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Wüstenwolf

von

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Kapitel 12

Die warmen Sonnenstrahlen der Wüste fielen auf Namiras Gesicht und ließen sie langsam aus ihrem Traumland erwachen. Grummelnd öffnete sie ihre Augen einen kleinen Spalt, nur um diese eine Sekunde später wieder zuzukneifen, als die Sonne sie blendete. Genervt zog sie sich ihr Kissen über ihren Kopf, warum musste es auch so verdammt hell sein. Moment?

Namira schreckte hoch und schleuderte dabei ihr Kissen vom Bett, ein Blick durch den Raum erinnerte sie daran, dass sie immer noch im Gästezimmer der drei Geschwister aus Sunagakure war und ein Blick aus dem Fenster verriet ihr, dass die Sonne schon hoch am Himmel stand…schon verdammt hoch am Himmel stand. Ihr Augenmerk richtete sich panisch auf ihren Wecker. Das Ziffernblatt bestätigte ihr ungutes Bauchgefühl.

„Scheiße!“, fluchend sprang sie aus ihrem Bett, verhedderte sich bei dieser Aktion mit einem Fuß im Bettlaken und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem hölzernen Boden.

„Verdammt, verdammt, verdammt!“, weitere Flüche ausstoßend rappelte sich Namira wieder auf und wechselte so schnell, wie nur irgendwie möglich ihre Kleidung. Danach schnappte sie sich ihren Rucksack und stopfte immer noch Gift und Galle spuckend ihre Sachen in diesen. Sie hatte doch tatsächlich verschlafen! Es war bereits kurz vor zehn und eigentlich wollte sie seit acht Uhr unterwegs sein. Warum hatte sie niemand geweckt. Temari war doch bestimmt schon wach und sie wusste doch, dass sie los wollte, schließlich wäre die Kunoichi ihre Begleitung durch die Wüste.
 


 

Mit schnellen Schritten hastete sie die Treppe hinunter ins Erdgeschoss und kam mit einer Vollbremsung in der Küche zum Stehen. Temari, welche am Küchentisch saß starrte die Braunhaarige, welche keuchend vor ihr stehen blieb überrascht an.
 

„Namira?“
 

„Warum hat mich denn niemand geweckt? Ich wollte eigentlich schon vor Stunden aufbrechen!“, warf Namira ihr vor. Die Blondhaarige konnte natürlich nichts dafür, dass sie verschlafen hatte, aber sie hatte irgendwie erwartet, dass sie geweckt werden würde.
 

„Warte…du hast verschlafen?“
 

Namira brauchte eine Augenblick um die Worte von ihrer Gegenüber verarbeiten zu können, immerhin war sie gerade erst aus dem Bett gefallen (wortwörtlich) und starrte die Ältere anschließend ungläubig an, „Ähm…ja! Was hast du denn gedacht, warum ich hier erst um fast zehn Uhr aufschlage?“
 

„Das heißt du weißt es noch gar nicht?“
 

Namira beschlich ein ungutes Gefühl, bei dieser Aussage. Hatte Tsunade etwa entschieden, dass sie noch länger hierbleiben sollte? Aber dafür gab es doch überhaupt keinen Grund. Also ließ sie fragend ihre Augenbrauen nach oben wandern, „Was weiß ich noch nicht?“
 

„Vor Suna und selbst in manchen Teilen des Dorfes tobt ein Sandsturm. Niemand kann Momentan irgendwo hin. Ich dachte, dass du darüber schon informiert wurdest und deshalb wieder in dein Zimmer gegangen bist.“
 

Namira benötigte eine Sekunde um die neuen Informationen zu verarbeiten, „Warte…willst du damit sagen, dass ich hier festsitze?“
 

„Sieht ganz so aus. Ich schätze, dass der Sandsturm morgen wieder vorbei sein müsste.“
 

„Morgen?! Aber Sandstürme dauern doch nicht einen ganzen Tag, oder?! Ich meine der letzte Sandsturm in den wir geraten sind hat doch nur eine viertel Stunde angedauert.“
 

„Sandstürme können hier in der Wüste einige Tage dauern.“
 

Die Braunhaarige ließ sich auf einen der Stühle plumpsen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, „Das darf doch nicht wahr sein…“, murrte sie niedergeschlagen.
 

„Tut mir leid, Namira.“
 

„Du kannst ja nichts dafür.“, die Angesprochene hob ihren Kopf wieder an und blickte der Kunoichi in ihre dunkelgrünen Augen.
 

„Naja ich werde mich dann langsam fertig machen. Momentan ist der Weg zur Akademie noch einigermaßen von dem Sandsturm verschont und die Anwärter für die Chuninprüfungen werden weiter trainieren.“
 

„Trotz des Sandsturmes?“
 

„Wie gesagt, der Weg zur Akademie ist frei. Außerdem sind Sandstürme hier nicht selten.“
 

„Ist Kankuro eigentlich schon wach?“, wechselte Namira abgrubt das Thema.
 

Temari schien einen Augenblick irritiert über den plötzlichen Wechsel ihres Gesprächsthemas zu sein, zuckte dann allerdings nur mit ihren Schultern, „Hier oben war er heute noch nicht, aber das hat nichts zu sagen. Wahrscheinlich spielt er wieder mit seinen Puppen.“
 

„Okay.“, Namira ging langsam zu einem der Küchenschränke, schnappte sich das Brot aus diesem und öffnete anschließend den Kühlschrank, „Habt ihr irgendwo ein Tablett?“
 

Die blondhaarige Kunoichi starrte ihren Gast fragend an, „Für was brauchst du ein Tablett?“
 

„Ich werde Kankuro sein Frühstück bringen.“, bemerkte die Jüngere mit einem breiten Grinsen, wenn sie hier schon festsaß, dann konnte sie sich wenigsten ein kleines bisschen nützlich machen, oder sich zumindest bei Kankuro für die Stadtführung revanchieren.
 

