Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 42: Die Wüste Gobi -------------------------- Dann schloss der Wächter die Augen und sandte seinen Geist aus. Zufrieden nickte er. „Wir sollten uns beeilen. Der Flugzeugabsturz wird nicht lange unbemerkt bleiben. Ich werde schnell nachsehen, ob noch etwas Brauchbares an der Absturzstelle ist. Zudem werde ich unsere Spuren verwischen“, sagte Isaak. Anschließend wandte er sich an den Vampir: „Edward, nimm Bella auf den Rücken und lauf in diese Richtung.“ Er deutete nach Südsüdwesten. „Mit deiner Vampirgeschwindigkeit solltet ihr in etwa zwei Stunden eine Oase erreichen. Wir holen euch dann später ein. Bella muss im Schatten sein, bevor die Sonne den Zenit erreicht. Sonst läuft sie Gefahr einen Hitzschlag zu erleiden.“ „Was, wenn uns jemand sieht?“, fragte die junge Dame, während sie auf den Rücken ihres Freundes sprang. „Außer uns gibt es keine Menschenseele im Umkreis von einhundert Kilometern. Also keine Angst“, erwiderte Isaak und sah wieder zur Sonne. „Edward, los jetzt. Wir haben nur ein kleines Zeitfenster.“ Der Vampir drehte sich in die gezeigte Richtung und rannte los. Sie wartete kurz, bis die beiden anderen hinter einer großen Düne verschwanden, bevor Jake dem Wächter auf den Rücken sprang. Augenblicklich setze dieser sich in Bewegung und sie rauschten in die entgegengesetzte Richtung davon. Am Wrack angekommen stieg der Wolfsjunge nur widerwillig ab. Er hätte sich gerne noch länger an den anderen gepresst, dessen Duft eingesogen und ihn geärgert. Sanft hatte er seinem Freund immer wieder in den Hals gebissen und anschließend darüber geleckt. Er wusste, dass das der falsche Zeitpunkt für sowas war, aber er konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten. Klaglos hatte Isaak es sich gefallen lassen. Ihm ging aber derzeit zu viel durch den Kopf, als dass er es wirklich hätte genießen können. Die Einzelteile des Flugzeugs waren weit verstreut und sie teilten sich auf, um schneller zu sein. Zu ihrem Leidwesen stellten sie schnell fest, dass weder die Koffer, noch deren Inhalt, überlebt hatten. Nur wenig konnten sie bergen. Zwei kleine, verbeulte Metallflaschen, sowie eine einigermaßen brauchbare Decke und eine kleine Sporttasche. Letztere schien dem Piloten gehört zu haben. Darin war lediglich ein orthopädisches Kopfkissen. Isaak warf dieses achtlos weg und verstaute ihre Fundsachen in der Tasche. Dann sah er zu seinem Freund. „Wolf oder Huckepack?“ Zu gerne hätte Jake da weitergemacht, wo er eben aufgehört hatte, aber er wollte auch endlich wieder als Wolf umherrennen. Außerdem wäre ihm Huckepack dann doch zu peinlich gewesen. Als Mensch konnte er nicht mit Edward mithalten und würde dann die gesamte Strecke auf dem Rücken seines Freundes bleiben müssen. Allein bei dem Gedanken an das dreckige Grinsen des Blutsaugers musste er bereits knurren. „Ok, dann pack deine Sachen in die Tasche, bevor du dich verwandelst. Wir haben schon wieder keine Wechselkleidung “, grinste der Wächter. Jake zuckte mit dem Schultern; dieses Problem war nichts neues für ihn. Schnell entledigte er sich seiner Klamotten und sah genau, dass sein Freund ihn anschmachtete. Mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht ging er langsam auf Isaak zu und raubte diesem einen verlangenden Zungenkuss. Wieder musste der Rotblonde die Stimme der Vernunft sein und den Kuss beenden. Jake hatte doch tatsächlich versucht ihn langsam auszuziehen. „Bösen Wölfchen“, flötete Isaak und schubste den anderen neckend von sich. „Nicht hier. Nicht jetzt. Denk an Bella.