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Tiefer Fall in den Abgrund

von

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Gefangen

Schmerz. Es existierte nichts anderes mehr als der alles durchdringende Schmerz. Wimmernd versuchte Draco sich zu einem Ball zusammen zu rollen, doch noch nicht einmal dazu war sein Körper noch in er Lage. Hatte er früher geglaubt die Cruciatus-Flüche seiner Tante wären das schlimmste was einem passieren konnte, so war er die letzten Tage eines besseren belehrt worden.
 

Es gab so viel schlimmere Flüche und er hatte sie alle kennen lernen dürfen. Doch all das wäre auszuhalten, wenn nur Harry bei ihm wäre. Der Dunkelhaarige war jedoch verschwunden, bevor das hier begonnen hatte. Nicht ganz natürlich, hatte sein Peiniger doch erst den Willen des ehemaligen Griffindors gebrochen. Etwas was ihm erstaunlich leicht gelungen war, wenn man bedachte das der dunkle Lord ihn über Jahre bekämpft hatte. Doch dieser hatte auch nie zwischenmenschliche Beziehungen verstanden, war er doch einzig auf seine Macht und deren Steigerung fixiert.
 

Armando jedoch war anders. Er erkannte sofort wie er den furchtlosen Helden brechen konnte und tat es dann auch ohne jede Skrupel. Ganz im Gegenteil, er schien jeden einzelnen Schmerzensschrei zu genießen, während er zusah wie er Harrys Seele Stück für Stück in Fetzen riss. Das er dabei auch noch einen ehemaligen Todesser folterte war wohl ein zusätzlicher Genuss.
 

Gebannt durch die Fesseln an seinen Handgelenken, war Draco nicht in der Lage gewesen sich zu wehren. Hilflos nicht nur seinem Peiniger ausgeliefert, hatte er mit ansehen müssen wie der Glanz aus den schönen grünen Augen verschwand. Doch er hatte es nicht mehr geschafft seinem Freund etwas vorzuspielen. Bisher ungekannte Schmerzen waren durch seinen Körper getobt und schienen ihn innerlich zu zerreißen, während das Paradies welches sie sich geschaffen hatten zu einem Alptraum wurde.
 

Und jetzt lag er hier, allein in dem Bett welches er sich vor wenigen Tagen noch mit Harry geteilt hatte. Doch jetzt war es kein Zufluchtsort mehr. Ohne den Schwarzhaarigen würde es den auch nie mehr geben. Erneut wimmerte Draco leise auf, fand er doch keine einzige Position die vollkommen schmerzfrei war.
 

So gab er sich schließlich damit zufrieden einfach nur da zu liegen. Gerade als er am einschlafen war, tauchte die kleine Hauselfe auf und begann ihn zu säubern, genauso wie sie es die letzten Tage schon gemacht hatte. Draco verstand nicht wieso es Armando ihr jeden Tag befahl, doch er nahm es mittlerweile genauso hin wie alles andere auch. Und eigentlich fühlte es sich auch gar nicht schlecht an von dem Schweiß und Tränen befreit zu werden. Endlich verschwand das kleine Geschöpf wieder und ließ ihn vollkommen allein zurück.
 

Müde starrte Draco in den langsam dunkler werdenden Raum. Durch die magieversiegelnden Fesseln war es nicht mehr nötig ihn anzubinden, hatte er doch das Gefühl das ein stetiger Strom an Kraft aus seinem Körper floss. Selbst wenn Armando ihn aus dem Bett zerrte, konnte der Blonde kaum noch alleine stehen. Doch das musste er jetzt auch nicht. Gähnend schloss der ehemalige Slytherin seine Augen und hoffte zumindest für einige Stunden zur Ruhe zu kommen.
 

Er sah nicht wie der ältere Zauberer an der Tür seinen Zauberstab auf ihn richtete und er hörte auch nicht den Spruch den dieser sagte. Allerdings spürte er schon wenige Sekunden später die Wirkung, verwandelten seine Träume sich doch in wahren Horror.
 

Wimmernd, weinend und immer wieder schreiend wandte sich der Blonde in dem breiten Bett. Nicht in der Lage aufzuwachen war er gezwungen alles schlechte was ihm jemals widerfahren war, noch einmal zu erleben.
 

Erst am nächsten Morgen, als die Sonne ihm direkt ins Gesicht schien, öffnet Draco seine Augen wieder. Stöhnend fuhr er sich mit einer Hand durchs Gesicht und versuchte zu ergründen warum noch mal sie es damals für eine gute Idee gehalten hatten das Schlafzimmer in Ostlage auszusuchen.
 

