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Orientierte Offenbarung

von

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Partnerschaft

Nachdenklich saß Shuichi an seinem Schreibtisch im Büro und schloss die Akte. Obwohl er den Fall mit dem Serienmörder noch einmal mit Jodie durchsprach, den Leichenfundort sowie alle Beweise erneut überprüfte und verschiedene Szenarien in seinen Gedanken durchspielte, war er in den letzten Wochen dennoch keinen Schritt weitergekommen. Auch wenn es für Shuichi noch sehr viel offene Punkte gab und er sich sicher war, dass bei dem Fall noch etwas im Argen lag, konnte er diesen nur noch offiziell abschließen. Normalerweise hätte er nicht so einfach aufgegeben, aber da auch Jodie involviert war, durfte er kein Risiko eingehen. Außerdem wusste er immer noch nicht, ob nicht Jodie bereits im Visier einer fremden Person war. Es war zum Haare raufen, da er durch die vielen unbekannten Faktoren keine Vorbereitungen treffen konnte.

Zudem hatte Shuichi gehofft, dass sich Jodie in den Übungen schlecht machen würde, damit er ihr nur kleine Fälle übergeben konnte. Doch leider hatte ihn Jodie positiv überrascht. Egal welche Aufgabe er ihr auch gab, sie erledigte diese. Nur an ihren Schießkünsten musste sie noch arbeiten und mehr trainieren. Doch dies würde sich in der Zukunft noch ändern. Allerdings hatte Akai bereits bemerkt, dass sich Jodie damit schwer tun würde, auf andere Menschen zu schießen. Damit hatte er zwar schon gerechnet, aber mittlerweile war er sich ganz sicher. Aber auch dem konnte er entgegenwirken. Er würde einfach nur dafür sorgen müssen, dass sie niemals in die Situation kommen würde. Trotzdem hatte er seit jenem Tag vor einer Woche keine andere Wahl mehr, als Jodie in seine Fälle mit einzubeziehen und ihr auch mal einen eigenen Fall zu überlassen. Es würde schwer werden, doch er konnte Jodie nicht auf ewig beschützen. Weder vor sich selbst noch vor anderen. Das war auch etwas, das ein FBI Agent zu lernen hatte. Aber sie würde schon bald wissen, wann es besser war den Mund zu halten.

Schweigend stand Shuichi auf und ging zum Büro von James Black. Er klopfte an die Tür und trat einen Moment später ein. „Agent Black? Haben Sie einen Moment Zeit für mich?“, wollte Akai wissen.

James blickte auf. „Agent Akai, natürlich, kommen Sie doch rein“, entgegnete der Ältere. „Setzen Sie sich doch.“

Akai nickte und nahm auf dem freien Stuhl vor dem Schreibtisch seines Vorgesetzten Platz. Er lehnte sich nach hinten und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Der Schreibtisch war größer als seiner und sehr chaotisch. Die Akten stapelten sich auf dem Tisch und mehrere Papiere lugten heraus. Wie jeder andere Agent warf auch er einen interessierten Blick auf die Unterlagen.

„Kann ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten?“

„Danke, aber nein“, sagte Shuichi. „Ich wollte mit Ihnen über meine Partnerin sprechen.“

James wurde hellhörig und verengte die Augen. „Gibt es Probleme mit ihr?“

„Nein nein, keine Probleme“, sprach der Agent. „Mich würde allerdings interessieren, warum ich ihr Partner geworden bin.“

„Mhm…“

„Agent Black, ich möchte ehrlich sein“, fing Shuichi an. „Sie wissen doch, dass ich meine eigenen Recherchen angestellt habe, als ich erfuhr wer mein neuer Partner wird. Selbstverständlich weiß ich auch, dass Jodies Vater früher ebenfalls als FBI Agent tätig war. Er wurde während eines Auftrages von einer unbekannten Organisation ermordet. Jodie und ihre Mutter haben den Anschlag überlebt, weil sie nicht zu Hause gewesen sind. Trotz allem werde ich sie nicht anders behandeln.“

