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Dunkle Nächte

Wenn das Schicksal zuschlägt...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Vorlesungszeit meines Semesters ist beinahe um und nun kommt es auch wieder zu regelmäßigen Uploads. Die Tage soll es noch ein schönes, neues Bild geben.

Ich muss euch leider sagen, dass Joeys Glück nicht all zu lange hält. Setos gute Seite ist leider doch deutlich kleiner, als seine böse und er lässt sich da doch etwas zu sehr von seinem besten Freund beeinflussen.

Dennoch viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Intrigante Pläne

Kapitel 21

Intrigante Pläne
 

Was bei allen verfluchten Göttern machte er hier eigentlich? Sein Blick fiel auf den kleinen, feinsäuberlich gefalteten Karton in seiner Hand und er seufzte. Mandel-Krokant-Schokoladentorte… er konnte noch immer nicht fassen, dass es so etwas gab. Noch weniger konnte er fassen, dass er Roland wirklich losgeschickt hatte, um ein letztes Stück dieser Torte zu besorgen und nun hier vor dieser Tür zu stehen. Das alles erschien ihm noch immer so abwegig und irritierend, dass er sich fragte, ob er vielleicht in seinem Büro eingeschlafen war.

Ein Gedanke blitze so unerwartet in seinem Geist auf, dass er zuerst blinzeln und staunen musste, bevor er sich in Gänze damit beschäftigen konnte. Neben der kleinen Erkenntnis, dass er Joey gerne leiden sah, war ihm eine weitere Tatsache bewusst geworden. Er liebte seinen kleinen Bruder und trotz all seiner Unfähigkeit, die er an den Tag legte, würde er noch immer Himmel und Hölle für ihn in Bewegung setzen. Es war allein ein Unverständnis, das ihn immer wieder überforderte. Viele Handlungen seines Bruders konnte er nicht mehr nachvollziehen, besonders seine impulsive, aufbrausende Art und Weise und so strafte er Mokuba vielleicht zu Unrecht viel zu oft mit seinen kalten Worten und gnadenloser Ignoranz.
 

Schlussendlich war es egal, wem er diese Chance zu verdanken hatte. Wenn er jetzt die Möglichkeit bekam seinem Bruder näher zu kommen, so würde er sie nutzen. Dennoch blieb ein seltsames Gefühl zurück, als er kräftig an die Tür klopfte. Den verwunderten Ton in Mokubas Stimme konnte er deutlich heraus hören, als dieser herein rief. Der 17 Jährige saß an seinem Schreibtisch, ein elegant silbernes Bluetooth Heatset im Ohr. Das weiße Handy lag neben dem aufgeschlagenen Schulbuch auf der Arbeitsfläche und Mokuba hielt einen Bleistift in der Hand. Das Zimmer war sehr ordentlich aufgeräumt, die Decke auf dem Bett hinten links an der Wand säuberlich gefaltet, die Regale abgestaubt und der Käfig stand auf einem kleinen Tisch vor dem großen Fenster. Die dunkelblauen Vorhänge waren zugezogen und das Licht der Deckenleuchte brannte hell. Allein der Boden um den Schreibtisch war mit aufgeschlagenen Büchern verziert, ein großer Ordner lehnte auf dem Schreibtisch an der Wand.

„Oh, das ist mein Bruder. Ich rufe dich nachher noch einmal an, danke für deine Hilfe.“ Beeilte er sich mit einem Mal das Telefonat zu beenden. Er griff nach dem weißen Gerät und kontrollierte, ob der Anruf wirklich zu Ende war und blickte zurück zu dem großgewachsenen Mann. „N’Abend! Was treibt dich zu mir?“ Fragte Mokuba lächelnd und doch auch irritiert. Er sah sich möglichst unauffällig in seinem Zimmer um, ob er nicht noch irgendwo etwas liegen hatte, was dort nicht hingehörte. Mit einem Lächeln erkannte er die Verwunderung im Gesicht seines Bruders, die mit einer guten Portion Zufriedenheit durchzogen war. „Ich habe vorletztes Wochenende aufgeräumt.“ Meinte er leicht verlegen, nicht ohne sich auch über die Reaktion Setos zu freuen.
 

„Es sieht auf jeden Fall deutlich besser aus.“ Begann er und trat bedächtig in den Raum hinein. „Mir wurde zugetragen, dass du tief in deinen Büchern vergraben bist und eventuell eine kleine Pause bräuchtest.“ Er stellte das kleine Päckchen auf den Schreibtisch und der Schwarzhaarige bekam große Augen. „Wenn da jetzt auch noch ein Stück meiner Lieblingstorte drin ist, dann brauche ich dringend eine Pause!“ Sagte er und als er kurz zu Seto aufsah, konnte dieser die überschäumende Freunde in den dunkelblauen Augen erkennen. Mokuba trug einen großen Pullover und eine weiche Jogginghose, beides in grau.

