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Midnight at Mio

Sasuke x Sakura
von

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Almonds

Heute war der 26. Dezember. Aufgeregt schmiss sie achtlos ihre Tasche neben die Kommode im Flur und löste ihren Haargummi. Die Sendung heute Morgen war spitzenmäßig gelaufen. Sie hatten so viele neue Anrufer aus dem ganzen Land, die über ihr Weihnachten erzählt haben. Sakura hatte dabei sogar Gänsehaut bekommen. Sie mochte die vielen abwechslungsreichen Geschichten. Außerdem war sie selber völlig aus dem Häuschen, da heute Abend das große Familienessen anstand. Den gestrigen Abend hatte sie bereits mit ihrem Vater zusammen verbracht. Ihre Schwester und deren Familie feierten den 25. Dezember seit der Geburt ihres Neffen unter sich. Umso mehr freute sich Sakura ihn heute wieder zu sehen.
 

Sie entledigte sich ihrer Kleidung und stopfte alles in den übervollen Wäschekorb in ihrem Schlafzimmer und zog sich ihren Bademantel an. Noch waren gut fünf Stunden Zeit bevor sie ins Mio ging. Shikamaru würde sie später abholen.

Jetzt aber genehmigte sie sich endlich ihr langersehntes Entspannungsbad. Beim letzten Mal war Naruto dazwischen gegrätscht.

Sie war so froh, dass sie die Sache mit dem Kuss aus der Welt räumen konnte. Nachdem sie alles geklärt hatten, war Naruto sogar bei ihr geblieben, um ihr bei dem Baumkuchen und den Mandeln zu helfen.
 

Sakura drehte den Wasserhahn auf und warf eine Badebombe in das Wasser. Diese fing augenblicklich an zu sprudeln und färbte das Wasser in ein helles Grün. Sie machte sich ihr Lieblingslied an und entzündete die Kerzen. Mit einem wohligen Seufzer ließ sie den Bademantel von ihren schlanken Schultern fallen und stieg in die Wanne.
 


 

Sasuke hatte seinen freien Montag damit verbracht ausgiebig auszuschlafen. Hin und wieder genoss er es, im Bett liegen zu bleiben und einfach nur die Ruhe zu genießen und seinen Gedanken nachzuhängen. Normalerweise musste er immer etwas zu tun haben. Nachdem er wach geworden war hatte er das Radio eingeschalten und Chicago Radio Wake Up gehört. Er wusste, dass sie heute arbeiten musste.

Morgen würden die Beiden zu ihm in den Sender kommen und gemeinsam würden sie die letzten Details zur Silvester Show besprechen müssen.
 

Ein Vibrieren neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken. Er griff auf die leere Betthälfte neben sich. Seine Mutter rief an. Bestimmt müsse er jetzt noch an irgendeine Tankstelle fahren und irgendetwas besorgen, dass sie vergessen hatte für das gemeinsame Abendessen zu kaufen.
 


 

Sasuke brummte genervt, als er ihre Klingel betätigte. Wie hatte seine Mutter ihn nur so ins offene Messer laufen lassen können?

Es dauerte einen Moment, als die Gegensprechanlage anfing zu rauschen und er ihre Stimme vernahm.

„Hallo?“ Ihre Stimme klang warm und freundlich.

Sasuke strich sich unwirsch eine Haarsträhne aus den Augen. „Hi. Ähm, ich bin hier um den Wein zu holen…oder so.“

Ein paar Sekunden war es still. Hatte sie seine Stimme erkannt? „Ah okay. Kommen Sie ruhig hoch. Zweite Etage. Die Tür links.“

Dann erklang der Türöffner. Sasuke grummelte missmutig und drückte die schwere Eingangstür auf.
 

Als er die paar Stufen zu ihrer Wohnung hinauf ging, dachte er über ihre Reaktion nach, wenn sie ihn sehen würde. Würde sie sich freuen? Wohl eher geschockt. Du warst bisher nicht unbedingt die Höflichkeit in Person, du Trottel. Aber warum interessierte es ihn überhaupt, wie sie reagieren würde?
 

Seine Hand fuhr die Strebe des Geländers entlang als er vor ihrer geöffneten Tür stehen blieb. Sakura lehnte im Türrahmen. Die Arme vor ihrer Brust verschränkt. Er bekam genau mit wie sich ihre Augen kurz weiteten.