Temaris Augen weiteten sich ungläubig, während ihre Augenbrauen Richtung Norden wanderten und sie Namira ansah, als hätte diese ihren Verstand verloren.
 

Der verdatterte Blick der Älteren brachte die Braunhaarige zum Lachen, „Ich will sein Gesicht sehen, wenn ich mit dem Frühstück vor der Tür stehe. Außerdem hat er nach seiner Führung durch Suna und der Einladung zum Essen noch etwas gut bei mir.“
 

„Naja tu was du nicht lassen kannst.“, Temari hob abwehrend ihre Hände, „Das Tablett ist neben dir in der untersten Schublade.“, sprach sie und verließ die Küche, um noch die restlichen Unterlagen, welche sie für Heute benötigte zusammen zu suchen.
 

„Das werde ich!“, rief Namira ihr immer noch lachend hinterher.
 


 

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Namira klopfte mit ihrem Fuß zweimal gegen Kankuros Zimmertüre, da ihre Hände das mit Essen beladene Tablett festhielten.
 

„Ja?“, kam es nur aus dem Inneren des Raumes.
 

„Würdest du die Güte haben und mir die Türe öffnen?“, murrte Namira, als der Ältere offensichtlich keine Anstalten machte sie hinein zu lassen, „Ich habe leider keine Hand frei.“
 

„Warum hättest du keine…“, öffnete Kankuro endlich die Zimmertür, „Ist das…?“
 

„Ja das gewünschte Frühstück. Also…lässt du mich dann hinein oder muss ich hier stehen bleiben, wie bestellt und nicht abgeholt.“
 

Kankuro schien alles aus seinem Gesicht zu fallen und Namira fing bei diesem Anblick lauthals an zu lachen, „Du solltest deinen Blick sehen! Das war die Arbeit auf alle Fälle wert! Und Mund zu, sonst fliegt eine Fliege rein.“
 

Kankuro trat grummelnd einen Schritt zur Seite, so dass sein unerwarteter Gast eintreten konnte, „Was machst du eigentlich noch hier? Ich hab mich heute schon gewundert, warum keiner gekommen ist und mir gesagt hat, dass du aufbrechen willst und jetzt stehst du mit einem Frühstück in meinem Zimmer. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte aber…“
 

„Hast du denn noch nichts von dem Sandsturm gehört?“
 

„Sandsturm?…Oh! Ich verstehe, du sitzt also hier fest?“
 

„Jap. Und wenn ich schon einen Tag länger bleiben muss, dann kann ich mich wenigstens für die Führung und das Essen revanchieren.“
 

„Du hättest dich nicht revanchieren müssen.“
 

„Ich weiß, aber ich wollte es.“, mit diesen Worten ließ sich Namira auf Kankuros Bett nieder und stellte das Tablett darauf ab, „Willst du da noch lange rumstehen oder können wir Frühstücken?“
 

Kankuro setzte sich neben sie auf sein Bett, „Mhm…“, murmelte er mit einem Blick auf das Essen, „Alles was das Herz begehrt.“
 

„Ich wäre dir jetzt auch beleidigt gewesen, wenn du gemeckert hättest.“
 

Kankuro schnappt sich eines der belegten Brote, „Es ist wirklich schade, dass du nach Konoha zurückkehren willst. An das hier könnte ich mich gewöhnen.“
 

„Du denkst doch nicht wirklich, dass ich sowas“, sie deutete auf das Tablett zwischen ihnen, „immer machen würde. Wie gesagt ich revanchiere mich. Theoretisch solltest du dein Essen sogar im Bett bekommen, schließlich stehst du unter strengster Bettruhe. Wobei diese jetzt dann auch aufgehoben sein sollte. Deine Medikamente hast du brav genommen, oder?“
 

„Keine Sorge, ich habe meine Pillen geschluckt.“
 

„Gut, Sakura hätte mich einen Kopf kürzer gemacht, wenn du das Zeug nicht genommen hättest.“, murmelte die Jüngere während sie sich ebenfalls eines der Brote schnappte.
 

„Das wollen wir natürlich nicht.“, bemerkte der Marionettenspieler grinsend.
 

Namira boxte ihm gegen seine Schulter, „Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen.“
 

„Wie auch immer. Bleibst du jetzt noch den ganzen Tag?“
 

Sie zuckte mit ihren Schultern, „Laut deiner Schwester wird der Sandsturm wahrscheinlich den ganzen Tag überdauern. Wenn ich Glück habe, dann kann ich morgen abreisen.“
 

„Das heißt, du leistest uns noch einen Tag länger Gesellschaft. Was hast du denn heute vor?“
 

„Hmm…vielleicht kann ich mich irgendwie nützlich machen. Immerhin kann ich wegen dem Sandsturm nicht wirklich raus und nur hier herumsitzen will ich auch nicht.“, sie zuckte mit ihren Schultern.
 

„Das heißt, du willst nicht den ganzen Tag in meinem ‚Horrorkabinett‘ verbringen?“, bemerkte Kankuro mit einem zucken seiner Mundwinkel.
 

„Nein, nicht wirklich.“, Namira schüttelte lachend ihren Kopf, „Außerdem kann ich dir nicht ständig auf die Nerven gehen.“
 

„Ach so schlimm bist du auch wieder nicht, Namira.“
 

„Und ich dachte ich wäre eine Nervensäge.“
 

Kankuro winkte ab, „Nein, nein. Ich muss zugeben, dass der Tag gestern bestimmt langweilig geworden wäre, wenn ich im Bett bleiben müssen hätte. Außerdem…“
 

„WAS SOLL DAS HEISSEN? IHR KÖNNT IHN NICHT FINDEN?!“
 

Kankuro und Namira zuckten erschrocken zusammen. Egal was Temari so sehr aufgebracht hatte, sie musste verdammt genervt sein, dass man sie hier unten im Keller noch hören konnte.
 

