Break to Breathe von _Scatach_ ================================================================================ Kapitel 5: Like a bird in a cage -------------------------------- "...it is so uplifting during this creative burnout to learn that works produced in the past  are able to be revived in an entirely new way for new readers – thank you for giving BtB life in another forum... please express my appreciation to those readers who are giving the fic a chance and investing time to follow the story..." -Aus der Nachricht von Okami Rayne vom 11.03.2021 an die deutschen Leser von 'Break to Breathe'-   oOo   Nicht schon wieder.   Das leise Schlurfen von Schritten lenkte Shikamarus Aufmerksamkeit von dem Spiel ab, in das Neji und er vertieft waren und zu der sich nähernden Gesellschaft einer alten Frau.    „Achtung!“, warnte der Nara und linste über Nejis Schulter, bevor er die Augen wieder auf das Shogi Brett richtete. „Ihre alte Dame hat diesmal sogar eine Karte mitgebracht.“   Der Hyūga versteifte sich. „Das kann nicht dein Ernst sein.“   Shikamarus Lippen kräuselten sich, als er erneut den Blick hob. „Du hast recht, es ist nämlich die alte Dame ihrer alten Dame.“   „Das wird langsam lächerlich.“ Neji verzog das Gesicht, seine blassen Iriden konzentrierten sich stur auf das Brett.   „Du bist dran, Hyūga.“   „Halt die Klappe, Nara.”   Shikamaru gab sich Mühe, nicht zu grinsen. Der Ausdruck auf Nejis Gesicht war unbezahlbar. Seit dem Augenblick, in dem sie das Shogi Spielhaus betreten hatten, hatte die blonde Enkelin der Inhaberin nicht aufgehört, den Hyūga zu belästigen. Der Blick aus ihren rehbraunen Augen blieb starr auf ihn fixiert und soweit es sie betraf, konnte sie gar nicht genug tun, um Neji den Aufenthalt noch angenehmer zu gestalten.    Und offensichtlich galt dasselbe für ihre Großmutter.    Neji bemühte sich, nicht allzu belästigt auszusehen. Seine Miene glättete sich in eine höfliche, aber distanzierte Maske, als die Besitzerin des Hauses neben ihm stehen blieb und die von Shikamaru erwähnte Karte in Händen hielt.    „Bist du sicher, dass ich dir nichts bringen kann, Liebes? Vielleicht einen Tee?“ Sie schob ihm die Getränkemappe mehr oder weniger direkt ins Gesicht.    Neji richtete sich auf, lehnte sich von ihr weg und warf ihr einen Seitenblick zu. „Nein, vielen Dank! Sie waren bereits sehr freundlich.“   Es standen bereits zwei Becher auf dem Tisch, einer davon dampfte noch immer. Shikamaru stützte sein Kinn in einer Handfläche ab, den Ellbogen auf dem Tisch abgestellt und linste zu der lästigen Frau hinüber. Die alte Dame verstand den Wink mit dem Zaunpfahl entweder nicht, oder hatte sich dazu entschlossen, ihn zu ignorieren. Sie beugte sich näher zu Neji und senkte ihre Stimme zu einem Wispern; fast so als würden sie über Drogen und nicht über Tee sprechen.    „Wir haben eine neue Mischung, weißt du. Kam gerade erst rein. Sehr runder Geschmack am Gaumen.“   „Das ist wirklich sehr aufmerksam, aber bei uns ist alles gut, danke.“ Neji zwang sich zu einem schwachen Lächeln und versuchte einen Ausdruck der Dankbarkeit zustande zu bringen, der nicht zu gequält wirkte.    „Oder vielleicht würdest du Sake bevorzugen?“ Die alte Frau tätschelte ihm die Schulter und strich die nicht existenten Falten aus dem Handtuch, das sie ihm gebracht hatte. Shikamaru hatte erst zwanzig Minuten später eines erhalten.    Scheiß drauf.   „Sake klingt nach einer sehr guten Idee.“, schaltete sich der Nara nun ein, bevor Neji ablehnen konnte. Der blassäugige Ninja warf ihm einen vernichtenden Blick zu und er musste grinsen.     Diese Belästigung ist es beinahe wert, nur um diesen Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen.    Die Gastgeberin war begeistert, dass jemand ihr Anliegen – oder eher das ihrer Enkelin – unterstützte und warf Shikamaru einen strahlenden Blick zu. Mühsam widerstand er dem Drang, mit den Augen zu rollen.   „Oh, wunderbar!“ Sofort wandte sie sich wieder Neji zu. „Welchen hättest du denn gerne, Liebes?“   Shikamaru hob interessiert eine Braue und legte den Kopf mit einem fragenden Blick in Nejis Richtung schief. Ein Auge des Hyūgas zuckte, seine blassen Iriden blieben starr auf den Nara fixiert. Zu seinem Glück schirmte ihn der lange Wasserfall seiner dunklen Haare vor dem Blick der Frau ab, als sie die verschiedenen Arten des Gebräus herunter ratterte.    