James nickte. „Es ist bereits so lange her“, murmelte der Ältere. „Es war damals mein erster großer Fall und ich war sehr aufgeregt. Mein Partner – Agent Starling – musste mich immer wieder beruhigen, obwohl er eigentlich der war, der in Schusslinie stehen würde. Wir haben damals nur durch Zufall von dieser Organisation erfahren, weil eines ihrer Opfer Hilfe bei uns suchte. Während unserer Recherchen fanden wir heraus, dass diese Organisation innerhalb von sehr kurzer Zeit sehr viel Geld erbeutet hat. Mit der Zeit kamen wir ihnen immer mehr auf die Spur und schließlich hatten wir Glück und konnten eines ihrer Mitglieder identifizieren. Es handelte sich um eine Schauspielerin. Ihr Leibwächter wurde damals verletzt und Starling konnte sich bei ihr einschleichen. Während seiner Zeit als ihr Leibwächter sammelte er Informationen über diese Person und die Organisation. Doch dann…flog seine falsche Identität auf. Wir haben bis heute nicht herausgefunden, wie das passiert ist.“ James seufzte leise auf. „An jenem Abend hatten Jodie und ihre Mutter Glück gehabt, dass sie nicht zu Hause gewesen sind. Das Haus der Familie brannte bis auf die Grundmauern ab und alle Informationen die es über die Organisation gab, wurden zerstört. Wir konnten damals nicht abschätzen, ob sie nicht auch noch Jodie und ihre Mutter ins Visier nehmen würden, daher haben wir die Beiden sicherheitshalber in unsere Obhut genommen. Es ist zum Glück alles gut gegangen. Wie Sie ja sehen, wollte Jodie schon immer zum FBI und den Tod ihres Vaters rächen. Ich hoffe nur, dass sie sich nicht in Gefahr bringt.“

Akai verschränkte die Arme vor der Brust. „Das heißt, die Organisation ist immer noch aktiv“, murmelte er.

„Wir nehmen es an. Sie haben sich seit diesem Vorfall erst einmal zurück gezogen.“

„Und Ihre Zielperson? Ist sie auch verschwunden? Sie sagten doch, sie sei Schauspielerin, also kann sie nicht so einfach von der Bildfläche verschwinden.“

„Wir haben sie natürlich weiterhin beobachtet“, antwortete James. „Allerdings hat sie seit diesem Tag nichts mehr getan, was auf eine Verbindung zur Organisation hinweisen würde. Irgendwann haben wir unsere Beschattung dann aufgegeben. Natürlich achten wir trotzdem vermehrt darauf, ob sie nicht doch in irgendwelche Aktivitäten verwickelt wird.“

„Und Sie wollen mir den Namen nicht verraten?“

„Es würde nichts bringen“, begann James. „Sie würden sich Jodie gegenüber möglicherweise anders verhalten, auch wenn es keine Absicht wäre. Oder Sie würden Ihre eigenen Untersuchungen gegen diese Person anstellen. Dazu sehen wir derzeit allerdings noch keine Veranlassung. Außerdem habe ich Sorge, dass Jodie davon Wind bekommt und sich in etwas hineinsteigert. Auch nach all den Jahren vergöttert sie ihren Vater immer noch.“

Akai nickte verstehend.

„Tja und warum ausgerechnet Sie ihr Partner wurden…“, murmelte James. „Sie wissen, dass wir auch Ihre Hintergrundgeschichte kennen. Ihr Vater wurde damals in einen Mordfall verwickelt und ist seitdem verschwunden. Lediglich Ihre Mutter erhielt vorher eine Abschiedsnachricht…“

Shuichi verengte die Augen. Sein Vater war der Grund warum er beim FBI arbeiten wollte. Er erinnerte sich noch genau an die Abschiedsnachricht seines Vaters. Er bat seine schwangere Mutter ins Ausland zu fliehen, doch Mary wollte weiterhin für das MI6 tätig sein. Kurz darauf war Shuichi selbst in die Staaten gekommen und begann zu studieren. Aber insgeheim wollte er das Verschwinden seines Vaters aufklären – selbst wenn es damit endete, dass er seine Leiche fand. Seitdem Shuichi für das FBI tätig war, hatte er seine Familie nicht mehr gesehen, aber ihre Aktivitäten weiterhin verfolgt. Seine Mutter und seine kleine Schwester Masumi lebten wieder in England. Sein Bruder Shukichi wurde Shogi-Spieler mit dem Spitznamen Taiko Meijin. Vor allem auf seinen kleinen Bruder war der Agent stolz, da dieser früher immer einen sehr zerstreuten Eindruck machte und es so schien, als könnte er nichts alleine machen.

