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Midnight at Mio

Sasuke x Sakura
von

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Snow Flake

Hinata strahlte glückselig über das gesamte Gesicht. Sie hatte fast schon Schmerzen von dem vielen Grinsen. Die Glückshormone rauschten durch ihren Körper. Sie konnte es noch immer nicht fassen wie es dazu gekommen war, dass sie und Naruto beschlossen hatten etwas Exklusives miteinander zu beginnen und sich näher kennenlernen wollten. Gestern Nachmittag verabredeten sie sich zu einem kleinen Sonntagsspaziergang am Chicago River durch den Stadtpark entlang. Der viele Schnee hatte sie jedoch relativ schnell in die Knie gezwungen und zusammen waren sie in Hinatas Wohnung geflüchtet, die auf dem Weg lag.
 

Lachend rannte Hinata durch den Park zurück in Richtung ihrer Wohnung. Naruto bombardierte sie geradewegs mit Schneebällen. Schützend hielt sie sich die Hand vors Gesicht. Unter der dicken Klamottenschicht war ihr unheimlich warm und stickig. Am liebsten würde sie sich den Schal vom Leib reisen.

Naruto erzielte einen Treffer auf ihrem Rücken. Grinsend drehte sie sich zu ihm um. Seine Wangen waren rot vor Kälte und auf seinen Lippen lag ein schelmisches Lächeln. Sie kratzte den Schnee von der Geländerabsperrung des kleinen Teiches zu einer Kugel, als Naruto sie bereits eingeholt hatte. Es würde ein Treffer mitten im Gesicht des Blondschopfes werden.
 

„Das traust du dir nicht!“ Belustigung schwang in seiner Stimme mit. Eigentlich war er völlig außer Atmen. Seit sie den Park betreten hatten rannten sie wie Kinder voreinander weg und bewarfen sich gegenseitig mit Schneebällen.

Wie ein Bär stürzte Naruto sich auf Hinata, die ein amüsiertes Kreischen von sich gab und weg rannte. „Friss das!“ Sie warf die Kugel in seine Richtung, verfehlte ihn allerdings ein ganzes Stück.
 

Weit kam die Hyuga nicht. Von hinten umschlangen sich zwei starke Arme um ihre Taille und warfen sie in einen Schneehaufen. Sie spürte wie sich der Schnee in eine Lücke zwischen ihrem Nacken und Schal schob und einen Schauer über ihren Rücken laufen ließ. Lachend landete sie federleicht in Narutos Armen, der den meisten Schnee abbekam.

Schwer atmend schauten sie sich in die Augen. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, als Naruto eine Strähne ihres Ponys aus den Augen strich und seinen Daumen über ihre Wange gleiten ließ. Die Welt um sie herum schien still zu stehen und nur der Augenblick zählte. Narutos Herz schlug doppelte Saltos und taumelte vor Aufregung. Es wunderte ihn, dass Hinata nicht spürte wie intensiv sein Brustkorb pochte und kurz vorm Explodieren stand.

„Hinata“, flüsterte er leise und ertrank beinahe in den Tiefen ihrer Augen. Wie ein unsichtbares Band zogen sich ihre Gesichter gegenseitig näher an. Vorsichtig legte er seine Hand in ihren Nacken, um den fehlenden Zentimetern einen Schubs in die richtige Richtung zu geben.

Berauscht von dem Gedanken an Hinatas weiche Lippen bettete er seine auf ihre. Im ersten Moment schauderte er leicht. Ihre Lippen waren eiskalt. Doch die Kälte verflüchtigte sich nach wenigen Sekunden und zurück blieb das Gefühl mehr zu wollen. Hinata legte eine Hand an Narutos Wange und seufzte innerlich vor Wonne. Narutos Lippen waren weich und einladend.
 

Ihr Bauch fuhr Achterbahn, während ihr Herz in einem unnatürlich schnellen Takt schlug. Bedächtig lösten sie ihre Lippen voneinander. Hinatas Haare kitzelten Narutos Gesicht. Sie lächelte ihn unschuldig an. Schneeflocken verirrten sich in den dunklen Haaren, während der Lärm der Stadt um sie herum an ihre Ohren drang. Hinata befreite sich aus Narutos Armen und ließ sich neben ihn in den Schnee plumpsen. Mit ausgestreckten Gliedmaßen lagen sie in den Scheemassen und schauten sich glücklich grinsend an. Naruto ergriff ihre Hand und verschränkte sie mit seiner eigenen.

