Midnight at Mio von FriePa (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 14: Gin --------------- Sakura stand nervös im Fahrstuhl. Sie puhlte etwas von ihrer Nagelhaut ab und sah sich unsicher in dem großen Fahrstuhl um. Ihr eigenes Spiegelbild starrte ihr entgeistert entgegen. Sie fühlte sich mehr als unwohl jetzt Sasuke Uchiha gegenüber treten zu müssen. Allein. Shikamaru hatte ihr vorhin eine Nachricht geschickt und sich entschuldigt. Der Alkohol von gestern machte ihm schwer zu schaffen. Das konnte sie so natürlich nicht weiter geben und die Rosahaarige dachte seit Minuten an nichts anderes, als die Ausrede die sie sich noch einfallen lassen müsste. Die Tür ging auf und Sakura befand sich in einem hellen, offenen Empfangsbereich. Unsicher sah sie umher. Sie hatte keine Ahnung wo genau sie hin musste. Eine junge Frau kam mit einer Tasse dampfenden Kaffee aus einer kleinen Tür neben dem Fahrstuhl. Sie schien wohl Sakuras Ahnungslosigkeit zu bemerken und lächelte ihr aufmunternd zu. Ihre dunklen Haare umspielten ihr hübsches Gesicht. Arbeitet in dieser Firma überhaupt irgendjemand, der nicht übertrieben wunderschön ist? Scheint wohl ein Bewerbungskriterium zu sein. Mürrisch, dass sie neben der Frau wie eine Bratwurst aussah, lächelte sie zurück. „Ähm…ja. Ich habe einen Termin mit Herrn Uchiha.“ Die Frau legte ihren Kopf schräg. „Mit welchen? Itachi oder Sasuke? Oder mit Herrn Uchiha Senior?“ „Sasuke“, sagte Sakura schnell. „Da muss ich sie enttäuschen. Der ist noch nicht im Haus, sollte allerdings in der nächsten halben Stunde hier sein.“ Entschuldigend schaute sie Sakura aus ihren großen Augen an. Sakura stöhnte und fuhr sich durch ihre Haare. Verzweifelt schaute sie zu der Frau und ihrer Tasse Kaffee. „Möchten Sie auch einen haben?“ Die Rosahaarige nickte eifrig. Die Frau wies sie an, auf der großen, weißen Couch Platz zu nehmen und verschwand selber nochmal hinter der Tür. Sie schwor sich Shikamaru eigenhändig seine Eier einzeln auszureißen und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Sakura sah sich um. Allerdings gab es nicht viel zu sehen, außer von dem Empfangsbereich durch Milchglastüren abgetrennten Büroräumen. Für einen Radiosender wirkte alles irgendwie…steril. Aber wahrscheinlich war das nur Einbildung. Sakura hatte ihre Jacke quer über ihre Beine gehangen und versuchte ihren Puls wieder runter zu fahren. Die Frau kam wieder und stellte eine grüne Tasse auf den Glastisch vor ihr. „Ich wusste nicht, ob Sie Milch und Zucker mögen. Deshalb habe ich Ihnen eine ausreichende Menge dazu gelegt.“ Sie lächelte nochmal höflich. „Mein Name ist übrigens Hinata Hyuga.“ „Nett. Sakura Haruno.“ Beide schwiegen ein paar Sekunden. Sakura nahm die dampfende Flüssigkeit und pustete. „Ist hier immer so wenig los?“ Hinata schüttelte den Kopf und setzte sich neben sie. „Nein. Aber zwischen den Feiertagen arbeitet meistens nur die Notbesetzung und einige der Moderatoren.“ Sakura nickte verstehend. War bei Ihnen ja nicht anders. Sie führten eine Weile Smalltalk, aber von Sasuke war nach wie vor nichts zu sehen. „Und ich halte Sie wirklich nicht von der Arbeit ab?“ „Keine Sorge. Ich bin eigentlich nur hier, um noch ein paar Budgetpläne fürs nächste Jahr fertig zu machen. Die können auch noch ein paar Minuten in ihrem Ordner bleiben.