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Demon Girls & Boys

von

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Sternenhimmel Teil 2

Sternenhimmel Teil 2
 


 

Natürlich konnte Carsten nicht anders als bei Lauras ‚Was?!?‘ sofort loszulachen. Sie schaffte es aber auch wirklich immer wieder, sich in so eine Situation zu befördern. Aber er kannte seine beste Freundin gut genug, um zu wissen, dass sie sich solche Scherze viel zu schnell zu Herzen nahm.

Leider…

Sogar Carsten wusste, dass die anderen das nicht böse meinten, noch nicht einmal Anne. Und über ihn wurde vermutlich genauso häufig gescherzt wie über Laura. Es war halt in gewisser Weise ein Ausdruck der Zuneigung, wenn auch ein ziemlich seltsamer.

Sie wollten Laura damit nur necken, wie wenn Carsten von Benni ‚gutmütiger Trottel‘ genannt wurde.

…Wobei Benni das nicht nur zum Spaß sagte, da war sich Carsten ziemlich sicher.

„Ach so, hast du eigentlich noch Hunger?“, fragte Ariane Laura plötzlich. „Du bist vorhin so übereilt weggegangen, dass du deinen ganzen Kuchen stehen gelassen hast. Den ganzen Schoko-Kuchen!“

Laura schlug sich mit der Hand auf die Stirn. „Oh ja, stimmt! Also… Satt bin ich nicht wirklich…“

Carsten lachte in sich hinein. Ja, Laura war vorhin tatsächlich ziemlich übereilt weggegangen. Aber es war gut so. Sie brauchte Benni und dieser brauchte sie. Das war schon immer so gewesen.

Und Carsten war sehr froh, dass ihre Beziehung offensichtlich gut zu laufen schien. Es hatte ja auch lange genug gedauert, bis sich da was entwickelte.

Unbeabsichtigt wanderte Carstens Blick zu Ariane, während er zum Büffet ging, um Lauras Teller mit den angefangenen Kuchenstücken zu holen. Er bezweifelte, dass er genauso viel Glück haben würde wie Laura und Benni…

In Gedanken versunken hatte er gar nicht bemerkt, dass Ariane beim Büffet auf einmal neben ihm stand. „Hey, warum so niedergeschlagen?“, fragte sie plötzlich.

Carsten schreckte hoch. „Was? Ähm… Äh…“ Er hatte keine Ahnung, warum er auf einmal vollkommen unbeholfen herumstotterte.

Ariane zuckte mit den Schultern. „Du musst es nicht sagen, wenn du nicht willst.“ Nach einem kurzen Überlegen sagte sie schließlich: „Na gut, dann heiter ich dich halt etwas auf. Den Witz hab ich letztens von Lissi gehört: Voulez vous coucher avec moi ce soir?“

Mit einem Schlag war Carstens Gesicht tiefrot. Was hatte Ariane da gerade gesagt?!?

„Was heißt das eigentlich?“, fragte diese.

„Ähähähäm… Also… Das heißt…“ Verzweifelt schaute sich Carsten um, viel zu verlegen, um ihr die eigentliche Übersetzung davon zu liefern. „…Das heißt…“ Sein Blick fiel auf den Obstkorb. „Willst du eine Banane mit mir teilen!“

Ariane runzelte die Stirn. „Das ist aber gar nicht lustig…“ Sie zuckte mit den Schultern. „Lissi hat einen seltsamen Humor… Aber möchtest du eine Banane?“

Carsten schüttelte den immer noch geröteten Kopf.

„Na gut.“ Mit diesen Worten schnappte sie sich selbst eine Banane, wandte sie sich ab und ging zurück zu Laura.

Carsten atmete tief durch und versuchte, seinen Herzschlag zu beruhigen.

Warum er? Warum musste ausgerechnet er das abbekommen?!? Warum hatte Ariane nicht Laura diesen ‚Witz‘ erzählt? Oder sonst jemandem?! Warum gerade ihm?!?

„Möchtest du?“

Dieses Mal war es Benni, der Carsten aus seinen verzweifelten Gedanken riss.

Carstens Wangen, die sich immer noch nicht ganz abgekühlt hatten, fühlten sich sofort wieder kochend heiß an, als sein Blick auf die Banane fiel, die Benni ihm entgegen hielt.

„Nein!“

Auch wenn der Ausdruck seines besten Freundes wie immer emotionslos wirkte, konnte Carsten genau erkennen, dass sich Benni über seine Lage amüsierte.

Während er die Banane von ihrer Schale befreite, fragte er Carsten: „Warum hast du es Ariane nicht gesagt?“

„Was?“ Okay, Carsten wusste eigentlich ganz genau, was. Ebenso Benni, der Carstens verlegenen Blick mit seinem neutral wirkenden erwiderte.

Sich geschlagen gebend seufzte Carsten. „Keine Ahnung, ich war so… durcheinander.“

Benni schüttelte den Kopf. „Gutmütiger Trottel.“

„Was ist daran gutmütig?“

„Gar nichts, ich wollte auf das Zweite hinaus.“

„Ha, ha. Nicht lustig.“ Verzweifelt schaute er Benni an und sprach auf Indigonisch weiter, was außer seinem besten Freund und Eagle niemand würde verstehen können. „Ich weiß einfach nicht mehr weiter! Immer, wenn ich sie sehe, kann ich auf einmal keinen klaren Gedanken mehr fassen und verhalte mich wie der letzte Vollidiot!“
„Habe ich gemerkt.“, erwiderte Benni trocken, ebenfalls auf Indigonisch.

„Was soll ich tun?! Hilf mir Benni, bitte!“

Benni seufzte. „Du bist von einem Haufen Mädchen, Konrad und Eagle umgeben und fragst das ausgerechnet mich? Ich habe nicht den leisesten Schimmer von Beziehungen, das weißt du.“

„Und trotzdem hängt Laura an dir wie eine Klette und du kriegst das hin!“, widersprach Carsten defätistisch.

„Was ist mit mir?“ Wie aus dem Nichts stand ausgerechnet Laura bei ihm.

„Ähm… Ich wollte dir gerade den Kuchen bringen!“, versuchte Carsten sich aus seiner dämlichen Situation zu retten.

Zum Glück konnte Laura kein Indigonisch… Sonst würden sowohl sie als auch er sich jetzt in einer ziemlich peinlichen Lage befinden.

„Sah aber nicht danach aus.“, stellte Laura kritisch fest. Geknickt schaute sie die beiden Jungs an. „Hab ich… irgendwas… falsch gemacht?“

„Nein, gar nichts.“, versicherte Benni ihr ruhig.

Erleichtert atmete sie auf, da sie genau wusste, dass Benni sie nie belügen würde. „Ich nehme den Kuchen schon, ihr könnt ruhig weiter reden… Oder irgendwie so…“

Sie nahm Carsten den Kuchen ab, den er schon die ganze Zeit gehalten hatte und ging zu den Mädchen, die alle wieder an dem länglichen Holztisch saßen.

Carstens Blick fiel auf Benni. „Wie schaffst du das?“

Dieses Mal war es Benni, der fragte: „Was?“

Abermals wechselte Carsten auf Indigonisch. „Na da das eben gerade! Wie konntest du ihr so ruhig antworten?!“

Benni zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“

Bedrückt seufzte Carsten, als Benni ihm überraschend freundschaftlich auf die Schulter klopfte. „Ich bin vermutlich einfach ich selbst.“

„Na toll…“

Benni fiel es natürlich nicht schwer, er selbst zu sein. Immerhin war er bei weitem nicht so verschüchtert wie Carsten! Er stotterte nicht wie der letzte Depp herum!!!

Wie konnte Benni in solchen Situationen noch einen kühlen Kopf bewahren?!?

Einfach weil es Benni war. Jemand, der sich sowieso nur mit sich selbst erklären ließ, wie Carsten schon vor langer Zeit bemerkt hatte.

