Tiefer Fall in den Abgrund von Niomie ================================================================================ Kapitel 9: Blut --------------- Vollkommen erschöpft lag Draco auf der Seite und ließ es zu das die kleine Hauselfe ihn versorgte. Anscheinend hatte er tatsächlich irgendwann das Bewusstsein verloren, denn er erwachte erst wieder in dem kahlen Kellerraum. Jetzt war es ihm noch nicht einmal mehr vergönnt in seinem eigenen Haus zu schlafen. Alles um ihn herum wirkte in diesem Moment einfach nur trist und grau. Mutlos schloss der Blonde seine Augen und war dankbar dafür das die Elfe nach wenigen Momenten verschwand. Jetzt endlich konnte er sich gehen lassen. Denn auch wenn es nur eine Hauselfe war, so verbot es ihm seine strenge Erziehung doch einfach seiner Schwäche nachzugeben. Denn was hatte er außer seinem Stolz denn noch? In diesem Augenblick auf jeden Fall noch nicht einmal mehr Kleidung. Kalt spürte er die eiskalten Steine an seiner Haut und fühlte sich doch auf seltsame Art und Weise getröstet. Steine waren einfach das was sie vorgaben. Hart, unnachgiebig und kalt. Ein trauriges Lächeln huschte über Dracos Lippen, während er seinen Kopf vorsichtig am Fußboden rieb. Jetzt freute er sich schon darüber das er mit Steinen kuschelte. Für einen kurzen Moment erinnerte er sich an den kurzen Augenblick in dem er geglaubt hatte Harry zu spüren. So warm und geborgen hatte er sich noch nie gefühlt und instinktiv wusste der Blonde das er den Verstand verloren hätte wenn er diese Pause nicht gehabt hätte. Gleichzeitig fragte er sich allerdings auch wie es sein konnte das er Harry sogar hatte riechen können. Ein normaler Zauber konnte es schon einmal nicht sein, trug er doch noch immer die Fesseln an seinen Handgelenken und fühlte sich in etwa so magisch wie ein Squib. Von außen konnte der ehemalige Slytherin ebenfalls sofort ausschließen, denn wenn es seinem Gefährten gelungen wäre ihn zu orten hätte dieser garantiert nicht mit ihm geschlafen, sondern gerettet. Hasserfüllt starrte Draco auf die metallenen Bänder an seinen Armen, die jede Magie verschluckten die aus seinem Innern kam. Angestrengt dachte er an den Augenblick zurück als er auf einmal hatte Harry spüren können. Wieder glaubte er den Strafbock unter sich zu spüren, das kühle Leder, welches sich nur langsam erwärmte und sich an seine nackte Haut schmiegte. Hände strichen erneut über seinen wehrlosen Körper, verteilten das Blut und malten abstruse Muster. Mit einem Mal erstarrte der Blonde. Blut. Sein Blut mit seiner Magie, welche nicht verschluckt wurde. Nur vage konnte er sich an ein Buch erinnern, das er einst in der Bibliothek seines Vaters gefunden hatte. Dunkelste Magie, welche kein normaler Zauberer anwendete und vor der selbst Lucius zurückgeschreckt war. Blutmagie. Grausam, schmerzhaft und vor allem teuer. Sie anzuwenden forderte immer einen hohen Preis und würde auf Dauer seine Seele zerstören. So weit Draco wusste hatte noch nicht einmal der Dunkle Lord diesen Zweig der Magie praktiziert. Allerdings war es in diesem Moment ja auch nicht so als hätte er irgendeine Wahl, denn je länger er bei Armando blieb umso mehr Qualen würde er erleiden, bis er eines Tages genauso gebrochen war wie Harry. Allein der Gedanke bald wieder bei seinem Gefährten zu sein, bestärkte Draco darin seine Arme aufzukratzen und nur wenige Sekunden später versenkte er auch seine Zähne in der weichen Haut. Der Geschmack nach Kuper verteilte sich in seinem Mund und bestätigte