Sasuke musterte sie. Ihre Haare waren noch leicht feucht. Sie trug eine enge schwarze Jogginghose und ein enges weißes Shirt, das ihren Körper hervorragend betonte. Er müsste lügen, wenn er nicht zugäbe, dass sie ausgesprochen hübsch war.

Er räusperte sich kurz. Sakura schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. „Okay. Mit Ihnen hätte ich jetzt irgendwie nicht gerechnet, als mich mein Vater anrief und erklärt hat, dass jemand kommen würde um Wein zu holen.“

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Mit dir.“

Sakura verstand nicht. Sie verlagerte ihr Gewicht von einem auf das andere Bein. „Wie bitte?“

„Du hast mich gesiezt. Lass uns einfach beim ‚Du‘ bleiben. Wenn du nichts dagegen hast.“

Die Rosahaarige schenkte ihm ein freundliches Lächeln. „Okay. Dann komm rein. Deine Mutter hat direkt zwei Kisten bestellt.“
 

Sakura trat einen Schritt zur Seite und Sasuke ging an ihr vorbei. Sein Jackenärmel streifte die Brust der jungen Frau. Sakura atmete lautlos tief aus und verschloss die Tür hinter den Beiden. Ihren Hormonen ordnete sie eine Atempause an. Als er mit dem Rücken zu ihr in dem kleinen Flur stand erlaubte sich Sakura einen Blick über seinen Körper. In dieser engen schwarzen Jeans und der dunkelblauen, fast schwarzen Jacke sah er unglaublich gut aus. Dazu diese blasse, makellose Haut und die dunklen Haare. In seinen Haaren hatten sich einige Schneeflocken verirrt, was seiner dunklen Aura beinahe etwas Kindliches verlieh.
 

Wie viele Herzen er wohl schon gebrochen hatte? Sie war sich nicht sicher, ob sie die Antwort darauf überhaupt wissen wollte.
 

Seine tiefe Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Wie kommt es eigentlich, dass du den Wein hier hast?“ Er drehte sich zu ihr um und sah genau, dass sie ihn beobachtet hatte. Er ließ seine Beobachtung unkommentiert.

Sakura sah ertappt zur Seite und sortierte sich einen Moment. Sie wusste genau, dass er wusste, dass sie ihn gemustert hatte. Sie war froh, dass er das Ganze wortlos hinnahm.

„Naja normalerweise hat mein Dad auch genug davon im Lager. Aber scheinbar ging der Wein die letzten Tage so gut, dass sein Vorrat ziemlich mau geworden ist. Und er weiß, dass es mein Lieblingswein ist und ich dementsprechend einen relativ guten Vorrat hier habe.“ Ein amüsiertes Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen.
 

Sasuke nickte verstehend und entledigte sich einen Schuhen, die bereits anfingen eine Pfütze unter ihm zu bilden. Sakura ging an ihm vorbei in den Raum zu seiner linken Seite. Er folgte ihr und ließ nebenher seinen Blick durch den Flur gleiten und blieb an einer Bilderwand hängen.

Unauffällig betrachtete er die Bilder. Auf den meisten war Sakura selbst abgebildet.
 

Er staunte nicht schlecht. „Du kletterst?“ Überrascht schaute er zu Sakura in das Zimmer.

Auf einem Bild war die Rosahaarige mit Shikamaru Nara zusammen abgebildet, in Kletterausrüstung vor einem Kletterpfad. Neben ihnen rauschte ein Wasserfall in einen türkisfarbenen kleinen See.
 

Sakura blickte auf. Sie hob gerade einen Wäschekorb zur Seite. „Ja. Seit ein paar Jahren. Das Bild entstand in unserem Urlaub letztes Jahr.“ Sie stellte den Korb auf das Sofa, welches in dem Raum stand.

Er antwortete nicht, sondern blieb unschlüssig im Türrahmen stehen. Sasuke legte den Kopf leicht schräg. Hinter Sakura stapelten sich Kartons. „Ist das alles Wein? Vielleicht solltest du mal über eine Therapie nachdenken.“ Lässig verschränkte der Uchiha die Arme vor seiner Brust. Seine Jacke raschelte dabei.