„Was…“
 

„…ist denn da los?“, beendete Kankuro den Satz der Jüngeren.
 

Die Beiden warfen sich einen kurzen Blick zu, bevor sie nach oben stürmten.
 

Temari stand gegenüber von zwei Shinobi aus Suna, welche unter dem zornigen Blick der Kunoichi mindestens einen Meter geschrumpft waren.
 

„Was ist denn los, Temari?“, wandte sich Kankuro an seine Schwester.
 

Die Ältere drehte sich zu ihrem Bruder und Namira herum, „Es geht um Gaara…er ist nicht in seinem Büro. Und sie können ihn nicht finden.“
 

Namira konnte, hinter der offensichtlichen Wut über Gaaras Verschwinden, Sorge in den Augen von Temari erkennen, sie schien schon fast Angst um ihren jüngsten Bruder zu haben, was nach den jüngsten Vorfällen nicht wirklich verwunderlich war. Allerdings konnte sie noch immer ohne Probleme feststellen, wo sich der Kazekage aufhielt und ließ deswegen belustigt ihre Augenbrauen nach oben wandern, als sie feststelle, wo sich der Kazekage momentan aufhielt.

„Ähm…Temari.“, machte die Jüngste im Raum auf sich aufmerksam, da sie sich sicher war, dass die besorgte Schwester sie noch nicht einmal richtig wahrgenommen hatte.
 

„Ja?“, die Augen der Blondhaarigen richteten sich auf Namira und weiteten sich ein kleines Stück, bevor sich Erleichterung in diesen bemerkbar machte, „Oh, Namira! Du kannst ihn finden! Ich bin mir sicher, dass…“
 

„Temari!“, unterbrach die Angesprochene die Blondhaarige, bevor sie mit ihrem Redeschwall fortfahren konnte, „Er ist noch hier.“
 

Kankuro und seine Schwester, sowie die beiden fremden Shinobi starrten sie für einen kurzen Augenblick einfach nur an. Sie konnte sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen, als sie sich die verdatterten Gesichter der vier Shinobi genauestens einprägte. Diesen Anblick wollte sie auf gar keinen Fall wieder vergessen.
 

„Warte…was meinst du damit, dass er noch hier ist.“, löste sich Temari als Erstes aus ihrer Starre.
 

Namira war sich nicht sicher, ob das eine rhetorische Frage sein sollte. Es war doch offensichtlich, was sie damit meinte. Sie verdrehte seufzend ihre Augen, „Er ist noch hier im Haus…um genau zu sein in seinem Zimmer.“
 

„Er…was?“, die grünen Augen der Kunoichi fixierten sie skeptisch.
 

„Wir reden hier von Gaara, er kommt so gut wie nie zu einer Sitzung mit dem Rat zu spät und was sollte er um diese Zeit noch in seinem Zimmer machen?“
 

Namira seufzte theatralisch auf, warum konnten ihr die Ninjas aus Suna nicht einfach etwas glauben, ohne alles noch einmal in Frage zu stellen, „Ich kann euch mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass er in seinem Zimmer ist.“
 

„Aber das ergibt überhaupt keinen Sinn.“, die beiden Geschwister warfen sich einen verwirrten Blick zu.
 

Sie schienen sich ziemlich sicher zu sein, dass Gaara niemals länger als irgendwie notwendig in seinem Zimmer bleiben würden, geschweige denn zu seinen Verpflichtungen als Kazekage zu spät kommen würde. In Namiras Kopf fingen an sich die Zahnräder zu drehen, „Oh nein! Wehe er hat das gemacht! Ich hab es ihm extra noch gesagt!“, donnerte sie, als ihr ein beunruhigender Gedanke in den Sinn kam und stürzte die Treppe nach oben Richtung Gaaras Zimmer.
 

Temari und Kankuro starrten ihr einen Augenblick verblüfft hinterher, bevor die Ältere ihrem Gast hinterher hetzte. Kankuro wandte sich schulterzuckend an die beiden Shinobi, welche offensichtlich nicht wirklich wussten, wie sie auf diese Szene reagieren sollten und bedeutete ihnen, dass sie alles im Griff hatten und die Beiden sich wieder anderen Aufgaben widmen sollten.
 


 

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Namira riss ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was das für Konsequenzen haben könnte, die Tür zum Zimmer des Kazekagen auf und stürmte hinein.

