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Tiefer Fall in den Abgrund

von

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London im Regen

Die Wolken hingen an diesem Novembertag tief und beinahe hatte man das Gefühl sie berühren zu können, wenn man hinauffasste. Doch der Regen ließ solche Gedanken schnell verschwinden, fiel er doch so dicht, das man trotz Regenschirm kaum Chancen hatte trocken zu bleiben.
 

Dies alles schien den schwarzhaarigen Zauberer der sich durch Muggel-London schleppte nicht zu bemerken. Genauso wenig wie das Blut welches ihm aus Nase und Ohren rann und auf seine Kleidung tropfte. Vollkommen bis auf die Knochen durchnässt zitterte die schlanke Gestalt und schien jeden Moment einfach umfallen zu wollen, dennoch schleppte Harry sich weiter. Ohne Ziel, ohne überhaupt zu registrieren wo er überhaupt war.
 

Obwohl sein Körper vor Schluchzern bebte und er offensichtlich Hilfe brauchte, wagte niemand es ihn anzusprechen. Fast schon war es als würde er eine unsichtbare Aura von Gefahr um sich herum tragen. Erbärmlich waren die Laute, welche aus Harrys Mund kamen, dennoch schaffte er es einfach nicht sie zurückzuhalten. Immer wieder durchzuckten ihn die Bilder aus dem vergangenen Jahr.
 

Er war so glücklich gewesen. Dabei hätte er es doch besser wissen müssen, schließlich hatte er noch nie erlebt das irgendetwas in seinem Leben funktionierte. Auch diesmal sollte es nicht so sein. Obwohl er immer wieder versuchte das Bild eines lachenden Draco vor seine Augen zu zwingen sah er doch immer wieder nur den Schmerz, hörte die Schrei und die widerlichen Geräusche von nackter Haut die aufeinander klatschte. Spürte selber den alleszerreißenden Schmerz und war doch nur zum zusehen verdammt. Hilflos hatte er mitansehen müssen wie aus ihrem kleinen Paradies ein Alptraum wurde dem keiner von ihnen hatte entrinnen können.
 

Überzeugt von seiner Magie hatte Harry darauf verzichtet einen Fidelius-Zauber über ihre Insel zu legen. Hatte er doch geglaubt das nichts und niemand sie jemals würde verletzen können. Wie falsch er gelegen hatte, musste der dunkelhaarige Zauberer in den letzten Tagen lernen als ihr ungebetener und vollkommen unerwarteter Besuch bei ihnen landete und sie vollkommen überrumpelte.
 

Fast kam Harry sich wieder wie ein kleiner Junge vor und nicht wie ein erwachsener Mann und ausgebildeter Auror. Noch immer steckte die panische Angst in seinen Knochen und verhinderte jeden vernünftige Reaktion, hielt ihn gefangen in dem Schleier aus roter Panik hinter der die Welt zu verschwinden schien.
 

Ein stechender Schmerz durchfuhr den ehemaligen Griffindor und er begriff erst etliche Sekunden später das er gegen eine Mauer gelaufen war. Nicht mehr in der Lage seinen geschundenen Leib aufrecht zu halten, fiel der Schwarzhaarige zu Boden. Vollkommen egal das er mitten in einer riesigen Pfütze landete, registrierte er noch nicht einmal das quietschende Schild welches über ihm hing.
 

Leer wanderte sein Blick über die vertrauten Buchstaben, während sich seine Arme um die Knie schlangen und sie so an den Körper heranzogen. Kälte ergriff seinen Körper und löschte endlich alle anderen Empfindungen aus, während die Welt zu kreisen begann. Nur die Schuld blieb, während schiefergraue Augen ihn in die Dunkelheit zu verfolgen schienen. Vorwurfsvoll und erbarmungslos brannten sie sich in seinen Geist. Draco, er hatte ihn nicht retten können und jetzt hatte er ihm das wichtigste auf der Welt genommen.
 

Laut schluchzte Harry ein letztes Mal auf, während er verzweifelt versuchte die Augen offen zu halten, diesen Kampf dann jedoch verlor. Nur noch am Rande hörte er wie Schritte sich ihm näherten, dann spürte er fremde Hände die versuchten ihm aufzuhelfen. Die Augen rollten nach hinten, als er ein letztes Mal vergeblich versuchte sich gegen die fremde Hilfe zu wehren.
 

Egal welche gütige Seele sich gerade seiner annahm, er hatte es nicht verdient. Es stand ihm nicht zu gerettet zu werden, hatte er doch selber unvorstellbares getan. Doch er hatte keine Kraft mehr. Samtige Schwärze umfing seinen Geist und brachte ihn weit fort von diesem Ort.
 

Lose rollte sein Kopf gegen die fremde Brust, als er der bewusstlose Körper in den tropfenden Kessel getragen wurde. Ob nun bewusst oder unbewusst hatten seine Schritte ihn zurück nach London in die Winkelgasse geführt. Fast genau auf den Tag ein Jahr nachdem er vollkommen überhastet mit Draco England verlassen hatte, war der Kriegsheld der Zaubererwelt zurückgekehrt. Diesmal jedoch nicht als strahlender Held, ganz im Gegenteil. Nichts an der abgerissenen Gestalt erinnerte noch an den Harry Potter den jeder kannte, sah er doch noch verhärmter aus als nach seiner Entführung. Damals jedoch hatte er sich jedoch auch als Opfer sehen können, etwas was er definitiv nicht mehr war und auch nie wieder sein würde. War doch in den letzten Tagen seine gesamte Welt zum Einsturz gebracht worden und aus diesen Trümmern würde noch nicht einmal ein Phönix es schaffen wieder aufzuerstehen. Die Schuld wog schwer auf den schmalen Schultern, welche jetzt schlaff herabhingen und doch die gesamte Welt zu tragen schienen.
 

Denn er hatte Narcissa Malfoy getötet.

St. Mungo

Etwas weiches lag unter Harry, als er nach einer gefühlten Ewigkeit seine Augen wieder öffnete. Nicht wirklich begreifend das er in einem Bett lag, glitten die grünen Augen durch den Raum, beinahe so als wäre er auf der Suche nach etwas. Ein mühsames Stöhnen kam aus der Kehle des Schwarzhaarigen als sich sein Körper mit Macht zurückmeldete.
 

Jeder einzelne Knochen schien ihm wehzutun. Fast war Harry davon überzeugt unter eine Dampfwalze geraten zu sein, doch nur fast. Denn kaum das sein Verstand sich klärte, kamen auch die Erinnerungen der letzten Tage zurück und ließen ihn erneut aufschluchzen.
 

Es war einfach zu viel, er konnte es nicht mehr ertragen. Wimmernd presste der Schwarzhaarige seinen Kopf in das weiche Kissen und umklammerte ihn herzzerreißend schluchzend mit seinen Händen. Trotzdem wurde er weder die eingebrannten Bilder noch die ungebetenen Laute los. Nur am Rande bekam Harry mit wie jemand den Raum betrat, nahm ihn jedoch erst bewusst wahr, als ein Trank an seine Lippen gehalten wurde.
 

Ohne lange darüber nachzudenken was man ihm da gerade gab, öffnete der ehemalige Griffindor seinen Mund und schluckte die bittere Flüssigkeit. Sofort wurde sein Körper wieder schwerer und seine Gedanken zähflüssiger. Müde sah er zu dem Mann auf, in dem er jetzt einen Heiler erkannte. Anscheinend hatte man ihn in ein Krankenhaus gebracht.
 

Der Unbekannte lächelte ihn beruhigend an und hielt dann seinen Zauberstab über ihn. „Ruhen sie sich noch etwas aus, Mr. Potter. Ihr Körper braucht die Erholung.“ Zwar wollte Harry widersprechen, schaffte es jedoch nicht mehr. Noch bevor der Mann zuende gesprochen hatte, fielen ihm die Augen zu und er versank wieder in der gnädigen Schwärze.
 

Als er das nächste Mal erwachte, war er nicht mehr allein. Sofort sah Harry den Mann, der neben seinem Bett saß. Dunkle Augen bohrten sich in die seinen, und ließen einen unangenehmen Schauder über seinen Körper laufen. Auch ohne das sich der Fremde vorstellte, wusste Harry sofort das es sich um einen Auror handelte.
 

Der ehemalige Griffindor konnte nicht verhindern das sein Blick sofort zu seinen Handgelenken huschte. Unwillkürlich atmete der Schwarzhaarige auf, als er sah das man ihm keine energieversiegelnden Fesseln angelegt hatte. Anscheinend erriet der Mann seine Gedanken, denn er sprach bevor Harry etwas sagen konnte. „Dafür können sie sich bei ihrem Freund Weasley bedanken, wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir sie schon längst nach Askaban geschickt oder zumindest in die Kerker des Ministeriums.“
 

Unwillkürlich zuckte der ehemalige Griffindor unter dem kalten Ton zurück, auch wenn er nicht wirklich mit Wohlwollen gerechnet hatte, so verstand er jetzt den Hass nicht der ihm gerade entgegenschlug. „Es muss verdammt schön sein ein Kriegsheld zu sein, damit scheint man ja mit allem durch zu kommen.“
 

Da war sie wieder, diese Anschuldigung hatte Harry schon sein gesamtes Leben gehört. So ungefähr jeder schien ihn um sein ach so perfektes Leben zu beneiden. Doch die allerwenigsten sahen mal hinter die Fassade, war es doch viel bequemer alles was er erreicht hatte zu neiden. Das er in seinem gesamten Leben niemals wirklich die Kontrolle über die Geschehnisse gehabt hatte, wurde dabei gern übersehen. Doch gerade hatte er einfach nicht die Kraft sich gegen den älteren Auror zur Wehr zu setzen und ließ einfach den Kopf zurück in das Kissen sinken und schloss die Augen wieder.
 

Doch der Schlaf auf den er so hoffte kam nicht. Stattdessen hörte Harry wie der Auror sich bewegte und sah wieder zu ihm. „Wir haben die letzten Zauber aufgerufen die mit diesem Stab ausgeführt wurden. Anscheinend ist er vor kurzem erst in einem Kampf eingesetzt worden, welch ein Zufall das uns gerade heute die Nachricht erreicht hat das jemand Narcissa Malfoy getötet hat. So wie es in dem Haus ausgesehen hat, muss sich die Hexe ziemlich gegen ihren Angreifer zur Wehr gesetzt haben.“
 

Unwillkürlich musste Harry schlucken, denn die blonde Hexe hatte sich in der Tat mit allen Mitteln gegen ihn verteidigt. Doch es war nicht so gewesen wie der Mann vor ihm anscheinend glaubte, hatte Harry sie doch angefleht ihn außer Gefecht zu setzen, denn Aufgeben war für ihn nie eine Option gewesen, stand doch Dracos Leben auf dem Spiel.
 

Narcissa war eine machtvolle Hexe und hatte alles aufgefahren, doch was sollte sie gegen einen Zauberer wie Harry ausrichten? Der Schwarzhaarige hatte schon gewusst wie es ausgehen würde, noch bevor er über die Schwelle ihres Hauses trat.
 

Wieder sah Harry wie das Blut sich über dem Boden verteilte, hörte wie die Blonde schmerzerfüllt aufkeuchte und sie anschließend stürzte. Sie war tot noch bevor ihr schlanker Körper auf dem Teppich aufkam. Anklagend hatten ihn die gebrochenen blauen Augen angestarrt, während er stolpernd aus dem Haus geflohen war.
 

Nur mit Mühe gelang es dem Schwarzhaarigen sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren, denn anscheinend hatte der Auror weiter gesprochen. „… sehr ungewöhnlich ist jedoch der letzte Fluch. Sectumsempra, zumindest ich habe noch nie davon gehört und wenn er nicht so unglücklich getroffen hätte würde er wahrscheinlich nur einige unschöne Narben hinterlassen.“
 

Anscheinend erwartete der Auror eine Antwort, doch Harry wusste beim besten Willen nicht was man darauf erwidern sollte und starrte nur an die Wand neben dem Mann. Wusste er doch nur zu gut was ausgerechnet dieser Fluch anrichten konnte und hatte er sich damals doch geschworen ihn nie wieder zu benutzen. Doch er hatte keine andere Wahl gehabt, schließlich stand noch immer Dracos Leben auf dem Spiel.
 

„Sie sollten langsam mit mir kooperieren Potter, ihre Beziehungen werden sie nicht ewig beschützen.“
 

Schnaubend drehte Harry sich auf die Seite, weg von dem Auror und kniff demonstrativ seine Augen zusammen. Die freundliche Annäherung war schneller vorbei als er angenommen hatte, doch noch konnte ihm der Mann nichts. Noch, denn auch dieser Zustand würde nicht ewig anhalten. Spätestens wenn die Spuren seines Fluchs genauestens mit den Verletzungen Narcissas abgeglichen wurden, würde es eng für ihn werden.
 

Tränen traten Harry in die Augen als er an Askaban dachte. Wenn er zumindest wüsste das Draco in Sicherheit war, würde er diese Strafe mit Freuden auf sich nehmen. Doch er hatte bei aller angeblicher Macht über die er verfügte es lediglich geschafft dem Blonden das Leben zu retten.
 

Was für ein Leben das war, daran wollte der ehemalige Griffindor lieber nicht denken, hatte er selber doch auch so über Jahre dahinvegetiert. Wahrscheinlich würde Draco seinen Namen schon bald verfluchen und wenn er es nicht jetzt schon tat, dann spätestens wenn er vom Tot seiner Mutter erfuhr.
 

Sich eine geballte Faust in den Mund schiebend, versuchte Harry mühsam die Schluchzer zurückzuhalten die sichtbar seinen Körper schüttelten. Noch immer konnte er die Stimme des Aurors hinter sich hören, doch achtete er nicht mehr auf dessen Worte. Wollte nicht hören was dieser ihm zu sagen hatte, wusste er doch selber welche Strafe auf Mord in der Zauberer-Welt stand.
 

Erst als eine warme Hand ihm über die Haare strich öffnete Harry seine Augen wieder und bemerkte erst jetzt das der Auror fort war. Doch so angenehm diese Berührung auch war, er rutschte sofort an die Kante des Bettes und starrte Hermine aus ausdruckslosen Augen an.
 

Die braunhaarige Hexe versuchte sich an einem Lächeln, doch es wirkte mehr als unecht. Zögernd ließ sie sich auf dem Stuhl nieder auf dem bis vor kurzem noch der unbekannte Auror gesessen hatte. Mehrmals öffnete sie den Mund als wolle sie etwas sagen, schloss ihn jedoch jedes Mal wieder ohne einen Ton von sich zu geben.
 

Erst als Harry demonstrativ seine Augen wieder schloss, überwand Hermine sich schließlich. „Wie geht es dir?“
 

Ungläubig sah der Schwarzhaarige seine Freundin an, konnte nicht glauben welche banale Frage sie gerade gestellt hatte. Diese zuckte jedoch nur mit den Schultern und sah ihn abwartend an. Anscheinend erwartete sich tatsächlich eine Antwort, weshalb Harry es irgendwie schaffte mit den Schultern zu zucken. Eine Bewegung die er nur eine Sekunde auch schon wieder bereute, da ein scharfer Schmerz durch seinen eh schon malträtierten Körper schoss.
 