Die junge Haruno schenkte ihm ein gefährliches Lächeln. „Vielleicht willst du auch einfach einen Tritt vor das Schienbein. Hilf mir lieber den Wein für deine Mutter zu suchen.“

Sakura griff den obersten Karton und stellte ihn vorsichtig zur Seite. „In den oberen sind ein Haufen verschiedene Weine zum Probieren. Den, den wir brauchen ist natürlich ganz unten.“
 

Sasuke stieß sich vom Türrahmen ab und half Sakura die Kisten umzustapeln. Sakura wusste nicht so recht wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Immerhin hatte sie ja auch geschäftliches Interesse an ihm. Aber diese Situation kam ihr mehr als seltsam vor. Sasuke Uchiha stand in ihrem Gästezimmer und half ihr dabei Wein für seine Mutter zu besorgen.
 

Die Zwei hatten die beiden Kisten an Sakuras Haustür abgestellt, als Sasuke nach dem Geld fragte.

„Eine Sekunde. Ich hab es mir aufgeschrieben. Der Zettel liegt in der Küche.“ Damit drehte sich die Rosahaarige herum und verschwand in dem Zimmer direkt vor ihnen.

Der Schwarzhaarige folgte ihr unauffällig. Vielleicht war auch ein klein wenig Neugier dabei, wie eine Sakura Haruno so lebte.
 

In der Küche auf dem Tresen befanden sich zwei große Glasschüsseln. Es sah aus wie Salat, der sich darin befand. Sakura durchwühlte derweil einen Stapel Zettel, der auf ihrem Küchentisch lag. Dabei fielen ihr ein paar rosa Haarsträhnen ins Gesicht, die sie sich unbewusst hinter die Ohren strich. Sie biss sich auf ihre Unterlippe und zog sie immer wieder nach hinten. Ihr Blick war vollkommen auf das Papierchaos gerichtet.

Sasuke besann sich wieder seiner Situation und schaute schnell weg. Er spürte wie er hart schluckte. Sein Blick fiel auf die Digitalanzeige des Herdes. Es halb Fünf. Er hatte noch locker eineinhalb Stunden Zeit, ehe er zu seinen Eltern fahren würde. Warum war er nicht kurz davor hier vorbei gekommen? Doch er wusste, dass er sich selber belog. Ihm war vollkommen Bewusst, wieso er das getan hatte. Allerdings war er schon immer sehr gut darin, unangenehme Dinge zu verdrängen.
 


 

Es war kurz vor Sechs, als es erneut an diesem Tag an Sakuras Haustür klingelte. Allerdings wusste sie dieses Mal wer vor ihrer Haustür stand. Sie öffnete die Tür und ging zurück in die Küche, um die zwei Schüsseln Salat und die Torte aus dem Kühlschrank zu holen. Fröhlich summte sie die Melodie von ‚Jingle Bells‘ vor sich her. Sie hatte unfassbar gute Laune. Außerdem freute sie sich endlich wieder von ihrer gesamten Familie umgeben zu sein.

Sie wagte einen letzten prüfenden Blick und den Spiegel und zupfte sich das dunkelgrüne Strickkleid erneut zu Recht. Ihren Haaren hatte sie seichte Wellen verpasst.
 

„Was haben sie dir denn verabreicht?“ Shikamaru drehte den Zündschüssel und schaute in den Seitenspiegel, bevor er losfuhr. Seine beste Freundin hatte einen träumerischen Blick aufgelegt und schien seine Frage gar nicht mitbekommen zu haben. Auf ihrem Schoss stand eine Transportbox in dem ihre alljährliche Weihnachtstorte stand.

Er selber hatte seinen berühmt, berüchtigten Cheeseball gemacht. Kochen war nicht seine Stärke, aber ein dutzend Sorten Käse miteinander vermengen und daraus ein eine Delikatesse zaubern konnte er.
 

Auf den Straßen Chicagos war nicht viel los. Die meisten Menschen waren bereits in ihren eigenen vier Wänden. Sakura bekam eine leichte Gänsehaut, wenn sie an den heutigen Abend dachte. All diese vielen Leute waren ihre Familie, auch wenn sie mit den wenigsten davon wirklich verwandt war.
 

Sie fuhren eine knappe halbe Stunde, als das rote Neonschild vom Mio in Sichtweite kam. Sakura knibbelte an ihrem Nagelbett herum. Das tat sie immer, wenn sie aufgeregt war. Leider endete das oftmals auch in einem blutigen Ausmaß. Sie war allerdings fest darin bestrebt im neuen Jahr damit aufzuhören. Einer der wenigen guten Vorsätze, die sie sich machen wollte.
 

