Demon Girls & Boys von RukaHimenoshi ================================================================================ Kapitel 9: In den Tiefen Damons -------------------------------   In den Tiefen Damons       Benni folgte der Strömung und gelangte nahezu automatisch zum Zentrum des Teiches, in welchem alles von der Stärke des Strudels aufgesogen wurde. Die Kälte des Wassers behinderte seinen Körper mit seiner lähmenden Grausamkeit. Ohne die Feuer-Energie, die ihn mit ihrem warmen Schleier schützte, wäre er bereits erbärmlich erfroren. Die Zeit und die Zivilisation schienen bereits in endlose Ferne gerückt, statt nur einen halben Kilometer über ihm entfernt. Während er den Jungen mit wachsamen Augen suchte, tauchte er immer tiefer in den gähnenden Schlund des Teiches, bis er nach einer unermesslichen Ewigkeit seinen Grund erreichte. Es war stockfinster und kein Funken Licht von der Oberfläche drang in diesen Abgrund. Nur durch Gefühl konnte Benni seine Umgebung erahnen. Kantige Steine lagen träge zwischen Seeanemonen und Algen, die gierig nach ihm zu schnappen schienen. Er konzentrierte sich darauf irgendeine Energie zu finden, die der Junge ausgestrahlt hatte. Doch stattdessen vernahm er eine andere Energie. Eine zerstörende, die alles um sich herum brutal vernichten könnte. Je näher er ihr entgegen schwamm, desto lauter schien sie ihn zu rufen. Einerseits, um ihn mit ihrer zerstörenden Macht zu tyrannisieren, andererseits um ihn zu empfangen, wie ein Vogel seine Gleichgesinnten, um mit ihm in wärmere Länder zu ziehen. Sie sang ihr betörendes Lied des Schmerzes. Und Benni gefiel es. Er hatte das Gefühl, ohne sie nicht mehr existieren zu können, gar, dass seine gesamte Existenz von ihr abhing. Angeekelt verwarf er diese widerwärtigen Gedanken und konzentrierte sich einzig auf die Ursache der Energie, während ihm der Sauerstoff immer weiter abhandenkam. An einer Stelle war die Energie am stärksten, sie schien ihn durch das Gestein zerren zu wollen, an den messerscharfen Algen vorbei, an einen Ort, den er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Und den er auch nie würde sehen wollen. Benni ließ sich auf diese Kraft ein. Es war ihm überall recht, wenn er nur endlich wieder atmen könnte. Er verband ihre Energie mit seiner. Kurz darauf öffnete sich ein dunkles Loch. Dunkler, als die Finsternis dieses Teiches je sein könnte. Ein schwarzes Loch, was darauf wartete, ihn für immer in sich gefangen zu halten. Benni ging dieses Risiko ein und ließ sich von dem Loch, gleich eines zweidimensionalen Strudels, verschlucken.   Mit einem Mal wurde die Schwerkraft wieder aktiv und er fiel durch den Grund des Teiches hindurch und noch tiefer unter die Erde. Gerade rechtzeitig fing er sich an einem Vorsprung auf und hievte sich auf den festen Boden. Hinter ihm öffnete ein riesiges Monster von Abgrund seinen Schlund und wartete darauf, alles Fallende zu verschlingen. Wenn der Junge keine Hilfe hatte, wäre jede Rettung für ihn zu spät gekommen. Doch Benni bezweifelte dies. Er warf einen Blick nach oben und sah den Strudel, aus dem er gekommen war und den Grund des Teiches, der ihn nun gefangen hielt. Die Umgebung bestand aus kalten Felsen, die alles und jeden aufspießen könnten, sich über den gesamten Horizont erstreckten und einen Schatten in dem nicht vorhandenen Licht warfen. Es gab wirklich kein Licht, doch trotzdem war der einzige Schmuck dieses Ortes, die Felsen, ganz genau zu erkennen. Flink kletterte Benni einen dieser Felsen empor, darauf bedacht, sich nicht an seiner scharfen Oberfläche zu schneiden, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Wie vermutet, war die Umgebung ein einziges Mosaik aus Felsen, doch in einer Entfernung von zehn Meilen war ein Dorf oder eher eine kleine Stadt zu erkennen, bei der die Felsen wichen und sie nur noch von oben überragten, wie als wollten sie die Stadt und ihre Insassen mit ihren Spitzen gefangen halten. Benni musterte die Stadt etwas genauer. Die Mauer die sie umgab um ungebetene Gäste fern zu halten, oder sie in sich einzusperren, war alt und bröckelig, als sei sie einer verhängnisvollen Schlacht zum Opfer gefallen und seitdem keiner Beachtung mehr gestattet worden. Trotzdem war sie noch etwa vierzig Fuß hoch und trotzte ihrem Schicksal zusammenzufallen. An einer Stelle