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Dunkle Nächte

Wenn das Schicksal zuschlägt...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nun sind es doch zwei Kapitel geworden. Ich werde mich dem Sonntag noch einmal widmen und dann kommen wir endlich zum Montag, dem Beginn der Reise! :D

Viel Spaß beim Lesen!

Gruß
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Ja, ich mag dich... manchmal

Kapitel 24

Ja, ich mag dich... manchmal
 

So weit weg… sie alle waren so unendlich weit weg. In einem anderen Land, in einer anderen Zeit… doch heute konnte er nicht aufhören an sie zu denken. Er fragte sich, ob Mokuba wieder bei seiner Freundin war und noch immer kreisten seine Gedanken um die Nachricht von Joey. Am Morgen hatte er sich noch darüber geärgert, doch nun, nun wollte er verstehen, warum der junge Mann sie geschrieben hatte. Der Tag war aufregend gewesen, wieder einmal die Zeit mit Viki zu verbringen hatte seinen Kopf geklärt und eine gewisse Sehnsucht gestillt. Dennoch konnte er nicht sagen, dass ersteres immer noch der Fall war. Seine Gedanken drehten sich um diese einfachen Worte und innerlich begann er sich darüber zu ärgern. Warum schenkte er diesem Kerl eigentlich so viel Beachtung? Was hatte diese einfache Frage an sich, dass er sie nicht vergessen konnte. »Ja.« Schrieb er zurück und ließ das Telefon auf die Lehne des Sessels fallen. AH!!!

»Ich bin gut angekommen.« Warum hatte er das jetzt doch noch hinzufügen müssen? Es war überhaupt das erste Mal, dass sich irgendjemand dafür interessierte, ob er an seinem Ziel angekommen war oder mit dem Flieger irgendwo im Meer versunken. Nicht einmal seine eigene Verlobte schrieb ihm das! Allerhöchstens wollte sie wissen, wann er endlich bei ihr war und wollte ihn möglichst lange bei sich behalten. Aber ob er dann wieder gut Zuhause ankam, wurde von ihr noch nie in all der Zeit gefragt, in der sie sich kannten. Mokuba galt als Ausnahme bei diesem Thema, obwohl er das auch schon länger nicht mehr machte.
 

Müde wollte er gerade wieder unter die Decke krabbeln, als er das Licht auf seinem Handy blinken sah. Woher kam das denn? Ok, erst unter die Decke krabbeln und dann nachsehen, seine nackten Füße wurden kalt. Es war halb fünf und das Licht des Bildschirms blendete. War das Kaiba? Ja, das war er. Mit einem Gähnen kniff er die Augen zusammen und blinzelte dann noch einmal auf den Text. »Das freut mich! Wir haben dich auch kein Bisschen im Büro vermisst. Es war so warm und ruhig und gemütlich!« Schrieb er grinsend zurück. Er hatte das Gerät wieder zurück gelegt und die Augen geschlossen, als er eine Antwort bekam. Es war ein leises Brummen, welches ihm diese Mitteilung überbrachte und so griff er wieder nach dem Telefon. Brummte es immer, wenn er eine Nachricht erhielt? Darauf würde er Morgen einmal achten. »Bevor ich darauf antworte, habe ich noch eine Frage: Bist du betrunken?« Mit einem breiten Grinsen tippte der junge Mann die nächsten Worte ein. »SCHLAFtrunken vielleicht. Es ist mitten in der Nacht!«

»Und warum schläfst du dann nicht?« Die Antwort kam so schnell, dass Joey das Gefühl hatte, der Brünette würde nur darauf warten. Die nächsten Worte schickte er nicht gleich ab. Wollte er das wirklich schreiben? Müde gähnte er und entschied sich dafür. »Weil ich nur auf deine Antwort gewartet habe!« Oh, wie gerne würde er jetzt das Gesicht des anderen sehen, der wahrscheinlich ziemlich dumm drein schaute. Nach zwei Minuten unerträglichen Wartens kam immer noch nichts und so schrieb Joey aus seinem Bett und schickte eine Nachricht auf die andere Seite der Welt. » Bei diesem Schweigen muss dein Gesicht Gold wert gewesen sein.« Wieder dauerte es einen Moment, dann erschien oben unter dem Namen die Information, das Seto nun doch einen Text eingab.

»Ich bereue es, dir dieses Telefon gegeben zu haben!« Joey zog die Stirn in Falten und schickte einen Smiley, der in etwa dieses ausdrückte. »ist das alles?« Fragte er nach und als immer noch keine Reaktion kam, setzte er dazu. »Komm, sonst bist du deutlich schlagkräftiger. Ich bin derjenige, der hier im Halbschlaf antwortet.« Noch immer schwieg der Brünette beharrlich und so entschied sich Joey dazu, das Telefon wieder auf den kleinen Nachttisch zu legen.
 