ihn in seinem Tun. Selbst als seine Arme so sehr brannten, das er am liebsten geschrien hätte, hörte der Blonde nicht auf. Blut tropfte auf den Boden, sammelte sich in einer Lache um ihn herum, während er immer weiter machte und sich regelrecht in der roten Flüssigkeit wälzte. Und dann konnte er es spüren. Das vertraute Gefühl von Magie umgab ihn. Diesmal jedoch holte er nicht Harrys Geist zu sich. Ein lauter Schrei entfuhr seiner Kehle als er den Kopf in den Nacken legte und alles an Magie was er aufbringen konnte auf einmal frei setzte. Es hatte eine ganze Weile gedauert bis Harry sich wieder beruhigt hatte und es war Ron und Hermine nur mit Kreachers Hilfe gelungen ihn ins Bett zu bringen. Doch auch das hatte nur dafür gesorgt das er jetzt vollkommen wach da lag und an die Decke starrte. Immer wieder versuchte er einen Kontakt zu Draco herzustellen, doch es war jedes Mal dasselbe. Frustriert warf der Dunkelhaarige schließlich seine Decke beiseite und stand auf. Wenn er eh wach war, konnte er genauso gut in die Küche gehen. Kaum hatte Harry jedoch einen Fuß aus seinem Schlafzimmer gesetzte, ging er mit einem überraschten Keuchen in die Knie. Anscheinend hatte Hermine einen Alarm-Zauber über das Zimmer gelegt, denn noch bevor er etwas sagen konnte tauchten seine Freunde bereits in seinem Blickfeld auf. Wimmernd rang der Dunkelhaarige nach Luft, dann spürte er auch schon die Hände an seinem Körper. Instinktiv und ohne darüber nachzudenken gab Harry in diesem Moment nach und er folgte dem Signal welches ihm Draco, einem Leuchtfeuer gleich, sandte. Ohne etwas zu sagen apparierte er mit Hermine und Ron. Mit einem Keuchen lösten die beiden sich von dem Dunkelhaarigen und hoben sofort ihre Zauberstäbe. Keine Sekunde zu früh wie Harry nur eine Sekunde später zu spüren bekam, als der erste Fluch nur Haarscharf an ihm vorbeiflog. Nur Hermines schneller Reaktion war es zu verdanken das ihre Rettungsmission nicht hier schon endete, warf sie den Fluch doch kraftvoll zurück. Bevor der Dunkelhaarige überhaupt begriff war der Kampf um ihn herum schon in vollem Gange. Wieder einmal wurde er in seiner Ansicht das die Braunhaarige eine mächtige Hexe war bestätigt, denn Hermine tänzelte leichtfüßig durch den Raum, während sie ihren Stab beinahe wie einen Taktstock hielt. Wahre Kaskaden von Flüchen flogen mittlerweile durch die Luft, doch die Hexe schien dem mühelos standzuhalten. Doch Armando war kein einfacher Gegner. Ein dunkles Lächeln lag auf den Lippen des älteren Zauberers während er wieder und wieder seinen Zauberstab hob. Doch auch Ron war die ganze Zeit nicht untätig. Er hielt ziemlich erfolgreich zwei weitere Zauberer in Schach die versucht hatten sich von hinten anzuschleichen. Nur Harry saß jetzt noch auf dem Boden und ließ seinen Blick durch den kargen Raum wandern, wobei diese Bezeichnung wohl nicht richtig war wie er jetzt erst bemerkte. Anscheinend befanden sie sich in einem riesigen Fabrikgebäude. Dann fiel sein Blick auf Draco, der zusammengesunken in einer Ecke lag. Man hatte den Blonden einfach hinter eine große Maschine gelegt. So eingekesselt von drei Seiten war der ehemalige Slytherin seinen Peinigern vollkommen ausgeliefert, wie dem Dunkelhaarigen sofort schmerzlich bewusst wurde, als sich ein vierter Zauberer auf ihn zubewegte. Noch immer trug Harry keinen Zauberstab, doch den brauchte er in diesem Moment auch nicht. Draco war in Gefahr, das war alles was der ehemalige Griffindor wissen musste. Wie von selbst begann