Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 95: La Push’s Zukunft ----------------------------- Jake Zwei Stunden später fanden sich Jake und Isaak im Dorf New La Push ein. New Forks existierte nicht mehr, die KI hatte es kurzerhand gelöscht. Nur das Haus, in dem John und seine Leute saßen, war noch übrig, wurde aber, damit sie nicht so isoliert waren, an den Waldrand von New La Push verlegt. Der gesamte Stamm hatte sich auf dem Dorfplatz versammelt. Nachdem Billy verstanden hatte, was los war, hatte er den Ältestenrat davon überzeugt, die Entscheidung dem Stamm selbst zu überlassen. Nun diskutierten sie lautstark über das Vergessen. Wie Jake es angeordnet hatte, stand Sam beim Rat, beteiligte sich aber nicht an dem Gespräch. Sichtlich erfreut seinen Posten räumen zu können sah Sam auf. Mental sagte er: “Na endlich.” “Wie ist die Lage”, fragte Jake ihn durch die Verbindung. “Wir drehen uns schon seit Stunden im Kreis.” Langsam kam Sam auf ihn und Isaak zu. Durch seine Bewegung wurden sie nun auch von den anderen Dorfbewohnern bemerkt. Als Sam an ihm vorbeiging murmelte dieser: “Viel Spaß mit dem Kindergarten. Ich bin dann mal weg.” Laut sagte er: “Der wahre Alpha übernimmt nun seinen Platz im Rat. So wie es ihm gebührt.” Kurz huschte ein freches Grinsen über das Gesicht des zweiten Rudelführers, da machte er sich auch schon vom Acker. Stumm seufzte Jake. Na großartig. Dafür würde er Sam noch die Ohren langziehen. Oder ihm in den Schweif beißen. Das klang doch nach eine netten Bestrafung. Ein Raunen ging durch die Menge. Vereinzelt konnte Jake einige Sätze aufschnappen. “Jacob Black ist der wahre Alpha?” “Ein schwuler Alpha?” “Wider die Natur.” “Abartig.” “Er wird uns allen das Gedächtnis löschen. Das alles ist doch nur eine Farce!” Wut jagte durch seine Adern. War sein Schwulsein das einzige was seinen Stamm interessierte? Denen würde er es zeigen. Die Zeiten in denen er sich geduckt hatte waren eindeutig vorbei! Jake verengte zornig die Augen und öffnete den Mund. Genau in diesem Augenblick schwappte eine Welle von Emotionen zu ihm herüber. Über ihre Verbindung schickte Isaak eine Woge der Gelassenheit, wie auch seine ewige Liebe. Versteinert blieben Jake die Worte im Hals stecken. Sein Gefährte musste nichts sagen. Die übermittelten Gefühle reichten vollkommen aus. Isaak würde sich nicht einmischen. Ihm keinen Rat erteilen oder auch nur ein Wort von sich geben in dieser Angelegenheit. Jake verstand augenblicklich: Es war seine Entscheidung. Sein Leben, sein Stamm. Weggeblasen von Isaaks positiven Gefühlen verrauchte Jakes Wut. Nun konnte er wieder klarer denken. Seit Generationen waren die Quileute gegen alle, die von der Norm abwichen. Sich jetzt hier hinzustellen und sie zurechtzuweisen würde nichts bringen. Die Situation eher verschlimmern. Indem sich Jake wie ein Tyrann aufführte, würde er ihre Meinung nicht ändern können. Nein. In diesem Fall war es besser die Ruhe zu bewahren. Er schluckte seinen Zorn hinunter und atmete einmal kräftig durch. Dann hob er die Hände. Langsam kehrte Ruhe ein. Hin und wieder waren noch einzelne Kommentare zu hören, dann wurde es Still. Sie alle hingen an seinen Lippen, auch wenn viele ihm feindselige Blick zuwarfen. “Seit Generationen beschützt das Rudel den Stamm. Als eure Krieger haben wir im Verborgenen gelebt und alle Feinde beseitigt. Die Rudel werden euch auch weiterhin