“ Sie unterhielten sich noch eine Weile, als sich Sakuras Blase bemerkbar machte. Hinata wies ihr den Weg zu den Toiletten und räumte die zwei leeren Tassen weg. Hinter der weißen Couch stand eine runde, offene Büroecke neben einem Fenster. Hinata setzte sich an ihren Arbeitsplatz und versuchte nochmal Sasuke zu erreichen. Wieder ging nur die Mailbox dran. Aufgebraucht schleuderte sie ihr Handy in die Ecke des Schreibtisches. Es hielt knapp am Tischende an, feuerte dafür aber einen Stapel lose Blätter herunter. „Oh na klar. Fallt doch alle runter“, schimpfte sie das Papier. Gut das sie heute fast allein hier war und keiner das Schauspiel mit ansehen konnte. Sakura knöpfte ihre Jeans wieder zu und betätigte die Spülung der Toilette. Sie schloss die Kabinentür auf und wusch sich ihre Hände. Die rosegoldende Armbanduhr sagte ihr, dass sie seit zwanzig Minuten auf diesen Kerl wartete. Es macht sie wahnsinnig. Sie spürte bereits, wie sie innerlich anfing sich hineinzusteigern. Unweigerlich dachte sie wieder an diesen einen Moment ihrer Küche zurück. Sie war sich im Nachhinein ziemlich sicher, dass er sie geküsst hätte…oder ich ihn. Wenn nicht dieser Krankenwagen vorbei gefahren wäre. Die Rosahaarige gab einen Spritzer kaltes Wasser in ihr Gesicht. Frustriert blies sie die Luft aus ihren Wangen. Als sie um die Ecke der Toilette bog konnte sie eine zweite Stimmte vernehmen, die mit Hinata diskutierte. Es war niemand geringeres, als Sasuke Uchiha selbst. Die kleine Frau redete wild auf den jungen Mann und gestikulierte dabei aufgebracht mit den Händen. Sakura kam näher an die Zwei heran und verstand nun ein paar bruchstückhafte Worte. „Ich habe dir doch gesagt, du brauchst nicht extra heute vorbei kommen.“ Sasuke vergrub lässig eine Hand in seiner Hosentasche. „Und ich habe dir gesagt, dass es mir egal ist. Sieh zu, dass du sie nicht noch länger warten lässt und sei heute Abend gefälligst pünktlich.“ Sasuke hob abwehrend die Hände. „Woah, ganz ruhig! Hier, nimm all mein Pausengeld.“ Er grinste unverfroren. Hinata knuffte ihn und Sasuke zuckte unter der Berührung kurz zusammen. „Du bist manchmal echt ein totaler Trottel und ich frage mich, wieso ich überhaupt mit dir befreundet bin.“ „Weil ich so einen umwerfenden Charme besitze.“ Er grinste sie schief an. Die Hyuga verdrehte die Augen und bemerkte, dass Sakura wieder bei Ihnen war. Sie strahlte die Rosahaarige an, die einen undeutbaren Blick auf ihrem Gesicht trug. Sasuke ließ sich in seinen Bürostuhl fallen und drehte sich dem Fenster zu. Er rieb sich über sein Gesicht und verschränkte die Arme von seiner Brust, bevor er sich wieder zu Sakura umdrehte. Sie saß ihm wie sein Spiegelbild, mit verschränkten Armen, gegenüber. Für einen Augenschlag sahen sie sich intensiv und tief in die Augen, bevor Sasuke den Blickkontakt schnell abbrach. Er strich sich seine Haare aus dem Gesicht, nur damit sie sofort wieder zurück fielen. „Also…“, begann der Uchiha und öffnete die dünne Mappe, die vor ihm lag. Er fokussierte seinen Blick ausschließlich auf die kleinen schwarzen Buchstaben vor ihm. Dann klärte er Sakura über die letzten Details für Silvester auf und wie der Ablauf geplant war. Es sollte eine Radioübertragung geben. Zusätzlich wollten sie die Show auf den öffentlichen Seiten der sozialen Medien per Videostream senden. Das Motto des Abends lautete, passend zum Etablissement ‚The Golden Time‘. Es sollte eine edle, anspruchsvolle Veranstaltung werden. Sie wollten den Menschen verraten, dass ‚Chicago Radio Wake Up‘ ab sofort immer landesweit zu hören sei. Die Quoten, seitdem dass Crossover lief waren enorm in die Höhe geschossen. Sasuke klappte das Dokument wieder zusammen und schaute zu Sakura. Er gab ihr stumm zu verstehen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, um etwaige Fragen zu stellen. „Tatsächlich hätte ich noch eine Frage.