Midnight at Mio von FriePa (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 18: Date ---------------- Der nächste Morgen erreichte Sakura früher als ihr lieb war. Sie gähnte laut und drehte sich auf die Seite. Ihre Bettdecke war bis unters Kinn gezogen. Draußen hörte sie das Piepen des Schneefluges und das Kratzen über den Asphalt. Sie erinnerte sich, dass es auf dem Heimweg begonnen hatte zu schneien. Tageslicht flimmerte durch ihre Vorhänge. Wie spät war es? Müde griff sie nach dem Smartphone. Sie tastete blind umher, konnte es aber nicht finden. Ergeben wandte sich Sakura dem Nachttisch zu, doch außer der ihrer Lampe war nichts weiter dort. Wo war dieses Handy? Sie setzte sich aufrecht hin. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Kopf. Sakura griff sich an den Kopf und rieb behutsam über die pochende Stelle. Die Bettdecke rutschte ein Stück hinab und die Rosahaarige stellte fest, dass sie es diese Nacht nicht einmal geschafft hatte Schlafklamotten anzuziehen. Sie trug noch immer den weißen BH und ein passendes weißes Höschen. Sie seufzte laut und sackte zurück ins weiche Kissen und schloss noch einmal die Augen. Der Tag rannte ihr nicht davon und vielleicht waren die Kopfschmerzen nach einer weiteren Runde Schlaf verschwunden. Leise schloss er ihre Haustür auf. In der Hand trug er einen Beutel mit gebratenen Nudeln von ihrem Lieblingsasiaten und einer Flasche Orangensaft, die er überteuert an einem geöffneten Kiosk erworben hatte. Er war selber erst seit zwei Stunden auf den Beinen. Als er gegen Zwölf auf die Uhr geschaut hatte, schlug er seine Bettdecke zur Seite und stellte überrascht fest, dass es ihm durchaus gut ging. Keinen Kater oder sonstige Leiden. Er war kurz unter die Dusche gehüpft und beschloss nach seiner besten Freundin zu schauen. Unterwegs besorgte er Nahrung. Von unten hatte er gesehen, dass die Vorhänge ihres Schlafzimmers noch zugezogen waren. Im Flur von Sakura schlüpfte er aus seinen Schuhen. Den Beutel stellte er auf der Kommode ab und befreite sich aus seinen Winterklamotten. Nach ihrem gestrigen, übereilten Abgang war er nochmal zurück auf die Party gegangen, um dem möglichen Grund für ihr überstürztes Gehen herauszufinden. Er vermutete, dass es mit dem Uchiha zusammen hing. Er hatte gesehen, wie sie miteinander tanzten und schließlich zusammen nach draußen verschwanden. Jedoch dachte er sich bis dahin nichts weiter. Er wollte Ino um weibliche Unterstützung bitten, doch die war zusammen mit dem Sabakuno verschwunden und was sie gemeinsam taten, wollte er gar nicht wissen. Und Sasuke war ebenfalls nicht mehr aufzufinden gewesen. Vorsichtig öffnete er die Tür zu Sakuras Schlafzimmer. Die Vorhänge waren einen Spalt breit geöffnet und gewährten dem Sonnenlicht einen winzigen Raum zum Tanzen. Über dem Wäschekorb hing achtlos zusammengeknüllt ihr Kleid von gestern Abend. Einen Schuh fand er bereits im Flur vor, der andere lag neben der Badezimmertür. Der Inhalt ihrer Handtasche lag über dem flauschigen Teppich verteilt. War sie doch so betrunken gewesen? Eher wütend. Jedenfalls konnte sich Shikamaru nun erklären, weshalb er noch nichts von ihr gehört hatte. Ihr Handy lag halb aus der Handtasche schauend neben dem Wäschekorb. Der kleine rote Punkt blinkte und ließ darauf vermuten, dass sie nicht wieder darauf geschaut hatte. Die Haruno selbst lag dick eingekuschelt da und schlief seelenruhig vor sich hin. Ein leichtes Schnarchen veranlasste Shikamaru zu grinsen. Sie hatte das zweite Kissen gegen ihren Bauch gedrückt und hielt es eng umschlungen fest. Ihr Mund war leicht geöffnet und selbst im schlafenden Zustand konnte der Nara das Ausmaß ihrer verknoteten Haare erkennen. Auf leisen Sohlen tapste er um das Bett herum und riss energisch die Vorhänge auf. Sakuras Gesicht war eingehüllt in die Strahlen. Sie kniff die Augen zusammen und knurrte. „Guten Morgen Sonnenschein. Oder eher einen guten Nachmittag.