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Blue Flames

Blaue Flammen
von

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Prolog

Prolog
 

"Wie das aussah! Das hättest du sehen müssen. Thatch hat Teach über das gesamte Schiff gejagt! Dabei war ich es gewesen, der den Braten stibitzt hat!" Das tiefe Lachen des Puma D. Ace dröhnte durch den gesamten Speisesaal, in dem die Bande des berühmten Edward Newgate, besser bekannt als Whitebeard, wieder einmal zusammen saß. "Der arme Kerl hat - ähm... hörst du mir überhaupt zu?" Der Schwarzhaarige, der bis eben fröhlich vor sich hin geprasselt hatte, sah dich nun blinzelnd an. Du hingegen blicktest nur schweigend über den Rand des Bierkrugs zu der Tür, aus der euer Vizekapitän eben verschwunden war. Erst als eine Hand sich vor dein Blickfeld schob, sahst du auf. "Tschuldige Ace. Was war?" Die Feuerfaust seufzte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Warum redest du nicht mit ihm?", stellte er dir direkt die Frage, woraufhin du ihn stutzig ansahst. "Mit wem?" "Marco."

Verdammt. Warst du denn wirklich so durchschaubar? Wenn Ace schon auffiel, dass da irgendetwas zwischen dem Phönix und dir vorging, dann musste es wirklich bereits die ganze Mannschaft wissen. Sicher, du hast in den letzten Wochen alles daran gelegt Marco aus dem Weg zu gehen, doch selbst die Moby Dick war nicht dermaßen groß, als dass man sich da nicht ständig über den Weg laufen würde.
 

Deine Augen schlossen sich. "Das ist nicht so einfach." "Wieso?", wollte Ace auch gleich wissen. Du verfluchtest die Einfachheit, mit der die Feuerfaust durch's Leben ging. Aber gerade diese war auch der Grund dafür, warum du ihn so mochtest und insgeheim auch bewunderst. Trotzdem war es eine dumme Frage. Einfach einmal mit Marco reden. Was sollte das schon bringen? Es würde nichts an der Tatsache ändern.
 

Der Phönix und du, ihr hattet euch von Anfang an prächtig verstanden. Er hatte sich damals um dich gekümmert, nachdem du auf das Schiff gekommen warst. Und je besser ihr euch kanntet, umso mehr Zeit verbrachtet ihr auch miteinander. Wie glücklich war er gewesen, als du dir das Tattoo hast machen lassen, dass dich als vollwertiges Mitglied der Mannschaft kennzeichnete. Und wie lang warst du ihm hinterhergerannt und hast ihn geschlagen, weil es so höllisch wehgetan hatte es machen zu lassen. Ja, du mochtest ihn. Mehr als dir lieb war und mehr als du dir eingestehen wolltest. Es lief gut, so wie es war und du hättest auch so weitergemacht, wenn Marco nicht einen Schritt zu weit gegangen wäre. Unweigerlich wanderten deine Finger zu deinem Mund. Noch immer konntest du seine Lippen schmecken.
 

"Da sind keine Essensreste", hörtest du Ace sagen, der dich damit aus deinen Gedanken riss und den ganzen Moment kaputt machte. Grinsend sah er dich an und du warfst ihm einen bösen Blick zu, was ihn auflachen ließ. "Wenn wir gerade schon beim Thema sind, ich hol mir noch was zu Essen." Die Feuerfaust stand auf, hob die Hand zum Abschied und war auch schon verschwunden. Besser für ihn, dachtest du grummelnd und wandst dich wieder deinem Bier zu. Dein Blick wurde von Whitebeard eingefangen, der auf seinem Platz saß. Eben hatte er noch zwei Pflegerinnen verscheucht, die schwerer zu bekämpfen waren als Ratten und nun hatte er auch schon die nächsten beiden am Hals. Die Szene entlockte dir ein Schmunzeln. Der alte Mann, den du nur zu gerne Vater nanntest, prostete dir zu und du erwidertest die Geste lächelnd. Mit dem letzten Schluck war nun auch für dich die Zeit gekommen, um in dein Bett zu gehen. Einige deiner Kameraden sagtest du noch im Vorbeigehen gute Nacht, dann nahmst du den Weg durch die Tür und folgtest dem beleuchteten Gang, der direkt zu deiner Kajüte führte. Es war ruhig geworden. Die meisten Crewmitglieder feierten noch im Speiseraum und die, die es nicht taten, lagen bereits in ihren Betten oder trieben sich noch ein wenig an Deck herum.
 

Hoffentlich würdest du wenigstens in dieser Nacht gut schlafen können. Doch dafür würde wahrscheinlich schon der Alkohol sorgen. Ganz zu vergessen von dem Schlafmangel, der dir schon seit geraumer Zeit zu schaffen machte. Die Schuld dafür gabst du dem Blondschopf, der mit seiner blanken Anwesenheit bereits alles in dir durcheinanderbringen konnte. Selbst jetzt hingen deine Gedanken ihm nach. Du atmetest einmal tief durch, ehe du den Griff deiner Tür nach unten drücktest. Innen war es stockdunkel, weswegen du einen Spalt auflassen musstest, um überhaupt etwas im Raum ausmachen zu können. Es dauerte eine Weile, doch nachdem deine Augen sich an die Dunkelheit einigermaßen gewöhnt hatten, nahmst du eine Streichholzschachtel in die Hand, um eine Kerze anzuzünden. Das Licht erhellte schwach den Raum. Es genügte. Dein Blick glitt wieder zur Tür und du gingst, um sie komplett zu schließen. Du standest keine Sekunde davor, als wie aus dem Nichts eine Hand von hinten kam und die Tür ins Schloss drückte. Dermaßen erschrocken, dass dein gesamter Körper sich versteift hatte, sahst du seitlich auf die Hand, die flach gegen die Tür lehnte. Der dazugehörige Arm streifte deine Ohrmuschel. Dir stockte der Atem. Nachdem du herumgewirbelt warst, um mit deinem Besucher von Angesicht zu Angesicht zu stehen, schoss die zweite Hand nach vorne und an deinem Kopf vorbei.
 

Die eine auf der einen Seite, die andere auf der anderen, warst du zwischen den zwei Händen gefangen. Und nun hattest du noch die Tür im Rücken. Besser konnte es gar nicht laufen. Unfähig auch nur ein Wort zu sagen, starrtest du in die blauen Augen des ersten Kommandanten: "Wir müssen reden."

Tausend Gedanken schossen dir durch den Kopf, doch nicht einer verließ deinen Mund, den du leicht geöffnet hattest. Sein unnachgiebiger Blick sagte dir, dass du da nicht drum herumkommen würdest und die Tatsache, in seinem Griff mehr oder weniger gefangen zu sein, machte dich nervös und, was du so nie zugeben würdest, sogar ein wenig ängstlich.

Du hobst deine Hände, um einen Versuch zu starten ihn von dir fort zu drängen. Marco aber schien wenig beeindruckt, im Gegenteil. Seine Hände schlossen sich um deine Oberarme, hielten dich grob fest: "Sieh mich an!", herrschte er dich an. Sein Atem roch nach dem schweren Sake, mit dem er sich wahrscheinlich den Mut für diese Aktion angetrunken hatte.
 

"Lass mich los!", kam es leise, aber bestimmt von dir. Auch wenn dein Herz noch immer wild gegen deine Brust schlug, gab deine Stimme die aufkommende Wut preis, die im Gefühlschaos, welches in dir tobte, langsam Oberhand gewann. Keiner durfte so mit dir umgehen und du hast schon zu lange in dieser Männerwelt gelebt, als dass du dich so dominieren lassen würdest. Sein Blick schien dich zu durchbohren und es erweckte den Anschein, als konnte er tief in deine Seele blicken. Kläglich wandest du dich in dem eisernen Griff des Phönix. Du warst kurz davor gewesen alle Freundschaft zu vergessen und ihm einfach einen Tritt dahin zu verpassen, wo es richtig wehtat, da hatte der Feuervogel bereits seinen Kopf gesenkt und seine Lippen auf die deinen gelegt. Deine Augen wurden groß. Es war einer dieser Momente, in der die Zeit langsamer zu vergehen schien. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in deinem Innern aus. Wahrscheinlich hättest du dich ihm hingebungsvoll an den Hals geworfen, wenn es nicht im nächsten Moment an der Tür geklopft hätte. Ihr zucktet zusammen. Wer konnte das sein? Keiner kam auf die Idee, um diese Uhrzeit noch bei dir vorbeizuschauen.
 

"Kann ich reinkommen?", drang eine dir bekannte Stimme von draußen zu euch. Es war Joe, einer der jungen Männer der ersten Division. Ihr verstandet euch zwar gut, nur seine Annährungsversuche nervten dich. Doch du wusstest auch, er würde nichts konkretes versuchen, solange Marco in der Nähe war. Denn auch, wenn du es nicht gerne zugabst; so ziemlich jeder auf dem Schiff wusste, dass Marco einen Narren an dir gefressen hatte und dem Vize stellte man sich nicht in den Weg. Anscheinend witterte Joe jetzt aber seine Chance, nun, wo du Marco schon seit Wochen aus dem Weg gegangen warst und ihr euch allen Anschein nach zerstritten hatten. Wenn die wüssten…

"In den Schrank!" - "Eh?" Marco sah dich ungläubig an. "Es darf uns keiner so sehen!", erklärtest du ihm schnell. Jeder würden sich seinen Teil denken können, würde sich rumsprechen, dass der Vize noch um diese Uhrzeit bei dir in der Kajüte war. Als der Blonde immer noch nicht reagierte, nahmst du das Geschehen selbst in die Hand und schobst ihn in Richtung Schrank. Er murrte, doch tat schließlich wie ihm gesagt.
 

Kurz darauf ging auch schon die Tür auf und Joe trat lächelnd hinein. "Du bist noch wach?" "Scheint wohl so", entgegnetest du ihm mit dem Versuch ein neutrales Gesicht zu wahren. "Was machst du hier?", wolltest du wissen. Der junge Mann rieb sich bei deiner Frage schüchtern den Hinterkopf. "Nunja. Wie du weißt erreichen wir morgen die Insel und ich wollte fragen", er stockte und wurde rot um die Nasenspitze. Deine Augenbraue hob sich. "Ich wollte wissen, ob du am Abend etwas mit mir essen gehen möchtest?", erwartungsvoll blickte er dir in die Augen. Du blinzeltest.