Doch kaum ruhte es dort und der Blonde hatte sich unter seiner Decke verkrochen, als das Summen ihn wieder einen Blick über die Schulter werfen ließ. So neugierig, wie er war, musste er nachsehen. »Du bettelst heute wirklich um Schläge. Aber wenn du so gerne von mir gequält werden willst, dann sag das doch gleich! Den Wunsch kann ich dir gerne am Montag ausführlich erfüllen!«

Ja, das entsprach schon eher der Reaktion, die er erwartet hatte. Also schickte er zuerst einen breit grinsenden Smiley. »Ist es wirklich so schlimm, dass ich mir Gedanken gemacht habe, ob du gut angekommen bist? Nach der Geschichte mit dem Entschuldigungstörtchen habe ich immerhin festgestellt, dass du auch nette Seiten hast. Ich könnte beinahe auf die Idee kommen dich zu mögen. Du warst hilfsbereit, nett, freundlich und dein Lachen klang endlich mal ehrlich. Wirklich, ich dachte, du wärest ein richtiger Mensch!«
 

Völlig verwirrt starrte der Brünette auf den langen Text, den er da soeben zugeschickt bekommen hatte. Von dem letzten Satz abgesehen… klang das aufrichtig! Das klang so, als hätte sich Joey wirklich Gedanken gemacht! Aber warum sollte er das? Er blinzelte und bevor er noch antworten konnte, hörte er Vikis Stimme. „Was sagst du dazu?“ Fragte sie ihn und er sah zu ihr auf. Sie saßen in ihrem großen Wohnzimmer, Paddy blickte ihn verwundert an und dann zuckte Seto mit den Schultern. „Ich habe euch nicht zugehört. War das Gespräch auch für mich gedacht?“ Skepsis lag in ihrem Blick und sie nickte. „Du hast es angefangen.“ Meinte sie trocken und starrte nun mit kaltem Blick auf das Telephon. So abgelenkt war er sonst nie. War etwas geschehen, das sie vergessen hatte? Irritiert musterte sie das Gerät und Paddy fragte. „Mit wem schreibst du denn da die ganze Zeit?“ Auch er schien davon irritiert, sonst hatte der Brünette sein Handy nie zur Hand, wenn sie hier gemütlich saßen. „Nur mit einem Freund, denn ich am Montag in Dubai treffe. Er schlug mir eine wundervolle Abendgestaltung vor.“ Als er ihre fragenden Blicke sah, meinte er provozierend. „Viel Alkohol, viele hübsche Damen und viel Sex.“

Was auch immer er vielleicht heimlich erwartet hatte, aber Viktoria reagierte nicht so. Sie grinste nur und meinte dann mit einem rauchenden Unterton. „Da wäre ich aber auch abgelenkt. Wenn es auch attraktive Männer gibt, komme ich mit!“ Er schüttelte den Kopf, innerlich verwirrt. Was hatte er denn erwartet? Sie beide wechselten die Partner im Bett schneller, als die Presse sie zählen konnte. „Nein, nur er und ich!“ Seine Gedanken schweiften zurück zu dem jungen Mann, der jetzt in Domino im Bett lag und vielleicht auf seine Antwort wartete. »Geh schlafen! Noch ein solcher Satz und ich degradiere dich von meinem Sekretär zu meinem privaten Sklaven!« Das auf diese Aussage noch etwas kam, hätte er nicht erwartet. Doch nur kurz darauf erschien ein breit grinsender Smiley und darunter die Worte. »Ich wünsche dir noch eine gute Nacht!«
 

Serenity wurde von einem Schrei und einem dumpfen Aufschlag in Joeys Zimmer gerufen. Sie stand in der Tür und blickte ihren Bruder an, der aus dem Bett gefallen war und die Decke zum Teil mitgerissen hatte. Er lag auf dem Rücken, ein Bein noch auf der Matratze und das Handy in der Luft haltend. Er hatte vor einer Stunde eine Nachricht bekommen, die er nicht glauben konnte. „Ist alles ok bei dir?“ Fragte seine Schwester und er schüttelte den Kopf. „Nur, wenn du mir bestätigst, dass ich mich nicht verlesen habe.“ Meinte er dann und hielt ihr das Handy entgegen. Verwirrt griff die 17 Jährige danach und begann zu lesen, was dort im Verlauf stand. Joey rappelte sich wieder auf und versuchte dabei seine Schwester im Blick zu behalten. Er wollte ihre Reaktion nicht verpassen. Sie zog jedoch die Augenbrauen zusammen und legte die Stirn in Falten. „Was bitte ging dir durch den Kopf, als du diesen Kerl auch noch provoziert hast?“ Fragte sie entgeistert und gab ihm das Handy zurück. „Ich an deiner Stelle wäre sehr, sehr vorsichtig.“ Mahnte sie ihren großen Bruder, der nun wieder auf den Bildschirm sah. „Ja, das sollte ich vielleicht, aber mal ehrlich, mit so einer Antwort habe ich nicht gerechnet.“

Selbst beim Frühstück strahlte er noch wie ein Honigkuchenpferd. Immer wieder musste er an diesem Morgen nachsehen, ob er wirklich nicht träumte. Doch, da stand es. Ohne Zweifel konnte er die Worte lesen. Es gab keinen doppelten Boden, keinen Trick, keine Zweideutigkeit. Da stand wirklich. »Halt die Klappe und schlaf gut!« Schlaf gut! Bei allen Göttern, wie kam der denn bitte dazu, ihm eine gute Nacht zu wünschen? Doch nun versuchte er dem Drang zu widerstehen und keine weiteren dummen Nachrichten zu verschicken. Immerhin wollte er sein Glück nicht provozieren und noch wusste er nicht, was der Brünette von dem nächtlichen Gespräch hielt. Vielleicht würde er sich am Montag noch einmal dafür rächen und dann war es gut, wenn er so wenig Dummes wie möglich anstellte.
 

