Unlimited von Farbenmaedchen ================================================================================ Kapitel 5 --------- Kapitel 5   Seufzend wende ich meinen Kopf zur Seite. Mein tiefer Atem nimmt langsam ab und ich schlage blinzelnd die Augen auf. Wo bin ich..., schießt es mir durch den Kopf. Da drüben steht ein fremder Tisch und wenn ich den Kopf weiter nach oben wende, sehe ich eine fremde Aussicht zum Sonnenaufgang. Ich brauche zwei Minuten, bis die Erinnerungen an gestern zurückkehren. Dann wünsche ich mir, sie wären verschwunden geblieben. Fuck, mein Rücken..., knurre ich innerlich, wenn ich mich aufrichte. Hier im Zimmer, das mir überlassen wurde, gibt es zwar ein himmlisches Bett, trotzdem habe ich mich gestern auf das Sofa geschmissen. Und jetzt... jetzt lag ich halb verteilt auf Boden und Polster. Schwerfällig erheb ich mich, torkele ins Badezimmer und spritze mir ein wenig Wasser ins Gesicht. Währenddessen gehe ich durch, was gestern geschehen ist.  Ich bin hier ins Zimmer geflüchtet und hab mich auf das Sofa geschmissen. Dort habe ich darauf gewartet, gewaltsam rausgezerrt und für meine Frechheit bestraft zu werden. Aber er ist nicht gekommen und so bin ich einfach eingeschlafen. Victor, sage ich seinen Namen in Gedanken. Ich versteh’s nicht. Ich verstehe ihn nicht. Was will er von mir? Ich bin doch bloß ein dummer Junge… Weil ich nicht still dasitzen kann, entscheide ich mich, mein Zimmer zu verlassen und mich mal im Haus umzusehen. Wenn man mir einmal schon nicht die Ohren dafür langgezogen hat, wird’s auch ein weiteres Mal klappen. Ich gehe den gleichen Weg, wie gestern Abend, als ich zu Victor gebracht wurden bin. So komme ich an dem verglasten Boden vorbei und an der Terrasse, der ich gestern keine Aufmerksamkeit geschenkt habe. Heute allerdings schon. Denn dort draußen, auf zwei Gartenstühlen und in dicken Jacken, und mal keinen Anzügen, sitzen wohlbekannte Gesichter. Adrian und Elliot. »Keine Tomate drin«, höre ich Adrian, als ich auf die beiden zugehe. Sie scheinen mich noch nicht zu bemerken. Er wickelt einen Gemüsewrap aus seiner Folie. »Keine?«, fragt Elliot, den ich das erste Mal höre, wenn er nicht genervt oder zornig ist. Erst dreht er seine Thermoskanne zu, dann späht er zu Adrians Essen und zieht eine Lippe, als würde er etwas abschätzen. »Hier.« Adrian hält Elliot den Wrap hin. Dieser beugt sich sich zu ihm herüber und beißt dann einmal ab. In dem Moment wandern seine Augen noch oben und heften sich an mich. Schnell verfinstert sich sein Blick. Er zieht sich kauend zurück und Adrian dreht sich überrascht zu mir, weil er mich durch Elliot nun auch entdeckt. Dann steht er schnell auf und begrüßt mich freundlich. »Guten Morgen, Mr Carter.« Ich spüre eine leichte Hitze in meinen Wangen und ein peinliches Kribbeln im Bauch. Irgendwie fühle ich mich, als hätte ich einen besonderen Moment gestört... »Kann ich jetzt nach Hause?«, frage ich. »Die Antwort darauf müsste Ihnen selbst klar sein«, meint Adrian und zieht seine Augenbrauen hoch. »Wollt ihr hier noch über’s Wetter tratschen, oder kommt ihr mal zu Potte?« Elliot leckt sich über die Lippen, wuschelt sich durch seinen dunkelblonden Harre und kommt dann auf uns zu. Ich sehe die beiläufige Berührung an Adrians Arm, bevor Elliot seufzt. »Können wir endlich los?« »Los? Wohin schon wieder?«, kommt es schneller aus meinem Mund, als ich denken kann. In letzter Zeit fühle ich mich wie irgendein Müllcontainer, den man durch die Gegend schiebt. »Der Boss möchte, dass Sie ihn bei einem Termin aufsuchen. Und dafür müssen noch Klamotten eingekauft werden«, erklärt mir Adrian ganz sachlich. »Einkaufen?