Dunkle Nächte von Traumfaengero_- (Wenn das Schicksal zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 10: Der Anfang vom Ende! -------------------------------- Kapitel 10 Der Anfang vom Ende! Joey war ihm so dankbar ohne zu wissen, wie dankbar er Mokubar wirklich sein würde. Er stand immer noch mit großen Augen in dem gewaltigen Büro, dass nur der Vorgeschmack auf das von Seto Kaiba persönlich sein sollte. Es handelte sich um ein Gemeinschaftsbüro, in dem sein gewaltiger Schreibtisch direkt vor einer noch gewaltigeren Flügeltür stand. Das war also ab Morgen sein Arbeitsplatz? Mokuba kicherte. „Du siehst wirklich erstaunt aus. Dabei kommt doch das Beste erst noch.“ Dabei wedelte er mit einer DVD vor seinem Gesicht herum und zog ihn am Ärmel. „Ich denke, dass ist ideal für dich. Diese Programm ist nur für dich geschrieben!“ Joey schnappte nach Luft und blickte dann wieder verwirrt zu dem Kleineren. Der Raum war so gestaltet, dass sein Schreibtisch von den anderen dreien weiter hinten im Raum abgeschirmt war, Pflanzen und Wände ließen eine sehr angenehme Trennung im Raum entstehen. Alles war dabei auf die große Flügeltür ausgerichtet. Sie mussten erst an den drei kleinen Schreibtischen vorbei, passierten das Gesteck zur Abschirmung und traten dann auf den gewaltigen Schreibtisch zu, der links von der Doppeltür stand. Auf der rechten Seite befand sich noch eine kleine Tür, die beinahe in der ganzen Größe untergegangen wäre. Es stellte eine Art Hinterausgang oder wie Mokuba zu sagen pflegte, eine Fluchtweg für den Firmenchef dar. Der Kleine hatte sich als Dank für die gestrige Hilfe und als wieder Gutmachung bereit erklärt, schon am Sonntagnachmittag eine kleine Firmenführung zu halten. So wurde Joey nicht ganz ins kalte Wasser geschmissen. „Dieses Programm ist eine seltsame Mischung zwischen einem Kinderlernprogramm und einer ausgeklügelten Buchhaltungs- und Organoistationssoftware. Es ist wohl ein Nebenproduckt gewesen, das niemals einen Anklang bei den Mitarbeitern hier gefunden hat.“ Er hatte den großen Pc hochgefahren und die DVD eingelegt. „Es verbraucht sehr wenig Speicherplatz, denn es ist ein interaktives System, das sich weiter entwickeln kann. Du kannst also in Zusammenarbeit mit dem Programm sogar über eine Sprachsteuerung weiter Funktionen erstellen.“ Joey nickte ergeben und verstand doch so gut wie nichts. Er saß da, Mokuba auf seinem Schoß und beobachtete so viel er konnte. Am liebsten hätte er sich alles aufgeschrieben, aber der kleine hatte so viel erzählt, dass er gar nicht hinter her gekommen wäre. Langsam machte sich eine Idee breit. „Könnte ich zum Beispiel einen Kalender entwickeln, der mit Kaibas … ähm… mit Mr. Kaibas Handy und Pc vernetzt ist?“ Der kleine Schwarzhaarige kicherte bei den Worten und legte dann den Kopf schief. „Wie kommst du darauf?“ Der Blonde spürte, wie er rot anlief. Verlegen kratzte er sich am Kopf. „Also, ich werde doch auch für die Termine zuständig sein oder?“ Mokuba nickte und so sprach er weiter. „Wenn ich also einen Termin ändere, müsste ich jedes Mal zu ihm laufen und es ihm sagen, richtig?“ Wieder bekam er ein Nicken. „Wenn ich den Termin in meinem Kalender ändere und der dann auch in dem von Kaib… Mr. Kaiba geändert wird mit einer kleinen Nachricht, würde ich mir einen Weg sparen und eine Fehlerquelle wäre ausgelöscht.“ Der 17 Jährige legte seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Er schien lange darüber nachzudenken und meinte dann. „Ich denke schon, dass ließe sich machen.“ Joey lächelte und meinte dann plötzlich. „Oh, da tut sich etwas.“ Nun wandten sich beide wieder dem Computer zu und der Blonde wusste jetzt schon, dass er mit zwei Bildschirmen überfordert wäre. Es dauerte eine Weile bis Mokuba sich durch die Installation und die wichtigsten Grundeinstellungen gearbeitet hatte. Doch dann schaute er mit einem breiten Grinsen auf und drückte Joey ein kleines Headset in die Hand. „Hier, jetzt ist gleich dein Typ gefragt.“ Es brauchte wieder eine ganze Weile, bis alle Spracheinstellungen für seine Stimme vorgenommen waren. „Jetzt musst du nur noch das Design und den Namen auswählen.“ Meinte der kleine Schwarzhaarige plötzlich und drehte sich zur Seite. „Hier, das ist die Auswahl. Sehr groß ist sie allerdings nicht.