Er folgte seinem besten Freund zu dem Holztisch, an dem auch die anderen saßen. Hoffentlich hatte bis auf Benni niemand etwas von seinem und Arianes ‚Gespräch‘ mitbekommen, denn unfairer Weise hatten inzwischen einige der Dämonenbesitzer durch ihre Dämonenform ein sehr gutes Gehör.

Schließlich seufzte Laura. „Okay, jetzt pack ich echt nichts mehr…“

Ariane kicherte. „Warum hast du dir vorhin auch so viel Kuchen aufgeladen?“

Denn natürlich hatte Laura nicht alles, was sich auf ihrem Teller befand, aufessen können.

„Da waren die Augen wohl größer als der Magen.“, stellte Florian belustigt fest.

„Unsinn, ich hatte wirklich riesen Hunger, immerhin hab ich seit Tagen nichts mehr gegessen!“, verteidigte sich Laura.

„Anscheinend war er doch nicht so riesig.“, stichelte Anne weiter.

Laura schien irgendetwas erwidern zu wollen, wusste aber offensichtlich nicht was.

Da fiel Carsten auf, dass auch Benni seit jenem Schwächeanfall heute Vormittag nichts Richtiges mehr gegessen hatte. …Bis auf die Banane vorhin, die man nicht als richtiges Essen bezeichnen konnte. Kuchen war zwar nicht die gesündeste Ernährung, aber immerhin noch besser, als nur eine einzige Banane.

Also riet er seinem besten Freund: „Warum isst du nicht Lauras letztes Kuchenstück?“

Natürlich hatte Carsten mehr im Hinterkopf als nur Bennis Gesundheit.

Und er stellte zufrieden fest, dass Laura trotz leicht rötlich gefärbter Wangen Benni fragte: „…Möchtest du?“

Wortlos zog Benni Lauras Teller zu sich.

„Ich hol dir eine Gabel.“

Carsten war beeindruckt, dass Laura trotz ihrer Verlegenheit noch ihre Gedanken beisammenhielt und so zuvorkommend und fürsorglich sein konnte.

Vermutlich fühlte sie sich für Bennis Schwächeanfall schuldig… Auch wenn sie von allen am wenigsten dafür konnte.

„Nicht nötig.“, meinte Benni allerdings nur und nahm Laura ihre eigene Gabel aus der Hand.

Als sich Lauras Wangen daraufhin knallrot färbten, konnte sich Carsten das Lachen nur mit größter Mühe zurückhalten.

Inzwischen kannte er seine beste Freundin lange genug, um genau zu wissen, was sie dachte: ‚Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott! Das ist ja so was wie… wie ein indirekter Kuss! …Oder so…‘

Ja, ja das dachte Laura vermutlich gerade.

Die Mädchen, Konrad und Florian tauschten vielsagende Blicke aus, nur Eagle verdrehte verstimmt die Augen.

Auch wenn Carsten häufig nicht wusste, wie er für seinen großen Bruder empfinden sollte, momentan tat er ihm leid. Er wusste ja selbst, wie schrecklich eine einseitige Liebe war… Aber bisher schien Ariane sowieso nicht an einer Beziehung mit irgendjemandem interessiert zu sein.

Carsten konnte sich gut vorstellen, dass es noch schmerzhafter war, wenn diese eine Person jemand anderen hatte.

Aber Laura war glücklich! War das nicht die Hauptsache?

Carsten bezweifelte sowieso, dass sie und Eagle zusammenpassen würden… Eagle passte viel mehr zu… zu jemandem wie Öznur!

Die plötzlich rief: „Leute, wir haben fast was ganz wichtiges vergessen!“

„Aha… und was?“, fragte Anne kritisch.

„Na das Werwolf-Spiel!“, meinte Öznur aufgebracht.

Anne verdrehte die Augen. „Wird das jetzt zu ner Tradition oder was?“

„Es macht halt Spaß.“ Janine kicherte.

„Nur, weil du das letzte Mal Amor sein durftest.“, bemerkte Susanne belustigt.

Florian schaute die anderen verwirrt an. „Was für ein Spiel?“

Während Benni den Rest von Lauras Kuchen -mit Lauras Gabel- aß, erklärte Öznur den drei Jungs die letztes Mal nicht dabei waren das Spiel und Ariane bereitete die Zettel mit den Rollen vor.

„Aber dieses Mal ist jemand anderer der Erzähler.“, meinte sie.

„Was? Nein Nane-Sahne! Du kannst das von uns allen mit Abstand am besten!“, widersprach Lissi entrüstet.

Ariane schnaubte. „Ich will aber auch mal spielen und nicht immer nur erzählen!“
„Bitte, Nane.“ Laura schaute ihre beste Freundin flehentlich an.

Ariane atmete geräuschvoll aus. „Na schön. Aber nur, weil du Geburtstag hast.“

Carsten setzte sich zwischen Benni und Florian auf die Wiese, während die Lampions, der Mond und die Sterne auf den gesamten Kreis herabschienen. Die Nacht war gar nicht mal so kalt und das Gras war auch relativ warm.

Ariane ging mit den Zettelchen herum. Carsten warf ein Blick auf seins, er war ein einfacher Bürger.
Doch ein einziger Seitenblick auf Laura verriet ihm bereits ihre Rolle.

Natürlich versuchte Laura, so neutral wie möglich zu wirken, aber im Gegensatz zu Benni konnte sie das eigentlich gar nicht.

Und ihr Blick sagte ihm: Sie war ein Werwolf. …Schon wieder. Das Schicksal schien es nicht allzu gut mit ihr zu meinen.

Carsten fragte sich, warum Laura nicht gegen das Werwolf-Spiel gewesen war… Immerhin war es nicht gerade Balsam für ihre Nerven.

Ariane setzte sich zwischen Janine und Laura und begann zu erzählen:

„Na gut, also die Leute wohnen in Pfefferkuchenstadt. Eigentlich handelt es sich dabei nur um ein Dorf, aber sie bezeichnen es trotzdem als Stadt. Doch ab dieser Nacht würde das größte Problem der Bürger nicht mehr sein, dass ihr Dorf für eine Stadt eigentlich viel zu klein ist. Wie gewohnt gehen alle Bürger nach Hause und schlafen.“

Der gesamte Kreis schloss die Augen, bis auf Ariane, die meinte: „Amor wacht auf und bestimmt ein Liebespaar.“

Kurz darauf meinte Ariane: „Amor hat seinen Liebespfeil geschossen und schläft wieder ein. Doch in dem Schokosteinbruch in der Nähe der Pfefferkuchenstadt regt sich etwas: Die Werwölfe wachen auf.“

Nach einem kurzen Moment sagte Ariane: „Diese Werwölfe haben sich bei weitem schneller einigen können, als die Werwölfe in dem Fischerdorf.“

Einige im Kreis kicherten, da sie sich noch gut daran erinnern konnten, dass Laura und Anne damals ewig gebraucht hatten, um sich endlich einig zu werden.

„Zufrieden mit ihrer grausamen Tat schlafen die Werwölfe wieder ein und die Hexe wacht auf.“

Wieder entstand eine kurze Pause, bis Ariane meinte: „Die Hexe legt sich ebenfalls wieder schlafen und die Seherin wacht auf… Och neeee, jetzt muss ich ja aufstehen.“

Ariane schien sich auf die Beine zu mühen und mehrere Bahnen im Kreis zu gehen, bis sie sagte: „Die Seherin schläft wissend wieder ein und das gesamte Dorf… Ähm, die gesamte ‚Stadt‘ wacht auf.“

Carsten öffnete seine Augen, wie der gesamte Rest des Kreises.

Ariane hatte sich inzwischen wieder hingesetzt. „Eines sehr frühen Morgens ging Benni zu Florian, um sein Angebot der letzten Tage mit der Herzchen-Hecke anzunehmen.“

Und sofort musste fast die gesamte Gruppe lauthals loslachen.