"Und du kommst mitten in der Nacht zu mir, um mich das zu Fragen?", doch noch bevor du diesen Satz zu Ende gesprochen hattest, bereutest du es schon. Die Antwort lag klar auf der Hand: "Naja. Tagsüber sind wir an Deck und ich wollte nicht, dass Marco es mitbekommt", gestand der junge Mann dir schüchtern und bestätigte damit deine Vermutung. Wenn Joe gewusst hätte, dass sein Kommandant im Schrank stand und alles lautstark mitbekam, hätte er sich den letzten Satz wohl doch eher verkniffen: "Deswegen schlage ich auch vor, wir treffen uns direkt in der Stadt. Was Marco nicht weiß, macht ihn nicht heiß", lachte Joe und zwinkerte dir zu. Du wurdest kreidebleich. Und auch Joe verstummte plötzlich. Verwirrt lugte er an dir vorbei. "Hast du das gerade gesehn?", fragte er dich. "Was?" "Da war kurz so ein blaues Leuchten. Das kam aus deinem Schrank und sah aus wie eine Flamme." Dein Herz setzte aus. Oh Gott, wenn das nicht schief ging. Joe wollte gerade einen Schritt zum Schrank zumachen, da packtest du ihn am Arm und zogst ihn mit. "Also dann, Joe. Es ist schon spät und ich bin müde", überschlugen sich deine Worte, während du versuchtest ihn aus deiner Kajüte zu drängen. Doch Joe dachte gar nicht daran zu gehen. Jedenfalls nicht, ohne eine Antwort auf seine Frage bekommen zu haben, weswegen er sich auch wiederholte: "Was ist nun mit morgen?" "Ich kann morgen nicht, hab viel zu tun. Nacht." Ehe er noch irgendwelche Fragen stellen konnte, hattest du den armen Kerl auch schon aus der Tür gestoßen. Wer wusste schon wie lange sich Marco noch beherrschen konnte und die Kleider in deinem Schrank wolltest du doch gerne behalten. Feuer blieb Feuer. Ob es nun das der Feuerfaust war oder das des Phönix.
 

Kaum waren Joes Schritte verstummt, hörtest du von hinten die Schranktür aufgehen. Du schnelltest herum. Marcos Augen leuchteten gefährlich, während hier und da noch eine blaue Flamme über seinen Körper huschte. Der Anblick war atemberaubend und doch ließ seine Mimik nichts Gutes erahnen. "Hast du dich deswegen von mir ferngehalten, eh?"

Du sogst scharf die Luft ein, wolltest etwas sagen, doch wusstest nicht genau was. Das machte das Ganze nur noch schlimmer. Marco glaubte ins Schwarze getroffen zu haben. Gerade als er an dir vorbei und durch die Tür hinausgehen wollte, tat sich ein Ruck durch deinen Körper. Deine Hand schnellte nach vorne, um den Arm von Marco zu ergreifen und ihn so zum Stehenbleiben zu bewegen. "Du solltest es besser wissen. Es gibt keinen anderen. Nur dich." Die letzten Worte drangen kaum hörbar von dir und doch hatte Marco sie klar und deutlich verstanden. Sein Blick traf den deinen und du warst schon im Begriff dich abzuwenden, als er dein Kinn mit seinen Fingern umschloss und dich so zwang ihn weiter anzusehen. Das Blau in seinen Augen nahm dich gefangen und du glaubtest dich darin zu verlieren, während dein Puls in die Höhe stieg.
 

Was machte dieser Mann nur mit dir?
 

Noch nie zuvor hattest du so etwas gefühlt. Etwas, was so tief ging und was deinen Verstand dermaßen übermannte, dass du nicht länger in der Lage warst einen klaren Gedanken zu fassen. Was auch der dafür Grund war, warum du dich in der letzten Zeit von ihm ferngehalten hattest. Dein Herz hatte es nicht länger ertragen. So zu tun, als wäre das zwischen euch nur reine Freundschaft und nicht mehr, wusstet ihr beide doch, dass es anders um euch stand. Und mit dem Kuss, den Marco dir zum ersten Mal vor Wochen gestohlen hatte, war er den Schritt gegangen, den du zu gehen nie gewagt hättest.
 

Aber ihr wart nun einmal Piraten. Auf hoher See gab es keine Liebe. Zumindest hatte sie hier nichts verloren. Natürlich war väterliche oder brüderliche Liebe für die Whitebeardpiraten etwas anderes. Doch das spielte keine Rolle. Während du dich fragtest, was die Zukunft wohl für euch bereithielt, stieg die Panik in dir hoch. Was würde geschehen, wenn ihr euch einander hingeben würdet? Und vor allem: Was würde Whitebeard selbst dazu sagen?
 

Nein; soweit durftet ihr einfach nicht gehen!
 

"Wir dürfen das nicht Marco." Oh Gott, wie schwer war es dir gefallen diese Worte auszusprechen. Und wie weh tat es dir ihm in die Augen zu sehen, in denen sich diese Hoffnungslosigkeit spiegelte, die ihr beide empfandet. Marco schluckte, als würde er versuchen dieses beklemmende Gefühl so loszuwerden. Sein Blick huschte über den Boden, während er nach einer Lösung suchte, die es nicht gab.

"Das ist mir egal", hörtest du ihn auf einmal sagen. Erstaunt darüber, wie schnell er seine Fassung wiedererlangt hatte, fandest du keine Worte darauf. Seine Hand berührte deine Wange, strich sanft über die weiche Haut. Der liebevolle Blick, mit dem er sich ansah, ließ deine Knie weich werden.
 

"Lass es uns für diese Nacht einfach vergessen, eh?"
 

Deine Bedenken wurden hinweggeschwemmt. Und zwar in dem Moment, als der Phönix erneut deine Lippen gefangen nahm.
 

Dieser Kuss besaß eine Sanftheit, die seiner gerecht wurde. Die Gefühle, die du für diesen Mann empfindest, überwog alles andere. Dein Widerstand war endgültig gebrochen, als du seine Zunge fühltest, die über deine Unterlippe glitt und nach Einlass bat, den du gewährtest. Deine Arme legten sich um seinen Hals und im Entferntesten nahmst du noch wahr, wie du nach hinten geschoben wurdest, deine Waden im nächsten Augenblick gegen die Bettkante gedrückt wurden. Kurz nachdem er dich auf das Bett gelegt hatte, nahm dein Verstand nur noch das berauschende Glücksgefühl war, welches er dir schenkte.
 

Und er hielt sein Wort. In dieser Nacht hattest du alles andere vergessen.

Der Tag, an dem du dein Tattoo bekommen hattest

Hallo zusammen!

Nach dem Prolog folgt nun auch schon direkt das erste Kapitel. Update erfolgt jeden Donnerstag. Viel Spaß beim Lesen und lasst mir gerne einen Kommentar da!
 

Ich freu mich :)
 

Liebe Grüße
 

Nighthunter
 

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Blaue Flammen
 

Der Tag, an dem du dein Tattoo bekommen hattest
 


 

Schlaftrunken nahmst du erst im nächsten Moment wahr, wie die Matratze etwas mehr einsackte und von einem zusätzlichen Gewicht nach unten gedrückt wurde. Eine Hand strich dir ein paar Haare aus dem Gesicht und du hättest gelächelt, wolltest Marco aber in dem Glauben lassen, dass du noch schliefst. Dir stand nicht der Sinn nach einem Abschiedsszenarium und du wolltest auch keines provozieren, schließlich würdest du ihn spätestens am Frühstückstisch wiedersehen.

Marco, der ähnlich dachte, stand schweren Herzen von dem Bett auf. Er musste sich beeilen, wenn er von euren Kameraden nicht gesehen werden wollte, wie er aus deiner Kajüte verschwand. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die ersten Sonnenstrahlen am Horizont auftaten.
 

Erst als du die Tür ins Schloss fallen hörtest, kam Leben in deinen Körper. Die Seite, auf die der Phönix gelegen hatte, war noch warm und selbst sein Geruch schwebte leicht in der Luft. Lächelnd zogst du die Decke von deinem Körper.

Dein Weg führte am Spiegel vorbei. Du bliebst davorstehen. Deine Aufmerksamkeit richtete sich auf deine Halsbeuge, wo sich ein Zahnabdruck auf deiner gebräunten Haut abzeichnete. Da hatte es der gute Marco im Eifer des Gefechts wohl ein wenig übertrieben. Aufgefallen war es dir in dem Moment aber nicht, dafür hatte der Phönix mit einem Treiben schon gesorgt. Noch auffälliger als die gerötete Stelle an deinem Hals, war das Tattoo auf deiner Schulter. Das unverwechselbare Zeichen der Whitebeard-Bande. Ein Grinsen kroch deine Lippen empor, wenn du daran dachtest, wie du es bekommen hattest...
 

"…Mihawk Dulacre besiegte die gesamte Crew. Es wurden nur noch Überreste des Schiffes gefunden", hattest du deine kleine Vorlesung beendet. Während deine Hand nach der Kaffeetasse griff, zogst du nachdenklich die Stirn kraus: "Na ob da unser Vista mithalten kann?" Thatch, der dir gegenübersaß, winkte grinsend ab: "Locker! Gar kein Problem für unser 'Blumenschwert'." "Jetzt mal ernsthaft: Wer hat sich diesen bescheuerten Beinamen eigentlich einfallen lassen?" Der Dunkelblonde mit der Schmalzlocke lachte bei deinem Kommentar herzhaft auf. Marco, der links von dir saß und sein Brötchen hingebungsvoll mit Butter bestrich, sah dich von der Seite an und schnalzte mit der Zunge. "Sag sowas lieber nicht in seiner Gegenwart. Ich weiß auch nicht was du hast, der Name passt und du solltest nicht so reden, du gehörst nicht mal zur Crew."
 

Thatch tauschte mit dir einen vielsagenden Blick aus und selbst Teach's Aufmerksamkeit galt nun euch. Bis eben war diese einzig und allein seinem Frühstück gewidmet gewesen und das sollte was heißen: "Was ist dir denn über die Leber gelaufen?", wollte der dicke Mann wissen, kratzte sich dabei am schwarzen Bart und versuchte so die Krümel, die sich darin verankert hatten, loszuwerden.
 

Marco sagte nichts weiter. Und das brauchte er auch nicht. Denn du konntest dir schon denken was los war. Heute würden die neuen Crewmitglieder ihr Tattoo bekommen und obwohl dir der Phönix schon seit Wochen damit in den Ohren lag, hattest du dich strikt geweigert dir ebenfalls eines stechen zu lassen. Ein Vertrauensbeweis, der bislang ausblieb und den man als Abweisung auffassen konnte.

Du sahst das anders, zwar warst du schon seit Monaten auf der Moby Dick, doch mit dem Gedanken, dir das Zeichen des alten Mannes auf den Rücken tätowieren zu lassen, konntest du dich beim besten Willen nicht anfreunden. Nein, es lag nicht daran, dass du kein Mitglied dieser Mannschaft werden wolltest oder du Whitebeard nicht als deinen Vater anerkanntest - den nanntest du eine Woche nach deiner Ankunft bereits Pops - Nein, der Grund war so simpel wie peinlich: Du hattest eine unglaubliche Angst vor Nadeln.

Aber sag das mal einem Haufen Kerle, die nichts besseres zu tun hatten, als sich aus Langeweile gegenseitig die Köpfe einzuschlagen!
 