Vorsichtig öffnete er die kleine, gefaltete Schachtel und sein Grinsen wurde so breit, das es bis zu den Ohren zu reichen schien. „Ok, von wem weißt du, dass ich Mandel-Krokant- Schokoladentorte liebe?“ Fragte er und schob einen kleinen Stapel Bücher auf der linken Seite ein Stück nach vorne und griff nach der Gabel, die dort neben einem Messer auf einem leeren Teller lag. Ein vorsichtiges Lächeln legte sich auf die schmalen Lippen. „Ist es in Ordnung, wenn ich einfach nur sage, dass ich es aus sicherer Quelle erfahren habe?“ Die Augenbrauen wurden wissend in die Höhe geschoben, doch Mokuba gab sich damit zufrieden. Kurz überlegte er, fragte dann aber doch, ob sein Bruder noch einen Moment bleiben wollte.

Nur wenig später saßen sie auf dem Bett des 17 Jährigen und dieser verspeiste sein kleines Tortenstück. „Liege ich richtig damit, dass du eben mit deiner Freundin telefoniert hast?“ Fragte der Brünette vorsichtig und Mokuba wurde leicht verlegen. „Ja, da hast du Recht. Wir hatten noch einmal darüber gesprochen, was Morgen wahrscheinlich dran kommt.“ Erklärte er und sein großer Bruder fragte nach, um was es denn genau ging. Das Angebot, dass Mokuba ihm das Thema vorstellen konnte, um so noch einmal zu üben, nahm dieser gerne an. Noch während er den Rest seines Tortenstückes aß, begann er einen Überblick über die verschiedenen Autoren zu geben, mit denen sie sich im Japanisch Unterricht beschäftigten. Er stellte ihm grob die einzelnen Geschichten vor und die Epochen, in denen sie aufgetreten waren.
 

Sie saßen sicher noch eine gute Stunde da und als gegen 22 Uhr die Nachricht von Aiko kam, dass sie langsam ins Bett wollte, verabschiedetet sich der Brünette. „Seto, also…“ Die dunklen Augen sahen groß zu ihm auf. „Sollte deine sichere Quelle noch ein paar solcher „Tipps“ haben, kannst du sie gerne in die Tat umsetzen. Ich würde mich sehr darüber freuen!“ Gab er mit einem schüchternen Lächeln an. „Dann achte ich mal darauf, was meine sichere Quelle so alles verrät. Gute Nacht, Mokuba!“

Freudig sah er auf das weiße Handy und schrieb zuerst jemand anderem. ‚DANKE JOEY!!!!!! <3‘ verschickte er an den Blonden und ließ sich glücklich auf sein Bett zurückfallen, während er Aiko anrief. Momentan war er sehr dankbar darüber, dass Joey diese dumme Wette eingegangen war. Von wem sollte Seto denn sonst wissen, dass er Mandel-Krokant-Schokotorte liebte? „Du hast dich ja gar nicht mehr gemeldet.“ Es war beinahe eine Frage, so wie sie Aiko stellte und Mokuba begann wie ein Wasserfall zu erzählen.
 

Seto war in sein Zimmer gegangen und überlegte, ob er schon schlafen gehen sollte. Es war noch nicht so spät, aber er hatte alles wichtige erledigt und jetzt nichts mehr zu tun. Sicher würde sein Bruder jetzt mit seiner Freundin telefonieren und während er am großen Fenster neben seinem Bett stand, drehte er sein eigenes Telefon zwischen den Fingern. Mokuba wirkte so glücklich, so anders und das Lernen hatte ihm wirklich Spaß gemacht. Seine Gedanken schweiften zu Viktoria ab und er fragte sich, wann er sie das letzte Mal gesehen hatte. Vermisste er sie? Immerhin war sie seine Verlobte, sollte er nicht ein sehnsuchtsvolles Gefühl ihr gegenüber hegen? Mit einem Seufzen warf er das schwarze Telefon auf das ordentliche Bett und entschied sich noch einmal zu duschen. Eine kühle Dusche tat sicher gut und er würde seinen Kopf wieder frei bekommen.
 