Innerlich jauchzte die Hyuga vor Freude und gemeinsam genossen sie die Ruhe, den der Schnee aussandte und genossen vollkommen den Moment für sich.
 


 

Worauf hatte sie sich nur eingelassen? Unschlüssig trat sie auf der Stelle hin und her. Ihre rosafarbene Sporttasche stand auf einem unbeschneiten Fleckchen grauen Betons zu ihren Füßen. Es war nicht sonderlich viel los, im Vergleich zum sonstigen Straßenverkehr Chicagos.

Weil kein normaler Mensch bei diesem Wetter rausgeht!, ermahnte sich die rosahaarige Frau selbst. Der Wetterbericht verkündigte vor ein paar Stunden, dass der Schneesturm in abgemilderter Form über die Stadt einbrechen würde. Vielleicht würden die Einwohner nur ein paar wenige Stunden von der Außenwelt abgeschnitten sein, falls es überhaupt zu einem solchen Extremfall kommen würde. Schlussendlich konnte sie selbst eh nichts dagegen machen und sie war in Chicago aufgewachsen und hatte bereits den einen oder anderen Blizzard erlebt. Und wenn sie in den Himmel schaute, war das Grau weit davon entfernt.
 

Fast das ganze Wochenende dachte sie darüber nach, was sie dazu geritten hatte ja zu diesem Treffen zu sagen. Gerade als sie sich geschworen hatte, ihn nicht zu sehr in ihr Leben zu lassen. Wobei es dafür vielleicht schon zu spät war. Seit der Sache mit Shikamaru und Temari standen sie in sehr regelmäßigen Kontakt zueinander, auch wenn es nur kurze Nachrichten umfasste wie es dem anderen ging.
 

Sie warf einen Blick auf die Uhranzeige ihres Smartphone. Gleichzeitig trudelte eine Nachricht von Shikamaru ein.

Sorry das ich heute schon wieder nicht dabei sein kann. Ich verspreche dir, ab nächster Woche werde ich wieder der alte sein. Aber ich brauchte diese Zeit für mich. Sei bitte nicht sauer. Können wir uns Mittwoch treffen, wenn ich wieder gelandet bin?

Sakura tippte schnell eine Antwort zusammen und scrollte durch ihre Kontakte. Sie blieb bei Ino hängen, die ihr Profilbild geändert hatte. Sakura machte es größer. Es war ein altes Bild, von ihrem Geburtstag letztes Jahr. Es zeigte eine verführerisch guckende Blondine, die in einem fliederfarbenen, geblümten Sommerkleid vor einer Balustrade stand. Die Hände in die Hüfte gelegt, betonte es ihre hervorragende Figur, während die Sonne ihre hellen Haare zum Leuchten brachte. Die Freundinnen waren zusammen zu einem spontanen Kurztrip nach Phoenix geflogen. Sakura bekam selbst jetzt unvermittelte Schweißausbrüche wenn sie an die Hitze der Sonnenscheinstadt dachte. Sie waren für zwei Tage in einem High Society Wellnessclub eingecheckt und machten nachts die Clubs unsicher.
 

„Entschuldige die Verspätung. Es wurde ein kurzfristiges Meeting einberufen.“ Sasuke stand vor ihr. Über seiner Schulter trug er lässig eine dunkle Sporttasche und auch sonst sah er unglaublich gut aus. Eigentlich, dachte Sakura, müsste sie doch mittlerweile gegen sein attraktives Äußeres gewappnet sein, aber die Ernüchterung trat in dem Moment ein, indem sie ihn sah.

Sie steckte das Handy weg, bückte sich nach ihrer Tasche und schaute ihn forschend an. „Ist okay. Bist du bereit heute Abend Muskelkater an Stellen zu haben, von denen du nicht einmal wusstet, dass man dort Schmerzen haben kann?“ Sie lächelte gefährlich und gleichzeitig konnte Sasuke die Begeisterung und Aufregung in ihren Augen ablesen. Sie brennte förmlich fürs Klettern. Hoffentlich hatte er seine Klappe nicht zu weit aufgerissen und würde sich gleich zum Volldepp machen.
 