“ Jake aber wollte nicht an seine beste Freundin denken. Er wollte weitermachen. Mit einem theatralischen Seufzen ließ er sein Vorhaben fallen und verwandelte sich. Als Wolf streckte er kurz die Glieder und spürte schlagartig die Hitze der Sonne. Er war diese Wärme nicht gewohnt. Sein Fell schützte ihn zwar vor den Sonnenstrahlen, wärmte sich aber zusehends auf. Hätte er nicht eine so hohe Körpertemperatur gehabt, er wäre in der Hitze eingegangen wie eine Primel. Zudem stach ihm die Helligkeit in seinen Augen. Das Licht wurde durch den hellen Sand reflektiert und machte ihn einen Augenblick lang fast blind. Eine solche Umgebung war er einfach nicht gewohnt. Er vermisste seine Wälder und den Regen. Der war immer so angenehm kühlend. Isaak zog sich schnell seine Schuhe und Socken aus und förderte einiges an Sand zu Tage. Zusammen mit Jakes Klamotten verstaute er alles in der Tasche und warf wieder einen Blick hoch zur Sonne. Sie sollten sich beeilen. Dann rannten beide los. Als sie nebeneinander herhetzten fragte Jake scherzhaft: „Soll ich dich diesmal Huckepack nehmen?“ Mitten in der Bewegung sprang Isaak ihm auf den Rücken und schmiegte sich an sein heißes Fell. „Hey, das war ein Scherz!“, maulte der Wolf. Der Wächter lachte und erwiderte: „Du hast es mir angeboten, leb damit.“ Jake knurrte und dachte daran den Mann abzuwerfen. Immerhin war er doch kein Pferd. Dann ließ er seine Gedanken schweifen und dachte daran, dass er nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn Isaak auf ihm ritt, wenn er als Mensch auf dem Rücken lag. Dieses Bild hatte schon was für sich. „Du bist schlimm, Wölfchen. Hast du deine Meinung so schnell geändert? Bist du wirklich schon bereit diesen Schritt zu gehen?“, fragte der Wächter mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Ja“, gestand Jake und war froh, dass er als Wolf nicht rot werden konnte. „Ich will dir so nahe sein wie nur möglich. Ich will mit dir schlafen und dich vollkommen in Besitz nehmen.“ Verlegen verstummte er. War er zu weit gegangen? Seine Worte waren doch schon sehr besitzergreifend. Er hoffte dem anderen keine Angst eingejagt zu haben und bekam ein schlechtes Gewissen. Das Grinsen seines Freundes gefror und dieser dachte einen Augenblick nach. Dann sagte er: „Ich bin dein und du bist mein. Bist du aber auch bereit, die daraus entstehenden Konsequenzen zu tragen? Vergiss nicht, wenn du diesen Weg beschreitest, werde ich den Spieß irgendwann umdrehen.“ Erst war Jake erleichtert, dass er den Bogen nicht überspannt hatte. In manchen Dingen verstanden sie sich blind, auf eine Art und Weise, die fast schon unheimlich war. Das gefiel ihm auch und er machte einen Freudensprung von der Spitze einer Sanddüne aus. Dann dachte er aber daran den passiven Part einzunehmen. Konnte er sich das überhaupt vorstellen? War er bereit dafür seinen Hintern hinzuhalten? Ob es sehr weh tun würde? „Ach, Jake“, seufzte der Rotblonde schwer. „Du bist noch durcheinander von unserem Absturz. Zudem bist du erst sechzehn. Lass dir doch Zeit. Du musst mir nichts beweisen. Ich kann warten. Das verspreche ich dir.