Midnight at Mio von FriePa (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 30: Preachment ---------------------- Mia Uchiha folgte dem Geräusch eines entnervten Stöhnens in das Büro von Sasuke. Sie wusste von Itachi, dass Sasuke seit rund einer Woche niemanden an sich ran ließ und sich in seinem Büro einigelte. Unbewusst legte sie ihre Hand beschützend auf ihren Sechs-Monats-Bauch und ein seeliges Lächeln trat auf ihre Lippen. Sasuke hatte den ganzen Bürotisch in Beschlag genommen und Aktenberge um sich herum aufgebaut. Er kaute an einem Bleistift. Eine nervige Angewohnheit, die immer dann zum Vorschein kam, wenn er besonders verwirrt, übelgelaunt oder damit beschäftigt war sich von etwas Großem abzulenken. „Hey Sasuke.“ Mia setzte sich neben ihren Schwager und fixierte ihn mit ihren warmen, braunen Augen. „Ich habe irgendwie das ungute Gefühl, du versteckst dich.“ „Tatsächlich?“ „Ja, irgendwie schon.“ Sie tippte sich mit dem Finger an die Unterlippe und sah sich um. „Aktenberge um dich herum, sodass man deine schwarze Haarpracht nicht sieht. Alleine. Mit ausgeschaltetem Handy. Ja, definitiv. Du versteckst dich.“ „Vergiss es. Ich hab dich sehr gern Mia, aber einfach nein.“, blockte Sasuke sofort ab und kaute weiter. „Hör mir doch zu.“, sagte sie gelassen und lehnte sich zurück. Sasuke deutete mit dem zerkauten Ende des Bleistifts auf sie. „Nein. Es reicht schon das Gaara und Hinata immer mit ihren Psychotricks bei mir ankommen. Da kann ich eine Psychologin sicher nicht gebrauchen!“ „Was willst du denn sonst machen?“, lockte sie ihn aus der Reserve. „Willst du mich mit Radiergummi-Fusseln bewerfen? Mir mein Pausengeld klauen? Es gibt kein Entkommen vor einer Schwangeren.“ Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ich kenne einige Fluchtwege aus dem Gebäude.“ „Dann lass dir mal schnell ein Cape wachsen!“ Sasuke atmete gereizt aus. „Okay. Na schön! Was willst du?“ „Mit dir reden. Mehr nicht.“ Ein gefährliches Glitzern lag in ihren Augen. „Über was? Das Wetter? Meiner Meinung nach noch etwas zu kalt für kurze Hosen, ansonsten ganz angenehm.“ „Sasuke.“ Die Art und Weise wie Mia seinen Namen aussprach, ließ ihn frösteln. „Hör zu Mia. Was auch immer mein bescheuerter Bruder dir gesagt hat, es stimmt nicht.“ Sie lachte rau und ignorierte geflissentlich die Beleidung. „Itachi hat nicht mal etwas mitbekommen. Der hat dafür kein Auge. Aber ich habe dich vor zwei Wochen im Park gesehen. Ich war mit ein paar Freunden unterwegs und rückwärts wollten wir die Abkürzung durch den Park nehmen, als ich zwei ziemlich vertraute Personen im Pavillon gesehen habe.“ Sie machte eine kurze Pause, um auf die Bestätigung von Sasuke zu warten. Der spielte mit seinem abgenutzten Radiergummi und gab sich größte Mühe ihr nicht in die Augen zu schauen, was ihr den Beleg gab weiterzusprechen. „Dass du oder sie nichts mitbekommen haben wundert mich nicht. Ihr seid ziemlich vertraut miteinander gewesen, wenn ich das mal so sagen darf.“ Sie zwinkerte und streichelte sich über den Bauch. „Ich hatte bereits Silvester das Gefühl das mehr zwischen euch läuft. Was hast du also getan, dass du dich so verhältst?“ Sasuke warf den Radiergummi auf die Dokumente vor sich. Er rollte weiter und blieb gefährlich nah an der Tischkante liegen. „Wieso muss ich immer schuld sein? Vielleicht hat sie auch etwas getan?“ Mias Augenbraue sprang eine Etage höher. „Hat sie?“ Sasuke senkte den Blick und knete sich die Hände. Seine Stimme war bitter. „Nein.“ „Du weißt wir können hier noch ewig so weitermachen oder du erzählst mir einfach alles und anschließend lädst du mich zum Mittag ein. Ich sterbe nämlich vor Hunger und Itachi sitzt noch mindestens eine Stunde in einer Konferenz.