Ich wollte niemals von euch fort von OmShantiOm ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Naruto hatte eine Hand am Gurt seines Rucksackes, mit der anderen winkte er heftig. Kakashi, Sakura und Sasuke standen etwas abseits und wollten nach Hause. Es war noch ein langer Weg vom Nami no Kuni – dem Land der Wellen – bis nach Konohagakure. Kakashi seufzte und dachte sehnsüchtig an die neuste Ausgabe von Icha Icha. „Dank euch ist unsere Brücke endlich fertig!“ Tazuna legte eine Hand auf Inaris Kopf. „Ihr werdet uns fehlen.“ „Vielen Dank für alles“, erwiderte Kakashi, während Naruto überdreht grinste. „Keine Sorge, Inari. Wir kommen euch besuchen.“ „Wirklich?“ Inaris Lippen zitterten verdächtig und auch Naruto unterdrückte nur mit Mühe seine Tränen. „Du kannst ruhig heulen, Inari“, quetsche der blonde Shinobi hervor. „Ich heule nicht! Du kannst selbst heulen“, rief Inari unter Tränen. Abrupt wandte Naruto sich um. „Gut, dann also tschüss ...“ Sakura warf ihm einen prüfenden Blick zu. Kindsköpfe, dachte sie und schüttelte den Kopf, während Naruto lautlos heulte. „Macht es gut Freunde. Bis bald!“ Seine Tränen abwischend drehte Naruto sich um. „Lasst uns gehen, echt jetzt.“ Sasuke verdrehte nur die Augen, als Naruto an ihm vorbei marschierte. „Wenn du nicht so einen Aufstand gemacht hättest, wären wir schon längst unterwegs“, fauchte Sakura. „Nicht wahr, Sasuke?“ „Beeilt euch! Ich könnte jetzt eine Nudelsuppe von Ichiraku vertragen!“, brüllte Naruto und rannte los. „Warte gefälligst, Naruto!“ Sakura rannte hinter ihm her. „Tse.“ Sasuke steckte die Hände in die Hosentaschen und lief los. Kakashi und er folgten den beiden anderen schweigend. Ihre Reise verlief gemächlich, bis auf einmal Naruto hibbelig wurde. „Kakashi-sensei! Ich muss mal austreten.“ Er hüpfte aufgeregt auf und ab. Kakashi seufzte. „Dann geh. Wir warten hier.“ Naruto rannte erleichtert in den Wald und verschwand hinter einem Baum. Kurz darauf war nur noch ein erleichtertes Seufzen zu hören und dann wie der Reißverschluss hochgezogen wurde. Grinsend kam er um den Baum herum und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Plötzlich knurrte sein Magen laut und Naruto verzog bekümmert sein Gesicht, bis sein Blick an ein paar saftigen Beeren hängen blieb. Eine besonders Große leuchtete ihm entgegen. Begeistert rannte er auf den Busch zu und riss die Früchte ab. Auf einmal sah er sich Auge in Auge einem riesigen ausgewachsenen Bären gegenüber. Vor Schreck ließ er dessen Nase los, trat vorsichtig zwei Schritte zurück, bevor er sich umdrehte und losrannte. Verdutzt starrte der Bär ihm hinterher, doch ehe er sich besann, war Naruto schon um den nächsten Baum verschwunden. Schließlich setzte der Bär sich in Bewegung und legte an Tempo zu. Schlitternd rannte er um den Baum und sah den blonden Ninja keine 50 Meter vor sich. Er brüllte begeistert auf, worauf Naruto ein erschrockenes Kreischen von sich gab und einen Zahn zulegte. „Lauft Leute! Lauft!“, brüllte Naruto Sakura, Sasuke und Kakashi panisch zu, bevor er an den Dreien vorbei rannte. Kakashi lehnte an einem Baum und las in seinem Buch, Sakura saß auf einem Felsen am Wegesrand und schaute verträumt über die Wiese und Sasuke lehnte am Baum neben ihr. Er hatte ein Bein am Stamm angelehnt, die Hände in den Taschen und die Augen geschlossen. Bei Narutos Geschrei blickten die Drei ihm verblüfft hinterher, wie er an ihnen vorbei rannte und eine Staubwolke hinterließ. Dann blickten sie sich verständnislos an, bevor sie in