«, frage ich. Meine Stimme trieft vor Sarkasmus. »Weil mein Schrank voller Klamotten natürlich nicht für einen Tag reicht?« »Nun, der Boss besteht darauf.« Adrian deutet Elliot mit einem Nicken an, ihre Sachen zusammenzuräumen, dann geht er vor und wartet darauf, dass ich komme. Weil mir kaum eine andere Möglichkeit bleibt, spiele ich brav mit und lasse mich ins Auto verfrachten, mit dem wir in die Stadt fahren. Es ist schon Vormittag. Ich habe wohl sehr tief und lange geschlafen, wahrscheinlich vor Erschöpfung. Deshalb sind auch die Straßen voll und Stau bildet sich an jeder Kreuzung. Im Parkhaus sieht es nicht anders aus. Wir bekommen kaum einen Platz und wenn Adrian doch endlich einen gefunden hat, müssen wir uns durch eine Masse von Menschen nach drinnen kämpfen. Wenn ich jetzt zufällig verschwinde, würden sie es gar nicht mitbekommen…, schießt es mir durch den Kopf, während ich mich hinter Adrian zwischen zwei Frauen drängle. Elliot ist zwar hinter mir, aber der ist damit beschäftigt, jeden Fußgänger anzuknurren, der ihn anrempelt. Mein Herz schlägt schneller. Meine Hände werden unruhig. Sie lassen mich aus den Augen. Das ist meine Chance.  Wir gehen die Treppen von dem Verbindungsgang zum Einkaufszentrum nach oben. Wenn wir ankommen und ich Adrian eigentlich weiter folgen sollte, ziehe ich den Kopf ein und begebe ich mich nahe an einen unbekannten Besucher mit Kinderwagen. Es ist die perfekte Gelegenheit. Gerade kommt eine Strom Leute von den Rolltreppen, sodass ich mich einfach hinter dem Mann verstecke und nach rechts abbiege. Das hat funktioniert!, kreische ich innerlich, wenn ich dem Mann solange folge, bis ich bei dem Gang zu den Toiletten einbiege. Mein Herz rast und ich schaffe es kaum richtig zu atmen. Meine spontane Fluchtaktion hätte auch nach hinten losgehen können, aber ich habe es geschafft... Mich überkommt ein erleichtertes Schmunzeln. Das war ja fast zu einfach.Victor sollte wirklich darauf achten, welche Aufgaben er seinen Untergebenen zuteilt. Sie haben mich nicht gut bewacht. Bei den Toiletten ist kaum jemand. Nur eine Frau bezahlt gerade am Schalter und tritt dann ein. Ich versuche mein weiteres Vorgehen zu planen. Zuerst muss ich einen Wachmann finden oder so...  Tatsächlich springt mir auch sogleich einer ins Auge. Er dreht seine Runden bei der Informationstafel direkt neben den Rolltreppen. Die Geschäfte blinken und leuchten im gediegenen Ambiente und die ganzen Menschen machen es schwer, sich auf etwas zu konzentrieren. Adrian und Elliot habe ich bereits aus den Augen verloren. Wahrscheinlich werden sie sich gleich umgucken und dann mächtig erschrecken. Mein Schmunzeln wird breiter. Ich trete aus dem schmalen Gang und will zum Wachmann laufen, der kaum zehn Meter von mir entfernt steht. Die Hände an der Hose und der aufmerksame Blick über die Schöpfe der Besucher gerichtet. Gerade will ich meinen ersten Schritt nach draußen machen, plötzlich spüre ich einen schmerzhaft harten Ruck an mir. Ich taumele nach hinten, während sich eine Hand auf meinen Mund legt. Mein überraschter Schrei kommt nur als ein gedämpftes Murmeln durch. Dann wird mir mein rechter Arm auf den Rücken gedreht, bevor ich zurück in den schmalen Gang in eine geschützte Ecke gezogen werde. Meine Brust hebt und senkt sich wie Wellen bei einem Sturm. Mein Kopf wandert nach oben, sodass ich direkt in Elliots braune Augen sehe, die mich zornig anfunkeln. »Darf ich ihn erwürgen?