"Ich hab es dir doch schon erklärt Marco. Ich bin einfach noch nicht bereit dazu", versuchtest du ihn zu besänftigen, zeigtest mit deiner Mimik aber gleichzeitig, dass das Thema damit für dich erledigt war. Du schobst deinen Teller davon. Dir war der Appetit vergangen. "Noch nicht bereit, eh?", wiederholte der Vize deine Worte spöttisch, hob den Blick von deinem Teller und rümpfte dabei abwertend die Nase.

Oh, das würde böse enden, wenn das so weiterging. Was sich wohl auch Thatch und Teach dachten. In Rekordgeschwindigkeit hatten beide eine Ausrede parat, warum sie auf so plötzlich verschwinden mussten. Du schnapptest nur ein: "Beim Ausräumen der leeren Flaschen helfen", und ein: "Die Neulinge zusammentrommeln", auf und schon warst du mit Marco allein am Tisch. Die wenigen Männer, die noch an den anderen Tischen saßen und die Szene aufmerksam beäugt hatten, würden es ihnen in Kürze gleichtun. Denn kaum waren die zwei Freunde aus der Tür, entflammte zwischen Marco und dir eine heftige Diskussion, die sich in Windeseile in ein Feuer verwandelte, auf das Marco stolz gewesen wäre, würde es sich dabei um seine Teufelskraft handeln.
 

"Ich habe Angst vor Nadeln, ok?!", platzte es irgendwann aus dir heraus. Warum konnte es dieser Mann nicht einfach auf sich beruhen lassen! Mit geröteten Wangen, die einerseits von der Wut hertrüge und andererseits von der Scham, die du empfandest, zogst du deinen Stuhl zurück. "Bist du jetzt zufrieden, du Obermacker-das-einzige-was-ich-fürchte-sind-an-den-Beinen-beharrte-Frauen!", ein Spruch, den Marco einmal abgelassen hatte, als die Kommandanten mit dir zusammen an Deck gefeiert hattet. Zu seinem Schutz, sie hatten eine Menge Alkohol an dem Abend getrunken gehabt.

Der Blondschopf sah dich einige Sekunden sprachlos an, zog dabei beide Augenbrauen nach oben: "Was?"

"Du hast schon richtig gehört", den Rest deines Kaffees in dich hineinschüttend, standest du auf und machtest auf dem Absatz kehrt, um nach draußen zu verschwinden. Weit kamst du nicht, da war Marco auch schon aufsprang, um dich am Handgelenk zurück zu halten. "Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich hätte es doch verstanden." "Hättest du?" maultest du, während du zu ihm heruntersahst. Seine Brust bäumte sich auf. "Klar hätte ich. Brauchst doch nur was zu sagen, eh", seufzte der Vize, der das ganze Theater nun endlich verstand.

Als wäre das so schlimm gewesen, hättest du es ihnen einfach gebeichtet. Sie hätten dich schon nicht ausgelacht. Ja ok, hätten sie. Aber man, sie waren auch nur Männer und dich zu verletzen wäre nie ihre Absicht.
 

Kurz herrschte Stille, die aber schon in dem Moment zu Ende war, als es an Deck einen lauten Schlag tat. Eure Köpfe drehten sich in Richtung Tür. Hörte sich nach zerbrochenen Flaschen an.

Oh man, Teach...
 

"Wir reden besser ein anderes Mal darüber. Die zerlegen mir sonst noch das ganze Schiff." "Besser ist das", stimmtest du ihm zu und warst heilfroh darüber dieses Thema damit endlich beendet zu haben. Mit Marco zusammen gingst du an Deck, wo gerade das reinste Chaos herrschte. Thatch versuchte sein Bestes, um den Fehler von Teach wieder auszumerzen, machte es letztendlich aber nur noch schlimmer. Ganz zur Freunde des Schwarzbärtigen, der sich glucksend den runden Bauch hielt. Es sah aber auch lustig aus, wie der Kobold die Männer planlos hin und her jagte, wild mit den Armen fuchtelte und dadurch eine neue Kollision hervor beschwor. Erst als Blackkbeard euch beide auf sich zukommen sah, fing er sich wieder. "Ich hab nichts gemacht!", verteidigte er sich sofort und hob abwehrend die Hände vor seine beharrte Brust.

Dabei hatte Marco noch nicht mal etwas gesagt.

"Nichts gemacht, eh?", begann dieser jetzt zu fauchen, woraufhin sich die von Unschuld geprägten Augen Blackbeard's auf dich richteten. Du sogst scharf die Luft ein: "Ich bin dann mal weg." Marco sah dich fragend und verständnislos zugleich an. Du konntest jetzt doch nicht einfach abhauen! Immerhin warst du eine der wenigen an Bord, die neben ihm so etwas wie ein Organisationstalent besaß. "Sieh mich nicht so an! Du hast mich für den Hafen eingeteilt, nicht ich", erinnertest du ihn und gingst grinsend an den Dreien vorbei. Thatch streckte der Verzweiflung nahe seine Arme nach dir aus. "Nimm mich mit", flehte er, obwohl er ganz genau wusste, dass er hier so schnell nicht wegkam. Als die nächste Kiste auf dem Boden zerschellte, war er sich dem sogar ziemlich sicher.
 

Du hörtest es von hinten Scheppern und musstest automatisch lachen. Mit diesen Männern machtest du was mit. Also wirklich. Auf deinem Weg die Rampe nach unten, bemerktest du Jozu, der die Neulinge um sich herum versammelte. Sie würden gleich in die Stadt gehen, um sich das Tattoo machen zu lassen. Die Vorfreunde stand den Männern förmlich ins Gesicht geschrieben. Bald würden sie ein Teil der Crew sein, was jeder sehen und bestaunen konnte. Ein Teil der Familie. Keinerlei Bedenken zeichnete sich von ihrem Antlitz ab. Keine Spur von Sorge oder Furcht war in ihren Augen zu erkennen.
 

Und du standest hier herum und zögertest die Sache immer weiter hinaus... verdammt.
 

Das konntest du doch nicht auf dir sitzen lassen! Du warst Teil der Crew und das sollte jeder andere auch wissen! Solange du aber dieses Tattoo nicht hattest, würdest du nicht öffentlich anerkannt werden. Und auch, wenn du für die Männer schon dazu gehörtest, du warst einfach kein Mitglied der Whitebeard-Bande. Du rauftest dir die Haare, sahst zurück zum Schiff und zu den Männern, die dir mittlerweile so viel bedeuteten und fasstest dir ein Herz.

Unbemerkt von der restlichen Crew, machtest du dich darauf den Neulingen in die Stadt zu folgen. Was die konnten, dass konntest du schon lange!
 

Hofftest du zumindest...
 

Als du im Studio Platz genommen hattest und wie hypnotisierst die Nadel in der Hand des Tätowierers verfolgtest, warst du dir da allerdings nicht mehr so sicher. "Jozu!", flehtest du unweigerlich und warst den Tränen nahe. Der Riese zwang dich mit sanfter Gewalt von der Nadel weg und stattdessen ihn anzusehen. "Es wird bald vorbei sein, keine Bange", versuchte er dich zu beruhigen. Sowas sagte sich so leicht mit einer Haut aus Diamanten! Zum Glück hattest du dir ein kleines Tattoo ausgesucht. Es würde schnell gehen. Wenigstens ein Hoffnungsschimmer. Ein weiterer war die Zuversicht, dass du bald den Phönix wiederzusehen und ihm den Hals herumdrehen konntest!

Wenn dieser gewusst hätte, was da noch auf ihn zukommen würde, hätte er sich bestimmt schon längst aus dem Staub gemacht. Allerdings wäre ihm das zu diesem Zeitpunkt gar nicht möglich gewesen. Ein Teil der Männer lud die schweren Kisten an Deck. Ein anderer war bereits dabei sie im Schiffsinnern einzulagern. Die Sonne stand tief und der erste Kommandant hatte alle Hände voll zu tun.

"Marco?" Der Angesprochene wirbelte herum. Zwei aus seiner Division standen vor ihm, kämpften mit ihrer Fracht und sahen ihn fragend an. "Wohin mit dem Sake?", wollte einer der beiden wissen. "Nach unten." Mit dem Daumen zeigte der Vize hinten sich. "Und passt auf, dass Pops euch nicht sieht. Sonst könnt ihr gleich neuen kaufen gehen", warnte er sie vor. "Hey! Da kommen sie!", hörte er dann jemanden an Bord rufen, was seine Aufmerksamkeit zu der Anlegestelle lenkte, wo Jozu mit den frischgebackenen Mitglieder ihrer Bande auftauchte. Der kleine Ausflug hatte weniger Zeit in Anspruch genommen, wie der dritte Maat vermutet hatte. So konnten sie den anderen wenigstens noch beim Kisten tragen helfen.

"Und? Wie war's?", rief einer neben Marco der kleinen Gruppe am Hafen grinsend zu.

Bei dieser Frage tratst du hinter Jozu hervor und hobst den Kopf. Der Mann neben Marco zog scharf die Luft ein. Sie kannten diesen Blick nur zugut und als deine Augen schlussendlich an Marco hängenblieben, nahmen alle einen Schritt Abstand. Der Phönix konnte es ihnen nicht verübeln. Dein Gesichtsausdruck sprach Bände und der Blick, mit dem du ihn ansahst, hätte furchteinflößender nicht sein können. Nichtsdestotrotz, deine von Tränen geröteten Augen und die Tatsache, dass du dich in Jozu's Begleitung befandst, sagten ihm noch etwas anderes. Du hattest dir also endlich das Tattoo stechen lassen. Ein wissendes Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des Phönix ab, was im nächsten Moment aber wie weggewischt war, als er dich die Rampe hochrennen sah. Instinktiv ergriff der Blonde die Flucht.

"Sei ein Mann und bleib stehn!", schriest du ihm zu und hobst drohend die Faust.

"Ich denk nicht dran, eh!", rief er über seine Schulter hinweg und legte nochmal einen Ganz zu, bevor du ihn in die Hände bekamst. Eigentlich konnte ihm in Sachen Schnelligkeit niemand so leicht etwas vormachen aber deine Wut schien dich gerade so zu beflügeln. Er hätte beim Kistentragen nicht helfen sollen, schellte er sich. Das wurde ihm jetzt zum Verhängnis. Und dann musste auch noch eine dieser nervigen Weiber, die sich Pflegerinnen schimpften, gerade um die Ecke biegen. Der Phönix hatte keine Wahl und musste abrupt abbremsen, wenn er die Ärmste nicht über den Haufen rennen wollte.
 

Keine Sekunde später hattest du ihn eingeholt und sprangst mit Anlauf auf seinen Rücken. Er kam ins Schwanken, taumelte ein paar Schritte und versuchte verzweifelt sein und dein Gewicht zu halten, fiel aber dennoch geradewegs nach vorn…
 

"Denk an dein frisch gestochenes Tattoo, eh!", mahnte dich Marco, während er deine Schläge so gut wie es ihm möglich war abfing. Du sahst niedlich aus, wie du so mit deiner gesamten Kraft auf ihn einschlugst. Nach einer gefüllten Ewigkeit fing er deine Hände mit den seinen ein.