Während sie weiter plapperte, musste sich Shikamaru doch sehr über Nejis ratlosen Gesichtsausdruck wundern. Mit Sicherheit war er mit dem Getränk vertraut, oder? Doch als er jetzt so darüber nachdachte, musste sich Shikamaru eingestehen, dass er noch nie gesehen hatte, wie der Hyūga Alkohol trank.    Irgendwann schloss Neji die Augen und sah dabei zutiefst genervt und desinteressiert aus. Obwohl Shikamaru über die Situation anfangs noch sehr amüsiert war, begann er sich rasch zu langweilen und entschied sich dazu, ihnen beiden eine noch längere Folter zu ersparen.    „Genshu Sake wäre toll.“, sagte er und bestellte damit prompt die stärkste Sorte. Seine Lippen kräuselten sich angesichts des überraschten Blickes, den die Frau ihm zuwarf. „Gekühlt, nicht warm. Danke.“   Entweder hatte Neji es nicht begriffen, oder es kümmerte ihn nicht, dass Shikamaru gerade sehr starken Alkohol bestellt hatte. Seine Augen glitten einfach nur auf, als er bemerkte, dass die alte Dame nicht länger in sein Ohr schnatterte oder seine Schulter tätschelte. Sie verneigte sich höflich und verschwand, um den Sake zu holen.    „Du zahlst.“, verkündete Shikamaru, während seine Finger einen Shogi Spielstein über das Brett schoben.    „Wir dürfen noch gar nicht trinken.“   „Sie sieht das offenbar anders. Und du zahlst immer noch.“   „Ich trinke nicht.“ Neji zog das rote Handtuch von seiner Schulter und drückte die Enden seiner dunklen Mähne in dem feuchten Stoff aus, bevor er es neben sich auf die Bank legte.    „Achja? Zu schade, denn in Situationen wie diesen trinke ich auf jeden Fall!“ Shikamarus dunkle Augen studierten träge das Spielbrett, bevor sie nach oben wanderten und auf Nejis unbeeindruckten Blick trafen.    „Noch eine von deinen schlechten Angewohnheiten, Nara? Vielleicht möchtest du auch noch eine Zigarette dazu.“   Shikamaru spannte sich ein wenig an, bevor er sich mit einem lustlosen Achselzucken zurück in das Polster der Bank lümmelte. „Also pass auf, solltest du nicht vorhaben, dich auf ein Knie niederzulassen und ihrer Enkelin einen Heiratsantrag zu machen, sehe ich keine andere Möglichkeit, das hier mit halbwegs funktionierendem Verstand zu überleben, außer durch vollständige Trunkenheit.“   Nejis Brauen zogen sich angesichts der mangelnden Kongruenz von Shikamarus Worten zusammen. „Gesunder Verstand durch Trunkenheit? Das macht absolut keinen Sinn, Shikamaru.“   „Es steckt Methode hinter dem Wahnsinn, Hyūga, vertrau mir.“   Neji spottete leise und schlang seine Finger um die Teetasse, ohne sie an die Lippen zu führen. „Wir könnten jederzeit einfach gehen.“   „Kommt nicht in Frage. Ich musste vorhin schon mitten im Spiel aufhören. Auf keinen Fall wird das heute nochmal passieren – vor allem nicht, wenn du dich gerade genau da befindest, wo ich dich haben will.“ Er realisierte erst, wie falsch sich das anhörte, als die Worte bereits seinen Mund verlassen hatten.    Super…und ich habe noch nicht mal angefangen zu trinken.    Neji schürzte die Lippen, sagte aber nichts. Stattdessen schob er einen Spielstein über das Brett. Ein geschicktes Ausweichmanöver, das Shikamaru bereits vorausgesehen hatte, doch es hielt Neji weiterhin im Spiel.    „Kluger Zug.“, kommentierte der Nara, zog ein Bein nach oben und stellte die Ferse auf der Bank ab. Er legte einen Unterarm auf seinem Knie ab und studierte das Spielfeld. „Also, worum ging es da vorhin?“   Er bemerkte, wie sich Nejis Finger um die Tasse verkrampften, bevor sie das Gefäß losließen. „Nichts.“   „Sah nicht nach Nichts aus.“ Shikamarus Finger glitten über das Shogi Brett, seine Aufmerksamkeit war perfekt zwischen Neji und dem Spiel aufgeteilt. „Ist die Mission hässlich geworden?“   Neji beobachtete ihn genau; er konnte deutlich das Gewicht dieser geisterhaften Iriden auf sich spüren, ohne den Blick heben zu müssen. Nachdem er seine Position auf dem Spielfeld abgewogen hatte, richtete er seinen Fokus endlich auf den Hyūga und verband ihre Blicke.    Zu seiner Anerkennung wandte sich Neji nicht ab.    Ohne den Augenkontakt zu brechen, streckte Shikamaru eine Hand aus, um einen Spielstein aufzuheben, legte ihn ab und schlug damit einen von Nejis Steinen. Er hatte die Verteidigung des Hyūga auf mehr als nur eine Art geschwächt und hob eine Braue.    „Du bist am Zug.