Da wie beim Gästezimmer die Vorhänge nicht zugezogen waren, hatte das Licht des voranschreitenden Tages das Zimmer bereits hell ausgeleuchtet. Sie musste zugeben, dass sie sich die Räumlichkeiten eines Kages etwas pompöser vorgestellt hatte. Der Raum war nur spärlich eingerichtet, außer ein paar Schränken, einem Schreibtisch und ein paar Bücherregalen befand sich nur noch das große Bett in der Mitte der linken Wand des Zimmers. Wie sie vermutet hatte lag der Rothaarige noch in seinem Bett und schlief. Namira ließ mit einem grummeln noch einmal ihren Blick durch das Zimmer schweifen, auf der Suche nach ein paar kleinen Tabletten. Wehe er hatte mehr als die Menge, welche sie ihm gesagt hatte genommen, immerhin hatte sie keine Ahnung, welche Wirkung die Schlaftabletten in zu hoher Dosierung haben konnten. Wie sollte sie denn seinen Geschwistern erklären, dass ihr jüngerer Bruder, welcher noch dazu Kazekage war an einer Überdosis Schlaftabletten, welche wohlgemerkt sie ihm gegeben hatte, das zeitliche gesegnet hatte. Wahrscheinlich würde sie damit auch noch einen Krieg zwischen Sunagakure und Konoha auslösen und dabei hatte sie sich einen Tag zuvor noch darüber lustig gemacht. Die gleichmäßigen Atemzüge des jungen Kage ließen allerdings darauf schließen, dass er tatsächlich nur schlief. Außerdem konnte sie auf seinem Nachttisch die übrigen eineinhalb Tabletten erkennen. Erleichtert ließ Namira die Luft, welche sie unbemerkt angehalten hatte, durch ihre Lippen entweichen. Sie musste zugeben, dass Gaara wirklich verdammt niedlich aussah, wie er da in seine Kissen gekuschelt, mit zerzausten Haaren und leicht geöffnetem Mund vor sich hin schnarchte. Zum Glück war er nicht aufgewacht. Immerhin konnte er Schlaf gebrauchen, nachdem er einige Jahre nachzuholen hatte.
 

„Namira!“, knurrte Temari lautstark und gab der Jüngeren eine Kopfnuss, kaum dass sie diese eingeholt hatte, „Du kannst nicht einfach in Gaaras Zimmer stürzen! Er ist noch immer der Kazekage!“
 

Namira zuckte zusammen, sie hatte Temari nicht einmal bemerkt, sosehr war ihre Aufmerksamkeit auf den Schlafenden fixiert gewesen.

„Au…“, jammerte sie und rieb sich die Stelle, welche die Kunoichi getroffen hatte. Das würde bestimmt eine Beule geben. Immer noch die Hand auf ihrem Kopf ruhend wandte sich Namira an Gaaras Schwester, „Ich wollte mich doch nur versichern, dass er nicht mehr als erlaubt genommen hat. Zugetraut hätte ich es ihm…“, maulte sie.
 

„Genommen? Was genommen?!“, Temari starrte sie alarmiert an.
 

„Schlaftabletten.“, murrte Namira.
 

„Was für Schlaftabletten?!“
 

„Na die, die ich ihm gestern gegeben habe. Du wolltest doch, dass er schläft. Ich hab ihn um ein Uhr Nachts draußen auf dem Dach aufgegabelt und ihm meine Schlaftabletten angeboten.“
 

„Und er hat sie einfach genommen?!“
 

Namira verschränkte angesäuert ihre Arme vor ihrer Brust, „Was regst du dich denn so auf?!“, raunzt sie die Ältere an, „Es ist nicht so als ob ich ihn vergiften wollen würde. Und außerdem sind die Tabletten von Sakura und für meine Körpergröße ausgelegt, das heißt, dass sie bei ihm sogar weniger wirken müssten als bei mir. Wenn er also immer noch schläft, dann ist das wohl ein definitives Zeichen dafür, dass er verdammt viel Schlaf nachzuholen hat und wir ihn einfach weiter schlafen lassen sollten.“
 

Namira richtete ihr Augenmerk wieder auf den Rothaarigen und blickte direkt in türkisfarbene Augen. Sie zuckte überrascht zusammen, hatte sie doch nicht damit gerechnet, dass er ihren Blick erwidern würde. Aber Temari war nicht gerade leise gewesen, sodass es sie nicht verwunderte, dass er aufgewacht war. Sie starrte ihm einfach nur weiter in diese unglaublich faszinierenden Augen. Sie hatte das Gefühl, dass selbst wenn sie ihren Blick abwenden wollen würde, sie dies nicht könnte. Seine Augen schienen sie förmlich zu durchbohren. Jedes Mal, wenn er sie ansah bekam sie das Gefühl, dass sein Blick das tiefste innerste ihrer Seele ergründen könnte.
 

„Gaara! Du bist wach!“, riss Temari sie schließlich aus ihrer Starre. Namira richtete ihre Augen auf die Kunoichi, welche zu dem Bett ihres Bruders marschierte.
 

„Ja ich bin wach.“, Gaaras gleichgültiger Tonfall wirkte ein wenig wie eine Drohung auf Namira, „Allerdings würde ich ganz gerne wissen, was ihr in meinem Zimmer zu suchen habt!“, Namira trat vorsichtshalber einen Schritt hinter die Schwester des Kazekagen. Verdammt, er war offensichtlich richtig angepisst. Seine Mimik hatte sich zwar nicht im Geringsten verändert, aber die Art wie er minimal seine Stimme erhoben hatte ließ wohl darauf schließen, dass er alles andere als begeistert war. Und die Tatsache, dass er nicht wie andere Leute wütend wurde in dem er schrie, schimpfte oder fluchte, fand sie beunruhigender als alles andere.
 

„Was wir hier machen?“, knurrte Temari gefährlich leise. Wenn Namira nicht hinter ihr gestanden hätte, dann wäre ihr möglicherweise entgangen, dass sich der ganze Körper der Kunoichi fluchtbereit anspannte. Sie hatte natürlich Geschichten darüber gehört, wie Gaara früher gewesen war, immerhin hatte Team 7 aus erster Hand erfahren, wie gefährlich er sein konnte und sie wollte gar nicht wissen, wie oft der Rothaarige vor einigen Jahren noch seiner Schwester mit dem Tod gedroht hatte.
 

„Sag mal weißt du eigentlich wie spät es ist?!“, zischte eben diese und schien sich nicht daran zu stören, dass sich ihr Gast hinter ihr verkrümelt hatte.
 