brach die Mauer ab und wurde durch ein etwa sechzig Fuß hohes hölzernes Tor ersetzt. Es wirkte träge und schien sich nicht durch normale, menschliche Kraft öffnen zu lassen. Vor dem Tor postierten zwei seltsame Wesen Wache, die es auf der Oberfläche nie hätte geben können. Ihre Beine und Füße waren die eines Raben, sowie ihre knochigen Flügel die Form eines toten Schmetterlingsflügels hatten. Anstelle von Händen waren an den Enden der Flügel Hundepfoten, die einen Speer in Richtung Tormitte hielten, welcher schon viele Schlachten schien bestritten zu haben. Die Stadt an sich hatte Häuser, die von ihrer Beschaffung der Mauer ähnelten. Schlichte Strohdächer anstelle von Ziegelsteinen und der Rauch entwich offenen Fenstern in die düstere Freiheit. Trotzdem wirkte die heruntergekommene, mittelalterliche Stadt auf unbeschreibliche Weise recht modern. Von der Stadt weg führte ein Weg aus anderer Steinart, als der Rest der Bodenbeschaffung. Auf diesem Weg waren drei kleine Wesen zu erkennen. In der Mitte sah Benni den blonden Schopf des Jungen. Die äußeren Wesen waren kaum größer als der Kleine und bestanden aus nichts Weiterem als Knochen und Hautfetzen, die nur von einer zerrissenen Tunika verborgen wurden. Benni konzentrierte sich auf die Stimme des Jungen. Immer wieder schrie er: „Was wollt ihr?!?“ „Wohin bringt ihr mich?!?“ „Wenn ihr mich nicht gleich loslasst, gibt’s eins auf den Deckel!“ Doch die Zombies entgegneten nichts, blieben immer noch in ihrem stummen Roboterdasein. Mit einem Satz sprang Benni von der Spitze des Felsens und machte sich auf, dem Jungen und seinen unerwünschten Begleitern unauffällig zu folgen. Innerhalb weniger Minuten hatte er sie bereits eingeholt. Trotzdem hielt er sich im Verborgenen. Er war sich sicher, dass die Zombies einen Anführer hatten, der den zerstörerischen Sog auf der Oberfläche verursacht und sie als seine privaten Boten losgeschickt hatte, um zu verhindern, dass der Junge gemeinsam mit den Überresten des Eises in die Tiefe stürzte. Nur wer hatte die Macht, so etwas zu verursachen? Wer? Benni kannte kein Wesen welches zu so etwas im Stande wäre. Außer die Dämonen vielleicht. Doch diese waren alle gebannt in den Körpern ihrer Auserwählten. Gemeinsam mit dem zeternden Jungen passierten die Zombies das Holztor, welches sich wie von Geisterhand auftat, um sich hinter ihnen wieder zu verschließen. Aus dem inneren der Stadt hörte Benni den Jungen fragen: „Jetzt antwortet doch endlich mal ihr doofen magersüchtigen Truthähne! Was wollt ihr von mir und wo bin ich hier eigentlich?!?“ Dieses Mal antwortete einer der Zombies mit seiner rauen Stimme, gleich einer Kettensäge: „Unser Meister will dich sehen. Oh und willkommen in Moringo, dem beliebtesten Reiseziel der Unterwelt.“ Beide der Zombies brachen in ein Gelächter aus, welches an das Kratzen an einer Tafel erinnerte. Wundervoll, hier will ich auch Urlaub machen, dachte Benni ironisch. Im Endeffekt hätte Carsten ihn tatsächlich noch hierhin geschickt, mit dem Vorwand, er würde mit seiner Vorliebe für schwarz doch perfekt hineinpassen. Benni wandte sich gedanklich wieder dem Tor mit den Wachen zu. Dass er sich in der Unterwelt befand, hatte er bereits erahnen können. Es wäre leichtsinnig, einfach an den Wachen vorbei zu spazieren, aber auch, wenn er sie angreifen würde. Sie schienen nicht direkt etwas mit dem Geschehen zu tun zu haben, also würde Benni Unschuldige töten und das wäre gegen jeden gesunden Verstand, den Wesen haben könnten. Es wäre unehrenhaft und peinlich. Also entschied Benni, die Wesen zu umgehen und über die Mauer in die Stadt zu gelangen. Dies war nicht weiter schwierig. Wie eine Katze auf Beutejagd schlich Benni in einigen Metern Entfernung an den Wachen vorbei und sprang mit einem einzigen Satz über die Mauer, die ihn eigentlich hätte aufhalten sollen. Den Jungen auf der anderen Seite wieder aufzuspüren war ebenso simpel. Man hätte ihn auch ohne besondere Sinne von der anderen Seite der Stadt zetern hören. Weiterhin hob sich sein frischer, kindlicher Geruch von der Masse der Untoten ab, so dass Benni nur seiner Nase hätte folgen müssen. Ohne weiteres mischte sich Benni unter das Volk, welches sich auf den Straßen herumtummelte. Vampir- und Zombiemädchen verschwanden in Häusern, die als Läden zu verstehen waren, oder kamen