ein Bild vor ihm Gestalt anzunehmen dann jagte auch schon ein Sectumsempra durch die Luft und brachte den verhüllten zum Aufschreien, lange bevor er Draco erreicht hatte. So schnell er konnte hastete Harry jetzt auf den reglosen Blonden zu. Erst jetzt bemerkte er die große Blutlache um Draco. Mit zitternden Fingern berührte er die blasse Haut und erschrak unwillkürlich vor der Kälte, welche ihm entgegenschlug. Sofort legte er einen Wärmezauber über den Anderen und strich dann über die blasse Wange des Blonden. Zu seiner grenzenlosen Erleichterung sah Harry jetzt wie das Leben langsam wieder in Draco zurückkehrte, auch wenn dieser die Augen nicht öffnete. Vorsichtig fuhren die Finger des Dunkelhaarigen über die vollkommen zerkratzten und zerbissenen Arme. Nur zu gern hätte er ihm geholfen, doch wenn sich eines nicht verändert hatte dann das er noch immer keine Ahnung von Heilzaubern hatte. Zumindest erkannte er das Draco aufgehört hatte zu Bluten. Mit einem leisen Wimmern sank Harry in sich zusammen und zog dann den Anderen auf seinen Schoß. Sanft küsste er immer wieder den blonden Haarschopf und hoffte das Hermine etwas für ihn tun konnte. Doch die Braunhaarige war noch immer verbissen in ihr Duell vertieft und wich gerade etlichen Flüchen aus, indem sie hinter einer riesigen Maschine in Deckung ging. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, dann tauchte Hermine in einer gigantischen Staubwolke wieder auf und warf weitere Flüche auf Armando. Mittlerweile sah der ältere Zauberer nicht mehr so selbstsicher aus und er wich langsam zurück. Dies schien auch die Braunhaarige zu bemerken, denn sie setzte sofort nach. Doch gerade als sie erneut ihren Stab hob, schrie Ron schmerzerfüllt auf und ging zu Boden. Wie in Zeitlupe sah Harry wie sein bester Freund stürzte. Alles in seinem Innern schien sich zusammenzuziehen. Auch Hermine war für einen winzigen Augenblick abgelenkt. Der Dunkelhaarige sah den Fluch, welcher jetzt auf sie zuraste und konnte doch nichts tun. Selbst wenn er einen Stab hätte, konnte er es doch nicht mit drei Zauberern auf einmal aufnehmen. Ein Wimmern von Draco ließ Harry wieder auf den Blonden herabsehen und er begriff in einem Sekundenbruchteil das diese Rettung nicht gelingen würde. Hermine schrie schmerzerfüllt auf und ging zu Boden. Blut spritzte als die braunhaarige Hexe fiel und auch Ron rührte sich nicht mehr. Der Atem des Dunkelhaarigen kam stockend, während er zusah wie Armando langsam auf ihn zutrat. Jeder einzelne Schritt schien ihn der Verdammnis näher zu bringen und alles in dem ehemaligen Griffindor schien zu erstarren. Hoffnungslosigkeit machte sich in ihm breit. Selbst vor Voldemort hatte er niemals so eine Angst gehabt. Kaum konnte Harry in diesem Moment glauben das er es geschafft hatte einen Sectumsempra durch den Raum zu werfen, fühlte er sich doch unendlich schwach als die verhassten Finger erneut durch seine Haare glitten. Ein lautloses Schluchzen kam über Harrys Lippen, als auf einen Schwenk Armandos ein Halsband um seinen Hals erschien. Verzweifelt presste er Draco an sich, versuchte so den Halt zu finden den er gerade so sehr brauchte. „Den werden wir nicht mehr brauchen.“ Erschrocken über die kalten Worte sah Harry in die blauen Augen des Älteren, versuchte zu begreifen was dieser meinte. „Ein Malfoy hat noch nie ein brauchbares Spielzeug abgegeben. Außerdem wird sein Tod dich endgültig an mich binden.