Den Kazekagen schien der Tonfall seiner Schwester kalt zu lassen. Er drehte nur seinen Kopf, damit er einen Blick auf den Wecker auf seinem Nachtisch werfen konnte. Seine Augen weiteten sich unmerklich, als er auf das Ziffernblatt starrte, sich anschließend komplett aufrichtete und einen Blick aus dem Fenster warf.
 

„Du hast verschlafen, kleiner Bruder!“, donnerte Temari, „Und wir haben uns Sorgen gemacht, da dich heute noch niemand gesehen hat. Zum Glück haben wir unseren persönlichen Detektor um dich aufzuspüren.“
 

„Temari!“, empörte sich Namira. Am liebsten wäre sie auf der Stelle im Erdboden versunken. Temari konnte sie doch nicht einfach als lebender Kazekagedetekor betiteln und das auch noch vor genau diesem.
 

„Was? Wenn du nicht gesagt hättest, dass er noch in seinem Zimmer ist hätten wir wahrscheinlich ganz Suna nach ihm abgesucht.“
 

Namira rollte mit ihren Augen, „Ihr hättet ihn anhand seines Chakras gefunden. Es ist nicht so als würde er dieses gerade unterdrücken. Nur einmal danach Ausschau gehalten und es wäre euch auch sofort klar gewesen, dass er noch hier ist. Wieso ist eigentlich noch niemand auf diese Idee gekommen? Ihr habt doch bestimmt Leute hier in Suna, die speziell dafür ausgebildet wurden.“, sie war wieder neben Temari getreten und knetete nervös ihre Hände, immerhin stand sie immer noch im Zimmer des Kazekagen, „Außerdem…ist das Ganze ja auch ein wenig meine Schuld. Ich dachte nicht, dass die Tabletten ihn so ausknocken würden. Immerhin nehme ich die Tabletten normalerweise, aber vielleicht lag es auch daran, dass er die Tablette erst um ein Uhr morgens genommen hatte.“, überlegte sie weiter. Das war totaler Blödsinn, immerhin hatte sie die Tabletten oft genug erst um diese Uhrzeit eingeworfen, zum Teil sogar später aber ihr wollte beim besten Willen keine Erklärung einfallen, warum die Schlaftabletten ihn offenbar in einen tieferen Schlaf geschickt hatten, als es bei ihr jemals der Fall gewesen war.
 

„Deshalb sollte man nicht einfach irgendwelche Substanzen einwerfen. Vor allem nicht, wenn man der Kazekage ist!“, tadelte Temair ihren jüngeren Bruder.
 

Gaara schien seine Schwester einfach zu ignorieren und erhob sich langsam aus seinem Bett. Namira spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Er war verdammt noch mal halb nackt! Warum war ihr das nicht schon zuvor aufgefallen? Aber sie konnte ihre Augen einfach nicht von ihm nehmen und starrte ihn ungeniert an. Auf seinem Oberkörper zeichneten sich deutlich seine Muskeln ab und er schien kein Gramm Fett an seinem Körper zu haben. Natürlich war er ein Ninja und jeder halbwegs vernünftige Shinobi hatte einen durchtrainierten Körper (mal abgesehen von Choji aber das war eine andere Geschichte), immerhin hatte sie einige ihrer Freunde oft genug Oberkörperfrei gesehen, allen voran Naruto, mit welchem sie sich schließlich eine Wohnung teilte. Aber anderes als bei ihren restlichen Freunden, welche eine Ausbildung zum Ninja gemacht hatten konnte sie bei ihm keine Narben entdecken. Selbst sie hatte Narben und das nur von ihrem Training mit Sensei Kakashi. Sie wusste zwar von Naruto, dass Gaara seinen Sand als ein (fast) undurchdringliches Schutzschild nutzte, aber dass dieses offenbar so effektiv war fand sie mehr als beeindruckend. Die zusätzliche Blässe seiner Haut ließ diese fast ein wenig wie Porzellan wirken. Ihre Augen wanderten wieder nach oben zu seinem ebenmäßigen Gesicht und ihre Wangen wurden noch heißer, als sie bemerkte, dass Gaara sie beim starren erwischt hatte. Die Braunhaarige richtete ihren Blick blitzartig auf alles außer den rothaarigen Kazekagen im Raum. Ihr Gesicht musste die Farbe einer Tomate angenommen haben und am liebsten wäre sie einfach fluchtartig aus dem Zimmer gestürzt, aber das hätte die ganze Situation wahrscheinlich noch peinlicher werden lassen.
 

„Temari.“, wandte sich Gaara an seine Schwester, „Teile den Ratsmitgliedern mit, dass ich mich in einer viertel Stunde mit ihnen treffen werde.“
 

„Natürlich.“, Temari nickte ihm kurz zu und drehte sich noch einmal zu ihm herum, bevor sie sein Zimmer verließ, „Oh und, Gaara, du solltest dir vielleicht etwas anziehen.“
 

Namira war sich sicher, dass wenn ihr Gesicht nicht schon die Farbe einer mehr als reifen Tomate hätte, dass es noch einen Ticken röter geworden wäre. Sie war sich fast sicher, dass Temari den letzten Satz mit voller Absicht gesagt hatte, um sie zu ärgern. Dennoch beschloss sie, dass es wohl das Beste wäre mit der Kunoichi das Zimmer zu verlassen. Alles andere wäre einfach nur dämlich gewesen. Sie neigte kurz ihren Kopf in Richtung Gaara, ihren Blick dabei weiterhin starr auf den Boden gerichtet und wollte hinter Temari ebenfalls aus dem Raum huschen, als sie seine Stimme innehalten ließ.
 