Doch eigentlich war es auch egal, denn auch ohne Sonne wurde es langsam unangenehm warm. Das er von der letzten Nacht noch vollkommen nassgeschwitzt war machte es auch nicht gerade besser. Zumindest war er allein, auch wenn er sich Harry so dringlich wie noch nie zuvor herbeisehnte.
 

Allerdings schien dieses Glück nicht all zu lange anzuhalten, hörte er doch schon wieder Schritte auf dem Flur und allein der Klang sagte ihm das es nicht die zarte Elfe sein konnte. Wie richtig er gelegen hatte, sah Draco nur wenige Sekunden später, als sich die Tür öffnete und Armando eintrat.
 

Der Ältere schien sich regelrecht an seinem erbärmlichen Anblick zu ergötzen, während sein Blick über die geschwollenen Augen und die schweißnassen Haare glitt. Am liebsten hätte Draco ihm einen spitzen Kommentar an den Kopf gehauen, doch noch immer fühlte er von der letzten Nacht vollkommen zerschlagen. So ließ er einfach den Kopf zurück ins Kissen sinken und schloss die Augen.
 

Natürlich war es nicht so einfach dem anderen Zauberer zu entkommen, doch zumindest für ein bis zwei Sekunden funktionierte es. Dann hörte er die seidenglatte Stimme des Älteren und seine Nackenhaare stellten sich auf. „So unhöflich, ich glaube wir müssen deine Lektionen noch einmal vertiefen, wenn du dich in Gegenwart deines Meisters einfach abwendest.“
 

Hastig riss Draco die Augen auf, auch wenn er es mittlerweile schon besser wusste. War Armando doch ein Sadist der es schaffte selbst Voldemort in den Schatten zu stellen. So auch dieses Mal. Tatsächlich wartete der blonde Zauberer bis der ehemalige Slytherin ihn ansah, bevor er einen Zauber sprach, der den Schmerz in Dracos Innern schier zum explodieren brachte.
 

Gequält schrie der Jüngere auf und wandte sich hilflos auf dem eh schon zerwühlten Bettlaken. Endlose Sekunden die ihm in seiner Agonie wie Stunden vorkamen, hielt Armando den Zauber aufrecht. Erst als sich die grauen Augen verdrehten und nur noch das weiße sichtbar war, senkte der Ältere seinen Stab und sah abschätzig auf das Häuflein Elend.
 

„Wenn ich ehrlich bin habe ich mehr von dir erwartet Draco. Immerhin hat unser lieber Harry ein ganzes Jahr gebraucht bis er sich mir unterworfen hat. Die Frage ist jetzt natürlich bist du einfach klüger als der sture Griffindor oder viel schwächer?“ Kichernd richtete Armando seinen Stab erneut auf die schwer atmende Gestalt auf dem Bett und ließ sie erneut vor Schmerzen schreien. „Ich denke das werden wir in der nächsten Zeit noch herausfinden, meinst du nicht auch?“
 

Erleichtert atmete Harry auf, als er erneut die Augen aufschlug und feststellte das er zum ersten Mal seit er im St. Mungos lag vollkommen alleine war. Noch nicht einmal der missmutige Auror saß neben seinem Bett.
 

Im Gegensatz zu einem Muggel-Krankenhaus gab es auch keine Apparaturen die an ihm befestigt waren, so das er sich tatsächlich frei bewegen konnte. Nur sein Zauberstab lag nicht mehr auf dem Nachtschrank.
 

Müde lächelte Harry, während er seine Füße über den Bettrand schob, und zum ersten Mal seit Tagen aufstand. Wenn er gehen wollte, dann wäre auch ein fehlender Stab für ihn kein all zu großes Problem mehr. Im vergangenen Jahr hatte er genug mit Draco geübt, so das er mittlerweile in der Lage war fast jeden Zauber auch ohne die Hilfe eines Stabes auszuführen.
 

Das Problem war nur das er nirgends hinwollte, natürlich mit Ausnahme der Toilette die er gerade ansteuerte. Denn egal wie mächtig er auch war, es war ihm bisher nicht einmal gelungen Draco ausfindig zu machen. So oft er auch versucht hatte das zarte Band der Magie welches sie verband zu benutzen, es funktionierte einfach nicht. Und das obwohl ihm der ehemalige Slytherin mehrfach erklärt hatte, wie es damals für ihn möglich gewesen war Harry zu finden. Da er jedoch anscheinend der Ausgangspunkt war, konnte er diese Magie nicht benutzen.
 