Leider entging Hermine dies aus nicht, denn sie schien drauf und dran nach einem Heiler zu rufen, weshalb der Dunkelhaarige hastig nach ihrem Arm griff und den Kopf schüttelte. Unschlüssig was sie tun sollte, musterte die braunhaarige Hexe ihren Freund, gab jedoch schließlich nach und setzte sich auf einen Besucherstuhl. Dabei ignorierte sie gekonnt den missmutigen Blick des Aurors neben sich und schlug ihre Beine übereinander. Ihr Blick wurde ernst und dem ehemaligen Griffindor wurde klar das sie auf ihre weiteren Fragen antworten verlangen würde. „Wo warst du das letzte Jahr?“
 

Müde schloss Harry die Augen, wieder sah er das glasklare Wasser und den perfekten Strand ihrer kleinen Insel vor sich. Hörte das Rauschen der Wellen und glaubte beinahe die heiße Sonne auf der Haut zu spüren. „Philippinen.“
 

Da Hermine kein Wort sagte, setzte der Dunkelhaarige schließlich noch nach. „Auf einer kleinen Insel, weit weg von allem.“
 

Tief atmete die Hexe ein, wusste sie doch was an dem Tag vorgefallen war, als Harry zusammen mit Draco vollkommen überstürzt das Land verlassen hatte. Doch auch wenn sie ihn verstehen konnte, wollte sie einfach nicht wahr haben das ihr bester Freund sich ein ganzes Jahr nicht bei mir gemeldet hatte. Und das obwohl er damals auch gerade erst nach einer jahrelangen Entführung wieder aufgetaucht war. „Warum hast du dich nicht ein Mal bei uns gemeldet Harry? Wir haben uns Sorgen gemacht.“
 

Für die braunhaarige Hexe vollkommen überraschend lachte Harry sarkastisch. „Und was hätte das genutzt?“
 

Vollkommen aus der Spur gebracht, starrte Hermine den Mann an, von dem sie bisher geglaubt hatte er wäre ihr bester Freund, doch erkannte sie in diesem Moment nichts vertrautes mehr in dem ausdruckslosen Gesicht. Eiskalte grüne Augen musterten sie, bevor er den Kopf wieder ins Kissen fallen ließ. „Wir sind deine Freunde.“
 

„Das hat mir damals ja auch so gut geholfen, nicht wahr?“ ätzte der Dunkelhaarige und traf damit einen Nerv bei Hermine, hatten sie damals doch vergeblich versucht ihn aufzuspüren.
 

„Vielleicht können wir dir ja jetzt helfen.“ Zaghaft strich die Hexe über eine der verkrampften Hände, erntete dafür aber so einen kalten Blick das sie sich sofort zurückzog. „Wozu?“
 

Fragend legte die Braunhaarige den Kopf auf die Seite. „Wie meinst du das Harry? Wir wollen für dich da sein, so wie wir es immer gewesen sind. Weißt du eigentlich was Ron alles in Bewegung setzt?“
 

Abwartend sah die Hexe zu Harry, doch dieser schloss nur die Augen. „Ich brauche eure Hilfe nicht.“ Hermine sah aus, als hätte man sie mit einem Eimer Wasser übergossen, nur mit Mühe gelang es ihr den kichernden Auror neben sich weiter zu ignorieren, während sie sich wieder nach vorne beugte. „Das glaubst du doch wohl selber nicht! Dir ist schon klar das gegen dich wegen Mordes ermittelt wird? Willst du wirklich in Askaban landen?“
 

Genervt schnaubte Harry auf und drehte den Kopf auf die Seite, antwortete jedoch nicht mehr. Auch nicht als Hermine eindringlich seine Hand drückte. „Denkst das ist es was Draco will?“
 

Schneller als die Hexe kucken konnte, fuhr der Dunkelhaarige herum und richtete sich auf. Sein Blick schien vor Wut zu sprühen, als er fauchte. „Es geht niemanden etwas an, Hermine. Begreif einfach das ich deine Hilfe nicht will. Ich sag es dir nur noch ein Mal, lass mich in Ruhe!“
 

Vollkommen perplex von dem Wutausbruch wich Hermine zurück, erkannte sie Harry doch in diesem Augenblick gar nicht mehr. Nur mit Mühe gelang es ihr die Tränen zurückzuhalten, während sie mit zittrigen Fingern nach ihrer Handtasche griff. Ohne noch einmal etwas zu dem Dunkelhaarigen zu sagen, verließ sie hastig den Raum.
 

Innerlich atmete Harry erleichtert auf. Seine ersehnte Ruhe bekam er jedoch trotzdem nicht, rutschte jetzt doch der Auror wieder dichter an sein Bett heran. Selbst als er ihn wütend anfunkelte, grinste dieser nur. „Was?“
 

Als hätte er gesehen was er wollte, lehnte der Mann sich zurück, grinste jedoch weiterhin. „Nichts. Es ist nur immer wieder interessant wie sich die angeblich größten Zauberer unserer Zeit selber zugrunde richten. Besonders wenn sie jahrelang geglaubt haben über dem Gesetz zu stehen.“
 

Harry wusste nicht, womit er soviel Hass verdient hatte, es interessierte ihn auch nicht wirklich. Was wusste der Mann neben ihm auch schon von seinem Leben und seinen derzeitigen Problemen? Das einzige was er wollte war seine Ruhe und wenn er dafür nach Askaban gehen musste, dann würde es eben so sein.
 

Nur kurz schmerzte sein Herz bei diesem Gedanken, musste er doch an Draco denken. Beinahe glaubte er dessen weißblondes Haar vor sich zu sehen, verbot es sich aber sofort selbst. Er hatte es nicht verdient Trost zu finden, war es doch allein seine Schuld das der ehemalige Slytherin in der Hölle gelandet war. Wäre er ihm niemals begegnet, würde der Blonde noch sein normales Leben führen. Zwar verachtet von der Zauberer-Gesellschaft, doch immerhin mit seiner Mutter an seiner Seite.
 

Wieder presste Harry sich eine Faust in den Mund und erstickte so die Schluchzer, welche in seiner Kehle saßen. Nur am Rande bekam er mit wie er immer schwerer Luft bekam und jemand an seinem Arm zerrte. Doch er konnte einfach nicht nachgeben, konnte er doch schon die gnädige Schwärze spüren die ihn langsam einholte und zu sich zog. Vergessen, das war alles was er wollte und in diesem Moment bekam er es auch. Mit einem leisen Röcheln verdrehten sich die Augen des ehemaligen Griffindors und er versank in der Dunkelheit.

Gefangen

Schmerz. Es existierte nichts anderes mehr als der alles durchdringende Schmerz. Wimmernd versuchte Draco sich zu einem Ball zusammen zu rollen, doch noch nicht einmal dazu war sein Körper noch in er Lage. Hatte er früher geglaubt die Cruciatus-Flüche seiner Tante wären das schlimmste was einem passieren konnte, so war er die letzten Tage eines besseren belehrt worden.
 

Es gab so viel schlimmere Flüche und er hatte sie alle kennen lernen dürfen. Doch all das wäre auszuhalten, wenn nur Harry bei ihm wäre. Der Dunkelhaarige war jedoch verschwunden, bevor das hier begonnen hatte. Nicht ganz natürlich, hatte sein Peiniger doch erst den Willen des ehemaligen Griffindors gebrochen. Etwas was ihm erstaunlich leicht gelungen war, wenn man bedachte das der dunkle Lord ihn über Jahre bekämpft hatte. Doch dieser hatte auch nie zwischenmenschliche Beziehungen verstanden, war er doch einzig auf seine Macht und deren Steigerung fixiert.
 

Armando jedoch war anders. Er erkannte sofort wie er den furchtlosen Helden brechen konnte und tat es dann auch ohne jede Skrupel. Ganz im Gegenteil, er schien jeden einzelnen Schmerzensschrei zu genießen, während er zusah wie er Harrys Seele Stück für Stück in Fetzen riss. Das er dabei auch noch einen ehemaligen Todesser folterte war wohl ein zusätzlicher Genuss.
 

Gebannt durch die Fesseln an seinen Handgelenken, war Draco nicht in der Lage gewesen sich zu wehren. Hilflos nicht nur seinem Peiniger ausgeliefert, hatte er mit ansehen müssen wie der Glanz aus den schönen grünen Augen verschwand. Doch er hatte es nicht mehr geschafft seinem Freund etwas vorzuspielen. Bisher ungekannte Schmerzen waren durch seinen Körper getobt und schienen ihn innerlich zu zerreißen, während das Paradies welches sie sich geschaffen hatten zu einem Alptraum wurde.
 

Und jetzt lag er hier, allein in dem Bett welches er sich vor wenigen Tagen noch mit Harry geteilt hatte. Doch jetzt war es kein Zufluchtsort mehr. Ohne den Schwarzhaarigen würde es den auch nie mehr geben. Erneut wimmerte Draco leise auf, fand er doch keine einzige Position die vollkommen schmerzfrei war.
 

So gab er sich schließlich damit zufrieden einfach nur da zu liegen. Gerade als er am einschlafen war, tauchte die kleine Hauselfe auf und begann ihn zu säubern, genauso wie sie es die letzten Tage schon gemacht hatte. Draco verstand nicht wieso es Armando ihr jeden Tag befahl, doch er nahm es mittlerweile genauso hin wie alles andere auch. Und eigentlich fühlte es sich auch gar nicht schlecht an von dem Schweiß und Tränen befreit zu werden. Endlich verschwand das kleine Geschöpf wieder und ließ ihn vollkommen allein zurück.
 

Müde starrte Draco in den langsam dunkler werdenden Raum. Durch die magieversiegelnden Fesseln war es nicht mehr nötig ihn anzubinden, hatte er doch das Gefühl das ein stetiger Strom an Kraft aus seinem Körper floss. Selbst wenn Armando ihn aus dem Bett zerrte, konnte der Blonde kaum noch alleine stehen. Doch das musste er jetzt auch nicht. Gähnend schloss der ehemalige Slytherin seine Augen und hoffte zumindest für einige Stunden zur Ruhe zu kommen.
 

Er sah nicht wie der ältere Zauberer an der Tür seinen Zauberstab auf ihn richtete und er hörte auch nicht den Spruch den dieser sagte. Allerdings spürte er schon wenige Sekunden später die Wirkung, verwandelten seine Träume sich doch in wahren Horror.
 

Wimmernd, weinend und immer wieder schreiend wandte sich der Blonde in dem breiten Bett. Nicht in der Lage aufzuwachen war er gezwungen alles schlechte was ihm jemals widerfahren war, noch einmal zu erleben.
 

Erst am nächsten Morgen, als die Sonne ihm direkt ins Gesicht schien, öffnet Draco seine Augen wieder. Stöhnend fuhr er sich mit einer Hand durchs Gesicht und versuchte zu ergründen warum noch mal sie es damals für eine gute Idee gehalten hatten das Schlafzimmer in Ostlage auszusuchen.
 

Doch eigentlich war es auch egal, denn auch ohne Sonne wurde es langsam unangenehm warm. Das er von der letzten Nacht noch vollkommen nassgeschwitzt war machte es auch nicht gerade besser. Zumindest war er allein, auch wenn er sich Harry so dringlich wie noch nie zuvor herbeisehnte.
 

Allerdings schien dieses Glück nicht all zu lange anzuhalten, hörte er doch schon wieder Schritte auf dem Flur und allein der Klang sagte ihm das es nicht die zarte Elfe sein konnte. Wie richtig er gelegen hatte, sah Draco nur wenige Sekunden später, als sich die Tür öffnete und Armando eintrat.
 

Der Ältere schien sich regelrecht an seinem erbärmlichen Anblick zu ergötzen, während sein Blick über die geschwollenen Augen und die schweißnassen Haare glitt. Am liebsten hätte Draco ihm einen spitzen Kommentar an den Kopf gehauen, doch noch immer fühlte er von der letzten Nacht vollkommen zerschlagen. So ließ er einfach den Kopf zurück ins Kissen sinken und schloss die Augen.
 

Natürlich war es nicht so einfach dem anderen Zauberer zu entkommen, doch zumindest für ein bis zwei Sekunden funktionierte es. Dann hörte er die seidenglatte Stimme des Älteren und seine Nackenhaare stellten sich auf. „So unhöflich, ich glaube wir müssen deine Lektionen noch einmal vertiefen, wenn du dich in Gegenwart deines Meisters einfach abwendest.“
 

Hastig riss Draco die Augen auf, auch wenn er es mittlerweile schon besser wusste. War Armando doch ein Sadist der es schaffte selbst Voldemort in den Schatten zu stellen. So auch dieses Mal. Tatsächlich wartete der blonde Zauberer bis der ehemalige Slytherin ihn ansah, bevor er einen Zauber sprach, der den Schmerz in Dracos Innern schier zum explodieren brachte.
 

Gequält schrie der Jüngere auf und wandte sich hilflos auf dem eh schon zerwühlten Bettlaken. Endlose Sekunden die ihm in seiner Agonie wie Stunden vorkamen, hielt Armando den Zauber aufrecht. Erst als sich die grauen Augen verdrehten und nur noch das weiße sichtbar war, senkte der Ältere seinen Stab und sah abschätzig auf das Häuflein Elend.
 

„Wenn ich ehrlich bin habe ich mehr von dir erwartet Draco. Immerhin hat unser lieber Harry ein ganzes Jahr gebraucht bis er sich mir unterworfen hat. Die Frage ist jetzt natürlich bist du einfach klüger als der sture Griffindor oder viel schwächer?“ Kichernd richtete Armando seinen Stab erneut auf die schwer atmende Gestalt auf dem Bett und ließ sie erneut vor Schmerzen schreien. „Ich denke das werden wir in der nächsten Zeit noch herausfinden, meinst du nicht auch?“
 

Erleichtert atmete Harry auf, als er erneut die Augen aufschlug und feststellte das er zum ersten Mal seit er im St. Mungos lag vollkommen alleine war. Noch nicht einmal der missmutige Auror saß neben seinem Bett.
 

Im Gegensatz zu einem Muggel-Krankenhaus gab es auch keine Apparaturen die an ihm befestigt waren, so das er sich tatsächlich frei bewegen konnte. Nur sein Zauberstab lag nicht mehr auf dem Nachtschrank.
 

Müde lächelte Harry, während er seine Füße über den Bettrand schob, und zum ersten Mal seit Tagen aufstand. Wenn er gehen wollte, dann wäre auch ein fehlender Stab für ihn kein all zu großes Problem mehr. Im vergangenen Jahr hatte er genug mit Draco geübt, so das er mittlerweile in der Lage war fast jeden Zauber auch ohne die Hilfe eines Stabes auszuführen.
 

Das Problem war nur das er nirgends hinwollte, natürlich mit Ausnahme der Toilette die er gerade ansteuerte. Denn egal wie mächtig er auch war, es war ihm bisher nicht einmal gelungen Draco ausfindig zu machen. So oft er auch versucht hatte das zarte Band der Magie welches sie verband zu benutzen, es funktionierte einfach nicht. Und das obwohl ihm der ehemalige Slytherin mehrfach erklärt hatte, wie es damals für ihn möglich gewesen war Harry zu finden. Da er jedoch anscheinend der Ausgangspunkt war, konnte er diese Magie nicht benutzen.
 

Ein leiser Fluch kam über die Lippen des Dunkelhaarigen, als er nach nur wenigen Schritten bemerkte wie sein Kreislauf absank. Nur mit Mühe schaffte er es bis zum Badezimmer und ließ sich dort schwer atmend auf dem Toilettensitz nieder. Nutzlos war das einzige Wort, welches ihm immer wieder durch den Kopf ging. Er war einfach nur noch nutzlos. Wahrscheinlich wäre es für alle Beteiligten am besten gewesen, wenn er bei seinem Kampf gegen Voldemort einfach gestorben wäre.
 