die Richtung schauten, aus der Naruto kam ... und sahen sich einen wütenden Bären gegenüber. Sie rissen vor Schreck die Augen weit auf, Sakura stieß einen schrillen Schrei aus und schon rannten sie Naruto hinterher. Der Bär jagte sie den ganzen restlichen Tag kreuz und quer durch die Wälder, bevor die vier Ninjas sich mit einem Sprung über ein in die Felsen gegrabenes Flussbett retteten. Auf der anderen Seite lachte Naruto auf und begann den wütenden Bären zu verarschen. Sakura sah in diesem Moment rot und verpasste ihm mit aller Kraft eine Kopfnuss. Naruto ging jammernd in die Knie und hielt sich den schmerzenden Kopf. „Das ... hast ... du verdient!“, schnaufte die Kunoichi wütend und stützte sich auf den Knien ab. „Wo sind wir hier?“ „Wir essen hier erst einmal etwas, bevor wir weiter gehen“, entschied Kakashi nach einer Weile und nahm den Rucksack ab. Sasuke blickte sich - während er in sein Reisbällchen biss – suchend um und entdeckte einen Feldweg, der sich durch den Wald und dann über die Felder schlängelte und stumm wies er seine Kameraden daraufhin. Die vier Ninjas machten sich schweigend und ziemlich betrübt auf den Weg und folgten der Straße. Durch diesen Umweg würden sie die Nacht im Freien verbringen müssen. Eine ganze Weile liefen sie schweigen dahin, bis hinter ihnen Hufgetrappel und das leise Quietschen sich drehender Räder ertönte. Kakashi drehte sich um und sah einen Ochsenkarren auf sie zukommen. „Wartet mal.“ Die Vier warteten, bis der Wagen langsam auf ihrer Höhe war. „Hallo Fremde.“ Der alte Mann begrüßte sie freundlich. „Wohin des Weges?“ „Wir wollen nach Konoha zurück, haben uns aber verlaufen.“ Kakashi rieb sich verlegen den Kopf und warf dann Naruto einen bösen Blick zu. Dieser lache vergnügt und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. „Ihr könnt bei mir übernachten“, bot der Alte ihnen an. „Ich bin Kenshin. Springt auf, mein Haus ist gleich da vorne.“ Er zeigte den Weg entlang und tatsächlich konnte Kakashi die feine Rauchsäule über einem, in der Senke liegendem, Haus erkennen. Das Gefährt knarrte und ächzte, als Kenshin schnalzte und die Ochsen schwerfällig die Straße hinabtrotteten, vorbei an Reisfeldern und Teeplantagen. „Mein Name ist übrigens Hatake Kakashi. Das sind Uzumaki Naruto, Uchiha Sasuke und Haruno Sakura.“ Er deutete auf die jungen Leute, die auf dem Heuberg saßen. Naruto winkte fröhlich und Kenshin grinst ihn an. „Ich bin froh, ein paar so junge Leute im Haus zu haben. Es ist doch ziemlich ruhig sonst“, erzählte Kenshin läutselig. „Und ihr kommt aus Konoha?“ „Ja. Wir hatten eine Mission im Land der Wellen und sind jetzt auf dem Heimweg.“ Kakashi bewegte sich etwas und veränderte seine Sitzposition auf der harten Fläche. „Hinter dem Wald liegt das Dorf. Wenn ihr weiter reist, müsst ihr da entlang. In die andere Richtung würdet ihr nur tiefer in die Berge kommen.“ Kakashi blickte sich um und sah in der Ferne Berge. Kenshin lenkte den Wagen in einen schmalen Weg, der zwischen den Feldern hindurchführte. „So, alles Absteigen“, rief er fröhlich. „Wir sind da. Geht schon mal vor. Ich bringe die Tiere nur noch schnell in den Stall.