„Auch wir haben den damaligen Fall untersucht.“

„Und zu welchem Schluss sind Sie gekommen?“, wollte Akai wissen.

„Wir gehen davon aus, dass Mrs. Hughes das eigentliche Ziel gewesen war, da sie einige Kontakte zum FBI und CIA pflegte. Es ist daher davon auszugehen, dass Mr. Haneda nur ein Kollateralschaden war.“

„Und da der Leibwächter von Mrs. Hughes verschwand, zählte er zum Hauptverdächtigen.“

James nickte zustimmend. „Ihr Vater hat versucht den Tod von Mr. Haneda aufzuklären und verschwand. Arbeitet Ihre Mutter weiter daran das Verschwinden Ihres Vaters aufzuklären?“

Shuichi zuckte mit den Schultern. „Es ist mir nicht bekannt, aber ich kann es auch nicht ausschließen“, antwortete Akai ruhig. „Meine Mutter lässt sich selten in die Karten schauen und zum MI6 pflege ich auch keine Kontakte.“

„Ich verstehe“, gab James von sich. „Das müssen Sie ja auch nicht.“

„Wurde mir Starling zugeteilt, weil wir eine ähnliche Hintergrundgeschichte haben und ich sie dadurch besser verstehen kann?“, wollte Akai wissen.

James runzelte die Stirn.

„Oder glauben Sie, dass mein Vater auch der Organisation zum Opfer fiel?“

„Wir können es nicht ausschließen.“

„Dann sollten Sie mich gegen die Organisation ermitteln lassen. Ich finde eine Spur zu Ihnen“, sagte der Agent.

„Nein“, sprach James. „Das ist eine Anweisung von ganz oben. Nur erfahrene Agenten kümmern sich um diesen Fall.“

Shuichi verengte die Augen.

„Oder gibt es etwas, das Sie mir verschweigen?“, fragte James.

„Ich bin mir sicher, dass ich dem Serienmörder keine tödliche Wunde verpasst habe. Er ist dennoch tot und ich fühlte mich am Tatort beobachtet, wobei ich nicht sagen kann, ob es mir oder Jodie galt.“

James verengte die Augen. „Ich hoffe, Sie sagen das jetzt nicht nur, damit ich auf die Idee komme, dass die Organisation wieder aktiv ist und einer von Ihnen ihr neues Ziel ist.“

„So etwas würde ich nicht machen“, fing Shuichi an. „Ich habe Jodie beobachtet, ehe sie bei uns anfing. Sie hat es allerdings bemerkt, was ich ihr sehr zu gute halte. Dennoch stelle ich mir schon länger die Frage, ob es nicht auch jemand anderen gibt, der sie beobachtet. Wenn die Organisation erfährt, dass Jodie jetzt für das FBI arbeitet, werden sie sicher nicht untätig werden.“

„Und deswegen müssen Sie ruhig bleiben. Wenn Jodie tatsächlich zu ihrem Ziel werden sollte, braucht es jemanden, der auf sie aufpassen kann.“

„Ich bin kein Babysitter.“

„Das weiß ich doch“, sagte Black. „Ich spreche mit meinen Vorgesetzten, in Ordnung? Allerdings kann ich Ihnen nichts versprechen, doch ich teile Ihre Sorge bezüglich Jodie. Dennoch können wir ihr keine Extrabehandlung zukommen lassen. Vergessen Sie bitte nicht, dass die Organisation mehrere Jahre Zeit gehabt hätte. Warum sollten sie ausgerechnet jetzt zuschlagen?“

Akai zuckte mit den Schultern. „Das macht für mich auch keinen Sinn.“ Shuichi seufzte. „Vielleicht habe ich es mir auch eingebildet, weil ich etwas sehen wollte, was nicht da ist.“