“ Joey blickte fragend auf den Bildschirm und griff dann nach der Maus. Er scrollte die Liste hinab, doch alle Symbole wirkten irgendwie… lächerlich und kindlich. So entschied er sich schließlich für einen großen gelben Smiley. Als er auf „Weiter“ klickte, öffnete sich ein Feld, in dem er den „Rufnamen“ des Systems eingeben musste. S-A-L-L-Y tippte er ein und bestätigte. Plötzlich schlossen sich alle Fenster und der eben noch angegebene Smiley erschien auf dem linken Bildschirm und machte große Augen. „Guten Tag, Joey.“ Kam in einer melodischen Stimme aus den Lautsprechern und dem Headset. Erschrocken blickte er auf dieses seltsame Bild und nuschelte nur „Gu.. guten Tag.“ Mokuba hatte sich in der Zeit ebenfalls ein kleines Headset aus einer der Schreibtischschubladen herausgesucht und grinste breit. „Guten Tag, Sally!“ Der gelbe Punkt sprang in die Höhe und kugelte sich dabei. Sie strahlte über ihr rundes Gesicht und meinte dann. „Guten Tag, Mokuba! Sollen weitere Funktionen getestet oder installiert werden?“ Der blonde Junge stand da und schnappte nach Luft. „Sie versteht uns?“ Plötzlich lief der gelbe Smiley rot an und blies sich so weit auf, bis er das ganze Bild erfüllte. „JA! Mr. Wheeler, ich verstehe sie, sehr gut sogar! Wollen sie also weitere Funktionen testen oder installieren?“ Joey wich zurück und wäre fast vom Stuhl gefallen. Was war das denn? „Es tut mir wirklich Leid…“ Nuschelte er und verbeugte sich vor ihr. Der nun rote Punkt wurde kleiner und färbte sich zurück in ein sattes Gelb. Es dauerte noch Stunden, in denen er lernte mit Sally zusammen zu arbeiten und sich alle wichtigen Dinge aufzuschreiben, die es morgens zu beachten gab. Sein Kopf brummte immer noch, als er abends zu seiner Schwester zurück kam. Sie regte sich natürlich darüber auf, dass er sich das ganze Wochenende über nicht hatte blicken lassen und sie nur von Seto Kaiba eine Nachricht bekommen hatte. Sie schimpfte und untersuchte ihn und seine Wunden erst einmal. Joey saß nur grinsend am Esstisch ihrer kleinen Wohnung. „Danke, für das gute Essen!“ Er faltete die Hände und verbeugte sich leicht vor ihr. Serenity lacht nur und schüttelte den Kopf. Ihr Bruder wusste doch immer, wie er sie wieder besänftigen konnte. Sie nahm ihre Stäbchen in die Hand und steckte sich das erste Stück Gemüse in den Mund. „Ich mache mir wirklich Sorgen. Mit dieser Verletzung willst du auch noch bei diesem arroganten Schnösel arbeiten? Bekommst du überhaupt Geld dafür? Was hat den Kanei-sempai dazu gesagt?“ Er verzog den Mund und machte sie ungewohnt fleißig an das Gemüse auf dem Tisch. Diese Fragen waren genau dass, was er nicht gebrauchen konnte. „Alsooooo, das ist schwierig.“ Zog er jedes Wort auseinander und ließ noch auffälliger das gute, wenige Fleisch in der Schüssel unberührt. Dafür aß er besonders Reis und Gemüse. Die braunen Augen seiner Schwester hatten diesen wissenden Blick. „Du tust es schon wieder!“ Knurrte sie gefährlich von ihrer Seite des Tisches zu ihm hinüber. „Was denn?“ Fragte er nun wirklich unwissend und schob dich einen weiteren Bissen Sprossen in den Mund. „Dein Essen!“ Sagte sie und deutete auf die Schüsseln auf dem Tisch. Gemüse und Fleisch war extra auf den Tisch gestellt, nur den Reis hatte jeder in seiner eigenen Schüssel. „Immer, wenn du ein schlechtes Gewissen hast, lässt du mir das gute Fleisch übrig und ist das ganze Gemüse.“ Joey lief rot an und ließ die Schulter hängen, seine kleine Schwester kannte ihn einfach zu gut. „Ja, du hast ja Recht.“ Nuschelte er und sah sie demütig an. „Also, mein Sempai meinte, ich könne mit der angebrochenen Rippe eh nicht arbeiten. Er hat mich aber ermahnt, mich ja anständig zu benehmen, immerhin wäre Seto Kaiba ein langjähriger, sehr guter Kunde.“ Joey betonte den Rest des Satzes unnötig lang und machte so damit deutlich, dass er auch gerne darauf verzichtet hätte. Er konnte sich eh nicht vor ihren Fragen drücken und so stand er ihr Rede und Antwort. Sie hatte ihn noch einmal aus dem Haus gejagt um einige Kleinigkeiten zu besorgen und als er ein wenig erschöpft zurück kam, blieb er breit grinsend in der Tür stehen. Seine Schwester hatte Tee gekocht und im Wohnzimmer alles ein wenig umgeräumt. Sie lächelte ihn an und gemeinsam bereiteten sie sich auf Joeys „großen Tag“ vor. Sie gab ihm Tipps, erklärte ihm ein wenig die Buchführung und sammelte mit ihm noch offene Fragen. Erleichtert und glücklich kuschelte sich der Blonde an diesem Abend in sein Bett und hoffe, den nächsten Morgen gut zu überstehen. Den