Kageyama Is There For You von Evi1990 (Eine Kageyama x Reader Hurt/Comfort Story) ================================================================================ „Hey, alles okay?“ Du hörst, wie Kageyama die Tür hinter sich schließt und in den Clubraum eintritt. Seine Schritte werden durch den Tatami-Boden abgedämpft, aber du kannst dennoch wahrnehmen, wie er immer näher kommt. Aber du drehst dich nicht zu ihm um. Du willst nicht, dass er dich so sieht.   „Was ist passiert?“ Seine Stimme ist nun ganz nah und du weißt, er steht direkt hinter dir. Deine dir ins Gesicht fallenden Haare nerven dich normalerweise, und in solchen Momenten denkst du dir, dass du mal wieder zum Frisör gehen müsstest. Aber in diesem Augenblick kommen sie dir eigentlich ganz gelegen. Es ist wie ein kleiner Schutzwall, der dafür sorgt, dass dein Gesicht nicht alles preisgibt, was in deinem Inneren vorgeht.   Du spürst seine Hand auf deinem Rücken, wie sie sanft auf und ab streicht. Der beruhigende Effekt, der davon ausgehen sollte, stellt sich nicht ein. Du willst ihm sagen, dass er gehen soll, dass du allein sein willst, aber du kannst dich nicht bewegen, weder deine Gliedmaßen noch deine Lippen.   Kageyama seufzt und entfernt sich von dir, geht zurück zum Eingang des Clubraumes. Du denkst, es ist vermutlich besser so, dass er geht, weil er dir sowieso nicht würde helfen können. Das Rascheln von einem Schlüsselbund holt dich aus dem erneuten Gedankenstrudel raus. Das kratzende Geräusch eines Schlüssels, als es ins Schlüsselloch geschoben wird, dann das Klicken des Schlosses, dann erneut Schritte in deine Richtung, begleitet von dem Geräusch des Schlüsselbunds, wie Kageyama ihn wieder in die Tasche seiner Trainingsjacke steckt.   Er steht direkt neben dir, legt seine Hand auf deine, mit der du dich auf dem Tisch vor dir abgestützt hast. Sanft streicht sein Daumen über deine Fingerknöchel. Seine Hand ist warm, seine Haut weich. Als hätte er deine Gedanken lesen können, sagt er: „Glaubst du wirklich, ich lasse dich jetzt einfach so allein?“   Du antwortest nicht. Was gäbe es auch schon zu sagen? Einige Momente vergehen, in denen Kageyama deine Hand weiterhin liebevoll streichelt, bis er mit der anderen Hand dein Kinn nach oben zieht, sodass du ihn ansehen musst. Die Sorge ist ihm klar von den Augen abzulesen, und sofort regen sich Schuldgefühle in dir, weil du das in ihm auslöst.   Du stellst dich gerade vor ihn hin und senkst den Kopf, legst ihn zur Seite, sodass du ihn nicht direkt anschauen musst. „Nicht“, hörst du seine tiefe Stimme, ebenfalls durchzogen von Besorgnis. „Schau mich an, bitte.“   Ganz langsam hebst du deinen Kopf wieder an, und kaum treffen sich eure Blicke, streicht er dir sanft die Haarsträhnen aus der Stirn, legt seine Hand sanft auf deine Wange. „Möchtest du darüber reden?“   Deine Hände beginnen zu zittern, deine Unterlippe bebt, und du hast das Gefühl, die Tränen, die du so angestrengt zurückgehalten hast, erkämpfen sich nun ihren Weg in die Freiheit. Du weißt nicht, was du sagen sollst, du weißt ja nicht mal, was es eigentlich zu sagen gibt. So oft hast du dich in letzter Zeit gefragt: Was ist falsch mit mir? Warum geht es mir nicht gut? Habe ich nicht alles in meinem Leben, was ich brauche, um glücklich zu sein?   „Ich...“ Deine Stimme ist nicht mehr als ein zittriges Flüstern. Mit seinem Daumen zeichnet er den Weg deiner Tränen auf deinem Gesicht nach, doch der Versuch, es zu trocknen, schlägt fehl, weil weitere Tränen sich ihren Weg nach unten bahnen. Für einen kurzen Moment ist es so still im Raum, dass du das Gefühl hast, du könntest sie auf die Tatami tropfen hören.   Du räusperst dich, versuchst, deine Stimme wiederzufinden, weißt aber, dass du vermutlich nur mäßig Erfolg damit haben wirst. „Ich... ich weiß nicht“, erklärst du. Deine Brust fühlt sich eng an und es fällt dir schwer, tief durchzuatmen. Das ist dir in letzter Zeit häufiger passiert. Es fühlt sich an wie ein Kloß im Hals, und egal, wie oft du auch versuchst, dagegen zu schlucken, er verschwand nicht, zumindest nicht sofort.   