"Bist du fertig?", grinste er, woraufhin du dich mit einem Ruck aus seinem Griff befreitest. "Nein", brachtest du atemlos hervor und deine Augen verengten sich, als du den Vize leise lachen hörtest. Mit Kraft schlugst du ihm in die Magengegend. Sofort krümmte sich der Blondschopf und verzog das Gesicht. Nun warst du diejenige, die am Grinsen war. "Jetzt bin ich fertig", kam es zufrieden von dir, als du von seinem Bauch heruntergingst. Dein Blick fing den der Krankenschwester ein, die das alles aus nächster Nähe mit angesehen hatte und ein wenig bleich um die Nasenspitze herum geworden war. Sorgenvoll sah sie zu dem am Boden liegenden Marco. "Du wirst zukünftig mehr zu tun bekommen, ich gehöre nämlich jetzt zur Crew!", meintest du und klopftest ihr im Vorbeigehen noch auf die Schulter, bevor du dich vom Acker machtest.
 

Zu deinem Glück blieb ein Rachefeldzug seitens Marco aus. Die Männer waren zu sehr mit dem Be- und Entladen der Kisten und Fässer beschäftigt gewesen. Da blieb keine Zeit für weiteren Unfug. Und anschließend stieg dann noch die Party:
 

"Auf unsere neuen Crewmitglieder!", trällerte es über das gesamte Schiff und Marco, der neben dir stand und den großen Bierkrug in die Luft gestreckt hatte, veranlasste die Crew dazu es ihm grölend gleichzutun.

Ihr hattet euch an Deck niedergelassen, um im Sternenlicht zusammen den Einstieg der Neulinge zu feiern. Es gab Essen und Trinken on Maß, jetzt, wo das Lager wieder gefüllt war. "Na mal sehen wie lange eure Vorräte diesmal halten", stupstest du Thatch grinsend an.

"Unsere", verbesserte dich Marco, der sich wieder zu euch auf dem Boden niederließ. Du sahst ihn fragend an. "Unsere Vorräte", erklärte er, schloss dabei seine Augen und lächelte. Ja, jetzt gehörtest du wirklich dazu. Und darauf musstest du mit den Kommandanten und Marshall D. Teach erst einmal kräftig anstoßen.
 

"Zeigt uns eure Tattoos!", hörtet ihr einen der Männer krächzen. Hier und da stand einer auf, hob sein Oberteil an und schüttete bei dem darauffolgendem Applaus Unmengen von Bier in sich hinein, während andere sich oben herum komplett frei machten. Einer zog sogar seine Hose aus. Du verzogst das Gesicht, während die Crew jubelnd erneut miteinander anstieß. Die Stimmung heizte sich immer weiter auf und bald schon wurdest auch du dazu aufgefordert, dein Tattoo zu zeigen. Es war Marco, der quer schoss: "Schnauze! Das Shirt bleibt an!" Der Ton in seiner Stimme ließ keine Widerrede zu. Wäre ja noch schöner!

Lachend nahmst du den Vize in den Arm. "Eifersüchtig, eh?", gebrauchtest du den Wortlaut, den sonst nur Marco benutzte. "Unsinn. Ich will nur nicht, dass die Mannschaft blind wird", konterte er und stieß im nächsten Moment ein nicht gerade überzeugendes: "Au", aus, weil du zum zweiten Mal an diesem Tag auf ihn einschlugst.
 

Die Party war so gut wie vorbei gewesen und über die Hälfte der Männer war bereits betrunken eingeschlafen, als du dich aus dem Staub gemacht hattest. Du warst mittlerweile ebenfalls gegangen. In deiner Kajüte angelangt, begutachtetest du dir dein neues Tattoo im Spiegel. Es war dasselbe, was Marco auf der Brust hatte. Nur, dass es ein wenig kleiner war und du es auf der Schulter hattest stechen lassen. Das andere wäre aber auch zu groß geworden und du wolltest so ein Riesending nicht auf dem gesamten Rücken haben. Ja, das war der Grund. Außerdem hatte das andere so schon genug weh getan gehabt. Die Mühe hatte sich aber gelohnt, wie du dir eingestehen musstest. Denn es sah wirklich gut aus. Jetzt brauchtest du dir nur noch ein paar neue Shirts zu kaufen, die rückenfrei waren. Wenn du schon ein Tattoo hattest, dann sollte man es auch sehen können. Wäre ja sonst sinnlos gewesen.
 

Das Klopfen an der Tür ließ dich herumfahren.

"Ja?"

Marco trat in deine Kajüte. "Zeig mal", der Phönix deutete auf deinen Rücken. War doch klar gewesen. Er brauchte wohl einen Beweis und würde wahrscheinlich vorher kein Auge zu machen können, jedenfalls nicht, ehe er einen Blick auf dein Tattoo geworfen hatte. Du verdrehtest die Augen.

Er verfolgte jede deiner Bewegungen. Wie du dich von ihm abwandst, um dich vor seinen Blicken zu schützen und dir anschließend das Shirt über den Kopf zogst.

Vorsichtig kam er auf dich zu, um das Tattoo aus nächster Nähe zu sehen. Seine Fingerkuppeln strichen federleicht über die gerötete Haut. Er grinste. Hattest du dich doch tatsächlich für seine Vorlage entschieden. Der Duft deiner Haare stieg ihm unweigerlich in die Nase und freudig stellte er fest, wie sich auf deinem Körper eine Gänsehaut ausbreitete. Ohne groß darüber nachzudenken, beugte sich der Phönix zu dir nach unten. Er nahm einen tiefen Atemzug. Oh Gott. Dein Körper erbebte, als der Lufthauch sanft deinen Nacken streifte. Als Marco dir dann noch ein: "Wie einladend", zuflüsterte, war es fast um dich geschehen. Ohne Vorwarnung wirbeltest du herum. "Lass das, Blödmann!", keiftest du ihn an, in der Hoffnung er würde die Röte in deinem Gesicht als Zeichen der Wut wahrnehmen.
 

Marco stand regungslos da. Deine Stirn legte sich in Falten. Wo blieb der dummer Kommentar, der sonst immer von dem Vize kam, sobald du rot anliefst? Stattdessen stand er einfach nur da und glotze dich an. Du folgtest seinem Blick und sahst an dir herab. Kein Wunder, dass der die Klappe hielt! Der Arsch war damit beschäftigt dir auf den BH zu glotzen! Die Arme vor deine Brust werfend, funkeltest du ihn wütend an. Er hatte nur ein süffisantes Grinsen für dich übrig. "Du Perverser!" "Was kann ich denn dafür, dass ich so scharf bin und du dich deswegen gleich vor mir ausziehen musst, eh?" "Raus!", kreischtest du mit ausgestrecktem Finger und warfst den Blondschopf mit Schmackes aus deiner Kajüte.
 

Die Tür zuwerfend, rücktest du dir dein Shirt zurecht. Du musstest dich aber auch immer wieder von dem Charme des Idioten ablenken lassen! Charme? Was dachtest du da wieder... das war kein Charme, sondern eine Belästigung, jawohl!
 

"Das machen wir mal wieder, eh?"
 

Dein Blick schoss zur Tür, die wieder einen Spalt weit offenstand und durch die Marco den Kopf gesteckt hatte. Deine Hand griff nach der Vase, die auf deinem Nachttisch stand. Ohne mit der Wimper zu zucken, warfst du sie nach ihm. Zu deinem Pech und Marcos Glück, trafst du aber nur den Türrahmen.
 

"Daneben."
 

Noch bevor du dir eine neue Waffe hättest suchen können, war die Tür erneut geschlossen und Marco endgültig verschwunden.
 

Du schnaubtest wütend. Konnte man das glauben?!
 

Doch kaum, dass der Phönix fort war, wanderte deine Hand zu deinem Nacken. Diesen Tag würdest du wohl nicht so schnell vergessen…
 

…Und das hattest du nicht. Im Hier und Jetzt wieder angelangt, sahst du von dem Spiegel weg und noch einmal zu deinem Bett zurück. Auch jetzt, so viele Monate nachdem zu dir das Tattoo hattest stechen lassen, fuhr deine Hand automatisch zu deinem Nacken.
 

_________________________

Der goldene Löwe

"Sina!", hörtest du wie jemand deinen Namen einmal quer durch den Speisesaal rief. Dein Blick schweifte zu dem Tisch in der hintersten Ecke, an dem die Kommandanten morgens immer zusammen saßen. Im Moment war allerdings nur Ace dort. Anscheinend hatte er auf dich gewartet, denn er winkte wie ein Bekloppter in deine Richtung. Toll, und das vor deinem ersten Kaffee, wo du lieber deine Ruhe gehabt hättest. Aber da musstest du jetzt wohl durch.

Auf dem Weg zum Tisch, glitt dein Blick durch eines der Bullaugen. Die Sonne war bereits vor zwei Stunden aufgegangen. Normalerweise wärst du früher aufgestanden, hättest du an diesem Tag nicht verschlafen gehabt. Ganz anders als Ace, der eigentlich immer mit am längsten von allen schlief. Er war eben ein Morgenmuffel, weswegen er oft die Spätschicht bekam, damit er am nächsten Tag ausschlafen konnte.
 

"Wie kommt's, dass du schon wach bist?", fragtest du ihn direkt. Die Antwort kam prompt: "Wir erreichen bald San Fardo", grinste er über beide Backen und rieb die Hände aneinander, was seine Vorfreude deutlich machte. Er wirkte dabei wie ein Kleinkind, dem man eine große Geburtstagsfeier versprochen hatte. Vergleichbar war es ja, denn San Fardo, die Stadt des Karnevals, war einer der wenigen Inseln, die von den Whitebeardpiraten jeden Jahr angefahren wurde. Saufen mit Grund, anstatt grundloses Saufen, wie die Männer immer so schön sagten. Den Unterschied kannten alleine sie. Für die wenigen Frauen an Bord, du gehörtest dazu, war beides einerlei. Aber gut, solange sie ihren Spaß hatten. Schulterzuckend zogst du den Stuhl zurück und setztest dich zu ihm an den Tisch. "Dann macht Marco wohl gerade alles für den Landgang bereit", vermutetest du mal. Die Beine übereinander schlagend, lehntest du dich zurück, um erneut aus dem Bullauge zu sehen. Viel war noch nicht los, doch Jozu würde mit Sicherheit schon an Deck aushelfen, während Thatch, wie nach jeder großen Feier, die Männer weckte und Teach, nun, der stand bestimmt wieder irgendwo sinnlos herum. Die faule Sau. Trotz seiner Masse schaffte er es immer wieder sich heimlich davonzustehlen, wenn es um das Thema Arbeit ging. Und, wie hätte es auch anders sein sollen, dieser Morgen war keine Ausnahme. Denn keine Sekunde später wurde die Tür aufgeschlagen und ein in sich hineingrinsender Blackbeard trat hinein, der ohne Umschweife auf euch zugelaufen kam. Da du schon damit gerechnet hattest, verwunderte dich das auch nicht sonderlich: "Na, drückst dich wieder?", begrüßtest du den Schwarzbärtigen, dessen Augen zu dir sahen. "Na, bist du auch schon wach?", konterte er gelassen, was dich mürrisch werden ließ: "Was heißt hier schon?" Da war der Kerl einmal früher wach als du und er musste gleich einen Staatsakt daraus machen. Teach grinste dich an. "Heute Nacht hat's ganz schon gekracht, ne?", meinte er plötzlich, deinen Kommentar völlig ignorierend. Du hattest gerade nach der Zeitung greifen wollen, als dich diese Äußerung in der Bewegung innehalten ließ. Irritiert starrtest du ihn an: "Was meinst du?" "Ach komm. Das hat doch die ganze Mannschaft mitgekriegt!" Bei diesem Satz klappte dir die Kinnlade herunter.
 