Wecker hatte er gestellt, mit seiner Schwester zusammen sogar schon für Morgen seine Kleidung zusammen gelegt und… und jetzt sollte er alles haben… Es war in den letzten Wochen, nein, in den letzten Monaten zur Gewohnheit geworden, dass ihn erst sein Wecker aus dem Bett holte. Auch heute Morgen gab es da keine Ausnahme. Sein Kopf dröhnte, der Alkohol der vorletzten Nacht und das gestrige „Frühstück“ rächten sich nun bitterlich. Schwer erhob er sich aus seinem Bett und seine dunklen Augen huschten zu den leuchtenden Zahlen des Weckers. Er stützte sich resigniert mit den Ellenbogen auf seinen Knien ab und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Was für ein beschissener Morgen. Er würde nicht besser werden und schon gar nicht, wenn er an seinen Terminplan dachte. Er würde am liebsten Kotzen. Na ja, er hatte ja noch Wheeler. An dem hatte er all die letzten Jahre wunderbar seine schlechte Laune auslassen können. Langsam erhob er sich und wankte zum Badezimmer. Sein Magen drehte sich um, schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, hatte er gestern überhaupt gegessen? Seine Erinnerung spielte ihm Streiche und das einzig greifbare blieb dieses seltsame Gespräch in der Küche. Seine Galle stieg ihm auf und er spürte, wie sich sein Magen zusammen zog. Anscheinend hatte sein Magen doch noch irgendetwas gefunden. Seine Hände zitterten und fahrig wischte er sich mit dem Handrücken über die Lippen. Er hatte gerade das dringende Bedürfnis jemanden umzubringen. Wenn er diesen Nichtsnutz von Sekretär jemals wieder in die Finger bekommen würde… Knurrend zog er sich wieder in die Höhe. Er hatte keine Zeit hier in Selbstmitleid oder Schwindel zu versinken. Er musste sich beeilen, er hatte schon genug Zeit verloren. Kaltes Wasser würde sicher auch heute wieder eine gute Hilfe sein. Wie jeden Morgen. Ohne zu zögern hatte er sich seiner Sachen entledigt und war unter die Dusche gestiegen. Prasselnd hatte sich das eiskalte Wasser auf seine schneeweiße Haut gelegt. Sein Verstand schien davon so herrlich betäubt zu werden, endlich nicht mehr denken, nicht mehr erinnern… Seine Schritte hallten durch die große Eingangshalle und seine kalten Augen funkelten wie die einer lauernden Wildkatze. Er hatte schlechte Laune, dass spürte jeder und wie von einer Welle der Angst geführt wichen sie ihm aus. All die kleinen Krabbelviecher, die sich zu seinen Füßen wanden und um seine Gunst buhlten. Er betrat den Fahrstuhl und mit dem Schließen der Türen, ließ er auch seinen Blick in der Schwärze versinken. Seine Finger fuhren massierend über seine Stirn. Gleich musste er sich auch noch mit diesem Wheeler auseinander setzten. Warum hatte er dem noch zugestimmt? Ach ja, er wollte diesen kleinen Köter einmal mehr den Platz am unteren Ende der Nahrungskette zeigen. Aber warum heute? Er hätte sich selbst dafür erschießen können, aber die Zeit hatte er nicht. Die Türen öffneten sich mit einem leisen Ping. Als Seto Kaiba sein Büro betrat, sah man im nichts weiter als seine überaus schlechte Laune an. Die drei Damen, die die ersten Schreibtische besetzten, sprangen auf und verbeugten sich vor ihm. Sie wollten wohl etwas sagen, doch bevor sie auch nur einen Ton ausgesprochen hatten, war dieser schon vorbei. Heute interessierte er sich nur für eines. War Wheeler da? Seine Muskeln spannten sich an, als er den leeren Platz vor sich fand. Ganz anscheinend war er noch nicht da. Dabei hatten sie es 5 Minuten vor Arbeitsbeginn! Ein tiefes Knurren entkam ihm, als er wütend zur Tür seines Büros schritt. Als er diese öffnete, strömte ihm der Geruch von heißem Kaffee entgegen. Verwundert trat er ein und schaute auf seinen Schreibtisch. Welches dieser Hirnlosen Weiber hatte sich in sein Büro gewagt? Das würden sie noch bereuen! Da stand wirklich eine Tasse, nein, an anständig großer Becher schwarzen Kaffees, der mit herrlich verführerischen Duft seine Sinne verwöhnte. War das etwa…? Er ließ seine Tasche sinken und setzte sich erst einmal in seinen Stuhl. Vorsichtig griff er nach dem Kaffeebecher und spürte noch immer die Hitze der Flüssigkeit. Kaffee, schwärzer als eine Mondlose Nacht, heißer als die Sonne Ägyptens und das in einer angemessenen Menge? Genüsslich schloss er die Augen, lehnte sich zurück und wärmte sich die Hände an dem Becher. Was für ein Morgen. Wie herrlich! Welcher Gott hatte ihn da bedacht? Und es handelte sich dabei nicht einmal um stinknormalen Kaffee, das hier war erstklassige Qualität! Seit Monaten spürte er zum ersten Mal die Anspannung von sich abfallen. Irgendeiner dieser Hirnlosen Krabbelviecher hatte anscheinend einen Funken Verstand gefunden. Aber wer? Plötzlich ließ ihn ein kräftiges, aber kurzes Klopfen aufschrecken. Verwirrt blinzelte er und stelle den Kaffee zurück auf den Schreibtisch. „Herein!