“ Er schirrte die beiden Ochsen ab und diese liefen ihm nach in den Stall. Naruto sprang vom Wagen, lief den kleinen Abhang hinab und Sasuke und Sakura folgten ihm. ~. . . ~ Kakashi betrat als letzter das dunkle Bauernhaus. Sasuke, Sakura und Naruto standen etwas unschlüssig im Raum, während sie eine am Boden kniende junge Frau musterten. „Hallo“, sagte Kakashi und hob grüßend eine Hand, während die andere in seiner Hosentasche steckte. „Ah, gut. Ihr seid schon alle da“, hörte man munter die Stimme von Kenshin, der sich an Kakashi vorbei schob und auf die junge Frau zuging, die noch immer den Kopf gesenkt hielt. Rabenschwarzes Haar floss um ihre Schultern und ergoss sich in ihren Schoß. Das flackernde Feuer zauberte eine schwache Röte auf ihre blassen Wangen, aber ihr Gesicht konnte er nicht genau erkennen. Irgendetwas faszinierte ihn an ihr, aber er wusste nicht, was es war. „Sensei.“ Schwach drang Narutos Stimme zu ihm. „Sensei?“ Leise klang auch Sakuras Stimme. „Kakashi-sensei!!!“, brüllten die beiden Genins los und gewaltsam löste der Ninja seinen Blick von der jungen Frau, die sich noch nicht einmal bewegt hatte. „Setzt euch bitte.“ Kenshin wies auf die Strohmatten rund um die Feuerstelle und beugte sich dann flüsternd zu der Frau neben sich. Sie wandte ihm den Kopf zu, hob dabei aber nicht den Blick. Schließlich erhob sie sich geschmeidig und verschwand in den nächsten Raum. Es entstand ein etwas verlegenes Schweigen zwischen den vier Ninjas aus Konohagakure und dem alten Mann. „Wow!“, seufzte Sakura. „So wunderschöne lange Haare hätte ich auch gerne.“ „Ach Sakura, deine Haare sind schön, so wie sie sind“, schmeichelte Naruto ihr, aber Sakura wandte sich an Sasuke. „Was meinst du, Sasuke?“ Er wandte ihr den Blick zu. „Es interessiert mich nicht, wie du deine Haare trägst“, erwiderte er monoton. Sakura ließ enttäuscht den Kopf hängen. Es raschelte leise, als die junge Frau zurückkam. Sie trug ein altes Holztablett, das schon Risse aufwies, auf denen abgegriffene Holzbecher standen. Kenshin nahm das Tablett und reichte die Becher rum, während die Frau die Teekanne nahm und sich neben Kakashi und Naruto kniete. Sie hielt den Ärmel ihres Gewandes weg, während sie die Kanne anhob um Kakashi einzuschenken. Kakashi musterte sie, aber sie hielt wieder den Blick gesenkt, sodass er nur auf ihren Kopf blicken konnte. „Hallo“, sagte er wieder. „Ich bin Hatake Kakashi und du?“ „Verzeiht mir“, warf Kenshin hastig ein. „Das ist meine Nichte Kurai Sayo.“ Bei seinen Worten wandte sie ihren Kopf abrupt in seine Richtung und starrte ihn überrascht und verwirrt an. Gerade als sie zum Sprechen ansetzen wollte, fuhr Kenshin fort. „Sie ist eine Miko und hat ein Schweigegelübde abgelegt.“ Sasuke runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte doch hier nicht! „Ach so“, murmelte Kakashi und hob den Becher an. Sayo wandte sich wieder um und schenkte ihm ein. „Danke.“ Für einen kurzen Moment konnte er in ihr Gesicht sehen. Ihre Augen! Schwarz wie die Nacht, aber so unendlich traurig. Beinahe versank er in ihnen. Das war ihm das letzte Mal bei ... Kasumi geschehen. Sayo wandte sich Naruto zu und schenkte ihm ebenfalls ein. Nach einem kurzen dankbaren Nicken hob er den Becher an und trank einen großen Schluck. Erst wurde er blass, dann lief er feuerrot an und schluckte. „Verdammt! Wie heiß ist das denn!“, brüllte er und kassierte eine Kopfnuss von Sakura. „Mensch Sakura. Das tat weh“, maulte er und rieb sich den Kopf. „Musst du dich auch so anstellen!“, fauchte sie zurück und nahm einen vorsichtigen Schluck. „Ich hatte halt Durst, echt jetzt“, verteidigte sich Naruto und verschränkte die Arme, während er die Wangen aufblies. „Baka!“, murmelte Sasuke und trank ebenfalls einen Schluck Tee. „Wen nennst du hier einen Baka, du ... du ... du Teme du?“, ereiferte sich Naruto aufgebracht und fuchtelte wild rum. „Pass doch auf!