mit ausgefransten Tüten wieder heraus, nur um das nächste Geschäft aufzusuchen. Aus einem Restaurant war viel Tumult zu hören, da sich die Werwölfe um das All you can eat Buffet prügelten und um einen alten, makaber verzierten Brunnen in der Mitte eines runden Platzes standen untote Pärchen, um sich gegenseitig Süßigkeiten zu schenken und lachend eine Münze in den Brunnen zu werfen, die von irgendetwas verschlungen wurde, was dort im Wasser herumschwamm. Der gepflasterte Weg unter ihm hatte Risse und Schlaglöcher, in denen man sich ohne weiteres den Knöchel verstauchen könnte, wenn man seine Aufmerksamkeit woanders hin schweifen ließ. Die Unterweltler schienen ihm keinerlei Beachtung zu schenken, nur einige jünger wirkende Mädchen grinsten ihn beim Vorbeikommen an. Doch Benni konzentrierte sich einzig und allein darauf, die Fährte des Jungen zu verfolgen. Sie endete bei einem der verwegenen Häuser, welches jedoch weniger alt und modrig wie seine Nachbarn wirkte. Das Dach hatte, wenn auch heruntergekommene, Ziegel und die Fassade war mit einem knorrigen Fachwerk übersehen. Benni schlich unbeobachtete in den Hinterhof des einstöckigen Hauses, um von dort über das Fachwerk auf das Dach zu klettern. Auf einer der Seiten befand sich ein Bullauge, durch welches Benni ungehindert in das einzige Zimmer des Hauses sehen konnte. Die Einrichtung war genauso bedürftig wie die einer Gefängniszelle. Nichts Weiteres als ein verbeulter Holztisch und ein dazu passender Schemel schien noch in Takt zu sein. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein ehemaliges Strohbett, dessen Auspolsterung nun in alle Winde verstreut lag, nur nicht mehr dort, wo das Bett sein sollte. Eine Toilette oder sonstige lebensbedürftige Utensilien, wie Nahrung schien es nicht zu geben. Die Tapeten, an deren Wände abgebrannte Kerzen hingen, waren zum größten Teil heruntergerissen. Dafür, dass so wenig in dem Zimmer vorhanden war, war ein ziemlich großer Saustall zu sehen. Auf der Türschwelle standen die Knochenmänner und zwischen ihnen schimpfte und fluchte immer noch der Junge. Ihnen gegenüber stand ein junger Mann mit blau gefärbten Haaren und einer Brille, die an einer Seite bereits einen Schlag hatte. Die braunen Augen und die längliche Narbe an seiner linken Schläfe erkannte Benni sofort. Es war Lukas, Lauras nicht gerade bei ihr beliebter Cousin. Ein ziemlich gehässiges Miststück. Die Zombies schoben den Jungen vor sich her, bis sie etwa in der Mitte des Raumes standen. Dank seiner Vampirsinne war es Benni möglich, unerkannt das Gespräch zu verfolgen. „Ach wie schön, ein Gast!“, hieß Lukas den Jungen mit seiner abstoßenden Schleimerstimme willkommen. Er warf einen prüfenden Blick auf seine Gefolgschaft. „Seid ihr euch sicher, dass der Winzling der Dämonenbeherrscher ist? Mein Cousinchen ist immerhin fünf Jahre älter. Durch den Anschlag müssten sie doch alle etwa gleich alt sein, oder?“ „Unausgeschlossen, mein Meister. Der Unzerstörbare selbst hat ihn her befördert.“, antwortete der linke Zombie mit seiner Kettensägenstimme. „Was wollt ihr komisch guckenden Aasgeier von mir und Willie?“, platzte der Junge dazwischen. Lukas konnte sich wohl nicht mehr beherrschen und lachte lauthals los. Die Zombies stimmten mit in sein Gelächter ein und zusammen ergaben sie ein schrilles Trio des Grauens, das mit seinen sich reibenden Sekunden einem einen Schauer über den Rücken jagen konnte. Dass der Junge sie eben auf spezielle Weise beleidigt hatte, schien ihnen entgangen zu sein. „Was? Willie?!? Du hast deinem Dämon einen Namen gegeben?!?“, fragte Lukas und prustete wieder los. Von dem Geschehenen unbeeindruckt verdrehte Benni die Augen. Das ist ein Kind, was erwartest du? Wobei Laura als sie jünger war dem Schwarzen Löwen keinen Kosenamen gegeben hatte. Aber das war wohl auch den Umständen bedingt. Störrisch trat der Junge mit dem Fuß auf. „Du bist eine Schweinebacke, du dummer Onkel!“, brüllte er Lukas an. Ein unerklärlicher, eisiger Unterton übertönte die eigentliche Stimme des Jungen mit etwas unbeschreiblich Mächtigem. Es klang so, als würden zwei Stimmen aus einem Mund sprechen. Die eine war die noch kindliche, strahlende Stimme des Jungen, die andere die Macht höchst persönlich. Diese Macht ließ Lukas verstummen. „Wahrhaftig, ein Dämonenbesitzer. Nicht nur das, der Junge ist sogar bereits ein Halbdämon…“ „Dummer Onkel!