beschützen, egal ob ihr von uns wisst oder was ihr von mir haltet. Mit wem ich das Bett teile, geht euch weder etwas an noch gehört es hierher. Als der wahre Alpha habe ich für beide Rudel entschieden. Im Gegensatz zu euch, lasse ich den Wölfen keine Wahl. Wir werden unser Wissen behalten, nur so können wir auf alle Gefahren für den Stamm reagieren. Jetzt seid ihr dran. Wählt euer Schicksal selbst. Mehr habe ich nicht zu sagen.” Was die Partnerinnen der geprägten Wölfe anbelangte, so hatte er das schon vorab geklärt. Emily und Rachel wussten eh schon über alles Bescheid. Da Kim alles wissen wollte, was mit Jared zu tun hatte, war ihre Entscheidung klar gewesen. Alle drei Frauen würden ihr Gedächtnis behalten, egal was jetzt hier entschieden werden würde. Ungläubige Blicke blitzten Jake entgegen. Viele der Dorfbewohner waren wohl der Meinung, dass er für sie entscheiden würde. In diesem Punkt hatten sie sich getäuscht. So etwas würde er nie machen. Außerdem war er für die Rudel verantwortlich, nicht für den ganzen Stamm. Wofür sonst gab es den Ältestenrat? Aus den Augenwinkeln sah Jake, wie Isaaks Mundwinkel zuckten. Gleichsam konnte er spüren, dass sein Freund stolz auf ihn war. Nun war es Jake, der sich ein Grinsen verkneifen musste. Wie gerne er nun Isaak einen Kuss geben würde. Eine solche Aktion würde aber Öl ins Feuer gießen, da war er sich sicher. Isaak trat vor. “Ich weiß, dass ihr schon seit einigen Stunden diskutiert.” Sein Blick schwenkte zu den Ältesten. “Wie lautet eure Entscheidung?” Billy räusperte sich. “Der Ältestenrat spricht sich einstimmig gegen das Vergessen aus. Diese Entscheidung gilt jedoch nur für uns. Der Stamm soll in einer Mehrheitsabstimmung selbst über sein Schicksal entscheiden.” Gemeinsam traten die Ältesten einen Schritt vor. Mit einer Stimme sagten sie: “Hände hoch, wer seine Erinnerungen behalten möchte.” Abermals ging ein Raunen durch die Menge. Die Zeit der Entscheidung war gekommen. Schneller als die Menschen überhaupt ihre Hände heben konnten verkündete Isaak: “69,24 Prozent. Der Stamm der Quileute spricht sich mehrheitlich gegen das Vergessen aus.” Kurz grinsten sich Jake und sein Freund an. Das lief besser als erwartet. Wenn der Stamm sein Gedächtnis behielt, würde es in Zukunft wesentlich leichter werden. Vor allem die Familie seiner Wölfe wussten nun, was Sache war. “Gut”, begann Isaak, während er den Blick schweifen ließ. “Der nächste Punkt ist die geplante Modernisierung von La Push. Da es eine enorme Ressourcenverschwendung wäre, alles wieder so aufzubauen wie es war, nur um es dann wieder abzureißen, habe ich bisher mit der Rekonstruktion eurer Häuser gewartet.” Mit einer Handbewegung ließ Isaak ein Display vor sich erscheinen. Einige Eingaben später erschien etwa drei Meter links von ihnen eine Wand. Rein Optisch sah sie so aus wie eine stink normale Außenwand, wie alle anderen im Dorf. Sie hatte sogar ein Fenster, sowie Abnutzungserscheinungen. Die Vorhänge auf der anderen Seite des Glases kamen Jake sehr bekannt vor. Er riss die Augen auf. Das war eindeutig die Wand seines Zimmers. “Ich schlage vor, die bisherigen Außenfassaden beizubehalten. Vielleicht mit einem neuen Anstrich.” Bei diesen Worten grinste Isaak schelmisch. “Jedoch würde ich das Kernmaterial aus einer speziellen Legierung anfertigen.” Mit der Rechten gab Isaak etwas in die Konsole ein. Plötzlich materialisierte sich