„Doch Florian öffnete die Tür nicht. Benni wartete kurz draußen um weitere Hecken-Kunstwerke des Gärtners Florian zu begutachten, wie beispielsweise der Unterkörper einer Frau, der ihn ebenfalls sehr ansprach. Als Flo nach mehrmaligem Klopfen immer noch nicht öffnete, benutzte Benni einfach den ihm wohl vertrauten Hintereingang für besondere Gäste. Da Benni Flo innen nicht vorfand und er durch sein spätes ins Bett gehen, seinen Hang-over und das sehr frühe Aufstehen -eigentlich hatte er gar nicht geschlafen- ziemlich müde war, beschloss er einfach in Flos Bett endlich mal zu schlafen.“

„Wow Benni, diese Party-Seite von dir würde ich gerne mal kennenlernen.“, bemerkte Konrad belustigt.

Wie erwartet reagierte Benni auf diesen Kommentar einfach gar nicht.

Grinsend fuhr Ariane fort: „Wenig später wachte er allerdings wieder auf. Carsten, wegen seiner schwarzen Haare auch Schwarzkäppchen genannt, hatte auf dem Weg zu Oma-Öznur, der er frischgebackene Pfefferkuchen bringen wollte, eine Leiche gefunden: Flos Leiche.“

„Autsch. Heißt das, die Werwölfe haben mich umgebracht?“, vergewisserte sich Florian amüsiert und wirkte natürlich alles andere als tot.

Ariane nickte. „Deshalb fanden sich alle Dorfbewohner am Marktplatz ein und die Hexe wurde gerufen, um die Leiche zu obduzieren. Wenig später hörten die Dorfbewohner bereits die fluchende Hexe donnernd den steilen Weg herunterkugeln. Hexe-Eagle war mal wieder über seinen übergroßen großen Zeh gestolpert und von seinen Speckschwarten unterstützt losgerollt.“
„Speckschwarten?!?“ Natürlich war Eagle nicht sehr begeistert von der Rolle, die Ariane ihm gegeben hatte. Die anderen hatten dafür aber umso mehr Spaß.

Ariane grinste Eagle an. „Die Hexe machte das Offensichtliche kund: Florian war TOT! Wer war es?!? Benni, der die ganze Nacht wach war, weiß Gott was getrieben hat und bereits das Bett des Toten übernommen hatte?“

Sofort meldeten sich Konrad und Anne. …Carsten hätte wetten können.

„Vielleicht unser Geburtstagskind Laura?“

Sowohl Lissi als auch Susanne meldeten sich. Eigentlich hätte auch Carsten seine Hand heben sollen, doch er behielt sie unten, genauso wie Benni. Garantiert hatte auch Benni seiner Freundin sofort ansehen können, was sie war. Aber sie beide wussten gut genug, dass es Laura das Herz brechen würde, würde sich auch nur einer von ihnen bei ihr melden.

Sie nahm dieses Spiel einfach viel zu persönlich!

„Die knuffige Ninie? …Oder ihre beste Freundin Susi? …Deren Schwester Lissi?“

Niemand stimmte für eine von ihnen.

„Die Polizistin Anne, die es durch die Kraft der Liebe geschafft hatte den Ozean zu durchqueren, um zu der Reinkarnation ihres Geliebten zu gelangen?“

Trotz Lachanfall schafften es Laura und Öznur ihre Hand zu heben, ebenso Eagle.

„…Was haben wir letztes Mal verpasst?“, fragte Konrad belustigt.

„Amor hatte letztes Mal Anne und Benni als Liebespaar ausgewählt.“, brachte Öznur hervor.

Nun mussten auch die drei übrigen Jungs loslachen.

Anne schnaubte demonstrativ, doch Ariane beachtete sie nicht und fuhr fort: „Die Oma-Öznur auf deren Weg die Leiche von ihrem eigenen Enkel gefunden wurde?“
Für ‚Carstens Oma‘ meldete sich keiner.

„Die Hexe-Eagle, die Flo eh nicht leiden konnte, da der Weg zu seinem Haus ziemlich steil war, wie eigentlich alle Wege in diesem Dorf/ dieser Stadt, weshalb er niemanden leiden konnte?“

Niemand.

„Konrad, der Vampir, der wegen seiner Nachtaffinität vielleicht sogar ein Werwolf ist?“

Konrad überlegte. „Eigentlich cool, dann wäre ich ein Hybrid…“

Als Carsten sah, dass Benni seine Hand hob, schloss er sich seinem besten Freund an. Er wusste nicht, ob Benni einfach aus Prinzip für Konrad stimmte, weil es nun mal Konrad war, oder ob er andere Gründe hatte.

Aber für irgendjemanden musste er ja so oder so stimmen.

„Oder war es Schwarzkäppchen-Carsten, welcher immerhin die Leiche gefunden hatte?“

Für ihn meldete sich keiner.

„Na gut, die Entscheidung ist gefallen. Moment… Ninie, du hast noch für keinen gestimmt.“

„…Ich… kann mich nicht entscheiden…“, meinte Janine leicht verunsichert.

Ariane zuckte mit den Schultern. „Na gut, weil du es bist, Ninie.“
„Hey! Ich durfte mich damals nicht enthalten!“, beschwerte sich Laura empört.

„Und warum zum Teufel soll ausgerechnet ich der Werwolf sein?!?“ Natürlich brachte die Entscheidung der Dorfbewohner Anne auf die Palme.

„Weil die anderen denken, dass du der Werwolf bist.“, meinte Ariane belustigt.

„Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?!? Ich kann nicht der Werwolf sein! Sonst wären Benni oder Eagle doch schon längst tot!“

Gutes Argument, stellte Carsten fest. „Aber letztes Mal warst du auch der Werwolf und hast zuerst für mich gestimmt.“, meinte er ruhig.

Anne schnaubte. „Ja, weil Lauras Theater nicht auszuhalten war.“

„Und abgesehen davon ist Florian auch ein Junge… Dein Argument hilft dir also nicht wirklich weiter.“, stellte Susanne amüsiert fest, auch wenn sie selbst für Laura gestimmt hatte.

„Dann soll sich jedenfalls Janine noch entscheiden. Es könnte noch ein Unentschieden geben.“, zischte Anne.

Ariane verdrehte die Augen. „Ninie hat den Knuffigkeits-Bonus, sie darf sich enthalten.“

Anne zuckte mit den Schultern. „Na gut, dann nehme ich halt meine Stimme zurück und stimm stattdessen für Laura.“

Aus den Augenwinkeln bemerkte Carsten, dass Laura auf einmal ganz blass im Gesicht war.

Warum musste sie das auch so ernst nehmen?

Seufzend wandte sich Ariane an Janine. „Ninie, jetzt kannst du dich doch nicht mehr enthalten… Würdest du lieber Laura oder Anne umbringen wollen?“

Natürlich wollte Janine niemanden umbringen. Deshalb meinte sie schließlich ziemlich verschüchtert: „Ich… Keine Ahnung…“

Konrad schüttelte den Kopf. „Ihr seid mir ein Haufen. Na gut, ich stimme nicht für Benni, sondern für Anne und jetzt ist Ruhe.“

Erleichtert atmete Ariane auf. „Daaaaaaankeeeeeee. Das Dorf ist überzeugt. Durch ihre Eifersucht auf Flo hatte sie das stärkste Motiv. Panisch wollte sie sich hinter Benni verstecken, doch der hielt sie nur hasserfüllt fest. Und so ging Anne wieder in der Meer, aus dem sie gekommen war.“

Während die anderen wieder loslachen mussten, schnaubte Anne verstimmt. „Du konntest es nicht lassen, oder?“
Ariane grinste. „Natürlich nicht. Beruhigt gehen alle schlafen. Ach so, und Anne war übrigens kein Werwolf. Die eigentlichen Werwölfe wachen nämlich jetzt auf und entscheiden sich… Und oh Mann, ich liebe diese Werwölfe, sie sind so unkompliziert! Nach einer erneut schnellen Entscheidung verkriechen sie sich wieder in ihrem Schokosteinbruch und die Hexe wacht auf.“

Nach einem Moment fuhr Ariane mit der Seherin fort und sagte schließlich: „Am nächsten Morgen war das ganze Dorf noch ziemlich müde. Sie hatten in der Nacht kaum ein Auge zugetan, denn sie waren durch ein männliches Brüllen, einem darauffolgenden Blubbern und einer abschließenden Explosion wachgehalten worden. Nur eine war bereits auf den Beinen. Die sehr pflichtbewusste Putzfrau Lissi hatte ihren Arbeitstag bereits um fünf Uhr morgens begonnen, um viel Zeit bei ihrem Lieblingskunden zu haben. Als sie das Haus betrat stellte sie erfreut fest, dass die Schlafzimmertür einladend offen stand. Schnell stellte sie das Putzzeug zur Seite und ersetzte den Putzoverall durch ein verführerisches Maid-Kostüm.“

„…Wird das jetzt ein Porno?“, fragte Konrad verwirrt.