„Namira.“, sie zuckte zusammen, „Ich weiß es zu schätzen, dass du sichergehen wolltest, dass mit den Tabletten alles in Ordnung war, aber das nächste Mal wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mein Zimmer nicht ohne meine Erlaubnis betreten würdest.“
 

Der Rothaarige hatte seine Stimme kaum erhoben und dennoch war Namira mehr als bewusst, dass er ein solches Verhalten kein zweites Mal dulden würde. Er war schließlich noch immer der Kazekage.
 

„Aber die Tabletten haben geholfen?“, wagte sie schließlich zu fragen.
 

Er antwortete nicht auf ihre Frage also redete sie einfach weiter, „Die anderen Tabletten sind nach wie vor in meiner Tasche, in dem kleinen Fach auf der rechten Seite. Ihr könnt euch jeder Zeit noch die anderen beiden Tabletten nehmen, Kazekage-sama.“, Namira nutze absichtlich die förmliche Anrede, da sie sich so ein wenig mehr vorgaukeln konnte, dass er in diesem Moment nicht halbnackt hinter ihr, in seinem Zimmer stand.
 

Er antwortete auch darauf nicht, aber er war eben nach wie vor kein Mann der großen Worte. Möglicherweise hatte er genickt. Sie hatte allerdings nicht den Mut sich herumzudrehen um ihre Vermutung zu bestätigen. Sie wollte ihn nicht noch einmal anstarren. Einmal war definitiv peinlich genug, auf ein zweites Mal konnte sie getrost verzichten.
 


 

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Namira saß am Küchentisch, mit ihrem Kopf in ihren Händen vergraben und grummelte vor sich hin. Gaara hatte vor wenigen Minuten das Haus verlassen, sodass sie sich nicht mehr in ihrem Zimmer verstecken musste.
 

Kankuro, welcher ihr gegenüber saß warf einen besorgten Blick in ihre Richtung, „Alles klar, Namira?“
 

„Tsunade wird mich umbringen!“, murrte sie und warf ihre Arme verzweifelt in die Luft, „Nicht nur, dass ich dem Kazekagen eine Standpauke gehalten habe, nein ich bin auch noch in sein privates Schlafzimmer gestürmt. Wenn Tsunade das jemals herausfinden sollte bin ich erledigt.“
 

„Warte…wann hast du meinem Bruder eine Standpauke gehalten?“
 

Verdammt, dass sie aber auch nicht einmal ihre Klappe halten konnte oder zumindest denken bevor sie redete. „Ich hab ihn nur darauf hingewiesen, dass ihr euch Sorgen macht und er schlafen sollte. Deshalb hat er auch die Schlaftabletten von mir bekommen.“, informierte sie Kankuro.
 

„Es wundert mich immer noch ein wenig, dass er diese angenommen hat. Aber so wie ich das sehe wird der Hokage nichts davon erfahren, solang du ihr nichts davon erzählst.“, ein fettes Grinsen bildete sich auf Kankuros Gesicht als er fortfuhr, „Gaara wird wohl kaum in irgendeinem Brief an das Dorfoberhaupt von Konoha erwähnen, dass du ihn Halbnackt gesehen hast.“
 

„Kankuro!“, Namira schoss das Blut in ihre Wangen. Er musste aber auch unbedingt Temaris letzten Satz gehört haben. Damit würde er sie wahrscheinlich ewig aufziehen.
 

„Und noch eine die meinem jüngeren Bruder verfallen ist. Als würde sein Fanclub hier nicht schon reichen.“, er seufzte einmal theatralisch auf und grinste sie verschmitzt an.
 

„Hast du noch alle Latten am Zaun?!“, zischte Namira aufgebracht. Hatte er komplett den Verstand verloren. Sie war dem Kazekagen ganz bestimmt nicht verfallen. Er sah vielleicht gut aus aber an seiner Sozialkompetenz musste er definitiv noch arbeiten.
 

Kankuro fing lauthals an zu lachen, „Dein Gesicht hat übrigen schon wieder die Farbe einer Tomate.“
 

Am liebsten würde sie dem verdammten Puppenspieler gerade seinen Kopf abreißen.
 

„Wolltest du dir heute nicht irgendwelche Aufgaben zuteilen lassen?“, er schien den Todesblick, welchen Namira ihm zuwarf einfach zu ignorieren.
 

„Oh bitte! Temari ist in der Akademie und Gaara werde ich heute ganz bestimmt nicht mehr unter die Augen treten!“
 

„Seit wann nennst du ihn denn bei seinem Namen, ich glaube du hast ihn bis jetzt noch kein einziges Mal Gaara genannt.“, stellte Kankuro überrascht fest.
 

„Er hat mir gestern Nacht…naja eher schon heute angeboten, dass ich die Formalitäten weglassen kann.“, Namira zuckte mit ihren Schultern. Aber nach diesem Tag würde sie ihn vielleicht doch eher wieder mit seinem Titel anreden. Immerhin stürzt man normalerweise nicht ohne Konsequenzen in das Zimmer eines Dorfoberhauptes. Warum war sie eigentlich nicht sofort von irgendwelchen Anbu überwältigt worden? Hatte der Kazekage keine Leibwächter?
 

„Schön dass er tatsächlich hin und wieder auf seinen älteren Bruder hört. Hat er dir das vor oder nach der Standpauke angeboten?“, neckte er sie weiterhin.
 

„Ist das wichtig…“, knurrte Namira genervt und rieb sich ihr Nasenbein.
 

