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Somewhere over the rainbow

von

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Traum Teil 5

Also wanderten sie nun zu dritt weiter. Philipp stellte sich zu Anfang ein wenig ungeschickt an und stolperte über seine eigenen Beine. Aber nachdem er sich etwas daran gewöhnt hatte, klappte das mit dem Laufen einigermaßen. Wenn der Weg allerdings Schlaglöcher aufwies oder Äste darauf herumlagen, fiel er regelmäßig auf die Nase. Er war zu dumm, na gut, sagen wir lieber zu unerfahren, den Hindernissen auszuweichen. Aber da er aus Stroh war, tat das nicht weh. Er stand auf, lachte über sich selber und ging frohgemut weiter.
 

Es wurde Abend. John und Toto hatten noch einmal ihren Hunger gestillt und so langsam bemerkte John, dass er müde wurde. Er war Soldat und hatte schon ganz andere, viel schwierigere Märsche durch unwegsameres Gelände hinter sich gebracht. Dennoch war er erschöpft. Vielleicht lag das an der ungewohnten Tatsache, sich in einem Zauberland zu befinden, wo einem auf Schritt und Tritt neues begegnete.

Nun, wie auch immer, er sah sich nach einem einigermaßen bequemen Schlafplatz um für sich und Toto, der inzwischen auch nicht mehr herumtollte, sondern ziemlich ausgepowert neben ihm her trottete.
 

Plötzlich hob der Kleine schnuppernd die Nase.

Er kläfft kurz, und im davonstürzen rief er den anderen zu: „Folgt mir!“

John lief ihm hinterher, während Philipp mit tapsigen Schritten etwas langsamer nachfolgte.

Nach wenigen Schritten schon stand John gemeinsam mit dem nun wieder fröhlich herum springenden Toto vor einer kleinen Hütte

„Vielleicht ist ja jemand hier“, dachte John. Er klopfte, aber es öffnete niemand.

„Guck doch mal, ob auf ist“, bellte Toto.

John zögerte, denn es war seine Art nicht, in fremder Leute Häuser einzutreten ohne vorher die Erlaubnis dazu bekommen zu haben. Aber er war nun wirklich k.o. und er fand, seine Situation war außergewöhnlich genug.

Also drückte er auf die Klinke der Eingangstür und tatsächlich, sie ließ sich öffnen.
 

John betrat die Hütte und sah sich um. Sie war einfach eingerichtet, aber äußerst praktisch, platzsparend und trotz ihrer Einfachheit edel, denn alle Gegenstände waren aus hochwertigen Materialien und von hervorragender Verarbeitung.

Mehrere kleine Kännchen standen auf einem Regal neben der Tür, die öffenbar mit Öl gefüllt waren.
 

Die Lagerstatt im hinteren Teil der Hütte lud zum Ausruhen ein.

„Oh Mann“, sagte John, „ich werde mich jetzt dort schlafen legen. Komme was da wolle. Und wenn der Besitzer der Hütte auftaucht, werde ich ihm zum Dank Holz und Wasser rein schleppen oder so. Egal. Ich bin jetzt einfach nur müde. Toto, mein Hündchen, passt du bitte auf?“

„Mach ich, John“, sagte Toto und gähnte niedlich. Dann drehte er sich ein paar mal um sich selbst, wie Hunde das eben machen, bevor sie eine bequeme Position gefunden haben, legte den Kopf auf die Vorderpfoten, schloss die Augen und begann zu schnarchen.

„Na großartig“, seufzte John und verdrehte die Augen.

„Ich werde aufpassen“, sagte Philipp. „Ich bin aus Stroh und nicht wie ihr Menschen oder Tiere aus Fleisch und Blut. Daher muss ich auch nicht schlafen. Und wenn ich nicht schlafe, bleibe ich wach, folglich kann ich aufpassen.“
 

Na das kann ja was werden, dachte John. Ein schlafender „Wachhund“ und eine philosophische Vogelscheuche. Da hab ich mich ja sicherer gefühlt selbst in ... ähm ...