ein schwebendes Maschinengewehr vor ihm. Unbeeindruckt der teils erschrockenen teils ängstlichen Laute der Ureinwohner, nahm sein Freund die Waffe und richtete sie auf die Wand. Bevor ihn jemand aufhalten konnte, schoss Isaak ein ganzes Magazin ab. Die Kugeln bohrten sich in die Holzfassade, wo sie kleine Löcher hinterließen. Auch die Fensterscheibe wurde getroffen. Entgegen aller Erwartungen hielt das Glas jedoch dem Beschuss stand. Als wäre nie etwas gewesen sah Jake weder einen Riss noch einen Kratzer. Isaak ließ die Waffe los, welche sich sofort dematerialisierte, und wandte sich geschäftig lächelnd wieder der Menge zu. “Die Fensterscheibe besteht nicht aus Glas, sondern aus einem speziellen transparenten Kristall. Seine spezifische Kristallgitterstruktur macht dieses Material nahezu unzerstörbar.” Während Isaak redete machte er gleichsam weitere Eingaben. Diesmal erschien ein Raketenwerfer. “Stopp”, schrie Jake und sprang vor seinen Freund. “Wir haben es verstanden, pack das Ding weg.” Isaak blinzelte ihn irritiert an. “Bist du dir da sicher? Ich wollte doch nur demonstrieren, wie widerstandsfähig diese Wand ist.” “Ja, ich bin mir sicher”, schnaubte Jake. Ungehalten schüttelte er den Kopf. Musste sein Liebster es immer übertreiben? Was käme als nächstes, ein Panzer? Eine Kontinentalrakete? Eine Atombombe? “Hm …”, brummte Isaak nachdenklich. “Denkst du echt, ich sollte das Material gegen den Beschuss einer Atombombe absichern? In dem Fall würde ich transparente Kraftfelder für das Fenster benutzen und für die Wand …” Isaak verstummte als er Jakes mahnenden Blick sah. “Schusssicher reicht vollkommen”, bestimmte Jake. “Sicher?” “Ja, ganz sicher.” Vehement nickte Jake. Isaak zuckte mit den Schultern und ließ den Raketenwerfer fallen. Wie zuvor das Maschinengewehr verschwand auch diese Waffe spurlos. Im Hintergrund hörte Jake das kollektive, erleichterte Seufzen des Stammes. In Zukunft musste er besser auf seinen Freund aufpassen. Normale Menschen zu schockieren war offenbar eine Art Hobby für diesen. “Gut.” Als wäre nichts gewesen, kehrte Isaak zu seiner Demonstration zurück. Die Wand hob sich vom Boden und drehte sich um 180 grad, so dass alle die Rückseite sehen konnten. Die Innenwand war unversehrt. Keine einzige Kugel hatte sie durchschlagen. “Entgegen der Fassade, die aus echtem Holz besteht, habe ich als Kernmaterial für die Wand ein spezielle Legierung verwendet. Diese besteht aus …” “Das interessiert keinen”, sagte Jake eindringlich. “Die Wand sieht so aus wie zuvor, ist aber kugelsicher. Noch was?” Blinzelnd sammelte Isaak seine Gedanken. Offenbar war es sein Freund nicht gewohnt andauernd unterbrochen zu werden. “Die Wärmeisolierung besteht aus …” “Bitte, lass gut sein.” Frustriert griff sich Jake ins Gesicht. Er kam wohl nicht umhin das selbst in die Hand zu nehmen. Durch ihre Verbindung wusste Jake alles über diese Wand. Viel mehr als er wissen wollte. Für die anderen fasste er zusammen: “Die Wand sieht so aus, wie zuvor, ist aber besser. Sie ist kugelsicher, sowie wärme- und schallisoliert. Bei der Herstellung entstehen keine Abfälle und die Natur wird nicht beeinträchtigt. Kurzum, sie bietet nur Vorteile. Ihr werdet gar nicht merken, dass sie anders ist.” Dabei verpasste er seinem Freund mental einen kleinen Stupser. Liebevoll erklärte Jake durch ihre Verbindung: “So wird das gemacht. Normale Menschen interessieren