Sakura ging vor und hielt ihm die große Glastür auf. Ein großer, offener Empfangsbereich war gesäumt von unzähligen Grünpflanzen. Rechts von ihm war bereits die Kletterhalle, in der momentan nur vier weitere Personen zu Gange waren. Am Empfang, der gleichzeitig auch der Getränkeausschank war, saßen zwei junge Männer mit neongrünen Shirts und dem Logo des Fitnessstudios auf dem Rücken. Mit gestikulierenden Händen unterhielten sie sich angeregt mit der Frau hinter dem Tresen, die ihnen einen Becher mit einer klaren Flüssigkeit reichte und anschließend ihre Arme auf dem Tresen ablegte und sich zu den Männern beugte.

Aus den Lautsprechern dröhnte leise Chartsmusik.
 

Ein Mann mit dunkelblonden Haaren bemerkte die Neuankömmlinge zu erst. Auf seinem Gesicht erschien ein breites Grinsen mit Grübchen, als er Sakura erkannte und seinen Blick forschend über den verhüllten Körper seiner Begleiterin wandern ließ. Der Uchiha unterdrückte ein Knurren.

„Hey Sakura! Dich habe ich ja ewig nicht gesehen.“ Der Typ hob zum Gruß die Hand und nickte Sasuke locker zu.

Sakura öffnete ihre Jacke und ließ sie von ihren Schultern gleiten. „Hi Ash! Ja, es war viel los in den letzten Wochen.“ Sie blieb direkt vor den Dreien stehen. Sasuke folgte ihr wie ein Schatten. Die braunen Augen der unbekannten Frau bekamen dieses gewisse Glitzern, als sie Sasuke ansah.

Ihr Shirt gewährte einen Blick auf ein Tattoo, dass sich ihre Schulter hoch schlängelte. Die schwarzen Haare waren locker zu einem Knoten gebunden. „Wer ist denn deine neue Begleitung?“ Ihre Stimme war melodisch angenehm.

„Das ist Sasuke.“ Sie zögerte einen Moment. „Er ist ein Freund, der unbedingt mal hoch hinaus möchte.“
 

Der Mann, der bisher geschwiegen hatte beäugte den Uchiha kritisch. Er musste an sich halten, ihn nicht zu fragen, ob er ein Problem hätte. Doch plötzlich verschwand der ernste Ausdruck in seinem Gesicht und wich einen freudigen Grinsen. Er stand von dem Hocker auf und reichte Sasuke seine Hand entgegen. Perplex nahm er sie einfach an. „Freut mich. Ich bin Rio. Wenn du irgendwas brauchst kannst du dich einfach an mich wenden. Alternativ ist Kelly auch immer zu haben und kümmert sich liebend gern um etwaige Probleme.“ Genannte zwinkerte ihm freundlich zu und schob Sakura zwei Schlüssel zu.
 

„Rio gehört der Laden hier. Ash ist Fachmann wenn es um Klettern geht. Er hat damals einen der ersten Kurse hier geleitet, seitdem ich da bin. Und Kelly leitet einige andere Kurse und kümmert sich um den Empfang.“, klärte die Rosahaarige Sasuke auf. Zusammen gingen sie die Treppe hinauf zu den Umkleideräumen. Sie reichte Sasuke einen kleinen Schlüssel.

„Das ist Shikamarus Spind, so musst du dich nicht extra wegen einmal hier anmelden. Den nötigen Papierkram erledigen wir einfach hinterher. Okay?“

Sakura verschwand hinter einer Holztür und Sasuke drückte die Klinke zur Herrenumkleide herunter. Es roch nach einer Mischung aus Schweiß und zu viel verschiedenen Deodorants. Er drehte den Schlüssel in seiner Hand herum und verglich die Nummer darauf mit den Spinden. Einen Gang um die nächste Ecke, direkt neben der Tür zur Dusche wurde er fündig.
 

Seine Tasche fiel auf die weißen Fliesen und er öffnete die Tür des Spinds. Außer einer Flasche Duschgel und einem Handtuch befand sich nichts weiter darin. Sasuke hängte seine Jacke hinein. Neben der Tür hing ein Spender mit Papiertüchern. Er rupfte fünf Stück aus der Halterung, legte sie in den Spind und stellte seine tropfenden Schuhe darauf. Der Zellstoff verfärbte sich sofort dunkel.

Außer einem älteren Herrn war niemand weiter in der Umkleide. Aus den Duschen vernahm er das Rauschen von Wasser. Entspannt entledigte er sich seinen Klamotten und schlüpfte in die Sportkleidung und seine Schuhe. Aus der Seitentasche seiner Sporttasche angelte er noch eine Wasserflasche und schnappte sich das blaue Handtuch, ehe er den Spind zuknallte und verschloss.
 