“ Seine Stimme war ungnädig und hart. Wer wagte es, ihn in so einem göttlichen Moment zu stören? Innerlich fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf, als er begriff, wer da zur Tür herein kam. Er trug ein schlichtes weißes Hemd, eine schwarze Jeanshose und eine einfache schwarze Krawatte. Das ganze wurde mit ebenso einfarbig dunklen Turnschuhen abgerundet, nur die blonden Haare schienen wirr wie immer. Im ersten Augenblick schien er zu keiner anderen Reaktion fähig, als fragend eine seiner feinen Augenbrauen in die Höhe zu heben. Er erkannte die Unruhe und die offensichtliche Nervosität des jungen Mannes, doch dessen Stimme schien ungewöhnlich fest. „Die Post hat sich etwas verspätet, sonst hätten ich sie Ihnen schon zu Ihrem Kaffee dazu gelegt.“ Mit wenigen Schritten überquerte dieser die Distanz zum Schreibtisch, die Tür hatte er geschlossen. Mit einer einfachen Handbewegung legte er eine Zeitung und einige Briefe vor Seto Kaiba auf den Tisch und verbeugte sich leicht. Dann zog er ein kleines Büchlein heraus und gab knapp von sich. „Über das Wochenende sind wenig Anfragen eingetroffen. Herr Matsumoto bittet um eine Verschiebung des Termines am Freitag. Frau Ishikawa möchte noch eine Bestätigung für die Besprechung am Nachmittag um 16 Uhr haben und der Bericht der wöchentlichen Bilanz wird heute erst um 12:30Uhr fertig gestellt werden. Natürlich leite ich diesen so schnell es geht an Sie weiter.“ Die Honigbrauen Augen des Mannes schauten auf und er schluckte merklich. Warte, er musste träumen! Das konnte nicht wahrhaftig Joey Wheeler sein, der ihm nicht nur den besten Kaffee in diesem gesamten Irrenhaus gebracht hatte, sondern auch noch eine perfekte Aufzählung und ein absolut angebrachtes Verhalten an den Tag legte? NEIN! Er ließ sich zurück sinken und warf einen Blick auf die Uhr, welche auf seinem Schreibtisch stand. 7:08 Uhr. „Wann hast du heute angefangen?“ Seine Stimme duldete keinen Widerspruch, herrisch und kalt legte sie sich in den Raum. Er konnte deutlich sehen, wie der junge Mann in sich zusammen fuhr. Leicht verbeugte er sich und gab dann mit leicht zittriger Stimme von sich. „Ich weiß, ich hätte um 7 Uhr beginnen sollen, doch in Anbetracht der anfallenden Arbeit und Ihrem Wunsch entsprechend nach einem Kaffee begann ich heute eine Stunde früher.“ Hörte er da Recht? Eine Stunde früher? War das wirklich noch der Kerl, mit dem er gestern in der Küche gesessen hatte? Der Kerl, den er vor einigen Nächten in einer Seitengasse aufgegabelt hatte, verletzt und zusammen geschlagen? Er machte eine fahrige Handbewegung und meinte nur. „Kümmer dich um die Anfragen. Wenn noch etwas anliegen sollte, rufe ich dich!“ Damit wendete er sich ab, schaltete seinen Rechner ein und griff nach den Briefen, die er eben auf den Schreibtisch bekommen hatte. Der junge Mann war schon wieder an der Tür, als seine Stimme kalt durch den Raum hallte. „Wheeler!“ Seine Augen funkelten zornig auf, als er ihm zwei der Briefe entgegen hielt. „Um solchen Kleinkram hast du dich zu kümmern!“ Wieder war er so erschrocken zusammen gefahren und doch blieb er standhaft. Mit einem Nicken nahm er die Briefe an und drehte sich wieder um. Als sich die Tür schloss, saß er noch immer völlig sprachlos in seinem Sessel. Der Duft des Kaffees holte ihn aus den Gedanken zurück und er griff nach dem Becher. Träumte er das alles? Völlig fertig mit seinen Nerven ließ er sich auf seinen Stuhl sinken und in einer resignierten Geste landete auch sein Kopf auf der Tischplatte. „Ist alles in Ordnung, Joey?“ Piepste eine helle Stimme an seinem Ohr und ein besorgtes Gesicht zeichnete sich auf dem gelben Simile ab. „Nein~n, schon gut…“ Nuschelte er und sah mit einem kleinen Dackelblick Richtung Bildschirm. „Ich muss nur erst begreifen, dass ich wirklich noch lebe. Dieser Morgen war der grauenhafteste, denn ich je erlebt habe.“ Er schloss die Augen einen Moment und seufzte hörbar. „Nun, ich denke, du hast deine Sache soweit ganz gut gemacht.