Doch nein, er musste ja mal wieder überleben. Und für was? Neuer Schmerz, neue Angst und mal wieder keinen Ausweg. Wer wollte schon so ein Leben haben? Ohne das Harry es verhindern konnte, liefen ihm die Tränen übers Gesicht, während er versuchte zu begreifen wie es jetzt weiter gehen sollte.
 

Schließlich konnte er nicht für immer im St. Mungos bleiben. Auch lief das Verfahren wegen Mordes noch gegen ihn. Noch nicht einmal der hochangesehene Kriegsheld stand dermaßen weit über dem Gesetz, das es möglich gewesen wäre ihm die Verhandlung vor dem Gamot zu ersparen. Das höchste der Gefühle wäre höchstens wenn man die Öffentlichkeit aussperrte, doch auch das würde schwer werden.
 

Wahrscheinlich würde alles zum Prozess des Jahrhunderts mutieren. Die Presse würde ihn regelrecht zerreißen. Seufzend fuhr Harry sich mit der Hand durch sein Gesicht und sah zu dem Spiegel auf. Zumindest sah er genauso aus wie er sich gerade fühlte. Matte Augen, fettige, strähnige Haare und bleiche Haut. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er glauben eine lebendige Leiche vor Augen zu haben.
 

Ein lautes Klopfen an der Tür ließ den ehemaligen Griffindor zusammen zucken, doch noch bevor er antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen und Ron betrat den kleinen Raum. Dieser schien gerade etwas sagen zu wollen, klappte seinen Mund jedoch einfach wieder zu als er das Häufchen Elend sah. Wortlos half der Rotschopf seinem Freund auf die Beine und verfrachtete ihn zurück ins Bett.
 

„Hey Kumpel, ich dachte da du ja nicht mit Hermine sprechen willst, das du es zumindest mit mir tust.“
 

Müde sah Harry in die besorgten Augen seines Freundes. Wie gern hätte er jetzt einfach die Augen geschlossen. Allerdings war ihm auch klar das es nicht ewig so weiter gehen konnte, weshalb er sich tatsächlich überwand zu antworten. „Was willst du?“
 

Fragend zog Ron eine Augenbraue hoch. „Du willst wirklich wissen was ich will? Ein ganzes Jahr meldest du dich nicht und dann wenn du endlich wieder auftauchst bist du blutüberströmt und nicht ansprechbar. Ich will einfach das du mit mir redest.“
 

Zum ersten Mal bemerkte Harry das der Rothaarige deutlich ruhiger geworden war, dadurch wirkte Ron deutlich selbstbewusster und erwachsener als zu ihrer Schulzeit, wo er doch immer recht unsicher und unbeholfen gewesen war. Ein trauriges Lächeln legte sich auf die Lippen des Dunkelhaarigen. „Und was soll das noch bringen Ron?“
 

Perplex starrte der Weasley seinen Freund an. „Was das bringen soll? Verdammt noch mal Harry, gegen dich wird wahrscheinlich Anklage wegen Mordes erhoben. Wie sollen wir dir helfen, wenn du nicht mir uns redest?“
 

Schnaubend senkte der Dunkelhaarige den Blick, konnte den durchdringenden Blick des Aurors vor sich einfach nicht mehr ertragen. „Mir ist nicht mehr zu helfen, ich habe es verdient verurteilt zu werden.“
 

Hilflos warf Ron seine Arme in die Luft und erinnerte Harry so kurz an ihre gemeinsame Schulzeit. „Willst du wirklich mit aller Gewalt nach Askaban? Denkst du das es das ist was Draco sich für dich wünscht?“
 

Ruckartig hob der Dunkelhaarige den Kopf und starrte in die blauen Augen seines Freundes, der unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Wütend fuhr Harry sich mit den Fingern durch die Haare. „Was Draco sich wünscht? Denkst du eigentlich auch mal nach, bevor du sprichst? Ich habe seine Mutter getötet, glaubst du ernsthaft er will noch irgendetwas mit mir zu tun haben?“
 

Mehrmals öffnete Ron den Mund, schloss ihn jedoch sofort wieder ohne etwas zu sagen. Schließlich stellte er die Frage die Harry am meisten fürchtete. „Wo ist Draco eigentlich?“

Zusammenbruch

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verwirrt

Warme Luft umgab Harry, während er erstaunt bemerkte das sich jetzt Gras unter seinen Knien befand. Ein wolkenloser blauer Himmel erstreckte sich über ihn so weit er sehen konnte. Nach nur wenigen Minuten konnte der Dunkelhaarige spüren wie ihm der Schweiß über den Rücken rann.
 

Dennoch brauchte er noch eine ganze Weile bis er verstand wie er gerade hergekommen war. Wobei wirklich verstehen tat er es wohl nicht, doch noch immer konnte er den großen Drachenkörper sehen, der ihm von allem abzuschirmen schien. Natürlich war auch ihm bewusst das diese gigantische Gestalt viel zu groß für einen Patronus war, doch es kümmerte ihn nicht besonders.
 

Deutlich erkannte er die Züge wieder, welche auch Dracos Patronus trug. Zärtlich fuhr er mit einer Hand über die schmale Schnauze und genoss das warme Prickeln unter seiner Haut. Das erste Mal seit er von Draco getrennt worden war, fühlte er sich dem Blonden wieder nahe. Lächelnd strich Harry ein weiteres Mal über die leuchtende Erscheinung.
 

Ron stand vollkommen bleich in Kingsleys Büro, in welches er sofort geeilt war, nachdem er von Harrys Flucht gehört hatte. Zwar hatte auch er gewusst das seinem Freund es damals gelungen war aus dem Ministerium zu apparieren, etwas was noch nicht einmal Voldemort gelungen war, doch konnte er es nicht fassen, das es diesem noch einmal gelungen. Immerhin hatte man die Banne nochmals deutlich verstärkt und sogar Ortungszauber ausgesprochen für den Fall das es doch geschehen würde.
 

Das Ergebnis dieser Bemühungen schien allerdings mehr als kläglich auszufallen, war es ihnen doch weder gelungen Harry im Ministerium zu halten, noch herauszufinden wo er sich gerade aufhielt. Auch die Erscheinung, welche rund um den Dunkelhaarigen aufgetaucht war, gab ihnen noch immer Rätsel auf. Noch nie hatte jemand von ihnen einen Patronus mit solchen Ausmaßen gesehen.
 

Kein Wunder also das Kingsleys Laune am Boden war. Einem überführten Mörder war es ohne jede Mühe gelungen aus dem Ministerium zu fliehen, unter den Augen des kompletten Gamots und in Anwesenheit von sechs Auroren und sogar einem Dementor. Allerdings hatte man das dunkle Geschöpf nirgends mehr auffinden können, weshalb man wohl davon ausgehen musste das Harry diesen tatsächlich vernichtet hatte. Wahrscheinlich würde der Zauberei-Minister schon morgen von der Presse zerrissen werden.
 

Dabei wusste man noch immer nicht wirklich was sich in Narcissas Haus zugetragen hatte, denn auch wenn die französischen Kollegen gewissenhaft gearbeitet hatten, so fehlte noch immer das Motiv für die Wahnsinnstat.
 

Tief atmete Ron durch, während er mit einem halben Ohr der Besprechung lauschte. Erst als er seinen Namen hörte, schreckte der Rothaarige zusammen und starrte den ehemaligen Auror vor sich an wie eine Erscheinung. Erst in diesem Augenblick begriff er das er wohl noch weniger zugehört hatte als gedacht. „Entschuldigung Sir, können sie ihre Frage noch einmal wiederholen?“
 

Leises Lachen aus dem Hintergrund ließ Ron erröten, während Kingsley mühsam durchatmete. „Ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn sie ihre volle Aufmerksamkeit auf die Ermittlungen lenken würden, Weasley. Oder ist es ihnen entgangen das ihr ehemals bester Freund, der immerhin ein überführter Mörder ist, gerade aus dem Ministerium geflohen ist?“
 

Wieder ertönten einzelne Lacher, allerdings stellten sich diese sehr schnell ein, als ein wütender Ron seinen Blick über die Kollegen wandern ließ. „Harry ist nicht mein ehemals bester Freund. Er wird immer mein Freund bleiben und bisher wissen wir noch nicht einmal was genau geschehen ist, Herr Minister.“
 

Wütend kniff Kingsley die Augen zusammen, doch der Rothaarige war nicht bereit auch nur einen Schritt zurückzuweichen. „Ich schlage also vor das wir ihn erstmal suchen, bevor wir eine Vorverurteilung vornehmen oder haben sie vergessen wie es ihren Amtsvorgänger ergangen ist? Den meisten ist es nicht gut bekommen ihre Augen vor der Realität zu verschließen.“
 

Sofort wurde es vollkommen still im Raum und einigen der anwesenden Auroren stand der Mund offen, während ihr Blicke von Ron zu Kingsley wanderten. Deutlich konnte man die Anspannung zwischen den beiden Männern spüren, wahrscheinlich hätte nicht viel gefehlt das sie mit Zauberstäben aufeinander losgegangen waren.
 

„Raus!“ Sofort kamen alle Anwesenden diesem gezischten Befehl nach und atmeten erleichtert auf, als sie endlich aus dem plötzlich viel zu kleinen Büro entkommen konnten. Zurück blieben nur Ron und Kingsley. Wie immer wenn sie allein waren, ging der Minister zu einer vertraulicheren Ansprache über. „Glaubst du, nach all dem was wir bereits herausgefunden haben, noch immer an seine Unschuld?“
 

Sofort richtete sich der Rothaarige etwas auf und sah fest in die Augen des Älteren. „Das tue ich. Harry muss einen Grund für seine Tat gehabt haben. Er wird nicht einfach grundlos nach einem ganzen Jahr wieder aufgetaucht sein um dann ausgerechnet Dracos Mutter umzubringen. Außerdem sollten wir nicht vergessen das wir Draco bisher auch nicht aufspüren konnten.“
 

„Vielleicht haben die beiden sich getrennt?“
 

Ein humorloses Lachen kam über Rons Lippen, während er die Arme vor der Brust verschränkte. „Das ist wohl eher unwahrscheinlich. Ich denke das Harry dann eher bei mir und Hermine aufgetaucht wäre und nicht seine Schwiegermutter in spe umlegt. Außerdem hätten wir dann wohl auch eine Spur von Draco. Doch bisher konnten wir weniger als nichts auffinden und wir sollten nicht vergessen in welchem Zustand Harry war, als er im St. Mungos eingeliefert wurde. Er war ja überhaupt nicht ansprechbar. Für mich deutet alles darauf hin das seine Tat nicht freiwillig geschehen ist.“
 

Nachdenklich tippte sich Kingsley mit einem Finger gegen sein Kinn. „Imperius-Fluch?“
 

Sofort schüttelte der Rothaarige den Kopf. „Ich glaube der Zauberer der einen Imperius über Harry legt muss erst noch geboren werden, normalerweise schüttelt er diesen recht schnell ab. Ich denke eher das man ihn auf anderem Wege dazu gezwungen hat, dazu würde auch passen das wir Draco nicht finden können. Allerdings würde mir derzeit niemand einfallen der zu solch einer Tat fähig wäre und vor allem dem Wissen über die beiden verfügt.“
 

Misstrauisch beobachtete Ron wie sich Kingsley bei diesen Worten von ihm abwandte und stattdessen zu der kleinen Bar in der Ecke ging. Wortlos griff der Minister nach dem Feuerwhiskey und füllte zwei Gläser. „Einen gibt es.“
 

Mit einem ganz schlechten Gefühl nahm der Rothaarige eines der Gläser entgegen. „Einen gibt es,“ bestätigte er und wartete dann ab bis der Ältere endlich weiter sprach.
 

Es dauerte lange bis Kingsley endlich wieder die Stille brach. Deutlich konnte man ihm ansehen wie schwer es ihm fiel die folgenden Worte auszusprechen. „Armando Meliflua ist nie in Askaban angekommen. Wir sind bisher davon ausgegangen das er ohne seinen Zauberstab in der Nordsee ertrunken ist.“
 

In diesem Moment kostete es Ron all seine Selbstbeherrschung sein Glas nicht nach dem älteren Zauberer zu werfen. Trotzdem zitterten seine Finger so stark das er das hochprozentige Getränk beinahe verschüttete. „Und wann hattest du vor uns davon zu unterrichten? Diese Tatsache hätte auf jeden Fall mit Harrys Fall in Verbindung gebracht werden müssen!“
 

Nervös starrte Kingsley auf den Boden. „Wir sind bisher davon ausgegangen das Armando tot ist, nichts deutete daraufhin das er den Transport irgendwie überlebt hat.“
 

Wütend raufte Ron sich die Haare. „Nichts deutete darauf hin? Es ist aber schon bekannt das die blonde Schlange ein Todesser ist? Es dürfte ein leichtes für ihn gewesen sein die Dementoren auf seine Seite zu ziehen. Wir können wohl ziemlich davon ausgehen das Narcissa Malfoy noch am Leben wäre, wenn wir Harry zumindest informiert hätten.“
 

Der Blick des Älteren wurde bei diesen Worten hart. „Ich lasse mir jetzt nicht die Schuld für Narcissas Tod in die Schuhe schieben, auch nicht von ihnen Weasley!“
 

Kopfschüttelnd stellte Ron sein unberührtes Glas auf dem Schreibtisch ab. „Eigentlich habe ich immer geglaubt das mit ihrer Amtszeit alles besser werden würde, Kingsley. Doch in diesem Augenblick stelle ich fest das sie genauso sind wie die Minister vor ihnen. Sie biegen sich alles zurecht wie es ihnen gerade passt.“
 

Ohne auf die wütenden Rufe hinter sich zu achten verließ der Rothaarige das großzügige Büro und ignorierte auch die neugierigen Blicke seiner Kollegen als er nur die wichtigsten Sachen aus seinem Büro holte um dann durch das Flohnetzwerk nach Hause zurückzukehren. Schließlich konnte er sich denken das er dort bereits von Hermine erwartet wurde.
 

Die braunhaarige Hexe hatte sofort ihr Büro verlassen als die Sondermeldung des Tagespropheten von einer Eule gebracht worden war. Rita Kimmkorn hatte sich mal wieder selbst übertroffen. ÜBERFÜHRTER MÖRDER AUF FREIEN FUSS. Darunter war ein Bild von Harry direkt nach der Schlacht um Hogwarts abgedruckt worden, und wo er in der Tat nicht ganz zurechnungsfähig aussah. Doch noch schlimmer war der Text darunter in dem sich die sensationslüsterne Reporterin darüber ausließ wie es wohl um den Gesundheitszustand des sogenannten Helden stand.
 

Nur mit Mühe war es Hermine gelungen das Papier sorgfältig wieder zu falten, anstatt es sofort in Flammen aufgehen zu lassen. Dabei wusste sie doch das ihre Wut nichts bringen würde, schließlich war es nicht das erste Mal das Kimmkorn solche Artikel verfasste, doch eine komplette Sonderausgabe toppte nun wirklich alles. Vor allem die unterschwelligen Vorwürfe, man hätte doch schon viel früher bemerken müssen wie es denn eigentlich um Harry stand.
 

Das einzig Gute war, das es tatsächlich ein Bild gab von dem Moment als ihr Freund verschwand. Nur zu deutlich war die riesige Gestalt, die einen an einen Patronus erinnerte , zu erkennen. Zwar wusste sie auch nicht welchen Zauber Harry benutzt hatte, doch konnte sie es so vielleicht herausfinden. Zumindest dann wenn Kreacher es ihr erlaubte die Bibliothek der Blacks zu benutzen. Allerdings hatte sie auch schon davon gehört das die Malfoys über eine noch deutlich größere Sammlung von Büchern verfügte. Doch um in das Manor apparieren zu dürfen brauchte sie zumindest die Zustimmung seines derzeitigen Besitzers, der nicht auffindbar war, oder eine Genehmigung des Zaubereiministeriums, welches sie nicht fragen wollte.
 