“ Widerstand war zwecklos und Sasuke knurrte, bevor er wütend die Arme vor der Brust verschränkte und tiefer in seinem Stuhl zusammen sank und Mia alles erzählte. Sie unterbrach ihn nicht und hörte sich alles an, bevor sie ihm einen Rat gab, von dem sich Sasuke fast sicher war, dass es sein persönlicher Koffer mit dem roten Knöpfchen war. Seine Zähne malmten aufeinander und Mia wusste, dass Sasuke schwer an sich zu kauen hatte. Es dauerte noch zwei weiterte Tage und eine weitere, gehörige Predigt von Naruto, bevor Sasuke sich aufraffte und das Gespräch mit Sakura suchen wollte. Er glaubte nicht, dass er ihr die Wahrheit sagen können würde, aber in dem festen Bestreben war er auf dem Weg in den Lincoln Park, wo er sie hinbestellt hatte. Vielleicht würde sie auch gar nicht auftauchen. Er könnte es ihr nicht einmal verübeln und konnte von Glück reden, wenn sie ihm zuhören würde. Der Kies knirschte unter seinen Schuhen. Seit einer Woche taute endlich der Schnee und die Sonne kämpfte sich immer öfter den Weg durch die Wolken frei. Feine Wölkchen, die mit jedem Atemzug aus seinem Mund kamen umspielten sein Gesicht. Ein Windhauch wirbelte die rosa Kirschblütenpracht vor seinen Füßen umher. Von Weitem konnte er einen Schatten auf der Parkbank erkennen. Sein Herz krampfte sich zusammen und sein Puls beschleunigte sich. Er hatte sie seit dem Date nicht mehr gesehen. Ihr Kopf lag im Nacken und sie betrachtete die Unendlichkeit des Universums über sich. Er versenkte die Hände in seiner Jeans. Der Springbrunnen hinter Sakuras Rücken plätscherte beharrlich. Rosa Haar wehte im Abendwind und als sie ihn bemerkte schlich sich ein trauriges Lächeln auf ihre Lippen. „Hey.“, sagte er und blieb unschlüssig vor ihr stehen und musterte ihr Gesicht. Das Grün ihrer Augen wirkte in dem schummrigen Licht der Straßenlaterne um einige Nuancen dunkler. „Hey.“, wiederholte sie und ihre Stimmlage klang entspannt und versöhnlich und sie schien darauf zu warten, dass er den nächsten Schritt unternahm. Der Uchiha schluckte all seinen Stolz herunter. „Wollen wir ein Stück gehen?“ „Ich würde es lieber schnell hinter mich bringen.“ Trotzdem stand sie auf und schaute in sein Gesicht. Den Kiefer hart aufeinander gepresst und die Lippen zu einer geraden Linie gezogen. „Sakura.“, flüsterte er ihren Namen, wurde von einem vorbei rennenden Jogger aus seinem gut ausgetüftelten Konzept gebracht. „Es ist okay Sasuke. Wir haben nur ein offizielles Date gehabt. Alles andere davor waren lediglich Nettigkeiten deinerseits. Ich habe da zu viel hinein interpretiert und gedacht…“ Sie zögerte und schien nach den passenden Worten zu suchen. „Ich dachte einfach, dass sich etwas daraus entwickeln könnte. Falls ich dich verschreckt habe, tut es mir leid.“ Sie verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein und hielt seinem Blick nicht länger stand. Ihre Augen huschten wild umher. Am liebsten würde sie sich selber bewusstlos prügeln oder ihm alternativ eine saftige Ohrfeige verpassen und wüst beschimpfen. Aber in dem Moment, als er vor ihr stand war die Wut wie weggeblasen und sie hätte ihn am liebsten einfach in eine Umarmung gezogen und fest an sich gedrückt. Stattdessen steckte sie die Hände in ihre Jackentasche, um nichts Unüberlegtes zu tun. „Sakura, ich…“ Er suchte sich die Worte zu Recht. „Ich bin nicht gut darin offen über meine Gefühle zu reden. Das passt einfach nicht zu mir.“ „Dann lass es sein.“ „Warte, bitte.“ Sasuke holte tief Luft. „Ich will dich nicht ausnutzen oder ähnliches. Ich kann nur so ehrlich sein, dass es mir Leid tut wie ich mich die letzte Woche benommen habe, aber du sollst wissen, dass ich ehrlich interessiert bin dich kennenzulernen. Es ist einfach neu für mich, dass es da plötzlich jemanden gibt, mit dem ich nicht nur die Nacht verbringen will, sondern am liebsten jeden Tag. Ich will wissen was dir Spaß macht und was dir Angst macht. Was du am liebsten isst oder welche Filme du magst und noch so viel mehr. Ich will dich kennenlernen. Mit allen…Aspekten.“ Er war ein verdammter Feigling! Während Sakura in dem Glauben lebte, dass sie ihn verschreckt hat und er sich deshalb zurück zog, schlief er mit Karin und jetzt schaffte er es nicht seine verflucht große Klappe zu öffnen. Er öffnete den Mund und es kam kein Wort heraus. Aber was er eben zu ihr gesagt hatte, entsprach der vollen Wahrheit. Er wollte sie kennenlernen und vielleicht machte es ja auch gar nichts, was er getan hatte? Vielleicht wollte Sakura nicht die komplette Wahrheit erfahren? „Verdammt!“, fluchte sie los. Sasuke verzog das Gesicht. „Ich muss gestehen, dass ist nicht ganz die Reaktion, die ich mir gewünscht habe.