“ „Ich will es aber. Und lass mein Alter da raus. Ich bin ein Wolf, da gelten andere Regeln“, sagte der Beta und blieb bei seiner Meinung. Er war sich zwar nicht sicher, ob er gerne passiv sein wollte, aber wenn das der Preis war, dann würde er nicht den Schwanz einziehen und kneifen. Plötzlich machte er einen Gedankensprung und riss entsetzt die Augen auf. Sein Plus schnellte nach oben und sein ganzer Körper begann zu beben. Was war er eigentlich für ein selbstsüchtiges Arschloch? Er hatte Angst, dass Isaak ihm weh tun könnte, verschwendete aber keinen einzigen Gedachten daran, dass es umgekehrt doch genau so war. Er würde seinem Freund Schmerzen zufügen. Unbewusst drängte sich das Bild aus Isaaks Kindheit in seinen Geist. Wie er sich, als kleiner Junge, schreiend vor Angst und Schmerz, unter seinem Vater wand und ihm doch nicht entkommen konnte. Tränen schossen ihm in die Augen. Wie konnte er es auch nur in Betracht ziehen dem anderen sowas anzutun? Isaak war einen Moment erschrocken ob der Richtung, in welche die Gedanken des Wolfes gingen. Schnell fuhr er ihm beruhigend durchs Fell und entschied sich dazu Jake diesen Zahn zu ziehen. Er sollte das mit Respekt betrachten, aber doch keine Angst haben. Dann sagte er mit fester Stimme: „Jake, stopp. Halt an.“ Der Beta legte eine Vollbremsung und warf seinen Reiter dabei aus Versehen ab. Isaak flog einen Augenblick durch die Luft und verdrehte die Augen. Das war ja mal wieder typisch für den Gestaltwandler. Mit einer leichten Drehung korrigierte er seine Flugbahn und kam mit den Füßen auf dem Sand auf. Er schlitterte einige Meter weit, behielt den Wolf dabei aber genau im Blick. Seine Gedankenlosigkeit regte den Beta noch mehr auf und er sah schnell weg. Warum nur war er so ein Monster? Wie konnte er nur annehmen, dass sich für ihn jemals alles zum Guten wenden würde? Sofort stand Isaak vor seinem Freund und nahm den gewaltigen Wolfskopf in seine Hände. Er zwang diesen ihm in die Augen zu sehen. Der Wächter schenkte dem anderen ein bezauberndes Lächeln und legte so viel Zuneigung wie nur möglich in seinen Blick. Er musste dieses Spirale augenblicklich durchbrechen. „Es tut sehr weh, jedenfalls so, wie mein Vater das mit mir gemacht hat. Es ist so als ob du innerlich zerrissen werden würdest. So muss es aber nicht sein“, begann der Wächter langsam und bedächtig. „Ich habe es selbst nie erlebt, aber ich habe in viele Köpfe gesehen und auch ihre Emotionen vernommen. Man sollte sich gut vorbereiten und versuchen sich zu entspannen, sonst kann es zur Qual werden, das stimmt. Wenn man sich aber fallen lassen kann, wird der Schmerz schnell zur Lust und stachelt einen umso mehr an. Hat man sich aber erst daran gewöhnt so gedehnt zu werden, geht es viel leichter. Dann ist es etwas Wundervolles. Ein willkommener Schmerz. Sieh es, wie bei einem Biss in den Hals. Wenn man zu grob dabei ist, dann ist es reiner Schmerz, der einem die Lust rauben wird. Man muss das richtige Maß finden. Dann steigert es die Begierde ins Unermessliche. Glaubst du, es gäbe so viele Schwule, wenn es immer eine Tortur wäre?