“ Erwartungsvoll zog der Uchiha eine Augenbraue in die Höhe. In ihrer Stimme lag Belustigung. „Was genau hat es mit dieser Schneekugel auf sich?“ Sie zeigte auf den Gegenstand, der neben seinen Computerbildschirm stand. Es war die Kugel, die er bei der Tombola gewonnen hatte. „Ist das irgend so ein Fetisch von dir?“ Amüsiert beugte sie sich nach vorne um sich die Kugel genauer anzuschauen. „Ein bisschen sehr hässlich ist das Teil aber schon.“ Auch Sasuke konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. „Pass mal auf. Außer ihrem abstrus grauenvollen Aussehen, kann diese kleine Teilchen noch viel mehr.“ Er drehte sie auf den Kopf und drückte den kleinen Schalter nach rechts. Augenblicklich fing die Schneekugel an zu singen und zu leuchten. Die Rosahaarige lachte glockenhell und warf ihre Haare in den Nacken. „Wow. Ich bin ehrlich beeindruckt.“ Sakura wollte gerade weiter sprechen, als es an der Bürotür klopfte. Hinata steckte ihren Kopf durch die Tür und lächelte Sakura aufmunternd an, bevor sie sich zu Sasuke wandte. „Ich habe dir noch etwas zum Unterschreiben hingelegt und einige Emails weitergeleitet. Schau sie dann bitte noch durch. Wir sehen uns heute Abend. Sei rechtzeitig da.“ Ihre Stimme war fest und ließ keine Widerworte zu. Sie verabschiedete sich noch von Sakura und verschloss die Tür wieder. Die Haruno grübelte über die Beziehung zwischen den beiden nach. Sie schienen kein Paar zu sein, aber nur Kollegen waren sie auch nicht. Ehe sie sich versah, hatte sie das ausgesprochen, was sie eigentlich nur denken wollte. „Bitte sag nicht, dass du so einer bist, der dauerhaft das Bedürfnis hat sein Erbmaterial in der Welt zu verteilen?“ Kacke verdammt! Habe ich das gerade laut gesagt? Sasuke stand auf und schritt um den Schreibtisch herum. Er lehnte sich gegen diesen. Sein Grinsen glich dem eines Haifisches. „Das scheint dich ja brennend zu interessieren.“ Er bleckte gefährlich die Zähne. Sakura beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorne und stützte ihre Ellenbogen auf den Knien ab und sah zum ihm hoch. Ihre Stimme war absolut monoton. „Dich scheint es ja mehr zu interessieren, was ich denke als umgekehrt. Was mich nämlich wirklich interessiert ist die Frage, ob es sehr schwierig ist ein solch großer Idiot zu sein.“ Sie würde sich ganz sicher nicht von diesem perfekten Gesicht einschüchtern lassen. Sie stand auf und stemmte ihre Hände in die Hüfte. Abwartend sah sie ihn an, als er einen Schritt auf sie zu machte. Er war ihr nahe. Erneut. Sakura zog die Schultern zu ihren Ohren hoch. Plötzlich fühlte sie sich doch nicht mehr so selbstsicher. Wie konnte dieses Gespräch bitteschön so schnell diese Wendung nehmen? „Ich muss jetzt gehen“, stammelte sie und wollte sich umdrehen, doch Sasuke machte einen Schritt in die Richtung, in welche Sakura ausweichen wollte und sie stießen aneinander. Er spürte die Hand, um die er sich versehentlich gekrallt hatte. Sie war ihm nahe. Sehr nahe. Sasuke fühlte sich erneut verleitet. Doch kam ihm Sakura zuvor. Während er in einem Moment noch ihren Atem an seinen Lippen spüren konnte, war es im nächsten Moment ihr weicher Mund. Sie löste sich nach diesem flüchtigen, zurückhaltenden Kuss von ihm, bestürzt über ihre Tat. Doch Sasuke hob blitzschnell seine Hand und zog sie sanft am Nacken wieder zu sich. Sie schloss die Augen und ihr entfloh dieser eine bestimmte Seufzer. Sie schlang die Arme um ihn und er glitt mit seinen Fingerspitzen ihre Wirbelsäule entlang. Ihr Kuss war leidenschaftlich und wild. Zärtlich und sanft. Alles gleichzeitig. Haare kitzelten. Zungen berührten sich. Fremde Finger streichelten seinen Nacken und die Härchen auf seinem Arm prickelten. Er löste sich von ihr. Sakura beugte sich vor um seine Lippen noch einmal einzufangen. Er war so versucht, sie erneut zu küssen. Gerade als er beschloss seine Gedanken über Bord zu werfen und ihr nochmal seine Lippen anzubieten, kam Sakura zur Besinnung. „Scheiße!