“, zischte Sakura, zog seinen Arm runter und nahm ihm den Becher ab. Kasumi! Wie lange ist es jetzt schon her, dass du gestorben bist? Fragte sich Kakashi sich selbst. 13 Jahre, 1 Monat, 23 Tage und 15 Stunden. Sagte eine Stimme neben ihm und das lachende und ewig junge Gesicht Kasumis schob sich neben ihn. „Aber wer zählt denn schon“, murmelte Kakashi und blickte betrübt in seinen Becher. „Alles in Ordnung, Kakashi-sensei?“, erkundigte sich Sakura und musterte ihn besorgt. Überrascht schaute er auf. „Aber natürlich“, lachte er. „Ich habe nur über den Sinn des Lebens nachgedacht.“ Verlegen kratzte er sich am Kopf. Sayo trank einen kleinen Schluck Tee und beobachtete die vier Ninjas aufmerksam. Hatake Kakashi. Er hatte sich sehr verändert, aus dem stillen zurückhaltenden und vorsichtigen Jungen war ein Mann geworden. Sie runzelte die Stirn. Ein sehr komischer Mann. Was las er denn da? Das Flirtparadies etwa? Sie schnappte entrüstet nach Luft. Kakashi schaute auf und sah gerade noch den entrüsten Blick von Sayo, bevor diese leise schnaufte und den Kopf wegdrehte. Kakashi schmunzelte und steckte das Buch wieder ein. „Ihr seid bestimmt müde“, begann Kenshin. „Ich werde eure Betten vorbereiten.“ Er machte Anstalten aufzustehen, aber seine Nichte erhob sich schnell und legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Sie wandte sich ab, schob eine Schranktür auf und holte einfach Futons und dünne Decken hervor. Sie ging an ihnen vorbei und breitete die Schlafunterlagen auf einem kleinen Podest in der hinteren Ecke aus. Sanft fiel Mondlicht durch ein kleines Fenster herein. Kakashi stand auf und sammelte die Becher ein und wandte sich Sayo zu, die gerade zurückkam. Er hob die Becher an. „Wo kann ich die hinstellen?“ Sayo machte Anstalten sie ihm aus der Hand zu nehmen; er hielt sie aber außer Reichweite, während sie versuchte die Becher zu erwischen. „Sieh mich an“, bat er so leise, dass es im Eifer Narutos und Sakuras fast unterging. Ärgerlich stemmte sie die Arme in die Hüften und hob dann langsam den Blick. Kakashi zuckte kaum merklich zusammen. Sie war wunderschön. Die langen schwarzen Haare umrahmten ein blasses, schmales Gesicht. Ihre hohen Wangenknochen verliehen ihr ein edles Antlitz und die vollen Lippen luden zum küssen ein. Küssen? Verdammt, Hatake, was denkst du da nur? Verwundert über sich selbst hob er den Blick und schaute ihr in die Augen. Sie waren schwarz, genauso schwarz wie ihre Haare, aber sie strahlten eine große Traurigkeit und Einsamkeit aus. Und das verstand er nicht. Warum? Was hatte die junge Frau erlebt, dass sie solche Augen hatte? „He Sayo!“, quengelte Naruto und stand trippelnd neben ihnen. Kakashi zwang sich den Blick zu lösen und schaute auf Naruto runter. „Was ist los, Naruto?“ „Ich muss mal ganz dringend“, bettelte er. Sayo lächelte ihn an und bedeutete ihm ihr zu folgen. Erleichtert und mit den Händen hinter dem Kopf kam Naruto schließlich zurück zu den anderen. „Wo sind denn Sayo und der alten Mann?“, wollte er wissen, während er sich auf seinen Futon legte. Das Feuer war runter gebrannt und glühte noch, sodass ein rötlicher Schein den Raum erhellte. „Kenshin und Sayo sind im Nebenzimmer und schlafen ebenfalls und jetzt leg dich hin“, wies Kakashi ihn an. „Ja, ja“, maulte er und krabbelte unter die Decke. Keine fünf Minuten später war er eingeschlafen. Kakashi lächelte auf seine Schüler runter. Sakura und Naruto schliefen schon, nur Sasuke saß noch aufrecht da. „Schlaf Sasuke.