“ „Ich weiß es nicht. Ich kenne mich da nicht aus. Ich will dir aber auf keinen Fall weh tun. Tut mir leid, dass ich dich so bedrängt habe“, gab der Wolf kleinlaut zu und eine weitere Träne löste sich. „Jake, um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Du wirst mir keine Schmerzen bereiten“, sagte Isaak und in seinen Augen konnte der andere die Entschlossenheit erkennen. „Ich vertraue dir und ich werde dir helfen wo immer ich kann. Ich kann es kaum erwarten von dir genommen zu werden. Auch wenn ich quasi noch Jungfrau bin, weiß ich, dass es mir mit dir gefallen wird. Bisher konnte ich mir nie vorstellen, es in die Tat umzusetzen. Zu groß war mein Angst vor dem Schmerz. Aber du wirst mir nicht weh tun. Du wirst behutsam sein, bis ich bereit bin.“ Der Wächter wurde rot im Gesicht und gab zu: „Und dann will ich, dass du mich so hart nimmst, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich will, dass du in völliger Ektase wild wirst, zügellos. Das wünsche ich mir.“ Verlegen brach er ab, behielt aber den Blickkontakt aufrecht. „Aber, der Schmerz…“ „Du wirst mir nicht weh tun.“ „Aber, ich…“ „Ich vertraue dir voll und ganz in dieser Hinsicht. Du wirst meine Meinung nicht ändern. Ich existiere seit fast 2.500 Jahren. Ich weiß, wovon ich rede. Auch wenn ich es könnte, ich würde mich niemand anderem hingeben. Ich weiß es einfach. Ich liebe dich und du mich“, sagte Isaak und diesmal glaubte Jake ihm. Es beruhigte ihn ungemein. All seine Zweifel konnte es zwar nicht ausräumen, aber er wollte sich dieses Vertrauens würdig beweisen. Dann küsste der Wächter seine Wolfslippen. Der Beta war irritiert. Es hätte sich sowas nie vorgestellt. Als Wolf geküsst zu werden. Das war sehr seltsam. Wölfe taten so was nicht. Sie hatten andere Eigenarten. Er wollte den Kuss erwidern, aber als Wolf ging das nicht. Seine Lippen waren dazu nicht in der Lage. Also öffnete er sein Maul und leckte mit seiner langen Zunge über das Gesicht des Wächters. Isaak trat einen Schritt zurück und lachte. Erst dann wischt er sich den Sabber ab. „Du bist unglaublich, Wölfchen.“ Da sein Freund nicht sauer war, hätte dieser das bei ihm getan, er wäre stocksauer gewesen, stupste er ihn um und legte seinen Kopf auf den Wächter. Der Wolfsschädel war so gewaltig, dass er locker den halben Körper seines Freundes bedecken konnte. Der Rotblonde stemmte sich auf die Ellbogen und sah ihm tief in die Augen. Dann begann er ihn mit einer Hand zu kraulen. Wohlig brummte Jake auf. Gedankenverloren sahen sie sich weiter an. Beide brauchten dieses zärtliche Zwischenspiel gerade. Ihre Gefühle waren einfach zu stark aufgewühlt. Mit einem Seufzen stand Jake auf und fast augenblicklich saß sein Freund wieder auf ihm. Dann setzten sie ihren Weg fort. „Wenn du wirklich bereit bist weiter zu gehen, dann lass uns doch zuerst was anderes versuchen“, schlug Isaak nach einigen Minuten zaghaft vor. „Wir müssen doch nicht gleich in die Vollen gehen. Lass uns langsam anfangen.“ Jake dachte kurz nach und fragte: „An was denkst du dabei? Was willst du versuchen?“ Anstelle einer Antwort zeigte Isaak es ihm mit Bildern. Er sah, wie ihn der andere mit der Hand verwöhnte, dann mit dem Mund. „Das würdest du tun?“, wollte Jake aufgeregt wissen. Allein bei dieser Vorstellung geriet sein Blut auf Abwege. Dann drehte Isaak den Spieß um und zeigte die Bilder mit vertauschten Positionen. Der Wolf schluckte und er schüttelte sich. Da war ja was. Die Gleichberechtigung. Wollte er das aber? Konnte er das harte Glied eines anderen Mannes anfassen? Ja, dass würde schon irgendwie gehen, glaubte er. Aber wie sähe es mit einem Blowjob aus? Das war schon schwieriger zu beantworten. Das harte Fleisch eines Mannes in den Mund zu nehmen, daran zu saugen und zu