Der Häuerblock hinter dem Mio bot einen großen Parklplatz, auf dem Shikamaru sofort eine freie Fläche fand und einparkte. Er stellte den Motor ab und betrachtete seine beste Freundin argwöhnisch. „Ist mit dir echt alles okay? Du bist irgendwie komisch drauf.“

Sakura streckte ihm die Zunge entgegen. „Entschuldige, dass ich gute Laune habe wenn ich meine Familie sehe.“ Lachend klopfte sie ihm auf die Schultern und löste den Sicherheitsgurt. Vorsichtig öffnete die Rosahaarige die Seitentür. Die Torte immer fest in der Hand. Sie würden bestimmt zweimal Laufen müssen, um alles zu transportieren. Doch Shikamaru kannte seinen Pappenheimer und hatte, bevor er losgefahren war, eine Einkaufskiste in den Kofferraum geschmissen.

Er stieg aus, klappte die blaue Kiste auseinander und lud die Schüsseln auf der Rückbank gekonnt übereinander. „Da lohnt es sich wieder, dass ich als Kind viel Tetris gespielt habe. Im Stapeln bin ich einfach unschlagbar.“

„Aber nicht unfehlbar.“ Die Rosahaarige deutete auf eine, in der Autotür, eingeklemmte Kordel seiner Jacke, die bereits am seidenen Faden hing.

Sakura befreite ihren Freund und schlug die Autotür hinter ihnen zu. Gemeinsam verschwanden sie ins Innere vom Mio.
 


 

Sasuke holte aus der Mittelkonsole seines Autos die Fernbedienung für die Straßenpoller hervor. Seine Eltern lebten im Stadtteil Lincoln Park in Chicago. Das Penthouse, dass sie bezogen hatte einen direkten Blick auf den gleichnamig benannten Stadtpark. Dahinter lag bereits der Lake Michigan in seiner glanzvollen Pracht. Das Wetter heute war trist und grau und passte überhaupt nicht zu Weihnachten. Die Welt schien, als wäre sie in diesem trüben, düsteren Nebel gefangen.

Die Scheibenwischer seines Gefährtes wischten dicke Schneeflocken beiseite.
 

Ein Piepen kündigte das Herunterfahren der Straßensperre an. Sasuke gab Gas und im Rückspiegel sah er, dass die Poller wieder hochfuhren. Er lenkte in die Tiefgarage des Gebäudekomplexes ein. Seine Familie hatte eine halbe Etage darin für sich selbst.

Sasuke empfand dies als lächerlich. In einer solch großen Stadt mit so begrenzten Parkmöglichkeiten, anderen die Fläche wegzunehmen. Auch wenn er selber ein Fable für große, schnelle Autos hatte. Das hatte er eindeutig von seinem Vater geerbt. Denn Fugaku Uchiha besaß vier dieser fahrbaren Untersätze.
 

Sasuke hatte sich vor ungefähr zwei Jahren einen viel zu überteuerten Traum eines Sportwagens der Marke mit dem Stern gekauft. Auch wenn es für eine Großstadt wie Chicago eindeutig der falsche Ort für ein Auto dieser Klasse war. Daher fuhr er so oft es ging, Wochenends aus der Stadt und genoss das Gefühl der Schnelligkeit und des Leben am Limit, wenn er beschleunigte und weit und breit kein Verkehr zu sehen war.

Letzten Sommer war die Route 66 komplett durchgefahren und anschließend wieder zurück nach Chicago. Er hatte nicht ganz zehn Tage für die gesamte Strecke gebraucht. Es war ihm dabei weniger um die Landschaft gegangen, als einfach das Gefühl zu haben, allein und nur für sich zu sein. Auch wenn es nicht ab streitbar war, dass die USA einige großartige Orte besaß.
 

In der Tiefgarage stellte der Uchiha den Motor ab und sah sich selber im Rückspiegel an. Ponyfransen hingen im in den Augen. Er strich sich hindurch, jedoch fielen sie sofort wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Seufzend schnallte er sich ab und stieg aus der Karosserie aus.

Sasuke rief seinen Bruder an, der bestimmt schon da war. Der junge Uchiha war knapp eine viertel Stunde zu spät. Seine Mutter würde es ihm verzeihen.

Itachi sollte ihm gefälligst mit dem Wein helfen. Außerdem hatte er noch die Geschenke für seine Familie dabei.
 

Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem sanften Laut und die beiden Uchiha Brüder standen im Flur des sechzehnten Stockes. Der Fußboden war mit weißem Marmor ausgekleidet. Die Wände in einem hellen Beigeton gestrichen. Es gab nur zwei Türen auf dieser letzten Etage. Die große, schwere Eingangstür der Wohnung ihrer Eltern war mit einem Adventskranz behangen.
 

Mikoto brachte jedes Jahr aufs neue Leben in dieses Haus. Im Eingangsbereich unten engagierte sie immer eine spezielle Firma, die sich auf Festtagsdekorationen spezialisiert hatte. Fugaku fand dies übertrieben, aber solange seine Frau glücklich war, konnte er nichts dagegen einwenden. Auch er hatte erkannt, was im Zusammenleben mit einer Frau die einfachste Methode war, ein friedliches und ruhiges Leben führen zu können.
 

Itachis Schlüssel klimperte, als er die Haustür aufschloss. Sasuke betrat hinter seinem Bruder die Wohnung. Es war angenehm warm und ein weihnachtlicher Duft lag in der Luft. Die Lautsprecher im Flur spielten eine seichte Melodie. Der lange, helle Flur war in einem weihnachtlichen Lichtermeer geflutet. Links und rechts standen sich große, gläserne Vasen mit Zweigen, die mit Lichtern bedeckt waren, gegenüber. Der Flur mündete in einem riesigen, offenen Wohnbereich, an dem sich die Terrasse anschmiegte. Er konnte von der Eingangstür aus den großen Weihnachtsbaum sehen, unter dem bereits einige Geschenke dekorativ gestapelt waren. Die erste Tür hinter dem Eingang war das Gäste Badezimmer, dass aber ebenso, von der Größe her, als ein normales Badezimmer durch gehen konnte.
 

Er hörte wie sich seine Mutter und Mia in der Küche angeregt unterhielten. Ein glockenhelles Lachen überquerte den Flur. Die Küche befand sich als halb offener Bereich direkt beim Wohnzimmer. Itachi ließ Sasuke vorbei treten, damit er die Tür schließen konnte.

Sasuke kickte seine Schuhe von den Füßen. Mit einem Poltern landeten sie auf der Abtropfmatte. Er balancierte den Wein und die Geschenke und betrat die Küche.

Es roch himmlisch. Seine Mutter stand mit einer roten Schürze am Herd und rührte in einem Topf. Mia stand schräg hinter ihr, an der großen Kücheninsel und tranchierte eine Mango. Auch sie trug eine Schürze. Als sie ihn bemerkte, schenkte sie ihm ein warmes Lächeln.

„Fröhliche Weihnachten Sasuke.“ Sie legte das Messer zur Seite und spülte ihre Hände ab.
 

Auch Mikoto wandte sich in die Richtung ihres Jüngsten und strahlte freudig. Sie wischte sich ihre Hände an der Schürze ab und ging auf Sasuke zu. Dieser hatte den Wein und Geschenke neben sich auf den Tisch abgelegt.

Seine Mutter zog ihn in eine herzliche Umarmung. „Ich freue mich, dass du hier bist mein Schatz. Ich weiß doch wie viel du mit dieser Silvester Show zu tun hast.“

Ihre weichen Haare kitzelten in seiner Nase. Er war gut einen Kopf größer als seine Mutter.

„Mum, du musst aufhören mich Schatz zu nennen. Ich bin 27“, tadelte er seine Mutter.

„Und du, mein Schatz“, sie betonte es absichtlich, „solltest aufhören dich darüber zu beschweren. Es ist egal wie alt du bist. Du bist mein jüngster Sohn und wirst somit auch immer mein Schatz bleiben. Es sei denn du bringst das nächste Mal eine Frau mit. Dann würden wir dich beide so bezeichnen.“ Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und lachte über ihren selbstgemachten Scherz.
 

Der Uchiha rollte mit den Augen. „Das ist dein neuer Rekord. Ich bin nicht einmal zwei Minuten da und schon beschwerst du dich, dass ich alleine hier aufgetaucht bin. Kannst du dich nicht ein Mal bei Itachi beschweren?“

Dieser kam ebenfalls gerade in die Küche und als er seinen Namen hörte drehte er sich herum, um auch ganz sicher zu gehen, dass wirklich er gemeint war. „Ich habe meinen Namen gehört. Redet ihr alten Plaudertaschen schon wieder über mich?“

Er lief zur Mitte der Kücheninsel und stützte sich mit beiden Händen rückwärts darauf ab, um mit einem eleganten Sprung auf der Insel zu landen. Er rutschte ein paar Mal hin und her, um die richtige Sitzposition zu finden.