Mit einem breiten Grinsen zeigte er Yugi die Sms, die eben eingetroffen war. Sein kleiner Freund hatte extra eine Stunde bei Serenity gewartet um mit dem Blonden zu sprechen. Yugi machte sich genauso Sorgen um Joey, wie es seine kleine Schwester tat. „Von wem ist sie?“ Fragte er und überlegte, ob er dieses Handy bei ihm schon einmal gesehen hatte. „Mokuba. Ich habe Kaiba vorhin geschrieben, dass Mokuba noch am Lernen ist und Mandel-Krokant-Schokoladentorte liebt. Offensichtlich hat er meinen Rat befolgt.“ Die beiden jungen Männer saßen am niedrigen Tisch im kleinen Wohnzimmer der Wheelers und Serenity kam gerade mit einer frisch aufgebrühten Kanne Tee zu ihnen. „Er hat wirklich deinen Rat befolgt?“ Fragte sie skeptisch und der Blonde schüttelte den Kopf. „Nein, als würde ich ihm einen Rat geben. Ich habe ihm einfach nur geschrieben, dass Mokuba noch lernt und diese Torte liebt. Ich bin ja nicht der intelligenteste, aber wenn ich einen Rat daraus mache, dann bin ich eher einen Kopf kürzer.“ Lachte er und schob den grünen Teebescher zu seiner Schwester hinüber. „Du meinst so wie am Montag?“ Fragte sein kleiner Freund und Joeys Lächeln wurde klein. Ja, so wie am Montag, als er so eindeutig eingeflößt bekam, dass er sich ja nicht in das Leben des 22 Jährigen einmischen sollte. Das nun folgende Gespräch war ihm mehr als unangenehm und er versuchte all seine Sorgen abzustreiten. Irgendwann war es seine Schwester, die nach dem schwarzen Handy fragte und Joey nutze die willkommende Ablenkung.
 

Die Nacht verging schnell, Joey schlief nach diesem Abend schwer, träumte in der kurzen Nacht einen seltsamen Traum. Er befand sich im Palast eines Pharaos, es war kalt, mitten in der Nacht und der freie, schwarze Himmel war mit vielen Sternen übersät. Er wanderte durch die menschenleeren Räume, die ewig langen Gänge und hatte doch immer das Gefühl beobachtet zu werden. Als er den großen Hof vor dem gewaltigen Eingang erreichte, schien dieses Gefühl einer grausamen Wirklichkeit entsprungen zu sein. Als er sich umdrehte, um nach dem über dem Palast stehenden Mond zu sehen, erkannte er den weißen Drachen mit seinen weit ausgebreiteten Flügeln. Die eisigen Augen waren von einem klaren, hellen Blau und das Wesen fokussierte ihn. Der schlanke Hals beugte sich langsam, der große, elegante Kopf kam ihm näher und über dem weißen Drachen schien der helle, runde Mond, der alles in ein schreckliches Grau tauchte.

Mit diesem Bild erwachte der Blondschopf und fiel vor Schreck aus dem Bett. Er lag einen Moment regungslos am Boden, bevor das Klingeln seines Weckers einsetze. Müde, verwirrt und überfordert stand er auf, duschte sich und schenkte seiner Schwester ein Lächeln, die ihn mit einem heißen Tee in der Küche erwartete.
 

An diesem Morgen fühlte er sich seltsam. Während er auf dem Weg zur Arbeit war, ließ ihn dieses Gefühl der Nacht nicht los. Noch immer erinnerte er sich an Bildfetzen, doch der Blick des Drachens war wie in seinen Verstand gebrannt. Er fühlte sich müde und abgespannt als er im Büro ankam und seinen täglichen Aufgaben nachging.

Dennoch saß er wie jeden Morgen um kurz vor 7 Uhr an seinem Platz, der Kaffee stand schon auf dem großen Schreibtisch und er war in Gedanken versunken. Joey hatte gestern anscheinend noch die E-Mail bekommen, die er erst heute gegen 16 Uhr erwartet hatte und überflog alles, während der Drucker hinter ihm arbeitete. Er fühlte sich innerlich immer noch so erschöpft, doch das wollte er sich nicht anmerken lassen. So zog der junge Mann die zweite Schublade von oben auf, nahm eine hellblaue Pappmappe heraus und legte sie auf den Schreibtisch. Er würde die ganzen Blätter dieses Mal nicht tackern, es waren dafür ein wenig zu viele. Nachdenklich stand er auf, holte den kleinen Stapel Papier und drehte sich gerade zu dem großen Arbeitsplatz um, als er den schlanken, jungen Mann erkannte. „Oh… guten Morgen!“ Entkam ihm verlegen und er lächelte ertappt. „Die Unterlagen von Herrn Mizuno sind endlich da.“ Meinte er und kam zu seinem Schreibtisch zurück, schob die Blätter in die hellblaue Mappe und reichte sie dem Brünetten.