lecken, das war überhaupt nicht erregend. Das war eklig und abartig. „Lass dir Zeit, Wölfchen“, sagte der Wächter mit einem leisen traurigen Unterton. Jake hörte es dennoch und stellte sich nicht irgendeinen konturlosen Mann vor, sondern Isaak. Er hatte diesen nackt gesehen und auch schon erregt. Er rief sich dieses Bild ins Gedächtnis. Wie sein Freund auf ihm gesessen hatte. Er änderte dieses Bild ein wenig. Mit lustverhangenen Augen und vor Ekstase stöhnend, bockte sich dieser ihm entgegen, während er dessen Erregung in den Mund nahm. Der Ekel verschwand augenblicklich. Wieder mal musste er einsehen, dass Isaak eine Ausnahme darstellte. Allein die Vorstellung, ihm solche Laute entlocken zu können, erregte ihn abermals. „Du siehst mich mit einer rosaroten Brille“, mahnte der Rotblond sanft. „Ist mir egal. Ich will es wenigstens versuchen. Also sage ich ja und nehme deinen Vorschlag an“, verkündete der Wolf und wedelte unbewusst mit dem Schweif. Isaak sah das und schüttelte den Kopf. Dann gab er nach und sagte: „Okay, aber nicht jetzt und auch nicht in den nächsten Stunden. Wir haben echt andere Sorgen im Moment.“ „Ja, ich weiß“, sagte Jake. Er konnte sich von dieser Vorstellung aber nicht loseisen. Zu gerne würde er den andern jetzt abwerfen und es sofort in die Tat umsetzen. Wenn er sich mal entschieden hatte, dann fackelte er nicht lange. Dann nahm er plötzlich Edwards süßen Geruch wahr. Augenblicklich war seine Lust verschwunden. Ein Vampir war der reinste Abturner. Isaak sackte plötzlich etwas zusammen und klammerte sich ohne Bewusstsein an ihm fest. Panisch griff er nach dem Geist des anderen und wäre fast über seine Pfoten gestolpert. Dann verdrehte der Wolf die Augen. Sein Freund meditierte, um besser nachdenken zu können. Er schwor sich, ihn mal auf dieses Thema anzusprechen. Isaak hätte ihn wenigstens kurz vorher warnen können. Schnell beruhigte sich sein Puls wieder und er folgte dem Gestank des Vampirs. Wenig später hatte er die zwei anderen eingeholt. Edward warf ihnen einen Blick zu und fragte irritiert: „Was ist mit Isaak?“ Jake schnaubte. Dann öffnete er sich ein wenig, so, dass der andere seine Gedanken hören konnte. „Es geht ihm gut. Er denkt nur nach. Wie geht es Bella?“ Schnell sah der Wolf auf die junge Dame. Ihre Wangen waren leicht gerötet und sie atmete schwer. Die blasse Haut glänzte vor Schweiß und sie klebte wie eine Nacktschnecke am Vampir. Ihre Bluse hatte aber nur wenige Flecken. Durch die erbarmungslosen Sonnenstrahlen verdunstete das Wasser fast so schnell, wie es aus ihr herausfloss. Die kalte Haut ihres Freundes war wohl das Einzige, das ihr Linderung verschaffte und die Temperatur auf einem erträglichen Niveau hielt. Dennoch spürte Bella, wie ihr Denken immer schwerer wurde und sie nicht mehr viel mitbekam. Es fühlte sich an, als würde sie in einem Backofen stecken. Auch die um sie wirbelnde Luft durch Edwards rasches Tempo konnte sie nicht kühlen. „Wir müssen uns beeilen“, sagte der Blutsauger. „Ihre Körpertemperatur erhöht sich, ich kann es spüren. Zudem steigt die Sonne immer noch. Es wird bald noch heißer sein.“ Dann warf er einen Blick auf den Wächter und fragte flehend: „Kannst du Isaak bitten einen Zauber um sie zu sprechen? Er kann auch verlangen, was er will.