So konnte sie nur hoffen das der alte Elf ihr dieses Mal wohlgesonnen war, etwas was mittlerweile von seiner Tagesform abhängig war. Denn auch wenn man es kaum glauben wollte, so war das kleine Wesen doch im vergangenen Jahr alt geworden, vergaß immer mehr und versank teilweise für Tage in seinen alten Erinnerungen. Meist hockte er dann mit einem glückseligen Grinsen in Regulus Zimmer und wartete auf die Rückkehr seines geliebten Herrn.
 

Zu Anfang hatte Hermine sich Sorgen um Kreacher gemacht, doch seit eine junge Elfe zu ihm geschickt worden war, wusste sie ihn zumindest körperlich gut versorgt. Nicht das der alte Griesgram besonders nett zu seiner Nachfolgerin war, so duldete er sie zumindest in dem kleinen Schrank neben dem Seinen. Ein leichtes Lächeln huschte über die Lippen der braunhaarigen Hexe wenn sie an die junge Elfe mit dem Namen Knox dachte.
 

Das kleine Geschöpf war einfach das komplette Gegenteil von Kreacher, allerdings litt sie auch darunter das ihr eigentlicher Herr nicht anwesend war und anscheinend von ihrer Existenz noch nicht einmal wusste. Mittlerweile wusste Hermine wie fragil Hauselfen eigentlich waren und wie schwer es ihnen fiel allein zurecht zu kommen. Und auch wenn sie ihren Traum von B.ELFE.R nie ganz aufgegeben hatte, so akzeptierte sie doch mittlerweile wenn sich eine Elfe anders entschied. Und gerade die kleine Knox könnte einen guten Herrn gebrauchen. Ein Herr wie Harry es auch sein würde, wenn er denn jemals wieder zurückkam, wonach es zur Zeit ja eher nicht aussah. Denn selbst wenn er sich entscheiden sollte seine Flucht abzubrechen, würde er doch wohl eher nach Askaban kommen anstatt in den Grimmauldplatz.
 

Seufzend strich sich die Braunhaarige die Haare zurück und starrte auf die kleine Uhr, welche sie von Molly Weasley zum letzten Weihnachtsfest bekommen hatte. Sie wirkte wie eine kleinere Ausgabe von der Uhr, welche in der Küche der Weasleys hing und besaß derzeit nur zwei Zeiger, wobei ihrer auf Zuhause stand und Rons hartnäckig auf Büro verharrte.
 

Wie gern hätte sie den Rothaarigen jetzt einfach mit Kraft ihrer Gedanken nach Hause gezwungen, doch wusste sie selber nur zu gut das dieser sich derzeit nicht einfach vom Acker machen konnte, schließlich war ja ein Angeklagter abhandengekommen. Und das auch noch vor den Augen des kompletten Gamots, einen größeren Gesichtsverlust konnte es für das britische Zaubereiministerium wohl kaum geben. Fast hätte Hermine gekichert, doch war die Situation dafür doch eigentlich viel zu ernst, weshalb sie stattdessen wieder unruhig durch ihre Küche wanderte und ihren Freund zum bestimmt einhundertsten Male verfluchte. Brannte es ihr doch unter den Nägeln um endlich Harrys Spur aufzunehmen und ihm dann zu helfen. Denn auch wenn er nicht wirklich mehr mit ihr gesprochen hatte, wenn sie ihn im St. Mungos besuchte, so hatte sie doch sofort gesehen das ihr Freund dringend Hilfe brauchte.
 

Und dann hörte sie endlich die vertrauten Geräusche aus dem Kamin im Wohnzimmer und griff schon nach der Hand Rons, der gerade auf den kleinen Teppich getreten war um sich die Asche von seinem Mantel zu wischen. „Das kannst du dir sparen, wir müssen zum Grimmauldplatz.“
 

Ohne eine Gegenwehr zuzulassen, griff die Hexe bereits nach dem Flohpulver und warf es in die fröhlich knisternden Flammen. Ron, vollkommen überfahren von diesem Manöver, ergab sich einfach in sein Schicksal. Hatte er so doch noch einmal eine Gnadenfrist erhalten bevor er Hermine Rede und Antwort stehen musste.

Alte Bekannte

Wie lange er einfach auf der Wiese gesessen hatte, wusste Harry später nicht mehr. Doch es mussten Stunden vergangen sein, als er wieder richtig zu sich kam. Ein kühler Wind war aufgekommen und auch die Sonne war längst nicht mehr so wärmend.
 

Mit Bedauern sah der Dunkelhaarige zu wie sein riesiger Patronus verschwand und die letzte Wärme mit sich nahm. Mühsam kämpfte er sich auf die Beine, waren seine Knie doch nicht wirklich begeistert das er so lange auf dem kalten Boden gesessen hatte. Doch endlich hatte er es geschafft und sah sich um. Ganz in seiner Nähe konnte er eine Ansammlung von Häusern sehen und beschloss dort sein Glück zu versuchen. Immerhin hatte er ohne Zauberstab auch nicht wirklich viele Möglichkeiten.
 

Es dauerte auch nicht wirklich lange bis er die ersten Häuser erreicht hatte. Zum Glück war es noch nicht zu spät, so das Harry noch etliche Kinder in den gepflegten Gärten spielen sah. Noch immer vollkommen in Gedanken was er jetzt machen sollte, lief er etwas planlos durch die schmalen Straßen und fühlte sich fast an Little Whinging erinnert. So das er auch erst an eine Illusion dachte, als ein nur zu bekanntes Gesicht hinter einer sauber geschnittenen Hecke auftauchte.
 

„Dudley.“
 

Das helle Haar glänzte golden im warmen Sonnenschein, während die blasse Gestalt zwischen den gespreizten Beinen kniete. Rhythmisch bewegte sich der Kopf, während der Ältere wohlwollend den Kopf in den Nacken gelegt hatte und die zärtliche Behandlung seiner Erregung genoss. Immer wieder entwichen Armando genussvolle Laute. Bestärkend strich er durch die blonden Haare, verstärkte so aber auch den Druck und schob sich noch tiefer in die berauschende Wärme.
 

Ein leichtes Würgen war zu hören, doch das kümmerte den älteren Zauberer nicht. War er doch viel zu sehr von den unterdrückten Schluckbewegungen des Jüngeren angetan. Alles in Armando zog sich zusammen, es konnte sich nur noch um Sekunden handeln bis er sich in den Rachen Dracos ergoss.
 

Sein Atem kam immer abgehackter und seine Finger gruben sich mittlerweile schmerzhaft in die empfindliche Kopfhaut des jungen Malfoys. Alles andere schien unwichtig zu werden, war es doch schon viel zu lange her das ihm jemand so zu Diensten gewesen war.
 

Doch dann durchschnitt ein nie da gewesener Schmerz seine Erregung. Gellend schrie Armando auf und versuchte sich von Draco zu lösen, doch der Blonde biss nur noch fester zu und brachte den Mann erneut zum Schreien.
 

Erst als sich der Ältere begann wild um sich zu treten, gelang es ihm den Blonden von seiner Mitte zu lösen. Mit einem schmerzerfüllten Keuchen flog Draco gegen die Wand und blieb auf der Seite liegen, während ihm ein dünner Blutfaden aus dem Mundwinkel lief.
 

Wimmernd hatte sich Armando zusammengekrümmt und hielt mit seinen Händen umklammert was gerade eben noch im Mund des Malfoys gewesen war. Blut sickerte zwischen seinen Beinen hervor und tropfte auf den weichen Teppich. Endlose Sekunden vergingen, in denen nur das schmerzerfüllte Keuchen des Älteren zu hören war.
 

Dann jedoch schien dieser sich weit genug gesammelt zu haben und griff nach seinem Zauberstab. Ein letzter Aufschub für Draco, der sich gerade mühsam aufrichtete bevor ohne jede Vorwarnung ein Crucio auf ihn zuflog. Nur mit Mühe gelang es dem Malfoy die Zähne zusammenzubeißen, während unerträglicher Schmerz durch seinen Körper tobte. Immer intensivierte Armando den Zauber, dennoch kam kein Laut über die Lippen des Jüngeren.
 

Erst als der Ältere den Zauber löste, sackte Draco keuchend in sich zusammen. Trotz der noch immer anhaltenden Krämpfe, sah der Blonde auf. In bester Malfoy-Manier hob er sein Kinn an, während sein Gesicht eine ausdruckslose Maske war. Eiskaltes Grau richtete sich auf Armando, als er so arrogant wie nur irgend möglich schnarrte. „War das etwa schon alles was du hinbekommst?“
 

Wütend fluchte der ältere Zauberer auf und richtete seinen Stab erneut auf den Jüngeren. Bis vor wenigen Augenblicken hatte er noch geglaubt diesen vollkommen gebrochen zu haben. Jetzt sah ihm allerdings so viel Hass entgegen das er unwillkürlich schlucken musste. Sahen diese kalten Augen doch viel zu alt aus für einen jungen Mann in Dracos Augen. Dann fiel sein Blick jedoch auf die blutverschmierten Lippen des Jüngeren und jede Unsicherheit verschwand. Jetzt fühlte Armando sich herausgefordert.
 

Der Junge wollte Blut sehen? Das konnte er haben. Er würde soviel Blut sehen bis er daran erstickte. Ein sadistisches Grinsen legte sich auf die Züge des Älteren, während er jeden einzelnen verletzenden Fluch auf den Blonden jagte den er kannte.
 

Und das waren viele, mehr als Draco jemals hatte kennenlernen wollen. Jeder einzelne Fluch hatte nur ein Ziel. Sie wollten ihn verletzen, zerschneiden und zermalmen. Jede auch nur mögliche Aufsässigkeit wurde regelrecht aus dem Körper des Blonden gehämmert, während dieser sich schreiend auf dem Boden wandt. Immer neue Quetschungen und offene Wunden bildeten sich auf der einstmals makellosen Haut, während die Stimme Dracos immer schriller wurde und schließlich brach. Die schiefergrauen Augen verdrehten sich bis nur noch das weiße zu sehen war und der angespannte Körper erschlaffte.
 

Unzufrieden schnaubend trat Armando auf den Bewusstlosen zu und zog dessen Kopf an den Haaren hoch. Das er dabei gegen die in einem unnatürlich abstehenden Winkel Arme kam, störte ihn nicht im geringsten. Wahrscheinlich hatte Draco eh mehr gebrochene Knochen im Leib als heile. Zärtlich strich er über die blutverschmierten Lippen und schob dann einen Finger in den halbgeöffneten Mund. „Ich denke wir müssen das Ganze anders angehen. Immerhin wäre es doch schade wenn nur ich in den Genuss eines Malfoys kommen würde.“
 

Mit diesen Worten konzentrierte sich der ältere Zauberer und apparierte mit Draco. Zurück blieb nur eine leere Hütte, welche einst ein Paradies gewesen war, jetzt jedoch nur noch an einen Horrorfilm erinnerte.
 

Harry wusste nicht ganze wie es geschehen war, doch er fand sich kurz darauf auf einer gemütlichen Terrasse wieder und hatte ein Glas selbstgemachte Limonade in der Hand. Noch immer sah er etwas ungläubig zu Dudley, der jetzt an einem Grill stand und fachmännisch das Fleisch wendete. Einmal kurz war eine junge Frau, von der Harry annahm das diese mit seinem Cousin verheiratet war, aufgetaucht und hatte den Tisch gedeckt, an dem er gerade saß. Jetzt jedoch waren sie wieder allein.
 

Nicht wirklich wissend was er sagen sollte, erhob Harry sich und trat neben den Grill. Dabei wurde ihm wieder einmal bewusst wie groß Dudley eigentlich war. In dieser Hinsicht kam er auf jeden Fall nach Onkel Vernon. Ansonsten jedoch hatte sein Cousin nicht wirklich viel mit seinem Vater gemein, waren seine Gesichtszüge doch um einiges schärfer als bei seinem Vater und auch seine Figur ähnelte eher der seiner Mutter, ebenso wie seine Haarfarbe. Der andere war in den letzten Jahren schmal geworden. Nun ja, immerhin so schmal wie es nur ging, wenn man bedachte das Dudley während seiner Schulzeit Figur technisch schon einem Killerwal Konkurrenz gemacht hatte. Noch immer war sein Cousin durchtrainiert und Harry nahm an das dieser noch immer trainierte, erinnerte er sich doch wage daran das dieser in den letzten Schuljahren geboxt hatte.
 

„Und was verschlägt dich in diese Gegend?“ Von der Stimme Dudleys aus seinen Gedanken gerissen, sah der Dunkelhaarige auf. Noch bevor er sich jedoch eine Geschichte ausdenken konnte, sprach sein Cousin schon weiter. „Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst. Ich könnte es sogar verstehen wenn du mich eigentlich nie wieder sehen willst.“
 

Unsicher wie er darauf reagieren sollte, zuckte Harry unsicher mit den Schultern und starrte in die helle Glut. „Wenn ich ehrlich bin habe ich nicht wirklich geplant hier her zu kommen.“
 

Lachend nippte Dudley an seinem Bier und sah dann in die grünen Augen des Jüngeren. „Es hätte mich auch wirklich sehr gewundert wenn du bewusst zu mir gekommen wärst.“
 

Unwillkürlich lachte jetzt auch Harry auf und in diesem Moment wurde ihm bewusst das sie noch nie zusammen gelacht hatten. Ihr ganzes Leben lang hatten sie sich noch nicht einmal leiden können, zumindest bis zu Harrys siebzehnten Geburtstag. Damals hatte der Ältere zum ersten Mal so etwas wie Besorgnis durchblitzen lassen. Warum auch immer, mit einem Mal hatte der Dunkelhaarige das Bedürfnis sich zu erklären. „Ich habe das letzte Jahr im Ausland gelebt und bin erst vor wenigen Tagen nach England zurückgekehrt. Seitdem ist alles irgendwie durcheinander und ich weiß, wenn ich ehrlich bin nicht wie es weiter gehen soll.“
 

Zu seiner großen Überraschung nickte Dudley nur verständnisvoll und begann das fertige Fleisch auf einen Teller zu legen. „Manchmal ist es ganz gut raus zu kommen, doch wenn man wieder Zuhause ist sind auch die alten Probleme wieder da.“
 

Mit offenem Mund starrte Harry seinen Cousin an, der jetzt zum gedeckten Tisch zurücklief. „Wer bist du und was hast du mit Dudley gemacht?“
 

Lachend setzte sich der Ältere und nahm von seiner Frau den Salat entgegen, bevor sie sich ebenfalls nieder ließ. „Du musst mit nicht sagen das ich mich früher wie ein Arsch aufgeführt habe. Das hat Carla mir schon oft genug gesagt. Sie hat mir so oft einen Spiegel vorgehalten, bis ich einfach nicht mehr anders konnte als meine Fehler einzusehen. Ich war ein schreckliches Kind, vollkommen verwöhnt und nicht im geringsten in der Lage mich in andere hineinzuversetzen.“
 

Nur zögerlich setzte sich Harry jetzt ebenfalls an den Tisch und sah nur wenige Sekunden später auf einen gefüllten Teller. „Darf ich fragen was du jetzt beruflich machst?“
 

Entspannt schob Dudley sich etwas Salat in den Mund und kaute einen Moment bevor er antwortete. „Ich bin Sozialarbeiter.“
 