Er wusste nicht ob Sakura bereits fertig mit umziehen war, beschloss aber runter an den Empfang zu gehen und dort auf die Rosahaarige zu warten. Tatsächlich war Sakura in einer Unterhaltung mit dem Kerl, der Ash hieß. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte über einen Witz den er gemacht hatte. Automatisch fuhr er den Körper der jungen Frau ab. Sie trug enge, schwarze Sporthosen und ein figurbetontes, mintgrünes T-Shirt. Ihre Haare waren zu einem hohen Zopf gebunden. Als sie ihn bemerkte lächelte sie ihn freundlich zu. Sasuke hielt neben ihr und schob die Hände in seine Shorts. Er konnte den Duft von Kirschen wahrnehmen. Es gefiel ihm überhaupt nicht wie dieser Typ sie ansah. Als würde er ihr gedanklich jede Lage ihrer Kleidung einzeln ausziehen. Sakura konnte das doch nicht entgehen? Er schenkte ihr einen Seitenblick, doch in ihrer Miene lag kein Funke darin, dass es sie stören würde.
 

„Ash wird uns die erste halbe Stunde ein wenig unterstützen. Es ist jetzt nicht so, als würde ich dir nicht vertrauen wenn ich am Seil hänge, aber heile Knochen sind mir schon etwas wert.“

„Mmh.“ Es passte ihm überhaupt nicht in den Kram, dass er jetzt Anweisungen von diesem Kerl entgegen nehmen sollte. Wieso nochmal musste er seine Klappe so weit aufreißen?

„Lass uns erstmal ein Viertel Stündchen aufwärmen.“, schlug Sakura ihm vor, schnappte ihre Trinkflasche vom Empfang und führte ihn in einen offenen, mit jeder Menge Trainingsgeräten bestückten Halle. Gekonnt stellte sie zwei Fahrradergometer ein und schwang sich mit einer eleganten Beinbewegung auf den Sattel.

Sasuke überprüfte den anzeigenden Puls und in welcher Frequenz er strampeln müsste, um einen positiven Trainingseffekt zu erzielen.

„Warst in der Vergangenheit schon mal klettern?“, fragte Sakura und drückte nebenbei einige Tasten, die mit einem Piepton ihre Aufforderung einspeicherten.

„Klettern tatsächlich noch nie. Ansonsten habe ich einige Sportarten mindestens einmal durchprobiert.“ Das Fahrrad stellte sich gerade eine Stufe höher, aber bisher war es keine Anstrengung für Sasuke. Locker trat er in die Pedale.

„Ich wollte ja schon immer mal Blopping machen. Ist zwar weniger ein Sport, aber bestimmt mega witzig.“

„Was ist Blopping? Noch nie davon gehört.“

Sakura schaute ihn überrascht an. „Echt nicht?“ Und dann klärte sie ihn auf. „Du hast bestimmt von Videos davon gesehen. Einer sitzt am Ende einer riesigen Luftmatratze und der andere springt von einem Turm auf die Matratze, so dass der andere dann quasi fliegt. Natürlich im Wasser.“

Davon hatte er tatsächlich bereits einige Videos im Internet gesehen. „Und das ist Sport?“

„Naja Schach gilt auch als Sport und dort ist der Bewegungsradius ja schon eher minimal.“

„Es sei denn es handelt sich um Schachboxen.“, flachste Sasuke und trat kräftiger in die Pedale.

Sakura lachte und konzentrierte sich anschließend wieder auf das Display des Ergometers.

„Fahrrad fahren gehört tatsächlich zu den Sportarten mit denen man mich jagen kann.“, erwähnte sie beiläufig und starrte den Timer nieder, der noch immer fünf Minuten anzeigte. „Dir scheint das jedenfalls um einiges mehr Spaß zu machen, als mir.“

Sasuke saß locker zurückgelehnt auf dem Sitz, die Hände entspannt um die Griffe der Pulsanzeige geschwungen. Von möglicher Anstrengung fehlte bisher jede Spur.
 

Nach der kleinen Aufwärmübung erklärte Ash den Beiden nochmal die Grundlagen, auch wenn es für Sakura nicht nötig war, wollte sie Sasuke doch nicht allein stehen lassen. Gehorsam lauschte sie den Worten des jungen Mannes und warf nebenbei verstohlene Seitenblicke auf den Uchiha. Das schwarze Shirt war etwas eng und spannte um die trainierten Arme und seine Brust. Die Shorts saßen locker auf seiner Hüfte. Er kaute auf seiner Unterlippe herum und strich sich fahrig durch die schwarzen Haare, die sofort zurück in ihre Ausgangsposition fielen.
 


