchführte. „So, alles Absteigen“, rief er fröhlich. „Wir sind da. Geht schon mal vor. Ich bringe die Tiere nur noch schnell in den Stall.“ Er schirrte die beiden Ochsen ab und diese liefen ihm nach in den Stall. Naruto sprang vom Wagen, lief den kleinen Abhang hinab und Sasuke und Sakura folgten ihm. ~. . . ~ Kakashi betrat als letzter das dunkle Bauernhaus. Sasuke, Sakura und Naruto standen etwas unschlüssig im Raum, während sie eine am Boden kniende junge Frau musterten. „Hallo“, sagte Kakashi und hob grüßend eine Hand, während die andere in seiner Hosentasche steckte. „Ah, gut. Ihr seid schon alle da“, hörte man munter die Stimme von Kenshin, der sich an Kakashi vorbei schob und auf die junge Frau zuging, die noch immer den Kopf gesenkt hielt. Rabenschwarzes Haar floss um ihre Schultern und ergoss sich in ihren Schoß. Das flackernde Feuer zauberte eine schwache Röte auf ihre blassen Wangen, aber ihr Gesicht konnte er nicht genau erkennen. Irgendetwas faszinierte ihn an ihr, aber er wusste nicht, was es war. „Sensei.“ Schwach drang Narutos Stimme zu ihm. „Sensei?“ Leise klang auch Sakuras Stimme. „Kakashi-sensei!!!“, brüllten die beiden Genins los und gewaltsam löste der Ninja seinen Blick von der jungen Frau, die sich noch nicht einmal bewegt hatte. „Setzt euch bitte.“ Kenshin wies auf die Strohmatten rund um die Feuerstelle und beugte sich dann flüsternd zu der Frau neben sich. Sie wandte ihm den Kopf zu, hob dabei aber nicht den Blick. Schließlich erhob sie sich geschmeidig und verschwand in den nächsten Raum. Es entstand ein etwas verlegenes Schweigen zwischen den vier Ninjas aus Konohagakure und dem alten Mann. „Wow!“, seufzte Sakura. „So wunderschöne lange Haare hätte ich auch gerne.“ „Ach Sakura, deine Haare sind schön, so wie sie sind“, schmeichelte Naruto ihr, aber Sakura wandte sich an Sasuke. „Was meinst du, Sasuke?“ Er wandte ihr den Blick zu. „Es interessiert mich nicht, wie du deine Haare trägst“, erwiderte er monoton. Sakura ließ enttäuscht den Kopf hängen. Es raschelte leise, als die junge Frau zurückkam. Sie trug ein altes Holztablett, das schon Risse aufwies, auf denen abgegriffene Holzbecher standen. Kenshin nahm das Tablett und reichte die Becher rum, während die Frau die Teekanne nahm und sich neben Kakashi und Naruto kniete. Sie hielt den Ärmel ihres Gewandes weg, während sie die Kanne anhob um Kakashi einzuschenken. Kakashi musterte sie, aber sie hielt wieder den Blick gesenkt, sodass er nur auf ihren Kopf blicken konnte. „Hallo“, sagte er wieder. „Ich bin Hatake Kakashi und du?“ „Verzeiht mir“, warf Kenshin hastig ein. „Das ist meine Nichte Kurai Sayo.“ Bei seinen Worten wandte sie ihren Kopf abrupt in seine Richtung und starrte ihn überrascht und verwirrt an. Gerade als sie zum Sprechen ansetzen wollte, fuhr Kenshin fort. „Sie ist eine Miko und hat ein Schweigegelübde abgelegt.“ Sasuke runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte doch hier nicht! „Ach so“, murmelte Kakashi und hob den Becher an. Sayo wandte sich wieder um und schenkte ihm ein. „Danke.“ Für einen kurzen Moment konnte er in ihr Gesicht sehen. Ihre Augen! Schwarz wie die Nacht, aber so unendlich traurig. Beinahe versank er in ihnen. Das war ihm das letzte Mal bei ... Kasumi geschehen. Sayo wandte sich Naruto zu und schenkte ihm ebenfalls ein. Nach einem kurzen dankbaren Nicken hob er den Becher an und trank einen großen Schluck. Erst wurde er blass, dann lief er feuerrot an und schluckte. „Verdammt! Wie heiß ist das denn!“, brüllte er und kassierte eine Kopfnuss von Sakura. „Mensch Sakura. Das tat weh“, maulte er und rieb sich den Kopf. „Musst du dich auch so anstellen!“, fauchte sie zurück und nahm einen vorsichtigen Schluck. „Ich hatte halt Durst, echt jetzt“, verteidigte sich Naruto und verschränkte die Arme, während er die Wangen aufblies. „Baka!“, murmelte Sasuke und trank ebenfalls einen Schluck Tee. „Wen nennst du hier einen Baka, du ... du ... du Teme du?“, ereiferte sich Naruto aufgebracht und fuchtelte wild rum. „Pass doch auf!“, zischte Sakura, zog seinen Arm runter und nahm ihm den Becher ab. Kasumi! Wie lange ist es jetzt schon her, dass du gestorben bist? Fragte sich Kakashi sich selbst. 13 Jahre, 1 Monat, 23 Tage und 15 Stunden. Sagte eine Stimme neben ihm und das lachende und ewig junge Gesicht Kasumis schob sich neben ihn. „Aber wer zählt denn schon“, murmelte Kakashi und blickte betrübt in seinen Becher. „Alles in Ordnung, Kakashi-sensei?“, erkundigte sich Sakura und musterte ihn besorgt. Überrascht schaute er auf. „Aber natürlich“, lachte er. „Ich habe nur über den Sinn des Lebens nachgedacht.“ Verlegen kratzte er sich am Kopf. Sayo trank einen kleinen Schluck Tee und beobachtete die vier Ninjas aufmerksam. Hatake Kakashi. Er hatte sich sehr verändert, aus dem stillen zurückhaltenden und vorsichtigen Jungen war ein Mann geworden. Sie runzelte die Stirn. Ein sehr komischer Mann. Was las er denn da? Das Flirtparadies etwa? Sie schnappte entrüstet nach Luft. Kakashi schaute auf und sah gerade noch den entrüsten Blick von Sayo, bevor diese leise schnaufte und den Kopf wegdrehte. Kakashi schmunzelte und steckte das Buch wieder ein. „Ihr seid bestimmt müde“, begann Kenshin. „Ich werde eure Betten vorbereiten.“ Er machte Anstalten aufzustehen, aber seine Nichte erhob sich schnell und legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Sie wandte sich ab, schob eine Schranktür auf und holte einfach Futons und dünne Decken hervor. Sie ging an ihnen vorbei und breitete die Schlafunterlagen auf einem kleinen Podest in der hinteren Ecke aus. Sanft fiel Mondlicht durch ein kleines Fenster herein. Kakashi stand auf und sammelte die Becher ein und wandte sich Sayo zu, die gerade zurückkam. Er hob die Becher an. „Wo kann ich die hinstellen?“ Sayo machte Anstalten sie ihm aus der Hand zu nehmen; er hielt sie aber außer Reichweite, während sie versuchte die Becher zu erwischen. „Sieh mich an“, bat er so leise, dass es im Eifer Narutos und Sakuras fast unterging. Ärgerlich stemmte sie die Arme in die Hüften und hob dann langsam den Blick. Kakashi zuckte kaum merklich zusammen. Sie war wunderschön. Die langen schwarzen Haare umrahmten ein blasses, schmales Gesicht. Ihre hohen Wangenknochen verliehen ihr ein edles Antlitz und die vollen Lippen luden zum küssen ein. Küssen? Verdammt, Hatake, was denkst du da nur? Verwundert über sich selbst hob er den Blick und schaute ihr in die Augen. Sie waren schwarz, genauso schwarz wie ihre Haare, aber sie strahlten eine große Traurigkeit und Einsamkeit aus. Und das verstand er nicht. Warum? Was hatte die junge Frau erlebt, dass sie solche Augen hatte? „He Sayo!“, quengelte Naruto und stand trippelnd neben ihnen. Kakashi zwang sich den Blick zu lösen und schaute auf Naruto runter. „Was ist los, Naruto?“ „Ich muss mal ganz dringend“, bettelte er. Sayo lächelte ihn an und bedeutete ihm ihr zu folgen. Erleichtert und mit den Händen hinter dem Kopf kam Naruto schließlich zurück zu den anderen. „Wo sind denn Sayo und der alten Mann?“, wollte er wissen, während er sich auf seinen Futon legte. Das Feuer war runter gebrannt und glühte noch, sodass ein rötlicher Schein den Raum erhellte. „Kenshin und Sayo sind im Nebenzimmer und schlafen ebenfalls und jetzt leg dich hin“, wies Kakashi ihn an. „Ja, ja“, maulte er und krabbelte unter die Decke. Keine fünf Minuten später war er eingeschlafen. Kakashi lächelte auf seine Schüler runter. Sakura und Naruto schliefen schon, nur Sasuke saß noch aufrecht da. „Schlaf Sasuke.“ Sasuke warf seinem Sensei einen undefinierbaren Blick zu, legte sich aber dann doch hin, zog die Decke hoch und drehte sich mit den Rücken zu seinen Kameraden. Kakashi seufzte leise, legte sich aber auch hin und verschränkte die Hände auf dem Bauch. Dann schloss er die Augen. Sasuke dämmert vor sich in und hörte unbewusst leises Murmeln. Schließlich schlug er die Augen auf und lauschte. „Warum hast du ihnen das gesagt?“, fragte eine weibliche Stimme. Eine junge Frau, entschied Sasuke. War das etwa Sayo? Er runzelte die Stirn. „Was hätte ich denn sonst sagen sollen?“, erwiderte eine andere Stimme. Kenshin, dachte sich Sasuke. Er richtete sich auf und blickte zu den anderen hinüber. Alle drei schliefen tief und fest. Kakashi-sensei hatte sich nicht bewegt, Sakura lag zusammengerollt da und lächelte im Traum und Naruto lag alle viere von sich gestreckt halb auf und halb unter der Decke und murmelte schmatzend: „Shoyu-Ramen, Miso-Ramen, Shio-Ramen.“ „Zumindest nicht das ... Ach, ich weis es selbst nicht.“ Die Frau klang nicht wütend, eher ... resigniert. „Sayo.“ Der alte Mann klang besorgt. „Ich kenne doch selbst nicht mal deinen richtigen Namen ...“ „Das ist auch besser so!“, warf sie hastig ein und keuchte dann leise auf. Sasuke hörte schlurfende Schritte und sah durch die offene Tür einen Schatten bewegen. Leise stand er auf und schlich um die schwach glimmende Feuerstelle. „Es tut noch sehr weh, nicht wahr?“, fragte Kenshin. „Es geht“, wiegelte Sayo ab. „Bleib stehen“, sagte er überraschend scharf. „Zieh es aus.“ Sasuke hörte, wie leise Kleider raschelten; schließlich warf er einen vorsichtigen Blick in den Raum. Sayo hatte ihre langen schwarzen Haare über die linke Schulter gelegt und stand vor Kenshin. Sasuke schluckte, als er ihren schlanken Hals und die Schultern sah; bevor er weiter schauen konnte, richtete sich Kenshin wieder auf. „Ich muss ihn aufschneiden“, entschied er leise. „Tu es“, nuschelte sie gedämpft. Kurz darauf hörte Sasuke, wie Stoff geschnitten wurde, dann wieder leises Rascheln. Schließlich hörte er gar nichts mehr und lugte wieder um die Ecke. Kenshin versperrte ihm den Blick. „Es verheilt gut“, bemerkte er schließlich. „Die Heilsalbe hilft wirklich wunderbar.“ „Mach bitte dieses Mal den Verband nicht so fest. Ich hatte damit Schwierigkeiten beim atmen.“ Kenshin nickte, als er wegging und die Heilsalbe und Verbandsmittel holte. „Was hältst du eigentlich von den vier Ninjas?“, kam es gedämpft aus dem hinteren Teil des Raumes. Sayo wandte ihren Kopf in die Richtung und Sasuke konnte einen Blick auf ihren Rücken erhaschen. Er keuchte leise auf. Zwei große halbmondförmige, frische Wunden zogen sich von knapp unterhalb der Schulter-blätter bis zur Hüfte. Sie waren rot, entzündet und nässten. „Was meinst du damit, Kenshin?“, wollte sie von ihm wissen. „Du hast merkwürdig gewirkt. Kennst du sie?“, erkundigte er sich, während er eine grün-grau, übel riechende Salbe auftrug. Sayo zog leise zischend den Atem ein. „Einen“, hauchte sie. „Einen kenn ich. Wer sind die Genin?“ „Haruno Sakura, Uzumaki Naruto und Uchiha Sasuke.“ „Uchiha?" Sayo starrte Kenshin mit großen Augen an. Ihr Herz schlug heftig. Sasuke! Ihr kleiner Bruder war hier. „Ich dachte der komplette Clan wurde ausgelöscht?“ Kenshin zuckte mit den Schultern. „Davon weiß ich nichts.“ Plötzlich fragte er: „Tut es weh?“ „Nein, warum?“ „Du weinst.“ Verblüfft hob Sayo eine Hand und wischte ihre Wange ab. Tatsächlich. Sie war nass. Verwundert starrte sie auf die Träne. Wie lange war es her, dass sie das letzte Mal geweint hatte? Sasuke taumelte einen Schritt zurück und keuchte laut auf. Warum weinte sie um seinen Clan? Sayo drehte allarmiert den Kopf in Sasukes Richtung. „Was ist Sayo?“ „Ich habe etwas gehört.“ Sasuke vernahm, wie eilige Schritte auf ihn zu kamen und hastete schnell Richtung Bett. Als Kenshin um die Ecke schaute lagen alle Ninjas friedlich schlafend da, nur Naruto warf sich hin und her. „Sie schlafen alle. Du hast wahrscheinlich nur Naruto gehört“, berichtete Kenshin. Sayo seufzte erleichtert. „Das ist gut.“ „Ich leg dir den neuen Verband an und dann gehen wir auch schlafen.“ „Danke, Kenshin“, murmelte sie und kurz darauf wurde das Licht gelöscht. Sasuke konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Immer wieder ging ihm das Gespräch zwischen den beiden durch den Kopf. Irgendwas kam ihm an dieser Frau bekannt vor, aber es wollte ihm einfach nicht einfallen. Als er endlich in einen Halbschlaf fiel, träumte er von seiner Mutter und wurde kurz darauf brutal aus dem Schlaf gerissen. „Wach auf du Teme!“, rief Naruto fröhlich und zog ihm die Decke weg. „Es gibt Frühstück.“ „Hast du gut geschlafen, Sasuke?“, erkundigte sich Sakura, nachdem sie Naruto eine Kopfnuss verpasst hatte. Sasuke wollte gerade antworten, als sein Blick auf Sayo fiel, die ihn prüfend schaute. „Ja, alles bestens“, antwortete er gleichgültig und stand auf. „Kommt frühstücken“, rief Kenshin gut gelaunt und deutete zum Tisch. Darauf stand reichliches, aber einfaches Essen. Kakashi setzte sich Sayo gegenüber. Die langen Haare fielen ihr wieder über die Schultern bis hinab in den Schoß. Sie wirkte heute irgendwie bedrückt und noch blasser als gestern. Schweigend aßen die Erwachsenen, während Naruto alle am Tisch unterhielt. Nachdem sie alle satt waren, machten sie die Ninjas aus Konoha zur Abreise bereit. „Wie lange braucht ihr noch bis Konohagakure?“, fragte Kenshin. „Noch ungefähr drei Tage, wenn wir nicht wieder aufgehalten werden!“ Kakashi warf Naruto einen bedeutsamen Blick zu. Dieser lachte verlegen auf, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und tippte mit der Fußspitze auf den Boden. Kakashi öffnete die Tür und sie gingen zusammen raus. „Wartet noch einen Moment. Sayo hat euch Reiseproviant gemacht“, wandte sich Kenshin an die Ninjas. Kurz darauf erschien die junge Frau und überreichte jedem von ihnen ein in Stoff gehülltes Päckchen. „Vielen Dank.“ Sakura verbeugte sich vor ihr. Sayo lächelte leicht, aber auch dieses Lächeln erreichte ihre Augen nicht. „Hey super, Sayo. Echt jetzt“, rief Naruto vergnügt und Sayo wuschelte ihm durch die blonden Haare. Schließlich überreichte sie Sasuke den Proviant und hielt ihn überraschend stark an den Schultern fest, als er sich umdrehen wollte. Sie starrte ihn aufmerksam an. Schließlich ließ sie ihn los und berührte sanft seine Wange, bevor sie sich abwandte. „Was war das denn jetzt?“, wollte Naruto verblüfft wissen und schaute Sasuke an. Dieser zuckte einfach mit den Schultern, steckte die Hände in die Hosentasche und drehte sich um. „He, ignorier mich nicht, du Teme!“, brüllte Naruto und rannte ihm hinterher. Sakura verbeuge sich noch einmal schnell vor Kenshin und rannte dann den Jungs hinterher. „Vielen Dank, für die Gastfreundschaft.“ Kakashi winkte Kenshin zu, dann wandte er sich ab und folgte seinen Schülern. Noch einmal drehte er sich um, sah aber nur Kenshin vor dem Haus stehen. Von Sayo war nichts zusehen. Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Sayo beugte sich über den alten Mann, der auf seinem Futon lag. „Kenshin, warum?“, schluchzte sie, als sie sich in seinem Hemd festkrallte. „Ach, Sayo“, hustete er und richtete sich auf. „Ich bin alt, ich werde sterben. Dann werde ich endlich wieder bei meiner geliebten Yukiko sein.“ „Nein, nein, nein!“, stieß sie verzweifelt hervor und presste die geballten Fäuste auf die Knie. „Du kannst mich doch nicht allein lassen.“ „Mein geliebtes Kind“, murmelte er zärtlich. „Du musst dein Leben leben, du kannst dich hier nicht länger verstecken. Ich will, dass du fort gehst, wenn ich tot bin.“ Er hustete und presste ein Tuch vor den Mund. Keuchend ließ er sich zurück in die Kissen fallen. „Geh heim, bitte. Ich möchte nicht, dass du hier bleibst.“ Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. „Kenshin ...“, hauchte sie. „Was ist mit deinen Tieren, deinen Feldern?“ „Die habe ich schon längst dem Dorf vermacht“, antwortete er unwirsch und wischte sich den Mund ab. „Ohne mich zu fragen?“, flüsterte Sayo und schaute ihn traurig an. „Ich will dir nichts hinterlassen, das dich dazu verleitet hier zu bleiben.“ Er hustete wieder und spuckte dabei Blut. „Kenshin!“, stieß Sayo entsetzt hervor. „Du solltest jetzt rausgehen, meine Liebe.“ Daichi, der Dorfarzt, beugte sich vor. „Es geht zu Ende“, murmelte er. Sayo schloss bei seinen Worten gequält die Augen. „Ich danke dir, Kenshin. Für alles was du für mich getan hast.“ Sie nahm seine alte, faltige Hand. „Du warst mir ein Vater, ein Freund für eine kurze Zeit. Ich bin froh, dir begegnet zu sein.“ Sie schwieg einen Moment. „Es gäbe noch so viel zu sagen, aber ... bei Kami ... mir fehlen die Worte, um auszudrücken, was ich empfinde.“ Sie schluchzte und drückte zärtlich seine Hand. „Ich verstehe dich, Sayo.“ Er blickte sie liebevoll an. „Wirst du einem alten Mann seinen letzten Wunsch erfüllen?“ Sie schloss erschöpft die Augen. Zuviel war in den letzten Wochen und Monaten geschehen, seitdem Kenshin in dieses Unwetter geraten war und die Nacht draußen verbringen musste. Er hatte sich nicht mehr von seiner Lungenentzündung erholt und würde nun sterben. „Ja“, hauchte sie leise. „Ich verspreche dir, von hier fortzugehen.“ Erleichtert seufzte Kenshin auf. Nun war ihm eine Last von den Schultern genommen worden. „Dann kann ich ja jetzt in Frieden sterben.“ Er schloss die Augen. Sayo legte seine Hand auf seinen Bauch und beugte sich vor, um ihm einen Kuss zu geben. Dann flüsterte sie: „Mein wahrer Name ist Uchiha Kasumi.“ Kenshin riss überrascht die Augen auf und atmete rasselnd ein, dann lächelte er sanft. Er würde dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen. Sayo stand auf und blickte kurz den Arzt an, dann verließ sie das Haus. Die Holztür knarrte protestierend, während sie aufgerissen wurde und quietschte in den Angeln als Sayo sie einfach los ließ. Sie rannte. Sie rannte, soweit sie konnte; dann ließ sie ihren Schmerz raus. Nie wieder würde sie weinen, nie wieder würde sie jemanden so nah an sich heranlassen, nie wieder diesen Schmerz spüren. Sie sank zu Boden und hielt sich an den Schultern fest. Kenshin! Warum? Wieso tat man ihr schon wieder so weh? Sayo wiegte sich hin und her, die Tränen liefen ihr stumm über die Wangen und der Schmerz fraß sich tief in ihr Herz. Erschöpft wischte sie mit zitternder Hand die Tränen weg. Sie musste zurück. Kenshin! Vielleicht ... Doch sie schüttelte den Kopf und stand schwankend auf. Es war ein wunderschöner Abend, der Himmel erstrahlte in den schönsten Farben, als Sayo sich auf der Bank vor dem Haus niederließ. Es war schon angenehm warm und die Vögel stiegen zwitschernd in den Himmel hoch. Die Tür öffnete sich leise und Daichi trat heraus. Sayo blickte ihn ausdruckslos an. „Er ist von uns gegangen“, flüsterte er und setzte sich neben sie. „Du kannst heute Nacht bei meiner Frau und mir schlafen.“ Wortlos stand Sayo schließlich auf und trat ins Haus. Blicklos ging sie an Kenshins Leichnam vorbei – über dessen Gesicht eine Decke lag – und packte ein paar Sachen zusammen. Daichi wartete an der Tür und beobachtete sie stumm. Sie verließen gemeinsam das Haus und gingen schweigend zwischen den Reisfeldern hindurch auf das entfernte Dorf zu. Das Haus von Daichi lag am Dorfrand friedlich zwischen alten Bäumen und üppig wachsenden Kamelien. Seine Frau hatte wirklich ein Gefühl dafür. Allerdings hatte Sayo heute keinen Blick dafür. Daichi trat durch die Gartenpforte und sogleich kam seine Frau um die Ecke, schaute ihren Mann an und eilte dann auf Sayo zu. „Oh, meine Liebe.“ Mitfühlend zog sie die junge Frau in die Arme und drückte sie an sich. Sayo ließ das einfach teilnahmslos über sich ergehen und ließ kraftlos die Arme hängen. Chiyoko warf einen hilflosen Blick auf ihren Mann und zog dann Sayo ins Haus. „Du solltest dich hinlegen, Sayo-chan.“ Liebevoll drückte Chiyoko die junge Frau auf einen Futon. Sayo legte sich hin und schloss erschöpft die Augen. „Daichi wird gleich kommen und dir einen Tee geben. Trink ihn bitte.“ Chiyoko strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, dann wandte sie sich ab und kurz darauf zog ein frischer und betäubender Duft durch das Zimmer. Chiyoko hatte in einer Ecke ein Duftstäbchen aufgestellt und kniete sich nun neben das Bett. Kurz darauf erschien ihr Mann mit einer dampfenden Tasse Tee. Sie nahm sie ihm ab, stellte sie erst einmal neben sich und half dann Sayo in eine sitzende Position. Dann reichte sie ihr den Tee. Schluck für Schluck trank die junge Frau davon und legte sich wieder hin. Bald darauf war sie eingeschlafen. „Sayo wird jetzt traumlos schlafen können“, murmelte Daichi. „Das arme Kind. Sie hat doch schon so viel mitmachen müssen“, erwiderte seine Frau. „Was wird nun mit ihr geschehen?“ „Kenshin wollte, dass sie geht.“ „Er schickt sie fort?“ Entsetzt sah sie zu ihrem Mann auf. „Warum?“ „Er meinte, sie wäre nicht die, die sie vorgibt zu sein.“ „Was meinte er damit?“ Der Arzt bückte sich und schob Sayo denn linken Ärmel von der Schulter. „Siehst du?" Er hob etwas ihre Schulter an und zeigte auf das verschlungene Symbol. „Was ist das?“, wollte Chiyoko wissen. „Du weißt doch, das Kenshin früher ein Shinobi war?“ Seine Frau nickte. „Er dachte sie ist ebenfalls eine.“ Daichi schwieg kurz. „Erinnerst du dich noch an die vier Ninjas, die vor einiger Zeit durch unser Dorf kamen?“ Er schob den Ärmel wieder hoch. „Ja.“ „Sayo kannte einen davon.“ Daichi sah seine Frau bedeutungsvoll an. „Oh.“ Überrascht schaute sie auf die schlafende Sayo. „Ich kann sie mir gar nicht als Ninja vorstellen.“ „Ich auch nicht wirklich“, entgegnete er trocken. „Sie wirkt so zerbrechlich.“ Sayo drehte leise stöhnend den Kopf hin und her. „Schlaf, Sayo-chan“, flüsterte Chiyoko und legte ihr behutsam eine Hand auf die Stirn. „Alles wird gut werden.“ ~. . . ~ Sayo wurde von Vogelgezwitscher geweckt. Sie starrte an die Decke, während die Sonne langsam durch das Zimmer wanderte. Schließlich richtete sie sich auf und schlug die Decke weg. In dem Moment betrat Chiyoko den Raum. „Gut geschlafen, Sayo-chan?“ „Guten Morgen, Chiyoko-san“, nuschelte sie leise. Chiyoko öffnete die Fenster und ließ frische Luft herein. „Weiß ...“ Sayo brach ab. Chiyoko drehte sich um und sah sie mitfühlend an. „Weiß der Shinto-Priester schon von ... von Kenshins Tod?“, flüsterte sie. „Ja. Daichi hat ihn gestern Bescheid gesagt. Sie kommen heute.“ „Gestern?“ Zornig blitzen Sayos Augen. „Aber gestern ist Kenshin doch erst ...“ „Du hast einen ganzen Tag geschlafen, Sayo-chan“, unterbrach Chiyoko sie. „Es ist Abend.“ „Verzeih mir, Chiyoko-san.“ Verlegen strich Sayo über die Decke und wich dem prüfenden Blick Chiyokos aus. „Es gibt nichts zu verzeihen“, erwiderte die ältere Frau ruhig und kam auf sie zu. „Du hast viel durchgemacht, Sayo. Da ist das verständlich. Glaube mir, auch wir haben alle Kenshin gemocht.“ Sayo schaute sie mit trockenen Augen an. Sie würde nicht weinen. Nie mehr. „Wirst du bei den Totenriten dabei sein?“ „Ja“, entschlossen stand Sayo auf. Diese letzte Ehre würde sie Kenshin erweisen. „Dann beeil dich. Dein Essen steht schon auf dem Tisch.“ „Danke Chiyoko-san, aber ich kann jetzt nichts essen.“ Sayo legte den Futon zusammen. Chiyoko seufzte leise. „Das versteh ich.“ Sayo folgte ihr aus dem Zimmer und die beiden Frauen machten sich mit Daichi und ein paar anderen Bewohnern des Dorfes – die sich draußen versammelt hatten – auf den Weg zu Kenshins Haus. Dort ließen sie sich auf der Bank oder im Gras nieder und warteten auf den Shinto-Priester. Dieser erschien bald drauf, mit zwei Miko in seiner Begleitung, zwischen den Reisfeldern und kam langsam den schmalen Weg hinab. Chiyoko und Sayo verbeugten sich vor dem Shinto-Priester und baten ihn dann in das Haus. Der Mann schritt leise Sutren murmelnd durch den Raum, während die beiden jungen Mikos damit begannen Kenshins Leichnam zu waschen und ihn dann in den shini shozoku, das weiße Totengewand, kleideten. Es erinnerte an ein Pilgergewand und symbolisierte somit Kenshins bevorstehende Reise in die Unterwelt. Dazu legte Sayo noch sechs Münzen, die Kenshin für die Fähre über den Fluss der Unterwelt zu zahlen hatte. Dann wurde Kenshin feierlich und von vielen Blumen umgeben aufgebahrt. Sein Kopf wies, so wie es der Bestattungsbrauch war, dabei nach Norden. Sayo verhängte den shintoistischen Hausschrein mit weißen Tüchern, damit die Kami mit der Verunreinigung des Todes nicht in Berührung kam. Die Totenwache dauerte eine ganze Nacht und da Kenshin keine Familienangehörige hatte, übernahm der Shinto-Priester die Gebete und die Rezitation von Sutren, dabei wurden Rauchopfer angezündet. ~. . . ~ Am Tag nach der Totenwache versammelten sich alle Dorfbewohner zu einer Trauerfeier in Kenshins Haus. Jeder brachte eine kleine Opfergabe und Räucherstäbchen mit und legte sie am Hausalter nieder. Neben dem Altar stand ein altes Foto von Kenshin, das mit einem schwarzen Band versehen war. Kenshin erhielt von dem Priester einen buddhistischen Totennamen, der auf ein Ahnentäfelchen geschrieben wurde und das dann neben Kenshins Foto gestellt wurde. Schließlich wurde sein Leichnam in einen einfachen Holzsarg gelegt und dieser zugenagelt. Alle Trauernden beteiligten sich an der Zeremonie und brachten dann den Sarg zum verbrennen nach draußen. Sayo beobachtete schweigend, wie die Flammen sich in den Holzsarg fraßen und lodernd hochschlugen. Kleine Aschewölkchen trudelten durch die Hitze nach oben, bevor sie herb schwebten und das neue Grün bedeckten. Daichi legte ihr eine Hand auf die Schulter und drängte sie vor der Hitze des Feuers zurück zuweichen, aber Sayo schüttelte seine Hand ab und blieb stehen, bis das Feuer verloschen war. Als die Asche so weit abgekühlt war, dass man sich ihr gefahrlos nähernd konnte, traten Sayo, Chiyoko und Daichi vor und nahmen lange Bambusstäbchen, um damit die unverbrannten Knochen aus den Ascheresten zu holen und in die Urne zu legen. Der Shinto-Priester versiegelte die Urne mit einem Wachssiegel und überreichte sie dann Sayo, bevor er sich vor ihr verbeugte und ein kurzes Gebet sprach. Schweigend machten sich die drei auf den Rückweg ins Haus des Verstorbenen. Bevor sie dieses betreten konnten, wurden sie vom Dorfältesten mit Salz rituell gereinigt, da sie am kotsuage – am Knochenheben – teilgenommen hatten. Sayo stellte die Urne vorsichtig neben Kenshins Foto und dem Ahnentäfelchen auf; nun begann die Trauerzeit. Nach buddhistischem Brauch dauerte sie 49 Tage; dies war die Zeit, während der die Seele ihre Reise ins Jenseits absolvierte und dabei spirituelle Unterstützung brauchte. Sayo wohnte während dieser Wochen weiterhin bei Dr. Daichi und Chiyoko. Die beiden unterstützten Sayo auch in den wöchentlichen Zeremonien und beobachteten besorgt, wie immer verschlossener sie dabei wurde. Schließlich war die Trauerzeit vorbei und Sayo packte ihre wenigen Habseligkeiten für ihre Reise zusammen. „Sayo-chan.“ Chiyoko betrat das Zimmer. „Du musst das nicht tun.“ „Ich habe es Kenshin versprochen.“ Sayos Stimme klang monoton und teilnahmslos, während sie das Bündel verschnürte. „Ich weiß.“ Chiyoko trat auf sie zu und überreichte ihr ein Päckchen. „Hier, nimm das bitte.“ Sayo öffnete es zögernd und hielt kurz darauf einen Reiseumhang in den Händen. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. „Danke Chiyoko-san.“ Sie umarmte die ältere Frau und drückte sie fest an sich. Sie wusste, Chiyoko brauchte das. „Pass bloß auf dich auf“, drängte Chiyoko mit belegter Stimme und sah sie flehend an. „Ich schreibe euch, sobald ich ... das Ende meiner Reise erreicht habe“, antwortete die junge Frau ausweichend und hielt sie auf Armslängen von sich. Dann gab sie ihr einen Kuss auf die Stirn und griff nach dem Beutel. Sie schulterte das Bündel und warf sich den Umhang über die Schultern. Daichi wartete draußen auf die beiden Frauen. Es schmerzte ihn zu sehen, wie sehr sich Sayo quälte. Und noch mehr quälte es ihn, die junge Frau ziehen zu lassen. Aber wie oft hatte er schon vergeblich auf sie eingeredet, dies nicht zu tun. Nicht zu gehen und hier zu bleiben. Aber Sayo war stur geblieben. Sie würde Kenshins letzten Willen erfüllen und das kleine Dorf verlassen und in eine unbekannte Zukunft gehen. Sayos schwarze Augen huschten zu Daichi und eilig umarmte sie ihn. Er schloss sie fest in seine Umarmung ein und drückte sie an sich. Er sagte nichts. Er wusste, dass es nichts bringen würde. Das Einzige, was er tun konnte, war ihr so viel mit auf den Weg zu geben, wie er konnte. „Vergiss uns nicht, Sayo“, flüsterte er und glaubte ein leises Schluchzen zu hören, als sie den Kopf schüttelte. „Niemals“, nuschelte sie gegen sein Hemd. Als sie sich aus der Umarmung löste, waren ihre Augen trocken. Daichi sah, dass sie den Reiseumhang trug und drückte ihr einen Reishut auf den Kopf. Ihre langen schwarzen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden und mit einem schwarzen Band fest umwickelt. Nur ein Paar Strähnen umspielten ihr schmales Gesicht. „Wo wirst du als Erstes hingehen?“ Chiyoko trat auf die beiden zu. „Zu Kenshin.“ Sie verbeugte sich vor ihnen und trat dann auf den Weg hinaus. „Domo arigatô, Daichi-sensei, Chiyoko-san. Für alles.“ Ein trauriges Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie sich abwandte und dem Weg folgte. Bevor sie Kenshin besuchen würde, musste sie noch etwas aus dem alten Haus holen. Sie stieß die Holztür auf und blieb auf der Schwelle stehen. Stille und abgestandene Luft schlugen ihr entgegen. Schließlich trat sie ein. Jeder Schritt, den sie durch den Raum machte, wirbelte Staub auf. Sie ging zu Kenshins Schlafstatt und schob das Podest zur Seite. Darunter räumte sie die Strohmatten weg und öffnete den Holzboden. In dem Versteck lag ein schmales Bündel, das in schmutzige Tücher gewickelt war. Sayo ließ sich auf die Knie nieder und legte diesen Gegenstand vor sich auf den Boden. Langsam wickelte sie Stoffstreifen für Stoffstreifen ab. Nachdem sie den letzten zur Seite geschoben hatte, lehnte sie sich zurück. „Hallo Sujin“, sagte sie nach einer Weile leise. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, nicht wahr?“ Sie hob das Katana hoch und zog das Schwert am Griff langsam aus der Scheide. Das Schwert war vom Blut ihres letzten Kampfs gereinigt und scharf. Wahrscheinlich hatte Kenshin es hin und wieder heimlich gepflegt. Nur die Scheide war nicht mehr das Original. Eine alte, schwarze Hülle war nun sein Zuhause. „Ich habe versagt, Kakashi“, murmelte sie. „Erinnerst du dich noch? Ich hatte dir versprochen es in Ehren zu halte und gut darauf aufzupassen.“ Sie stockte und schob Sujin in die Scheide zurück. „Ich habe versagt und bin nicht würdig dieses Schwert zu führen. Ich werde es dir wieder zurückgeben. Irgendwann.“ Sayo warf die Lumpen in das Loch und schob den Holzboden zurück, legte darauf die Stroh-matten und schob dann das Podest wieder an seinen Platz. Sie hob Sujin auf und verließ das Haus. Sie drehte sich nicht mehr um, als die Tür hinter ihr knarrend zufiel. ~. . . ~ Der kalte Wind veranlasste, dass die Blätter der Bäume hin und her geworfen wurden. Der Blumenstrauß, den einer der Dorfbewohner an das Grab gestellt hatte, raschelte im Wind. Der Sturm zerrte auch an Sayos Umhang und blähte ihn auf, als sie vor Kenshins Grabstein verharrte. Mit hängenden Schultern stand die junge Frau vor der Grabstätte, in der rechten Hand hielt sie Sujin, ihre linke war zur Faust geballt. Schließlich sank sie in das feuchte Gras, schweigsam machte sie den Grabstein sauber und fuhr mit den Fingerspitzen leicht den eingravierten Namen nach. Sie vermisste ihn. So sehr. Es tat dermaßen weh. „Lebe wohl, Kenshin“, wisperte sie. „Ich glaube, so schnell werden wir uns nicht wieder sehen.“ Sayo lächelte traurig, richtete sich auf und ließ ihren Blick über die Gräber schweifen. „Ich gehe fort von hier, wie ich es dir versprochen habe, aber ich weiß noch nicht, wohin mich mein Weg führen wird. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz entzweigerissen ist. Wohin soll ich mich wenden, Kenshin? Ich weiß, du wolltest dass ich nach Konoha zurückkehre, aber da wartet niemand auf mich. Meine Familie ist tot, ausgelöscht von meinem geliebten Bruder. Kakashi, mein Jugendfreund und meine große Liebe, wird sich wahrscheinlich nicht einmal mehr an mich erinnern. Und so gut wie er aussieht, wird er ganz bestimmt nicht alleine sein.“ Sie lachte traurig auf und strich sich eine herumwirbelnde Haarsträhne zurück. „Und Sasuke? Er kennt mich überhaupt nicht. Du siehst, Konoha ist nicht mehr meine Heimat. Also sage mir, wohin soll ich gehen?“, wütend schrie sie die Frage hinaus. „Ich bin nicht mehr Uchiha Kasumi, das kleine Mädchen von damals gibt es nicht mehr. Ich bin weder Uchiha Kasumi noch Kurai Sayo. Wer bin ich dann, Kenshin? Sag es mir!“, wimmerte Kasumi, die über dem Grab zusammengesunken war. „Es tut mir leid“, begann sie nach einer Weile, nach dem sie sich wieder gefasst hatte. „Dabei wollte ich doch nie mehr weinen.“ Sie seufzte leise, dabei blickte sie auf Sujin in ihrer rechten Hand und fuhr mit den Fingerspitzen über den Griff. Schwanken stand sie auf. „Lebe wohl, Kenshin.“ Kasumi schob sich den Reishut tiefer in die Stirn und zog den Umhang fester, denn der Wind wurde heftiger und trieb dunkle Regenwolken vor sich her. Eine heftige Brise fegte über Kenshins Grab, zerrte an den Blüten des Straußes und riss die Blätter ab, ehe sie hinter der jungen Frau her tanzten. ~. . . ~ „Wohin wirst du nun gehen, Kasumi-chan?“ Saeki schob seinen Kopf vor und hechelte, als er sich an der Wegkreuzung umschaute. Rechts lag Konoha und links etwas Unbekanntes. „Wir gehen da entlang.“ Sie zeigte Richtung Berge. „Aber Konoha liegt in der anderen Richtung!“ „Ich weiß.“ Kasumi lächelte vergnügt. „Lass uns Akatsuki jagen.“ Sie hatte nun eine Entscheidung getroffen und sie war glücklich damit. Sehnsüchtig warf sie einen Blick auf den Weg nach Konohagakure, dann straffte sie die Schultern und lief in die entgegengesetzte Richtung los. Der junge Wolf trottete fröhlich schnaufend neben ihr her. Warte noch ein wenig auf mich, Kakashi. Nur noch ein wenig. Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- Es waren nur noch knapp 50 Meter, die sie sich voran kämpfen mussten, aber bei jedem Schritt wurde das Unwetter heftiger und riss so stark an Kasumis Umhang, dass der Verschluss sich löste und das Stück Stoff davon wirbelte. Die junge Frau starrte dem davon wehenden Umhang entsetzt nach und bekam von Teru einen Stoß an der Hüfte, während gleichzeitig Saeki Kasumis Arm vorsichtig ins Maul nahm und sie weiter zerrte. Endlich erklommen sie die Böschung und eilten im Schutz mächtiger alter Bäume auf den Schrein zu. Kasumi stemmte sich gegen die Tür und versuchte sie gegen den Wind hinter ihnen zu schließen. Erst mit Saekis und Terus Hilfe fiel die alte Tür ins Schloss und die junge Frau rutschte an ihr herunter, bis sie den Kopf hängen und erschöpft die Arme auf die angewinkelten Beine sinken ließ. „Was für ein ekliges Wetter“, schimpfte Saeki und schüttelte sich kräftig. Sein Bruder schnappte daraufhin ärgerlich nach ihm, denn aus seinem dichten grauen Fell waren Steinchen, kleine Äste und Blätter geflogen. „Ist schon gut, Teru. Nasser als jetzt, kann ich gar nicht mehr werden.“ Kasumi grinste die beiden Jungwölfe verschmitzt an, die auf Sans Wunsch ihre Reise begleiteten. „Lasst mich mal umsehen, was wir hier benutzen können.“ Die junge Frau stand auf und lief vorsichtig über den morschen Boden. Teilweise drang der Regen durch das Dach herein. Wenn er nicht schlimmer wurde, waren sie hier für die Nacht sicher. Im hinteren Teil des Schreins entdeckte Kasumi die Statue einer Kitsune Gottheit und ihr überlief ein Schauer, den sie aber auf den kalten Luftzug schob. Sie entzündete zwei Fackeln in ihren Halterungen und schob ein paar, in die Wand gelassene, Schränke auf. Erfreut zog sie einige alte Decken hervor. Während Kasumi sich in dem kleinen Raum umsah, lagen Saeki und Teru vor der Tür und leckten sich das Fell trocken. „Schaut mal, ich habe ein Paar Decken für uns gefunden. Lasst uns in den hinteren Teil, dort zieht der Wind nicht so durch die Ritzen.“ Die beiden Wölfe erhoben sich schwerfällig und trotteten müde zu ihr rüber und legten sich auf die schon ausgebreiteten Decken. Kasumi schüttelte ihr Haar aus und schob die nasse Hose von den Hüften, danach knöpfte sie ihr Hemd auf und ließ es von den Schultern gleiten. Sie fror in der kalten Luft, die auch dort durch die Ritzen zog. Hastig wickelte sie sich in eine Decke ein und setzte sich zwischen Saeki und Teru. Sie zog ihren Rucksack heran und holte ihre wenigen Habseligkeiten heraus. „Viel ist es nicht.“ Sie warf einen entschuldigenden Blick auf Teru, der schnüffelnd seine Nase vorgeschoben hatte. „Mach dir nichts daraus, Kasumi-chan.“ Teru nieste laut. „Saeki und ich werden morgen früh hier in den Wäldern jagen gehen.“ Saekis schwarze Augen begannen zu leuchten und er hechelte aufgeregt. „Hmmm, saftiges Wildschwein.“ Er schaute verträumt und Kasumi fing an leise zu kichern, bis sie lauthals lachte. Sie graulte Saeki zwischen den Ohren, beugte sich vor und hauchte: „Und es ist alles dir, Dickerchen.“ Der junge Wolf drehte beleidigt den Kopf weg und schob ihr sein Hinterteil zu. Dann schnaubte er laut. „Ich bin nicht dick.“ Leise schmunzelnd schob sich Kasumi das letzte Reisbällchen in den Mund und trank einen Schluck Quellwasser. Das musste fürs erste reichen. Hoffentlich kamen sie bald in ein Dorf und konnten ihre Vorräte auffüllen. Sie wischte einen Krümel vom Mundwinkel und legte sich auf den Rücken. Sie schaute gedankenverloren an die Decke und spürte vage wie Teru sich an ihre Flanke kuschelte um sie mit seinem Körper zu wärmen. Dankbar drehte sie sich auf die Seite, zog die Beine an sich und schmiegte sich an Terus großen Körper. Kurz darauf spürte sie wie Saeki sich an ihren Rücken drängte und seinen Kopf auf ihre Füße bettete. Terus Schnauze lag auf ihrer Schulter. „Gute Nacht, Freunde“, nuschelte Kasumi, bevor sie in einen traumlosen Schlaf fiel. Draußen tobte der Sturm heftig weiter, Äste prallten gegen die Wände und der Wind pfiff durch die Balken des Daches, so dass die Flammen gespenstige Schatten auf die Kitsune Figur warfen. ~. . . ~ Die Morgensonne strahlte hell durch das kleine schmutzige Fenster des Schreins und leuchtete direkt in Kasumis Gesicht. Hinter ihren geschlossenen Liedern tanzten grelle Lichtpunkte und sie kniff die Augen zusammen, bevor sie leise stöhnte und sich umdrehte. Sie öffnete einen Spaltbreit die Lieder und blickte direkt in Terus hellblauen Augen. Der schwarze Wolf grinste, in dem er die Zähne bleckte und leckte ihr übers Gesicht. „Igitt, Teru! Lass das!“ Kasumi begann zu zappeln und versuchte sich aus der Decke zu befreien, die sich in der Nacht um ihre Beine gewickelte hatte. Teru nutzte die Chance und warf sich auf sein wehrloses Opfer und biss Kasumi spielerisch in den Hals, während sie ihre Hände in seinen dichten Pelz vergrub. „Geh runter von mir, Teru!“, keuchte sie schließlich. „Du bist kein Welpe mehr!“ Sie stieß ihn grob von sich, atmete heftig ein und aus und warf ihm einen bösen Blick durch ihre wirren Haare zu. Der schwarze Wolf saß etwas abseits und lachte, dann schüttelte er sich und trabte zur Tür. Saeki und Kasumi folgten ihm. „Bleibt nicht zu lange weg. Ich will heute noch schauen, ob wir ein Dorf erreichen und ich endlich mal wieder in einem weichen Bett schlafen kann.“ „Es wird nicht lange dauern“, versprach Saeki und sprang in das nasse Grass und jagte mit großen Sprüngen seinem Bruder nach, ehe sie im dichten Wald verschwunden waren. Mit einem Seufzen auf den Lippen schloss Kasumi die Tür wieder und schaute nach, ob ihre Sachen schon wieder trocken waren. Etwas klamm fühlten sie sich noch an, aber sie kam nicht drum herum, sie wieder anzuziehen. Kasumi schlüpfte schnell hinein und rieb sich etwas die Arme, um warm zu werden, dann legte sie die Decken zusammen und verstaute sie wieder in den Schränken. Sie ließ noch einen prüfenden Blick durch den Raum gleiten, bevor sie sich vor der Statue verbeugte und ein kleines Dankgebet murmelte. Anschließend schulterte sie ihren Beutel und trat in den Sonnenschein. Tief atmete sie die frische klare Luft ein, die, gereinigt nach dem Regen, würzig nach Kräutern und Waldboden roch. Kasumi beugte sich zu dem kleinen Bachlauf nahe dem Schrein und stillte ihren Durst. Von nun an musste sie ohne Nahrung auskommen. Sich den Mund abwischend richtete Kasumi sich wieder auf und blickte sich um. „Teru? Saeki?“, rief Kasumi laut in den Wald, aber außer dass das Zwitschern der Vögel kurzzeitig verstummte und dann laut wieder begann, der Wind in den Blättern rauschte und der Bach leise gurgelte, war nichts zu hören. Kein lautes Pfotengetrappel, wenn die beiden großen Wölfe angerannt kamen. „Saeki! Teru! Ich geh jetzt!“ Kasumi lauschte noch mal in den Wald, dann ging sie auf den Weg zurück, der sich leicht ansteigend durch den Wald schlängelte. Dunst stieg von den nassen Wiesen auf und blieb wabernd über ihnen hängen. Der Tag heute würde wieder sehr heiß werden und Kasumi empfand die Kühle zwischen den Bäumen als sehr angenehm. Sie schritt beschwingt aus, während sie ein Lied aus ihrer Kindheit summte. Um Saeki und Teru brauchte sie sich keine Sorgen zu machen, die beiden würden sie ganz schnell eingeholt haben. Die Sonne stieg langsam immer höher und die Zikaden zirpten laut unter den schattigen Bäumen. Leise ertönte von vorne das sanfte Klirren aufeinandertreffender Ringe. Kasumi beschattete die Augen und blickte nach oben. Vor ihr flog ein bunter Schmetterling vorbei, als auf der Hügelkuppe ein Mönch mit seinem Pilgerstab auftauchte, dessen sanftes Klirren sie gehört hatte. Als sie mit dem Mönch auf derselben Höhe war, legte sie die Hände zusammen und verbeugte sich vor ihm. Er war der erste Mensch, den sie seit heute Morgen gesehen hatte. Ein sanftes Lächeln erhellte seine Züge und er hob segnend seine Hand. „Bitte sagt mir, ehrwürdiger Mönch, ist es noch weit bis in das nächste Dorf?“ „Nein, mein Kind. Nur noch ungefähr eine viertel Stunde.“ Er schob seinen Pilgerhut hoch und schmunzelte. Der Mönch war weder alt noch jung, seine orangefarbene Kleidung lag locker an seinem schmalen Körper und der Wind spielte mit dem Saum seines Gewandes. Eine Kette aus großen Gebetsperlen lag um seinen Hals. „Domo arigatô.“ „Möge die Gottheit schützend die Hände über deinen Weg halten.“ Kasumi verbeugte sich nochmals, bevor sie sich umdrehte, den Weg weiter lief und über der Hügelkuppe verschwand. Kaum außer Sichtweite des Mönchs sprangen Teru und Saeki an ihre Seite. „Wo wart ihr zwei denn so lange?“ Verwundert schaute sie die zwei Wölfe an, in deren Pelz Disteln hingen. Vorsichtig begann sie die kleinen Biester aus Saekis Fell zu zupfen, als Teru ärgerlich schnaubte. „Saeki meinte, das seine Beute größer sei als meine. Ich habe ihn erst vom Gegenteil überzeugen müssen.“ „Kindsköpfe“, schmunzelte die junge Frau und schüttelte resigniert den Kopf. Schweigend liefen sie zusammen weiter und gegen Mittag blickten sie auf eine kleine Stadt hinunter. „Ich denke, es ist das Beste, wenn ihr zu eurer Mutter zurückkehrt. Ich glaube kaum, das die Bewohner sehr begeistert bei dem Anblick zweier Riesenwölfe wären.“ Kasumi gluckste vergnügt und beugte sich vor um Teru zwischen den pelzigen Ohren zu kraulen, der dabei genüsslich die Augen schloss. „Pass auf dich auf, Kasumi-chan. Hörst du?“ Saeki schaute sie eindringlich an. „Ich bin doch kein kleines Kind mehr, Saeki. Ich kann auf mich alleine aufpassen.“ Sie umarmte ihn noch schnell, bevor er und sein Bruder sich in Rauchwolken auflösten. Kasumi drehte sich um, trat dabei aus dem Schatten der Bäume und ging zwischen wogenden Reisfeldern und lauten Zikaden auf das Dorf zu. Je näher sie kam, desto mehr Menschen und Ochsenkarren mit Waren kamen ihr entgegen oder fuhren an ihr vorbei. Bevor sie die nun eher kleine Stadt betrat, überquerte sie noch einen stark benutzten Hauptweg und tauchte dann in das pulsierende Leben der verwinkelten Gassen ein. Eine Vielzahl von Menschen bewegte sich durch die schmalen Straßen. Kauften Lebensmittel ein, verschwanden in Souvenirläden oder feilschten um Opfergaben für den Higashi Hongan-ji Tempel, der über der Stadt auf einem Hügel thronte und umgeben von dichten Wäldern war. Kasumi konnte die Giebel der Tempelanlage sehen und erkannte die Treppen, die sich den Hang hoch schlängelten. Wenn sie die Augen zusammenkniff, war es ihr sogar möglich winzige Punkte auszumachen, die zum Tempel hoch pilgerten. Plötzlich wurde sie angerempelt und stolperte ein paar Schritte vorwärts. „Bleib stehen, du kleines Monster!“, brüllte ein dicker Mann und fuchtelte wütend mit der Faust hinter ein paar Jungs her, die lachend davon rannten. Als sie den wegrennenden Kindern nachsah, fiel ihr ein Wirtshaus ins Auge. Lautstark knurrte ihr Magen und sie eilte darauf zu. Erst mal etwas essen. Schoss es ihr durch den Kopf. Sie öffnete die Tür und trat in den schummrigen Raum. Kasumi musste etwas die Augen zusammenkneifen, um mehr erkennen zu können. Nur wenige Tische waren belegt, an denen ein paar Männer saßen und Sake tranken. Kasumi fühlte ihre stechenden Blicke auf ihrem Rücken, als sie durch die Tischreihen auf den Tresen zuging. Ein schon etwas in die Jahre gekommener Wirt stellte gerade ein Sakefläschchen und einige Schalen auf ein Tablett. „Ich hätte gerne eine Misosuppe, Tofu, Reisbällchen und Tee.“ „Das wird dauern“, brummte der Mann. „Ich bin heute alleine hier.“ Er hob das Tablett hoch und brachte es an einen Tisch in der Ecke, während Kasumi ihr Bündel ablegte. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, blieb flüchtig an einem Mann hängen, der als einziger allein an einem Tisch saß und legte dann Sujin ab. Der Wirt stellte ihr eine Kanne und eine Schale hin, aus der sie ihren Tee eingoss. Mit geschlossenen Augen atmete sie den frischen zitronigen Duft des Tees ein, bevor sie einen kleinen Schluck nahm. „He, Süße!“ Kasumi öffnete bei dem anzüglichen Tonfall einen kleinen Spalt die Augen, blickten sich aber vorerst nicht um, sondern trank einen weiteren Schluck. „Ich frage mich, wie lange es dauert, bis du unter mir meinen Namen stöhnst.“ Die junge Frau zuckte zusammen bei dem unverblümten Ton und warf einen Blick auf den Mann neben ihr. Er war ein grobschlächtiger Kerl, mindestens zwei Meter groß und breit. Dreist starrte er ihr auf den Ausschnitt ihres Hemdes und obwohl dieser eigentlich nichts preisgab, konnte man trotzdem den Ansatz und die sanften Rundungen ihrer Brust durch den dünnen Stoff erkennen. „He Süße! Ich rede mit dir!“ Seine Hand umschloss ihr Handgelenk und sie fühlte seinen heißen Atem auf ihrer Haut. Blitzschnell drehte sie ihre Hand aus seinem Griff und packte nun im Gegenzug sein Handgelenk, um es gegen die Kante des Tresens zu schmettern. Das hässliche Knacken brechender Knochen hallte laut durch die Stille und alle Augen waren auf die beiden gerichtet. Kasumi stellte bedächtige ihre Tasse ab, als der Riese mit einem Wimmern seine Hand an der Brust barg und sie wütend anfunkelte. Bevor er jedoch reagieren konnte, hatte Kasumi nach dem Griff ihres Schwertes gegriffen und schlug ihm das Katana an den weichen, ungeschützten Hals. Sie hob ihren Kopf und schaute ihn ruhig an. „Fass mich nicht an.“ Mit einem wütenden Brüllen wich er flink nach hinten aus und trat mit aller Kraft gegen ihren Schwertarm. Überrascht beobachtete Kasumi, wie Sujin durch die Luft flog und klirrend hinter dem Tresen landete. Fassungslosigkeit breitete sich auf ihren Gesichtszügen aus. Sie hatte den Kerl total unterschätzt. Verdammt! Sie biss sich ärgerlich auf die Lippe und richtete sich nun langsam auf. Er war trotz seiner Größe sehr schnell. Mit einer weit ausholenden Armbewegung rannte er auf sie zu, bereit erbarmungslos zuzuschlagen. Kasumi wich der Faust aus, erschien hinter ihm und trat ihm mit chakraverstärktem Fuß in den Rücken. Krachend durchschlug er einen Pfeiler des Hauses und das Gebälk ächzte drohend. Regungslos blieb der Mann liegen. Es war totenstill im Raum, nur von draußen drangen gedämpft die Geräusche der belebten Geschäftsmeile herein. Kasumi wollte sich schon wieder abwenden, als sie eine Bewegung wahrnahm. Der Kerl stand doch tatsächlich wieder auf! Hatte er etwa noch nicht genug? Kasumi war bereit das hier und jetzt zu Ende zu bringen. Sie sprintete auf ihn zu und hieb mit aller Kraft auf ihn ein. In letzter Sekunde wich er ihrem Angriff aus und dort wo er eben noch gestanden hatte, klaffte nun ein riesiges Loch im Holzboden. Die junge Frau zog ihre Faust aus dem Boden, wirbelte herum und traf ihn mit dem Fuß in der Seite. Die Wucht des Trittes schmetterte ihn durch die Wand hindurch und erst der nächste Baum beendete seinen Flug. Sie kletterte durch das Loch, blieb hängen und riss sich los. Holzsplitter hingen in ihren Haaren und auf ihrer Kleidung, kurz vor ihrem Gegner zückte sie ein Kunai und hielt es ihm an den Hals, als sie ihn an den Haaren hochzog. Ihre Hand zitterte leicht, die Vögel zwitscherten in der Nähe und es wehte ein leichtes Lüftchen. Schließlich nahm sie das Kunai wieder weg und trat einen Schritt zurück. Der Kampf war zu Ende, ihr Gegner besiegt. Sie steckte das Kunai wieder ein und drehte sich um. Ihm würde jetzt ganz schön der Schädel brummen, wenn er wieder aufwachte. ~. . . ~ Kasumi kletterte durch das Loch zurück und ging auf den Tresen zu. Mit Bedauern stellte sie fest, dass die Teekanne zerbrochen war und der ganze Tee in einer Lache auf dem Tresen schwamm. Sie griff gerade nach ihrem Beutel, der bei dem Kampf zu Boden gefallen war, als sich eine große Hand von hinten auf ihre Schulter legte. Sie hielt in der Bewegung inne, drehte sich dann aber mit gezücktem Kunai in der Hand zu ihrem Gegner um. Kapitel 18: Kapitel 18 ---------------------- Kakashi stand mit hängenden Schultern schweigend vor dem, den im dritten Ninja-Weltkrieg umgekommenen Dorfhelden gewidmeten Steindenkmal und fuhr mit seinen Fingerspitzen über die fein eingravierten Schriftzeichen. All seine Freunde waren tot und er hatte als einziger überlebt. Uchiha Obito, Rin ... und Uchiha Kasumi. Bei ihrem Namen stockte er und verweilte kniend vor dem Denkmal. Er vermisste sie so sehr, dass es schmerzte. Dabei waren schon so viele Jahre vergangen. Hörte der Schmerz denn niemals auf? Kakashi ließ seinen Blick in den strahlendblauen Himmel schweifen. Hinter ihm war plötzlich sein Team erschienen, hielt aber einen gewissen Abstand. „Kommst du, Kakashi?