Eigentlich hatte der Dunkelhaarige nicht geglaubt das ihn noch etwas überraschen konnte, wurde in diesem Augenblick jedoch eines besseren belehrt. „Du bist was?“
 

Achselzuckend trank der Ältere noch einen Schluck von seinem Bier bevor er antwortete. „Nachdem du damals verschwunden bist, habe ich mir zum ersten Mal die Frage gestellt was eigentlich schief gelaufen ist zwischen uns beiden.“
 

Leise schnaubte Harry auf und Dudley lachte erneut. „Die einfachste Variante wäre wahrscheinlich die Schuld auf meine Eltern zu schieben. Immerhin waren sie es die mir jeden Tag vorgelebt haben wie verachtenswert du doch bist. Doch so sehr ich mich auch dahinter verstecken möchte, muss ich doch trotzdem zugeben das ich schon früh gespürt habe das ihr Verhalten falsch war. Es jedoch einfacher es mitzumachen, als es zu beenden. Besonders da ich ja das geliebte Einzelkind war, welches mit Geschenken und Aufmerksamkeiten überschüttet wurde.“
 

Mittlerweile hatte Harry das Gefühl zu träumen, konnte er doch nicht glauben solch vernünftige Worte aus dem Mund seines Cousins zu hören. Ein merkwürdiges Gefühl regte sich in dem Dunkelhaarigen und er brauchte eine ganze Weile bis er begriff. Er fühlte sich in diesem Augenblick beinahe so wie bei den Weasleys. Die Erkenntnis kam so plötzlich das Harry glaubte ihm würde die Luft wegbleiben. Er sah Dudley als einen Teil seiner Familie an, denn so sehr sie sich früher auch gehasst hatten, so konnte er jetzt die Ehrlichkeit in den Worten des Älteren spüren. Verlegen räusperte sich der Jüngere und trank hastig von seiner Limonade. Dabei hoffte er das man ihm seine Gefühle nicht all zu sehr ansehen konnte. Allerdings sah er nur wenige Sekunden später das diese Hoffnung wohl vergebens war, sahen ihn die beiden anderen doch ziemlich betroffen an. Erst jetzt bemerkte Harry das sich Tränen in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten. Unwirsch wollte er diese wegwischen, wurde jedoch von der großen Pranke Dudleys aufgehalten. „Es ist in Ordnung.“
 

Jetzt gab es kein halten mehr. Harry schluchzte laut auf und die Tränen liefen einem wahren Sturzbach gleich über seine Wangen. Er bekam kaum mit wie Carla sich diskret nach drinnen begab und Dudley zu ihm rutschte. Fest wurde der ehemalige Griffindor gegen eine erstaunlich harte Brust gepresst, während er seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Dabei weinte er jedoch nicht nur um seine Kindheit, sondern auch um das was er gerade erst verloren hatte. Immer wieder tauchten dabei die grauen Augen Dracos vor ihm auf und ließen ihn noch verzweifelter Schluchzen.
 

Es dauerte lange bis sich Harry beruhigte, doch auch dann ließ Dudley ihn nicht los. Beinahe schien der Ältere zu spüren wie sehr er in diesem Moment diese Sicherheit brauchte. Das sein Shirt sich dabei vollkommen mit Tränen und Rotz vollsog, schien ihn nicht im geringsten zu stören. Sanft strich der Blonde durch die verstrubelten schwarzen Haare und gab immer wieder leise Laute der Beruhigung von sich. Endlich wurde Harry ruhiger. „Möchtest du darüber reden?“
 

Sofort schüttelte der Jüngere den Kopf. Niemals würde er darüber sprechen können das er einen Menschen getötet hatte, lastete dieses Wissen doch schwer auf ihm und drohte ihm bei jedem erneuten Atemzug zu ersticken. Dennoch schaffte er es einfach nicht mehr alles für sich zu behalten. „Ich habe etwas schreckliches und vollkommen unverzeihliches getan.“
 

Immer noch strich die Hand sanft durch die Haare und gab ihm den so dringend benötigten Anker in einer Welt die vollkommen aus dem Ruder schien. Immerhin lag er hier in den Armen Dudleys, seines gehassten Cousins von dem er geglaubt hatte ihm nie wieder zu begegnen. Der Ältere versuchte noch nicht einmal ihm die Last leichter zu machen, indem er versuchte ihm einzureden das es ja so schlimm nicht sein konnte. Er hielt ihn einfach weiterhin fest, während der Dunkelhaarige erneut zu schluchzen begann.
 

Harry sah nur zu deutlich den Scherbenhaufen vor sich, zu dem sein Leben in den letzten Tagen geworden war. Dabei war es noch nicht all zu lange her das er der gefeierte Held der Zaubererwelt gewesen war. Doch was blieb schon davon übrig wenn man einen Mord begangen hatte?
 

Nichts.
 

Gerade als er erneut in der bodenlosen Trauer versinken wollte, spürte Harry wie Dudley ihn von sich schob. Überrascht starrte er in die blauen Augen seines Cousins, dachte er doch dieser würde ihn jetzt fortschicken. Stattdessen führte ihn der Ältere ins Haus und dann in den Keller. Nicht wirklich verstehend was er hier sollte, starrte Harry auf den eingerichteten Trainingsraum. Dicke Matten bedeckten den Boden und füllten sich unter seinen nackten Füßen erstaunlich angenehm an.
 

bevor er sich jedoch auf dieses Gefühl konzentrieren konnte, reichte Dudley ihm dicke Handschuhe und er bemerkte erst jetzt das der Ältere sich auch welche anzog. Noch immer nicht wirklich wissend worauf das hier hinauslief, folgte Harry dem Beispiel seines Cousins und folgte diesem dann in die Mitte des Raumes.
 

Ein leicht spöttisches Lächeln hatte sich auf die Lippen Dudleys gelegt als dieser sich wieder zu ihm herumdrehte. „Angst Potter?“
 

Zum ersten Mal seit er in London aufgetaucht war, fühlte sich Harry ein wenig leichter. Hatte er diesen Satz doch schon so oft gehört und wie immer gab es darauf nur eine Antwort. „Träum weiter Dursley.“
 

Gerade eben hatte der Dunkelhaarige das Gefühl gehabt grinsen zu müssen, dann explodierte der Schmerz vor seinen Augen und er sah nur noch Sterne. Anscheinend hatte Dudley in den letzten Jahren seine Schlagkraft nicht verloren.
 

„Oh Scheiße, Harry!“ Das besorgte Gesicht des Älteren tauchte im Blickfeld des ehemaligen Griffindors auf. Dankbar nahm Harry die Hand an, welche sich ihm hilfsbereit entgegen streckte. Dann stand er wieder und wischte sich das Blut, welches aus seiner Nase floss, weg. Mit einer hochgezogenen Augenbraue beobachtete Dudley wie er sich erneut aufstellte und seine Fäuste hob. „Willst du wirklich weiter machen?“
 

Zustimmend nickte Harry nur, hatte er doch Sorge wenn der Ältere das Zittern in seiner Stimme hörte würde er ihm den Wunsch nicht erfüllen.
 

Diesmal begann es langsamer und es gelang dem Dunkelhaarigen etliche Schläge zu blocken. Dennoch spürte er recht schnell wie er aus der Puste kam, während Dudley noch nicht einmal schwitzte. „Ich glaube du hast zu viel mit deinem Stock herumgefuchtelt in den letzten Jahren. Du solltest auch deinen Körper mehr trainieren.“
 

Keuchend konnte Harry dem nur zustimmen, war er doch schon nach wenigen Minuten fix und fertig. Doch die Worte seines Cousins hatten ihn auf eine Idee gebracht. Er mochte vielleicht seinen Zauberstab nicht bei sich haben, doch eines konnte er dennoch tun. Ohne jede Vorwarnung ließ Harry sich zu Boden fallen und huschte dann als Wiesel auf den Älteren zu. Ohne zu Zögern sprang er diesen an und kletterte an ihm empor bis er dessen empfindlichen Hals erreicht hatte. Lachend brach Dudley zusammen und versuchte sich vor dem kleinen Tier in Sicherheit zu bringen, welches ihn mit seinen Tasthaaren immer weiter kitzelte. „Ok, ich hab ja schon verstanden. Ich gebe auf.“
 

Prustend legte Dudley sich auf den Boden und sah dem kleinen Wiesel zu wie es wieder von ihm herunter sprang. Langsam hob der Blonde eine Hand, was das kleine Tier dazu brachte fragend seinen Kopf auf die Seite zu legen. Dann strich Dudley staunend durch das seidenweiche Fell. „Harry?“
 

Das Wiesel knurzte leise, duldete es jedoch noch eine ganze Weile gestreichelt zu werden. „Ich weiß nicht was dir genau passiert ist. Doch wenn ich eines gelernt habe über dich, dann das du niemals aufgibst.“
 

Unzufrieden knurrte Harry auf und sah den Älteren vorwurfsvoll an. Wie konnte dieser, der immer nur ein mehr als behütetes Leben geführt hatte, über so etwas sprechen. „Weißt du, ich habe in den letzten Jahren so viele Schicksale gesehen. Einigen von ihnen konnte ich tatsächlich helfen. Anderen leider nicht. Was ich aber gelernt habe ist, das jeder von uns über die Kraft verfügt sein Leben zu verändern. Bei einigen zum besseren, bei anderen zum schlechten. Auch wenn du mir nicht erzählt hast, was dir passiert ist so kann ich dennoch sehen das es nichts gutes war.“
 

Schnaubend zwickte Harry in einen der Finger und rutschte dann unter der streichelnden Hand weg. Lachend zog Dudley den kleinen Körper wieder zu sich heran. „Du bist auf der Flucht,“ stellte der Ältere nüchtern fest und brachte so den Grünäugigen dazu erneut aufzusehen. „Doch seit wann flieht ein Harry Potter?“
 

Nach diesen Worten huschte Harry endgültig aus den Raum und rannte nach draußen. Erst jetzt bemerkte er wie spät es eigentlich geworden war, sah er doch den Mond hoch am Himmel stehen. Ohne sich zu verwandeln sprang er auf die kleine Mauer am Ende des Gartens und sah nach oben. Nur kurz fragte er sich ob Draco jetzt auch gerade nach oben sah, fühlte er sich doch so einsam wie noch nie zuvor. Seine Tasthaare zitterten leicht bei diesem Gedanken. Sollte Dudley tatsächlich mit seinen Worten recht haben?
 

Er war noch nie fortgelaufen, noch nicht einmal vor Voldemort. Doch dieser hatte ihm auch nie so etwas angetan wie Armando. Allein der Gedanke an den blonden Zauberer ließ ihn erzittern. Ein leises Wimmern kam aus der Schnauze des kleinen Wiesels als Harry bewusst wurde, das sein Cousin ihn tatsächlich zu kennen schien. Er könnte immer weiter fliehen, doch es würde ihn zerstören.
 

Allein der Gedanke wie lange sich Draco jetzt schon in der Gewalt des Irren befand, sorgte dafür das dem Dunkelhaarigen schlecht wurde. Noch immer war ihm beinahe schlecht vor Panik, wenn er nur daran dachte das er Armando wieder sehen würde. Doch sollte es sein Untergang sein, würde er diesen Weg gerne gehen, wenn er nur Draco damit retten konnte.
 

Zumindest in diesem kurzen Moment gelang es Harry alles was ihm geschehen war in die letzte Ecke zu schieben und er machte sich auf den Weg. Denn eines war ihm nur zu bewusst. Allein würde er es niemals schaffen.

Freunde

Kühler, rauer Stein schmiegte sich an Dracos Wange als er wieder erwachte. Stöhnend schlug er seine Augen auf, wagte es jedoch nicht sich zu rühren. Was einerseits an der kleinen Hauselfe lag die sich gerade um seine Wunden kümmerte, zum anderen jedoch an den Schmerzen die schon durch seinen Körper tobten wenn er nur ruhig da lag. Es war nur zu offensichtlich das seine Wunden nur oberflächlich behandelt wurden. Draco konnte nur hoffen das die zahlreichen Brüche komplett beseitigt wurden, ansonsten würde er die Torturen welche Armando ihm angedeihen ließ nicht lange überleben.
 

Eine Träne lief ihm übers Gesicht und er schreckte überrascht zurück als die Elfe sie erstaunlich sanft wegwischte. Für einen kurzen Moment sah sie so aus als wolle sie etwas sagen, dann jedoch verschwand sie mit einem Fingerschnipsen. Dennoch sah der Blonde das Bedauern in den großen Augen.
 

Jetzt endlich vollkommen allein, erlaubte Draco es sich laut aufzustöhnen, hatte er doch das Gefühl gleich unter eine ganze Herde von Erumpents geraten zu sein. Trotzdem gelang es ihm irgendwie sich aufzusetzen. Mit zitternden Fingern griff er nach der abgewetzten Decke, welche neben ihm lag und versuchte sich so zumindest ein wenig zu bedecken. Seine Haut war wieder so weiß und makellos wie zuvor, doch konnte Draco deutlich spüren wo seine Verletzungen gewesen waren. Ein Wimmern kam dem Blonden über die Lippen, als er daran dachte das Harry diese Tortur über ein Jahr mitgemacht hatte. Er selber befand sich erst wenige Tage in dieser Lage und fühlte sich jetzt schon kaum noch in der Lage sich zu wehren.
 

Harry. Ein wehmütiges Lächeln schlich sich auf Dracos Lippen. Wie gern würde er jetzt einfach an den Dunkelhaarigen denken, sich so von allem anderen ablenken. Doch es ging nicht. Wann immer er versuchte in den grünen Augen seines Geliebten zu versinken schien sein Blick trübe zu werden und er glitt von dieser Erinnerung ab. Selbst als er versuchte sich nur daran zu erinnern wie Harry auf einem Besen aussah, wurde es nicht besser.
 

Frustriert schnaubte Draco auf, erkannte er doch den Zauber welchen Armando einsetzte. Versuchte der ältere Zauberer doch so ihm jeden Rückhalt zu nehmen. Was er dabei jedoch vollkommen übersah, war die große Liebe die der Blonde für seinen Geliebten empfand. Es war vollkommen egal ob er so etwas wie Trost spüren konnte, viel größere Sorgen machte er sich gerade um Harry, der noch immer nicht halb so stabil war wie er immer vorgab zu sein.
 

Allein auf seinen Peiniger getroffen zu sein, hatte den Dunkelhaarigen in Panik versetzt. Draco wollte sich gar nicht ausmalen was jetzt der Mord an seiner Mutter für Spüren in dieser labilen Psyche hinterlassen hatte. Denn auch wenn er sie über alles geliebt hatte, denn egal was sie auch getan hatte sie war und blieb für alle Zeiten seine Mutter, so war auch eine gewisse Distanz zwischen ihnen spürbar gewesen. Ganz anders bei Harry, der ihn von Anfang an einfach so genommen hatte wie er war. Er hatte niemals irgendwelche Anforderungen an ihn gestellt. Weder in Hogwarts noch später.
 

Und als sie schließlich ein Paar geworden waren, hatte der ehemalige Griffindor sich ihm ohne jeden Vorbehalt anvertraut. Nicht eine Sekunde hatte er gezögert ihm zu vertrauen.
 

Das laute Quietschen der Tür riss Draco aus seinen Gedanken. Hilflos auf dem Boden liegend musste er zusehen wie Armando auf ihn zutrat. Nur zu gern hätte er sich jetzt erhoben und sei es nur damit er nicht ganz so erbärmlich wirkte. Doch er konnte nicht, anscheinend hatte der Ältere ihm noch vor betreten des Raumes mit einem Zauber belegt. Erst als der Andere sich über ihn lehnte wurde Draco dann auch bewusst was dieser in den Händen hielt. Ein Halsband mit dazu passender Leine und Manschetten für die Handgelenke.
 