Die ganze Mannschaft?
 

[style type="italic"]"Marco nicht, die können uns hören!" "Ach was, die saufen doch. Mach dir mal keine Gedanken, eh", die Lippen des Phönix formten sich zu einem süffisanten Grinsen, bevor er dich mit einem Zungenkuss, geschickt wie er war, zum Schweigen brachte.[/style]
 

Ja, Marco hatte sich letzte Nacht mal wieder in dein Zimmer geschlichen gehabt. Das ging nun schon seit Wochen so und dabei hattet ihr es bei der einen Nacht belassen wollen. Der gute Versatz hielt aber gerade mal drei Tage. Am vierten kam der Phönix nachts unter deine Bettdecke gekrochen und hatte dich mit seinen Berührungen aus dem Land der Träume geholt, nur um dich erneut in einem versinken zu lassen. Ihr wart euch beide dem Risiko erwischt zu werden durchaus bewusst und kanntet auch die Konsequenzen, dennoch waren eure Gefühle füreinander stärker. Es war wie ein Feuer. Einmal genährt, schlug die Glut hohe Flammen. Blaue Flammen, wie es beim Liebesakt mit dem Phönix durchaus schon mal vorkommen konnte.
 

Aber wart ihr wirklich so laut gewesen?
 

Während du dir darüber noch den Kopf zerbrachst, war Hilfe schon unterwegs: "Unser lieber Freund meint den Krach der Jungs heut' Nacht." Eure Blicke richteten sich auf die Tür, in der Marco mit seinem typisch desinteressierten Gesichtsausdruck stand. Da war er gerade noch rechtzeitig gekommen.

"Achso", beruhigt schlugst du die Zeitung auf: "Das meint Teach." "Klar!", grunzte der Dicke, während er sich zu dir über den Tisch beugte: "Was hast du denn gedacht?" Diese Frage erwischte dich kalt und ließ dich zu Marco sehen, der kopfschüttelnd zu euch an den Tisch trat. "Hier", drückte er dir seinen Kaffeebecher in die Hand: "Werd erstmal wach, eh." Dann wandte er sich zu Teach, dem die gute Laune schnell vergehen sollte: "Hab ich dir nicht gesagt, du sollst Thatch dabei helfen die Meute zu wecken?" Jetzt war Blackbeard derjenige, dem die Luft wegblieb: "Die ist schon wach", behauptete er mit großen Augen, woraufhin der Blondschopf ihn lange ansah. Er glaubte ihm kein Wort. Ihr genauso wenig.

"Ich geh ja schon", gab sich Blackbeard geschlagen. Grummelnd machte er kehrt und verließ den Speisesaal, bevor Marco noch auf die Idee kam selbst nachzuschauen.

"Der ändert sich nie", lachte Ace drauf los, während du schweigend am Kaffeebecher nipptest und dem Vize nachsahst, der ebenfalls wieder nach draußen ging. Schließlich gab es noch eine Menge zu erledigen und der Hafen war schon in Sichtweite, womit Ace und dir auch nicht mehr viel Zeit zum Entspannen blieb. Sobald ihr angelegt hattet, würdet auch ihr euren Betrag leisten müssen. Doch bis dahin würdest du deinen Kaffee genießen und die Zeitung durchblättern. Es war wichtig gut über alles informiert zu sein, was dir Whitebeard mit seinem Beispiel deutlich gemacht hatte. Er selbst las die Zeitung regelmäßig, denn er wollte im Bild bleiben. Auch wenn er der stärkste Mann der Welt war, so konnte man doch nie vorsichtig genug sein und er wusste, dass einige der jungen Piraten über viel Potential verfügten. Ace war der Beweis. Dein Blick glitt über den Rand der Zeitung zu ihm. So wie der wieder am Grinsen war, bekam er irgendwann noch mal einen Krampf. "Was?", skeptisch hobst du eine Augenbraue und mustertest den Schwarzhaarigen, dessen Grinsen daraufhin sogar noch breiter wurde. "Gehst mit Marco heute zum goldenen Löwen, ne?" Der goldene Löwe war das beliebteste Restaurant auf der Insel und befand sich in einer der kleinen Seitenstraßen, nicht unweit vom Hafen entfernt. Jedes Jahr gingt ihr dort essen. Meist immer in Gruppen, da das Restaurant trotz des guten Essens ziemlich klein geraten war. Es war die perfekte Ausrede dafür, um mal alleine weggehen zu können, ohne dabei viel Aufmerksamkeit zu erregen. Der Phönix wäre dumm gewesen, hätte er dich nicht gefragt gehabt.
 

Aber wieso wusste Ace davon?

Muss ihm wohl ein Vogel gezwitschert haben. Dem würdest du sehr bald den Schnabel zubinden, wenn das so weiterging.
 

"Guck nicht so", lachte die Feuerfaust, immerhin kannte er diesen Blick von dir. "Ich halt meine Klappe, weißt du doch." "Hoff ich - für dich!" Es gefiel dir gar nicht, dass Marco mit Ace über eure Beziehung, wenn man es so nennen konnte, sprach. Zwar konnte man ihm vertrauen, schließlich gehörte er zu euren engsten Freunden, aber selbst ihm hättest du von Marco und dir nichts gesagt, hätte er euch nicht letzte Woche in flagranti erwischt gehabt...
 

[style type="italic"]"Ey, deine Tür hän-" Die Tür, die mit einem Ruck aufgeschlagen wurde, hatte nicht gehängt. Sie war abgeschlossen gewesen. Den feinen Unterschied schien Ace aber nicht zu kennen. "Solltest die mal ölen." Das Grinsen verging dem jungen Kommandanten schnell wieder. Und zwar in dem Augenblick, als er zu dem Bett sah, wo Marco über dich gebeugt lag, mit nichts weiter als seiner Boxershorts bekleidet. Du konntest nicht sagen wer geschockter ausgesehen hatte, der Phönix oder die Feuerfaust. Letzterer hatte sich schnell die Hand vor's Gesicht geschlagen, noch bevor du dir ein Urteil hättest bilden können. "Tut, tut mir leid! Ich, ich wollte n-nicht...", weiter kam er nicht, denn da war er schon über Marco's Hose am Boden gestolpert und mit Wucht gegen den Tisch geknallt. Die Karaffe Wein, die Marco mitgebracht hatte, fiel dabei nach unten, zerschellte und verteilte ihren Inhalt auf dem gesamten Teppich. Ace wagte zwischen den Fingern hervorzulugen. Als er den wütenden Blick des Phönix sah, hob er schützend die Hände vor die Brust: "Ich hab nichts gesehn!", keine Sekunde später war er auch schon aus dem Zimmer geflüchtet.[/style]
 

Die Tage darauf warst du immer rot um die Nasenspitze herum geworden, wenn du Ace zufällig an Deck begegnetest. Und auch jetzt hörten deine Wangen nicht damit auf mit der Feuerkraft des Schwarzhaarigen um die Wette zu leuchten. Und dann musste dieser es noch auf die Spitze treiben: "Wie lange läuft das da zwischen euch eigentlich schon?", ok, das wars. "Ich hau ab", bevor du dem Drang nachgabst ihm einfach ins Gesicht zu schlagen. Während du dich am Tisch abstütztest, um aufzustehen, blieb die Mimik der Feuerfaust unverändert. Selbst dann noch, als du längst an der Tür angelangt warst. "Wart ab, wenn du ne Freundin hast!", drohtest du ihm wütend. "Ah, jetzt nennst du Marco sogar schon deinen Freund!", freute sich hingegen der Schwarzhaarige, was dich zur Weißglut brachte. Knurrend schlugst du die Tür auf. Die Flüche, die du leise ausstießest, bekam zum Glück keiner mit und um dich abzulenken, gingst du an Deck sogleich den Männern zur Hand. Umso schneller ihr fertig wart, umso eher kamen Marco und du weg von hier und vor allem, weg von Ace....
 

Leider dauerten die Arbeiten länger, als du vermutet hattest. Und so wart ihr am Mittag immer noch nicht fertig mit dem Entladen. Eure Vorräte waren aber auch fast vollständig aufgebraucht, da gab es eine Menge leere Kisten.
 

"Man, Sina!"
 

"Ich mach grad Pause, Thatch."
 

"Ja ok. Aber könntest du dann wenigstens von der Kiste runtergehn?"
 

Deine Augen rollten nach oben, zu dem vierten Maat, der verzweifelt versuchte die große Kiste zu heben, auf der du es dir gemütlich gemacht hattest. Warum musste er sich aus ausgerechnet diese aussuchen? Hier standen noch zig andere herum, die weggebracht werden mussten. Vielleicht hättest du ihm sogar dabei geholfen, wenn der Ausblick nicht so phänomenal gewesen wäre, denn da es an diesem Tag besonders heiß war, kam die Mannschaft schnell ins Schwitzen und da geschah etwas, was zwar bei Ace gang und gäbe war, jedoch bei eurem Vize relativ selten vorkam: Er lief oberkörperfrei herum.
 

Ja gut, Marco's Hemd stand immer weit offen, aber den Rücken sah man dafür so gut wie nie. Und der war wirklich nicht zu verachten. Vor allem jetzt nicht, wo sämtliche Muskeln beansprucht wurden und dadurch deutlich hervortraten. Dein Blick wanderte von den breiten Schultern, zu den starken Oberarmen, die bei jeder Anspannung erahnen ließen, welche enorme Kraft sich darin verbarg. Am liebsten würdest du hinrennen, dich an ihn pressen, um mit den Fingern jeden dieser Muskeln zu erfühlen. Denn es gab für eine Frau nichts erotischeres, als einen nackten, muskulösen Mann, der einem das Gefühl von Sicherheit gab. Wenn dieser Mann dann auch noch wusste, wo genau er dich zu Berühren hatte, dann -
 

"Sina!"
 