 

Sakura fühlte sich relativ sicher in Sasukes Händen. Er begriff schnell welche Handgriffe wichtig waren und wie er das Seil halten musste, damit es für sie leichter war. Sakura stieß sich leicht mit den Füßen an der Wand ab, um gleichmäßig nach unten zu kommen. Sasukes Gesichtsausdruck war hart und angespannt, als wäre er vollkommen auf seine Hände und Sakura fokussiert. Ihre Füße fühlten wieder den weichen Boden unter sich. Die Innenfläche ihrer Hand war gerötet und schmerzte. Die wochenlange Abstinenz machte sich nun bemerkbar. Mit dem Daumen massierte sie die pulsierende Stelle.

„Alles okay?“, hakte Sasuke nach und löste den Karabiner von dem Seil.

Sakura nickte. „Jaja. Ich bin es nur nicht mehr gewohnt gewesen.“ Sie schnappte sich ein blaues Seil, das von der Decke baumelte und hielt es Sasuke hin. „Damit du nochmal den Knoten üben kannst.“ Sie löste ihre Haare aus dem Zopf, schüttelte den Kopf und warf die Haare in den Nacken um einen neuen Pferdeschwanz zu binden. Sie beugte sich über Sasukes Hände und analysierte seinen Knoten. Er duftete unglaublich gut. Mit Sicherheit wäre es sehr schräg wenn sie ihre Nase jetzt an seinem T-Shirt reiben würde, um mehr von diesem Geruch aufzunehmen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Achterknoten.

„Bist du bereit? Ich verspreche dir, wenn du einmal Blut geleckt hast wirst du immer wieder zurück kommen.“ Ihre Augen leuchteten, auch wenn ein Teil dahinter sich als Nervosität tarnte. Sie war Sasuke so unglaublich nah. Es wäre ein leichtes ihn jetzt zu sich zu ziehen und andere Dinge mit ihm zu machen.

Sie unterdrückte diesen Gedanken und das Bedürfnis danach. Sie wusste genau das sie mit ihm ein Haufen Probleme auf sich ziehen würde. Außerdem arbeiteten sie ab nächster Woche quasi zusammen, auch wenn das nur ein vorgeschobener Grund war. Denn eigentlich würde sich nichts auf Arbeit verändern, außer dass ihr Vertrag über Illinois International laufen würde und nicht mehr unter Tsunade. Ort und Zeit blieben unverändert und der Kontakt zu Sasuke wäre ein reduziertes Minimum. Ein Gedanke der ihr sowohl Erleichterung, als auch Beklemmung einflößten.

Das Bild einer rothaarigen Frau kroch vor ihr inneres Auge. Zusammen mit Sasuke. Nackt. Schweißgebadet. Zerwühlte Laken. Lustvolles Stöhnen. Eine Gänsehaut überzog ihren Rücken und sie schüttelte sich.

„Versuche echt dich nur an eine Farbe bei den Klettersteinen zu halten. Und bestenfalls nicht zu viel darüber nachdenken. Ansonsten blockiert dein Kopf und du kommst kein Stück vorwärts.“ Selbstbewusst stemmte sie die Hände in die Hüfte. Ein Feuer loderte in ihren Augen.

„Du schaffst es wirklich jemanden Mut und Vertrauen zu schenken.“

Sie lächelte unschuldig und steckte das Seil durch das Sicherungsgerät. „Sorry.“

„Auch wenn ich nicht an deinen Fähigkeiten zweifele, aber ich bin doch ein Stückchen größer und schwerer als du. Schaffst du das echt mich zu halten? Ich wollte heute nicht unbedingt als Matsch vom Boden gekehrt werden.“

„Etwas mehr Vertrauen bitte. Außerdem bist du nicht schwerer oder größer als Shikamaru.“

Er zuckte mit den Schultern, drehte sich über diese hinweg und grinste sie unverfroren an „Ich wollte nur noch mal nachfragen.“

Sakura schluckte schwer bei diesem Blick und gebot ihren Hormonen Einhalt.
 