«, zischt er und verstärkt den Griff um meinen Arm, sodass ich schmerzlich aufkeuche. Durch die Hand an meinem Mund bekomme ich kaum Luft. »Lass ihn los«, bestimmt Adrian sachlich, aber mit strenger Stimme, die keine Widerworte erlaubt. Er steht neben uns, das erste Mal, dass ich ihn auch bemerke. Elliot kommt der Anweisung zögerlich nach. Wenn ich merke, wie der Zug verblasst, reiße ich mich los und haste auf zwei Meter Abstand, wo ich mich sofort umdrehe und tief durchatme. Mein rasendes Herz, das vor Schreck beinahe ausgesetzt hätte, schlägt jetzt wieder gleichmäßiger. Langsam beruhige ich mich. »Warum?«, jammert Elliot und massiert über seinen Nasenknochen. »Warum sucht sich der Boss immer so schwierige Leute? Kann er nicht einmal auf jemand Unkompliziertes stehen, jemand der sich einfach manipulieren lässt?« Ich bin also nicht der Erste, den sie für Victor entführt haben. Natürlich nicht. Er hat ja selbst gemeint, dass er öfter mal solche Geschäfte mit Leuten eingeht, schießt es mir durch den Kopf. Meine Fluchtpläne kann ich wohl über den Haufen werfen. Dabei bin ich dem Wachmann so nah gewesen. So nah! »Blödmann...«, flüstere ich, obwohl ich innerlich hoffe, dass Elliot mich hört. Tatsächlich weiten sich dessen Augen für einen Augenblick. Dann baut er sich auf. »Was hast du gerade gesagt, du kleiner…!« »So, das reicht jetzt«, geht Adrian dazwischen, wortwörtlich. Er stellt sich zwischen Elliot und mir, dann hebt er die Hände, als würde das die Situation entschärfen. Sein Blick legt sich auf mich. »Mr Carter, muss ich wirklich erwähnen, dass es zwecklos ist, zu versuchen wegzulaufen? Das ist unser täglich Brot. Also bitte, bereiten Sie nicht größere Umstände, als nötig.« Ich sehe weg. Mir doch egal, ob ich Umstände bereite. Ich werde auch weiterhin versuchen abzuhauen, wenn sich eine Chance bietet. Adrian seufzt. Wahrscheinlich, weil er meine Sturheit erkennt. Wenn er auf mich zukommt, zucke ich allerdings zurück. Doch er kramt nur in seiner Jackentasche herum und reicht mir dann eine Karte. Eine Kreditkarte. »Was ist das?« »Der Boss wünscht keine Zurückhaltung. Diese Karte ist zu Ihrer vollkommen feien Verfügung«, erklärt Adrian. Von hinten ruft Elliot dazwischen: »Schätz dich glücklich, du kleiner Nichtsnutz. Nur am Flüchten und trotzdem die Goldbarren in den Arsch geschoben bekommen... unfassbar!« Ich überhöre ihn einfach und sehe lieber zu dem Stück Plastik in Adrians Hand. Zögerlich nehme ich die Karte und betrachte sie von allen Seiten. »Zu meiner freien Verfügung? Ich kann damit einfach Sachen kaufen?« »Ja, Mr Carter.« »U-Und wie viel Geld ist da drauf...?« »10.000 Dollar.« Meine Kinnlade klappt nach unten. »Ich sollte zum Ohrenarzt. Gerade habe ich gehört, dass auf der Kreditkarte 10.000 Dollar wären…«, lache ich ungläubig. »Nein, Mr Carter. Sie haben richtig gehört.« »Z-Zehn…«, beginne ich stotternd, zeige auf das Stück Plastik. Mein Mund kann sich nicht schließen. »D-Da sind… Ich kann damit…?« »Dieses Geld ist heute nur für Sie gedacht. Machen Sie damit, was auch immer Sie wünschen.« Die sind verrückt!, schießt es mir durch den Kopf, während ich den harten Kloß in meinem Hals herunterschlucke. Die sind richtige Irre! Mit 10.000 Dollar könnte ich… damit könnte ich mir eine ganz neue Zukunft aufbauen…! Und Victor schenkt sie mir einfach. Wie sehr will der mich ins Bett kriegen? Ich lasse mich von meinen beiden Entführern zurück ins Geschehen des Kaufhauses ziehen. Doch weil ich keinen blassen Schimmer habe, was ich mit dem Geld anstellen soll, entscheide ich mich letztlich dafür, im Elektrohandel vorbeizuschauen. Immerhin haben die Beiden mein Handy kaputt gemacht. Das wäre noch eine sinnvolle und gerechtfertigte Verwendung dieser übertriebenen Karte. Und tatsächlich verlasse ich diesen Laden keine halbe Stunde später wieder mit einem neuen Handy. Das gleiche Modell wie mein Altes und auch der gleiche Preis – zweihundert Dollar. Bleiben noch 9.800 übrig... »Mr Carter, Sie verstehen sicherlich, warum wir dieses Gerät für Sie aufbewahren«, meint Adrian, wenn wir die Rolltreppe nach unten fahren. Er hält meine Tüte mit dem Smartphone fest. »Ja, ja, schon klar...