Mia schlug ihm spielerisch auf den Oberschenkel. „Du sitzt mir im Weg. Und anstatt deine Hände in den Hosentaschen zu vergraben, kannst du lieber schon mal den Tisch fertig decken. Es fehlen noch das Besteck und die Servietten.“

„Uhh ich stehe darauf, wenn du mir Befehle erteilst.“ Er lächelte sie gefährlich an, aber Mia ging gar nicht auf diese primitive Bemerkung sein, sondern tauschte sich mit ihrer Schwiegermutter einen vielsagenden Blick aus.
 

Mia und Itachi verließen gemeinsam die Küche, bewaffnet mit einem Haufen Besteck. Mikoto drehte die Herdplatte aus und beäugte kritisch den Braten in der Röhre. Sie würde ihn lieber noch zwei Minuten in der Hitze schmoren lassen.

Sasuke lehnte am Kühlschrank und beobachtete seine Mutter. In ihren Augen konnte er sehen, dass ihr irgendetwas Sorgen bereitete. „Ist alles okay mit dir Mum?“

Die Uchiha holte eine Schöpfkelle aus ihrer Halterung und blickte überrascht zu ihrem Jüngsten. Ihre Stirn war in tiefe Falten gelegt. „Ich weiß es nicht. Bestimmt reagiere ich nur wieder über, aber ich mir in letzter Zeit Sorgen um euren Vater.“

Sasuke wurde hellhörig und lehnte sich vor, um so seiner Mutter mitzuteilen, dass er ganz Ohr war.

Sie verschränkte zweifelnd die Arme vor der Brust. „Er ist seit ein paar Wochen völlig unkonzentriert. Ihm ist häufig schwindlig und erst vor drei Tagen hatte er ziemliche Schwierigkeiten die Tageszeitung zu lesen.“

Sasukes Arme überzogen eine Gänsehaut. Er wusste genau worauf seine Mutter anspielte. „Mum, wieso erzählst du das erst jetzt? Er sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen.“

Sie rieb sich die Oberarme und schaute ihrem Sohn eindringlich an. „Natürlich, aber du kennst deinen Vater. Wenn jemand stur ist, dann er. Ich wollte damals direkt einen Arzt konsultieren, aber er hat immer wieder abgewunken und gemeint, dass es ihm schon wieder viel besser ginge.“

„Wenn ihn jemand überzeugen kann einen Arzt aufzusuchen, dann bist das du. Du bist du einzige die seinen Sturkopf polieren kann. Immerhin hast du zwei weitere großgezogen.“
 

Mikoto lächelte schmerzverzerrt, blinzelte dann aber ein paar Mal und es trat eine perfekte Fassade zum Vorschein. „Du hast Recht mein Schatz. Ich werde später nochmal mit ihm reden und ansonsten kümmere ich mich selber darum. Und wenn ich ihn an eine Leine hänge und rauszerre.“

Er wusste genau was in seiner Mutter vorging. War er selber doch schon Zeuge von diesen Anzeichen geworden.

„Danke übrigens für deine Mühe, dass du mir den Wein besorgt hast. Ich weiß, dass war sehr kurzfristig.“

Sasuke zeigte so etwas wie ein Lächeln. „Ist okay. Es lag eh auf dem Weg. Da fällt mir ein, ich soll dir noch etwas geben.“
 

Der Schwarzhaarige widmete sich dem Karton Wein. Darauf lag eine kleine, braune Papiertüte mit einem Sichtfenster. Daran baumelte ein kleiner Schlüsselanhänger, in Form eines Tannenbaumes und ein Schildchen. Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht Ihnen Ihr Mio-Team.

Sasuke überreichte das Präsent seiner Mutter. Sie nahm es entgegen und betrachtete das Tütchen aus allen Winkeln. „Ist das Baumkuchen?“ Sie schaute ihn fragend an.

Er nickte. „Alles selbstgemacht von der Tochter des Chefs.“
 

Mikoto konnte sich genau an die zierliche, junge Frau erinnern. Sie hatte sie augenblicklich sympathisch gefunden. Sie schaute sich noch einmal den Inhalt an und hielt sie ihrem Sohn danach wortlos hin. Sie wusste wie sehr Sasuke Baumkuchen liebte. Das war eine der wenigen Süßigkeiten, für die ihr Sohn so manche Moralvorstellungen über den Bord warf.