Sie waren mit Mokuba und seiner Freundin um 11 Uhr in der Stadt verabredet und aufgeregt saß Serenity neben ihrem Bruder ihm Bus. Sie fuhr nicht so oft in die Stadt, was sollte sie dort schon? Ihr Geld reichte nur für das Notwendigste und die seltenen Besuche mit ihren Freundinnen in der Stadt gaben immer nur ein Eis her. Mit neugierigen Blicken musterte sie die Menschen, die mit ihnen ausstiegen und hinunter zur U-Bahn gingen. Alles war so ungewohnt und Joey konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er war jeden Tag in den letzten zwei Wochen hier unterwegs gewesen und so erschien es ihm schon wie eine eingefleischte Gewohnheit. Er dirigierte seine kleine Schwester sanft zur richtigen Stelle hinüber.

Alles an diesem Tag schien ihm perfekt und innerlich fragte sich der Blonde, wann und ob er heute überhaupt noch einmal mit Seto schreiben würde. Sie fuhren dieses Mal zwei Stationen weiter, sonst stieg er etwas früher aus. Nachdenklich und auch fasziniert von Serenitys Aufregung drehten sich seine Gedanken um das „gestrige“ Gespräch mit dem Brünetten. Musste er sich da nun Sorgen machen, dass er doch noch Ärger bekam? Aber Kaiba würde ihm doch keine gute Nacht wünschen, wenn er sich noch an ihm rächen wollte? Oder war das extra sein Plan, wollte der Kerl ihn in dem Glauben lassen, dass alles in Ordnung wäre und ihn dann heimlich in eine weitere Falle locken?
 

Er war so in seine Gedanken versunken, dass ihn erst seine kleine Schwester auf die beiden aufmerksam machte. Sie standen dort vor Mokubas Lieblingscafé und der Schwarzhaarige hatte winkend die Arme in die Luft gerissen. Da stand sie neben ihm, eine Mädchen, dessen Lächeln so zurückhaltend und Herzerwärmend war, dass er es kaum in Worte fassen konnte. Sie hatte ihre schwarzen Haare ordentlich zusammen genommen und hinten zu einer Art Dutt gedreht. Dennoch bauschten sie sich locker um ihre Gesicht herum und umrahmten es lieblich. Ihre Wangen leuchteten etwas Rot, die weichen Lippen trugen dieses wundervolle Lächeln. Sie hatte die Hände übereinander gelegt, die in weißen Handschuhen steckten. Sie trug einen dunkelblauen Mantel, der bis über die Knie reichte und darunter kam eine weiße Wollstumpfhose zum Vorschein. Sie verschwand in den Halbstiefeln mit eleganter Schnürung. Aiko wirkte einfach nur perfekt. Sie schien alle Vorstellungen und Anforderungen einer perfekten japanischen Frau zu vereinen und als sie sich gegenüberstanden verbeugte sich Joey tief vor ihr.

Mokuba musste schmunzeln, als er dieses ungewohnte Bild bemerkte. Er wurde von seinem guten Freund einfach in den Arm genommen und mit Freunden stellte er nun Aiko den anderen beiden vor. Das auch die junge Frau aufgeregt war, endlich einmal Freunde des jungen Kaibas kennenzulernen, versteckte sie wunderbar. Sie folgten gerne Mokubas Einladung und plauderten bei einer heißen Schokolade im Peaches, lernten sich näher kennen und stellten dann einen Plan für den Einkaufsbummel auf. Die Damen entschieden sich zu einem ausschweifenden Spaziergang durch die Abteilungen der Abendgarderobe und der Schuhregale, während Mokuba und Joey ganz in Ruhe nach passenden Hemden und Hosen suchen konnten.
 

Aiko und Serenity verstanden sich auf Anhieb sehr gut. Es erschien ihnen beinahe so, als wären sie schon immer gute Freundinnen gewesen und nur die Zeit hatte sie so lange voneinander getrennt. Mit ungenierter Freude machten sie sich auf den Weg in die Abteilungen der Damen, Joey musste noch verarbeiten, dass sie in einem Kaufhaus waren, das weit ab jeder seiner Preisvorstellungen lag. Mokuba musste ihn freundschaftlich dirigieren und führte ihn so zu den Herren.

Die zwei jungen Damen verstanden sich so gut, dass Aiko einen Entschluss fasste. Sie zog eine kleine Karte aus ihrem Portmonee und meinte mit einem verschwörerischen Lächeln. „Mein Vater wirft mir seit zwei Jahren vor, dass ich nicht einmal davon Gebrauch gemacht habe. Heute bringen wir zwei sie zum Glühen!“ Serenity war erstaunt. Sie wollte nicht, doch Aiko war gut darin, ihr all die schönen Vorzüge dazulegen und so probierten sie bald ein Kleid nach dem anderen an. Doch nicht nur die sonst so taffe Halbamerikanerin kam auf ihre Kosten. Aiko lernte ganz neue Seiten an einem gemeinsamen Einkauf mit einer guten Freundin kennen, als diese sie eiskalt in die Dessous Abteilung zog und sie hemmungslos die Spitzenbesetzten Büstenhalter heraussuchte, die Aikos verruchte Seite betonen, aber sie nicht zu lasterhaft wirken lassen würden. „Als ich noch bei meiner Mutter in Amerika gewohnt habe, haben wir ständig Ärger von den Verkäuferinnen bekommen, weil wir am liebsten zu fünft in der Kabine gewesen wären. Es war so herrlich! Aber wie kann man auch etwas ohne die Zustimmung seiner besten Freundinnen kaufen?“ Erklärte sie der verlegenen Gleichaltrigen und zupfte den Träger ihres Büstenhalters zu Recht. Dann drehte sie die hübsche Japanerin herum und deutete auf den Spiegel. „Wenn du damit Mokuba nicht um den Verstand bringst, steht er eindeutig auf Männer!“ Es war diese direkte Art, die keine Scheu und keine Halten kannte, die Aiko auf Anhieb gefallen hatte. Dass Serenity die Schwester von Joey war, konnten sie nicht verleugnen. Dennoch wusste die 17 Jährige intuitiv, wo höfliche Freundlichkeit angebracht war und wann sie sich in Zurückhaltung üben musste.
 