“, brüllte der Junge wieder aus voller Kehle und die Macht in seiner zweiten Stimme ließ die Wände und den Boden unter ihm erzittern. Aus dem Nichts materialisierte sich eine riesige Schneelawine und begrub Lukas unter ihrer eisigen Decke. Kurz darauf waren die Zombies einzige Eiszapfen und der Junge floh zurück zur Tür. Doch wie sehr er auch rüttelte und schüttelte, das eiserne Tor öffnete seine Pforten nicht nach außen. Benni vermutete, dass es auch besser so war. Denn vor dem Haus versammelte sich bereits eine Horde Unterweltler und diese hätten den Jungen wohl vollkommen überrumpelt. Doch hinter dem Jungen mühte sich Lukas bereits wieder aus seiner Schneefalle heraus und zog seine Pistole. Dem Kind setzten die Gliedmaßen aus. Es stand nun regungslos wie eine Statue da und starrte auf die Waffe. Das einzige, was sich an ihm bewegte, war ein leichtes Zittern seines kleinen Körpers. Mit einem widerlichen Grinsen entsicherte Lukas sein Todeswerkzeug. „So, und jetzt kommst du mal schön brav her. Und stell meine Geduld lieber nicht auf die Probe, sonst könnte es schmerzhaft werden. Der Unzerstörbare will nur dich und deinen Dämon. Ihm ist es völlig gleich, ob du nur mit einem Auge sehen kannst, oder nur mit einem Ohr hören und deine Nase wirst du bei ihm auch nicht mehr benötigen. Also? Na los!“, befahl er mit heiserer Stimme, in der auch eine Prise Wahnsinn mitschwang. Ängstlich ging der Junge einen Schritt auf ihn zu. Doch Benni ahnte, dass er nun keine weiteren Informationen mehr erfahren würde. Also entschloss er, einzugreifen. Einzig mit einem Fausthieb zerschmetterte er das Bullauge und dessen nächste Umgebung und sprang durch die nun entstandene Lücke zwischen Lukas und den Jungen mit einem Schauer aus Glassplittern und zerstörten Ziegelsteinen, die neben ihm krachend zu Boden stürzten und dort in einzelne Teile zersprangen. Wortlos richtete er sich auf, nachdem er seinen Sprung abgefedert hatte und zog seine eigene Pistole, ohne die er das Haus nie verließ, und richtete sie auf Lukas. Erschrocken von dem unerwarteten Auftritt stolperte Lukas einen Schritt zurück und stürzte Rücklings in den Schneeberg. Hinter Benni lachte der Kleine schadenfroh. Mit einem Fluch, garantiert nicht für Kinderohren bestimmt, richtete sich Lukas wieder auf, doch nur um Benni einen hasserfüllten Blick zuzuwerfen. „Benedict Ryū no chi wie komme ich zu der Ehre, dass du mir in meinem bescheidenen Ferienwohnsitz einen Besuch abstattest?“, fragte er und schien jedes Wort regelrecht auszuspucken. Auf diese sarkastische Frage würde Benni nicht antworten. Es war auch keine erforderlich. Lukas schnaubte. „Ich hoffe für dich, dass du die Reparaturkosten bezahlst.“ Innerlich stöhnte Benni genervt auf. Lukas war ziemlich sarkastisch. Und es war einfach nur lästig. „Und wenn nicht?“ Ein weiteres Mal schnaubte Lukas. „Weißt du was, ich hab keine Lust, mit dir zu spielen.“ Hatte ich noch nie, entgegnete Benni in Gedanken. Auch wenn er sonst immer der Gewinner war. Geschwind zielte Lukas mit seiner Pistole auf Bennis Herz. Der Junge hielt sich mit einem Aufschrei bei dem lauten Knall die Ohren zu. In hohem Bogen flog Lukas‘ Waffe davon, an den Innenseiten seiner Finger zeichneten sich blutige Kratzer von dem Streifschuss. „Ist dir eigentlich klar, dass deine ‚Black Death’ bei einem Treffer höllische Schmerzen verursacht?!?“, zischte Lukas zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Benni entgegnete nichts. Natürlich wusste er das. Als Max ihm mit der ‚Black Death’ ins Schienbein geschossen hatte, war das auch nicht gerade angenehm gewesen, auch wenn er eigentlich recht schmerzresistent war. Im Gegensatz dazu waren die Splitter, die sich bei seinem Einbruch vorhin in sein Fleisch geschnitten hatten und nun dort für ein blutiges Gemälde sorgten, wie eine Liebkosung mit einer Feder. Da Lukas nun mehr oder weniger außer Gefecht gesetzt worden war, schob Benni das Kind mit zur Tür und wappnete sich schon mal auf das Kommende mit den Unterweltlern. Er hörte, wie Lukas hinter seinem Rücken seine Pistole zu schnappen versuchte, doch er war ihr nicht einmal einen Schritt nähergekommen, als wieder ein ohrenbetäubender Knall Lauras Cousin mit schmerzverzerrter Mimik zusammensacken