Öznur winkte ab. „So was kennen wir schon, das macht Ariane gerne.“

„Uuuuuuuuuuund, Nane-Sahne? Wer ist der Glückliche?“, fragte Lissi voller Erwartung und Begeisterung.

Carsten schwante bereits Übles…

Ariane zwinkerte Lissi zu. „Doch da stürzte Carsten, der seinen wahren Charakter unter dem süßen Mantel des Schwarzkäppchens verbarg, ihr bereits entgegen. Er begrüßte sie zwar mit einem stürmischen Kuss, doch zu Lissis Enttäuschung machte er nicht weiter.“

„Warum denn nicht, Cärstchen?“, schmollte Lissi, doch Carsten war froh, dass Ariane ihm weitere Einzelheiten ersparte. Sonst wäre sein Gesicht noch roter geworden.

Allerdings konnte sich Eagle seinen Kommentar trotzdem nicht verkneifen. „So, so, Carsten der Schürzenjäger. Hätte ich nicht gedacht. Erfolg bei den Frauen hattest du ja noch nie wirklich.“

Nun wurde Carstens Gesicht doch noch roter, allerdings unterbrach Ariane den drohenden Streit, indem sie weiter erzählte. „‘Hast du den Krach in der Nacht nicht gehört? Er muss vom Lebkuchenhaus gekommen sein, wo Hexe Eagle wohnt.‘ Mit diesen Worten stürzte er zum Lebkuchenhaus. Doch… wer lag wie tot davor?! Es war Laura, das Zuckermäuschen der Stadt! Doch bei näherem Hinsehen stellte er durch ihren ruhigen Atem und ihrem aufgeblähten Bauch fest, dass sie lediglich zu viel von den eingestürzten Wänden des Hauses genascht hatte. Da grub sich auch die krächzend motzende Hexe Eagle aus den Trümmern heraus, was bei ihrem Bauchumfang äußerst schwerfiel. ‚Das waren die Werwölfe, sie wollten mich umbringen‘, rief sie aus, bevor sie Carsten entdeckte, der sich gerade an einem Lebkuchenblatt vergriff. Er drohte dem unschuldig erscheinenden Schwarzkäppchen mit dem sofortigen Tode, sollte er noch einmal nur an seinem Haus schnuppern. Dann kugelte die Hexe zum Marktplatz davon, um eine Dorf- oder eher Stadtversammlung einzurufen: Der Werwolf musste hingerichtet werden! War es Benni, der das Zuckermäuschen bei der Jagd nach Süßigkeiten vollauf unterstützte?“

Wieder meldete sich Konrad.

„War es gar das Zuckermäuschen selbst, dass das ganze Haus für sich wollte?!“

Schaudernd stellte Carsten fest, dass Lissi, Susanne, Öznur und sogar Janine für Laura stimmten. Und natürlich wurde Laura beängstigend blass.

„War es die immer noch süße Ninie? …Deren immer noch beste Freundin Susanne?… War es vielleicht die Affäre des Schwarzkäppchens, die es nicht einsah, dass ihre Liebe immerzu von der Hexe schikaniert wurde?“

Bei Lissi, beziehungsweise ‚Carstens Affäre‘ meldete sich Laura.

„War es die Oma des berühmtberüchtigten Schwarzkäppchens? …Oder Hexe-Eagle, die/der von den Werwölfen attackiert wurde und vielleicht selbst ein Werwolf ist und sich selbst angegriffen hat? …War es der eventuelle Hybrid Konrad, der in der Hexe Konkurrenz auf Übernatürliches sah?“

Weder Benni noch Carsten hatten ihre Meinung über den Hybriden geändert.

„Oder war es das Schwarzkäppchen gar selbst, das sich endlich für die Missetaten der Hexe rächen wollte?“

Ausgerechnet ‚die Hexe‘ meldete sich bei Carsten.

Ariane schaute Laura an. „Das Verbrechen, das Essen anderer Leute zu stehlen, konnte nur mit dem Tode bestraft werden.“ Doch zum Glück ersparte Ariane ihrer besten Freundin die Einzelheiten, da sie ebenfalls wusste, dass Lauras Nerven das nicht verkraften würden.

„Und es stellte sich heraus, dass das Zuckermäuschen nicht nur ein Zuckermäuschen, sondern auch ein Schokolade-liebender Werwolf war, dem die Liebe zu Süßigkeiten zum Verhängnis wurde.“

Geknickt senkte Laura den Blick.

„Ernsthaft? Du warst wirklich schon wieder ein Werwolf?“, stellte Öznur fest.

Betrübt nickte Laura.

„Alle schlafen ein, bis auf die Toten, die wachen ewig.“, sagte Ariane geheimnisvoll. „Der nun einsame Wolf wacht auf… Der Werwolf schläft wieder ein und die kleine Hexe erwacht… Und nachdem die Hexe wieder eingeschlafen ist, wacht noch einmal kurz die Seherin auf.“

Während Ariane ihre Bahnen im Kreis ging, überlegte Carsten, ob die wahre Hexe auch ‚Hexe-Eagle‘ war, oder ob Ariane sie damit nur in die Irre führen wollte und Eagle einfach nur die Rolle der fetten, motzenden Hexe angedreht hatte, weil sie ihn damit besonders ärgern konnte.

„Okay, ihr dürft alle wieder aufwachen. Der Bordellbesitzer Benni, der ja jetzt leider keine Herzchen-Hecke hatte, machte sich mal wieder sehr früh morgens auf den Weg zu Choreografin Ninie. Er wollte seinen Gästen heute eine besonders heiße Aufführung seiner Mädels bieten, da sich für den kommenden Abend besonders viele Gäste angekündigt haben. Glücklicherweise traf Janine immer genau seinen Geschmack.“

Und natürlich konnte niemand bis auf Benni anders, als lauthals loslachen zu müssen.

„Doch es ereignete sich anders als geplant,…“ Mit einem Schlag war es wieder still. „…da er mitten auf dem Weg die ermordete Lissi vorfand, die eine Bewerbungsmappe -offensichtlich an ihn adressiert- in der Hand hielt. Das stimmte ihn sehr traurig, denn sie hätte sehr gut in die Aufführung gepasst.“

Lissi schniefte. „Warum muss ich immer so schnell sterben?“

„So schnell?!“ Anne tippte sich mit dem Finger an die Stirn. „Das ist die dritte Runde Mädchen, so viele gab es letztes Mal noch nicht mal.“

Ariane nickte. „Stimmt. Benni beschloss, vorher noch beim Schwarzkäppchen vorbeizugehen und ihn über das Ableben seiner Geliebten zu informieren, denn Benni war der einzige der Dorfbewohner, der sich von Schwarzkäppchens unschuldigem Auftreten nicht täuschen ließ. Doch es lief wieder anders, als geplant, denn auch nach mehrmaligem Klopfen öffnete Carsten nicht die Tür. Also beschloss Benni auch dieses Mal wieder den Hintereingang zu nehmen, der ihm ebenso vertraut war, wie der des Gärtners.“
Lissi kicherte. „Uuuuuuuuuuuuuuuuuh, Bennlèy der Maneater.“

Ariane prustete los. „Was für ein Wort ist das denn?!?“ Nachdem sie sich beruhigt hatte, erzählte sie weiter. „Auch dieses Mal hatte Benni die Nacht mal wieder nicht geschlafen und er fühlte sich erschöpft. Doch im Bett lag bereits Carsten. Leider tot. Auf seinem Nachtkästchen stand eine Flasche ‚Gute-Nacht-Tränkchen‘, aber die toten Fliegen um sie herum verrieten Benni, dass es sich dabei nicht um einen Schlaftrunk handelte. Doch wer hatte ihn Carsten untergejubelt? Und wer hat Lissi umgebracht? Und noch viel wichtiger: Wer ist der andere Werwolf?!? Ist es Benni selbst, der als erster an beiden Tatorten aufgetaucht ist?“

Für Benni meldeten sich Susanne, Öznur, Eagle und Konrad. Carsten hörte, wie Laura scharf die Luft einsog, denn sie alle wussten, dass es eigentlich schon entschieden war.