"Ich geh ja schon!", genervt sprangst du von der Kiste herunter, damit der Kobold diese endlich von Deck schaffen konnte. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtetest du wie Marco sich streckte und einige Schweißperlen seinen Körper hinab glitten. Oh Gott. Du musstest hier weg oder du konntest für nichts garantieren. Schnell flüchtetest du zu eurem Vater, der gerade dabei war über die Teleschnecke mit einem der Schwesternschiffe der Moby Dick zu kommunizieren.
 

Als du ihn erreicht hattest, hatte er gerade aufgelegt. "War das Izou?" Der schwarzhaarige Mann, der wie eine Geisha aussah, ließ es sich ebenfalls nicht nehmen jedes Jahr an der Feier auf San Fardo teilzunehmen. Du mochtest ihn recht gern, war er doch immer freundlich und brachte eine gewisse Ruhe mit sich. Der Gegenpol zu Ace sozusagen. Aus diesem Grund fandest du es auch Schade, dass eurer Vater den Kopf schüttelte. "Nein", sagte er trocken und sah von dir zu den Schläuchen, an denen er widerwillig hing. "Mit ihm hab ich vorhin geredet. Er müsste am Nachmittag hier sein." "Wer war es dann?", bohrtest du nach, während Whitebeard an einer der Nadeln herumfuchtelte. Sogleich wurde er von den Krankenschwestern gemahnt, woraufhin er mit einem Knurren wieder zu dir sah. "Vista." Du verdrehtest bei diesem Namen die Augen. Euer Blumenschwert war zwar ein netter Kerl, doch dir ging sein vornehmes Getue auf die Nerven. Immerzu säuselte er etwas davon, dass eine Frau Wein, anstatt Bier trinken sollte, dass sie keine Schimpfwörter in den Mund zu nehmen habe und dass sie das Verhalten der Männer auf keinen Fall kopieren dürfte.
 

Verdammt nochmal, wenn du Lust auf ein Bier hattest, dann nahmst du dir eins, wenn du schimpfen wolltest, dann tatst du es und wenn du dich an manchen Abenden wie die Jungs verhieltst, dann war es eben so. Du lebtest unter Piraten. Also was wollte der eigentlich?
 

Whitebeard guckte über dich hinweg und du folgtest seinem Blick und sahst Marco, der scheinbar seine Arbeit erledigt hatte. Und so war es auch: "Jozu geht mit Aric, Ian und Blenheim gerade einkaufen, um die Vorräte aufzufüllen. Sonst gibts es nicht mehr zu tun."

Euer Vater nickte stumm, du hingegen musstest dich zusammenreizen, um den Phönix nicht erneut anzustarren, da er immer noch halbnackt war. "Dann wünsch ich euch viel Spaß beim Essen", meinte er zu Marco und dir. Ihr beide drehtet euch um. "Du ziehst dir doch was an oder?", fragtest du ihn leise. Der Phönix grinste. "Mach ich dich nervös?" Als du ihm deinen Ellenbogen in die Seite stießt, lachte er auf. Letztendlich war er doch so nett und zog sich etwas über.
 


 

Der Schriftzug über der Tür des Lokals war mit Gold verzogen. Seitlich regte der Kopf eines Löwen hervor. Du konntest kaum glauben, dass wieder ein Jahr vergangen war. Und dabei kam es dir so vor, als wäre eurer letzter Besuch gerade mal ein paar Wochen her. Du konntest dich noch genau daran erinnern...
 

[style type="italic"]Schon damals war der goldene Löwe das spitzen Lokal überhaupt gewesen und da es für Ace der erste Besuch auf dieser Insel war, wolltet ihr ihm diesen Geheimtipp nicht vorenthalten. Zu deinem Bedauern wart ihr diesmal aber nur zu dritt. Die anderen hattet es einfach nicht geschafft rechtzeitig vom Schiff zu kommen und würden später gehen. Aber gut. Da konnte man nichts machen.
 

Wie jedes Jahr, hattet ihr auch in diesem versucht keine große Aufmerksamkeit zu erregen. Der Versuch war aber kläglich gescheitert, denn mittlerweile hatte sich wirklich jeder Gast im Lokal zu euch umgedreht gehabt. Es kam nicht gerade oft vor, dass ein einzelner Mann, der auf den ersten Blick wie ein Normalsterblicher wirkte, den Vorrat einer ganzen Woche auf einmal in sich hineinschlang. Vor allem, da es eher dem Riesen zuzutrauen gewesen wäre. Doch Jozu begnügte sich mit einem einfachen Steak. Und selbst das musste vor der verfressenen Feuerfaust verteidigt werden. Du kanntest dieses Gefühl nur zu genau, war es doch jetzt schon das vierte Mal, wo du mit der Gabel in die Hand von Ace stachst, als dieser wieder einmal versucht hatte sich über dein Schweinemedaillon herzumachen. Wenn Marco doch nur hier wäre. Ein Blick von ihm hätte genügt, um in Ruhe essen zu können.
 

Mit großen Augen sah der zweite Kommandant dich an: "Ich will nur probieren." "Du hattest auch schon eins." "Ach echt?", blinzelnd zog er die Hand zurück: "Hab ich gar nicht gemerkt." "Wenn du mal kauen würdest, anstatt nur zu schlucken, würdest du vielleicht mal was schmecken", entgegnetest du ihm und hobst dein Wasserglas zu deinem Mund, um etwas zu trinken. "Keine schlechte Idee", fand Ace und holte erneut aus. Dieses Mal warst aber nicht du diejenige, die ihn davon abhielt sein Ziel zu erreichen: "Keine Bewegung!" Du wusstest nicht, über was du dich mehr wundern solltest: Darüber, dass hier so plötzlich Marinesoldaten aufgetaucht waren oder darüber, dass Ace wirklich still stand...
 

Wie dem auch sei, der Kampf hatte nicht lange gedauert und war auch nicht das Problem gewesen. Nach nur zehn Minuten befandet ihr euch wieder auf der Straße, ohne einen Kratzer am Körper zu haben. Alles andere wäre für eure Bande auch eine Schande gewesen.
 

"Was meint ihr, wollen wir ein Eis essen gehen?" Ace, der die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte, sah grinsend über seine Schulter zu dir. "Wenn du zahlst", gabst du schlicht zurück und zogst die Augenbraue an, während du seinen Blick erwidertest. Die Feuerfaust lachte und drehte sich wieder nach vorne. "Jozu!", rief er seinen Freund, der voranging. "Hast du noch ein paar Berry?"
 

Warum war der schon wieder blank? Im Restaurant hatten Jozu und du den Schaden übernommen, während er sich nur entschuldigend am Kopf gekratzt hatte. Die Einrichtung hatte aber auch ausgesehen. Die Feuerfaust hatte seinem Namen alle Ehre gemacht. Hättet ihr keine überaus großzügige Summe gezahlt, wäre dies mit Sicherheit eurer letzter Besuch gewesen. Die anderen hätten euch umgebracht, war es doch schließlich nicht nur eurer Lieblingsrestaurant.
 

"Wollen wir es Pops sagen?", hörtest du den Riesen fragen. Du dachtest einen Augenblick darüber nach, bevor er den Kopf schütteltest: "Achwas. Ich will Pops nicht die Laune verderben", wegen diesen paar Soldaten doch nicht. Ihr hatten sie im Nu besiegt gehabt und du fragtest dich, warum die eigentlich so dumm gewesen waren und nicht einfach wieder abgehauen sind. Sie hätten doch wissen müssen, dass sie keine Chance hatten. Wie dem auch sei, es war nicht der Rede wert und sollte die Laune eurer Crew auch nicht trüben. "Behalten wir die Sache für uns und gut ist."[/style]
 

Hättest du gewusst gehabt, was für Konsequenzen das alles für euch haben würde, hättest du es Whitebeard mit Sicherheit gesagt gehabt.
 

Doch dass hättest du zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen können.
 

Und auch jetzt, ein Jahr später, machte alles zu diesem Zeitpunkt noch seinen gewohnten Anschein. Weshalb du lächelnd nach der Hand des Phönix griffst, der neben dir stand und dich nachdenklich gemustert hatte. "Warst wieder am Tagträumen, eh?", wenn es nach Marco's Ego ging, war natürlich er der Grund dafür, warum du in letzter Zeit so oft in deinen Gedanken versunken warst. Und so ganz unrecht hatte er dabei nicht. Aber dass würdest du ihm garantiert nicht auf die Nase binden. "Irgendwohin muss ich doch vor dir fliehen und wenn es nur gedanklich ist", necktest du den Blonden und lachtest, als er nichts mehr sagte und dich stattdessen einfach in das Lokal hinein zog.

Die Sache mit dem Karnevalsfest

Dein Lachen war so laut, dass sogar im Gang einige Männer darauf aufmerksam wurden. Stirnrunzelnd betrachteten sie einen Moment deine Tür, bevor sie mit den Schultern zuckten und weitergingen. Drinnen im Raum, tat dir schon der Bauch weh, doch du konntest einfach nicht damit aufhören. Und selbst wenn du es versucht hättest, ein Blick zu Marco genügte, um erneut damit anzufangen. "Hör auf, eh!", blaffte dich der Blonde an, dessen Gesicht schon deutlich gerötet war. Ob vor Scham oder Wut, du konntest es nicht sicher sagen. Vielleicht war es auch beides. "Du siehst", fingst du an, während du dein Lachen krampfhaft unterdrücktest, "so süß aus!", in dem Vogelkostüm, welches du ihm am Abend heimlich besorgt hattest. Du hattest sogar den passenden Schnabel dazu gefunden, auf den du dann allerdings doch verzichtet hattest. Wenn Marco den gesehen hätte, hätte er das Kostüm wahrscheinlich gar nicht erst angezogen gehabt. Es war ohne Schnabel trotzdem gut, vor allem wenn er die Arme hob, an denen die federnden Flügel befestigt waren. Als das Lachen erneut aus dir herausplatzte, war es dem Vize schließlich zu viel. Er stürzte sich auf dich, riss dich zu Boden und hielt dich unter seinem Gewicht gefangen. Zwar versuchtest du dich zu befreien aber da du sowieso keine Chance gegen ihn hattest, gabst du den Widerstand schnell wieder auf und sahst ihn stattdessen grinsend an. "Ach komm schon. Pluster dich mal nicht so auf", legtest du nach, woraufhin es dem Phönix endgültig reichte und er sich aufsetzte, um sich das Kostüm vom Körper zu streifen. "Nein!", deine Hand griff nach seiner. "Bitte lass es an. Ich verspreche auch keine Witze mehr zu machen." Was dann folgte war ein Augenaufschlag, wie ihn nur eine Frau beherrschte - Teach ausgenommen, denn der konnte ihn nämlich auch.
 