“ „Nein, er ist im Moment am Meditieren. Ich habe es versucht, aber er nimmt mich nicht wahr“, sagte der Wolf traurig. „Außerdem glaube ich, dass das keine so gute Idee ist. Er braucht seine Kräfte, um uns zu verteidigen, falls dieser Magier wieder angreift.“ „Also war es tatsächlich dieser Magier, der uns die Raketen auf den Hals gehetzt hat?“, empörte sich der Vampir. „Ich nehme mal an. Sonst hätte Isaak diese früher bemerkt und aufhalten können. So viel verstehe ich mittlerweile zumindest“, gestand der Beta und warf den beiden anderen abermals einen Blick zu. „Ich sage das zwar recht ungern, aber ich habe eine Idee. Halt mal an“, dachte Jake und der Vampir fügte sich. „In der Tasche ist eine Decke, wirf ihr die über. Das sollte sie ein wenig vor den Sonnenstrahlen schützen. Zudem…“, er verstummte und knurrte. „Zudem?“, fragte Edward und wartete. „Zieh dein Hemd aus und ihr die Bluse und den Rock. Deine kalte Haut ist zur Abwechslung mal für etwas zu gebrauchen. Kühl sie“, sagte der Beta und knurrte abermals. Schnell verschloss er seinen Geist. Dann gab er sich seinen Gedanken hin. Er hatte den beiden zwar seinen Segen gegeben, konnte aber seine Instinkte nicht völlig unterdrücken. Für ihn war sie wie eine kleine Schwester und er wollte nur, dass es ihr gut ging. Dennoch mochte er die Vampire nicht besonders und schon gar nicht diesen einen. Er wusste, was Edward ihr noch antun würde. Auch wenn sie es war, die unbedingt Sex wollte. Renesmee musste geboren werden, dass wusste er. Schuldgefühle brauchte er sich aber keine zu machen, immerhin wäre er, ohne Isaaks Eingreifen, noch wesentlich feindseliger zu dem Blutsauger gewesen. Das hatte ihm sein Freund ja auch gezeigt. Edward grinste süffisant. „Das erinnert mich an…“ „Ja, ja. Schon klar. Mach einfach“, knurrte Jake und sah weg. Das mitanzusehen wäre dann doch zu viel geworden. Außerdem wollte er nicht in Bellas Privatsphäre eindringen. Das gehörte sich nicht als großer Bruder. „So siehst du dich mittlerweile?“, fragte der Vampir, während dieser sanft versuchte, den Klammergriff seiner Freundin zu lösen. „Ja“, bestätigte der Beta und schalte sich selbst, weil er vergessen hatte, seine Gedanken abzuschirmen. „Das war mal ganz anders“, sagte Edward und es gab ein schmatzendes Geräusch, als hätte er einen feuchten Saugnapf entfernt. Jake schüttelte sich bei diesem Gedanken. Dann antwortete er: „Ich bin gebunden. Sei dir aber sicher, ich werde sie immer beschützen. Egal, gegen wen und was.“ Der Vampir seufzte und erwiderte: „Einen besseren Bruder könnte sie nicht haben. Du bist stark und kannst sie beschützen. Ich bin dir dankbar, Jacob.“ Dann zog er sich und auch Bella einige Teile aus. Die junge Frau war schon fast vollständig weggetreten und bekam kaum noch was mit. Schnell nahm er sie wieder auf den Rücken und sie presste sich reflexartig an den kühlenden Körper. Anschließend zog er umständlich die dünne Decke aus der Tasche und stopfte ihre Kleidung hinein. Es war etwas schwierig das hinzubekommen. Der Wächter hatte beide Schlaufen in der Hand und ließ einfach nicht los. Jake versuchte es sogar, mit einem mentalen Befehl, aber Isaaks Körper reagierte nicht. Offenbar musste er dafür mit seiner Stimme sprechen. Er war sich aber sicher, wenn er sich jetzt zurückverwandelte, würde sein Freund auch weiterhin auf seinem Rücken kleben. Zudem wollte er nicht nackt vor dem Vampir rumlaufen, wenn es nicht sein musste. Also wartete er geduldig, bis der Blutsauger das allein hinbekam. Dann setzten sie ihre Reise fort. Der direkte Hautkontakt kühlte Bella ab und ohne die direkten Sonnenstrahlen wachte sie langsam aus ihrer Trance auf. Als sie dann bemerkte, dass sie kaum mehr etwas anhatte und Edward zudem oberkörperfrei war, schrie sie kurz und spitz auf: „Was ist denn hier los?