“ Yamato trat vor und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Kakashi sah ihn von der Seite her an. Yamato und er waren Freunde, seitdem sie im selben ANBU Team waren. Der Jonin erhob sich und ging auf das neue Team 7 zu. „Lasst uns gehen“, wies er sie an. Bevor er, Yamato, Sakura, Sai und Naruto losrannten, warf Kakashi noch einen letzten Blick auf das Denkmal. Eine sanfte Brise wehte über den Platz, ehe alles still wurde. Die fünf Ninjas waren auf dem Weg in den Wald hinein, der Konohagakure umgab. Behände sprangen sie in den Baumwipfel von Ast zu Ast oder rannten über Felder. Ihr Ziel war es Uchiha Itachi zu finden und zum Verhör nach Konoha zu bringen, ehe Sasuke ihn fand. Möglicherweise konnten sie dabei auch Sasuke aufhalten. Sie waren eine Weile schweigend vorangekommen, als Kakashi sich an Yamato wandte. „Hat die Godaime noch weitere Informationen gegeben?“ Der Ninja neben ihm schwieg einen Moment, ehe er Kakashi antwortete. „Nein, keine weitere Instruktionen. Wir sollen so vorgehen, wie wir es besprochen haben. Uns aufteilen, einen Radius von fünf Kilometern absuchen, uns neu Formieren und wieder von vorne, bis wir Uchiha Itachi gefunden haben.“ „Itachi gehört mir“, warf Naruto ein und sprang zwischen die beiden ANBUs. „Wenn wir Itachi haben, dann haben wir auch so gut wie Sasuke.“ Naruto blickte ernst nach vorne. Sakura runzelte besorgt die Stirn. „Sei vorsichtig, Naruto. Akatsuki hat es auf die Jinchuriki abgesehen, das weist du und nach unseren Informationen sind sie nur noch nach dem Neunschwänzigen und dem Hachibi hinter her.“ Naruto wurde etwas schneller und sprang von Ast zu Ast. Er musste Sasuke finden, bevor er seinen Bruder fand und sich selbst ins Unglück stützte. Rache allein würde ihn nicht glücklich machen. Er biss sich auf die Lippen und kniff die Augen zusammen. Er würde Sasuke finden, koste es, was es wolle. Er würde seinen Freund zurück nach Konoha bringen und sollte er bei der Aktion sterben, dann hätte sein Leben zumindest einen Sinn gehabt. Naruto schmunzelte leicht. Sasuke. Sein bester Freund und sein größter Rivale. Das nächste Mal, wenn sie gegeneinander kämpften, würde er den Uchiha besiegen. Er war nicht mehr der unfähige Ninja aus Konoha. Seitdem er mit dem kauzigen Bergeremiten auf seiner dreijährigen Trainingsreise gewesen war, hatte er sich verändert. Er war stärker geworden. Und das nur für sein einziges Ziel. Naruto warf Sakura einen Blick zu. Er würde das Versprechen halten, das er ihr gegeben hatte. Er würde Sasuke nach Konoha zurückbringen. Nur dafür hatte er so hart trainiert, nur dafür war er stärker und erwachsen geworden. Für Sasuke. Für Sakura. Und für Konoha. Er würde alles dafür geben, das Dorf und seine Bewohner, seine Freunde, zu beschützen. Er stieß sich von dem letzten Ast ab und landete leichtfüßig auf den Boden. Naruto blickte sich nicht um, er wusste auch so, dass seine Freunde hinter ihm waren. Er würde sein bestes geben bei dieser Mission. „Warte Naruto.“ Kakashis Worte hielten den jungen Shinobi auf und er drehte sich erwartungsvoll zu den anderen um. „Ab hier teilen wir uns auf. Jeder von euch wird von einem meiner Ninken begleitet.“ Kakashi beschwor mit Kuchiyose no Jutsu seine Ninjahunde, während Naruto abwartend etwas Abseits stand und mit verengten Augen den Worten seines Senseis lauschte. „Buru und Shiba werden Naruto begleiten, habt ein wachsames Auge auf ihn, Jungs.“ Ein tiefes Bellen folgte seinen Worten und die beiden Ninken gesellten sich an Narutos Seite. „Hallo Naruto.“ Shiba trottete auf den blonden Ninja zu und wedelte leicht mit dem Schwanz. „Uhei und Urushi werden Sakura und Akino und Guruko werden Sai begleiten.“ Die vier Hunde begaben sich zu den beiden jungen Leuten. „He Sakura, Süße.“ Uhei grinste sie mit hochgezogenen Lefzen an, aber Sakura verdrehte nur die Augen und wandte den Blick ab. „Was ist mit den beiden anderen da?“ Sai zeigte emotionslos auf die beiden verblieben Ninken. „Bisuke wird Yamato begleiten.“ Kakashi warf seinem Freund einen Blick zu und Yamato nickte leicht. „Pakkun kommt mit mir. So können wir uns auch über eine weite Distanz verständigen.“ Er blickte jeden einzelnen von ihnen lange an. „Ihr wisst, was unsere Aufgabe ist: Findet und besiegt Uchiha Itachi und bringt ihn zum Verhör nach Konoha. Lasst uns die Mission beginnen. Ausschwärmen!“ ~. . . ~ Kasumi blickte in strahlend blaue Augen. Hellblonde Haare standen wirr in alle Richtungen ab, als der junge Mann, mit in Abwehr erhobenen Händen einige Schritte zurückwich. Erst in diesem Moment wurde ihr das Kunai in ihrer Hand wieder bewusst und verlegen ließ sie es sinken. „Das war ein echt toller Kampf gewesen.“ Er strahlte sie regelrecht an und vor Begeisterung leuchteten seine Augen. „Wie du den Kerl fertiggemacht hast! Zack und bumm und ab mit ihm durch die Wand!“ Er fuchtelte wild mit den Händen, als er vergnügt lachte. Kasumi wurde es unter seinem intensiven Blick unangenehm und sie versteifte sich, als er ihr kameradschaftlich den Arm um die Schulter legte und sich zu ihr hinunter beugte. Er starrte sie lange an, plötzlich lächelte er und fuhr sich durch die Haare, während er sich wieder aufrichtete. „Du bist wirklich richtig hübsch, Kleine.“ Verschmitzt grinste er und dirigierte sie sanft Richtung Ausgang. „He!“ Eine tiefe Stimme hielt sie auf und der Blonde drehte sich halb um. „Und wer bezahlt mir jetzt den Schaden?“ Vorwurfsvoll schaute der Wirt auf das Chaos, das Kasumi angerichtet hatte. Lässig zog daraufhin der junge Mann an ihrer Seite einen kleinen Beutel hervor, wog ihn prüfend und warf dem Wirt dann den Beutel zu, der die klimperten Münzen geschickt auffing. „Das sollte für den Schaden reichen. Obwohl ich optisch keine Veränderung feststellen kann.“ Den letzten Satz hatte er Kasumi ins Ohr geflüstert und sein Atem an ihrem Nacken verursachte ein zartes Zittern auf ihrer Haut. Seine Umarmung war ihr unangenehm und sie versuchte sich von ihm wegzudrücken, aber schon standen sie im Freien und er ließ sie los. „Hier.“ Er hielt ihr das Katana mit ausgestrecktem Arm hin. „Danke.“ Kasumi nahm ihm Sujin ab und schaute, ob es beschädigt war. Der Tritt, den ihr der grobschlächtige Kerl verpasst hatte, war heftig gewesen und sie spürte immer noch das schmerzhafte Pochen in ihrem Arm. „Du scheinst eine sehr begabte Kunoichi zu sein.“ Sie wurde aus den Gedanken gerissen. Mit argwöhnisch zusammengekniffenen Augen musterte sie den Mann vor ihr nun im hellen Sonnenlicht. Er war groß, sehr groß. Mindestens zwei Köpfe größer als sie und sehr muskulös. Seine blonden Haare leuchteten golden im Sonnenschein und als er durch sie hindurch fuhr, strahlten sie seine Augen an, bevor ihm die Haare wieder wirr in sein Gesicht fielen. „Woher willst du das wissen?“ Wortlos deutete er auf ihren Arm. Kasumi zog leise die Luft ein, als sie den großen Riss entdeckte. Verdammt! Das hätte nicht passieren dürfen. Schoss es ihr durch den Kopf und schnell legte sie ihre Hand über das ANBU Zeichen. Erst jetzt viel ihr wieder ein, dass sie hängen geblieben war, als sie durch das Loch geklettert war und spürte nun ein leichtes Brennen an der Stelle. Der junge Mann vor ihr begann laut zu lachen und stemmte die Hände in die Hüften. Kasumi bemerkte die Blicke der Bewohner, die sie neugierig musterten. „Jetzt ist es zu spät, Kleines.“ Er beugte sich etwas vor und zog wieder einen Beutel hervor. „Schau, da vorne ist ein Shitateya-Geschäft.“ Er hatte ihr einen Arm um die Schulter gelegt und zeigte die Straße hinab. „Besorg dir eine anständige Kleidung. Diese hier wird dir bei einem nächsten Kampf irgendwann mal vom Leib fallen.“ Er lachte wieder. Anscheinend amüsierte ihn der Gedanke daran köstlich. „Wenn du fertig bist, lass uns in der Okonomiyaki-Bar da drüben treffen.“ Er zeigte auf die gegenüberliegende Straßenseite, bevor er ihr Gesicht in beide Hände nahm und sie durchringend musterte. „Du bist wirklich unglaublich hübsch.“ Er schmunzelte. „Was habe ich doch für ein Glück!“ Ehe Kasumi etwas erwidern konnte, hob er grüßend die Hand und schlängelte sich zwischen den Ochsenkarren, Kindern und Hunden über die Straße. Kasumi blickte ihm nach, bis er in dem Laden verschwunden war und dann auf den Beutel in ihrer Hand. Sie wog ihn prüfend und die Münzen klingelten leise, als sie gegeneinanderstießen. Der Beutel war schwer. Schließlich steckte sie das Geld ein, schulterte ihren Rucksack und ließ sich von der Menge die Straße hinab treiben. Leise klingelte ein Glöckchen über der Eingangstür, als Kasumi den schummrigen Laden betrat. Auf einem Holzschild an der Tür stand: Seiichis Shitateya. „Ich komme schon.“ Eine krächzende Stimme erklang aus dem hintern Teil des Ladens. Kasumi schob sich durch die Stoffberge und schaute sich aufmerksam um. Im Regal links von ihr stapelten sich, auf Bahnen gewickelt, feinste Kimonostoffe aus Seide, auf dem Tisch vor ihr lag ein Jimbei aus Baumwolle, die wohl einem der hiesigen Bauern gehörte und gerade geflickt wurde. Eine kleine braune Maus huschte gerade unter den Tisch auf dem Maßband, Kreidestifte, Scheren, Nadeln und Schnittmuster lagen. „Konnichi wa. Was suchst du, mein Kind?“ Ein alter, gebeugter Mann mit weißem Bart stand vor ihr und schaute sie aus hellen, wachen Augen an. „Ich brauche neue Kleidung.“ „Komm mit.“ Er drehte sich um und wich geschickt einer Schneiderpuppe aus. „Du bist dort falsch. Da gibt es nur Stoffe für reiche Damen.“ Er führte sie in den hinteren Teil des Ladens und Kasumi riss erstaunt die Augen auf. Staubteilchen tanzten im Sonnenlicht, dass durch ein großes Fenster fiel, ehe das Licht auf Regale über Regale, gefüllt mit einer Unmenge an Stoffen, fiel, die sich an den Wänden entlang zogen. Vereinzelt standen bestückte Puppen mit den verschiedensten Kleidungsstücken herum. Kasumi berührte eine offene Stoffrolle, die auf dem großen Tisch in der Mitte des Raumes lag. „Eine sehr gute Wahl.“ Er nahm den Stoff in die Hände und zog fest an ihm. „Das ist eine meiner eigenen Kreationen. Unglaublich reisfest, sehr leicht und luftdurchlässig. Der perfekte Stoff für Ninjakleidung.“ Seine gekrümmten, mit Altersflecken übersäten Hände strichen liebevoll über den Stoff. „Woher wisst ihr ...?“ „Ach Kindchen.“ Der Alte blickte sie belustigt an. „Wer ein Auge dafür hat, erkennt das. Außerdem siehst du nicht aus, wie eine dieser adeligen Damen.“ Er lachte auf. „So, dann wollen wir mal Maß nehmen.“ Er wühlte auf seinem Tisch nach dem Maßband, steckte sich einen Stift hinter sein Ohr und legte einen Zettel bereit. „Was hast du dir denn gedacht?“ Er schnalzte entsetzt mit der Zunge. „Damit kannst du wirklich nicht mehr rausgehen“, murmelte er und legte das Maßband um ihre Taille, flink notierte er die Zahlen und legte gleich darauf das Maßband um die Hüfte. „Ah ... Ich weis schon.“ Der alte Mann kicherte erfreut und seine Augen glänzten übermütig. „Lass dich überraschen. “ Kasumi lachte ebenfalls auf. Seiichis Freude steckte sie an. „Egal was du machst, kannst du auf die Rückseite des Oberteils dieses Zeichen aufnähen?“ Sie nahm den Stift, den er locker in der Hand hielt und zeichnete ihm das Symbol auf. „Und einen Umhang bräuchte ich auch noch.“ Kasumi legte den Stift wieder weg. „Das ist überhaupt kein Problem.“ Er war schon tief in die Schnittmuster versunken. „Und nun geh, Kindchen. Geh! Komm gegen Abend wieder, dann werde ich fertig sein. Und nun raus mit dir. Schau dir die Stadt oder den Tempel an.“ Seiichi schob Kasumi aus der Tür und drehte das Schild auf 'Geschlossen' um. ~. . . ~ Kasumi glitt auf die Bank, legte das Katana und den Beutel beiseite und starrte ausdruckslos ihren Gegenüber an, der sich gerade ein Stück Okonomiyaki in den Mund schob. „Köstlich!“, nuschelte er und schob ihr den Teller hin. „Greif ruhig zu, Kleines. Die machen hier das beste Okonomiyaki auf der ganzen Welt.“ Er winkte und bestellte noch eine Portion. Kasumi beachtete den Teller vor sich gar nicht und auch den köstlichen Duft versuchte sie zu ignorieren, obwohl sie außer dem kleinen Reisbällchen gestern nichts zu sich genommen hatte. „Warum tust du das?“ Verwundert hielt der junge Mann in seiner Bewegung inne, während das aufgespießte Okonomiyaki Stückchen auf halben Weg in den Mund verharrte. „Weil ich Hunger habe.“ Kasumi verdrehte die Augen und beugte sich vor. „Das meinte ich nicht“, zischte sie. „Ich will wissen, warum du mir hilfst.“ Er schob sich das aufgespießte Stück in den Mund und kaute bedächtig, bevor er sich ebenfalls vorbeugte. „Weil du einfach zu niedlich bist.“ Er erhob sich etwas und überbrückte die letzten Zentimeter und küsste sie. Abrupt wich Kasumi zurück und wischte sich hektisch über die Lippen. Der junge Mann lachte schallend auf, sodass ihnen fragende Blicke zugeworfen wurden. „Hier, iss.“ Er spießte ihr etwas auf und schob ihr den Bissen in den Mund. Perplex tat sie, was er gesagt hatte, kaute und schluckte. „Hör auf damit.“ Sie lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen zurück. Bloß weg aus seiner Reichweite. „Also? Warum tust du das? Jetzt sag schon! Du kennst mich doch überhaupt nicht.“ Ihr Gegenüber lehnte sich ebenfalls zurück und legte locker einen Arm über die Lehne und schwieg. Die Bedienung kam und stelle noch einen weiteren Teller mit Okonomiyaki hin. Bevor sie ging, zwinkerte sie dem jungen Mann zu und lächelte ihn scheu an. Kasumi ignorierte sie dabei gekonnt. Die junge Frau schnaubte verächtlich, musste sich aber eingestehen, dass der Kerl wirklich sexy war. „In Ordnung. Reden wir offen miteinander.“ Der junge Mann war ernst geworden und legte die Arme auf den Tisch, schob den Teller weg und schaute Kasumi nüchtern an. „Mein Name ist Daisuke, ich bin Kopfgeldjäger und ich will dich.“ Kasumi schnappte entsetzt nach Luft, als die Worte Daisukes zu ihr drangen. „D ... du ... will ... willst mich?“ Daisuke grinste sie an. „Ja, weil du niedlich bist ... und eine sehr gute Kunoichi.“ Er zeigte auf ihren linken Arm, um den nun ein Verband gewickelt war. „Das zeigt allein schon dein Kampfstil und das Zeichen der ANBU aus Konoha.“ Er sah, dass sie bei seinen Worten blass geworden war. „Wie heißt du überhaupt? Ich kann dich ja nicht immer nur Kleines nennen ... Obwohl es zu dir passen würde.“ Er funkelte sie schon wieder vergnügt an und schob sich etwas zu Essen in den Mund. Kasumi war wie erstarrt. Ihren Namen! Sie konnte ... sie durfte ihm nicht ihren Namen sagen. Er wusste jetzt schon viel zu viel von ihr. Nervös nagte sie in der Unterlippe und starrte auf das Holzmuster des Tisches. Niemand durfte erfahren, dass sie noch am Leben war. Orochimaru würde sie bestimmt jagen und nach ihr suchen. Er war ja noch immer hinter dem Sharingan her. Schließlich hob sie den Blick und schaute in tiefblaue Augen. „Nenn ... Nenn mich Kuraiko.“ ~. . . ~ Kakashi stand mit Pakkun auf einer Anhöhe und blickte auf ein Dorf hinab, das friedlich in der Abenddämmerung lag. Der Himmel färbte sich zart ein, ein paar Vögel flogen zwitschernd über die Felder, bevor sie in den Himmel hochstiegen. Der Wind wehte sanft und die Menschen in den Straßen machten sich langsam auf den Heimweg, ehe die Ladenbesitzer ihre Waren rein räumten. „Was denkst du?“ Pakkun wandte sich zu Kakashi um und musterte ihn aufmerksam. „Ich denke ... wir sollten uns das Dorf mal etwas genauer anschauen.“ „Das liegt aber außerhalb des Radius, den wir vereinbart hatten“, gab Pakkun zu bedenken. „Ich weis. Sag den anderen Bescheid, dass wir uns verspäten. Sie sollen am vereinbarten Treffpunkt warten. “ Kakashi schlenderte durch die sich langsam leerenden Straßen und sah sich aufmerksam um. Hier und da wurden schon die Waren eingeräumt, Kinder rannten lachend über die Straßen und jagten einem Ball hinterher. ~. . . ~ Kasumi warf einen flüchtigen Blick in den Himmel. Es dämmerte schon, sie sollte sich langsam auf den Weg machen. „In Ordnung, Daisuke. Ich werde dich begleiten.“ „Ah ... super! Das freut mich.“ Er lachte erleichtert auf. „Allerdings habe ich eine eigene Aufgabe zu erledigen“, unterbrach sie ihn. „Welche?“, wollte er wissen. „Ich suche jemanden. Ein Akatsuki Mitglied.“ Daisuke pfiff durch die Zähne. „Akatsuki! Mit kleinen Fischen hältst du dich wohl nicht auf, Kuraiko.“ Kasumi lächelte daraufhin nur geheimnisvoll. „Und wen?“ Sie erhob sich. „Das geht dich nichts an. Du musst ja nicht alles von mir wissen.“ Kasumi nahm ihr Katana und den Beutel und trat auf die Straße. ~. . . ~ Pakkun zuckte mit der Nase, als er neben Kakashi durch das Dorf lief. Dem Ninja war die Reaktion seines Freundes nicht entgangen. „Hast du etwas entdeckt, Pakkun?“ Kakashi blieb stehen und sah sich aufmerksam um, dabei drehte er sich. Mit dem Rücken zu einem Okonomiyaki Stand blieb er stehen, ehe er rechts und links die Straßen entlang sah. ~. . . ~ Kasumi trat aus der geöffneten Tür und atmete tief ein. Ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte? Mit seiner Hilfe konnte sie vielleicht eher an Informationen über Akatsuki kommen. Ja, ganz sicher würde das keine Zeitverschwendung werden. Sie schlenderte die Straße hinab zu Seiichis Laden. Mal sehen, was der alte Mann für sie gemacht hatte. Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- „Wie findest du es, Kuraiko?“ Seiichi lehnte an der Wand, eine kleine Öllampe erhellte den Raum, während draußen unterdessen die Dunkelheit heraufgezogen war. Der Raum strahle eine freundliche, angenehme Wärme aus. „Es ist perfekt, Seiichi!“ Kasumi drehte sich strahlend, ehe sie wie gebannt in den mannshohen Spiegel blickte. Die junge Frau, die ihr entgegen lächelte, sah wirklich wunderschön aus. Sie trug eine enge schwarze kurze Hose und darüber einen rubinroten Rock, der kürzer als die Hose und an beiden Seiten geschlitzt bis zum Bund war. Das Oberteil schmiegte sich perfekt an ihren Körper. Es war ebenfalls schwarz und trug auf dem Rücken das Wappen des Uchiha-Clans. Der linke Ärmel war lang und weit, ehe er an den Fingerspitzen endete, während der rechte Arm stattdessen unbedeckt blieb. Ein V-Ausschnitt brachte ihre weiblichen Rundungen provokant zur Geltung und ging in einen kleinen Stehkragen über. Kasumis Augen funkelten übermütig, während gleichzeitig ihre Wangen eine zarte Röte zierten. Was Kakashi wohl dazusagen würde? Zuckte es durch ihren Kopf und im selben Moment wurde sie blass. Kakashi. Schmerzhaft spürte sie ein Ziehen in der Brust. Genau über dem Herzen. Wie es ihm wohl gerade geht? Fragte sie sich verzweifelt, als sie abwesend eine Motte beobachtete, die gefährlich nah um die Lampe flatterte. Bestimmt ist er in Konoha und liest gerade eines seiner Icha Icha Bücher. Wer hätte gedacht, dass ein Sannin wie Jiraiya mal solche Bücher schreiben würde? Kasumi kicherte und schüttelte amüsiert den Kopf. „Hmm?“ Seiichi beobachtete sie aufmerksam, ehe er sich zu einer Puppe wandte und den Reiseumhang holte. Kakashi. Wenn sie an ihn dachte, dann kam ihr gleichzeitig Sasuke in den Kopf. Und Itachi. Und mit einem Mal war sie wieder nüchtern. Itachi. Sie hatte eine Aufgabe. Es wurde Zeit, dass sie diese in die Tat umsetzte und nicht länger hier herum trödelte. Sie spürte ein sanftes Gewicht auf den Schultern, schaute deswegen überrascht auf. Um ihren Körper bauschten sich die Falten des Umhanges, den Seiichi ihr übergeworfen hatte. „Perfekt“, murmelte sie. Der Umhang verdeckte das Wappen; es musste ja nicht unbedingt jeder wissen, dass sie eine Uchiha war. Besonders nicht ein gewisser blonder Schönling da draußen, der so verdammt neugierig war. „Arigatô, Seiichi.“ Kasumi reichte ihm den vereinbarten Betrag, ehe sie sich verbeugte, ihn flüchtig umarmte und das Geschäft verließ. Die Straße, die vor ihr lag, war dunkel und verlassen. Hin und wieder sprang eine streunende Katze über den Weg, in der Nähe klapperten Fensterläden im Wind und von Weitem hörte sie das Gezeter zweier streitender Leute. Eine kleine Fledermaus huschte pfeilschnell im Tiefflug über ihren Kopf hinweg. Kasumis Blick versuchte ihrem Flug zu folgen, scheiterte aber ohne Sharingan, ehe sie zum Vollmond hochblickte. Einzelne hellgraue Wolken zogen über den nachtschwarzen Himmel und verdeckten die Sterne. „Was ist mit dir los, Daisuke? Du bist so schweigsam, das ist doch gar nicht deine Art.“ Ihre Stimme klang belustigt, als sie in die Dunkelheit auf der anderen Straßenseite schaute. Der Wind frischte auf, zerrte wild an ihren Haaren, packte ihren Umhang und presste ihn an ihren Körper. Leise Schritte erklangen aus der Gasse. In dem Moment, wo Daisuke auf die Straße trat, riss der Himmel auf und das Mondlicht brach sich auf seinen Haaren. Wie Licht und Schatten. Schoss es Kasumi durch den Kopf. Wir sind wie Licht und Schatten! Er ist das Licht und ich bin die Dunkelheit. Ein eisiger Schauer rann ihr den Rücken hinab, als sie nicht den Ausdruck in seien Augen sehen konnte. „Jetzt sag doch was!“ Ihr wurde sein Schweigen langsam unbehaglich und nervös trat sie von einem Bein auf das andere. „Du hast ...“, krächzend brach er ab und räusperte sich, ehe er die einsame Straße überquerte. „Du hast es geschafft, Kuraiko.“ Er zwinkerte ihr vergnügt zu und hatte zu seinem alten Selbst zurückgefunden. Daisuke fing eine lange Haarsträhne ein, die der Wind hochgerissen hatte. Dadurch, dass sie ihre Haare offen trug, hatte er leichtes Spiel mit ihren seidigen Strähnen. „Du hast es geschafft mich sprachlos zu machen. Und das hat bisher noch niemand hinbekommen“, murmelte er, als seine Hand über ihre Wange fuhr und dann ihren Kopf festhielt. Wie gebannt starrte Kasumi in seine blauen Augen, unfähig sich zurühren. Erst ein Scheppern, lautes Hundegebell und das wütende Kreischen einer Katze rissen sie aus ihrer Starre. Hastig trat sie einige Schritte von Daisuke weg. Weg aus der Reichweite seines Armes und fingerte nervös an ihren Haaren herum. „Nicht“, bat er. „Lass sie offen. So bist du viel hübscher.“ „Gerade deswegen sollte ich sie zusammen binden!“, fauchte sie ihn an und drehte die schwarze Flut zusammen. „Nicht“, bat er wieder, hielt ihre Hand fest und drehte sie um. Er packte die langen Haare, fuhr ein paar Mal mit der Hand hindurch, entwirrte ein paar Strähnen, ehe er sie zusammenfasste und das untere Ende mit einem weißen Band umwickelte, sodass der Hauptteil ihrer Haare offen über den Rücken fiel. Danach drehte er sie wieder herum und befestigte an den zuvor abgeteilten Strähnen, die ihr nun über die Schultern hingen, jeweils rechts und links ein silbernes Glöckchen. Verwundert schaute Kasumi auf das Glöckchen in ihrer Hand, das Daisuke ihr geschickt an das untere Ende ihrer Strähne befestigt hatte. Sie warf ihm einen fragenden Blick zu. „Damit ich immer weiß, wo du bist“, erklärte er leise und hauchte ihr zart einen Kuss auf die Stirn. „Komm, lass uns gehen.“ Er nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her. Seine große warme Hand umschloss ihre sanft, aber bestimmt, als er sie aus dem Dorf hinaus in die Wälder führte. ~. . . ~ Itachi und Kisame betraten, tief in den Wäldern von Kawa no Kuni, die Extraktionshöhle von Akatsuki. Unsanft wurde der Jinchuriki des Yonbi auf den Höhlenboden geworfen, sodass dabei Staub aufgewirbelt wurde. „Das nächste Mal trägst du ihn.“ Kisame streckte sich und ließ die Halswirbel knacken. Itachi warf ihm nur einen ausdruckslosen Blick zu, bevor er tiefer in die Höhle hinein ging. Grummelnd packte Kisame den Jinchuriki und warf ihn sich über die Schulter. Je tiefer sie in den Berg gingen, desto dunkler und kälter wurde es. Vereinzelt glänzten die Felswände nass im Fackellicht, die sporadisch an den Wänden befestigt waren. „Ihr seid zu spät“, hallte die kalte Stimme Pains von den Wänden, ehe besagter aus der Finsternis vor ihnen auftausche und ihnen mit einer knappen Bewegung bedeutete, ihm zu folgen. Sein langer Mantel flatterte im Luftzug, welcher aus den Tiefen hochzog, als er vor Itachi und Kisame in einen Seitengang bog, der kurz darauf in einer großen Felsengrotte mündete. „Der Yonbi war Widerstandsfähiger als erwartet“, brummte der Hoshigaki und verlagerte die bewusstlose Person auf seiner Schulter. Itachi warf seinem Partner einen Blick zu und einzig seine hochgezogene Braue signalisierte eine Antwort. „Ist ja schon gut!“, meckerte Kisame, der genau die stumme Aussage seines Partners verstanden hatte. Sie traten aus dem dunklen Gang in die Weite der Grotte. Pain hatte schon begonnen die nötigen Fingerzeichen zu formen, um unter lautem Getöse Gedo Mazo, die Versiegelungsstatue, zu rufen. Es staubte gewaltig und kleine Steinchen rieselten von der hohen Decke. Emotionslos beobachteten die beiden Akatsuki Mitglieder den Vorgang und als das Beben aufgehört hatte, rief Pain die restlichen Mitglieder der Geheimorganisation zusammen, damit das Extraktionsritual beginnen konnte. Einer nach dem anderen erschien auf den Fingerspitzen der riesigen Statue, als körperlose flimmernde Gestalt. Zuletzt sprangen Itachi und Kisame auf die ihnen vorbestimmten Plätze. „Lasst uns beginnen.“ Pain warf einen flüchtigen Blick auf Roshi, der zwischen der Statue und den Händen bewegungslos auf dem felsigen Boden lag, aufwachen würde er nicht mehr, dann sprang er ebenfalls auf seine Position, den rechten Daumen der steinernen Hand. Er hob seine rechte Hand und begann sein Chakra zu konzentrieren, Itachi folgte ihm und kurz darauf begannen die Fingerkuppen der Statue zu glühen; es bildeten sich Kanji Schriftzeichen und ‚rei' für Null erschien. Auf der Position von Deidara leuchtete ‚Seiryu' – der azurblaue Drache – auf, dicht gefolgt von Konans, auf dem rechten Mittelfinger, ‚Byakko' – der weiße Tiger. Itachi sammelt sein Chakra und die Fingerkuppe, auf der er stand, leuchtete grün auf und das Kanji für ‚Suzaku' – der zinnoberrote Vogel – erschien. Unter Zetsu erschien ‚Genbu' – die schwarze Schildkröte. Der linke kleine Finger blieb leer, da Orochimaru Akatsuki verlassen und den Ring ‚Kuchin' mitgenommen hatte. Inzwischen erschien unter Kisame das Schriftzeichen ‚Nanju' – der südliche Stern. Um Kakuzu leuchtete es, als er sein Chakra in den steinernen Finger schickte und ‚Hokuto' – der nördliche Stern aufleuchtete. Mit Hidan und Sasori waren alle Zeichen erschienen und ‚santai' – drei Ebenen – und ‚Gkunyo' – die Jungfrau – leuchteten hell. Im Maul des Gedo Mazo bildeten sich blaue Phantomdrachen, die – nach dem Beschwören der Siegeltechnik – den Jinchuriki einschließen und damit beginnen würden das Chakra des Biju zu entziehen. „Dass das aber auch immer so lange dauern muss“, murrte Kisame. „Sei still, Kisame. Du hast danach noch genügend Zeit dich auszutoben“, fuhr Pain ihn ungehalten an. Itachi musterte ihn aus schmalen Augen; er wusste genau, was Pain meinte. ~. . . ~ Yamato blickte auf, als er einen Ast leise knacken hörte. Er ließ seinen Blick über die kleine Gruppe Ninjas gleiten, die sich um das Feuer versammelt hatten und sich leise über den Missionsverlauf unterhielten. Kakashis Ninken lagen verstreut zwischen ihnen und rührten sich nicht. Also war alles in Ordnung. „Hast du etwas herausgefunden?“, murmelte er der schweigsamen Gestalt neben sich zu. Pakkun trottete an dem auf dem Boden sitzenden Yamato vorbei und gesellte sich zu seinen Freunden, während Yamatos Blick ihm aufmerksam folgte. Der Vollmond war aufgegangen und warf seine kalten Strahlen durch das dichte Blattwerk. Der Wind frischte auf, ließ das Feuer heftig flackern und riss vereinzelte Blätter von den Ästen. „Gib mir doch bitte noch ein Reisbällchen, Sakura“, bat Naruto die junge Kunoichi gedämpft. „Hier.“ „Arigatô.“ Naruto. Er war erwachsen geworden, auf seiner Trainingsreise mit Jiraiya. Wo war nur der kleine blonde Chaot geblieben, der er früher einmal gewesen war? Kakashi seufzte leise. Er würde mal ein sehr guter Hokage werden. Genau wie sein Vater. Wehmütig dachte er an seinen Sensei. „Was hast du?“ Yamato schaute zu dem Mann neben ihm auf. Kakashi zog die Hände aus den Hosentaschen, ehe er neben Yamato in die Hocke ging. Gebannt blieb sein Blick auf den drei jungen Leuten ruhen. „Naruto wird mal ein genauso großartiger Mensch werden, wie sein Vater einer war. Er gleicht ihm jetzt schon wie aufs Haar. Und er hat sich sehr verändert, seit dem er den Kyubi kontrollieren kann. Jiraiya war ihm ein sehr guter Sensei.“ Sein Blick wanderte weiter zu Sakura. „Kakashi ...“, begann Yamato verwirrt. „Sakura. Seitdem sie bei Tsunade in die Lehre geht, hat auch sie sich verändert. Sie hätte es niemals mit Sasuke und Naruto aufnehmen können. Die beiden haben sich gegenseitig gereizt, um stärker zu werden. Sie wäre daran gescheitert. In ihr sehe ich viel von Tsunade wieder, obwohl sie – Kami sei Dank – nicht ihre Spiel- und Trinkleidenschaft hat!“ Er lachte leise bei Yamatos „Noch nicht!“. „Ich glaube kaum, dass Sakura so sehr wie Tsunade wird. Dafür ist sie viel zu vernünftig. Aber sie könnte ihre Sensei als Iryonin noch übertreffen. Sie hat eine verdammt gute Chakrakontrolle ... Schon immer.“ „Was willst du mir damit sagen, Kakashi?“ Besorgt blickte Yamato seinen Freund an. „Und Sai ...“, überging der Jonin Yamatos Einwurf. „Aus Sai werde ich noch nicht schlau. Seitdem er in diesem Team ist, hat er sich sehr gewandelt. Allerdings bewirkt Naruto so einiges bei den Menschen die ihm begegnen. Wir müssen aufpassen, was er Danzo erzählen wird. Ich traue ihm nicht!“ Kakashi seufzte schwer auf und lehnte sich neben Yamato an den Stamm. Stumm blieb sein Blick auf den dreien liegen, während Yamato ihn musterte. „Was bedrückt dich mein Freund?“ „Huh?“ Kakashi sah ihn an. „Es scheint, als ob du ein Resümee gezogen hast.“ „Mir ist nur bewusst geworden, wie kurzfristig ein Ninja Leben ist. Kasumi...Obito...Rin... Keinen von ihnen konnte ich wirklich helfen.“ „Und doch hast du vielen das Leben gerettet“, entgegnete Yamato leise. „Aber ich konnte ihr nicht helfen“, flüsterte Kakashi gebrochen. „Tut es immer noch so weh?“ „Immer. Jeden Tag meines verdammten Lebens.“ Schweigend saßen die beiden Jonin einträchtig beisammen, bis langsam das Feuer erlosch und ihr Team schlafen ging. „Hast du auf deinem Alleingang heue Abend etwas Entdecken können?“, murmelte Yamato. „Nein, nur eine alte Spur von Itachi. Pakkun meinte, der Uchiha sei vor einer ganzen Weile durch das Dorf gekommen.“ Er seufzte auf. „Leider ein Fehlschlag. Wir sollten Morgen in nördlicher Richtung weiter suchen.“ „Wir kehren nicht ohne Itachi nach Konoha zurück“, wisperte Yamato. Itachi! Abrupt stand Kakashi auf. „Du solltest schlafen gehen, Yamato. Ich übernehme die erst Wache.“ „Hai!“, entgegnete der Jonin daraufhin und legte sich bequemer hin. Kurz darauf war nur noch sein gleichmäßiges Atmen zu hören. Uchiha Itachi. Unwillkürlich musste Kakashi an die gefühlskalten Augen des vierjährigen Itachi denken. Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Samtschwarze Dunkelheit umhüllte sie, ehe sich daraus langsam starre, weiße Gebäude hervor schoben. Kein Licht drang aus den Fenstern, der Mond war von dicken, regenschweren Wolken verdeckt. Jäh zuckte ein greller Blitz über den verhangenen Himmel und erleuchtete kurzzeitig die Straße auf der Kasumi stand. Rechts und links erhoben sich drohend die dunklen Häuser; kalt und abweisend. Der Wind rauschte in den mächtigen Bäumen, die die Straße säumten. Wachsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, während sie sich zeitgleich dabei umschaute. Es schien, als ob das ganze Viertel ausgestorben wäre. Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Körper und rieb sich die zitternden Gliedmaßen, während sie flüchtig einen Blick hinter sich warf. Erstaunt drehte sie sich ganz herum. Ein heller, warmer Fleck wurde langsam immer größer. Breitete sich aus. Nahm gänzlich ihr gesamtes Blickfeld ein. Und schlagartig wurde ihr eines klar. Sie kannte diesen Ort. Das war Konoha! Wie es lebte, wie es pulsierte. Menschen waren auf den Straßen, die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau, Kinder tobten über die Straße, die Läden waren gut besucht. Aber keiner sah zu ihr herüber. Zu ihr, die im Dunkeln stand. Kasumi wollte darauf zu gehen, dieses Viertel durch das Tor verlassen ... Aber sie konnte nicht, irgendetwas zwang sie, sich wieder umzudrehen und tiefer in die stillen, unheimlichen Gassen zu laufen. Ruckartig blieb Kasumi stehen. Da! Da vorne! Sie kannte dieses Geschäft! Rasch überbrückte sie die kurze Distanz und stieß die Tür auf. Kein Laut drang zu ihr, obwohl sich die kleine Glocke über der Eingangstür heftig bewegte. Verwundert starrte sie die Glocke an, ehe sie den Blick über die in der Auslage befindlichen Reiscracker schweifen ließ. „Onkel? Tante?“, zaghaft klang ihre Stimme in dieser Totenstille, die sie umgab. Sie machte einen Schritt und rutschte unerwartet mit dem Fuß weg. Kami sei Dank hatte sie noch die Türklinke in der Hand. Kasumi schaute zu Boden und keuchte entsetzt auf. Ein dunkler Fleck breitete sich immer schneller vor ihr auf dem Boden aus. Unvermittelt nahm sie einen dumpfen Schlag war. Ein eisiger Schauer rann ihr über den Rücken; ließ sie frösteln. Sie ahnte es. Sie ahnte, was hier geschah, verschloss aber die Augen vor der Realität. „Nein. Nein, das kann nicht sein!“, murmelte sie, ehe sie die Tür los ließ. Sie tastete sich blind vorwärts, bis sie im hinteren Teil des Ladens auf einmal stolperte und fiel. Blut saugte sich in ihre Hose, ihre Hände waren nass davon. Ein weiterer Blitz erhellte den Raum. Kasumi zuckte entsetzt zusammen, als sie schlagartig in die stumpfen Augen Teyakis blickte. Ein heißerer Schrei stieg in ihrer Kehle hoch, kam ihr aber nicht über die Lippen. „Onkel ...!“ Mit fahrigen Fingern tastete sie nach einem Puls. Hoffnungslos. Der Ausdruck in seinen Augen war eindeutig genug. Er war dahin gemeuchelt worden. „Nein!“, krächzte sie; gleichzeitig wiegte sie sich hin und her. Warum jetzt? Warum ausgerechnet jetzt wieder? Diesen Traum hatte sie doch schon seit Jahren nicht mehr gehabt. Warum also jetzt? Sie wusste was jetzt geschehen würde und ehe sie sich versah, hörte sie ein leises Geräusch. Einen fassungslosen Laut, ein Stöhnen und darauf einen dumpfen Schlag. Aus dem Nachbarshaus. Es kam immer aus dem Nachbarshaus. Hastig rappelte sie sich auf, rutschte dabei in dem langsam gerinnenden Blut aus, stemmte sich wieder hoch und rannte raus. Im Laufen wischte sie sich die Tränen vom Gesicht, die ihr schon eine ganze Weile stumm unter den geschlossenen Liedern hervor gequollen waren. Eine blutige Spur verschmierte dabei ihre blassen Wangen. Sie stieß das Tor zum Uchiha-Anwesen auf; schlitternd kam sie zum stehen. Die Pagode – die ihre Mutter ihr einst immer angezündet hatte, wenn sie zu spät vom Training nach Hause kam – lag zerbrochen auf dem Weg. Daneben eine regungslose Gestalt. Der Wind wehte die schwarzen Haaren nach oben; ließen sie in der bedrückenden Stille tanzen. „M ... Mu ... Mutter!“, schluchzte Kasumi, während ihr unaufhörlich Tränen über die Wangen rannen. Sie fiel neben ihrer Mutter auf die Knie. Vorsichtig griff sie an Mikotos Schulter und drehte sie langsam um. Ihre Augen waren im tot geschlossen, kein Schmerz lag auf ihrem Gesicht, dennoch klebten einige Blutspritzer auf ihren Wangen. „Mama!“ Kasumi presste den leblosen Körper ihrer Mutter an sich, strich ihr immer wieder über die Haare, während sie dabei hemmungslos weinte. Sie schrie ihren Schmerz hinaus, immer wieder, bis sie sich vorbeugte und ihr Gesicht in Mikotos Haare vergrub, um ihren Duft einzuatmen. Steinchen, die auf dem Weg lagen, knirschten unter einem Schritt in ihrer Nähe. Kasumi hob den Kopf und schaute mit Tränen verhangenen Augen in die Dunkelheit. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seitdem sie ihre Mutter gefunden hatte. Ein Blitz zuckte über den Himmel; Regentropfen fielen zur Erde. Aus der Dunkelheit schob sich eine dunkel gekleidete Gestalt. Abweisend war seine Körperhaltung. Kasumi schaute ihm ins Gesicht und schluckte. Jetzt endlich – nach so vielen Jahren – hatte der Mörder ihrer Familie aus ihren Träumen ein Gesicht. „Itachi!“ Zorn pochte stark in ihrem Herzen, als sie ihren kleinen Bruder ansah. Seine roten Mangekyo Sharingan Augen blickten herablassend und emotionslos zugleich auf sie herab. „ITACHI!!“, schrie Kasumi voller Zorn und sprang – nachdem sie Mikoto vorsichtig abgelegt hatte – auf. „WAS hast du getan?“ Die Hände ballte sie wütend zu Fäusten, während sie ihm zornentbrannt gegenüberstand. „WARUM hast du das getan?“ „Weil ich es konnte“, flüsterte er nahe an ihrem Ohr, nachdem sich sein Katana in ihren Körper gebohrt hatte. „Ita ...“, hauchte Kasumi schwach. Fassungslosigkeit stand in ihren weit aufgerissen Augen. hre Finger griffen kraftlos in seine Weste, bevor sie mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufkam. Ungerührt zog Itachi sein Katana aus ihrem leblosen Körper. Mit jedem langsam verklingenden Herzschlag in ihrer Brust, verlosch immer mehr der Glanz in ihren schwarzen Augen, wurden stumpf und leblos. Während Blut ihr den Mundwinkel hinab rann, verklang der letzte Herzschlag. Itachi stand regungslos neben ihrem toten Körper; an seinem Schwert tropfte blutrot Kasumis Lebenssaft unbeachtete auf die staubige Erde. Vermischte sich mit den Regentropfen die lautlos vom Himmel fielen. Sanft schwebten tausend einzelne Sakurablüten vom Himmel und bedeckten ihren Körper. ~. . . ~ Der laue Abendwind fuhr Sasuke durch die schwarzen Haare. Der Nukenin aus Konoha blickte über den sanft abfallenden Hang, einen See und das dahinter befindliche weite Tal. Das hier war ein guter Platz für sein Team die Nacht zu verbringen. Noch schien die Sonne warm vom blauen Himmel. Vögel zwitscherten vergnügt auf den Bäumen des nahen Waldes, ein Eichhörnchen rannte über einen Ast, bevor es ängstlich und keckernd verschwand, die Schmetterlinge tanzten in der sanften Briese, doch Sasuke hatte keinen Blick dafür. Ausdruckslos fixierte er einen Punkt, weit hinten am Horizont und blieb unbeweglich stehen. „Verdammt Suigetsu! Beweg deinen Arsch endlich aus dem See heraus!“, brüllte Karin ihn wütend vom Ufer aus an. Erbost schob sie sich etwas die Brille zu Recht und beobachtete den Hozuki, der unbeeindruckt von ihr im Wasser planschte. „Hör auf hier so rumzuzicken, Karin. Wenn Sasuke nichts dagegen sagt, bleiben wir heute Nacht eh hier. Es ist sowieso schon spät. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Siugetsu tauchte unter, damit er Karins nerviges Gemecker nicht mehr hören musste. Verärgert stapfte Karin über die Wiese und ließ sich neben Jugo nieder, den sie dabei beobachtet wie er mit den Tieren sprach, die sich auf seinen Schultern und seinem Knie gemütlich gemacht hatten. Kaum zu glaube, dass dieser sanfte Riese den Grundstein für das Juin gelegt hatte. Karin ließ den Blick über das Seeufer und den angrenzenden Wald schweifen. Siugetsu war in der Zwischenzeit bis in die Mitte des Sees geschwommen. Soll er doch ertrinken!, fluchte Karin innerlich. Sie konnte den Kerl einfach nicht leiden. Wenn Sasuke nicht so süß wäre, dann hätte sie sich niemals Team Hebi angeschlossen. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick zu dem Uchiha rüber, der stumm und angespannt abseits von ihnen in den dämmrigen Himmel starrte. Verträumt beobachtete sie ihren Schwarm dabei, wie er sich in das hohe Gras legte und somit gänzlich vor ihren Blicken verborgen war. Enttäuscht seufzte sie auf. Sasuke stöhnte genervt auf. Karins Blicke, die immer an ihm klebten, störten ihn gewaltig. Er hatte es so satt dauernd angestarrt und beobachtete zu werden. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben. Kurzerhand legte er sich in das hohe Gras, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Nur einen Augenblick Ruhe. Einen winzigen Augenblick. Dann würde er sich wieder mit Karins und Siugetsus Streitereien auseinandersetzten. Der kleine sechsjährige Sasuke rannte über den Holzfußboden. Er hatte gehört, wie Itachi das Haus betreten hatte. Schlitternd kam er an der Schiebetür zum Flur an und riss sie schwungvoll auf. „Onii-chan! Du bist zu Hause.“ Sasuke warf sich auf den Rücken seines Bruders, der gerade dabei war sich die Schuhe auszuziehen und auf den zwei Stufen saß. „He, Sasuke. Was ist los? Du bist ja so aufgedreht?“ Itachi lächelte ihn leicht an, als er spürte wie Sasuke seine kleinen Arme um seinen Hals schlang. „Ich muss dir unbedingt etwas zeigen. Beeil dich doch!“ Sasuke hibbelte auf und ab. „Bring es doch einfach her“, schlug im Gegenzug Itachi vor, der gar nicht dabei war seine Schuhe auszuziehen, sondern an. „Ich treffe mich gleich mit Shisui am Naka-Fluss.“ Schmollend schob Sasuke die Unterlippe vor. Dabei wollte er doch auch noch Itachi von seinem Tag auf der Akademie erzählen. Abwartend sah Itachi seien kleinen Bruder an, bis dieser aufquiekte und in die Küche davon stob. Itachi nahm abwesend wahr, dass Sasuke in verschiedenen Schubladen suchte, bevor er erfreut aufjauchzte und die Schublade mit Schwung zu schob. Leicht lächelnd schloss er seine Sandale und schlüpfte in die andere hinein. „Hier, schau mal Itachi. Das habe ich gefunden.“ Sasuke hielt ihm einen alten, gesprungenen Bilderahmen hin. Geistesabwesend griff Itachi danach und erstarrte mitten in der Bewegung. „Wer ist das Mädchen da auf dem Bild, onii-chan?“ Itachi war wie paralysiert. Kasumis lachendes Gesicht strahlte ihm entgegen, wie sie zwischen ihren Eltern stand. Beide Arme hatte sie um Itachis Hals geschlungen und ihr Kinn auf seinen Kopf gelegt. Mikoto beugte sich gerade zu ihnen hinab, eine Hand ruhte auf Kasumis Schulter, die andere hatte sie vor ihren Mund gelegt, um ihr Lachen zu verbergen. Aber ihre Augen strahlten glücklich. Nur Fugaku stand mit verschränkten Armen und verdrossenem Gesichtsausdruck neben seiner Familie. Er selbst schaute kichernd zu seiner Schwester auf. „Itachi?“ Sasuke legte den Kopf schief. „Was hast du, onii-chan?“ Der Sechsjährige beugte sich etwas vor. Sein großer Bruder benahm sich sehr merkwürdig. Itachis Hände verkrampften sich um den Bilderrahmen; so stark, dass die Fingerknöchel weiß hervor traten. Seine Hände zitterten und er hielt den Kopf abgewandt. „Leg es weg.“ Itachis Stimme klang brüchig, als er Sasuke die Fotografie reichte. Zögernd nahm der kleine Junge den Bilderahmen entgegen. „Sag schon, onii-chan. Wer ist das Mädchen da auf dem Foto?“, quengelte Sasuke. Itachi reagierte nicht, sondern zitterte am ganzen Körper und hielt den Kopf gesenkt, sodass sein Zopf ihm über die Schulter rutschte. Eine einzige Träne fiel auf seine – im Schoß – verkrampften Finger. „Onii-chan?“ Zaghaft berührte Sasuke seinen Bruder an der Schulter. „Ich sagte ... Leg. Es. Weg!“ Ausdruckslos starrte Itachi seinen kleinen Bruder mit stumpfen schwarzen Augen an, ehe er sich abwandte und aufstand. „Onii-chan?“ Sasuke war verunsichert. Was hatte er falsch gemach, dass sein großer Bruder so reagierte? „Onii-chan? Bist du böse?“ Sasukes Unterlippe bebte verdächtig. Itachi drehte sich nach einer Weile langsam zu ihm um. „Nein, kleiner Bruder. Bin ich nicht.“ Er lächelte verkrampft. „Trainierst du dann heute Nachmittag mit mir?“, quiekte Sasuke freudig – der zu jung war, um zu bemerken, was in seinem Bruder vorging – und drückte das Bild an sich. „Heute nicht, Sasuke. Ein anders Mal.“ Er tippe Sasuke auf die Stirn, anschließend trat er aus der Tür. Fugaku kam ihnen über den Kiesweg entgegen, aber Itachi lief stumm – ohne ihn zu beachten – an ihm vorbei. Sasuke schlug verwirrt die Augen auf, als über ihm der Wind die Wolken aufriss. Während er sich an die Stirn griff – an die Stelle, an der Itachi ihn immer angestupst hatte – richtete er sich langsam auf. Die Sterne leuchteten kalt und klar vom nachtschwarzen Himmel, der Wind zerrte an seinen Haaren und fegte über die Wiese. Was für ein seltsamer Traum. Wieso träumte er gerade davon? Er konnte sich fast gar nicht mehr an diesen Tag erinnern. ~. . . ~ „Ihr wisst, was eure Aufgabe ist?“, vergewisserte sich Pain noch mal kalt. „Ja.“ Kisame sah in die ausdruckslosen Rinnegan Augen. „Itachi und ich gehen nach Konoha und holen uns den Jinchuriki Bengel des Kyubi.“ „Sehr gut.“ Pain nickte knapp, bevor er mit den Schatten – welche die Felsenwand warf – verschmolz. „Lass und gehen, Kisame.“ Itachi blickte in den wolkenverhangen Himmel. Es würde bald anfangen zu regnen. Schweigend machten sie sich auf den Weg. Die Wolken am Himmel wurden dunkler, fast schwarz, eh einzelne Tropfen zur Erde fielen, die bald darauf dichter aufeinanderfolgten, bis eine graue Regenwand vor ihnen entstand. „Man, dass so eine Extraktion aber auch immer so lange dauern muss.“ Kisame streckte sich. Das Chakra des Yonbi aus Roshi zu entziehen hatte ganze drei Tage und Nächte gedauert. Was für eine verdammt langwierige Prozedur. Der Hoshigaki schulterte Samehada. „Was denkst du?“ Kisame seufzte nun genervt, da der Regen immer stetiger fiel und die Sicht erschwerte. Die Tropfen sammelte sich am Rand seines kegelförmigen Hutes oder rannen an dem Band – an dem die zwei Glöckchen befestigt waren – hinab. „Nichts.“ Itachis monotone Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Konoha“, sinnierte Kisame. „Da ist es jetzt bestimmt warm und trocken.“ Der Uchiha reagierte nicht auf diese Aussage. Konoha. Es gab dort nichts mehr, was ihn bewegte. Sasuke, dummer kleiner Bruder. Bist du endlich stark genug mich zu besiegen? Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- „Kyaa.