Mit duzenden Taschen beladen kamen die beiden zurück und Mokuba und Joey blickten nur verwundert auf das neue Gespann. „Mein Vater wollte immer, dass ich das Limit einmal ausschöpfe, weil mein Kleiderschrank viel zu grau aufgestellt ist. Jetzt ist er das nicht mehr.“ Sie zwinkerte und die braunhaarige Schülerin neben ihr kicherte. „Oh ja, da ist jetzt wirklich Farbe drin.“ Bestätigte sie und bei einem kurzen Austausch über die Einkäufe der männlichen Seite, die in zwei große Taschen passten, stellte Aiko klar, dass Joey auf jeden Fall noch einen passenden Koffer und eine vernünftige Tasche brauchte. Auch dieses wurde unter den wachsamen Augen der Damen ausgesucht und dann mit knurrendem Magen mit allen anderen Einkäufen in der schwarzen Limousine verstaut. Roland staunte nicht schlecht, so hatte er Mokuba noch nie erlebt.

Es war der blonde Wirrkopf, der ihnen einen sehr guten Ort zum Mittagessen vorschlug. Sie mussten zwar eine Weile laufen, aber das würde sich lohnen. Neugierig und auch etwas besorgt beobachteten alle drei, wie Joey sie von den bekannten, breiten Straßen in eine Viertel führte, welches seinen Niedergang auf jedes Fenster und jedes Gemäuer geschrieben hatte. Häuser waren übereinander gebaut, ineinander und wo die einen aufhörten und die anderen begannen, konnte man kaum sagen. Leben herrschte auf den kalten Straßen und überall wurden Waren angeboten. Es kam ihnen beinahe wie auf einem Markt vor, der sich über alle Straßen erstreckte. Sogar Hühner konnten sie hin und wieder hören oder sie kreuzten sogar ihren Weg. Erschrocken zuckte Mokuba zusammen, als eine alte Frau ihr Fenster aufriss und heißen Tee feilbot. Hinter einem Vorhang aus alten Leinentüchern kaum das Ende einer Gasse zum Vorschein, an dem ein kleiner, heruntergekommener Laden stand. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, die Tür schien leicht auszuhängen und die Farbe blätterte ab. „Wo hast du uns hingeführt, Joey?“ Fragte Mokuba zuerst, die beiden anderen trauten sich noch nicht, sie wichen den tiefen Pfützen in den aufgerissenen Straßen aus.
 

„Das hier, kleiner Kaiba, ist der beste Nudelladen in ganz Domino!“ Mit einem breiten Grinsen öffnete er die Tür und ein Murmeln und ein Tosen kam ihnen entgegen. Der kleine Laden war voll, die meisten hatten schon gegessen und wärmten sich noch auf, bevor sie wieder in die Kälte gehen würden. Die Tische waren abgewetzt, hohe, manchmal wacklige Hocker standen an ihnen und waren besetzt. Joey drängte sich durch die kleine Gasse, die zwischen den Tischen übrig war, das fahle Licht kam von alten Neonröhren und der Geruch starken Essens schlug ihnen entgegen. Das hier war ein Ort, den niemand der drei bisher kannte und auch nichts Vergleichbares!

„Hey, Moko, alter Ochse, bist du da?“ Brüllte der Blonde mit einem Mal und es wurde totenstill im Raum. In der Küche, die hinter einem alten, hohen Tresen von fettigen Leinentüchern abgetrennt war, ertönte ein dumpfes Donnern. Ein Mann, der anscheinend mongolisches Blut in den Adern fließen hatte, schob die Tücher beiseite. Allein seine Hand schien so groß wie Joesy Kopf zu sein und sein gelbliches Gesicht wirkte wütend verzerrt. Er trug einen schwarzen Schnurrbart, der am Ende leicht geringelt war. Die Augen waren mandelförmig und seine Nase breit. Der mächtige Mann musste sich leicht bücken, um unter der Trennung hindurchzukommen und die Muskelbepackten Arme spannten sich unter einem weißen T-Shirt. Er blinzelte den 19 Jährigen an und warf dann einen Blick über die drei befremdlich wirkenden Mitreisenden, die nicht in dieses Bild passen wollten. Aus seiner Schürzte zog er einen Lappen und wischte mit einem Grinsen über den alten Tresen, der anscheinend schon den einen oder anderen Schlag mit einem Messer oder einem Beil ertragen musste. „Der kleine Frosch ist wieder da! Na, hast du endlich das Hüpfen gelernt, Wheeler?“ Fragte er mit donnernder Stimme und lachte ausgiebig. „Aber klar doch! Deinen Plattfüßen bin ich ja schon immer ausgewichen!“ Joey beugte sich über den Tresen und der kräftige Mann tat es ihm gleich. Mit einer ausladenden Geste schlug er ihm auf die Schulter und hätte den deutlich Kleineren beinahe über den Tresen gezogen.
 