 

Shikamaru musste all den Menschen die Lobeshymnen über San Francisco machten recht geben. Als er Freitagabend landete war er überwältigt von dieser Stadt. Die Temperatur Ende Januar lag im Plusbereich und Schnee gab es nicht. Diese Tatsache genoss er ganz besonders. Vor allem im Vergleich zu Chicago und seinen knackig kalten Wintern. Das Treffen heute Vormittag war sehr gut verlaufen und die Produzenten würden sich in den kommenden Wochen bei ihm melden. Mittwoch sollte er noch einmal in der Frühe vorbei kommen, um einige Dinge zu besprechen. Das passte perfekt, bevor er später wieder nach Hause flog.

Nach Hause. Es kam ihm mittlerweile so fremd vor, dass er sich nicht sicher war ob es das wirklich noch war. Daher auch diese kurzfristige Entscheidung und der Besuch bei Uchiha Freitag, bevor sein Flug ging. Sakura konnte er es nicht erzählen. Es würde ihr das Herz brechen, wenn sie von seinen Gedanken Wind bekäme. Sie würde alle Hebel in Bewegung setzen, dass er blieb. Doch konnte er das überhaupt? Die letzten vier Wochen gehörten zur schlimmsten Zeit seines bisherigen Lebens und Shikamaru war nicht sicher, ob er in Chicago wieder freien Fuß fassen konnte. So lange keine Entscheidung getroffen wurde, würde er keinen Laut über diesen Besuch hier verlieren. Immerhin dachten seine Eltern und Freunde dass er nach Wilmington geflogen war und sich eine Auszeit bei seinen Großeltern genehmigte.
 

Er schlenderte durch Fisherman’s Wharf, einem absoluten Touristenmagneten am Hafen von San Francisco. Nicht jedoch Ende Januar. Es war relativ wenig los, so dass er gemütlich seine Zeit hier absitzen konnte. Außerdem brauchte er etwas zu essen und Restaurants gab es hier zu genüge. Er ging gerade an einem kleinen Laden, der mehr eine Bretterhütte war vorbei. Im Schaufenster lagen Kühlschrankmagneten und Flaschenöffner. Für morgen konnte er spontan eine Tour nach Alcatraz buchen und am späten Nachmittag wollte er zur Golden Gate Bridge und bekannte Panorama mit eigenen Augen bestaunen.
 


 

Eine volle Bar hatte etwas Lebendiges. Eine Bar in der man sich mit den Armen durch drei Reihen von Gästen schieben musste, um an den Tresen zu gelangen und mit etwas Glück die Aufmerksamkeit des Barkeepers erregte. Das Eagle, wie Sasuke Sakura erklärte war eine feste Größe in der Bar-Szene Chicagos. Und auch an diesem Montagabend war es brechend voll, und der Lärm und die vollbeschäftigten Barkeeper und das Gedränge halfen Sakura etwas Abstand von den Erlebnissen der letzten Wochen zu nehmen. Sasuke erzählte ihr, dass Naruto und er öfters nach dem Fußballtraining hier vorbei kamen und die Stimmung genossen und ein paar Bier zischten.
 

Sie zwängten sich an den Tresen und tranken ein Bier, als sie irgendwann einen Tisch eroberten. Sakura warf die Sporttasche auf die Sitzbank. Sasuke tat es ihr gleich und so saßen sie sich gegenüber. Nachdem Klettern bestand er quasi darauf unbedingt noch etwas trinken zu gehen. Außerdem war Sakura hungrig geworden. Und was sprach gegen ein leckeres Menü in einem Sportlokal? Sie bestellten sich Pommes und einen Salat, der durch die cremige Sauce wohl weniger als gesund bezeichnet werden konnte. Es fühlte sich vollkommen normal an hier zusammen mit Sasuke zu sitzen, etwas zu essen und trinken und zu erzählen. Die sensiblen Themen mieden sie.

Stattdessen erfuhr Sakura, dass Sasuke Flugangst hatte. Als Kind waren er und seine Familie auf dem Weg in den Urlaub in Turbulenzen geraten. Es hinterließ ein beklemmendes Gefühl und er schwor Sakura, dass seine Mutter, im Jahr darauf, ihm so viel Hustensaft zur Beruhigung einflößte, bis er eingeschlafen war. Außerdem wollte er früher, natürlich vor der Sache mit der Flugangst, Hubschrauberpilot werden. Alternativ kam noch Baggerfahrer in Frage. Aber er wollte in genau so einem Bagger sitzen, den er als Spielzeug geschenkt bekam, bevor Itachi ihn versteckte und Sasuke tagelang nichts gegessen und gesprochen hat. Nachdem Itachi eine Standpauke erhielt und das kleine, gelbe Gefährt wieder rausrückte, hatte er bereits mit dem Job als Baggerfahrer abgeschlossen.