„Eigentlich nicht. Aber vielleicht solltest du dich bei meinem Bruder entschuldigen, wenn du ein so schlechtes Gewissen deswegen hast.“
 

„Die Standpauke macht mir weniger Sorgen…es ist ehr der dezente Einbruch in seine Privatsphäre.“
 

„Dann entschuldigst du dich eben dafür, wenn du dich danach besser fühlst.“
 

Namira vergrub seufzend ihr Gesicht wieder in ihren Händen, „Vielleicht hast du Recht. Außerdem sollte ich es mir wohl nicht nach den ersten Tagen hier in Suna mit dem Kazekagen verscherzen. Gibt es etwas das er mag? Irgendetwas das er sammelt oder was weiß ich.“
 

Kankuro ließ seine Augenbrauen nach oben wandern und verdrehte seine Augen, „Man kann es auch übertreiben, Namira. Eine einfache Entschuldigung sollte ausreichend sein.“
 

„Sicher? Ich bin einfach ins Zimmer des Kazekagen gestürmt.“
 

„Ja, aber nur weil du dir Sorgen gemacht hast.“
 

„Ja, wegen den Tabletten, die ich ihm gegeben habe.“
 

„Aber sie haben geholfen, oder etwa nicht?“
 

„Dann sollte er sich aber eher bei Sakura bedanken, die Tabletten sind von ihr.“
 

„Moment…doch nicht die Sakura, die mich von dem Gift befreit und das Gegenmittel entwickelt hat?“
 

Namira nickte einmal kurz als Antwort auf seine Frage.
 

„Oh, das heißt also, dass Gaara und ich ihr etwas schuldig sind. Konoha weiß wie man sich Gefallen sichert.“
 

Namira verdrehte hob ihre Augenbrauen bei seiner Aussage, „Keiner von uns hat euch geholfen, weil wir auf eine Gegenleistung hoffen. Wir haben geholfen weil ihr unsere Verbündete und Freunde seid.“
 

„Das hast du aber schön gesagt.“
 

Augenrollend beugte sie sich über den Tisch um ihm eine Kopfnuss verpassen zu können, welche er allerdings gekonnt abfing.
 

„Also machst du dich dann auf den Weg zu meinem kleinen Bruder, oder willst du hier noch den ganzen Tag schmollend in unserer Küche verbringen?“
 

„Na gut, du hast gewonnen. Ich werde sehen ob ich Gaara unter die Arme greifen kann, damit kann ich mein kleines Missgeschick vielleicht auch wieder gutmachen.“
 

„Dann auf in den Kampf.“, Kankuro stand auf und versetzte ihr unterm vorbeigehen einen Klaps auf die Schulter, bevor er die Küche verließ, „Du weißt ja, wo du mich findest, solltest du etwas brauchen.“
 


 

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Namira tigerte unruhig vor der Bürotür des Kazekagen auf und ab. Die Wachen hatten sie, mit etwas Überzeugungskunst glücklicherweise durchgelassen, als sie ihnen sagte, dass sie etwas mit dem Kazekagen zu besprechen hätte. Und jetzt traute sie sich nicht an der Tür zu Klopfen. Verdammt noch mal sie wollte eine Kunoichi werden, außerdem wusste er bestimmt längst, dass sie vor seinem Büro stand, immerhin hatte sie ihr Chakra nicht unterdrückt.

Nachdem sie noch einmal tief einatmete, nahm sie all ihren Mut zusammen und klopfte an der hölzernen Türe.
 

„Herein.“, erklang Gaaras Stimme aus dem Inneren des Raumes.
 

Langsam öffnete Namira die Türe und streckte vorsichtig ihren Kopf durch den Spalt, „Ähm…störe ich?“
 

Der junge Kage hob seinen Blick von den Papieren auf seinem Schreibtisch und richtete seine grünblauen Augen auf sie. Er schüttelte seinen Kopf und bedeutete ihr schließlich mit einer Geste einzutreten. Wie sie erwartet hatte war er nicht überrascht sie zu sehen.
 

Sie öffnete die Tür noch ein Stück weiter, so dass sie hindurch schlüpfen konnte und schloss sie anschließend hinter sich, bevor sie sich zu dem Rothaarigen herumdrehte.
 

Er sah sie einfach nur abwartend an. Gerade wäre es ihr tatsächlich lieber gewesen, wenn er irgendetwas gesagt hätte und wenn es eine Standpauke über die Verletzung seiner Privatsphäre gewesen wäre.
 

Am liebsten hätte sie über seine nicht vorhandenen verbalen Kommunikationsfähigkeiten mit ihren Augen gerollt.

„Ich wollte mich für heute Vormittag entschuldigen.“, brachte sie schließlich heraus, nachdem ihr das Schweigen zu viel wurde.
 

Gaaras Mimik veränderte sich kein bisschen. Er schaffte es doch tatsächlich immer wieder, dass sie ihm am liebsten eine Kopfnuss verpassen würde. Sie würde jedenfalls langsam aber sicher durchdrehen, wenn er nicht bald ein Wort sagen würde.
 

„Ich nehme deine Entschuldigung an.“, offenbar war ihm doch aufgefallen, dass sie auf eine Antwort gewartet hatte, „Gibt es sonst noch etwas?“
 

„Da ich wegen des Sandsturmes wohl noch einen Tag länger bleiben werde, wollte ich nachfragen, ob ich irgendwo behilflich sein kann. Wenn ich darf würde ich mich gerne ein wenig nützlich machen.“
 

„Du bist mit der Arbeit der Kage vertraut?“
 

Namira nickte eifrig, „Ich habe Tsu…ähm unserem fünften Hokagen häufig bei ihrer Arbeit unterstützt.“
 

„Also schön.“, Gaara verschränkte seine Hände vor sich und legte seinen Kopf darauf ab und Namira fragte sich einen Augenblick lang ob jeder Kage diese Pose für sich beanspruchte. „Du kannst dich um die Papiere dort hinten kümmern.“, er deutete auf einen Stapel Dokumente, welche auf einem kleinen Tisch gehäuft lagen.
 