„Ihr wollt also die besten Nudeln in ganz Domino essen?“ Fragte der Mann und Serenity, Aiko und Mokuba sahen sich bleich und entgeistert an. „Ja?“ Fragte der kleine Schwarzhaarige vorsichtig und Moko lachte. „Dann nehmt mal an meinen besten Plätzen Platz und ich kümmere mich persönlich darum!“ Als er wieder verschwand und das Tuch hob, staunte der 17 Jährige. Die Küche war in keiner Weise mit dem Rest des engen Ladens zu vergleichen. Sie wirkte alt, traditionell, aber makellos und sauber. Alles in ihr glänzte, war gepflegt und ein junger Koch stand an einem Wok und schwenkte diesen mit einer gekonnten Bewegung aus dem Handgelenk. „Wo… woher kennst du diesen Laden?“ Fragte Serenity mit einem Mal, als sie auf den wackligen Hockern Platz genommen hatten. „Na ja, ich habe hier gearbeitet. Das war zu einer Zeit, in der ich noch gar nicht arbeiten durfte. Moko war der einzige, der mich bezahlen wollte und so habe ich die Bestellungen angenommen und die Teller wieder blank geputzt.“ Erzählte er verlegen und sah mit leuchtenden Augen über den Tresen, hinter dem er damals gestanden hatte. „Ich kam damals noch nicht einmal über die Theke hinweg, Moko hatte mit extra einen Hocker darunter gestellt.“

Es dauerte kaum 10 Minuten und vier dampfende Schüsseln mit Nudeln standen vor ihnen. Verwundert blickte Aiko die Kreation an, die Nudeln waren anscheinend in einer Art Soße aus Butter oder ähnlichem geschwenkt worden, dann aufgedreht und ordentlich in der Schale drapiert worden. Darüber gab es eine Zugabe von Gemüse und Meeresfrüchten. So hatte sie das noch nie gesehen. Joey hingegen war schon dabei sein Essen zu genießen und bevor die drei anderen begonnen hatten, war er schon halb fertig. Das Geschmackerlebnis, das sie nun erwartete, ließ sie alle erstaunen. Das Essen war herrlich, jedes Gewürz schien sich zum richtigen Zeitpunkt auf der Zunge auszubreiten und seinen vollen Geschmack zu entwickeln. Es war eine süßwürzige Richtung, die in jedem neuen Bissen in der Kombination mit dem unterschiedlichen Gemüse und den Meerestieren neue Überraschungen zeigte.
 

„DAS sind die besten Nudeln in ganz Domino!“ Sagte Mokuba bestimmt und hielt wie Joey seine Schüssel in die Richtung des breitschultrigen Mannes, der nur lachte. „Das sieht nach einem Nachschlag aus!“ Meinte er lachend und sammelte die Schüsseln wieder ein. Die kommenden waren mit Bratnudeln versehen, die einen feurigscharfen Ton unter dem samtweichen Honig entwickelten und mit kräftigem Fleisch versehen waren. Als sie schon das Gefühl hatten, dass kaum noch etwas passte, landeten vier kleine Schalen mit einem musigen Inhalt vor ihnen, der sie in den Himmel der süßen Verführungen brachte.

Der Preis dafür war lächerlich und nachdem Moko ihnen ein Glas Sake zur Verdauung gegeben hatte, wankten sie gestopft wieder aus dem kleinen Laden. Langsam und beschwerlich wirkte der Weg zurück in die Zivilisation und glücklich konnte ihnen die Kälte nichts mehr anhaben. „Meine Güte, wie kann ein so guter Koch nur in einem solche Laden arbeiten?“ Fragte Aiko und wusste, dass sie den Weg nicht wiederfinden würde. „Hier hast du also gearbeitet?“ Meinte Joeys Schwester neckend und der Blondschopf nickte. „Darum habe ich ja auch den Spitznamen Frosch bekommen. Ich bin immer vom Hocker herunter gesprungen, dass Moko lachen musste. Er meinte, ich sähe aus wie ein kleiner Frosch.“ Erzählte Joey und sah sich um. Sie hatten die engen Gassen hinter sich gelassen und kamen nun wieder auf die bereiten Einkaufsstraßen. „Oh, ein alters Antiquariad!“ Rief Aiko mit einem Mal aus und deutete auf die andere Straßenseite.
 


 