Ariane fuhr trotzdem fort. „Die süße, durchtriebene Choreografin Ninie? …Ihre allzeit beste Freundin Susanne? …Die Oma, die vielleicht Schwarzkäppchens dunkle Seite Lissi zuschrieb? …Die Hexe Eagle, die weder Carsten noch seine Geliebte noch sonst wen leiden konnte? …Oder Konrad… Der eigentlich als teuflischer Hybrid keinen Grund brauchen würde?“ Für den teuflischen Hybrid meldeten sich immerhin noch Benni und Janine.

„Für die Dorfbewohner war das Auffinden von zwei Leichen an einem Tag zu verdächtig. Sie verbrannten Benni und warfen seine Asche zu Anne auf das Meer hinterher.“

Anne stöhnte auf. „Nicht schon wieder.“

„Benni war übrigens nicht der Werwolf.“, meinte Ariane schulterzuckend. „Da die Dorfbewohner ihren Bordellbesitzer umgebracht hatten, bekamen sie heute Abend also doch keine heiße Aufführung der Mädchen, gingen also allesamt früh ins Bett und das Bordell musste geschlossen werden und die Mädels wurden arbeitslos und mussten in der Kälte hungern.“
Öznur schnaubte. „Natürlich, mach uns ruhig ein schlechtes Gewissen.“

„Schlaf einfach.“

Carsten musste Arianes Aufforderung zum Glück nicht mehr befolgen, immerhin war er ja ‚tot‘. Genauso wie Benni und Laura, die Carsten dadurch amüsiert beobachten konnte. Mit leicht geröteten Wangen lehnte sich Laura gegen Benni, welcher einen Arm um sie legte und noch etwas näher an sich zog, da Laura inzwischen zu frieren schien.

Rechts neben ihm hörte Carsten ein Kichern und als er nach der Ursache schaute, bemerkte er, dass auch Florian die beiden beobachtet hatte. Der Elb warf ihm einen Blick zu, der sagte: ‚Endlich. Das wurde aber auch Zeit.‘ Und Carsten konnte ihm nur Recht geben.

Inzwischen hatte Ariane den Werwolf geweckt und Carsten war gar nicht überrascht, als Konrad die Augen öffnete. Dennoch verspürte er eine gewisse Genugtuung, als der Werwolf Eagle auswählte, den er beim ersten Versuch nicht hatte töten können.

Die Hexe brauchte gar nicht mehr aufzuwachen, immerhin hatte sie ihre beiden Tränke bereits verbraucht, doch Carsten war sich ziemlich sicher, dass es Eagle war. Denn er ging davon aus, dass er von der Hexe umgebracht wurde und da würde eigentlich nur Eagle infrage kommen.

„Die Seherin wacht auf.“ Auf Arianes Anweisung hin öffnete Janine die Augen. Auch bei ihr war Carsten nicht überrascht. Es hatte ihn ziemlich gewundert, dass sich Janine in der ersten Runde nicht zwischen Laura und Anne entscheiden konnte und in der zweiten dann ausgerechnet für Laura gestimmt hatte. Er beobachtete, wie Janine auf Konrad deutete, Ariane ein paar Runden im Kreis drehte und derweil Konrads Zettel schnappte, ihn Janine beim Vorbeigehen zeigte und ihn schließlich wieder unverändert vor Konrad liegen ließ.

Schließlich meinte Ariane: „Und es wird wieder Tag, ihr könnt aufwachen! Oma-Öznur beschloss, das Grab ihres Enkels zu besuchen. Doch auf halbem Weg entdeckte sie Kampfspuren. Sie schaute über den Rand des steilen Weges den Abhang hinab und sah an dessen Fuße die Hexe Eagle liegen, mit tiefen Kratzspuren im Rücken. Da die beiden sich durch ihre Abstieg-Abneigung schon immer verbunden gefühlt haben, beschloss Oma-Öznur ebendiese zu überwinden und zu ihm hinabzusteigen. Es kam, wie es kommen musste. So unsportlich, wie Oma-Öznur war, rutschte sie aus, purzelte hinab, landete neben Eagle und die beiden schlummerten friedlich, bis in alle Ewigkeit.“

„Moment… Dann hat sich Amor für die beiden entschieden?“, bemerkte Janine überrascht.

Ariane nickte zur Bestätigung.

„Und ich habe mich gefragt, warum Benni nicht gestorben ist, als das Dorf entschieden hat, Laura umzubringen.“, meinte Konrad lachend.

Eagle schnaubte. „Und warum ausgerechnet wir?“

„Weil Benni und Laura keinen Amor mehr brauchen.“, meinte Florian belustigt und deutete auf die beiden. Laura lehnte sich immer noch gegen Benni, wurde bei Florians Bemerkung aber sofort knallrot und verbarg ihr Gesicht in Bennis Brust. Doch natürlich war genau diese Reaktion der Auslöser dafür, dass der Rest loslachen musste, dieses Mal sogar auch Eagle.

„Halt mal…“ Eagle warf Florian einen finsteren Blick zu. „…Du warst Amor, oder?“

Der Elb grinste Carstens großen Bruder nur an, doch statt auszurasten, riss sich Eagle zusammen und schüttelte grimmig den Kopf. „War ja klar. Warum zum Teufel meinst du, Öznur und mich verkuppeln zu müssen?“

Florian zuckte kichernd mit den Schultern. „Weil ich glaube, dass sie auf dich steht, du auf sie stehst und ihr beide gut zusammenpasst.“

„Bring einfach nur das Spiel zu Ende, bevor ich einem der Toten hier den Kopf abschlage.“, forderte Eagle Ariane auf.

Diese schnaubte. „Du bist nicht in der Position, mir Befehle zu erteilen oder gar mir zu drohen, Häuptlingssöhnchen. Oder soll ich eher sagen: Miesepetrige Hexe Eagle mit Speckschwarten?“

Offensichtlich genug provoziert schien Eagle aufspringen zu wollen, doch Amor-Florian machte ihm mit seinen Efeuranken, die Eagle auf dem Boden hielten, einen Strich durch die Rechnung.

„Bring einfach das Finale.“, meinte Florian gelassen.

„Okee.“, erwiderte Ariane zufrieden und grinste Eagle noch einmal frech an, bevor sie sich wieder dem Spiel widmete. „Den letzten drei Dorfbewohnern ist klar, trotz aller Bemühungen weilt der Werwolf noch unter ihnen. Doch wer von ihnen ist es? Sie können keinem mehr trauen. Ist es etwa die süße Choreografin Ninie?“
Konrad meldete sich für sie.

„Die beste Freundin der Choreografin?“

Für Susanne stimmte keiner.

„Oder ist der Vampir vielleicht tatsächlich der Werwolf und somit ein Hybrid?“
Für Konrad meldete sich Janine, immerhin kannte sie als Seherin seine ‚wahre Identität‘ nun.