“ Kasumi schlug mit einem heißeren Schrei die Augen auf. Sie atmete schwer, das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie einen fahrigen Blick schweifen ließ. Irritiert starrte sie sekundenlang die steinerne Pagodenlampe auf der anderen Seite des Beckens an. Wo war sie? Eben lief sie noch durch die Straßen des Uchiha-Viertels und jetzt ... Das kleine weiße Handtuch rutschte ihr von der Stirn und landete mit einem leisen Platschen im heißen Wasser. Wabernder Wasserdampf erschwerte ihr die Sicht. Ringsrum war dieser Bereich des Onsen mit einem hohen Bambuszaun vom Rest des Anwesens getrennt. Üppige Grünpflanzen, Farne, Kamelien und hohe dicht belaubte Bäume befanden sich nahe dem – mit groben beigefarbenen Steinen eingefasstem – Badebecken. Am Nachthimmel glitzerten tausende von Sternen, wobei der Vollmond ein sanftes warmes Licht abgab. Rund um das Bassin waren einzelne Lichter angezündet worden, welche die Natur weich anstrahlten. Geschwungene Pfade verliefen zwischen dem dichten Grün tiefer in das Anwesen; zu lauschigen Ruheplätzen am Tage. Erschöpft schloss Kasumi die Augen und versuchte, ihr heftig schlagendes Herz zu beruhigen, in dem sie langsam tief ein und aus atmete. Der Traum von eben hatte sie sehr mitgenommen. Sie fühlte sich schwach und zittrig, als sie vorsichtig aus dem Becken stieg. Das nasse weiße Handtuch klebte wie eine zweite Haut an ihrem Körper und ging ihr bis zu Mitte der Oberschenkel. Bei jedem ihrer wackeligen Schritte über den, mit Holzplatten ausgelegtem, Weg, rann ihr das Wasser in winzigen Bächen die langen Beine hinab und hinterließ kleine Pfützen. Ihr war furchtbar heiß, sie hatte das Gefühl zu verglühen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte sie die papierbespannte Schiebetür und stieß sie kraftlos auf. Geschmeidig glitt die Tür bei dem sanften Stoß geräuschlos auf und kühle Luft traf erhitzte Haut. Die junge Frau machte einen zittrigen Schritt, instinktiv krallte sie sich im Holzrahmen fest, ehe ihr schwarz vor Augen wurde und sie mit einem schwachen Stöhnen auf den Lippen die Augen verdrehte, ihr die Beine wegknickten und sie lautlos fiel. ~. . . ~ Daisuke blickte auf, als er den Gang entlang ging. Er wusste, er sollte nicht hier sein. Hier wo die Frauen badeten, aber irgendetwas hatte ihn unbewusst aus seinem leichten Schlaf gerissen. Ein leises Geräusch, ein schwacher Schrei oder einfach nur reine Neugier. Er grinste leicht, als er daran dachte, dass Kuraiko möglicherweise noch im Wasser lag. Eine Bewegung aus den Augenwinkeln veranlasste ihn nun aufzuschauen, als er um die Ecke bog. Besorgt runzelte er die Stirn, beschleunigte seine Schritte, da er die junge Frau entdeckte, die gerade schwankend auf dem Gang stand und eine Hand – zur Faust geballt – an die Brust presste. Plötzlich machte sie einen Schritt, schwankte, ehe sie mit einem leisen Seufzer in die Knie ging. Bevor sie auf dem Boden aufschlug, schlangen sich Daisukes Arme um ihren Körper und pressten sie an seine Brust. Er wurde nass, als er sie fester an sich drückte, während er ihr besorgt eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht strich, aber es war ihm gleichgültig. Er legte sanft eine Hand auf die Stirn, als er nach ihrer Temperatur fühlte. Sie war warm, nicht heiß, eher unangenehm feuchtwarm. Behutsam ließ er seine Hand auf ihre Wange gleiten und drehte ihren Kopf etwas ins Licht. Ihre langen dunklen Wimpern warfen leichte Schatten auf ihre sonst so blassen Wangen, die nun eine schwache Röte zierten. Ihre vollen Lippen standen einen Spalt offen und er spürte ihren schnellen, stockenden Atem. Ein Wassertropfen rann aus ihrem Haaransatz über die Stirn, die Schläfe hinab. Daisukes Augen verfolgten gebannt den Weg dieser kleinen unschuldigen Wasserperle und mit einem gequälten Stöhnen schloss er die Augen, als sie über ihr Dekolleté in das Tal zwischen ihren Brüsten rann, die sich verlockend über den Rand des Handtuches wölbten. Erst da wurde ihm nur all zu klar, dass Kuraiko darunter nackt und die Situation mehr als nur eindeutig war. Entschlossen schob er einen Arm unter ihre Beine, den anderen legte er um ihre Schulter und hob sie in einer fließenden Bewegung hoch, als würde sie gar nichts wiegen. Seine Schritte hallten dumpf über den Boden, als Daisuke mit seiner leichten Last durch die Flure eilte. Kuraikos Kopf lag an seiner Brust, ihr rechter Arm ruhte kraftlos auf ihrem Bauch, während der andere im Takt seiner Schritte leicht hin und her pendelte. Ihre hochgesteckten Haare lösten sich aus dem Zopf und fielen – wie ein schwarzer Fächer – über seinen Arm. „Hn ... Kachi ... Ita ... Suke“, nuschelte sie gegen sein Hemd. Daisuke stutzte und runzelte die Stirn. Er wusste so wenig von ihr, eigentlich gar nichts. Wer war sie wirklich? Er glaubte ihr nicht, dass ihr Name Kuraiko war. Kind der Dunkelheit. Es lag schon alleine daran, wie sie sich vorgestellt hatte. „Nenn mich Kuraiko.“ Er schob mit dem Fuß die Schiebetür auf, durchquerte mit großen Schritten den Raum und legte Kuraiko sanft auf dem Bett ab. Behutsam bettete er ihren Arm auf den Bauch. Bevor er das Zimmer verließ, prüfte er kurz ihre Temperatur. Sie war noch ein wenig erhitzt, aber es schien ihm unbedenklich. Vorsichtshalber wollte er trotzdem die Onsen-Besitzerin holen. Kuraiko drehte den Kopf hin und her, während ihre Lieder hektisch flatterten. „Nicht ... Itachi ... Warum ... Sasuke? ... Kakashi.“ Sie murmelte immer wieder diese drei Namen vor sich her. Schnell wandte sich Daisuke ab und verließ eilig den Raum. Das Licht einer kleinen Öllampe warf flackernde Schatten, als er vorbei eilte. Die Besitzerin, eine Frau mittleren Alters, trug gerade ein Tablett mit leeren Schälchen und Schalen aus einem der vielen Ruhezimmer, als Daisuke auf sie zu hastete. „Yoko-san!“, rief er leise, als er sie erreicht hatte. „Meiner ... Begleitung geht es nicht sehr gut. Seht bitte nach ihr, so ... äh ... von Frau zu Frau.“ Unbehaglich wandte er unter ihrem strengen Blick den Kopf zur Seite. „Ich komme.“ Ruhig drehte sie sich um, rief nach einem der jungen Mädchen und drückte ihr das Tablett mit einigen leisen Worten in die Hand. Anschließend eilte sie Daisuke voraus. „Licht! Ich brauche mehr Licht“, herrschte sie den jungen Mann hinter sich an, als sie sich im Dunkeln über Kasumi beugte. „Hmmm.“ „Was ist, Yoko-san?“ Besorgt eilte Daisuke an ihre Seite und hielt dabei die Öllampe hoch. „Nun sagt doch schon!“, drängte er. Yoko aber richtete sich auf und trat auf den Flur. Während sie leise mit einer der Angestellten sprach, nahm Daisuke behutsam eine Hand Kuraikos und hielt sie sanft fest. Yoko kam leise wieder zurück, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. „Es ist das yu-atari.“ Verwirrt blickte Daisuke zu ihr auf. „Sie war zu lange im heißen Wasser. Daher das Schwindelgefühl. Lassen wir sie heute in Ruhe schlafen. Morgen wird es ihr wieder besser gehen.“ Beruhigend lächelte die ältere Frau ihn an, als hinter ihnen die Tür aufging und ein junges Mädchen hereinhuschte. „Yoko-san, ich habe einen Yukata und Handtücher mitgebracht.“ Sie verbeugte sich flink vor dem Gast. „Danke, Akina.“ Sie nahm dem Mädchen die Sachen ab und sah daraufhin Daisuke abwartend an. Erstaunt erwiderte er ihren Blick, ehe er die hochgezogenen Augenbrauen bemerkte. Erst machte sich Verblüffung, dann Erkenntnis auf seinem Gesicht breit. Hastig stand er auf und verließ mit rotem Kopf fluchtartig den Raum. „Tse.“ Kopfschüttelnd machte sie sich mit Akina daran ihren Gast von dem nassen Handtuch zu befreien und abzutrocknen, ehe sie zusammen Kasumi den Yukata anzogen. Yoko deckte die junge Frau noch zu, als Akina schon den Raum mit den nassen Tüchern verließ. „Kann ich wieder reinkommen?“ Daisuke stand abwartend in der Tür, die das junge Mädchen nach einem Blick auf ihn offen gelassen hatte. Yoko richtete noch etwas die Decke, bevor sie aufschaute und Daisuke heranwinkte. „Stört sie bitte nicht heute Nacht. Sie braucht Ruhe. Am liebsten wäre es mir, dass ihr den Raum ganz verlasst, aber ich kann keines der Mädchen heute Nacht entbehren. Bleibt ihr als hier.“ Sie ging an ihm vorbei. „Ruft mich, wenn etwas ist.“ Daisuke nickte ihr zu und rief ihr noch ein „Oyasumi nasai!“ hinterher, ehe er sich wieder Kuraiko zuwandte. Besorgt strich er ihr über die noch feuchten Haare, ehe er sich schließlich an der Wand niederließ und ebenfalls die Augen schloss. ~. . . ~ Kasumi stieg wachsam über Daisukes ausgestrecktes Bein. Ehe sie vorsichtig begann seine Taschen nach dem kleinen Buch zu durchsuchen, vergewisserte sie sich argwöhnisch, dass er immer noch schlief. Seine Atmung war ruhig und tief. Die langen Wimpern seiner geschlossenen Augen warfen kleine Schatten in der frühen Morgensonne, die Arme hatte er vor dem Bauch locker verschränkt. Sie kniete sich über ihn und druchsuchte die verschiedenen Taschen. Da! Ihre Finger schlossen sich um den Buchdeckel und zogen ihn behutsam hervor. Glücklich darüber das Buch gefunden zu haben, presste sie es einen Moment an ihre Brust, bevor sie es aufschlug. Sofort starrten sie die kalten schwarzen Augen ihres Bruders an. Sie wusste genau, auf welcher Seite sie ihn finden würde. In den letzten Tagen – seitdem sie das erste Mal dieses Buch gesehen hatte – fanden ihre Finger automatisch sein Bild. „Daisuke? Was liest du da?“ Kasumi schaute auf das Buch in seinen Händen. „Hu?“ Abwesend sah er sie an. „Meinst du das hier?“ Er reichte ihr das geschlossene Buch. „Das ist das ‚Tehaisho'. In diesem Buch sind alle Personen aufgelistet, die aus unterschiedlichen Gründen gesucht werden oder auf die ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Es wird von der Polizei genauso verwendet wie von uns Kopfgeldjägern. Selbst die ANBU-Einheiten aus den jeweiligen Ninja-Dörfern führen dieses Buch mit sich.“ Er schlug es auf. „Siehst du? Die Personen sind meistens Shinobis die ihrem Heimatdorf den Rücken gekehrt haben, also Nukenin. Deren Steckbriefe werden an alle fünf großen Nationen übermittelt, damit sie bei Kontakt festgesetzt und an ihre Heimatdörfer ausgeliefert werden können.“ Daisuke blätterte wahllos durch das Buch, bis Kasumi es ihm aus der Hand riss. Wie gebannt starrte sie auf ein Foto. Dieses Gesicht würde sie überall wieder erkennen. Kalte schwarze Augen blickten von dem Buch hoch. Uchiha Itachi. S-Rang Nukenin aus Konohagakure. „Na, das ist mal eine Art aufzuwachen.“ Daisuke schlang die Arme um Kasumis Taille und zog sie an sich. Ein erschrockenes Keuchen entfloh ihren Lippen und hektisch klappte sie das Buch zu. „D ... Dai ... Daisuke“, stotterte sie verlegen. „Lass mich bitte los.“ „Ich denke ja gar nicht daran. Jetzt wo ich dich endlich da habe, wo du schon längst sein solltest.“ Er fuhr mit einer Hand unter ihren seidigen Yukata und strich über ihren nackten Schenkel nach oben. Seine andere Hand legte er sanft unter ihr Kinn und hob es etwas an. Gebannt hielt er ihren Blick gefangen, als er sanft seine Lippen auf ihre presste. Vorsichtig fuhr er mit seiner Zungenspitze über ihre Unterlippe, ehe er etwas nachdrücklicher um Einlass bat. Mit einem leisen Seufzer öffnete Kasumi einen kleinen Spalt die Lippen gerade soweit das Daisukes vorwitzige Zunge hineinschlüpfen konnte. Ihre Finger krallten sich in seinem Hemd fest, unter ihren Händen spürte sie seinen beschleunigten Herzschlag. Dabei merkte sie gar nicht, wie seine Hand sich in ihrem Haar vergrub, um ihren Kopf in eine bessere Position zu dirigieren. Erst als er den Kuss intensivierte, drängender wurde und mit seiner anderen freien Hand über ihren Po fuhr, riss sich Kasumi heftig keuchend von ihm los. „Oh Kleines.“ Daisuke legte seinen Kopf an ihre Stirn und versank in den schwarzen Iriden der jungen Frau. Verlegen wandte sie den Blick ab. Ihre Wangen waren sanft gerötet. Heftige Lust überkam ihn. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und beugte sich vor. „Nicht“, bat sie ihn leise und legte ihre Finger auf seine Lippen. Enttäuscht lehnte er sich zurück, die Hände ließ er locker auf ihren Hüften liegen. „Warum nicht?“ Kasumi reagierte nicht auf diese Frage, sondern starrte auf das kleine Buch zwischen ihnen. Er runzelte ärgerlich die Stirn. „Antworte mir!“, herrschte er sie an. Kasumi zuckte erschrocken auf seinem Schoß zusammen, ehe sie den Blick wieder hob. Ihre Lippen glänzten feucht und leicht geschwollen von seinem Kuss, während der Yukata auf einer Seite von ihrer Schulter gerutscht war und den Ansatz ihrer Brust enthüllte. Ärgerlich über diese unschuldige Versuchung vor ihm packte er sie grob an den Schultern und schüttelte sie. „Warum nicht? Antworte mir gefälligst!“ Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte und die Wahrheit traf ihn schmerzhafter als er erwartet hatte. „Es gibt einen anderen? Wer ist es? Itachi? Sasuke? Oder dieser Kakashi? Wie viele Männer gibt es denn in deinem Leben, hu?“ Grob presste er seine Lippen auf ihre und zwang sie den Mund zu öffnen. Sie wehrte sich nicht, ließ schweigend diesen Angriff über sich ergehen. Den Blick hielt sie starr an die Wand hinter ihm gerichtet, während ihr stumme Tränen über die Wange liefen. Erst als er sie enger an seinen Körper presste und sie seine Erregungen spürte, wehrte sie sich und biss ihm heftig in die Lippe. Mit einem heißeren Schrei wich Daisuke zurück. Vorsichtig berührte er seine Lippe und starrte dann auf das Blut auf seinem Finger. „Kuraiko ...“, begann er, doch die junge Frau unterbrach ihn zornig. „Ich habe Nein gesagt, Daisuke! NEIN!“ Sie sprang auf und wich vor ihm zurück. Ihre Augen funkelten wütend. „Wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann ist unsere Zusammenarbeit beendet! Ich brauche dich nicht! Ich komme super alleine klar. DU wolltest MICH! Und wenn dieses ‚Wollen' so aussieht, dann verschwinde! Hau ab! Ich will dich nicht mehr sehen!“, spie sie ihm hasserfüllt entgegen, dabei zitterte sie vor Zorn am ganzen Körper. Daisuke war im ersten Moment total überrollt von Kuraikos Ausbruch. Schließlich sprang er ebenfalls auf. „Was bildest du dir eigentlich ein? Ich habe dir alles gegeben und wie dankst du mir es?“ „Ich wollte nichts von alldem hier“, fauchte sie mit zusammengekniffenen Augen. Schmerzhaft spürte sie das Juin in ihrem Nacken pochen. Sie war so aufgewühlt, dass sie die Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte. „Ich will dich nicht!“, schrie sie. Daisuke erstarrte, bevor er herumwirbelte, die Tür aufriss und aus dem Zimmer und ihrem Leben verschwand. ~. . . ~ „Er wacht auf.“ „Wird ja auch langsam Zeit.“ „Ich wusste gar nicht, dass es so schlimm ist.“ „Hn.“ Kakashi presste die Augen zusammen. Verdammt! Konnte man hier nicht mal in Ruhe schlafen? Was reden die denn da alle? „Kakashi? Sensei!“ Sakura legte besorgt eine Hand auf die Schulter ihres Senseis. Langsam, fast widerwillig öffnete er die Augen. Drei besorgte Augenpaare starren ihm prüfend ins Gesicht. „Was ...?“, krächzte er verwirrt und versuchte sich aufzurichten. Yamato beugte sich vor und half ihm in eine sitzende Position. „Was ist hier los?“ „Deine Wunde hat sich wieder geöffnet.“ Sakura beugte sich vor und schlug die geöffnete Weste beiseite. Darunter konnte der Jonin die blutgetränkte Hose erkennen. „Autsch“, flüsterte er. „Das kannst du wohl laut sagen, Kakashi.“ Verärgert runzelte Sakura die Stirn, während sie grünes Chakra bildete und ihre Hand auf die Wunde legte. „Ich habe dir gesagt, du sollst es nicht übertreiben! Tsunade hat nur auf deine Begleitung eingewilligt, wenn du vorsichtig bist. Die Wunde war sehr tief und ist immer noch nicht richtig verheilt. Jede weitere Anstrengung verursacht nur, dass die Verletzung wieder aufreist und nicht richtig verheilen kann. Willst du da etwa eine hässliche Narbe behalten?“, fauchte sie wütend. Ehe Kakashi darauf etwas erwidern konnte mischte sich nun auch Naruto ein. „Sie hat Recht, Kakashi. Sakura ist ausgebildete Iryonin, sie hat das Recht und die Befugnis dir die weitere Begleitung der Mission zu verbieten. Was zur Folge hätte, dass mindestens einer von uns hier bleiben muss oder dich nach Konoha zurück bringt.“ Naruto schaute mit verschränkten Armen auf seinen Sensei hinab. Verblüfft erwiderte Kakashi den ernsten Blick seines ehemaligen Schülers. „Naruto ...“, murmelte er verwundert. Schließlich blickte er jeden einzelnen seines Teams in die Augen und resignierte. „Es tut mir leid, Leute.“ Er seufzte auf und bewegte sich etwas, wobei er schmerzhaft zusammenzuckte. „Die Wunde ist schon vor einigen Tagen wieder aufgerissen, aber ich habe versucht, die Schmerzen zu ignorieren.“ „Kakashi!“ Verärgert funkelte Sakura ihn an. „Du wirst dich jetzt auf dem weiteren Teil der Mission zurücknehmen und ich werde mir jeden Abend deine Wunde ansehen ... Nein, keine Widerworte!“ „Hai.“ Zerknirscht sah er sie an. „So, da das nun geklärt ist, werden wir uns heute einem neuen Gebiet zuwenden. Teamaufteilung wie gehabt, Suchradius unverändert und heute Abend will ich endlich wieder mal Ramen essen. Echt jetzt!“ Naruto grinste enthusiastisch. „Naruto!“, zischte Sakura, aber bevor sie aufspringen konnte, wich er vorsichtshalber aus ihrer Reichweite. „Was ist denn, Sakura? Unser Teamleiter ist doch verhindert.“ Schmollend zeigte er auf Kakashi, der gerade die Weste schloss. „Grrr ... Narutoooo.“ Sakura knurrte ihn sauer an. „Lass es gut sein, Sakura.“ Der Jonin stand auf und stellte sich zwischen die beiden. „Er hat ja recht. Also dann, heute Abend gibt es Ramen im nächsten Dorf und jetzt Abmarsch.“ „Hai!“ ~. . . ~ „Daisuke! Warten sie!“ Yoko lief dem jungen Mann nach, der gerade den Onsen betrat. Verwundert schaute er über die Schulter und erblickte die ältere Frau, die hinter ihm hereilte. Abwartend blieb er stehen, bis sie ihn erreicht hatte. „Das soll ich ihnen von ihrer Begleitung geben.“ Sie reichte ihm einen Umschlag und darunter das ‚Tehaisho'. Irritiert öffnete er den Umschlag. Erstaunt riss er die Augen auf. In dem Umschlag lag Geld. „Hat sie etwas dazu gesagt?“, wollte er leise wissen. „Ich soll ihnen sagen, dass das der Anteil für all die Kosten sind, die sie ihr ausgelegt haben. Es tut ihr leid, was sie ihnen heute Morgen gesagt hat. Nicht alles war wahr gewesen. Und sie bittet sie um Entschuldigen, dass sie ihr Buch kaputtgemacht hat.“ Verwundert blätterte er durch die Seiten, bis er schließlich die Stelle fand, an dem sie ein Fahndungsfoto herausgerissen hatte. Versonnen fuhr er mit den Fingerspitzen über das zerrissene Papier und ging in Gedanken die einzelnen Personen durch. Ihm stockte der Atem. Kuraiko warf einen flüchtigen Blick in den Himmel. „In Ordnung, Daisuke. Ich werde dich begleiten.“ „Ah ... super! Das freut mich.“ Er lachte erleichtert auf. „Allerdings habe ich eine eigene Aufgabe zu erledigen“, unterbrach sie ihn. „Welche?“, wollte er wissen. „Ich suche jemanden. Ein Akatsuki Mitglied.“ Er pfiff durch die Zähne. „Akatsuki! Mit kleinen Fischen hältst du dich wohl nicht auf, Kuraiko.“ Kasumi lächelte daraufhin nur geheimnisvoll. „Und wen?“ Sie erhob sich. „Das geht dich nichts an. Du musst ja nicht alles von mir wissen.“ Jetzt wusste er welches Akatsuki Mitglied sie suchte. Uchiha Itachi! Der S-Rang Nukenin der seinen gesamten Clan ausgelöscht hatte. Hastig bedankte er sich bei Yoko, ehe er schnell seine eigenen Sachen zusammenklaubte und den Onsen verließ. Er würde Kuraiko auf gar keinen Fall alleine diesem Mörder gegenübertreten lassen. Egal wie stark sie war, sie war immerhin nur eine Frau. Und er wollte sie nicht verlieren, auch wenn sie im Streit auseinander gegangen waren. ~. . . ~ Kisame und Itachi schlugen gerade die lange gerade Straße in das Feuerreich ein, die zwischen dichten Bäumen genau auf Konohagakure zulief. Schweigend liefen sie nebeneinander her, bis auf einmal Itachi stutzte. Auch der Hoshigaki bemerkte das fremde Chakra, das ihnen aus den Tiefen des Waldes entgegen pulsierte. Dort, wo sich der Weg teilte. Im Schatten der Bäume bemerkten sie, dass ihnen eine Gestalt langsam immer näher kam. Kisame gluckste. „Was meinst du, Itachi. Wäre das nicht ein kleiner Spaß für uns?“ „Hn.“ Der Uchiha kniff die Augen zusammen, als er bemerkte, dass die Person im Dickicht stehen geblieben war. „Itachi“, warnte ihn Kisame leise. Der Uchiha war so auf das Chakra vor ihm konzentriert, dass er nicht zu bemerken schien, wie zwei weitere Chakrasignale auf sie zukamen. ~. . . ~ „Beeilt euch“, drängte Pakkun. „Da vorne ist Itachi. Aber er ist nicht alleine. Ein fremder Geruch begleitet ihn.“ „In welche Richtung bewegt er sich, Pakkun? Vielleicht können wir ihm so den Weg abschneiten.“ Naruto schaute angestrengt nach vorne und überlegte sich schon seine Vorgehensweisen. „In gar keine. Er hält die Position vor uns. Gleich müssten wir aus dem Wald draußen sein und ihr sehen können.“ Pakkun sprang mit Buru und Shiba vor den beiden Ninjas her. „Sag den anderen Bescheid“, wies Kakashi Pakkun an. „Ich will, dass wir uns hier versammeln. Keiner von uns kann alleine gegen Itachi und Kisame bestehen.“ Das Hoshigaki Kisame mit Itachi zusammen da draußen war, stand ohne Zweifel fest. Naruto und Kakashi sprangen zeitgleich aus dem dichten Wald auf die staubige Straße, wie die Person am anderen Ende den Wald verließ. Kakashi wandte sich gleich zu dem Uchiha um, während seine Ninken vor ihnen Stellung bezogen hatten. „Uchiha Itachi! Du wirst uns nach Konoha begleiten!“, rief Naruto und wollte schon auf den Nukenin zustürmen, aber Kakashi hielt ihn mit einer Armbewegung zurück. Irritiert starrte er zwischen Itachi und Kisame hin und her, ehe er dem Blick des Uchihas folgte. Eine Person lief langsam auf sie zu, hielt den Kopf gesenkt, während der Wind lange Haare herumwirbelte. Leise klingelten zwei Glöckchen in der Brise. Heimlich zog Kisame sein Samehada, wenn es zu einem Angriff kommen würde, wäre er vorbereitet. Und wie es schien, hatte Samehada gefallen an dem Chakra der unbekannten Person gefunden. Kakashi schaute wieder zu Itachi, der gerade die Augen aufriss. Entsetzen malte sich auf dem sonst so ausdruckslosen Gesicht ab. Verwirrt schaute er sich um und sah, dass die Person den Kopf gehoben hatte. Die junge Frau blickte den Uchiha mit hasserfüllten Augen an. „Sayo?“, entfuhr es Kakashi verblüfft. „Was?“ Naruto blickte an ihm vorbei. „Sayo ist hier? Was macht sie hier? Verdammt, wir müssen sie in Sicherheit bringen.“ „Onee-chan?“, hauchte Itachi so leise, dass Kakashi ihn fast nicht verstanden hätte. Abrupt drehte er seinen Kopf zu Itachi. Der Uchiha sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Unvermittelt spürte Kakashi eine Schwertspitze an seinem Hals. Der Druck war nicht fest, aber als er den Kopf drehte, bohrte sich die Spitze des Katanas leicht in seine Haut. „Geh mir aus dem Weg, Hatake! Uchiha Itachi gehört mir.“ Kapitel 22: Kapitel 22 ---------------------- Ohnmächtige Wut hatte von Kasumi Besitzt ergriffen. Hier stand sie nun dem Mörder ihres Clans gegenüber und spürte nichts als Hass. Hass auf den Menschen, der ihr die Familie genommen hatte. Sie würde nicht zulassen, dass irgendjemand sie daran hindern würde, Vergeltung zu üben. Zorn erfüllte ihr Herz, als sie Itachis fassungsloses Gesicht sah. „Geh mir aus dem Weg, Hatake! Uchiha Itachi gehört mir.“ Kasumi fühlte wie die Spitze Sujins in Kakashis Haut drang, als dieser den Kopf drehte und sie genauso fassungslos ansah, wie Itachi es tat. Ihre Hand zitterte leicht – sie war sich sicher, dass Kakashi das sanfte Beben der Klinge spüren musste – als sie innerlich gegen den Drang ankämpfte, das Katana zurück zu ziehen. Nur Itachis Gegenwart bestätigte sie in ihrem Handeln. „Onee-chan?“ Leise trug der Wind die erschrocken gehauchten Worte Itachis zu ihr herüber. Die spannungsgeladene Stille, die daraufhin zwischen ihnen lag, wurde nur durch das Erscheinen dreier weiterer Shinobis aus Konohagakure durchbrochen. Die rosahaarige Kunoichi kam neben Kakashi zum Stehen. Ruhig und besonnen überblicke sie die angespannte Situation und das Katana am Hals ihres Senseis. Sie bemerkten seinen Blick, der wie erstarrt auf der jungen Frau vor ihm lag. Sakura dachte nach. War das nicht ...? „Das ist Sayo“, hauchte Naruto hinter Kakashis Rücken ihr zu. Überraschte schaute die junge Kunoichi von Naruto zu der schwarzhaarigen Frau hinüber. Er hatte recht! Aber was machte sie hier? War sie nicht in einem kleinen Dorf in Kawa no Kuni zu Hause? „Ich frage mich nur, wo der alte Mann ist?“ Er starrte die Frau überlegend an. „K ... Ka ... Kasu ... mi?“, stammelte Kakashi bestürzt. Kasumi zuckte unter dem Klang ihres Namens zusammen. Schon lange hatte sie niemand mehr bei diesem Namen gerufen. Zum ersten Mal, seitdem sie auf die beiden Akatsukis getroffen war, schaute sie zu Kakashi und seinem Team. Drei von den Shinobis kannte sie, die anderen beiden waren ihr fremd. Wehmütig dachte sie an die Zeit in Konoha, die ihr nicht vergönnt gewesen war. Was hätte sie alles dafür gegeben, mit Kakashi und ihren Freunden zusammen aufzuwachen. Missionen bestehen, Zeit miteinander verbringen, ihre Familie um sich zu haben und langsam erwachsen zu werden. Kakashi. Ihr Herz schrie geradezu nach dem Jungen, der ihr damals seine Liebe gestanden hatte. Aber vor ihr stand ein erwachsener Mann, von dem sie rein gar nichts wusste. Was hatten alle die Jahre aus ihm für einen Menschen gemacht? Dachte er überhaupt noch an sie? Erinnert er sich an das kleine Mädchen von früher? Seine beste Freundin? Bei Kenshin hatte er sie nicht erkannt – und sie nicht den Mut gehabt sich ihm zu erkennen zu geben. Kasumi riss ihren Blick von ihm los und erkannten den blonden Haarschopf von Naruto. Sie erinnerte sich noch sehr gut an Uzumaki Naruto. Aus dem blonden fröhlichen Chaoten von damals war ein erwachsener Shinobi geworden und auch Haruno Sakura hatte sich verändert. Ein wenig erinnerte Sakura sie an jemanden, den Kasumi vor langer Zeit gekannt hatte. Flüchtig schaute sie die beiden anderen Shinobis an. Der ältere der beiden beugte sich zu Kakashi vor und sprach leise drängend auf ihn ein, während der andere sie aus schwarzen emotionslosen Augen abschätzend musterte. Als er ihren Blick bemerkte, schenkte er ihr ein falsches Lächeln. Plötzlich legte sich eine Hand schwer auf ihre Schulter, gerade als Sakura sich fragend an sie wandte. „Du bist Sayo, nicht wahr? Die Nichte von Kenshin, aus dem Land der Flüsse, oder?“ Kasumi versteifte sich bei der unerwarteten Berührung, ehe sie überrascht einen Blick über die Schulter warf. Daisuke stand mit wild verstrubbelten Haaren hinter ihr und grinste sie frech an. Ihre Überraschung verbarg sie geschickt hinter einer ausdruckslosen Miene. Obwohl sie sich im Streit getrennt hatten, grinste er sie an, als ob nie was gewesen wäre. Emotionslos schaute Kasumi anschließend die junge Kunoichi an. „Es wäre klüger, wenn du dein Schwert senken würdest.“ Der braunhaarige Ninja trat nun einen Schritt vor – versperrte ihr dabei so die Sicht auf Itachi – während der Schwarzhaarige neben Sakura Stellung bezog. Kakashi schüttelte eindringlich den Kopf, wobei sich die Schwertspitze tiefer in seine Haut bohrte. Das kleine Blutrinnsal war selbst durch seine Maske deutlich zu sehen. „Es ist schon in Ordnung, Yamato. Sie wird mir nichts tun.“ Fest schaute Kakashi in Kasumis schwarze Augen. Früher war da immer ein neckisches Funkeln gewesen, nun waren sie nur noch kalt und leer. „Da wäre ich mir nicht so sicher, mein Freund.“ Daisuke beugte sich lachend über Kasumi nach vorne, sein Arm lag locker um ihre Schultern. „Die Kleine hier hat einen ordentlichen Schlag drauf.“ Kakashis Augen verengten sich. Dieser Fremde war ihm eindeutig zu nah bei seiner Kasumi. Wer war dieser aufdringliche Kerl überhaupt? Bevor er reagieren konnte, hatte sie schon Daisukes Arm ärgerlich abgeschüttelt. Zischen sog Kasumi die Luft ein, ehe sie wütend Sujin zurückzog. „Das habt ihr ja klasse hinbekommen!“, fauchte sie Yamato an und starrte verärgert auf die Konoha Ninjas. „Hu?“ „Itachi ist weg!“, schrie sie beinahe. Der Hoshigaki hatte die Gunst der Stunde genutzt und seinen Partner weggezogen, als die allgemeine Aufmerksamkeit auf der jungen Frau lag. Den Jinchuriki konnten sie sich auch noch später schnappen. „Wo willst du hin?“ Kakashis Hand hielt Kasumi zurück, die sich gerade an Yamato vorbei drängte. Stumm blickte sie auf seine Hand, die ihr Handgelenk umfasst hielt. Langsam ließ er sie los. Seine Fingerspitzen prickelten nach dieser kurzen Berührung. „Ich werde Itachi verfolgen.“ Kasumi schaute ihn emotionslos an. „Nur deswegen bin ich hier.“ Als sie sich umdrehte, hielt sie eine Stimme auf. „Wenn du das tust, bist du ein Nukenin. Du hast das Kaijin no Jutsu nicht angewandt. Verräter.“ Es war nicht Kakashis Stimme, die sie zurückhielt. Verärgert sah sie den schwarzhaarigen Shinobi an, der zum ersten Mal das Wort ergriffen hatte. „Ach ja? Und wer will mir das sagen?“, fauchte sie den Ninja an, die Augen zornig verengt. „Du etwa?“ Verwundert schaute der Ninja zu Naruto hinüber. „Mein Name ist Sai“, erwiderte er schließlich und schenkte ihr ein Lächeln. „Du bist doch Uchiha Kasumi, oder?“ Schlagartig wurde es still, selbst der Wind hatte sich gelegt und die Vögel im Wald schwiegen. „Na, das ist doch mal eine Überraschung“, meinte Pakkun ironisch und kratzte sich hinter dem Ohr. Kasumi wurde blass. Fassungslosigkeit breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Stumm starrte sie Sai an. „W ... woher weißt du ...?“ Ihre Stimme zitterte. Sai schaute verwirrt zu Naruto, der ihn genauso ahnungslos anstarrte wie Sakura. Er zuckte mit der Schulter. „Itachi hat dich onee-chan genannt und Senpai Kasumi. Ich weiß, das er nur eine Schwester hatte.“ Sakura schaute ihn aus ihren grünen Augen erstaunt an. Woher wusste er das alles? Sie hatte noch nie von einer Uchiha Kasumi gehört. Auch nicht vor der Clan Ausrottung. Erschrocken keuchte Kasumi auf und taumelte ein paar Schritte nach hinten, als ihr kurz schwarz vor Augen wurde. Besorgt sprang Kakashi nach vorne, aber Daisuke war schneller und schlang locker einen Arm um ihre schmale Taille. Sein Blick war besorgt, als er sanft seine Hand an ihre Wange legte. Sie hob den Blick und ein trauriger Ausdruck huschte über ihr Gesicht, als er sich vorbeugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Anschließen hauchte Daisuke ihr einen Kuss auf die leicht geöffneten Lippen und warf dem Jonin einen undefinierbaren Blick zu. Kakashi ballte gereizt die Hände, als er die viel zu vertraute Szene vor sich beobachten musste. Verblüfft über die nagende Eifersucht, die er verspürte, wich er dem Blick des Blonden aus. Verdammt! Warum war er eifersüchtig? Eigentlich sollte er sich freuen Kasumi wieder zu sehen. Aber anscheinend hatte sie die langen Jahre ganz gut ohne ihn überstanden und seine Liebe vergessen. Ein zynisches Lächeln huschte über sein Gesicht. Während er sich all die Jahre gequält hatte. Na gut, er brauchte sie nicht. Entschlossen drehte er sich um. „Wir kehren nach Konoha zurück.“ „Aber Kakashi ...“, warf Naruto überrascht ein, doch der Jonin unterbrach ihn scharf. „Du wirst uns begleiten, Uchiha Kasumi. Und wenn es sogar mit Gewalt sein muss.“ Er hatte ihr den Rücken zugedreht, sodass er ihren verletzten Blick nicht bemerkte. Kasumi biss sich auf die Lippe. Seine Worte taten ihr weh. So weh! Anscheinend bedeutete ihm sein Geständnis vor so langer Zeit nichts mehr und er liebte sie gar nicht. Dabei waren es doch allein die Erinnerung an ihn, die sie die Zeit in Gefangenschaft überstehen ließ. Kakashi!, schrie ihr Herz. Bin ich dir denn so egal geworden? Sie warf Daisuke einen hilfesuchenden Blick zu und sein Lächeln war ihr antwort genug. „In Ordnung. Aber Daisuke wird mich begleiten“, erwiderte sie ruhig, ließ keinen von ihren Gefühlen wissen. Resigniert schloss Kakashi die Augen, als er einen schmerzhaften Stich im Herzen spürte. Er konnte den betroffenen Ausdruck in Yamatos Augen nicht ertragen. Er allein wusste über ihn und Kasumi Bescheid. Das es nie eine feste Beziehung in seinem Leben gegeben hatte, da der Schmerz über ihren Verlust und seine Schuldgefühle ihr gegenüber zu groß waren. Und nun das. Tröstend berührte Yamato seinen Freund an der Schulter, aber Kakashi wies ihn abrupt ab. „Wir brechen auf“, befahl Yamato an seiner Stelle und er war dankbar dafür. Seine gebrochene Stimme hätte zu viel von seinen Gefühlen preisgegeben. Entschlossen stieß er sich vom Boden ab und sprang. ~. . . ~ „Komm mit.“ Kisame legte seine Hand auf Itachis Schulter, der wie hypnotisiert die junge Frau anstarrte, die gerade dem Hatake das Katana in den Hals bohrte. „Itachi!“, zischte er ungeduldig und drängte ihn loszulaufen. Schwerfällig – fast widerwillig wie es dem Hoshigaki schien – setzte der Jüngere sich in Bewegung. Langsam zogen sich die beiden Akatsukis in den Schutz des Waldes zurück. Kisame hatte immer noch seine Hand an Samehada falls einer der Konoha Ninjas sich umdrehen sollte und ihr Verschwinden bemerken würde. Unbehelligt von den Shinobis tauchten die beiden Akatsukis in die Kühle des Dickichts ein, dabei drehte sich Kisame um und steckte beiläufig sein Schwert weg. „Ich denke, wir sollten vorerst hier bleiben und ...“ Immer mehr verklangen Kisames Worte in dem Nebel, welcher Itachis Gedanken umgab. Er drehte sich weg von seinem Partner, der immer weiter redete, während er gleichzeitig die Konoha Ninjas beobachtete. Kasumi. Onee-chan. Zitternd atmete Itachi ein, ehe er ein paar Schritte tiefer in den Wald hinein ging, bis hohe Bäume ihn umgaben. Seine ausdruckslose Maske bekam Risse, als er an die junge Frau auf der staubigen Straße dachte. Kasumi! Onee-chan! Sein Herz schrie geradezu danach, einfach umzudrehen und zu ihr zu laufen. Aber etwas hielt ihn davon zurück. Ihre Augen! Kraftlos sank er zu Boden. Diese Augen! Schwarz wie die Nacht und voller Hass. Hass auf ihn. Hass auf den Menschen, der ihre Familie getötet hatte. Und er konnte ihr dieses Gefühl noch nicht mal verübeln. Er hasste sich selbst für das, was er getan hatte. Tun musste. Itachi stieß den angehaltenen Atem aus. „Onee-chan“, flüsterte er leise, dabei nahm der sanfte warme Wind seine gehauchten Worte auf und trug sie mit tanzenden Blättern fort. Eine schwere Hand legte sich auf seine Schulter, ehe sich Kisames besorgtes Gesicht in sein Blickfeld schob. „Itachi?“ Der Hoshigaki musterte seinen jungen Partner genau. Der Uchiha stand ja vollkommen neben sich. So viele Gefühle hatte er nicht in all den Jahren ihrer Partnerschaft bei ihm gesehen. „Was ist los mir dir, Itachi? Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hättest.“ Kisame schwieg einen Moment. „Es ist diese Frau, nicht wahr?“ Müde hob Itachi den Kopf, schenkte Kisame einen stummen Blick, ehe er schnell wieder wegschaute. Der Hoshigaki stolperte entsetzt vor dem Ausdruck in Itachis Augen zurück. Schmerzen. Unvorstellbare seelische Schmerzen spiegelten sich in seinen nachtschwarzen Augen wieder. „Itachi.“ Besorgt legte er seine Hand wieder auf die schmalen Schultern des Uchihas. „Rede mit mir. Wir sind Partner.“ Leicht schüttelte er ihn, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Itachi öffnete den Mund, aber kein Ton verließ seine Lippen. Er wandte den Kopf ab und starrte stumm zusammengesunken zu Boden; beobachtete eine kleine Spinne, die gerade ihr Netz spann und auf ihre Beute wartete. Resigniert ließ Kisame sich neben Itachi zu Boden gleiten, legte Samehada auf seinen Knien ab und spielte gedankenverloren am Griff. Schweigend saßen sie beisammen, nur wenn einer von ihnen die Position veränderte, berührten sich ihre Knie. „Kasumi“, murmelte Itachi so leise, dass es im Rauschen der Bäume unterging. „Huh?“ Kisame wandte sich zu dem Uchiha um, der nun angespannt, aber gerade neben ihm saß und die Augen geschlossen hielt. „Kasumi“, stockend brach er ab. „Uchiha Kasumi“, wiederholte Itachi ruhig „Meine Schwester.“ Er verstummte einen Moment und legte den Kopf in den Nacken. Die Haare, die ihm ins Gesicht fielen, bewegten sich in einer lauen Brise. „Ich habe sie geliebt. Ich habe sie bewundert. Und dann wurde sie mir fortgerissen. Ermordet von Orochimaru“, stieß er zornig hervor und ballte wütend die Fäuste, während er auf seine Knie schaute. „Ich hätte ihn damals töten sollen, anstatt ihn in meinem Genjutsu gefangen zu halten und ihm nur seine verfluchte Hand abzuschneiden.“ Zornesfalten gruben sich in seine Stirn, gerade als Schatten über die Baumkronen huschten. Kisame warf einen Blick zur Seite. Die Konoha Ninjas und die beiden Fremden machten sich gerade auf den Rückweg nach Konohagakure, aber der Hoshigaki blieb entspannt sitzen. Der Jinchuriki lief ihm nicht davon. Ein paar Tage mehr oder weniger machten jetzt auch nichts mehr aus. Er sah zu seinem Partner rüber und bemerkte seinen Blick, der an der jungen Frau haftete und dabei jeden ihrer Bewegungen beobachtete. Schon wollte Itachi aufspringen, aber mehr als ein schwaches Zucken seiner Muskeln brachte er nicht zustande. Sie nahmen sie mit. Mit ins Dorf, das versteckt unter den Blättern lag. „Ich würde sie überall wieder erkennen“, hauchte er, nachdem sie mit dem dichten Dickicht verschmolzen war. „Kasumi stand mir näher, als irgendjemand anderes. Sie trainierte mit mir, hörte mir zu, spielte mit mir, wenngleich sie selbst sehr unter unserem Vater litt und kaum Zeit hatte. Obwohl sie diejenige war, die Vater unter Druck setzte. Nachdem sie ... tot war, konzentrierte Vater sich auf mich. Zuerst war ich froh darüber, dass otô-san mich beachtete und mir Aufmerksamkeit schenkte. Erst nach einiger Zeit bemerkte ich, was er wirklich vorhatte. Seitdem hasste ich ihn. Er war nicht mehr mein Vater“, stieß Itachi erregt hervor. „So wie Kasumi kein Kind sein durfte, so nahm er nun auch mir meine Kindheit. Er tat alles dafür, in Konoha an die Macht zu kommen. Er verleumdete sogar seine eigene Tochter, die noch nicht mal eine Grabstätte bekam. Es gab keine Uchiha Kasumi in unserer Familie mehr. Sie wurde aus den Annalen gestrichen.“ Er lachte bitter auf, seine Finger gruben sich verkrampft durch die Hose in die Oberschenkel. „Das war mit ein Grund, warum ich meinen Clan tötete. Keiner von ihnen scherte sich darum, was Fugaku tat. Dass er Kasumi auslöschte. Sie war ihm nicht mehr von Nutzen; jetzt sollte ich ihren Platz in seinen Verschwörungsplänen einnehmen. Aber ich machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Einzig und allein Sarutobi vertraute ich noch und war ihm und Konoha treu ergeben. Deswegen distanzierte ich mich von meiner Familie. Er war es, der mir half, den Verlust meiner Schwester zu verarbeiten. Er ...“, stieß Itachi keuchend hervor. „... und nicht mein Vater.“ Kisame, der bis jetzt schweigend dem Redefluss seines Partners gelauscht hatte, bewegte sich ein bisschen und veränderte seine Position. „Tut es dir leid, was du getan hast?“, wollte er ruhig von ihm wissen. Itachi schwieg eine Weile und dachte über die Frage nach. Der Wind frischte kurzeitig auf, raschelte in den Bäumen, während kleine Vögel zwitschernd und tschilpend in den Baumkronen nach Futter suchten. Schmetterlinge tanzten über die Waldblumen, die auf einer kleinen Lichtung in der Sonne standen, die durch das dichte Geäst schien. Ein kleiner brauner Hase hoppelte zwischen dem hohen Gras am Fuße eines alten Baumes entlang und rümpfte witternd sein Näschen. Kisame und Itachi saßen so still beieinander, dass das kleine Tier keine Gefahr witterte. „Nein ...“, stockend brach Itachi ab. „Ja. Im Nachhinein schon. Ich wünschte vieles wäre anders gelaufen. Allerdings weiß ich nicht, was die Zukunft gebracht hätte, wenn Kasumi nicht von Orochimaru entführt worden wäre.“ Der Uchiha verstummt. „Ich denke nicht, dass sie sich Vaters Wünschen gebeugt hätte. Dafür hatte sie schon immer den Hatake zu gerne.“ Seine Mundwinkel zuckten, als ob er lächeln wollte. „Sie liebte das Dorf und all seine Bewohner. Kasumi hätte niemals etwas getan, was Konoha geschadet hätte“, murmelte Itachi leise, in Gedanken versunken. „Was wirst du nun tun, Itachi?“, fragte Kisame nach einer Weile interessiert. „Ich werde ... Ich muss mit ihr reden“, erwiderte er. „Dann werde ich dich begleiten und mir den Jinchuriki-Bengel holen“, erinnerte der Kirigakure Ninja ihn. „Tu, was du tun musst. Es ist mir egal“ entgegnete Itachi gleichgültig und stand langsam auf. Erschrocken zuckte das Häschen zusammen, blickte wachsam zu den beiden Männern hinüber und verschwand dann schnell in seinem nahe gelegenem Bau. ~. . . ~ „Das ist also Konoha.“ Daisuke beschattete die Augen und blickte auf das gewaltige Tor und die Verteidigungsmauer, die das Dorf umgab. Lautlos trat Kasumi an seine Seite. „Ja, das ist Konoha“, murmelte sie leise. Tief atmete sie den würzigen Duft ihres Heimatdorfes ein. Wie sehr hatte sie diesen typischen harzigen Geruch vermisst. Vor ihnen lag das große Haupttor, durch das man das Dorf betrat. Soweit sie sich daran erinnern konnte, befand sich seitlich davon ein Wachposten. Es hat sich in all den Jahren nichts verändert, sinnierte Kasumi. Immer noch trug der Torrahmen das Zeichen von Konohagakure und das Kanji für Feuer. Alles war nur etwas verblichener. „Was sind das für Köpfe dahinten im Berg?“ Daisuke kniff die Augen zusammen, um über das weitläufige Gebiet hinweg die Bergwand zu erkennen. „Das ist das Hokage-Monumet mit dem Wahrzeichen von Konoha. Die Köpfe stellen die Gesichter der bisherigen Hokage unseres Dorfes dar“, warf Kakashi kühl ein, ehe Kasumi ihm antworten konnte. „Geh weiter, Kasumi.“ „Hör auf, mich wie einen Nukenin zu behandelt, Hatake“, zischte sie ihn wütend von der Seite her an, als sie an ihm vorbei ging. „Dann hör du auf mich Hatake zu nennen“, murmelte er leise, ehe er als letzter seinem Team folgte. ~. . . ~ „Bei Kami“, stöhnte Hagane Kotetsu und warf sich auf den hölzernen Tisch. „Heute ist es wieder so langweilig.“ „Ich weiß nicht was du hast, Kotetsu. Es ist heute ein richtig friedlicher Tag. Tsunade hat keine Zornausbrüche mehr, seit Naruto auf Mission ist und wir brauchen keine anstrengenden Aufgaben für sie zu erledigen. Denk nur mal an ihren letzten, da hatte ich eine blutige Beule am Kopf.“ Kamitsuki Izumo schaute seinen Freund belustigt an, der vor Langeweile die Augen geschlossen hatte. „Oh. Sieh mal.“ Izumo stieß Kotetsu verwundert den Ellenbogen in die Seite. „Kakashi und Yamato sind wieder zurück.“ „Wirklich?“ Überrascht setzte sich Kotetsu auf und spähte um die Ecke. „Du hast recht, aber wer sind die beiden anderen, die bei ihnen sind?“ Verwundert runzelte er die Stirn. „Na, ist das jetzt Aufregung genug für dich?“, neckte Izumo ihn. „Hallo Kakashi. Na, Mission beendet?“, erkundigte sich Izumo und spähte in seinen Plan. „Wo habt ihr Uchiha Itachi gelassen? Und wer sind die beiden anderen da?“ Kakashi knirsche daraufhin mit den Zähnen. „Yea, ich bin Daisuke.“ Grinsend stemmte der Blonde überraschend die Hände auf dem Tisch ab, woraufhin Izumo erschrocken zurückwich. „Äh ... ja, das ist ... toll“, stotterte er fassungslos, wobei er einen hilfesuchenden Blick seinem Freund zu warf. Währenddessen trat Kasumi dazu und schob Daisuke beiseite. „Uchiha Kasumi. Ninja ID 010277.“ Verblüfft schaute Kotetsu die junge Frau an und begann hektisch in seinen Unterlagen zu blättern. „ID 009720 ... 010800 ... 010252 ... 011226 ... 011671 ...“ Panik breitete sich in ihm aus, als er die ID nicht fand und nervös ließ er das Heft fallen, als sich alle Augen auf ihn hefteten. „Du wirst ihre Ninja ID nicht in deinen Unterlagen finden. Darin sind nur die im Dienst befindlichen Ninjas gelistet“, bemerkte Kakashi ruhig. „Was meinst du damit?“, erkundigte Izumo sich neugierig bei dem Hatake. Kakashi warf ihr einen flüchtigen Blick zu, ehe er sich an den Kamizuki wandte: „Sie wurde vor 16 Jahren offiziell für tot erklärt.“ Fassungslose Stille breitete sich zwischen den Ninjas aus und alle Augen hefteten sich auf Kasumi. Genervt warf sie ihre Haare nach hinten. „Sehe ich aus, als ob ich tot wäre?“, zischte sie Kotetsu gereizt an. „N ... nei ... nein“, stotterte der Hagane perplex. „Dann ist ja gut.“ Sie warf einen finsteren Blick in die Runde, ehe sie sich an Kakashi wandte: „Dann können wir ja jetzt gehen.“ Schweigend drehte sich der Jonin um und folgte ihr die Straße entlang zur Residenz des Hokage. Entschuldigend lächelte Yamato die beiden Torwächter an, ehe er den anderen folgte. Unbemerkt von Izumo und Kotetsu huschte ein schwarzer Schatten über die Mauer am Tor und verschwand in einer der unzähligen Gassen. Wortlos lief Kakashi neben Kasumi durch die Straßen Konohas, bis zum Fuße des Berges, dort setzte er sich an die Spitzte des kleinen Trupps und betrat als erster das Gebäude. Er führte sie über verschiedene Treppen, Gänge und Flure, bis Daisuke vollkommen verwirrt und sich sicher war, niemals lebend wieder alleine aus diesem Anwesen herauszufinden. Schließlich blieb Kakashi vor einer schlichten Holztür stehen und klopfte leise an. Es dauerte einen Moment, bis das ersehnte „Herein“ ertönte. „Oh, Team Kakashi! Ihr seid schon zurück?“ Erstaunt sah die Godaime von ihren – vor sich ausgebreiteten, gefährlich am rutschen, übereinander gestapelten – Papieren auf. Eindringlich musterte sie jeden einzelnen, der vor ihr stand. „Hallo Tsunade“, ertönte eine weiche Stimme zwischen den Männern. „Du hast dich in all den Jahren überhaupt nicht verändert.“ Überrascht blickte die Angesprochene auf. Kapitel 23: Kapitel 23 ---------------------- Kühle Nachtluft traf auf erhitzte Haut. Das dünne Laken raschelte leicht, als Kasumi sich stöhnend wand. Die Vorhänge vor dem weit geöffneten Fenster bewegten sich sanft in dem Luftzug, der hereindrang. Man spürte bereits langsam, dass der Herbst Einzug in das Land hielt. Die Tage waren noch heiß und drückend, während die Nächte anfingen, unangenehm kühl zu werden. Da in dieser Nacht Neumond war, erhellten die Straßenlampen nur spärlich das kleine karg möblierte Zimmer. Frustriert stöhnte Kasumi auf und schlug die Decke beiseite. Sie konnte einfach nicht schlafen. Zuviel war in den letzten Tagen geschehen, zuviel ging ihr im Kopf herum. Resigniert seufzte sie, dabei vergrub sie ihre Finger in den dichten Haaren und mit den Handballen massierte sie sich die schmerzenden Schläfen. So müde Kasumi auch war, die wirren Gedanken, die durch ihren Kopf zuckten, ließen sie einfach nicht zur Ruhe kommen. Ein Grunzen veranlasste sie, einen Blick quer durch den dunklen Raum, auf das andere Bett zu werfen. Außer ein paar blonden verwuschelten Haaren – die etwas vom Schein der Lampe angeleuchtet wurden – schaute nichts unter der Decke hervor. Ein weiteres Grunzen ertönte, als Daisuke sich auf die andere Seite warf. Schmunzelnd schwang die junge Uchiha ihre nackten Beine aus dem warmen Bett und stand behutsam auf. Vorsichtig tapste sie auf nackten Sohlen zu seinem Bett hinüber. Das viel zu große Hemd, welches sie trug, entblößte dabei eine Schulter, während es um ihre Beine flatterte. Zögernd streckte sie eine Hand aus, um dem Schlafenden sanft eine wirre Strähne goldenen Haares aus der Stirn zu streichen. Ich liebe dich. Resigniert sank die junge Frau neben Daisukes Bett zu Boden. Eine Hand hatte sie in seinem dichten Haaren vergraben und musterte ihn bekümmert. „Es tut mir leid, Daisuke“, flüsterte sie ihm entgegen. „Es tut mir so unglaublich leid.“ Kasumi strich ihm zärtlich durch die Haare. In ihren Augen schimmerten ungeweinte Tränen. „Ich kann dir nicht die Liebe entgegen bringen, die du möchtest. Es tut mir in der Seele weh, dich damit zu verletzten, aber um nichts in der Welt hege ich für dich dieselben Gefühle.“ Mit gebrochener Stimme verstummte sie. „Ich liebe dich, ja. Aber nicht auf diese Art. Mein Herz gehört einem anderen Mann. Und das schon fast mein ganzes Leben lang.“ Erschöpft legte sie ihren Kopf auf seine Brust und lauschte seinem beruhigend gleichmäßigen Herzschlag. „Kakashi“, hauchte sie in die Dunkelheit. Ihr Herz gehörte einzig und allein ihm. Auch wenn sein Verhalten sie sehr verletzte, sie liebte ihn wie am ersten Tag, als sie sich ihre Gefühle zu ihm bewusst wurde. Er war ihr bester Freund, ihr Seelengefährte und ihre große Liebe. Seufzend stemmte Kasumi sich hoch, wuschelte noch einmal kurz durch Daisukes Haare und trat anschließend durch die Tür auf den Balkon, der das ganze Hotel umgab. Daisuke schlug die blauen Augen auf und starrte regungslos an die weiß getünchte Decke. „Ich liebe dich, Uchiha Kasumi. Egal welchen Namen du trägst“, murmelte er in die Stille der Nacht. „Auch wenn du mich nicht liebst. Wenn nötig, zwinge ich dich zu deinem Glück.“ Und drehte sich dann mit raschelndem Laken zur Wand. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm, ehe er die Augen wieder schloss. Kasumi rieb sich die entblößten Arme, bevor sie sich an der Balustrade abstützte und in die verwinkelten Gassen unter sich schaute. Es fröstelte sie, in der kühlen Nachtluft, die um die Hausecken wehte. Die Sterne glitzerten zu Abertausenden am nächtlichen Firmament. Schwer atmete sie aus, ließ den Blick über die Dächer Konohas schweifen. Hier irgendwo schlief Kakashi. Wehmütig dachte sie an die vergangene Zeit, als sie sich noch nahe gestanden hatten. Seufzend strich sich die junge Frau eine herumwirbelnde Strähne aus dem Gesicht. Und erstarrte mitten in der Bewegung. Sie war nicht allein hier draußen. Sie fühlte, wie sie von Blicken durchbohrt wurde. Die Glöckchen in ihren Haaren bewegten sich sacht im Wind, während sie ihren argwöhnischen Blick suchend schweifen ließ. Schließlich stieß sie die angehaltene Luft aus und ließ die Hand wieder sinken. Abermals rieb sie sich über die Arme. Du Närrin, schalt sie sich selbst. Sie wusste doch, dass man Daisuke und sie von einer ANBU Einheit überwachen ließ. In dieser Hinsicht waren Tsunades Worte sehr deutlich gewesen. Gedankenversunken fuhr sie über die Holzmaserung der Balustrade. ~. . . ~ Rote Augen suchten die umliegenden Dächer ab, bevor er sich mit herumwirbelndem Mantel tiefer in die dunklen, abgelegenen Straßen Konohagakures zurückzog. Für heute konnte er nichts mehr ausrichten. Sie hatte ihn bemerkt. Er kicherte leise, während er die Straße entlang lief. Fiepend kreuzte eine braune Maus seinen Weg, dicht gefolgt von einer schwarzen Katze, die ihn aus schwarzen Augen argwöhnisch beobachtete, ehe sie weiter ihr Abendessen verfolgte. Er warf einen letzten Blick zu der jungen Frau, als eine Wolke die Sterne verdeckte und den Weg zwischen den Häusern in tiefste Nacht tauchte. Als sich die Wolke verzogen hatte, lag die Gasse still und verlassen da. ~. . . ~ Es war so still in dem geräumigen Büro der Hokage von Konohagakure, das Kasumi das Zwitschern der Vögel vor dem großen Fenster klar und deutlich hören konnte. Selbst Naruto schwieg erstaunt. Fassungslos ruhten die braunen Augen Tsunades auf der jungen Frau, die sich leicht an einen hochgewachsenen blonden Mann lehnte. „Mikoto?“, entfuhr es Tsunade verblüfft und noch im selben Moment schüttelte sie hektisch den Kopf. „Nein, das ist unmöglich“, hauchte sie. Minutenlang reagierte keiner der anwesenden Shinobi. Schließlich stemmte die Hokage energisch die Hände auf den Schreibtisch und schon abrupt den Stuhl nach hinten, als sie aufstand. „Shizune!