“ Shikamaru drehte sich zu ihr und duckte sich vor dem Kissen ab, dass Sakura ihm entgegen warf. „Hau ab und wälze dich in deinem nüchternen Zustand.“ Aha. Sie war also schon wieder zu Gesprächen zu gebrauchen. Mit einem gekonnten Sprung warf er sich über Sakura auf die leere Betthälfte. Die dicke Decke knautschte sich federleicht unter seinem Gewicht zusammen. Er drehte sich auf die Seite. Mit seiner Hand stützte er seinen Kopf ab und musterte Sakura. Diese hatte derweil die Decke über ihren Kopf gezogen und lediglich ihre Nase und Augen schauten ihn aus ihrer selbstgemachten Höhle an. „Was willst du hier? Seit wann leidest du unter seniler Bettflucht?“ „Hast du mal auf die Uhr geschaut?“ Sie schüttelte mit dem Kopf, dem ein lautes Rascheln der Decke folgte. „Batterie vom Wecker ist leer und mein Handy ist spurlos verschwunden. Außerdem wollte ich niemanden sehen oder hören.“ „Willst du mir dann vielleicht sagen, was das diese Nacht sollte?“ Eine Mischung aus Besorgnis und Vorwurf lag in seiner Stimme. Es folgte ein anschließendes Schweigen. Sakura vermied es Shikamaru anzusehen. Er wollte er ihr die Decke entreißen, doch zu seiner Verwunderung baute Sakura eine unglaubliche Kraft dagegen auf. Die Decke rutschte lediglich ein Stück weit von ihr herunter. „Alter, bist du nackig?“ Empört krallte sie die Decke fester um ihren Körper. „Halbnackt und was stellst du dich so an? Immerhin bin ich doch weiß Gott nicht die erste Frau die du jemals so gesehen hast.“ Er stand auf und knackte mit den Händen. „Okay, du stehst jetzt auf. Duscht dich und ziehst dir ein paar Klamotten an. Anschließend essen wir etwas.“ „Ich habe aber gar nichts hier.“ „Aber ich. Gebratene Nudeln mit extra viel Sojasauce vom Shu’s.“ Sakuras Miene erhellte sich augenblicklich. Sie schlug die Decke zur Seite und hüpfte aus dem Bett. Ihr Kopf war jedoch anderer Meinung und um sie herum drehte sich alles. „Ich hoffe du hast auch an Schmerztabletten gedacht.“ Sie schaute zu Shikamaru, der unbeholfen und mit einem leichten Rotschimmer in ihrem Schlafzimmer ziellos umher schaute. Hilflos hob er die Hände. „Ja ich bin eben auch nur ein Mann! Also guck mich nicht so an und zieh dir gefälligst etwas über.“ Sakura lachte glockenhell und griff zu dem Bademantel, der neben ihr hing. Grummelnd verließ ihr bester Freund das Schlafzimmer und Sakura stellte sich dem Endgegner. Ihrem eigenen Spiegelbild. Gähnend betrat Sasuke seine Küche, in der bereits eine Note von Kaffee durch die Luft zog. Er trug lediglich eine lange Sporthose. Die Fußbodenheizung unter seinen Füßen strahlte eine angenehme Wärme aus. Mit der Hand wuschelte er durch seine noch feuchten Haare. Er griff nach einer schwarzen Kaffeetasse und goss etwas von dem lebensweckenden Elixier hinein. Aus der Schublade fischte er nach zwei Würfeln Zucker und rührte sie in die dunkelbraune Flüssigkeit. Er hatte bis kurz nach Elf geschlafen und war anschließend direkt unter die Dusche gestiegen. Bekanntermaßen konnte er unter dem kühlen Nass am besten seine wüsten Gedanken ordnen und sortieren. Was ihm heute allerdings ungewohnt schwer fiel. Er wusste genau warum. Brummend setzte er die Tasse an seinen Lippen an und genoss die sengende Hitze. Lustlos ließ er sich auf den Küchenstuhl fallen und stützte seinen Kopf in der Hand ab. Er fühlte sich noch immer nicht besonders lebendig. Sasuke spielte mit dem Löffel in der Kaffeetasse und dachte darüber nach, was Itachi gestern zu ihm gesagt hatte. Er hasste seinen Bruder dafür, dass er wieder einmal Recht behalten hatte und Sasuke sich