“, murmelte sie außer Atem. Sasuke sah nicht auf und versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen. Über Sakura stürzten ihre Sorgen auf sie ein. „Ich gehe.“ Sakura schnappte sich ihre Tasche und drehte sich unwirsch von Sasuke weg, sodass dieser unsanft gegen die Schreibtischkante donnerte. Sie riss die Tür hastig auf. Mit einem Knall fiel sie wieder in ihre Angeln. Hinata wirbelte durch ihre Wohnung. Sie war gerade dabei die fliederfarbenen Servietten kunstvoll zu falten, bevor die ersten Gäste kommen würden. Die ersten Versuche ihrer Lotusblüte waren in einem Anfall von Verzweiflung zusammengeknüllt durch das Wohnzimmer geflogen. Jetzt aber war ihr bereits die dritte gelungen und man musste nicht mehr absolutes Kunstverständnis zu Tage fördern, um zu erkennen was es darstellen sollte. Zufrieden drapierte sie die nächste Blume auf dem Kuchenteller. Sie hatte ihre Familie zu Kaffee und Kuchen geladen. Später würden noch Sasuke und Gaara dazu stoßen. Die kleine Clique gab es bereits seit einigen Jahren. Leider schafften sie es meistens nur zu Geburtstagen alle zusammen zu kommen. Leicht betrübt dachte sie daran, dass ihre beste Freundin heute nicht konnte. Sie hatte noch einen wichtigen Geschäftstermin, der sich wohl in die Länge ziehen sollte. Hinata und Temari waren seit ihrer Schulzeit miteinander befreundet. Sie lernten sich durch ihren kleinen Bruder kennen. Mit Gaara hatte sie zusammen die gleiche Klasse besucht und über ihn dann auch seine ältere Schwester, mit der sich Hinata durchaus sehr gut verstand, kennengelernt. Hinata holte die Torte aus dem Kühlschrank. Sie hatte das süße Teilchen aus der Konditorei an der Straßenecke ihrer Wohnung bestellt. Nachdem sie das Büro verlassen hatte, war sie direkt dort vorbei geflitzt. Sie kannte den Besitzer des Ladens und hatte einen kleinen Rabatt rausschlagen können. Dazu hatte sie gestern bereits einen einfachen Rührkuchen gebacken. Die junge Frau war zwar durchaus in der Lage Eier, Mehl und Zucker zu einem leckeren Teig zusammen zu bringen, aber es war für die eher mühselig als spaßig. Außerdem würde ihre Mutter ohnehin noch irgendetwas Selbstgebackenes mitbringen, also sparte sie sich einfach diese zusätzliche Arbeit. Denn egal was sie backen würde, die Torte ihrer Mutter würde alles andere in den Schatten stellen. Glücklich bewunderte sie ihre angerichtete Kaffeetafel. Der dunkle Massivholztisch ließ die fliederfarbenen Servietten wundervoll zur Geltung bringen. In der Mitte stand ein kleines Blumengesteck, dass sie selber zusammen gebastelt hatte. Sie liebte es Blumen zu arrangieren und auf neue Art und Weise in Szene zu setzen. Sie hatte beim letzten Flohmarkt eine rustikale Antikholzschale günstig erworben. Sie hatte mit Trockenblumen gearbeitet, die sich wunderbar in das Bild der mitternachtsblauen Rosen und dem geflügelten Strandflieder einspielten. Dazwischen steckten als Kontrast grüne Gräser und Farne. Links und rechts von dem Gesteck erleuchteten zwei Glasschalen mit Teelichtern den Tisch festlich. Geschickt betätigte er, mit einem Blumenstrauß in der linken Hand, und einen Geschenkebeutel in der rechten Hand die Klingel. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bevor er die Stimme seiner Cousine vernahm. „Hey, es wäre mir wahrlich ein inneres Blumenpflücken wenn du mir die Tür aufmachst. Ich bin ungefähr mit drölf Tonnen beladen.“ „Schön dich zu sehen Neji.“ „Wohl eher hören. Warte noch zwei Tage, dann bin ich die Treppe hoch gepilgert. Und ich habe einen riesen Kohldampf.“ „Also dann. Bis in zwei Tagen.“ Neben ihm kicherte es. Neji grinste seine Begleiterin an. Der Türöffner summte und Neji atmete noch einmal tief durch, bevor er einen Fuß ins Treppenhaus setzte. An der Tür zu ihrer Wohnung ließ er ihr den Vortritt, um den Überraschungsmoment nicht zu verderben. Hinata schaute ungläubig als blonde Haare das erste waren, was sie sah. Sofort bekam sie glasige Augen und hielt sich eine Hand vor den Mund. „Oh…ich werde verrückt.“ Grinsend umarmte Temari ihre beste Freundin. „Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag.“ Hinata schaute gespielt böse zu Neji und zeigte auf ihn. „Du steckst da doch bestimmt auch mit drinnen.“ Sie wandte sich wieder Temari zu. „Ich dachte, du hast einen unverschiebbaren Termin.“ Die Blondine zuckte mit den Schultern. „Nichts ist unverschiebbar. Naja nicht ganz. Ich kann nur jetzt bleiben. Ich habe den Termin einfach zwei Stunden nach hinten verlegen lassen.“ Triumphierend stand sie der Hyuga gegenüber. Temaris Blick glitt erwartend zu Neji. Er reichte ihr die bunt verzierte Geschenketüte. Anschließend gratulierte auch er seiner Cousine und übergab ihr den großen Blumenstrauß. Zu dritt saßen sie in Hinatas Wohnzimmer. Neji hatte es sich in dem senfgelben Ohrensessel bequem gemacht. Seine Füße ruhten lässig auf dem kleinen Hocker davor. Seine Arme waren hinter seinem Kopf verschränkt. Temari und Hinata hatten mit dem Sofa vorliebgenommen. Beide hielten ein Glas Sekt in der Hand und plauderten locker miteinander. „Und sie sieht wirklich aus wie ein irischer Porno Wichtel?“ Temari prustete laut los und konzentrierte sich darauf, den Sekt nicht überschwappen zu lassen. Resigniert nickte Hinata. „So wahr mir Gott helfe. Ja. Du müsstest dieses Outfit sehen, dass ihnen ihr Chef zumutet. Aber meine Schwester juckt es nicht weiter. Was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.“ „Vielleicht kommt sie ja gleich auch so bekleidet hier an und bringt einen möglichen irischen Wichtelmacher mit.“, mischte sich Neji in das Gespräch der Frauen ein. Er hörte nur halb zu. Nebenher schien er sehr vertieft in sein Handy zu sein. Hinata fasste sich frustriert an die Stirn. „Ihr glaubt nicht sie oft ich bereits versucht habe ihr einen anderen Aushilfsjob zu suchen. Aber genauso gut könnte ich mit einem Haufen Steine reden und selbst ein Esel wäre nicht so stur.“ Etwa eine viertel Stunde später traf der Rest der Hyuga Familie ein. Hanabi kam entgegen der Erwartung vollkommen normal bekleidet. Sie arbeitete neben ihrem Studium in einem Pub und seit ein neuer Chef den Laden leitete bestanden die Arbeitsuniform aus einem glitzernden, grünen Minirock, der gerade die nötigsten Stellen bedeckte und einer hautengen, weißen Bluse. Grün-weiß geringelte Kniestrümpfe mit glitzernden, grünen Pumps und einer Perücke die Dolly Parton Konkurrenz machte, rundeten das Outfit ab. Hinatas Mutter hatten eine doppelstöckige Pfirsich-Käsesahne Torte gebacken. Neben dieser sah Hinatas Rührkuchen aus wie ein schwer zu kauendes Stück Holz. „Also Temari, was macht die Arbeit?