ließ. Nur zu gerne hätte Benni ihm das Herz aus der Brust geschossen. Doch er hatte zu seinem Bedauern nicht das Recht dazu, einen Mann mit seiner Position in der Gesellschaft zu richten. Das würde zu einigen Komplikationen mit den hohen Tieren der Regionen führen und auf so etwas konnte er nur zu gut verzichten. Diese Treffen waren mit oder ohne Mord todlangweilig. Da die Tür verschlossen war, trat Benni sie auf. Mit einem eisernen Scheppern flog sie aus den Angeln. Wie erwartet hatten sich unzählige Unterweltler auf dem Platz vor Lukas’ ‚Ferienwohnung’ versammelt. Der Junge gab ein entsetztes Quietschen von sich. Er hatte tatsächlich nicht damit gerechnet, dass es zu einem Hinterhalt kommen würde. Einer der Vampire aus den Reihen der Angreifer trat vor. Seine blutroten Augen flackerten mordlustig, als er sagte: „Überlass uns den Dämonenbesitzer und wir lassen dich in Frieden gehen.“ Benni schüttelte wortlos Kopf. Der Vampir fletschte die spitzen Zähne und ließ dabei seine Todeswerkzeuge aufblitzen. „Schade um einen unserer Gleichgesinnten.“, spottete er und als wäre das das Kommando zum Angriff gewesen, stürzten sich die gesamten Unterweltler auf ihn und den Jungen. Der war, wie zuvor schon, wieder in seiner Starre und wusste sich nicht recht zu verteidigen. Benni schüttelte seufzend den Kopf. Mit zwei Fausthieben schlug er die Angreifer, die es auf den Jungen abgesehen hatten nieder und beendete das Leben eines weiteren, indem er ihm mit einem Tritt das Genick brach. Man könnte meinen, dass Benni wehrlos wäre, wenn er einem Wesen gegenüberstände, welches Menschen zu seinem Frühstück verspeiste. Doch dem war nicht so. Mit einzelnen, leichten Schlägen machte er seinen Widersachern den Garaus, ohne auch nur irgendeine Waffe, die nicht sein Körper war, zu benutzen oder von seinen Gegnern getroffen zu werden. Es war kein epischer Kampf. Es gab keine dramatischen Angriffe oder Sprünge. Es ging um Effizienz. Kurze, schnelle Bewegungen, die ihren Zweck erfüllten und nicht zur Show dienten. Alles andere verbrauchte unnötig Energie. Und war somit lebensbedrohlich. Innerhalb weniger Minuten war die Schlacht vorbei. Die einzigen Überlebenden waren Benni und der kleine Junge, der seinen Beschützer mit einem Blick gemischt aus Kritik und Bewunderung betrachtete. Benni verstand nicht, was es am kalten Abschlachten einer gesamten Stadt zu bewundern gab. Seufzend sah er sich auf den Platz, der einem Friedhof glich, um. Die ganze Stadt schien es zum Glück nicht gewesen zu sein. Seine Gegner sahen eher wie ausgebildete Krieger aus, die die eigentlichen Bewohner in ihre Häuser geschickt hatten, um den Auftrag, den sie von Lukas bekommen hatten, in die Tat umzusetzen. Der Junge zog an Bennis immer noch von dem Eiswasser nassen Kapuzenpullover, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. „Danke, dass du mich gerettet hast, Onkel.“, sagte der Kleine, der Benni etwa bis zu den Hüften reichte. Benni schüttelte den Kopf. Wie hatte der Zwerg ihn genannt? „Keine Ursache. Ich heiße Benni.“ Der Junge hüpfte von einem Bein auf das andere. Ihm schien das Gespräch zu gefallen. „Ich heiße Johannes. Nett dich kennen zu lernen, Onkel!“ Benni seufzte. Johannes schien sich nicht dafür zu interessieren, dass Benni bei dem Spitznamen nicht gerade Begeisterung zeigte. Aber er ließ es einfach bestehen. Es existierten schon so viele Kosenamen, die ihn nicht gerade ansprachen, dass einer mehr oder weniger auch kein Beinbruch wäre. Johannes hüpfte und sprang herum, bis er wieder vor Benni zum Stehen kam und ihn ein weiteres Mal musterte. „Wenn dieser dumme Onkel böse ist, dann bist du der Liebe!“ Benni genierte sich, das ‚Lob’ des Kleinen anzunehmen. Wie konnte so etwas überhaupt über seine Lippen kommen, wenn Benni vor seinen Augen einen Massenmord begannen hatte? „Ich bin nicht lieb.“, widersprach er. Johannes begann wieder wie ein kleines Reh herumzuhüpfen. „Klar bist du lieb! Du hast mich gerettet!“ „Wie kannst du so etwas sagen, wenn ich doch eben vor deinen Augen hunderten Unterweltlern das Leben gestohlen habe?“ Johannes hüpfte in einem Kreis um Benni herum und kam wieder vor ihm zum Stillstand. „Du hast mich gerettet. Die waren böse. Du bist lieb, Onkel!“ Grummelnd zog Benni Johannes mit sich, um aus der Stadt zu verschwinden, ehe ihre Bewohner wieder auf den Straßen herumwuselten. „Ich bin nicht lieb.