“   Nejis Blick flackerte kurz und dieser seltsame Ausdruck huschte erneut unter seiner Maske über sein Gesicht, bevor sich seine Aufmerksamkeit auf die plötzlich erschienene Präsenz neben ihm richtete. Der Hyūga zuckte beinahe zusammen, als sich die alte Dame mit einem breiten Lächeln zu ihm hinunter beugte und zwei flache, boxenähnliche Gefäße auf den Tisch stellte. Sie griff nach einer Keramikflasche und füllte die Masu Becher.    „Gibt es sonst irgendetwas, das ich dir bringen kann?“   „Nein, danke!“ Neji schüttelte den Kopf.    Sehr zur kaum verhohlenen Frustration des Hyūga, verschwand die alte Dame nicht. Stattdessen gestikulierte sie in Richtung der hölzernen Becher und wartete darauf, dass Neji den Sake probierte.   Shikamaru grinste breit und griff mit einem ungenierten Ausdruck auf dem Gesicht nach seinem eigenen Masu.   Oh Mann, das ist so schlecht, dass es schon wieder gut ist.   Für einen kurzen Moment schloss Neji die Augen – vermutlich betete er um Geduld – dann streckte er eine blasse Hand aus, hob den Becher und nippte an dem Sake. Shikamaru hielt beinahe den Atem an und linste durch dichte Wimpern zu dem Hyūga hinauf, während er so tat, als wäre er auf das Spielbrett fokussiert. Er konnte sehen, wie sich die Sehnen in Nejis Hals für ein paar Sekunden anspannten, bevor er schließlich schluckte.    Die Haut um die Augen der Gastgeberin warfen vor Entzücken Falten, als der blassäugige Ninja leicht den Kopf drehte und sich zu einem schmallippigen Lächeln zwang.    „Er ist sehr gut.“, krächzte Neji.    „Wunderbar! Ich werde einen weiteren beiseite stellen, Liebes!“, versprach sie ihm und verschwand, um eine weitere Flasche zu holen.    Kaum war sie außer Sichtweite, stellte Neji den Becher ab und schob ihn mit zwei steifen Fingern von sich, sein Gesicht zuckte angewidert. „Das war absolut abscheulich!“   Shikamaru lachte leise. „Na super, du wirst ihrer Enkelin das Herz brechen.“   Neji griff nach seinem Tee, um den ekligen Geschmack aus seinem Mund zu spülen und das Brennen in seiner Kehle zu lindern. „Was zur Hölle hast du da bestellt? Krötenöl?“   Shikamaru stürzte seinen eigenen Sake hinunter ohne die Miene zu verziehen. „Gib die Schuld meinem alten Herren. Ich war ziemlich beeinflussbar als Kind.“   Neji nahm einen weiteren großen Schluck seines Tees und schüttelte mit einem Schnauben den Kopf, das nur ein Hyūga elegant und prägnant herablassend klingen lassen konnte.    „Das bezweifle ich doch sehr.“ Mit der freien Hand schob er einen Spielstein über das Brett. „Du bist die am wenigsten beeinflussbare Person, die ich kenne, Shikamaru.“   „Ist das ein Kompliment?“ Der Nara schlug eine weitere Spielfigur von Neji. „Da brat mir aber einer `nen Storch.“   „Fasse es auf wie du willst, ich weigere mich auf jeden Fall, das zu trinken!“   „Wie auch immer.“ Shikamaru zuckte mit den Achseln und füllte seinen Becher nach. „Ich gehe davon aus, dass dieses ganze ‚Ich trinke nicht‘-Ding nur eine Kontrollsache ist.“   Nejis Lippen pressten sich zusammen, bevor er sich davon abhalten konnte, darauf zu reagieren. „Warum verspürst du denn überhaupt den Drang zu trinken?“   „Hilft mir, mich zu entspannen – du solltest es versuchen.“ Er grinste.    „Wenn du dich noch mehr entspannen würdest, Nara, wärst du tot.“   „Wahrscheinlich.“ Shikamaru zuckte erneut mit den Schultern; er hatte Spaß an dem spielerischen Geplänkel. Träge griff er ein weiteres Mal nach der Flasche. „Ich denke, ich sollte dich warnen…“   „Mir ist schon klar, dass ich das bezahlen muss.“, knurrte Neji und warf einen finsteren Blick auf das Shogi Brett und seine verbliebenen Spielsteine.    „Nein, ich meinte, dass deine Bewunderin noch eine Flasche bringt.“   „Wundervoll.“, schnaubte Neji.    „Ja und ihr Schwesterchen ist auch dabei.“ Shikamarus Lippen zuckten, als er vergeblich versuchte, nicht wegen des vernarrten Gesichtsausdrucks der beiden Mädchen zu grinsen. „Wow nicht schlecht, so wie es aussieht, hast du bereits ein weiteres Fangirl.“    Er beobachtete, wie Neji erstarrte, als würde man ihm ein Kunai an die Kehle halten. „Das ist ein schlechter Scherz, oder?“   Shikamaru kicherte. „Naja dir auf jeden Fall viel Spaß beim nüchtern und verklemmt sein. Ich verabschiede mich dann mal…“ Er hob die Flasche, um spöttisch auf seine Worte anzustoßen. „…von meinem gesunden Verstand.“   Bevor er sich jedoch einen neuen Drink einschenken konnte, setzte Neji eine finstere Miene auf und schnappte ihm die Flasche aus den Fingern. Der Jōnin füllte seinen Masu Becher bis zum Rand mit dem ‚abscheulichen‘ Gebräu und verschwendete keine Zeit damit, den Sake hinunterzustürzen.    „Ugh.“ Neji schüttelte heftig den Kopf, hustete, blinzelte das automatische Stechen hinter seinen Augen fort und füllte seinen Becher nach. „Wie schnell wirkt das Zeug?“   Shikamaru starrte ihn in vollkommen fassungslos an, bevor ein schwaches Grinsen seine Lippen verzog; in seiner Stimme schwang Belustigung mit. „Willkommen an Bord, Hyūga.“   xXx   Zweieinhalb Stunden später bezahlte Shikamaru die Rechnung.   Als er den letzten Schluck von seinem Sake nahm, genoss er das Getränk weit weniger als den Anblick perplexer Empörung auf Nejis gerötetem Gesicht. Die Fingerspitzen des Hyūga ruhten auf dem Tisch, sein Körper war schräg nach vorn geneigt. Seine schimmernden Opalaugen verengten sich zu Schlitzen als er auf die Spielsteine hinunterblinzelte.    „Ich habe verloren.“ Neji starrte das Shogi Brett an, als wäre es verflucht.   „Richtig erkannt.“ Shikamaru nickte und stellte seinen Masu Becher auf dem Tisch ab. Er war mehr als stolz auf die Tatsache, dass er zumindest noch halbwegs nüchtern war. „Du hast verloren.“   „Ich verliere nie.“, stellte Nejis melodische Stimme mit voller Überzeugung klar. Trotz der Tatsache, dass er soeben verloren hatte. Zweimal.    „Erzähl das dem Spielbrett.“   Der Hyūga runzelte die Stirn und dann – zu Shikamarus Überraschung – lachte er leise. Der Klang fiel weich von seinen Lippen. „Ich habe verloren.“   „Ja.“ Der Nara grinste. „Zweimal.“   „Ich habe zweimal verloren. Unmöglich.“ Neji schüttelte den Kopf, sein dunkles Haar schwang in der Bewegung mit, bevor er den Blick hob und Shikamaru anblinzelte. „Revanche.“   Der Schattenninja gab sich alle Mühe, nicht zu lächeln; seine Lippen zuckten. „Ich würde dich dennoch schlagen. Außerdem bist du viel zu betrunken, um noch eine Runde zu spielen.“   Nejis schwankte mit einem empörten Schnauben auf seinem Sitz zurück. „Ich bin nicht betrunken.“   „Klar, natürlich bist du das nicht.“ Giggelnd rollte Shikamaru mit den Augen. „Wie auch immer, du hast sowieso schon gezahlt.“   Neji blinzelte träge, als bräuchte er einen Moment, um die Information zu verarbeiten. „Ich habe schon gezahlt? Natürlich habe ich schon gezahlt.“   Nicht betrunken am Arsch.   Shikamaru grinste noch breiter, als er sich streckte und langsam auf die Beine kam. „Okay, Zeit zu gehen. Also sofern du laufen kannst.“   Der Gesichtsausdruck des Jōnin wurde hochmütig. Das machte es jedoch nur noch amüsanter, zuzusehen, wie er die Tischplatte umklammerte, als würde sein Leben daran hängen.   „Selbstverständlich kann ich das.“ Neji lallte leicht, brachte es aber fertig, sich aufzurichten. Auch wenn er trotz seines Griffs an dem Tisch auf ulkige Weise zur Seite kippte. „Was zur Hölle stimmt nicht mit diesem Tisch?“   „Mann, du siehst so albern aus.“ Shikamaru lachte und streckte eine Hand nach Nejis Schulter aus, um ihm Halt zu geben. „Passt zu dir. Jetzt komm schon, wir sollten zusehen, dass wir dich bei einem Spaziergang wieder halbwegs nüchtern kriegen, bevor dich noch jemand so sieht.“   Neji schob sich ein Stück zur Seite, seine geweiteten Augen zuckten zurück zum Tisch. „Ich habe nicht bezahlt.“   „Doch hast du. Komm schon.“   Der Hyūga runzelte die Stirn. „Ich habe verloren.“   „Jo. Zweimal.“, schnaubte Shikamaru, ernüchterte aber schlagartig angesichts des unerwarteten Lächelns, das Neji ihm schenkte.    „Ich verliere nie…“ Der Jōnin starrte auf das Brett. „Ich darf nicht…“   Shikamaru wusste nicht, wie er darauf antworten sollte. Doch zum Glück ersparte Neji ihm die Mühe, indem er versuchte, einen Eindruck von Nüchternheit zu vermitteln, die er eindeutig nicht besaß. Zuversichtlich drehte sich der langhaarige Ninja dem Ausgang zu und begann in die komplett falsche Richtung zu schwanken.    Ja, überhaupt nicht betrunken…   „Okay, Hyūga.“ Shikamaru legte sanft eine Hand auf Nejis Schulter und brachte ihn zurück auf den richtigen Kurs. „Es würde wirklich helfen, wenn du geradeaus laufen würdest.“   „Mach ich doch.“ Neji war viel zu beschäftigt damit, über die Schulter hinweg auf das Shogi Brett zu starren.    Der Nara hielt seine Hand fest an ihrem Platz und navigierte sie durch das Shogi Spielhaus, nachdem er der jungen Frau und ihrer Großmutter – und dem verdammten Schwesterchen – versprochen hatte, seinen Freund sicher nach Hause zu bringen.   „Mann, was für ein Drama…“, stöhnte Shikamaru, als sie auf die Straße hinaustraten. „Nie wieder werde ich hier spielen.