Dieser schien sich einen Moment nicht zu rühren, die eisigen Augen lagen nur mit kühlem Blick auf dem jungen Mann und schien ihn zu durchbohren. „Guten Morgen.“ Kamm dann recht schlicht und Seto nahm die Mappe entgegen. „Erkundige dich bitte, ob das Treffen heute um 14 Uhr noch stattfindet.“ Kam dann von dem 22 Jährigen und mit einem Nicken nahm Joey den Auftrag entgegen. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich seinem Büro zu und verschwand hinter der großen Tür. Mit einem Seufzen ließ sich Joey auf seinen Stuhl sinken und griff nach dem schwarzen Handy, das dort lag. Mokuba hatte ihm seine Frage beantwortet, er würde in der dritten Stunde die Arbeit schreiben.
 

Es war zu einer Gewohnheit geworden den Becher in den Händen haltend in Ruhe die ersten Aufgaben des Tages zu erledigen. Seit er einige Änderungen durch Joeys Anwesenheit akzeptiert hatte, war er deutlich entspannter. Diese Tatsache war sogar Seto selbst aufgefallen. Langsam wanderte sein Blick von dem Bildschirm hinüber zu dem Photo, welches Joey gestern hier aufgestellt hatte. Heute schien der Blonde so müde, es war auch der erste Tag, an dem er das Pflaster nicht mehr auf der Wange trug. Nun konnte man gut erkennen, dass die Schnittwunde mit wenigen Stichen genäht worden war. Hatte er nicht gesagt, dass er Morgen noch einen Arzttermin hatte und darum später käme? Heute war eigentlich ein perfekter Tag um ihn wieder einmal zu ärgern. Er war in den letzten Tagen so freundlich zu dem Köter gewesen, da musste dieser doch einen kleinen Dämpfer bekommen. Entspannt lehnte er sich zurück und schloss kurz die Augen. Es würde ihm sicher etwas Gutes einfallen.

Patrik wartete schon begierig auf die nächsten Informationen und im unteren Teil seines Bildschirms blinkte ein Smiley auf, der Setos Aufmerksamkeit einfordern wollte. Mit einer langsamen Bewegung zog er die Tastatur an sich heran und begann mit dem Tippen. Seine schlanken Finger glitten schnell über die Tasten und sein Blick war auf die schwarzen Zeilen gerichtet. Der dunkelblaue Becher stand nun wieder auf dem Schreibtisch, während Patrik ihm einen interessanten Vorschlag machte. Er würde seinem Freund doch immer helfen, wenn es um Boshaftigkeiten ging.
 

So verstrich die Zeit ungesehen, Joey brachte um 10:30 Uhr das Frühstück herein. „Ich sollte doch noch einmal dem Termin bestätigen lassen. Er wird stattfinden und voraussichtlich werden alle pünktlich sein.“ Gab er noch an, bevor er wieder ging. Ruhig arbeitete der junge Mann vor sich hin, telefoniert wieder deutlich zurückhaltender und brachte Yuriko später einen heißen Tee vorbei. „Du siehst heute sehr müde aus.“ Stellte sie fest und ein schwaches Lächeln legte sich auf die vollen Lippen. „Ja, ich habe wirklich mies geschlafen. Ich hoffe, dass ich heute etwas früher wegkomme. Bis 19 Uhr wäre wirklich hart.“ Meinte er leicht resigniert und nahm einen Schluck seines eigenen Tees. „Tut die Wunde auf der Wange noch weh?“ Fragte sie mit diesem mütterlichen Ton und der Blonde schüttelte den Kopf. „Nein, so gut wie gar nicht mehr. Manchmal nach dem Duschen, aber sonst habe ich damit keine Probleme mehr. Ich bin ja Morgen bei Dr. Sakuai und hoffe, dass dann die Fäden gezogen werden.“ Kurz schien sie zu überlegen. „Du wolltest Morgen später kommen, nicht wahr?“ Nun nickte Joey und sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Die Wunde scheint gut zu verheilen.“ Stellte sie fest und er nickte nur schweigend. „Ach, ich wollte dich doch noch fragen, ob wir noch etwas für das Treffen heute vorbereiten müssen. Sonst sagt er ja immer Bescheid.“

Doch auch Yuriko konnte diese Frage nicht beantworten und so gingen beide mit ihrem Becher Tee in der Hand in die untere Etage und kontrollierten den großläufigen, dennoch schlicht gehaltenen Konferenzraum, der mit modernster Technik ausgerüstet war. Hier hatte sich schon jemand um all die kleinen Details gekümmert, Schilder aufgestellt, Zettel verteilt und Stifte ausgelegt. Der Wagen für Kaffee und andere Getränke war aufgerüstet und ausgestattet worden und stand bereit im kleinen Zimmer nebenan. Dort fehlte nur noch der Kaffee und die anderen essbaren Kleinigkeiten.
 