“, verharrte er auf seiner Meinung. Johannes kicherte, entgegnete aber nichts weiter. Schließlich fragte er: „Hey Onkel, du warst doch vorhin bei dieser Tante, oder? Diese hübsche Tante mit den roten Haaren.“ Natürlich hatte er Laura gemeint, doch Benni wurde bei dem Thema unwohl in seiner Haut. „Sag mal, Onkel, bist du mit Tantchen verheiratet?“ Diese Frage ließ Benni hochschrecken. „Nein.“, entgegnete er. Dieses Kind war verdammt dreist. „Dann seid ihr verlobt!“, hakte Johannes nach. „Nein!“, entgegnete Benni wieder. „Dann seid ihr zusammen!“ „Nein!!!“ Wenn der Zwerg nicht gleich die Klappe hielt, würde er das mit dem ‚lieb’ doch noch einmal überdenken. Johannes blieb direkt vor ihm stehen. „Du wirst aber rot! Das heißt, du magst sie!“ Benni entgegnete nichts mehr. Er wusste selbst nicht, was er über Laura dachte oder wie er für sie empfand. Auch vorhin in dem Park. Er wusste nicht, was in diesem Augenblick mit ihm los war. Als er einen Blick auf ihre zierliche, zitternde Gestalt geworfen hatte, überkam ihn ein so drängendes Gefühl, dass er sie einfach umarmen musste. Es war traurig, dass sie ihm die Sache mit der Jacke so mir nichts dir nichts geglaubt hatte. Gelogen hatte er nicht, nein, die Jacke war tatsächlich so weich wie das gepflegte Fell eines glücklichen Lamms. Aber es war nun mal nicht der eigentliche Grund gewesen, der ihn dazu geführt hatte. Oh nein. Eine seltsame Kraft in ihm, ein Drang, für den es keine Worte gab, um ihn auch nur annähernd zu beschreiben, dies zwang ihn, ihren zerbrechlichen Körper unter der Jacke zu spüren, die sie umgab als wolle sie verhindern, dass man ihn zerbrach. Er wollte den Duft nach Rosen, der von ihren seidigen Haaren ausging riechen, wollte, dass ihre Rehaugen nur das Schöne der Welt sahen, anstelle des Leides, welches sie tagtäglich mit sich herumschleppen musste. Benni schüttelte den Kopf, um seine absurden Gedanken zu verscheuchen. Was verdammt noch mal war mit ihm los?! Johannes schien ihn die ganze Zeit beobachtet zu haben. „Du magst sie.“, kicherte er. Benni entgegnete nichts mehr. Kurz vor dem geschlossenen Holztor, das sich vor ihnen wie ein Riese aufbaute, kam ihnen eine Gestalt entgegen, deren Silhouette von einer ungewöhnlich mächtigen Aura umgeben wurde. Johannes schrie voller Schreck auf und klammerte sich ein weiteres Mal an Bennis Pullover. Der junge Mann begann zu lachen. Er hatte eine klare Stimme mit einem mächtigen Unterton, der auf entfernte Weise Johannes zweiter Stimme ähnelte, die auch bei den normalen Gesprächen wie ein Flüstern, ein ganz leises Echo, zu hören war. „Na sieh einer an, und ich habe mich schon gefragt, welcher Mensch mich mit seinem verführerischen Blut ärgern will. Das nennt man übrigens Mobbing, Benni.“, meinte die Stimme, von ihrem Echo der Macht verfolgt und der Vampir entblößte bei einem Lächeln seine spitzen, glänzenden Eckzähne. Benni hätte den Vampir auch ohne seine Stimme oder sein Äußeres erkennen können. Ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase. „Was machst du hier, Konrad?“, fragte Benni unüberrascht. Er hatte Konrad schon auf weite Entfernung gewittert, hatte sich aber eher mit der kleinen Nervensäge auseinandersetzen müssen, die den Vampir nun mit denselben kritischen Augen musterte, wie sie zuvor Benni betrachtet hatte. Konrad lachte wieder. „Urlaub.“, antwortete er, was in etwa dieselbe Bedeutung hatte wie: ‚Ich bin mal wieder im Auftrag des Senats unterwegs und hab eigentlich überhaupt keinen Bock. Aber da es nun mal mein Job ist, bin ich jetzt hier.‘ Konrad musterte das Schaubild, welches Bennis blutende Hand zu bieten hatte. „Und du willst Stress abbauen, oder wie?“ Benni schüttelte den Kopf. „Lukas war hinter ihm her.“ Konrads Blick fiel auf den zitternden Knaben, der immer noch an Bennis nasskaltem Pullover gekrallt, störrisch seinen Blick erwiderte, als sei er zu jeder Zeit auf einen Kampf gefasst. Konrad seufzte. „Dann macht Lukas also immer noch Jagd auf die Dämonen und ihre Besitzer…“, stellte er fest und warf einen Blick in die Richtung, aus der Benni und der Junge hergekommen waren. Für den Bruchteil eines Herzschlags loderten seine roten Augen blutig auf. „Das ist typisch für dieses Arschloch. Er sucht sich immer die Schwachen aus. Er war ja auch hinter seiner Cousine her, als diese noch jünger war.