„Alles klar.“, mit neuem Elan machte sie sich auf den Weg zu dem kleinen Tisch. Gaara schien ihr das von heute Vormittag verziehen zu haben, oder es war ihm mehr oder weniger einfach egal. Also würde sie ebenfalls versuchen diesen Vormittag einfach aus ihrem Gedächtnis zu streichen, wenn es ihm egal war, dann konnte es ihr auch egal sein.
 

„Namira.“, hielt er sie noch einmal auf, bevor sie den ersten Stapel an sich nehmen konnte, „Ich muss dich hoffentlich nicht darauf hinweisen, dass alles was du hier drinnen hören oder lesen solltest streng vertraulich ist. Und du siehst dir nur diese Dokumente an.“
 

Sie sollte ihm wohl besser nicht sagen, dass sie schon einige Stunden in diesem Büro verbracht hatte und das ohne irgendeine Aufsicht, „Verstanden. Worum handelt es sich bei diesen Dokumenten, dass ich sie bearbeiten darf?“, sie hatte sich zuvor überhaupt keine Gedanken darüber gemacht aber sie war schließlich immer noch aus einem anderen Dorf und somit gingen sie die Angelegenheiten von Sunagakure nichts an.
 

„Das meiste sind Anträge ein Gewerbe zu eröffnen oder für die Akademie und andere Anliegen von den Dorfbewohnern. Ich habe bereits notiert, welche genehmigt wurden und welche nicht. Ich bitte dich darum die Antwortschreiben anzufertigen.“
 

„Soll ich sie auch unterzeichnen oder…“
 

„Unterzeichnen?“, der Rothaarige schien überrascht über diese Frage, „Das ist wohl eher meine Aufgabe.“
 

Namira konnte sich ein Glucksen nicht verkneifen, „Naja…Tsunade scheint das Ganze nicht so ernst zu nehmen.“, sie vergaß sogar den Titel von der Lehrerin ihrer rosahaarigen Freundin, aber wenn man länger für Tsunade arbeitete konnte man sie irgendwann nicht mehr wirklich ernst nehmen. Vor allem wenn man wusste, wie viel Sake die Frau an einem Tag vernichten konnte.
 

„Der Hokage lässt dich ihre Schreiben unterzeichnen?“
 

„Und Sakura, Shizune…“, fing Namira an aufzuzählen, „Sagen wir einfach, dass sie sich ganz gerne helfen lässt. Aber für eine Person alleine wäre das auch viel zu viel Arbeit. Wobei ich zugeben muss, dass sich hier viel weniger Papiere stapeln. Gibt es einen Trick?“
 

Gaara antwortete nicht auf ihre Frage und schien wieder in seine gewöhnliche Schweigsamkeit zu verfallen, während er sich auf seine Arbeit konzentrierte.
 

„Kann ich wenigstens noch erfahren wo ich arbeiten soll, oder darf ich mich einfach auf den Boden setzten?“
 

Gaara machte eine kurze Handbewegung, woraufhin ein Anbu von Sunagakure wie aus dem Nichts auftauchte. Also gab es doch Leibwächter? Wieso hatten diese dann heute Morgen nicht eingegriffen oder waren diese nur für hier bestimmt?
 

Wir benötigen einen weiteren Tisch.“, schaffte der junge Kage dem Maskierten an.
 

„Kazekage-sama?“, der Angesprochene schien etwas verwirrt über diesen Befehl. Normalerweise musste er wahrscheinlich irgendwen überwachen oder andere wichtige Aufträge ausführen, aber ganz bestimmt keine Tische heranschaffen.
 

„Muss ich mich wiederholen?“
 

„Natürlich nicht, Kazekage-sama. Ich werde ihren Befehl sofort ausführen.“
 

„Oh! Und einen Stuhl.“, rief Namira noch dazwischen.
 

Der Anbu schien sie einen Augenblick anzustarren, was sie allerdings durch die Maske nicht wirklich beurteilen konnte. Er warf nochmals einen Blick in Richtung Gaara, welcher ihm nur zunickte, woraufhin der Anbu in einer Rauchwolke verschwand.
 

Namira sah Gaara mit hochgezogenen Augenbrauen an, freundlich ging ja anderes, „Das war ziemlich…barsch.“
 

Der Rothaarige zuckte nur mit seinen Schultern.
 


 

Nach einigen Minuten tauchten drei Anbus wieder in dem Büro des Kazekagen auf. Zwei mit einem Tisch und einer mit einem Stuhl.
 

„Kazekage-sama?“
 

Gaara deutete auf einen Platz neben dem Tisch, auf welchem sich ihre Arbeit stapelte.
 

Die drei Anbu stellten ohne weitere Fragen den Tisch an dem angedeuteten Platz ab.
 

„Dankeschön.“, bedankte sich Namira bei den drei Maskierten und schenkte diesen ein freundliches Lächeln.
 

Einer der Drei schüttelte kurz seinen Kopf, bevor sie in einer Rauchwolke verschwanden.
 

„Du hättest dich nicht bedanken müssen, es war ihre Aufgabe diesen Befehl auszuführen.“
 

Namira rollte mit ihren Augen, bevor sie sich wieder zu dem jungen Kage herumdrehte, „Ich weiß, aber ich wollte mich bei ihnen bedanken.“
 

Er reagierte nicht auf ihre Aussage und widmete sich nur wieder seiner Arbeit. Workaholic war alles was ihr dazu einfiel. Mit einem Kopfschütteln ließ sie sich an ihrem vorübergehenden Arbeitsplatz nieder und nahm sich das erste Dokument von dem Stapel. Einen Blick über den Berg an Blättern schweifen lassend entkam ihr einen leiser Seufzer. Das würde ein langer Tag werden.



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