Zurück in ihrem Stockwerk war auch schon der junge Hilfskoch mit dem Mittagessen dort und begrüßte sie leicht nervös. „Ich muss euch etwas sagen!“ Begann er mit fahriger Stimme und seine Augen waren rund geweitet. Er stand in der kleinen Bistroküche und hielt seine Kochmütze mit beiden Händen fest. Er drehte und bog den Stoff, wirkte unruhig und doch auch euphorisch. Hinter dem schwarzhaarigen Japaner stand der Wagen mit dem Essen. „Was ist denn los?“ Fragten beide erstaunt und dann platze es aus ihm heraus. „Die anderen wollen, dass ich die Küche mitleiten soll!“

Das Erstaunen war eindeutig und kam schlagartig. „Wie jetzt?“ Fragte Joey überfordert nach und dabei breitete sich ein Grinsen auf seinen Wangen aus. „Na ja, wir wollen die Leitung jetzt auf zwei Köche aufteilen und ich soll als Hilfskoch die Planung und Organisation als dritte Position mitübernehmen. Das bedeutet, dass ich den beiden zuarbeite und alles vorbereite.“ Nun zog ihn Yuriko an sich und drückte den 24 Jährigen herzhaft an ihre Brust. „Das ist doch eine wunderbare Nachricht! Ich freue mich für dich!“ Auch Joey schlug ihm auf die Schulter und grinste dabei von einem bis zum anderen Ohr. „Ja… ja, ich mich auch. Nun muss nur noch Kaiba diese Idee absegnen und dann kann es praktisch schon ab Morgen los gehen. Er weiß noch nichts von der Idee. Wir wollen einfach keinen anderen Küchenchef vor die Nase gesetzt bekommen und alles unter uns regeln.“ Erklärte er aufgeregt und löste sich langsam wieder von der Sekretärin. „Wir sagen es ihm aber lieber später. Ich soll euch einmal fragen, wann denn die beste Zeit dafür wäre.“

Nun tauschten die zwei Sekretäre einen kurzen Blick und die ältere Dame zog die Stirn kraus. „Ich würde bis heute Nachmittag warten. Er hat noch einen wichtigen Termin um 14 Uhr, ein Meeting und wenn das schief geht, braucht ihr ihn heute nicht fragen.“ Nun nickte der Blonde. „Oh ja, da hast du Recht. Was hältst du davon, wenn ich dir einfach Bescheid gebe?“
 

Diese Idee fand großen Anklang bei Hayato und so entschieden sie sich, dass Joey ihm einfach eine Nachricht schreiben sollte. Der 19 Jährige zog das schwarze Handy aus seiner Tasche und beide blickten erstaunt auf den Bildschirm. „War da jemand freundlicher, als er zugeben will?“ Fragte der Hilfskoch und grinste dabei schief. „Oh ja, das war er. Ich brauche mir dieses dumme Photo nicht mehr ansehen!“ Die Freude war deutlich in seiner Stimme zu hören und so halfen ihm beide die neue Nummer einzuprogrammieren. Dann brachte der Blonde das Essen zu Seto hinein und bemerkte wieder dessen kühle Art. „Hast… haben sie sich schon Gedanken über die Situation in der Küche gemacht?“ Irgendwie wollte er ihn gerade lieber siezen und als ihn die kalten Augen anblickten, wusste er auch warum. Heute schienen sie so abwertend und herablassend zu sein. Was war in dieser Nacht geschehen, dass Kaiba ihn so behandelte? War das der Dank für den Tipp mit der Torte? Mokuba hatte sich bei ihm bedankt und heute Morgen kurz geschrieben, dass ihm die Torte sehr gut geschmeckt hatte und nachdem er nun die Arbeit hinter sich gebracht hatte, kam die kurze Nachricht, dass Seto ihm eine gute Hilfe beim Lernen gewesen war. Vielleicht aber war das hier auch die Strafe dafür, dass er sich wieder einmal in sein Leben eingemischt hatte. Immerhin war die Aussage im Fahrstuhl ja mehr als deutlich gewesen. Er sollte sich aus dem Leben des Brünetten heraus halten.