jetzt wie der letzte Versager fühlte. Sein Geist war willig, doch das Fleisch war schwach. Um ihn noch einen weiteren Hieb in die Magengrube zu verpassen tauchte Karin in der Küchentür auf. Sie trug lediglich eines seiner Shirts, das über ihren durchaus wohlgeformten Hintern reichte. Ihre Augen hatten diesen besonderen Glanz. Ihre Wimperntusche von gestern Abend war unter ihren Augen leicht verschmiert. Sasuke war sich ziemlich sicher ihr halbes Gesicht später auf seinem Kopfkissen wieder zu finden. Er notierte sich innerlich, sein Bett nachher frisch zu beziehen. „Guten Morgen Fröhlichkeit. Du siehst so aus, wie ich mich fühle.“ Karin band sich ihre Haare zu einem unordentlichen Knoten zusammen. Gezielt holte sie sich ebenfalls eine Tasse aus Sasukes Schrank und schenkte sich großzügig Kaffee ein. Eine der wenigen Gemeinsamkeiten die sie besaßen. Auch Karin trank ihren Kaffee mit zwei Stück Zucker. Der Löffel klimperte immer wieder gegen die Wand der Tasse. Die Rothaarige setzte sich Sasuke gegenüber und musterte ihn. Er schenkte ihr nur ein Brummen und fokussierte seinen Blick ausschließlich auf die Tasse in seinen Händen. „Du solltest dann gehen, Karin.“ Sie richtete sich auf und ein kokettes Grinsen bildete sich. „Ich dachte, wir machen noch eine zweite Runde und besorgen uns hinterher etwas zu essen.“ „Ich denke, dass du zu viel darüber denkst. Es gibt kein ‚uns‘. Du kannst den Kaffee noch austrinken und ich rufe dir ein Taxi.“ „Und du solltest mich nicht unterschätzen. Ich habe durchaus mitbekommen, was für Blicke du ihr zugeworfen hast. Ich glaube dein Vater wäre alles andere als begeistert, wenn du etwas mit ihr anfängst.“ Selbstgefällig grinste sie. Sasukes Stimme klang wie ein Donnern. „Willst du mich erpressen?“ „Wo denkst du denn hin? Ich will nur nicht, dass du dir jemanden anderen suchst. Wir haben doch Spaß. Sag bloß das reicht dir nicht.“ Sasuke konnte gar nicht zum Ausdruck bringen, wie sehr Karin ihn gerade im Moment in Rage brachte. „Das heißt, ich soll jetzt dir auch noch dafür danken, dass du freiwillig mit mir schläfst?“ „Beschreib es wie du willst Sasuke.“ Sie stand auf und ging um den Tisch herum. Langsam und sanft kreisten ihre Finger über den blanken Rücken des Uchihas. Eine Gänsehaut überzog Sasukes Rücken. Karin wusste, dass er jeden Moment einbrach und ihr genau das gab, was sie wollte. Er war eben doch nur ein Mann. „Karin“, zischte er und wollte ihre Hand abschütteln. „Weißt du“, begann sie langsam und sie beugte sich weiter vor. Ihr warmer Atem war wie eine seichte Sommerbrise auf seiner Haut. Ihre Hand wanderte von Sasukes Nacken vor zu seiner Brust in tiefere Regionen. „Ich habe noch nie schnell gelernt.“ Sie löste den Knoten in der Sporthose. Blitzschnell schob Sasuke den Stuhl zurück und wirbelte Karin herum, sodass diese nun zwischen Sasuke und dem Küchentisch gefangen war. Er brummte etwas Unverständliches und zog ihr forsch das T-Shirt über den Kopf. Karin stöhnte laut, als er anfing ihre Brüste zu bearbeiten. Einen Augenblick ließ er von ihr ab, um sie auf den Tischen zu setzen. Er drängte sich zwischen ihre Beine, während er ihr auch das letzte Stück Kleidung entriss. Shikamaru lag ausgestreckt auf der Couch der Rosahaarigen. Auf seiner Brust lag eine Styroporbox mit gebratenen Nudeln, die er versuchte im Liegen zu verspeisen, ohne dabei zu ersticken. Sakura hob ihre Augenbraue an, kommentierte aber nichts weiter dazu. Nach der Dusche wartete bereits ein großes Glas Orangensaft und eine Schmerztablette auf sie. Anschließend waren sie ins Wohnzimmer verschwunden und zogen sich das heutige Neujahrsprogramm im Fernsehen rein. Die Haruno war mit ihrer rosa Kuscheldecke verschmolzen. Auf ihren Knien balancierte sie ihr Essen. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie hungrig sie eigentlich gewesen war. „Ich bin einfach nur froh, dass wir jetzt erstmal eine Woche Urlaub haben.“, sagte Shikamaru mit halbvollem Mund und zappte auf den nächsten Sender. „Du bist immer froh, wenn wir nicht arbeiten müssen.“ „Dieses frühe Aufstehen ist auf Dauer echt anstrengend.“ Er blieb an einer Wiederholung von Findet Nemo stehen. Gerade tauchten die drei Haie auf. „Aber dir ist schon bewusst, dass du bei einer Frühaufsteher Show arbeitest oder? Dafür bekommst du immerhin auch genug Kohle.“ Sakura stellte die Box neben sich ab und beugte sich zum Couchtisch vor, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. „Du auch?“, fragte sie an den Nara gewandt. „Danke nein. Im Liegen Essen ist das Eine, aber Trinken…naja.“ „Du könntest auch einfach aufstehen.“ Sakura verdrehte die Augen über ihren faulen Freund. „Neuer Vorsatz. Weniger unnötige Bewegung.“ „Wow! Ehrlich jetzt? Was sagt deine Freundin dazu?“ Shikamaru ignorierte ihre Bemerkung. „Tja, was würde meine Freundin dazu sagen, wenn sie wüsste, dass meine beste Freundin mich vor wenigen Stunden geküsst hat?“ „Chapeau!“ Resigniert warf sich Sakura zurück in das weiche Kissen und widmete sich wieder ihren Nudeln mit extra viel Sojasauce. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen ihren Salzkonsum einzuschränken. Fing ja schon gut an. Mit stoischer Genauigkeit stocherte sie in den Nudeln herum. „Sakura“, betonte Shikamaru gewollt langsam. Er stellte die Nudeln auf dem Tisch ab und setzte sich auf. Er meinte es jetzt also ernst. Er zog seine Knie an und stützte seine Ellenbogen darauf ab. Sakura knirschte mit den Zähnen. Er rechnete schon gar nicht mehr mit einer Antwort, als Sakura plötzlich ihre Stimme erhob. „Ganz ehrlich? Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was da diese Nacht in mich gefahren ist. Es tut mir echt Leid. Irgendwie habe ich mich so über diesen arroganten Mistkerl geärgert, dass ich-“ Shikamaru unterbrach sie. „Das du dir dachtest, wenn mich Uchiha abweist, snacke ich eben meinen besten Freund weg?“ Erschrocken riss Sakura ihre Augen auf und schüttelte vehement mit dem Kopf. „Nein, so war das nicht. Du brauchst dir keine Gedanken machen, es hatte rein gar nichts bedeuten.“ „Autsch.“ „Du weißt wie ich das meine.“ Shikamaru rückte näher zu ihr und griff nach ihrer Hand. Seine Stimme war sanft. „Sakura, du warst diejenige, die damals diese Beziehung nicht wollte. Du weißt, ich hätte es versucht und jetzt, wo ich tatsächlich wirklich jemanden gefunden habe, der mir unfassbar viel bedeutet, küsst du mich? Ist das so ein verdrehtes Inneres-Ding?“ Tränen bildeten sich in ihren Augen und sie schniefte einmal geräuschvoll. „So war das wirklich nicht gemeint. Du weißt, dass ich mir nichts mehr in dieser Welt wünsche, als das du glücklich bist. Vielleicht brauchte ich dich in diesem Moment einfach als ein Ventil, um mein Gefühlschaos zu ordnen.“ „Okay.“ Irritiert schaute sie ihn an. „Okay?“ Er seufzte und ließ sich gegen die Sofalehne sinken. Auf seinen Lippen bildete sich ein Schmunzeln. „Du hast offenbar tiefgreifende Gefühle für mich, die du versuchst du verbergen oder eben dadurch zu zeigen, dass du mich nötigst dich zu küssen.“ Sakura fiel beinahe vom Sofa, bei dieser Menge Stuss, die er von sich gab. Sie schlug ihm gegen die Schulter. „Du bist wirklich ein Trottel.