sich nicht für jedes kleine Detail.” “Erstaunlich”, sagte auf einmal eine weibliche Stimme. Jake sah sich um. Neben der Wand standen John, Vincent und alle vom Bautrupp. Gesprochen hatte Darlyn. Sie und Frank waren näher getreten und untersuchten die Wand fachmännisch. “Und das hier soll kein Glas sein? Ich erkenne da keinen Unterschied”, murmelte Frank vor sich hin, während der mit den Knöcheln gegen die Scheibe klopfte. “Darf ich fragen, was ihr hier wollt?”, fragte Jake überrascht. Mit weiteren Zuschauern hatte er nicht gerechnet. Blinzelnd sah Darlyn auf. Bis eben dachte er, sie hätte ihre Angst überwunden, nun aber sah er wie sich ihre Augen erschrocken weiteten. “Entschuldigung, wir wollten nicht stören.” Leicht zitternd wich sie vor ihm zurück. In diesem Moment trat John vor und erklärte: “Wir haben Schüsse gehört und wollten nachsehen, was los ist.” Unbewusst nickte Jake. Klar, bei dem Lärm, den sein Freund veranstaltet hatte, waren die Menschen neugierig geworden. Mit freundlicher Stimmer erhob Isaak das Wort: “Wenn ihr wollt, erkläre ich euch alles. Vorausgesetzt ihr habt euch bereits entschieden. Wenn ihr alles wieder vergesst, wäre das ja verschwendete Zeit.” Jake sah genau wie John einmal tief durchatmete, um sich selbst Mut zuzusprechen. Dann sagte der Broker: “Ich behalte mein Gedächtnis.” Vincent schnaubte im Hintergrund. Als alle Augen sich auf ihn richteten, sackte er minimal zusammen und duckte sich ein wenig hinter John. Kleinlaut stammelte er: “Ich hasse es, wenn mein Mann, mir etwas verheimlicht. Aus diesem Grund möchte ich nichts vergessen.” Damit hatten diese beiden schon mal eine Entscheidung getroffen. Jake wandte sich an Christian. “Was ist mit dir?” Der Architekt zuckte entsetzlich zusammen. Dann griff er sich an den Kopf und begann sich die Haare zu raufen. “Das ist alles zu viel für mich. Ich will nichts mehr wissen. Und ich will euch nie wieder sehen. Lasst mich bloß in Ruhe. Bitte, lasst mich gehen. Ich flehe euch an. Ich-” Mitten im Wort begann Christian zu schwanken. Seine Augen fielen ihm zu. Im nächsten Moment lag er auch schon schlafend auf dem Boden. “Schatz, würdest du das bitte sein lassen. Mit solchen Aktionen machst du den Leuten eine Heidenangst”, fuhr Jake seinen Freund leise an. Dieser hörte ihn gar nicht. Isaak war schon dabei Christian das Gedächtnis zu löschen. Murrend verschloss Jake sich ein wenig vor dem Gedankenstrom seines Geliebten. Mittlerweile hatte er verstanden, warum sein Freund am Morgen so schlecht drauf war. Um das Gedächtnis einer Person zu löschen, musste Isaak sich alles genau ansehen. Jeden Gedanken erfassen und bewerten. Privatsphäre gab es dabei nicht. Eine zermürbende und vor allem anstrengende Tätigkeit. Keine Sekunde später flog der Mann eingehüllt von einer blauen Barriere davon. Isaak sah zu John, der wiederum mit offenem Mund Christian hinterher sah. “John, sorg bitte dafür, dass er eine ordentliche Abfindung bekommt. Christian denkt nun, dass er aus persönlichen Gründen gekündigt hat. In Anbetracht seiner Worte, halte ich es so für das Beste.” “Alles klar, Boss.” Johns früher vor Loyalität strotzende Stimme zitterte. Innerlich seufzte Jake. An so etwas würde sich der Broker nun gewöhnen müssen. Wenn man mit Isaak zu tun hatte, musste man auf alles gefasst sein. Aus den Augenwinkeln sah Jake, wie sich sein Freund an Willhelm wandte. “Du hast dich