“, bellte sie. Eine Frau, die, mit einem kleinen Schweinchen auf dem Arm, an der Tür stand zuckte erschrocken zusammen. Das Schweinchen quiekte dabei protestierend auf. „Ha ... Hai?“, stotterte sie, ehe sie sich zusammenriss. „Bring mir alle Akten der gefallenen Shinobis während und nach dem Dritten Ninja-Weltkrieg.“ „Sofort.“ Shizune wirbelte auf der Stelle herum und riss die Bürotür auf, die mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug und offen stehen blieb. Noch während Tsunade den Tisch umrundete begann sie zu sprechen: „Den Bericht kannst du mir später vorlegen – gib dir dieses Mal bitte mehr Mühe, ich habe nicht die Lust und die Zeit deine Hieroglyphen zu entziffern.“ Tsunade starrte Kakashi genervt an; seine Berichte waren die reinste Katastrophe. „Und jetzt geht.“ Sie wandte sich von dem Jonin ab, um sich die junge Frau näher anzusehen. „Ich bleibe.“ Überrascht schaute die Godaime auf und direkt in Kakashis ausdrucksloses Gesicht. Noch bevor sie reagieren konnte, schaltete sich Naruto ein: „Wenn er bleibt, dann bleibe ich auch.“ Gefährlich begann eine Ader auf Tsunades Schläfe zu pochen und finster starrte sie Naruto an. „Dann bleibe ich auch.“ Sakura stellte sich demonstrativ neben Naruto und auch Yamato trat einen Schritt vor und legte Kakashi eine Hand auf die Schulter, welcher dieses mit einem Seitenblick quittierte. „Ach ja?“, fragte Tsunade gefährlich leise und die Spannung stieg greifbar. „Ich bin hier die Hokage!“, fauchte sie die Shinobis vor sich an. „Ihr tut gefälligst das, was ich euch sage!“ „Ich bleibe“, erwiderte Kakashi ungerührt. „Jetzt reg dich mal nicht so auf, Tsunade-Baa-chan. Das ist nicht gut in deinem Alter“, warf Naruto mit hinter dem Kopf verschränkten Armen frech ein. Bestürzt hielt Sakura den Atem an, dabei trat sie vorsichtig einen Schritt zurück, während Sai das ganze Szenario – mit schräg gelegtem Kopf – abwartend an der Wand gelehnt beobachtete. „Naruto!“, brüllte Tsunade los und warf wütend einen Stuhl nach dem jungen Ninja. Erschrocken duckte dieser sich unter dem über seinen Kopf hinweg fliegenden Stuhl. Entsetzt keuchte Shizune auf, die gerade das Büro mit einem Aktenstapel auf ihren Armen betreten wollte. In letzter Sekunde konnte sie ausweichen und sich an den Türrahmen pressen, dabei streifte der Stuhl leicht eine heraushängende Akte und der ganze Stapel begann gefährlich zu wackeln, drohte somit von ihren Armen herunter zu rutschen. Vier hilfreiche Hände, die eilig zu Hilfe kamen, konnten das Auseinanderbrechen des Aktenstapels gerade noch verhindern. „Also wirklich, Tsunade“, schimpfte Shizune, nachdem sie die Akten sorgfältig auf dem überfülltem Tisch abgelegt hatte. „Und so jemand soll den ehrenvollen Titel des Godaime Hokage tragen?“ „Pah!“, machte Tsunade nur, als sie sich setzte und die erste Akte aus dem Stapel zog. Sai brachte gerade den leicht demolierten Stuhl wieder herein und schloss die Tür hinter sich, als Kasumi sich zu der blonden Frau vorbeugte. „Es würde definitiv schneller gehen, wenn du nach meiner Ninja ID suchen würdest“, bemerkte sie, als sie ihr über die Schulter schaute. „Außerdem, warum verplemperst du deine kostbare Zeit mit sinnloser Aktenwälzerei?“ Die junge Uchiha verschränkte die Arme vor der Brust und sah Tsunade abschätzend an. „Du weißt doch ganz genau, wer ich bin.“ Resigniert schloss die Hokage die Augen, ehe sie tief aufseufzte und ihr Kinn auf die ineinander verschränkten Finger legte. „Nach allem was ich von Jiraiya weiß, bist du seit diesem Tag tot“, murmelte sie mit zusammengekniffenen Augen. Kasumi schnaubte entrüst. „Sehe ich etwa tot aus?“ Verärgert stemmte sie die Hände auf die Dokumente und funkelte die Hokage an. „Ich bin alles andere als tot und wenn wir dieses Thema nun zu Genüge durchgekaut hätten, würde ich nun gerne wieder gehen.“ „Nein!“ „Was?“ Wütend blitzte sie Kakashi an. „Ich wüsste nicht, dass du der Hokage von Konoha bist, Hatake“, fauchte die junge Frau ihn spitz an. „Er hat Recht, Kasumi.“ Tsunade umrundete den Schreibtisch und zwang die junge Frau sie anzusehen, in dem sie Kasumi an der Schulter packte und umdrehte. „Ich will mir das Fluchsiegel ansehen.“ „Was denn für ein Fluchsiegel?“, warf Daisuke verwirrt ein, als er auf die beiden Frauen zuging. „Tse, und du willst sie kennen?“, fragte Kakashi verächtlich. „Du kennst weder ihren Namen, noch so etwas Bedeutsames wie das Juin“, fuhr er den blonden Mann an. „Hör auf damit, Kakashi!“ Der Jonin verharrte in seiner Bewegung. Das war das erste Mal, dass Kasumi ihn bei seinem Namen genannt hatte. Und das nur um diesen Kerl in Schutz zu nehmen. „Wie soll er etwas über mich wissen, wenn ich nichts gesagt habe“, nuschelte Kasumi und mied dabei den Blick der beiden Männer. Sie lehnte am Schreibtisch der Hokage und war gerade dabei den Verschluss des Umhanges zu öffnen, während Tsunade abwartend neben ihr stand. Als der Stoff von ihren Schultern rutschte – dabei sich hinter ihr auf dem überladenen Tisch bauschte – schoben Tsunades kühle Finger einen Teil des Kragens zur Seite, um einen flüchtigen Blick auf das Juin zu werfen. Versuchsweise ließ sie Chakra in das Siegel fließen. Es dauerte nicht lange und Kasumi keuchte unter Schmerzen auf. Ihr Körper verkrampfte sich und sie sackte zusammen. „Kasumi!“ Daisuke sprang erschrocken vor, doch die junge Frau wehrte ihn mit einer brüsken Handbewegung ab. „Es geht schon“, keuchte sie, dann stöhnte sie leise auf. „Tsunade ...“, begann Kakashi, doch ihr eisiger Blick ließ ihn schweigen. Plötzlich schrie Kasumi gellend auf, riss den Kopf nach oben und starrte mit geweiteten Augen auf einen imaginären Punkt an der Wand. Feine Schweißtröpfchen flogen bei der abrupten Bewegung von ihrer Stirn und die Glöckchen klirrten leise. Zarte schwarze Linien schlängelten sich verschlungen über ihr kalkweißes Gesicht. „Es reicht, Tsunade“, hechelte sie unterdrückt. Langsam löste die Godaime ihre verkrampften Finger von der schweißnassen Haut der jungen Frau und betrachtete schwer atmend die roten Abdrücke, die ihr Chakrafluss hinterlassen hatte. „Es sollte versiegelt werden“, bemerkte sie, als sie sich abwandte und wieder auf ihren Stuhl nieder sank. „Nein“, brachte nach einiger Zeit Kasumi zustande. Sie richtete gerade ihre Kleidung wieder – dabei atmete sie immer noch schwer – erhob sich schwerfällig und schwankte etwas, aber sofort war Daisuke an ihrer Seite und stützte sie. „Ich komme damit zurecht.“ Tsunade starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. „Das hat man gesehen“, bemerkte sie trocken. „Tse. Kein Wunder, oder? Bei der Menge Chakra, die du mir direkt in das Juin geleitet hast. Wundert es dich da dann etwa das es sich aktiviert hat?“ Abschätzend sah Kasumi die ältere Frau an. „Na gut“, fing nach einer Weile die Hokage an. „Ihr bleibt fürs erste hier ...“ „Was? Du sperrst mich hier ein?“, unterbrach Kasumi sie verärgert. „... und ihr werdet von einem ANBU Team bewacht“, schloss sie unbeeindruckt. „Wie bitte?“, schrie Kasumi aufgebracht. „Das kannst du nicht machen, Tsunade! Ich habe eine Aufgabe zu erledigen!“ „Deine Aufgabe ist mir herzlich egal. Du hast das Dorf unerlaubt verlassen ...“ „Aber ...“ „... beziehungsweise bist nicht sofort zurückgekehrt, nachdem du die Möglichkeit dazu hattest. Du hattest die Möglichkeit das Dorf verraten.“ Fassungslos blickte Kasumi die blonde Frau vor sich an, ihr Blick schweifte über die anderen Shinobis im Raum, ehe sich ein bitterer Zug um ihren Mund legte. „Ich wusste, warum ich nicht mehr nach Konoha zurückgekehrt bin.“ Sie wandte sich ab. „Du darfst das Dorf nicht verlassen. Hast du mich verstanden, Kasumi?“, fragte Tsunade scharf. „Hai, Tsunade-sama. Aber für dich immer noch Uchiha-sama oder zumindest Kasumi-sama“, wies sie die Ältere zurecht. „Ich habe es nicht vergessen, dass du jetzt das Clan-Oberhaupt bist. Den Respekt dafür musst du dir allerdings verdienen, Kasumi“, entgegnete die Godaime ruhig. „Nehmt euch eine Unterkunft, aber ohne Begleitung verlasst ihr eure Zimmer nicht. Verstanden?“ „Hai“, knurrte die junge Frau wütend. Zutiefst verletzt griff sie nach ihrem Umhang, der zu Boden gerutscht war und stapfte erzürnt aus dem Raum. Daisuke war einen Moment lang wie paralysiert, ehe er realisierte, dass Kasumi das Büro verlassen hatte. Schnell eilte er ihr hinterher und noch ehe sich die Tür hinter ihm schloss, hörte die junge Uchiha die emotionslose Stimme Sais sagen: „Bist du dir sicher, dass du sie so gehen lassen solltest, Tsunade-sama? Sie ist eine Uchiha, genau wie Itachi und Sasuke eine Gefahr für das Dorf. Arrestier sie.“ ~. . . ~ Kasumi schnaubte leise. Als ob sie gewollt hätte, als Uchiha in diese Welt geboren zu werden. Und dann auch noch als Tochter des Clanführers. Lieber wäre sie irgendeine Kunoichi die etwas begabt wäre, aber ansonsten normal und unscheinbar. Sie seufzte auf. Das Leben war einfach nicht fair. Anstatt Itachi zur Rechenschaft zu ziehen, saß sie hier nun fest und wurde wie ein Schwerverbrecher behandelt. Aber war sie das nicht auch? Nachdenklich nagte sie an ihrer Lippe. Sie hatte Schreckliches getan unter der Herrschaft von Orochimaru und sie war froh, dass er endlich tot war. Und ja, sie hatte das Kaijin no Jutsu nicht angewandt. Was ihr jetzt – im Nachhinein – falsch vorkam. Hätte sie es tun sollen? Konoha hatte sie nicht verraten, aber sie war eine Gefahr für das Dorf. Sai hatte schon recht. So leid es ihr tat dies einzugestehen. Traurig schloss sie die Augen. Noch immer spürte sie die prüfenden Blicke, die von allen Seiten auf sie einschossen. Wenn sie jetzt fliehen würde, dann wäre sie erledigt. Selbst sie kam nicht gegen vier ANBUs an und wie sie Tsunade einschätzte, waren das Elite-ANBUs mit denen nicht zu spaßen war. Kasumi rieb sich die zitternden Arme. Sie war viel zu lange draußen gewesen, nun fror sie entsetzlich. Gerade als sie sich abwenden und wieder ins Zimmer gehen wollte, bemerkte sie eine Bewegung in einer der Seitengassen und silberne Haare blitzten im Schein der Straßenlampe auf. Ihr Blick war von seinen Augen gefangen; minutenlang verharrte sie regungslos in seinem Anblick, bis Kakashi sich langsam umdrehte und wieder in die Schwärze der Nacht eintauchte. Erst jetzt bemerkte Kasumi, dass sie unbewusst ihren Atem angehalten hatte und schnappte keuchend nach Luft. Ihr Herz raste mit unglaublicher Geschwindigkeit in ihrer Brust. Sie wusste, diese Nacht würde sie nicht mehr ruhig schlafen können. ~. . . ~ Energisch wurde an die Zimmertür geklopft. Verärgert über die Störung am frühen Morgen riss Daisuke die Tür auf, während er mit der anderen Hand das lockere Handtuch festhielt und blaffte seinem Gegenüber ein unfreundliches „Was?“ entgegen. „Oh! Du!“, begrüßte er Kakashi dann ohne große Begeisterung, dabei machte er keine Anstalten ihn hereinzubitten. Kakashi musterte erst Daisukes Brust – an der noch ein paar vereinzelte Wassertropfen herab rannen – anschließend das tief auf der Hüfte sitzende Handtuch und zum Schluss das zerwühlte Bett im Hintergrund. „Ist Kasumi da?“, fragte er ausdruckslos. Daisuke verschränkte die Arme vor der Brust und lauschte mit schräg gelegtem Kopf dem Rauschen der Dusche. „Sie ist unter der Dusche“, grinste er süffisant. „Möchtest du, dass ich ihr etwas ausrichte?“ „Nein, danke!“, erwiderte Kakashi knapp und drehte sich wortlos um. „Einen schönen Tag wünsche ich noch!“, rief ihm Daisuke fröhlich nach, ehe er lachend die Tür zuschlug. „Wer war das?“, erkundigte sich Kasumi, die gerade den Raum betrat und sich die Haare trocken frottierte. „Niemand“, entgegnete Daisuke lächelnd. „Hat sich vertan.“ „Hm.“ Sie musterte ihn aufmerksam, stellte aber nichts Unnatürliches in seinem Verhalten fest. Der blonde Mann war wie eh und je gut gelaunt. „Wie geht es dir jetzt?“, wollte er wissen und kam dabei auf sie zu. Ihr wurde unter seinem prüfenden Blick unwohl, deshalb wandte sie ihm den Rücken zu. „Es geht mir gut. Danke.“ Wortlos trat er neben sie und griff sanft nach ihrem Kinn, ehe er ihren Kopf zu Seite drehte und Kasumi somit zwang, ihn anzusehen. Noch kniff sie die Augen zusammen, bevor sie den Blick hob und ihre schwarzen Iriden auf die blauen Daisukes trafen. „Lüg mich bitte nicht an“, flüsterte er sanft, ehe er ihr zärtlich über die Wange strich. „Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht.“ Dunkle Augenringe ließen ihre feinen Gesichtszüge noch blasser und ihre traurigen Augen riesig in ihrem Gesicht wirken. „Es geht mir gut, Daisuke“, wiederholte sie fest nach einigen Minuten. „Es muss so gehen“, hauchte sie, als sie sich aus seinem Griff löste und sich von ihm distanzierte. Schweigend kehrte sie in das angrenzende Bad zurück und schloss mit einem gedämpften Klicken die Tür hinter sich. Währenddessen fuhr sich Daisuke seufzend durch die noch leicht feuchten Haare, ehe er resigniert durchatmete und einen dunkelblauen schlichten Yukata aus dem Schrank zog. Kurz musterte er das Kleidungsstück. Nicht gerade die beste Qualität, aber auch nicht das Schlechteste, was er schon mal getragen hatte. Als er sich fertig angezogen hatte, hörte er hinter sich das gedämpfte Klappern der Geta. „Ich denke wir geben unsere Kleidung ...“ Daisuke drehte sich mit seinem Kleidungsstapel und verstummt sprachlos. Kasumi blieb einige Schritte von ihm entfernt stehen, dabei schaute sie ihn fragend an. Der junge Mann räusperte sich verlegen, danni riss er gewaltsam seinen Blick von ihrer schlanken Gestalt in dem schwarzen, mit dunkelrosanen Päonien verzierten, Yukata ab. „... bei der Wirtin zur Reinigung ab“, brachte er gepresst hervor. „Mach das“, stimmte ihm Kasumi angespannt zu. Schweigend griff sie nach Sujin, der an der Wand lehnte und öffnete die Tür. Halb war sie schon auf dem Flur getreten, ehe sie merkte, dass Daisuke ihr nicht folgte. „Kommst du?“ „Hai“, murmelte er. Das Knarren der Stufen unter ihren Schritten wurde fast gänzlich von dem Klappern der Geta übertönt. „Wir dürfen das Hotel nicht verlassen“, gab der junge Mann zu bedenken. „Ich lasse mich in meinem eigenen Dorf nicht wie eine Gefangene behandeln!“ Eindringlich sah Kasumi ihn an, während sie das Hotel verließen. Kaum berührte ihr Fuß den staubigen Boden der Straße materialisierte sich vor ihr einer der ANBUs. „Wo wollt ihr hin?“, ertönte die gedämpfte Stimme einer Frau unter der Tiger Maske hervor. „Das Dorf ansehen. Meine Begleitung war noch nie in Konoha“, entgegnete Kasumi knapp. „Euch ist verboten worden das Hotel zu verlassen.“ „Das ist nicht ganz korrekt“, stellte das junge Clanoberhaupt richtig. „Wir dürfen nicht ohne Begleitung das Hotel verlassen, da aber ein ANBU-Team zu unserer Bewachung abgestellt ist, ist das ja wohl kein Problem. Richtig?“ An der Haltung des ANBU vor ihr konnte Kasumi erkennen, dass diese mit dieser Entwicklung der Situation gar nicht einverstanden war. „Das Katana bleibt hier.“ „Nein!“, entgegnete Kasumi steif. „Wo ich hingehe, geht auch Sujin hin.“ „Es ist euch untersagt schwer bewaffnet durch das Dorf zu streifen“, warf der ANBU scharf ein. „Gibt es ein Problem, Taiga?“ Die tiefe ruhige Stimme eines weiteren ANBU ertönte hinter der jungen Frau mit der Tiger Maske und den violetten langen Haaren, die sich sanft im Wind wiegten. „Keines, das ich nicht alleine lösen könnte, Kyatto“, fauchte Taiga. „Ich schlage vor, du klärst das mit Tsunade-sama ab und Okami und ich haben ein Auge auf die beiden.“ „Hai“, knurrte Taiga aufgebracht, ehe sie mit einem leisen ‚Plopp' verschwand und auch der junge Mann mit der Katzenmaske musterte sie noch mal flüchtig, bevor auch er in einer Rauchwolke verschwand. Eine Zeit lang rührte sich keiner der beiden jungen Leute, bevor Kasumis steife Haltung zusammenbrach und ihre Schultern zitternd nach vorne sackten. „Das ging ja gerade noch mal gut“, stöhnte Daisuke und massierte sich seinen verspannten Nacken, während er prüfend die umliegenden Dächer musterte. „Sollen sie beweisen, dass ich unrecht habe“, konterte Kasumi ungerührt; sie packte den Griff ihres Schwertes fester und ging schweigend los. Geschickt führte sie Daisuke über Nebenstraßen und kleinen Gassen tiefer nach Konoha hinein, bis sie plötzlich abrupt im Schatten eines hohen Baumes stehen blieb. Dabei rannte Daisuke fast in sie hinein. Mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete sie die Hauswand auf der gegenüberliegenden Seite. „Warte hier auf mich, Daisuke“, murmelte sie ruhig, als sie die Straße überquerte. „Es dauert nicht lange.“ „Aber Kasumi ...“, warf er überrascht ein. Die junge Frau straffte die Schultern, während sie eilig die mäßig gefüllte Straße überquerte und drückte die dunkle Holztür auf. Still lag das Treppenhaus vor ihr. Staubteilchen tanzten durch die Luft, angestrahlt durch das Sonnenlicht, welches durch die großen Fenster fiel. Mit jedem Schritt, den sie die Treppe hochstieg, fühlte sie sich, als ob sie Gewichte an den Beinen hätte. Am liebsten würde sie niemals oben ankommen. Kasumi stieß einen leisen Seufzer aus, als sie vor Kakashis Tür stand. Noch nie hatte sie sich so unsicher und nervös gefühlt. Selbst dann nicht in der Zeit bei Orochimaru. Immer hatte sie Sujin und damit Kakashi vor Augen gehabt, doch nun würde hier alles enden. Sie hatte es Sujin versprochen. Sie würde das Schwert seinem früheren Herrn zurückgeben. Unsicher blickte sich die junge Frau um. Sie spürte einen starren Blick in ihrem Rücken, aber das Treppenhaus lag wie ausgestorben vor ihr. Nur durch das Fenster fiel Licht durch die Blätter eines Baumes herein und zauberten Lichtreflexe an die hellen Wände. Das war sicher nur das ANBU-Team. Kasumi drehte sich um, atmete tief ein und klopfte schließlich an die Tür. Sie wartete einen Moment. „Kakashi?“ Sanft hallte ihre Stimme. „Bist du da?“ Sie zögerte einen Moment. „Ich bin es. Kasumi.“ Nichts regte sich auf der anderen Seite der Tür. „Kakashi?“ Die junge Uchiha stöhnte enttäuscht und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. „Ich kann verstehen, dass du mich nicht sehen möchtest, aber ich bringe dir Sujin zurück.“ Kasumi stockte einen Augenblick und kaute nervös auf ihrer Lippe, während sie Sujin in ihren Händen hin und her drehte. „Ich denke, es ist das Beste, wenn ich Konoha wieder verlasse. Ich gehöre hier nicht mehr her und ...“ Kasumi versagte sie Stimme. „... und ich bereite dir mit meiner Anwesenheit nur Schmerzen. Ich ... Es tut mir leid“, brachte sie stockend hervor. Entkräftet von diesem Ausbruch lehnte sie Sujin an Kakashis Tür und kehrte ihm den Rücken. Langsam, auf jeden Schritt bedacht, trat die junge Frau auf die Straße. Tief atmete sie die immer wärmer werdende Luft ein. Der Wind spielte mit einigen Strähnen ihrer Haare und zupfte am Saum ihres Yukata. „Da bist du ja wieder, Kasumi.“ Daisuke stieß sich von der gegenüberliegenden Hauswand ab und legte einen Arm über ihre Schulter. Erschrocken zuckte Kasumi zusammen, als sie den stechenden Blick in ihrem Rücken spürte. Alarmiert drehte sie sich hektisch um und schaute mit gerunzelter Stirn die Straße auf und ab. „Was ist?“ Daisuke spürte, wie angespannt Kasumi in seinem Arm war. Wachsam schaute er ebenfalls die Häuserzeile auf und ab, aber nichts Ungewöhnliches fiel ihm auf. „Komm, gehen wir. Ich habe Hunger. Was hat Konoha so alles Leckeres zu bieten?“, lachte er fröhlich und zwang sie somit sanft ihn wieder anzusehen. Sekundenlang hing ihr Blick noch in einer abgelegenen Seitengasse fest, aber die Person, die sie vorhin ausgemacht hatte, war verschwunden. „Lass uns ... ins ‚Yakiniku Kyu' gehen, das ist für seine Gyutan berühmt.“ „Das klingt wirklich sehr verlockend.“ Verträumt blickt er in den strahlendblauen Himmel. „Ja! Ich habe richtig Lust auf gegrilltes Fleisch.“ Kasumi musste bei seinem Übermut befreit lachen uns sofort ging es ihr besser. „Danke“, murmelte sie gedämpft gegen seine Schulter. „Gern geschehen“, erwiderte Daisuke sanft, dabei verstärkte er noch etwas seine Umarmung. Eng umschlungen schlenderten sie durch die überfüllten Straßen, bis das Hokage Monument immer näher kam. Hin und wieder wies Kasumi auf einige bedeutende Orte hin, bis sie schließlich lachend das Yakiniku betraten. „Willkommen im ‚Yakiniku Kyu'“, wurden sie freundlich von einer schlanken jungen Frau begrüßt. Lächelnd bedeutete sie ihnen ihr zu folgen und führte sie an einigen besetzten Tischen vorbei. Überrascht blieb die junge Uchiha stehen, gerade als Daisuke an einem Tisch Platz nahm. „Hm?“, verwunderte schaute er auf und bemerkte den besetzten Tisch gegenüber. „Asuma? Kurenai?“, fragend beugte sich die junge Frau etwas vor. Stille breitete sich zwischen den drei Menschen aus. „Kasumi?“, quiekte Kurenai dann verwundert, ehe sie lachend der jungen Uchiha um den Hals fiel. „Bist du es wirklich?“ Unbeweglich ließ Kasumi die Umarmung über sich ergehen. Asuma bemerkte dagegen den jungen Mann am Tisch gegenüber, der die beiden Frauen schweigend beobachtete. Ob das der Mann war, von dem Kakashi erzählt hatte? Entspannt lehnte er sich zurück und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Kurenai und der jungen Uchiha, über die das halbe Dorf schon sprach. Es waren noch keine 24 Stunden vergangen und schon herrschte Aufruhr unter den Jonin und den Chunin. Kurenais Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Also ist es wahr, was uns Kakashi gesagt hat?“, wollte Kurenai wissen, dabei musterte sie Kasumi prüfend. „Wie es aussieht, verbreiten sich Neuigkeiten immer noch so schnell im Dorf wie früher. Es weiß wahrscheinlich schon ganz Konoha.“ Die junge Uchiha fühlte sich deutlich unwohl unter ihrem Blick. „Halb“, lachte die Yuhi. „Willst du und dein ...“ Sie zögerte einen winzigen Augenblick. „... Freund euch zu uns setzten?“ Asuma blickte von Kurenai zu dem Fremden am anderen Tisch, der gerade verschiedene Fleisch- und Gemüsesorten bei der Kellnerin bestellte. Auch Kasumi schaute flüchtig über die Schulter. „Nein danke, Kurenai. Das ist lieb von dir, aber ich denke, wir bleiben unter uns.“ Kasumi lächelte etwas gequält. „Es hat mich wirklich gefreut, euch beide wieder gesehen zu haben.“ Sie drückte die Yuhi kurz an sich, ehe sie Asuma grüßend zunickte und dann zu dem fremden Mann hinüber ging. Kurenai schaute ihr hinterher, ehe sie Asuma gegenüber wieder Platz nahm. „Wer war das?“, hörte sie den Mann fragen. „Freunde“, erwiderte Kasumi gedämpft und sah abwesend aus dem Fenster, während der Grill zwischen ihnen angezündet wurde. „Sie hat sich sehr verändert“, flüsterte Kurenai bekümmert. Asuma zündete sich gelassen eine Zigarette an. „Keiner weiß so richtig, was ihr widerfahren ist. Sie redet nicht darüber und auch Tsunade hat nichts Genaues erfahren. Wahrscheinlich wird sich Ibiki ihrer annehmen.“ Er schaute auf. „Wenn sie sich in Sicherheit wiegt.“ „Asuma!“, keuchte Kurenai entsetzt. „Hast du das von heute Morgen gehört?“ Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Sie ist mit einigen ANBU aneinandergeraten. Die meisten Jonin wissen schon Bescheid.“ Er schnippte die Asche weg. „Und Kakashi?“ Asuma schwieg und inhalierte den Rausch seiner Zigarette. „Er hat sich zurückgezogen.“ „Oh.“ ~. . . ~ „Ah, tat das gut.“ Der blonde Mann streckte sie ausgiebig und klopfte sich dann lachend auf den flachen Bauch. „Und jetzt?“ Auffordernd sah er zu Kasumi hinüber, die gerade das Yakiniku verließ. „Ich zeige dir noch etwas Konoha. Dabei würde ich gerne noch kurz im Amaguriama vorbeigehen. Irgendwie habe ich Lust auf ein paar frische Daifukus, du nicht auch?“ „Hmm. Ja, warum nicht. So ein, zwei Reiskuchen passen schon noch rein“, lachte er vergnügt. Gemeinsam schlenderten sie über die gefüllten Straßen, wichen lachend ein paar spielenden Kindern aus und beobachteten amüsiert einige Akademieschüler beim Training. Iruka beaufsichtigte sie gerade bei den Zielübungen mit den Shuriken. Kasumi schmunzelte leicht, als sie an ihr eigenes Training mit Itachi dachte. „Wie sieht der denn aus?“, gluckste Daisuke gerade und riss sie so aus ihren Gedanken. „Hm?“ Verwirrt folgte sie seinem Blick und bemerkte einen Jungen im grünen Trainingsanzug. „Ich weiß es nicht, aber er scheint sehr gut im Taijutsu zu sein“, bemerkte sie, als er mit ein paar jüngeren Schülern trainierte. „Das ist mein Schüler!“ Erschrocken keuchte Kasumi auf und dabei wich sie ein paar Schritte zurück, bis sie an einen Baum stieß. Ohne Sujin fühlte sie sich schutzlos. Verdammt, sie hätte zumindest ein paar Kunais mitnehmen sollen. Währenddessen war Daisuke schützend vor sie getreten, bevor er entsetzt verharrte. „Bei Kami!“, stieß er bestürzt hervor. „Geh mir aus dem Weg!“ Kasumi gab dem erstarrten Mann einen energischen Stoß, der ihn zur Seite taumeln ließ. Und dann verstand sie sein Verhalten. Der Mann vor ihr hätte der ältere Zwilling von dem Jungen sein können. Grinsend funkelte er sie an. „Rock Lee, der beste Taijutsu Kämpfer im Dorf – nach mir versteht sich.“ Er grinste sie immer noch strahlend an. „Äh ... ja.“ So überrumpelt wusste Kasumi nicht, was sie darauf antworten sollte und auch Daisuke fehlten die Worte, wie sie feststellte – er starrte zwischen dem Mann mit demselben grünen Trainingsanzug und dem Jungen hin und her. Freundschaftlich schlug er Kasumi auf die Schulter, die dabei erstickt keuchte. „Ha, also hatte Kakashi doch recht. So ein Mist, schon wieder eine Wette gegen ihn verloren. Dafür werde ich 1000 Runden auf den Händen um Konoha rennen!“ „Ja, ist ja eine ganz tolle Idee. Aber wer bist du überhaupt?“ Vorsichtig nahm sie seinen Arm von ihrer Schulter und entfernte sich etwas von ihm. „Guy-sensei! Guy-sensei!“ Rock Lee kam angerannt. „Wenn du 1000 Runden auf den Händen um Konoha rennen wirst, dann renn ich 2000!“ Vor Freude funkelten seine Augen übermütig. „Was sind denn das für zwei Irre?“, flüsterte Daisuke Kasumi zu, während Guy und Lee sich gegenseitig weiter anheizten. „Ich habe keine Ahnung“, seufzte sie resigniert. „Komm, lass uns von hier verschwinden, bevor sie uns noch mit da rein ziehen.“ „Das ist die Kraft der Jugend!“, brüllte Guy begeistert. Iruka blickte gerade auf, als die beiden sie heimlich von Guy und Rock Lee davon schlichen. Amüsiert lächelte er darüber. Mighty Guy allein war schon schwierig, aber beide zusammen waren richtig anstrengend. Ja, die zwei waren schon echt speziell. „Hey!“, rief er und wich ein paar Shuriken aus. „Pass doch auf wo du hin zielst“, wies er ein kleines Mädchen zurecht. „Ups“, grinste diese frech. Daisuke warf noch einen Blick und sah, wie ein kleines braunhaariges Mädchen seinen Sensei dreist angrinste. Plötzlich wurde er angerempelt und stieß heftig gegen Kasumi, die auf den Geta unsicher vorwärts stolperte. „Pass doch auf Mann!“, rief er aufgebracht, während er die junge Frau am Arm festhielt. Erst als er sich sicher war, dass es ihr gut ging, sah er auf. Ebenso wie Kasumi bemerkte er den schlanken, hochgewachsenen jungen Mann, welcher in einer belebten Seitengasse neben Ichirakus Ramen-Stand verschwand. Der schwarze Mantel flatterte noch um die Ecke und Kasumi war sich sicher, dass sie die Farbe Rot gesehen hatte. Erstarrt verharrte sie, ohne einen Muskel zu rühren. Itachi. „Ich glaube ...“, begann Daisuke, der ihren Blick bemerkt hatte, nüchtern, „... wir sollten uns mal ernsthaft unterhalten.“ Gewaltsam riss die junge Uchiha den Blick von der Gasse los, ehe sie ergeben nickte. Sie machte sich von ihm los. Zielsicher tauchte sie in die Menschenmenge ein. Es gab jetzt nur einen Ort, wo sie hin wollte. Eine Hand legte sich schwer um ihren Oberarm, hielt sie somit fest. Fragend schaute Daisuke sie an. Er war ihr schon eine ganze Weile schweigend gefolgt, nachdem ihnen aber immer weniger Menschen begegneten, fragte er sich ernsthaft, wo sie mit ihm hin wollte. Stumm nickend wies sie noch vorne. Unweit von ihnen konnte er eine Sake-Bar erkennen. „Ohne schaffe ich es einfach nicht“, nuschelte sie verlegen. Ehe sie Daisuke in die Bar folgte, wandte sie sich noch einmal um. Auf einem der umliegenden Dächer stand ein einzelner ANBU, die nachmittägliche Sonne lies seine Maske hell aufleuchten. Unmerklich nickte er ihr zu. Der Wind frischte auf – trieb ihr dabei Sand in die Augen – kurz darauf schaute sie wieder auf, doch der ANBU war verschwunden. Entschlossen folgte sie Daisuke ins Shushuya und bestellte für sie zwei Mal Sake und einmal Yakitori. Es war an der Zeit, offen mit Daisuke zu reden. ~. . . ~ Vorsichtig setzte Daisuke das Sakeschälchen ab. „So war das also“, bemerkte er nachdenklich, dabei starrte er in die helle Flamme einer Kerze. Es war spät geworden. Das war Kasumi ihm erzählt hatte, war viel gewesen. Wenn das Herz voll ist, läuft der Mund über, schoss es ihm durch den Kopf. Sein Blick schweifte über den Tisch. Bei zwei Sake war es nicht geblieben. Wie es schien, war sie trinkfester als gedacht. Die junge Frau starrte blicklos vor sich hin. „Danke“, sagte sie plötzlich und schaute ihn dabei an. Fragend blickte Daisuke sie mit hochgezogener Braue an. „Danke, dass du mir zugehört hast. Danke, dass du hinter mir stehst“, sie brach ab und fuhr sich durch die Haare. „Einfach ‚Danke', dass du für mich da bist.“ Verlegen nickend nahm er ihre Worte zur Kenntnis. Plötzlich stand Kasumi auf. Leicht schwankend hielt sie sich am Tisch fest, dabei griff sie sich mit der anderen Hand leise stöhnend an die Stirn. Vielleicht war der letzte Sake doch zuviel gewesen. „Wo willst du hin?“ „Ich muss mal“, entgegnete sie unverblümt. Bedächtig verließ sie den Raum. Die kalte, klare Nachtluft draußen belebte ihre Sinne wieder. Tief atmete Kasumi, mit geschlossenen Augen, die frische Luft ein. Es war gut gewesen sich mal alles von der Seele zu reden und es hatte sie zu einer Entscheidung veranlasst. Wenn sie schon mal in Konoha war, dann würde sie diese Chance nutzten. Kurz entschlossen ließ sie die Sake-Bar hinter sich, tauchte in die Gassen Konohas ein und machte sich auf dem schnellsten Weg zum Viertel des Yamanaka-Clans. Eine blonde junge Frau – deren Haare zu einem Zopf gebunden waren – räumte gerade die Blumenauslage vor dem Geschäft rein. Überrascht drehte sie sich um, als die Glöckchen über der Eingangstür so spät noch einen Kunden ankündigten. „Konbanwa. Mein Name ist Ino, was kann ich für sie tun?“, fragte sie freundlich die fremde Frau, die sich suchend umschaute. „Konbanwa.“ Kasumi trat an den Tresen. „Ich hätte gerne 16 weiße Chrysanthemen.“ „Oh.“ Ino schaute die Frau vor sich überrascht an. Sie hatte sie hier zuvor noch niemals gesehen gehabt. „Sind sie neu hier?“, fragte Ino leutselig, während sie die Blumen abzählte und sie anschließen geschickt zu einem Strauß band. „Mein Clan lebte früher hier“, antwortete Kasumi leise. „Ich war schon lange nicht mehr zu Hause.“ „Wirklich? Aus welchen Clan stammen sie?“ Ino legte den Strauß auf den Tisch. „Das macht dann 457 Ryo.“ Kasumi reichte ihr das Geld und nahm den Strauß entgegen, daraufhin wandte sie sich zum gehen. „Aus dem Uchiha-Clan.“ Sprachlos blickte Ino auf, doch die junge Frau war verschwunden. Hastig rannte sie um den Tresen und riss die Tür so heftig auf, dass die Glöckchen hektische bimmelten. „Warten Sie“, rief sie, mit dem Rest Geld winkend, in die Nacht hinaus. „Sie haben mir zuviel gegeben.“ Doch die Straße lag leer vor ihr. Währenddessen begann sich Daisuke langsam Sorgen zu machen. Kasumi war schon viel zu lange auf der Toilette verschwunden. Schließlich bat er eine der Kellnerinnen mal nach zusehen und rannte kurz darauf entsetzt auf die Straße. Kasumi war verschwunden! Wie hatte ihm das nur passieren können? Vor ihm tauchten vier ANBUs auf. „Wo willst du hin?“, hielt ihn einer mit einer Bärenmaske auf. Verärgert biss sich Daisuke auf die Lippen, dabei zog er die Augenbrauen zusammen. Er durfte nichts von Kasumi sagen, anscheinend hatten sie ihr Verschwinden noch nicht bemerkt. „Wo ist die Uchiha?“, wollte eine weibliche Stimme plötzlich wissen. Taiga, erinnerte sich Daisuke. Einen Moment lang zögerte er. Einen Moment zu lange. „Wir teilen uns auf“, befahl der ANBU mit der Bärenmaske entschlossen. „Okami, du gehst zu Kakashi. Sag ihm, er soll zu mir kommen. Danach schaust du im Osten Konohas nach.“ Er wandte sich von der Frau ab, nachdem sie ein leises „Hai, Kuma.“ gemurmelt hatte. „Taiga, du bleibst bei Daisuke. Ihr sucht zusammen den südlichen Teil des Dorfes ab. Kyatto du gehst in den Westen und ich werde mir den Norden Konohas vornehmen. In zwei Stunden treffen wir uns an der Hokage Residenz wieder.“ „Hai!“, riefen sie, ehe zwei der ANBUs in einer Rauchwolke verschwanden. ~. . . ~ Kakashi hatte nur noch Augen für den Gegenstand in seiner Hand, selbst Pakkun bemerkte er nicht, als er zu ihm auf die Couch sprang. „Kakashi.“ Pakkun stupste ihn mit der Pfote an. „Du bekommst Besuch.“ Der abwesende Shinobi fuhr zögerlich über die zwei goldenen, im Griff eingelegten, Menukis. Er hatte Sujin vor seiner Tür gefunden, als er vorhin nach Hause gekommen war. Das und den einzigartige Duft Kasumis in der Luft. Sie war hier gewesen. Verdammt! Wäre er nur zu Hause gewesen, anstatt zu Jiraiya zu gehen. Warum nur hatte sie ihm das Katana zurückgegeben? Erschrocken zuckte er zusammen, als es jäh an der Tür klopfte und somit die Stille durchbrochen wurde. Sein Griff um Sujin verfestigte sich. Das Klopfen an der Tür wurde ungeduldiger. Schwankend stand er langsam auf. Wie lange hatte er so da gesessen? Er hatte gar nicht gemerkt, wie spät es geworden war. Er öffnete die Tür. „Ja?“ Vor ihm stand einer der ANBUs, die Kasumi überwachen sollten. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Irgendetwas musste passiert sein, sonst wäre sie nicht zu ihm gekommen. „Kakashi-senpai.“ Okami verbeugte sich leicht. „Kuma-san schickt mich, er erwartet dich im Norden Konohas. Es geht um die Uchiha, sie ist verschwunden.“ Kakashi wurde unter seiner Maske blass. „Ich komme“, brachte er hervor. Der ANBU verbeugte sich und verschwand mit einem leisen ‚Plopp'. „Was wirst du tun?“, fragte Pakkun, der zu ihm gelaufen war. „Ich helfe Tenzou bei der Suche.“ Grimmig legte er Sujin weg. „Dieses Mal wird sie nicht so einfach verschwinden können.“ Er stieß die Tür zum Balkon auf und sprang von da auf das Dach, um dessen Chakra besser zu orten. Weit im Norden spürte er Tenzous Chakra wie eine Fackel hell auflodern und entschlossen wählte er den schnellsten Weg über die Dächer. Die Nacht flog nur so an ihm vorbei, als er innerhalb von Minuten im Norden Konohas eintraf und lautlos neben Tenzou zu stehen kam. Der ANBU legte ihm eine Hand auf die Schulter und nickte schweigend auf das still vor ihnen liegende Gebiet. Mehrere lange Grabsteinreihen zierten den großen Friedhof, auf den alle Verstorbenen des Dorfes begraben lagen. Am Ende des großen Feldes stand ein gewaltiges Denkmal, das den „Willen des Feuers“ darstellte. Eine riesige steinerne Flamme. Aufmunternd nickte Tenzou dem Jonin zu, bedeutete ihm, dass er alle Zeit der Welt hatte und ungestört war. Er würde hier auf ihn warten. Dankbar nickte Kakashi, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging die einzelnen unbeleuchteten Grabreihen entlang. Im hinteren Teil des stillen Friedhofes erblickte er eine einsame schmale dunkle Gestalt, die auf den Fußballen hockend leicht vor und zurück wippte. Fast verschmolz sie mit ihrer Umgebung, so schwarz, wie es auf dem Friedhof war. Nur ein einzelnes Licht beleuchtete ihre vors Gesicht geschlagenen Hände. Kasumi schluchzte leise und ihre Schultern zuckten. Vor ihr auf dem Grabstein lag ein Strauß weißer Chrysanthemen, deren Blütenblätter sich sacht im Wind bewegten. Das Licht der Totenlampe beleuchtete geisterhaft die Schriftzüge im Stein. Sie kniete vor den Gräbern ihres Clans. Schweigend sah Kakashi eine Weile dabei zu, wie sie stumm haltlos weinte. Er konnte ihr nicht helfen. Letztlich trat er einen Schritt vor, sank neben ihr auf die Knie und berührte sie sanft an der Schulter. Kasumi hickste vor Schreck leise und sah mit Tränen im Gesicht zu ihm auf. Überraschend streckte sie unvermittelt die Hände nach ihm aus und Kakashi griff nach ihr, legte ihre Arme um seinen Nacken und zog sie sanft auf seinen Schoß. Schließlich saß der Jonin, mit überkreuzten Beinen, neben dem Grab ihrer Eltern auf dem feuchten Boden. Die junge Frau in seinen Armen schluchzte leise und ließ ihren Tränen freien Lauf. Zitternd drängte sie sich an ihn und vergrub ihr tränennasses Gesicht an seiner Weste, dabei schluchzte sie unregelmäßig auf. Sein Blick glitt über die vielen Gräber – auch sein Vater lag hier begraben – und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr, während er ihr sanft über den Rücken stich. Der aufkommende Wind wirbelte ihre Haare immer wieder auf. Irgendwann spürte er, wie ihr Herz ruhiger, ihr Atem langsamer und ihr Griff lockerer wurde. Vorsichtig drückte sie sich etwas von ihm weg und schniefte dabei noch unregelmäßig. Ein wenig lehnte Kasumi sich von ihm zurück, ehe sie verstört zu ihm aufsah. Tränen hingen an ihren langen Wimpern und ihre Lippen zitterten, während die feuchte Spur auf ihren Wangen bereits zu trocknen begann. In diesem Moment sah sie so jung und verletzlich aus, dass Kakashi sich zögernd vorbeugte; dabei ließ er ihr Gesicht keine Sekunde aus den Augen. Eine Regung von ihr und er hätte hier und jetzt auf der Stelle aufgehört, aber so zog er langsam seine Maske nach unten und berührte sanft ihren Lippen mit seinen. Hauchte zarte Küsse an ihre Mundwinkel, ehe er mit der Zunge über ihre weichen Lippen strich und durch einen kleinen Spalt in ihren Mund schlüpfte. Mit geschlossenen Augen begannen ihre Zungen einen heißen Kampf, bis beiden schließlich nach Luft schnappen mussten und Kakashi zum ersten Mal wieder in ihre funkelnden Augen sah. „Kakashi“, hauchte sie weich. Kapitel 24: Kapitel 24 ---------------------- „Jetzt hasst du mich, nicht wahr?“ Kasumis angespannte Stimme durchbrach das eisige Schweigen, das von dem Augenblick an zwischen ihnen herrschte, nachdem sie geendet hatte. Sie hörte nichts außer dem Rascheln der Blätter im Wind, welcher spielerisch durch die Wipfel der alten Bäume im Park strich, sodass die junge Kunoichi durch die frische Brise in ihrem dünnen Yukata fröstelte. Doch sie rutschte nicht näher an den Jonin heran, der mit undurchdringlicher Miene regungslos neben ihr saß. Genauso gut hätten sie sich, durch eine breite und tiefe Schlucht voneinander getrennt, gegenüberstehen können, anstatt mitten in der Nacht nebeneinander auf einer klammen Parkbank zu sitzen. Während sie den Blick auf ihre – im schwarzen Stoff des Yukata verkrampften – zitternden Finger gerichtet hielt, ärgerte sich Kasumi über ihre Unsicherheit gegenüber Kakashi. Eine flüchtige Bewegung aus den Augenwinkeln veranlasste sie aufzuschauen. Es war eine kleine Fledermaus, die in der kühlen Nachtluft auf Beutejagd war und pfeilschnelle Kreise über ihren Köpfen flog. Ansonsten war es ruhig, selbst der Windstoß hatte sich gelegt, nur noch die Köpfe der Blumen im angrenzenden Beet wippten leicht nach. Die junge Uchiha blickte über die weitläufige Fläche des dunklen Parks. Am Rand der Grünanlage – verdeckt hinter den hohen Bäumen – schimmerten die Lichter der umliegenden Häuser durch die dicken Stämme, ehe sie vereinzelt nach und nach gelöscht wurden. Am Firmament zeichnete sich der feine Umriss des zunehmenden Mondes ab, wobei die ersten leuchtenden Sterne von einzelnen hellgrauen Wolken verdeckt wurden. Es war spät und noch immer schwieg Kakashi eisern. Kasumi warf ihm einen flüchtigen Blick zu; seine verschlossene Miene reichte ihr als Antwort. Aber warum hatte er sie dann vor wenigen Stunden geküsst? Aus Mitleid? Sein Mitleid brauchte sie nicht! Sein Mitleid wollte sie nicht! „Weder hasse, noch verurteile ich dich“, erwiderte der Hatake endlich ruhig. Überrascht schaute Kasumi auf. Sie hatte nicht mehr damit gerechnet, dass er antworten würde. Kakashi mied noch immer ihren Blick und schaute regungslos über die weitläufige Fläche Richtung Treppe, die zu den unteren Ebenen der Grünanlage führte. Tenzou stand als Schatten, der sich kaum sichtbar gegen den dunklen Hintergrund abhob, auf der obersten Stufe der langen steilen Treppe. Wartend. Wachsam. Schweigend. Kakashi erkannte ihn in der umgebenden Dunkelheit an seinem gleichmäßig pulsierenden Chakra. „Ich bin viel mehr eher verletzt, dass du so wenig Vertrauen in uns – das Dorf und mich – hattest“, fuhr er leise anklagend fort. Noch immer schaute er sie nicht an. Schmerzhaft zuckte Kasumi unter seinen angreifenden Worten zusammen. Das hatte sie mehr verletzt, als wenn er sie angeschrien hätte. Abrupt stand sie auf. „Ich denke, dass es besser ist, wenn ich gehe“, murmelte sie schwach. Sie war hin und her gerissen zwischen ihrem innigen Wunsch zu bleiben und vor seinen Anschuldigungen zu fliehen, sodass sie unsicher ein paar Schritte vorwärts taumelte. Erst seine raue Stimme ließ sie verharren. „Also rennst du wieder davon“, stieß er verbittert hervor, ungeachtet wie laut seine Worte in der Nacht schallten. Er war sich deutlich der vier Augenpaare bewusst, die auf ihnen lagen. Wartend. Wachsam. Schweigend. Ein weiterer Windstoß ließ die Blätter erneut rascheln und wirbelte Kasumis lange Haare wie feine seidige Fäden auf. Die Glöckchen erklangen hell, als sie im Wind tanzten. „Habe ich eine andere Wahl?“, fauchte sie in die stille Nacht, ohne sich umzudrehen. „Du hattest immer eine andere Wahl“, entgegnete Kakashi – der ebenfalls aufgestanden war – aufgebracht. „Du hättest nach deiner Flucht von Orochimaru nach Konoha zurückkehren können, anstatt dich wie ein Verbrecher in dieser schäbigen Bauernkate bei einem alten Mann zu verstecken!“ „Wage es ja nicht schlecht über Kenjin zu sprechen!“, schrie Kasumi ihn unbeherrscht an. Unbewusst ballte sie die Hände zu Fäusten. Zu gerne hätte sie auf etwas eingeschlagen. Auf irgendetwas. Hauptsache sie konnte ihrem unbändigen Zorn und ihrer heißen Wut nachgeben. Tenzou und sein ANBU-Team waren bei den ersten giftigen Tönen unbemerkt näher gerückt und standen nun alle Vier verteilt auf der gepflasterten Fläche. Jederzeit bereit eingreifen zu können. Jederzeit bereit die junge Uchiha festzunehmen und in die tiefste und dunkelste Zelle unter die Residenz der Hokage zu sperren. Dennoch hielt Tenzou sein Team zurück. Noch war das eine Sache zwischen Kakashi und Kasumi. „Du weißt nichts ...“ Kasumi lief aufgebracht hin und her. „... Gar nichts weißt du“, brüllte sie aufgewühlt. „Wie denn auch?“, fauchte Kakashi erregt zurück. „Du redest ja nicht mit mir! Mit niemandem redest du!“ Kasumi stockte in ihren unruhigen Bewegungen und blickte ihn schweigend aus großen dunklen Augen an. „Es gibt nichts zu bereden“, entgegnete die junge Uchiha nach einer Weile müde, während sie sich abwandte ... Und urplötzlich erstarrte. Keine zwei Meter entfernt stand unbemerkt Daisuke, der mit zornig funkelnden Augen zwischen ihr und dem silberhaarigen Jonin hin und her sah. Der Anblick war dermaßen ungewohnt, dass die junge Frau unwillkürlich erschauerte. „Ich habe mir eins geschworen seit wir in Konoha sind, Kasumi“, begann Daisuke leise. „Nur eins.“ Seine blauen Augen blickten sie direkt an. „Wenn es nötig ist, ... dann werde ich dich zu deinem Glück zwingen.“ „D ... D ... Daisuke“, stotterte Kasumi bestürzt, als der Blonde mit großen Schritten auf sie zugestürmt kam. Schmerzhaft, fast schon grob, griff er nach ihrem Handgelenk und zerrte sie hinter sich her. Die Glöckchen erklangen misstönend. „Ich werde dich dazu zwingen“, stieß er verbittert hervor, ehe er stehen blieb und Kasumi schwungvoll von sich stieß. Mit einem überraschten Aufschrei stolperte sie ein paar Schritte vorwärts, bevor sie gegen den Jonin prallte und steif stehen blieb. Geistesgegenwärtig hatte Kakashi ihre Arme gepackt und presste sie gegen seinen Körper. Eine spannungsgeladene Stille hatte sich zwischen ihnen ausgebreitet, die ab und zu durch das Rauschen der Blätter im Wind unterbrochen wurde. Das ANBU-Team hatte nicht eingegriffen, war aber wachsam näher gekommen. „Ihr beide seid unfassbar dämlich“, begann Daisuke schnaufend. „Ihr lasst euer Glück einfach durch die Finger rinnen. Habt ihr nicht genug von eurer kostbare Zeit verschwendet? Wollt ihr euer ganzes Leben sich nach dem Anderen verzehren, aber euch immer weiter von ihm entfernen? Wollt ihr das? Hm?“ „Daisuke ...“, begann die junge Frau zögernd. „Ach, sei still, Kasumi“, unterbrach dieser sie unwirsch. „Ich bin noch nicht fertig mit euch beiden.“ Eindringlich blickte er von ihr zu Kakashi. „Bei allem, was mir heilig ist, wie kann man nur so blind sein? Siehst du denn nicht, was Kasumi durchgemacht hat? Wie sehr sie dich liebt?“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Bist du blind, Kakashi?“ Unbewusst verstärkte der Jonin den Griff seiner Hände um die Schultern der jungen Frau und zog sie näher an sich. Die Lippen unter seiner Maske waren nur noch ein schmaler Strich, als er sie fest zusammenpresste und den Kopf abwandte. Eine unerwartet aufkommende Böe zerrte an seinen widerspenstigen silbernen Haaren, wirbelte Kasumis Strähnen auf, welche nicht zwischen ihren Körpern gefangen waren und presste den weichen Stoff der Yukata gegen ihre schlanke Gestalt. Erst da fiel ihm richtig auf, wie ausgezehrt und erschöpft sie aussah. Unter ihren Augen konnte er schwach im fahlen Licht die dunklen Ringe erkennen, da sie ihm einen unsicheren Blick über die Schulter zu warf. Gespannt schien Kasumi auf seine Antwort zu warten. „Ja, das war ich wohl“, antwortete Kakashi tonlos. „Ich habe nur das gesehen, was ich sehen wollte.“ Zart strich er ihr mit dem Handrücken über die Wange, worauf sie sich sofort dagegen schmiegte und die Augen schloss. Mit einem „Und du, Kasumi?“ holte Daisuke sie in die Wirklichkeit zurück, zerstörte den winzigen Moment der Zweisamkeit. „Hast du mir nicht noch vor wenigen Stunden von dem Schmerz erzählt, den du gefühlt hast, da er dich wie einen Nukenin behandelt und ignoriert hat?“ Ertappt zuckte die junge Uchiha zusammen und drehte den Kopf, um Daisuke anzuschauen. „Du liebst ihn. Mit jeder Faser deines Herzens liebst du ihn.“ „Ja“, hauchte sie, in ihren Augen schwammen Tränen. „Warum, zur Hölle, rennst du dann weg?“, fluchte der Blonde ungehalten über dermaßen viel Dummheit. Kasumi schwieg eine Weile; es schien, als dachte sie ernsthaft über diese Frage nach. „Aus ... Angst“, flüsterte sie. „Aus Angst verachtet zu werden. Aus Angst alleine zu bleiben. Aus Angst unerwünscht zu sein. Aus Angst ...“ Sie brach gebrochen ab. Kakashi drehte sie abrupt in seinen Armen um, sodass sie verwundert zu ihm aufblickte. „Ich habe es vorhin gesagt und ich sage es jetzt noch einmal ... Ich verachte und verurteile dich nicht, Uchiha Kasumi. Dafür liebe ich dich viel zu sehr. All die Jahre hast du meine Gedanken beherrscht. Es gab keinen einzigen Moment, an dem ich mir nicht gewünscht habe, du wärst hier bei mir.“ Zärtlich umfasste er mit seinen Händen ihr schmales Gesicht und wischte ihr Tränen von den Wangen, die ihr stumm herabliefen bei seinen Worten. „Kakashi“, hauchte sie gerührt. „Mir ging es genauso. Das Wissen, das du irgendwo da draußen warst, hat mich die Jahre überstehen lassen. Der Gedanke daran, zu dir zurückzukehren, hat mich die Hoffnung nicht aufgeben lassen.“ Ihre schlanken Finger hatten sich im Bund seiner Maske verfangen und zogen sie nun quälend langsam herunter. Sanft fuhr sie ihm mit dem Daumen über die Lippen, ehe sie sich streckte und ihn vorsichtig küsste. Kaum hatten sich ihre Lippen berührt, vergaßen beide die Welt um sich herum. In strahlendes Licht getaucht hatten sie nur Augen für sich. Ein warmer Wind spielte mit ihren Haaren, während Kummer und Leid von ihnen abfielen. Kakashi fuhr ihr noch einmal sanft über die Wange, ehe er die Uchiha in eine stürmische Umarmung zog und sie fest an sich drückte. Der warme Wind wirbelte hundert von zartrosa Kirschblüten um sie herum. Seufzend schmiegte Kasumi sich an seinen muskulösen Körper. Endlich, nach so vielen Jahren der Verzweiflung war sie glücklich. Ihr Herz hatte nach Hause gefunden. Vage nahmen beide war, wie Daisuke sich an die ANBUs wandte und sie geschickt aus dem Park drängte, in dem er ausführlich und wild gestikulierend auf sie einredete. Ein kalter Wind riss Kakashi aus seinen Gedanken und verwirrt blinzelte er, ehe er auf Kasumi in seinen Armen blickte. Das Herz schlug ihm vor Glück schmerzhaft in seiner Brust und er vergrub seine Nase in ihren Haaren. Während er gierig ihren Duft inhalierte, drückte er sie an sich. Sein warmer Atem streifte ihr Ohr, als er sich vorbeugte und ihr zuflüsterte: „Wir sollten nach Hause gehen.“ „Nach Hause?“, wisperte Kasumi verblüfft, während sie den Kopf von seiner Brust nahm. „Natürlich.“ Nickend bestätigte Kakashi ihre Frage; strich ihr sanft einige Strähnen aus dem Gesicht, die sich in ihren Wimpern verfangen hatten. „Meine Wohnung ist nicht groß“, entschuldigte er sich, „aber für die erste Zeit wird es genügen. Wenn Tsunade dich offiziell wieder im Dorf aufgenommen hat, können wir uns ja etwas Größeres suchen.