“ „Bleib ruhig, Liebste. Ich musste dich kühlen. Es war Jakes Idee“, feixte der Blutsauger und spürte, wie die junge Dame sich bewegte und die Decke neu arrangierte. Dann sah sie sich mit fast zugekniffenen Augen um. Es war so hell. Heißer Wüstenwind drang an ihre Haut und sie drückte sich stärker an ihren niemals wärmer werdenden Freund. „Wo ist er?“, frage sie als sie den anderen nicht finden konnte. „Rechts von uns“, meinte Edward und sie sah auf die entsprechende Seite. Dann erblickte sie ihren besten Freund. Dieser hechelte mittlerweile schwer und seine Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul. So langsam war ihm auch recht warm unter seinem rotbraunen Fell. „Jake“, sagte sie entsetzt. „Wie kannst du bei der Hitze auch noch als Wolf rumrennen?“ „Er sagte, dass es schon geht“, übersetzte der Vampir. „Wir sind auch gleich bei der Oase, dass glauben wir beide jedenfalls. Wir können Wasser und Pflanzen riechen.“ „Oh, na dann“, sagte sie und griff sich in ihr Gesicht. „Autsch.“ „Was ist los Bella?“, fragte Edward besorgt. „Nichts. Ich glaube nur, ich habe einen schlimmen Sonnenbrand“, erklärte sie und tastete ihr Gesicht ab. Die Haut war heiß und gespannt. Dann zog sie die Decke wieder komplett über sich und drückte ihre brennende Stirn an den Hals des Vampirs. „Ah“, stöhnte sie erleichtert auf, als die Kühle ihrer Haut Linderung verschaffte. „Mein persönlicher Kühlakku“, brabbelte sie erleichtert. „Immer gerne“, sagte Edward und setzte hinzu: „Endlich ist meine kalte Haut auch mal zu was nütze.“ Der Wolf knurrte und der Vampir fügte schnell hinzu: „Wie gesagt, Jake kam auf die Idee und er hat das auch gesagt.“ Die Sonne hatte fast den Zenit erreicht, als sie endlich bei der Oase ankamen. Ein schönes Fleckchen Erde war das hier. In der Mitte war, wie in einem Film, ein ovales Wasserloch. Drum herum ein wenig Gras und es gab einige Palmen. Zudem lag das Areal in einer Senke und war so vor dem meisten Wind geschützt. Völlig erschöpft sprang Jake einfach gedankenlos in das Wasser. Dann hörte er hinter sich ein Prusten und ihm fiel wieder ein, dass er ja seinen Freund auf dem Rücken hatte. Dieser hustete und gab ihm eine Kopfnuss. „Wolltest du mich ertränken, Wölfchen?“ „Tut mir leid, die Hitze hat mir den Verstand vernebelt“, dachte der Beta reuevoll. Neben ihnen gab es ein Klatschen und beiden wurde Wasser ins Gesicht gespritzt. Dann tauche Edward mit Bella auf dem Rücken auf. Die junge Dame war noch immer in die Decke gehüllt, welche sich nun eng an sie schmiegte. Wohlig stöhnte sie auf: „Hier bleibe ich jetzt.“ Das Wasserloch war nicht allzu tief. Edward konnte gerade noch so stehen und ihre Köpfe über Wasser halten. Isaak verdrehte die Augen und löste sich von dem Wolf. Dieser verwandelte sich zurück und klebte sofort wieder an seinem Freund. „Du bleibst schön bei mir“, knurrte Jake und raubte sich verlangend einen harten Kuss. Als Strafe für diesen Überfall, drückte der Wächter den Kopf des anderen unter Wasser. Das war der Startschuss für eine hitzige Wasserschlacht. Auch die anderen beiden bekamen etwas