“ Shikamaru rieb sich die pochende Schulter. Sakura hatte ganz schön zugeschlagen, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Die Rosahaarige stimmte mit ein. Unfassbar froh, dass dieses Thema aus der Welt geschafft worden war. Shikmaru zog die Wohnungstür hinter sich zu. Es war kurz nach fünf, als ihr Handy einen einkommenden Videoanruf verzeichnete. Ihr Neffe Matthew wollte seiner Tante unbedingt ein fröhliches, neues Jahr wünschen und er habe sie gestern im Fernsehen gesehen. Die Augen des kleinen Jungen strahlten dabei unglaublich. Als Shikamaru dann noch im Bild aufgetaucht war, konnte er seine Begeisterung kaum noch im Zaum halten. Seine Mutter hatte alle Mühe, ihren Sohn zu bändigen. Um traditionell den Urlaub einzuläuten, hatten sich Sakura und Shikamaru für morgen zum Mittagessen verabredet. Es gab da einen neuen Italiener, der unfassbar gute Pasta zubereitete und sie beschlossen sich selber eine Meinung dazu bilden zu wollen. Er angelte sein Handy aus seiner Hosentasche und tippte eine Nachricht an Temari, die morgen Abend wieder landen würde. Er spürte wie sein Herz anfing zu rasen, wenn er nur an die hübsche Blondine dachte. Grinsend und auf sein Display starrend lief er die Treppen herunter. Er bemerkte nicht, dass Naruto hinter ihm ebenfalls das Treppenhaus herunter gepoltert kam. „Hey Shikamaru! Wieder fit? Wie geht’s der Schnappsdrossel“ Der Nara drehte sich um und begrüßte den Blondschopf. Er steckte das Handy zurück in seine Tasche. Gemeinsam verließen sie das Haus. Beide kniffen ihre Augen zusammen, als ihnen das Sonnenlicht entgegen blendete. „Mir geht’s bestens. Sakura habe ich mit genügend Essen versorgt. Die ist also noch ein Weilchen beschäftigt.“ Er musterte Naruto, der überdurchschnittlich ordentlich angezogen war. Aus seiner Winterjacke lugte eine grüne Kapuze. „Wohin geht’s denn?“ Der Uzumaki errötete und strich sie durch die blonde Haarpracht. Der gestreute Kies knirschte unter ihren Füßen. „Ich treffe mich mit jemanden.“ Shikamaru grinste. „Lass mich raten. Dieser jemand ist ungefähr 1,65 groß, hat schwarze Haare und sah gestern fantastisch aus?“ Naruto lachte, kratzte sich dann aber am Hinterkopf. „Hat das irgendwie jeder mitbekommen oder war nur ich wieder der letzte, der es gepeilt hat?“ „Ich glaube, jeder der auch nur halbwegs von Zwölf bis Mittag zählen kann, hat es bemerkt.“ Shikamaru zuckte unschuldig mit den Schultern. „Sorry Kumpel.“ Gemeinsam schlenderten sie in Richtung Millennium Park. Die meiste Zeit über mimte Naruto den Alleinunterhalter, während Shikamaru still neben ihm her ging. An der Kreuzung zur Washington Street trennten sich ihre Wege. „Irgendwelche letzten Ratschläge?“ Der Nara zuckte mit den Schultern. „Verkacks nicht?“ Es war mehr eine Frage, als Antwort. „Schütte ihr einfach dein kleines, zerbrechliches Herz aus. Frauen stehen auf sowas.“ Er lachte, boxte dem Uzumaki gegen die Schulter. Naruto grinste, hob zum Abschied die Hand und verschwand geradeaus, während Shikamaru in die Wells Street einbog. Er vergrub seinen Hals tiefer in seiner Jacke. Trotz Sonnenschein war es ziemlich kalt. In seiner Hosentasche vibrierte es. Temari hatte geantwortet. Wie ein verliebter Trottel grinste er vor sich hin. Sie hatte ihm ein Bild von der Brooklyn Bridge geschickt. Ihre Wangen waren gerötet vor Kälte, aber sie lächelte zufrieden in die Kamera. In feinen Spuren floss der Schweiß von seiner Stirn. Mit einer Hand wischte er das Sekret unelegant zur Seite. Trotz der knackigen Kälte schwitzte er. Es war kurz nach Mittag. Er hatte sich extrem unausgelastet gefühlt, nachdem er aufgestanden war. Er war kurzerhand in seine Laufklamotten geschlüpft, hatte sein Handy eingesteckt und war losgelaufen. Seine Sportuhr zeigte ihm Kilometer neunzehn an. Seine Pace lag bei viereinhalb Minuten auf den gelaufenen Kilometer. Sein rasendes Herz gaben ihm ein Gefühl von Sicherheit und Lebendigkeit. Er genoss es, frei von unnötigen Gedanken zu sein und sich auf sich und seinen Puls zu konzentrieren. Seine letzte Laufeinheit lag bereits ein paar Wochen zurück. Erst jetzt