„Was für Gedanken soll ich mir bitte über die Situation in der Küche machen?“ Knurrte der 22 Jährige beinahe und Joey verschränkte verlegen seine Finger. „Nun, also…“ Doch so recht wusste er nicht, was er antworten sollte. „Hat dich dein Lover hergeschickt?“ Erstaunt schoss ihm das Blut in die Wangen und er musste kurz nach Luft schnappen. „Er ist nicht mein Lover! Das habe ich dir schon einmal gesagt! In der Küche fehlt nur ein Koch und da du einen gefeuert hast, musst du auch einen einstellen!“ Aus dem Erstaunen wurde Wut und diese zeigte sich allzu deutlich in der erhobenen Stimme und dem finsteren Blick.
 

Doch wieder schwieg der Brünette und blickte ihn nur aus seinen blauen Augen herablassend an. Es verstrich eine gefühlte Ewigkeit, bis Joey eine Antwort bekam. „Wenn ich es für angebracht halte, werde ich mich mit der Küche befassen. Sie werden doch sicher alleine kochen können oder?“ Die schlanke Augenbraue zog sich in die Höhe und kurz schweifte der Blick zu dem Reisgericht, dass auf dem Teller lag. „Oder ist das Essen hier versalzen?“ Zwischen Scham und Wut wechselten die Empfindungen des 19 Jährigen und er schüttelte den Kopf. „Nein, schon gut, ich habe nicht gefragt! Und ja, sie können auch so gut kochen! Guten Appetit.“ Gab Joey noch von sich, bevor er sich umdrehte und mit schnellen Schritten das Büro verließ.

Diese Art brachte ihn doch immer wieder auf die Palme! Erst ewig schweigen, einen vorwurfsvoll ansehen, als ob man etwas verbrochen hätte und dann kam so eine Antwort! Ob sie das Essen alleine nicht genügend salzen könnten. Das war doch lächerlich! Das sich jemand gerade über sein Verhalten lustig machte, wusste er nicht.

Seto saß mit einem zufriedenen Schmunzeln an seinem Schreibtisch und blickte zur geschlossenen Tür. Das klappte ja mal wieder besser als gedacht! Es war so einfach den jungen Mann wütend zu machen und es machte ihm immer wieder Spaß. Der Wechsel zwischen dem Siezen und dem Duzen war ihm natürlich aufgefallen. Beinahe schon süß! Ob Joeys heutige Reizbarkeit mit seinem scheußlichen Aussehen zu tun hatte? Dass der junge Mann müde und erschöpft war, konnte er nicht verbergen. Das war sicher der richtige Tag für die nette Idee, die Patrik heute Morgen vorgeschlagen hatte!
 

Zwanzig Minuten noch! Langsam erhob er sich und schob den Stuhl an den Schreibtisch heran. Die Idee gefiel ihm so gut! Patrik hatte wirklich die Fähigkeit gerissene Pläne auszuarbeiten. Er nahm die Mappe, die Joey ihm in der Früh gegeben hatte und machte sich gemütlich auf den Weg durch sein Büro, öffnete entspannt die Tür und sein Blick fiel auf den Blonden, der dort mit einem zerknirschten Ausdruck auf dem Gesicht seinen Bildschirm beobachtete. Auf dem zweiten Monitor war wie immer der Smiley zu sehen, der das Interface von Sally darstellte.

Mit einem Räuspern machte er sich bemerkbar und Joey drehte den Kopf langsam zu ihm hinüber. Er sah noch immer verärgert aus, doch es schien sich etwas anderes ergeben zu haben. Mit einer eleganten Bewegung ließ Seto die blaue Mappe in die Ablage fallen, die am äußeren Rand der Arbeitsplatte aufgestellt war. „Du kannst die Daten einsortieren.“ Gab er knapp von sich und musterte Joey eingehend. „Ach ja, Mr. Winston meldet sich gleich kurz nach zwei bei dir. Er gab mir nur kurz Bescheid, das er sich melden wollte. Bitte kläre mit ihm ab, was er möchte.“ Der blonde junge Mann nickte und wusste nicht, dass er damit direkt in die für ihn ausgelegte Falle tappen würde. Mit seinem schlanken Laptop unter dem Arm machte sich der Brünette auf den Weg und hielt nur kurz noch bei Yuriko an, der er ebenso eine Aufgabe zuteilte. Er wollte sie nicht hier haben, wenn der Anruf kam. Mit einem stummen Lächeln betrat er den Fahrstuhl und musste nur noch abwarten. Das war sein nächster Zug. Mal sehen, wie dem Köter das gefiel.
 