Ein leiser Fluch kam über die Lippen des Dunkelhaarigen, als er nach nur wenigen Schritten bemerkte wie sein Kreislauf absank. Nur mit Mühe schaffte er es bis zum Badezimmer und ließ sich dort schwer atmend auf dem Toilettensitz nieder. Nutzlos war das einzige Wort, welches ihm immer wieder durch den Kopf ging. Er war einfach nur noch nutzlos. Wahrscheinlich wäre es für alle Beteiligten am besten gewesen, wenn er bei seinem Kampf gegen Voldemort einfach gestorben wäre.
 

Doch nein, er musste ja mal wieder überleben. Und für was? Neuer Schmerz, neue Angst und mal wieder keinen Ausweg. Wer wollte schon so ein Leben haben? Ohne das Harry es verhindern konnte, liefen ihm die Tränen übers Gesicht, während er versuchte zu begreifen wie es jetzt weiter gehen sollte.
 

Schließlich konnte er nicht für immer im St. Mungos bleiben. Auch lief das Verfahren wegen Mordes noch gegen ihn. Noch nicht einmal der hochangesehene Kriegsheld stand dermaßen weit über dem Gesetz, das es möglich gewesen wäre ihm die Verhandlung vor dem Gamot zu ersparen. Das höchste der Gefühle wäre höchstens wenn man die Öffentlichkeit aussperrte, doch auch das würde schwer werden.
 

Wahrscheinlich würde alles zum Prozess des Jahrhunderts mutieren. Die Presse würde ihn regelrecht zerreißen. Seufzend fuhr Harry sich mit der Hand durch sein Gesicht und sah zu dem Spiegel auf. Zumindest sah er genauso aus wie er sich gerade fühlte. Matte Augen, fettige, strähnige Haare und bleiche Haut. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er glauben eine lebendige Leiche vor Augen zu haben.
 

Ein lautes Klopfen an der Tür ließ den ehemaligen Griffindor zusammen zucken, doch noch bevor er antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen und Ron betrat den kleinen Raum. Dieser schien gerade etwas sagen zu wollen, klappte seinen Mund jedoch einfach wieder zu als er das Häufchen Elend sah. Wortlos half der Rotschopf seinem Freund auf die Beine und verfrachtete ihn zurück ins Bett.
 

„Hey Kumpel, ich dachte da du ja nicht mit Hermine sprechen willst, das du es zumindest mit mir tust.“
 

Müde sah Harry in die besorgten Augen seines Freundes. Wie gern hätte er jetzt einfach die Augen geschlossen. Allerdings war ihm auch klar das es nicht ewig so weiter gehen konnte, weshalb er sich tatsächlich überwand zu antworten. „Was willst du?“
 

Fragend zog Ron eine Augenbraue hoch. „Du willst wirklich wissen was ich will? Ein ganzes Jahr meldest du dich nicht und dann wenn du endlich wieder auftauchst bist du blutüberströmt und nicht ansprechbar. Ich will einfach das du mit mir redest.“
 

Zum ersten Mal bemerkte Harry das der Rothaarige deutlich ruhiger geworden war, dadurch wirkte Ron deutlich selbstbewusster und erwachsener als zu ihrer Schulzeit, wo er doch immer recht unsicher und unbeholfen gewesen war. Ein trauriges Lächeln legte sich auf die Lippen des Dunkelhaarigen. „Und was soll das noch bringen Ron?“
 

Perplex starrte der Weasley seinen Freund an. „Was das bringen soll? Verdammt noch mal Harry, gegen dich wird wahrscheinlich Anklage wegen Mordes erhoben. Wie sollen wir dir helfen, wenn du nicht mir uns redest?“
 

Schnaubend senkte der Dunkelhaarige den Blick, konnte den durchdringenden Blick des Aurors vor sich einfach nicht mehr ertragen. „Mir ist nicht mehr zu helfen, ich habe es verdient verurteilt zu werden.“
 

Hilflos warf Ron seine Arme in die Luft und erinnerte Harry so kurz an ihre gemeinsame Schulzeit. „Willst du wirklich mit aller Gewalt nach Askaban? Denkst du das es das ist was Draco sich für dich wünscht?“
 

Ruckartig hob der Dunkelhaarige den Kopf und starrte in die blauen Augen seines Freundes, der unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Wütend fuhr Harry sich mit den Fingern durch die Haare. „Was Draco sich wünscht? Denkst du eigentlich auch mal nach, bevor du sprichst? Ich habe seine Mutter getötet, glaubst du ernsthaft er will noch irgendetwas mit mir zu tun haben?“
 

Mehrmals öffnete Ron den Mund, schloss ihn jedoch sofort wieder ohne etwas zu sagen. Schließlich stellte er die Frage die Harry am meisten fürchtete. „Wo ist Draco eigentlich?“



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