«, antworte ich, krame die Kreditkarte wieder hervor und reiche sie dann Adrian. »Hier, mehr will ich nicht.« »Aber Mr Carter...« »Nein«, meine ich bestimmt und steige am Ende der Rolltreppe herunter. Wir laufen zu der Sitzfläche. »Das ist nicht mein Geld. Und ich will es auch gar nicht. Das Handy habt ihr kaputt gemacht, aber das habe ich jetzt ja wieder.« Ich beobachte, wie Adrian einen flüchtigen Blick mit Elliot austauscht, der kaum merklich mit den Schultern zuckt. Dann nimmt er die Karte an, die ich ihm immer noch hinhalte. »Na schön, Mr Carter. Aber wenn Sie etwas entdecken, das Ihnen zusagt, geben Sie mir bitte Bescheid.« »Ich werde mich hüten das zu tun«, erwiderte ich und lasse mich beim kleinen freien Fleck auf einer Bank nieder. Abzuhauen hatte ich gar nicht nochmal versucht. Das würde nicht gut enden. Und hier einfach laut zu schreien, auch nicht. Ich bin mir sicher, meine beiden Entführer wissen schon damit umzugehen. Wenn Adrian und Elliot so vor mir stehen, in ganz durchschnittlichen Jacken und bequemen Jeans, dann könnte man glatt vergessen, dass sie Schwerverbrecher sind, die zu irgendeiner organisierten Bande gehören. Aber ich traue ihnen zu, eine – nein, gleich mehrere – Waffen unter den unschuldig wirkenden Anorak zu tragen. Wahrscheinlich ist dem sogar so, denke ich und sehe Adrian fragend an, weil ich wissen will, wie es weitergeht. Dieser seufzt und schlägt dann vor: »Ich werde etwas zu Essen holen. Sie haben ja noch gar nichts gegessen, Mr Carter.«  Erst jetzt fällt mir auf, dass ich seit fast zwei Tagen nichts mehr gegessen habe. Ich spüre, dass mein Magen zu knurren beginnen will. Adrian übergibt die Tüte mit dem neuen Handy an Elliot, der sich genervt stöhnend neben mich fallen lässt, den Kopf auf seinem Arm abstützt und die Augen verdreht. So langsam habe ich verstanden, dass du mich nicht ausstehen kannst, nörgele ich in Gedanken. Dann kommt eine angespannte Stille auf. Um uns herum herrscht zwar Gewusel und zwar nicht gerade leise, aber wir schweigen so entschieden, dass es schon peinlich ist. Wir sitzen so, dass wir Adrian beobachten können, der zum Bäckereistand geht, um uns Frühstück zu holen. Wenn ich nach links spähe, stelle ich fest, dass auch Elliots Blick auf seinem Kumpanen liegt. Seine Augen sind geweitet und er scheint in Gedanken versunken. Das mulmige Gefühl von heute Morgen kehrt wieder. »Also, ähm...«, beginne ich irgendwann, weil ich mir doof vorkomme. »Was läuft da zwischen Adrian und dir?« »Hä?« Elliot wendet sich zu mir. Seine Augen sind zusammengekniffen und wollen mich erdolchen. Ganz anders als noch zuvor. Er knurrt: »Willst du sterben?« Beschwichtigend hebe ich die Arme und lasse mich zurückfallen. So langsam habe ich verstanden, dass die Beiden mir wohl nichts tun würden – nicht solange ihr Boss Interesse an mir hegt. Deshalb wage ich mich auch weiter vor. »Ich meine, du magst ihn doch, oder? Seid ihr zusammen?« »Ein weiteres Wort und ich polier’ den Boden mit deiner scheiß Fresse«, raunt Elliot dunkel, packt meinen Kragen und zieht mich weit zu sich heran. Das mörderische Funkeln in seinen Augen, lässt mich dann doch schlucken. Aber als eine ältere Dame stehenbleibt und verwundert zu uns starrt, entscheidet sich Elliot dafür, mich loszulassen. Ich falle zurück und richte mein Hemd. Man darf doch wohl noch fragen!, schimpfe ich gedanklich. Der hat wirklich den Geduldsfaden einer abgebrannten Lunte. »Was macht ihr eigentlich? Also, vertickt ihr Drogen oder sowas?