“ Er beugte sich vor und küsste sie zärtlich. „Ich kann nicht genug von deinem sündigen Mund bekommen“, grinste er gegen ihre zarten Lippen und nahm sie wieder in Beschlag. Überrumpelt schüttelte Kasumi leicht den Kopf und stemmte sich ab. „Warte Kakashi. Das geht mir alles zu schnell. Lass mir etwas Zeit“, bat sie ihn atemlos. „Und lass es uns langsam angehen.“ Ihre Augen schimmerten flehend, sodass Kakashi wortlos seine Maske hochzog. „Wie du willst.“ Er gab ihr einen keuschen Kuss auf die Stirn. Es kränkte ihn zwar fast, dass sie zögerte, aber Kasumi hatte ja Recht. Es ging zu schnell. Viel zu schnell. Erleichtert lächelte die junge Frau bei seinen Worten. ~. . . ~ In harmonischem Schweigen lief das junge Pärchen durchs nächtliche Konoha. Vereinzelte Straßenlampen erhellten den Weg, konnten aber die tiefen Schatten in den abzweigenden Gassen nicht gänzlich vertreiben. Hin und wieder berührten sich flüchtig ihre Finger; keiner traute sich die Hand des anderen zu ergreifen. Trotzdem rieselte Kasumi ständig ein angenehmer Schauer über den Rücken. Schließlich gab sich Kakashi einen Ruck. Zögernd umfasste er ihre schmale Hand und drückte sie kurz. Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, da Kasumi sanft die Geste erwiderte. Zitternd kuschelte sich die junge Uchiha an ihn und schmunzelte entschuldigend. „Ich hätte mir heute Morgen etwas anderes anziehen sollen, aber wer hätte gedacht, dass der Tag so enden würde.“ Kakashi schlang einen Arm um ihre schmalen Schultern und schmiegte sie an sich. Wärmte sie mit seinem Körper. „Kamis Wege sind unergründlich“, murmelte er gedankenverloren. Niemand begegnete den beiden Jonin, während sie dem Straßenverlauf folgten. Nicht einmal eines der nachtaktiven Tiere Konohas lief ihnen über den Weg. Ab und zu blies der Wind eisig um die Ecken, verfing sich im Saum des Yukata und fuhr kalt darunter. Schließlich drängte Kakashi sie in den wärmenden Hausflur seines Wohnblocks. Ihre Hände waren eiskalt. Die Kälte kroch ihre Arme und Beine nach oben und eine feine Gänsehaut hatte sich an ihrem gesamten Köper ausgebreitet. „Du bist eisig“, murmelte Kakashi besorgt, umschloss mit seinen warmen, großen Händen ihre kleineren. „Es geht schon“, erwiderte Kasumi leise und rieb die kalten Hände aneinander. „Du brauchst eine heiße Dusche, bevor du noch krank wirst. Komm mit.“ Der Hatake zog sie hinter sich her die Treppe hinauf. „Es ist wie gesagt nicht sehr groß“, entschuldigte er sich erneut, während er die Tür aufschloss und Kasumi mit einer Handbewegung bedeutete hineinzugehen. Neugierig trat die junge Frau über die Schwelle. Es hatte sich nicht viel verändert in all den Jahren. Die Wohnungseinrichtung war männlicher und somit spartanischer geworden, nur im Wohnzimmer stand ein Regal, das neu war. Mit den Büchern von Jiraiya. Kakashi schloss die Tür hinter sich und verschwand wortlos den Flur hinunter, in den Kasumi zuvor einen flüchtigen Blick geworfen hatte, sodass sie alleine war. Die junge Uchiha trat ans Fenster, blickte weit über die Dächer Konohas. Was für eine Ironie. Erst gestern stand sie auf dem Balkon des Hotels und blickte über dieselben Dächer, wobei sie an Kakashi gedacht hatte. Und nun stand sie hier und überlegte, wie es Daisuke ging. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Es war unverantwortlich von ihr ihn in diesem für ihn fremden Dorf alleine zu lassen und ihren eigenen Interessen nachzugehen. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich abwandte, und erkannte im schwachen Licht, das vom Flur herein fiel, ihr Spiegelbild in der Scheibe. Was war an ihr so besonders, dass Kakashi sie nicht vergessen konnte? Sie war nicht hübsch, nicht in dem Sinn von sexy und begehrenswert. Ihre Augen standen zu schräg in ihrem schmalen Gesicht, die Wangenknochen zu hoch und sie empfand ihre Lippen als zu voll. Ihre Brüste waren zu klein, wenn man sich manche der anderen Frauen ansah, und auch ihr Becken war zu eng. Sie würde niemals ohne Probleme Kinder bekommen können. Was war also an ihr besonders? „Kasumi?“ Kakashi riss sie aus ihren Gedanken. Ertappt ließ sie die Hand sinken, mit der sie die Konturen in der Spiegelung nachgefahren war. „Hm?“ Fragend schaute sie ihn an. „Du kannst ins Bad, es ist warm.“ Besorgt musterte er sie. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte er wissen, als sie an ihm vorbei ging, und hielt sie am Handgelenk fest. „Natürlich“, erwiderte sie locker, legte ihre freie Hand an seine Wange und hauchte ihm einen Kuss auf die bedeckten Lippen. Verwirrt blickte er ihr hinterher, bis sie die Tür des Badezimmers leise hinter sich schloss. Aufseufzend lehnte sich Kasumi gegen die Holztür. Das war gerade noch mal gut gegangen. Sie musste aufpassen. Ihre Maske würde sonst noch Risse bekommen und Kakashi war klug genug, um dazwischen sehen zu können. Erschöpft fuhr sie sich durch die Haare, nachdem sie sich aufmerksam umgesehen hatte. Der Hatake hatte das Wasser angestellt, somit war der Raum in leichten Wasserdampf getaucht. Der Nebel waberte federleicht durch das Badezimmer, das damit noch winziger wirkte; im Gegensatz zu dem größeren im Hotel. Sie biss sich auf die Lippe. Da war er wieder, dieser Gedanke an Daisuke. Energisch schüttelte sie den Kopf. Er sollte endlich aus ihrem Geist verschwinden! Immerhin war er es gewesen, weswegen sie jetzt bei dem Jonin zu Hause war. Sie begann den Gürtel des Yukata öffnen; leise knisterte das Papier, welches sie seit dem Tag mit Daisuke im Onsen bei sich trug. Vorsichtig entfaltete sie es. Abwesend strich Kasumi über das zerknitterte und rissige Antlitz von Itachi, so oft hatte sie es schon in der Hand gehalten. Sie musste sich immer noch um ihren Bruder kümmern. Auf die eine oder andere Weise. Ob ihr dabei Kakashi im Weg stehen würde? Sie streifte gerade den Stoff des Yukata von den Schultern zu, als hinter ihr überraschend die Tür geöffnet wurde und Kakashi den Raum betrat. „Ich habe hier eine Trainingshose und ein Oberteil von mir. Sie werden dir zwar zu groß sein, aber fürs ers....“ Nachdem er die Kleidung auf einem Hocker abgelegt und den Blick gehoben hatte, verstummte er jäh. Ihr nackter sanft geschwungener Hals, die schmalen Schultern waren das erotischste, was er je gesehen hatte. Sein Blick huschte über ihren entblößten Rücken, prägte sich jeden Zentimeter davon ein. Angefangen von ihren Schulterblättern, bis hin zum sanften Hüftschwung unter dem gebauschten Stoff. Fast wäre es ihm im wabernden Nebel nicht aufgefallen, doch dann stockte ihm der Atem. „Bei Kami“, stieß er entsetzt hervor. Mit einem Schritt war bei ihr, packte ihre Schulter – merkte, wie sie sich unter seiner Berührung verspannte – und drehte sie ins Licht. Vorsichtig fuhr er mit rauen Fingern über die beiden sichelförmigen Narben an ihrem ansonsten makellosen Rücken. Er zog den Stoff ein wenig zurück, damit er sehen konnte, wie weit die Verletzung hinab reichte. „Wer hat dir das angetan?“, knirschte er gefährlich. Kasumi verbarg ihr Gesicht vor ihm und bei der Bewegung klirrten die Glöckchen leise. „Wer war das?“, zischte Kakashi wütend und seine Hände zitterten vor unterdrücktem Zorn. Erschrocken zuckte die junge Frau zusammen und verkrampfte sich. „Wer?“, herrschte er sie an. „Yakushi Kabuto“, hauchte Kasumi. „Bei meiner Flucht.“ Kurz darauf spürte sie seine weichen Lippen auf ihrem Rücken; wie sie federleichte Schmetterlingsküsse auf der vernarbten Haut verteilten. Zitternd zog sie die Schultern hoch und den Kragen des Yukata enger, um die verräterischen Signale ihres Körpers zu verbergen. Schweigend verharrten sie einen Moment, ehe Kakashi sich aufrichtete. „Geh duschen, Liebste, dein Körper ist noch immer unterkühlt.“ ~. . . ~ Gedankenverloren schwenkte Tsunade den Sake in der flachen Trinkschale, ehe sie ihn mit einem tiefen Zug austrank. Heiß rann der Reiswein ihre Kehle hinab und hinterließ ein angenehmes Brennen. Die Hokage schenkte sich erneut ein. Abwesend stellte sie das leere Keramikfläschchen auf den Tisch, lehnte sich zurück und stütze den Kopf auf der Handfläche ab. Sinnierend blickte sie in die Kerzenflamme, die durch den Luftzug des offenen Fensters unruhig flackerte. Dabei warf sie mystische Schatten an die Wand. Minutenlang schien Tsunade in Gedanken versunken zu sein, bevor sie erneut ein Seufzen ausstieß und einen Schluck nahm. „Komm endlich herein, Jiraiya“, murmelte sie mit geschlossenen Augen. Grinsend hüpfte der weißhaarige Sannin durchs Fenster hinein. „Dir kann man nichts vormachen, Tsunade“, lachte er. Doch dann brach er ab, als er ihr nachdenkliches Gesicht sah. „Ist etwas während meiner Abwesenheit geschehen?“, erkundigte er sich besorgt. „Ist Naruto etwas passiert?“ Tsunade schüttelte stumm den Kopf und öffnete die Augen. In diesem Moment sah sie mehr denn je wie die alte Frau aus, die sie in Wirklichkeit war. „Es geht ihm gut. Kakashi und sein Team sind gestern von ihrer Mission zurückgekehrt ...“ Tsunade stockt für einen Augenblick. „Und sie haben Uchiha Kasumi mitgebracht.“ Der Sakebecher, aus dem er gerade einen Schluck trinken wollte, fiel Jiraiya aus den Händen. Zerschellte klirrend am Boden. Der Reiswein breitete sich in einer dunklen Lache auf den hellen Tatami-Matten aus. „Was?“ Fassungslos blickte der Sannin seine ehemalige Teamkollegin an. „Das ist unmöglich!“ Erschöpft schüttelte die Hokage den Kopf. „Nein. Vor nicht mal achtundvierzig Stunden stand sie hier in diesem Raum. Sie ist es, Jiraiya. Genauso arrogant und selbstsicher wie alle Uchihas.“ Tsunade stand auf und stellte sich ans Fenster. „Was soll ich bloß tun?“, murmelte sie. Der Sannin trat zu ihr. Beide blickten schweigend über das Gewirr der Dächer in der Dunkelheit vor ihnen. „Wo ist sie jetzt?“, durchbrach er nach einer Weile die Stille zwischen ihnen. „Laut Tenzous Bericht ist sie bei Kakashi.“ „Gut. Wissen die Goikenban schon Bescheid?“ „Ich habe bereits Utatane-san und Mitokado-san informiert ... Sie schienen mir alles andere als erfreut zu sein, dass ein Uchiha-Mitglied zurückgekehrt ist.“ Die Godaime blickte ihn an. „Können wir ihr vertrauen?“, flüsterte Jiraiya zweifelnd. Er kannte Orochimaru zu gut. „Ich weiß es nicht!“ Seufzend schaute Tsunade wieder aus dem Fenster. Sie rieb sich die Arme, als würde sie frieren. „Ich weiß es wirklich nicht.“ ~. . . ~ „Hm?“ Der Hatake schaute von dem Buch in seinen Händen auf, als er die leise über den Teppich tappenden Schritte und das Rascheln von Kleidung hinter sich hörte. Er legte das Buch auf die Lehne des Sofas, sodass er ihr entgegen blickte. Sofort musste er an die Verletzung auf ihrem Rücken denken. Finster runzelte er die silbernen Brauen. „Komm her.“ Kasumi hob den Kopf, während sie damit beschäftigt war, den Ärmel des zu großen Oberteils umzukrempeln. Mehr denn je fühlte sie sich in seiner Gegenwart unsicher. Und das lag nicht nur an den viel zu weiten Sachen, die sie trug. Mit Mühe hielt die Hose auf ihrer schmalen Hüfte, wobei ihre Füße halb vom Stoff der Beine verdeckt wurden. Nein, es war auch Kakashi, den sie zum ersten Mal seit langer Zeit ohne Maske sah. Das ließ sie stocken. Sein markantes Profil konnte sie im Moment nicht sehen, da er damit beschäftigt war, den Stoff der Hosenbeine umzuschlagen. Vorsichtig hielt sie das Gleichgewicht, in dem sie sich an seinen Schultern festhielt. „Den anderen“, bat er und Kasumi stellte den linken Fuß auf seinem Knie ab. Unbewusst fuhr sie ihm durch die kurzen, weichen Haare im Nacken. Er hatte sich, als sie im Bad war, umgezogen und trug ebenfalls legere Kleidung. Genauso war sein Stirnband verschwunden. Eine Narbe zog sich über sein linkes Auge, das er geschlossen hielt. Während Kasumi abwesend seinen Nacken kraulte, ruhten seine warmen Hände auf ihrem Fuß. Schließlich schaute er auf. „Ich zeig dir, wo du schlafen kannst.“ Als Kasumi ihren Fuß von seinem Knie nahm stand er auf. Gleich nebenan war sein Schlafzimmer. Das Bett war größer als sie es in Erinnerung hatte, aber noch immer standen die Bilder von seinem Team und seinem Vater auf dem Nachttisch. Wehmütig nahm sie ein Foto in die Hand. „Was macht Rin? Wie geht es ihr?“ Überrascht schaute sie auf, da von Kakashi keine Antwort kam. Der Jonin stand mit einer Decke und einem Kissen im Arm bewegungslos mitten im Raum. Als er aufblickte, war sein Auge von Kummer und dem Schmerz über sein Versagen durchzogen. „Sie ist tot“, antwortete er knapp. „Gute Nacht, Kasumi.“ „Was?“ Verwirrt blickte sie zwischen Kakashi und dem Bild hin und her. „Warte, Kakashi. Was meinst du damit?“ „Ich sagte ‚Gute Nacht'“, erwiderte er steif. „Ja ... aber ... Warte!“ Kasumi stellte eilig das Foto weg. „Das ist doch dein Bett!“ „Ich werde auf dem Sofa schlafen.“ Die Uchiha hatte sich aufgerichtet und kam ihm entgegen. Ihr Gesicht zeigte Bestürzung. „Nein, sag nichts mehr. Das ist schon in Ordnung so.“ Kakashi hauchte einen sanften Kuss auf ihre Stirn und wandte sich zum gehen. „Schlaf gut und träum was Schönes, Liebste.“ Alleine und enttäuscht stand die junge Frau in seinem Schlafzimmer. Blickte ihm hinterher, wie er den Raum verließ. ~. . . ~ Sie konnte nicht schlafen. Die halbe Nacht lang hatte sie sich bereits unruhig hin und her gewälzt. Wann immer sie in einen leichten Schlummer fiel, tauchten verworrene Bildfetzen auf, die sie kurz darauf wieder aufschrecken ließen. Möglicherweise lag es an dem fremden Bett, an Kakashis Duft in dem Kissen oder daran, dass sie in Konoha war. Ihr Blick flackerte zu der herausgerissenen Buchseite, neben ihr auf der Matratze. Itachis Antlitz sprang ihr entgegen. Kasumi seufzte entnervt. So würde das heute Nacht nichts mehr werden. Die letzte Nacht hatte sie schon nicht richtig schlafen können, irgendwann würde das seinen Tribut fordern. Stumm lauschte sie in die Nacht hinaus. Nichts rührte sich aus dem Zimmer nebenan. Wahrscheinlich schlief Kakashi tief und fest. Verdenken konnte sie es ihm nicht. Vielleicht sollte sie ... Langsam schwang sie ihre Beine aus dem Bett und stand auf. Kakashi bemerkte, dass er beobachtet wurde. Allmählich tauchte er aus den träge dahin fliesenden Träumen seines Schlafes auf und öffnete einen Spaltbreit sein Auge. Überrascht richtete er sich auf seinen Armen auf. Dabei rutschte ihm die Decke von den Schultern. „Kasumi?“ Verblüffung schwang in seiner Stimme. „Ich konnte nicht schlafen.“ Entschuldigend lächelte sie ihn an. Sie spielte nervös am Saum ihres Oberteils. „Soll ich dir einen Tee machen?“ Kasumi schüttelte stumm den Kopf. Ihre Augen glänzten verdächtig im fahlen Licht. „Kann ich nicht einfach bei dir schlafen?“, bat sie ihn leise. Verwirrt starrte er von ihr auf das Sofa und zurück. „Es ist ein wenig klein für uns beide, findest du nicht?“ „Nein“, hauchte sie und krabbelte über ihn. „Das finde ich nicht.“ Sie legte sich in die kleine Kuhle zwischen Lehne und seinen Körper. Als sie richtig lag, schmiegte sie sich, mit verschlungenen Beinen, an ihn. „Erzähle mir von dir“, bat Kasumi ihn nach einer Weile. Tief atmete Kakashi den herben Duft ihrer warmen Haut ein, welcher ihn umwehte, seit sie ihren Kopf auf seine Brust gelegt hatte. Sie roch nach seinem Duschschaum. Das war unglaublich sexy. Kasumi war seins. Sein Eigentum. Etwas altes, Animalisches hatte in diesem Moment von ihm Besitz ergriffen und er presste sie fest an sich. Erschrocken fiepte die junge Frau auf, wehrte sich aber nicht gegen seinen Griff um ihre Schultern. Leise erzählte er ihr, wie es ihm in den Jahren ihrer Abwesenheit ergangen war. Was er fühlte, als er erfahren hatte, dass sie tot war. In welches Loch er gefallen war, als Rin auf einer Mission von ihn tödlich verletzt wurde. Was er doch für ein Versager für seine Freunde war. „Das glaube ich dir nicht“, hauchte Kasumi leise. „Du bist ein großartiger Mensch, Kakashi. In einen schlechteren hätte ich mich nie verlieben können.“ Sie blinzelte ihn vertrauensvoll an. Zögernd fuhr sie mit zarten Fingern über die Narbe an seinem linken Auge. „Wie ist das passiert?“ Überrascht schaute er sie an. Erinnerte sie sich nicht mehr daran ...? Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. In all den Jahren hatte er diesen Teil seines Lebens als Vision angesehen, aber wie es schien, war es nur ein Wunschtraum von ihm gewesen. „Kurz nachdem du mit Jiraiya zu deiner Mission aufgebrochen bist, hat uns der Hokage auf eine Mission geschickt, die dem Abschnitt des gegnerischen Nachschubs galt“, begann er zögernd. Sein Blick glitt in die Ferne, in eine längst vergangene Zeit. „Es war nicht einfach ... Meine erste Mission als Jonin und Teamführer. Ich kam ... mit Obito aneinander.“ Kasumi kicherte leise. „Ihr seid doch immer aneinandergeraten.“ „Stimmt, aber er sagte Dinge zu mir ... die mich aufweckten. Ach Kasumi, ich habe einen Fehler gemacht, und Obito musste deswegen sterben.“ „Was?“ Überrascht richtete sie sich auf. „Wie meinst du das? Ich dachte, er starb bei dem Massaker meines Clanes, so wie alle anderen.“ „Nein.“ Stumm schüttelte Kakashi den Kopf und zog sie zurück. „Wenn ich nicht so verbohrt auf die Regeln eines Ninjas beharrt hätte, dann wäre wahrscheinlich alles ganz anders gekommen.“ Der Hatake schloss sein Auge. „Ich hätte vielleicht mein Auge nicht im Kampf mit dem Iwa-Nin verloren, aber ganz sicher wäre Obito nicht von diesem großen Stein zerquetscht worden.“ Kasumi keuchte entsetzt auf. Es schmerzte sie zu erfahren, wie Obito gestorben war. „Oh Kakashi“, flüsterte sie bedauernd. „Er schenkte mir sein Sharingan, um für mich in die Zukunft zu sehen.“ Er blickte sie mir beiden Augen an. Das rot seines Dojutsu leuchtete unheilvoll in der Dunkelheit. Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Hast du das Fūsha Shuriken noch, das ich dir geschenkt habe?“ „Ja, aber ich benutze es nicht mehr.“ „Warum denn das?“ Verwirrt hob Kasumi den Kopf. „Damit es im Kampf nicht zerstört wird“, entgegnete er. Seine rauen Finger strichen sanft über ihren Arm. Ein leichter Schauer lief über ihren Rücken. Es war ein angenehmes Gefühl. Verwundert runzelte sie die Brauen. „Aber es ist doch nur ein Shuriken.“ „Nein, es ist von dir“, erwiderte er schlicht. Ihr locker dahin fließendes Gespräch brach ab. Kasumis Haare kitzelten ihn am Kinn, als sie sich leicht bewegte, um mit dem Blick aus nachtschwarzen Iriden die Bewegung ihrer Hand zu verfolgen, die seine ungeschützte Seite zart hinabglitt. Zögernd ergriff Kakashi erneut das Wort. „Denkst du oft daran, was du bei Orochimaru erlebt hast?“ Jäh verharrte ihre streichelnde Hand auf der nackten, weichen Haut seiner Hüfte, die sein hochgerutschtes Oberteil entblößte. Da sie nicht weiter auf seine Frage reagierte, fügte er hinzu: „Du hast mir nichts über diesen Abschnitt deines Lebens gesagt. Du erzählst freiwillig von deiner Mission mit Jiraiya und wie der Nukenin dich gefangen genommen hat, aber du erwähnst niemals, wie es für dich dort war oder wie du es heute empfindest.“ „Schmerz ist Schmerz“, brachte sie mit leiser Stimme hervor. „Das muss ich dir als Ninja wohl nicht extra beschreiben.“ Kasumi fuhr zwischen die Lücke zwischen Oberteil und Haut und glitt mit suchenden Fingern seine Brust empor. Kakashi erzitterte leicht, als sie abwesend seine Brustwarze zu reizen begann. „Stimmt, aber es zu ...“ Er brach keuchend ab, als Kasumi ihr Bein leicht gegen seinen Schritt drückte. Aus verengten Augen starrte er sie mit einer Mischung aus Wut und Verlangen an. Er wusste, was sie vorhatte, aber er würde sich von diesem Thema nicht abbringen lassen. „Aber es zu verdrängen“, begann er erneut und warf ihr einen warnenden Blick zu, „kann dir tiefere Wunden zufügen, als die ursprüngliche Verletzung. Niemand kann so etwas überstehen, ohne seelischen Schaden zu nehmen.“ Er versuchte ihre Hand einzufangen, die neckisch über seine Brust huschte. „Auch du nicht.“ Mit einem triumphierenden Blick hielt der Jonin ihr Handgelenk umklammert, aber Kasumi nutzte die Chance, beugte sich vor und küsste ihn. Ihre Zungen trafen zuerst zögerlich aufeinander, dann mit immer mehr Verlangen, während Kakashis freie Hand zu ihrem Genick wanderte und dort unter die schwarze Haarflut fuhr, um ihren Nacken zu kraulen. Kasumi stöhnte leise in den Kuss. Dieses Gefühl. Dieses angenehme Kribbeln, das von ihrer Kopfhaut, über die Arme, den Rücken hinab lief und sich an dem einen Punkt sammelte. Wie lange war es her, dass sie so etwas gefühlt hatte? Mit einem heiseren Keuchen riss sie den Kopf nach oben und rang nach Atem. Zu lange, viel zu lange. Kakashis lustverschleierter Blick hielt sie gefangen. Ja, sie hatte geschafft, was sie wollte. Der Jonin war so abgelenkt, dass er keinen einzigen Gedanken mehr an dieses unangenehme Thema mehr verlor. „Ich weiß was du vor hast, Kasumi“, keuchte Kakashi und fuhr ihr mit dem Daumen über die feuchten Lippen. Dann beugte er sich vor. „Glaube nicht, dass ich nicht bemerkt habe, was du damit bezweckst.“ Er überbrückte die letzten Zentimeter und hinterließ eine feuchte Spur an ihrem Hals, bis hinab zum Schlüsselbein, dass das zu große Oberteil von ihm verlockend entblößte. „Aber ich bin auch nur ein Mann, und das, was du mir anbietest, ist einfach zu verführerisch“, hauchte er gegen die sanfte Wölbung ihrer Brust, ehe er begann, dort zarte Schmetterlingsküsse zu verteilen. Benebelt von seiner kraulenden Hand in ihrem Nacken und seinen Lippen, die sich langsamen einen Weg nach oben suchten, glitt ihre Hand, fast wie von selbst, zum Bund seiner Hose und öffnete sie mit geschicktem Griff. Gerade wollte sie den neu gewonnen Bereich erkunden, als ein stahlharter Griff um ihr Handgelenk die Vorwärtsbewegung ihrer Hand stoppte. Heftig keuchend lehnte Kakashi seine Stirn gegen ihre. „Du ... hast mich ... um Zeit ... gebeten“, schnaufte er. „Wenn wir jetzt weiter machen, gibt es kein Zurück mehr. Das weißt du hoffentlich.“ Das Schweigen zog sich zwischen ihnen hin und noch immer verharrten sie in dieser Position. Schließlich sackten Kasumis Schultern herab und sie entspannte sich. „Ja, ich weiß“, wisperte sie. Erschöpft schmiegte sie sich an seine Brust und krallte die Finger in das Oberteil, direkt über sein heftig pochendes Herz. „Halt mich, Kakashi. Halt mich einfach, heute Nacht.“ Dann brach sie in lautes Schluchzen aus. Kapitel 25: Kapitel 25 ---------------------- Ein neuer Tag brach an. Der Wechsel zwischen Hell und Dunkel kam rasch und doch in winzigen Schritten; kühl und klar, wie ein Morgen im Herbst. Träge lauschte Kasumi dem ruhigen, gleichmäßigen Schlagen, das von Kakashis Herz ausging. Eine schläfrige Wärme hüllte sie ein. Ein Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit. Ihr Körper war weich, anschmiegsam; sie fühlte sich geborgen, wie ein Neugeborenes in Mutters Armen. War sie das? Neu geboren? Müde blinzelte sie, änderte ein wenig die Position ihres Kopfes auf seiner Brust. Ein Winkel des Himmels begann sich zu verfärben. Kasumi rekelte sich. Ein Farbenrausch in wahrhaft exorbitanter Dimension zog über den Horizont; lila Wolken über den Hokage-Köpfen und dazwischen funkelte hell der Morgenstern. Ein Schwarm Rauchschwalben, deren hohes „wid wid" in der Stille weit zu hören war, zog als schwarze Silhouette am Himmel entlang, ein Ninja-Team sprang zu der frühen Stunde über die angrenzenden Dächer und verschwand in der Ferne. Staubteilchen tanzten wie golden leuchtende Glühwürmchen durch die Weite des Zimmers. Träge schwebten sie durch Kasumis Blickfeld. Ein paar Kissen waren während der Nacht vom Sofa gefallen. Ein aufgeschlagener Band von Jiraiyas Icha Icha-Reihe lag auf dem gläsernen Wohnzimmertisch. Kakashis Weste hing über der Lehne eines Stuhls, der im integrierten Essbereich stand. Rings um den Stuhl waren seine Makibishi verstreut, die beim Ablegen der Jacke aus der offenen Tasche gefallen waren. Vorsichtig bewegte Kasumi sich, löste die Umarmung des Hatake, welche er die ganze Nacht aufrechterhalten hatte, während ihr die Tränen in Strömen die Wangen hinab gelaufen waren. Nachdem der Schutzwall um ihre Seele gebrochen war und sie um ihre Familie, um Kenjin und um die verlorene Zeit getrauert hatte, fühlte sie sich nun befreit, leicht, fast schon trunken vor Glück. Ja, sie war neu geboren. Wiedergeboren in Konoha. Die junge Frau spürte an den Stellen, mit denen sie Kakashi berührte, ein warmes, angenehmes Prickeln. Mit einem traurigen Lächeln beobachtete sie den Mann an ihrer Seite. Selbst im Schlaf waren seine Gesichtszüge angespannt. Die Uchiha war sich bewusst, mit welchen Geistern der Vergangenheit er selbst im Schlaf zu kämpfen hatte. Vorsichtig berührte sie seine Stirn, versuchte die Falten zu glätten, die sich tief in die weiche Haut gegraben hatten und glitt mir ihren Fingern weiter über die Narbe an seinem Auge. Zärtlich küsste sie diese. „Schlaf, Kakashi, schlaf“, murmelte Kasumi gegen seine Schläfe. Sie wünschte sich von ganzen Herzen, dass er die Schatten seiner Vergangenheit hinter sich lassen konnte, um im hier und jetzt seinen Frieden zu finden. Um glücklich zu sein. Denn sie war glücklich. Glücklich, weil sie endlich nach Hause gefunden hatte. Konoha. Die junge Uchiha hatte schon immer dieses Dorf geliebt. Es war friedlich hier. An einem Sommertag liebte sie das Rauschen der Blätter im Wind. Den Fluss, der in der Nähe gluckerte, den Duft von frisch gemähtem Gras, das Zwitschern der Vögel in den Bäumen, die tanzenden Schmetterlinge oder das sanfte Wippen der Blumen in einer aufkommenden erfrischenden Brise. Wehmütig seufzte Kasumi, sie bewegte sich. Erst jetzt fiel ihr richtig auf, wie stark sie Konoha und ihre Freunde vermisst hatte. Obwohl ihr Vater ein enorm strenger Mann gewesen war, dem das Ansehen seines Clans alles bedeutet hatte, und der von ihr einst Perfektion verlangte, vermisste sie ihn schmerzlich. Erschüttert erkannte sie, dass sie sich schwerlich an die Gesichter ihrer Eltern erinnern konnte. Ungeachtet dessen, oder gerade demzufolge, wusste sie, was sie mit ihrem weiteren Leben anfangen wollte. Wie ihr weiterer Weg aussehen würde. Die Sonne erklomm langsam den Horizont. Es würde heute ein schöner Spätsommertag werden. Gedankenverloren malte Kasumi Kringel auf Kakashis Brust. Ihr war bewusst, dass ihr Einstieg ins Dorf mit ihrer Arroganz nicht positiv verlaufen war. Es würde schwierig werden die Hokage und den Ältestenrat von ihrer Bitte zu überzeugen. Die Uchiha warf einen Blick aus dem Fenster. Es wurde Zeit, stellte sie angespannt fest. Sanft küsste sie Kakashi auf die halb geöffneten, trockenen Lippen, ehe sie vorsichtig über seinen ausgestreckten Körper kletterte. Währenddessen rutschte ihr die Decke von den Schultern. Undeutlich grunzte der silberhaarige Jonin; drehte sich um. Ächzend streckte Kasumi sich, ihr schmerzte jeder einzelne Muskel im Körper. Sie ging ein paar Schritte und ließ die Schultern kreisen. Die Halswirbel knackten laut. Kakashi hatte die Wahrheit gesagt. Das Sofa war definitiv zu klein für zwei Personen. Sie sollten sich demnächst ein größeres anschaffen, wenn sie zusammenziehen sollten. Kasumi verharrte in ihrer Bewegung. Eine zarte Röte zierte ihre schmalen Wangen. Glühend heiß schoss ihr das Blut ins Gesicht. Mit geschlossenen Augen gluckste sie leise auf. Ja, hier war sie zu Hause. Hier würde ihre Seele Heilung finden. Ihre schwarzen Iriden funkelten strahlend und sie presste ihre Handfläche gegen das kühle Fensterglas. Sie musste zur Hokage. So schnell wie möglich. Eine innere Spannung hatte tief in ihrem Innersten Besitz von ihr ergriffen. Wenn sie es jetzt nicht tun würde, würden ihre Zweifel sie wieder zögern lassen. Kasumi zupfte mit gerunzelter Stirn nachdenklich an ihrer weiten Kleidung. Sie musste Kakashi eine Nachricht hinterlassen, mit seinen Sachen konnte sie nicht bei Tsunade erscheinen. Suchend blickte die Uchiha sich um. ~. . . ~ Die Clanerbin war sich bewusst, dass ihre Worte kalt und unpersönlich klangen, dem ungeachtet, wenn sie ehrlich war, wusste sie nicht, wo sie Beide standen. Zu lange hatte sie ihre Gefühle in sich eingeschlossen, dass es ihr jetzt ungeheuer schwerfiel, diese bewusst zu zeigen. Die Tür fiel leise hinter ihr ins Schloss während die Sonnenstrahlen die Dächer in einem rotbraunen Ton leuchten ließen. Ein kleiner weißer Zettel lag auf dem gläsernen Tisch im Wohnzimmer, neben dem aufgeschlagenen Icha Icha Tactis Band. Die feinen Schriftzüge schimmerten feucht im Licht des frühen Morgens. Kakashi schnarchte leise und drehte sich noch einmal um. Kakashi, ich werde heute Tsunade aufsuchen. Begleitest du mich? Treffen wir uns vor dem Hotel in welchen Daisuke und ich abgestiegen sind? Gegen neun Uhr? Ich warte auf dich. Kasumi ~. . . ~ Neben Inuzuka Kiba trottete der große schlappohrige Akamaru fröhlich schwanzwedelnd her. Hin und wieder schnüffelte er am Boden, während Kiba zusammen mit Hyuga Hinata auf dem Weg zu Yuhi Kurenai war. Beide Chunin unterhielten sich lebhaft über Hinatas Training mit Aburame Shino und wie viele Fortschritte die junge Hyuga in der Zwischenzeit mit ihrem Juken gemacht hatte. Unterdessen schlängelten sie sich geschickt durch die stetig wachsende Menschenmasse auf den Straßen. Bis Akamaru ein tiefes, bedrohliches Knurren ausstieß. Seine Nackenhaare hatten sich aufgestellt, sodass der Ninken noch größer und gefährlicher wirkte und er zog die Lefzen hoch, bis man deutlich seine Reißzähne sah. „Was ist los, mein Freund?“ Kiba schaute zu Akamaru auf, legte ihm beruhigend eine Hand in den Nacken und kraulte ihn. Gebannt folgten er und Hinata, die ihre Hand in dem weichen, cremefarbenen Fell vergraben hatte, Akamarus Blick. Kakashi schlenderte mit einer jungen Frau geruhsam über die halb gefüllte Straße, keine zwei Meter vor ihnen. Der Jonin hatte sie nicht bemerkt, derart vertieft war er in sein Gespräch mit der schwarzhaarigen Frau, die ihn begleitete. Mit den Händen in den Hosentaschen blieb er an einer Geschäftsauslage stehen, deutet auf einen Gegenstand und wandte sich an seine Begleitung. Die junge Frau kicherte hinter vorgehaltener Hand über etwas, was der Jonin gesagt hatte und verstummte abrupt, als der Silberhaarige sich zu ihr herunter beugte und sie flüchtig küsste. Der Wind frischte auf, brachte ihre dichten, offenen Haare durcheinander, so dass sporadisch Teile des rot-weißen Clanwappens auf ihrem Rücken sichtbar wurden. Erst zögernd, dann mutiger, schlang sie ihren bedeckten Arm um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn. Die Finger ihrer anderen Hand krallten sich am Stoff seiner Hüfte fest, woraufhin Kakashi mit schmerzerfülltem Gesicht den Kuss abbrach. Keuchend lehnte er sich gegen sie. Erschrocken wich die junge Frau ein bisschen zurück. Der Silberhaarige antwortete auf ihre Frage etwas, was die beiden Chunin in der sie umgebenden Geräuschkulisse nicht verstehen konnten, und strich ihr beruhigend eine Haarsträhne aus dem besorgten Gesicht. Schnell zog Kiba die Hyuga hinter die Hausecke des Geschäftes, vor dem sie standen, als der Hatake aufblickte und sich argwöhnisch umsah. „Kakashi hat eine Freundin?“, flüsterte der Inuzuka ungläubig und spähte um die Ecke. Die beiden standen noch immer vor dem Amaguriama, Konohas berühmtestem Süßigkeiten-Laden, während sie vorsichtig seine Seite abtastete. „Vielleicht ist sie nur eine Bekannte“, murmelte Hinata schüchtern neben ihm. Skeptisch schaute Kiba sie an. „Ob Naruto darüber Bescheid weiß?“, murmelte er und streckte zusammen mit Akamaru und Hinata den Kopf um die Ecke. „Ob Naruto über was Bescheid weiß?“, erklang eine unheimlich gedämpfte Stimme hinter ihnen. Erschocken quiekte die Hyuga auf und zuckte ertappt zusammen, ehe sie sich furchtsam umdrehte. Grinsend, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, stand der Uzumaki hinter ihnen. Er sah aus, als ob er gerade aus dem Bett gestiegen wäre, mit seinen verwuschelten blonden Haaren. Seine blauen Augen funkelten vor Vergnügen, seinen Freunden einen Schrecken eingejagt zu haben. Er konnte es immer noch. Leise gluckste er. „Hallo Hinata-chan“, begrüßte er die Hyuga fröhlich. Prompt lief die zierliche Kunoichi rot an, verdrehte die Augen und kippte mit einem leisen Seufzer auf den Lippen um. „Naruto!“, schimpfte Kiba erschrocken, fing die bewusstlose Hinata nichtsdestotrotz geschickt auf. Sanft tätschelte er ihr die Wange, bis sie mit flatternden Liedern die weißen Augen öffnete. Fahrig ließ sie den Blick schweifen. „Was denn?“ Ahnungslos starrte Naruto seinen Freund mit schief gelegtem Kopf an, welcher resigniert die Luft ausstieß. Naruto würde sich niemals ändern. Er bemerkte einfach nicht, wie sehr Hinata ihn mochte. Hoffnungslos, dachte er. „Ach Naruto!“, seufzte Hinata unbemerkt. „Schau mal darüber.“ Der Inuzuka wies mit der Hand über die Schulter, gleichzeitig half er Hinata aufzustehen. „Da ist dein Sensei mit einer Frau. Und sie haben sich sogar geküsst!“ Entrüstung schwang in seiner Stimme mit. Naruto lunzte um die Hausecke des Geschäftes und zwischen den ausgelegten Waren hindurch erkannte er den silbernen Haarschopf seines Senseis. Minutenlang beobachtete er mit ausdruckslosem Gesicht gedankenverloren das Geschehen auf der Straße. Beobachtete die beiden verliebten Menschen. Ein schmerzhafter Stich breitet sich in seiner Brust aus und verblüfft berührte er die Stelle. Vögel zwitscherten in den Kronen der vielen umliegenden Bäume. Der Wind rauschte durch die dunkelgrünen Blätter und spielte sanft mit seinen Haaren. Helle Lichtpunkte sprenkelten den sandigen Boden. Dann wandte er sich Kiba und Hinata zu, die, kaum das er sie ansah, nervös die Fingerspitzen gegeneinander tippte und verlegen zur Seite blickte. „Und? Was ist jetzt? Weißt du, wer das ist?“ Die Neugier stand dem Chunin ins Gesicht geschrieben. Er bemerkte Narutos verschlossenen Ausdruck in den Augen nicht. „Das ist Kakashi ...“ Naruto rang sich ein Grinsen ab. „Ja? Weiter!“, drängte Kiba; Hinata schmiegte sich an den Inuzuka, sie war genauso neugierig, wer das Herz des verschlossenen Kopierninjas erobert hatte. „... und ...“ Ärgerlich begann Akarmura zu knurren, machte den Gefühlen seines Gefährten Luft und knuffte Naruto leicht in die Seite. „... Uchiha Kasumi.“ Verblüfft über diese Antwort starrte Kiba seinen Freund sprachlos an, selbst Akamaru hatte aufgehört zu knurren und Hinata vergaß ihre Schüchternheit gegenüber Naruto. Mit großen Augen und offenem Mund blickte sie ihn an. „Was?“, japste Kiba schließlich. „Uchiha? Uchiha Kasumi? Es gibt keine Uchihas mehr im Dorf, seitdem Sasuke uns verraten hat“, schimpfte er ungehalten. Kurz zuckte Naruto zusammen, ein dunkler Schatten flog über sein Gesicht; umwölkte seinen Blick. Sein Körper hatte sich versteift. Einen flüchtigen Augenblick lang erkannte Hinata in seinen Augen den unvorstellbaren Schmerz, den er durchlitt, seit Sasuke dem Dorf, ihm, den Rücken gekehrt und sich Orochimaru angeschlossen hatte. Resigniert erkannte die Hyuga zum ersten Mal, was der blonde Shinobi buchstäblich gefühlt haben musste, als er sich das Versprechen gegenüber Sakura abgerungen hatte, den Uchiha zurückzuholen. Welches Opfer er brachte. Doch dieser Moment war winzig und schon lachte Naruto wieder, hatte seine Maske aufgesetzt. „Ich weiß es sogar sehr genau“, grinste Naruto; geschickt verbarg er die Wunde, die durch Kibas unbedachte Worte aufgerissen war. „Sie ist Sasukes Schwester.“ „Schwester?“, keuchte Kiba verblüfft. „Bei Kami! Geht es noch verrückter?“ Naruto rang sich ein vergnügtes Lachen bei dem Gesichtsausdruck des Inuzukas ab, ehe er sich winkend verabschiedete und eilig die überfüllte Straße überquerte. „Hey! Warte Naruto! Du kannst uns nicht hier stehen lassen!“ Er machte einen Schritt, doch Hinata krallte sich in seine Jacke, hielt ihn zurück. Sie war sensibel genug, um Narutos Stimmungsumschwung zu bemerken. „Komm zurück!“, rief Kiba. „Verdammt, Hinata! Lass mich los!“ „Das geht nicht“, brüllte Naruto von der anderen Seite, „Ich bin mit Sakura bei Ichiraku verabredet. Macht's gut Leute.“ Seine blonden Haare verschwanden in einer dunklen Seitengasse, in die keine Sonnenstrahlen fielen. „Lass ihn“, bat Hinata leise, hielt ihn weiterhin davon ab, hinter dem Blonden herzurennen. Traurig blickte sie Naruto hinterher. Aufmerksam musterte Kiba ihre zarten Gesichtszüge. „Du weißt doch etwas, hab ich recht?“ Sie lächelte ihn verschmitzt an. „Wer weiß“, erwiderte sie geheimnisvoll, ehe sie seine Hand ergriff und ihn durch die Menschen auf der Straße lotste. Vorbei an dem Stand, an dem Kakashi und die junge Frau gestanden hatten. Sie waren verschwunden. ~. . . ~ Kaum hatten ihn die Schatten verschluckt, wurden seine Schritte langsamer, bis sie gänzlich verstummten. Er ließ die noch nicht vollkommen aufgelegte Maske fallen. Sein Blick wurde emotionslos, er selbst spürte es. Er spürte das, was er keinem seiner Freunde je zeigen würde. Wut, Hass, Trauer. Er schlang die Arme um sich, sank gegen die kalte Wand. Langsam ließ er sich an ihr herabgleiten, bis er auf dem feuchten, dreckigen Boden zum Sitzen kam. Erschöpft zog er seine Beine an den Körper und legte den Kopf darauf ab. Stumm zuckten seine Schultern. Es kümmerte ihn nicht, dass er zwischen durchweichten Kartons und stinkendem Müll im Dreck saß. Er vergrub den Kopf tiefer auf den angewinkelten Beinen und weinte lautlos. Er spürte nichts. Spürte nicht die Feuchtigkeit, die seine Wangen benetzte. Spürte nicht die Kälte, die von der Wand aus in seinen Körper drang. Denn die Kälte hatte schon längst Einzug in seinen Körper gehalten. ~. . . ~ Gedämpft drangen aufgebrachte Stimmen durch die dicke Holztür von Meister Hokages Büro. Die feinen Risse, welche sich im cremefarbenen Putz um den hölzernen Türrahmen zogen, bewiesen das explosive Temperament des Feuerschattens der fünften Generation. Zwei der diensthabenden ANBU standen regungslos vor der Tür und hielten Wache. Unmerklich nickte Kakashi ihnen zu, obwohl ihn ein unerfreuliches Gefühl beschlich. Die beiden Ansatsu Senjutsu Tokushu Butai würden nicht das Gelände beaufsichtigen, wenn sich keine bedeutenden Persönlichkeiten in Tsunades Büro aufhalten würden. Krachend schlug etwas in diesem Moment zu Boden, worauf die Tonlage der Meinungsäußerungen herausfordernder wurde. „Du wirst ja wohl noch wissen, wie die Uchiha einen Staatsstreich geplant hatten! Wie sie versuchten die Kontrolle über Konoha zu erlangen!“, keifte eine Frau. „Ich dachte, das Problem hätten wir damals gelöst?“, erklang das fragende Timbre eines alten Mannes. Kakashi wollte etwas sagen, sie trösten, aber nicht das Geringste schien passend zu sein, um die Traurigkeit aus ihren Augen zu vertreiben. Denn, obwohl sie dem Uchiha-Clan angehörte, war sie viel zu sensibel. Aber der Augenblick verstrich ungenutzt. „Nicht“, bat er dennoch leise, sanft fuhr Kakashi über die zerbissene Lippe. Flüchtig küsste er sie; schmeckte leicht den metallischen Geschmack ihres Blutes durch die Maske, ehe an die Tür geklopft wurde. Die Debatte verstummte jäh. Stille breitete sich aus, selbst das Zwitschern der Vögel konnte Kakashi gedämpft durch die Gänge wahrnehmen, ehe die Godaime energisch „Herein!“ rief. Kasumi griff nach seiner Hand. Er spürte wie ihre Finger zitterten und drückte sie aufmunternd an sich, dann stieß er die Tür auf. Misstrauisch wurden beide von den Anwesenden gemustert, die versammelt um Meister Hokages Schreibtisch standen, auf den Tsunade eben noch aufbrausend geschlagen hatte – ein tiefer Riss zierte die feine Maserung – obwohl ihr Augenmerk eindeutig mehr auf der jungen Uchiha lag. Danzo, eines der älteren Ratsmitglieder, stützte sich schwer auf seinen Stock und vermittelte so den Eindruck, eines gebrechlichen, alten Mannes. Diesen Eindruck verstärkte er noch mit der Bandage um seinen Kopf. Wirr fiel struppiges, graues Haar darüber. Kakashi war jedoch auf der Hut. Zu genau kannte er seine Verbindung zur Sondereinheit der ANBU, dessen Mitglieder unter dem Befehl dieses erschreckend ruhigen und kaltblütigen Mannes gestanden hatten. Offiziell war die NE-Einheit schon vor Jahren aufgelöst worden, dennoch bestand sie weiterhin heimlich im Untergrund. Danzo, der ein fantastischer Stratege war und der so gut wie nie Emotionen zeigte, was wohl daran lag, dass er der Meinung war, dass Emotionen Schuld an Kriegen und Konflikten seien, verfolgte heimlich eine Menge Ziele. Und seitdem Sai, durch sein Einwirken, in Kakashis Team eingeschleust wurde, um die Lücke, die Sasuke hinterlassen hatte, zu füllen, war er noch vorsichtiger geworden. Unter trägen Liedern beobachtete Danzo das Eintreten derer, die ihm zum Verhängnis werden konnte. Bisher hatte er immer vermutet, dass Uchiha Itachi einmal von Sasuke, in dessen blindwütigem Rachefeldzug, umgebracht werden würde. Dann wäre nur noch der letzte Sohn von Fugaku übrig; und mit ihm würde er ein leichtes Spiel haben. Dann wäre er seinem Ziel, den Uchiha-Clan auszulöschen und seiner Vorstellung von Frieden, einen weiteren Schritt näher gekommen. Dass das älteste Kind des Clanoberhauptes noch am Leben war, damit hatte er niemals gerechnet. Eigentlich hatte er immer geglaubt, dass sie den perversen Experimenten des Nukenins Orochimaru zum Opfer gefallen wäre. Tatsächlich würde er sich eher mit dieser widerlichen Schlange verbünden und das Dorf angreifen und somit Tsunade von ihrer Position als Feuerschatten zu stoßen, als tatenlos zuzusehen, wie dieses Weib hier wieder Fuß fassen würde! Denn dann würde Konoha aus der Asche des Krieges und Leidens wie ein Phoenix emporsteigen. Neu und nach seinen Idealen geformt. Mit ihm als Hokage in der Machtposition. Und dann würde endlich militärische Macht über die Diplomatie triumphieren. Danzo warf Tsunade einen kühlen Blick zu, als diese die beiden begrüßte. Er konnte sich gut vorstellen – da er sie mehr als alles andere hasste – Konoha nur zu zerstören, um ihr wehzutun. Er verabscheute die Godaime, da sie die gleichen Ideale vertrat wie Sarutobi und die Enkelin des Shodai Hokage war. „Kakashi, Kasumi“, empfing Tsunade sie gefasst. Einige Strähnen ihrer blonden Haare hatten sich aus den zwei Zöpfen gelöst, standen wirr ab. Ihre beigebraunen Augen funkelten noch immer aufgebracht, während sie die Lippen zu einem festen Strich zusammenpresste. Ihr grüner Mantel, den sie immer offen trug, war ein wenig von den Schultern gerutscht, als sie ihrem explosivem Gemüt Ausdruck verliehen hatte. Dabei war wohl auch der Stuhl umgefallen. Nara Shikaku, dessen Narben unter seinem angespannten Gesichtsausdruck deutlicher denn je hervortraten, stand neben Jiraiya am Fenster. Obwohl er eher ein ruhiger und gelassener Mann war, behagte ihm die Auseinandersetzung immer weniger. Seiner Meinung nach war viel zu sehr über die junge Frau hergezogen worden, ohne das sie ein Wort zu ihrer Verteidigung hätte vorbringen können. Bisher hatte er sich bei der Besprechung, die seit den frühen Morgenstunden einberufen worden war, zurückgehalten und den älteren Mitgliedern des Rates den Vortritt gelassen. Nichtsdestotrotz würde er seine Meinung klar und objektiv darlegen. Wenn es denn zu einer Entscheidung kommen sollte. Ob Tsunade gewusst hatte, das die Hauptperson sie heute aufsuchen würde? Nachdenklich beobachtete und analysierte er. Wahrscheinlich nicht. Die Feuerschatten hatte mal wieder geschlafen, als die Ratsmitglieder und er sie aufgesucht hatten. Noch deutlich zeigten sich die Liegespuren in ihrem Gesicht. Vermutlich war sie deswegen so schlechter Laune. Der Leiter des Nara-Clans blickte zu der einzigen Frau im Rat. Mehr als deutlich hatte sie vorhin ihre Meinung vertreten und auch jetzt musterte Utatane Koharu die Frau an Kakashis Seite abschätzend. Missbilligend legte sich eine tiefe Falte auf die runzelige Stirn der alten Frau. Bei Kami! Sie würde nicht zulassen, dass jemals wieder ein Uchiha im Dorf leben würde! Jedes einzelne Mitglied war eine Gefahr, ein Risiko, das Koharu nicht bereit war einzugehen. Es reichte schon, wenn zwei von ihnen unbeobachtet herumliefen und Schaden anrichteten. „Meisterin Hokage, ehrwürdige Ratsmitglieder“, begann Kasumi zögerlich, „entschuldigt mein Fehlverhalten von gestern. Ich war zu aufgewühlt, um euch den nötigen Respekt zu zollen, Tsunade-sama.“ Die junge Uchiha warf sich demütig zu Boden, presste die Stirn gegen die rauen Tatami-Matten. „Kasumi“, flüsterte die Hokage erschüttert. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass ein Uchiha sich derartig die Blöße geben und um Verzeihung bitten würde. „Nicht, steh auf“, bat Tsunade, sie reichte der jungen Frau die Hand. Überrascht riss die Feuerschatten die Augen auf, als sie ihr ins Gesicht blickte. „Bitte“, flehte Kasumi. „Bitte nehmt mich wieder im Dorf auf! Ich verspreche alles zu tun, was du verlangst. Nimm mich einfach nur wieder im Dorf auf!“ „Kasumi“, begann Tsunade, bestürzt über die Intensität hinter ihren Worten. „Nein!“, kreischte Koharu dazwischen. „Das wird der Rat nicht zulassen!“ „Utatane-san“, wandte sich Shikaku beschwichtigend an die aufgebrachte Frau. „Beruhigt euch! Noch ist doch noch gar nichts entschieden.“ Grob stieß Koharu den jungen Nara beiseite; trat auf die beiden Frauen zu, die unterschiedlicher nicht sein konnten. „Ich will nicht, dass diese Frau zurückkehrt. Sperr' sie ein, auf dass sie niemals mehr das Tageslicht sehe!“ „Diese Frau?“, zischte Kakashi wütend. Bedrohlich schob er sich vor Kasumi, welche perplex Koharu anstarrte. Ebenso wie die Enkelin des Shodai Hokage, die mit so einem hasserfüllten Ausbruch nicht gerechnet hatte. Doch Utatane war keine Person, die sich leicht einschüchtern ließ. „Sei still, Junge!“, fuhr Koharu den silberhaarigen Shinobi kalt an. „Du weißt überhaupt nicht, wozu diese Uchihas fähig sind! Sie waren es, die vor sechzehn Jahren mit dem Kyubi no Yuko, dem neunschwänzigen Unheilfuchs, das Dorf angriffen. Mit ihrem Dojutsu zwangen sie dem Fuchsdämon ihren Willen auf. Und das nicht zum ersten Mal.“ „Das kann nicht wahr sein“, hauchte Kasumi verstört. Tränen traten ihr in die Augen, trotzdem schob sie Kakashi zur Seite. „Es tut mir leid, Utatane-san, wenn mein Clan euch Schmerzen bereitet hat, aber ich ...“ Sie streckte die Hand flehend aus. „Schweig, närrisches Kind!“ Koharu schlug ihre Hand unwirsch beiseite. „Mit deinen Entschuldigungen kannst du dir gar nichts kaufen! Auch keine Absolution.“ Sie spie Kasumi die letzten Worte ins Gesicht. Entsetzt stolperte die junge Frau zurück, prallte gegen Kakashi. Koharu atmete tief ein, ehe sie zum finalen Schlag ausholte. „Das einzige Zugeständnis, das ich geben könnte, wäre dich zu blenden.“ Fassungslos starrte Kasumi die alte Frau an. „Was?“, krächzte sie erschüttert. Das war doch nicht ihr Ernst?! „Ohne deine Augenkunst wärst du ein Nichts und damit keine Gefahr mehr für das Dorf. Dann könntest du bleiben.“ Kalt blickte Utatane sie an. „Es ist schon ein einziges Zugeständnis, dass sie sich seit sechsunddreißig Stunden frei bewegen kann“, ergriff Mitokado Homura zum ersten Mal das Wort. Entsetzt, die Finger auf die bebenden Lippen gepresst, starrte Kasumi von einem zum anderen. Das hinterhältige Lächeln von Danzo entging ihr dabei. Wie es schien, lief alles nach Plan, auch wenn er diesmal nicht die Finger im Spiel gehabt hatte. „Ich mache hier ebenfalls Zugeständnisse!“, brüllte Tsunade unerwartet in die sich ausdehnende Stille. „Das könnt ihr mir glauben! Oder glaubt ihr etwa, mir wäre die Sicherheit Konohagakures egal?“ „Was willst du unternehmen?“, erkundigte sich Danzo kühl bei der Enkelin Senju Hashiramas. Er verlagerte ein wenig sein Gewicht auf dem Stock. Der Stoff seiner Kleidung raschelte leise. Tsunade schnaubte unwirsch, noch immer war sie wütend, ehe sie die Arme verschränkte und sich an die junge Frau wandte. Shikaku, der Danzo nur so weit traute, wie sein Schatten reichte, verfolgte jede ihrer Bewegungen. Bereit jederzeit seine Kunst anzuwenden und eine Eskalation im engsten Raum zu vermeiden. „Du bittest mich also, dich wieder im Dorf aufzunehmen?“, erkundigte sich Tsunade. „Hai.“ Nickend bestätigte die junge Uchiha. „Einfach so?“ Mit hochgezogenen Brauen wartete sie ihre Reaktion ab. „Nein, natürlich nicht“, räumte Kasumi ein. „Ich verstehe, dass ihr misstrauisch seid und einige ...“, sie warf Utatane einen Blick zu, „sogar eine tiefe Abneigung hegen. Und ich räume ein, dass ich viel früher hätte wieder zurückkehren sollen, aber, versteh bitte ...“, Kasumi hob verzweifelt die Schultern, „ich war unsicher und verletzt ...“ Ein abschätziges Schnauben unterbrach sie rüde. Tief atmete Kasumi ein, während hingegen Tsunade die Ratsmitglieder grimmig anfunkelte. „Wie gesagt, ich war verletzt und als die Wunden verheilt waren, hatte ich mich bereits an das einfache Leben bei Kenji und den Anderen gewöhnt. Tatsächlich wollte ich eigentlich nichts mehr mit der Welt der Shinobi zu tun haben ...“ „Da haben wir es!“, warf Koharu schrill ein. „Ruhe!“, donnerte Tsunade. „Noch bin ich Hokage und ich entscheide, wie es weiter gehen wird.“ „Das wolltest du doch vorhin schon erwähnen, nicht wahr, Tsunade?“ Danzo lächelte schmallippig. Die Godaime blickte ihn eine Weile unbeweglich an, ehe sie mit einem knappen „Genau.