Das Frühstück war schon lange zu Ende und der erste, sportlich aktive Teil war von ihnen mit größter Leidenschaft ausgelebt worden. Meine Güte, manchmal forderten die beiden ihn aber auch weit über seine Grenzen zu gehen. Mit einem Schmunzeln blickte er auf die Bissspur auf seiner Brust, er stand in dem geräumigen Bad, wusste, dass die beiden noch mit ihren kleinen Machtspielen beschäftigt waren. Der Spiegel war nur sehr leicht beschlagen, es war eine kühle, kurze Dusche gewesen, die sich der Brünette gegönnt hatte. Er sah böse aus, aber seine Freude bestand in dem Wissen, dass es den beiden anderen nicht anders erging. Plötzlich hörte er sein Handy vibrieren und wunderte sich, dass es zwischen seinen Sachen lag. Neugierig zog er es aus den Stoffen heraus, das Handtuch noch in der Hand, mit dem er die leicht feuchten Haare trocknen wollte. Es war eine Nachricht von Joey. »Guten Morgen! Was hältst du von dem Buchvorschlag?« Im nächsten Moment traute er seinen Augen nicht. Ein Photo plopte auf dem Display auf und irritiert starrten die blauen Augen dieses an. Es war ein Kinderbuch, „Ojin der kleine Vampir“ stand dort auf dem Titel und eine kleine Figur mit braunen Haaren, weißer Haut und roten Augen war darauf zu sehen. Offenkundig sollte er das sein, zumindest sollte die Assoziation dazu entstehen. »Kommt auf den Inhalt an. Nur wenn es einen Wheeler zum Nachtisch gibt!« Er wusste nicht, wie er auf diese Aussage reagieren sollte und so hatte er seinem ersten Instinkt vertraut und ließ das Telephon auf die kleine Bank fallen, auf der seine frischen Kleider lagen. Er hatte das Handtuch grade wieder über seinen Kopf gelegt und mit dem Trocknen seiner Haare begonnen, als ein neues Vibrieren eine Nachricht verkündete. Es war ein Bild des Inhaltsverzeichnisses und noch immer stellte er sich die Frage, ob er das wirklich las.

Der blaue Hintergrund des Buches, auf dem in weiß die Kapitel und ihre Namen standen, wurde von weißen Zettel unterbrochen. Jedes Mal war der Name Ojin mit einem Fetzten Papier abgedeckt worden, auf dem in krakeliger Schrift Seto stand und die beiden letzten Kapitel waren mit einem großen Stück Papier abgedeckt worden. „Kapitel 5. Seto und ein Wheeler zum Nachtisch“ und dazu kam „Kapitel 6 Seto hat einen neuen Freund“.
 

Noch immer war er verwirrt, las er das oder lag er schlafend auf dem Bett, die beiden anderen links und rechts neben sich? War es realistisch, dass er so etwas träumen konnte? Nun, sicher realistischer, als es wirklich zu erleben! »Und soll ich es kaufen?« Mit einem leichten Zucken starrte er auf das Telefon und versuchte zu verstehen, was dort stand. Er befand sich in Dublin oder? Er befand sich im Bad seiner Verlobten Viktoria Morison oder? Er stand Splitterfaser nackt mit einem Handtuch über dem Kopf und dem Telephon in der Hand in dieser Welt… oder? Es war eine Art unerschöpflichen Unglaubens, den er in diesem Moment empfand und so zu keiner weiteren Reaktion fähig war. Was sollte er antworten? Konnte er seiner Wahrnehmung trauen? War es keine kalte Dusche gewesen und er war darunter mit einem Kreislaufzusammenbruch ohnmächtig geworden?

Schweigend legte er das Handy wieder auf die Bank, trocknete sich weiter ab und zog sich langsam an. Das konnte nur eine Sinnestäuschung sein und er würde gleich aufwachen oder nachher auf das Handy sehen und feststellen, dass nichts von dem wirklich geschehen war! Ganz sicher! Ganz sicher!
 

Schweigend saß er am Tisch, blickte auf den Inhalt der gesendeten Nachrichten und drehte sein Glas Scotch in der anderen Hand. Das stand da wirklich! Wie lange konnte man träumen? Wie lange konnte man sich in einem Traum befinden und woher wusste man, dass es nur ein Traum war? Da stand es, Schwarz auf Weiß. »Nein, du träumst nicht! Ach, wie gerne würde ich dieses dumme Gesicht jetzt sehen. Ich wünsche dir noch angenehme Träume XD Gruß J.« Fassungslos schob der diese Zeilen tiefer, starrte auf die Bilder, die darüber kamen. Hatte er das wirklich getan? Und wenn er es wirklich getan hatte, warum hatte er es getan? Und warum wünschte er ihm noch eine gute Nacht? Und was sollte er jetzt antworten? Oder ignorierte er es einfach? Konnte man kindliche Dummheit ignorieren oder wirkte es dann so, als wäre er dem nicht gewachsen? Musste er denn dem gewachsen sein? War es nicht eher ein Zeichen von „über den Dingen stehen“, wenn er es ignorierte? Oder unterstützte er damit nur solche Dummheit? Würde es Joseph dazu animieren noch mehr solchen Unfugs zu treiben? Also musste er ja darauf reagieren! Oder? Konnte er es damit noch schlimmer machen? Hatte er das nicht schon längst? Immerhin hatte er den Kerl vor der gesamten Welt gedemütigt! Selbst in der irischen Presse geisterte das Photo des Blonden mit bösen Worten darunter herum und doch passierte das hier! Was musste er machen, um diesem Hund seinen Platz zu zeigen?
 