“ Johannes war inzwischen auf leisen Sohlen zu dem Vampir rüber geschlichen und zupfte nun an dessen Baumwollhemd. „Du, großer Onkel, bist du auch ein Dämonenbesitzer?“, fragte er in einer kleinlauten kindlichen Stimme, die sich voll und ganz mit ihrem Echo widersprach und doch mit ihm harmonierte. Konrad lachte. „Ja, in meinem Körper macht es sich die Petrole Fledermaus bequem, die Herrscherin des Blutes. Blut-Energie und Vampir, das passt doch, oder?“ Wie zur Bestätigung wurde der echoende Ton in seiner Stimme automatisch stärker. Er klang etwas weiblicher, als der Unterton des Dämons von Johannes. Die großen Augen des kleinen Jungen begannen freudig zu glitzern. „Wie schön! Ich hab Willie, den Lila Killerwal!“ Im Gegensatz zu Lukas, war Konrad in der Lage, bei der Erwähnung des Spitznamens nicht gleich laut loszulachen. „Willie heißt er also. Nun, freut mich, dich kennen zu lernen, Lila Killerwal.“ Aus Johannes Mund kam ein erfreutes Quietschen, so mächtig wirkend, dass Konrads Lächeln auf unerklärliche Art noch breiter wurde, als es zuvor schon war. Es war offensichtlich, dass sich hier der Lila Killerwal persönlich zum Quietscher gemeldet hatte. Neugierigen Blickes sah Johannes an Benni hoch. „Bist du eigentlich auch ein Dämonenbesitzer, Onkel?“ Konrad verlor vor Lachen beinahe die Beherrschung. „Nein Kleiner, Onkel ist kein Dämonenbesitzer.“ Kopfschüttelnd meinte Benni: „Wir sollten langsam zurück.“ Johannes begann wieder herumzuhüpfen. „Ja! Jetzt geht’s heim! Jetzt geht’s heim! Zur sonnigen Oberfläche, nach Hause!“ Benni verdrehte die Augen, während Konrad von all dem eher amüsiert wirkte. „Falls ihr nichts dagegen habt, begleite ich euch bis zum Ausgang. Hier scheint es ja nichts mehr zu geben, was ich dem Senat sonst noch berichten könnte.“ Benni zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Wie bist du eigentlich an den Wachen vorbeigekommen? Ohne Ausweis lassen die hier keinen rein.“, fragte Konrad irritiert. Benni ging eine halbe Meile die Mauer entlang, bis die Wachen wohl nicht mehr allzu viel mitbekommen würden und blickte dann ihr steiniges Antlitz hinauf. Konrad und Johannes waren ihm gefolgt. Misstrauisch schätzte Konrad die Entfernung zum Tor ab. „Die Wachen sind solche Trantüten.“, kam er zum Entschluss. „Das ist sooo hoch. Wie kommen wir da rüber?“, fragte Johannes und stellte sich auf die Zehnspitzen, als würde ihn das weiterbringen und den Aufstieg erleichtern. Konrad grinste Benni an. Zwischen seinen Rückenblättern schoss ein Fledermausschwingenpaar hervor und kaum entfalteten sie ihre gesamte Größe, stieß sich Konrad gen Untergrund der Oberwelt. Mit einem Jauchzen vollbrachte er einige Loopings und weitere Manöver in den Lüften und landete schließlich auf der anderen Seite der Mauer. Johannes hüpfte. „Ich will auch fliegen können!“ „Du hättest ihn ruhig mitnehmen können.“, sagte Benni gegen die Wand. Von der anderen Seite war ein belustigtes Kichern zu hören. „Nix da, keine Passagiere. Um den Kleinen musst du dich schon selbst kümmern.“ „Dann gib nicht so an.“, entgegnete er. Ohne ein weiteres Wort nahm er Johannes Huckepack und sprang mit ihm, wie bei seiner Ankunft in der Unterwelt, mit einem einzigen Satz über die Mauer. Als er Johannes auf der anderen Seite wieder auf dem Boden absetzte, rannte dieser im Kreis herum und rief „Noch mal, noch mal!“ bis er taumelnd zum Stillstand kam. Nach einigen Metern Sicherheitsabstand zu den Wachen, um ja nicht gesehen zu werden, gingen sie wieder den Weg entlang, wieder in das von Felsen regierte Gebiet, weg von der alten Stadt mit ihrer bedrückenden Dunkelheit. „Wie bist du überhaupt hierhergekommen?“, fragte Konrad Benni, das Misstrauen in seiner Stimme nicht überhörbar. „In einem Parkteich von Jatusa war ein Portal.“, erklärte Benni und hielt sich dabei so kurz wie eh und jäh. „War ja klar, dass du das ausgerechnet im Winter entdeckst.“ Konrad lachte. „Er wurde dort von einem Strudel erfasst.“, erklärte er. Benni entging nicht, dass einige ihn für ‚verrückt’ oder ‚lebensmüde’ hielten, aber er tat einfach, was er tun musste. Trotzdem, bei minus acht Grad im Freien schwimmen zu gehen würde er nicht freiwillig wagen. So viel Verstand war ihm noch garantiert. Konrad atmete sichtlich erleichtert aus. „Na, ist ja alles gut gelaufen… Für die jetzigen Verhältnisse jedenfalls.