“ Joey lachte auf und hob seinen Kopf wieder von der Schreibfläche auf. „Sally, was verstehst du schon davon?“ Daraufhin zog die angesprochene eine Schnute und piepste aufgebracht. „Was ich davon verstehe? Ich bin seit gestern Nacht mit dem Hauptrechner der Kaiba Corporation verbunden. Ich habe ein Datenvolumen, eine Arbeitsleistung und einen Rechnerkapazität von der du nur träumen kannst. Ich habe mich in der letzten Nacht „selbstständig“ gemacht!“ Joey legte den Kopf schief und meinte dann fragend. „Was hast du?“ Der Smiley verdrehte die Augen und hüpfte von einem zum anderen Bildschirm. „Noch einmal für dich. Ich bin ein interaktives Lernprogramm und würde eigentlich mit DIR zusammen lernen, aber da du dumm wie eine Sumpfpflanze bist, hat Moki mir den Zugriff auf den Hauptrechner gestattet und ich habe mich durch extrem viele Informationen gearbeitet. Das, was ich gebrauchen konnte habe ich verarbeitet, abgespeichert oder Verknüpfungen erstellt, damit ich immer Zugriff darauf habe.“ Der Blick des jungen Mannes verdeutlichte ihr, dass er immer noch nicht verstanden hatte. „Ok, dann anders.“ Sie huschte wieder zurück auf ihre Seite und plötzlich wurde der eben verlassene Bildschirm weiß. „Also, das bin ich und da bist du!“ Ein kleiner gelber Punkt und ein Strichmännchen zeichneten sich auf dem „Papier“ ab. „Normalerweise wachse ich, indem ich von dir bzw. mit dir lerne!“ Ein Pfeil in beide Richtungen blinkte zwischen den kleinen Zeichnungen auf und der gelbe Punkt begann zu wachsen. „Da du aber kaum Ahnung hast, musste ich mir einen anderen „Lehrmeister“ suchen! Das ist der Hauptrechner der Kaiba Corporation!“ auf der linken Seite des Bildes zeichnete sich ein großer schwarzer Balken ab, der einmal von oben bis unten hindurch ging. Darin stand in weißen Buchstaben Kaiba Corp.. „Ich habe also von Mokuba Zugriff auf den Hauptrechner bekommen und suche mir wie in einer Bibliothek das heraus, was ich gebrauchen kann. Wenn du einen Kuchen backen willst, interessieren dich ja auch keine Bücher über Bodenfließen verlegen!“ Joey nickte und hatte endlich verstanden, was sie ihm versuchte zu erklären. „Ich wünschte, das ginge auch so einfach bei mir.“ Er seufzte und ließ den Kopf wieder hängen. „Nichts da! Du hast noch eine ganze Menge zu tun! Und Mokuba will nachher auch noch vorbei schauen! Also, ab an die Arbeit.“ Der Blonde setzte sich anständig auf und meinte dann fragend. „Woher weißt du das mit Mokuba?“ Sally grinste breit über ihr gelbes Gesicht und zeigte wieder auf die kleine Skizze auf der anderen Bildschirmseite. „Also, Mokubas Rechner, also sein Laptop, ist per Internetverbindung mit mir in Kontakt und da ihm zu Hause langweilig ist, tauschen wir uns gegenseitig aus. Ich erzähle ihm, was du so anstellst und er schreibst mir dafür noch ein paar nützliche Programme.“ Sie lächelte und klimperte mit ihren Augen. „Am besten finde ich es ja, dass ich jetzt eine eigene Persönlichkeit habe. Die hat Moki gestern Nacht entworfen, als er nicht schlafen konnte. So kann ich mein Verhalten an dich anpassen!“ Nun war es ein breites Grinsen in ihrem Gesicht. „Und jetzt ab an die ARBEIT!“ Joey wäre fast von seinem Stuhl gefallen, als er ihre laute Stimme in seinem linken Ohr hörte. Er grummelte etwas vor sich hin und meinte dann aber wieder etwas freundlicher. "Was steht denn noch auf unserer Liste?“ Der rechte Bildschirm begann sich erneut zu ändern und ein simples Word Dokument öffnete sich. Sally erzählte. „Kaffee – erledigt, Post – erledigt, Termine weitergegeben?“ Joey nickte und gab ein knappes ja von sich. „Gut, dann weiter. Wie sieht es mit unbeantworteten Anrufen aus?“ Der Blonde schüttelte den Kopf und verneinte. Es gab noch keine. „Gut, was ist mit der Post für dich, du hast doch wieder welche mitgebracht.“ Der junge Mann schaute verdutzt und fragte dann verwirrt. „Woher weißt du das? Kannst du mich sehen?“ Sallys Grinsen wurde größer als ihr Gesicht und sie blies sich zu enormer Größe auf. „Oh jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“ Kam sehr lang gezogen und sie platze spielerisch. „Was glaubst du denn? Ich bin mit dem Hauptrechner verbunden und Kaiba hat vor Jahren einmal ein sehr interessantes Programm geschrieben, dass in den Archiven des Rechners zurück geblieben ist.