Dankend lehnte Sasuke ab. Er konnte ihr ja schlecht erzählen, dass er sich bis vor wenigen Stunden mit genau dieser Süßigkeit noch den Magen vollgeschlungen hatte.
 

Zwei Stunden früher
 

Sasuke überreichte Sakura das Geld für den Wein und wollte gerade gehen, als er noch einmal von der Rosahaarigen zurück gerufen wurde. Sie drückte ihm zwei kleine Papiertütchen in die Hand. Er betrachtete sie sich genau.

„Ist das Baumkuchen?“ Er schaute sie fragend an.

Die junge Haruno strahlte ihn an. Von der anfänglichen Schüchternheit war nichts mehr übrig. Zumindest für den Moment. Wieder fuhr sie sich durch die seidigen Haare. „Ja genau. Und dazu noch gebrannte und schokolierte Mandeln. Es steht aber auch alles auf dem kleinen Kärtchen drauf.“

Sasuke war sichtlich überrascht. Er drehte das Schildchen herum und überflog den Text. „Wer macht das für euch?“ Er ging fest davon aus, dass sie eine spezielle Firma dafür beauftragt hatten.

Sakura wurde leicht rot um die Nase und zupfte am Ausschnitt ihres Shirts herum. „Keiner. Seit einigen Jahren kümmere ich mich alleine darum.“
 

Der Uchiha stutzte. Sie schien nun wirklich nicht der Typ Mensch zu sein, der den ganzen Tag in der Küche zubrachte. Aber er kannte sie genau genommen auch überhaupt nicht. „Ich gebe es zu, ich bin zu einhundert Prozent überrascht.“

Sakura stemmte die Arme in die Seiten. „Na hör aber auf. Nur weil du vielleicht ein wenig zu sehr von dir überzeugt bist brauchst du andere Menschen nicht so zu unterschätzen.“ In ihren grünen Augen stand Kampflust geschrieben.

Sasuke hob beschwichtigend die Hände. Dabei raschelten die Tüten. Er machte einen Schritt auf sie zu und befand sich innerhalb Sakuras Komfortzone. Auf seinen Lippen lag ein Haifischgrinsen.
 

Sakura war unwohl dabei, wie Sasuke sie ansah. Wie der raublustige Wolf, der das arme kleine Lämmchen zerreißen will.

In ihrem Hals bildete sich ein Kloß, den sie mühsam versuchte runter zu schlucken. Sasuke machte keine Anstalten wieder einen Schritt zurück zu machen. Wieso musste er auch so verdammt attraktiv sein? Sakura kam sich wie ein pubertierendes Schulmädchen vor, wenn der Schwarm einem seine Aufmerksamkeit schenkte. Während der Arbeit schaffte sie es meist ziemlich gut ihm aus dem Weg zu gehen und nur das Nötigste an Zeit mit ihm zu verbringen. Aber hier, so direkt vor ihr spürte sie seinen Blick ganz genau auf sich. In ihrem Nacken bildete sich eine dünne Schweißschicht. Sie merkte wie ihr Gesicht und auch der Rest ihres Körpers warm wurden.
 

Unfähig sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen nahm sie die nächsten Sekunden wie unter einem Schleier wahr. Sasuke ließ sie keinen Augenblick aus den Augen. Er beugte sich zu ihr hinab. Sachte, als wäre sie zerbrechlich wie Porzellan schob er ihr einige Haarsträhnen hinter ihr rechtes Ohr und kam mit seinem Gesicht ihrem immer näher.

Sakura erschauerte unter seiner Berührung. Seine Hände waren eiskalt und rau wie Schleifpapier. Sasuke hatte den Kopf gesenkt und sah durch seinen Pony in ihre Augen. Sie schaffte es nicht ihren Blick abzuwenden. Er hatte etwas in seiner Stimme verändert. Anstelle des sonst immer kühlen, neutralen Untertons wirkte sie jetzt tief. Dunkel. Verheißungsvoll.

Sakura erbebte freudig. Ob das so gut war?