“ sich an Kakashi und die Clanerbin wandte. „Da ich dir in der momentanen Situation nicht hundertprozentig vertrauen kann – auch nicht, wenn du hier die Wahrheit erzählen solltest – werde ich Morino Ibiki und Yamanaka Inoichi bitten, die Wahrheit aus dir heraus zu holen. Wenn nötig auch mit Gewalt.“ Reserviert beobachtete Tsunade die Reaktion ihres Gegenübers. „Du bist zu leichtfertig, Tsunade. Sprich wie ein richtiger Hokage“, tadelte Danzo sie ungerührt. Wütend stampfte Hashiramas Enkelin mit dem Fuß auf. „Dann kannst du also wirklich garantieren, dass keine Gefahr für das Dorf von ihr ausgeht?“ Er lächelte überlegen. Einen Moment lang schwieg Tsunade. „Ich glaube daran“, erwiderte sie schließlich kaum hörbar und blickte Danzo fest an. Dabei ging Kasumis Herz auf. Tonton quiekte leise auf Shizunes Armen. „Und wenn dein Glaube daran falsch ist ... Was wirst du dann tun?“ Koharu wirkte ruhiger, als sei die Entscheidung bereits gefallen. „Wenn Konoha ... Wenn Hin no Kuni in Gefahr sein sollte, werde ich mein Leben aufs Spiel setzen, um die Menschen hier zu retten. Als Godaime Hokage!“ Fest entschlossen sah sie die drei alten Ratsmitglieder an. „Das kannst du nicht machen, Tsunade!“, warf Kakashi entsetzt ein. „Das ist ...“ „Kakashi?“, unterbrach Kasumi ihn verhalten; sie zupfte an seiner Weste. „Wer ist Morino Ibiki?“ Ahnungslos schaute sie zu ihm auf. Kakashi schnaufte und machte eine müde Handbewegung. „Sonder-Jonin Morino Ibiki ... Er ist ein Sadist ... Und ein Profi.“ „Ein Profi? In was?“ Verwirrt runzelte die junge Frau die Stirn. Was hatte das mit ihr zu tun? Kakashi steckte die Hände in die Hosentaschen und blickte aus dem Fenster. Er stieß den angehaltenen Armen aus. „In Folter und Verhör.“ Kasumi schluckte erschüttert. „Er ist der Chef der Folter- und Verhörabteilung der Attentat-Truppe von Konoha. Der Kerl kennt sich mit der menschlichen Psyche aus.“ Kakashi drehte sich abrupt um und packte Kasumi an den Schultern. Eindringlich sah er ihr in die Augen. „Ibiki kann auf ganz fürchterliche Weise Menschen psychisch in die Enge treiben und ihre Seele quälen. Er schafft es, die Schwäche der menschlichen Natur herauszuschälen. Bei seiner Folter bleibt niemand ungerührt. Verstehst du das, Kasumi?“ Seine Finger gruben sich schmerzhaft in ihre Arme. „Ja, Kakashi. Ich verstehe“, antwortete sie schwach. Der Pony verdeckte ihre Augen. „Aber wenn das die einzige Möglichkeit ist, ins Dorf zurückzukehren – mit dir zusammen sein zu können – werde ich jede Folter von Morino-san klaglos hinnehmen.“ Die Clanerbin schaute entschlossen auf. „Ich habe nichts zu verbergen“, gab sie laut bekannt, dabei funkelten ihre Augen entschieden. „Gut, wenn dies also geklärt ist“, Tsunade blickte den Rat fest an, „dann wird dem Verhör nichts mehr im Wege stehen. Shikaku, bring Ibiki und Inoichi her.“ „Hai, Hokakge-sama.“ Der Nara verneigte sich knapp und verschwand anschließend in einer Rauchwolke. ~. . . ~ Jiraiya, der bis dahin schweigend dem Geschehen gefolgt war, stieß sich von der Wand ab und trat aus den Schatten. Die Godaime blickte beim Klappern seiner Holzschuhe auf. „Jiraiya“, begrüßte sie ihn knapp. Kasumis Augen weiteten sich überrascht. „Jiraiya-sensei!“, stieß sie aus. Bevor der Sannin reagieren konnte ergriff die junge Frau seine Hände und drückte sie überschwänglich. Ihr Gesicht strahlte vor reinster Freude, die sie nicht in Worte zu fassen vermochte. „Wie geht es euch? Wie ist der Kampf ausgegangen? Wie geht es Baku und Ushi?“ Der alte Mann schwieg, so überrumpelt war er, schließlich schloss er sie in eine feste Umarmung. „Lass den –sensei weg, Kasumi. Ich bin nicht großartig zum Unterrichten gekommen.“ Er ließ sie los, legte aber seine großen, schweren Hände auf ihre Schultern. „Lass dich ansehen ... Bei Kami, du siehst deiner Mutter verdammt ähnlich!“ „Wirklich?“ Erfreut errötete die junge Frau. „Wie Kaa-chan?“, flüsterte sie, ihre Augen begannen feucht zu schimmern. „Ich bin froh, dass es dir gut geht“, begann Jiraiya. „So gut, wie es einem gehen kann, wenn man Orochimaru entkommen ist ...“, räumte er ein. „Und was Baku und Ushi angeht, die Mission hatten wir ohne weitere Verluste abgebrochen, nachdem Orochimaru mit dir verschwunden war.“ Er starrte sie eine Weile gedankenverloren an, ehe er unerwartet ausstieß: „Warst du schon in Konohas heißen Quellen? Es ist ein wundervolles Bad, da kann man herrlich ...“ „Jiraiya!“, knurrte Kakashi, dabei riss er Kasumi an sich. Verwundert schaute sie Tsunade an, die Jiraiya gerade einen gezielten Faustschlag verpasste. „Du alter Lustmolch!“, brüllte sie los. „Dich kann man keinen Augenblick aus den Augen lassen!“ „Hast du ja auch nicht“, grummelte der Sannin und hielt sich die schmerzende Seite. „Wie soll ich da nur weitere Informationen beschaffen?“, jammerte er leise. „Von dir hätte ich mir mehr Unterstützung erhofft.“ Anklagend blickte er den silberhaarigen Jonin an. Bevor Kakashi reagieren konnte, knallte die Bürotür gegen die Wand; mit flatterndem Mantel trat Morino Ibiki, gefolgt von Yamanaka Inoichi und Shikaku ein. „Ibiki!“ Auf Tsunades Stirn begann eine Wutader warnend zu pochen. So ein Aufruhr am frühen Morgen war einfach zu viel. Sie brauchte dringend einen Schluck Sake. Oder auch zwei. Scharf atmete Kakashi ein, nickte den beiden Jonin aber grüßend zu. „Godaime-sama, du hast nach uns schicken lassen?“ Ibiki steckte gelassen die Hände in die Manteltaschen. „Ich bitte dich, eine Befragung durchzuführen.“ „Von wem?“ Karg antwortete er ihr. Tsunade deutete auf die Frau neben Kakashi. „Uchiha Kasumi.“ Ibiki blickte die Uchiha ausdruckslos an, dann nickte er nach den beiden ANBU vor der Tür. „Geht klar, Meister Hokage.“ „Kasumi“, hielt Tsunade die junge Frau auf, welche sich widerspruchslos abführen ließ, nachdem sie sich zärtlich von Kakashi verabschiedet hatte. „Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich. Man sah ihr die Qual dabei an. „Ohne Verhörresultat kann ich keine Entscheidung zu deinen Gunsten fällen.“ Kasumi warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Sie lächelte vergnügt. „Keine Sorge, Meister Tsunade. Ich schaffe das schon.“ ~. . . ~ Die Stille, die sie umgab, war beängstigend. Das leise rauschen der Fackeln klang wie das Zischeln einer Schlange. Mit Schaudern musste Kasumi unwillkürlich an Orochimarus Verstecke denken. Sie glaubte sogar hin und wieder seine fahlen, unmenschlichen Gesichtszüge aus den Augenwinkeln zu erspähen. Doch hinter ihr war nur die dunkle, Furcht einflößende Gestalt von Ibiki-san, der sie wie aus kalten, toten Augen beobachtete. Von dem Mann ging eine unheimliche Aura aus. Der Mantel flatterte fast lautlos bei seinen energischen Schritten, dabei verschmolz er unmerklich mit der Dunkelheit hinter ihm. Fröstelnd drehte sie sich wieder um, folgte weiterhin den Jonin Inoichi-san und den beiden ANBU durch die feuchten Tunnel, die sich wie ein Labyrinth unterhalb von Konoha durch das ganze Tal zogen. So oft wie sie schon abgebogen waren, mussten sie sich bereits weit von Kakashi und Tsunade in der Residenz entfernt haben. Immer tiefer drangen sie vor, immer mehr Gänge passierten sie, die sie unbeachtet hinter sich ließen. Ihre Körper warfen flackernde, lang gezogene, unnatürliche Schatten an die aus verhärteter Erde bestehenden Wände. Die Fackeln reichten nicht aus, um alles vor ihnen zu erhellen, doch die Männer kannten den Weg zielsicher. Schließlich wurde eine kaum erkenntliche Tür aufgestoßen, die dumpf gegen die Wand schlug. Eine steile Treppe schraubte sich in schwindelerregende Höhe empor. Es gab kein Geländer, das Halt geboten hätte und die Stufen waren so schmal und feucht, dass die fünf Shinobi hintereinander und äußerst vorsichtig gehen mussten. Weit entfernt, ganz am Ende der Treppe, glomm unerwartet ein Licht auf. Eine weitere Tür war am Ende ihres Weges in Erwartung der Ankommenden geöffnet worden. Was würde Kasumi bei diesem Verhör erwarten? Konnte sie es überhaupt bestehen? Zweifel nagten an ihr wie ätzende Säure. Zweifel, die sie vor Kakashi geschickt verborgen hatte. Vom Ausgang dieses Geschehens hing ihre gesamte Zukunft ab. ~. . . ~ Ibiki beugte sich drohend vor und musterte die junge Frau, die am Tisch vor ihm saß. Er musste ihr zugutehalten, dass sie nicht klein beigab. Besonders in Angesicht des Raumes, in dem sie saß. Der Spezial-Jonin hatte sie mit Absicht in die Folterkammer geführt, in der die abstraktesten Geräte an den Wänden hingen, an welchen noch dunkles, eingetrocknetes Blut klebte. Er hatte ihren flackernden Blick bemerkt, als sie eingetreten war und ihr kurzes, ängstliches Keuchen vernommen. Ihr Körper hatte sich plötzlich angespannt, als würde sie gleich einen Angriff planen, um zu entkommen. Kurzzeitig war ihr Dojutsu, ihre Augenkunst, aktiviert, aber genauso schnell war ihre angespannte Haltung verschwunden und sie ließ sich widerspruchslos auf den Stuhl drücken. „Uchiha Kasumi, Sie werden mir alles erzählen, was ich wissen will, sonst ...“ Ibiki deutete fahrig hinter sich. Ein kaltes Lächeln lag auf seinen Lippen. Kasumi schluckte. „Ich ... ich ...“, begann sie. Ihre Worte klangen abgehackt und mit Mühe hervorgepresst. „Ich ... ... ... kann nicht“, würgte sie schließlich hervor. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn, die Hände zitterten unkontrolliert und sie verdrehte die Augen, so dass nur noch das Weiße darin zu sehen war. „Wasser!“, befahl Ibiki barsch. Heftig knallte er das Glas auf den Tisch; dabei schwappte sein Inhalt über. Das Verhör würde sich als schwieriger gestalten, als er gedacht hatte. Als die Frau vor ihm keine Anstalten machte, die nun im Holz des Tisches verkrampften Finger zu lösen, fluchte er ungehalten, packte grob eine Hand und drückte ihr rücksichtslos das Glas in die verkrampften Finger. Dass kaum mehr Flüssigkeit enthalten war, störte ihn nicht. „Trink!“ Ruppig schob er das Glas an die spröden Lippen. Wie aus Trance erwacht, schnappte Kasumi nach Luft, als sie die Kälte an ihren Lippen fühlte. Verdurstend kippte sie den Inhalt hinab. „Mehr“, bat sie rau, ein Tropfen hing an ihrer Oberlippe. Der Jonin winkte ungeduldig. Ein weiteres Glas wurde gebracht. Auch dieses stürzte Kasumi hinab. „Nun gut, wenn sie mir freiwillig nichts erzählen wollen, dann werde ich sie zwingen müssen! Sie werden es mir erzählen!“ Sein irres Lachen hallte von den Wänden wieder, dessen Geräte in Kasumis Augen genauso höhnisch funkelten, wie seine kalten Iriden. ~. . . ~ Gespenstige Stille umgab Inoichi, der regungslos in der Dunkelheit schwebte. Eine gewaltige Schiebetür versperrte ihm den Weg in Kasumis Geist. Die beiden mächtigen steinernen Säulen davor wurden von zwei täuschend echt aussehenden, fein ziselierten Schlangen umschlungen, deren Köpfe bedrohlich über dem Besucher schwebten. Ihre Augen funkelten rubinrot im diffusen Licht. Langsam glitt er vorwärts, konnte so die kunstvollen Schnitzereien und kostbaren Verzierungen im Holz erkennen. Sah den feinen Stoff, mit dem die Türen bespannt waren, erkannte darauf die gestickten Szenen aus einer alten Mythologie. Golden schimmerten die Verzierungen, als urplötzlich die dunklen Schiebetüren lautlos zur Seite glitten und Treppen, dunkle Gänge, verwinkelte Ecken und Türen offenbarten. Sehr viele Türen. Blinzelnd öffnete der Yamanaka langsam die Augen. „Was für ein unglaubliches Genjutsu-Schild. Kein Wunder, dass das Wahrheitsserum im Wasser keinen Effekt hatte.“ Ruhig lag seine Hand auf Kasumis Kopf, deren Augen halb geschlossen waren. Ibiki stand hinter ihm, die Hände in den Manteltaschen. Weiter drang Inoichi in ihren Geist vor. Er schwebte Treppen hoch und runter, öffnete wahllos Türen, die mit Belanglosigkeiten gefüllt waren. Fackeln an den Wänden spendeten seiner Suche ein wenig Licht. Immer weiter stieß der Yamanaka in das labyrinthartige Chaos in Kasumis Kopf vor. „Es hilft nichts.“ Keuchend öffnete der Shinobi die Augen. „Jemand hat Sicherheitsvorkehrungen in ihrem Gehirn platziert. Welche, die sehr schwer zu umgehen sind.“ „Es muss eine Technik von Orochimaru sein.“ Ibiki trat neben ihn. Besorgnis spiegelte sich in seinen vernarbten Gesichtszügen wieder. „Bitte sei vorsichtig, er könnte auch Genjutsu-Fallen hinterlassen haben.“ „Das ist mir klar.“ Eine Schweißperle lief ihm über Schläfe und Wange hinab, ehe Inoichi wieder die Augen schloss und sich weiter vorarbeitete. Seine Gesichtszüge verspannten sich unmerklich immer mehr, je tiefer er vordrang. Sein ganzer Körper war angespannt, die Hand auf Kasumis Kopf zitterte vor Anstrengung. Noch immer stand der Morino hinter ihm. Dunkle Gänge, Treppen, verschachtelte Aufgänge und vor allem Türen über Türen. Das zeigte alles eindeutig Orochimarus Handschrift. Die Fackeln fingen immer mehr an zu rußen, je weiter Inoichi sich seinen Weg im Labyrinth bahnte, tiefer zu Orochimarus Geheimnis vorstieß. Plötzlich stutze er. Er hatte einen Pfad übersehen, war einfach vorbeigegangen, ohne die Verzweigung zu bemerken, so unscheinbar, dass es nur der sein konnte, der ihn zum Ziel führen würde. Und in der Realität sagt er: „Hab's gefunden.“ ~. . . ~ Sie waren zu viert. Drei Männer waren mit Hilfe von Inoichi mit Gewalt bis ins Innerste von Kasumis Geist vorgedrungen, nun hatte sie begonnen ihr Gehirn anzuzapfen und riesige Mengen an Informationen, in Form von gewaltigen Schriftrollen, zu lesen. Leise raschelnd entrollten sie sich; der gelesene Teil verschwand rauschend in der Tiefe. „Inoichi, du bist schon 'ne Nummer. Durchsuchst einen ganzen Tag von ihr innerhalb von Sekunden. Bald haben wir es geschafft“, rief Tonbo aus dem Tobitake Clan begeistert. Der Yamanaka arbeitete verbissen an der Schriftrolle weiter, ging nicht auf die Begeisterungsrufe seines Teamkameraden ein. Zu wichtig war diese Arbeit für die Hokage. Gewiss wartete sie bereits ungeduldig auf die Ergebnisse. Und er wusste, wie aufbrausend sie sein konnte. „Baka!“, schimpfte Mozuku. „Verschwende keine Zeit mit sinnlosem Geplänkel, wenn du gleichzeitig mehr herausfinden könntest“, wies er den Jüngeren scharf zurecht. Schuldbewusst zog der Tobitake die Schultern hoch und bemühte sich verstärkt dasselbe Tempo wie Inoichi einzuhalten. In der Wirklichkeit kam Kasumi ein schwacher, gequälter Laut über die rissigen Lippen. Eine Träne stahl sich ungesehen aus ihrem Augenwinkel davon und schwarz zeichnete sich Orochimarus Siegel gegen die blasse Haut auf ihrer Stirn ab, als Inoichi die Barriere schonungslos durchbrach. Kapitel 26: Kapitel 26 ---------------------- Naruto hob müde den Kopf. Noch immer fühlte er sich von seinem emotionalen Anfall erschöpft, obwohl bereits etliche Stunden vergangen waren. Seine Beine zitterten unkontrolliert, sein gesamter Körper bebte unter den Nachwirkungen und doch erregte eine Bewegung am Tor von Tsunade-o-baa-chans Residenz seine Aufmerksamkeit. Riss ihn aus der tiefen Melancholie, die ihn jedes Mal fest umklammert hielt, sobald er an sein Versagen erinnert wurde. Quälte ihn, verletze ihn, zerstörte ihn schleichend von innen heraus. Und doch war er noch nicht bereit von seinem ehemaligen Sensei bemerkt zu werden, zu sehr lehnte der Uzumaki im Schatten eines gewaltigen, mehrere hundert Jahre alten Baumes, dessen sanft wiegende Blätter seine vor Wut, Hass und Trauer gezeichneten Gesichtszüge verbargen. Die Ecke eines Plakats an der Wand neben ihm flatterte träge im Wind, zu seinen Füßen hatte sich eine kleine, unscheinbare Pflanze aus der Mauerritze gequält und blühte nun in scharlachroten Trauben. Eine ruckartige Bewegung von ihm, und sie wäre zerstört. Ausgelöscht für immer. Kasumi musste blinzeln, als sie schwankend, an Kakashi geklammert, auf wackeligen Beinen ins Freie trat. Erstaunt stellte sie fest, wie spät es bereits war. Die Sonne stand schon tief am Himmel, zauberte goldene Strahlen über den Rand der Dächer. Ein Schmetterling flog flatternd, sich höher schraubend, vor ihrem Gesicht vorbei. Das Verhör der beiden Jonin hatte länger gedauert, als sie angenommen hatte. Die Zeit war ihr, wie es schien, durch die Finger geronnen. Kein Wunder also, das der silberhaarige Jonin so nervös gewesen war, als sie auf Ibiki-san gestützt, der eine undurchdringliche neutrale Maske präsentierte, Tsunades Büro betrat. Sie musste bei der Erinnerung daran schmunzeln. Seine Haare hatten noch verwuschelter abgestanden als sonst. Unerwartet knickte sie beim nächsten zittrigen Schritt ein. Mit einem stummen Schrei auf den Lippen und schreckgeweiteten Augen versuchte Kasumi noch, sich an Kakashis Weste festzuhalten, doch selbst ihre Finger waren noch zu steif, um richtig reagieren zu können. Der Jonin bewegte sich schnell, wie es sich für einen Ninja seines Ranges gehörte, und ehe Kasumi es realisieren konnte, lag sie in seinen schützenden Armen. Ihre Haare flogen fächerartig um ihren Kopf, bevor sie sich sanft über seinen Arm ergossen. Besorgt musterte er sie. Bemerkte die Blässe in ihrem schmalen Gesicht, die feinen Schatten unter ihren Augen, den leicht fiebrigen Glanz und doch lächelte Kasumi ihn beruhigend an. „Es geht mir gut“, wisperte sie sacht, berührte zärtlich seine Wange, woraufhin er ihr einen Kuss auf die Handfläche drückte. Jäh hob der Hatake unerwartet den Kopf. Mit dem Wort „Naruto.“ begrüßte er den sechzehnjährigen Shinobi vor sich, der überraschend aufgetaucht war. Erstaunt sah Kasumi über die Schulter, wandte aber gleich darauf verlegen den Blick ab. Wie peinlich! Das Kakashis Schüler sie auch in so relativ intimen Umständen sehen musste. Hoffentlich hatte sie ihren Freund jetzt nicht in eine unangenehme Situation gebracht. Peinlich berührt nagte sie an ihrer Lippe. „Kakashi, Kasumi-san“, erwiderte Naruto die Begrüßung. „Geht es euch gut?“ Unsicher flog sein Blick kurz zu Kasumi, welche erschöpft aussah, eher er Kakashi zwanghaft in die Augen blickte. Übermäßig unbeteiligt vermied er es auf die entstandene Gegebenheit näher einzugehen. Kakashi verlagerte etwas das Gewicht auf den Beinen, hob Kasumi dabei ein Stückchen höher. Ihn schien es nicht zu stören, das Naruto die Zärtlichkeit mitbekommen hatte. „Ja, sicher. Kasumi ist durch das Verhör von Ibiki und Inoichi nur entkräftet und benötigt viel Schlaf und Ruhe.“ „Oh? Wirklich?“ Der Uzumaki wirkte enttäuscht. „Das ist ... schade“, murmelte er deprimiert. Die junge Uchiha sah ihn an, bemerkte die gequälten Gesichtszüge und das Zittern seiner Hände, spürte, wie wichtig ihm dieses Gespräch war. Aber auch sie hatte großes Interesse daran mit Naruto, dem besten Freund ihres Bruders, zu sprechen. „Es ist sehr wichtig ... mir sehr wichtig“, stammelte er unmerklich vor sich hin, während er sich abwesend abwandte. „Lass mich bitte runter, Kakashi“, bat Kasumi gedämpft. Naruto blieb bei ihren Worten stehen, wandte sich um. „Bist du dir sicher? Du bist viel zu schwach.“ Kritisch beobachtete der Hatake sie, als die junge Frau vor ihm stand und leicht schwankte. „Natürlich bin ich sicher.“ Belustigung schwang in ihrer Stimme mit. „Und zur Not habe ich noch immer Naruto, der mir helfen wird, nicht wahr?“, wandte Kasumi sich an den jungen Uzumaki. „Ha ... Hai, Kasumi-san“, stammelte dieser überrumpelt, während sie ihn verschmitzt anlächelte. Trotzdem konnte er ihr die Erschöpfung ansehen, die geradezu danach schrie behandelt zu werden. Warum quälte sie sich also so? Nur seinetwegen? Nur weil sie bemerkt hatte, dass es ihm wichtig war mit ihr zu reden? Warum tat sie das für ihn? Der junge Nara Shikamaru schlenderte langsam Richtung Tsunades Büro. Gelangweilt bemerkte er Naruto, aber er war viel zu faul ihn zu begrüßen. Genervt schnaufte er. Was wohl die Hokage wieder von ihm wollte? Seit er Chunin geworden war, nervte sie ihn mit immer mehr Aufträgen. Lieber würde er jetzt mit Asuma eine Runde Shogi spielen, oder einfach nur die Wolken mit seinem besten Freund Choji beobachten. Wieder seufzte er auf und stieß die Eingangstür auf. „Du kannst schon mal nach Hause gehen ... Schatz.“ Kakashi vernahm das kurze Zögern in ihrer Stimme, als sie den Kosenamen aussprach. Heimlich seufzte er. Sie hatten beide noch einen weiten Weg vor sich. Zu sehr hatten sie sich von jeder Gefühlsregung abgeschnitten. Hatten sich verboten überhaupt irgendeine eine Art von Zuneigung zuzulassen. „In Ordnung“, stimmte der Jonin ihr zu, machte aber keine Anstalten zu gehen. Kurz nickte er Iruka zu, der auf dem Weg zur Akademie war und fast hinter einem schwankenden Stapel Bücher verschwand. „Du wolltest mit mir reden?“ Kasumi blickte den Blonden aufmerksam an. „Ja, irgendwo, wo wir ungestört sind.“ Unschlüssig sah sich die junge Frau um, ein wenig Farbe war in ihre blassen Wangen zurückgekehrt. „Wie wäre es über den Hokage-Köpfen?“, schlug Naruto unvermittelt vor. „Dort gibt es einen kleinen bewaldeten Hang, unterhalb eines Felsvorsprungs und Konoha ist von dort im Abendrot überwältigend.“ Er lächelte ein wenig. „Meint ihr, ihr schafft das, Kasumi-san?“ „Mir liegt sehr viel daran mit dir zu sprechen“, entgegnete sie ihm; liebevoll lächelte sie dabei. Erstaunt sah der Uzumaki Sasukes Schwester an; stumm nickend nahm er ihre Antwort zur Kenntnis. Selbst wenn er nur mit Kasumi redete, wurde er schmerzhaft an Sasuke erinnert und verspürte einen qualvollen Stich in der Brust. Er hatte versagt! Hatte Sakura schwer verletzt, konnte sein Versprechen ihr gegenüber nicht halten. Er war ein Versager. Er war zu schwach. Immer noch. Und er würde es immer bleiben, gestand er sich abgekämpft ein. Bekümmert schloss er die Augen, merkte wie seine Maske zersprang, unterdrückte den Drang zu weinen. Es gehörte sich nicht für einen Shinobi Gefühle zuzulassen. Unerwartet sanft spürte er eine Hand an seiner Wange. Erstaunt sah er auf. „Was ist los, Naruto?“, flüsterte Kasumi, während sie ihn mitfühlend ansah. Überwältigt von dem Verständnis in ihren Augen schluchzte er trocken auf, bevor ihn seine Gefühle überwältigten und er sich abwandte, damit sie seine Tränen nicht sah. Unerwartet wurde er festgehalten, weiche Arme schlangen sich um seine Schultern und hielten ihn fest. Zogen ihn an eine weibliche Brust. Naruto versteifte sich, eher er sich umdrehte, seine Arme um die junge Frau schlang und lautlos zu weinen begann. Stumm zuckten seine Schultern. Krampfhaft klammerte er sich an Kasumi, schrie all den Schmerz heraus, den er in den vielen Jahren seit seiner Kindheit stillschweigend in sich hineingefressen hatte. Es tat so gut, von jemandem gehalten zu werden. So fürsorglich wie es eine Mutter tun würde. „Sch ... Es wird alles wieder gut, Naruto. Glaub mir.“ Sanft strich Kasumi ihm übers Haar, umarmte ihn fester, gab ihm den Trost und Halt, den er verzweifelt suchte und wiegte sich beruhigend hin und her, wie ihre Mutter es immer getan hatte, wenn sie traurig oder verletzt war. „Alles wird gut“, flüsterte sie. „Alles wird gut.“ Schließlich löste Naruto sich aus ihrer Umarmung, wischte sich verlegen die Tränen weg und bemerkte anschließend verblüfft, dass sie im Schatten einiger Bäume über den Hokage-Köpfen saßen und die Sonne bereits begann im Westen von Konoha unterzugehen. Er musste wirklich sehr neben sich gestanden haben, wenn er sich nicht daran erinnern konnte hierher gekommen zu sein. „Es tut ...“, begann er verlegen, doch Kasumi unterbrach ihn. „Schnickschnack. Es muss dir nichts leid tun.“ Sie blickte in die Ferne. Am Horizont begann langsam blutrot die Sonne zu versinken. „Es tut deiner Seele unglaublich gut, den Schmerz zuzulassen, auch wenn du noch nicht darüber reden kannst, was dich bedrückt.“ Die junge Frau lächelte ihn ermutigend an. Der Wind fuhr durch die Bäume. Leise raschelte das Gras zu ihren Füßen. Ein Eichhörnchen schraubte sich geschwind einen Baum in der Nähe empor. Es war ein friedlicher Abend, beide Shinobi schwiegen einträchtig. „Kasumi-san ...“ „Lass bitte das –san weg. Einfach nur Kasumi.“ Sie zog die Beine an und bettete den Kopf auf ihre Knie. „Warum? Es ist respektvoll. Du bist älter als ich.“ Naruto runzelte die Stirn. „Ich mag es nicht“, antwortete Kasumi schlicht. „Ich bin einfach nur Kasumi und werde es immer bleiben.“ Der Uzumaki schwieg überrascht. Wie es schien, hatte sie selbst mit inneren Dämonen zu kämpfen. Konnte er sie mit seinen Gedanken, Problemen belästigen? Der Himmel wurde violett, ein paar Wolken zogen vorbei und der Wind wurde frischer. Kasumi stupste ihn an. „Du wolltest reden, Naruto?“ Der junge Shinobi schwieg eine Weile. Schließlich seufzte er leise und blickte auf; sah ihr direkt in die Augen, die denen von Sasuke glichen und doch so anders waren. Wärmer. Es war ein warmes Schwarz, ein freundliches Schwarz. Sie war anders. „Es geht um Sasuke“, begann Naruto, nun entschlossener. Er wusste, er fühlte, Kasumi würde ihm helfen. „Nachdem Sasuke Konoha verließ, uns, seine Freunde, verließ, gab ich Sakura das Versprechen ihn mit allen Mitteln zurückzuholen. Weil ... weil sie ihn liebte.“ Er blickte auf seine verkrampften Hände. „Aber bisher verliefen alle Begegnungen mit ihm gleich. Ich versagte jedes Mal, wurde von ihm besiegt. Er war mir immer stark überlegen.“ Er brach mit gebrochener Stimme ab. Naruto wusste nicht genau warum, aber mit Kasumi konnte er leicht über seinen besten Freund und dessen Verlust für ihn reden. Besser, als mit jedem anderen in Konoha. Besser als mit Sakura. „Sasuke wird zu einem blindwütigen Rachefeldzug getrieben“, sagte Kasumi schließlich leise. Erstaunt sah Naruto sie an. „Kakashi hat mir viel erzählt.“ Sie schwieg einen Moment. „Er ist sehr stolz auf euch“, flüsterte sie. Naruto schnaubte. „Stolz? Auf was sollte er stolz sein? Sein Team ist zerbrochen, seit Sasuke uns verlassen hat.“ „Gib ihm nicht alleine die Schuld, Naruto“, ermahnte die Uchiha ihn sanft. „Hätte Itachi nicht die Menschen umgebracht, die er liebte, wäre all dies nicht geschehen ... Ich kann ihn verstehen“, fügte sie beinahe unhörbar hinzu. Von allen Seiten erklang ein Tosen, ein Schwirren und Flattern. Der Ansturm einer riesigen, unzählbaren Anzahl von Flügeln. Ein großer Schwarm Sagi, majestätische Reiher, zog mit dem typisch lauten Rauschen ihrer weißen Flügel gen Westen. „Bei einem meiner weiteren zahllosen Versuche Sasuke zu retten, Sai und Yamato begleiteten uns damals, scheiterte ich erneut.“ Der Uzumaki stockte einen Moment. „Damals brach ich zusammen, weinte und beklagte, dass ich es wieder nicht geschafft hatte, ihn zurückzubringen. Doch Sakura beteuerte, selbst unter Tränen, dass Weinen ihn auch nicht zurückbringen würde. In diesem Moment zerbrach etwas in mir. Es war, als fiele ich in ein tiefes Loch, war nicht mehr Herr meiner Sinne ... Und diesen Moment der Schwäche nutzte Kyubi aus, so dass ich die Kontrolle über ihn verlor, er sich materialisieren konnte und es zu einem gewaltigen Kampf mit ihm kam. Yamato konnte zwar das Chakra des Kyubi erneut unterdrücken, doch leider verletzte ich zuvor noch Sakura, die sich nur sehr schwer von den negativen Eigenschaften des Kyubi-Chakras erholte.“ Noch immer schauderte ihn die Erinnerung daran, seit Yamato ihm erzählt hatte, dass er es gewesen war, der seine Teamkameradin so schwer verletzt hatte. Seitdem hatte er das Chakra des Neunschwänzigen nicht mehr zum Schutz seiner Freunde, seiner Heimat benutzt. Doch das zeigte nur wieder, wie schwach er doch war. Wie unnütz. So konnte er niemals seinen besten Freund nach Hause holen. „Ich habe dadurch erkennen müssen, wie durch und durch bösartig Kyubi in Wirklichkeit doch war“, gab er mit zitternder Stimme zu. „Ich schaffe es noch nicht mal, meine Freunde zu beschützen. Weder vor Gegnern, noch vor mir.“ Er brach mit entsetzten Augen ab. Kasumi, die bisher schweigend Narutos Worten gelauscht hatte, stieß den angehaltenen Atem leise aus. Ihr fehlten fast die Worte, so erschüttert war sie. „Du hast eine seltene Gabe. Kakashi hat mir davon erzählt. Mit der einzigartigen Gabe ohne groß Worte zu wechseln und mit jedem sofort Freundschaft zu schließen wirst du noch viel verändern. Du wirst sicher ein beispielloser Hokage werden, wenn die Zeit dafür reif ist.“ Sie lächelte ihn ermutigend an. „Und Sasuke werden wir zurückholen. Gemeinsam.“ „Danke, Kasumi“, flüsterte Naruto ergriffen. „Danke.“ Er schlang die Arme um die junge Frau. Lachend drückte sie ihn an sich. „Geht es dir besser, hmm?“ „Ja!“, lachte er, ein wenig glücklicher, nachdem er über seine tief vergrabenen Gefühle reden konnte. „Ich stehe für das ein, was ich verspreche und ich habe Sakura versprochen Sasuke zurückzubringen. Auch wenn es bisher so lange gedauert hat. Und auch wenn sie mich bat, mein Versprechen ihr gegenüber zu vergessen.“ Er streckte euphorisch lachend die Arme in den Himmel. „Es geht hier schon lange nicht mehr nur um Sakura, denn ich bin bereit, mein Leben in unzähligen Kämpfen für meine Überzeugungen aufs Spiel zu setzen. Mehr denn je. Mein Wort ihr gegenüber ist ein Schwur auf Lebenszeit. Und ich nehme mein Wort nicht zurück. Das ist mein Nindo!“ Kasumi blickte in den indigoblauen Himmel über Konoha. Der Wind spielte mit ihren Haaren; abwesend strich sie sich ein paar verwirrte Strähnen aus dem Gesicht. „Man misst einen Shinobi nicht an dem wie er lebte, sondern daran wie er stirbt. Es geht nicht darum was er tut, während er lebt, sondern darum was er vor dem Sterben getan hat.“ Gedankenverloren spielte sie mit einem Grashalm. Sie versuchte, Naruto begreiflich zu machen, das er alles anders als schwach war. Im Gegenteil! Er war ein sehr starker Ninja. „Ein Shinobi ist jemand, der beständig bleibt und alles aushält, egal was passiert. Und du bist so ein Ninja. Bestimmt haben dir deswegen die Dorfbewohner den ‚Wille des Feuers' anvertraut.“ Sie sah ihn an. „Weißt du, was das bedeutet?“ Stumm schüttelte er den Kopf. Er meinte zwar, dass er diesen Begriff schon mal vom Hokage der Dritten Generation gehört hatte, als dieser sich mit Iruka unterhielt, allerdings erinnerte er sich nicht mehr genau daran. „Hi no Ishi, oder eher der ‚Wille des Feuers' wurde als Ideal vom jüngeren Nachkommen des Rikudo Sennin begründet. Er war der Ansicht, dass Liebe und nicht Krieg der Weg zum Frieden sei. Und auch Senju Hashirama vertrat die gleiche Ansicht wie sein Vorfahre, deswegen machte er dies zu seinem Nindo. Seitdem wird der ‚Wille des Feuers' von Generation zu Generation in unserem Dorf weitergegeben. Und er besagt einfach, dass ein echter Konoha-Shinobi sein Dorf lieben und schätzen, an es glauben und für das Dorf kämpfen soll, so wie es Generationen vor ihm getan haben.“ Kasumi blickte ihn bewegt an. „Werden wir ihm gerecht.“ ~. . . ~ Der Tag begann friedlich in Konoha. Nebelig ... Kühl ... Träge. Eingehüllt im duftigen Wohlgeruch vollreifer Pflaumen, im Dunst der aufgehenden Sonne. Nebelbänke hingen in den uralten Bäumen rund um das Dorf. Wochen waren vergangen seit dem Treffen der Ratsmitglieder. Tage voller Unbehagen und Selbstzweifel, mit denen Kasumi ihre Umgebung schier in den Wahnsinn zu treiben schien. Selbst Daisuke und Kakashi, zwischen denen eine gewisse Antipathie herrschte, hatten sich zusammengerauft, um die junge Frau abzulenken. Der blonde Mann ging sogar so weit, ihr zu drohen, dass er in den nächsten Tagen aus Konoha abreisen würde, wenn sie weiterhin so ihre Nerven strapazierte. Ihre Antwort bestand aus einer einzigen fürchterlich lächerlichen Grimasse, ehe sie lachend davon rannte. Das Shubun no Hi, das Herbstfest, lag nun bereits ein paar Tage hinter ihnen, als ein Bote auftauchte. „Uchiha Kasumi, die Godaime Hokage erwartet dich. Die Entscheidung ist gefallen.“ Die junge Frau wurde blass, ihre Hände begannen vor Aufregung unkontrolliert zu zittern, bis Kakashi diese ergriff und ihr beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. Daisuke stand hinter ihnen wie ein Wächter aus uralter Zeit. Ruhig, gelassen, Furcht einflößend. Bis er die sanften Zärtlichkeiten bemerkte, die die beiden Menschen vor ihm austauschten. Unerwartet verspürte er einen schmerzhaften Stich. Er mochte Kasumi mehr, als er es sich eingestehen wollte. Doch er hatte seine Entscheidung getroffen. Daisuke würde alles dafür tun, damit Kasumi glücklich wäre ... Was nicht hieß, dass er sich nicht ein wenig mit Kakashi amüsieren könnte. Ein diebisches Lächeln schlich sich auf seine Gesichtszüge, während sie gemeinsam Tsunades Ruf folgten. ~. . . ~ Dichter schwerer Nebel hing in den verzweigten Baumkronen, waberte über den feuchten, moosigen Boden, in solch dunklem schiefergrau, dass die beiden vermummten Gestalten nur schwer die schwachen Silhouetten der umgebenden Stämme erkennen konnten. Wie von fern erklang bei jedem ihrer Schritte das helle Klingen kleiner Glöckchen durch die wabernde Nebelwand, die jedes kleinste Geräusch dämpfte. Selbst die Vögel schwiegen zu dieser Stunde; feine Tröpfchen hafteten an ihren langen, schwarzen Mänteln. Erschwerten ihre sonst leichtfüßigen Bewegungen. „Der Nebel ist ein Geschenk“, bemerkte einer der Männer. Fast schon vergnügt erscholl seine raue Stimme hinter dem kinnhohen Kragen seines Mantels. „Hm“, kommentierte der Jüngere dumpf die Aussage seines Partners. Eine Weile später fügte er monoton hinzu: „Ich weiß, wie wir durch die Barriere, die Konoha umgibt, kommen, ohne bemerkt zu werden.“ „Ja“, erwiderte der Andere, als sie am Waldrand standen, der Nebel ein wenig aufriss und den Blick auf den hölzernen Schutzwall und die sich weit darüber spannende Barriere preisgab. Ein kleiner Sonnenstrahl, wie ein Fingerzeig Kamis, tauchte das Dach der Residenz in funkelndes Rot, doch im Osten zogen bereits Gewitterwolken auf. „Das wird ein leichtes Spiel für dich. Gehen wir.“ ~. . . ~ Die junge Frau strahlte mit der Sonne um die Wette, die immer noch ein wenig schien, als sie in Begleitung von Kakashi und Daisuke das Büro des Feuerschattens der fünften Generation verließ. Ab heute war es also offiziell! Wie einen kostbaren Schatz trug sie dabei das Zeichen ihrer Dorfzugehörigkeit vor sich her. Kasumi drückte das Stirnband bewegt an sich. Endlich hatte die Ungewissheit ein Ende. Tsunade hatte sich gegen die Ratsmitglieder durchgesetzt und selbst vor dem Daimyo von Hi no Kuni die Hand für die junge Uchiha ins Feuer gelegt. Sie schwor sich, Tsunade niemals zu enttäuschen. Immerhin war sie es gewesen, die es ihr erst ermöglichte, mit Kakashi zusammenzuleben. Unerwartet blieb sie stehen. Dieser Gedanke! So flüchtig und unscheinbar. „Wo willst du hin, Kasumi?“ Scharf knallte die Frage durch ihr Bewusstsein, riss sie aus dem Dämmerzustand der Erinnerungen. „Hu?“ Verwirrt sah die junge Frau zu ihm auf. Kakashi musterte sie mit ernstem Blick. „Was meinst du?“ „Du wirkst so abwesend, als ob du irgendeine Schandtat planen würdest.“ „Wie bitte?“ Entrüstet stemmte sie die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. „Was heißt hier Schandtat? Habe ich nicht bewiesen, dass man mir vertrauen kann? Warum unterstellst du mir also so was?“ Etwas hilflos zuckte Kakashi mit den Achseln, konnte aber nicht mehr von seinem bereits eingeschlagenen Weg abweichen. Kasumi hörte so etwas wie „Nur so ein Gefühl.“ und „Dein Gesichtsausdruck.“. Sie schnaubte empört. „Sagst du trotzdem, was du vorhast?“ Überrascht wandte sie sich an den Kopfgeldjäger. „Stehst du etwa hinter ihm?“ Verletzlichkeit, gepaart mit der typischen Uchiha-Arroganz, lag in ihrer Stimme. „Nein“, entgegnete der Blonde ruhig. „Ich will lediglich wissen, was in deinem hübschen Köpfchen vorgeht. Denn, so ungern ich es zugebe, Kakashi hat Recht. Irgendetwas heckst du doch aus, oder? Und du solltest vorsichtiger sein. Noch immer stehst du unter Beobachtung.“ Er grinste überlegen. Die Uchiha seufzte leise. „Ich ... ich wollte ins Uchiha-Viertel. Mein zu Hause sehen.“ Sie lächelte, doch in ihren Augen lag eine große Traurigkeit. „Ich hatte mir gedacht“, flüsterte sie erstickt, „dass Kakashi und ich dort zusammenleben könnten.“ Sie sah zum Himmel auf und versuchte dabei die aufsteigenden Tränen wegzublinzeln. So wie es aussah, würde es bald Regen geben. „Kasumi ...“, begann Kakashi, unsicher, wie er sich verhalten sollte, konnte er doch nicht so einfach seine unbedachten Worte zurücknehmen. Befangen streckte er eine Hand aus, ließ sie aber gleich darauf wieder sinken. Daisuke, der neben ihm stand, verdrehte die Augen. „Du kommst doch wieder?“ Verwirrt riss Kasumi den Blick von den Wolken und sah Kakashi an. Die fein geschwungenen Augenbrauen gerunzelt. „Was meinst du damit?“ Er blickte verlegen zur Seite. „Verlier dich nicht an diesem Ort, der nur Kummer und Schrecken in sich birgt. Seit jenem schicksalhaften Tag hat niemand mehr die Schwelle zum Viertel überschritten. Ich weiß nicht, was dich dort erwarteten wird, aber ich bin sicher, es wird schmerzhaft sein.“ „Jetzt mach nicht so einen Aufstand, Kakashi“, warf Daisuke ein, der bis dahin schweigend zugehört hatte. Der Jonin zuckte ein wenig zusammen. Daisuke, diesen ungehobelten Kerl, hatte er vollkommen vergessen. „Kasumi ist erwachsen und stark. Sie weiß was sie tut“, fügte der blonde Mann hinzu. „Misch dich nicht ein!“, fauchte der Hatake und machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber dem Kopfgeldjäger. „Das geht dich rein gar nichts an. Außerdem kennst du Kasumi nicht so gut.“ „Aber du?“, höhnte der Blonde. „Du, der sie sechzehn Jahre lang nicht gesehen hat?“ Es machte ihm einfach viel zu viel Spaß den Hatake zu reizen. Kasumi stöhnte auf. Sie strich sich eine verwirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Glöckchen klangen leise im Wind. Würden sich die beiden Männer jemals vertragen? Sie hatte keine Lust ihren erneuten Streit zu schlichte. Wiedermal. Zwar hatte Kakashi ein gewisses Unbehagen in ihr hervorgerufen, doch würde sie sich nicht davon abhalten lassen ihr zu Hause aufzusuchen. Den Ort, an dem sie ihre Kindheit verbracht hatte. Der Ort, an dem Itachi als ein fröhlicher, unbeschwerter Junge aufwuchs. Den Ort, an dem er alles zerstört hatte, was ihr wichtig war. ~. . . ~ Noch wurde Kasumi nicht von den beiden Männern vermisst, die sich angriffslustig gegenüberstanden, doch eine Bewegung lenkte Kakashi vom Streit mit Daisuke ab. Überrascht schaute der Jonin auf. „He ihr beiden, was sehe ich denn da?“ Verwirrt drehte sich der Kopfgeldjäger um. Im ersten Moment dachte er, es wäre ein Trick von seinem Rivalen, andererseits, der Hatake würde niemals zu solch unlauteren Mitteln greifen. „Ihr beiden versteht euch ja richtig gut. Habt ihr etwa ein Date?“ Prompt wurde die junge Frau, deren dunkle, lockige Haare in weichen Wellen über ihre schmalen Schultern fielen, verlegen. „Unsinn“, wiegelte sie ab. „Anko hat mich nur gebeten, für sie Reisklöße zu kaufen. Dabei habe ich Asuma getroffen, wie er mit seinem Team Gyutan essen war.“ Sie errötete leicht. „Viel lieber solltest du uns sagen, was ihr hier macht, Kakashi“, warf der Sarutobi locker ein; eine Zigarette hing ihm lässig im Mundwinkel. „Euren Streit hat man schon zwei Straßen weiter gehört.“ Erbost wandte sich Kakashi an den Blonden. „Das ist alles deine Schuld“, presste er heiser hervor. „Meine?“ Gespielt verwundert blickte Daisuke ihn an. „Wer führt sich denn hier wie ein liebeskranker Vollidiot auf?“ Ungehemmt plauderte er los. „Ist das so?“ Erfreut sah die junge Jonin Kakashi an, dabei lächelte sie sanft. „Das freut mich sehr.“ Unbedacht lehnte Kurenai sich an Asumas Schulter, der die Hände locker in seine Taschen gesteckt hatte. Dieser kurze, friedliche Moment wurde jäh durch einen unbeherrschten Ruf gestört, als laut „Uchiha Itachi und Hoshigaki Kisame sind ins Dorf eingedrungen!“ erklang. „Kasumi!“, entfuhr es Kakashi entsetzt, zeitgleich stieß Sarutobi fassungslos „Naruto!“ hervor. Sekundenlang starrten sich die Vier an, ehe der Hatake Kurenai und Asuma zunickte, die sich um den Nukenin aus Kirigakure kümmern sollten, während er Daisuke bedeutete ihm zu folgen. Kakashi spürte einfach, dass Itachi seine Schwester verfolgte. Die Einzige, die neben Sasuke noch am Leben war. Die ihm gefährlich werden konnte. Als die beiden Männer Richtung Uchiha-Viertel losliefen, sprangen Kurenai und Asuma auf die Dächer der umliegenden Geschäfte, auf der Suche nach dem Hoshigaki. Wolken zogen in tausend Grautönen über das Hokage-Monument und dazwischen blitzte das Abendrot; unterdessen sprangen Shinobis hastig zwischen unbescholtenen Bürgern umher und über Konohas Dächer. Ein böiger Wind wirbelte den Staub auf der Straße auf, die nun wie ausgestorben da lag. ~. . . ~ Kisame verharrte abrupt in seiner Bewegung, als vor ihm zwei Konoha Shinobis am Ufer eines sanft dahin fließenden Flusses auftauchten. Dumpf dümpelte ein Boot in den seichten Wellen; zwischen Seerosenblättern schwammen einige Enten. Über ihm war der Himmel dunkel wie Schiefer. „Du bist nicht aus unserem Dorf“, stellte Asuma nach einem Blick auf seine Kleidung überflüssigerweise fest. „Was willst du hier?“ Der Sarutobi runzelte die Stirn, die Zigarette hielt er locker in der linken Hand. Wind wirbelte Kurenais lange Haare auf. „Du bist mit Sicherheit nicht ohne Grund hier. Also, was willst du?“, verlange Asuma wiederholt zu wissen. „Geht mir lieber aus dem Weg. Ihr seid nicht mein eigentliches Ziel.“ Abfällig erklang die dunkle Stimme des Hoshigaki unter dem Rand seines kegelförmigen Hutes hervor, als er langsam den Kopf hob. „Akatsuki wird den Neunschwänzigen nicht bekommen. Verschwinde von hier, aber ein bisschen schnell.“ Kisame griff mit einer flinken Bewegung nach Samehada auf seinem Rücken. Die schwarzen Aufschläge seines Mantels flogen flatternd auf, entblößten das rote Innenfutter, als er drohend sein Schwert vor Asuma niedersausen ließ. „Du nervst ganz schön“, stellte er provozierend fest; dabei entblößte er eine Reihe spitzer Zähne, als er hämisch lachte. Eine gespannte Ruhe breitete sich zwischen den Shinobis und ihrem Gegner aus. Kurenai beobachtete den Hoshigaki genau. Sie wusste nur zu gut, um seinen gefährlichen Ruf und dessen Taten in seinem Heimatland. Unerwartet griff der Riese aus Mizu no Kuni an. Sein Schwert sauste auf die ungeschützte Frau nieder, nur mit Mühe gelang es dem Sarutobi den Angriff mit seinen Chakramessern zu blocken. Schützend stand er vor Kurenai, während der Hoshigaki immer mehr den Druck auf Samehada verstärkte. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte die Yuhi zum Vorbereiten ihres eigenen Angriffes. Wabernd verschwand sie vor seinen Augen, doch ehe sie ihren Gegner in ihrem Genjutsu gefangen nehmen konnte, durchbrach Kisame Asumas Verteidigung. Dabei verletzte er den Jonin am Oberarm. Zischend hielt Asuma sich die blutende Wunde. Warm tropfte sein roter Lebenssaft auf die staubige Erde. „Mein Schwert Samehada schneidet nicht, es sägt!“, lachte Kisame. „Es zersägt Chakra und absorbiert es.“ Immer dunkler wurde es über Konoha. Der Wind wurde kräftiger. Zerrte die Blätter von den Bäumen. „Beeil dich, Kurenai“, murmelte er. Kisame schwang sein Schwert herum, dumpf prallten die zerschnittenen Luftmassen zusammen, ehe die Rückseite von Haifischhaut die angreifende Kurenai frontal traf und auf den nahegelegenen Fluss beförderte. „Kurenai!“ Panik lag in Asumas Stimme. „Pass lieber auf!“, lachte der Nukenin schadenfroh. „Die Möglichkeiten laufen dir davon, Asuma. Itachi wird sich das holen, weswegen er hier ist.“ Itachi! Verdammt, es stimmte, der Uchiha war nicht hier! Asuma biss sich auf die Lippe. Er war unaufmerksam gewesen. Waren sie in eine Falle von Akatsuki getappt? Kisame nutzte die Verwirrung des Sarutobi, um erneut anzugreifen, welcher den Angriffen aber geschickt auswich, in dem er Chakra in seine Füße schickte und sich nach hinten fallen ließ. Samehada sauste knapp über seinen Körper hinweg. Zeitgleich lenkte der Sarutobi einen Teil seines Futon-Chakras in die Messer, griff den nun ungeschützten Hoshigaki frontal an und verletzte ihn an der Wange. „Was?!“ Der Akatsuki sprang außer Reichweite, kniff wütend die Augen zusammen und begann mit dem Formen der Fingerzeichen für Suikodan-No-Jutsu, seinem Wasser-Haifisch-Geschoss, aber noch ehe er sein Jutsu ausführen konnte griff ihn Gai von hinten mit einer seiner Taijutsu-Technik an, woraufhin der Hoshigaki einige Meter zurückgeschleudert wurde, an Asuma vorbeischoss und hart gegen einen Baum prallte. Einen Moment lang blieb er benommen liegen. „Wo kommst du denn jetzt auf einmal her, Gai?“ Asuma richtete sich langsam auf. „Na ja, einer von Kakashis Ninken hat mich informiert, das Akatsuki sich aufgeteilt hat und da wollte ich nur mal vorbeischauen.“ Grinsend warf er sich in Pose. ~. . . ~ Kasumi stieß das große Eichenportal zum Uchiha-Viertel knarrend auf. Ein feiner Nieselregen hatte bereits eingesetzt und legte sich wie ein grauer Schleier auf ihre Haare, die sich in der feuchten Luft zu kräuseln begannen. Gespenstige Stille schlug ihr entgegen, obwohl hinter ihr das Leben Konohas pulsierte. Vage erinnerte sie das an einen ihrer unzähligen Träume. In ihrer Nähe stoben einige Krähen aus einem der düster wirkenden Bäume auf. „Es scheint so, als ob man diesen Ort vollkommen vergessen hätte“, murmelte sie traurig, dabei strich sie über den morschen Stützpfeiler des Eingangstores, an dem das Uchiha-Wappen prangte. Langsam ging sie an der Hauptverwaltung der Polizei vorbei. Hier zierten mehrere dunkle Flecken den Boden. Der Wind zog unnatürlich kalt um die Ecken des Gebäudes und als sei dies nicht schon schlimm genug, begann ein Windspiel in der Nähe zu spielen. Schnell ließ sie von dem Anwesen ab und ging zurück auf die Straße. Sie folgte der Spur aus Blut, die sich quer durch das Viertel zog und selbst die hellen Hauswände zierte. Kasumi fühlte sich schlecht. Tief vergrabene Schuldgefühle drängten an die Oberfläche, ließen sie straucheln. Keuchend stützte sie sich an einer Hauswand ab. Ihre Finger gruben sich in einen Riss, der damals entstanden sein musste. Sie hätte hier sein sollen. Sie hätte Itachi darin hindern müssen, diesen Massenmord zu begehen. Was hatte es nur ausgelöst, das ihr kleiner, sanfter Bruder, zu solch einem Monster wurde? Die Uchiha sah auf. Die Zeit schien stillzustehen. Dieses Tor hätte sie überall wieder erkannt. Sie stand vor dem Anwesen des Clanoberhauptes. Das Hoftor stand einen Spalt weit offen. Gerade weit genug, dass eine schlanke Person, oder ein Kind hindurchgepasst hätte. Da irgendetwas das Tor blockierte, quetschte sich Kasumi mühsam hindurch. Sie schob die Eingangstür des Hauses auf. Dunkelheit und abgestandene Luft, die seit Jahren nicht mehr bewegt worden war, schlug ihr entgegen wie eine Wand. Die Dielen unter ihren Füßen knarrten und quietschten bei ihren Schritten. Staubwolken wirbelten auf und doch ging sie weiter. Vorsichtig schob Kasumi die fast verschlossene Tür zur Küche auf. Es war mühseliger, als sie erwartet hatte und dabei hoffte sie, dass nicht gleich alles über ihren Kopf zusammenbrechen würde. Staub bedeckte die Möbel und den Boden. Eine halb geschlossene Schublade erweckte ihr Interesse. Vorsichtig öffnete Kasumi sie, ein gesprungener Bilderrahmen lag darin. Behutsam hob sie das Bild heraus, wischte über das rissige Glas. Ihre Kehle verkrampfte, als sie die Tränen zurückdrängte. Erinnerungen an längst vergangene Tage stiegen an die Oberfläche. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie dieses Foto entstanden war. Wie sehr sie doch ihren kleinen Bruder geliebt hatte. Trocken schluchzte sie auf. „Was hast du nur getan, Itachi?“, klagte sie. Überraschend hörte sie Kinderfüße über den Flur rennen, helles Lachen schallte von den Wänden. Jäh wandte Kasumi sich um, stürzte kopflos aus der Küche und doch empfing sie nur die Dunkelheit des Flurs. Schwer atmend lehnte sie an der Wand, die Hand mit dem Bild auf ihr heftig schlagendes Herz gepresst. Es war nur eine Erinnerung gewesen. Nur eine Erinnerung. Schwach meinte sie zu sehen, wie Itachi an ihr vorbei rannte und schlitternd in das Empfangszimmer stürzte. Sie schluckte mühsam. Wie recht Kakashi doch hatte. Zu viele Erinnerungen, zu viele Geister, die hier ihr Unwesen trieben. Die kleine Lampe in ihrer Hand warf flackerndes Licht in den abgedunkelten Raum, den sie gerade betrat; durch die hohen Schiebetüren fiel schwach Tageslicht herein, bevor sie diese zur Seite schob und die Fenster des Wohnzimmers weit öffnete. Entsetzt taumelte sie zur Seite, schnitt sich am Fensterbrett an den Scherben einer umgefallenen Blumenvase, als sie achtlos nach einem Halt tastete. Blut. Jede Menge altes, eingetrocknetes Blut zierte die Schiebetüren und den Boden, sodass es wie das Massaker erschien, das es gewesen war. Umgestürzte Möbel, schiefe Bilder an den Wänden, zerfetzte Kissen. Kein Mensch hatte nach dem Geschehen etwas verändert. Alles sah noch wie damals aus, als Itachi seine Familie abgeschlachtet hatte. Wie mit Blindheit geschlagen starrte Kasumi auf den eingetrockneten Wasserfleck zu ihren Füßen. Die Blumen waren zu Staub zerfallen, als sie darauf getreten war. Sie spürte das einengende Gefühl in der Brust, welches immer größer zu werden schien, wenn man gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte, die unausweichlich herausdrängten. Es war klar gewesen, dass es schwer für sie werden würde, aber das es ihr so zusetzte, hätte sie niemals gedacht. Aufgewühlt taumelte sie ein paar Schritte orientierungslos durch den Raum, bis sie gegen eine Wand stieß. Staub rieselte von der Decke. Sie blinzelte gegen die Staubflocken an, die ihr in die Augen drangen, wischte sich gerade mit dem Handrücken die Tränen weg, als überraschend eine Diele im Flur knarrte. Hastig hob sie den Kopf, spähte angestrengt in die Dunkelheit des Korridors. Schwarze Schlieren zierten ihre schmutzige Wange. „Kasumi“, ertönte eine kalte, monotone Stimme aus der Finsternis. Weitere Dielen quietschten bei seinen Schritten. Ein Blitz zeriss in diesem Augenblick das Firmament und blutrote Sharingan hinter einem Vorhang aus schwarzen Haaren funkelten ihr aus den Schatten entgegen. Das Metall seines Stirnschutzes blitzte beim nächsten Blitz auf, offenbarte den horizontalen Kratzer über dem Dorf-Symbol. ~. . . ~ Asuma presste die Hand auf die Wunde an seinem Arm, versuchte damit die Blutung zu stoppen. „Ich bin überrascht“, gestand der Akatsuki, während er sich aufrappelte. Flüchtig wischte er sich das Blut vom Mundwinkel. Er warf seinen Hut zur Seite. Jetzt war die Zeit gekommen, ernst zu machen. Ein Blitz zuckte über den Himmel. Der Wind riss die Blätter von den Bäumen. Dunkle Wolken schoben sich übereinander, türmten sich zu einem gewaltigen Gewittergebirge auf. „Hoshigaki Kisame, das Monster aus Kirigakure. Abtrünniger Ninja, wegen Ermordung des Fürsten und Landesverrat wirst du in Mizu-No-Kuni steckbrieflich gesucht.