ab und schlugen sich dann auf Jakes Seite. Somit wurde der Kampf ausgeglichener und sie drängten den Wächter allmählich in die Defensive. Dann funkelte es in den blauen Augen und Jake sagte: „Oh, oh…“ Da wurden die drei auch schon von einer großen, sich aufbäumenden Welle erfasst und an Land gespült. Mit einer feierlichen Unschuldsmiene stakste der Rotblonde auf die anderen zu. Diese spuckten Wasser und waren einen Augenblick total verdattert. Schnell war der Wächter auch schon bei ihnen und grinste sie von oben herab triumphierend an: „Und die Krone geht an… Isaak.“ Jake empörte sich: „Du hast geschummelt.“ Dann lachten alle ausgelassen. Wenig später saßen sie in einem Kreis auf der Decke, im Schatten zweier Palmen. Alle hockten in Unterwäsche da. Ihre Klamotten hatten sie im Wasser ausgewaschen und an mehrere Palmen, zum Trocknen, gehängt. Isaak beugte sich vor und stupste Bella sanft gegen die Stirn. Augenblicklich ließ der Rotton ihrer Haut nach und auch die Spannung verschwand. „Danke“, murmelte die junge Dame und seufzte. Sie waren alle noch nass von ihrem Bad. Die Hitze um sie herum drängte Bella bereits wieder auf Edwards Schoß. Dort blieb sie einfach sitzen und genoss dessen kühle Haut. „Dann wird es wohl Zeit ein paar Fragen zu beantworten“, sagte der Wächter und sah kurz zur Sonne hinauf. „Wir haben noch ungefähr zwei Stunden, bevor es kühler wird.“ Er sah einem nach dem anderen ins Gesicht und begann: „Die Bauart und Beschriftung der beiden Langstreckenraketen deutet auf einen Militärstützpunkt Chinas hin. Die Chinesen waren es aber sicher nicht, welche auf uns geschossen haben. Dies war der dritte Angriff auf mein Leben. Wie ich befürchtet hatte, ist Jake nun das Ziel. Die Raketen waren zwar mit Magie vor meinem Blick geschützt, aber nicht stark genug, um mich direkt zu töten. Für Jake hätten sie aber ausgereicht. Dank Jakes Warnung konnte ich uns mit einer magischen Barriere umgeben. Leider war der Pilot zu weit weg. Ich konnte nichts mehr für ihn tun. Meine Magie hat aber nicht lange gehalten und wir sind zu Boden gestürzt. Ich danke dir Edward, du hast Bella und Jake das Leben gerettet. Ich konnte in diesem Moment nichts mehr tun.“ „Kein Problem, aber wie habt ihr die zweite Rakete überlebt?“, fragte der Blutsauger und schlang beide Arme um seine Verlobte. Isaak sah zu Jake und beide sahen sich einen Augenblick in die Augen. Dann erklärte der Wächter: „Das kann ich nicht wirklich erklären. Ich kann nur vermuten, dass es etwas mit unserer Seelenverbindung zu tun hat. Als sich unserer Seelen berührten, wurde eine Menge an Energie freigesetzt. Ich habe keine Ahnung, wo diese herkam. Eigentlich sollte das gar nicht möglich sein. Seelen können keine anderen Seelen berühren und doch haben wir es irgendwie geschafft. Ich habe daraufhin die Energie in mich gezogen und meine Magie war mit einem Schlag wieder vollständig hergestellt. Es war ein Leichtes für mich die zweite Rakete aufzuhalten und Jakes Beine zu heilen. Auch konnte ich den Bann, der auf mir lag, aufheben. Mein Blick ist nun nicht länger getrübt. Dann habe ich ein magisches Auge bemerkt, welches uns beobachtet hatte. Ich sprang in die Luft und habe es mir geschnappt. Es zerfiel fast augenblicklich zu Sand. Ich konnte aber unseren Feind identifizieren. Es ist niemand anderes als Morgan le Fay.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)