Ariane seufzte. „Für wen stimmst du, Susi? Enthalten geht dieses Mal echt nicht mehr.“

Vollkommen ahnungslos und mit der Zeit auch verzweifelt schaute Susanne zwischen Janine und Konrad hin und her. „Ich weiß es nicht…“

Besorgt fiel Carsten die Panik auf, die sich immer mehr in ihr auszubreiten schien.

„Ich weiß es nicht!“ Susanne verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen, in ihren zittrigen Atem mischte sich ein schwaches Schluchzen. Vermutlich fühlte sie sich an ihre Prüfung zur Dämonenform erinnert… Ja klar, Susanne wusste, dass es nur ein Spiel war und nahm es garantiert nicht so ernst, wie Anne, oder so persönlich wie Laura. Aber schon alleine die Erinnerung an jene Prüfung war schrecklich, egal ob der Auslöser dafür nun ein Spiel war oder nicht.

Auch der Rest bemerkte, wie belastend diese Situation für sie sein musste.

„Du kannst doch einfach eine Münze werfen.“, schlug Janine mitfühlend vor.

„Stimmt, so ist die Chance fifty-fifty und du musst dich für nichts und niemanden entscheiden, da sich die beiden selbst aussuchen, was sie nehmen.“, gab Ariane ihr Recht.

Öznur kramte ihren Geldbeutel aus der Tasche ihrer Hotpants und warf Susanne eine Münze zu.

„…Kopf oder Zahl?“, fragte Susanne mit zitternder Stimme.

„Der, dessen Symbol auftaucht, überlebt.“, legte Ariane die Regeln fest.

Konrad wies auf Janine. „Ladies first.“

Janine lächelte ihre beste Freundin an. „Dann nehme ich Kopf.“

Susanne schnickte die Münze nach oben und fing sie wieder auf. Vorsichtig öffnete sie die Hand. „Kopf.“

Konrad lachte auf. „Das Schicksal eines Gentleman.“

Ariane grinste den Vampir an. „Sie bestanken ihn mit Knoblauch, doch es half nichts. Sie bewarfen ihn mit Silber… Doch es half nichts! Auch das Licht und die Kreuze blieben wirkungslos! Da hatte Susanne eine grandiose Idee: Sie köpften ihn! Und damit setzten sie dem Hybriden ein Ende und es war endlich Ruhe.“

Erleichtert atmete Susanne auf, die in dieser letzten Runde als einzige nicht gewusst hatte, wer der Werwolf war. Beruhigend legte Janine ihr eine Hand auf die Schulter.

Carsten warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. „Wow, es ist schon halb zwölf.“, stellte er überrascht fest.

Ariane stöhnte auf. „Und morgen ist auch noch Montag…“

Konrad kicherte. „Dann geht lieber schnell ins Bett, wir wollen doch nicht, dass mein Onkel euch Strafarbeiten aufdrückt, weil ihr verschlafen habt.“

Ariane schlug sich mit der Hand auf die Stirn. „Den haben wir morgen ja auch noch in der ersten und zweiten Stunde!“
 

~*~
 

Laura seufzte. Stimmt, während sie die ganze Zeit ohne Bewusstsein im Krankensaal gelegen hatte, war die Zeit nicht stehen geblieben. Das Leben der anderen hatte trotzdem seinen üblichen Ablauf gehabt. Schule, Hausaufgaben, Essen, Schlafen, Schule, Hausaufgaben,…

Eine grausame Erkenntnis überkam sie. „Oh nein, jetzt muss ich ja doch noch Mathe schreiben!“

Anne lachte auf. „Allerdings. Die Ich-sterbe-sowieso-Ausrede zieht nicht mehr.“

Nun wurde Laura langsam aber sicher panisch. Ja, sie war davon ausgegangen sowieso zu sterben. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass der Schwarze Löwe nie vorgehabt hatte, sie zu verlassen?!? Dass er sich nur einen Scherz erlaubt hatte?!?

…Na gut, von Benni.

Doch jetzt musste sie wieder die ganzen Klausuren schreiben und -noch schlimmer- die Halbjahresprüfungen!

„Ich will sterben.“, jammerte Laura.

Anne schnaubte. „Nicht dein ernst. Vor ein paar Stunden wärst du noch fast gestorben und hast deswegen rumgeflennt und jetzt machst du auf einmal wegen den Klausuren ein Theater und willst doch sterben?!? Entscheide dich endlich!“

Bei Annes scharfem Ton zuckte Laura zusammen.

„Du bist doch ziemlich gut in Mathe, das schaffst du garantiert mit links.“, sprach Janine ihr Mut zu.

„Ja, aber… Gut sein reicht nicht!“, widersprach Laura verzweifelt. „Ich muss gut schreiben! Ich brauche gute Noten!!!“

Konrad seufzte. „Und hier seht ihr die Folgen davon, wenn man als Kind viel zu viel Druck von den Eltern wegen schulischen Leistungen bekommen hat.“

Carsten nickte. „Du machst dir inzwischen schon von selbst zu viel Druck und dann gehen deine Nerven mit dir durch. Wenn du dir keinen Stress machst, geht das alles gleich viel besser, glaub mir.“

„Sagt das Superhirn mit dem fotografischen Gedächtnis.“ Laura schnaubte. „Du musst ja fast nichts tun, um gut zu sein!“

Verletzt senkte Carsten den Blick. „Denkst du, ich bin dafür dankbar? Ja klar, es ist ganz nützlich, sich alles merken zu können, aber…“ Ihm schienen die passenden Worte zu fehlen.

„… Aber es sind keine Leistungen.“ Überrascht schaute Laura Benni an, der Carstens Satz vervollständigt hatte.

Carsten nickte. „Es ist was anderes, wenn man nach harter Arbeit am Ende belohnt wird oder wenn man gewisse Talente von Anfang an in die Wiege gelegt bekommen hat.“

Laura erinnerte sich daran, dass Carsten einst gemeint hatte, Benni wäre nicht stolz auf seine Stärke, weil er als primärer Dämonengesegneter schon immer als stark galt. Und wenn Benni sowieso keine natürliche Begabung fürs Kämpfen hatte, würde Laura einen Besen schlucken. Wie sehr und wie oft hatte Laura Benni um seine Talente beneidet, doch anscheinend hatte er sie nie gewollt…

Und Carsten war offensichtlich auch nicht sehr stolz auf seine angeborene Intelligenz…

Laura biss sich auf die Unterlippe. Nun bereute sie, was sie vorhin so kopflos gesagt hatte.

Es entstand ein bedrücktes Schweigen, was schließlich von Konrad gebrochen wurde. „Ihr wärt nie so stark oder intelligent wie heute, hättet ihr rein gar nichts dafür getan. Ich wohne zwar in Spirit, aber ich habe trotzdem mitbekommen, wie du damals bis zum Umfallen trainiert hast, Benni. Und du, Carsten, hast auch schon immer Zaubersprüche wie ein Verrückter gebüffelt und sie anzuwenden gelernt. Also sagt nicht, dass ihr keine Leistungen erbracht habt. Ja klar, Talent zu haben kann hilfreich sein. Aber ohne Fleiß, Ausdauer und Hingabe ist es wertlos.“

Carsten hob den Blick und warf Konrad ein schwaches Lächeln zu.

„Ach so, kommt ihr eigentlich auch auf die Abendgesellschaft?“, erkundigte sich Florian und wechselte damit vollkommen überraschend das Thema.

„Was für ein Ding?“, fragte Ariane verwirrt.

„Die Abendgesellschaft der Adligen. Das ist eine Zusammenkunft der Familien hoher Häuser, die einmal im Jahr stattfindet. Aber dort werden überwiegend nur Höflichkeiten ausgetauscht und die guten Verhältnisse gestärkt.“, erklärte Anne, die eindeutig Bescheid wusste.

„Und es ist todlangweilig.“, ergänzte Laura das wichtigste. „Warum sollten wir dahin gehen?“

„Na ja, ich halte es für sinnvoll. Das ist eine der wenigen Gelegenheiten, in denen wir an Lukas rankommen können.“, sinnierte Florian. „Vielleicht finden wir so etwas mehr über Mars‘ Pläne heraus.“
„Oder wir erfahren mehr über Jack.“, fiel Janine auf.