“ Gai blitzte ihn an. „Du kennst meinen Namen ... Welche Ehre.“ Amüsiert lachte der Hoshigaki auf. Sein Griff um Samehada verstärkte sich. Das Leder knirschte leise. Er spannte seinen Körper an, leitete Chakra in die Fußsohlen und stieß sich dann ab. Blitzschnell raste er auf die junge Frau zu. Mit einem lauten „Konoha Wirbelwind.“ warf sich Gai zwischen die geschockte Kurenai und schmetterte den Akatsuki aus seiner Bahn. Der Hoshigaki schlitterte geduckt einige Meter über den Fluss, dabei stob das Wasser meterhoch nach allen Seiten auf. Ein Blitz schlug nahe dem Ufer ein. Elektrizität lag knisternd in der Luft. In feinen Tröpfchen prasselte der Fluss auf die Vier Shinobis nieder, während der tobende Wind an ihren Haaren riss. „Was?! Du Freak hältst dich wohl für besonders stark?“, fauchte Kisame, wütend darüber schon wieder von Gai getroffen worden zu sein. „Ich hätte gerade große Lust dich zu ...“ Überrascht brach er ab und blickte auf. ~. . . ~ Schwere, dunkle Rauchwolken stiegen über dem Dach des Clanoberhauptes auf, als ein Blitz in der Nähe des Flusses einschlug. Krachend prallten die Luftmassen über den Shinobis zusammen. Vereinzelt begannen große Regentropfen zur Erde zu fallen. Aus einem gewaltigen, brennenden Loch im Dach des Anwesens stieg der Qualm empor. Ein Schatten sprang mit flatterndem Mantel daraus hervor. Anscheinend hatte das Blutvergießen der Geschwister bereits begonnen. Häuserzeilen verdeckten den weiteren Blick auf den Kampf, erst das Geräusch aufeinandertreffender Klingen und das Krachen berstender Hauswände zeigte ihnen an, dass sie sich dem Schauplatz des Gefechtes näherten. Daisuke erhaschte beim nächsten Blitz einen Blick auf die beiden kämpfenden Silhouetten hoch über den Dächern, als die Funken der aufeinandertreffenden Schwerter sprühten. Stumm wies er Kakashi darauf hin. Knapp nickte der Jonin, sprang auf den nächsten Vorsprung und dann weiter nach oben, während Daisuke jäh einem herabfallenden geborstenen Giebel ausweichen musste. „Kasumi, das, was ich damals getan habe, war sehr wichtig!“, schrie Itachi, als sie die Klingen kreuzten, gegen das Krachen des Donners an. Er schabte mit seinem Schwert an ihrem hinab, ehe Kasumi ihn mit ihrem Katana wegdrückte. „Kein Wort mehr, Itachi. Ich will nichts von einem Verräter wie dir wissen!“, spie sie ihm hasserfüllt entgegen, die Sharingan Augen wegen dem Regen zusammengekniffen. Ihre langen Haare flatterten im heulenden Wind, als sie mit einem Hechtsprung einem gewaltigen Feuerball von Itachi auswich. Zischend prasselte der Regen scharf wie Senbons auf die Dächer, machten die Ziegel glatt wie Schmierseife, sodass die junge Frau unkontrolliert über die schiefe Ebene schlitterte. Am Rand des verwüsteten Daches taumelte sie über Unrat. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck und dem Entsetzen in ihren Augen, fiel sie lautlos in die Tiefen der Häuserschluchten. „Kasumi!“, schrie Kakashi panisch auf; hilflos musste er mit ansehen, wie sie über den Rand des Daches in die bodenlose Finsternis stürzte. Er war zu spät gekommen. Ihre fassungslose Miene verschluckte die Dunkelheit mit gierigen Fingern. „Hatake Kakashi.“ Emotionslos drehte sich Itachi zu ihm um, der Wind riss und zerrte an seinem Mantel, offenbarte das lange, tödliche Katana in seiner Hand. Leidenschaftslos musterte er ihn, seine roten Augen leuchteten im Zucken eines Blitzes wie die einer Bestie auf. Der Ausdruck in seinen Augen hat sich nicht verändert, schoss es Kakashi jäh durch den Kopf. Genauso kalt und gefühllos, wie vor 16 Jahren. Er hatte sich kein bisschen verändert. Entschlossen schob er das Stirnband nach oben; offenbarte sein Sharingan. Das Sharingan seines besten Freundes. Nun sollte Obito ihm helfen, Kasumi zu beschützen. Ihren Kampf zu Ende zu bringen. „Daisuke“, rief er nach unten. „Ja?“ „Du darfst Itachi auf keinen Fall in die Augen schauen, sonst ist es aus mit dir. Seine Genjutsu sind eine Augenkunst, sein Trick ist also optisch bedingt. Lies nur an seiner Körperbewegung ab, was er vorhat.“ Im nächsten Augenblick zückte Itachi vier Shuriken, verband sein Katon Jutsu mit ihnen und warf die brennenden Wurfgeschosse sichelförmig nach dem Hatake. Fluchend presste der Jonin eine Hand auf dem Schnitt an seinem Oberschenkel. Er ist unglaublich schnell, schoss es Daisuke durch den Kopf. „Ich bin überrascht, dass jemand wie du, der nicht vom Uchiha-Clan stammt, das Sharingan so gut beherrscht“, bemerkte Itachi gelangweilt. „Aber gegen die Macht des echten Sharingan, wirst du keine Chance haben.“ „Das glaubst aber auch nur du“, konterte Kakashi keuchend. Ihr Kampf, Sharingan gegen Sharingan, dauerte bereits ein paar Minuten, und noch immer griff ihn Itachi nicht richtig an. Er spielte die ganze Zeit nur mit ihm. „Nicht, Daisuke!“, rief Kakashi beunruhigt, als der blonde Kopfgeldjäger neben ihm erschien und Itachi mit seinem Breitschwert angriff. „Er ist zu stark für dich. Ohne Sharingan bist du machtlos gegen ihn.“ „Wie lächerlich“, kommentierte der Nukenin diesen Versuch und löste sich mit einer leichten Handbewegung in wirbelnde Krähen auf, die den Blonden mit spitzen Schnäbeln und roten Augen attackierten. Das Rauschen ihrer Flügel übertönte fast den Regen, der in der Zwischenzeit immer stärker geworden war und nun laut auf die umliegenden Dächer und Gärten prasselte. „Haltet euch aus meinem Kampf heraus, Kakashi!“ Kasumi war auf einem anderen Dach aufgetaucht und brüllte gegen das Rauschen des Regens und die Flügelschläge der Vögel an. Nun standen sich die zwei Ninjas schweigend gegenüber, während Kakashi sich nach dem zu Boden gegangenen Daisuke bückte. Gesicht und Hände zierten tiefe, blutige Wunden, welche ihm Itachis Krähen zugefügt hatten. Ächzend stemmte der Kopfgeldjäger sich hoch. Leichte winkte er ab, als der Hatake ihm helfen wollte. „Sieh nach Kasumi“, beschwor Daisuke ihn flüsternd. In einem weiteren hellen Blitz funkelte ihr Schwert auf, eine schmutzige Schramme prangte auf ihrer linken Gesichtshälfte. Schlammiges Blut tropfte vom Kinn und doch war ihr Blick noch immer starr auf Itachi gerichtet. Gerade band sie sich ihren Stirnschutz um. „Kasumi ...“, begann der silberhaarige Jonin. „Es ist mein Kampf. Er hätte bereits vor Wochen stattfinden sollen, was du vereitelt hast“, erinnerte sie ihn kühl. Nichts erinnerte in diesem Moment an die junge, lachende Frau auf dem Shubun no Hi. Jetzt strahlten ihre Augen eine Kälte aus, die der von Sasuke glich. Keine Sekunde nahm sie den Blick vom Gesicht ihres Bruders. Heute würde sie es beenden. Heute würde sie Itachi zur Rechenschaft ziehen. Koste es, was es wolle. Sie griff ihn mit einer raschen Abfolge von Katon-Jutsus an, denen Itachi elegant auswich. Geschickt trieb sie ihn immer weiter von Kakashi und Daisuke fort, an den Rand des Viertels. Heute würde nur einer sterben, und das war ihr Bruder. Von Kasumis letztem Angriff, einem Flammenhurrikan, wurde Itachi frontal getroffen. Anstelle seiner verkohlten Leiche fand sie allerdings nur schwarze, in der Luft tanzende Federn, die wie Schneeflocken vom Firmament fielen. Sie blickte in den regnerischen Himmel. Tausende von Krähen kreisten über ihrem Kopf, verdunkelten den Horizont noch mehr, ehe sie begannen, sich in der Luft wieder zusammenzusetzen. Kühl blickte Itachi auf seine Schwester hinab. „Du bist bereits in meiner Illusion gefangen“, bemerkte er so gelassen, als spräche er über das Natürlichste auf der Welt. „Hier wird uns keiner stören. Und ich sage es noch einmal, ich will nur mit dir reden.“ „Und ich wiederhole, ich will nichts von dir hören!“ Sie rannte mit gezücktem Schwert auf Itachi zu, der unbeirrt Fingerzeichen formte und mehrerer Feuerkugeln auf Kasumi abfeuerte. Die junge Uchiha konnte zwischen den Kugeln ausweichen, anschließend sprang sie hoch in die Luft, leitete ihr Raiton-Chakra in die Klinge und schlug auf Itachi ein. Zerteilte ihn sauber in zwei Hälften. Wieder löste er sich in Krähen auf. Das laute „flap flap“ ihrer schlagenden Flügel hallte ohrenbetäubend in seiner Illusion wieder. Orientierungslos wirbelte Kasumi herum, fast schon hektisch schlug sie mit dem Katana um sich. Vor ihren Augen flogen unzählige Kreaturen Itachis. Es war ihr beinahe unmöglich etwas anderes außer tausend rot glühenden Sharingan zu erkennen. Itachi griff sie erbarmungslos von hinten mit Tritten und Schlägen an; sprang anschließend auf ihre Klinge, um ihr in der Luft einen Fußtritt gegen den Kopf zu verpassen. Jedoch konnte Kasumi den Tritt mit ihrem linken Arm blockieren. Itachi nutze diesen Moment, wirbelte um seine Schwester herum und riss sie nach hinten, sodass sie über das rutschige Dach geschleudert wurde. Schwer atmend blieb sie im Regen liegen. Sie hatte sich mindestens zwei Rippen geprellt, wenn nicht sogar gebrochen, so schwer, wie ihr das Luftholen fiel. „In der Halle des Naka no Jinja“, erklang Itachis Stimme, auch er keuchte, „dem Nakano-Schrein findest du unter der siebten Tatami-Matte von rechts hinten den geheimen Versammlungsraum des Uchiha-Clans. Er beinhaltet eine Steintafel, die nur mit bestimmten Dojutsu zu lesen ist. Sie enthält ein Geheimnis.“ „Ich will ... keine .... Geheimnisse hören“, keuchte Kasumi; sie spuckte Blut. Langsam richtete sie sich auf, bis sie halbwegs saß. „Ich will wissen, warum du unseren Clan ausgelöscht hast. Das ist das einzige, was ich wissen will.“ Ihre Augen glühten vor Zorn, dabei wischte sie sich das Blut vom Mundwinkel. Im nächsten Moment zog sie ein Kunai aus der Tasche, die kalte Klinge blitze im Regen auf, und fügte sich damit selbst eine Verletzung zu. Beinahe sofort löste sich Itachis Genjutsu flirrend auf. Taumelnd stand Kasumi auf, heftig atmend hielt sie sich die Seite. Die Wunde blutete nicht stark; das meiste davon wurde vom Stoff aufgesogen. Trotzdem quoll ein Teil ihres Lebenssaftes zwischen ihren Fingern hervor. Mehr Schmerzen hingegen verursachten ihre Rippen. Der Wind trieb ihr dazu noch die nassen Strähnen ins Gesicht und erschwerte ihr die Sicht. Wo war Itachi abgeblieben? Seit das Genjutsu gelöst wurde, war er verschwunden. Doch er würde niemals feige davon laufen. Kasumi sprang vom Dach, strauchelte und knickte ein. Fluchend rappelte sie sich wieder auf und sah sich angestrengt um. Fest presste sie die Hand auf die Rippen. Ärgerlich strich sie die Haare hinters Ohr. Wenn sie sie heute Morgen doch nur zusammengebunden hätte, dann ... Ein Surren drang an ihre Ohren und im selben Augenblick sausten ein Dutzend Shuriken auf sie zu. Mit einem wirbelnden Satz versuchte sie nach hinten auszuweichen. Während des Sprungs flatterten schwarze Haare wie seidige Spinnfäden um ihren Kopf. Entgeistert folgte ihr Blick dem sanft wirbelnden Tanz einzelner Fäden, bis die langen Strähnen ihres Haares mit einem dumpfen Schlag zu Boden fielen. In der Hauswand neben ihr steckte ein Wurfstern. Genau neben dem Riss, der vor vielen Jahren dort entstanden war. Welch Ironie. Ein verblüfftes Wimmern stieg in ihrer Kehle auf, das schnell von einem schmerzlichen Stöhnen abgelöst wurde. Panisch riss Kasumi die Augen auf. Mit bebenden Fingern tastete sie ihren bloßen Nacken ab. Ihre Hand glänzte feucht im hellen Zucken eines Blitzes. Im nächsten Moment krachten donnernd die Luftmassen über ihnen zusammen. Sie befanden sich genau im Zentrum des Unwetters. Den Blick gesenkt, ballte die junge Frau die blutbefleckte Hand zur Faust. Zorn pochte wie glühend heiße Lava durch ihre Adern, vernebelte ihren Blick, verdrängte ihr rationales Denken. Nur noch Vergeltung trieb jetzt an. Die Luft schien wie elektrisch aufgeladen, Funken sprühten auf Kasumis Schwert, als sie Raiton-Chakra hineinleitete. Sie biss sich auf die Unterlippe, ignorierte den Schmerz, der über ihren Nacken in die Kopfhaut schoss. Rache!, schrie laut die Bestie in ihr. „Itachi, du hast dein Schicksal bereits vor vielen Jahren mit Blut geschrieben“, flüsterte sie heiser vor Zorn. „Nun wird es sich erfüllen.“ Sie spürte, wie ihr Lebenssaft warm in den Kragen ihres Oberteils drang, ehe sie mit einem schnellen Satz auf ihren Gegner zu stürmte. Auf Itachi, welcher regungslos unter dem Torbogen des Clan-Anwesens stand und ihr nüchtern entgegen blickte. Sein Katana, dessen Spitze zu Boden wies, defensiv haltend; mit weit geöffneten Armen. Die Klinge ihres Schwertes blitzte im Schein des nächsten Blitzes auf, als Kasumi es während des Sprungs mit beiden Händen packte, über ihren Kopf hob und erbarmungslos auf ihren wehrlosen Gegner einstach. Kapitel 27: Kapitel 27 ---------------------- Die Feuerschatten starrte auf den dunkler werdenden Horizont. Gewaltige anthrazitgraue Wolken, aus denen dicke Tropfen zur Erde fielen und Konoha hinter einem undurchdringlichen Schleier verbargen, türmten sich im Osten auf. Shizunes schlanke Silhouette spiegelte sich in der Scheibe, gegen die unaufhörlich der Regen trommelte, ehe sie die Tür leise hinter sich schloss, das Flurlicht verbannte und den Raum erneut in matte Dunkelheit tauchte. Leise knisterten ihre Schritte auf den Tatami-Matten. Seit sie ein ANBU-Team zur Ergreifung des Uchihas ausgeschickt hatte, nagte die Hokage beunruhigt an ihrem Daumennagel. „Tsunade ...“, begann die junge Frau, wurde aber von einer abrupten Handbewegung der Angesprochenen brüsk zum Schweigen gebracht. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken, um eine Entscheidung zu treffen. Ruhelos schritt die Hokage hinter ihrem Schreibtisch auf und ab, während sie die dicken Rauchwolken über dem Uchiha-Viertel besorgt beobachtete; immer wieder leckten Feuerzungen empor. In diesem Augenblick zeriss ein Blitz den Horizont, tauchte das Dorf für einen kurzen Moment in grelle Helligkeit. Tsunade presste die Hand gegen das kühle Fensterglas und lehnte erschöpft die Stirn dagegen, gab in diesem Augenblick zu viel von sich preis. Zeigte ihre nackte, ungeschützte Seite. Sie musste eine Entscheidung treffen, welche das Dorf nicht gefährden würde. Die Hokage musste dabei flüchtig an den von Sarutobi versiegelten Bericht denken, den Shizune heute Nachmittag heimlich aus den Archiven besorgt hatte. Ein ANBU, dessen animalische Maske unnatürlich im schummrigen Licht der Wandlampe schimmerte, tauchte überraschend und doch lautlos vor dem Schreibtisch auf. „Bring ihn her!“, befahl die Hokage schließlich energisch. „Sofort!“ Shizune, die das Büro gerade mit einem Stapel Akten verließ, wirbelte entsetzt herum. „Tsunade, nein! Er ist zu gefährlich. Ohne ausreichenden Schutz wäre das Wahnsinn!“ Flehend blickte die dunkelhaarige Frau die Gondaime an. „Auf der Stelle!“ Tsunades ausdruckslose Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Etliches wusste die Hokage bereits aus dem versiegelten Bericht des Feuerschatten der dritten Generation, doch nun war die Zeit gekommen, Uchiha Itachis Version der damaligen Geschehnisse zu erfahren. ~. . . ~ Der Regen hatte aufgehört; es roch nach feuchter Erde und nassem Asphalt. Vollkommene Stille legte sich über das Geschehen, hüllte die Umstehenden mit einer feuchten Decke ein. Es tropfte nur noch, die Blätter der umliegenden Bäume neigten sich sacht nach unten, sodass Wasserfäden auf den Boden rannen. Zitternd steckte die Schwertklinge im Boden, nachdem sie sich wie durch Butter in seinen Widerstand gebohrt hatte. „Nein, Itachi“, hauchte Kasumi nah an seinem Gesicht – ein feiner Rinnsal aus Blut lief ihren Hals hinab – ihre Lippen berührten beinah sein Ohr. „Ich bin nicht wie du.“ Bewegungslos lag Itachi unter ihr. Langsam drehte er den Kopf und blickte das Katana an, welches um Haaresbreite neben seinem Kopf ins morsche Bodenholz des Torbogens gedrungen war. Noch immer schwankte es. „Ich habe nie die Liebe zu Konoha verloren“, wisperte Itachi mit gebrochener Stimme, ehe er zu seiner Schwester aufsah. Erschüttert über den tiefen Schmerz in seinen Augen, rappelte Kasumi sich hektisch auf, stolperte über ihre eigenen Füße und fiel zu Boden. Entsetzt starrte die junge Uchiha auf ihre zitternden Hände. Weit entfernt hörte sie dumpf besorgte Stimmen, eine große Hand stützte ihren bebenden Körper. Ehe sie das Bewusstsein verlor und gegen eine warme Brust sank, vernahm sie Kakashis vorwurfsvolle Worte: „Ihr seid spät ... Wieso habt ihr so lange gebraucht?“ Schmerzhaft keuchte Kasumi und setzte sich ruckartig auf; weckte damit Kakashi, der neben ihr schlief. „Hast du Schmerzen?“ Verschlafen stützte er sich auf die Ellenbogen. Abweisend schüttelte sie den Kopf, drängten Tränen zurück, welche unaufhaltsam in ihr hochstiegen. „Sakura hätte deine Verletzungen richtig behandeln sollen. Warum hast du ihr nicht erlaubt ihre Iryonin Fähigkeiten einzusetzen?“ Vorwurfsvoll klang seine leise Stimme durch die Dunkelheit des Schlafzimmers. Kasumi schwieg eisern, ehe sie die Beine aus dem Bett schwang und aus dem Fenster in den sternenübersäten Nachthimmel sah. Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Körper. „Weil das meine Strafe ist“, murmelte die Uchiha. Fast hätte Kakashi ihre Worte in den umherschwirrenden Nachtgeräuschen überhört. Bevor er reagieren konnte, blickte sie ihn über ihre Schulter an. Ungeweinte Tränen schimmerten in ihren schwarzen Augen. „Sie hat mir bereits mit den Zoketsugan geholfen. Der Verband und die Salbe müssen reichen, um die Heilung zu unterstützen ... Und Zeit“, flüsterte sie. Vorsichtig berührte sie den Verband, der unter ihrem weißen Schlaf-Yukata verborgen war. „Du bist verdammt uneinsichtig!“, stieß der Jonin ungehalten hervor. Bereits viele Male hatten sie dieses Thema durchgesprochen „Und was soll dieser Blödsinn mit deiner Strafe, hm?“ „Ich hätte beinahe meinen Bruder getötet“, brachte sie unter Tränen hervor, die nun ungehindert ihre Wangen hinab rannen. „Ich wäre beinahe genauso geworden wie Sasuke, von Rache zerfressen! Wie konnte ich das nur tun?“ Kasumi schlug die Hände vors Gesicht, ihre Schultern bebten. Sie empfand Ekel vor sich selbst. Kakashi setzte sich auf. „Du quälst dich seit Wochen; seit Itachi von den ANBU abgeführt wurde. Du verzögerst damit deinen Heilungsprozess. Ist dir das überhaupt klar?“ Wütend darüber, dass Kasumi sich nicht um Hilfe an ihn wandte und frustriert, da er das Gefühl hatte ohnmächtig zu sein, starrte er ihre bebenden Schultern an. Er war erschöpft und überreizt, diese endlosen Diskussionen zu führen. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Es gab keinen Augenblick, in dem sie nicht von ihrem Träumen aus den Schlaf gerissen wurde. Und er rannte gegen eine unüberwindbare Mauer an. „Wie willst du das nachvollziehen, du hast doch keine Ahnung was alles geschehen ist, du weiß nichts!“, flüsterte sie mit bebender Stimme. „Warum wohl! Du erzählst ja nichts, nichts persönliches, rein gar nichts. Du frisst alles in dich rein, ohne mich an deinem Leben teilhaben zu lassen. ... Ich dachte, ich bin dein Partner. Ich dachte, wir teilen alles.“ Er schwieg verbittert. Der Hatake schnaubte frustriert. „Ich bin weg hier.“ Raschelnd schlüpfte er in seine Kleidung, legte seine Maske an. „Ich bin bei Irkua“, fügte er ruhiger hinzu, als Kasumi nicht reagiert. Zögernd wandte er sich zum Gehen. Es tat ihm bereits leid, so ungehalten und verständnislos reagiert zu haben. Aber mehr noch schmerzte es ihn, sie sich so quälen zu sehen, doch Kasumi reagierte nicht auf seine Worte. Es war, als ob sie gar nicht anwesend wäre, als ob ihre Seele fort wäre und nur die überflüssige Hülle zurückgelassen hätte. Sie fraß ihren Schmerz in sich hinein, genauso, wie sie nie mit ihm über die Zeit bei Orochimaru sprach. „Verdammte Scheiße“, fluchte er ungehalten, ehe er die Tür heftig hinter sich zu schlug. Teilnahmslos vernahm Kasumi das Zuschlagen der Tür. Mühsam öffnete sie die Augen. Dabei glitt ihr Blick zu dem einzelnen Kunai in seinem Holster. Direkt neben dem Bett hatte sie ihre Sachen am vergangenen Abend achtlos fallen gelassen, nun ragte der Griff lockend hervor. Sie brauchte sich nur ein wenig zu strecken. Nur ein winziges bisschen und ihre Finger würden sich um den kühlen Stahl schließen. Kasumi brauchte nur ein wenig Ruhe, etwas Abstand vor allen Dingen. Und seien es auch nur wenige Minuten. Sie würden fürs Erste genügen, würden ihr eine unglaubliche Art von ... Frieden schenken. Das war sich die junge Frau deutlich bewusst. Es würde nicht ihr erstes Mal sein; sie hatte es bereits öfters getan. Damals ... in Orochimarus Gewalt. Jahre waren seither vergangen, dass sie sich selbst verletzt hatte. Dabei hatte sie so sehr gehofft, diese schmerzliche Zeit hinter sich gelassen zu haben. Diesen merkwürdigen, beschämenden Zwang. Abgeschüttelt, wie damals die Fesseln der Gefangenschaft. Kenshin hatte sie unglaublich viel zu verdanken. Mehr als nur ihr Leben. Gedankenverloren drehte sie das Kunai geschickt in der Hand. Sie hatte so hart darum gekämpft, diesen Zwang tief in sich zu vergraben. Ob das Verhör daran schuld war, dass düstere Vorfreude sie zu durchfluten begann, wenn sie nur die glänzende Klinge beobachtete? Zögernd schob Kasumi den linken Ärmel ihres Schlaf-Yukata hoch. Ihr Blick blieb wie gebannt auf einer Reihe von schwachen Malen ruhen, die ihre ansonsten makellose Haut ruinierten. Winzige, fast unscheinbare Narben zogen sich über die Unterseite ihres Arms. Sie spürte sie mehr unter ihren tasteten Fingerspitzen, als das sie im fahlen Licht des Mondes zu erkennen wären. Scham überflutete sie wie eine Woge und sie verbarg das verblasste Netz aus sich überkreuzenden, leicht violetten Narben mit der Hand. Geschehen, ohne das jemand da gewesen wäre, der sie davon abgehalten hätte. Verheilt, aber niemals genesen. Und deswegen war sie so schwach. Ihr reserviertes Verhalten war alles nur eine geschickte Täuschung, um in Wahrheit ihre zerstörte Seele zu verbergen. Kasumi merkte, wie sie den Kampf gegen sich selbst verlor, wie schwach sie tatsächlich war. Das hier war ihr persönlicher Dämon, das war aus ihr geworden – noch nie hatte sie offen darüber mit einem anderen Menschen gesprochen ... und würde es auch niemals tun. Kasumi drückte die Spitze des Kunai gegen die weiche Innenseite ihres Unterarms. Nur ein Schnitt, nur ein winziger Schnitt und der Dämon namens Hass und Verzweiflung würde sich besänftigen lassen, würde sich friedlich zusammenrollen und warten. Warten auf das nächste Mal, denn auf dies würde sie unaufhaltsam zusteuern, wieder und wieder. Die junge Frau legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. Als sie langsam wieder ausatmete und das Kinn sinken ließ, zog sie die Klinge langsam quer über den Arm. Träge öffnete sie die Augen, betrachtete emotionslos den roten Rinnsal der über ihre blasse Haut rann. Der Anblick ihres vergossenen Blutes beruhigte sie und sie spürte keine Schmerzen mehr. Nicht, seitdem sie der Dämon in das Tuch der Erschöpfung gewickelt hatte und sie mit festen Klauen umklammert hielt. Kasumi sank auf das Bett, vernahm schwach das Klappern des Kunai, das aus ihren kraftlosen Fingern fiel. Ein Schnitt, mehr würde heute Nacht nicht notwendig sein, um sie vor Erschöpfung traumlos schlafen zu lassen. ~. . . ~ Eine Gruppe Kinder rannte lachend und lärmend über den leeren Platz vor der Ninja-Akademie. Durch die Gassen rund um die Hokage-Residenz strömten die Dorfbewohner, Hunde bellten und schnappten nacheinander, balgten sich zwischen den unzähligen Beinen; es war Markttag und die Sonne schien vom diesigen Himmel. Abseits dieser lärmenden und lachenden Menschen stand eine junge Frau im Schatten der Residenz. Sie trug ein Oberteil mit hohem Kragen und bis zu den Handgelenken reichenden Ärmeln. Sie war schlank und anmutig, ihr blasses Gesicht wurde von kurzen, wirren schwarzen Haaren umrahmt. Das Uchiha-Wappen prangte auf ihrem Rücken. Ihre dunklen Augen ruhten abwesend auf der wogenden Masse, die langen Wimpern warfen schwache Schatten auf ihre hervorstehenden Wangenknochen. Das Lachen um sie herum wurde lauter, drang bewusster in ihre düsteren Gedanken; die Hunde rannten wild umher, rauften miteinander im staubigen Dreck, doch die junge Frau wirkte in diesem Durcheinander so unbeteiligt, als wäre sie durch eine unsichtbare Wand davon getrennt. Eine frische Brise spielte mit ihren Strähnen. Sie biss sich auf die Lippe, die Arme um ihren bebenden Körper geschlungen, als müsste sie sich selbst beschützen. Als wäre sie ganz alleine auf der Welt. Mit Tränen in den Augen drehte sie sich um. Sie blickte über den Vorhof der Residenz, doch ihre Augen waren blind; eine Träne lief ihr ungehindert über die Wange, und sie wischte sie hastig ab. „Kasumi.“ Sie blickte auf, als sie die mitfühlende Stimme Tsunades vernahm. Für einen Augenblick sah die Hokage ihr tief in die Augen, dann wandte sie sich um. Ohne die junge Uchiha anzusehen, sagte sie mit ruhiger Stimme: „Begleite mich.“ Schweigend schloss sie sich Tsunade und Shizune an, welche einen Stapel Akten im Arm trug und TonTon zu ihren Füßen hatte. Shinobis, die ihnen entgegenkamen, verbeugten sich respektvoll vor ihrer Hokage; Ikruka, mit einem Berg Schulunterlagen für die neuen Genin, trat ihnen ehrerbietig aus dem Weg. Jedoch ruhte sein besorgter Blick auf Kasumis Rücken, als die drei Frauen an ihm vorübergegangen waren. Die junge Uchiha wirkte erschöpft und ausgezehrt; krank in seinen Augen. ~. . . ~ Dicke Wände umgaben den Verhörraum in der Informationsabteilung; durchzogen mit einer ebenso dicken Chakraschicht. Klapprige Holzbänke, die ihre besten Tage schon lange hinter sich hatten, reihten sich hintereinander auf. Die schweren, dunklen Holztüren standen weit offen, als Kasumi den düsteren Raum betrat. Fenster gab es keine, somit konnte ein Fluchtversuch vereitelt werden. Kakashi stand mit Nara Shikaku zusammen und unterhielt sich leise mit ihm, sodass die junge Frau ungesehen an ihm vorbeischlüpfen konnte. Es war ihr unmöglich ihm in die Augen zu schauen. Nicht nachdem was sie letzte Nacht getan hatte. Vorsichtig berührte Kasumi den weißen Verband unter ihrer dunklen Kleidung. Schmerzhaft keuchte sie leise auf, als sie über die frische Wunde fuhr. Paradoxerweise fühlte sie sich dadurch genug gestärkt, um an Itachis Anhörung teilzunehmen. Sie drückte noch ein wenig fester zu. Sie wurde ganz ruhig. Kasumi wirkte unbeteiligt, seit sie auf einem dieser klapprigen Holzbänke platzgenommen hatte; Kakashi bemerkte ihre angespannten Schultern und die verkrampfte Hand auf ihrem linken Arm. Verwirrte runzelte er die Stirn, doch während er in eine Reihe weiter hinten schlüpfte, wurde er von Tsunades verärgerte Stimme abgelenkt. Der Hatake spähte über die Schulter. Gerade verschloss die Hokage energisch die schweren Türen und stapfte wütend den Mittelgang nach vorne. Trotzdem hatte er noch den verkniffen Gesichtsausdruck von Utatane Koharu im Türspalt erkennen können. Das Ratsmitglied schien darüber zu zürnen, von der Befragung Uchiha Itachis ausgeschlossen zu werden. Fast meinte Kakashi sogar so etwas wie Unbehagen in ihren dunklen Augen aufflackern gesehen zuhaben. Was aber unmöglich sein konnte. Utatane Koharu war keine Person, die sich leicht einschüchtern ließ. ~. . . ~ Sie führten ihn in einen großen, hohen Saal. Sein Blick war gesenkt, die langen, schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht. Grob stießen ihn die Wächter zu Boden. Auf Knien saß er da und starrte die weißen Fliesen vor sich an. Weit über ihm thronte Tsunade. Die Augen ruhig, der Blick ernst, doch die Stimme herrisch und klar. Mit ausdrucksloser Miene starrte die Hokage auf den Verbrecher, den sie schon so lange suchten: Uchiha Itachi. „Uchiha Itachi“, erklang die klare Stimme des Dorfoberhauptes und mit einer unverkennbaren Arroganz in den Augen, hob Itachi seinen Blick. Er wankte nicht, wich den wütenden Iriden nicht aus, sondern sah beinahe belustigt in diese. Doch Kasumi konnte flüchtig die Angst in seinen Augen erkennen. Sie hatten ihm sein Stirnband abgenommen, stattdessen prangte nun ein seiner Stelle des Juinjutsu des Hyuga-Clans, dessen Swastika es Hyuga Tokuma ermöglichte Itachi zu kontrollieren. Würde das Siegel aktiviert werden, zerstörte es langsam die Gehirnzellen des Trägers. Sollte sich Itachi also den kleinsten Fehler erlauben, würde Tokuma nicht zögern den Befehl Godaime Hokages ausführen und mit einem speziellen Fingerzeichen das Siegel aktivieren. Und Uchiha Itachi töten. Zwei Ansatsu Senjutsu Tokushu Butai nahmen hinter dem Nukenin Aufstellung, nachdem er sich gesetzt hatte. Sofort schossen Schattenlinien auf ihn zu und fesselten ihn. Spöttisch grinsend blickt er den Nara an und hob die gefesselten Hände, um sich an der Wange zu kratzen. Anschließend begutachtete er gelangweilt seine schwarz lackierten Fingernägel. Kasumi wandte den Blick ab, ihre Finger gruben sich in den Stoff ihres linken Unterarms. Der Schmerz schoss pfeilschnell ihren Arm hinauf. Ein kleines Keuchen entfleuchte ihr, was die Weite des Saals verschluckte. Sie mied den Blick ihres Bruders, war sie doch nicht in der Lage ihm in die Augen zu sehen. Tsunade raschelte leise mit den Papieren vor sich. Schließlich blickte sie auf. „Uchiha Itachi, mir sind hinlänglich einige Dinge aus dem kryptischen Bericht des Sandaime Hokages bekannt. Doch will ich mehr von dir über die Geschehnisse vor zehn Jahren wissen. Berichte!“ Der Uchiha schwieg, er hielt den Blick noch immer gesenkt, die Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und verbargen seine dunkeln Iriden. Schließlich hob er den Kopf und sah Tsunade mit derselben Arroganz in die Augen, mit der er sie bereits die ganze Zeit anblickte. „Tsunade, kennst du die 25. Ninjavorschrift?“ Die Hokage wirkte einen Augenblick lang überrascht. „Natürlich“, entgegnete sie unwirsch. „Ein Ninja darf auf keinen Fall seine Gefühle zeigen.“ Sie blickte verärgert drein. „Was willst du damit sagen?“ „Ich war und bin es immer gewesen ... Konoha treu ergeben. Als damals mein Vater begann, Verschwörungspläne gegen das Dorf zu entwickeln, und mir den Auftrag gab, Konohagakure auszuspionieren, habe ich mich von meiner Familie distanziert. Zuviel Leid und Schmerz würde daraus resultieren. Das hatten wir alle bereits zu genüge im Dritten Ninja-Weltkrieg durchlitten.“ Itachi blickte seine Schwester ernst an, die seinem Blick nicht standhalten konnte und weg sah. „Um die Gefahren eines Bürgerkrieges wissend, erklärte ich mich dazu bereit, als Doppelagent zu arbeiten, und informierte Konohas Obrigkeit von den Plänen der Uchiha. Fast zur selben Zeit bekam Uchiha Shisui den Auftrag, ein Auge auf mich zu haben, da sich mein Verhalten wohl geändert haben musste.“ Itachi zuckte gleichgültig mit den Achseln. Als wäre diese kleine Gegebenheit nebensächlich. „Shisui, der mein Freund war, erfuhr damals von den wahren Plänen Danzos, der ihn jedoch daraufhin angriff und ihm sein rechtes Mangekyo Sharingan Auge stahl. Und ich wurde somit der Hauptverdächtige für den Mord an meinem besten Freund. Man fand ihn ertrunken im Naka no Kawa und trotz seiner besonnenen Vorbereitung eines Abschiedsbriefes – in dem Shisui als Grund für seinen Suizid angibt, von den Pflichten gegenüber seines Clans erschöpft zu sein – wurde ich verdächtigt.“ Der Uchiha schüttelte traurig den Kopf. Noch immer schmerzte der Verlust seines besten Freundes ihn. „Aber es war alles ganz anders, als mein Vater geglaubt hatte. Shisui entschied sich, da er durch seinen Kampf mit Danzo tödlich verwundet worden war, sein verbliebenes Auge mir zu geben, damit ich Konohagakure und den Uchiha-Clan beschützen kann.“ Er lächelte wehmütig. „Danach starb er; jedoch nicht, ohne vorher seine Augen als zerstört erscheinen zu lassen. Da Danzo den Uchiha-Clan wegen eben jenem Dojutsu misstraute und fürchtete ließ er ihn ab diesem Zeitpunkt ständig von seinen ANBUs überwachen. Dieses Misstrauen sorgte jedoch dafür, dass der Uchiha-Clan sich gegen Konoha stellte und einen Putsch plante. Zeitgleich scheiterten die Gespräche zwischen dem dritten Hokage und dem Uchiha-Clan, weshalb ich, als ANBU- und Uchiha-Clan-Mitglied, entgegen den Wünschen Sarutobis von den Ältesten des Dorfes den Auftrag erhielt, meinen eigenen Clan auszulöschen und so Unruhen zu verhindern.“ Itachi verstummte für einen Moment gequält. Er fuhr sich mit der gefesselten zitternden Hand über die Stirn. „Danzo, der wusste, wie sehr ich Krieg verabscheute, machte dies sich zu Nutzen“, flüsterte er und ließ die Hand sinken. „Er sagte mir damals, dass es unweigerlich zu Kriegen kommen würde, falls ich seinen Auftrag nicht erledigen wolle.“ „Ich glaube, für heute genügt es“, sagte Tsunade in die auftretende Stille nach Itachis letzten Worten. Das warf natürlich ein ganz anderes Licht auf die damaligen Geschehnisse. Erschöpft hob die junge Uchiha den Kopf. Ihre Nägel bohrten sich in ihre Haut, bis der Schmerz ihre Gedanken auf sich zog und Ruhe in ihren Kopf kehrte. Eine bleierne Müdigkeit hatte von ihr Besitz ergriffen, beschwerte ihr ohnehin beschwertes Gemüt. ~. . . ~ Wie betäubt starrte Kasumi das Kunai in ihrer Hand an. Vier Tage war es her, seit sie rückfällig geworden war. Vier Tage waren seit Itachis erstem Verhör vergangen, doch es würden noch weitere folgen. So wie heute. Heute würde ihr Bruder weiter berichten, was damals passiert war. Wie es zu dem Massaker kommen konnte. Das kleine Werkzeug in ihrer Hand zitterte. Sie konnte nicht mehr. Sie war zu schwach, um ohne diese besondere Ruhe diesen Tag zu überstehen. Es war, als ob eine innere Stimme immer wieder drängen würde, ihr Erleichterung zu verschaffen. Der Dämon schrie und tobte, brüllte sie an und schien ihre Gliedmaßen zu bewegen. Es war ihr Körper, doch schien es Kasumi in solchen Augenblicken, dass ihre Gedanken so fremd waren, als würden sie von einer anderen Person stammen. Als würde sie in ihrer eigenen Seele gefangen gehalten werden und dieser Fremde beherrschte ihren Körper. Kasumi riss ihren Blick von der zitternden Klinge los und begutachtete die unzähligen Narben auf der Innenseite ihres linken Arms. Ein letztes Mal seufzte sie auf, bevor sie ansetze und mit festem Griff einen weiteren vertikalen Schnitt entlang zog. Plötzlich ging die Tür auf. Überrascht und erschrocken ließ Kasumi das Kunai fallen und erstarrte. Kakashi! Ausgerechnet jetzt! Hastig ließ sie den Stoff ihres Ärmels über die Wunde fallen, dabei ballte sie die Hand zur Faust, damit das Blut nicht auf den Boden tropfte, und richtete sich schnell auf. Dann drehte sich zu dem Jonin um, der gerade das Schlafzimmer betrat. „Kakashi. Du bist schon zurück?“ Erfolglos versuchte sie sich an einem heiteren Lächeln. Überrascht blickte der Hatake auf. „Ja?“ Misstrauen schwang in seiner Stimme mit. „Ich dachte nur, du wärst heute auf Mission und ...“ Kasumi lächelte flüchtige, wedelte mit der unverletzten Hand und kickte dabei das Kunai unbemerkt unter das Bett. Verwirrt runzelte er die Stirn. „Dachtest du wirklich, ich würde dich an einem solchen Tag alleine lassen?“ Die junge Uchiha fühlte sich unter seinem stechenden Blick unwohl und verbarg die Arme hinter ihrem Rücken. Sie konnte spüren, wie beruhigend warme Tropfen ihren Arm hinunterliefen und zu Boden tropften. Eine Antwort blieb sie ihm dennoch schuldig. ~. . . ~ „Damals bemerkte ich als Einziger einen maskierten Mann, der sich in den Wäldern rund um Konoha aufhielt und sich als Uchiha Madara bezeichnete. Er plante, Konohagakure erneut in einen Krieg zu stürzen, da er auf Rache an dem Dorf und dem Uchiha-Clan aus war.“ Es war düster im Verhörraum, flackernde Fackeln an den Wänden warfen ihr unheimliches Licht in den hohen Saal, konnten aber nicht jeden Winkel erhellen. Der späte, herbstliche Nachmittag drückte zusätzlich die Stimmung im Raum. „Ich machte ihm ein Angebot: Wenn er von seinen kriegstreibenden Plänen abließe, würde ich ihm helfen, Rache gegen die Uchiha zu verüben, die ihn vor sehr langer Zeit hintergangen und sich dem Senju-Clan zugewandt hatten. Auf der anderen Seite sollte er aber das restliche Dorf verschonen.“ Itachi schluckte sichtbar und griff nach dem Wasserglas vor sich. Langsam trank er ein wenig, befeuchtete seine trockenen Lippen. Nun kam der schwerste Teil. „Er nahm das Angebot an und gemeinsam führten wir das Attentat aus. Wir töteten jedes Mitglied des Clans, ... bis auf Sasuke“, flüsterte Itachi. „Ich konnte es nicht übers Herz bringen, meinen kleinen Bruder zu töten. Ich hatte bereits meine O-nee-san an den Krieg verloren. Ich verließ Konoha, ging ins Exil, um wenigsten das Leben von Sasuke zu retten. Vorher bat ich Hiruzen meinen kleinen Bruder zu beschützen, er war mir mehr wehrt, als meinen eigenes Leben, und auch Danzo stattete ich einen Besuch ab. Ich drohte ihm, da ich wusste, wie sehr er den Uchiha-Clan fürchtete, falls dieser jemals Hand an Sasuke legen würde, würde ich alle Geheimnisse Konohas an andere Dörfer verraten. Was nach meinem Verschwinden durch den Shimura verbreitet wurde; das mein Talent mir zu Kopf gestiegen und sich in Machtgier verwandelt hätte, ist alles eine Lüge.“ Der Uchiha schnaubte wütend. „Stattdessen gab ich mich in jener Nacht gegenüber Sasuke als Verräter aus, der das Attentat nur begangen hätte, um seine Fähigkeiten zu testen und sagte ihm, er sei es nicht wert, von mir getötet zu werden“, emotional erschöpft brach Itachi ab. Eine ungeheure Stille breitete so sich im gesamten Saal aus. Tsunade war sichtlich erschüttert, doch auch der Nara begriff nun, was Itachi für eine sichtliche Last in den letzten Jahren getragen hatte. „Rache ist so ein großartiger Antrieb. Mein Ziel war es, in Sasuke einen solchen Hass zu erzeugen, der ihn schließlich dazu bringen würde, mich zu töten und so die Ehre des Uchiha-Clans wieder herzustellen.“ Kasumi keuchte entsetzt auf, ihre Augen riesig im schmalem Gesicht. Itachi hatte seit ewiger Zeit geplant gehabt, von der Hand seines Bruders zu sterben? ~. . . ~ Kakashi schwenkte träge seinen Drink. Normalerweise heiterte das Kagaya ihn auf, aber im Augenblick kreisten seine Gedanken nur darum, wie er Kasumi, die sich emotional immer weiter von ihm entfernte, helfen konnte. Er blickte nicht auf, als unter den wehenden weißen Noren der Bar ein weiterer Gast das Kagaya betrat. Hyuga Tokuma musste sich bücken und tauchte so in der symbolischen Verbeugung unter dem geschlitzten Vorhang hindurch. Anschließen ließ er seinen suchenden Blick über die vielen Gäste schweifen, bis er Kakashis silbernen Haarschopf in der Menge ausmachte. Er drängte sich eilig durch die Massen und ließ sich schnaufend an Kakashis Tisch auf einen Stuhl fallen, den er sich vom Nachbartisch lieh. „Kakashi.“ Der Jonin blickte abwesend auf und nahm einen Schluck Sake, während der Hyuga bei einer vorübereilenden Kellnerin ebenfalls einen Drink bestellte. Sie nickte, warf ihm einen lächelnden Blick zu und verschwand in der Menge. „Ja, Tokuma?“ „Mir ist in der heutigen Verhandlung etwas aufgefallen, das mich beunruhigt hat“, begann der Hyuga. Die Kellnerin kam und reichte ihm das bestellte Getränk, sein Blick wanderte dabei durch den Raum. „Was hat Itachi getan?“ Kakashi nippte an seinem Drink. Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Nicht Itachi. Es geht um Kasumi.“ Mit hochgezogenen Brauen blickt der Jonin den Hyuga an; er stellte sein halb volles Glas so heftig auf den Tisch, das der Sake überschnappte und einen klebrigen Film, auf dem dunkel Holz hinterließ. „Was ist mit ihr?“, krächzte er. „Ihr Chakra spielt komplett verrückt. Es ist nicht mehr im Gleichgewicht. Wenn du nichts unternimmst, wird sie daran sterben!“ Kakashi starrte den Hyuga schockiert an. Hatte ihr abweisendes Verhalten damit zu tun? Ihre gequälte Miene? Waren das die Anzeichen für die Dunkelheit, die ihre Seele umgab? ~. . . ~ Kasumi schloss die Tür auf und betrat Kakashis Wohnung. Es war spät und Dunkelheit hatte sich bereits über Konoha ausgebreitet. Der Hatake saß in der Finsternis des Wohnzimmers mit dem Rücken zu ihr. „Kakashi?“, fragte sie verwirrt. „Was machst du hier im Dunkeln?“ „Kasumi“, flüstert er, kaum wahrnehmbar. „Ja?“ Ruckartig stand er auf und drehte sich um. „Wir müssen reden!“ Überrumpelt, fast schon panisch, riss Kasumi die Augen auf und blickte den Silberhaarigen ungläubig an, welcher ihren Blick jedoch standhaft erwiderte. In ihrem Innern zog sich alles schmerzhaft zusammen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Zitternd schlang sie die Arme um sich und wich stolpernd einige Schritte zurück. Sie war aufgeflogen! Und das fühlte sich wie ein Schlag in den Magen an. „N ... Nicht ... B ... Bitte nicht!“, flehte Kasumi und blinzelte die Tränen weg, die ihr in die Augen gestiegen waren. „Kasumi ...“ Vorsichtig ging Kakashi auf sie zu. „... Verletzt du dich selbst?“, fragte er leise. Besorgt blickte er die junge Frau an, zögerte dennoch, sie zu berühren, aus Angst, dass sie vor ihm davon lief, wie ein verschrecktes Reh. Kasumi hob den Kopf. Der Schmerz, die Panik in ihren weit aufgerissenen Augen traf ihn wie eine unsichtbare Wand und ihr Blick schien ihm zu sagen: „Such dir Worte aus meinem Schweigen heraus.“ „Bleib bei mir, Kasumi!“, flehte Kakashi und streckte die Hände nach ihr aus. „Zerfließe nicht wie Schatten im Wind. Ich kann dir dahin nicht folgen!“ Unvermittelt stolperte sie vor dem Hatake davon, riss blind die Vase mit frischen Blumen vom shintoitischen Hausschrein und fiel in die Scherben. Dabei presste sie ihre Hand dagegen, bis die scharfen Kanten in ihre Haut schnitten, bis Blut ihr aus den Fingern sickerte und auf den Boden tropfte, bis der Schmerz in ihrer Handfläche so stark war, dass sie nur noch an das Jetzt denken konnte. „Warum Kasumi?“, fragte der Jonin fassungslos. Geschockt blickt er auf ihre blutige Handfläche. Dann reagiert er schnell, schnappt sich ein Tuch und presst es auf die heftig blutende Wunde. „Bitte, erklär es mir.“ Sein Blick war so liebevoll, dass es die junge Frau schmerzte. Warum verachtete er sie nicht? Warum wandte er sich nicht von ihr ab und ließ sie allein? Warum presste er ein Handtuch auf die Wunde und stillte die Blutung? „Kasumi“, flüstert er leise, sodass sie ihn kaum verstehen konnte. Er sah sie voller Trauer an. „Sag mir, warum du das machst. Sag es mir bitte, ich kann nicht verstehen, wie du dir nur freiwillig Schmerzen zufügen kannst.“ „Um die Seelenpein zu überdecken“, murmelte sie und sah auf seine Hand, die noch immer ihre festhielt; stark und dennoch sanft, und sie niemals wieder loslassen würde. „Was für seelische Schmerzen?“ „Mein Herz fühlt sich an, als würde es zerreißen, als würde meine Brust zerquetscht. Dieser Druck muss heraus, sonst gehe ich daran noch zugrunde.“ Kasumi presste ihre verletzte Hand an ihre Brust. „Tief in mir drin, bin ich schwach. Ich bin ein schlechter, verdorbener Mensch. Orochimaru hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Abgrundtief böse. Ich wollte nur diesen seelischen Schmerzen überdecken, anstatt dagegen anzukämpfen.“ Kasumi mied Kakashis Blick. „Ich bin ein Monster. Ich habe so viele unschuldige Menschen in seinem Namen getötet“, flüsterte sie; wartete auf seine Ablehnung, seinen Hass, darauf, wie die Tür ging und er sie verlassen würde. Diesen Dämon. Kakashi tat nichts dergleichen, stattdessen umarmte er sie. Warme, sanfte Arme schlangen sich um ihren zitternden Körper, zogen sie an seine Brust. Überrumpelt von dieser Aktion riss Kasumi die Augen weit auf, reflexartig krallte sie sich an ihm fest. „Du kannst ruhig weinen, wenn du willst“, murmelte er zärtlich und legte eine Hand auf ihren Kopf. „Ich kann nicht mehr richtig weinen“, nuschelte Kasumi leise gegen seine Brust und drehte ihren Kopf ein bisschen zur Seite. Leise konnte sie seinen gleichmäßigen Herzschlag hören, welcher sie ganz ruhig werden ließ, je länger sie ihm zuhörte. Noch immer kauerten beide inmitten der verstreuten Blumen und Scherben. „Bei meiner Seele“, wisperte Kakashi heiser und presste seine Lippen auf ihren Scheitel, nahm dann sanft ihr Gesicht zwischen seine rauen Hände und blickte ihr ernst in die Augen. „Du bist herzergreifend liebevoll. Zweifle niemals mehr daran. Hörst du?“ Schließlich küsste er sie, langsam und träge. Seine Lippen waren weich und warm und indem Kasumi ihre Arme um seinen Hals legte gab sie sich seinem Kuss voll und ganz hin. Es war, als ob sie endlich nach Hause gekommen war. Als wenn von jetzt an, alles gut werden würde. Kasumi legte den Kopf in den Nacken, dabei öffnete sie träge die Augen, sah den Hatake eindringlich an und zwang sich, mit fester Stimme zu sprechen: „Ich habe es überlebt.“ „Ja, das hast du“, bestätigte Kakashi leise. „Aber für wie lange?“ Er blickte sie ernst an, fuhr ihr sanft durch die kurzen Haare. „Die Schatten meiner Vergangenheit haben meine Seele verbaut, doch du bist mein Anker, der mich im Jetzt hält.“ Sanft fuhr Kasumi die Konturen seines Kinns nach. „Es ist in Ordnung, wenn Wolken die Sonne blockieren ...“ Die junge Uchiha blickte ihn an. Tränen hingen ihr an den langen, schwarzen Wimpern. „So lange du bei mir bist.“ ~. . . ~ „Und? Was sagt er?“ Sasuke klang gelangweilt. Abwesend betrachtete er das unter ihnen liegende Tal. Seit einer ganzen Weile hörte Jugo dem aufgeregtem Gezwitscher des kleinen Komadori zu, der auf seiner Schulter saß und hin und wieder aufgeregt mit den Flügeln schlug, während er von einer Seite zur anderen trippelte. Trotz seines kühlen Verhaltens, seiner abweisenden Haltung schlug Sasukes Herz aufgeregt in der Brust. Endlich würde er den entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort seines Bruders erfahren. Er spürte es. Kalter Wind blies vom Gebirge über die zerklüfteten Felsüberhänge und fegte den Steilhang entlang, an dem Team Taka rastete. Karin zitterte und schimpfte abwechselnd vor sich hin, während Suigetsu genüsslich bereits aus der zweiten Wasserflasche von seinem Gürtel trank; froh über die kurze Rast. Dunkle, graue Wolken zogen über den trostlosen Himmel und ließen die karge Landschaft noch ungastlicher wirken. „Er ist in Konoha“, berichtete Jugo schließlich und lächelte sanft, während er dem Vogel hinterher sah, wie er mit den grauen Wolken am Horizont verschmolz. Vorübergehend nahm sein Gesicht einen wehmütigen Ausdruck an. „Ist das alles?“ Sasuke beobachtete ihn. Der junge Mann zuckte mit den Schultern, wandte sich ihm dann wieder zu. „Er wurde gefangen genommen.“ Überrascht hob der Uchiha eine fein geschwungene Braue. „Von wem?“ Itachis Gegner musste außergewöhnlich stark und gerissen sein, wenn er gegen Itachis Mangekyo Sharingan bestehen konnte. „Von einer Frau. Einer Frau, mit den Haaren eines Raben.“ Jugo musterte seinen Team-Führer. „Und er wurde nicht besiegt ... Er hat sich ergeben.