„Dafür bist du ja fast im gleichen Arbeitsbereich geblieben“, stellte Sakura fest und tunkte eine Pommes in die Mayonnaise.

„Was soll man machen? Manchmal geht die Familie vor den eigenen Wunsch.“

„Wolltest du nie ausbrechen und doch noch zum Hubschrauberpiloten umschwenken?“ Während Sasukes Pommes bereits alle waren, klaute er sich eine weitere von Sakuras Teller.

„Ich wollte schon immer gerne mal einen Flic Flac rückwärts machen, aber ansonsten kann ich mich nicht beschweren. Es liegt mir und es macht auch Spaß, von daher.“ Er zuckte mit den Schultern. „Was ist mir dir? Wusstest du von Anfang an, was es werden sollte?“

„Tatsächlich war als kleines Mädchen mein Traum ziemlich klar. Ich wollte erfolgreiche Sängerin werden. Aber mit einer anderen Identität, damit meine Privatsphäre bleibt. Vermutlich hatte ich als Kind damals zu viele Teenieserien geschaut. Später war es Ärztin und irgendwann setzte mir Shikamaru den Floh ins Ohr, das wir gemeinsam zum Radio gehen. Und hier sitze ich und lasse mir Pommes vom Miterben einer der größten Radiosender des Landes stibitzen.“, flachste sie und genehmigte sich einen Schluck Bier.

„Wer das Glück hat.“ Er drehte das leere Glas in seiner Hand. „Soll ich uns noch eine Runde holen?“ Sasuke war bereits im Begriff aufzustehen, als Sakura ihn zurück hielt und überlegen lächelte.

„Lass mich das mal machen. Du siehst zwar gut aus, aber wenn ich mir den Großteil der Gäste hier anschaue, habe ich als unschuldige, hübsche junge Frau bessere Chancen schnell zur Bar zu gelangen.“ Sie nahm ihm die Gläser ab, dabei berührten sich flüchtig ihre Finger. Elektrisierend wäre die richtige Bezeichnung. Sakura sah zu, dass sie schnell in der Menge an Menschen untertauchte. Sie war wie beflügelt und amüsierte sich prächtig. Dafür, dass Sasuke definitiv keine Plaudertasche war, unterhielten sie sich sehr gut. Es machte Spaß hinter die Fassade des Uchihas zu blicken und festzustellen, dass er eben doch auch nur ein Mensch war. Eben ein ansonsten verschlossener Mensch.
 

Tatsächlich kam sie innerhalb weniger Minuten bis an den Tresen vor. Neben ihr stand ein Bär eines Mannes. Bullig gebaut. Eine Lederweste und Tattoos. Fehlt nur noch das Bandana., dachte die junge Frau amüsiert.

Sie orderte zwei Gläser Bier und gab dem Barkeeper ein großzügiges Trinkgeld. Charmant lächelnd bedankte er sich und Sakura hielt die Gläser über ihrem Kopf, damit sie niemand aus ihrer Hand stoßen konnte.

„An der Bar geht’s zu wie im Sonderschlussverkauf. Hier.“ Sie reichte das, noch vollere, Glas Sasuke, der es dankend annahm.
 


 

Temari zerrte die Haustür hinter sich in die Angeln. Heute war der Termin mit ihrer Anwältin. Es sollte eine einvernehmliche Scheidung werden. Das würde die ganze Situation etwas unkomplizierter machen. Das Einzige worauf Temari fest bestand war die Stadtwohnung. In das Haus konnte sie nicht zurück. Neji wollte es aber auch nicht behalten. Ihre Einigung berief sich darauf, dass sie das Haus verkaufen würden und Neji den entsprechenden Anteil bekäme, der den Wert der Wohnung gleich galt. Für morgen machten sie direkt einen Termin bei einer Immobilienagentur und würden den Wert des Hauses schätzen lassen. Wenn alles glatt liefe, so sagte die Anwältin, könnte die Scheidung in drei Monaten komplett durch sein. Sie sagte selber, dass dies seltener der Fall wäre, da die meisten Paare anfingen sich um jede Schraube zu streiten und genau aufwogen, dass der Ex-Partner nur nicht zu viel bekommen würde.