„Ich bin noch einmal unten bei Lin. Ich soll noch für einen Auftrag ein paar alte Unterlage heraus suchen.“ Meinte Yuriko und seufzt. Darauf hatte sie jetzt wirklich keine Lust. „Je eher du los gehst, desto schneller bist du wieder hier.“ Schlug er mit einem Lächeln vor und sie schüttelte den Kopf. „Früher, nicht schneller.“ Verbesserte sie ihn und er schmunzelte. „Nun geh schon.“ Verscheuchte Joey die Sekretärin, die ihm zur guten Freundin geworden war. „Ja, ja, ich bin schon weg.“ Rief sie noch lachend und schritt wie immer mit diesem eleganten Schwung durch den Raum. Er konnte kurze Zeit später des Geräusch der sich öffnenden Fahrstuhltüren hören. Mit einem Seufzen machte er sich an die Arbeit, die noch vor ihm lag. Es war auch irgendwie schön, dass er endlich seine Ruhe hatte.

Doch die würde er nicht lange haben. Das Telefon klingelte wie angegeben kurz nach zwei Uhr und eine tiefe Männerstimme meldete sich. „Hallo, Mr. Wheeler. I am William Winston and I want to talk to Mr. Kaiba.“ Begrüßte ihn der Herr auf der anderen Seite in einer Sprache, die Joey nicht sonderlich gut lag. „Oh, yes, Mr. Winston. Mr. Kaiba visit a meeting and call me too talk with you.“ Es wurde still und er konnte hören, wie der Mann ein Schlucken unterdrückte. „He ‘visit’ a meeting?” Frage er kurz und schien den Punkt dann doch übergehen zu wollen. „Ok, I will try it.“ Brummte er und nun stand Joey der Schweiß auf der Stirn. Er hatte zwar geübt, aber so jetzt auf gleich in ein Gespräch verwickelt zu werden, war doch etwas anderes. Sein momentan müder und erschöpfter Zustand machte es nicht einfacher. „I want to talk with Mr. Kaiba about the VianX project. It is more than 5 Years ago, but the idea to combine the wizard circle and the chronicles of fan is brilliant.”
 

Zwar sprach der Mann ruhig und deutlich, doch im Laufe des Gespräches nutze er immer öfter Worte, die Joey nicht kannte. Er versuchte so gut es ging mitzuschreiben, musste immer wieder nachfragen und die Stimme des Mannes wurde deutlich ungehaltener. Die einsetzenden Kopfschmerzen ließen die Übersetzung immer schwerer werden und dann schien es dem Mann auf der anderen Seite des Telephons zu viel zu werden. Mit einem herablassend wütendem Ton meinte er schließlich. „Stop it! Mr. Kaiba must be crasy, if he really wants you as his secretarial.“ Mit diesen Worten legte er auf und Joey hörte nur noch das leise Tuten aus dem Hörer, dass ihm nun wie das Donnern eines Gewitters erschien. Langsam legte er auf, schloss die Augen und ließ sich zurück sinken. Sein Kopf tat weh und er schien am Ende aller Kräfte zu sein. Klasse, das Telefonat hatte er wirklich versaut. „Geht es dir gut?“ Fragte Sally mit einem Mal leise und der Blonde öffnete eines der Augen. „Nein, ich habe Kopfschmerzen!“ Meinte er nur und versuchte nicht das besorgte Gesicht zu beachten, dass sie nun machte. Anscheinend war sie darin sehr gut!

Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass dieses Telefonat nicht einmal eine halbe Stunde gedauert hatte. Was würde er eigentlich Yuriko gleich sagen? Doch sie schien länger zu brauchen, so war es zuerst Seto, der wieder zurück kam.
 

Der Blick des Brünetten lag fragend auf Joey, der ihn zuerst gar nicht bemerkte. Noch immer dröhnte sein Kopf und innerlich fraß ihn die Sorge auf, wie er seinem Chef das Desaster erklären sollte. Er hatte die Hände in den Schoß gelegt, die Schultern tief herab gezogen und die Augen auf den Bildschirm gerichtet. Was dort stand, begriff er jedoch nicht. Es war wie immer ein Räuspern, das ihn aus seiner Trance holte und erschrocken zuckte sein Kopf in die Höhe. Die Honigbraunen Augen blickten ihn an und als er den 22 Jährigen erkannte, kam eine gewisse Panik zu allem Überfluss dazu.

