Demon Girls & Boys von RukaHimenoshi ================================================================================ Kapitel 98: Entkommen --------------------- Entkommen       Es war ein langwieriges Verfahren. Er brauchte Geduld, obwohl die Zeit drängte. Konzentration aber keinen Zwang. Er musste im Einklang mit seinem Körper sein, und ihn doch als ein separates Gefäß betrachten. Die Prozedur zog sich unter Garantie über einige Stunden. Doch irgendwann meinte Benni zu spüren, wie er in der Lage war sich bewegen zu können. Vorsichtig richtete er sich auf, stand von dem Kanapee auf, auf welchem der Dämon nach wie vor lag und schlief. Auf welchem er selbst nach wie vor lag und schlief. Benni schaute sich in dem herrschaftlich hergemachten Zimmer um, welches lediglich von einer einzigen flackernden Kerze erhellt wurde. Auf dem prunkvollen Beistelltisch lag seine Pistole. Würde er sie in diesem transzendenten Zustand überhaupt anfassen können? Vorsichtig streckte er die Hand danach aus. Doch das erwartete Gefühl von kaltem Metall blieb aus, als seine Fingerspitzen eigentlich auf Widerstand treffen sollten. Offensichtlich nicht. Na wunderbar. Würde er dann überhaupt etwas ausrichten können? Energie vielleicht… Einen Moment lang betrachtete Benni den Körper, welcher eigentlich sein eigener war und ihm doch fremd vorkam. Es wäre eine Option. Er hätte die Möglichkeit. Ein Gedanke und alles könnte vorbei sein. Es wäre so einfach. Mars hatte bereits genug angerichtet. Er selbst hatte bereits genug angerichtet. Irgendwie musste er dem ein Ende setzen. ‚Du hast ernsthaft vor, dich umzubringen und dafür zu sorgen, dass all ihre Mühen umsonst waren?!‘, schrie eine Stimme aus seiner Erinnerung ihn an. Könnte er damit wirklich etwas an der Situation ändern? Bilder von heute Vormittag zuckten durch seinen Kopf. Laura, dieser elende Sturkopf, wie sie sich einem Dämon entgegenstellte ohne realistische Aussicht auf Erfolg. Carsten, ein gutmütiger Trottel, und doch war er mit seinen Kräften am Ende, nicht in der Lage zu reagieren. Sich zu wehren. Ebenso der Rest, ein verrückter Haufen. So verrückt, dass sie selbst Benni letzten Endes einfach so akzeptiert hatten wie er war. In ihm einen Freund sahen. Wäre wirklich alles vorbei, nur, wenn er sich umbringen würde? Könnte das alleine tatsächlich Mars aufhalten? Oder würde er dem Rest dadurch nur unnötig weitere Steine in den Weg legen? ‚Du empathieloser Sturkopf!‘ Benni wandte sich ab, verließ das Zimmer so lautlos wie ein Schatten. Lediglich eine leicht durchscheinende Gestalt mit einem schwachen schwarz-purpurnen Schimmer um den Körper, die durch die verschlossene Tür nach außen trat. Mars wachte nicht auf. Als er die Gemächer des Purpurnen Phönix verlassen hatte, konnte er das Schaudern nicht ganz unterdrücken. Er hatte mit Rationalität und Logik schon immer viel mehr anfangen können als mit Emotionen und Gefühlen. Gerade Spiritualität und alles, was in die Richtung ging, war für ihn seit jeher am wenigsten greifbar. Entsprechend unwirklich kam ihm diese Situation nun vor. Wie kam es, dass er nichts berühren konnte und doch mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand? Konnte man ihn überhaupt hören? War er für andere unsichtbar oder konnten sie ihn sehen, so wie er selbst sich sah? Benni schüttelte den Kopf, versuchte sich nicht weiter mit diesen Fragen zu befassen. Sie lenkten ihn nur vom Wesentlichen ab. Der Tatsache, dass diese eigenartige Situation ihm die Gelegenheit bot die Geschehnisse zu beeinflussen. Irgendwie zumindest. Aber wie? Das Handy, welches er sich damals besorgt hatte, damit Carsten während seiner Zeit im FESJ die Möglichkeit hatte ihn anzurufen, lag nach wie vor in seinem Zimmer hier in der Unterwelt. Über Jack hätte er sogar die Nummer von jemandem, um Kontakt zum Rest herstellen zu können. Doch all dies half herzlichst wenig, wenn er noch nicht einmal dazu in der Lage war die Tasten zu drücken. Wieder kam ihm der Gedanke auf mit Energie zu improvisieren. Doch Benni verwarf diesen sofort wieder. Das Risiko war zu hoch, dass Mars es bemerken könnte. Selbst bei so einer geringen Menge. Er musste so lange wie möglich unentdeckt bleiben, damit sich der Dämon weiterer potenzieller Gefahren nicht bewusst war. Sollte er also einfach nur tatenlos warten und hoffen? Ein seltsames Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit. Es klang wie eine große Menge durcheinanderredender Leute, so wie in einem Zelt auf dem Jahrmarkt. Benni schob weitere Gedanken beiseite und machte sich ungesehen auf den Weg zur Treppe, die in die nächst-tiefere Etage des Schlosses führte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)