Es war erschreckend wie schnell eine Scheidung und deren wichtigsten Entscheidungen zu treffen waren. Allerdings gab es auch kein Streitpotential. Da keine Kinder im Spiel waren, erleichterte es nochmals ungemein. Kinder. Neji wollte immer eine komplette Fußballmannschaft. Aber sie fühlte sich irgendwie nie wirklich bereit dazu. Schlussendlich kam ihr diese Angst nun auch noch zu Gute. Obwohl er ein hervorragender Vater geworden wäre.
 

Sie warf sich auf das große Gästebett, streckte Arme und Beine von sich und starrte an die weiße Decke. Sie hatte heute eine Entscheidung getroffen. Sobald Sasuke wieder daheim war, wollte sie ihm mitteilen, dass sie endlich bereit dazu war, wieder auszuziehen, damit er seine friedliche Ruhe wieder bekäme. Sie fühlte sich seit langer Zeit wieder frei und hatte das Gefühl, dass ihr Leben und ihr Herz langsam wieder zu ihr kamen.

Außerdem war Sakura bereit, ihr mit Shikamaru zu helfen. Er verdiente es mindestens die Wahrheit zu erfahren. Auch wenn ein winziger Teil von ihr hoffte, dass sie es nochmal miteinander probierten. Jetzt wo es keine Geheimnisse mehr gab, die sie verbergen musste. Von Zuversicht gepackt sprang sie vom Bett und begann ihre Klamotten in den Koffer, aus dem sie seit vier Wochen lebte, zu schmeißen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  swe
2021-04-18T09:19:26+00:00 18.04.2021 11:19
Hallo,

du hast ein tolles Kapitel geschrieben. Alle fangen sich wieder und finden zu einander - es kehrt etwas Ruhe ein. Es war alles so harmonisch und dann liest man Shikamarus Part. Ich kann sein Handeln irgendwie nachvollziehen. Leider glaube ich, dass das auch noch zu ordentlich Spannungen zwischen Sakura und Sasuke führen wird. Wobei ich Sasukes Diskretion absolut verstehen kann. Die Frage ist nur, ob das alle so sehen.

Ansonsten bin ich natürlich total gespannt wie der Abend zwischen Sakura und Sasuke weitergeht ;)

Viele Grüße
Antwort von:  FriePa
18.04.2021 19:28
Hey :)

Vielen Dank für deine lieben Worte.
Ja, ist tatsächlich ganz angenehm, wenn sich nicht alle gegenseitig an die Gurgel springen wollen 🤭
Shikamaru kann momentan einfach nicht rational denken und daher diese überstürzte Entscheidung.
Oh ja, besonders da Sasuke ja bereits jetzt weiß das es eine blöde Idee ist, Sakura nichts von der Sache zu erzählen, aber mehr werde ich an dieser Stelle nicht verraten.

Beste Grüße
Von:  Sunny_
2021-04-17T20:56:49+00:00 17.04.2021 22:56
Hi,

Schönes Kapitel und ich freue mich echt für Naruto und Hinata. Die beiden passen einfach toll zusammen.
Aber was hat Shikamaru da schon wieder vor? So ein slender Sturkopf. Er kann doch nicht einfach gehen, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

Schönen Abend noch :)
Antwort von:  FriePa
18.04.2021 19:30
Hey :)
Danke für deinen Kommentar.
Ja, ich freue mich auch sehr für Naruto und Hinata. Tja Shikamaru macht es momentan allen nicht sonderlich leicht, da wird es bestimmt noch ein bisschen Krach geben. 😉

Beste Grüße
Antwort von:  Sunny_
19.04.2021 05:31
Oh ja, ich bin sehr gespannt wie Sakura auf die Info reagieren wird 🤭🤭
Von:  Scorbion1984
2021-04-17T20:13:40+00:00 17.04.2021 22:13
Toll wie sich langsam alle wieder verstehen, ausser Shika und Tema . Er will wirklich weg und Sakura allein lassen?
Er sollte sich erstmal anhören was Temaris zu sagen hat ,auch wenn er noch so verletzt ist .
Antwort von:  FriePa
18.04.2021 19:25
Hey :)
Jaja, der gute alte Shikamaru ist immer wieder für eine Überraschung gut. Ob die allerdings Sakura so gefällt ist ein anderes Thema.
Finde ich auch. Aber rational denken ist beim ihm wahrscheinlich momentan schwierig und daher die überstürzte Entscheidung.

Liebe Grüße


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