“, fragte Großvater Hyuga und schob sich ein Stückchen Torte in den Mund. Man konnte diesen alten Griesgram nicht mehr mit vielen Dingen hervor locken, aber ein gutes Stückchen Torte brachte selbst ihn aus seinem Versteck hervor. Die Blondine legte die Kuchengabel neben den Teller und trank einen Schluck Kaffee bevor sie antwortete. „Morgen ist die letzte große Präsentation für dieses Jahr. Wir hoffen, dass wir die Zusage zu dem Geschäft gleich morgen bekommen werden. Ansonsten ist bis zum Jahreswechsel erstmal Ruhe angesagt und die Akkus für die Belegschaft und uns sollen aufgeladen werden.“ Temaris Blick glitt zu Neji, der verstehend nickte. Sie arbeiteten in der gleichen Firma als Vorstandsmitglieder, allerdings in unterschiedlichen Abteilungen. Während ihre Familie noch am Tisch saß, räumten Temari und Hinata die benutzten Teller und Tassen in die Spülmaschine. Hinata bemerkte, dass die Blondine mit ihren Gedanken meilenweit von diesem Ort hier entfernt war. „Wieso habe ich das Gefühl, dass du seit Stunden gedanklich ein Gespräch mit jemand komplett anderem führst?“ Hinata beäugte Temari kritisch. Diese beugte sich gerade zum Besteckkasten und warf achtlos einige Löffel hinein. Sie sah nicht auf. „Ich weiß nicht was du meinst.“ „Ich bitte dich. Irgendwas stinkt hier ganz gewaltig. Und damit meine ich nicht den Haufen Waschbärenkot der vor meinem Küchenfenster hübsch aufgetürmt worden ist.“ Die Hyuga verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Spüle. Frustriert pustete sich Temari eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und vermied es nach wie vor ihre beste Freundin anzusehen. Sie würde sofort Lunte riechen. „Es ist wirklich nichts. Ich bin beinahe so glücklich wie diese verdammte Mary Poppins.“ „Und was ist der Grund, weshalb nur beinahe so glücklich bist?“, bohrte Hinata weiter nach. „Ist alles okay zwischen euch?“ „Ja, es ist nur-“, begann Temari und in ihrem Kopf ratterte es nach einer guten Ausrede, die selbst Hinata zufrieden stellen würde. „Was flüstert ihr da so geheimnisvoll?“ Hanabi betrat die Küche. In den Händen balancierte sie eine Thermoskanne und die Torte. Beides stellte sie achtlos auf den Küchentresen neben Hinata ab und musterte die beiden Frauen eingehend. Temari pustete stumm die Luft aus. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie froh, dass Hinatas kleine Schwester grundsätzlich die Privatsphäre von anderen Leuten missachtete. „Ihr seht ganz schön alt aus, wenn eure Stirn so in Falten gelegt ist. Vielleicht solltet ihr mal wieder ordentlich einen ziehen.“ Sie kramte in ihrer Hosentasche herum und zog ein Päckchen Zigaretten hervor. „Hast du Feuer, Schwesterchen?“ „Seit wann rauchst du?“ Hanabi ignorierte den fragenden Blick ihrer Schwester und ging zur Balkontür hinter dem Küchentisch. Sie pfriemelte an dem Hebel herum. „Oh Gott. Dieser Türgriff ist sowas von Schrott.“ Sie drehte sich nochmals zu Temari und sah sie fragend an. „Hast du Feuer?“ Die Blondine griff zielstrebig in die hintere Tasche ihrer Jeans und warf der jungen Hyuga ein schwarzes Feuerzeug zu. Diese salutierte ihr zu und verschwand anschließend auf dem kleinen Balkon. Dieser bot gerade so Platz für zwei Personen, aber für Hinata reichte es vollkommen aus. „Ist das der Grund, weshalb du dich so seltsam verhältst? Sollen wir nicht mitbekommen das du wieder rauchst?“ Die Blondine dankte Hanabi ein weiteres Mal stillschweigend. Diese Ausrede war so simpel und doch so praktisch. Wenig enthusiastisch warf Temari die Hände in die Höhe und zuckte mit den Schultern. „Erwischt.