„Deinem Gesicht nach zu urteilen, habe ich einen Fehler begangen.“ War der erste Kommentar Setos und nun zog der Angesprochene den Kopf leicht zwischen die Schultern. „Also… ich…“ Begann dieser nun, brach jedoch wieder ab. „Mr. Winston war nicht sehr von meinen Englischkenntnissen überzeugt. Er wollte mit dir über ein Projekt namens VianX sprechen, das ihr vor 5 Jahren geplant hattet.“ Langsam zog er den Zettel näher zu sich heran, auf dem er das Wichtigste notiert hatte. „So wie ich das verstanden habe, bietet der Mark aktuell eine deutlich bessere… ähm… na ja, es würde sich wohl jetzt besser verkaufen. Außerdem hat er gerad einige… Zeit, um sich damit noch einmal zu beschäftigen.“
 

Der Schatten des schlanken Mannes fiel auf den Schreibtisch und er griff nach dem Zettel, der mit vielen, sehr vielen durchgestrichenen Worten versehen war. Schweigend verengten sich die Augen und die Brauen zogen sich tiefer. Das auflaufende Gewitter war so sicher wie das Amen in der Kirche. „Sag mir bitte, dass dieses Gespräch nicht damit endete, das er aus Verzweiflung einfach aufgelegt hat.“ Als sich die eisblauen Augen von dem unleserlichen Stück Papier hoben, konnte er einen in sich zusammen gesunkenen jungen Mann erblicken. „Nicht… nicht ganz… er... er meinte, dass du verrückt sein müsstest und hat dann aufgelegt.“ Als keinerlei Reaktion darauf kam, musste er doch zu Seto auf sehen und blickte nun direkt in die blauen Augen, die ihn ungläubig anstarrten. Die rechte Hand, in der er noch immer die Notizen hielt, legte sich in die Hüfte des Mannes, die andere drückte er in einer Geste des puren Entsetzens vor seinen Mund.

Die Schuldgefühle, die Joey nun überfielen, schienen den Boden unter seinem Stuhl in Treibsand zu verwandeln, in dem er nach und nach versank. Normalerweise wäre das der Augenblick, in dem ihn Seto anschrie. Aber nein, er wirkte entsetzt und… fassungslos! Geräuschvoll atmete der 22 Jährige ein und schien sich ein wenig zu fangen. „Das hast du eben nicht wirklich gesagt oder? Du hast eben nicht wirklich gesagt, was ich gehört habe!“ Kam leise, fast nicht hörbar über seine Lippen. Der Ausdruck auf dem Gesicht des 19 Jährigen machte jede Antwort überflüssig. Schuld konnte er in den honigbraunen Augen lesen und eine Art Verzweiflung.
 

Er hatte es also wirklich nicht begriffen. Er musste ein lautes Lachen unterdrücken, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Bei allen verdorbenen Göttern, was für ein herrlicher Anblick. Joey schien wirklich davon ausgegangen zu sein, dass er ein ernsthaftes Gespräch führen würde. Mit einem breiten Grinsen zog er sein schwarzes Handy aus der Tasche und rief seinen besten Freund an. „Dein Plan hat wirklich gut funktioniert, Paddy.“ Meinte Seto, während er sich in seinen großen Stuhl fallen ließ. „Ach nein, Winston, Mr. Winston!“ Die Freude, die ihn in diesem Moment durchfuhr, tat so unendlich gut. Er hatte seine Bosheit ja schon in dem Verhandlungsgespräch eben ausführlich zur Schau tragen können und nun auch noch das. Was für ein angenehmer Tag! „Es ist mein Plan! Seit wann funktionieren meine Pläne nicht eben genau so, wie ich es sage?“ Lachte der junge Engländer auf der anderen Seite und griff zu seinem Glas. „Los, erzähl, ich will mir sein Gesicht in allen Einzelheiten vorstellen können!“ Forderte er seinen Freund auf und lehnte sich genüsslich zurück, um den Erzählungen Seto Kaibas zu lauschen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2015-07-16T13:00:25+00:00 16.07.2015 15:00
Was hat Joey eigendlich getan das Seto ihn so sehr ärgert und zur Weißglut treibt.
Joey will doch nur helfen und nichts sonst, egal ob es ein Wette ist oder nicht Seto ist wirklich mehr als Fies.
Ob Joey je erfahren wird, das dieses Gespräch ein Fake war um ihn vor zu führen wegen seine Englisch Differenz.
Was wenn sich der Spieß umkehrt und Seto auf seiner Geschäftsreise so Verars.. wird. Bin schon neugierig wie die läuft, und wie sich Joey dabei schlägt. Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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