„Es war trotzdem gut, dass Sie es mir erzählt haben.“

Shuichi stand auf. „Halten Sie mich bitte trotzdem auf dem Laufenden. Wenn Jodie in Gefahr geraten sollte, möchte ich das so schnell wie möglich wissen.“

Agent Black nickte. „Verlassen Sie sich auf mich.“

Shuichi drehte sich um und verließ das Büro. Irritiert sah er zu seiner Partnerin. „Was machst du hier?“ Aber was noch wichtiger war, hatte sie irgendwas gehört?

„Ich hab ein paar Akten“, entgegnete Jodie und hielt diese hoch. „Die soll ich abgeben.“

„Okay“, gab Akai von sich. „Wir sehen uns im Büro“, fügte er hinzu und ging.

Jodie sah ihm für einen Augenblick nach und schluckte.

„Jodie?“, kam es aus dem Inneren.

Die Angesprochene blickte auf die offene Tür und machte einen Schritt nach vorne. „Darf ich reinkommen?“

„Natürlich“, entgegnete James mit einem Lächeln auf den Lippen. „Setz dich doch bitte.“

James trat an seinen Schreibtisch heran und legte die Akten ab. „Die wollte ich dir nur vorbei bringen. Schau sie dir in Ruhe an und wenn noch etwas ist, überarbeite ich die Dokumente.“

„Oh…ach so…“, murmelte der Agent. „Danke. Wie fühlst du dich hier?“

„Ich gewöhn mich immer mehr ein“, antwortete Jodie zögerlich.

„Das freu mich“, entgegnete Black. „Ist noch etwas?“

„Nein…ich geh mal zurück. Akai wartet sicher schon“, sagte sie und verließ das Büro. Jodie seufzte leise auf, während sie zu ihrem Büro ging. Vor der Tür atmete sie tief durch, ehe sie eintrat. Nur langsam setzte sie sich auf ihren Stuhl und warf immer mal wieder einen verstohlenen Blick zu ihrem Partner.

„Was ist?“, wollte Shuichi leicht genervt wissen.

„Stimmt das?“, fing Jodie leise an. „Was…ihr im Büro besprochen habt?“

Akai verengte die Augen. „Ab wann hast du uns belauscht?“

„Als es um deine Familie ging“, murmelte Jodie. „Es war nur ein Zufall. Ich hab das nicht mit Absicht gemacht.“

Shuichi seufzte leise auf. „Es stimmt was du gehört hast. Du solltest dem aber keine Bedeutung schenken. Es wird nichts an unserem Arbeitsverhältnis ändern.“

„Aber…“

„Siehst du mich jetzt mit anderen Augen?“, wollte der Agent wissen.

„Was? Ich…“, Jodie brach ab. „…ich finde es etwas komisch, dass du mich an meinem ersten Tag dafür verurteilt hast, dass ich den Mörder meines Vaters finden wollte, dabei willst du genau das gleiche. Und jetzt hör ich auch noch, dass unsere Väter möglicherweise vom gleichen Täter…der gleichen Organisation umgebracht wurden.“ Sie sah auf ihren Schreibtisch. „Ich wusste nicht, dass er gegen eine Organisation ermittelt hat. Sie sagten mir immer nur, dass er in Ausübung seiner Pflicht ermordet wurde und einen Auftrag hatte…“

Shuichi rollte mit den Augen. „Und was hast du jetzt mit dem neuen Wissen vor?“

„Ich…ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.“

„Mach dir nicht zu viel Gedanken darum“, fing Akai an. „Gegen diese Organisation dürfen nur erfahrene Agenten ermitteln, das heißt, wir Beide müssen noch viel mehr Fälle bearbeiten und für das FBI die Agenten erster Wahl werden. Erst dann lassen sie uns die alten Fälle aufrollen“, fügte er hinzu.

Jodie wirkte nicht überzeugt.

„Sobald es möglich ist, werde ich dich bei deiner Suche nach dem Mörder deines Vaters unterstützen. Du kannst mir vertrauen.“



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