“ Hinata glaubte keine Sekunde daran, dass Temari ihr gerade die Wahrheit sagte, aber sie wusste es hatte jetzt eh keinen Zweck weiter nachzuhaken. Lediglich ein wenig empört, dass Temari sie für so beschränkt hielt, nahm sie die leere Kaffeekanne vom Tisch und verräumte sie den Spüler. Gegen halb Sechs verabschiedete sich Hinatas Familie. Hanabi war bereits eher gegangen. Sie traf sich mit irgendwelchen Kommilitonen in einem Club. Temari hatte sich zur etwa gleichen Zeit verabschiedet. Lediglich Neji war noch da geblieben, da in einer knappen halben Stunde noch die anderen Männer vorbei kommen würden. Er spürte sein Handy in der Hosentasche vibrieren und zog es geschickt heraus. „Okay. Ich gebe es auf zu ignorieren, dass ihr euch heute alle noch seltsamer als sonst schon benehmt. Was ist los? Mit wem schreibst du andauernd?“ Sie holte zwei Gläser aus dem Hängeschrank in der Küche. Aus dem Kühlschrank fischte sie eine Flasche Gin, sowie eine Flasche Wild Berry. Großzügig bereitete sie eine Mischung für Neji und sich zu. Aus dem Gefrierschrank angelte sie crushed Ice und vollendete das Getränk mit einem rosa Trinkröhrchen für jeden. Der Hyuga beäugte kritisch die Mischung. „Ist das nicht so nen Weiberding?“ „Du bekommst gleich so nen Weiberding gescheuert. Und hör auf meine Fragen zu ignorieren.“ Aufgebracht drückte sie ihm das Glas in die Hand und zog selber einen großzügigen Schluck durch den Strohhalm. Es schüttelte sie kurz. Okay, sie hatte es doch zu gut mit dem Gin gemeint. Neji machte das gleiche Gesicht wie sie, nachdem er von dem Getränk gekostet hatte. Er prostete ihr zu. „Also dann. Nach mir die Ginflut.“ Hinata musste über diesen schlechten Spruch lachen. Neji nahm einen weiteren Schluck, als er plötzlich das sagte, was er unbedingt vermeiden wollte. „Ich habe wieder Kontakt mit Tenten.“ Die Hyuga wurde schlagartig kreidebleich. Sie verschluckte sich und schlug sich kräftig auf die Brust und war sich sicher, sich nur verhört zu haben. „Das ist ein Witz oder?“ Wut bauschte sich in ihr auf. „Scheiße. Ich wollte das gar nicht laut sagen.“ „Neji! Sag mir, dass das nur ein Scherz gewesen ist!“ Er schwieg und vermied es sie anzusehen. „Verdammt! Hyuga, sie ist meine beste Freundin. Warum machst du das?“ „Seit wann nennst du mich mit Nachnamen?“ „Oh glaube mir, ich würde dich momentan am liebsten mit ganz anderen Namen wüst beschimpfen.“ Sie brauchte jetzt eindeutig mehr Alkohol. Beherzt exte sie die Mischung und schüttelte sich anschließend. Schuldbewusst beobachtete er seine Cousine. „Du musst schwören es vorerst für dich zu behalten. Ich verspreche dir, ich werde es klären. Es ist nichts passiert. Wir haben nur geschrieben.“ „Das hast du beim letzten Mal auch gesagt. Wieso sollte ich dir jetzt plötzlich glauben?“ Er schaute ihr tief in die Augen. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Weil du meine Cousine bist und immer das Gute in einem Menschen siehst. Neben dir ist selbst Mutter Theresa der reinste Gebrauchtwarenhändler.“ Angesäuert fixierte sie den Hyuga. „Du wirst mit ihr reden und das alles aus der Welt schaffen. Noch dieses Jahr. Ansonsten werde ich dafür sorgen, dass es alle erfahren. Notfalls übernehme ich auch den Part der Furie und reiße dir deine geliebten Eier raus und bastele daraus etwas Schönes.“ Ihre Stimme war vollkommen neutral und jedes einzelne Wort war eine Drohung, die die junge Frau wahr machen würde. Neji schluckte schwer und verfluchte sich und seine große Klappe. „Ich danke dir, dass du es für dich behältst.“ „Danke mir ja nicht dafür. Ich tue das ganz bestimmt nicht für dich.“ Sie atmete hörbar laut aus. „Ich brauche jetzt unbedingt noch mehr zu trinken. Ansonsten sehe ich in dieser ganzen Sache überhaupt keinen Gin mehr.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)