“ Langsam hob sich der dunkle Zauberstab, bis er direkt auf Draco zeigte und Harry begriff mit grausamer Klarheit was jetzt geschehen würde. Obwohl der Zauber lautlos erfolgte sah der ehemalige Griffindor wie sich das grüne Leuchten an der Spitze des Stabes sammelte, bevor es in ihre Richtung schoss. Es gab nur einen Zauber mit dieser Farbe und er kannte sie so gut wie seine eigene Augenfarbe. Ohne darüber nachzudenken hob Harry einen Arm, blockte so den Fluch der in tausend Teile zu zerbersten schien. Einem Regenbogen gleich schossen die verschiedensten Farben durch den Raum bevor der Avada erlosch. Sanft ließ der Dunkelhaarige Dracos Kopf auf den Boden sinken, dann erhob er sich und trat Armando entgegen. Dieser starrte ihn vollkommen fassungslos entgegen, konnte nicht glauben was der Jüngere gerade eben getan hatte. Die Luft um Harry schien regelrecht vor angestauter Energie zu summen, während er sich dem Blonden immer mehr näherte. Erneut warf Armando ihm einen Fluch entgegen, der jedoch mühelos von ihm geblockt wurde. Und dann hob Harry eine Hand, er brauchte in diesem Augenblick keine Beschwörungsformel und keinen starren Zauber. Seine Gedanken reichten vollkommen aus. Rotes Licht schien aus jeder Pore des ehemaligen Griffindors zu sickern, als dieser sich konzentrierte, dann schoss es auf den Älteren zu. Armando versuchte noch die reine Magie abzublocken, hatte gegen diese Stärke keinerlei Chance. Mit einem lauten Bersten gab der Zauberstab in der Hand des Blonden nach und er wurde quer durch den Raum an die nächste Wand geworfen. Auch wenn es Harry vorkam wie Stunden, war das Ganze in nur wenigen Sekunden geschehen. Noch immer lagen seine Freunde auf dem Boden, genauso wie ihre Angreifer, welche seiner Kraft anscheinend nicht hatten standhalten können. Genauso wie Armando hatte er sie gegen die nächste Wand geschleudert. Schwer atmend drehte der Dunkelhaarige sich jetzt in Dracos Richtung, welcher noch immer regungslos auf dem Boden lag. Nichts wollte er jetzt lieber als zu seinem geliebten zurückzukehren. Erst jetzt bemerkte er jedoch wieviel Kraft ihn der kurze Kampf gekostet hatte, fühlten seine Knie sich auf einmal verdächtig nach Wackelpudding an. Harry wollte nach seinen Freunden rufen, über seine Lippen kam jedoch nur ein heiseres Ächzen, dann prallte er hart auf den Boden. Stöhnend schloss der ehemalige Griffindor die Augen, hilflos krallten sich seine Finger in den harten Stein unter sich. Seinen Blick fest auf Draco geheftet versuchte er wieder auf die Beine zu kommen. So sehr er es jedoch auch wollte, er schaffte es nicht. Sein Blut rauschte so laut in seinen Adern das Harry beinahe das typische Geräusch von apparierenden Zauberern nicht gehört hatte. Panisch wollte sich der Dunkelhaarige vom Boden abdrücken, erkannte jedoch im letzten Moment Kingsley. Ein erleichtertes Wimmern kam über die Lippen des Dunkelhaarigen als immer mehr Auroren um sie herum auftauchten. Irgendwo im Hintergrund erklangen Kampfgeräusche, doch Harry sah nur zu Draco. Jetzt wollte er nur noch zu dem Blonden. Als dann jedoch ein Schatten auf ihn fiel sah er langsam auf. Deutlich konnte der Dunkelhaarige den bedauernden Zug um Kingsleys Mund sehen, verstand seine Worte jedoch erst als ein Stupor ihn außer Gefecht setzte. „Es tut mir leid Harry.“ Wimmernd versuchte der ehemalige Griffindor an seinem Bewusstsein festzuhalten, sah er doch jetzt wie sich etliche Auroren Draco näherten. Als ihn jedoch weitere Flüche trafen versank er endlich in der gnädigen Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)