ebenfalls entschieden, nicht wahr. Ich sehe es in deinen Augen. Du musst nichts sagen, wenn du nicht willst. Ich verstehe das. Die übernatürliche Welt ist nicht für jeden geeignet.” Stotternd fragte Willhelm: “Wird es weh tun?” “Nein. Sei unbesorgt. Du wirst friedlich einschlafen und wenn du aufwachst, wirst du alles hier vergessen haben. Möchtest du ebenfalls Entlassen werden?” “Nein, bitte nicht. Ich brauche diesen Job”, flehte Willhelm. “Hm …”, brummte Isaak nachdenklich. “Deine Tochter ist schwer krank. Du brauchst das Geld für ihre Behandlung.” Entsetzt riss Willhelm die Augen auf. “Woher weißt du das?” “Ich bin bereits in deinem Kopf und bereite das Löschen der Gedächtnis-Engramme vor”, offenbarte Isaak mit neutraler Stimme. Plötzlich klatsche er die Hände zusammen. Jake war einer der wenigen der nicht zusammenzuckte. Er musste wirklich dringend mal mit Isaak reden. Allerdings glaubte er nicht, dass es viel bringen würde. So war sein durchgedrehter Lover eben. “Wie wäre es mit diesem Vorschlag: Du kündigst von dir aus und ich heile deine Tochter. So musst du mich nie wieder sehen. Natürlich steht dir wie Christian eine ordentliche Abfindung zu.” Verständnislos klappen so einigen der Mund auf. Jake konnte nur den Kopf schütteln. Klar, natürlich. Wenn man kündigt, bekommt man als Abschiedsgeschenk eine Wunderheilung. So etwas war doch vollkommen normal. Was dachte sich sein Freund nur bei solchen Aktionen? Wie ein Fisch auf dem Trockenen öffnete und schloss Willhelm den Mund mehrmals. Dann fing er sich wieder. “Das kannst du? Du kannst meine Tochter retten? Die Ärzte sagten mir, ihre Krankheit sei unheilbar.” Isaak nickte gutmütig. “Um eine definitive Aussage zu treffen, müsste ich sie untersuchen. Sollte sich aber das Wissen in deinem Kopf mit der Realität decken, dann wäre ich in der Lage sie vollständig zu heilen.” Tränen sammelten sich in Willhelms Augen. Dann warf er sich vor Isaak auf den Boden. “Bitte, ich flehe dich an. Rette meine Tochter. Ich tue alles dafür. Selbst mein Leben würde ich dir geben.” Entsetzt wich Isaak eine Schritt zurück. Verständnislos sagte er: “So war das aber nicht gemeint. Ich will dein Leben nicht.” Schnell mischte sich Jake ein. “Steh auf, Willhelm. Du bringst meinen Freund ganz durcheinander.” Ohne den Kopf zu heben jammerte Willhelm: “Rettet meine Tochter und ich werde Euch dienen. Ich werde alles tun, was immer Ihr gebietet. Von nun an werde ich Euch als meinen Herren, nein, was sage ich da, als meinen Gott verehren.” Ungläubig blinzelte Jake. Das war jetzt schon ein wenig übertrieben. Wobei, wenn er darüber nachdachte. Die Magie, sowie die Technologie der Wächter musste auf Normalsterbliche wohl sehr überwältigend, wenn nicht sogar göttlich wirken. “Nenn mich nochmal einen Gott und ich lösche dein Gedächtnis auf der Stelle”, fuhr Isaak ihn scharf an. “Wir bleiben beim du. Wage es ja nicht mich zu verehren.” Verständnislos sah Willhelm auf. Wie nur hatte sich das zu so einer bizarren Situation entwickeln können? Schnell dachte Jake nach und entschied einzugreifen. Frech grinsend klopfte er seinem Freund auf die Schulter. “Ich war mit einem Gott im Bett. Das können wohl nicht viele behaupten.” Mit einem gequälten Gesichtsausdruck murrte Isaak: “Komm schon, lass den Unsinn. Allein die Vorstellung angebetet zu werden lässt mich erschaudern.” Wie zur Bestätigung seiner Worte schüttelte er