Noch immer saß die Fassungslosigkeit so tief, dass er nicht wusste, wie er reagieren sollte. Mit einem Zug leerte er sein Glas Scotch und seufzte. Er saß alleine in einem der kleineren Speisesäle und hatte eine Kerze vor sich angezündet. Mürrisch griff er nach der Flasche und wusste, dass Joey schon längst im Bett liegen würde. Es war sicher mitten in der Nacht dort. Morgen würde er wieder zurückfliegen, Morgen musste er sich diesem Problem stellen. JA, Joey war ein Problem! Ein gewaltiges! In seinem jetzigen Zustand begriff er nicht, dass sie nicht zu Mittag gegessen hatten und das Abendessen auch irgendwie an ihren vorbei gezogen war und der Alkohol noch schneller wirkte. Da war kein Wheeler, der ihn zum Frühstück und zum Mittagessen zwang. Da war nur eine verdammt heiße Frau, die jeden Moment ihres Lebens Aufmerksamkeit wollte! Verdammt, aber sie war so… heiß? Ja, ihm war heiß, der Alkohol setzte ihm zu, das war sein viertes… oder fünftes Glas? Warum war er so verwirrt? Warum verstand er jeden, jeden verdammten Gegner… nur Joey nicht? Er konnte die Schritte seiner Konkurrenz bis auf’s Genauste nachvollziehen und vorhersagen, er konnte Menschen in der Luft zerreißen, bevor sie ihren Mund öffneten und er zerfleischte Richter und Anwälte, bevor sie wussten, was sie entgegnen sollten. Aber dieser kleine Trottel tat einfach, was er wollte! Er leerte das nächste Glas und als er es mit einem dumpfen Schlag aufsetzte, griff er wieder zu dem Telephon. »Ich denke, ich sollte dir doch dieses schöne, schwarze Lederhalsband schenken, an das ich neulich dachte. Dann kann ich dich im Keller bei den Akten anketten und lasse dich den Boden putzen, bis ich mich darin spiegeln kann!«
 

»Hört sich ja aufregend an. Ich wusste nicht, dass dich das so anmacht!«
 

»Dich vor mir auf den Knien im Staub und Dreck? Immer!«
 

»Da tun sich ja Abgründe auf!«
 

»Angst Wheeler?«
 

»Dass du mir zeigst, wovon du nachts heimlich träumst? Niemals!«
 

»Du scheinst ja nicht zu träumen, immerhin dürfte es bei euch wieder mitten in der Nacht sein!«
 

»Tja, ich hatte eben einen wirklich erschreckenden Traum. Du und ich, an einem Sonntag am Frühstückstisch… Ruhe, Frieden… du hast Bitte und Danke gesagt… und gegessen! Um 8 Uhr morgens! Ich dachte schon, du wärest ein Mensch und nicht dieser egoistische Eisklotz, den du sonst immer gibst! XD «
 

»So sehr vermisst du mich? Ich wusste ja gar nicht, dass du nachts von mir träumst! Ich dachte immer, dass dich das Alphabet und Mathe in deinen Albträumen heimsuchen!«
 

»Was weißt du schon von meinen Albträumen! Ich frage mich ja, wovor du Angst hast?«
 

»Tja, der letzte Traum, an den ich mich erinnere, war dein zitternder Körper in meinen Armen, während sich meine Reißzähne in deinen Hals gestoßen haben. Dein Blut war lecker.«
 

»Echt?«
 

»Ja.«
 

»…«
 

»Angst?«
 

»Ein bisschen…«

»Ich hätte dir doch nicht Dracula zu lesen geben sollen. Vielleicht geb ich das andere Buch auch wieder zurück.«
 

»Du hast es echt gekauft?«
 

»Ja?«
 

»Du bist verrückt!«
 

»Ich mag dich, natürlich bin ich verrückt!«
 

In dieser Nacht hatte Seto die gesamte Flasche geleert und trotz aller Bemühungen seiner Freunde, sich nicht wieder blicken lassen. Seto saß dort am Tisch, blickte auf das Telephon und rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Er musste viel getrunken haben! »Du magst mich?« Fragte er nach einer schieren Unendlichkeit und doch schien Joey auf diese Antwort gewartet zu haben. Es war eine halbe Stunde vergangen, Joey musste seit Stunden wach liegen und doch antwortete er direkt. »Manchmal. Wenn du dich nicht so großkotzig verhältst… dann mag ich dich.«

Müde und überfordert lehnte sich der Brünette zurück und versuchte zu verstehen, was er da las. Das die Räder des Schicksal mit einem leisen Krachen weiter arbeiteten, sie weiter auf das zutrieben, dass in weniger als 48 Stunden alles verändern würde, wussten sie nicht. Er spürte nicht den Hauch des Schicksals, der diesem Augenblick anlag und er begriff nicht, dass seine Antwort. „Ich mag dich auch.“ hieß. »Halt die Klappe und schlaf gut!« Schrieb er stattdessen und spürte dieses seltsame Gefühl, das er auf den Alkohol zurück führte. Jemand mochte ihn! Trotz allem, was zwischen ihnen geschehen war, schrieb Joseph Wheeler, dass er ihn manchmal mochte? Er sorgte sich um ihn? Er beließ die Kerze aus, griff nach seinem halbleeren Glas und wankte zur Tür. Da war er wieder, der Schatten, den er immer verdrängen wollte. Er hörte die Worte seinen „Ziehvaters“ der ihm deutlich machte, dass niemand ihn jemals mögen würde. Es ging nicht darum Freunde zu finden, eine Firma baute man nicht mit Freundschaft auf. Wie sehr er sich auch dagegen zu wehren versuchte, es ging nicht. Er spürte den Hass, der langsam in seiner Seele aufstieg und wie ein Monster verfolgte es ihn in seine Träume.
 

Erst in den frühen Morgenstunden konnte er Ruhe finden. Es war ein seltsamer Traum. Erschöpft und mit schmerzenden Gliedern hatte er sich auf den großen Berg retten können. Die weißen Schuppen glänzten, der Flügel jedoch war mit rotem Blut befleckt. Er würde sterben… er war ein Drache und ohne fliegen zu können, musste er sterben. Es dauerte Stunden, die er dort verbrachte, bis er sich müde niederlegte und resignierte. Er würde sterben, verhungern oder die Jäger fanden ihn doch noch. Dann war das Ende schneller.