“   „Ich glaube, sie mochte dich.“, bemerkte Neji und nickte ernst, während er durch die regenverhangenen Straßen stierte.   „Ja klar, das würde auch erklären, warum sie darauf gewartet hat, dass du vor ihr niederkniest.“   „Warum sollte ich das tun?“ Nejis Augen weiteten sich albern. „Hab‘ ich das gemacht?“   „Gott ich wünsch mir so sehr, ich würde mir die Mühe machen zu lügen.“ Shikamaru grinste und machte sich daran, seinen Schirm mit einer Hand aufzuspannen; sein Griff auf Nejis Schulter hielt weiter an. „Halt still.“   „Ich stehe immer noch perfekt still. Alles andere bewegt sich.“   „Klar.“   Shikamaru mühte sich mit dem dämlichen Regenschirm ab. Ein schwacher Nieselregen und leichter Nebel hingen in den dämmrigen Straßen, die Laternen schienen in der dampfigen Luft zu schweben. Darauf vertrauend, dass Neji zumindest für einen Moment die Balance halten konnte, nahm Shikamaru seine Hand von der Schulter des Hyūga, um den Schirm zu spannen. Das fadenscheinige Holz brach mit einem lauten Knacken.    „Ach komm schon, das ist jetzt nicht dein Ernst?!“ Er verzog das Gesicht und beobachtete, wie das abgeknickte Schirmende traurig hin und her schwang. „Ugh. Billiger Müll.“   Neji lachte leise. „Du hast ihn kaputt gemacht.“   „Ja, habe ich mitbekommen.“   „Ich glaube du hast gemogelt.“   „Was?“   „Ich habe nicht bezahlt.“ Neji wollte seinen Kopf zu dem Shogi Haus umwenden und drehte sich letztendlich einmal komplett um die eigene Achse. Mit einem Stirnrunzeln fing er sich wieder und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab, als er sich leicht nach vorn lehnte. „Götter…ich fühl mich komisch…“   „Sag bloß.“ Shikamaru pfefferte den kaputten Schirm in eine Mülltonne und wandte sich mit einem Anflug von Besorgnis zu Neji um. „Für jemanden der nicht trinkt, bin ich überrascht, dass du nicht auf allen Vieren kriechst, nach all dem, was du in dich rein gekippt hast.“   Der Jōnin lachte so unglaublich leise und sein Stirnrunzeln glättete sich, als er sich abrupt aufrichtete. Er schwankte ein wenig, fiel aber nicht hin. „Warum sollte ich auf allen Vieren kriechen? Ich bin kein Tier.“   Der Nara widerstand dem Drang, sich die Hand vors Gesicht zu schlagen. „Ugh. Schätze, das hätte ich kommen sehen müssen. Komm schon, lass uns gehen.“   „Lee sollte nicht trinken.“, informierte Neji ihn, als sie sich in Bewegung setzten und den Bürgersteig entlang schlenderten. „Gibt ein Desaster…wenn er das macht…“   „Ach ja?“ Shikamaru schmunzelte angesichts der seltsamen Bemerkung und lief im Gleichschritt neben Neji her.    „Ja…kann es nicht kontrollieren.“   „Nicht wie du, huh?“ Shikamaru konnte nicht anders, als ein wenig zu sticheln, seine Handfläche berührte Nejis Rücken, als der Jōnin sich schon wieder in die falsche Richtung neigte. „Hey, ganz ruhig.“   „Ich hab‘ es immer unter Kontrolle.“, erwiderte Neji und Shikamaru hätte kein Genie sein müssen, um sofort zu erkennen, dass der Hyūga nicht von Alkohol sprach.   „Ja, ich möchte wetten, dass das so ist.“ Shikamaru führte sie über die Straße. Er hatte vor, mit Neji ein wenig durch den Nara Wald zu laufen.    „Gai-sensei versteht es nicht…“ Nejis Stirn legte sich in Falten, seine Augen glitten über die Bäume, die in Sicht kamen und in deren Kronen sich der Nebel fing; es wirkte, als suchte er nach irgendetwas.    „Versteht was nicht?“ Shikamaru beobachtete ihn genau, seine Finger lagen immer noch auf Nejis Rücken. Seine Handfläche drückte sich flach gegen das glatte Haar, das von dem Haargummi befreit war, der es normalerweise zusammenhielt.    „Ich bin nicht wie die anderen.“   Shikamaru grübelte einen Moment lang über diese Aussage nach, während er sie einen grasbewachsenen Pfad entlang führte. Ihre Füße hinterließen Spuren auf dem taubedeckten Waldboden. Zum Glück hatte es inzwischen aufgehört zu regnen.    Sie näherten sich einem Tal und Shikamaru linste aus den Augenwinkeln zu dem Hyūga hinüber.    „Okay, also wie bist du denn dann?“   Neji brummte, seine geweiteten Augen studierten immer noch die Umgebung. „Wie ich schon immer war…ich bin wie ein Vogel in einem Käfig…“   Die Worte schleuderten Shikamaru drei Jahre zurück und er musste feststellen, dass diese Antwort mehr an ihm nagte, als sie es hätte tun dürfen. Sofort bemühte er sich, seinen Verstand davon abzuhalten, sich in diese gefährlichen Gewässer zu begeben. Er war ohnehin schon viel zu tief in diese Sache verwickelt worden, indem er sich überhaupt mit Neji beschäftigte.    