“ Zum ersten Mal entgleisten Sasuke wieder die Gesichtszüge und er starrte den Orangehaarigen verblüfft an. Kapitel 28: Kapitel 28 ---------------------- Die kalte, klare Luft roch in den frühen Morgenstunden leicht nach Rauch und Harz. In den Wäldern rings um Konoha begann man sich bereits gemächlich auf den nahenden Winter vorzubereiten. Kasumi zog den Handschuh ihrer linken Hand hoch, ehe sie die cremefarbene, mit einem schwarzen Streifen am Saum geschmückte Kapuze des Umhangs tiefer ins Gesicht zog. Bei dieser Bewegung begannen die Schnitte an ihrem Unterarm schrecklich zu pochen. Grind hatte sich in der weichen Innenseite ihres Mantels verfangen und riss auf. Der Schmerz war unangenehm und erinnerte sie quälend an die vergangenen Wochen. Ihr stockend ausgestoßener Atem bildete kleine, sich schnell verflüchtigende Wölkchen in der Luft. Während Kasumi den Arm schützend an sich presste, richtete sie sich bedächtig auf und blickte hinter sich. In der Dunkelheit des neuen Tages konnte sie die angespannten Gesichter ihres Teams erkennen. Ihr Team. Stolz durchflutete sie mit wohltuender Wärme. Die Hokage vertraute ihr so sehr, dass sie ihr die Leitung des Teams übertragen hatte. Jenes Team, welches in den nächsten Minuten aufbrechen und Sasuke endlich nach Hause holen würde. Die junge Uchiha hatte ihren alten Status im Dorf und ihren Rang in den Shinobi Reihen zurückerhalten. Die Anspannung war bei Naruto und Sakura fast greifbar, so sehr brannten sie darauf, ihren Freund und Kameraden zurückzuholen, aber auch Itachi war die Ruhelosigkeit mit tiefen Falten ins Gesicht gegraben. Zwar durfte er sie nicht begleiten und wurde von ANBU überwacht, aber immerhin gestattete Tsunade ihm so weit das Dorf zu verlassen, um seine Schwester zu verabschieden. Diese schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, welches er kaum wahrnehmbar erwiderte. Die junge Teamleiterin blickte über ihre Gruppe: Sakura und Naruto, die aufgeregt bereits Pläne schmiedeten, wie sie Sasuke gehörig den Kopf waschen würden. Kiba mit seinem Ninken Akamaru, der sich leise mit Hinata und Neji unterhielt. Shino war leider mit seinem Vater auf einer Mission für den Aburame-Clan, sonst würde er sein Team ergänzen. Und natürlich Shikamaru, das Strategiegenie, der mit langsamen Schritten durch das mit Fackeln erleuchtete Tor kam und dessen Umrisse sich auf dem feuchten Boden spiegelten. Feiner Nebel kroch zwischen den Bäumen entlang und die gewaltigen bemoosten Stämme empor. Die Zweige einer Weide neigten sich im leichtem Wind, bunte Blätter bewegten sich in der Brise. Aus den Wäldern hörte man ein leises Rascheln. „Und wieso muss ich da mit? Wie mühsam!“, maulte Shikamaru, die Hände in den Hosentaschen. „Jetzt meckere nicht!“, fauchte Ino und schupste ihn vorwärts, damit er einen Schritt schneller ging. „Ist das nervig“, nuschelte er. Die Hokage war mit wehendem Mantel neben Itachi erschienen und verlangte lautstark um Ruhe. Schließlich sah sie jeden einzelnen Shinobi in der Runde ernst an. „Das ist eure letzte Chance“, begann sie ruhig. „Die allerletzte, um dieses dumme Kind zur Vernunft zu bringen. Gelingt es euch nicht, bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn zu einem abtrünnigen Ninja zu erklären.“ Fassungsloses Schweigen breitete sich auf ihre Worte hin zwischen den Shinobi aus. „Aber Tsunade-baa-chan ...“, fing Naruto erbost an. „Nichts, aber“, unterbrach die Hokage ihn unwirsch. „Das ist Politik. Die obersten lokalen Herrscher der Nachbarländer drangen unseren Daimyo hartnäckig endlich eine Entscheidung zu treffen. Besonders der Raikage verlangt nach einem Treffen der Kage. Die Entführung seines Bruders macht die Situation um Sasuke nicht leichter zu kontrollieren.“ Naruto konnte ihre Worte nicht hinnehmen, nur Sakuras Hand auf seinem Arm und ihr resignierter Gesichtsausdruck hielten ihn von weiteren verletzenden Worten ab. Wütend blickte er zu Boden, die Hände zitternd vor unterdrückten Emotionen geballt. „Glaub daran, dass wir ihn finden und heimholen werden“, flüsterte Sakura tapfer. Sie schmiegte sich an seinen starren Rücken und schlang ihm die Arme um die Brust, vergrub ihre Finger in seine Jacke. Direkt über seinem heftig schlagenden Herzen. „... Viel Glück“, wünschte ihnen die Hokage schließlich und nickte Kasumi zu, die ihren Gruß ebenso schweigend erwiderte. „Team“, rief die junge Uchiha mit erhobener Hand. „Wir brechen auf!“ Und gemeinsam rannten sie los, wobei Kasumi einen letzten Blick auf Itachi warf, ehe sie sich mit Kakashi und Yamato den vorauseilenden Shinobi anschloss. ~. . . ~ Die Felsüberhänge des ungastlichen Reiches Taki no Kuni – dem Land der Wasserfälle – hatte Team Taka bereits weit hinter sich gelassen und überschritt nun die äußeren Grenzen Hi no Kunis. Seit Sasuke wusste, dass sich sein Bruder in Konoha aufhielt wurde er von wirren und quälenden Kindheitserinnerungen heimgesucht. „Nii-chan?“ Zaghaft berührte Sasuke seinen Bruder an der Schulter. „Ich sagte ... Leg ... Es ... Weg!“ Ausdruckslos starrte Itachi seinen kleinen Bruder an, ehe er sich abrupt abwandte und aufstand. „Nii-chan?“ Sasuke war verunsichert. Was hatte er falsch gemacht, das sein großer Bruder so reagierte? „Nii-chan? Bist du böse?“ Sasukes Unterlippe bebte verdächtig. Itachi drehte sich langsam zu ihm um, seine Gesichtszüge lagen im Dunkeln. „Nein, kleiner Bruder. Bin ich nicht.“ Er lächelte freundlich. „Trainierst du dann heute Nachmittag mit mir?“, quiekte Sasuke aufgeregt und drückte einen Bilderrahmen fest an sich. „Heute nicht, Sasuke. Ein anderes Mal.“ Er tippte Sasuke auf die Stirn, anschließend trat er aus der Tür ins helle Sonnenlicht. Fugaku kam ihm über den Kiesweg entgegen, seine Schritte knirschten leise, aber seinältester Sohn lief stumm an ihm vorbei. Sein Gesicht war ausdruckslos. Wütend biss sich Sasuke während dem Laufen mit zusammengekniffenen Augen auf die Lippen. Warum mussten ihn diese Erinnerungen heimsuchen? Es gab nichts, an was er sich mit seinem Bruder erinnern wollte. Rein gar nichts! Sonnenlicht durchflutete die Küche. Sasuke schaukelte gelangweilt mit dem Stuhl, während seine Mutter spülte und sein Vater einen Bericht von Shisui las. „Vater?“ „Hm?“, brummte Fugaku abwesend. „Warum hat Itachi nie Zeit für mich? Ich bin doch sein Bruder ...“ Fugaku schwieg einen Moment nachdenklich, ehe er die Schriftrolle zur Seite legte. Aufmerksam beobachtete Mikoto ihren Mann. Das Spülwasser tropfte ungeachtet von ihren Händen zu Boden. Schließlich sah Fugaku Sasuke an. „Er ist nicht einfach ... Er lässt niemanden in sein Herz.“ „Warum?“ Verwunderung lag in Sasukes Stimme. „Ich ... ich weiß es nicht ...“ Fugaku mied seinen Blick und griff wieder nach der Schriftrolle. Mikoto stieß einen undefinierbaren Laut aus. Sie wandte sich hastig ab. „Nicht einmal ich verstehe ihn ganz", murmelte sein Vater undeutlich. Verschwommen wurde Sasuke bewusst, dass damals seine Mutter geweint haben musste. Ihre tränenfeuchte Wange grub sich nun schmerzhaft in seine Erinnerungen. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Rache ist für mich alles. Es ist mir egal, was mit mir passieren wird, solange ich meine Rache bekommen werde. Verbissen legte er an Tempo zu. Strebte Konoha entgegen. ~. . . ~ Der Blick des Silberhaarigen glitt zum verdunkelten Himmel, die Wassertropfen schienen kein Ende zu nehmen. Kakashi seufzte gelangweilt. Wie lange warteten sie hier jetzt schon bei diesem windigen Schauerwetter? „Scheiß Wetter“, fluchte Kiba ärgerlich. Der Regen, der bereits seit Tagen, stetig vom Himmel fiel, erschwerte Akamaru die Suche. Unglücklich jaulte der riesige Ninken auf; bettete seinen Kopf auf den Pfoten. „Ist gut mein Junge“, beruhigte Kiba ihn. „Keiner macht dir einen Vorwurf.“ „Ja“, stimmte Kasumi ihm zu und kraulte Akamaru das weiche Fell hinter den Ohren. „Es scheint einfach von den Göttern nicht gewollt zu sein.“ Sie zitterte ein wenig in der feuchten Luft, die vom Eingang der Höhle herein drang. „Vielleicht haben Neji und Hinata mehr Glück, wenn sie und ihr Team zurückkehren.“ Der kalte, nasse Wind ließ das Feuer heftiger flackern. Die junge Uchiha schmiegte sich an Kakashi, der seine Arme um sie schlang und sein Kinn auf ihrem Kopf bettete. „Glaubst du daran, dass wir ihn finden werden?“, flüsterte sie bedrückt. „Hör auf dir Sorgen zu machen“, entgegnete er so leise, das seine Worte durch das gleichmäßige Rauschen des Regens fast verschluckt wurden. „Du bist nicht mehr alleine. Gemeinsam schaffen wir es.“ Kakashi lächelte sie durch die Maske hindurch aufmunternd an und küsste sie sanft auf die Stirn. „Ja, ich bin nicht alleine“, wisperte sie und schloss die Augen. Langsam hob sie den Kopf, um einen weiteren Kuss zu erhaschen, als undeutlich von weit entfernt zusammenhanglose Stimmen zu ihnen drangen. Überrascht versuchten die beiden Jonin durch den dichten grauen Regenschleier etwas zu erkennen. „Kasumi-san!“, schreiend und vor Nässe triefend schlitterte Naruto in die Höhle. Keuchend folgte ihm der Rest der Spähtruppe. „Ka ... Ka ... Kasumi“, schnaufte Naruto, der sich keuchend auf den Knien abstützte. Die junge Hyuga sank gegen die Felswand, ein Stein bohrte sich in ihren Rücken, doch sie war zu erschöpft, um sich zu bewegen. Sakura kniete schnaufend zu ihren Füßen. Nur Neji blieb teilnahmslos neben Kakashi im Eingang stehen. „Wie ätzend“, maulte Shikamaru, der als letztes reingeschlurft kam. „Beruhige dich erst mal und komm wieder zu Atem.“ Kasumi reichte Sakura und Hinata ein Bambusgefäß mit frisch aufgebrühtem Tee, aus Kräutern, die Ino in der Nähe gesammelt hatte. „Nein ... das geht ... nicht“, japste er eindringlich. Schließlich holte Naruto tief Atem, richtete sich auf und blickte die Uchiha ernst an. Unbeachtet rann ihm das Wasser aus den Haaren und tropfte zu Boden. „Wir haben Sasuke aufgespürt. Unterhalb des Drachenkamms haben er und drei weitere Shinobi Zuflucht vor dem Unwetter gefunden.“ Langsam verklang das Rauschen des Regens in der Stille, bis es nur noch vereinzelt tröpfelte. Als Kasumi aufblickte lag ein entschlossener Zug um ihren Mund. In diesem Moment durchbrach ein Sonnenstrahl die Wolkendecke und beleuchtete den nassen Waldboden. Die Regentropfen funkelten im klaren Licht. „Lasst uns aufbrechen.“ ~. . . ~ Karin schob ihre Brille hoch, nachdem sie ihr Jutsu Kagura Shingan aufgelöst hatte. „Da kommt jemand.“ Sasuke sah in die Richtung, in die die rothaarige Uzumaki deutete. Unterhalb seines Sitzplatzes, am weitesten entfernt vom Schluchteneingang tauchte die verschwommene Gestalt eines Menschen auf. Jugo trat einige Steine los, die vereinzelt den Hang hinab schlitterten, als er schweigend neben ihm erschien. Wie auf ein Zeichen verdunkelte sich plötzlich der Himmel und der Wind frischte auf, zerrte und riss an ihren Mänteln, während er erneute Regenwolken vor sich hertrieb. Sasukes Nackenhaare stellten sich allarmiert auf. Sie wurden beobachtet, er spürte es. „Karin“, murmelte er. Sofort war die junge Kunoichi an seiner Seite. Leise sprach er mit ihr. „Nein, Sasuke. Es gibt keine weiteren Chakraaktivitäten im Umkreis von mehreren Kilometern. Selbst sein Chakra“, sie zeigte auf die Person, die langsam näher gekommen war, „ist deinem weit unterlegen. Er ist dir unwürdig.“ Unwürdig?, dachte Sasuke abwesend. Und warum fühle ich so etwas wie erkennen? Er schloss einen kurzen Moment lang die Augen. Ja, das Chakra war ihm vertraut. Wie eine liebevolle Umarmung schmiegten sich die Chakrawellen um seinen Körper. Liebkosten ihn wie die Hände einer Mutter. „Mama ...!“, keuchte der Uchiha und riss die Augen im Erkennen auf. Mikoto hob den Kopf und sah den steilen Abhang hinauf; ihr Blick suchte die vielen Felsreihen ab bis sich ihre dunkeln Augen mit denen ihres Sohnes trafen. Der Wind riss wild an ihren langen, schwarzen Haaren, presste die cremefarbene Schürze an ihren schmalen Körper und doch lächelte sie Sasuke erleichtert an. „Endlich habe ich dich gefunden, mein Sohn“, flüsterte sie ergriffen und schlug lachend und weinend zugleich die Hände vor den Mund. Ihre Schultern bebten und ihre Augen füllten sich mit Tränen; sie schien von innen heraus zu strahlen. Sasuke war aufgesprungen. Sein ganzer Körper zitterte vor unterdrückter Anspannung. Wie konnte das möglich sein? Seine Mutter war seit Jahren tot, grausam ermordet von ihrem eigenen Sohn ... Er konnte das Ende des Gedankens nicht fassen, bereits im nächsten Moment verschwamm die Welt flirrend vor seinen Augen. Karin, Jugo und Suigetsu lösten sich mit gellenden Schreien in Nichts auf; ihre Gesichter voller Panik vor dem Grauen, welches jeder einzelne von ihnen erlebte. Statt dem bekannten Berggebilde lag nun ein grünes Tal vor ihm, dessen Enden nach Osten hin sanft ausliefen. Ein Ochsenkarren rollte knarrend und ächzend zwischen Reisfeldern den Weg hinab, an den Berghängen zogen sich Teeplantagen hoch. Warmer Wind wehte Sasuke durch die Haare, das Gras stand hoch und saftig auf dem Hang, der allmählich ins Tal abfiel. Einige Hibari jagten jubilierend durch die weißen Wolkenfetzen, welche über den hochsommerlichen Himmel zogen. An den Baumstämmen des angrenzenden Waldes begannen die Zikaden ihr zirpendes Lied. „Sasuke.“ Widerwillig wandte er den Kopf der unbekannten Stimme zu. Die junge Frau, die nun in sein Blickfeld trat, war nicht seine Mutter ... und dennoch ... eine gewisse Ähnlichkeit konnte er nicht abstreiten. „Sie sind nicht Uchiha Mikoto.“ Ausdrucklose schwarze Augen blickten Kasumi gleichgültig an, verbargen seine aufgewühlten Emotionen hinter einer undurchdringlichen Maske. „Nein“, bestätigte sie gedämpft und kam langsam den Hang hinauf. „Wie können sie es wagen ihr Andenken zu beschmutzen?“, fuhr er sie an. „Ich habe meine Gründe“, entgegnete sie ruhig. „Setz dich bitte.“ Die junge Frau deutete auf den Baumstamm hinter ihm. Sasuke zuckte kaum merklich zusammen. Wie hatte er ihn nicht bemerken können? Nüchtern beobachtet er die junge Frau, die an ihm vorbeiging. Sie schien um einiges älter zu sein, als es der erste Blick zeigte. Acht bis zehn Jahre schätzte er. Die kurzen Haare erinnerten ihn an seine eigene Frisur und schwach meinte er einen hellen Streifen in ihrem entblößten Nacken zu erkennen. Sasuke zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Wo ist mein Team?“, verlangte er stattdessen unbewegt zu wissen. Er bemühte sich unbeteiligt zu klingen. Als sie ihn nur abwartend ansah, ließ er sich letztlich mit einem gewissen Abstand neben ihr nieder. Die Schwarzhaarige mache eine vage Handbewegung. „Irgendwo in den Tiefen meines Gen-Jutsus.“ Sasuke sprang auf. „Setz dich!“, wies sie ihn sofort scharf zurecht. Alles Sanfte war aus ihren Gesichtszügen verschwunden. Ruckartig gehorchte er. Eigentlich meine er sogar, sie hätte ihn mit ihrem Gen-Justu gezwungen, ihr zu Willen zu sein. „Es geht ihnen recht gut. Kommt darauf an, was sie mit ihrer Situation anfangen werden.“ Sie reichte ihm wortlos einen gesprungenen Bilderrahmen. „Was soll ich damit?“ Desinteresse lag in seiner Stimme. „Nimm ihn.“ Zögernd nahm Sasuke ihn entgegen ... und erstarrte im selben Moment. Zu genau erinnerte er sich an jenen Tag. Wie verwirrt er damals gewesen war, als Itachi so untypisch reagiert hatte. Die Frau neben ihn beugte sich vor. „Das bin ich.“ Sie deutete auf das junge Mädchen, das belustigt die Hand vor den Mund geschlagen hatte und dabei Itachi umarmte. Sasuke sah verwundert auf. „Wer bist du?“ Die Fremde lächelte ihn breit an. „Mein Name ist Uchiha Kasumi ... Ich bin deine Schwester.“ Für den Bruchteil einer Millisekunde hatte sie ihn doch tatsächlich überraschen können – länger aber auch nicht. „Das ist unmöglich!“, stieß Sasuke hervor, seine Hände hielten den Bilderrahmen krampfhaft umklammert. Wortlos deutete die Fremde ... Kasumi auf das Bild. „Unmöglich ... Du musst Lügen.“ Sasuke weigerte sich ihren Worten glauben zu schenken. „Warum?“, verlangte sie ruhig zu wissen. „Keiner hat je etwas von einer Tochter gesagt, niemand im Clan hat dich jemals erwähnt. Du existierst in unserer Familie nicht. Du kannst keine Uchiha sein!“ Er warf das Bild weit von sich. Splitternd barst das Glas auf einem Stein. Funkelnde Scherben, kalt wie Eis, stoben davon. „Ich weiß“, murmelte Kasumi; gedankenverloren blickte sie über das ruhige Tal, strich sich eine Strähne hinters Ohr. „Ich weiß von Itachi, was Vater nach meinem Tod getan hat. Sein Gebot, niemals wieder ein Wort über sein ältestes Kind zu verlieren und sie aus den Analen zu streichen, das zählt heute immer noch. Aber im Naka no Jinja, dem Schrein der südlichen Glückwünsche, findest du uralte Auszeichnungen, die der Säuberungsattacke unseres Vaters entgangen sind. Darauf wirst du Gratulationen anderer Clan-Oberhäupter zur Geburt des ersten Kindes des Uchiha-Oberhauptes finden. Ist dir das Beweis genug?“ „Ich bilde mir meine Urteile grundsätzlich selbst“, entgegnete Sasuke kühl. „Dann bilde!“, befahl sie ihm scharf; zwang ihn, sie anzusehen. Blutrote Sharingan blickten ihn durchdringend an. Schließlich wurden ihre Augen wieder schwarz. Ihr jüngerer Bruder starrte sie unheilvoll an. Verbissen weigerte er sich ihren Worten Glauben zu schenken. „Wirst du mir nun zuhören?“ „Wobei?“ Unwillen spiegelte sich in seinem Gesicht. „Wenn ich dir die wahre Geschichte über das Massaker am Uchiha Clan erzähle.“ „Ich will nichts über diesen Verräter hören!“ Tiefe Verachtung lag in seinen Worten. „Ich kann dich verstehen. Mir ging es genauso, als ich es damals von Kabuto erfahren hatte. Doch noch mehr traf es mich, von deiner Geburt zu hören.“ Kasumi schüttelte abwesend den Kopf, als wollte sie unangenehme Erinnerungen loswerden. „Ich war verwirrt und zornig. Ich konnte nicht verstehen, dass mein kleiner Bruder zu solch einer Tat fähig war.“ Ihr Gesicht nahm einen sanften Ausdruck an. „Aber es geht hier nicht um mich. Es geht um dich. Um deinen Hass auf Itachi. Du musst alles über ihn erfahren. Diesen Mann, der so viel riskiert hat um die Shinobiwelt ... Konoha und vor allem dich zu beschützen. Du musst alles über sein Leben erfahren ... so wie ich. Erst dann kannst du ihn verstehen. Und womöglich verzeihen.“ Sasuke schüttelte unwillkürlich den Kopf, schwieg aber verbissen. Von fern hörte er das leise Singen der Reisbauern, die auf ihren Feldern arbeiten. „Niemals“, flüsterte er kaum wahrnehmbar. Der Schatten uralter Bäume breitete sich um sie herum aus. Würziger Waldduft, wie frisch nach einem Sommerregen stieg vom moosigen Boden auf. Tief atmete Kasumi ein. Dann begann sie Itachis Worte zu wiederholen: „Die einzigen Personen in Konoha, die alles über Itachi wussten, waren der dritte Hokage, seine Stadträte Mitokado Homura, Utatane Koharu und der ANBU-Leiter Shimura Danzo. Nachdem Tod Sarutobis gab es nur noch diese drei Personen, die die Wahrheit über Itachi kannten. Ich zweifele daran, dass sie je ein Wort darüber verlieren werden.“ Verbitterung lag in ihren Worten, die feinen Brauen verärgert gerunzelt. Zu sehr klangen noch die Worte Utatane-sans in ihr nach. Dieser Hass in den Augen der alten Frau. „All das, was damals geschehen war, ereignete sich auf Grund von Befehlen von Konohas Anführen. Und da beginnt die eigentliche Wahrheit über Itachi.“ Sasuke sah sie zweifelnd an. „Befehle? Welche Befehle? Itachi war seinem Clan verpflichtet, und nur seinem Clan!“ In seinen Augen glühte Zorn, der die Partien um seine Lippen und Augen verzerrte. „Das ist Richtig“, stimmte ihm Kasumi zu. „Doch etwas geschah in seiner Vergangenheit, das seine Loyalität zum Clan in Frage stellte. Aber ich will nicht vorweggreifen. Vielmehr begann eigentlich alles vor über 80 Jahren und Itachi war nur das jüngste Opfer in einer langen Reihe von Todesopfern. Teil eines enormen Problems, das sich bis auf den ersten Tag von Konohas Existenz zurückverfolgen lässt. Eines, das über den Verlauf von Itachis Leben entschied.“ Sasuke starrte sie verblüfft an. „Ein Opfer?“, murmelte er nachdenklich. „Korrekt.“ Kasumi griff nach einem Grashalm und zerpflückte ihn. „Der Hass zwischen Uchiha und Senju war der eigentliche Grund ... In einer Ära voll unerbittlicher Gewalt und Blutvergießen. Nationen waren auf Kreuzzügen für mehr Rechte, mehr Land ... die üblichen Gründe für Kriege.“ Sie warf die Reste des Halms fort und der Wind riss sie mit sich davon. „Du musst wissen, dass damals die Shinobi Organisationen nicht aus mehreren Clans und Familien bestanden, sondern dass viel mehr jeder einzelne Clan nur die Stärkung seiner eigenen Militärmacht als höchstes Ziel anvisierte. Unter diesen vielen Clans gab es nur zwei, die wirklich als die stärksten gefürchtet wurden: die Uchiha und die Senju. Mit unserem besonderen Chakra und dem Sharingan wurden wir bald als rücksichtslose Krieger betrachtet und in den vielen Kämpfen gefürchtet. Und doch gab es einen Mann, der noch viel gefährlicher war, als alle anderen: Uchiha Madara. Unserem Urahn mit dem größten und stärksten Chakra haben wir es zu verdanken, dass wir in Konoha abgegrenzt wurden.“ Verbitterung schwang in ihrer Stimme mit. Dieser Mann war an allem Schuld, was Itachi und Sasuke widerfahren war. Wie ihr Clan von Danzo überwacht wurde, wie es auf eine Verschwörung hinauslief, das Itachi gezwungen wurde durch Danzos Intrigen ihren Clan auszulöschen. Alles trug einen Ursprung: Uchiha Madara und dessen kranker Wahn nach Macht; der selbst davor nicht zurückschreckte sich die Augen seines kleinen Bruders zu nehmen, um das permanente Mangekyo Sharingan zu erhalten. „Dieser Bastard!“, stieß die junge Frau hervor, ballte die Hände zu Fäusten. Regungslos beobachtete Sasuke seine ältere Schwester, wie sie ein – zwei tiefe Atemzüge machte, um sich zu beruhigen. Letztlich öffnete sie die Augen wieder und lächelte ihn erschöpft an. „Uchiha Madara, dank seiner Machtgier und seiner Arroganz der Anführer unseres Clans, stand in den andauernden Kämpfen immer wieder Senju Hashirama, dem Clanoberhaupt des Senju-Clans, gegenüber. Wenn sie einen Schritt machten, machte er einen Schritt. Der Uchiha-Clan war als einziger in der Lage mit ihnen mitzuhalten. Sie wurden respektiert und gefürchtet. Sie waren der ewige Feind, an dem Madara sich rieb. Wenn ein Land den Senju-Clan beauftragte, stellten ihre Feinde die Uchiha ein. Durch die andauernden Kämpfe mit ihnen wurde unser Clan berühmt ... Und es schürte den Hass Uchiha Madaras auf die Senju ... Wusstest du, dass Naruto mit den Senjus verwandt ist?“ Abwesend sah sie über das grüne Tal. Der Wind zog über die Reisfelder und die Hitze spiegelte sich flirrend am Horizont. „Was?“ Überrascht blickte Sasuke auf. „Es war wie mit dir und Naruto. Hashirama war der einzige Mann, den Madara bewundert und respektiert hatte. Er war der großartigste Shinobi zur damaligen Zeit. Doch so sehr Madara ihn bewunderte, so sehr hasste er ihn auch. Dieser Hass ist auch in euch vererbt.“ „I ... ich ... ha ... hasse Naruto nicht“, stammelte Sasuke überrumpelt. Kasumi streckte die langen Beine aus und lehnte sich zurück, sie genoss den warmen Sonnenschein in ihrem Gesicht, den warmen Wind in ihren Haaren. Dabei blickte die junge Uchiha ihn durchdringend an. Endlich senkte Kasumi die Lieder. „Eines Tages, in der unerbittlichsten Ära des Krieges, tauchte Senju Hashirama auf und schlug einen Waffenstillstand vor ... und die Uchiha akzeptierten ihn. Beiden Clans hatten genug von den Kämpfen, den Tod, dem Leid, das daraus entsprang. Madara war der einzige, der damit nicht einverstanden war. Sein Hass war grenzenlos. In seinen Augen waren die Uchiha und die Senju wie Feuer und Wasser. Ein Waffenstillstand würde daran nichts ändern. Und obwohl er seinen Clan warnte, dass die Senju womöglich alle vernichten würden, hörte niemand auf ihn. Sie wollten Frieden.“ Kasumi stieß einen tiefen Seufzer aus. Erst jetzt konnte sie Itachi richtig verstehen. Dieses Gefühl von Frieden war wundervoll. „Da er ihr Anführer war, musste er ihrem Willen folge leisten. Infolgedessen wurde diese neu geformte Allianz vom Land des Feuers eingestellt, um dabei zu helfen dessen Grenzen zu stabilisieren. Das System von einem versteckten Dorf pro Land hatte somit seinen Anfang. Wir hatten gewissermaßen unseren Anteil an der Gründung von Konoha“, Stolz schwang in ihrer Stimme mit. „Die umliegenden Nationen begannen dieses System zu kopieren und langsam hörte die Gewalt auf. Alles hätte so friedlich sein können, wenn Madara nicht größenwahnsinnig und paranoid gewesen wäre.“ „Was ist passiert?“ Sasuke stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte sein Kinn auf die gefalteten Hände, seine dunklen Augen blickten immer noch misstrauisch. „Die Wahl des ersten Hokage. Wie du bereits weißt, wurde Senju Hashirama diese Ehre zuteil und jeder Dorfbewohner und Menschen von allen Teilen Hi no Kunis unterstützen ihn. Für Madara in seinen Wahn war aber war klar, dass er die Uchiha langsam ihrer Rechte und ihrer Macht berauben würde. Als Clanoberhaupt wusste er“, dabei verdrehte die junge Uchiha die Augen, „das seine einzige Chance den Clan zu beschützen darin bestand, Senju Hashirama herauszufordern. Aber niemand war auf seiner Seite, alle kehrten ihm den Rücken zu und warfen ihm vor, die alte Flamme des Hasses mit neuem Feuer zu schüren. Schließlich erkannten sie, wer Madara wirklich war: ein machthungriger Opportunist, den sein Clan anfing zu verachten. Endlich kapierten sie, dass die Gier nach Macht ihn angetrieben hatte und nur dafür hatte er die Augen seines jüngeren Bruders gestohlen.“ Kopfschüttelnd murmelte sie: „Was für ein Monster fügt seinem geliebten, jüngeren Bruder solch ein Leid zu?“ Sasuke zuckte schmerzlich zusammen. Zu viele Parallelen wühlten ihn auf. Er dachte an Itachis Augen, und daran, dass er Shisui nur getötet hatte um das Mangekyo Sharingan zu erhalten. „Der Clan verstieß ihn. Doch Madara wehrte sich, er forderte den Shodai Hokage im Alleingang heraus ... und verlor. Der Ort seiner Niederlage wurde bekannt als Shuumatsu no Tani – „Das Tal des Endes“. Sasuke dachte unbewusst an den Kampf zwischen Naruto und ihm, genau an eben jenen verfluchten Ort. Nun konnte er Kasumis Gedanken, dass sie beide dasselbe Schicksal teilten, verstehen. „... und dort starb er. Uchiha Madara wurde aus allen Erinnerungen verbannt, um zu verhindern, dass jemand in seine Fußstapfen treten würde. Doch Zwietracht und Misstrauen waren bereits gesät worden und begannen zu keimen.“ „Ist das dein Ernst?“ Kasumi nickte. „Der zweite Hokage – er mag es nur gut gemeint haben – gründete die Konoha Polizei und übertrug den Uchiha die Verantwortung für die Sicherheit, aber selbst das diente nur dem Zweck, uns aus Staatsangelegenheiten herauszuhalten. Das Grundstück des Clans wurde in eine entlegene Ecke des Dorfes verlegt. Wir wurden effektiv abgeriegelt. Die Jahre vergingen und einige Clan-Mitglieder haben schließlich Madaras Gedankengut aufgegriffen. Sie dachten über eine Rebellion nach. Und zur selben Zeit tauchte ein weiterer Uchiha auf ... Obito.“ „Uchiha Obito?“ Sasuke runzelte die Brauen. „Das kann nicht stimmen. Kakashi erzählte mal, das keiner seiner Teamkameraden mehr leben würde und ich weiß, dass Obito im Dritten Ninja-Weltkrieg gefallen ist. Deswegen besitzt Kakashi auch als einziger Außenstehender ein Sharingan.“ „Das ist korrekt. Kakashi ging all die Jahre davon aus, das Obito bei dem Steinschlag ums Leben gekommen wäre, besonders da er bereits von einem Felsbrocken eingekeilt wurde. Aber er überlebte, und welchen Grund er auch immer hatte eine falsche Identität anzugeben und Konoha anzugreifen, er tat es. Er nutzte die Gunst der Stunde nach Narutos Geburt, da das Siegel des Jinchurikis immens geschwächt war, entführte Kushina und begann mit der Extraktion des Kyubi no Yoko um Konoha zu zerstören. Minato schafft es, den Angreifer und den Neunschwänzigen in die Flucht zu schlagen. Kami sei Dank war es ihm in letzter Sekunde gelungen Kurama mit Hilfe seiner Lebensgefährtin in ihrem Sohn zu versiegeln und ihn dabei zu einem Jinchuriki zu machen, wie seine Mutter eine war. Was zum Tod seiner Eltern führte. Bevor er verstarb, wollte er jedoch, dass die Menschen Naruto nicht als Monster sahen, sondern als Helden, der Konoha vor der Zerstörung gerettet hatte.“ „Naruto? Ist mein Clan an seinem Leiden schuld?“, murmelte Sasuke. Er hob den Kopf, doch seine Schwester winkte ab. „Sprich selbst mit ihm“, forderte sie ihn auf, doch sofort versteifte er sich. „Antworte“, forderte Sasuke kühl. „Nein.“ Kasumi blieb resolut. „Ich habe bereits zuviel gesagt. Wo waren wir stehen geblieben? Ah ja ... Die Zerstörung des Dorfes wurde abgewandt, doch ließen viele ihr Leben dabei. Da kein Mitglied unseres Clans getötet wurde, vermuteten Konohas Oberen, dass die Uchiha hinter dem Angriff steckten. Da bereits der Samen des Zweifels gekeimt hatte, begann dieser nun Früchte zu tragen. Sie glaubten die Uchiha würden die Kontrolle über das Dorf anstreben. Die Überwachung würde gründlicher werden müssen, als durch ein paar ANBU möglich war. Sarutobi war der einzige, der sein Missfallen darüber aussprach. Aber seine beiden Berater - Mitokado Homura und Utatane Koharu – sowie der ANBU-Leiter Danzo überstimmten ihn. Schlussendlich traute niemand mehr den Uchiha. Und die Diskriminierung begann.“ Kasumi stieß einen tiefen Seufzer aus, knackend bewegte sie die Schultern. Blutrot verfärbte sich der Himmel, als die Sonne hinter den Bergen begann unter zu gehen. „Diese Behandlung führte zu jede Menge Groll, und Konohas Verdächtigungen wurden schließlich Tatsache. Die Uchiha begannen sich zu versammeln, um einen Staatsstreich zu organisieren. Vater, der gerne einen Spion in den Reihen Konohas gesehen hätte, befahl Itachi seinen Platz in den ANBU zu nutzen, um Informationen zu sammeln. Doch Itachi konnte das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren und berichtete dem Sandaime Hokage davon. Und so wurde Itachi ein Doppelspion. Ab diesem Zeitpunkt begann sich sein Leben zur Hölle zu wandeln.“ Sasuke schüttelte vehement den Kopf. „Die Uchiha planten einen Putsch? Und mein Bruder war ein Spion?“ Kasumi beobachtete ihren kleinen Bruder aufmerksam. Widersprüchliche Gefühle huschten über sein Gesicht. „Lügen ... du lügst ... du musst lügen!“ Tränen rannen ihm die Wange hinab. Seine geballten Hände zitterten vor unterdrückten Emotionen. „Es ist ein simples Gen-Jutsu“, erinnerte sie ihn sanft. „Das weißt du. Du kannst es ganz einfach lösen.“ Entschlossen rieb sich der jüngste Spross des Clans über die Augen. Dann zeigte er ihr an, fortzufahren. „Du kannst dir die Last, die er trage musste, nicht mal annähernd vorstellen“, murmelte Kasumi. „Aber wieso? Wieso würde Itachi den Clan verraten?“ „Jemand wie du, der nie wirklich Krieg gesehen hat, wird die Antwort nicht völlig begreifen können“, begann sie sanft. „Während dem Dritten Ninja-Weltkrieg musste Itachi, gerade mal vier Jahre alt, mit ansehen wie unzählig viele Menschen kaltblütig abgeschaltet wurden. Für einen Vierjährigen ist Krieg die Hölle, er war noch viel zu jung, um das zu verarbeiten ... Und auch ich war schuld daran.“ Bedrückt biss Kasumi sich auf die Lippen, um den Schmerz zu verdrängen und rieb unbewusst an ihrem Handgelenk. „Warum?“ „Ich wurde während dem Dritten Weltkrieg von Orochimaru entführt. Das und das Trauma des Krieges machten Itachi zu einem Jungen der Krieg und Kampf verabscheute und sich nur nach Frieden sehnte ... Und zu einem Mann, der unermüdlich daran arbeitete sein Dorf sicher und stabil zu halten ... Ein Mann, der nicht zuließ, das Fesseln wie familiäre Bindungen sich in seine Liebe zum Dorf einmischten. Er hätte auf keinen Fall eine solch schreckliche Situation gewollt. Nur deswegen war er so ein Genie. Der ANBU-Leiter bemerkte seine friedliebende Natur und nutze sie gegen ihn. Der Sandaime Hokage versuchte noch eine Lösung zu erzielen. Er weigerte sich schlicht die Ereignisse zu akzeptieren und versuchte alles, um eine Versöhnung mit den Uchiha zu erreichen. Unglücklicherweise waren die Götter gegen ihn ... und er scheiterte. Deswegen wurde ihm eine streng geheime Mission, die nur der Hokage, seine beiden Berater und Danzo kannten, übertragen. Die Emotion, die inneren Unruhen, die er gefühlt haben musste ...“ Kasumi schluckte, Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie an das Leid Itachis dachte. „Aber welche Gefühle in seinem Innern auch immer herrschten, die Zeit eine Entscheidung zu treffen, kam schon bald.“ Kasumi schwieg einen Moment lang. „Die Hände gegen die eigenen Verwandten zu erheben sollte eigentlich undenkbar sein, aber wenn ein Clan, so groß wie der Uchiha Clan, einen Bürgerkrieg gestartet hätte, hätte dies nicht nur Konohagakure ins Chaos gestürzt, sonder das Land des Feuers selbst. Und die daraus resultierende Instabilität des Landes hätte die Tore weit geöffnet, sodass andere Länder hätten einfallen können. Noch immer war der Frieden zwischen Konoha, Iwa und Suna brüchig. Eine Unruhe in Konoha wäre der Auslöser für den Vierten Ninja-Weltkrieg gewesen ... Das selbstsüchtige Verlangen der Uchiha nach Macht wäre schuld am Tod unzähliger Menschen. Wenn du an Itachis Stelle gewesen wärst, was hättest du dann getan?“ Kasumi blickte ihren Bruder nachdenklich an. Sasuke runzelte die fein geschwungenen Brauen. Soviel ging ihm durch den Kopf, soviel musste er verstehen. „Itachi hat den Clan nicht aufgrund von einem Groll oder Arroganz verraten, er hatte einfach keine Alternative. Ich billige nicht, was er getan hat, aber ich kann ihn auch nicht für seine Entscheidung verurteilen, wo er doch ganz allein damit klarkommen musste. Was er in jener Nacht getan hatte, tat er nicht allein. Uchiha Obito war bei ihm und führte seinen Rachefeldzug gegen die Uchiha gnadenlos durch. Warum er das tat ...“ Kasumi schüttelte den Kopf, „wir wissen es nicht. Itachi führte seine Mission schnell und effizient aus. Abgesehen von einem winzigen Detail. Die eine Sache, bei der er versagte, war der Mord an seinem kleinen Bruder. Bevor Itachi in jener Nacht das Dorf verließ, um als gesuchter Verbrecher zu leben, flehte er den Sandaime an, dich vor Danzo und den Ältesten zu beschützen. Doch das reichte ihm als Schutz für dich nicht. Er selbst drohte Danzo, dass, wenn er dir irgendetwas antäte, würde er jeder feindlichen Nation dieser Welt, alles was es über das Dorf zu wissen gibt, erzählen. Er war um dich mehr besorgt, als um sein eigenes Leben. Aber das konnte er dir nicht sagen. Also verabschiedete er sich auf eine andere Weise von dir.“ Sasuke schloss ergeben die Augen und erinnerte sich schmerzhaft an jene Nacht, die sein ganzes Leben veränderte. Der Mond stand übernatürlich groß und hell am wolkenlosen schwarzen Himmel, als Sasuke eilig nach Hause rannte. Die Tasche schlug bei jedem Schritt heftig gegen seine Hüfte, keuchend presste er eine Hand auf die Stelle, an der er das meiste Seitenstechen verspürte. „Verdammt“, murmelte er. Er hatte beim Shurikentraining total die Zeit vergessen. Plötzlich stutzte er. Im Augenwinkel hatte er auf der höchsten Spitze eines Mastes eine dunkle Gestalt vor dem riesigen Vollmond ausgemacht. Der Wind riss an den Enden seines Stirnschutzes. Sasuke blinzelte einmal, im nächsten Augenblick war die Spitze des Mastes leer. Hm, war da nicht jemand gewesen?, dachte er, doch schon im nächsten Moment riss er angsterfüllt die Augen auf. „W ... was ist hier passiert?“, stammelte er entsetzt. „Onkel? Tante?“ Seine Augen irrten panisch über all die Toten, die auf der Straße vor seinen Füßen lagen. Eine Blutlache rann langsam auf ihn zu und sammelte sich unter seinen Sohlen. „Vater! Mutter!“ Eine eiskalte Hand griff nach seinem heftig schlagenden Herzen und drückte es brutal zusammen. Keuchend riss er die Tür zum Anwesen auf. „Sasuke! Komm nicht herein!“ Zitternd verharrte er, riss dann trotz der Warnung die Tür zum Wohnzimmer auf. Die Person, die er vorhin noch auf dem Mast gesehen hatte, stand nun über den Leichen seiner Eltern. Vater hatte noch versucht Mutter zu beschützen, doch in dem Augenblick, als Sasuke den Raum betrat hauchte er sein Leben aus und seine Augen sahen blicklos in Sasukes. Der Mond tauchte nur den Brustschutz ihrer Mörder in helles Licht, das Gesicht blieb im Schatten verborgen. Wer hatte ihn gewarnt, das Haus zu betreten? „Vater! Mutter!“ Die Wolkendecke riss ganz auf, enthüllte Itachis kalte Sharinganaugen, die herablassend auf seinen kleinen Bruder herabsahen. „Ani! Was ist mit Vater und Mutter passiert? Wer hat das geta ...?“, erschrocken brach Sasuke ab. Itachis Brustschutz zierten unzählige Blutspritzer, auch auf seinen Wangen waren etliche. Ein Shuriken flog unerwartet an ihm vorbei, verletzte ihn an der Schulter und bohrte sich in das Holz der Schiebetür. Schmerzhaft zuckte der kleine Sasuke zusammen, Tränen rannen ihm die Wange hinab. „Mein ahnungsloser kleiner Bruder“, murmelte Itachi abfällig und offenbarte ihm sein Mangekyo-Sharingan. Während Sasuke Bilder seiner Eltern sah, die vorher noch mit ihm gesprochen und gelacht hatten, wurden diese gleichzeitig überlagerten von Bildern über die Ermordung seiner Familie. „Du bist ganz mein Sohn“, murmelte sein Vater im Gehen, als er das Jutsu gemeistert hatte. Blut spritzte an eine weiße Hauswand. „Dein Vater redet viel über dich, wenn wir alleine sind“, lachte Mikoto. Die Klinge eines Katanas blitzte im Mondlicht auf. „Verzeih mir, Sasuke. Ein anderes Mal.“ Teyaki und Uruchi brachen in ihrer Konditorei zusammen. Eine große Blutlache breitete sich unter ihnen aus. Weinend brach Sasuke zusammen. Rotz lief aus seiner Nase und wütend wischte er sich übers Gesicht. „Warum hast du ... das getan?“, stammelte er. Itachi zuckte mit der Schulter und wandte sich ab. „Ich wollte wissen, wir stark ich bin. Mit meinen Fähigkeiten sehe ich keine Zukunft mehr in diesem Clan.“ „Nur deshalb hast du alle umgebracht?“ Fassungslos sah Sasuke zu seinem Bruder auf. „Das kann ich nicht glauben!“ Zitternd vor Angst wieder in die kalten Augen seines Bruders zu sehen blieb er liegen, als Itachi an ihm vorbeiging und sein Elternhaus verließ. Ich habe Angst ... Ich habe solche Angst! Er riss sich los, stolpernd lief er hinter Itachi her. „Das ist nicht wahr! Das bist nicht du!! Du kannst nicht mein Bruder sein ...!“ Die Tränen liefen ihm nun ungehindert über die Wangen und tropften zu Boden. „Ich spielte die Rolle des großen Bruders, den du immer wolltest. Um dein Potenzial ausspähen zu können. Du hast das Können in dir verborgen ein Gegner zu werden, an dem ich wahrlich meine Fähigkeiten testen kann. Du bist voller Neid und Hass auf mich. Du wolltest immer stärker werden als ich, deswegen lasse ich dich am Leben. Für mich selbst.“ Geringschätzig blickte Itachi auf das einzige überlebende Familienmitglied herab. „Törichter kleiner Bruder. Wenn du mich wirklich töten willst, dann hasse mich! Verabscheue mich! Lebe eine erbärmliche, elendige Existenz ... Laufe, laufe und klammere dich ans Leben. Und wenn du schließlich dieselben Augen wie ich erlangt hast, dann tritt ein weiteres Mal vor mich!“ Itachi lachte kalt. „Das wäre ein Grund dich am Leben zu lassen.“ Geringschätzung klang aus seiner Stimme. „Doch jetzt ...“ Kies knirschte, als Itachi einen Schritt tat. Sasuke zuckte entsetzt zusammen. „... bist du noch nicht einmal des Tötens wert.“ Er wandte sich um, doch ehe er das Dorf verließ, wandte er sich ein letztes Mal zu Sasuke um und sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Er hat dein Leben in ein Streben nach Vergeltung an sich selbst gemacht, in der Hoffnung, dass es dich stärker machen würde. Er wollte, dass du weiterhin daran glaubst, dass die Uchiha der Stolz Konohagakures waren. Also bat er den Hokage darum ihm zu versichern, dass du nie die Wahrheit erfährst. Als er das Dorf verließ, hatte er bereits entschieden, dass er durch deine Hand sterben würde. Um somit sicherzugehen, dass die Ehre der Uchiha wiederhergestellt war.“ Die Nacht war über das Tal der Reisbauern hereingebrochen. Unzählig funkelnde Sterne zogen sich über die hellen Berge im Norden. Zahllose Glühwürmchen schwebten über die ausgedehnten Wiesen. „Itachi sagte mir, dass er nie die Liebe zu Konoha verloren hätte“, flüsterte Kasumi schließlich. „Als der Feuerschatten der dritten Generation, der Mann der versprochen hatte dich zu beschützen, starb, kehrte er unverzüglich ins Dorf zurück. Alles nur um Danzo und den beiden anderen die Botschaft zu übermitteln, das er noch lebte. Deine Sicherheit war für ihn von größter Bedeutung. Wichtiger als sein eigenes Leben.“ Kasumi stand auf und blickte über jenes Tal in dem Kenshin gelebt hatte und gestorben war. Niemals hatte er seine Geburtsstätte weiter verlassen als bis zur nächsten größeren Ortschaft. Schließlich sah sie ihren Bruder an. Seine ausdruckslosen Gesichtszüge verrieten keinerlei Gefühl. Er lächelte nicht direkt, aber seine Züge entspannten sich ein wenig. „Das einzige, was wirklich bleibt, bist du, Sasuke. Hör endlich auf in der Vergangenheit zu leben.“ Sasuke schluchzte auf und schlug die Hände vors Gesicht. Die junge Frau löste ihr Gen-Justu und verschwand schimmernd in der Dunkelheit des erscheinenden Drachenkamms. ~. . . ~ Regungslos betrachtete sie den Wirrwarr feiner Narben, welcher sich kaum von ihrer blassen Haut abhob; dazwischen schimmerten in einem sanften Rot die frisch verheilten Schnitte. Letztlich schob Kasumi den feuchten Ärmel hinab und blickte auf, als sie quatschende Schritte auf dem nassen Waldboden hinter sich vernahm. Naruto blieb neben ihr stehen und blickte starr auf die im Dunst verborgenen Hänge des Gebirgszuges. „Wird er kommen?“, murmelte er und versuchte Desinteresse vorzutäuschen. „Das ist seine Entscheidung“, entgegnete Sasukes Schwester leise. „Ich habe versucht, sein Herz zu erreichen. Was er mit der Wahrheit anfangen wird, wird die Zukunft bringen. Vielleicht hat ihn der Hass bereits so weit in seinen Bann gezogen, das meine Worte ihn nicht mehr erreicht haben.“ Sie blickte ebenfalls die gezackten Felsreihen ab. „Ich hoffe es jedoch nicht“, murmelte Kasumi. „Lass uns gehen, Naruto. Hier können wir nichts mehr ausrichten“, fügte sie sanft hinzu, als der gequälte Blick aus blauen Augen sie schmerzhaft traf. Der Regen, der beständig fiel, tropfte aus seinen Haarspitzen und vermischte sich mit den Tränen auf seinen Wangen. Ein letztes Mal sah Naruto über die Schulter, ehe er die Kapuze hochzog und hinter Kasumi in den dichten Wald eindrang. ~. . . ~ Vorsichtig verließ Sasuke die schützende Dunkelheit der großen Bäume, hinter denen er sich vor den vorübereilenden Shinobis aus Konohagakure versteckt hatte, und schlich zwischen den feuchten Büschen hindurch. Leise raschelten noch einige Blätter, fielen noch etliche Regentropfen zu Boden, ehe der letzte Ninja an ihm vorbeigezogen war. Seine dunklen Augen blickten dem kleiner werdenden Trupp Ninjas ausdruckslos hinterher. ~. . . ~ Fröstelnd stapfte Kasumi in der Dämmerung eines weiteren Wintertages durch die verschneiten Straßen Konohas, die bisweilen rutschig wie Seife waren. Fluchend ruderte sie mit den Armen, als ihr linker Fuß auf einer verschneiten Eisfläche wegrutschte. Unzählige Schneeflocken tanzten an den Fensterscheiben vorbei und legten eine weiße Decke auf die schmalen Fensterbretter. Draußen war es klirrend kalt, doch drinnen blieb es behaglich warm. Kerzen, schimmernd in vielen Ecken der Fenster, spiegelten sich hundertfach. Rechts und links der Gassen türmten sich meterhoch die Schneewehen. Früh in diesem Jahr war der Winter über Konoha hereingebrochen und in den letzten Wochen so viel von der weißen Pracht herabgekommen, wie niemals zuvor. Zu keiner Zeit hatte man in der Geschichte des Dorfes mit solchen Schneemassen zu kämpfen gehabt. Die Häuser am Dorfrand sahen mit ihrer dicken Last auf den Dächern und den langen Eiszapfen, die im Licht der Straßenlaternen wie Diamanten funkelten, wie verzaubert aus. Dick aufgeplustert saß ein Komadori auf einem kahlen Ast, der ganz nah an das Wächterhäuschen herüberreichte. Ihre Schritte knirschten auf dem gefrorenen Schnee, während sie grüßend an Kotetsu und Izumo vorbeilief und sich unter den Torbogen des Eingangstores stellte. Wie jeden Abend seit sie mit ihrem Team von der Mission heimgekehrt war. „Sie steht schon seit Wochen hier. Bei jedem Wetter“, murmelte der Hagane in seinen dicken Schal. „Das ist Sasuke nicht wert.“ „Sei still!“, wies Kamizuki ihn scharf zurecht. „Das geht uns nichts an!“, fügte er leise hinzu, als Kasumi ruckartig den Kopf drehte und sie wütend ansah. Zunehmend wurde es dunkler und kälter. Der Wind trieb eisige Graupelschauer vor sich her und Kasumi stampfte auf, um warm zu bleiben. Sie rieb die behandschuhten Hände aneinander und blies warmen Atem hinein. Weiße Dampfwölkchen stiegen in die bisweilen sternenklare Nacht auf. Langsam begann es erneut zu schneien. Wie ein Reigen aus Daunenfedern tanzten die Schneeflocken durch die Luft. Eine Windböe wirbelte sie durcheinander, ließ sie auf Kasumis Haare herabsinken, wie weißer Blütenschmuck. Der Schnee knarzte leise, als Kakashi neben sie trat und ihr einen Becher heißen Tee reichte. Die junge Frau schenkte ihm einen liebevollen Blick und schlang ihre kalten Finger um das Gefäß. „Autsch.“ Sie kniff schmerzhaft die Augen zusammen. Ihr Handschuh hatte wohl ein kleines Loch, an dem sie sich die Fingerspitze verbrühte. „Vorsichtig“, murmelte Kakashi, hob etwas Schnee auf und kühlte ihren Finger. Langsam trank Kasumi einen Schluck, dann schmiegte sie sich an ihn und schlang einen Arm um seine Taille. Vorsichtig streckte sie sich, um einen Kuss zu erhaschen. „Hey ihr Turteltäubchen!“, rief Naruto lachend. Ertappt wichen sie auseinander, dabei schwappte der Tee über Kasumis Handschuhe. „Verdammt“, nuschelte sie in ihren flauschigen Schal, die zart gerötete Nasenspitze niedlich gekraust und schüttelte die nasse Hand aus. „Mach das noch mal Freundchen und du überlebst den nächsten Tag nicht mehr!“, drohte sie, doch bei Narutos ehrlich betroffener Miene musste sie laut lachen. Während sie sich gegenseitig flapsige Bemerkungen an den Kopf warfen, zog Kakashi den neusten Icha Icha Band aus seinem hinteren Shurikenbeutel und vergrub seine Nase darin. Unbemerkt von Naruto griff er dabei nach Kasumis Hand und streichelte die weiche Haut zwischen Handschuh und Ärmel. Sakura, die zusammen mit dem blonden Shinobi durch die verschneiten Straßen gestapft war und deren Wangen von der eisigen Kälte ebenfalls gerötet waren, verpasste Naruto genervt eine Kopfnuss. „Hört ihr das?“ Überrascht blickten sie Kiba an, der auf Akamaru saß und angestrengt in die mittlerweile von Flocken übersäte Dunkelheit starrte; selbst Kakashi ließ sein Buch sinken. Naruto richtete sich aus seiner gekrümmten Haltung auf, legte den Kopf schief und versuchte in der watteartigen Stille etwas auszumachen. Leise knirschende Schritte erklangen aus der Ferne. Sie bewegten sich sehr langsam, als wäre ihr Träger nicht sicher, ob er jemals ankommen wollte. In der Zwischenzeit waren weitere Shinobi am Tor angekommen. Eine unglaubliche Anspannung hatte sich unter den Kämpfern ausgebreitet. Keiner bewegte sich, als ob eine unsichtbare Macht sie davon abhalten würde die Dorfgrenze zu überschreiten. Schließlich trat der Ankömmling in den Lichtschein der Fackeln, die ein wenig den Bereich vor dem Tor ausleuchteten. Die Dunkelheit hinter ihm war erschreckend, so als wäre er aus den Tiefen der Hölle empor gestiegen. Noch lag sein Gesicht im Schatten, doch Naruto hob bereits erwartungsvoll den Kopf. Ein langer dunkler Umhang bedeckte ihn, die Falten so tief ins Gesicht gezogen, dass nur eine Kinnpartie zu erkennen war. Akamaru jaulte leise auf und übertönte dabei fast Inos vor Nervosität scharf gezischtes „Ist er das?“. Diesem Laut verdankten sie es auch wohl, dass der Fremde seinen Kopf nun etwas anhob und somit eine fein geschnittene Nase im Schatten ersichtlich wurde. Zögernd griff er nit beiden Hände an den Saum und warf nun die zuvor alles verdeckende Kapuze in den Nacken Verwirrung... Schock... Unglaube... Niemand bewegte sich, es war, als würde die Zeit still stehen. Unsicherheit spiegelte sich auf Sasukes Gesichtszügen wieder, beim Anblick all der vielen Menschen, die ihn stumm anstarrten. Hatte er das richtige getan? Zweifel nagte wie ätzende Säure an ihm. Hier war er – der gefürchteste Nukenin, nach seinem Bruder – und präsentierte sie schutzlos gegenüber den Menschen, die für Itachis Leiden verantwortlich waren. Unzählige Gedanken und Gefühle wirbelten ihn ihm durcheinander, er zögerte, drehte den Fuß, wandte sich ab ... da erblickte er Naruto. Blonde, zerzauste Haare, in denen die Schneeflocken wie Diamanten im Fackellicht schimmerten, der Unglauben in seinem Blick, wie sich schließlich Erkenntnis auf seinem Gesicht ausbreitete und seine Augen ... seine tiefblaun Augen strahlten wie das schönste Sternenfirmament. Kasumi beobachtet jede Regung ihres kleinen Bruders. Sein Gesicht sah so unglaublich jung und verletzlich aus. Er hatte sich seit ihrer Begegnung am Drachenkamm sehr verändert. War zu dem Jungen geworden, der er nie sein durfte. Ihre Augen strahlten vor Liebe zu ihm. Freudestrahlend schlang sie ihre Arme um Kakashi und schmiegte sich an ihn. Zog tief seinen herben Duft ein. Es schien, als würde ihr Herz bersten wollen vor Glück. Sakura schob ihre Hand in Narutos, drückte sie schmerzhaft und küsste ihn schließlich überschwänglich auf die Wange, doch der blonde Shinobi hatte nur Augen für seinen Freund. „Sasuke ist endlich wieder zu Hause“, flüsterte Naruto glücklich, dann, als die Erkentniss ihn tatsächlich erreichte, fing er zu lachen an. Vor Freude, vor Erleichterung, aber auch vor Stolz. ~ ENDE ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)