“ „Warum machst du dann so etwas? Ich meine…“ Sie hob eine Hand in einer ausladenden Geste. „Erst verbringen wir plötzlich so viel Zeit miteinander, dass ich mich auf ein Date mit dir einlasse, obwohl ich weiß was für ein Typ Mann du bist und du sogar mit einer deiner Affären zusammen arbeitest. Dann fange ich an dich wirklich zu mögen und im nächsten Moment sorgst du dafür, dass ich unfassbar sauer auf dich bin und ich am liebsten eigenhändig dafür sorgen würde, dass ich dich auf eine gut befahrene Bahnschiene schubsen will. Und jetzt stehst du hier und verkündest mir, dass du unter Umständen doch nicht das Arschloch bist, für welches ich dich die letzten anderthalb Wochen gehalten habe.“ Ihre Stimme war belegt und das Blut rauschte in ihren Ohren. Drohend hob sie den Finger. „Und nur damit du es weißt. Ich habe Knoblauch gegessen. Seeehr viel Knoblauch. Komme also nicht auf irgendwelche Ideen!“ Sasuke lachte kehlig und strich sich in einem Anflug von Verwirrung die Haare aus dem Gesicht. Er tippte ihr mit dem Zeigefinger auf die Stirn. „Tut mir leid. Es brauchte wohl erst die strengen Worte einer knallharten Hochschwangeren und meines besten Freundes, der noch nie die hellste Leuchte auf der Torte war.“ Er legte den Kopf schief und rümpfte die Nase, als Sakura zu einer Antwort ansetzte und etwas von dem Knoblauchgeruch zu ihm flog. „Wäre es frech dich zu bitten, dass wir auf den Kennenlernen-Status von vor zwei Wochen zurück beamen?“ Seine Stimmlage veränderte sich. Sie war tief. Seiden. Erotisch. „Ja, das wäre frech. Denn dass du mich einfach so im Regen stehen gelassen hast, kann ich nicht vergessen. Aber ich kann es akzeptieren und damit abschließen.“ Sie gab sich alle Mühe nicht sofort wie Wachs in seinen Händen zu schmelzen. Der Blick war der gleiche wie in ihrer Küche damals. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und nur nebenbei nahm Sakura war, dass hinter ihnen eine Gruppe Jugendlicher durch den Park spazierte und mit einer laut dröhnenden Musikbox an ihnen vorbei trottete. „Freunde?“, fragte Sasuke zögerlich und hielt gespannt den Atem an. Sakura verzog keine Miene, als sie antwortete. „Freunde.“ Dann lächelte sie und Sasukes Schultern klappten vor Erleichterung nach unten. „Darf man sich als Freunde umarmen?“ „Natürlich.“ Sasuke zog Sakura in eine bärenartige Umarmung und bettete sein Kinn auf ihrem Kopf. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust und er festigte die Arme um ihren schlanken Körper noch ein Stückchen mehr. Innerlich schalt er sich, dass er ihr nicht von Karin erzählte. Aber der kleine Teufel auf seiner Schulter argumentierte dagegen und das er und Sakura ja kein Paar waren und er dementsprechend auch nichts falsch gemacht hatte, als er mit Karin geschlafen hatte. Eine Weile standen sie schweigend da, als Sasuke es nicht mehr aushielt. „Sakura, du stinkst echt.“ Sie lachte glockenhell und löste sich aus seinen Armen, in die sie sich sofort zurück wünschte. Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, auch wenn die Sehnsucht sie innerlich zerriss. Denn würde sie diesen Gedanken erlauben sich in ihrem Kopf breit zu machen, würde sie ihn auf der Stelle an ihre Lippen ziehen und nicht mehr loslassen. Sie legte den Kopf in den Nacken um in Sasukes Gesicht zu schauen. „Du hast bestimmt schon von meiner Geburtstagsfeier gehört.“ Ein verschwörerisches Grinsen flog ihm entgegen. „Ja, Temari hat mir bereits davon erzählt. Ich schätze, ich werde nicht drum herum kommen?“ Sakura schüttelte den Kopf, während sie antwortete. „Oh nein mein Lieber. Ich will dass du dich erniedrigst und dir dessen dabei voll bewusst bist. Naruto hat mir bereits erzählt, was er für euch zum Anziehen besorgt hat. Sieh es als eine Art Wiedergutmachung mir gegenüber.“ Gehässigkeit und Schadenfreude funkelte in ihren Augen. Kurzzeitig hatte Sasuke Angst, dass gleich noch ein diabolisches Licht von oben auf Sakura fiel, während sie eine Katze auf dem Arm streichelte. Sasuke grinste und blies sich eine Haarsträhne aus den Augen. „Soll ich dich nach Hause begleiten? Natürlich nur bis an die Haustür. Ohne unanständige Gedanken.“ Ohne eine Antwort von Sakura abzuwarten griff er nach ihrer Hand und verschränkte sie mit seiner. Zusammen gingen sie schweigend durch den Park. Nur sie und der Sternenhimmel über ihnen. Und dann übertönte ein Martinshorn die genießerische Ruhe. In Chicago dröhnte einfach immer irgendwo ein Martinshorn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)