Ruckartig wirst du nach vorn gezogen. Kageyamas starke Arme legen sich um deinen Körper, eine Hand von ihm zieht deinen Hinterkopf näher heran. Deine Stirn liegt an seiner Schulter, die sich unter seinem regelmäßigen Atem gleichmäßig auf und ab bewegt. Seine andere Hand streichelt dir über den Rücken, ganz sanft, fast so, als wenn er nur die Fingerspitzen nehmen würde. Dennoch ist der Druck, den er ausübt, stark genug, um die Berührung durch den Stoff deines T-Shirts zu spüren.   Kageyama legt seinen Kopf an deinen, du hörst seinen Atem ganz nah, kannst ihn fühlen, als wenn er wie ein Wind durch deine Adern strömt. Es ist ein beruhigendes Gefühl, denn du spürst – er erwartet nichts von dir. Er ist einfach nur da, gibt dir die Zeit und den Raum, deine Gedanken zu ordnen. Kein Flehen, kein Druck, einfach nur du und er in einer engen, innigen Umarmung.   „Manchmal“, beginnst du erneut, und dieses Mal klappt es schon ein bisschen besser, „da ist einfach alles ein bisschen viel. Ich weiß nicht...“ Du spürst erneut Tränen aufsteigen, die sich sogleich in Kageyamas Trainingsjacke verewigen. Er zieht dich noch ein wenig enger und du kannst seine Finger in deinem Nacken spüren. Dieser sanfte Kontakt mit deiner Haut hinterlässt eine Gänsehaut, dort, wo er dich berührt, aber auch auf deinem Rücken, deinen Armen, ja, selbst auf deiner Kopfhaut.   Als er zu sprechen beginnt, ist seine Stimme leise, wie ein Flüstern, damit niemand außer dir seine Worte wahrnehmen kann. „Ich weiß genau, wovon du sprichst. Manchmal kann alles ein bisschen... überwältigend sein. Ich kenne das. Es gibt Tage, da denke ich, dass mich all die Erwartungen, die an mich gestellt werden, erdrücken. Insbesondere meine eigenen Erwartungen. Und es gibt Tage, da will ich nur wegrennen und alles hinter mir lassen. Dafür muss nicht mal etwas passiert sein. Es ist einfach so ein Gefühl, nicht genug zu sein, weißt du?“   Du nickst und bist erstaunt, wie er es schafft, genau die richtigen Worte zu finden. Als hätte er dir direkt in deinen Kopf geschaut und die Gedanken in die richtigen Spuren einsortiert, sodass sie jetzt mehr Sinn ergeben. Kageyama nimmt einen tiefen Atemzug und du spürst, wie sich seine Brust für eine Sekunde stark anhebt, bevor sie wieder auf ihre Ausgangsposition zurückgeht.   „Ich weiß, dass das Leben schwer sein kann. Verdammt, es kann echt ein Arschloch sein. Ich weiß nicht, ob heute etwas Bestimmtes vorgefallen ist, das dich traurig gemacht hat oder beunruhigt, und es ist okay, wenn du nicht darüber sprechen willst. Oder wenn du nicht reden kannst. Manchmal, da fehlen einem einfach die Worte und man kann nicht beschreiben, was in einem vorgeht.“   Kageyama löst sich von dir und legt beide Hände auf deine Wangen, zieht dein Gesicht so nach oben, dass du ihn direkt anschauen musst. Dann spricht er weiter, sein Ton ruhig, seine Mundwinkel ein winziges bisschen angehoben, wenn auch kaum bemerkbar, wenn du nicht direkt vor ihm stehen würdest.   „Und das ist okay. Man muss nicht immer reden können, um etwas zu sagen. Alles, was ich dir sagen will, ist: Es ist okay. Du bist okay, genauso wie du bist. Es gibt absolut gar nichts, was ich an dir ändern würde. Und was immer es ist, das dich bedrückt, ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich da sein werde. Ich weiß, dass das Leben nicht nur gute Seiten hat, dass es manchmal nur einen kleinen Tropfen braucht, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Und wenn das passiert, dann bin ich hier, an deiner Seite, um dich aufzufangen. Um dir ein Seil zuzuwerfen, das dich aus der Dunkelheit zieht. Um dir zu zeigen, dass es im Leben auch Licht geben kann.“   Mittlerweile sind deine Tränen versiegt, und wie hypnotisiert folgst du Kageyamas Worten. Seine Daumen streichen sanft über die Stellen direkt unter deinen Augen, bis hoch zu deiner Nase. Vor und zurück. Auf und ab. Ganz ruhig, ganz gleichmäßig, und es fühlt sich so an, als würde für einen kurzen Augenblick die Zeit still stehen, als gäbe es nur euch beide auf der ganzen Welt.   „Tobio...