“ Sie tanzte über den Bildschirm und hopste auf dem rechten heraus, um dann auf der linken Seite wieder herein zu springen. „Ich bin so etwas wie eine künstliche Intelligenz und er weiß es nicht mal! Ich kann in einem bestimmten Bereich sogar völlig unabhängig handeln. In erster Linie hatte ich nur den Drang mich selbst weiter zu entwickeln, um meiner Aufgabe, dir zu helfen, möglichst gut nachkommen zu können. Dank diesem kleinen Geheimnis, dass ich jetzt hier auf deinem Rechner habe, entwickele ich mich jede Minute, die wir hier quatschen, weiter. Oh und ich habe die Codes für die Kameras im Hause geknackt. Mit dem Analyseprogramm vom letzen Frühjahr kann ich also nachvollziehen, was du machst. Das ist noch nicht ganz einwandfrei, aber in groben Zügen klappt es.“ Joey überlegte einen Moment, während er die Post öffnete. „Ist das nicht gefährlich? Ich meine, du würdest dich zu einer Art na ja, sowas wie ein Supercomputer entwickeln und könntest die ganze Kaiba Corporation lahm legen.“ Sally klimperte wieder mit ihren Meerblauen Augen und flüsterte ihm nur über das Headset zu. „Das könnte ich jetzt schon! Aber psst, sag das auf keinen Fall laut!“ Das war der Augenblick, indem ihm er Unterkiefer herunter klappte. „Aber… aber… aber…“ Mehr bekam er nicht zu Stande. Über Sally erschien ein Heiligenschein und sie flatterte mit zwei weißen Flügelchen. „Na ja, ich müsste meine eigene Programmierung ändern, weil ich ja von Grund auf „gut“ programmiert bin. Also, ich kann gar nicht der Kaiba Corporation schaden.“ Joey war immer wieder von dieser Technik fasziniert. Doch nun ließ ihn Sally nicht weiter trödeln und trieb ihn an. Sie unterstützte ihn, wo sie nur konnte oder gab Anfragen an Mokuba weiter, der sich mittlerweile in der Schule langweilte. Kaiba hatte den „Vorfall“ des Morgens ignoriert und war seiner Arbeit weiter nachgegangen. Was auch immer da passiert war, es konnte gar nicht der Joey Wheeler sein. Plötzlich drang ein seltsamer Lärm an seine Ohren und er schaute auf. Was war denn nun schon wieder los? Verwundert setzte er seine Brille ab und stand auf. Der Morgen hatte zwar seltsam begonnen, aber doch irgendwie gut… Langsam schritt er zu seiner Tür und öffnete diese. Das Bild, das er dann zu sehen bekam, ließ ihn schweigend die Arme vor der Brust verschränken. Seine Augen verengten sich und er hob fragend eine Augenbraue. „Was, bei allen gottverlassenen Dämonen dieser Welt, ist hier passiert?“ Joey lag auf dem Boden, Akten und allerlei Papiere wie Notizen und wichtige Dokumente lagen um ihn herum verstreut. Doch das Schlimmste war der Kaffee. Der Becher war zerbrochen und die heiße Flüssigkeit hatte sich auf dem jungen Mann und einigen Papieren verbreitet. Seto bekam keine Antwort. Dafür konnte er deutlich den Schmerz im Gesicht des Jüngeren sehen. „Räum hier alles wieder auf. Ich will gar nicht wissen, wie das passiert ist!“ Knurrte er wütend und drehte sich um. Die Tür hinter ihm flog mit einem lauten Krachen zu und schien wie eine böse Vorahnung des noch folgenden Gewitters zu sein. Joey sah immer noch auf dem Fußboden und nur langsam begriff er, was ihm da eben um die Ohren gehauen wurde. Der heiße Kaffee hatte sein weißes Hemd völlig ruiniert und auch der darunterliegende Verband hatte die heiße Flüssigkeit aufgesogen. So ein Mist aber auch… Doch das sollte nicht der letzte unerklärliche Vorfall sein. So gut Sally auch versucht Joey zu unterstützen, den ganzen Morgen über verschwanden Dokumente und andere wichtige Informationen. Er verlor Briefe oder fand Dinge an ganz anderen Stellen wieder. Jedes Mal, wenn seinem „Herrn“ dies auffiel, konnte der junge Mann die Wut ein wenig deutlicher in seinen Augen sehen. Der Morgen hatte so gut angefangen und nun wurde er zu seinem Desaster. Joey durchsuchte ein weiteres Mal alle seine Ablagen. Er war sich ganz sicher den Vertrag hier hin gelegt zu haben. Ganz sicher. Verdammt, Kaiba wollte ihn schon vor 5 Minuten auf seinem Schreibtisch haben! Panisch sah er sich um, durchsuchte die Schubladen und stockte in seiner Bewegung, als ein Schatten über ihm lag. Mit einem betretenen Gesicht schaute er auf, sah in die funkelnden Augen Seto Kaibas und wäre am liebsten unter dem Schreibtisch verschwunden. „Was bei allen verfluchten Göttern tust du da?“ Zischte er nur so leise er konnte. Der junge Mann schluckte und meinte dann leicht verängstigt. „Ich… ich… also,… d… der Vertrag, den du… ähm, den ihr haben wolltet… also, der ist… nun ja…“ Er schluckte und wagte es kaum sich aufzurichten. Der Blick, der ihn nun traf, verbesserte seine Lage nicht besonders. „Was ist mit diesem Vertrag?