Yep. Ich muss meinen Kopf definitiv mal überprüfen lassen.   Der Hyūga blinzelte und blieb abrupt stehen. „Wo sind wir?“   „Entspann dich.“ Shikamaru entließ langsam seinen Atem und beobachtete, wie er zu Nebel wurde und sich in der kühlen Abendluft verlor. „Wir sind in der Nähe von meinem Haus. Wir müssen schauen, dass du ein bisschen ausnüchterst; ich will nicht, dass dein Onkel ausrastet.“   „Würde er nicht.“ Neji lachte und schüttelte den Kopf. „Das wäre unwürdiges Verhalten. Hyūgas machen sowas wie ‚ausrasten‘ nicht.“   Shikamaru runzelte leicht die Stirn, überrascht davon, dass er darüber irgendwie verärgert war. Er befand sich nicht in der Position, über Hyūga Hiashi urteilen zu dürfen und hatte auch nicht das Recht, infrage zu stellen, wie der Schäfer seine verdammte Herde führte. Dennoch, angesichts des Tributs den es erforderte, um diese Kontrolle aufrechtzuerhalten, schien es die Mühe nicht wert zu sein. Oder den Schaden, der dadurch verursacht wurde.    „Also wäre er nicht sauer, wenn du betrunken nach Hause gestolpert kommst?“, fragte Shikamaru ohne seine Belustigung zu verbergen.    „Er wäre fuchsteufelswild.“ Neji kicherte erneut; es war ein seltener und wohltönender Klang. „Wie gut, dass ich nicht betrunken bin.“   Der Nara grinste und musterte den sehr betrunkenen Ninja. Sein Gesichtsausdruck wurde weich, als seine Augen über Nejis hohe Wangenknochen glitten, die von der kalten Luft und dem Sake leicht gerötet waren.    „Jo, sag das noch einmal und ich glaube dir vielleicht.“   Neji schnaubte, reckte sein Kinn in die Höhe und wirbelte herum, um in scheinheiliger Geste mit einem Finger zu winken. Er verlor jede Balance, von der er sich sicher gewesen war, sie gehabt zu haben und setzte sich schneller auf den Hosenboden, als Shikamaru nach ihm greifen konnte.   „Scheiße! Sei vorsich…“   Neji brach in Gelächter aus und schnitt Shikamaru damit das Wort ab.    Nicht zum ersten Mal an diesem Abend musste der Schattenninja feststellen, dass er fassungslos war. Er hatte einen empörten Ausdruck von Frustration oder peinlicher Verwirrung erwartet. Doch dann erkannte er, dass die Mischung aus frischer Luft zusammen mit dem Alkohol vermutlich Rausch des Hyūga verstärkt hatte.    Schätze, jetzt ist er wirklich vollkommen dicht. Scheiße.   Neji lachte noch immer, ein Arm lag quer über seinem Bauch, als er sich zurück in das feuchte Gras sinken ließ. Sein langes verheddertes Haar umrahmte ihn wie eine Pfütze aus dunkler Tinte.    Shikamaru schüttelte den Kopf. „Wie lästig.“   Nejis Lachen verwandelte sich angesichts der Worte in ein hysterisches Zischen; seine übliche kühle und unerschütterliche Manier komplett vergessen. Und was das Verrückteste an der ganzen Sache war – Shikamaru konnte nicht aufhören, ihn anzustarren. Er bemerkte, dass er den Atem anhielt.    Sag irgendetwas, du Genie.   „Wirklich anmutig, Hyūga.“, murmelte Shikamaru. Unverwandt starrte er auf dieses völlig untypische und gefährlich magnetische Bild, das der Jōnin bot.    Das war so gar nicht Neji – und doch war er hier, lachend auf dem Waldboden und benahm sich menschlicher und entspannter als Shikamaru ihn jemals zuvor gesehen hatte.    Ich glaube nicht, dass ich ihn überhaupt jemals entspannt gesehen habe…   Das ferne Echo von Nejis Worten darüber, dass er nicht menschlich wäre holte ihn für einen kurzen Moment ein und ließ seine Brauen zusammenziehen. Er schüttelte den Gedanken ab und streckte ihm eine Hand entgegen.    „Okay, du wirst dir noch eine Erkältung einfangen. Lass uns – hey!“ Shikamarus Worte wurden harsch unterbrochen, als ihn ein heftiger Ruck an seinem Handgelenk neben Neji auf den Boden beförderte; sehr zur Belustigung des Jōnin.   „Siehst du…“ Neji ließ sich wieder nach hinten fallen, offensichtlich sehr zufrieden mit sich. „Ich bin nicht betrunken.“   Shikamaru unterdrücke ein Lachen. „Schön, was auch immer, wenn du krank wirst, ist es nicht mein Problem!“   Er drehte sich auf den Knien um, bevor er sich auf den Rücken fallen ließ und einen Arm unter seinen Kopf legte. Träge studierte er seine Umgebung. Der Untergrund war nass, die Luft zu kalt und der Himmel zu dunkel für Wolken. Aber dafür waren nun die Sterne zu sehen und aus irgendeinem Grund erschienen all die lästigen Unannehmlichkeiten auf einmal ertragbar; denn Neji benahm sich wie ein Mensch und nicht wie ein unnahbarer Felsbrocken.    