Und wieder fehlte ihm das wo. Fast wäre da eine Erinnerung gekommen, die hatte aber wohl doch im letzten Moment beschlossen es bleiben zu lassen. Verflixt.

Ungeachtet all dessen zog er seine Schuhe und seine Hose aus und kuschelte sich in die Wolldecke, die das Bett bedeckte. Und noch während er Totos Schnarchern lauschte, war er eingeschlafen.
 

Der Strohkopf Philipp hatte nicht viel auszustehen in dieser Nacht. Er verjagte ein paar Eichhörnchen, die er in seiner Unwissenheit für gefährliche Raubtiere hielt, die jedoch bei dem „Ksch-Ksch“-Geräusch, das er machte, um sie fortzujagen, sofort davon rannten. Das brachte beinahe den Gedanken in seinen Kopf, er sei ein furchteinflößender Recke. Der Gedanke jedoch fragte sich, als er Philipps Kopf betrat: „Warum liegt hier eigentlich nur Stroh rum?“, und machte sich kopfschüttelnd davon. Und so blieb Philipp bei der Überzeugung, noch dumm und unwissend zu sein, was ja der Wahrheit auch ziemlich nah kam.
 

John schlief schlecht.

Er wälzte sich herum und träumte von seltsamen Dingen.

Von staubgrauen Zelten in einer staubgrauen Gegend.

Von einem Sturm, der ihn durchschüttelte.

Von einem brennenden Schmerz in seiner Schulter.

Von einer Stadt, groß, bunt, voller Lichter und Menschen.

Und von zwei Männern, die an einen Tisch saßen und diskutierten. Sie sahen sich an mit Liebe im Blick, aber mit sorgenvoll gefurchten Stirnen. Ihre Gesichter konnte er nicht erkennen, aber er spürte dass etwas ihnen Kummer machte ...
 

Als er am nächsten Morgen erwachte, war er wie gerädert. Sein Nachtschlaf war unruhig gewesen und er fühlte sich, als hätte er kein Auge zu getan.

Aber Toto saß vor dem Bett, winselte leise und sagte, als er sah, dass John die Augen offen hatte:

„Es tut mir ja leid, dass ich dich wecken muss, John, Aber ich habe Hunger, kannst du mir bitte zu fressen geben?“

John lächelte. Seine Hand fuhr in Totos Fell und streichelte ihn. Dann schwang er die Beine aus dem Bett, nahm den Käseleib und das Brot aus dem Korb, es war das letzte, und teilte es zwischen sich und Toto auf.

Philipp frühstückte nicht, denn so, wie er nicht schlafen musste, musste er auch nicht essen.

'Vielleicht wird auch das anders, wenn ich endlich ein Gehirn habe', dachte er und war selber erstaunt, dass er einen so weit führenden Gedanken überhaupt fassen konnte.
 

Als John sich im nahe der Hütte vorbeifließenden Bach gewaschen hatte (diese Art Bäche schienen das Wasserverteilungssystem in diesem Zauberland zu sein, denn egal wo man lang lief, es war immer einer zur Hand), machten sie sich wieder auf den Weg.

Die frische Morgenluft sorgte dafür, dass John recht schnell munter wurde. Er lauschte dem Gezwitscher der Vögel – ja, Toto hatte tatsächlich recht, die sprachen wirklich, wenn auch oftmals seltsam wirres Zeug und vor allem nur relativ kurze Botschaften. Aber sie sprachen.
 

Dieses Land ist schon eigenartig, dachte John. Verwirrend. Und ich weiß noch immer nicht, wie ich hier hin gekommen bin.

Aber wenigstens scheint es hier im großen und ganzen friedlich zu sein, nun ja, wenn man mal die bösen Hexen weg denkt. Vogelgezwitscher, Bienengesumm, plätscherndes Wasser, ein Stöhnen ...

ach, so schön.
 

Er schreckte aus seinen Gedanken.

Moment mal, ein Stöhnen?

Er lauschte.

Ja, da war es wieder. Er sah Toto an, der sah ihn an, knurrte und lief lauf kläffend in den Wald hinein.
 

John folgte ihm.



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