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Somewhere over the rainbow

von

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Traum Teil 10

Die Smaragdenstadt Londonia war tatsächlich ein wunderbarer Anblick.

Sie funkelte und strahlte in tausenden Nuancen von Grün. Sie glitzerte vor dem blauen Himmel, an dem nur vereinzelte weiße Wölkchen dahinglitten und ansonsten die Sonne des Zauberlandes aus voller Kraft strahlte.

Es war ein Anblick voller Pracht und Schönheit, wie ihn John noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte.

Und doch war das hier der erste Moment, seit er sich in diesem zauberhaften Land befand, dass er sich ein wenig unwohl fühlte.
 

Es lag einfach daran, dass er nicht einschätzen konnte, was da jetzt auf ihn zu kommen würde.

Er hatte keinerlei Erfahrungswerte, trotz all der Dinge, die er in seinem Leben schon erlebt hatte (wenngleich er sich ja ohnehin an die wenigsten davon momentan erinnern konnte ...)

Na ja, und das ließ ihn eben ein unangenehmes Brauchgrummeln spüren.

Aber John Watson war niemand, der vor schwierigen Situationen zurückscheute.

Daher straffte er sich und sagte:

„Da ist es nun also, das Ziel unserer Reise. Nun werden wir sehen, ob wir unsere Wünsche erfüllt bekommen. Oder besser, ob ihr drei eure Wünsche erfüllt bekommt, denn ich selber habe eigentlich gar nichts, was ich als Wunsch an den Zauberer herantragen könnte.“

Seine Freunde sahen ihn etwas ratlos an.

„Also“, sagte John, „lasst uns weitergehen. Auf in die Höhle des Löwen.“

„Hey!“, knurrte Gregory. John lachte.

„'Tschuldigung!“

Jetzt musste Gregory, der wunderschöne Silberlöwe, auch schmunzeln.

Mit Blick auf die Stadt sagte er:

„Wär ganz hübsch als Höhle, nur ein bisschen groß vielleicht.“

Sie sahen sich an und lachten.
 

Der weitere Weg führte sie durch Felder und Blumenwiesen, bis sie schließlich vor dem Stadttor standen.

Eine Torwache erkundigte sich nach ihrem Begehr. Als man erfuhr, dass sie den großen und mächtigen Zauberer Sherlock zu sprechen wünschten, sah man sie skeptisch an, führte sie jedoch durch die Straßen der Stadt zum Schloss.
 

Die Stadt war schön.

Es gab freie Plätze, die mit Springbrunnen oder Statuen geschmückt waren.

Es gab breite Prachtstraßen, herrliche Alleen, aber auch winzige zauberhafte Gässchen.

Große moderne Patrizierhäuser genauso wie winziges, verwinkeltes Fachwerk.

Und überall glänzten und funkelten Smaragden von bezaubernder Schönheit und Atemberaubender Reinheit.
 

Die Menschen in der Stadt schienen zufrieden und glücklich zu sein. Sie lächelten viel und bewegten sich mit eine ruhigen Gelassenheit, die John noch nicht oft ein seinem Leben gesehen hatte. Kinder spielten friedlich, Männer und Frauen ginge Hand in Hand spazieren, Großmütterchen und Großväterchen genossen das Sonnenlicht auf den Bänken in den vielen Parks.

Hektik oder etwas dergleichen schien nicht zu existieren. Streit auch nicht.

Irgendwie kam diese Stadt John vor wie ein Traum.

Ein wunderbarer Traum.

Und ein ... sehr langweiliger.
 

Er riss erstaunt die Augen auf. Erstaunt über seine Gedanken.

Friedliches Miteinander, Glück, Zufriedenheit ... und er dachte an Langeweile?

Nun ...

Er schluckte und konnte das gerade nicht wirklich zuordnen. Allerdings musste er zugeben, dass er auf dem Weg in die Smaragdenstadt all die Abenteuer, größere wie kleinere durchaus genossen hatte.

Der Kampf gegen die Räuberbande. Säbelzahntiger, vor denen sie hatten fliehen müssen. Die Schlucht, die sie höchste dramatisch hatten überwinden müssen.

Und nicht zum ersten Mal seit seiner Ankunft im Zauberland fragte er sich, was er wohl vorher, in dem Leben an das er sich so wenig erinnerte, alles erlebt haben musste.

Er schüttelte den Kopf.

Nein, er wollte darüber jetzt nicht nachdenken.
 

Sie hatten nun etliche Straßen und Gassen durchquert und standen schließlich vor dem Tor des Schlosses.

Der Soldat der Torwache, der sie begleitet hatte, sprach mit einem von der Schlossgarde und erklärte das Anliegen der Reisenden.

Auch der Schlossgardist sah sie sehr erstaunt an und ein klein wenig mitleidig.

Na toll, dachte John, das kann ja was werden. Wer weiß, was dieser Zauberer für ein Kerl ist.

Er seufzte.

Aber egal, John Watson war niemand, der zurückwich, wenn er eine Aufgabe erst mal angepackt hatte und sich Schwierigkeiten einstellten. Also Augen zu und durch.
 

Man teilte ihnen mit, dass der Zauberer am nächste Tag mit ihnen sprechen würde. Bis dahin wies man ihnen Gästezimmer zu.

Die Zimmer waren schön und bequem. Nur das allgegenwärtige Grün begann John ein kleines bisschen au die Nerven zu gehen.

Allerdings stellte er zu seinem größten Entzücken fest, dass sein Zimmer eine Badewanne besaß. Eine richtige Badewanne mit heißem Wasser und ganz viel Badeschaum.

Er war die ewigen plätschernden Bäche leid, das wurde ihm jetzt klar und so ließ er sich ein Schaumbad ein und versank darin mit dem größten Vergnügen.
 

Als er so entspannt und wohlig im Wasser lag, begannen seine Gedanken wieder zu kreisen. Er verstand nicht recht, was mit ihm los war. Abgesehen davon, dass er ohnehin nicht wirklich verstand, was ihm gerade geschah, zum Beispiel wie er in dieses Zauberland gekommen war und warum.

Aber bis vorhin noch hatte er dieses Land einfach nur bewundert und nichts weiter gewünscht, als bleiben zu können. Doch seit sie die Stadt betreten hatten, dieses fest gewordene Wunder, dieser Menschheitstraum zum anfassen, diese wirklich existierende Utopie, hatten ihn Gedanken an Langeweile heimgesucht, hatte er festgestellt, dass es Kleinigkeiten hier gab, die ihm auf die Nerven gingen.

Er schloss die Augen.

Nichtsdestotrotz war es schön hier.

Wunderschön, zum Teufel!

Und er wollte hierbleiben!

Jawohl, das wollte er! Hatte er doch auch nichts, was ihn irgendwo anders hin lockte, und schon gar nichts, was ihn „zurück“ rief.

Bei diesem letzten Gedanken seufzte er und beschloss, hier bleiben dürfen als Wunsch an den großen Zauberer heranzutragen.

Ja.

Das würde er.

Zufrieden hielt er die Luft an und tauchte mit dem Kopf in das wunderbare Schaumwasser.
 

(Den winzigen Gedanken, der immer noch „Langeweile!“ piepste, blendete er einfach aus ...)



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