Shikamaru versuchte sich selbst einzureden, dass er einfach nur neugierig war und er sich deshalb weiter mit dem Hyūga befasste.    Daran gab es nichts, das möglicherweise komplizierter sein könnte.    Er lauschte dem nachhallenden Klang von Nejis Lachen, als es auf einer kühlen Brise wogte und in sanften Nebelschwaden davon getragen wurde, bevor sich der Hyūga ein wenig beruhigte.   „Ich glaube…“, murmelte Neji und neigte seinen Kopf dem weichen Boden entgegen. „…dass ich vielleicht ein bisschen betrunken bin.“   „Sag bloß…“, erwiderte Shikamaru gedehnt und spähte aus den Augenwinkeln zu dem Jōnin hinüber.    Neji kicherte, blinzelte träge und lenkte damit Shikamarus Aufmerksamkeit auf den dichten Fächer seiner Wimpern, die silbrig schimmernde Augen einrahmten. Wie ein spiegelglatter See schienen sie das Licht einzufangen und zum ersten Mal wirbelte eine Flut an Emotionen unkontrolliert unter dieser Oberfläche. Die undurchdringliche schützende Mauer, mit der Neji sich stets umgab, hatte sich gesenkt; zumindest ein wenig.    „Also warum hast du zugestimmt, mit mir Shogi zu spielen?“, fragte Shikamaru und hielt seinen Ton leicht, beinahe schon beiläufig gelangweilt.    Neji summte. „Ich wollte nicht nach Hause gehen.“   „Warum?“   „Lee sollte niemals trinken…“, war Nejis unzusammenhängende Antwort, doch der Schattenninja konnte spüren, dass er ihm nicht auswich, sondern einfach nur betrunken war.    „Weil er es nicht kontrollieren kann, richtig?!“, stellte Shikamaru schleppend fest.   Neji drehte den Kopf, seine schimmernden Augen weiteten sich überrascht, bevor sie sich skeptisch zusammenzogen. „Woher weißt du das?“   Shikamaru versuchte, wieder zum Thema zu kommen: „Du willst nicht nach Hause  - warum nochmal?“   „Training…“   Der Nara bemerkte die tiefen Falten, die sich jetzt in Nejis Stirn gruben und kam zu einer vernünftigen Schlussfolgerung. „Mit deinem Onkel?“   Der Hyūga nickte nur.    „Also entziehst du dich deinen Verpflichtungen?“ Shikamaru neckte weiter: „Hey, das war immer mein Part, nur dass du das weißt! Und jetzt schau mich an, total verantwortungsbewusst und der ganze Schmarrn, also pass auf, dass du damit nicht auf die Schnauze fällst.“   „Ich verfüge über exzellente Bralance…“   „Bralance, huh? Und wie sieht es mit Balance aus?“   Neji blinzelte. „Was?“   Shikamaru giggelte. „Oh Mann, du bist total blau.“   „Mein Onkel würde mich umbringen, wenn ich es wäre…“ Der Hyūga fuhr sich mit langen Fingern durch sein Haar und löste dabei beinahe sein Stirnband.    Augenblicklich wurde Shikamarus Aufmerksamkeit von dem Aufblitzen des polierten Metalls angezogen und er beobachtete, wie Nejis Fingerspitzen ungeschickt darüber fuhren und das Fluch-Siegel auf seiner Stirn nachzeichneten.   „Tut es weh?“, fragte er und fühlte sich sicher dabei, diese Frage zu stellen.   „Wenn sie es benutzen…“   Shikamarus Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen. „Sie haben es benutzt?“   Nejis Gesicht wurde finster, seine Augen wanderten rastlos über den dämmrigen Himmel. „Ich hasse es…“   Shikamaru brummte vollkommen in Gedanken versunken, während er den anderen Ninja musterte. Seine Augen folgten Nejis Fingern, die von dem Hitai-ate glitten, seine Hand fiel auf das Gras.    „Shikamaru…“   „Mmmh?“   „…ich glaube…ich bin vielleicht ein bisschen betrunken.“   „Ja, ich weiß. Das ist ok.“   Neji schüttelte den Kopf, Strähnen, die nass vom Tau waren, strichen über seine Wangen. „Ich sollte es wissen…ich hätte es…vorher erkennen müssen…“   „Was hättest du erkennen müssen?“, fragte der Nara und war sich voll bewusst, dass dies ein Gespräch ohne Kontext werden würde. Doch es war immerhin etwas. Er bezweifelte, dass er eine solche Gelegenheit jemals wieder bekommen würde.    Scheiße. Jetzt bin ich dummerweise schon so weit gekommen…dann kann ich auch genauso gut aufs Ganze gehen…   Neji schüttelte erneut den Kopf und ballte eine Faust um ein Büschel Gras. „Sie war schwanger…und es ist gestorben…“   Shikamarus Augen wurden rund.   Was zur Hölle?   Er wandte den Kopf und spähte durch die gebogenen Grashalme. Er konnte sehen, wie sich Nejis Gesichtsausdruck von seiner vorherigen Leichtigkeit in ein düsteres Stirnrunzeln verwandelte.    „Sie hat gesagt, dass sie es nicht wollte…deswegen muss es passiert sein…“   „Weswegen ist was passiert?