Seine Finger ruhten einen Moment zu lange auf ihrer nackten Haut, um als flüchtige Berührung eingestuft zu werden. Seine Lippen streiften ihr Ohr als er verharrte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sakura zuckte heftig zusammen, als seine Lippen ihr Ohr streiften. Sie widerstand dem Drang sich über die Lippen zu lecken. Sie griff intuitiv nach der Lehne des Stuhls. Sie war sich nicht sicher, nicht jeden Moment dahin zu schmelzen.

Ihre Hand klammerte immer noch an der Stuhllehne, als dieser dem Gewicht nicht stand hielt und plötzlich zur Seite kippte. Sie stolperte und konnte sich im letzten Moment festhalten. Flach atmend schloss sie Augen und überlegte ob der Arm, der sie umschlungen hatte und eisern festhielt eine Einbildung oder Realität war.

„Alles okay?“, fragte Sasuke. Seine Stimme war noch immer geschmeidig wie Honig.

„Ja“, hauchte sie zurück und kniff fest die Augen zusammen, weil sie sich nicht traute erneut in seine zu schauen.
 

Dann ließ er sie los. Sakura atmete einmal tief durch und schaute ihn wieder an. Heilige Scheiße!, wäre es beinahe aus ihr herausgeplatzt. Aber ihre Stimme hatte die Flucht ergriffen. Zwar hatte Sasuke sie losgelassen, aber er hatte sich keinen Meter von der Stelle bewegt. Kann er dieses verdammte Auftreten nicht abstellen? Aber dann wurde Sakura klar, dass er es extra tat. Sein Blick hatte noch immer dieses gewisse Etwas.

Bevor sie etwas getan hätte, dass sie später vermutlich bereut hätte, schallte vor ihrem Küchenfenster ein Martinshorn an ihnen vorbei.
 

Sasuke sah zum Fenster. Der Moment war vorbei.

„Ich geh dann mal.“, sagte er und drehte sich um. Er zog sich die Schuhe an und schnappte die beiden Weinkartons. Bevor er die Haustür hinter sich verschloss, schaute er noch einmal zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Scorbion1984
2021-02-03T12:26:50+00:00 03.02.2021 13:26
Heh ,nicht sauer sein wenn einige keine Kommentare dalassen ,ich freu mich immer wenn ein neues Kapitel kommt .
Also wäre doch Sakura die richtige Frau für ihn. Sie kann Baumkuchen backen und er isst ihn gern .
Spass beiseite, es knistert ganz schön zwischen den beiden.
Mal sehen wie sich Silvester entwickelt.
Von:  Sunny_
2021-02-03T11:25:21+00:00 03.02.2021 12:25
Hey.
Uui da hat es ja heftig geknistert, zwischen Sasuke und Sakura. Davon könnte ich auf der Stelle noch einiges mehr lesen.
Hoffentlich geht es Fugaku soweit gut.

Bin schon auf das nächste Kapitel gespannt.

Lg
Von:  Rosalia
2021-02-03T10:18:59+00:00 03.02.2021 11:18
Ich oute mich mal als jemand, der die Story gespannt verfolgt aber noch nie kommentiert hat. :)

Ich finde die Handlung bisher super, und hab tatsächlich keine Wünsche! Bin neugierig wie es weitergeht.

Dein Schreibtstil ist flüssig und fehlerfrei, ich mag auch die Art wie du Situationen beschreibst. Perfekt. :)
Von:  Ginny1986
2021-02-03T09:52:19+00:00 03.02.2021 10:52
Ich geb es zu, ich war immer eine begeisterte Mitleserin. Hab aber keinen Kommentar hinter lassen. Sorry.
Ich mag deine Fanfic. Du hast einen tollen Schreibstil. Und ehrlich gesagt kann ich es nicht abwarten bis ein neues Kapitel da ist. Mir gefällt es wie Sasuke und Sakura sich langsam annähern und wie es heute zwischen ihnen geknistert hat. Und das Naruto das so entspannt gesehen hat, das Sakura nichts weiter für ihn empfindet nach dem kuss. Der Radiosender ist super. Das Zusammenspiel von Shikamaru und Sakura bei den live Sendungen ist klasse. Bin schon auf die Silvester Show gespannt. Ich hoffe bei Fugaku ist es nichts ernstes. Bin gespannt wie es weitergeht.....
Von:  Nadi21
2021-02-03T09:36:29+00:00 03.02.2021 10:36
Hayho 😁👋 ich find deine ff bis jetzt richtig super und freu mich schon aufs nächste kapitel 😊
Dein schreibstil ist richtig gut 👍


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