So sehr der ehemalige Slytherin sich auch dafür verabscheute, er konnte nicht verhindern das er anfing zu zittern als ihm diese Gegenstände angelegt wurden. Erst als Armando zufrieden schien löste er den Zauber und zog den Malfoy auf die Beine.
 

Schmerzerfüllt keuchte Draco auf, schaffte es dann jedoch sich vollkommen aufzurichten. Automatisch drückte er dabei den Rücken durch und auch sein Kinn hob sich wieder ein wenig. Zwar wurde seine Haltung ein wenig durch die Leine und seine gefesselten Hände geschmälert, dennoch sah man ihm seine hohe Erziehung an.
 

Amüsiert kicherte Armando auf. „Der berühmte Stolz der Malfoys. Ich kann mich noch an deinen Vater erinnern wie er früher immer herumstolziert ist. Überall meinte er der Beste, Wichtigste und Klügste zu sein. Tja am Ende sah er nicht mehr so aus. Ich würde mal sagen der dunkle Lord hatte sehr effektive Methoden ihm diese Flausen aus dem Kopf zu treiben.“
 

Hasserfüllt starrte Draco in die vergnügt blitzenden Augen des Älteren. Doch es blieb ihm nichts anderes als mit den Zähnen zu knirschen, war er ohne seinen Zauberstab und mit den magieversiegelnden Fesseln dem anderen doch vollkommen schutzlos ausgeliefert.
 

Ohne auf die Reaktion des Jüngeren zu achten zog Armando an der Leine und zerrte den Blonden so nach draußen. Trotz der Fesseln spürte Draco sofort wie sie die mächtigen Schutzzauber verließen. Beinahe hatte er das Gefühl wieder freier Atmen zu können. Allerdings hielt dies nicht lange an, denn schon im nächsten Moment fühlte sich der Jüngere als würde er in einen engen Schlauch gepresst und alles um ihn herum wurde schwarz.
 

Unsicher wie seine Freunde auf ihn reagieren würden, hatte Harry sich auf die schmale Fensterbank vor der Küche gesetzt. Es hatte ihn über eine Woche gekostet hier her zu kommen. Das kleine, gemütliche Cottage strahlte auch jetzt eine behagliche Wärme aus und er fühlte sich seltsam geborgen. Und das obwohl niemand anwesend war. Egal in welches Fenster er auch gesehen hatte, überall sah es gleich aus, dunkle Zimmer und geschlossene Türen.
 

Dankbar für den kurzen Aufschub rollte Harry sich zusammen und schloss die Augen. Nicht zum ersten Mal war er froh ein Animagus zu sein, sähe es doch ziemlich merkwürdig aus wenn er sich hier als Mensch irgendwo verstecken müsste. Mal davon abgesehen das seine Magiesignatur als Mensch deutlich einfach zu finden war. So genoss er den kurzen Augenblick für sich den er noch hatte.
 

Wie immer in solchen Momenten versuchte er dabei seine Gedanken zu ordnen. So ungern wie er es denn auch zugab, sein Cousin hatte ihm tatsächlich geholfen. Zwar verging er noch immer beinahe vor Panik, wenn er auch nur an Armando dachte, doch fühlte er sich zumindest nicht mehr vollkommen gelähmt. Das würde wahrscheinlich erst wieder kommen wenn er seinem Peiniger gegenüberstand.
 

Ganz automatisch konzentrierte sich Harry bei seinen Überlegungen auf Draco. Wie ein Blitz durchfuhr ihn die Gegenwart seines Gefährten. Nur für einen Sekundenbruchteil hatte der Dunkelhaarige das Gefühl wieder vollständig zu sein, bevor dieser berauschende Moment auch schon wieder vorbei war. In diesem Augenblick begriff Harry das Armando sich ihrer Verbindung sehr wohl bewusst war und die Gefährten-Magie mit Absicht unterdrückte. Die darauffolgende Leere in seinem Innern kam so plötzlich wie erwartet und ließ das kleine Wiesel unwillkürlich aufwimmern.
 

Genau in diesem Moment wurde das Licht in der Küche eingeschaltet und fiel auf das nachtschwarze Fell des Tieres. Noch bevor Harry begriff wurde das Fenster aufgerissen und Hände umfassten seinen schlanken Körper.
 

„Mine, ist noch etwas von dem Braten übrig den du gestern gemacht hast?“ Anscheinend hatte Ron noch gar nicht mitbekommen wen seine Freundin da gerade gefunden hatte. Erst als sie ein lautes „Harry!“, von sich gab, sah der Rothaarige vollkommen überrascht auf. Im nächsten Moment klirrte es laut und weitere Hände umfingen den Dunkelhaarigen.
 

„Verdammt noch mal Harry, weißt du eigentlich das ich dich eigentlich sofort melden müsste, wenn ich meinen Job nicht verlieren will?“ Vorwurfsvolle blaue Augen hatten sich auf das kleine Wiesel gerichtet und betrachteten es verärgert. Bevor der Weasley jedoch mit seiner Schimpftirade fortsetzen konnte, schnaubte Hermine vorwurfsvoll und er verstummte.
 

Mit einem Schwenk ihres Zauberstabs beförderte die braunhaarige Hexe die Scherben der zerbrochenen Schüssel in den Eimer und die Reste des Essens auf einen neuen Teller. Auf einen leichten Wink eilten anschließend Lappen und Eimer zu der Stelle am Boden und begannen diesen zu reinigen. Erst dann konzentrierte sie sich wieder auf ihren besten Freund. Nicht eine Sekunde hatte sie das kleine Wiesel losgelassen, beinahe so als würde sie befürchten das er wieder verschwinden würde, sollte sie ihn auch nur eine Sekunde los ließ.
 

„Jetzt mach schon Harry, wir wollen mit dir reden.“ Mehr als widerwillig setzte sich anschließend das kleine Tier auf den Boden, nur um dann Sekunden später den Schwarzhaarigen vor sich zu haben. Zögernd hob Harry den Kopf und sah in die besorgten Gesichter seiner Freunde. Noch bevor er etwas sagen konnte, schlangen sich Hermines Arme um ihn und nur Sekunden später folgte auch Ron.
 

„Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!“ Bei dem vorwurfsvollen Ton Hermines zog der ehemalige Griffindor unwillkürlich den Kopf ein, kannte er diesen doch noch aus ihrer gemeinsamen Schulzeit. „Entschuldige.“
 

Für einen Moment wurde es still in der Küche und Harry wurde bewusst das er wohl mehr sagen musste damit seine Freunde ihn verstanden. Als er jedoch seinen Mund öffnete um etwas zu sagen, schnürte sich seine Kehle dermaßen zu das es ihm nicht möglich war auch nur einen Ton über die Lippen zu bringen. Stattdessen spürte der Schwarzhaarige zu seinem großen Schrecken wie ihm Tränen über die Wangen liefen.
 

Vorsichtig löste Ron seine Freundin von Harry und führte sie dann in das gemütliche Wohnzimmer. Mit einem Schlenker entfachte der Rothaarige ein prasselndes Feuer im Kamin und nur wenige Augenblicke später schwebten drei, bis zum Rand gefüllte, Gläser mit Feuerwhiskey durch den Raum.
 

Dankbar nahm der Schwarzhaarige sein Getränk entgegen und noch während er darüber nachdachte wo er beginnen sollte, fing er auch schon an zu reden. Immerhin hatte er seine Freunde über ein Jahr lang nicht mehr gesehen. So erzählte er ihnen zum ersten Mal wie sie nach Dracos Verhandlung am Grimmauldplatz angekommen waren. Von dort allerdings noch am selben Tag abreisten. Wie sie für einige Zeit bei Dracos Mutter in Frankreich lebten, um dann auf ihre Insel zu ziehen.
 

Für wenige Moment zierte ein glückliches Lächeln das Gesicht des ehemaligen Griffindors, welches jedoch sofort verschwand als er von Armandos erneutem Auftauchen berichtete. Sofort verschlossen sich seine offenen Züge wieder und die Angst kehrte in die leuchtend grünen Augen zurück. Doch er konnte nicht aufhören zu reden. Selbst als er von den ersten Misshandlungen berichtete, dem darauffolgenden Befehl und schließlich von dem grausamen Kampf gegen Narzissa, sprudelten die Wörter regelrecht aus seinem Mund. Das sein Atem dabei immer abgehackter kam, bemerkte der Dunkelhaarige nicht einmal. Erst als er verstummte, bemerkte Harry wie ihm wieder die Tränen über sein Gesicht liefen. Unwirsch wollte er sie wegwischen, wurde jedoch von Hermine die sich in seine Arme warf, daran gehindert.
 

Stumm ließ er es geschehen das seine Freunde ihn in ihre Arme schlossen. Zum ersten Mal seit er in London aufgetaucht war, spürte der ehemalige Griffindor so etwas wie Hoffnung. Wenn schon nicht für sich, dann doch zumindest für Draco.
 

„Naja, wenn man so deine Geschichte hört reicht es zumindest für mildernde Umstände. Ein Freispruch wird das aber nicht.“
 

„RON!“ sprachlos starrte Hermine den Rothaarigen an, konnte nicht fassen wie wenig Feingefühl dieser mal wieder mit diesem Satz bewies. Dieser schien sich jedoch nicht einmal einer Schuld bewusst zu sein. „Was denn?“
 

Diese Situation war Harry dermaßen vertraut das er nicht anders konnte als zu lachen. Dann sah er jedoch mit neu erwachter Hoffnung auf. „Aber wir schaffen es Draco zu befreien?“
 

Nachdenklich wiegte Hermine ihren Kopf, warf aber dann noch einen letzten giftigen Blick auf ihren Freund. „Nachdem was du erzählt hast benutzt Armando einige mächtige Abwehrbanne die er unmöglich allein beschworen haben kann. Gefährten-Magie ist eine sehr ursprüngliche und damit auch sehr mächtige Magie. Sie zu unterdrücken kostet unheimlich viel Kraft. Ich glaube noch nicht einmal das es Dumbledore allein möglich gewesen wäre sie so komplett zu blocken.“
 

„Also hatte er Hilfe,“ stellte Ron ruhig fest.
 

Zustimmend nickte die Braunhaarige Hexe, bevor sie mit einem Schwenk ihres Zauberstabes eine holografische Karte in den Raum projizierte. Dann zeigte sie auf einen leuchtenden Punkt mitten in der Nordsee. „Hier ist er verschwunden. Ohne Zauberstab und sonstige Ausrüstung ist ein Überleben vollkommen unmöglich. Stattdessen ist er hier,“ damit zeigte sie auf die zahlreichen Inseln der Philippinen, „wieder aufgetaucht. Mit Zauberstab und anscheinend mit allen Möglichkeiten um Harry und Draco zu überfallen. Er muss also einige äußerst mächtige Freunde haben.“
 

Nachdenklich kaute Harry auf seiner Lippe herum und versuchte zu verstehen was Hermine ihm da gerade sagen wollte. Anscheinend reichte ein Irrer, der hinter ihm her war nicht, jetzt musste es schon eine ganze Gruppe sein. Erst nachdem es vollkommen still blieb, bemerkte der dunkelhaarige wie Ron ihn nachdenklich musterte. „Was ich jetzt sage muss wirklich unter uns bleiben.“
 

Die Stimme des Rothaarigen war ungewöhnlich ernst, weshalb Harry nur nickte. „Wir beobachten schon seit einer ganzen Weile eine Gruppierung die sich die Volmorts nennen. Die Andeutung auf wen sie anspielen muss ich wohl nicht erklären. Bisher wurden sie als recht harmlos angesehen, bestanden sie doch zum Großteil aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen von denen Machtmäßig keine große Gefahr ausgeht. Das schlimmste zu dem sie fähig schienen war Squibs und andere ihnen Unterlegene zu schikanieren. Doch wir haben schon seit geraumer Zeit das Gefühl das sie deutlich zielgerichteter und geplanter vorgehen.“
 

„Armando.“ Harrys Stimme war nur ein heiseres Flüstern, als er diesen verhassten Namen aussprach.
 

Zustimmend nickte Ron. „Es würde zeitmäßig passen. Armando Meliflua ist vielleicht nicht mit dem dunklen Lord und schon gar nicht mit Grindelwald zu vergleichen, doch auch er ist gerade machtlos. Zusammen mit seiner einschmeichelnden Persönlichkeit ist es ihm wahrscheinlich nicht wirklich schwer gefallen die Kinder von sich zu überzeugen um sich eine solide Machtbasis zu schaffen.“
 

Harry hatte in diesem Moment das Gefühl ihm wurde schlecht. Allein der Gedanke das der Todesser neue Gefolgschaft hinter sich scharrte war schon schlimm genug, das sie es jedoch gezielt auf ihn und Draco abgesehen hatten, raubte ihm regelrecht den Atem. Der Dunkelhaarige wollte irgendetwas sagen um der Situation die Bedrohlichkeit zu nehmen, doch gerade als er den Mund öffnete ging ein Alarm los und Ron begann zu fluchen.
 

Ohne es wirklich zu verstehen , ließ Harry es zu das Hermine nach seinem Arm griff und ihn zu dem Kamin zog. Hastig warf die braunhaarige Hexe Flohpulver in die Flammen und rief „Grimmauldplatz.“
 

Der Dunkelhaarige sah noch wie zahlreiche Schemen in das Wohnzimmer apparierten, dann verschwand er in dem bekannten Strudel des Flohnetztwerkes und begriff dann was geschehen war.
 

Die Auroren hatten ihn aufgespürt.

Kontakt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Blut

Vollkommen erschöpft lag Draco auf der Seite und ließ es zu das die kleine Hauselfe ihn versorgte. Anscheinend hatte er tatsächlich irgendwann das Bewusstsein verloren, denn er erwachte erst wieder in dem kahlen Kellerraum. Jetzt war es ihm noch nicht einmal mehr vergönnt in seinem eigenen Haus zu schlafen. Alles um ihn herum wirkte in diesem Moment einfach nur trist und grau. Mutlos schloss der Blonde seine Augen und war dankbar dafür das die Elfe nach wenigen Momenten verschwand.
 

Jetzt endlich konnte er sich gehen lassen. Denn auch wenn es nur eine Hauselfe war, so verbot es ihm seine strenge Erziehung doch einfach seiner Schwäche nachzugeben. Denn was hatte er außer seinem Stolz denn noch? In diesem Augenblick auf jeden Fall noch nicht einmal mehr Kleidung.
 

Kalt spürte er die eiskalten Steine an seiner Haut und fühlte sich doch auf seltsame Art und Weise getröstet. Steine waren einfach das was sie vorgaben. Hart, unnachgiebig und kalt. Ein trauriges Lächeln huschte über Dracos Lippen, während er seinen Kopf vorsichtig am Fußboden rieb. Jetzt freute er sich schon darüber das er mit Steinen kuschelte.
 

Für einen kurzen Moment erinnerte er sich an den kurzen Augenblick in dem er geglaubt hatte Harry zu spüren. So warm und geborgen hatte er sich noch nie gefühlt und instinktiv wusste der Blonde das er den Verstand verloren hätte wenn er diese Pause nicht gehabt hätte. Gleichzeitig fragte er sich allerdings auch wie es sein konnte das er Harry sogar hatte riechen können.
 