„Was willst du über den noch groß herausfinden? Er ist böse. Schluss, Aus, Ende.“, zischte Anne gereizt.

„Aber ganz sicher nicht durch und durch.“, griff Susanne ihrer besten Freundin unter die Arme. „Garantiert steckt auch Gutes in ihm und wir dürfen nicht vergessen, dass wir alle Dämonenbesitzer brauchen werden, um Mars Einhalt zu gebieten.“

„Bevor wir so ein Himmelfahrtskommando starten und versuchen, einen Bösewicht zum Guten zu bekehren, sollten wir uns vielleicht erst mal auf die Suche nach dem neuen Besitzer des Farblosen Drachen machen! Immerhin ist seine ehemalige Besitzerin vor einigen Wochen abgekratzt!“, meinte Anne verärgert.

„Anne!!!“ Nahezu jeder funkelte die Sultanstochter vorwurfsvoll an.

Besorgt betrachtete Laura Benni, doch dieser hatte den Blick abgewandt und da seine Haare sein Gesicht verbargen, war es Laura unmöglich zu erkennen, wie schwer Annes Kommentar ihn getroffen hatte.

Diese schien erkannt zu haben, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. „…Tut mir leid…“

Doch Benni erwiderte nichts darauf.

Eagle schnaubte. „Und mein Taktgefühl liegt also unter dem einer Rosine.“

„Annes auch und jetzt halt die Klappe.“, schnauzte Ariane ihn an.

Verzweifelt kaute Laura auf ihrer Unterlippe herum. Sie war sich ziemlich sicher, dass Anne Benni verletzt hatte. Eufelia war für ihn immerhin wie eine Mutter gewesen, auch wenn sie häufig ziemlich streng gewesen ist.

Laura wusste selbst, wie schrecklich es ist mitansehen zu müssen wie jemand ermordet wird, der einem nahesteht…

Noch nicht einmal Benni würde je darüber hinwegkommen.

Vorsichtig nahm Laura Bennis Hände in ihre. Dieses Mal war sie es, die ihm Trost spenden musste, nicht umgekehrt.

Dummerweise hatte Laura keine Ahnung, wie man so was tat… Sie hatte keine Ahnung, was man in solchen Situationen am besten sagte. Nie fand sie die richtigen Worte, wenn es drauf ankam.

Doch Laura erinnerte sich daran, dass Benni sie eigentlich nie mit Worten getröstet hatte… Es waren immer seine Gesten gewesen, die sie wieder Mut schöpfen ließen.

Laura hoffte, dass ihre Gesten dieselbe Wirkung auf ihn haben würden.

Sie schöpfte Hoffnung, als Benni seinen Blick hob und ihr endlich in die Augen schaute. Zwar wirkte sein Gesicht so ausdruckslos wie sonst auch, doch irgendwie wusste Laura trotzdem, dass er traurig war…

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte die Arme um seinen Nacken, um Benni in eine Umarmung zu ziehen.

Einen Moment später umfasste er sie zögerlich, ehe er kurz darauf seinen Griff etwas verstärkte und seinen Kopf auf ihre Schulter legte, als würde Laura ihm tatsächlich Halt geben können.

Laura wusste nicht, wie lange sie so standen. Genauso wenig, wie sie mitbekam, dass die anderen die beiden mitfühlend betrachteten.

Obwohl sie hoffte, dass eine Umarmung ausreichen würde wusste Laura, dass sie Benni nicht würde auf Dauer helfen können…

Laura spürte, wie jemand um ihre Beine streifte, der ein leises Winseln von sich gab.

„Du hast doch noch Wolf!“, fiel Laura auf.

Benni löste sich etwas aus der Umarmung, um Laura ins Gesicht sehen zu können.

Auf seinen fragenden Blick hin erklärte sie: „Na ja… Er war doch schon immer bei Eufelia-Sensei gewesen. Ähm… Mit ihm… äh… lebt vielleicht auch ein Teil von ihr hier weiter… irgendwie…“

Laura spürte, wie ihre Wangen knallrot wurden. Da wollte sie schon mal was Aufmunterndes, Taktvolles sagen und dann kam das dabei raus. „Das klingt total bescheuert…“

Doch Wolf gab ein zufriedenes Knurren von sich und Benni schüttelte den Kopf. „Nein, du hast Recht. Auch wenn Eufelia-Sensei nicht mehr lebt… heißt das nicht, dass alles, was sie ausgezeichnet hat, ebenso zerstört worden ist. Oder dass ich jetzt alleine bin.“

Carsten kam zu ihnen rüber und packte Bennis Unterarm. „Schön, dass du das endlich mal erkannt hast.“

„Oh, und ich sollte vielleicht endlich mal zurück nach Spirit… Rina kann ganz schön überfürsorglich sein.“, fiel Konrad auf.

Florian schnaubte. „Gerade jetzt, wo Benni endlich kapiert hat, dass er von keinem von uns alleine gelassen wird, hast du vor zu gehen? Was bist du denn für ein ‚großer Bruder‘?!?“

Konrad lachte auf, ging zu Benni, Laura und Carsten rüber und wuschelte seinem ‚kleinen Bruder‘ durchs Haar. „Ich würde ihn nie einfach alleine zurück lassen. Er hat doch noch euch. Und am wichtigsten: Er hat Laura!“

Während alle anderen bei Konrads Kommentar zustimmend lachen mussten, wurde Laura selbstverständlich mal wieder knallrot im Gesicht.

Konrad winkte der Gruppe kurz zu. „Dann sehen wir uns bei der Abendgesellschaft.“

Anne schnaubte. „Wir haben noch nicht mal zugesagt.“

„Jetzt schon.“, meinte Florian amüsiert, „Ob ihr nun wollt, oder nicht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Benni ist ja hier ganz eindeutig in guten Händen, dann kann ich mich auch beruhigt auf den Heimweg machen.“

Er klopfte Benni und Laura kurz auf die Schulter und folgte Konrad zu dem großen Tor der Coeur-Academy, als er noch über die Schulter rief: „Wir sehen uns bei der Abendgesellschaft!“

Anne schnaubte empört. „Was erlauben die sich?!“

„Nach dem, was du eben angestellt hast, kommst du noch ganz schön glimpflich davon.“ Laura hatte Janine noch nie so verärgert erlebt.

„Hey, was für eine Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Anne, ebenso verwirrt wie Laura. „Ich habe doch gemeint, es tut mir leid! Und das war mein voller Ernst. Ich hab halt vergessen, dass es… verletzend sein kann.“

„Aber so etwas vergisst man nicht. Wir nehmen auch Rücksicht auf deine Probleme. Es wäre angebracht, wenn du dasselbe für uns tun könntest.“

Verärgert und etwas aus der Bahn geworfen musterte Anne Janine. Natürlich war die Prinzessin es nicht gewohnt, so öffentlich kritisiert zu werden.

Aber Laura unterstützte Janine vollkommen, denn es war bitter nötig.

Trotzdem war sie froh, als Öznur die angespannte Stimmung brach. „Okay Leute, wir sind alle müde und gereizt. Vielleicht sollten wir ins Bett gehen.“

Eagle nickte. „Gute Idee, ich sollte langsam mal losfliegen.“
„Ach, du kannst gerne auch hier schlafen, Eagle-Beagle.“, bot Lissi ihm zwinkernd an.

Eagle lächelte sie an. „Danke für das Angebot, aber ich glaube, das wäre deinem Schwarzkäppchen nicht Recht und ich möchte nicht, dass es mich bei den Direktoren verpfeift.“

„Wieso sollte ich das tun?“, fragte Carsten leicht verletzt.

„Ganz einfach, weil du nichts weiter als ein kleiner, schleimender Streber-Wurm bist.“ Kurz darauf hatte Eagle bereits seine Dämonenform angenommen und war im Nachthimmel verschwunden.