“ Sasuke warf seinem Sensei einen undefinierbaren Blick zu, legte sich aber dann doch hin, zog die Decke hoch und drehte sich mit den Rücken zu seinen Kameraden. Kakashi seufzte leise, legte sich aber auch hin und verschränkte die Hände auf dem Bauch. Dann schloss er die Augen. Sasuke dämmert vor sich in und hörte unbewusst leises Murmeln. Schließlich schlug er die Augen auf und lauschte. „Warum hast du ihnen das gesagt?“, fragte eine weibliche Stimme. Eine junge Frau, entschied Sasuke. War das etwa Sayo? Er runzelte die Stirn. „Was hätte ich denn sonst sagen sollen?“, erwiderte eine andere Stimme. Kenshin, dachte sich Sasuke. Er richtete sich auf und blickte zu den anderen hinüber. Alle drei schliefen tief und fest. Kakashi-sensei hatte sich nicht bewegt, Sakura lag zusammengerollt da und lächelte im Traum und Naruto lag alle viere von sich gestreckt halb auf und halb unter der Decke und murmelte schmatzend: „Shoyu-Ramen, Miso-Ramen, Shio-Ramen.“ „Zumindest nicht das ... Ach, ich weis es selbst nicht.“ Die Frau klang nicht wütend, eher ... resigniert. „Sayo.“ Der alte Mann klang besorgt. „Ich kenne doch selbst nicht mal deinen richtigen Namen ...“ „Das ist auch besser so!“, warf sie hastig ein und keuchte dann leise auf. Sasuke hörte schlurfende Schritte und sah durch die offene Tür einen Schatten bewegen. Leise stand er auf und schlich um die schwach glimmende Feuerstelle. „Es tut noch sehr weh, nicht wahr?“, fragte Kenshin. „Es geht“, wiegelte Sayo ab. „Bleib stehen“, sagte er überraschend scharf. „Zieh es aus.“ Sasuke hörte, wie leise Kleider raschelten; schließlich warf er einen vorsichtigen Blick in den Raum. Sayo hatte ihre langen schwarzen Haare über die linke Schulter gelegt und stand vor Kenshin. Sasuke schluckte, als er ihren schlanken Hals und die Schultern sah; bevor er weiter schauen konnte, richtete sich Kenshin wieder auf. „Ich muss ihn aufschneiden“, entschied er leise. „Tu es“, nuschelte sie gedämpft. Kurz darauf hörte Sasuke, wie Stoff geschnitten wurde, dann wieder leises Rascheln. Schließlich hörte er gar nichts mehr und lugte wieder um die Ecke. Kenshin versperrte ihm den Blick. „Es verheilt gut“, bemerkte er schließlich. „Die Heilsalbe hilft wirklich wunderbar.“ „Mach bitte dieses Mal den Verband nicht so fest. Ich hatte damit Schwierigkeiten beim atmen.“ Kenshin nickte, als er wegging und die Heilsalbe und Verbandsmittel holte. „Was hältst du eigentlich von den vier Ninjas?“, kam es gedämpft aus dem hinteren Teil des Raumes. Sayo wandte ihren Kopf in die Richtung und Sasuke konnte einen Blick auf ihren Rücken erhaschen. Er keuchte leise auf. Zwei große halbmondförmige, frische Wunden zogen sich von knapp unterhalb der Schulter-blätter bis zur Hüfte. Sie waren rot, entzündet und nässten. „Was meinst du damit, Kenshin?“, wollte sie von ihm wissen. „Du hast merkwürdig gewirkt. Kennst du sie?“, erkundigte er sich, während er eine grün-grau, übel riechende Salbe auftrug. Sayo zog leise zischend den Atem ein. „Einen“, hauchte sie. „Einen kenn ich. Wer sind die Genin?“ „Haruno Sakura, Uzumaki Naruto und Uchiha Sasuke.“ „Uchiha?" Sayo starrte Kenshin mit großen Augen an. Ihr Herz schlug heftig. Sasuke! Ihr kleiner Bruder war hier. „Ich dachte der komplette Clan wurde ausgelöscht?“ Kenshin zuckte mit den Schultern. „Davon weiß ich nichts.“ Plötzlich fragte er: „Tut es weh?“ „Nein, warum?“ „Du weinst.