“ „Was hat eigentlich der eine Vampir mit ‚Gleichgesinnten’ gemeint?“, fragte Benni nach einem Moment des Schweigens. Ihm war der Grund nicht klar, warum er so bezeichnet wurde. Konrad, der natürlich mit seinen Vampirohren dem gesamten Geschehen gefolgt war, lachte. „Ach so, der: ‚Schade um einen unserer Gleichgesinnten’, oder?“, vergewisserte er sich und imitierte gekonnt die hasserfüllte Stimme des Vampirs, welcher Benni zum Kampf herausgefordert hatte. Ein weiteres Mal musste Konrad lachen. „Er hat dich für einen Vampir gehalten. Schwarzes Auge hin oder her, ich glaube, jeder hat dich für so ein Geschöpf wie ich es bin gehalten.“ Benni schnaubte. Ich wäre ein Vampir. Klar. Was für ein schlechter Witz. Inzwischen hatten sie den Abgrund wieder erreicht. Johannes reckte den Hals nach oben, um das Portal zu begutachten und wanderte dann mit dem Blick hinunter in den bodenlosen Abgrund. „Wie kommen wir jetzt hoch?“, fragte er verunsichert und sah dabei Konrad mit seinen großen Kulleraugen an. Dieser hob wie zur Abwehr die Hände. „Oh nein, ich flieg dich da nicht hin. Ich nehme lieber das Portal nach Spirit.“ „Und wie sonst?“, fragte Johannes neugierig. „Kannst du auch fliegen, Onkel?“ Benni schüttelte den Kopf, warf einen Blick auf den steinernen Boden, der kurz vor seinen Füßen endete und streckte die Hand aus. Langsam begann die Seite des Abgrundes bei ihnen zu beben. Erst nur schwach, dann immer stärker. Johannes suchte schreiend Halt an Konrads Arm, der selbst ins Wanken geriet. Benni stand in der Zeit felsenfest kurz vor der ewigen Finsternis. In seinen Gedanken ließ er einen weiteren Felsen entstehen. Er war wie seine Brüder und doch war er anders. Er bestand aus Erd-Energie. Benni formte den Felsen in seinen Gedanken wie ein Töpfer sich seine Vasen vorstellte, oder ein Künstler sein Werk erschuf ohne es auf Papier zu bringen. So erschuf Benni seinen Felsen, gab ihm einen festen Halt und Stufen, um zu dem Portal empor zu steigen. Und genau so, wie sich Benni den Felsen vorgestellt hatte, wuchs er auch. Er gedieh auf der öden Landschaft und stieg mit einer rasanten Geschwindigkeit in die Höhe. Nachdem das Beben abgeklungen war, grinste Konrad Benni an. „Energie ist ganz schön praktisch, oder? Mit ein bisschen Vorstellungskraft bekommt man alles hin, was in der Macht seiner Energieart steht und der Kraftaufwand ist minimal, wenn man nicht gerade Unmögliches versucht.“ Benni nickte zustimmend. Beherrscher einer oder in seinem Falle mehrer Energien waren in der Lage, Atome und Moleküle entsprechend seiner Kraft entstehen zu lassen und so seine Energie, wie diese Kraft genannt wurde, aus dem Nichts zu materialisieren. So konnte man auch ohne Schwierigkeiten mithilfe der Erd-Energie einen Felsen wachsen lassen. Johannes guckte neugierigen Blickes nach oben zu dem Grund des Parkteiches. „Und da müssen wie jetzt hin?“, fragte er wenig begeistert. Benni nickte. „Oder willst du hierbleiben?“ Mit einigen Sätzen sprang Johannes bis zur Mitte der Treppe. Sie hielt sein Fliegengewicht ohne jegliche Probleme aus. „Nö! Ich will endlich heim!“ Nun machte sich auch Benni auf zum Aufstieg. „Wenn du das Portal passiert hast musst du sofort nach oben schwimmen. Keine Erkundungsausflüge.“, ermahnte Benni den Kleinen, da er befürchtete, dass der Zwerg erst noch auf Entdeckungstour am Teichboden unterwegs sein würde und ihn dann noch mal aufzugabeln, darauf konnte Benni nur zu gut verzichten. Johannes nickte seufzend. Er hatte es doch tatsächlich wagen wollen. Schließlich zuckte er mit den Achseln. „Na, was soll’s. Tschüss großer Onkel!“, rief er Konrad zu und hüpfte durch das schwarze Loch. Konrad lachte. „Der Kleine hat’s echt faustdick hinter den Ohren.“ „Mag sein. Grüß Rina von mir.“, sagte Benni in seinem normalen Tonfall der Parteilosigkeit. „Mach ich. Ach so, Benni, kannst du das Portal verschließen, wenn du durch bist? Auch wenn in jeder Region eins ist, sind nur die in Spirit und Yami offiziell und da wäre es nicht so toll, wenn es Vermisste in ’nem Parkteich gibt, die durch das Portal gefallen sind…“ Benni nickte und ließ sich von dem schwächlichen Sog des Portals zurück in die Oberwelt geleiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)