sich. Plötzlich sackte Willhelm zusammen. “Was ist mit ihm?”, fragte John besorgt. “Er schläft, während ich sein Gedächtnis lösche”, meinte Isaak ernst. “Ist das nicht ein wenig übertrieben. Er hätte auch für uns arbeiten können”, warf Jake in die Runde. Erbost fuhr sein Freund herum. “Ich habe einen Blick in die Zukunft geworfen. Entgegen meiner Worte hätte Willhelm eine Religion gegründet. Mit mir als Gott! Ein derartiges Verhalten kann ich nicht tolerieren.” Empört stemmte Isaak die Hände in die Hüften. “Ich bin ein Wächter, kein Gott.” “Naja”, murmelte Jake. “Deine Macht ist schon vergleichbar mit der eines Gottes.” “Jaaake!” “Bin ja schon ruhig.” Schnell versuchte Jake sich mit einem frechen Grinsen aus der Affäre zu ziehen. Um vom Thema abzulenken fragte er rasch: “Was wird aus seiner Tochter?” Isaaks zog eine Augenbraue nach oben. “Ich halte immer mein Wort. Willhelm vergisst alles, bekommt eine Abfindung und ich heile seine Tochter. So war der Deal.” Sollte ein Deal nicht beiden Parteien einen Vorteil verschaffen? Am besten war es wohl, wenn Jake einfach die Klappe hielt. Die Situation war schon seltsam genug. Während Willhelm davonflog, richtete sich Isaaks Blick auf Darlyn. “Was ist mit dir?” Mit piepsiger Stimme sagte sie: “Ich würde dein Angebot gerne annehmen.” Scharf wurde sie von seinem Freund gemustert. “Du gedenkst aber nicht mich anzubeten, oder?” “Nein, nein. Nicht im geringsten.” Vehement schüttelte Darlyn den Kopf. “Gut”, seufzte Isaak und beruhigte sich wieder. “Dann soll es so sein.” Bei diesen Worten musste sich Jake auf die Unterlippe beißen. Ohne es zu wollen verhielt sich Isaak wie ein göttliches Wesen. Vielleicht nicht unbedingt ein Gott, aber wie wäre es mit einem Engel? Für diesen Gedanken bekam Jake einen bösen Blick von seinem Freund geschenkt. Schnell fing er sich wieder. Am besten er ließ fürs erste diese Thema fallen. Als letzter war Frank an der Reihe. Nach dem ganzen auf und ab war Jake gespannt wie dieser sich entschieden hatte. “Ich bin noch unentschlossen”, meinte Frank und zuckte mit den Schultern. “Die Frist ist ja noch nicht vorrüber und ich habe noch etwas Zeit.” “Einverstanden”, sagte Isaak. “Kommen wir nun zurück zur Modernisierung von La Push. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne bleiben und mithelfen.” Anschließend entstand eine gewaltige Diskussion, bei der Jake auf Durchzug stellte. Weder das Gefälle vom Rohrleitungssystem noch der Energiekoeffizient der Häuser interessierten ihn. So schien es auch vereinzelten Stammesbewohnern zu gehen. Bei all den fachlichen Diskussionen stiegen nur noch wenige durch, sodass sich die Gruppe langsam verkleinerte. Am liebsten hätte Jake sich ebenfalls abgeseilt. Doch sein Freund machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er ihn genau im Auge behielt. So war Jake gezwungen sich das ganze Gebrabbel anzuhören. Anfangs war Darlyn noch schüchtern, fand aber schnell ihren Mut wieder und mischte dann ordentlich mit. Auch Frank war begeistert über die Möglichkeiten der Wächter. Ein Diagramm folgte dem nächsten, während die anderen nicht müde wurden alles bis ins kleinste Detail zu besprechen. Dank dem Holoraum, konnten sie auch jeden Vorschlag direkt darstellen und ihn aus allen Winkeln betrachten. Innerlich konnte Jake nur noch jammern: Womit hatte er das nur verdient? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)