“ Verblüfft hob Sayo eine Hand und wischte ihre Wange ab. Tatsächlich. Sie war nass. Verwundert starrte sie auf die Träne. Wie lange war es her, dass sie das letzte Mal geweint hatte? Sasuke taumelte einen Schritt zurück und keuchte laut auf. Warum weinte sie um seinen Clan? Sayo drehte allarmiert den Kopf in Sasukes Richtung. „Was ist Sayo?“ „Ich habe etwas gehört.“ Sasuke vernahm, wie eilige Schritte auf ihn zu kamen und hastete schnell Richtung Bett. Als Kenshin um die Ecke schaute lagen alle Ninjas friedlich schlafend da, nur Naruto warf sich hin und her. „Sie schlafen alle. Du hast wahrscheinlich nur Naruto gehört“, berichtete Kenshin. Sayo seufzte erleichtert. „Das ist gut.“ „Ich leg dir den neuen Verband an und dann gehen wir auch schlafen.“ „Danke, Kenshin“, murmelte sie und kurz darauf wurde das Licht gelöscht. Sasuke konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Immer wieder ging ihm das Gespräch zwischen den beiden durch den Kopf. Irgendwas kam ihm an dieser Frau bekannt vor, aber es wollte ihm einfach nicht einfallen. Als er endlich in einen Halbschlaf fiel, träumte er von seiner Mutter und wurde kurz darauf brutal aus dem Schlaf gerissen. „Wach auf du Teme!“, rief Naruto fröhlich und zog ihm die Decke weg. „Es gibt Frühstück.“ „Hast du gut geschlafen, Sasuke?“, erkundigte sich Sakura, nachdem sie Naruto eine Kopfnuss verpasst hatte. Sasuke wollte gerade antworten, als sein Blick auf Sayo fiel, die ihn prüfend schaute. „Ja, alles bestens“, antwortete er gleichgültig und stand auf. „Kommt frühstücken“, rief Kenshin gut gelaunt und deutete zum Tisch. Darauf stand reichliches, aber einfaches Essen. Kakashi setzte sich Sayo gegenüber. Die langen Haare fielen ihr wieder über die Schultern bis hinab in den Schoß. Sie wirkte heute irgendwie bedrückt und noch blasser als gestern. Schweigend aßen die Erwachsenen, während Naruto alle am Tisch unterhielt. Nachdem sie alle satt waren, machten sie die Ninjas aus Konoha zur Abreise bereit. „Wie lange braucht ihr noch bis Konohagakure?“, fragte Kenshin. „Noch ungefähr drei Tage, wenn wir nicht wieder aufgehalten werden!“ Kakashi warf Naruto einen bedeutsamen Blick zu. Dieser lachte verlegen auf, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und tippte mit der Fußspitze auf den Boden. Kakashi öffnete die Tür und sie gingen zusammen raus. „Wartet noch einen Moment. Sayo hat euch Reiseproviant gemacht“, wandte sich Kenshin an die Ninjas. Kurz darauf erschien die junge Frau und überreichte jedem von ihnen ein in Stoff gehülltes Päckchen. „Vielen Dank.“ Sakura verbeugte sich vor ihr. Sayo lächelte leicht, aber auch dieses Lächeln erreichte ihre Augen nicht. „Hey super, Sayo. Echt jetzt“, rief Naruto vergnügt und Sayo wuschelte ihm durch die blonden Haare. Schließlich überreichte sie Sasuke den Proviant und hielt ihn überraschend stark an den Schultern fest, als er sich umdrehen wollte. Sie starrte ihn aufmerksam an. Schließlich ließ sie ihn los und berührte sanft seine Wange, bevor sie sich abwandte. „Was war das denn jetzt?“, wollte Naruto verblüfft wissen und schaute Sasuke an. Dieser zuckte einfach mit den Schultern, steckte die Hände in die Hosentasche und drehte sich um. „He, ignorier mich nicht, du Teme!“, brüllte Naruto und rannte ihm hinterher. Sakura verbeuge sich noch einmal schnell vor Kenshin und rannte dann den Jungs hinterher. „Vielen Dank, für die Gastfreundschaft.“ Kakashi winkte Kenshin zu, dann wandte er sich ab und folgte seinen Schülern. Noch einmal drehte er sich um, sah aber nur Kenshin vor dem Haus stehen. Von Sayo war nichts zusehen. 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