"Ok, ich lass es an", gab sich Marco geschlagen. Nicht einmal er konnte diesem Blick lange standhalten. Seufzend stand er auf, sah in dein lächelndes Gesicht und half dir dann auf die Beine: "Aber dafür musst du tragen was ich dir gekauft habe." Mit dem Finger zeigte er auf die kleine Tüte, die er mitgebracht hatte. Dass sich darin nichts Gutes verbergen konnte, war dir bereits klar. Aber es kam noch viel schlimmer. Denn was du da aus der Tüte fischtest, war nichts anderes als ein zu knapp geratenes Teufelskostüm. Mit den Hörnern konntest du dich noch anfreunden, denn die passten zu dir, doch mit dem Mini warst du ganz und gar nicht einverstanden. Marco anscheinend schon, so wie er dich angrinste.
 

"Nicht dein Ernst."
 

"Aber hallo."
 

"Das kannst du so was von vergessen."
 

"Gut", umgehend machte der Blonde sich erneut an den Verschlüssen des Vogelkostüms zu schaffen.
 

"Ich zieh's ja an!", wütend warfst du die Tüte nach ihm, leider schaffte sie nur den halben Weg. "Jetzt mach die Flatter!", beordertest du deinen Liebsten nach draußen, der trotz des Kommentars mit einem triumphierenden Grinsen deine Kajüte verließ.
 

Nie im Leben hättest du gedacht, dass es so lange dauern könnte sich so wenig Stoff überzuziehen. Wie schafften das die Krankenschwestern nur immer? An Deck angelangt, zupftest du an dem schwarzen Kleid herum, in der Hoffnung die wichtigsten Stellen verdecken zu können. Dass dir die Hälfte der Besatzung dabei auf den Hintern starrte, ignoriertest du völlig. Marco, der oben auf dich gewartet hatte und nun neben dir herging, beäugte die Szene genau. Zwar schien ihm der Anblick, der sich ihm bot, zu gefallen, doch so langsam wurde ihm klar, dass er damit wohl nicht der Einzige war. Tja, war wohl doch ne Scheißidee gewesen. Du konntest damit leben, konnte er es?
 

"Man Ace", die Stimme von Thatch riss dich aus deinen Gedanken, "Du bist ein Spielverderber", zusammen mit Ace und Jozu kam er auf euch zu. "Wieso? Ist ein Kostüm oder?", die Feuerfaust deutete auf seinen Cowboyhut. "Den trägst du doch immer auf dem Kopf!", beschwerte sich der Kobold. Er selbst trug ein weißes, mit Pailletten beschmücktes, Ganzkörperoutfit. Keine Ahnung was er darstellen wollte, es machte jedenfalls einen schwulen Eindruck auf dich. Jozu hingegen sah prächtig aus. Er trug ein Ritterkostüm, welches er extra für diesen Tag hatte anfertigen lassen. Man konnte hören, wie schwer es war, denn bei jeder Bewegung tat es einen metallischen Laut, der auf nichts anderes schließen ließ. Wobei es nicht den Anschein machte, als ob es ihn sonderlich stören würde. "Lass gut sein Thatch", meinte der Riese und lugte zwischen der Spalte seines Helmes hervor. "Izou wird auch nur seinen gewöhnlichen Kimono tragen", denn er hatte wahrscheinlich nie eine Hose besessen, geschweige denn ein Karnevalsoutfit. Und auch Whitebeard würde sich in kein Kostüm zwängen. Ihr hattet ihm vor zwei Jahren mal eines gekauft gehabt, was kurz darauf im Meer gelandet war, samt denen, die in der Lage waren zu schwimmen. Seither versuchtet ihr es schon gar nicht mehr. Obwohl es lustig ausgesehen hatte wie euer Vater Teach und Thatch über Bord schleuderte. Zum Glück hattest du von einer Teufelsfrucht gegessen und warst demnach sicher gewesen. Zudem hattest du noch den Tochterbonus, um den dich so mancher beneidete. Du schautest zu Thatch, der es des Öfteren bereute als Mann geboren zu sein. Der Kobold murrte noch ein wenig, doch schließlich gab er sich mit der Tatsache, dass wohl nicht jeder auf Verkleidungen stand, zufrieden und schaute zu dir. Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus. "Aye, du siehst klasse aus, Kleine." Dann fiel sein Blick auf seinen Vize. "Marco?", trug er da echt ein Vogelkostüm? Der Kobold versuchte zwar noch das Lachen, welches seine Kehle hinaufkletterte, zu unterdrücken, scheiterte aber kläglich. Der Angesprochene verschränkte die Arme vor der Brust, was allein schon eine Kunst für sich war. Bei all den Federn. Schnell lenkte sich die gesamte Aufmerksamkeit auf den Phönix, der in Kürze zum Gesprächsthema Nummer eins geworden war. Überall, wo ihr vorbeikamt, hörte man leisen lachen, welches abrupt stoppte, sobald Marco seinen Blick hob. "Lass dich nicht ärgern", bautest du den Blonden auf, der sich etliche Sprüche von den Kommandanten anhören musste. Grinsend legtest du ihm eine Hand auf die Schulter: "Ich bin für dich da." "...und du bist gut zu Vögeln, ich weiß", die gewisse Zweideutigkeit, die in seinem Satz mitschwang, brachte ihm einen Seitenhieb deinerseits ein. Doch das war es ihm wert gewesen.
 

Im Außenkern der Stadt herrschte Stille. Alle Einwohner hatten sich am Marktplatz zusammen gefunden, um dem jährlichen Karnevalsfest beizuwohnen. Und da es eine Tradition der Whitebeard-Piraten war, jedes Jahr daran teilzunehmen, befanden auch ihr euch auf dem Weg dorthin, wobei eurer Vater mit einigen anderen bereits vorgegangen war. Ihr hattet noch auf Teach warten müssen, da dieser ein kleines Problem mit seinem Kostüm gehabt hatte. Es passte nicht so recht und musste auf die Schnelle nachgebessert werden. Hier und da ein Einschnitt und das Problem war gelöst. Nun sah er halt wie ein etwas zu fett geratener Marinesoldat aus, der aus allen Nähten platzte. Der einzige Unterschied zur Realität bestand darin, dass er der anderen Seite angehörte. "Wieso ein Marinesoldat?", hattest du ihn gefragt. "Vielleicht krieg ich was umsonst", war die Antwort gewesen.
 

Wie dem auch sei, auf jeden Fall wart ihr gerade auf dem Weg zum Fest. Die Vorfreude stand den Männern ins Gesicht geschrieben, denn ein kleiner Kreis der Besucher bestand aus den weltbesten Sake-Brauern. Sie kamen aus allen Teilen der Welt, um sich in einem Wettkampf miteinander zu messen. Da floss der Alkohol in Strömen und die Gäste hatten freie Auswahl. Vor allem der berühmteste unter ihnen, nämlich Whitebeard selbst, ergötzte sich an der Vielfalt. Irgendwie hattest du an diesen Tagen sogar etwas Mitleid für die Pflegerinnen übrig, die wieder verzweifelt versuchen würden euren Vater vom vielen Trinken abzubringen. Was ebenso gut funktionierte, wie Ace oder Teach für eine Diät zu begeistern. Eben genannte Personen waren nämlich schon wieder am Fressen, wie es anders zu beschreiben nicht möglich war. Und dass, obwohl ihr euch noch nicht mal auf dem Fest befandet. Doch Ace, der vorweg ging und dem alles in sich hineinstopfenden Blackbeard immer wieder ein Stück Fleisch klaute, machte es sichtlich wenig aus noch schnell eine kleine Vorspeise im Laufen zu sich zu nehmen.
 

"Könnt ihr echt nicht mal zehn Minuten warten?" Die beiden Männer machten sich nicht mal die Mühe auf deine Frage zu Antworten. Zu sehr nahm das Kauen und Schlucken sie in Anspruch. "Da hast du deine Antwort", grinste Thatch, der neben Jozu lief. Marco, der mit dir das Schlusslicht bildete, hatte es schon längst aufgeben seine Meinung dazu zu Äußern. Brachte ja doch nichts. Außerdem warst du in deinem kurzen Kleidchen viel interessanter. Er freute sich schon darauf es dir später vom Körper zu reißen. "Was grinst du denn so?", holte ihn deine Stimme aus seinen Gedanken zurück. Misstrauisch beäugtest du den Blonden, der das Unschuldslamm mimte: "Och, nur so." Womöglich hättest du weiter nachgehakt, hättet ihr nicht in diesem Moment die ersten Stände erreicht gehabt. "Ace, du hast kein Geld", hieltst du den Schwarzhaarigen davon ab sich eines der Fleischspieße zu krallen. Schmollend lief er weiter, musste aber erneut gemahnt werden, als ihr am einem Süßigkeitenstand vorbeikamt. Besonders, da Teach ordentlich zulangte. Er hatte ja genug Berrys beim Poker gewonnen. "Jetzt gib ihm schon was ab", Marco fuhr sich genervt durch die Haare. Da waren kleine Kinder einfacher zu hüten. Warum konnten nicht alle wie Jozu sein? Der Riese schwieg und lief - perfekt.
 

"Da ist Pops!", stießt du aus und winktest dem alten Mann, der wegen seiner Größe nicht zu übersehen war, freudig zu. Whitebeard bemerkte euch aus dem Augenwinkel, wandte sich herum und trat aus der Menge, die freiwillig Platz für ihn machte. So sollte es auch sein. Er war nicht umsonst der stärkste Mann der Welt. Einzig und allein seine Krankenschwestern rückten ihm nicht von der Pelle. "Wurde aber auch Zeit!", gegrüßte euch der Alte grinsend. "Kommt. Ich habe uns Sitzplätze reserviert." Ihr folgtet eurem Vater zu den anderen. Izou, Squardo, Haruta und Vista saßen an einem der Tischbänken und sahen lächelnd auf, als ihr kamt. Während ihr schon Platz nahmt, nahm sich Whitebeard erstmal eine neue Schale mit Sake, die mit vielen anderen von einem Kellner gebracht wurde. Es war erst seine zweite, trotzdem hörte er schon Sätze, wie: "Übernehmen Sie sich nicht", und: "Denken Sie an ihr Alter!"
 

Es stimmte, euer Kapitän war nicht mehr der Jüngste und ja, seine Gesundheit war auch nicht die Beste, doch du hasstest den Ausdruck in seinen Augen, den er immer bekam, wenn er daran erinnert wurde.
 

"Jetzt haltet die Klappe und lasst ihn in Ruhe!", faltetest du die Weiber ungehalten zusammen. Als dann noch Thatch mit einer Gestik andeutete, dass sie sich verkümmeln sollten, zogen sie sich endlich an einen weiter entfernten Tisch zurück, um den Alten wenigstens von dort aus im Auge behalten zu können.
 