„Was machst du da? Schläfst du?“ Es war eine helle, warme Stimme. Verwundert hatte er aufgesehen und da saß ein schwarzer Drache, die roten Augen voller Leben und Lebensfreude. Er hielt ein Bison zwischen den Klauen, anscheinend hatte er hier in Ruhe seine Beute fressen wollen. „Ich sterbe.“ Antwortete er trocken und wollte den Kopf gerade wieder auf den Boden niederlegen, als der Kleinere verständnislos fragte. „Warum?“ Er kam näher, ließ das tote Tier vor ihn fallen und betrachtete den Flügel. „Der heilt doch wieder.“ Meinte er gelassen und die eisblauen Augen musterten ihn. Seine schwarzen Schuppen glänzten matt. „Und was esse ich bis dahin?“ Der Kleinere deutete auf das tote Bison. „Das da? Ich kann ja noch eines fangen.“ Er schlug mit den Flügeln und einen Moment später war er in der Luft. „Und wenn es nicht reicht, fange ich eben noch eines.“

Er hatte noch keinen Hunger, er war nur unruhig, ob der Schwarze wieder kommen würde. Es dauerte nicht lange und er konnte die Flügelschläge hören. Erst jetzt wurde er sich seines knurrenden Magens bewusst. Als die Nacht hereinbrach, kamen die schwarzen Schuppen immer näher und bevor er etwas sagen konnte, hatte sich das Rotauge schon an ihn geschmiegt. Es war ein scheuerndes Geräusch, als die Schuppen übereinander rieben. „Ich wünsche dir noch eine gute Nacht!“ Woher kannte er die Stimme nur? Ruhig schief er ein. Er wusste, dass jetzt nichts mehr passieren konnte!
 


 

Ihre kalten Augen betrachteten die Zeilen, die dort getauscht worden waren. Anscheinend schrieb Seto schon das ganze Wochenende mit diesem Kerl, Joey Wheeler… wer auch immer das war. Aber ganz offensichtlich war dieser Kerl ihm wichtiger als sie, wichtiger als Paddy. Warte, war das nicht der Name von Setos neuem Hündchen? Mürrisch legte sie das Handy wieder auf den Nachtisch und warf noch einen Blick über den schlafenden Mann. Seto hatte sich nicht einmal ausgezogen, das leere Glas stand neben ihm und offensichtlich hatte er nicht nur dieses getrunken. Er verhielt sich anders als sonst, gänzlich anders. Sie schien schon mit ihm schlafen zu müssen, damit er ihr Aufmerksamkeit schenkte. Das war nicht nur eine einfache Schwärmerei. Offensichtlich gab es auch keine unglaubliche Feier Montag Abend. Auch dort hatte er nur mit diesem Wheeler geschrieben. Was hatte das zu bedeuten? Wütend verließ sie das Zimmer, sollte Seto seinen Rausch ausschlafen! 3 Monate und dann wäre das alles erledigt. Er würde Weihnachten hier bei ihr verbringen und dann nie wieder an diesen kleinen, dummen Mistkäfer denken! Dafür würde sie schon sorgen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  bulmamaus
2016-07-25T05:56:38+00:00 25.07.2016 07:56
Guten morgen.
Ich wollte mal nach fragen, ob du noch an der Geschichte weiter schreibst? Ich finde sie ist dir sehr gut gelungen und bin total neugierig wie es weiter geht:)
LG und einen schönen Start in die Woche!
Antwort von:  Traumfaengero_-
25.07.2016 11:40
Guten Morgen!

Das kann ich beinahe schon nicht mehr sagen. ^.~

Es freut mich, dass noch immer Interesse an meiner Geschichte besteht und ja, es geht noch weiter!

Zwei Dinge haben mich dazu gebracht, an dieser Geschichte weiterzuarbeiten, obwohl ich schon zwei Kapitel weiter geschrieben hatte. Ich hatte zu Beginn des Jahres eine Mexxlerin kennengelernt, die viele, sehr gute Geschichten zu dem Pairing Harry und Draco schrieb und mich ebenso wieder zum Schreiben in diese Richtung animierte. Dazu gehöre ich eindeutig zu den manipulierbaren Autoren, die sich von Kommentaren immer zu weiterschreiben animieren lassen!
Dies hat leider auch den Nachteil, dass ausbleibende Kommentare den Schreibfluss verringern und so die beiden fertigen Kapitel nie hochgeladen wurden.

Ich habe dir jetzt als Dank schon einmal das nächste Kapitel freigestellt, dann kannst du gleich weiter lesen, wenn es dir gefällt. Allerdings weiß ich noch nicht genau, wie ich mit den Kapiteln hier voran komme. Ich arbeite momentan an einem anderen Projekt, dass ich erst zu Ende bringen will. Aus der Kurzgeschichte mit vier Kapiteln ist eine mindestens 16 Kapitel schwere Geschichte geworden, die wahrscheinlich noch etwas wachsen wird.

Vielleicht kann ich morgen auf der Rückfahrt im Zug am übernächsten Kapitel arbeiten.

Herzlichen Dank für deinen kurzen, aber sehr motivierenden Kommentar!

Liebe Grüße
Deine Traumfänger


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