“ Shikamaru versuchte die Worte aneinander zu stückeln und konnte spüren, dass das hier irgendetwas mit der Mission zu tun hatte, doch er wollte mehr Klarheit. „Neji, über wen reden wir?“   „Ich habe das Team angeführt…ich müsste es wissen…“   Shikamaru stemmte sich auf einen Ellbogen hoch und blickte auf Neji hinunter. „Du kannst nicht alles wissen. Wir geben unser Bestes. Und das ist alles, was wir tun können!“   „Warum kann ich es nicht aufhalten?“   „Was aufhalten?“   Neji schloss die Augen und schluckte. „Ich muss es wissen…wie ich es kontrollieren kann…“   Shikamaru seufzte leicht, Besorgnis verknotete unangenehm sein Inneres. Seine Stimme wurde leise. „Ich weiß, dass du es kannst, Neji…ist einer der Gründe, warum du einem immer wieder so auf die Nerven gehst…“   Neji blinzelte träge und wandte den Kopf, um Shikamarus Blick zu begegnen. Und als er das tat, trugen seine Augen Geister in sich, die ihn heimzusuchen schienen – etwas Gequältes und Dunkles. Es war ein flüchtiger Blick auf das, was sich unter der Oberfläche dieser verschlossenen und unheimlichen Iriden abspielte. Für einen kurzen selbstsüchtigen Moment wünschte sich Shikamaru, Neji würde zornig werden – damit hätte er so viel leichter umgehen können; denn die Traurigkeit in diesen Augen drohte ihn in sich zu ziehen.    Scheiße…lass es nicht so weit kommen…   Er brachte ein schwaches Lächeln zustande und streckte eine Hand aus, um Gras von Nejis Stirnband zu wischen. Er versuchte, verärgert auszusehen, scheiterte jedoch kläglich. Sein Daumen strich langsam über Nejis Schläfe.   „Wie lästig…“, raunte er.    Die Berührung ließ den Hyūga blinzeln. „Das hast du schon mal getan…“   „Hn?“ Shikamaru legte den Kopf schräg. „Dich als lästig bezeichnet? Bist du ja auch.“   „Davor.“ Neji griff nach seinem Handgelenk – überraschend hart. „Als du mich geküsst hast.“   Scheiße.   Von all den Dingen, die er hätte sagen können, musste es ausgerechnet das sein. Shikamaru hatte dafür weder eine Erwiderung, noch eine Antwort, seine Zunge verkrampfte sich hinter seinen Zähnen. Es verbarg sich einfach viel zu viel hinter dieser Aussage und sollte er darauf reagieren, müsste er über etwas nachdenken, das er auf keinen Fall näher auskundschaften wollte. Und um das alles noch schlimmer zu machen, musterte Neji ihn mit einer Intensität, die Shikamaru die Frage aufdrängte, ob der Jōnin soeben auf wundersame Weise ausgenüchtert war.    Naja, hierüber zu reden ist mit Sicherheit mehr als genug, um dafür zu sorgen…   „Warum hast du das gemacht?“, murmelte der Hyūga.    Shikamaru atmete hörbar aus und fächerte mit seinen freien Fingern durch die Spitzen seines Pferdeschwanzes. Unbeholfen schüttelte er den Kopf.   „Verdammt…du gönnst mir auch gar keine Pause, oder?“ Er kicherte und versuchte so, die Stimmung etwas aufzuhellen.    „Dann hast du es nochmal getan.“   „Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, nicht mehr darüber zu reden.“   Neji legte den Kopf schräg und sein Blick glitt zur Seite weg. „Ich erinnere mich…das gesagt zu haben.“   „Gut zu wissen.“ Shikamaru lächelte und befreite sein Handgelenk aus Nejis Griff. „Wie wäre es, wenn wir zu mir gehen, ja? Da findet sich bestimmt was, um dich ein wenig auszunüchtern. Morgen wirst du mich auf jeden Fall hassen.“   „Ich hasse dich nicht.“   Aus irgendeinem Grund erleichterten diese Worte etwas in Shikamarus Geist, von dem er bis gerade gar nicht gewusst hatte, dass es an ihm genagt hatte.   „Hn. Das sagt der betrunkene Hyūga, ich bin mir ja nicht sicher, ob der nüchterne dem zustimmen würde.“ Shikamaru kam in die Hocke und schlang sich Nejis Arm um die Schulter, um dem anderen Ninja auf die Beine zu helfen. „Vertrau mir, morgen wirst du mich hassen.“   Neji zog angesichts der angebotenen Hilfe eine finstere Miene. „Warum war ich am Boden?“   „Ich werde es dir das nächste Mal erzählen, wenn du mich danach fragst. Ich mach mir jetzt echt nicht die Mühe, das zu erklären.“   „Shikamaru…“   „Hmmn?“   „Habe ich das Spiel verloren…?“   „Zweimal.“ Shikamaru kicherte.    „Vielleicht hasse ich dich ein bisschen“, lallte Neji bevor er stöhnte. „Und ich glaube, ich werde krank…“   _____________ So hier ist es, das 5. Kapitel zu BtB, vielen Dank an SasukeUzumaki für deinen Kommentar, der hat mich wirklich sehr motiviert!! :)  Würde mich natürlich wieder sehr freuen, zu erfahren, wie ihr das neue Kapitel und generell die FF findet! :)  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)