“, flüsterst du und drückst dich der Berührung seiner Hände weiter entgegen. Sein Lächeln wird stärker und du kannst sehen, wie sich ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen legt. Ob du wohl gerade ganz genauso aussiehst? Dem Glühen deiner Haut nach zu urteilen, das du noch bis in deine Ohren spürst, ist es bei dir nicht nur ein Schimmer, sondern ein knalliges Rot.   Kurzes Auflachen, dann sagt er: „Vergiss diesen Namen niemals. Denn er wird dich ein ganzes Leben lang verfolgen. Ich bleibe bei dir, an den guten, aber auch an den schlechten Tagen. Weil du für mich das Wichtigste auf der Welt bist. Und nichts, was du oder andere sagen, könnte mich jemals vom Gegenteil überzeugen.“   Verträumt sieht er dir in die Augen, und in diesem Augenblick fällt ein Lichtstrahl vom Fenster auf sein Gesicht. Es sieht so weich aus und seine Augen strahlen wie tausende Saphire. Wie automatisch, als hättest du keine andere Wahl, hebt sich deine Hand und berührt sanft die Stellen in seinem Gesicht, die von der Sonne zart gestreift werden. Seine Augenlider senken sich, nur für den Bruchteil einer Sekunde, und als er eine Hand auf deine legt, um sie noch fester an sich zu drücken, öffnet er seine Augen erneut. Sein Lächeln strahlt mit der Sonne um die Wette, aber du weißt, es kann nur einen Gewinner geben. Und du weißt genau, wer das ist – denn ein Tobio Kageyama verliert nie.   Fast unmerklich nähert er sein Gesicht deinem an. Du kannst schon fast seine Nasenspitze an deiner fühlen, seinen warmen Atem auf deinen Lippen. Doch dann hält er in der Bewegung inne und sieht dir so tief in die Augen, als ob er dir direkt in die Seele schauen kann. Sein Lächeln ist verschwunden, sein Mund leicht geöffnet. Seine Augen sind Ausdruck von all den intensiven Gefühlen, die er für dich hegt, und du siehst ihm an, dass er noch etwas sagen möchte.   Für einen ganz kleinen Augenblick beißt er sich in die Unterlippe, scheint mit seinen Worten zu ringen. Doch dann scheint er zu wissen, was er sagen will, und der Ausdruck in seinem Gesicht lässt keinen Zweifel offen, dass er jedes Wort so meint, wie er es sagt.   „Ich liebe dich. So sehr, dass ich manchmal denke, die Worte, um all das zu beschreiben, was ich für dich fühle, wurden noch gar nicht erfunden. Und ich werde es dir sagen, so oft du es hören willst, wann immer du willst. Ich liebe dich, und ich werde mein ganzes Leben, jeden Tag, jede Sekunde versuchen, dir zu zeigen, wie sehr. Ich will, dass du glücklich bist, und ich werde mich anstrengen, dich glücklich zu machen. Und ich werde bei dir sein, auch wenn du es nicht bist. Vergiss bitte nie: Nach dem Regen kommt der Sonnenschein. Du musst nur meine Hand nehmen und ich führe dich dahin, wo die Sonne ist.“   Als er sanft die Lippen auf deine legt, kribbelt dein ganzer Körper und die Schmetterlinge in deinem Bauch heben ab. Es ist irgendwie kurios, wie der sonst so wortkarge, zum Teil unbeholfene Tobio Kageyama bei dir immer die richtigen Worte findet. Er gibt dir stets das Gefühl, dich zu akzeptieren, so wie du bist, mit all deinen Stärken und Schwächen, egal, ob du traurig oder fröhlich oder wütend oder anstrengend bist. Er liebt dich mit all deinen Facetten, und das ist ein berauschendes Gefühl und lässt dein Herz rasen.   Ihr löst euch voneinander, und mit einem Lächeln auf den Lippen geht er zum Eingang des Clubraums. Er schließt die Tür auf und öffnet sie, lässt die Sonne nun auch von dieser Seite den Raum beleuchten. Und wie er da so steht, in dem hellen Schein der strahlenden Sonne, da sieht er aus wie ein Engel, doch statt seine Flügel auszubreiten und wegzufliegen, hält er dir die Hand hin. Du kannst nicht verhindern, dass sich auch auf deinen Mund ein Lächeln legt. In wenigen Schritten bist du bei ihm und nimmst seine Hand, die er sogleich fest drückt. Und als ihr gemeinsam, Hand in Hand, den Clubraum verlasst, da weißt du, dass er dich nun in das Licht führt, von dem er gesprochen hat. Und du lässt es zu, denn nichts macht dich glücklicher, als dem Mann die Hand zu reichen, der dich sieht, so wie du bist, und genau deswegen an deiner Seite bleibt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)