Ein normaler Zauber konnte es schon einmal nicht sein, trug er doch noch immer die Fesseln an seinen Handgelenken und fühlte sich in etwa so magisch wie ein Squib. Von außen konnte der ehemalige Slytherin ebenfalls sofort ausschließen, denn wenn es seinem Gefährten gelungen wäre ihn zu orten hätte dieser garantiert nicht mit ihm geschlafen, sondern gerettet.
 

Hasserfüllt starrte Draco auf die metallenen Bänder an seinen Armen, die jede Magie verschluckten die aus seinem Innern kam. Angestrengt dachte er an den Augenblick zurück als er auf einmal hatte Harry spüren können.
 

Wieder glaubte er den Strafbock unter sich zu spüren, das kühle Leder, welches sich nur langsam erwärmte und sich an seine nackte Haut schmiegte. Hände strichen erneut über seinen wehrlosen Körper, verteilten das Blut und malten abstruse Muster.
 

Mit einem Mal erstarrte der Blonde. Blut. Sein Blut mit seiner Magie, welche nicht verschluckt wurde. Nur vage konnte er sich an ein Buch erinnern, das er einst in der Bibliothek seines Vaters gefunden hatte. Dunkelste Magie, welche kein normaler Zauberer anwendete und vor der selbst Lucius zurückgeschreckt war.
 

Blutmagie.
 

Grausam, schmerzhaft und vor allem teuer. Sie anzuwenden forderte immer einen hohen Preis und würde auf Dauer seine Seele zerstören. So weit Draco wusste hatte noch nicht einmal der Dunkle Lord diesen Zweig der Magie praktiziert.
 

Allerdings war es in diesem Moment ja auch nicht so als hätte er irgendeine Wahl, denn je länger er bei Armando blieb umso mehr Qualen würde er erleiden, bis er eines Tages genauso gebrochen war wie Harry.
 

Allein der Gedanke bald wieder bei seinem Gefährten zu sein, bestärkte Draco darin seine Arme aufzukratzen und nur wenige Sekunden später versenkte er auch seine Zähne in der weichen Haut. Der Geschmack nach Kuper verteilte sich in seinem Mund und bestätigte ihn in seinem Tun. Selbst als seine Arme so sehr brannten, das er am liebsten geschrien hätte, hörte der Blonde nicht auf.
 

Blut tropfte auf den Boden, sammelte sich in einer Lache um ihn herum, während er immer weiter machte und sich regelrecht in der roten Flüssigkeit wälzte. Und dann konnte er es spüren. Das vertraute Gefühl von Magie umgab ihn. Diesmal jedoch holte er nicht Harrys Geist zu sich. Ein lauter Schrei entfuhr seiner Kehle als er den Kopf in den Nacken legte und alles an Magie was er aufbringen konnte auf einmal frei setzte.
 

Es hatte eine ganze Weile gedauert bis Harry sich wieder beruhigt hatte und es war Ron und Hermine nur mit Kreachers Hilfe gelungen ihn ins Bett zu bringen. Doch auch das hatte nur dafür gesorgt das er jetzt vollkommen wach da lag und an die Decke starrte. Immer wieder versuchte er einen Kontakt zu Draco herzustellen, doch es war jedes Mal dasselbe. Frustriert warf der Dunkelhaarige schließlich seine Decke beiseite und stand auf. Wenn er eh wach war, konnte er genauso gut in die Küche gehen.
 

Kaum hatte Harry jedoch einen Fuß aus seinem Schlafzimmer gesetzte, ging er mit einem überraschten Keuchen in die Knie. Anscheinend hatte Hermine einen Alarm-Zauber über das Zimmer gelegt, denn noch bevor er etwas sagen konnte tauchten seine Freunde bereits in seinem Blickfeld auf. Wimmernd rang der Dunkelhaarige nach Luft, dann spürte er auch schon die Hände an seinem Körper. Instinktiv und ohne darüber nachzudenken gab Harry in diesem Moment nach und er folgte dem Signal welches ihm Draco, einem Leuchtfeuer gleich, sandte. Ohne etwas zu sagen apparierte er mit Hermine und Ron.
 

Mit einem Keuchen lösten die beiden sich von dem Dunkelhaarigen und hoben sofort ihre Zauberstäbe. Keine Sekunde zu früh wie Harry nur eine Sekunde später zu spüren bekam, als der erste Fluch nur Haarscharf an ihm vorbeiflog. Nur Hermines schneller Reaktion war es zu verdanken das ihre Rettungsmission nicht hier schon endete, warf sie den Fluch doch kraftvoll zurück. Bevor der Dunkelhaarige überhaupt begriff war der Kampf um ihn herum schon in vollem Gange.
 

Wieder einmal wurde er in seiner Ansicht das die Braunhaarige eine mächtige Hexe war bestätigt, denn Hermine tänzelte leichtfüßig durch den Raum, während sie ihren Stab beinahe wie einen Taktstock hielt. Wahre Kaskaden von Flüchen flogen mittlerweile durch die Luft, doch die Hexe schien dem mühelos standzuhalten. Doch Armando war kein einfacher Gegner. Ein dunkles Lächeln lag auf den Lippen des älteren Zauberers während er wieder und wieder seinen Zauberstab hob.
 

Doch auch Ron war die ganze Zeit nicht untätig. Er hielt ziemlich erfolgreich zwei weitere Zauberer in Schach die versucht hatten sich von hinten anzuschleichen. Nur Harry saß jetzt noch auf dem Boden und ließ seinen Blick durch den kargen Raum wandern, wobei diese Bezeichnung wohl nicht richtig war wie er jetzt erst bemerkte. Anscheinend befanden sie sich in einem riesigen Fabrikgebäude. Dann fiel sein Blick auf Draco, der zusammengesunken in einer Ecke lag. Man hatte den Blonden einfach hinter eine große Maschine gelegt. So eingekesselt von drei Seiten war der ehemalige Slytherin seinen Peinigern vollkommen ausgeliefert, wie dem Dunkelhaarigen sofort schmerzlich bewusst wurde, als sich ein vierter Zauberer auf ihn zubewegte.
 

Noch immer trug Harry keinen Zauberstab, doch den brauchte er in diesem Moment auch nicht. Draco war in Gefahr, das war alles was der ehemalige Griffindor wissen musste. Wie von selbst begann ein Bild vor ihm Gestalt anzunehmen dann jagte auch schon ein Sectumsempra durch die Luft und brachte den verhüllten zum Aufschreien, lange bevor er Draco erreicht hatte. So schnell er konnte hastete Harry jetzt auf den reglosen Blonden zu. Erst jetzt bemerkte er die große Blutlache um Draco. Mit zitternden Fingern berührte er die blasse Haut und erschrak unwillkürlich vor der Kälte, welche ihm entgegenschlug. Sofort legte er einen Wärmezauber über den Anderen und strich dann über die blasse Wange des Blonden. Zu seiner grenzenlosen Erleichterung sah Harry jetzt wie das Leben langsam wieder in Draco zurückkehrte, auch wenn dieser die Augen nicht öffnete. Vorsichtig fuhren die Finger des Dunkelhaarigen über die vollkommen zerkratzten und zerbissenen Arme. Nur zu gern hätte er ihm geholfen, doch wenn sich eines nicht verändert hatte dann das er noch immer keine Ahnung von Heilzaubern hatte. Zumindest erkannte er das Draco aufgehört hatte zu Bluten. Mit einem leisen Wimmern sank Harry in sich zusammen und zog dann den Anderen auf seinen Schoß. Sanft küsste er immer wieder den blonden Haarschopf und hoffte das Hermine etwas für ihn tun konnte.
 

Doch die Braunhaarige war noch immer verbissen in ihr Duell vertieft und wich gerade etlichen Flüchen aus, indem sie hinter einer riesigen Maschine in Deckung ging. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, dann tauchte Hermine in einer gigantischen Staubwolke wieder auf und warf weitere Flüche auf Armando.
 

Mittlerweile sah der ältere Zauberer nicht mehr so selbstsicher aus und er wich langsam zurück. Dies schien auch die Braunhaarige zu bemerken, denn sie setzte sofort nach. Doch gerade als sie erneut ihren Stab hob, schrie Ron schmerzerfüllt auf und ging zu Boden. Wie in Zeitlupe sah Harry wie sein bester Freund stürzte. Alles in seinem Innern schien sich zusammenzuziehen. Auch Hermine war für einen winzigen Augenblick abgelenkt. Der Dunkelhaarige sah den Fluch, welcher jetzt auf sie zuraste und konnte doch nichts tun. Selbst wenn er einen Stab hätte, konnte er es doch nicht mit drei Zauberern auf einmal aufnehmen.
 

Ein Wimmern von Draco ließ Harry wieder auf den Blonden herabsehen und er begriff in einem Sekundenbruchteil das diese Rettung nicht gelingen würde. Hermine schrie schmerzerfüllt auf und ging zu Boden. Blut spritzte als die braunhaarige Hexe fiel und auch Ron rührte sich nicht mehr.
 

Der Atem des Dunkelhaarigen kam stockend, während er zusah wie Armando langsam auf ihn zutrat. Jeder einzelne Schritt schien ihn der Verdammnis näher zu bringen und alles in dem ehemaligen Griffindor schien zu erstarren. Hoffnungslosigkeit machte sich in ihm breit. Selbst vor Voldemort hatte er niemals so eine Angst gehabt. Kaum konnte Harry in diesem Moment glauben das er es geschafft hatte einen Sectumsempra durch den Raum zu werfen, fühlte er sich doch unendlich schwach als die verhassten Finger erneut durch seine Haare glitten. Ein lautloses Schluchzen kam über Harrys Lippen, als auf einen Schwenk Armandos ein Halsband um seinen Hals erschien.
 

Verzweifelt presste er Draco an sich, versuchte so den Halt zu finden den er gerade so sehr brauchte. „Den werden wir nicht mehr brauchen.“ Erschrocken über die kalten Worte sah Harry in die blauen Augen des Älteren, versuchte zu begreifen was dieser meinte. „Ein Malfoy hat noch nie ein brauchbares Spielzeug abgegeben. Außerdem wird sein Tod dich endgültig an mich binden.“
 

Langsam hob sich der dunkle Zauberstab, bis er direkt auf Draco zeigte und Harry begriff mit grausamer Klarheit was jetzt geschehen würde. Obwohl der Zauber lautlos erfolgte sah der ehemalige Griffindor wie sich das grüne Leuchten an der Spitze des Stabes sammelte, bevor es in ihre Richtung schoss. Es gab nur einen Zauber mit dieser Farbe und er kannte sie so gut wie seine eigene Augenfarbe. Ohne darüber nachzudenken hob Harry einen Arm, blockte so den Fluch der in tausend Teile zu zerbersten schien. Einem Regenbogen gleich schossen die verschiedensten Farben durch den Raum bevor der Avada erlosch. Sanft ließ der Dunkelhaarige Dracos Kopf auf den Boden sinken, dann erhob er sich und trat Armando entgegen. Dieser starrte ihn vollkommen fassungslos entgegen, konnte nicht glauben was der Jüngere gerade eben getan hatte. Die Luft um Harry schien regelrecht vor angestauter Energie zu summen, während er sich dem Blonden immer mehr näherte.
 

Erneut warf Armando ihm einen Fluch entgegen, der jedoch mühelos von ihm geblockt wurde. Und dann hob Harry eine Hand, er brauchte in diesem Augenblick keine Beschwörungsformel und keinen starren Zauber. Seine Gedanken reichten vollkommen aus. Rotes Licht schien aus jeder Pore des ehemaligen Griffindors zu sickern, als dieser sich konzentrierte, dann schoss es auf den Älteren zu. Armando versuchte noch die reine Magie abzublocken, hatte gegen diese Stärke keinerlei Chance. Mit einem lauten Bersten gab der Zauberstab in der Hand des Blonden nach und er wurde quer durch den Raum an die nächste Wand geworfen.
 

Auch wenn es Harry vorkam wie Stunden, war das Ganze in nur wenigen Sekunden geschehen. Noch immer lagen seine Freunde auf dem Boden, genauso wie ihre Angreifer, welche seiner Kraft anscheinend nicht hatten standhalten können. Genauso wie Armando hatte er sie gegen die nächste Wand geschleudert. Schwer atmend drehte der Dunkelhaarige sich jetzt in Dracos Richtung, welcher noch immer regungslos auf dem Boden lag. Nichts wollte er jetzt lieber als zu seinem geliebten zurückzukehren.
 

Erst jetzt bemerkte er jedoch wieviel Kraft ihn der kurze Kampf gekostet hatte, fühlten seine Knie sich auf einmal verdächtig nach Wackelpudding an. Harry wollte nach seinen Freunden rufen, über seine Lippen kam jedoch nur ein heiseres Ächzen, dann prallte er hart auf den Boden. Stöhnend schloss der ehemalige Griffindor die Augen, hilflos krallten sich seine Finger in den harten Stein unter sich. Seinen Blick fest auf Draco geheftet versuchte er wieder auf die Beine zu kommen.
 

So sehr er es jedoch auch wollte, er schaffte es nicht. Sein Blut rauschte so laut in seinen Adern das Harry beinahe das typische Geräusch von apparierenden Zauberern nicht gehört hatte. Panisch wollte sich der Dunkelhaarige vom Boden abdrücken, erkannte jedoch im letzten Moment Kingsley. Ein erleichtertes Wimmern kam über die Lippen des Dunkelhaarigen als immer mehr Auroren um sie herum auftauchten.
 

Irgendwo im Hintergrund erklangen Kampfgeräusche, doch Harry sah nur zu Draco. Jetzt wollte er nur noch zu dem Blonden. Als dann jedoch ein Schatten auf ihn fiel sah er langsam auf. Deutlich konnte der Dunkelhaarige den bedauernden Zug um Kingsleys Mund sehen, verstand seine Worte jedoch erst als ein Stupor ihn außer Gefecht setzte. „Es tut mir leid Harry.“
 

Wimmernd versuchte der ehemalige Griffindor an seinem Bewusstsein festzuhalten, sah er doch jetzt wie sich etliche Auroren Draco näherten. Als ihn jedoch weitere Flüche trafen versank er endlich in der gnädigen Dunkelheit.

Gefangen

Eigentlich sollte Harry sich mittlerweile daran gewöhnt haben auf kaltem Stein aufzuwachen. Sein Körper sagte ihm in diesem Moment jedoch etwas vollkommen anderes. Jeder einzelne Muskel schien sich gegen ihn verschworen zu haben, so das ein qualvolles Stöhnen über seine Lippen kam, noch bevor er die Augen öffnete.
 

Nur mühsam gelang es dem ehemaligen Griffindor sich aufzurichten und umzusehen. Nicht das es wirklich viel zu entdecken gab. Anscheinend hatte man ihn nicht mit Absicht auf den Boden gelegt, denn direkt über sich erkannte der Dunkelhaarige eine metallene Pritsche und eine bis zum Boden reichende Decke. Offensichtlich war er aus dem schmalen Bett gefallen.
 

Klasse, von sich selber angefressen sah Harry sich weiter um und erkannte das er sich in einer der Zellen im Ministerium befinden musste. Dafür sprachen auch die magieversiegelnden Manschetten und die leicht bläulich schimmernden Steine. Er musste sie nicht berühren um zu wissen das sie jedwede Magie absorbieren würden. Auch seine.
 

Doch er hatte auch gar nicht vor zu fliehen. Wohin sollte er auch schon gehen? Noch immer wusste er nicht was mit Draco war und auch Ron und Hermine waren verletzt als er sie das letzte Mal gesehen hatte.
 