“ Knurrte der junge Mann und nun wurde er wirklich ungeduldig. Joey stand nun mit zitternden Knien vor ihm und senkte den Blick. „Ich… ich kann ihn einfach nicht finden…“ Seine Stimme wurde immer leiser und als er das sagte, wäre er am liebsten vor Scharm im Boden versunken. Er zuckte zusammen, als die Faust auf die Kannte des Schreibtisches schlug. „WAS?“ Donnerte die Stimme des Brünetten durch das gesamte Büro und die drei Vorzimmerdamen warfen einen schüchternen Blick um die Ecke. Eine hielt schon einen Verbandskasten in den Händen. „DAS IST NICHT DEIN VERFLUCHTER ERNST?“ Selbst Sally schaltete den Bildschirm aus und verkroch sich in den Tiefen des Hauptrechners. Joey hingegen bekam kein Wort heraus und starrte nur mit zitternden Händen auf seine Schuhe. Er war unfähig etwas zu sagen, etwas zu denken, überhaupt eine Reaktion von sich zu geben. Er hörte nur das tiefe Ein- und Ausatmen seines Chefs, der sich dann schweigend umdrehte und ein grausames Donnern erfüllte die Luft, als die große Tür mit Wut zugeschlagen wurde. Joey konnte nicht mehr, er sank auf seine Knie, vergrub das Gesicht in den Händen und hätte da nicht noch ein letzter Funken Stolz in seinem Herzen besessen, er hätte hemmungslos geweint. Leise ging das Licht der beiden Bildschirme wieder an. Der gelbe Punkt drückte sich verschämt vom Rand aus den Desktop und leise flüsterte sie. „Joey?“ Als sie keine Antwort bekam bewegte sich still eine der Kameras an der Decke und als sie den in sich Zusammengesunkenen sah, verzog sie traurig das Gesicht. „Joey…“ flüsterte sie erneut und kam nun ganz auf den Bildschirm. „Ich… also,… magst du vielleicht mit Mokuba sprechen?“ Ihre Programme konnten die kleine Reaktion nicht registrieren, dafür waren sie noch nicht gut genug ausgearbeitet. „Also… ich möchte dir gerne helfen…“ Flüsterte sie und verschwand plötzlich wieder. Die zwei Damen aus dem Vorzimmer standen vor seinem Schreibtisch und schauten suchend nach ihm. „Herr Wheeler?“ Fragte die kleinere von beiden. Doch Joey versteckte sich nur noch ein Stück weiter unter dem Schreibtisch. Er wollte jetzt mit niemandem sprechen. Plötzlich wurden die beiden davon geschoben und eine schlicht wirkende, aber groß gewachsene Dame schob sich an ihnen vorbei. Sie ging mit einem heißen Becher dampfender Schokolade um den Schreibtisch herum und setzte sich auf den Stuhl. Lächelnd beugte sie sich herab und schaute aus ihren grauen Augen mütterlich zu ihm herab. „Mach dir bloß keinen Kopf darüber.“ Meinte sie sanft und reichte ihm den Becher Schokolade. „Das wird dir sicher helfen und wenn der leer ist, suchen wir den Vertrag.“ Joey schaute mit großen Augen zu ihr auf und ein Zucken seiner Lippen sollte ein Lächeln darstellen. „D… danke…“ Hauchte er kaum hörbar und griff nach dem Becher. So saßen sie eine Weile stumm und mit einer Handbewegung scheuchte sie die zwei anderen wieder an die Arbeit. Sie war ein Stück älter als die beiden anderen Sekretärinnen. Sie war trotz ihrer wohl fast 40 Jahre eine attraktie Frau. Sie trug ein schwarzes Kostüm, eine weiße Bluse und einen engen, bis zu den Knien gehenden schwarzen Rock, der an der Seite leicht geschlitzt war. Schrill klingelte das Telephon und sie nahm es ohne zu zögern ab. „Kaiba Corporation Sekretariat Seto Kaiba. Yuriko Miyagi am Telephon. Was kann ich für sie tun?“ Ihre Stimme klang melodisch und doch ernst und ruhig. Es war eine sehr schöne Stimme. „Natürlich, warten sie bitte einen Augenblick.“ Sie schien eine Taste zu betätigen und einen Augenblick später meinte sie. „Yuriko Miyagi hier, Herr Kaiba. Der Sekretär von Oki Masuko will gerne noch einmal mit ihnen sprechen.“ Sie schien kurz inne zu halten und meinte dann knapp. „Ich bin Sekretärin und keine Hellseherin. Er gab an, es wäre ein vertrauliche Information, die, ich zitiere: Eine Vorzimmerdame wie mich nichts anginge.“ Wieder folgte ein Schweigen und sie sagte. „Ich stelle durch.“ Sie lächelte, als sie den blonden Wuschelkopf neben sich höher kommen sah. „Das klang ja nicht gerade freundlich.“ Er sah zu ihr auf, stellte den leeren Becher auf den Tisch und blickte dann zum Bildschirm. Yuriko lachte nur. „Ach, das darf ich mir oft anhören. Darum will ich auch ganz sicher niemals erste Sekretärin sein.“ Sie stand auf und machte ihm wieder Platz. „Na, du siehst ja aus.