merkte er, wie sehr es ihm gefehlt hatte. Eigentlich wollte er gestern bereits laufen gehen, aber er hatte ein ungutes Gefühl Karin allein in seiner Wohnung zu lassen und nachdem sie endlich verschwunden war, war das Wetter umgeschlagen und seine Lust ebenso. Dafür wurde eben jetzt extra hart gerannt. Es war tatsächlich gar nicht so übel noch ein paar Tage frei zu haben. Okay, es ging lediglich um zwei zusätzliche Tage nach Neujahr, aber während der Arbeit nahm er sich nie Zeit dafür. Gestern Abend hatte er kurzzeitig darüber nachgedacht bei Sakura vorbei zu fahren, aber was genau sollte er ihr erklären? Sie hatte ihre Schlüsse gezogen, die zu einhundert Prozent richtig waren. Aber warum zum Teufel fuchste es ihn so sehr, was diese Frau über ihn dachte? Zornig senkten sich seine Augenbrauen und er beschleunigte noch einmal. Schließlich war es Naruto, der ihn von seinen Gedanken ablenkte und ihm von seinem spontan Date mit Hinata berichtete. Sie waren durch den Park spaziert, hatten sich einen Hot Dog gegönnt und einfach geredet. Über Gott und die Welt. „Warum hast du sie nicht einfach zum Abschied geküsst?“, hatte Sasuke gefragt, nachdem Naruto geendet hatte. Er war ihm nicht richtig erschienen. Innerlich schlug sich Sasuke gegen die Stirn. „Seit wann denkst du so viel darüber nach? Dobe du bist mit ihr durch den Sonnenuntergang flaniert und hast sie bis zu ihrer Haustür zurück begleitet und willst mir nun erzählen, dass es nicht das richtige Gefühl war?“ Einen kurzen Moment herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. „Wenn du das so sagst, hört es sich an als wäre ich der größte Idiot überhaupt. Scheiße! Meinst du sie hat darauf gewartet, dass ich etwas mache?“ Genervt stöhnte der Uchiha in den Hörer. Scheiße, war er etwa ein beschissener Seelenklempner? Naruto setzte wieder an. „Verdammt, Sasuke! Warum habe ich sie nicht einfach gepackt und geküsst? Hast du sie gesprochen? Hat sie etwas zu dir gesagt?“ Seine Worte überschlugen sich fast. Sasuke konnte bildlich vor sich sehen, wie Naruto sich die Haare ausriss und hysterisch durch seine Wohnung trampelte. „Hör zu du geistige Umnachtung. Ich kann weder in Hinatas Kopf schauen, noch habe ich sie gesehen. Du fährst morgen einfach zu ihr und fällst, natürlich wie ein Gentleman, über sie her. Oder was auch immer.“ „Gute Idee. Halt Stopp! Was meinst du mit über sie herfallen?“ „Ich meine damit, was auch immer du darunter verstehst.“ Sasuke war langsam mit seiner Geduld am Ende. Warum kamen alle mit ihren Problemen zu ihm? Erleichterung lag in Narutos Stimme. „Danke dir! Du bist echt der Beste. Wobei ich niemals gedacht hätte, dass ausgerechnet du Gefühlmonk mir mal Tipps geben wirst.“ „Jaja, fall mir nicht gleich um den Hals.“ Dann begriff er die Beleidigung, doch Naruto hatte bereits aufgelegt. Sasuke ging in den Endspurt über. Es war nur noch ein Kilometer, bis er wieder an seiner Wohnung war. Als nicht mehr viel zum Ziel fehlte, sah er jemanden vor dem Gebäude auf und ab laufen. Blonde Haare glänzten in der Sonne. Er reduzierte seine Geschwindigkeit langsam und erkannte sie. Was wollte sie denn hier? Sasuke blieb wenige Meter vor ihr stehen, als sie in seine Richtung schaute, erkannte er, dass ihre Augen rot und verquollen waren. Schwarze Streifen waren auf ihren Wangen und Tränen bahnten sich ihren Weg auf die Erde. Sein Herzschlag raste und seine Atmung war flach. „Temari?“ Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und schaute ihn aus ihren verweinten Augen an. „Ich habe unfassbare Scheiße gebaut.“ Dann sank sie in die Knie, versteckte ihr Gesicht in den Händen und schluchzte laut. Erst jetzt fiel Sasuke der kleine Reisetrolli neben ihr auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)