Whitebeard's ungewöhnliches Lachen drang in dein Gehör. Sofort richteten sich die Blicke auf ihn. "Du bist eine gute Tochter", lobte er dich, ehe er wie Jozu auf dem Boden Platz nahm. Wenn du dir die Bank genauer ansahst, konntest du seine Entscheidung gut verstehen. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt Blackbeard aushielt. War bestimmt nicht gut für Whitebeard's Rücken, auf dem harten Boden sitzen zu müssen. Jetzt dachtest du schon wie eine der Krankenschwester. Wo würde das hinführen? Wahrscheinlich direkt zur Strapsen Anprobe. Na, da würde sich Marco aber freuen. Bei diesem Gedanken musstest du unweigerlich lachen. Deine Tischnachbarn sahen dich verständnislos an. Mit einem Räuspern wandst du dich ab: "Tschuldigung."
 

Der Wettkampf um den besten Sake war voll in Gange, trotzdem bliebt ihr an euren Platzen und schertet euch nicht drum. Solange die Kellner alle paar Minuten vorbeikamen, um euch mit Nachschub zu versorgen, war es Whitebeard herzlich egal wer wie gut dabei abschnitt. Hauptsache seine Kehle war nicht trocken. "Mh, nicht übel", stieß der Alte trunken aus. Thatch und Marco nickten zustimmend. Während Whitebeard aufstand, um sich auf das stille Örtchen zu begeben, drehte sich dir bereits der Magen. Du warst keine Trinkerin, auch wenn das Ace nicht begriff und dir immer wieder fleißig nachschenkte. Den Blick auf die leere Schale gerichtet, würdest du wohl langsamer trinken müssen, wenn du den Tag überleben wolltest. Zwar warst du nicht einmal annähernd betrunken, doch wenn das hier so weiterging, würdest du es bald sein und das wolltest du auf keinen Fall, weswegen du die Schale schnell nach unten verschwinden ließest.
 

Andere schienen darüber anscheinend anders zu denken, denn einige aus der Crew hatten ihr Limit schon erreicht. Was wohl der Grund dafür war warum einer der jungen Männer torkelnd auf euch zukam. Bei näherem Hinsehen erkanntest du ihn. Es war Joe und wie es schien hatte er reichlich getrunken. Und wenn du reichlich sagtest, meintest du es auch so. Kaum zu glauben, dass er sich noch auf den Beinen halten konnte. Mit einem überaus langgezogenen: "Hallo", setzte sich der Braunhaarige neben dich. Die Kommandanten tauschten vielsagende Blicke aus. Seufzend schobst du den guten Vorsatz zur Seite und klautest Izou die Schale, von der dieser gerade hatte trinken wollen. Da du es wohl nötiger brauchtest, sagte er nichts dagegen und nahm es so hin. Joe grinste unterdessen dich an. Du wusstest nicht warum aber dieser Gesichtsausdruck machte dich nervös. Seit der Sache mit Marco, warst du Joe aus dem Weg gegangen. Du hattest keinen Streit provozieren wollen, schließlich wusste Marco seit jener Nacht, dass der andere mehr für dich empfand als bloße Freundschaft. Und, selbst wenn der Phönix es nicht zugab, war er durchaus eifersüchtig. Der Blick, mit dem er gerade Joe ansah, sprach für sich. Vor allem, als der Braunhaarige dann noch einen Arm um dich legte. "Du siehst heute echt toll aus", raunte er dir ins Ohr, woraufhin du dich nur noch unwohler fühltest.
 

Die Situation gefiel dir gar nicht und du überlegtest schon ihn einfach wegzuschicken, als Ace diesen Zug übernahm: "Hey du!", Joe sah die Feuerfaust mit glasigen Augen an und du fragtest dich, ob er ihn überhaupt erkannte. "Geschlossene Gesellschaft!", so ein ernstes Gesicht sah man bei Ace selten aber irgendwie ignorierte Joe es völlig, denn er richtete seine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf dich. "Wollen wir tanzen?", fragte er so laut, dass es wirklich alle mitbekamen. "Nein", kam die direkte Antwort von dir. Jedoch war deine Stimme einen Tick zu hoch für deinen Geschmack. Was mehr an Marco lag, dessen Augen gefährlich leuchteten. Die Sache spitzte sich zu, weswegen du aufstehen und dich umsetzen wolltest, doch Joe hielt dich am Arm fest. Ehe du dich versahst, hatte Marco Joe am Kragen gepackt und über den halben Tisch gezogen. "Hör zu, Kleiner! Schnapp dir von mir aus eine der Krankenschwestern, aber lass meine", im Satz innehaltend, begriff der Phönix was er da fast gesagt hätte und sah sich um. Jeder am Tisch starrte ihn an. "Sina", verbesserte er sich schnell. "Lass Sina in Ruhe." Damit ließ er den jüngeren gehen, der mit eingezogenem Schwanz abhaute. Selbst bei seinem Alkoholpegel war die Warnung deutlich gewesen. Es herrschte bedrückendes Schweigen und keiner wusste so recht was er von dieser Szene halten sollte, als Haruta aufsprang. "Wettsaufen!", brachte sie die Männer in der Runde davon ab irgendwelche Fragen zu stellen, worüber du mehr als froh warst. Sie war clever genug um zu kapieren was los war und konnte alle anderen geschickt vom Thema ablenken. Denn kurz darauf ging es nur noch darum wer mehr vertrug...
 

...und das war eindeutig Jozu. Während Marco, Izou, Teach, Thatch und Haruta so schlau gewesen waren vorher aufzugeben, waren Ace und Squardo nicht ausgestiegen und dafür nun auch sturzbetrunken. Der Riese konnte einfach nicht geschlagen werden. Allein durch seine Größe hatte er massive Vorteile, was die beiden Trottel aber nicht wahrhaben wollten. Nun mussten sie halt bluten: "Mir's so schlecht." "...'ch kann nich' mehr." Beide lagen sie mit den Oberkörpern schon halb auf dem Tisch, die Arme weit voneinander ausgestreckt. "Und das ist der Grund", meinte Vista und deutete auf die beiden Männer: "Warum ich so wenig trinke." Denn so wie seine zwei Freunde würde er sich ganz sicher nie benehmen. Ihr lachtet laut, als Ace und Squardo beleidigt eine Schnute zogen. Ein plötzlicher Aufschrei ließ euch aber sofort verstummen. "Was war das?", Marco stand auf, gefolgt von Jozu. Die beiden sahen in die Richtung aus der der Schrei gekommen war.
 

"Die Marine!", hörtet ihr es rufen, als die ersten Schüsse fielen. Ihr wart noch unschlüssig, immerhin hättet ihr nie damit gerechnet gehabt, dass hier so einfach die Marine auftauchen würde, doch als ein Lichtstrahl, mit ungeheurer Geschwindigkeit, auf euch zugeschossen kam, trat Leben in euch. Während die anderen zur Seite sprangen oder sich hinter Jozu versteckten, schnappte Marco deinen Arm und zog dich in die Lüfte. Eine Explosion erschütterte das Gebiet. Du bekamst nur wage mit, wie der Vize dich auf seinen Rücken hob. Erst, als deine Finger sich in brennendes Gefieder bohrten, erkanntest du, dass er sich in seine Phönixform verwandelt hatte. Zaghaft öffnetest du die Augen. Alles um dich herum schien in einem blauen Licht. Die Flügel des Phönix waren weit ausgestreckt, flatterten elegant im Wind und brachten euch weiter nach oben. Es war zwar nicht das erste Mal, wo du Marco in dieser Gestalt sahst, trotzdem raubte dir der Anblick immer wieder den Atem.
 

Ein Geschoss, welches an euch vorbei flog, holte dich auf den Boden der Tatsachen zurück. Du richtetest dich auf, um nach unten zu sehen. Mehrere Marinesoldaten standen mit erhobenen Gewehren auf dem Festplatz und zielten auf euch. "Marco!", der Kopf des Phönix drehte sich zu dir. Seine Augen folgten deinem Finger, mit dem du auf eure Feinde zeigtest. Er flog höher, versuchte außer Reichweite zu kommen, würde es aber nicht rechtzeitig schaffen. Du musstest dich um die Sache wohl selbst annehmen. Der Brunnen im Zentrum des Platzes kam dir dabei besonders gelegen. Du strecktest die Hand danach aus. Die Dichte des Wassers brach unter deinem Willen und in der Form von Millionen kleinen Tröpfchen, stieg das Wasser durch deinen Einfluss nach oben. Deine Hand drehte sich und das Wasser tat es deiner Bewegung gleich, sauste auf die Soldaten herab, die durch den enormen Aufprall nach hinten geschleudert wurden. Den Rest übernahmen eure Kameraden, die sich erbarmungslos auf die überraschten Männer stürzten.
 

Marco flog plötzlich tiefer, denn Thatch, der von mehreren Soldaten eingekesselt war, wusste nicht wohin. Die Wand im Rücken, hatte er keine Hilfe von Ace zu erwarten. Der Schwarzhaarige stand zwar nicht weit von ihm entfernt, war aber damit beschäftigt die Krankenschwestern zu schützen und mit einer Feuerkugel war dem Kobold gerade auch nicht geholfen. Dafür stand er einfach zu ungünstig. Umso beruhigter war er, als er Marco im Sturzflug kommen sah. Kurz vor der Ladung sprangst du von dessen Rücken. Der erste Kommandant drehte sich im Fall einmal um die eigene Achse, holte Schwung und trat gegen den Kopf des Marinesoldaten, der Thatch in die Ecke gedrängt hatte. Das Genick des Mannes knackte gefährlich. Seine Kameraden sahen dem Ganzen mit Schrecken in den Augen zu. Den Moment nutzend, riefst du ein weiteres Mal das Wasser des Brunnens zu dir, erschaffest mit diesem eine Art Schutzwall, damit Ace euch mit seinem Feuer helfen konnte. Als die Feierfaust sah, dass ihr hinter dem Schwall aus Wasser gut geschützt wart, machte er mit den Feinden kurzen Prozess. Dampf stieg empor und hüllte den gesamten Marktplatz ein. Ihr nutztet die Gelegenheit, um euch aus dem Staub zu machen, denn ihr musstet zum Schiff und die restlichen Männer warnen.
 

Im Laufschritt holtet ihr Whitebeard ein, der grummelnd die ihn angreifenden Soldaten mit dem Ende seines Stabes wegschleuderte und unbeirrt weiterlief. "Da will man einmal im Jahr mal was ordentliches Trinken und was passiert? Irgendwelche dahergelaufene Bengel ruinieren einem alles!" Einmal im Jahr? Deine Augenbrauen zogen sich nach oben. Der Alte säuft doch jeden Tag! Und das nicht zu knapp. Aber du zogst es vor zu Schweigen. Die schlechte Laune wolltest du wahrlich nicht abbekommen.
 

Am Hafen angelangt, blieb dir die Luft weg. Den anderen ging es genauso. Mit einem Schlag wurde dir klar, dass das erst der Anfang gewesen war. Denn es sollte noch lange nicht vorbei sein...



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