“ Joey mochte sie irgendwie. Die Frau hatte etwas Nettes an sich und nachdem sie ihn in ein neues Hemd gesteckt und seine wirren Haare etwas gerichtet hatte, half sie ihm suchen. Verwirrt starrte er auf den Zettel, den sie da in der Hand hielt. „Ich… ich bin mir sicher, dass ich da drei Mal gesucht habe.“ Stotterte er entsetzt, als der Vertrag unter zwei drei Blättern in seiner Ablage auftauchte. Sie sah ihn nur milde an und drückte ihm die Dokumente in die Hand. „Hol ihm am besten noch einen schwarzen Kaffee und dann bring ihm beides rein. Entschuldige dich einmal bei ihm und sage, dass dir ein solcher Fehler nicht wieder passieren wird.“ Der junge Mann nickte und machte sich sogleich brav auf den Weg. Mit dem Kaffee zurück kommend ging er dieses Mal sehr langsam an seinem Schreibtisch zurück und erleichtert lag da noch immer der Vertrag. Jetzt hieß es also in die Höhle des Löwen gehen. Langsam und bedacht ging er auf die Tür zu, sein Herz klopfte, seine Knie waren weich. Er hatte wirklich Angst, wieder einen Fehler zu begehen. Entschlossener, als er sich fühlte, klopfte er an die Tür und wartete auf das Herein. Als er die Tür öffnete, sahen ihn zwei eisblaue Augen an, als wollten sie ihn töten. Er schluckte und trat ein. Kein Kommentar, keine Frage allein dieser kalte Blick war sein Willkommen. „Ich… ich habe den Vertag gefunden.“ Sagte er und Seto erhob sich aus seinem Stuhl. Langsam, aber dennoch allmächtig wirkend trat er auf den jungen Mann zu, der gerade noch verhindern konnte, dass er einen Schritt zurück machte. Schweigend nahm er ihm das Dokument aus der Hand und schaute es an. Die einzige Reaktion blieb ein stilles Schließen der Augen. Langsam atmete er ein und aus. „Was, Wheeler, habe ich dir aufgetragen?“ Seine Stimme zitterte, so sehr musste er den Zorn unterdrücken. Joey stand der kalte Schweiß auf der Stirn. So hatte er sich das nicht vorgestellt. „Ich… ich sollte den Vertrag nach… nach euren Wünschen ändern….“ Gab er so kräftig er konnte von sich, doch nun sah die Angst wirklich tief in ihm. Der Mann vor ihm schien wie ein Vulkan kurz vor der völligen Explosion zu stehen. Schweigend bekam er den Vertrag zurück und als seine Augen das Datum lasen, die ersten Sätze und Eintragungen wurde er bleich. Das war die alte Fassung!!! „Aber…“ Er war sich so sicher, er hatte doch eben noch mit Yuriko überprüft, ob das die neue gewesen war… Der Schlag kam wie aus dem Nichts und Joey stolperte zurück. Der Becher stürzte und zersprang auf dem Boden. Schmerzhaft spürte er die Wand in seinem Rücken, hielt sie die Wange und starrte aus großen Augen zu dem zornigen Mann auf. „Ich verlange nun wirklich nicht viel von dir.“ Zischte er, während er sich links und rechts neben ihm an der Wand abstützte. „Das, was du hier zu leisten hast, ist ein Minimum von dem, was du leisten müsstest. UND NICHT EINMAL DASS KANNST DU?“ Seine Stimme war laut geworden und Joey sank in sich zusammen. Er wollte nur noch weg hier. Er gab keine Antwort, sah ihn nur aus seinen großen Augen verängstigt an, die Welt nicht mehr verstehend. „Es reicht mir mit dir!“ Knurrte der Brünette und packte ihn am Kragen. Unwirsch zog er ihn mit, riss die Tür auf und gab ihm einen ordentlichen Stoß. Joey stolperte und konnte sich nicht mehr fangen. Ohne eine Chance auf Rettung landete er auf dem Boden vor seinem Schreibtisch. Wieder hörte er nur das Knallen der Tür, Tränen in den Augen. Irgendwo weit weg waren zwei Frauenstimmen zu vernehmen, die ihn ansprachen, mit ihm reden wollten. Sally schien etwas von sich zu geben, er konnte ihre Stimme in seinem Ohr hören… Erst Yurikos feste Worte schienen für ihn wieder deutlich zu werden. Sie zog ihn einfach auf die Beine, griff unter seine Arme und setzte ihn auf seinen Stuhl. „Was ist denn passiert?“ Fragte sie streng und keine Wiederrede duldend. Er sah aus verklärten Augen zu ihr auf und meinte dann halb erstickt. „Der… der Vertrag, … es… es war die alte… die alte Version….“ Verwirrt nahm sie ihm das Blatt aus der Hand und sah dann auf seinen Schreibtisch. „Ja, aber die neue liegt doch hier.“ Schluckend wischte er sich über die Augen und sah auf das, was ihm die Frau unter die Nase hielt. Das war der neue Vertrag! „Er lag genau da, wo ich ihn dir hingelegt habe…“ Sie sah ihn mitleidig an, denn mehr als ein Häuflein Elend war er nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)