«, hake ich nach. Er würde mir sowieso keinen ernsthaften Schaden zufügen. Elliots aufgebrachten Atem kann ich selbst durch den Tumult hören. Doch er wischt sich durch’s Gesicht und massiert seine Schläfen. Dann fragt er: »Machst du einen auf doof, oder hast du echt keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast?« Ich ziehe eine Lippe. »Wenn ich es wüsste, dann würde ich nicht fragen!« Elliot schnalzt mit der Zunge. »Wie kann man so blind sein? Lebst du hinter dem Mond, oder was?« »Tut mir leid, dass ich mich hobbymäßig nicht über jede Verbrecherbande informiere, die in dunklen Gassen ihr Unwesen treibt!« Elliot wendet sich mir zu. Ich rechne damit, wieder am Schlafittchen gepackt zu werden. Aber er meint nur dunkel: »Dir sagt der Name Lassini gar nichts?« »Nein...«, beginne ich, doch in meinem Kopf bildet sich ein unbestimmtes Bild. Ich kann es nicht erfassen. »Ich soll es dir eigentlich nicht sagen...«, raunt Elliot und sieht sich um, als würde er sichergehen, dass uns auch niemand hört. »Lassini ist der Familienname unseres Bosses. Victor Lassini, so heißt er. Wir sind ihm treu ergeben. Wir würden unser Leben für ihn und die Familie geben, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Also versuch’ erst gar nichts Krummes anzustellen.« Lassini... Lassini..., wiederhole ich gedanklich. Es liegt mir auf der Zunge, aber ich kann es nicht definieren. Erst, wenn ich an eine Berichterstattung denke, die vor zwei Wochen im TV lief, wird es mir klar. Da hatten sie von einer kriminellen Organisation gesprochen, die mehrere verfeindete Leute nach einer Schlägerei getötet haben soll. »Dann war das deine Gruppe, die Schuld am Tod mehrerer Männer beim alten Rathausgebäude ist?« Elliot klopft sich auf die Brust. »Selbst dabei gewesen.« Ich verziehe den Mund. »Und du bist noch stolz darauf,  Menschen getötet zu haben?« »Natürlich. Ich habe es für die Familie getan.« »Du bist… ihr seid…« Ich breche ab, weil mir die Worte fehlen. Meine Hände zittern, selbst als ich sie in meinen Ärmeln zu verstecken versuche. Ich bin geschockt von ihren abstoßenden Taten. Im Fernsehen wurde die Schlägerei als kleines Massaker beschrieben, als brutal und gefühlskalt. Wie kann man sich dafür noch feiern? »Du solltest aus Dankbarkeit die Schuhe des Bosses lecken, dafür, dass er so großzügig ist und dir nicht einfach eine Knarre zwischen deine Lippen schiebt und dich entscheiden lässt.« »Ich will nichts mit euren Machenschaften zu tun haben«, sage ich entschieden. »Dafür ist es zu spät, Kleiner. Du bist längst mittendrin. Und heute Abend kannst du schon mal üben, brav deine Klappe zu halten.« »Was?«, rutschte es mir heraus. Elliot verschränkt die Arme vor der Brust und lässt sich nach hinten fallen. Seine Augen legen sich wieder auf Adrian, der jetzt vorne an der Schlange steht und als Nächstes dran ist. »Der Boss erwartet dich heute Abend auf seiner Yacht. Da steigt ne’ Feier und so ein schickes Essen mit wichtigen Geschäftsleuten. Also sei ein artiges kleines Anhängsel.« Ich senke den Kopf und atme tief durch. Was denken sich diese Leute nur? Ich bin ein lebendiges Wesen aus Fleisch und Blut! Sicherlich lasse ich mich nicht wie ein Objekt behandeln. »Ach übrigens«, meint Elliot und lässt mich damit zu ihm sehen. Ein winziges Lächeln schleicht sich auf seine Züge. »Du kannst ja versuchen, an deinem ersten Abend nicht gleich vergiftet zu werden. Wird aber schwer bei den bösen, bösen Leuten, die heute da sein werden. Du solltest dich auf einiges gefasst machen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)