Mit einem leisen Stöhnen fasste sich der Dunkelhaarige an den Kopf und zog sich dann mühsam auf das Bett. Zwar war die Pritsche hart und die Decke dünn, doch besser als der Boden war es allemal. Damit war die Abwechslung aber auch schon vorbei. Müde legte Harry sich auf die Seite und starrte auf das bläuliche Schimmern, welches jede Magie verschluckte. Wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er es sogar spüren wie sie aus seinem Innern entwich und verschwand. Ein merkwürdiges und sehr kaltes Gefühl machte sich in ihm breit. Bevor er jedoch länger darüber nachdenken konnte, öffnete sich mit einem lauten Knirschen die schwere Holztür und Kingsley trat ein.
 

Sofort richtete Harry sich auf und sah dem Zauberei-Minister entgegen. Mit einem Seufzen ließ der Ältere sich neben ihm auf die Pritsche sinken. Für etliche Minuten war es vollkommen still in der kleinen Zelle und zum ersten Mal sah der Dunkelhaarige die tiefen Falten die sich in Kingsleys Haut gegraben hatten. Allmählich begriff er das die letzte Zeit nicht nur für ihn nervenaufreibend gewesen war. Schließlich räusperte sich der Minister. „Du willst wahrscheinlich wissen wie es deinen Freunden geht.“
 

Sofort nickte Harry, konnte jedoch nicht antworten da sein Hals sich plötzlich anfühlte als hätte er Schmirgelpapier verschluckt. „Miss Granger liegt noch im Sankt Mungos da ein Fluch sie frontal erwischt hat, sie ist jedoch bereits auf dem Weg der Besserung und kommandiert eine komplette Riege von Anwälten.“
 

Sofort schlich sich ein leichtes Grinsen auf die Lippen des Dunkelhaarigen, doch dann wurde er schlagartig wieder ernst als Kingsley weiter sprach. „Mister Weasley konnte bereits entlassen werden und wird wohl in den nächsten Tagen seine Arbeit wieder aufnehmen. Womit wir dann bei Mister Malfoy wären.“
 

Unwillkürlich schlug Harrys Herz jetzt bis zum Hals. Draco, wie gern nur wäre er jetzt bei seinem Geliebten und sei es nur um ihn in seinen Armen zu halten.
 

„Dieser befindet sich derzeit in der geschlossenen Abteilung vom Sankt Mungos. Trotzdem hat er eine Aussage zu deinen Gunsten gemacht.“
 

Nur mühsam gelang es Harry diese Informationen miteinander in Einklang zu bringen. Es überraschte ihn nicht im geringsten das sich Draco noch immer im Mungos befand, schließlich wusste er nur zu gut zu welchen Grausamkeiten Armando fähig war. Doch warum sollte der ehemalige Slytherin eine Aussage machen? Erst dann begriff Harry und riss unwillkürlich die Augen auf. Seinen Prozess hatte er in den letzten Tagen vollkommen vergessen. Die Zaubererwelt jedoch nicht, für sie war er noch immer der Mörder von Narzissa Malfoy.
 

Etwas, was ja auch tatsächlich stimmte. Er hatte die Hexe auf dem Gewissen, niemand sonst. „Aufgrund der Aussage von Mr. Malfoy ist das Gericht zu der Entscheidung gekommen, dich schuldig zu sprechen.“
 

Alles um Harry herum schien zusammenzubrechen, konnte er die Worte des Älteren dich nicht verstehen. Es schien nicht zusammen zu passen, immer mehr spürte der ehemalige Griffindor wie ihn die letzten noch positiven Gefühle verließen. Konnte er doch eigentlich Draco verstehen, wer wollte schon mit dem Mörder der eigenen Mutter zusammen sein. Ein trockenes Schluchzen kam aus Harrys Kehle, während er verzweifelt nach Luft rang. Hilflos griff er sich an den Hals, versuchte so den dringend benötigten Sauerstoff herbeizuzwingen.
 

Erst als sich eine Hand auf seine Schulter legte, wurde sich der Dunkelhaarige wieder bewusst das er nicht allein war. „Du wurdest für schuldig befunden, doch wurde auch eine Minderung der Schuld festgestellt.“
 

Zittrig sah Harry auf, verstand einfach nicht was Kingsley ihm gerade versuchte zu erklären. „Was heißt das?“
 

Seufzend löste sich der Ältere wieder von dem Dunkelhaarigen. „Das bedeutet das du zwar schuldig bist, aber nicht die Höchststrafe erhältst. Das rechtskräftige Urteil lautet auf drei Jahre Askaban.“
 

Unsicher wie er jetzt reagieren sollte glitt Harrys Blick jetzt auf den Boden. Askaban. Eigentlich hatte er es ja von vornherein gewusst. Doch jetzt schien es sogar einen Rückweg von dort für ihn zu geben. Was das allerdings für ein Weg sein würde, das musste sich erst noch zeigen. Allein der Gedanke an das berüchtigte Zauberer-Gefängnis ließ eisige Schauder über Harrys Rücken laufen.
 

Dennoch schaffte er es irgendwie Kingsley zuzunicken, was diesen leise zum Seufzen brachte. Er schien zu spüren das der Jüngere nicht allein bleiben wollte, denn er blieb noch eine ganze Weile bei ihm, bis er sich schließlich verabschiedete und Harry mit seinen Gedanken allein ließ.
 

Auch in den nächsten Tagen kam der Minister regelmäßig zu ihm, doch der Dunkelhaarige war nach wie vor wie erstarrt. Nur zu gern hätte Harry sich mit seinen Freunden ausgetauscht und sei es auch nur um ein paar warme Worte zu hören. Doch Draco war, genauso wie Hermine, noch immer im St. Mungos und Ron wurde nahegelegt Abstand zu wahren. So blieb ihm nichts anderes als sich auf die täglichen Besuche Kingsley zu freuen, welcher ihm immerhin etwas über seine Freunde erzählte.
 

Das dies aber auch nur ein vorrübergehender Zustand war, wurde Harry wieder bewusst als sich die Tür öffnete und sechs Auroren eintraten. Anscheinend war seine Schonfrist im Ministerium vorbei. Sechs Zauberstäbe richteten sich auf ihn und nur wenige Sekunden später spürte der ehemalige Griffindor die lähmende Wirkung eines Zaubers in seinen Gliedern. Hilflos fiel er auf das Bett zurück, nur um im nächsten Moment in die Höhe zu schweben. Nur noch in der Lage die Augen zu bewegen, musste Harry miterleben wie er langsam in die Mitte der sechs vermummten Auroren glitt und dann von diesen nach draußen begleitet wurde.
 

Zum ersten Mal seit einer gefühlt unendlich langen Zeit spürte der Dunkelhaarige wieder Wind auf seiner Haut, nur um im nächsten Moment vom typisch englischen Regen durchnässt zu werden. Hätte er es gekonnt, so hätte der gefallene Held der Zaubererwelt jetzt gelächelt.
 

Langsam glitt Harry an sechs Thestralen vorbei, welche gerade gefüttert wurden. Dennoch richteten sich die weißen Augen sofort auf ihn. Unruhig begannen die pferdeartigen Wesen mit den Flügeln zu schlagen, schienen sie doch zu spüren das es gleich los ging. An der Kutsche wurden sie bereits von sechs weiteren Auroren erwartet, anscheinend wollte man dieses Mal keinerlei Risiko eingehen.
 

Weitere Zauberstäbe richteten sich auf Harry, dann wurde die Lähmung aufgehoben und er glitt sachte zu Boden. Unwohl schluckte der Dunkelhaarige als er in die harten Gesichter der Männer um sich herum sah. Nur zu deutlich konnte er in ihren Gesichtern ablesen, was sie von ihm hielten. Für sie war er kein Held mehr, noch nicht einmal mehr ein normaler Zauberer, sie sahen nur noch den verurteilten Mörder in ihm. Und auch wenn er nie etwas Besonderes hatte sein wollen, so schmerzte die Haltung gab sie ihm dich einen Vorgeschmack auf sein weiteres Leben.
 

Dennoch folgte er ohne jede Gegenwehr der stummen Aufforderung in die Kutsche zu klettern. Noch einmal sah Harry in den dunklen Himmel über sich, genoss das kühle Nass auf seiner Haut, dann war er auch schon drinnen und die Tür schloss sich hinter ihm. Kaum hatte sich der Dunkelhaarige auf dem Sitzpolster nieder gelassen, wandten sich auch schon schmale Ketten um seine Handgelenke und unterbanden so ein weiteres Aufstehen.
 

Eigentlich hatte Harry damit gerechnet das sie sich sofort auf den Weg machen würden, stattdessen schlug nur hinter ihm die Tür zu. Nichts geschah, weder hörte er die Thestrale, noch die Auroren. Auch die Kutsche bewegte sich nicht.
 

Beinahe wäre Harry eingenickt, als ohne jede Vorwarnung sich die Tür ein weiteres Mal öffnete und jemand hineingeschoben wurde. Direkt vor ihm setzte er sich und erst als die Tür sich wieder schloss erkannte der Dunkelhaarige ihn.
 

„Hast du mich etwa vermisst?“ selbstgefällig lächelte Armando den Jüngeren an. Einzig die Fesseln die den Blonden an seinem Platz hielten, sorgten dafür das Harry nicht in Panik verfiel. Dennoch bemerkte er das allein die Anwesenheit seines Peinigers dafür sorgte das er sich vollkommen verkrampfte. Auch die Luft schien auf einmal viel dicker zu sein als zuvor.
 

Jetzt konnte Harry auch die Thestrale wieder hören, unruhig schlugen die großen Tiere mit den Flügeln. Dann ruckte die Kutsche und es ging los. Mit zusammengebissenen Zähnen sah der Dunkelhaarige zu Armando, welcher ihn noch immer breit anlächelte. Selbst das graue, sackähnliche Gefängnisgewand konnte ihm nichts von seiner Bedrohlichkeit nehmen. „Ich habe dir doch gesagt das ich dein Leben zerstören werde, wenn du fliehst. Kannst du dich noch daran erinnern, Potter? Wir hatten doch eine wirklich schöne Zeit miteinander.“
 

Keuchend schloss Harry seine Augen, versuchte so der aufkommenden Angst Herr zu werden und schaffte es dennoch nicht vollkommen ruhig zu bleiben. Spürte er doch schon wie sich eine Gänsehaut auf seinem Körper bildete und dies auch dem Anderen nicht verborgen blieb. Wimmernd presste sich der Dunkelhaarige noch tiefer in das Polster in seinem Rücken. Obwohl Harry wusste was ihn an seinem Ziel erwartete, hoffte er in diesem Augenblick das sie nicht all zu lange brauchen würden.
 

Tatsächlich wurde Armando mit jeder vergehenden Minute immer ruhiger. Anscheinend spürte er ebenso wie Harry die sich ausbreitende Kälte und begriff wo das alles hinführen würde. Ein letztes Mal grinste der Blonde noch sein Opfer an, dann wurde es still im Innern der Kutsche.
 

Nur vereinzelt sah Harry wie dunkle Schemen an den Fenstern vorbeiflogen, doch waren sie so schnell das er nicht sagen konnte ob es sich um die Auroren oder Dementoren handelte. Eigentlich war es auch egal, spürte er doch jetzt schon wie jeder positive Gedanke und jegliche Wärme aus ihm herausfloss.
 

Beinahe hatte der ehemalige Griffindor angenommen es würde auch regnen, wenn sie in Askaban ankamen. Doch dem war nicht so. Ein wolkenloser Himmel erstreckte sich über ihnen und er konnte sogar die Sterne sehen, welche kalt und teilnahmslos ihr Licht verströmten. Das Meer war so glatt das man glaubte sich in ihm spiegeln zu können.
 

Lange hatte Harry allerdings nicht Zeit sich umzusehen, schwebten doch die unverwechselbaren dunklen Schemen zu ihnen herab. Nur noch die Auroren sorgten für einen gewissen Abstand zu ihnen. Langsam setzte sich ihr Trupp in Bewegung und der Dunkelhaarige war dankbar dafür das man ihn diesmal laufen ließ, anstatt ihn erneut zu lähmen. Auch wenn es nicht wirklich viel zu sehen gab. Askaban war eine trutzige Burg inmitten der Nordsee. Im Gegensatz zu Hogwarts gab es hier nichts elegantes, ansprechendes. Alles war aus grauen Stein erschaffen worden und wirkte dementsprechend kalt und abweisend. Deutlich konnte Harry die Kälte unter seinen nackten Füßen spüren, als sie den langen, dunklen Gängen in das Innere folgten.
 

Schon nach wenigen Schritten trennte sich der Trupp um Armando und verschwand hinter einer Abbiegung. Harry jedoch wurde immer tiefer geführt, es wurde immer kälter und auch dunkler um sie herum. Beinahe glaubte der ehemalige Griffindor die Massen an Gestein über seinem Kopf spüren zu können, als sie endlich stehen blieben. Eine schwere Holztür öffnete sich mit einem missgelaunten Quietschen und Harry folgte der unausgesprochenen Aufforderung einzutreten.
 

Fast erinnerte ihn die Zelle an den Raum im Ministerium, auch wenn die Wand hier nicht blau leuchtete. Anscheinend hielt man es hier nicht für nötig seine Magie weiter zu absorbieren, schließlich trug er ja noch immer die Manschetten und dann gab es ja auch noch die Dementoren.
 

Unsicher was jetzt von ihm verlangt wurde, drehte sich Harry zögerlich herum, doch ihm wurde lediglich die Tür vor der Nase zugeschlagen. Dann war er allein. Vollkommen allein mit seinen Gefühlen und Ängsten, während die Kälte jeden Millimeter seines Körpers auszufüllen schien.
 

Man musste Harry nicht sagen das jetzt ein Dementor vor seiner Zelle stand, er konnte ihn nur zu deutlich spüren. Zu keinem glücklichen Gedanken mehr fähig, ließ er sich der ehemalige Griffindor auf der schmalen Pritsche nieder und schloss die Augen. Drei Jahre würde er hier verbringen, dabei fühlte er sich schon nach wenigen Minuten vollkommen ausgelaugt. Es gab nichts hier was ihn ablenken konnte. Anders als in Muggel-Gefängnissen gab es hier keinen Hofgang oder gemeinsame Mahlzeiten. Dafür waren Zauberer viel zu gefährlich.
 

Verzweifelt versuchte Harry ein positives Gefühl in sich zu finden, dachte dabei an blonde Haare und sah doch nur die langen von Armando. Wieder hörte er das verächtliche Lachen des Älteren, spürte dessen Finger an seinem Körper, fühlte die Agonie als er innerlich zerriss. Schluchzend rollte sich der Dunkelhaarige zusammen, während er immer tiefer in seiner Hölle versank.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Gl0rian4
2021-11-13T20:20:22+00:00 13.11.2021 21:20
Hey,
Und nun bin ich hier gelandet.
Und genauso superspanend geht's hier weiter.
Scheint ja jzt eine aussichtslose Situatuation zu sein
Ich hoffe mal, Du lässt ihn und uns jzt nicht hängen.
Hermine findet bestimmt wie immer einen Ausweg?
Was geschieht mit Draco, sollte er sich soweit erholen
Harry hatte damals immerhin ihn als Anker und Unterstützung

LG Gl0rinan4








Antwort von:  Niomie
14.11.2021 08:04
Huhu,
ich werde diese FF auch noch beenden, versprochen. Doch habe ich derzeit so gar keinen Zugang zu dieser Geschichte und bin ehrlich gesagt mit drei laufenden Geschichten auch vollkommen ausgelastet. Denke aber das ich hier weiter schreiben werde, wenn die Finder FF`s beendet sind.
LG
Helios


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