Laura biss sich auf die Unterlippe, als sie Carstens traurigen und eindeutig verletzten Gesichtsausdruck sah. Er wirkte, wie ein kleiner Hund, den man im Regen auf der Straße ausgesetzt hatte.

„Dafür ist Eagle eine motzende Hexe mit Speckschwarten.“, meinte Ariane schnaubend.

Carsten mühte sich ein schwaches Lächeln ab.

Öznur seufzte. „Was genau ist denn passiert, dass sich Eagle bei dir wie das letzte Arschloch verhält?“

Doch Carsten antwortete nicht, stattdessen wandte er sich an Laura und Benni. „Ich würde schon mal gehen, wenn…“

Mitfühlend betrachtete Laura ihren besten Freund. Er schaffte es noch nicht einmal, ihnen offen mitzuteilen, dass ihn dieser Kommentar so sehr verletzt hatte, dass er nun etwas Zeit für sich brauchte. Zorn brodelte in ihr hoch, doch sie wusste, dass sich darunter eigentlich Schmerz verbarg. Es tat unglaublich weh, Carsten nach wie vor so leiden zu sehen.

„Schlaf gut.“, verabschiedete Benni seinen besten Freund.

Bedrückt schaute Laura ihm hinterher, wie er in Richtung Jungenhaus davon ging. Carsten war eigentlich sehr groß, doch er wirkte nicht so, da er nie ganz aufrecht stand. An seiner Haltung sah man die vielen Jahre an Unterdrückung. Man sah, wie man ihn hatte leiden lassen und er es nie geschafft hatte zu lernen, sich zu behaupten.

Auch die anderen Mädchen hatten ihm besorgt hinterhergeschaut, bis sich Öznur auffordernd an Benni wandte. „Im ernst, was ist zwischen den beiden vorgefallen?!?“

Aber natürlich sagte Benni ihnen nichts.

„Lasst es doch einfach gut sein.“, meinte Susanne zu den Mädchen, bevor sie ihn weiter mit Fragen nerven konnten.

„Warum?!? Ich will jedenfalls wissen, warum sich Eagle wie ein Arsch verhält!“, entrüstete sich Öznur.

„Das wirst du schon noch erfahren, wenn die Zeit gekommen ist und sie bereit sind, es uns zu erzählen.“, erwiderte Susanne ruhig, während sie mit ihrer Magie die Lampions vom Himmel holte und ihr Licht löschte. „Das war bei Benni doch auch so gewesen.“

„Na ja, bei Benni hat Flo uns das eigentlich alles erzählt.“, berichtigte Ariane sie.

„Aber auch erst dann, als der richtige Zeitpunkt gekommen war.“ Susanne hatte die Lampions inzwischen vollständig vom Himmel geholt und schaute Benni fragend an. „Denkst du, die Elfen würden den Rest wegräumen?“

„Wenn du den restlichen Kuchen für sie da lässt, sicher.“, antwortete er.

Susanne atmete auf. „Dann geh ich auch mal ins Bett, gute Nacht.“

Janine und Lissi folgten ihr und kurz darauf gingen auch Öznur und Anne.

Ariane räusperte sich, um ein verlegenes Kichern zu tarnen. „Ich vermute mal, ihr wollt noch einen Moment für euch haben. Dann bis später.“

Laura seufzte und war froh, dass das doch recht kalte Licht der Sterne ihren geröteten Wangen entgegenwirkte. „Gehst du noch mal zu Carsten?“
Benni schüttelte den Kopf.

„Stimmt, vermutlich will er gerade einfach alleine sein…“ Betrübt senkte Laura den Blick. Am liebsten wäre sie Eagle hinterhergeflogen und hätte ihn grün und blau geschlagen. Aber weder das Fliegen noch das grün und blau Schlagen würde sie auf die Reihe bekommen. „Eagle ist so ein Idiot!“
„Wem sagst du das.“

Verlegen schaute Laura zu Benni hoch. Natürlich hatte sie mal wieder keinen Plan, was sie jetzt machen sollte. „Ähm, dann… Bis morgen…?“

Benni zog Laura zu sich und küsste sie sanft, was sofort wieder dieses Bauchkribbeln auslöste und Laura dazu veranlasste, den Kuss zu erwidern.

Wolf schien sich seinen Kommentar, verpackt in einem Bellen, offensichtlich nicht verkneifen zu können.

„Warum konnte dich Eagle nicht wieder mitnehmen?!“ Mit hochrotem Kopf funkelte Laura ihn an, doch Wolf bellte nur nochmal und verschwand im Wald.

Beschämt wandte sich Laura an Benni. „Er ist gemein!“ Auch wenn sie nicht wusste, was Wolf gesagt hatte, war sie sich sicher, dass es etwas ‚Gemeines‘ war. Außerdem hatte er die Atmosphäre ruiniert!

Benni verdrehte amüsiert die Augen, nahm Lauras Hand und ging mit ihr bis zum Brunnen auf dem großen Platz der Coeur-Academy, während nur das Grillenzirpen und Lauras unnatürlich lauter Herzschlag zu hören war.

Am Brunnen angekommen ließ er ihre Hand los und strich ihr stattdessen ein paar Strähnen aus dem Gesicht.

„おやすみ…“, meinte er nur, ehe er ihr noch mal einen kurzen Kuss gab und kurz darauf zum Jungengebäude ging.

Während Laura darauf wartete, dass sich ihr Herzschlag wieder beruhigte, hörte sie in ihrem Kopf auf einmal eine belustigte Stimme. „Was würden die irdischen Mädchen jetzt sagen? Wie süüüüß.“

‚Halt die Klappe, Leo!‘, fuhr Laura den Schwarzen Löwen in Gedanken verlegen an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Regina_Regenbogen
2020-08-16T21:11:56+00:00 16.08.2020 23:11
Laura und Benni sind süß zusammen. <3 Ich hab aber nicht ganz verstanden, woher Laura auf einmal wusste, dass Lucia Benni gehasst hat.
Aber schön, dass Laura jetzt ihre Fähigkeiten endlich einsetzen kann.
Lissis Scherz mit Laura XD Lissi ist einfach zum Schießen.
Oje, mein armer Carsten. Dass Ariane aber auch echt gedacht hat, Lissis Spruch sei ein Witz gewesen. X'D
Und wieder ein Werwolf Spiel mit Arianes Erzählstil XD
Antwort von:  RukaHimenoshi
17.08.2020 16:07
Oh, vielleicht hatte ich das Gespräch mit Leo doch etwas verzerrt in Erinnerung. Ich dachte eigentlich, dass er etwas in diese Richtung erwähnt hat. Oder zumindest angedeutet. /(°o°)\
Hahaha, das war glaube ich so mit mein aller liebster Lissi-Moment, da sie Laura so unvorbereitet und clever erwischt hat. X'D
Und dann wollte Carsten noch nicht einmal mit Benni eine Banane teilen. :( Stimmt schon, wieso denkt Ariane sowas Unschuldiges eigentlich bei ausgerechnet LISSI? XD
Haha ja, aber das war jetzt auch erst einmal das letzte. Mit der Zeit wird es dann doch langweilig. ^^" Aber dafür hat sie Eagle ganz schön vorgeführt. :'D
Antwort von:  Regina_Regenbogen
18.08.2020 20:54
Oh, daran hab ich gar nicht mehr gedacht, an das Gespräch mit Leo. (^.^')\
Ja, er hätte ruhig eine Banane mit seinem besten Freund teilen können. XD
Antwort von:  RukaHimenoshi
18.08.2020 23:02
Gerade nochmal kurz nachgeschaut, er hat bei dem Thema recht nebensächlich gemeint "Frag Benedict." Da wird Laura mit ihrer ohnehin schon beeindruckenden Begabung zum Überdramatisieren also garantiert die richtigen Schlüsse gezogen haben. :'D Aber nachdem man erst einmal erfahren hat, dass Leo einfach nur wegen eines blöden Scherzes diesen Plot ins Leben gerufen hat, kann ich schon verstehen, dass das etwas untergeht. XD


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